Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational

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Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Internationale Zeitschrift für
                                                                                             christliche Sozialethik
                                                         Die Würde der Tiere ist antastbar   Michael Rosenberger
                                                                                             Der Mensch und seine Tiere
                                                                                             Franz-Theo Gottwald/Isabel Boergen
                                                                                             Tierwohl in der industriellen Nutztierhaltung
                                                                                             Silvia Schroer
                                                                                             Tierschutz und Tierethik im Alten Testament
                                                                                             Heike Baranzke
                                                                                             Interkulturelle Verständigung über
                                                                                             Schlachten und Schächten
                                                                                             Alberto Bondolfi
                                                                                             Christlicher Beitrag zur Tierethik
                                                                                             säkularer Gesellschaften

                                                                                             Stjepan Baloban
                                                                                             Soziallehre und Caritas in Kroatien

Sozialinstitut Kommende Dortmund                                                             Sozialinstitut Kommende Dortmund
3/2014                                                                                       3/2014

                                   24.05.2012 23:28:11
Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Zu dem vom Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck initiierten „Dialogprozess“ im

                                                                                                                                                                                                                                                                                                           www.evonik.de
                                                            Ruhrbistum Essen für ein „Zukunftsbild“ zum christlichen Leben in der „Metropole Ruhr“
                                                            hat das Institut für kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen im Jahre 2014
                                                            den fünften Band seiner anerkannten ökumenischen Reihe mit Lebensbildern von
                                                            Christinnen und Christen aus dem Ruhrgebiet vorgelegt.
                                                            Dazu haben 16 Autorinnen und Autoren 17 neue Lebensbilder von engagierten und
                                                            profilierten Christen vornehmlich aus dem Industriezeitalter des Ruhrgebiets aus
                                                            verschiedenen Quellenbeständen erarbeitet. Engagierte Pfarrer und Ordensfrauen
                                                            sind vertreten: Aus der ersten Priester-Generation im Ruhrbistum werden die Prälaten
                                                            Paul Auferbeck und Professor Heribert Heinemann sowie Weihbischof Wolfgang Große
                                                            vorgestellt. Als weiter im Ruhrgebiet wirkender Bischof wird der erst jüngst von der
                                                            „Forschung endeckte“ französische Militärbischof im Rheinland Paul Rémond für den
                                                            „Ruhrkampf“ vorgestellt.

                                                            Christen an der Ruhr, Band 5
                                                            Herausgegeben von Reimund Haas und Jürgen Bärsch
                                                            2014, 240 Seiten, geb. 24,80 d. ISBN 978-3-402-10491-0

                                                                                                          Impressum

           8. Jahrgang                      2014       Heft 3                       Verlag und Anzeigenverwaltung
                                                                                    Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG
           Herausgeber                                                              D–48135 Münster
           Prälat Dr. theol. Peter Klasvogt, Dortmund                               Tel. (0251) 69 01 31
               Sozialinstitut Kommende                                              Anzeigen: Petra Landsknecht, Tel. (0251) 69 01 33
           Prof. Dr. Markus Vogt, München                                           Anzeigenschluss: am 20. vor dem jeweiligen Erscheinungsmonat
           Prof. Dr. Joachim Wiemeyer, Bochum                                       Erfüllungsort und Gerichtsstand: Münster
               Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Sozialethiker
           Prof. Dr. Peter Schallenberg, Mönchengladbach                            Bezugsbedingungen
               Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle                    Preis im Abonnement jährlich: 49,80 c/sFr 85,-
           Stefan Lunte, F-Bresson/B-Brüssel                                        Vorzugspreis für Studenten, Assistenten, Referendare:
                                                                                    39,80 c/sFr 69,20
           Redaktion                                                                Einzelheft: 12,80 c/sFr 23,30; jeweils zzgl. Versandkosten
           Dr. phil. Dr. theol. Richard Geisen (Kommende, Dortmund)                 Alle Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer.
           Dipl.-Theol. Detlef Herbers (Kommende, Dortmund)                         Abonnements gelten, sofern nicht befristet, jeweils bis auf Widerruf.
           Dr. phil. Wolfgang Kurek (KSZ, Mönchengladbach)                          Kündigungen sind mit Ablauf des Jahres möglich, sie müssen bis
                                                                                    zum 15. November des laufenden Jahres eingehen.                                                                                                                                  Wir machen Autos und Spritsparen
           Konzept Schwerpunktthema                                                                                                                                                                                                                                  leichter. Das schont die Ressourcen
                                                                                                                                                                                                                                                                     und den Geldbeutel.
           Prof. Dr. Michael Rosenberger                                            Bestellungen und geschäftliche Korrespondenz
                                                                                    Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG
           Redaktionsanschrift                                                      D–48135 Münster
           Sozialinstitut Kommende, Redaktion Amosinternational,                    Tel. (0251) 69 01 36
           Brackeler Hellweg 144, D–44291 Dortmund
           Mail       redaktion@amosinternational.de                                Druck
           Internet amosinternational.de                                            Druckhaus Aschendorff, Münster
                                                                                                                                                                                                         Ob Karosserie oder Verglasungen: Leichtbaukunststoffe
                                                                                    Printed in Germany                                                                                                   von Evonik machen Autofahren umweltfreundlicher. Bau-
           Erscheinungsweise                                                                                                                                                                             teile mit unserem Hartschaumstoff ROHACELL ersetzen
           Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich                                Umschlaggestaltung                                                                                                   schweres Metall. Und unser PLEXIGLAS ersetzt schweres
                                                                                                                                                                                                         Glas. So sparen wir Gewicht und schließlich auch Benzin.
           (Februar, Mai, August, November)                                         freistil – Büro für Visuelle Kommunikation, Werl
                                                                                                                                                                                                         Mit der Kreativität der Spezialchemie entwickeln wir Zu-
                                                                                                                                                                                                         kunftslösungen. Und mit der Kraft eines Industriekonzerns
           ISSN 1867–6421                                                                                                                                                                                versorgen wir die Weltmärkte.

ef - amos 02_2012 - seiten001-056.indd 4                                                                                                                    24.05.2012 23:28:11   ef - amos 02_2012 - seiten001-056.indd 4                                                                                                 24.05.2012 23:28:11
Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Inhalt

                              Editorial   Markus Vogt (München)
                                          Das Tier zwischen Produktionsfaktor und Würdeanspruch                              2
                                          Zu diesem Heft

          Schwerpunktthema                Michael Rosenberger (Linz/Österreich)
                                          Der Mensch und seine Tiere                                                         3
                                          Einführung und Hinweise für eine zeitgemäße Tierethik

                                          Franz-Theo Gottwald, Isabel Boergen (München)
                                          Tierzucht, Tierhaltung und Ernährung                                               6
                                          Tierwohl in der industriellen Nutztierhaltung und die Notwendigkeit
                                          systemarer Veränderungen am Beispiel Rind

                                          Silvia Schroer (Bern/Schweiz)
                                          Tierschutz und Tierethik im Alten Testament                                       13
                                          Am Beispiel des Esels

                                          Heike Baranzke (Wuppertal)
                                          Im Zeichen des Lammes                                                             20
                                          Hintergründe und Optionen für eine interkulturelle Verständigung
                                          über die Tierschlachtung

                                          Alberto Bondolfi (Trient/Italien und Zürich/Schweiz)
                                          Der christliche Beitrag zur Tierethik säkularer Gesellschaften                    27
                                          Rückblick und aktuelle theologische Herausforderungen

                  Tagungsbericht          Kurt Remele (Graz/Österreich)
                                          Vergessene Tiere, verschwundener Metropolit                                       35
                                          Bericht über die First Annual Oxford Summer School on Animal Ethics

                                          Andreas Kuhnlein (Unterwössen/Chiemgau)
                                          Der Mensch – Krönung oder Krebsgeschwür?                                          28
                                          Ulme, 1998

         Buchbesprechungen                Interdisziplinarität der Christlichen Sozialethik                                 38
                                          Wo steht die Umweltethik?                                                         39
                                          Wettstreit um Ressourcen                                                          40
                                          Die Moral der Energiewende                                                        42
                                          Sozialprinzipien und Finanzverfassung                                             43
                                          Internetethik                                                                     44
                                          Soziales Europa?                                                                  46
                                          Ethik und Migration                                                               47
                                          Auswandererberatung und Auswandererfürsorge                                       49

                 Dokumentation            Stjepan Baloban (Zagreb/Kroatien)
                                          Kirchliche Soziallehre und Caritas in der Transformationsgesellschaft Kroatiens   50
                                          Zur aktuellen Entwicklung und zur Geschichte seit 1990

                     Der Überblick        Summaries                                                                         54
                                          Résumés                                                                           55
                                          Bisherige Schwerpunktthemen und Vorschau                                          56

                          Impressum                                                                                         U2

         MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3                                                                               1

amos 03_2014 - seiten001-056.indd 1                                                                                              03.08.2014 17:43:03
Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Editorial

                                      S
                                      eit 2002 ist der Tier-
                                      schutz in Deutsch-
                                  land verfassungsrecht-
                                                                Das Tier zwischen
                                  lich verankert (Art. 20a
                                  GG). Die Schweiz spricht      Produktionsfaktor und
                                  den Tieren bzw. Kreatu-
                                  ren „Würde“ zu (Verfas-
                                  sung Art. 120 Satz 2;
                                                                Würdeanspruch
                                  Tierschutzgesetz Art. 1).
                                  Im deutschen Tierschutz-      chung als Partner oder Familienmit-          nerseits und alles Graduelle überschrei-
              Markus Vogt         gesetz ist von den „Mit-      glieder. Auf der anderen Seite steht ei-     tender geistig-moralischer Differenz
                                  geschöpfen“ die Rede, de-     ne historisch beispiellose Entfremdung       andererseits zu bestimmen? Die Ko-
                    ren „Leben und Wohlbefinden zu schüt-       von Tieren im Rahmen der modernen            härenzdefizite im Tierschutz weisen auf
                    zen“ ist und denen niemand „ohne            Nutztierhaltung sowie der zunehmend          eine offene Flanke des menschlichen
                    vernünftigen Grund Schmerzen, Lei-          urbanisierten Zivilisation, die mit ho-      Selbstverständnisses in der gegenwär-
                    den oder Schäden zufügen“ darf (§ 1).       hem Tempo die Lebensräume zahlrei-           tigen europäischen Kulturordnung hin.
                    Was aber ist der ethische bzw. recht-       cher Tierarten zerstört und den Men-             Der tiefe Graben zwischen dem An-
                    liche Status von einem Mitgeschöpf?         schen in ihrem Alltag nur wenig Raum         spruch, das Tier als „Mitgeschöpf“ in
                    Und was ist in diesem Kontext ein ver-      für Begegnung mit Tieren lässt. Durch        seiner Würde zu achten, und der Sys-
                    nünftiger Grund? Die gängige recht-         den enormen Druck zur Produktions-           temlogik des gesellschaftlich-ökono-
                    liche Umschreibung als „triftig“, „ein-     steigerung ist die Nutztierhaltung trotz     mischen Verwertungsdrucks ist nicht
                    sichtig“, „von einem schutzwürdigen         des europaweit verbesserten Rechts-          zu übersehen und führt zu emotional
                    Interesse getragen“ und „auf ein ver-       schutzes für Tiere in einer tiefen Krise.    aufgeladenen und polarisierten De-
                    tretbares Maß reduziert“ hilft nicht viel       Gründungsvater einer ethischen           batten. Die folgenden Beiträge gehen
                    weiter. Die Begriffe „Mitgeschöpf“ und      Theorie des Tierschutzes ist Jeremy          diesem vielschichtigen Themenfeld
                    „Würde der Kreatur“ durchbrechen die        Bentham (1748–1832): Sein Maßstab            anhand von „Tiergeschichten“ nach –
                    vorherrschende rechtssystematische          ist das Wohlergehen aller empfin-            Pferd, Esel, Rind und Schaf stehen für
                    Unterscheidung von Person und Sa-           dungsfähigen Lebewesen. Unter Wohl-          je ein Schwerpunktthema im Mittel-
                    che, ohne den eigenständigen Existenz-      ergehen versteht er das Streben nach         punkt – und suchen nach sozialethi-
                    wert des Tieres näher klären zu können.     Lust und die Vermeidung von Leid. Da         schen Orientierungslinien. Aufgrund
                        Grundlegende Fragen stehen zur          er auch Tieren diese Fähigkeit in abge-      der vor allem europarechtlich zuneh-
                    Debatte: Wo steht das Tier in der Wer-      stufter Form zuerkennt, ist seine Ethik      menden Verordnung von Ethikkom-
                    teskala? Lässt sich Tierschutz nur alt-     unmittelbar auch auf diese anwendbar.        missionen auch für den Schutz von
                    ruistisch im Sinne abwägungsfähiger         Für die Tierhaltung können auf dieser        Wirbeltieren besteht hier in der inter-
                    Rücksichtnahme nach Abstufung der           Grundlage verhaltensbiologische In-          disziplinären Forschungslandschaft
                    jeweils empirisch nachweisbaren Emp-        dikatoren des Wohlbefindens und der          Orientierungsbedarf. Dabei sind auch
                    findungsfähigkeit begründen oder ist er     Tiergesundheit bestimmt werden, um           theologische Aspekte relevant, wie die
                    kategorisch in der Ethik zu verankern?      Regeln für eine artgerechte Haltung          First Annual Oxford Summer School on
                    Die Diskussion um Tierschutz ist von        festzulegen.                                 Animal Ethics zu „Religion and Ani-
                    einer tiefen Diskrepanz geprägt: Auf            Auch wenn die deutschen Tier-            mal Protection“ zeigt, über die in die-
                    der einen Seite steht das zunehmende        schutzstandards im internationalen           sem Heft berichtet wird.
                    Wissen über Empfinden, Bedürfnisse,         Vergleich relativ hoch sind, wird die            Das vorliegende Heft von Amos-
                    Sozialverhalten und kognitives Vermö-       Praxis dem darin formulierten An-            international, das der Tierethik gewid-
                    gen von Tieren. Es führt in der Wis-        spruch oft nicht gerecht. Hinter der         met ist, geht theologisch-ethischen,
                    senschaft zur Annahme eines fließen-        Unsicherheit im Vollzug steht ein un-        philosophischen und gesellschaftlichen
                    den Übergangs zwischen Mensch und           gelöstes philosophisch-theologisches         Zusammenhängen nach und sucht
                    Tier und in der Bevölkerung zu einer        Problem: Wie ist das Mensch-Tier-            nach kohärenten Kriterien für prakti-
                    verbreiteten emotionalen Annäherung         Verhältnis zwischen den beiden Polen         zierbaren Tierschutz im Kontext mo-
                    an Tiere sowie zu ihrer Vermenschli-        enger biologischer Verwandtschaft ei-        derner Gesellschaft.

                            2                                                                               MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3

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Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Schwerpunktthema

      Der Mensch und seine Tiere
      Einführung und Hinweise für eine zeitgemäße Tierethik

      In dem eindrucksvollen Lied „Erbarme dich“ auf seiner CD „Einhandsegler“ aus dem
      Jahr 2000 schildert der Liedermacher Reinhard Mey einen Transport von Pferden aus
      Litauen nach Sardinien, wo sie geschlachtet werden sollen. Diese letzte Reise der Tie-
      re über 3000 Kilometer quer durch Europa, die rein ökonomische Gründe hat, ist mit
      unsäglichen Qualen verbunden. Festgebunden im engen Transporter sind den Tieren
      nur wenige kurze Pausen gestattet. Mit Schlägen und Elektroschocks werden sie je-
      weils wieder in den Transporter hineingetrieben – die Behandlung ist so, dass die Tie-
      re keinen Widerstand leisten, aber doch aufrecht stehend am Ziel ankommen, denn
                                                                                                                         Michael
      sonst gibt es für sie keine Schlachtprämie.                                                                        Rosenberger

      A     uf diese detaillierte und unend-
            lich triste Beschreibung des Tier-
      transports in den drei Strophen des
                                                   küls, das alle tierethischen Dämme ein-
                                                   gerissen hat, haben Nutztiere höchste
                                                   Priorität, wenn eine Tierethik entwor-
                                                                                                Menschen besonders viel Fleisch kau-
                                                                                                fen wollen.
                                                                                                    3) Eine moderne Tierethik muss so-
      Lieds antwortet der Liedermacher im          fen werden soll.                             dann vor allem hinschauen. Zweimal
      Refrain jeweils mit einem eindring-              2) Diese Ethik muss sich folglich        betont der Refrain des genannten Lie-
      lichen Appell, der den ZuhörerInnen          erstens sozialethisch fragen, was sie        des: „Sieh hin!“ Dieser Hinweis ist gut
      einen Schauer über den Rücken jagt:          dem ökonomischen Druck entgegen-             biblisch. In den beiden lukanischen
      „Erbarme dich, erbarme dich! Erbar-          setzen kann: Kurzfristig durch gesetz-       Gleichnissen von der Barmherzigkeit
      me dich der Kreatur, sieh hin und sag        liche Verordnungen und Verbote, aber         wird jeweils davon gesprochen, dass
      nicht, es ist nur Vieh! Sieh hin und er-     auch mittelfristig durch ökonomische         die handelnden Personen zunächst hin-
      barme dich!“                                 Anreize (Subventionen) bzw. Strafen          schauen, Priester und Levit ebenso wie
          Dieses Lied birgt eine Menge An-         (gestaffelte Tiernutzungssteuern). Sie       Samariter und Vater (Lk 10,31–33;
      satzpunkte für eine ethische und theo-       muss sich zweitens individualethisch         15,20). Die moderne Tierindustrie ist
      logische Reflexion auf den Themen-           (tugendethisch) fragen, wie die sym-
      schwerpunkt dieses Heftes, Tierschutz        bolischen Codes, die den Lebensmittel-              Die Tierindustrie versucht,
      und Tierethik in sozialethischer Per-        konsum maßgeblich steuern, langfris-                das von ihr verursachte
                                                                                  1
      spektive. Einige davon möchte ich kurz       tig verändert werden können. Solange                Leid der Nutztiere
      nennen:                                      der Fleischkonsum einer der stärksten               unsichtbar zu halten
          1) Die Frage des Tierschutzes muss       Ausweise von Männlichkeit ist, wer-
      in der gegenwärtigen Industriegesell-        den Männer auch bei höheren Preisen          mit allen Mitteln bemüht, das mit ihr
      schaft auf Nutztiere fokussiert wer-         kaum auf fleischarme Ernährung um-           verbundene Tierleid unsichtbar zu ma-
      den. Auch der Umgang des modernen            steigen. Und solange die Fleischmen-         chen. Zuchtstationen, Massentierhal-
      Menschen mit Wildtieren und selbst-          ge auf dem Teller der wichtigste Indi-       tungsbetriebe und Großschlachthöfe
      verständlich auch mit Heimtieren, den        kator für Wohlstand ist, werden arme         befinden sich fernab menschlicher
      sogenannten „pets“, ist keineswegs                                                        Siedlungen, das abgepackte Schnitzel
      ethisch irrelevant. Aber nicht nur we-
      gen ihrer enormen Zahl, sondern auch             1
                                                        Siehe hierzu Michael Rosenberger 2014, Im Brot der Erde den Himmel schmecken.
      wegen der viel größeren Eingriffstiefe       Ethik und Spiritualität der Ernährung, München. Dort besonders Kapitel 7 über die tier-
      und der Wucht des ökonomischen Kal-          ethischen Aspekte der Ernährung.

         MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3                                                                                          3

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Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Schwerpunktthema

                            lässt das Schwein nicht mehr erken-        ethik, besonders im Nutztierbereich,        technisch rationalisierten und nahezu
                            nen, von dem es stammt. Wer aber           aber, bewusst oder unbewusst, auch          perfektionierten Systems. Dies wird an
                            Nutztiere gut behandeln will, muss hin-    das diesbezügliche Potenzial christli-      der industriellen Milchviehzucht und
                            schauen und ihre Bedürfnisse wahr-         cher Spiritualität. Die Aufsätze dieses     -haltung sowie an der Fleischrinder-
                            nehmen.                                    Hefts wollen sich daher auf die Spur        mast eindrucksvoll und detailreich auf-
                                4) Das Hinschauen allein reicht        machen, dieses Potenzial zu heben. Sie      gezeigt. Dabei muss man wissen, dass
                            nicht aus. Um im Tier die „Kreatur“        tun es bis auf den letzten, summari-        die Rinder vergleichsweise noch am
                            zu erkennen und nicht nur das „Vieh“,      schen Aufsatz jeweils aus der Perspek-      besten abschneiden – die anderen
                            braucht es nach Reinhard Mey eine ent-     tive eines Nutztieres: Des Rinds (Franz-    Nutztiere werden noch erheblich grau-
                            sprechende Grundhaltung: Erbarmen.         Theo Gottwald/Isabel Boergen), des          samer behandelt, wobei die Grundpro-
                            Zunächst einmal ist „Erbarmen“ gleich-     Esels (Silvia Schroer) und des Lamms        bleme bei allen Nutztierarten dieselben
                            bedeutend mit „Mitgefühl“ (Empathie)       (Heike Baranzke), die damit diese Ein-      sind. Gibt es überhaupt Alternativen?
                            oder „Mitleid“. Doch ist es wohl kein      führung, die das Pferd in den Mittel-       Gottwald und Boergen bejahen diese
                            Zufall, dass Mey nicht einen der säku-     punkt stellt, perfekt weiterführen.         Frage und plädieren für den „System-
                            laren Begriffe wählt, sondern das de-          Unter den Titel „Tierzucht, Tierhal-    wandel zu einer extensiven, ökologi-
                            zidiert religiös gefärbte Wort „Erbar-     tung und Ernährung – Tierwohl in der        schen Zucht und Haltung des Rindes
                            men“. Es scheint, dass er einer spiritu-   industriellen Nutztierhaltung und die       als Mehrnutzungstier.“ (S. 12)
                            ellen Sicht auf das Tier mehr zutraut      Notwendigkeit systemarer Veränderun-            „Tierschutz und Tierethik im Alten
                            als einer nur rationalen Tierethik. Auch   gen am Beispiel Rind“ stellen Franz-        Testament am Beispiel des Esels“ ist
                            der Begriff der „Kreatur“ unterstützt      Theo Gottwald und Isabel Boergen ih-        der Beitrag von Silvia Schroer über-
                            diese Vermutung.                           re Ausführungen, die exemplarisch das       schrieben. Der Esel ist im alten Orient
                                5) Formal ist Meys Lied ein Kyrie      Dilemma der modernen industrialisier-       neben dem Rind das wichtigste Haus-
                            der kirchlichen Liturgie. Rituale kön-     ten Tierhaltung aufzeigen. Eingangs         und Nutztier. Er wird als Last-, Arbeits-
                            nen eine ungeheuer starke Kraft ent-                                                   und Reittier verwendet, nicht aber als
                            falten, wenn sie als das wahrgenom-              Ein extrem hoher                      Zugtier, als das er im Vergleich zu Rind
                            men werden, was sie sind: Symboli-               Fleischkonsum und                     und Pferd zu schwach wäre. Im Alten
                            sche Handlungssequenzen, die eine                die lauter werdenden                  Testament gilt der Esel jedoch nicht wie
                            hohe Emotionalität auslösen und dichte           Forderungen nach                      in den Nachbarländern Israels als stör-
                            Speichermedien von Werten sein kön-              Tierschutz passen nicht               rischer Dummkopf, sondern wird als
                            nen. Umgekehrt kann der Verlust von              zusammen                              geduldig und ausdauernd, ja mitunter
                            Ritualen den Verlust der in ihnen gesi-                                                sogar als klug gelobt. Wenn er starr-
                            cherten Werte mitverursachen, wie sich     schildern die AutorInnen die extrem         köpfig ist, dann höchstens aus Klug-
                            am Beispiel des rituellen Schlachtens      schizophrene Situation moderner In-         heit. Insofern zeichnet die Bibel ein
                            gut zeigen lässt.                          dustriegesellschaften: Auf der einen        sehr positives Bild des Esels. „Daher
                                6) Der, der sich erbarmen soll, wird   Seite werden die Forderungen nach           spielt er in Erzählungen wie Gesetzes-
                            in Meys Lied nicht genannt. Doch mit       Tierschutz immer lauter, auf der ande-      texten des Alten Testaments eine kei-
                            ein bisschen Gespür für die Tradition      ren Seite bleibt der Fleischkonsum          neswegs nebensächliche Rolle. Respekt
                            des Abendlandes kann wohl kaum ge-         quantitativ wie qualitativ unverändert.     und Sorge für den Esel, auf dessen Ar-
                            leugnet werden, dass hier zunächst der     Theorie und Praxis der KonsumentIn-         beitsleistung man angewiesen war, und
                            Schöpfer angesprochen ist, der sich        nen im Umgang mit dem Nutztier klaf-        die Tendenz, ihn auszubeuten, werden
                            des Geschöpfs erbarmen soll. In einer      fen himmelweit auseinander. In diesem       gleichermaßen erkennbar.“ (S. 13) Es ist
                            Strophe allerdings flüstert Mey in ei-     Kontext bewegt sich die industrielle        einleuchtend, dass etliche Gesetzestex-
                            ner Pause des Refrains ganz leise und      Zucht, Haltung, Schlachtung und Ver-        te der Tora den Esel als kostbaren Be-
                            kaum hörbar „Mensch“. Mensch, erbar-       arbeitung von Nutztieren. „Es ist sym-      sitz schützen, etwa wenn eingeschärft
                            me dich. Genau das ist die Logik der       ptomatisch für diese Art der rationa-       wird, einen fremden Esel nicht zu be-
                            lukanischen Theologie der Barmher-         lisierten Tierindustrie, dass sich die      gehren und einen Esel, der sich ver-
                            zigkeit: „Seid barmherzig, wie es auch     künstlichen, technisch aufwändigen          laufen hat, seinem Besitzer zurückzu-
                            euer Vater ist!“ (Lk 6,36) Mensch, er-     und kostspieligen Lösungen als Nor-         bringen. Erstaunlich ist aber, dass der
                            barme dich (Lk 10) wie Gott sich er-       malität durchgesetzt haben.“ Das Tier       Tierschutz dem Besitzschutz in der Bi-
                            barmt (Lk 15).                             wird nicht mehr als eigenständiges Le-      bel nicht nachsteht. In verschiedenen
                                                                       bewesen mit Bedürfnissen und Stre-          Normen wird dies eindrücklich sicht-
                            Das Lied von Reinhard Mey zeigt die        bungen gesehen, sondern nur noch als        bar. Das Gebot der Sabbatruhe als ein
                            Dringlichkeit einer zeitgemäßen Tier-      Kosten- und Produktionsfaktor eines         „Grundrecht“ auch für das Tier stellt

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Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Die Würde der Tiere ist antastbar

      die Krönung dieser Bemühungen dar,          heit und Hierarchie zwischen Mensch                     KURZBIOGRAPHIE
      dem sozial schwächer gestellten Lebe-       und Tier einerseits sowie ihrer Gleich-     Michael Rosenberger (*1962), Dr.
      wesen ein gutes Leben zu ermöglichen.       heit als Lebewesen andererseits. Im         theol., ist seit 2002 Professor für Mo-
          Heike Baranzke reflektiert in ihrem     späten Mittelalter und besonders in der     raltheologie an der Katholisch-Theo-
      Beitrag „Im Zeichen des Lammes. Hin-        Neuzeit führt die Betonung des ersten       logischen Privatuniversität Linz; For-
      tergründe und Optionen für eine inter-      Pols zu einer zunehmenden Instrumen-        schungsschwerpunkte: Schöpfungs-
      kulturelle Verständigung über die Tier-     talisierung des Tieres allein für den       ethik und Schöpfungsspiritualität,
      schlachtung“ den gesellschaftlichen         menschlichen Nutzen, die in der In-         Determinismus und Willensfreiheit,
      Umgang mit der Tiertötung. Ausge-           dustrialisierung der Mensch-Tier-Be-        Neurowissenschaften und Theologie;
      hend von der rituellen Schlachtung,         ziehung seit dem 18. Jahrhundert gip-       aktuelle Publikationen zum Thema
      die im Judentum und Islam bis heute         felt. Die moderne Evolutionsbiologie        Tierethik:
      praktiziert wird, zeigt sie, wie in die-    und Genetik hingegen unterstreichen         – Im Brot der Erde den Himmel schme-
      sem Ritual Mitgeschöpflichkeit mit          mehr den zweiten Pol der Ähnlichkeit           cken. Ethik und Spiritualität der Er-
      und Ehrfurcht vor dem Tier symboli-         und Verwandtschaft zwischen Mensch             nährung, München 2014;
      siert werden. Dem stellt sie das Sym-       und Tier und stellen das hierarchisch-      – Tierische Organe für den Menschen?
      bol der Metzgerzunft im christlichen        anthropozentrische Modell des Ratio-           Erwägungen der theologischen Tier-
      Abendland gegenüber, das Lamm Got-          nalismus zunehmend in Frage. Die neu-          ethik, in: Münchener theologische
      tes, das „ein Handwerks- und Kunden-        este „Tierphilosophie“ ist hier einzu-         Zeitschrift 65 (2014), 27–36;
      ethos, kein Ethos der Tiertötung“ (S. 23)   ordnen, denn ihre Analyse des Denkens,      – Einzigartige Berufung. Überlegungen
      transportiert. In dieser für die Tiertö-    Sprechens und Lachens der Tiere im-            zu einer „Existenzialethik des Tieres“,
      tung „anästhesierten“ Gesellschaft, die     pliziert eine inhärente Tendenz zu rein        in: Rosenberger/Winkler (Hg.): Jedem
      sich darauf konzentrierte, das Tier zu      graduellen, nicht aber prinzipiellen Un-       Tier (s)einen Namen geben? Die In-
      betäuben, um im gleichen Atemzug            terschieden zwischen Mensch und Tier.          dividualität des Tieres und ihre Re-
      umso grausamer zu töten, konnte es          Auf diesem Hintergrund untersucht              levanz für die Wissenschaften, Linz
      dahin kommen, dass die Tierschutzbe-        Bondolfi die verschiedenen Ansätze ge-         2014, Download unter: www.wiege-
      wegung für den Antisemitismus miss-         genwärtiger Tierethiken, die in unter-         linz.at/band7, 119–130;
      braucht wurde, indem man das Schäch-        schiedlichen Graden speziesistisch bzw.     – Füttern und gefüttert werden. Tier-
      ten vordergründig aus Tierschutzgrün-       egalitär angelegt sind. Damit bereitet         ethische Aspekte menschlicher Er-
      den kritisierte, in Wahrheit aber das       er das Feld für eine Integration der bei-      nährung, in: Theologisch-praktische
      Judentum als rückständig abqualifizie-      den Pole Egalität und Differenz durch          Quartalschrift 162 (2014), 158–165.
      ren wollte. Da die Debatte im 21. Jh.       die zeitgenössische Theologie, die er
      mit der Kritik am islamischen Schäch-       aber noch als ausständig betrachtet.
      ten in einer weiteren Spielart wieder
      auflebt, wird es Zeit für eine interkul-           Die Zugehörigkeit der Tiere          Tier als Besitz eines Menschen ange-
      turelle Verständigung, wie sie im von              zum Menschen darf auch               sehen werden. Aber weder besteht das
      der EU geförderten DIALREL-Projekt                 bei den Nutztieren nicht             Recht nur aus privatrechtlichen Nor-
      derzeit stattfindet und für die Baranzke           auf ein Besitzverhältnis             men noch ist das Recht mit der Ethik
      wichtige Impulse bereitstellt.                     reduziert werden                     deckungsgleich. Diese aber kann das
          „Der christliche Beitrag zur Tier-                                                  Tier nur in seiner engen Zugehörigkeit
      ethik säkularer Gesellschaften“ ist             „Der Mensch und seine Tiere“. Un-       zum Menschen würdigen. Und damit
      schließlich das Thema des syntheti-         ter diesem Titel fasse ich die vier Bei-    die große Verantwortung reflektieren,
      schen Artikels von Alberto Bondolfi.        träge zum Thema Tierschutz/Tierethik        die der Mensch gegenüber seinen Mit-
      Wie könnte ein christlicher Beitrag zu      zusammen. „Seine“ Tiere? Wie ist das        geschöpfen trägt.
      einer modernen säkularen Tierethik          zu verstehen? Ist „seine“ hier im wört-
      aussehen? Bondolfi stellt seine Über-       lichen Sinne possessiv gemeint, so dass
      legungen in den Kontext der geschicht-      die Tiere – Rind und Esel, Lamm und
      lichen Entwicklung der Wahrnehmung          Pferd und alle anderen Nutztiere – sein
      des Tieres. Namentlich unterscheidet        Besitz sind wie es der Satz „der Mensch
      er drei Phasen: Die antike Wahrneh-         und sein Auto“ ausdrückt? Oder ist
      mung der Tiere sowohl in der Bibel als      „sein“ hier eher im Sinne der Verant-
      auch in der griechischen Philosophie        wortlichkeit und Zugehörigkeit zu le-
      ist gekennzeichnet durch den Aufbau         sen wie in dem Satz „der Mensch und
      einer Grundspannung von Ungleich-           seine Kinder“? Privatrechtlich mag ein

         MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3                                                                                        5

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Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Schwerpunktthema

                            Tierzucht, Tierhaltung und Ernährung
                            Tierwohl in der industriellen Nutztierhaltung und
                            die Notwendigkeit systemarer Veränderungen am Beispiel Rind

                            Am Beispiel von Rinderzucht und Rinderhaltung wird deutlich,
                            wie die ausschließliche Orientierung am Kriterium der Effizienz
                            den Tierschutz ausblendet. In den industrialisierten Formen der
                            Milch- und Fleischproduktion spiegelt sich eine eingeschränkte
                            und technokratische Sichtweise auf Umwelt, Tier und Mensch.
                            Das Ziel eines artgerechten Umgangs mit Nutztieren macht ei-
                            nen Systemwechsel erforderlich. Denn nur bei entsprechenden
                            politischen Rahmenbedingungen und verändertem Verbraucher-
                            verhalten kann die Rückbesinnung auf extensive Tierhaltung
                            realisiert werden.                                                 Franz-Theo Gottwald                     Isabel Boergen

                            O     bwohl Milch und Fleischproduk-
                                  te im Überfluss vorhanden sind
                            und konsumiert werden, lässt sich die
                                                                        und Wurstwaren seit einigen Jahren
                                                                                              1
                                                                        leicht rückläufig ist , holen Nationen
                                                                        wie China und Indien immer mehr auf.
                                                                                                                      auch konsumethisch Berücksichtigung
                                                                                                                      finden muss.
                                                                                                                          Die Politik wehrt hinsichtlich des
                            industrialisierte Tierhaltung in Europa     Die Folgen sind fatal. Die weltweit           Themas Tierwohl in der Landwirtschaft
                            kaum zurückdrängen. Immer größere           schätzungsweise 56 Milliarden land-           Forderungen regelmäßig ab, das hat die
                            Ställe für immer mehr Tiere werden          wirtschaftlich genutzten Tiere fressen        Bundesregierung nicht zuletzt mit der
                            gebaut, obgleich sich die Erkenntnis        die Erde kahl, verbrauchen lebenswich-        viel kritisierten Novelle des Tierschutz-
                            durchgesetzt hat, dass diese Form der       tige Ressourcen und hinterlassen rie-         gesetzes eindrücklich bewiesen. Die In-
                            Landwirtschaft schwere ökologische          sige Mengen an Fäkalien und Schad-            dustrie ist ausschließlich an Leistung
                            Schäden anrichtet. Das Tierwohl ge-         gasen. Die industrielle Tierhaltung ist       und Effizienz interessiert: Jahrzehnte-
                            rät trotz aller Skandalberichte aus dem     auch mit verantwortlich für Bodende-          lang wurden die so genannten „Nutz-
                            Blick – ein Umstand, der nicht nur aus      gradation, Verlust von Biodiversität,         tiere“ immer weiter optimiert und an
                            tierethischer Sicht bedenklich ist, son-    Verschmutzung von Luft, Gewässern             Systeme angepasst, sämtliche tieretho-
                            dern der auch ein fragwürdiges tech-        und Böden durch Schwermetalle, Nit-           logischen Erkenntnisse der vergange-
                                                                                                     2
                            nokratisches Verständnis von Leben          rate und Pharmarückstände sowie für           nen Jahrzehnte ignoriert.
                                                                                                              3, 4
                            offenbart und befördert. Am Beispiel        den Ausstoß klimarelevanter Gase.                 Die Wissenschaft kann Tierwohl an-
                            der industriellen Zucht von Milchkü-            Auch stellt sich die generelle Frage      hand verschiedenster Parameter vali-
                            hen und Fleischrindern wird im folgen-      nach der ethischen Vertretbarkeit der         de messen; doch eine Implementierung
                            den Beitrag dargestellt, wie der Mensch     Tiernutzung. Die tierethische Diskus-         der Erkenntnisse in die landwirtschaft-
                            mit sogenannten Nutztieren verfährt         sion ist in der Mitte der Gesellschaft        liche Praxis findet kaum statt.
                            und wie die moderne Tierhaltung zum         angekommen. Sie zeigt: Lebensmittel               Für die meisten Verbraucher schließ-
                            Wohl aller revolutioniert werden muss.      tierischen Ursprungs besitzen eine mo-        lich zählt vorwiegend der Preis. Zwar
                                                                        ralische Relevanz, die sowohl politisch,      sind sie in Umfragen immer vorn da-
                                                                        im Hinblick auf die Produzenten als           bei, wenn es um mehr Tierschutz geht.
                            Tiere essen – Moral vergessen?

                            Der globale Fleischkonsum erreichte             1
                                                                              Momentan liegt er bei ca. 60 kg pro Kopf/Jahr
                            2012 mit 42,5 Kilogramm pro Kopf/               2
                                                                              Vgl. Gottwald & Nowak 2007, 7; Gottwald & Boergen 2014, 270.
                            Jahr einen Höchststand. Während in              3
                                                                              FAO 2006, 112.
                                                                            4
                            Deutschland der Verzehr von Fleisch-              Für einen Überblick zur Klimaproblematik siehe Gottwald 2012.

                            6                                                                                        MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3

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Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Die Würde der Tiere ist antastbar

      Im Supermarkt schweigt das morali-          se Selektionspraxis auf Milchhoch-          Laktationen ist nicht nur züchterisch,
                                      5
      sche Gewissen jedoch eisern. Dieser         leistungsvererber wird nicht nur hin-       sondern auch ökonomisch eine Kata-
                                                                                                       11
      verhängnisvollen Mischung aus poli-         sichtlich der Inzuchtgefahr zunehmend       strophe. Der mit den frühzeitigen
      tischem Kleinmut, Gewinnoptimierung,        zu einem Problem, sie ist auch ursäch-      Zwangsmerzungen         einhergehende
                                                                                      7
      Ignoranz und Verdrängung ist es ge-         lich für zahlreiche Erkrankungen. Zu-       ständige Wechsel innerhalb einer Her-
      schuldet, dass industrielle Tierhaltung     dem führt sie zu einer stark reduzier-      de ist außerdem aus Tierschutzsicht ab-
      heute zu den drängendsten Herausfor-        ten Verfügbarkeit von geeigneten Tie-       zulehnen. Eine hohe Zwangsmerzungs-
                                                  ren für die Zucht und einem dauerhaft       rate liegt meist in einem Leistungsab-
                Verbraucher sprechen sich         verarmten Genpool. Es ist symptoma-         fall oder in produktionsbedingten
                in Umfragen für mehr              tisch für diese Art der rationalisierten    Erkrankungen wie Fruchtbarkeitsstö-
                Tierschutz aus, doch im           Tierindustrie, dass sich die künstlichen,   rungen, Immunschwäche sowie Euter-
                                                                                                                                  12,13
                Supermarkt schweigt ihr           technisch aufwändigen und kostspieli-       und Klauenkrankheiten begründet.
                Gewissen eisern                   gen Lösungen als Normalität durchge-
                                                  setzt haben, während „normale“, natür-              Die Zucht orientiert
      derungen einer agrarpolitischen Wen-        liche, einfache und kostengünstige Ver-             sich ausschließlich am
      de geworden ist und dennoch kein            fahren zunehmend als zu riskant oder                ökonomischen Nutzen und
                                                                                         8
      durchgreifender politischer Versuch         zu arbeitsintensiv verbannt werden.                 an der Kompatibilität mit
      unternommen wird, die Lage zu ent-              Nicht nur die Züchtungsverfahren,               technischen Systemen
      schärfen.                                   auch die Zuchtziele sorgen für Pro-
          Dabei geht es nicht nur um tierethi-    bleme: Durch die einseitigen Zuchtzie-          Der Fehler liegt nicht nur im Sys-
      sche Fragen, sondern auch um ethische       le und das Ignorieren von Merkmals-         tem selbst, sondern in dem dahinter-
      Fragen der Generationengerechtigkeit,       beziehungen kommt es nachweislich           stehenden Weltbild. Die reduktionis-
      des Biodiversitätserhalts und der Er-       zu einer negativen Beeinträchtigung         tische und technokratische Sichtweise
      nährungssicherung von morgen. Vor           des Fundaments und einer Zunahme            auf Umwelt, Tier und letztlich auch den
                                                                                9
      allem aber geht es um das Wohl der          von Klauenerkrankungen. Bei einer           Menschen spiegelt sich in kaum einem
      Tiere. Die Intensivtierhaltung orientiert   jährlichen Milchleistung von bis zu         Bereich so deutlich wider wie in der
      sich nicht am Tierwohl, sondern aus-        15.000 Liter müssen die Tiere außer-        Nutztierhaltung. So nennt der Deut-
      schließlich an Effizienz.                                                               sche Holstein Verband e. V. (DHV) als
                                                         Aufwendige Formen der                Zuchtziel für Holsteins ein „gesundes
                                                         technisch optimierten                und gut melkbares Euter, das in Qua-
      Industrielle Milchviehzucht                        Zierzucht verdrängen die             lität und Funktionsfähigkeit hohe Ta-
                                                         natürlichen, einfachen und           gesleistungen über viele Laktationen
      4,3 Millionen Milchkühe leben in                   kostengünstigen Verfahren            ermöglicht und die Ansprüche moder-
                                    6                                                                                   14
      Deutschland (Stand: 2013). Die meis-                                                    ner Melksysteme erfüllt“ . So werden
      ten von ihnen gehören zur Rasse Deut-       dem aufgrund des hohen Energiebe-
      sche Holstein Schwarzbunt, ein einsei-      darfs zusätzlich Kraftfutter wie Soja           5
                                                                                                     So geben etwa 87 % der befragten Ver-
      tig für die Milchproduktion genutztes       erhalten. Der hohe Anteil an rauhfa-        braucher an, Tierwohl in der Landwirtschaft
      Rind. Einige Spitzentiere dieser Ras-       serarmem Futter führt häufig zu ge-         wäre für sie von besonderem Interesse (vgl.
      se erreichen eine jährliche Milchleis-      sundheitlichen Problemen wie einer          Image-Studie Landwirtschaft 2012, i. m.a
                                                                                              und TNS Emnid), doch kaufen 90 Prozent
      tung von 15.000 Litern und mehr. Den        Übersäuerung des Pansens. Oberfläch-
                                                                                              der Verbraucher im Discounter (TNS Emnid
      Weg auf die Welt finden die Indust-         lich betrachtet sind hohe Milchleistun-     Studie zum Ernährungsverhalten der Deut-
      rie-Kühe längst nicht mehr über Na-         gen ökonomisch anzustreben. Doch            schen, online unter www.bmel.de/Shared-
      tursprung; mit künstlicher Besamung         muss man auch hinterfragen, wie viel        Docs/Downloads/Umfragen/TNS-Emnid-
      und biotechnologischen Verfahren wie        Kraftfutter, veterinärmedizinische Kos-     EinkaufsErnaehrungsVerhaltenInDeutsch-
                                                                                              land.pdf?__blob=publicationFile).
      Zyklussynchronisation, Superovula-          ten und welcher Managementaufwand               6
                                                                                                     Vgl. Statistisches Bundesamt 2013
      tion, Embryonentransfer und In-Vitro-       für diese Leistung notwendig waren,             7
                                                                                                     Vgl. Hörning 2008, 60 ff.
                                                                                                  8
      Fertilisation wird die Fortpflanzung bis    und wie hoch die Remontierungskos-                 Vgl. Jasper & Schmid 2001.
                                                                                                  9
      ins kleinste Detail optimiert. Auf diese    ten aufgrund der kurzen Nutzungsdau-               Vgl. Postler 2002, 24.
                                                          10                                      10
      Weise können einzelne Hochleistung-         er sind. Denn die mittlere „Nutzungs-              Ebd., 23.
                                                                                                  11
                                                                                                     Ebd., 33.
      stiere Tausende Nachkommen zeugen.          dauer“ einer Milchkuh endet heute               12
                                                                                                     Kaske 2013, 40.
      Von besonders wertvollen Bullen wur-        nach vier bis fünf Jahren – dabei kann          13
                                                                                                     Vgl. Lotthammer 1999.
      den teilweise mehr als zwei Millionen       ein Rind je nach Rasse gut 15 Jahre alt         14
                                                                                                     Vgl. Deutscher Holstein Verband e. V.
      Erstbesamungen durchgeführt. Die-           werden. Eine Nutzungsdauer von 2,5                 2014.

         MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3                                                                                          7

amos 03_2014 - seiten001-056.indd 7                                                                                                          03.08.2014 17:43:04
Internationale Zeitschrift für christliche Sozialethik - Amosinternational
Schwerpunktthema

                            nicht nur die Tiere, sondern einzelne       verlustraten in Deutschland liegen bei      Bewegungsfreiheit verfügen. Auch So-
                            Körperteile immer weiter an die Ma-         15 bis 20 Prozent. Neben Totgeburten        zialkontakte können intensiver statt-
                            nagementsysteme angepasst. Letzt-           stellt ein unzureichendes Gesundheits-      finden, was von Vorteil ist. Doch kann
                            lich mündet dieses technokratische          und Haltungsmanagement eine Ursa-           es bei der Laufstallhaltung auch vor-
                                                                                                        18
                            Verständnis von Leben in einer per-         che für das Kälbersterben dar.              kommen, dass innerhalb der Herde
                            versen Konsequenz, die der Philosoph            In der intensiven Milchproduktion       rangniedrigere Tiere beeinträchtigt
                            Gary L. Comstock erstmals Anfang            können verschiedene Haltungsformen          werden. Da Kühe Distanztiere sind und
                            der 1990er Jahre mit dem Begriff des        differenziert werden.                       natürlicherweise stets einen gewissen
                                                     15
                            AML-Tieres beschrieb. AML steht für             Die traditionelle Form der Milch-       Abstand zu anderen Individuen der
                            Animal Microencephalic Lumps und            viehhaltung ist die so genannte Anbin-      Herde einhalten, muss bei der bauli-
                            bedeutet wörtlich übersetzt in etwa         dehaltung. Dabei wird die Kuh zumeist       chen Ausgestaltung auf eine ausrei-
                                                                                                           19
                            „Zellklumpentier mit Minimalgehirn“.        im Kurzstand (180 cm x 120 cm) am           chende Quadratmeterzahl pro Tier ge-
                            Gemeint sind Tiere, die ausschließlich      Hals durch einen Rahmen oder Ket-           achtet werden, insbesondere im Liege-
                                                                                                                            25
                            auf den Nutzen für den Menschen re-         ten fixiert. Die Liegefläche ist mit ei-    bereich.
                            duziert sind und denen jegliche Emp-        ner Gummimatte, seltener mit Einstreu
                            findungs- und Leidensfähigkeit wegge-       bedeckt. Außerhalb des Liegebereichs                 Für die industrielle
                            züchtet wurde. Im Falle der Milchkuh        hinter den Tieren befindet sich ein Git-             Milchproduktion werden
                            wäre es eine Art lebendes Rieseneuter-      ter für den Ablauf von Harn und Kot                  die Anbindehaltung und
                                                                                                 20
                            tier, unfähig zu denken oder zu leiden,     in den Fließmistkanal.                               die Laufstallhaltung
                            anspruchslos und effizient. Betrachtet          Diese Haltungsform schränkt die                  der artgerechten
                            man die heutigen Auswüchse der in-          Tiere in der Bewegungsfreiheit, Explo-               Weidehaltung vorgezogen
                            dustriellen Tierzucht, ist man von derlei   rationsverhalten und ihren natürlichen
                            Fantasien gar nicht allzu weit entfernt.    Verhaltensweisen stark ein. Ein Rind            Weitere Schwierigkeit bei der Lauf-
                                                                        legt auf der Weide an einem Tag bis zu      stallhaltung ist die Verunreinigung der
                                                                        13 Kilometer zurück, im Anbindestall        Liegeflächen durch das diffuse Abset-
                            Industrielle Milchviehhaltung               können die Tiere lediglich stehen oder      zen von Kot und Urin, was lebensmit-
                                                                        sich ablegen. Und selbst diese Bewe-        telhygienisch wie auch mit Bezug auf
                            Auch die jeweilige Haltungsform ist be-     gungsabläufe werden durch die Hal-          die Tier- bzw. Eutergesundheit proble-
                            stimmender Faktor für das Wohlbefin-        tungsform stark beeinträchtigt. Auch        matisch ist. Spaltenböden als Abhilfe
                                                  16
                            den von Milchkühen. Natürlicherwei-         das stark ausgeprägte Sozialverhalten       haben sich als wenig hilfreich erwiesen,
                            se leben Rinder in sozialen Verbänden       ist in Anbindehaltung nicht möglich.        da sie ein zusätzliches Verletzungsrisi-
                            bestehend aus 20 bis 30 Muttertieren        Da Nahrungsaufnahme und Ruhever-            ko darstellen. Mit eingestreuten Liege-
                            und ihren Kälbern. Die Kälber trinken       halten herdensynchronisiert sind, kann      plätzen sowie durch Aufrüstung von
                            etwa zehn Monate lang bei der Mut-          es bei mangelndem Platzangebot im           Liegeboxen mit Nackenbügeln wird
                                                                                                              21
                            ter. In der industriellen Milchproduk-      Liegebereich zu Problemen kommen.           versucht, das Problem in der Griff zu
                                                                                                                                 26
                            tion jedoch werden sie in der Regel         Auch aus Sicht der Tiergesundheit soll-     bekommen.
                            spätestens einige Tage nach der Geburt      ten die Tiere wenigstens einmal am Tag
                            von den Müttern getrennt. Die Nutz-         Gelegenheit bekommen, sich möglichst            15
                            tierhaltungsverordnung sieht vor, dass      frei zu bewegen – etwa um Beinerkran-              Vgl. Comstock 1992.
                                                                                                                        16
                                                                                                22                         Vgl. EFSA 2009.
                            Kälber ab einem Alter von 8 Wochen          kungen vorzubeugen.                             17
                                                                                                                           Sambraus 1993, 38.
                            in Gruppen gehalten werden. Bis da-             In Bayern, mit 1,2 Millionen Milch-         18
                                                                                                                           Schlag 2010, 50 f.
                                                                                                                        19
                            hin werden die meisten Kälber in Ein-       kühen das Bundesland mit der größ-                 Zu unterscheiden sind neben dem
                            zelhaltung, etwa in so genannten Käl-       ten Bestandsdichte, ist die Anbinde-        Kurzstand noch der Mittellangstand (Stand-
                            beriglus gehalten. Die nicht artgerech-     haltung noch immer stark verbreitet:        fläche bis 220 cm) und Langstand (Stand-
                                                                                                                    fläche > 220 cm). Letzteren kommt heute
                            te Haltung, der fehlende Kontakt zu         Rund 60 Prozent der Milchkühe sind
                                                                                            23                      aufgrund des hohen Strohbedarfs und der
                            Mutterkuh und Artgenossen zieht ei-         so untergebracht.                           starken Tierverschmutzung kaum noch Be-
                            ne Vielzahl von Problemen hinsichtlich          Im gesamtdeutschen Durchschnitt         deutung zu.
                                                                                                                        20
                            des Tierwohls nach sich. Die vermin-        dominiert bei der Milchproduktion mit              Methling & Unshelm 2002, 309 f.
                                                                                     24                                 21
                            derte Saugezeit an den Tränken vergli-      72 Prozent jedoch die Laufstallhal-                Vgl. Schrader et al. 2006.
                                                                                                                        22
                                                                                                                           Vgl. EFSA 2009, 2.
                            chen mit dem natürlichen Saugvorgang        tung. Hinsichtlich des Tierwohls ist bei        23
                                                                                                                           Simon & Schön 2013, 5.
                            am Euter führt zu Ersatzhandlungen          der Laufstallhaltung grundsätzlich zu           24
                                                                                                                           Statistisches Bundesamt 2010.
                            wie dem gegenseitigen Besaugen von          begrüßen, dass die Kühe mit durch-              25
                                                                                                                           Vgl. Richter 2006, 91.
                                          17                                               2                            26
                            Artgenossen. Die derzeitigen Kälber-        schnittlich 4,5 m pro Tier über mehr               Ebd.

                            8                                                                                      MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3

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Die Würde der Tiere ist antastbar

          Eine weitere Haltungsform ist die      Aufstehen und Ablegen auf den rut-            Hornanlagen verätzt bzw. ausgebrannt,
      Weidehaltung. In der industriellen         schigen Böden. Weiterhin besteht hier         was für das Tier erhebliche Schmerzen
      Milchproduktion ist die Vollweide-         die Gefahr von schmerzhaften Gelenk-          bedeutet. Eine Narkosepflicht gibt es
                                                                          30
      haltung kaum zu finden. Wachsen-           und Klauenverletzungen.                       jedoch erst ab der 6. Lebenswoche, ob-
      de Herdengrößen, Aufwand und Leis-            Wie auch bei den Milchkühen kön-           wohl eine verminderte Schmerzemp-
      tungseinbußen machen diese Form der        nen die Mastrinder wichtige angebo-           findlichkeit von Jungtieren wissen-
                                                                                                                            31
      Milchviehhaltung im Wettbewerb un-         rene Verhaltensweisen nicht ausleben.         schaftlich nicht haltbar ist.
      rentabel. Zudem sind Arbeitsaufwand        In der intensiven Mast können sie we-             Die schnelle Gewichtszunahme von
      und Milcherträge nicht konstant über       der nennenswerte Strecken laufen,             bis zu eineinhalb Kilo pro Tag erfor-
      das Jahr verteilt, da die Kühe im Win-     noch können Sie der Futtersuche und           dert eine immense Stoffwechselleis-
      ter trockengestellt werden. Eine ganz-     dem Wiederkäuen angemessen nach-              tung. Die Rinder erhalten hauptsäch-
      jährige Weidehaltung ist nicht zuletzt     gehen. Auch das Sozialverhalten wird          lich Maissilage und Sojaschrot, was,
      aufgrund der speziellen Ernährungs-        stark beeinträchtigt. Die unnatürlich         wie auch die rauhfutterarme Fütterung
      ansprüche von Hochleistungsmilchkü-                                                      von Milchkühen, zu Verdauungspro-
      hen kaum möglich. Dabei ist die Um-                In der Laufstallhaltung               blemen führt.
      wandlung von für den Menschen als                  können Mastrinder                         Die intensive Milchvieh- und Mast-
      Nahrungsquelle nicht nutzbarem Gras                wichtige angeborene                   rinderhaltung in Deutschland ent-
      in wertvolle Proteine doch der große               Verhaltensweisen nicht                spricht nicht den natürlichen Bedürf-
      Vorteil der Wiederkäuer.                           ausleben                              nissen der Tiere und bringt neben den
                                                                                               anfangs erwähnten Gesundheits-, Kli-
                                                 homogene Gruppenzusammensetzung               ma- und Umweltschäden erhebliche
      Industrielle Fleischrindermast             in der Intensivmast erzeugt sozialen          gesundheitliche und verhaltensbezo-
                                                 Stress, hinzu kommt die Bewegungs-            gene Probleme für die Tiere mit sich.
      In Deutschland gibt es rund 1,4 Mil-       armut und Beschäftigungslosigkeit.            Um diesen angemessen entgegenzu-
      lionen reine Fleischnutzungsrinder.        Rangordnungskämpfe unter Rindern              treten, braucht es einen radikalen Sys-
      Dazu kommen 4,9 Millionen Doppel-          sind normal, enden jedoch in den sel-         temwechsel:
      nutzungsrinder, die zur Milch- und         tensten Fällen mit ernsthaften Verlet-        • weg von der Fixierung auf einzel-
                                  27
      Fleischgewinnung dienen. Außer für         zungen, sofern das unterlegene Tier               ne Leistungsparameter in der Zucht,
      die Haltung von Kälbern fehlen auch        sich entsprechend zurückziehen kann.          • weg von einer nicht tiergerechten,
      detaillierte gesetzliche Regelungen für    In der beengten industriellen Haltungs-           ethisch nicht vertretbaren Tierhal-
      die Mastrinderhaltung. Bei der klas-       umgebung jedoch können die Tiere sich             tung,
                                      28
      sischen intensiven Bullenmast kann         nicht aus dem Weg gehen. So wurden            • weg von einem technokratischen
      zwischen Laufstall (Vollspaltenboden-      genetisch hornlose Rinder gezüchtet               Verständnis, das Mensch, Tier und
      haltung bzw. Liegeboxenlaufstall) und      bzw. werden die Tiere standardmäßig               Umwelt gleichermaßen missachtet.
      Anbindehaltung differenziert werden.       enthornt. Dabei werden beim Kalb die
      Letztere ist ähnlich der Anbindehal-
      tung von Milchkühen, spielt aber bei
      der Mastrinderhaltung eine eher unter-     Vom optimierten Effizienzrind zum langlebigen Alleskönner
      geordnete Rolle – nur etwa 18 Prozent
      der Mastrinder werden so gehalten;         Die Anforderungen an landwirtschaft-          bustheit werden in einer sich verän-
      mit 75 Prozent lebt die überwiegende       lich genutzte Tiere werden sich durch         dernden Welt zunehmend eine Rolle
                                        29                                                             32
      Mehrheit in Laufstallsystemen. Die         den Klimawandel – nicht nur in den            spielen. Längst gibt es entsprechen-
      Mastzeit dauert bis zu 400 Tage; dann      Ländern des Südens – deutlich ver-            de Zuchtziele für einen Systemwech-
      haben die Bullen ihr Schlachtgewicht       ändern. Anpassungsfähigkeit und Ro-           sel in der Rinderhaltung.
      von bis zu 750 Kilogramm erreicht.
      Während der Mastzeit stehen einem             27
                                                         Statistisches Bundesamt 2014, 9.
                                                    28
      Tier nur etwa 2,7 bis 4 Quadratmeter               Aus Platzgründen wird hier nur auf die Bullenmast eingegangen. Die Ochsenmast
      zur Verfügung. Besonders bedenklich        ist in Deutschland nur von geringer wirtschaftlicher Bedeutung; auch die Mast weiblicher
      mit Blick auf das Tierwohl ist die Hal-    Rinder (Schlachtfärsen, Färsenvornutzung) ist aufgrund geringerer täglicher Gewichtszu-
                                                 nahme weniger effektiv als die Bullenmast.
      tung von Mastrindern in Einraumlauf-            29
                                                         Statistisches Bundesamt 2010.
      ställen mit Vollspaltenböden. So ha-            30
                                                         Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V. 2007, 7.
      ben die Bullen aufgrund des Körper-             31
                                                         Vgl. Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V. 2012, 6.
                                                      32
      gewichts und der Enge Probleme beim                Gottwald & Boergen 2011, 256.

         MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3                                                                                         9

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Schwerpunktthema

                            • Ein wichtiges Zuchtziel ist die Ge-      Auch in Deutschland wurde das Rind           von Gras. Dadurch stellen sie keinen
                              samtleistung, die ein Rind innerhalb     lange Zeit als Dreinutzungstier einge-       Nahrungskonkurrenten dar, sondern
                              seines Lebens erreicht. Die Vorteile     setzt: Neben seiner Eigenschaft als          leben in einer wertvollen Symbiose mit
                              einer hohen Lebensleistung liegen        Pflug- und Ackertier versorgte das Rind      der Natur. Sie halten das Gras kurz,
                              auf der Hand: Die Nutzungsdauer          seine Besitzer mit Milch und Fleisch,        düngen mit ihren Ausscheidungen den
                              wird signifikant erhöht, Remontie-       Überschüsse konnten abverkauft wer-          Boden, verbreiten die Samen und be-
                              rungskosten gesenkt und die viel         den. Noch heute sichern Rinder in vie-       arbeiten mit ihren Huftritten den Bo-
                              gepriesene ökonomische Effizienz         len Teilen der Welt das Überleben von        den. Damit tragen sie sogar zum Kli-
                                      33
                              erhöht.                                  Millionen kleinbäuerlich lebenden Fa-        maschutz bei, weil das klimaschädli-
                            • Mehr Nachkommen sorgen für ei-                                                        che Kohlendioxid in solchen extensiven
                              ne bessere Selektionsintensität, die            Als Grasfresser und                   Weidelandschaften nachweislich bes-
                              Herdenstruktur ist ausgeglichener,              Wiederkäuer sind Rinder               ser im Boden gespeichert werden kann
                              die Herde durch geringe Ersatzra-               von Natur aus keine                   als etwa in modernen Ackerlandschaf-
                                                                                                                         36
                              ten generell stabiler und ruhiger.              Nahrungskonkurrenten für              ten. Auch mit Bezug auf das Methan-
                              Weitere Vorteile, die auch ökono-               die Menschen                          Problem ist die extensive der intensi-
                              mische Relevanz besitzen, sind die                                                    ven Haltung im positiven Sinne weit
                              gute Konstitution und der stabile        milien. 70 Prozent der Menschen in           voraus: Eine Hochleistungskuh in in-
                              Gesundheitsstatus und die damit          den weniger privilegierten Ländern           tensiver Haltungsumgebung verursacht
                              einhergehenden niedrigeren Be-           sind direkt oder indirekt von der Tier-      beispielsweise circa fünfmal so viel Me-
                                                 34
                              handlungskosten.                         haltung abhängig. Deren Ziegen, Rin-         than wie ein Rind in extensiver Wei-
                            • Auch die züchterische Fixierung          der und Schafe werden nicht mit Ge-          dehaltung in den Entwicklungslän-
                                                                                                                           37
                              auf die Bullen muss einer gleich-        treide gemästet, sondern ernähren sich       dern.
                              wertigen Berücksichtigung beider
                              Elterntiere weichen. Denn werden
                              die Mutterlinien ignoriert, wird         Von der Haltung bis zur Schlachtung:
                              letztlich „die Hälfte des möglichen      Erforderlich ist ein Systemwechsel
                                                             35
                              Zuchtfortschritts verschenkt“. Das
                              Zuchtziel der Langlebigkeit muss         Nicht nur die Rinderzucht, auch die              Auch viele Managementpraktiken,
                              schließlich um das Zuchtziel Mehr-       Rinderhaltung müsste sich grundlegend        die einen Eingriff ins Tierwohl dar-
                              nutzung erweitert werden – analog        ändern. In den tropischen Low-Input-         stellen, sind veränderbar. Die Tren-
                              zu den Züchtungsbemühungen für           Systemen findet die Rinderhaltung oh-        nung von Kuh und Kalb unmittelbar
                              ein Zweinutzungshuhn. Ihre Viel-         ne jegliche Ergänzungsfütterung statt.       nach der Geburt ist nicht notwendig,
                              fältigkeit war einst mit ein Grund       Auch in den Industrienationen könn-          wenn beide gemeinsam gehalten wer-
                              für die Domestikation von Rindern.       te Grünland viel stärker für eine ex-        den. Bei der Mutterkuhhaltung wach-
                              Schließlich sind sie wahre Alleskön-     tensive Weidehaltung genutzt werden.         sen die Kälber im Familienverband auf,
                              ner: Sie liefern Milch, Fleisch, Fell,   Großflächige Beweidungssysteme sind          werden zehn bis zwölf Monate von der
                                                                                                                                         39
                              Leder, Dünger und Fette, können          ökonomisch tragfähig und erscheinen          Mutterkuh gesäugt. Wenn die Tiere
                              als Zug- und Transporttiere einge-       nicht nur aus Gründen des Tierwohls,         ausreichend Platz haben, ist auch das
                              setzt werden. Das Rind zu speziali-      sondern auch aus Sicht eines ange-           schmerzhafte Enthornen nicht notwen-
                                                                                                          38
                              sieren und seine Fähigkeiten gene-       wandten Naturschutzes sinnvoll. Die          dig. Bei der Haltung von Rindern als
                              tisch derart zu kanalisieren mag für     Weidehaltung entspricht den natürli-         Mehrnutzungstiere auf Lebensleistung
                              eine Weile eine clevere Idee gewe-       chen Bedürfnissen von Rindern und er-        weist die Herde außerdem eine kon-
                              sen sein, um die Erträge zu erhöhen.     möglicht weitgehend für das Tierwohl         stante Struktur mit wesentlich weniger
                              Aber das Rind ist kein Spezialist. Es    relevante Verhaltensweisen wie Futter-       Wechsel innerhalb des Bestandes auf.
                              kann sehr viele verschiedene Din-        aufnahmeverhalten, Wiederkäuen, So-              Der Systemwechsel muss sich kon-
                              ge und ist für diese Aufgaben von        zialverhalten, Bewegungs- und Ruhe-          sequenterweise auch bis zur Schlach-
                              Natur aus bestens angepasst. Und         verhalten. Eine ganzjährige Robusthal-
                                                                                                                        33
                              das Beste: Als Grasfresser und Wie-      tung wird bereits vielerorts praktiziert;           Postler 2002, 43.
                                                                                                                        34
                              derkäuer wandelt es für den Men-         verfügt der Landwirt über entsprechend              Ebd., 43.
                                                                                                                        35
                                                                                                                           Postler 2007, 22.
                              schen nicht nutzbare Rohstoffe wie       robuste Rassen, ist diese Form der Rin-          36
                                                                                                                           Gottwald & Boergen 2014, 269.
                              Gras und Heu in wertvolle Protei-        derhaltung die ursprünglichste und art-          37
                                                                                                                           Höper 1998, 145.
                              ne um. Kaum ein landwirtschaftlich       gerechteste.                                     38
                                                                                                                           Lange et al. 2009, 21.
                                                                                                                        39
                              genutztes Tier ist derart vielfältig.                                                        Hampel 1994, 8.

                            10                                                                                     MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3

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Die Würde der Tiere ist antastbar

                                                                       LITERATUR

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         MOSINTERNATIONAL 8. Jg. (2014) Heft 3                                                                                                     11

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