Jahreszeiten Lebenszeiten - Die Zeiten wechseln, doch der Himmel bleibt - Fritz Baltruweit Gisela Freese - Landeskirche Hannovers
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Fritz Baltruweit Gisela Freese Die Zeiten wechseln, doch der Himmel bleibt Jahreszeiten Lebenszeiten
In der Weite In der Weite des Himmels schwingt deine Güte – und im Schatten deiner Flügel baust du uns die Welt. So weit die Wolken gehen, fliegt deine Liebe – und unter deinen Flügeln sind wir zuhaus, …bist du uns Quelle, bist du uns Tiefe, bist du uns Grund, der ewig trägt. Auf deinem Boden riecht es nach Freiheit. In deiner Luft atmen wir auf. ...bist du uns Nahrung, schenkst du uns voll ein, lässt du uns wonnig ins Weite sehn. Dein Horizont stillt alle Sehnsucht. In deinem Licht blühn wir auf. In der Weite des Himmels schwingt deine Güte – und im Schatten deiner Flügel, baust du uns die Welt. So weit die Wolken gehen, fliegt deine Liebe. Ja, unter deinen Flügeln sind wir zuhaus. 4 Fritz Baltruweit
Aus Psalm 31 Gott, dir vertraue ich. Lass mich nicht verloren gehen. Lass mich nicht herausfallen aus deiner Liebe. Schenk mir dein Ohr. Sei meine Hilfe. Sei mein Zuhause, auf das ich bauen kann. Du bist der Ort in meinem Leben, an den ich immer wieder zurückkehren kann, der Ort, der bleibt, der fest ist. Nimm mich an die Hand und leite mich um deines Namens willen. In deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, du treuer Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen. Zeit Ich wünsche dir Zeit,… …um dich zurückzuziehen und zur Ruhe zu kommen in einem Raum, der dich birgt. …um deine Wurzeln zu spüren und dich auf das zu besinnen, was dich hält und trägt …um den Reichtum in deinem Innern zu entdecken und dich daran zu freuen …um neue Kraft zu sammeln, und fröhlich weiterzugeben, was dich erfüllt. 6 Tina Willms
Am frischen Wasser Ein Bild zu betrachten, ist eine kleine Menschen eine schöne, festliche Gedankenreise, zu der ich Sie einlade. Hinaus Unterbrechung. Nun sind die ersten vier aus dem Haus durch die Feldmark. Wir Wochen herum und alles läuft wieder kommen an einen schäumenden eisblauen geordnet in der Bahn. Bach, in der Mitte bildet sich richtig ein Es gibt schon wieder mehr Licht und etwas Strudel, da ist Schwung drin. Vielleicht gibt es längere Nachmittage durch sonnige Tage. einen hohen Wasserstand durch die Schnee- Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, aber schmelze, die von den Bergen herunter für mich bringt der Januar so eine kommt? Stimmung: „Es geht wider los und es geht Oben über dem Wasser sehen wir einen Ast ordentlich voran.“ mit festgefrorenem Schnee, auf dem kleinen So wie hier der Bachlauf mit großer Zweig ist noch der Schnee zu erkennen, an Geschwindigkeit alles Erstarrte dem Großen ist er zu Eis geworden, durch wegzuspülen scheint. Das Eis schmilzt und darüber spülendes Wasser oder die die darunter liegende Landschaft kommt Mittagssonne. Unten hängen glitzernde nach und nach wieder hervor. Eiszapfen. Man sieht, wie das Tauwasser an Schwungvoll ist die Melodie des Liedes, ihnen abtropft. das oben drüber steht, ein Lied der Erinnern Sie sich an die imposanten Eiszapfen, Epiphaniaszeit: Jesus ist kommen, die die früher an der Dachrinne hingen und die Quelle der Ganden…komme, wen dürstet wir als Kinder bewundert haben, wunderbare und trinke wer will! glänzende Kunstwerke? Das auftauende Wasser zeigt: Hier löst sich Das ist eine Einladung, sich vertrauensvoll Erstarrtes – der Winter ist noch da, aber er zu öffnen für das neue Jahr. wird demnächst weichen müssen. Jesus wird beschrieben als eine frische, Das alles bewegt und verändert sich. sprudelnde Quelle, zu der wir kommen Trotz der winterlichen Szene und der kühlen können um zu trinken. Farben, lässt das Bild mich nicht frieren. Das Trinken ist ein Grundbedürfnis, noch kommt, glaube ich daher, dass so viel wichtiger als Essen. Ohne Essen kann man Schwung und Bewegung darin ist. Ich friere, wesentlich länger auskommen als ohne wenn alles um mich herum erstarrt scheint, Trinken. festgefahren, so wie wir es in unserem Leben Das bedeutet: der Glaube ist ein Grund- und dem Alltag manchmal haben. So etwas bedürfnis, man will doch wissen, woher hat ja mit der Atmosphäre zu tun, die einen man kommt, wohin man geht und ob Gott verlässlich ist im Wandel der Zeiten. Neujahr umgibt, auch mit dem eigenen seelischen Wer glaubt, will sich begleitet und In ihm sei´s begonnen Ein neues Jahr. Zustand. Der harte Winter hat die Bewohner an das Haus gebunden, voller Sehnsucht getragen fühlen von Gottes Nähe auf dem der Monde und Sonnen Noch leer der Kalender. denken manche an die schöne Zeit, als sie Lebensweg in guten und in schweren an blauen Gezelten des Himmels bewegt! So viele Chancen. täglich im Garten sitzen oder spazieren gehen Tagen. Wenn Jesus als eine Quelle Du Vater, du rate, lenk du und wende! So viele Unwägbarkeiten. konnten. Das kommt wieder! beschrieben wird, dann wird damit gesagt, Herr, dir in die Hände Du, Gott, hältst jeden Tag in der Hand. dass er uns immer neu Kraft gibt, wie eine sei Anfang und Ende, Dieses Bild vermittelt Frische, und den Du gehst mit mir durch die Zeit. sprudelnde Quelle, die nicht versiegt. sei alles gelegt. Schwung des neu beginnenden Jahres. Segne mich und lass mich zum Segen werden. 8 Durch Weihnachten und Neujahr hatten viele Gisela Freese Eduard Mörike Tina Willms 9
Von guten Mächten Jesus ist kommen Ich singe dir mit Herz und Mund 1. Von guten Mächten treu und still umgeben, 1. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude; 1. Ich singe dir mit Herz und Mund, 4. Wer hat das schöne Himmelszelt 7. Du füllst des Lebens Mangel aus behütet und getröstet wunderbar, A und O, Anfang und Ende steht da. Herr, meines Herzens Lust; hoch über uns gesetzt? mit dem, was ewig steht, so will ich diese Tage mit euch leben Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; ich sing und mach auf Erden kund, Wer ist es, der uns unser Feld und führst uns in des Himmels Haus, und mit euch gehen in ein neues Jahr. Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah! was mir von dir bewusst. mit Tau und Regen netzt? wenn uns die Erd entgeht. 2. Noch will das alte unsre Herzen quälen, Himmel und Erde, erzählet’s den Heiden: 2. Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad 5. Ach Herr, mein Gott, das kommt von dir, 8. Wohlauf, mein Herze, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden. und ewge Quelle bist, du, du musst alles tun, sing und spring Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen 2. Jesus ist kommen, nun springen die Bande, daraus uns allen früh und spat du hältst die Wach an unsrer Tür und habe guten Mut! das Heil, für das du uns geschaffen hast. Stricke des Todes, die reißen entzwei. viel Heil und Gutes fließt. und lässt uns sicher ruhn. Dein Gott, der Ursprung aller Ding, 3. Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden; 3. Was sind wir doch? Was haben wir 6. Du nährest uns von Jahr zu Jahr, ist selbst und bleibt dein Gut. des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, er, der Sohn Gottes, der machet recht frei, auf dieser ganzen Erd, bleibst immer fromm und treu bringet zu Ehren aus Sünde und Schande; Paul Gerhardt so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern das uns, o Vater, nicht von dir und stehst uns, wenn wir in Gefahr aus deiner guten und geliebten Hand. Jesus ist kommen, nun springen die Bande. allein gegeben werd? geraten, treulich bei. 4. Doch willst du uns noch einmal Freude schenken 3. Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden: an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, komme, wen dürstet, und trinke, wer will! dann wolln wir des Vergangenen gedenken, Holet für euren so giftigen Schaden Die Zeiten wechseln, doch der Himmel bleibt und dann gehört dir unser Leben ganz. Gnade aus dieser unendlichen Füll! Hier kann das Herze sich laben und baden. 5. Lass warm und hell die Kerzen heute flammen, Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden. die du in unsre Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. 4. Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben. Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht. Hochgelobt sei der erbarmende Gott, der uns den Ursprung des Segens gegeben; 6. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod. so lass uns hören jenen vollen Klang Selig, die ihm sich beständig ergeben! der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben. all deiner Kinder hohen Lobgesang. 7. Von guten Mächten wunderbar geborgen, Johann Ludwig Konrad Allendorf erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. Dietrich Bonhoeffer Die Gedanken sind frei 1. Die Gedanken sind frei. Wer kann sie erraten? 3. Ich liebe den Wein, mein Mädchen vor allen, Sie fliegen vorbei wie nächtliche Schatten. sie tut mir allein am besten gefallen. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen. Ich bin nicht alleine bei meinem Glas Weine, Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei. mein Mädchen dabei: Die Gedanken sind frei! 2. Ich denke, was ich will und was mich beglücket, 4. Und sperrt man mich ein in finstere Kerker, doch alles in der Still’, und wie es sich schicket. das alles, das sind vergebliche Werke. Mein Wunsch, mein Begehren kann niemand verwehren, Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei! und Mauern entzwei, die Gedanken sind frei! 11
Frühling Ich sing für dich im Frühling, wenn das Schneeglöckchen aus der Erde lugt und auf einmal alles aufblüht und die Luft dich nach draußen zieht. Wenn die Liebe ganz neu aufbricht - ja, und alles ist jung und grün - , wenn du vor Glück durch das Leben schwebst, und du liebst die ganze Welt, dann sing ich für dich, ich sing für dich. Fritz Baltruweit Wie schön, wenn es Frühling wird. Wenn ein erstes Schneeglöckchen aus dem Schnee lugt, Wenn die Zweige zu knospen beginnen, wenn Krokusse und Veilchen aufblühn und mit ihrem Duft die Welt verändern. Wenn es uns nach draußen zieht, weil die Sonne schon wieder ein erstes Mal auf der Haut brennt. Dann ist die Schöpfung ganz nah und die Liebe auch. ...manchmal fliegt es einem einfach zu: Ein Lächeln, eine Berührung - die Liebe… und dann ist auf einmal alles anders, als flöge man davon. Wo erlebe ich Glück, wo erlebe ich Liebe? Nehmen Sie sich Zeit, 12 dem nachzugehen…
Wir sehen ein kleines Mädchen. Gern höre ich die persönlichen Was meinen Sie wie alt sie ist- vielleicht Erinnerungen, wenn eine von ihnen erzählt. fünf, sechs Jahre alt - und sie springt mitDa steht einer Frau nach 80 Jahren plötzlich beiden Füßen in die Luft. Unter ihren Füßenwieder vor Augen, dass sie früher als Kind liegt Lehmboden mit trockenen Halmen mit ihren Eltern ans Meer gefahren ist, darin, neben ihr eine gelbe Wand, das allesSommerfrische nannte man das damals. könnte in einem südlichen Land sein. Sie erinnert sich an die großen Koffer, die Vielleicht befindet sie sich im Urlaub, diegepackt und schon eine Woche vorher leichte kurze Kleidung und ihre schön verladen wurden und dann wusste sie: jetzt gebräunte Haut weisen darauf hin. ist es wieder so weit. Auch die luftige weiße Es sieht aus, als sei sie schon den Weg im Sommerkleidung fällt ihr plötzlich wieder ein Galopp entlang gekommen und nun springt und dann der Schrei der Möwen, der Wind sie wie ein Fohlen, voller Übermut und und der Geruch des Meeres. Sie erzählt und Lebensfreude. An den Füßen trägt sie rote erzählt- ihr Mann staunt. „Soviel hat sie seit Badelatschen- daran erkennen wir, dass es langem nicht mehr gesprochen!“ Schätze der kein Bild aus dem Sportunterricht ist, wo Erinnerung. man mit richtigen Turnschuhen erscheinen Eine andere erinnert sich an die erste große muss. Liebe, als sie zu zweit nach Feierabend auf Nein, das ist keine Übung, die ihr befohleneinem kleinen Moped abends zum Baden wurde, sondern etwas, das ihr selbst fuhren an einen See. War das ein schöner Sommer! eingefallen ist. Und sie springt. Wie schön, dass sie das kann! Wie schön, dass eine Es gab sogar einmal einen Schlager, der hieß: neue Generation heranwächst und das „Pack die Badehose ein.“ Viele ältere Damen Leben weitergeht. erinnern sich sofort an die Sängerin. Ihr Springen ist ein Handeln aus eigener Später, als sie schon verheiratet war, hat sie Spontaneität und Lebensfreude. Mit im Sommer Gelee gekocht von roten ungeteilter Aufmerksamkeit ist sie dabei. Johannisbeeren .Dann roch die ganze Jesus hat darauf hingewiesen, dass Kinder Wohnung danach. uns ein Vorbild sein können in ihrer Ein Sohn erzählt, dass seine Mutter das Aufgeschlossenheit. Gemüse mit dem Fahrrad aus ihrem Gärtchen „Wahrlich, ich sage euch, wer das Reich holte, er sieht sie noch genau vor sich, wie Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der sie mit ihrem Korb durchs Dorf fuhr, hier und wird nicht hineinkommen.“ da anhielt, um mit einer Bekannten zu sprechen. Ein Bild, das bleibt. Steh auf, meine Freundin, Steh auf, meine Freundin, Lebensfreude ist in jedem Lebensalter zu Eine andere Frau hatte im Sommer immer die meine Schöne, komm her! und komm, meine Schöne, spüren, aber als Erwachsene müssen wir Enkelinnen zu Besuch, zuerst war es Denn der Winter ist vergangen, komm! uns die Wahrnehmung für glückliche manchmal mühsam mit ihnen, weil sie klein und der Regen ist vorbei. Meine Taube in den Felsklüften, Momente erhalten. Das kann man üben. waren und viel Fürsorge brauchten, später Es grünt und blüht, in den Steinritzen, Eine Frau in unserem Altersheim erzählt: wuchsen sie heran und man konnte sich „Wenn ich morgens aufwache und sehe die soweit das Auge reicht. zeige mir deine Gestalt, schon richtig unterhalten… das war eine Sonne über den Feldern, das ist so ein Der Frühling ist da. lass mich hören deine Stimme; schöne Zeit. Gelebtes Leben! schöner Anblick. Da freue ich mich immer.“ Überall hört man Vögel singen. denn die Stimme ist süß, Es lohnt sich, diese Erinnerungen zu pflegen. Innehalten, durchatmen, spüren, dass man Die Zeit der Lieder ist wieder da. und deine Gestalt ist lieblich. Auch in ihrem Herzen finden sich gute atmet und lebt. Gott danken. Sieh mal: Die ersten Feigen werden reif, Erinnerungen an helle Tage und an die Nähe Hohelied Salomos, 2,10-14 Bei erwachsenen Menschen sind es die die Weinstöcke blühn Gottes. Denken Sie daran, erzählen Sie Gedanken, die noch springen können wie und verströmen ihren Duft. anderen davon. Gisela Freese 14 eh und je: die Gedanken sind frei.
Ein Frühlings-Nachmittag Krokusse In jedem Frühjahr blühen im Schlossgarten Ob beides nur Legenden sind oder sie einen von Husum mehr als 4 Millionen Krokusse. Sie historischen Kern haben, lässt sich nicht Ein Gedicht leuchten wie ein riesiges lila Blütenmeer. Die mehr klären. Tatsache ist, dass in beiden Tourismusverwaltung schreibt auf ihrer Fällen die Bemühungen der Anpflanzer nicht Leise zieht durch mein Gemüt Homepage dieses „lila Wunder des Nordens“ von Erfolg gekrönt waren, denn Safran liebliches Geläute. sei einmalig in Norddeutschland. erhält man nur aus dem „Crocus sativus“- Klinge, kleines Frühlingslied, Seit mehreren hundert Jahren wachse der einer verwandten Pflanze, nicht aus dem in kling hinaus ins Weite. eigentlich aus Südeuropa stammende und Husum angebauten „Crocus neapolitanus“. Kling hinaus, bis an das Haus, daher auch „Crocus Neapolitanus“ genannte wo die Blumen sprießen, lila Krokus dort. Den genauen Grund kennt Vielleicht wollten die Mönche oder die wenn du eine Rose schaust, Ein Gedicht niemand, aber es gibt zwei schöne Legenden Herzogin auch einfach nur ihre Freude an sag, ich lass sie grüßen. Die linden Lüfte sind erwacht, dazu: den lila Blüten haben? sie säuseln und weben Tag und Nacht, Die eine erzählt, dass sich im 15.Jhdt. an der Warum sollten die Menschen in früheren Herz, mein Herz, sei nicht beklommen, sie schaffen an allen Enden. gleichen Stelle, an der heute das Schloss steht, Jahrhunderten dafür weniger empfänglich und ertrage dein Geschick, O frischer Duft, o neuer Klang! ein Kloster befunden habe. Die Mönche gewesen sein? Auch sie hatten ihre Freude, neuer Frühling gibt zurück, Nun, armes Herze, sei nicht bang! unterhielten einen Klostergarten. Sie könnten wenn es Frühjahr wurde. was der Winter dir genommen. Nun muss sich alles, alles wenden. Krokokusse angebaut haben, um aus den Und die Mönche hatten damals schon Und wie viel ist dir geblieben! Die Welt wird schöner mit jedem Tag, getrockneten Blütenstempeln Safran zu Gelehrte in ihren Reihen, die sich mit ihrem Und wie schön ist noch die Welt! man weiß nicht, was noch werden mag, gewinnen. Wir heutigen kennen Safran ja Fachgebiet auskannten. Sie hätten sich Und, mein Herz, was dir gefällt, das Blühen will nicht enden. meist nur aus dem Kindervers vom sicher über die richtige Art informiert, bevor alles, alles darfst du lieben. Es blüht das fernste, tiefste Tal: Kuchenbacken: Milch und Mehl, Safran macht sie einen ganzen Hügel bepflanzten. Heinrich Heine Nun, armes Herz, vergiss der Qual! den Kuchen gel (gelb). Nun muss sich alles, alles wenden. Die gelbe Farbe des Safran wurde zum Färben der liturgischen Gewänder verwendet. Wie pflanzt man Krokusse? Ein Frühlingslied (siehe S. 16) Ludwig Uhland Außerdem als Ersatz oder Untergrund für Gold Ein sonniger Standort ist wichtig. beim Ausmalen der Heiligen Bücher. Safran Die Erde soll vorher möglichst mit viel Rateaufgabe Noch ein Frühlingslied (siehe S. 16) wurde auch mit anderen Pigmenten gemischt. organischer Masse durchmischt und Was ist im März noch nicht zu sehen: aufgelockert werden. Dann heißt es: Löcher Krokus – Hyazinthe – Primel – Rose - Eine andere Legende verweist auf die von graben. 5-8 cm Tiefe. Zwischen den Schneeglöckchen – Tulpe 1655 bis 1684 im Schloss von Husum lebende Etwas zum Sehen Zwiebeln soll 5-10 cm Abstand sein. Nun Herzogin Marie Elisabeth. Sie war für ihre Lerche – Schwalbe – Meise – Buchfink – Star Schauen Sie Safran an, müssen die Zwiebeln mit der Spitze nach hervorragende Zuckerbäckerei bekannt. Auch Marienkäfer – Mehlkäfer – Maikäfer – dieses gelbes Pulver, oben hinein. Einige Körner Dünger tun sie könnte die Krokusse angebaut haben, um Hirschkäfer – Hummel das aus Krokusblüten gewonnen wird. ihnen gut. Die richtige Pflanzzeit ist vom Safran für ihre Bäckerei zu gewinnen. späten Sommer bis zum Herbst. Die Frosch – Fuchs – Hase - Reh – Igel (Wie hieß der Vers noch? ...und erinnern Sie sich an das Gedicht: Krokusse dürfen nicht in stauender Nässe Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl, liegen. Eine Geschichte (siehe S. 13) Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gel´? Wenn die Bemühungen keinen Erfolg Safran macht den Kuchen gel). bringen, könnte es auch sein, dass die Neben der Färbung sind die Aromastoffe Eichhörnchen die Knollen ausgegraben und Lied: Alle Vögel sind schon da wichtig. Noch heute wird Safran zum Kochen gefressen haben. Dann freuen Sie sich über (siehe S. 16) von Paella und Reisgerichten verwendet und die Eichhörnchen. Die sind ja auch drollig. für Bouillabaisse. Er wird in südlichen Ländern 16 angebaut . Gisela Freese 17
Staunen Im Frühling gerate ich ins Staunen. Jedes Jahr wieder. Ich weiß doch, dass alles grün werden wird. Dass die Blätter der Buchen hell aus den Knospen schlüpfen und der Rasen so schnell wächst wie sonst nie. Dass Farben ins Blumenbeet getupft werden. Und doch überwältigt es mich, wenn es so weit ist. Gott muss ein Lebenskünstler sein. Er malt kein Bild, sondern das Leben selbst. Jedes Jahr neu rührt seine Schönheit mich an. Tina Willms 18
Winter ade Die beste Zeit Es tönen die Lieder 1. Winter ade! Scheiden tut weh! Aber dein Scheiden macht, 1. Die beste Zeit im Jahr ist mein, dass mir das Herze lacht. Winter ade! Scheiden tut weh! da singen alle Vögelein, 2. Winter ade! Scheiden tut weh! Gerne vergess’ ich dein, Himmel und Erden ist der voll, kannst immer ferne sein. Winter ade! Scheiden tut weh! viel gut Gesang, der lautet wohl. 3. Winter ade! Scheiden tut weh! Gehst du nicht bald nach 2. Voran die liebe Nachtigall Haus, lacht dich der Kuckuck aus. Winter ade! Scheiden tut weh! macht alles fröhlich überall Heinrich Hoffmann von Fallersleben mit ihrem lieblichen Gesang, des muss sie haben immer Dank. 3. Vielmehr der liebe Herre Gott, der sie also geschaffen hat, Der Winter ist vergangen zu sein die rechte Sängerin, Text: Heinrich Hoffmann von Fallersleben - Melodie: Volksweise 1. Der Winter ist vergangen, ich seh´ des Maien Schein, der Musika ein Meisterin. ich seh´ die Blümlein prangen, des ist mein Herz erfreut. 4. Dem singt und springt sie Tag und Nacht, So fern in jenem Tale, da ist gar lustig sein, seins Lobes sie nichts müde macht: den ehrt und lobt auch mein Gesang da singt Frau Nachtigalle und manch´ Waldvögelein. und sagt ihm einen ewgen Dank. Ein Keim in meines Herzens Raum 2. Ich geh‚ den Maien hauen wohl durch das grüne Gras und schenk ihn meinem Buhlen, die mir die Liebste was. Martin Luther Und ruf ich, wird sie kommen, an ihrem Fenster stan, empfangen Baum und Blumen, die sind gar wohlgetan. 3. Er nahm sie sonder Trauern in seine Arme blank. Wie lieblich ist der Maien Der Wächter auf der Mauern hub an ein Lied und sang: „Ist jemand noch darinnen, der mag bald heimwärts gan! 1. Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, Ich seh den Tag herdringen schon durch die Wolken klar.“ des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. 4. Ade, mein Allerliebste, ade, schöns Blümlein fein, Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid, ade, schön Rosenblume, es muss geschieden sein! die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud. Bis dass ich wiederkomme, bleibst du die Liebste mein; 2. Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein! das Herz in meinem Leibe gehört ja allzeit dein! Die Blüt zur Frucht vermehre, lass sie ersprießlich sein. Es steht in deinen Händen, dein Macht und Güt ist groß; drum wollst du von uns wenden Mehltau, Frost, Reif und Schloß’. Alle Vögel sind schon da 3. Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein, damit sich’s möge schicken, fröhlich im Geist zu sein, 1. Alle Vögel sind schon da, alle Vögel alle die größte Lust zu haben allein an deinem Wort, Welch ein Singen, Musiziern, Pfeifen, Zwitschern, Tiriliern ! das mich im Kreuz kann laben und weist des Himmels Frühling will nun einmarschieren, kommt mit Sang und Schalle. Pfort. 2. Wie sie alle lustig sind, flink und froh sich regen! 4. Mein Arbeit hilf vollbringen zu Lob dem Namen dein Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar und lass mir wohl gelingen, im Geist fruchtbar zu sein; wünschen Dir ein frohes Jahr, lauter Heil und Segen. die Blümlein lass aufgehen von Tugend mancherlei, 3. Was sie uns verkünden nun, nehmen wir zu Herzen: damit ich mög bestehen und nicht verwerflich sei. Wir auch wollen lustig sein, lustig wie die Vögelein, Martin Behm hier und dort, feldaus, feldein, singen, springen, scherzen. Heinrich Hoffmann von Fallersleben Text: Heinrich Hoffmann von Fallersleben - Melodie: Volksweise 21
Sommer Ich sing für dich im Sommer, wenn du barfuß durch die Sonne gehst, wenn Blumenmeere blühn und du im Gras liegst und träumst. Wenn die Weite dich umfängt und du mit den Vögeln ziehst, wenn das Himmelszelt dein Dach ist und du neue Welten siehst, dann sing ich für dich, ich sing für dich. Fritz Baltruweit Weite genießen – Freiheit. Am Strand über die Wellen schauen bis ganz nach hinten zum Horizont. Oder im Gras liegen und in den Himmel schauen. Den Vögeln lauschen. Die Zeit vergessen. Das ist Glück. Auch wenn man diese Freiheit mit jemanden teilen kann... Davon erzählen die Sehnsüchte im Sommer, die uns Flügel (ver)leihen. Wann waren Sie eigentlich zum letzten Mal neugierig, wollten unbedingt was wissen? Wann haben Sie etwas entdeckt?. Und: Was hats gebracht? Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit 22 zum Herbeiholen dieser Erinnerungen…
Die Sorgen Ich habe das Reisen geliebt an den Himmel werfen Es ist Sonntag. Die Glocke schlägt feierlich die Stunden. Der kleine Kalender von der öffentlichen Fürsorge an der Wand, von dem Tag für Tag ein Blatt abgerissen wird, Sommer – die Erlaubnis, zeigt schon August. Was ist das für ein Paradox: die Zeit sich leicht zu fühlen steht still- und rast zugleich in wildem Tempo? In meiner Am Morgen schon einstimmen eingeengten Welt dehnen sich die Stunden, und die ins Lied der Amsel. Monate vergehen wie der Blitz. Ich kann es nicht fassen, Den Tau unter den Füßen spüren, dass schon August ist. Freunde, Frauen, Kinder sind vom als könne man Ferienwind verstreut. In der Phantasie schleiche ich mich auf seinem Glitzern gehen, in die Biwaks, in denen sie ihr Sommerquartier Rosenduft aufgeschlagen haben, auch wenn mir diese Rundreise ein durch Nase und Seele wehen lassen. wenig das Herz zerreißt. In der Bretagne kommt ein Staunen Schwarm Kinder auf Fahrrädern vom Markt. Alle Gesichter über das Rot des Klatschmohns. strahlen vor Lachen. Einige dieser Kinder haben das Alter Die Sorgen an den Himmel werfen der großen Sorgen schon lange erreicht, aber auf diesen und mit den Wolken von Rhododondren gesäumten Wegen kann jedes seine verlorene Unschuld wieder finden. Heute Nachmittag weiterziehen lassen. werden sie die Insel im Boot umrunden. Der kleine Motor wird gegen die Strömungen ankämpfen. Jemand wird sich Im Sommer fließt Gottes Liebe über. mit geschlossenen Augen im Bug ausstrecken und den Er verschwendet sich an uns. Arm im kalten Wasser treiben lassen. Den Blumen gibt er Farben und Duft. In der Provence muß man sich im Innern der Häuser Dem Sonnenlicht verkriechen, auf die die Sonne niederbrennt. Man füllt seine schenkt er Wärme und Kraft. Aquarellblocks. Ein Kätzchen mit gebrochener Pfote sucht Im Rauschen des Bachs in einem Pfarrgarten nach schattigen Ecken, und weiter klingt ein leises Lied südlich, in der Camargue, überquert eine Wolke junger und die Wipfel der Bäume Stiere die Weite eines Sumpfs, aus dem der Duft des ersten wiegen sich sanft im Wind. Anisschnapses aufsteigt. … Der Sommer erzählt uns Ich habe das Reisen geliebt. Zum Glück konnte ich im von Gottes Liebe: Laufe der Jahre genügend Bilder, Aromen, Eindrücke speichern, um an Tagen, wenn hier ein schiefergrauer Großzügig, verschwenderisch, Himmel jede Aussicht verstellt, auf Reisen gehen zu können. leise und sanft: Das sind seltsame Streifzüge. Der ranzige Geruch einer so verschenkt er sich an uns. New Yorker Bar. Der Duft des Elends auf dem Markt von Rangun. Reisen ans Ende der Welt. Die eiskalte weiße Tina Willms Nacht von Sankt Petersburg oder die unglaubliche Weißglut der Sonne von Furnace Creek in der Wüste von Nevada. Jean-Dominique Bauby „Schmetterling und Taucherglocke“ Der Autor lag nach einem Gehirnschlag bewegungsunfähig in einer 24 Klinik als er diese Texte diktierte.. 25
Aus Psalm 36 Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie ein Berg und dein Recht ist tief wie das Meer. Gott, du hilfst allen Kreaturen, Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte! Wir Menschenkinder finden Zuflucht unter dem Schatten deiner Flügel. Wir werden satt von den reichen Gütern deines Hauses. Du tränkst uns mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens. Und in deinem Licht sehen wir das Licht. 26
Was immer ich tue, Leben aus erster Hand in den mittleren Lebensjahren habe ich alle Hände voll zu tun. Kinderhände – Wunderwerk. Ehe ich mich´s versehe, Sie zeigen: Du bist einmalig. habe ich vielleicht eine Tochter Kleine Hand sucht große Hand, oder einen Sohn an der Hand. will gehalten sein Also Kinder erziehen, und geborgen. Familienarbeit, Hausarbeit Was bleibt ein Leben lang, und dazu der Job. bleibt ein Leben lang? Manchmal geht die ganze Arbeit Kämpfen, bis es endlich geht, glatt von der Hand. den eignen Platz gefunden. Doch nicht immer. Was entsteht durch deine Hand? Der Alltag raubt Kräfte. Was setzt du durch? Und oft habe ich das Gefühl, Was gedeiht? nicht mehr alles schaffen zu können Was bleibt ein Leben lang, oder einfach alles falsch anzupacken. bleibt ein Leben lang? Alle Hände voll zu tun: Beruf, Familie - und Kinder. Was fällt dir zu? Was teilst du aus? Verwundet und geheilt? Und du fragst: Was bleibt ein Leben lang? Die Lebensjahre hinter dir in die Hand gegraben. Was ließ sie los? Was fand sie neu? Worauf konnte sie bau´n? Ein letztes Mal sucht deine Hand Hände bringen mir Menschen nahe. ein Zeichen: Wie geht es weiter? Was für eine Lust, einander zu Kleine Hand sucht große Hand, berühren, will gehalten sein und geborgen... zu streicheln, ...weist weit voraus zu trösten.... über dich hinaus... Von der Hand geht Lebensenergie aus, Gehalten und geborgen Heilung, bis ans Ende der Welt Segen. leben wir aus deiner Hand, leben wir mit dir. Du leihst mir deine Flügel. Du leihst mir deine Schwingen. Hände bringen mir Gott nahe. Du lässt mich ein bei dir, Wir gleiten still dahin, Gehalten und geborgen, Darum segnen wir und du schenkst mir deine Nähe, und wir schwingen uns zusammen auf dem Leben zugewandt mit der Hand. und du fliegst, du fliegst mit mir. bis in den Himmel – ich flieg mit dir. leben wir aus erster Hand, Es tut gut, Du schenkst mir deine Nähe, Du zeigst mir die weite Himmelswelt – leben wir mit dir. sich von Gott berührt zu wissen. und du fliegst mit mir. und ich flieg mit dir. 28 Fritz Baltruweit Mitten im Leben neu gestärkt. Text und Musik: Fritz Baltruweit - Rechte: tvd-Verlag Düsseldorf 29
In dem Schneegebirge Die rechte Gunst... Geh aus, mein Herz... Und in dem Schneegebirge, da fließt ein Brünnlein kalt; Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er und wer das Brünnlein trinket, bleibt jung und nimmer alt. in die weite Welt, dem will er seine Wunder weisen 1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud 7. Erwähle mich zum Paradeis Ich hab daraus getrunken gar manchen frischen Trunk. in Berg und Wald und Strom und Feld. in dieser lieben Sommerzeit und lass mich bis zur letzten Reis Ich bin nicht alt geworden. Ich bin noch allzeit jung. Die Trägen, die zu Hause liegen, erquicket nicht das an deines Gottes Gaben; an Leib und Seele grünen, Morgenrot. Sie wissen nur von Kinderwiegen, schau an der schönen Gärten Zier so will ich dir und deiner Ehr Ade, mein Schatz, ich scheide, ade mein Schätzlein! von Sorgen, Last und Not um Brot. und siehe, wie sie mir und dir allein und sonsten keinem mehr Wann kommst du aber wieder, Herzallerliebster mein? sich ausgeschmücket haben, hier und dort ewig dienen, Wenn’s schneiet rote Rosen und regnet kühlen Wein. Die Bächlein von den Bergen springen, die Lerchen sich ausgeschmücket haben. hier und dort ewig dienen. Ade, mein Schatz, ich scheide, ade, mein Schätzelein. schwirren hoch vor Lust. Was soll ich nicht mit ihnen singen aus voller Kehl und frischer Brust? 2. Die Bäume stehen voller Laub, Text: Paul Gerhardt Es schneit ja keine Rosen und regnet keinen Wein: das Erdreich decket seinen Staub Melodie: August Harder So kommst du auch nicht wieder, Herzallerliebster mein! Den lieben Gott lass ich nun walten, der Bächlein, Lerchen, mit einem grünen Kleide; Wald und Feld und Erd und Himmel will erhalten, Narzissus und die Tulipan, hat auch mein Sach aufs best bestellt. Gott gab uns Atem die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide, als Salomonis Seide. Weißt du, 3. Die Lerche schwingt sich in die Luft, Am Brunnen das Täublein fliegt aus seiner Kluft wieviel Sternlein stehen und macht sich in die Wälder; vor dem Tore die hochbegabte Nachtigall 1. Weißt du, wieviel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt? Am Brunnen vor dem Tore, ergötzt und füllt mit ihrem Schall Weißt du, wieviel Wolken gehen da steht ein Lindenbaum. Berg, Hügel, Tal und Felder, weithin über alle Welt? Ich träumt in seinem Schatten Berg, Hügel, Tal und Felder. Gott der Herr hat sie gezählet, so manchen süßen Traum. 4. Ich selber kann und mag nicht ruhn, dass ihm auch nicht eines fehlet Ich schnitt in seine Rinde des großen Gottes großes Tun an der ganzen großen Zahl, so manches liebes Wort. erweckt mir alle Sinnen; an der ganzen großen Zahl. Es zog in Freud und Leide. ich singe mit, wenn alles singt, 2. Weißt du, wieviel Mücklein spielen |: Zu ihm mich immer fort :| und lasse, was dem Höchsten klingt, in der heißen Sonnenglut, Ich musst auch heute wandern aus meinem Herzen rinnen, wieviel Fischlein auch sich kühlen vorbei in tiefer Nacht. aus meinem Herzen rinnen. in der hellen Wasserflut? Da hab ich noch im Dunkel 5. Hilf mir und segne meinen Geist Gott der Herr rief sie mit Namen, die Augen zugemacht. mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass sie all ins Leben kamen, Wo ein Mensch Vertrauen gibt Und seine Zweige rauschten, dass ich dir stetig blühe; dass sie nun so fröhlich sind, als riefen sie mir zu: gib, dass der Sommer deiner Gnad dass sie nun so fröhlich sind. “Komm her zu mir, Geselle. in meiner Seele früh und spat 3. Weißt du, wieviel Kinder frühe |: Hier findst du deine Ruh :| viel Glaubensfrüchte ziehe, stehn aus ihrem Bettlein auf, Die kalten Winde bliesen viel Glaubensfrüchte ziehe. dass sie ohne Sorg und Mühe mir grad ins Angesicht. 6. Mach in mir deinem Geiste Raum, fröhlich sind im Tageslauf? Der Hut flog mir vom Kopfe. dass ich dir werd ein guter Baum, Gott im Himmel hat an allen Ich wendete mich nicht. und lass mich Wurzel treiben. seine Lust, sein Wohlgefallen; Nun bin ich manche Stunde Verleihe, dass zu deinem Ruhm kennt auch dich und hat dich lieb, entfernt von diesem Ort. ich deines Gartens schöne Blum kennt auch dich und hat dich lieb. Und immer hör ich’s rauschen: und Pflanze möge bleiben, Text: Wilhelm Hey 1837 |: „Du fändest Ruhe dort :| und Pflanze möge bleiben. Melodie: Volkslied um 1818 31
Herbst Ich sing für dich im Herbst, wenn reiche Ernte naht, wenn verklärtes Sonnenlicht die Zeit noch einmal golden malt. Wenn es dann kalt wird, immer dunkler und der Regen an die Scheiben knallt und der Rabe an dein Fenster klopft und es Zeit wird für dich zu gehn, dann sing ich für dich, ich sing für dich. Fritz Baltruweit Zu Beginn der Herbstzeit Erntedank: Danken für das, was mir, was uns geschenkt wird jeden Tag. Ja, das gehört zum Leben dazu: Daran zu denken: Was ist und was war… Und zu danken: Das war schön. Und: Das durfte ich ernten in meinem Leben. Wofür bin ich im Augenblick dankbar? Lassen Sie einen Augenblick unsere Gedanken schweifen… Im Herbst erleben wir auch nach dem Sommer noch einmal Goldene Tage, goldene Farben, aber auch: Es wird kalt und kälter – 32 und immer dunkler.
Ein Beispiel: Die warme Hühnersuppe mag an Gegen das Altern können wir als Seelsorger Die erste Kastanie Und jetzt kommen wir zur Wirkung dieser Kastanie, Sie werden sich schon gefragt sich schon wirken, aber besonders wirkt die nichts tun, gegen Krankheit und Tod auch haben, ob ich wirklich daran glaube: na klar! Fürsorglichkeit der Mutter, die eine warme nicht. Aber wir können dazu beitragen, dass „Das aber auf dem guten Land sind die, Sie hat ja gewirkt. Das kleine Mädchen hat Decke hersucht, ein bequemes Kissen, das die Menschen sich von Gott getragen, sicher die das Wort hören und behalten die Geschichte über achtzig Jahre lang in Kind darauf bettet, eine Hühnersuppe kocht und geborgen fühlen. Geborgenheit zu in einem feinen, guten Herzen ihrem Herzen bewahrt, als Erinnerung an und sagt, „Iß das schön, bald wist du wieder vermitteln ist auch das Ziel der Pflege und und bringen Frucht in Geduld.“ Lukas 8,15 einen glücklichen Moment mit ihrem Vater gesund sein.“ Diese Worte umhüllen das die Seelsorge kann in besonderem Maße die und seine Zusage, dass sie den Winter, wie Kind wie ein warmer Mantel und geben ihm geistlichen Anteile stärken. In diesem Jahr trage ich schon seit Ende die Gewissheit: ich bin geliebt und es wird So helfen die einfachen Mittel, so helfen die kalt und dunkel er auch werden möge, September eine Kastanie in der Anoraktasche. gut werden. Und das wünsche ich mir von guten Worte und Taten im Winter wie in überstehen würde. Das ist der eigentliche Es war die erste Kastanie, die ich in diesem der Verkündigung und Seelsorge, dass sie Krankheit und Alter. Schatz, den sie bewahrt hat „in einem Herbst sah. Sie sprang mir ins Auge, weil sie dazu beitragen, die Seele mit einem guten So hilft die Pflege, so hilft Seelsorge… feinen, guten Herzen“ und dort hat er Frucht einzeln lag, sonst liegen sie ja zuhauf. Glauben zu umgeben. Es ist nicht die pharmakologische Wirkung gebracht. Sie hat Ermutigung und Kraft Plötzlich erinnerte ich mich an einen der Kastanie, der ich Kraft zuspreche, es ist daraus gezogen in den verschiedenen herbstlich gestalteten Nachmittag, den ich im Breit aus die Flügel beide, der gemeinsame Glaube, dem ich etwas Lebensabschnitten, und sie strahlt noch jetzt, letzten Jahr in einem Damenstift veranstaltete. oh Jesu meine Freude zutraue. im hohen Alter und nach schwerer Auch da hatte ich Kastanien mitgebracht und und nimm dein Küchlein ein. Und wenn wir, Sie und ich, uns im Frühjahr Krankheit, eine getroste Zuversicht aus. eine alte Dame erzählte, wenn sie als kleines Will Satan mich verschlingen, wieder sehen, dann dürfen Sie mich gern Ihre Geschichte hat uns an dem Nachmittag Mädchen mit ihrem Vater im Herbst durch die so lass die Englein singen: fragen, wie ich durch den Winter gekommen erfreut. Wir alle sahen sie vor uns: das kleine Alleen ging, sagte er: „Die erste Kastanie, die „Dies Kind soll unverletzet sein.“ bin und ob die Kastanie gegen Rheuma Mädchen und den Mann im Mantel auf der du findest, musst du in die Manteltasche geholfen hat. herbstlichen Allee. In der Manteltasche hielt stecken und behalten, dann bekommst du Gisela Freese seine Hand die ihre und diese umschloss kein Rheuma!“ eine glänzende Kastanie. Das fiel mir wieder ein und ich hob die Diese Szene ist mir wieder eingefallen beim Kastanie auf. Im Hinterkopf war mir zwar Anblick der ersten Kastanie. Ich habe sie bewusst, dass der rechte Ellenbogen und das gleich meinem Mann und jetzt Ihnen erzählt, linke Knie in diesem Jahr bereist im Sommer das zeigt doch eine Wirkungsgeschichte. wehgetan hatten. Solche Zipperlein warten, Gute Dinge weitersagen, einander aufbauen wenn man über fünfzig ist, wohl nicht mehr und von der Hoffnung erzählen, die uns auf den Winter, sie treten auch im Sommer trägt, sind Teil unserer christlichen auf. Lebensaufgabe. Trotzdem kann eine schöne runde Kastanie Gute Rituale, in denen Menschen in der Manteltasche verbunden mit einer Gemeinschaft und Sinn erfahren, tragen zur wunderbaren Geschichte von Glück und Verarbeitung einer belastenden Situation bei Geborgenheit nicht schaden. und fördern so die Gesundheit. Dieses in der Sie wirken in der Kombination: Religion bekannte Wissen wurde neu zur symbolischen Handlung kommt das aufgezeigt durch die Arbeit von Aaron einprägsame Wort und beides zusammen Antonovsky. Er ging der Frage nach, warum bewirkt etwas in unserer Seele. So wie Martin es Menschen mit hohen Stressfaktoren gibt, Luther über die Taufe sagt: „Wasser tut´s die dennoch gesund bleiben. Seine freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit Forschung ergab, dass diese Menschen in und bei dem Wasser ist und der Glaube, so der Familie sinnvolle, regelmäßig solchem Worte Gottes im Wasser trauet.“ wiederkehrende Rituale erfahren haben. Das freundliche Wort des Vaters, die Dadurch haben sie das Gefühl erworben, wohlmeinende Geste, machten aus einer dass sie in einer guten Weltordnung leben, 34 Kastanie einen Schatz und ein Heilmittel! verletzlich aber unbesiegbar seien. 35
Herbsttag Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. Rainer Maria Rilke 36
Von Großeltern und Enkeln „Großpapa“, konnte der kleine Hans Castorp und deinem Vater, und ebenso floss das wohl sagen, indem er sich auf die Zehen- warme, klare Wasser von meinem Haar spitzen erhob und zu dem Ohr des Alten (es war nicht viel mehr damals, als ich jetzt emporstrebte, „zeig mir doch, bitte, die auf dem Kopfe habe) da in das goldene Taufschale!“... Becken hinein.“ Der Alte aber nahm von einem mittleren Fach Der Kleine blickte empor auf des Groß- eine stark angelaufene runde silberne Schale, vaters schmales Greisenhaupt, das eben die auf einem ebenfalls silbernen Teller stand, wieder über die Schale geneigt war, wie zu und wies beide Stücke dem Knaben vor, indem der längst verflossenen Stunde, von der er er sie voneinander nahm und unter schon oft erzählte…. gegebenen Erklärungen einzeln hin und her Prüfte der junge Mann sich später, so fand wandte. er, dass das Bild seines Altervaters sich „Nun sind es bald acht Jahre“, sagte er, ihm viel tiefer, deutlicher und bedeutender „dass wir dich darüber hielten und dass das eingeprägt hatte als das seiner Eltern: Was Wasser, mit dem du getauft wurdest, da hinein möglicherweise auf Sympathie und floss… physischer Sonderverwandtschaft beruhte, Küster Lassen von St.Jacobi goss es unserem denn der Enkel sah dem Großvater guten Pastor Bugenhagen in die hohle Hand, ähnlich, soweit eben ein rosiger Milchbart und von da lief es über deinen Schopf in die einem gebleichten und starren Siebziger Schale. Aber wir hatten es gewärmt, damit du ähnlich sehen kann. nicht erschrecken und nicht weinen solltest, aus: Thomas Mann, Der Zauberberg und das tatst du auch nicht, sondern im Gegenteil, du hattest vorher geschrien, Der kleine Hans Castorp lässt sich diese Geschichte so dass Bugenhagen es nicht leicht gehabt immer wieder erzählen, weil sie einen Zusammen- hang herstellt, zwischen ihm und den Generationen hatte mit seiner Rede, aber als das Wasser vor ihm: vor acht Jahren wurde er getauft, vor vier- kam, da wurdest du still, und das war die undvierzig Jahren sein schon verstorbener Vater, vor Achtung vor dem heiligen Sakrament, wollen fünfundsiebzig Jahren der Großvater. wir hoffen. Die Erzählung von der Taufe verbindet sie alle, Und vierundvierzig Jahre sind es in den Lebende und Tote, unter Gottes Zusage: nächsten Tagen, da war dein seliger Vater der „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist Täufling, und von seinem Kopf floss das mein!“ Jesaja 43,1 Wasser hier hinein. Das war hier im Haus, Die Zeiten ändern sich, doch der Himmel bleibt. seinem Elternhaus, drüben im Saal, vor dem Zwischen Großvater und Enkel besteht hier eine mittleren Fenster, und es war noch der alte besondere Ähnlichkeit und auch Seelenverwandt- Pastor Hesekiel, der ihn taufte, derselbe, den schaft. die Franzosen als jungen Menschen beinahe · Kennen Sie Beispiele, in denen zwischen erschossen hätten, weil er gegen ihre Räube- Albert Einstein wurde am Nachmittag oft von einem Mädchen aus der Nachbarschaft Großeltern und Enkeln eine besonders reien und Brandschatzungen gepredigt hatte,- innige Beziehung besteht? besucht. der ist nun auch schon lange, lange bei Gott. · Was ist anders im Verhältnis zwischen Die Mutter des Kindes entschuldigte sich eines Tages bei dem Nobelpreisträger Aber vor fünfundsiebzig Jahren, da war ich es Großeltern und Enkeln als zwischen Eltern wegen der Belästigung, wie sie meinte, aber der erwiderte freundlich: und Kindern? „Keine Ursache, wir verstehen uns ausgezeichnet. selber, den sie tauften, auch da im Saal, und · Großeltern suchen im Gesicht ihrer Enkel meinen Kopf hielten sie über die Schale hier, Ich schätze es, dass sie mir saure Drops mitbringt, eine Familienähnlichkeit oder Ähnlichkeit wie sie da auf dem Teller steht, und der und sie schätzt es, dass ich ihre Mathematikaufgaben mache.“ mit sich selbst. Spielt dabei der Gedanke, in 38 Geistliche sprach dieselben Worte wie bei dir den Enkeln weiterzuleben, eine Rolle? 39
Charlottes Rede Wunschgroßeltern Ich habe schon fünf Jahre lang Für viele ältere Menschen ist es wichtig, eine Aufgabe zu haben und Kontakte zu die liebenswertesten pflegen. Die Familie spielt dabei eine große Rolle. So sagten in einer neuen Studie Wunschenkelinnen, die eine mehr als 80 % der Befragten : „Großeltern sind für ihre Enkel da“. Aber nicht jeder Leihgroßmutter nur haben kann. hat eine Familie oder sie wohnt weit weg. Beim Diakonischen Werk Hannover gibt Sie setzen mich immer wieder in es ein Projekt, in dem ältere Damen und Herren Kinder betreuen, als seien sie die Erstaunen mit ihren jeweiligen Großeltern. Besonderheiten. Es ist ein gutes Beispiel für den Zusammenhalt der Generationen und ehrenamtliches Julie, die große und souveräne, Engagement. Betreut wird die Arbeit von der Sozialpädagogin Angelika Becker. braucht mich nicht mehr, aber ihre Sie schreibt: „kleine“ Schwester Charlotte, „Seit zwei Jahren betreue ich nun schon die kleine Laura und 6 Jahre alt, spielt noch gerne mit seitdem ist jeder Mittwochnachmittag bestimmt von Spaß und mir fangen, verstecken und andere Fröhlichkeit.“ Spiele, bei denen ich meistens ‚schlechte Karten’ habe. So oder ähnlich antworten viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen Trotzdem haben wir beide einen und Mitarbeiter, wenn man sie über ihre Tätigkeit als Wunschoma Heidenspaß dabei. bzw. Wunschopa befragt. Über 100 Frauen und Männer Kürzlich hatte ich die ganze Familie engagieren sich mittlerweile im Großelterndienst des Diakonischen zum Essen eingeladen. Werkes des Ev.-luth. Stadtkirchenverbandes Hannover, Abt. Offene Wir freuten uns, mal wieder alle Altenarbeit, der 1999 gegründet wurde. zusammen zu sein. Die Spaghetti Ein- bis zweimal in der Woche, aber höchstens zwanzig Stunden im standen auf dem Tisch und als wir Monat, betreuen die Wunschgroßeltern „ihre“ Enkel. Gemeinsame gerade anfangen wollten zu essen, Unternehmungen, auf den Spielplatz oder in den Zoo gehen, sagte Charlotte zwar fragend, aber vorlesen, basteln oder miteinander spielen stehen dann auf dem doch entschlossen: „Kann ich jetzt Programm. mal ´ne Rede stellen?“ Die Betreuung fördert den Kontakt zwischen den Generationen Wir Erwachsenen sahen uns etwas und entlastet die Erziehenden. Gleichzeitig ermöglicht sie den verwundert und auch verstohlen Wunschgroßeltern eine verantwortungsvolle Aufgabe. Die Kinder belustigt an und fanden: bereichern das Leben ihrer Wunschomas und Wunschopas sehr, „Ja, wenn du das möchtest, und die Kinder freuen sich über die Zeit, in der jemand nur für sie kannst du eine Rede halten“. da ist. Auch kommt es vor, dass sich Freundschaften zwischen allen Und Charlotte sagte, ihre Leihoma Generationen entwickeln und so sind gemeinsame fest im Blick: Unternehmungen keine Seltenheit. „Liesel, ich danke dir, dass wir alle Der Austausch und die Solidarität zwischen den Generationen ist heute Abend hier bei Dir essen ein dauerhafter Schwerpunkt der Arbeit, der gesamtgesellschaftlich dürfen und dann danke ich dafür, und gerade auch von Diakonie und Kirche zu unterstützen ist. dass ich heute einen sooo schönen Bei den regelmäßigen Treffen der Wunschgroßeltern entstand die Tag hatte.“ Idee, einige Erlebnisse mit den Kindern aufzuschreiben. Hier ist Wenn das nicht zu Herzen geht! nun ein Beispiel und wir hoffen, dass das Lesen viel Spaß macht. Denn es kam aus ihr selbst; Herzlichen Dank an alle engagierten Wunschgroßeltern, die den es hatte sie keiner dazu Großelterndienst erst möglich machen, weil sie den Familien ihre angehalten. Zeit schenken! 40 Liesel K. (Wunschoma) Angelika Becker, Koordinatorin Großelterndienst 41
Alle gute Gabe Bunt sind schon die Wälder Hejo, spann den Wagen an 1. Wir pflügen, und wir streuen 1. Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder, den Samen auf das Land, und der Herbst beginnt. doch Wachstum und Gedeihen Rote Blätter fallen, graue Nebel wallen, steht in des Himmels Hand: kühler weht der Wind. der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf 2. Wie die volle Traube aus dem Rebenlaube und träuft, wenn heim wir gehen, purpurfarbig strahlt! Wuchs und Gedeihen drauf. Am Geländer reifen Pfirsiche mit Streifen, rot und weiß bemahlt. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt 3. Flinke Träger springen, und die Mädchen singen, und hofft auf ihn! alle jubelt froh! Bunte Bänder schweben, zwischen hohen Reben Es war einmal ein Buchenblatt 2. Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein, auf dem Hut von Stroh. er wickelt seinen Segen 4. Geige tönt und Flöte bei der Abendröte gar zart und künstlich ein und im Mondesglanz und bringt ihn dann behende junge Winzerinnen winken und beginnen in unser Feld und Brot: frohen Erntetanz. es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott. Alle gute Gabe... 3. Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her, der Strohhalm und die Sterne, der Sperling und das Meer. Von ihm sind Büsch und Blätter und Korn und Obst von ihm, das schöne Frühlingswetter und Schnee und Ungestüm. Alle gute Gabe... 4. Er lässt die Sonn aufgehen, er stellt des Mondes Lauf; er lässt die Winde wehen und tut den Himmel auf. Er schenkt uns so viel Freude, er macht uns frisch und rot; er gibt den Kühen Weide und unsern Kindern Brot. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn! Text: nach Matthias Claudius 42 Melodie: Hannover 43
Wann wird es Zeit zu gehn? Wir alle müssen uns mit dem Gedanken an Die Reise tat ihr gut. So viel war zu sehen, den Tod vertraut machen, wenn wir zum so vieles zu erfahren und zu besprechen. Leben wahrhaft tüchtig werden wollen. Wir Angela war im letzten Jahr Großmutter brauchen nicht jeden Tag, jede Stunde daran geworden. Karin hat eine Operation hinter zu denken; sich. Conny bekommt eine neue Küche. Aber wenn der Weg unseres Lebens uns auf Zwischendurch waren immer wieder diese einen Aussichtspunkt führt, wo das Nahe dunklen Erinnerungen wie schwere Flügel verschwindet und der Blick in die Ferne bis über ihrem Kopf. Den anderen sagte sie zum Ende schweift, dann die Augen nicht nichts davon. schließen, sondern innehalten und in die Beim Besuch im Dom zündete sie eine Ferne schauen und dann wieder weiter. Kerze an - für Harald. „ Ach Harald, ich Albert Schweitzer, Predigt 17.11. 1907 denke jeden Tag an dich. Ich vermisse dich so. Noch immer, immer….Geht es dir gut? Ich möchte auch, dass es dir gut geht bei Das Bild stand ihr lange vor Augen: die Gott.“ „Lass ihn ruhen in deinem Frieden“, beiden Kegelschwestern auf ihrem Sofa, die hatte der Pfarrer am Grab gesagt. sie erwartungsvoll ansahen. „Wir haben eine Als sie wieder zu hause in ihre Hofeinfahrt Reise nach Köln gebucht und möchten, dass kam, sah sie plötzlich Haralds lachendes du mitkommst. Du fehlst uns!“, sagte die Gesicht vor sich. Wie so oft, wenn er eine. „Du kannst dich doch nicht immer abends nach Hause gekommen war und länger verkriechen“, sagte die andere. aus dem Auto stieg. Ganz nahe war er ihr. „Es tut uns ja auch allen so leid, was mit Solange hatte sie nicht mehr daran gedacht. Harald passiert ist, aber du musst doch auch Diese wunderbaren Abende. Dieses Lachen. Ein Bild aus der Kunstsammlung des Deutschen Schiffahrts- „Nun wohlauf frisch angetreten. Vater, Ihr sollt sein mal wieder an dich denken.“ Im ersten Jahr nach Haralds Tod hätte sie in Gisela Freese museums in Bremerhaven: Heller Himmel, blaues Meer, ein gebeten, sagt mir doch, wie‘s gehen soll, weil Ihr seyd solch einem Augenblick immer nur gedacht: romantisches Segelschiff. Ein Reisebild. Es erzählt von der durchwandert wohl?“- Sie fragen die Alten um Rat nach „Ihr habt gut reden, ihr versteht mich einfach Gott, unser Leben blüht auf - Reise durch das Leben. dem richtigen Weg durch das Leben. Sie trauen ihnen zu, nicht. Niemand kann das verstehen, wie ich und schließlich verwelkt es. Links betritt ein junges Paar den Lebenskreis, Mann und Frau dass sie wichtige Lebenserfahrungen gewonnen haben mich fühle.“ Und sie hätte auch gar nicht die Die Zeit verrinnt zwischen unseren Fingern. sind elegant nach barocker Mode gekleidet. Der Leiter der und weise geworden sind. Kraft gehabt, mit den anderen zusammen zu Gib uns glückliche Tage Abteilung Neuzeit schätzt das Entstehungsjahr des Bildes auf Die Antwort gibt das alte Paar rechts. Sie treten bereits aus sein. und erfüllte Stunden, 1750. Das Bild-Motiv soll damals häufiger in begüterten dem Lebenskreis heraus. Ihr Blick geht zurück. Das Gesicht Es war alles so anstrengend. Sie kam nur inmitten der Mühen Wohnzimmern gehangen haben, als gemalte Lebensweis- der Frau ist mager und verhärmt. Ihre Haut gelblich. Der gerade über den Tag, wenn überhaupt. und der Last dieses Lebens. heit. Es erinnerte daran, dass unser Leben begrenzt ist und Stock in der Hand des Mannes dient jetzt als Stütze. Seine Die alten Freundschaften verblassten. Sei denen nahe, riet zum bewussten sinnvollen Umgang mit der Zeit. Frau trägt ein Stundenglas vor sich her, der Sand ist schon Aber jetzt, an diesem Donnerstag, war etwas denen jeder Tag schwer fällt; Das junge Paar wird umrahmt von grünenden Lebensbäu- weitgehend durchgefallen. Der Grasbusch vor ihren Füßen anders geworden. Plötzlich konnte sie sich an nimm dich derer an, men. Unverbraucht und schwungvoll gehen Frau und Mann ist verdorrt, die Gruft bereits ausgehoben. Der Spaten lehnt frühere Ausflüge mit der Kegelgruppe die keinen Sinn mehr sehen ihren Weg. Mit der linken Hand weist der Kavalier auf die an der Wand. Blumen gibt es nicht mehr. erinnern. Wie übermütig sie gewesen waren. und die alle Hoffnung verloren haben; Weite, die ihnen offen steht und auf das Lebensschiff, das Die Antwort der beiden Alten an die Jungen klingt ernst: Wie gern sie geredet und wie viel sie gelacht stehe jenen bei, unter vollen Segeln in der Mitte des Bildes fährt. „So auch „Alle unsre beste Tage sind nur Kummer, Jammer, Klage. hatten. Mitfahren nach Köln? City, Konzert, die an sich selbst zweifeln wir“ scheint er zu sagen: „Das Leben liegt vor uns, alle Alle unsre beste Zeit ist nur Müh und Hertzeleid.“ Das Fahrt auf dem Rhein, Domführung… und den Lebensmut verlieren. Wege stehen uns offen“. Der Stock des Mannes weist wie Leben war hart. dazugehören, dabei sein. Gib glückliche Tage und erfüllte Stunden. ein Taktstock die Richtung. Das Leben liegt noch vor ihnen. Die fünf Schwäne schwimmen zurück zum Beginn - ein Sie hatte zugesagt - überrascht von ihrem Du bist unser Halt, unser Weg Ihr Weg wird von Blumen gesäumt wie bei einem Brautpaar. Symbol für das Neu-Werden. Etwas von den „Alten“ wird 44 eigenen Mut. und unser Ziel. Der Text am unteren Bildrand gibt ihre Frage wieder: in den „Jungen“ neu lebendig. Gisela Freese 45
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