Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse

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Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
Ergebnisse der Potenzialanalyse

Innovative und umweltfreundliche
Wasserstoffanwendungen
im Seehafen Emden

                         Gefördert durch:
Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
Herausgeber:
Projektkonsortium des Projektes WASh2Emden

Autoren:
Sören Berg, MARIKO GmbH
Marcel Frerichs, abh INGENIEUR-TECHNIK GmbH
Manuel Gigli, Tyczka GmbH
Dr. Andreas Hänel, DBI - Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg
Dr. Matthäus Wuczkowski, Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG

Im Rahmen des Projektes:

Gefördert durch:

Kontakt:

Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG               MARIKO GmbH
Dr. Matthäus Wuczkowski                         Sören Berg
Tel.: +49 (0) 441 35020 - 613                   Tel.: +49 (0) 491 926 - 1147
E-Mail: mwuczkowski@nports.de                   E-Mail: soeren.berg@mariko-leer.de
Hindenburgstraße 26 - 30                        Berg­mann­straße 36
26122 Oldenburg                                 26789 Leer
www.nports.de                                   www.mariko-leer.de

Emden, Leer 2020
Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
Vorwort
                                                     mit vorhandenem Überschusswindstrom
                                                     erzeugt wird. Für Kurzstreckenverkehre und
                                                     für Anwendungen im Hafen ist er ein idealer
                                                     Energieträger.
                                                     Das Projekt WASh2Emden befasst sich genau
                                                     mit dieser Herausforderung. Es werden
                                                     Lösungen erarbeitet, grünen Wasserstoff
                                                     in Häfen umweltfreundlich zu nutzen. Dies
                                                     geschieht exemplarisch im Seehafen Emden.
                                                     Hierbei gelingt es, eine Versorgungskette
                                                     abzubilden, die es bislang in keinem deut-
                                                     schen Seehafen gibt. Sie reicht von der
                                                     Erzeugung aus Windkraft über die Speiche-
                                                     rung der Energie bis zur Abnahme durch die
                                                     Nutzer.
                                                     Die vermehrte Produktion von Wasserstoff
                                                     an der Küste ist eine Chance für unsere
                                                     Region, bietet aber auch Potenziale bei einer
                                    © Tobias Bruns
                                                     Einspeisung in das Ferngasnetz. So gebührt
TIM KRUITHOFF,                                       allen beteiligten Institutionen und Unterneh-
OBERBÜRGERMEISTER STADT EMDEN
                                                     men Dank für den Einsatz und die konstruk-
Nachhaltige Energieerzeugung, Ressourcen-            tive und vertrauensvolle Mitarbeit an diesem
effizienz und CO2-Minimierung sind schon             Projekt.
lange keine Themen mehr, mit denen sich              Ich bin davon überzeugt, dass Wasserstoff
nur Wissenschaftler oder Spezialisten ausei-         als zukunftsweisender Energieträger in der
nandersetzen.                                        maritimen Wirtschaft weiter zu entwickeln
Diese Herausforderungen sind Bestandteil             ist und hier in Emden ein wichtiger Beitrag
unseres täglichen Lebens geworden und                dazu geleistet wird.
zeigen an, wie notwendig es ist, hier intelli-
gente Lösungen zu finden.
Auch für umweltschonende Schiffsver-
kehre und für den nachhaltigen Betrieb von
Häfen sind innovative Konzepte gefragt. Ein
wichtiger Baustein dazu ist Wasserstoff, der
                                                                                                1
Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
Einführung
In den vergangenen 18 Monaten wurden die        wende. Allerdings ist Wasserstoff nicht als
Möglichkeiten untersucht, in Emden Was-         Allheilmittel zu sehen, sondern als eine wich-
serstoff aus regenerativer Energie zu erzeu-    tige Ergänzung unterschiedlicher Energieträ-
gen und Nutzern im Hafen zur Verfügung          ger sowie Grundstoff für CO2-arme syntheti-
zu stellen. Basis dafür ist eine umfassende     sche Kraftstoffe.
Umfrage bei den Unternehmen im Emder
                                                Die wesentlichen Herausforderungen sind
Hafen zum Energiebedarf sämtlicher Geräte,
                                                nun die Kosten durch Skaleneffekte weiter zu
Anlagen und Fahrzeuge.
                                                senken und die richtigen politischen Hebel
Die Projektergebnisse zeigen: technisch ist     zu betätigen, damit grüner Wasserstoff im
eine Wasserstoffwirtschaft gut und meist        Vergleich zu fossilen Energieträgern auch
problemlos umsetzbar. Die Technologie ist       wirklich wettbewerbsfähig wird.
weitestgehend erforscht. Viele Anwendun-
                                                Die vorliegende Broschüre zeigt einen Ein-
gen sind bereits marktreif oder stehen kurz
                                                blick der wichtigsten Projektergebnisse.
vor der Markteinführung. Unter den heutigen
                                                Weitere und vertiefte Informationen sind
Rahmenbedingungen macht die Herstellung
                                                dem Abschlussbericht zu entnehmen, der
von grünem Wasserstoff bei Einsatz von kon-
                                                nach Projektende veröffentlicht wird.
ventionellem Netzstrom oder auch netzge-
bundenem Windstrom unter ökonomischen           An dieser Stelle möchten wir uns bedan-
Gesichtspunkten nur Sinn, wenn man sich         ken. Unser Dank gilt allen Wegbegleitern
durch Ausnahmeregelungen - z.B. durch sehr      im Projekt aus Emden und darüber hinaus.
große Energieverbräuche - von den hohen         Insbesondere den Hafenunternehmen, den
Umlagen befreien lassen kann. Für die Initi-    Energieversorgern, den Windkraftanlagen-
ierung einer Wasserstoffwirtschaft müssen       betreibern, der Stadt Emden und den Behör-
die Rahmenbedingungen zu Gunsten CO2-ar-        den und allen, die das Projekt mit der Zurver-
mer Energieträger noch angepasst werden.        fügungstellung von Datenmaterial, inhaltlich
Grüner Wasserstoff aus grünem Strom lässt       und konstruktiv unterstützt haben. Unser
sich schon heute kostengünstig herstellen,      besonderer Dank gilt dem Bundesministe-
wenn Windkraft- oder Photovoltaikanlagen        rium für Verkehr und digitale Infrastruktur
ohne Netzanbindung und damit auch ohne          sowie dem Projektträger TÜV Rheinland, die
Förderung des Erneuerbare-Energien-Ge-          das Vorhaben finanziell unterstützt haben.
setzes (EEG) im Betrieb sind und der Strom      Wir wünschen Ihnen eine interessante
direkt zur Elektrolyse eingesetzt wird.         Lektüre und freuen uns über Ihr Feedback!
Ökologisch gesehen ist Wasserstoff für viele
Anwendungen sinnvoll, um CO2-Emissionen
zu reduzieren. Damit ist der Einsatz von Was-   Das WASh2Emden-Projektkonsortium
serstoff ein wichtiger Baustein der Energie-

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Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
Steckbrief: Seehafen Emden
     Der Seehafen Emden ist der westlichste deut-                                                      anlaufen. Der tidefreie Binnenhafen ist über
     sche Nordseehafen. Er liegt am Nordufer der                                                       zwei Schleusen erreichbar.
     Ems und besteht aus dem Binnenhafen, dem
                                                                                                       Ein großer Vorteil des Hafens sind seine
     Außenhafen und den Hafenerweiterungen
                                                                                                       enormen Flächenreserven. So stehen im
     im Bereich vor dem Larrelter Polder.
                                                                                                       Bereich der tidefreien Hafenanlagen und auf
     Emden ist ein leistungsstarker Universalha-                                                       dem Wybelsumer Polder attraktive Ansied-
     fen, der insbesondere im Roll-on/Roll-off-                                                        lungsflächen zur Verfügung.
     Umschlag eine führende Position in Europa
                                                                                                       Nicht nur die Nähe zu Windkraftanlagen,
     einnimmt. Neben neuen Kraftfahrzeugen
                                                                                                       die teilweise mehr Strom erzeugen, als in
     sind Forstprodukte, Flüssiggüter und Wind-
                                                                                                       der Region verbraucht werden, sprechen
     kraftanlagen von großer Bedeutung. Außer-
                                                                                                       für den Emder Hafen als Wasserstoffstand-
     dem werden von Emden aus die ganzjährig
                                                                                                       ort. Als Universalhafen und größter Hafen-
     verkehrenden Schiffslinien für Passagiere
                                                                                                       standort von Niedersachsen Ports verfügt er
     und Fracht zur Nordseeinsel Borkum betrie-
                                                                                                       über eine vielseitige Umschlagsstruktur und
     ben.
                                                                                                       erlaubt es unterschiedliche Anwendungsfel-
     Tideabhängig können Schiffe mit einem Tief-                                                       der für Wasserstoff zu testen.
     gang von bis zu 10,70 m den Emder Hafen
                                                                                                                                                                                    © Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG
           Deiche                                   vermarktbare Flächen
           Hochwasserschutz­einrichtung
          	                                        Lagerhallen
           Kompensationsflächen
          	                                        Lagerflächen                                                                                               Alter Lie
                                                                                                                                                                        gehafen

           Gebäude                                  Hafengleise
                                                   	                                                                                                          Neu
                                                                                                                                                                  er Li
                                                                                                                                                                       egeh
                                                                                                                           1. Hafenbecken

                                                                                                                                                                           afen
           KFZ-Aufstellfläche                       (Niedersachsen Ports)
           Fahrwasser                               Hafengleise (andere)
                                                                                                                                             er

                                                   	
                                                                                                                                            ass
                                                                                                                                            rw

           Liegeplätze                              Straßen (optional)
                                                                                                                              r    Fah
                                                                                                                           de

                                                                                                                                                                                                   al
                                                                                                                                                                                               an
                                                                                                                          Em

           Schwerlastkaje                           Stadtgrenze
                                                                                                                                                                                              hk

                                                   	
                                                                                                                                                                                            Stic
                                                                                                         2. Hafenbecken

           Schleuse                                 Hafengrenze                                                                                                                                                       nfe

                                                   	
                                                                                                                                                                                                                    Ha
                                                                                                                                                                                                                 er
                                                                                                                                                                                                                  m

           Krane, Hebeanlagen,
                                                                                                                                                                                                              rßu

          	
                                                                                                                                                                                                            Bo

           Verladebrücken, Mobilkrane                                                                                                                                                     Industriehafen

           zukünftig vermarktbare Flächen
          	
                                                                                 3. Hafenbecken

           (Fremdeigentum)                                                                                                                                                 Ölh
                                                                                                                                                                               a  fen

                                                            Borkumkai

                                                                                                                                             Binnenschiffsbecken
                                                   fen
                                               ha
                                              en
                                               ß

                                                                                                  Neuer Binnenhafen
                                            Au

                                                                                                                                                     Nordkai

                                                                            se
                                     G                               sch
                                                                        lau                                                                                                                                Jarßumer Hafen
                                                                  See
                                                             ße
                                                          Gro

                                                    fen
                                              rha
                                                                                                                                                                                                                            2
                                                                                                                                                  Südkai
                                            Vo

          Großschiffsliegeplatz
          GSLP geplant            Emskai
Emspier
Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
Hintergrund
Problemstellung                                Lösung
In Norddeutschland fällt eine große Menge      Der zur Verfügung stehende Überschuss-
an regenerativem Überschussstrom an, der       windstrom wird genutzt, um ihn mittels Elek-
aufgrund von Netzengpässen nicht genutzt       trolyse in Wasserstoff (H2) umzuwandeln, so
wird. Windkraftanlagen werden in ihrer Leis-   speicherbar und transportierbar zu machen
tung reduziert oder abgeschaltet, da der       und unterschiedlichen Anwendungen im
Strom nicht abgenommen werden kann.            Hafenumfeld zuzuführen, z.B. Anwendungen
                                               für Anlagen, die Wasserstoff direkt nutzen
Häfen verursachen eine große Menge an
                                               oder solchen, die den rückverstromten
CO2-Emissionen und Luftschadstoffen, die
                                               Strom nutzen.
durch eine stärkere Nutzung regenerativer
Energien reduziert werden können.
Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
Steckbrief: WASh2Emden
Ziele
Emissionsreduktion beim landseitigen Hafenbetrieb und
in der Logistik sowie bei den im Hafen liegenden Schiffen
Aufzeigen der technisch sinnvollsten und wirtschaflichsten
Wasserstoffversorgungskette im Emder Hafen
Zeitraum
Dezember 2018 bis Mai 2020
Projektpartner:

Kooperationspartner:

Projektfokus
•   Bereitstellungsoptionen von „grünem“ Wasserstoff
•   Wasserstoffinfrastruktur und -speicherung
•   Potenzielle Wasserstoffverwertung
•   Rahmenaspekte für den Wasserstoffeinsatz

                                    © Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG
Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
Untersuchungsfelder der Potenzial-

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Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
studie im Seehafen Emden

                           © Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG   7
Innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden - Ergebnisse der Potenzialanalyse
© Tyczka GmbH

                                     BEREITSTELLUNGSOPTIONEN
                                     VON „GRÜNEM“ WASSERSTOFF
                                     FÜR DEN SEEHAFEN EMDEN
Im Rahmen des WASh2Emden Projektes              Zur Analyse der Nutzungsmöglichkeiten
wurden verschiedene Szenarien betrachtet,       eines Power-to-Hydrogen-Systems im Emder
die sich jeweils mit verschiedenen Integra-     Hafen wurde im eigenständig aufgebauten
tionsmöglichkeiten eines Power-to-Hydro-        Berechnungstool ein Modell erstellt, welches
gen-Systems beschäftigen. Zum einen wurde       auf Grundlage der benötigten Wasserstoff-
der Betrieb einer Power-to-Hydrogen-Anlage      menge den Betrieb einer Elektrolyse simu-
durch den Strombezug aus dem Stromnetz          liert. Die eruierten Wasserstoffgestehungs-
(Strommix mit sehr hohem Anteil regenera-       kosten dienten dabei als Vergleichswert für
tiver Energie) des Emder Hafens analysiert      die verschiedenen Szenarien der Wasser-
und zum anderen die Stromzufuhr aus Wind-       stoffproduktion.
kraftanlagen. Dies ermöglichte einen weitrei-
                                                Der direkte Vergleich der Produktionsmög-
chenden Vergleich mehrerer Stromquellen
                                                lichkeiten aus ökonomischer Sicht zeigt, dass
für die örtliche Erzeugung von Wasserstoff
                                                bei einer direkten Windstromnutzung im
im Emder Hafen. Darüber hinaus wurde der
                                                Vergleich zur Netzstromnutzung inklusive
mögliche Wasserstoffimport analysiert.
                                                aller gesetzlichen Zulagen bis zu 50 % der
Die Grundidee des Konzeptes Power-to-Hy-        Kosten eingespart werden können. Ebenfalls
drogen ist die Umwandlung elektrischer          lässt sich feststellen, dass eine Degression
Energie in einen chemischen Energieträger       der Kosten durch die Nutzung eines größe-
in Form von Wasserstoff. Dabei wird Was-        ren Elektrolyseurs und einer damit einherge-
serstoff hergestellt, um diesen beispiels-      henden Erhöhung des Produktionsvolumens
weise zeitversetzt oder direkt verschiedenen    stattfinden kann.
Nutzungssektoren zuführen zu können. Die
                                                Das nebenstehende Diagramm (Abb.1)
Wasserelektrolyse mit erneuerbarem Strom
                                                fasst diese Ergebnisse zusammen und gibt
ist die meistdiskutierte Option zur Erzeugung
                                                darüber hinaus Aufschluss über die Auswir-
von „grünem“ Wasserstoff.
                                                kung der eingesetzten Elektrolyseurgrößen.
8
Abb.1: Wasserstoffgestehungskosten und -mengen verschiedener Elektrolyseure

Der Import von grünem Wasserstoff ist       dagegen könnte zu einem Preis von 2 bis
bereits bei Preisen zwischen 4 und 6 €/kg   4 €/kg von der arabischen Halbinsel oder
möglich, wobei hier insbesondere Marokko    Russland importiert werden. Hier ist der
durch gute Solar- und Windverhältnisse      Transport des Wasserstoffs ein wesentlicher
großes Potenzial hat. Blauer Wasserstoff    Kostentreiber.

Abb.2: Import von Wasserstoff 2030

                                                                                     9
Für das Projekt wurden verschiedene Mög-                                aufgrund der derzeitigen gesetzlichen Rah-
lichkeiten der Verteilung von Wasserstoff im                            menbedingungen, Steuern, Abgaben und
Seehafen Emden analysiert. Für die Versor-                              Umlagen, zu den in der Studie ermittelten
gung der verschiedenen Wasserstoffanwen-                                Kraftstoffkosten. Diese würden gemäß der
der wie Terminalbetriebe, Schiffe und Fahr-                             Auswertung der durchgeführten Umfrage
zeuge gibt es verschiedene Möglichkeiten,                               bei den im Hafen ansässigen Unternehmen
die jeweils ihre Vor- und Nachteile bieten.                             nicht akzeptiert werden. Aufgrund der mög-
                                                                        lichen Abnehmerstruktur im Emder Hafen
Eine davon ist die direkte Erzeugung von
                                                                        bietet sich die Versorgung mit Druckwasser-
Wasserstoff am Terminal, wodurch jeglicher
                                                                        stoff an, wobei das Druckniveau in den Spei-
Transport von Wasserstoff für die am Termi-
                                                                        cherbehältern mit zunehmendem Bedarf an
nal stattfindenden Wasserstoffanwendun-
                                                                        Wasserstoff steigen wird.
gen auf ein Minimum reduziert wird, jedoch
ein größerer Platzbedarf aufgrund der                                   Eine andere Möglichkeit der Distribution
Onsite-Wasserstoffproduktion       bestehen                             wäre eine Versorgung per LKW von einer
würde. Die Onsite-Produktion bedarf eines                               außerhalb gelegenen Erzeugung, was Lager-
umfangreichen Genehmigungsverfahrens.                                   und Transportkosten mit sich brächte. Eine
Anfragen bei den entsprechenden Ämtern                                  mobile Landstromversorgung zur flexiblen
mündeten in der Aussage, dass die Errich-                               und terminalunabhängigen Stromversor-
tung einer Windkraftanlage im Hafen nicht                               gung von Schiffen wurde ebenfalls betrach-
genehmigungsfähig ist. Die Netznutzung                                  tet (siehe Abb. 3).
zur Wasserstoffproduktion im Hafen führt

Abb. 3: Möglichkeiten der Wasserstoffdistribution

                                                                       •        Ermöglichung einer autarken Versorgung des
                                                                                Terminals durch Onsite-Elektrolyse
                                                                       •        Errichtung einer Windkraftanlage im Einzelfall
                                                                                prüfen

                                                                       •        Erzeugung des Wasserstoffs außerhalb des
                                                                                Hafens durch Nutzung bestehender Windkraft-
                                                                                anlagen, wobei Transportkosten den Wasser-
                                                                                stoffpreis erhöhen
                                                                       •        Besonders interessant sind WKA ohne EEG-Um-
                                                                                lage für die Direktvermarktung des Stromes zur
                                                                                Wasserstofferzeugung
                                                                       •        Optimierung der externen Wasserstoffversor-
                                                                                gung durch Abtrennung der Landstromversor-
                                                                                gung vom Terminal
                                                                       •        Eine flexiblere mobile Landstromversorgungs-
                                                                                einheit für in verschiedenen Hafenbereichen
                                                                                tätige Schiffe sowie keine Netzanpassungen für
                                                                                Ladesysteme
                       Strom              Wasserstoff

     Windkraftanlage           Blockheizkraftwerk       Wasserstoffspeicher            Gebäude                    Ladestation

                                                                                                                  Mobile Landstrom-
     Elektrolyseur             Schiff                   Wasserstofftankstelle          Wasserstofftransporter     versorgungseinheit

10
WASSERSTOFFINFRASTRUKTUR UND
                               -SPEICHERUNG IM SEEHAFEN EMDEN
Im Hinblick auf die unterschiedlichen Ver-                einen hohen Energieaufwand mit sich. Die
teilungskonzepte wurden verschiedene                      Dehydrierung ist eine endotherme Reak-
Speichermöglichkeiten des Wasserstoffs                    tion, die bei ca. 300 °C abläuft und mit einem
betrachtet (siehe Tab. 1). Die Speicherung                Energieaufwand von ca. 12 kWh/kg Was-
von flüssigem Wasserstoff ist hinsichtlich                serstoff verbunden ist. Diese Energie kann
der hohen Energiedichte die attraktivste                  durch thermische Verwertung eines Teils des
Form der Speicherung, jedoch aufgrund der                 gespeicherten Wasserstoffs bereitgestellt
projektbedingten Größenordnungen wenig                    werden, entsprechend ca. 1/3 der dehydrier-
sinnvoll, da Verflüssigungsanlagen nur in                 ten Wasserstoffmasse. Bei Vorhandensein
bestimmten Größenordnungen wirtschaft-                    einer Hochtemperaturwärmequelle kann
lich sind. Für die Verflüssigung von Wasser-              ggf. die erforderliche Wärmemenge ausge-
stoff wird verflüssigter Stickstoff zur Vorküh-           koppelt und zur Reduzierung des Wasser-
lung des gasförmigen Wasserstoffs benötigt.               stoffeinsatzes genutzt werden. Als weitere
Existiert eine Stickstoffquelle, ist der Betrieb          Alternative kann für den Dehydrierungs-
einer Wasserstoffverflüssigungsanlage, nach               prozess eine elektrische Heizung eingesetzt
Angaben von Linde Kryotechnik AG, wirt-                   werden.
schaftlich ab einem Bedarf von 5 t/d möglich,
                                                          Eine Speicherung in Druckbehältern ist
ohne Stickstoffquelle ab ca. 15 t/d.
                                                          gerade bei kleineren Anwendungen und
Die Speicherung von Wasserstoff in LOHC                   einem flexiblen Einsatz sinnvoll. Alle Spei-
(Liquid Organic Hydrogen Carriers) ist auf-               chertechniken sind in containerisierten
grund der leichten Handhabung und Spei-                   Systemen erhältlich, die eine leichte Erwei-
cherdichte ebenfalls eine interessante                    terung von Speicherkapazitäten und einen
Variante, nur bringt die Entnahme des Was-                standartisierten Transport ermöglichen
serstoffs aus solch einem Speichermedium                  (siehe Abb. 4).
Tab. 1: Bewertung unterschiedlicher Speichermedien
                      Volumetrische          Speicherkosten           Platzbedarf     Energieverlust
                       Energiedichte
 LOHC                1.899,81 kWh/m3                  €                    □□               ∆∆∆
 LH2                2.359,76 kWh/m3                  €€                     □               ∆∆
 CH2 (500 bar)      1.479,33 kWh/m3                 €€€                   □□□                ∆

Abb. 4: Wasserstoffspeicherarten in verschiedenen Größen
  Ein 40' Container mit Druckwasserstoff bei 500 bar in Kompositbehältern spei-
  chert eine Energiemenge von ca. 34.000 kWh.
  Ein 40' Container Flüssiggastank speichert mit 41.600 l LH2 Energiemenge von
  ca. 98.000 kWh.
  In einem Öltank, der Größe eines 40' Containers lässt sich in ca. 68 m3 LOHC
  eine Energiemenge von ca. 130.000 kWh speichern.

                                                                                                     11
Zahlen, Daten und Fakten

12
des Projektes WASh2Emden

                           © Clara Hüsch | www.clara-huesch.de   13
© Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG

                                      POTENZIELLE WASSERSTOFFNUTZUNG
                                      IM SEEHAFEN EMDEN UND
                                      DARÜBER HINAUS

Durch eine umfassende Befragung der             fossilen Energieträgern im Hafen und der
Hafenakteure und die Auswertung der             Stadt Emden ist in folgender Tabelle gegeben.
umfangreichen Datenbank des Projekt-
                                                Für die Ermittlung der potenziell benötig-
partners DBI konnten für den Seehafen
                                                ten Wasserstoffmengen wurden mehrere
Emden und dessen Umgebung potentielle
                                                Szenarien jeweils für den Hafen und die
Wasserstoffanwender und -absatzmengen
                                                Stadt entwickelt. Aufgrund des geringen Ent-
ermittelt werden. Die Analyse stützt sich
                                                wicklungsstandes von Wasserstoffschiffsan-
dabei auf Daten zur Anzahl, Betriebsdauer
                                                trieben wurden Schiffe in die Entwicklung
pro Tag, Treibstoffbedarf und Alter von
                                                der Szenarien nicht einbezogen. Weiterhin
Geräten, Anlagen und Fahrzeugen (GAF).
                                                gilt zu bedenken, dass batteriebetriebene
Eine Übersicht zum aktuellen Bedarf an

Tab. 2: Jährlicher Bedarf an fossilen Energieträgern für den Seehafen und der Stadt Emden
        (2019)
 Energieträger                          Seehafen [GWh/a]          Stadt Emden [GWh/a]
 Erdgas                                         206                        404
 Marinedieselöl                                 63
 Diesel & synthetische Kraftstoffe              116
 LNG                                            10
                                                                           300
 LPG                                            0,4
 Benzin                                         0,1
 Summe                                         395,5                       704
14
Fahrzeuge in direkter Konkurrenz zu Was-         zu industriellen, gewerblichen und kommu-
serstofffahrzeugen stehen, wobei davon           nalen Betrieben ausgewertet. Dabei konnten
ausgegangen wurde, dass sich alle batte-         weitere Wasserstoffabnehmer wie Züge
riebetriebenen Fahrzeuge (Flurförderfahr-        und BHKWs identifiziert werden. Die fol-
zeuge) nur im Hafen befinden. Aus diesem         gende Abbildung zeigt das Gesamtpotenzial
Grund betrachtet das Minimalszenario den         (100 %) für Wasserstoff im Hafen und in der
Wasserstoffbedarf bei einer 30 % Umstel-         Stadt und eine potenzielle Verteilung des
lung aller bis dato fossil betriebenen PKWs      Wasserstoffbedarfs im Stadtgebiet.
und Flurförderfahrzeuge auf kommerzielle
verfügbare Wasserstoffbrennstoffzellenlö-
                                                     Wasserstoffanwendungen mit
sungen. Das Maximalszenario geht hingegen
                                                     durchschnittlichen Verbräuchen:
von einer Umstellung aller GAFs aus, wobei
kommerziell verfügbare GAFs mit Brennstoff-          PKW:		          0,8-1 kg/100km
zelle und die restlichen GAFs mit Wasserstoff-       LKW:		          9-10 kg/100km
verbrennungsmotor ausgestattet werden
                                                     Bus:		          10-14 kg/100km
(siehe dazu auch Tabelle 3). Für den Seehafen
wurden die Wasserstoffmengen für die GAFs,           Zug:		          18-22,5 kg/100km
welche in der Befragung identifiziert wurden,        Gabelstapler:   0,3 kg/h
ermittelt. Für die Stadt Emden wurden Daten

Abb. 5: Jährlicher Wasserstoffbedarf für das Maximalszenario

                                                                                         15
Für das Minimalszenario, bei einer 30 %       ten Berechnungstool errechnet, wobei hier
Umstellung von fossil betriebenen PKWs        einzig Windstrom einbezogen wurde.
und Flurförderfahrzeugen, ergibt sich
                                              Interessant für eine Wasserstoffumstellung
ein Wasserstoffbedarf für den Hafen von
                                              sind somit Züge, BHKWs, Busse, Gabel-
1,5 GWh/a (0,05 kt/a) und für die Stadt
                                              stapler, PKWs, Kleintransporter und LKWs.
Emden von 56,9 GWh/a (1,7 kt/a). Die
                                              Besonders Züge (~300 kg/d), BHKWs (~50-
zusätzliche Umstellung von 394 batterie-
                                              1.000 kg/d), Busse (~40 kg/d) und LKWs
betriebenen Flurförderfahrzeugen benötigt
                                              (~30-40 kg/d) eigenen sich als Startanwen-
8,9 GWh/a (0,3 kt/a). Im Maximalszenario
                                              dungen für die Initiierung einer Wasserstoff-
ergibt sich für die Umstellung aller fossil
                                              wirtschaft, da diese regelmäßig mit größe-
betriebenen GAFs ein Wasserstoffbedarf im
                                              ren Wasserstoffmengen versorgt werden
Hafen von 52,2 GWh/a (1,6 kt/a) und für die
                                              müssen. Weiterhin eignen sich PKWs und
Stadt Emden von 311,8 GWh/a (9,4 kt/a).
                                              Flurförderfahrzeuge, aufgrund der Anzahl,
Für die Umstellung aller batteriebetriebe-
                                              dem Alter (im Emder Hafen: PKW Ø 4 Jahre
nen Flurförderfahrzeuge würden zusätzlich
                                              und Flurförderfahrzeuge Ø 5,5 Jahre) und der
29,7 GWh/a (0,9 kt/a) Wasserstoff benö-
                                              marktreifen Technologie, für eine Umstel-
tigt. Möchte man vorerst nur den Hafen mit
                                              lung. Anschließend können weitere Geräte
diesen Wasserstoffmengen versorgen, wäre
                                              wie Kleintransporter und Zugmaschinen auf
eine entsprechende Infrastruktur notwendig
                                              Wasserstoffantriebe umgestellt werden.
(siehe Abb. 6). Die Wasserstoffgestehungs-
kosten wurden mit dem bereits genann-

                                                                     © Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG
Abb. 6: Wasserstoffgestehungskosten und benötigte Leistungen der beiden Szenarien

Tab. 3: Wasserstoffbedarf für 30 % und 100 % Umstellung aller GAFs im Emder Hafen
                                   30% Umstellung                        Vollständige Umstellung
Geräte / Anlagen /                     H2-Bedarf [MWh/a]                         H2-Bedarf [MWh/a]
Fahrzeuge
                      Anzahl [-]   Brennstoff-   H2-Verbren-   Anzahl [-]    Brennstoff-   H2-Verbren-
                                      zelle      nungsmotor                     zelle      nungsmotor
Flurförderfahrzeuge
                         394         8.921*           -          1.310        29.710**             -
(elektrisch)
Flurförderfahrzeuge
                         33           404*            -           98          1.232**              -
(fossil)
PKW                      58          1.135*           -           185         3.654**              -
Zugmaschine              24          3.562          8.906         82           11.860       29.650**
LKW                      20           605           1.513         66           1.903         4.759**
Transporter              25           884           2.210         88           2.829         7.073**
Reachstacker              2            91           227            9            281           702**
Minibagger                2           0,5            1             5             1             3**
Bagger                    1            44            18            5             77           192**
Traktor                   9            61           154           28            191           478**
Radlader                  1            24            59            5            321           803**
Hubsteiger                0             -             -            1             12           29**
SMTP                      0             -             -            1            847          2.117**
Kleinbus                 23           171           427           80            602          1.504**
* Min.-Szenario
** Max.-Szenario
                                                                                                         17
© MARIKO GmbH

Der Einsatz von Wasserstoff unterliegt recht-   12,5 €/kg aus Netzstrom erzeugt werden
lichen Rahmenbedingungen im Bereich der         kann. Über Ausnahmeregelungen ist es
Zulassung und Nutzung von Wasserstoff-          möglich, die Netzentgelte zu reduzieren,
erzeugungsanlagen, aber auch Maßnahmen          woraus sich ein optimierter Wasserstoffpreis
wie die Schulung von Mitarbeitern sind zu       von 5,85 €/kg ergibt. Die Politik ist bereits
beachten.                                       von der Industrie dazu aufgefordert worden,
                                                an diesen Rahmenbedingungen zu arbeiten.
Gerade die Nutzung von Strom zur Erzeu-
gung von Wasserstoff birgt angesichts der       Grundsätzlich ist jegliches Personal im
verschiedenen Gesetze im Energierecht           Umgang mit Wasserstoff zu schulen und
einige Hürden. Elektrolyseure gelten als        auf die besonderen Gefahren hinzuweisen.
Letztverbraucher von Strom und müssen           Darüber hinaus sind die Besonderheiten im
damit regulär sämtliche Netzentgelte            Explosionsschutz und die Besonderheiten
zahlen, sodass Wasserstoff laut berechne-       der jeweiligen Wasserstoffanwendung, sei es
ter Szenarien im Projekt zu einem Preis von     Elektrolyse oder Speicherung, zu vermitteln.

18
RAHMENASPEKTE FÜR
DEN WASSERSTOFFEINSATZ IM
SEEHAFEN EMDEN

   Für die Errichtung einer Wasserstoffversorgungskette im Emder Hafen
   sind unterschiedliche Genehmigungsverfahren von der Bereitstellung bis
   hin zu Distribution von Wasserstoff notwendig. Die wichtigsten Erkennt-
   nisse dazu können folgendermaßen zusammengefasst werden:

   Errichtung einer Windkraftanlage
   Genehmigungsgrundlage für die Errichtung von Windkraftanlagen im
   Hafen bzw. Hafenumfeld sind im Wesentlichen die NBauO (Niedersäch-
   sische Bauordnung) und für Anlagen mit einer Höhe von > 50 m das
   BImSchG.
   Errichtung eines Elektrolyseurs
   Elektrolyseure sowie vorgesehene Anlagenteile und Verfahrensschritte
   sind nach der 4. BImSchV grundsätzlich genehmigungspflichtig. Das
   Genehmigungsverfahren wird nach dem BImSchG durchgeführt.
   Speicherung von Wasserstoff
   Ab einer Lagerkapazität von 30 t bedarf es eines Genehmigungsverfah-
   rens nach BImSchG mit Öffentlichkeitsbeteiligung; bei geringerer Lager-
   kapazität ist ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren nach BImSchG
   durchzuführen.
   Errichtung einer Tankstelle
   Für die Errichtung kleiner Wasserstofftankstellen mit einer Lagerkapazität
   < 3 t bedarf es einer Zulassung nach der Betriebssicherheitsverordnung
   (BetrSichV) in Verbindung mit einer Baugenehmigung; Größere Wasser-
   stofftankstellen bedürfen einer Genehmigung gemäß BImSchG.
   Hafenbestimmungen
   Aus der niedersächsischen Hafenordnung (NHafenO) ergeben sich für die
   derzeit avisierte Ausgestaltung der Wasserstoffversorgungskette keine
   Besonderheiten. Für die einzelnen Komponenten der Bereitstellung, Dis-
   tribution und Anwendung des Wasserstoffes ist aber das niedersächsi-
   sche Hafensicherheitsgesetz (NHafenSG) von Relevanz. Die darin enthal-
   tenen Vorgaben zur Risikobewertung, Ausführung und Umsetzung von
   Sicherheitsbestimmungen sowie Erstellung eines Gefahrenabwehrplanes
   sollten im Hinblick auf die Wasserstoffversorgungskette frühzeitig mit der
   zuständigen Behörde, dem für Häfen zuständigen Ministerium (Fachminis-
   terium), abgestimmt werden.

                                                                                19
CO2-MINDERUNG DURCH
                                                 WASSERSTOFFEINSATZ
Die derzeitigen CO2-Emissionen im Emder             im Eigentum im Hafen ansässiger Unterneh-
Hafen ergeben sich aus den eingesetzten             men befinden.
Geräten, Anlagen und Fahrzeugen (GAF),
                                                    Die möglichen CO2-Emissionsreduktions-
dem Stromverbrauch in Gebäuden und
                                                    potenziale aus den verschiedenen Szenarien
Prozessen sowie dem Erdgasverbrauch zur
                                                    sind im Diagramm zu sehen, wo jeweils die
Wärmeerzeugung:
                                                    möglichen Reduzierungen und entsprechen-
Tab. 4: CO2-Emissionen im Emder Hafen               den Wasserstoffmengen beim Minimal- und
                                                    Maximalszenario dargestellt sind. Das Mini-
Alle Fahrzeuge (fossile Kraft-   54.102 t CO2       malszenario ist aufgrund der marktreifen
stoffe und stromgebunden)
                                                    Technologien derzeit das realistischste,
Stromnutzung (2019)              44.412 t CO2
                                                    erreicht jedoch relativ geringe CO2-Ein-
Wärmeerzeugung (2019)            42.057 t CO2       sparungen. Das Maximalszenario erzielt
                                                    dagegen deutlich höhere Einsparungen, ist
Gesamt                           140.571 t CO2      insbesondere aufgrund der derzeit nicht am
                                                    Markt verfügbaren wasserstoffbetriebenen
Zu allen Fahrzeugen zählen auch Schiffe und         Nutzfahrzeuge jedoch nicht zeitnah umzu-
LKW, die im Hafen stationiert sind und sich         setzen.

Abb. 7: Emissionsreduzierung vs Wasserstoffbedarf

20
© Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG

Aus der Abbildung 8 zu weiteren CO2-Reduk-       der erneuerbaren Energien voranzutreiben.
tionspotenzialen lässt sich ableiten, welche     Dieser Punkt ist das Fundament der darge-
weiteren Schritte kurz-, mittel- und langfris-   stellten Pyramide, da ohne den weiteren und
tig notwendig sind, um die CO2-Neutralität im    massiven Ausbau erneuerbarer Energien wie
Emder Hafen zu erreichen. Hier spielen viele     Photovoltaik und Windenergie weitere Sek-
externe Faktoren wie die weitere Forschung       toren wie der Verkehr und die Wärme auch
und Entwicklung für neue wasserstoffbetrie-      im Emder Hafen nicht CO2-neutral werden
bene Fahrzeuge, aber auch politische Rah-        können.
menbedingungen eine Rolle, um den Ausbau
Abb. 8: CO2-Reduktionspotentiale und Maßnahmen zur Erreichung der CO2-Neutralität

                                                                                                      21
Technologieoptionen
     Welche Komponenten einer Wasserstoffversorgungskette

                            Marktreif und     Marktreif und
                            kurzfristig gut   mittelfristig
                            darstellbar       darstellbar
22
für den Emder Hafen
sind kurz- und mittelfristig im Emder Hafen darstellbar?

                                                            < 5 Jahre

                                                            5 - 10 Jahre
                                                            abhängig von der
                                                            Leistung

                                                            < 5 Jahre

                                                            5 - 10 Jahre

                                                            < 5 Jahre

                                                            < 5 Jahre

                                                            5 - 15 Jahre

                                                            < 5 Jahre

                                                            0 - 10 Jahre
                                                            abhängig von der
                                                            Leistung

                                                            > 10 Jahre

        In Entwicklung        Aufgrund der Rahmenbedin-
        und / oder lang-      gungen / der Mengen aktuell
        fristig darstellbar   nicht darstellbar für Emden
                                                                           23
Beispielhafte Wasserstoffkette
Was kann eine 500 kW Windkraftanlage versorgen?
                               !                                                  €
      Windkraft      Eine Windkraftanlage        Erzeugte Strommenge:   Stromkosten:
                     mit 500 kW Anschluss-
                                                 1,1 GWh/a              ca. 4 ct/kWh
                     leistung liefert direkten
                     Windstrom ohne EEG-
                     Förderung

     Elektrolyseur   Ein PEM-Elektrolyseur       Produktionsmenge:      Investition:
                     mit 330 kW Anschluss-
                                                 ca. 15.812 kg/a bzw.   ca. 0,5 Mio. €
                     leistung produziert
                                                 527 MWh/a
                     Wasserstoff

H2-Zwischenspeicher Ein Kompressor               1 Wasserstoffbündel:   Investition:
                     verdichtet H2, der in
                                                 12,7 kgH2 bzw.         Kompressor
                     Flaschenbündeln
                                                 423 kWh                ca. 0,2 Mio.€
                     zwischengelagert
                     wird                        350 bar

     H2-Transport    Ein LKW transportiert       Speichergröße:         Investition:
                     Flaschenbündel zu den
                                                 8 Flaschenbündel       für 8 Flaschenbündel
                     Tankstellen                 mit insgesamt 100 kg   ca. 50.000 €
                                                 Wasserstoff pro LKW

     H2-Tankstelle   Eine öffentlich             Betriebsdruck:         Öffentliche Tankstelle:
                     zugängliche Tankstelle                             1-1,5 Mio.€ (bis zu 50 %
                                                 PKW: 700 bar
                     für PKW, eine kleine                               des Invests förderbar)
                     Tankstelle für Stapler      Stapler und Busse:
                                                                        Kleine
                                                 350 bar
                                                                        Staplertankstelle:
                                                                        ab 0,5 Mio.€
                                                                        H2-Gestehungskosten:
                                                                        8-9 €/kg

H2-Anwendungen       Einsatz von bis zu:         Verbrauch:             PKW: ab 65.000 €
                     32 PKW oder                 PKW:                   Stapler:
                     28 Staplern oder            0,8-1 kgH2/100km       flottenabhängig
                     2 ÖPNV-Bussen                                      (bis zu 40 % des
                                                 Stapler:
                     basierend auf                                      Mehrinvests
                                                 0,3 kgH2/h
                     Brennstoffzellen                                   förderbar)
                                                 Bus:
                                                                        Bus: 650.000 €
                                                 10-14 kgH2/100km
24
Gut zu wissen: Wasserstoff-Farbenlehre
Je nach Ursprung wird Wasserstoff unterschiedlich bezeichnet – im Sprachgebrauch verwen-
det man deshalb Farben für das in Wahrheit farblose Gas. Hier ein Überblick:

H2
                                      Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen
                                      gewonnen. In der Regel wird bei der Herstellung Erdgas
                                      unter Hitze in Wasserstoff und CO2 gespalten. Das CO2
                                      wird anschließend ungenutzt in die Atmosphäre abge-
                                      geben und verstärkt so den globalen Treibhauseffekt:
                                      Bei der Produktion einer Tonne Wasserstoff entstehen
                                      rund 10 Tonnen CO2.

               H2
                                                     Blauer Wasserstoff ist grauer Wasserstoff, dessen
                                                     CO2 bei der Entstehung jedoch abgeschieden und
                                                     gespeichert wird (Englisch: Carbon Capture and
                                                     Storage, CCS). Das bei der Wasserstoffproduktion
                                                     erzeugte CO2 gelangt so nicht in die Atmosphäre
                                                     und die Wasserstoffproduktion kann bilanziell als
                                                     CO2-neutral betrachtet werden.

         H2
                                                Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von
                                                Wasser hergestellt, wobei für die Elektrolyse aus-
                                                schließlich Strom aus erneuerbaren Energien zum
                                                Einsatz kommt. Unabhängig von der gewählten
                                                Elektrolysetechnologie erfolgt die Produktion von
                                                Wasserstoff CO2-frei, da der eingesetzte Strom zu
                                                100 % aus erneuerbaren Quellen stammt und damit
                                                CO2-frei ist.

              H2
                                                     Türkiser Wasserstoff ist Wasserstoff, der über die
                                                     thermische Spaltung von Methan (Methanpyro-
                                                     lyse) hergestellt wurde. Anstelle von CO2 entsteht
                                                     dabei fester Kohlenstoff. Voraussetzungen für die
                                                     CO2-Neutralität des Verfahrens sind die Wärmeversor-
                                                     gung des Hochtemperaturreaktors aus erneuerbaren
                                                     Energiequellen, sowie die dauerhafte Bindung des Koh-
                                                     lenstoffs.

Quelle: https://www.kopernikus-projekte.de/wasserstoffforschung                                              25
© Christian O. Bruch/ Niedersachsen Ports
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