JEDE - ZWEITSTIMME GRÜN! UNSER PROGRAMM FÜR THÜRINGEN - Grüne Thüringen

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JEDE - ZWEITSTIMME GRÜN! UNSER PROGRAMM FÜR THÜRINGEN - Grüne Thüringen
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                                     GRUENE-THUERINGEN.DE
JEDE - ZWEITSTIMME GRÜN! UNSER PROGRAMM FÜR THÜRINGEN - Grüne Thüringen
Mit dem E-Bike unterwegs in Thüringen
JEDE - ZWEITSTIMME GRÜN! UNSER PROGRAMM FÜR THÜRINGEN - Grüne Thüringen
L  iebe Bürgerinnen und Bürger ,

am 14.09.2014 haben Sie die Wahl
in Thüringen. Es ist Zeit für frischen
Wind in der Landespolitik. Es ist Zeit
für einen Aufbruch. Für uns und
kommende Generationen.
Wenn Ihnen eine gesunde Umwelt,
gute Ernährung, neue Energie und
vielfältige Bildung wichtig sind, dann
wählen Sie BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Wenn Ihnen ein Politikwechsel und
eine Politik mit den Bürgerinnen und
Bürgern, statt über Ihre Köpfe hin-
weg, wichtig ist, dann entscheiden
Sie sich für uns.
Wir versprechen als BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN, dass jede Idee in
diesem Programm für ein neues und
zukunftsfähiges Thüringen steht.
Sie haben die Wahl!
Herzlich,

Anja Siegesmund
Spitzenkandidatin
zur Landtagswahl

                                         1
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Inhaltsverzeichnis - I

   8     Präambel

   11    I. Anders wachsen.
         Umwelt, Wirtschaft und Menschen zusammen denken.

   11    I.1. Unsere Umwelt braucht Schutz
   11    Umwelt- und Naturschutz als politisches und gesellschaftliches Querschnittsthema
   12    Biosphärenreservate und Schutzgebiete als Chance begreifen
   13    Schutz der Flüsse und Gewässer
   13    Wasser und Abwasser
   14    Gute Böden bewahren, Fracking verhindern
   14    Altlasten beseitigen und Gefährdung für Mensch und Umwelt beenden
   15    Abfälle als Rohstoffe verwerten
   15    Luft sauber halten
   16    Lärm begrenzen
   16    Klimaschutz verbindlich regeln

   16    I.2. Nachhaltig wirtschaften – für ein Mehr an Lebensqualität
   17    Der Mensch steht für uns im Mittelpunkt
   18    Wirtschaft gezielt fördern
   18    Handwerk hat grünen Boden
   18    Regional ist erste Wahl
   19    Energieeff izient und ressourcenschonend wirtschaften
   19    Schnelle Internetzugänge für alle Thüringerinnen und Thüringer
   19    Verwaltung geht mit gutem Beispiel voran
   20    Gutes Leben ist mehr als nur Wirtschaft swachstum

   20    I.3. Thüringen ist erneuerbar – für die Energien der Zukunft
   21    Thüringen als Vorreiter bei Eff izienzsteigerung und Energiesparen
   21    Die Sonne schickt keine Rechnungen
   21    Windräder – ja, bitte!
   21    Bioenergie nachhaltig erzeugen
   22    Geothermie weiter erforschen
   22    Dezentrale Stromerzeugung, intelligente Stromnetze und Speicher
   23    Vom Bioenergiedorf zur 100-Prozent-Region
   23    Blockheizkraftwerke besser integrieren
   23    Landesentwicklungsprogramm als Instrumentarium nutzen
   23    Energie in die Hände der Bürgerinnen und Bürger
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24   I.4. Mobilität in Thüringen – für richtig gute Verbindungen
24   Laufen hat Vorrang
24   Rauf aufs Rad
24   Mehr Takt im öffentlichen Nahverkehr
25   Einen Thüringer Verkehrsverbund schaffen
25   Mitte-Deutschland-Bahn umsetzen
25   Schienennetz sinnvoll gestalten
25   Lkw auf die Schiene
25   Straßenerhalt vor Neubau
26   Carsharing ausbauen
26   Elektromobilität richtig fördern
26   Alternative Antriebe erforschen
26   Lebensqualität durch angepasste Geschwindigkeit
26   Flugverkehr – so viel wie nötig, so wenig wie möglich
27   Barrieren abbauen

27   I.5. Unser täglich Brot – für eine nachhaltige Land- und
     Forstwirtschaft
27   Gute Böden, gute Produkte
27   Ganz klar: regional ist öko
28   Agro-Gentechnik braucht niemand
28   Bienenfreundliche Landwirtschaft
29   Landwirtschaft als Partnerin der Energiewende begreifen
29   Schluss mit industrieller Massentierhaltung
29   Tierschutz stärken
30   Forstwirtschaft nachhaltig gestalten
30   Jagd – wo es sein muss

30   I.6. Der Mensch geht vor – für einen effektiven Schutz der
     Verbraucherinnen und Verbraucher
31   Verbraucherzentralen stärken
31   Auch die kleinsten Verbraucherinnen und Verbraucher schützen
31   Besser informiert am Einkaufsregal
31   Datenschutz stärkt die Selbstbestimmung

32   I.7. Nachhaltiger Tourismus als Wirtschaftsfaktor
32   Qualität im Tourismus weiter verbessern
32   Rad- und Wandertourismus fördern
32   Touristische Investitionen mit Weitblick
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Inhaltsverzeichnis - II

   34    II. Bildung und Kultur, Familien und Soziales:
         GRÜN ist für alle da

   35    II.1. Alle für alle: Grüne Familienpolitik
   35    Für den Schutz der Kleinsten
   35    Familien verdienen guten Service: Familienzentren und Familienberatung

   36    II.2. Die besten Kitas für unsere Kinder
   36    Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen und Erzieher verbessern
   36    Hohe Qualität und faire Beiträge

   37    II.3. Bildung öffnet die Tore zur Welt!
   37    Länger gemeinsam lernen
   38    Inklusive Schule für alle
   38    Demokratische Schule: Schule der Demokratie
   38    Nur mit gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern ist gute Schule zu machen
   39    Gleiche Chancen für freie Schulen
   39    Wohnortnahe Schulen im ganzen Land

   40    II.4. Gute und faire Ausbildung und lebenslanges Lernen
   40    Berufsorientierung und Berufswahl verbessern
   40    Ein Azubi-Ticket für Thüringen schaffen
   40    Für eine bessere Erwachsenenbildung – lebenslanges Lernen fördern

   41    II.5. Junges Land, junge Leute
   41    Echte Mitbestimmung
   41    Jugend braucht Perspektiven
   41    Verlässliche Angebote für Jugendliche
   42    Jugendsozialarbeit

   42    II.6. Grüne Wissenschafts- und Hochschulpolitik
         kürzt nicht bei der Zukunft
   42    Hochschulentwicklungsplanung
   42    Besser finanzieren – in Köpfe investieren
   43    Für mehr Bildungsqualität und für gute Arbeit an unseren Hochschulen
   43    Thüringen in der Welt – Die Welt in Thüringen
   44    Für mehr Gleichstellung und Familienfreundlichkeit im Wissenschaft sbereich
   44    Hochschulen öffnen und demokratisieren
   45    Exzellente Forschung mit transparenter Finanzierung
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46   II.7. Gute Arbeit für Thüringen
46   Den Mindestlohn grün ausgestalten
46   Diskriminierungsfreie Arbeitswelt
46   Attraktive Arbeitsbedingungen
47   Flexibilität in der Leiharbeit belohnen
47   Starke Frauen in Wirtschaft und Politik

48   II.8. Grüne Gesundheits- und Pflegepolitik:
     solidarisch, bedarfsgerecht, wohnortnah und präventiv
48   Sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung
48   Eine gute Gesundheitsversorgung vor Ort
49   Medizinische Behandlung frei von Diskriminierung
49   Prävention hat Priorität
49   Drogen- und Suchtpolitik
50   Menschenwürdige Pflege sichern und die Pflegebranche stärken
51   Würde bis zum Lebensende
51   Erstklassige medizinische Versorgung für alle
51   Medizinischen Nachwuchs sichern

52   II.9. Grüne Kulturpolitik schafft Werte für Thüringen
52   Besser fördern! – Für ein Kulturfördergesetz für Thüringen
52   Kulturelle Bildung nachhaltig verankern
53   Unabhängige Freie Szene stärken
53   Projektmanagerprogramm ausbauen – Kulturrat stärken
53   Thüringer Museen fördern
53   Bibliotheken braucht das Land
53   Musikschulen stärken
54   Kulturfinanzierung transparent und auskömmlich gestalten

54   II.10. Thüringen in Bewegung
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Inhaltsverzeichnis - III

   55    III. Freiheit bewahren und Zukunft gestalten

   55    III.1. Für eine offene, inklusive und gerechte Gesellschaft
   55    Geschlechtergerechte Demokratie für alle
   56    Antidiskriminierungspolitik für Thüringen
   56    Thüringen inklusiver
   56    Keine Angst vor dem demografischen Wandel
   57    Thüringen unter dem Regenbogen
   57    Willkommen in Thüringen
   58    Frauen vor Gewalt schützen

   59    III.2. Für eine starke Zivilgesellschaft gegen rechts
   59    Zivilgesellschaft stärken, extreme Rechte bekämpfen
   59    Ehrenamtliches Engagement

   60    III.3. Demokratie lebt von der Beteiligung der Bürgerinnen und
         Bürger
   60    Mitsprache ermöglichen
   60    Transparente Politik in den Kommunal- und Landesparlamenten
   61    Umfassende Reformen zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern gestalten
   61    Jugend eine Stimme geben – Wahlrecht ab 16
   61    Landtagswahlrecht reformieren
   61    Mehr Demokratie auf Bundesebene und in Europa wagen

   62    III.4. Für eine moderne, bürgerinnen- und bürgernahe Verwaltung
   63    Die Bürgerinnen und Bürger informieren
   63    Abgaben bürgerinnen- und bürgerfreundlich gestalten

   63    III.5. Für eine gute Justiz- und Sicherheitspolitik
   63    Für eine gerechte und unabhängige Justiz
   64    Umweltkriminalität
   64    Jugendstrafrecht
   64    Vertrauen in die Polizei stärken
   64    Freiwillige Feuerwehr unterstützen

   65    III.6. Verfassungsschutz reformieren

   65    III.7. Der Landeshaushalt: zukunftsfähig und nachhaltig
   65    Schuldenbremse in die Verfassung
   66    Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern planen
   66    Versorgungsmentalität beenden
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67   III.8. Freies Internet und unabhängige Medien sind eine Grundlage
     einer modernen Demokratie
67   Starke, unabhängige Medien in Thüringen
67   Jugendmedienstandort Thüringen
67   Medien der Bürgerinnen und Bürger fördern
67   Thüringens Zukunft im Internet
67   Freier Zugang zu Wissen und Informationen
68   Öffentliches W-LAN
68   Schlüsselqualifikation: Medienkompetenz

68   III.9. Heute das Thüringen von morgen gestalten
69   Thüringen gemeinsam gestalten – mit starken Städten und Gemeinden
69   Attraktive Städte für jedes Alter – Stadtentwicklung und Verkehr zusammen denken
69   Wohnen in der Stadt für jede Geldbörse
70   Stadt- und Landentwicklung für das 21. Jahrhundert
70   Internationale Bauausstellung (IBA): Ideen für eine moderne, postfossile
     Gesellschaft
70   Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger bei Stadt- und Regionalentwicklung als
     Markenzeichen Thüringens

72   Anhang

72   Glossar
78   Unsere Kandidatinnen und Kandidaten für den 6. Thüringer Landtag

     Impressum
     Dieses Landtagswahlprogramm wurde auf der Landesdelegiertenkonferenz von
     BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen am 10. Mai 2014 in Gotha beschlossen.
     Herausgeberin: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen | Lutherstraße 5 | 99084 Erfurt
     Tel.: 0361-576500 | Fax: 0361-5765035 | E-Mail: info@gruene-thueringen.de
     Internet: www.gruene-thueringen.de
     Titelgestaltung: Ballhaus West. Agentur für Kampagnen GmbH, Berlin.
     Fotos: © istockphoto.com/schulzie (Umschlag innen vorn) | © istockphoto.com/Tokle (S. 33)
     © istockphoto.com/ezypix (S. 71) | © istockphoto.com/Kerick (S. 76/77)
     © istockphoto.com/horstgerlach (S. 80/81) | © istockphoto.com/Agenturfotograf (Rückseite)
     V. i. S. d. P.: Stefan Göhlert
     Klimaneutral gedruckt.
                                                                                                 CO NEUTRAL
                                                                                                     2
                                                                                                  141839477
                                                                                                  by flyeralarm
Präambel

    In diesem Herbst jährt sich die friedliche       uns noch heute verpflichtet fühlen.
    Revolution in der ehemaligen DDR zum
    25. Mal. Dann werden viele Menschen auf          In den Ereignissen des Herbstes vor 25
    die damaligen Ereignisse und die anschlie-       Jahren liegen auch die Ursprünge von
    ßenden Jahre der Freiheit und Demokra-           BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen:
    tie zurückschauen. Wir wollen in diesem          Wir entstammen der BürgerInnenrechts-
    Herbst, am 14. September, aber vor allem         bewegung, der Friedensbewegung, der
    nach vorn schauen und mit unserem An-            Umweltbewegung, der Frauenbewegung.
    gebot zur Wahl des Thüringer Landtages           Wir wollen – damals wie heute – die Men-
    die nächsten fünf Jahre entscheidend             schen im Land würdig vertreten und ihnen
    mitbestimmen. Es liegt an uns allen, die         eine starke Stimme geben: für Umwelt-
    Chancen, die sich unserem Land bieten, zu        schutz, für Familien und sozialen Ausgleich,
    nutzen und ein modernes, ökologisches,           für die Rechte der Bürgerinnen und Bürger
    gerechtes und weltoffenes Thüringen zu            und deren Mitbestimmung, für eine echte
    gestalten.                                       demokratische Kultur. In den letzten
                                                     fünf Jahren haben wir gezeigt: Thürin-
    Viele von uns gingen vor 25 Jahren auf           gen braucht eine starke GRÜNE Stimme
    die Straße und demonstrierten für ihre           in der Landespolitik. Wir haben uns für
    Rechte und Freiheiten, für demokratische         freie Schulen und gute Bildung für alle von
    Mitbestimmung und freie Wahlen, für ein          Anfang an, für ein Mindestlohn- und ein
    Ende von Überwachung, für Vielfalt und           Klimaschutzgesetz eingesetzt. Wir haben
    freie Entfaltung, für Frieden, für Umwelt-       den NSU-Untersuchungsausschuss initi-
    schutz und für eine echte Gleichstellung         iert und den Finanzminister erfolgreich
    von Frauen und Männern. Es entstand eine         vor dem Verfassungsgericht in Weimar in
    Bewegung, die ein ganzes Land erfasste,          die Schranken gewiesen und damit das
    eine friedliche Revolution, die unser Land       Haushaltsrecht des Landtags gestärkt.
    von Grund auf veränderte. „Wir sind das          Wir haben mit unseren Konzepten zum
    Volk“ riefen Bürgerinnen und Bürger, die         ThüringenTakt*, einem anderen Wachs-
    entschlossen waren, ihr eigenes Leben in         tumsbegriff für Thüringen und den Modell-
    einem echten Gemeinwesen fortan demo-            regionen im ländlichen Raum Zukunft
    kratisch zu gestalten. Egal, ob für ein freies   aufgezeigt. Vor allem aber haben wir der
    Internet oder für bessere Bildungsbedin-         großen Koalition aus SPD und CDU auf die
    gungen in Thüringen — auch heute stehen          Finger geschaut, Skandale und Vettern-
    wir an der Seite derer, die für politische       wirtschaft aufgedeckt, Mutlosigkeit und
    Veränderung auf die Straße gehen. Wir            fehlende Konzepte der Regierung ange-
    sind auch heute mündige Bürgerinnen und          prangert und Alternativen aufgezeigt. Wir
    Bürger, die jeden Tag direkt und demokra-        GRÜNE sind fest überzeugt: ein „Weiter
    tisch, aber auch bei Wahlen wie am 14.           so“, weitere fünf Jahre Stillstand und ge-
    September 2014 mitbestimmen möchten,             genseitige Blockade darf es nicht geben.
    in welche Richtung sich Thüringen künftig        Sie, die Bürgerinnen und Bürger Thürin-
    entwickelt. In der friedlichen Revolution        gens, haben Besseres verdient.
    von 1989 liegen unsere Wurzeln, denen wir
                                                     * alle so gekennzeichneten Begriffe sind im Glossar ab
                                                     Seite 72 erläutert.
8
Wir Thüringer GRÜNE laden Sie dazu ein,        abgehängt und zurückgelassen wird, die
gemeinsam mit uns die Politik der nächs-       sich nicht in zwei Geschwindigkeiten ent-
ten Jahre zu gestalten. Wir wollen Ihnen       wickelt und in der alle Menschen gleiche
zuhören. Wir wollen mit Ihnen diskutieren.     Freiheitsrechte, Teilhabechancen und
Wir wollen mit Ihnen gestalten. Wir sind       Möglichkeiten haben. Unser Ziel ist eine
überzeugt: Thüringen kann mehr. Thürin-        durchlässige Gesellschaft, die Blockaden
gen hat Chancen und Möglichkeiten, die         abbaut und in der niemand ausgeschlos-
wir nutzen wollen. Wir sind bereit dafür:      sen wird.

    Wir wollen ein Thüringen, in dem der         Wir wollen ein Thüringen, in dem
Schutz von Umwelt, Natur und Klima             Bildung auf Vielfalt setzt und nicht eine
Herzensangelegenheit ist. Wir GRÜNE ste-       Frage der Schulform ist. Bildung ist Vor-
hen für einen respektvollen Umgang mit         aussetzung für ein Leben in Freiheit und
der Natur, durch den Landschaft, Arten-        der Schlüssel für die freie Entfaltung der
vielfalt, Boden, Luft und Wasser geschützt     Persönlichkeit. Bildung soll sich von An-
werden. Thüringen ist reich an einzigarti-     fang an nach dem Wohl des Kindes richten
gen Naturschätzen, von den Kuppen des          und vielfältige Angebote machen. Bildung
Thüringer Waldes über die Weiten des Thü-      ist Voraussetzung für Selbstbestimmung
ringer Vorlandes bis zu den Ausläufern des     und Teilhabe und ganz klar eine Investi-
Harzes, die wir genießen, die wir schätzen,    tion in die Zukunft Thüringens. Deshalb
die aber auch unseres Schutzes bedür-          darf Bildung nicht vorrangig nach wirt-
fen. Wir wollen eine naturnahe Land- und       schaftlichen Aspekten oder ideologischen
Waldwirtschaft. Wir werden Thüringen           Schablonen gestaltet werden. Wir wollen,
zu einem Gewinner der Energiewende             dass gute, lebenslange Bildung kein Privi-
machen, indem es sich langfristig von fos-     leg für wenige ist, sondern wirklich allen
silen Energieträgern unabhängig macht.         offen steht.
Die Versorgung aus 100 Prozent erneuer-
baren Energien gehört in die Hände der            Wir wollen ein Thüringen, in dem der
Bürgerinnen und Bürger.                        Schutz der Verbraucherinnen und Ver-
                                               braucher kein bloßer Zufall ist, sondern
   Wir wollen ein Thüringen, in dem die       an vorderster Stelle steht. Wir glauben
Stärkung von Familien Realität wird und        an die Macht der informierten Verbrauche-
nicht nur Anspruch bleibt. Wir GRÜNE ste-      rinnen und Verbraucher mit gesicherten
hen für eine Generationenpolitik, die die      Rechten und werden diese stärken. Wir
Bedürfnisse von Jung und Alt zusammen          setzen uns ein für eine Landwirtschaft, die
denkt und nicht gegeneinander ausspielt.       in der Region verwurzelt und nicht mehr
Wir wollen eine Gesellschaft, in der es nor-   von tierquälerischer Massentierhaltung
mal ist, verschieden zu sein, unabhängig       und klimaschädlicher Fleisch- und Milch-
von Geschlecht, sexueller Identität oder       produktion geprägt ist. Wir werden alles
Herkunft, Alter oder Elternhaus, körper-       dafür tun, dass es Lebensmittel- oder Da-
licher oder psychischer Verfassung. Wir        tenschutzskandale in Serie in Thüringen
wollen eine Gesellschaft, in der niemand       nicht mehr geben wird.

                                                                                             9
Präambel

       Wir wollen ein Thüringen, in dem            men wollen.
     die Wirtschaft mit der Idee der Ökologie
     versöhnt wird. Nachhaltig wirtschaften         Verantwortung übernehmen heißt aber
     bedeutet, nicht mehr zu verbrauchen, als       auch, dass wir bei der Umsetzung unserer
     auch nachwachsen kann – nicht von der          politischen Vorhaben sehr genau darauf
     Substanz zu leben, sondern von den Er-         achten werden, dass wir keine unkalku-
     trägen. Nachhaltigkeit ist aber nicht nur      lierbaren finanziellen Risiken zulasten
     ökologische Nachhaltigkeit: Im Thüringer       künftiger Generationen eingehen.
     Handwerk und Mittelstand sehen wir Part-
     ner für regionale Wertschöpfung und die        Je stärker wir im Landtag vertreten sind,
     Energiewende. Mehr ÖPNV, mehr Fuß- und         desto mehr GRÜNE Inhalte werden wir
     Radverkehr machen Mobilität effizienter         umsetzen können. Wir wissen, dass wir
     und verträglicher. Ressourcenschonendes        dafür Partnerinnen und Partner brauchen
     und energiesparendes Wirtschaften wer-         werden. Koalitionen sind für uns GRÜNE
     den wir gezielt fördern.                       keine Frage von politischen Lagern. Koali-
                                                    tionen sind Bündnisse auf Zeit zur Umset-
        Wir wollen ein Thüringen, in dem mehr      zung gemeinsamer Ziele. Nur wer mit uns
     Demokratie gelebt wird. Wir GRÜNE wol-         GRÜNEN in die gleiche Richtung gehen
     len, dass neben den gewählten Parlamen-        will, nur wer eine deutliche GRÜNE Hand-
     ten vor allem die Bürgerinnen und Bürger       schrift in Thüringen mit uns umsetzen
     mitentscheiden – und nicht starke Lobbys,      wird, mit dem wollen wir zusammen Ver-
     für die das Gemeinwohl kein Kriterium ist.     antwortung für dieses Land übernehmen.
     Eine bessere Politik braucht Menschen, die
     sich einmischen und begreift diese nicht       Die Entscheidung liegt bei Ihnen: Gehen
     als Störfaktor. Wir engagieren uns gegen       Sie am 14. September zur Wahl und geben
     rechtes Gedankengut und gruppenbezo-           Sie Ihre Stimme BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
     gene Menschenfeindlichkeit und sind Teil       – für ein ökologisches, gerechtes, soziales
     der vielen zivilgesellschaftlichen Initiati-   und weltoffenes Thüringen.
     ven für eine wirkliche Willkommenskultur
     für Flüchtlinge und Schutzsuchende.

     Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen
     unser Programm für Thüringen vor, für das
     wir um Ihre Unterstützung werben. Es ist
     ein Programm für ein ökologisches, ge-
     rechtes, modernes und weltoffenes Thü-
     ringen, ein Programm, das die zukünftigen
     Generationen in den Blick nimmt und Jung
     und Alt nicht gegeneinander ausspielt. Es
     ist ein Programm, mit dem wir uns kom-
     menden Herausforderungen stellen und
     Verantwortung für unser Land überneh-

10
I. Anders wachsen.
Umwelt, Wirtschaft und Menschen zusammen denken.

Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen stehen für eine verantwortungsvolle und
nachhaltige Politik, die unser aller Bedürfnisse und denen nachfolgender Generationen
gerecht wird. Wir wollen Thüringen so gestalten, dass allen ein gesundes Leben in einer
gerechten Gesellschaft und wohlbehaltenen Umwelt ermöglicht wird – heute, morgen und
auch noch in 50 oder 100 Jahren. Eine Beschränkung der Politik auf bloße Wachstums-
förderung verschuldet sich an unserer Umwelt und Gesundheit, setzt bereits jetzt Existenzen
aufs Spiel und nimmt den Verlust der natürlichen Lebensgrundlagen unserer Kinder und
Enkel in Kauf.

Statt allein auf Wirtschaftswachstum zu setzen, streben wir eine grundlegende wirtschaft-
liche Erneuerung des Freistaates an. Wir wollen eine Modernisierung unserer Gesellschaft
voranbringen, in der Ökologie und eine den Menschen dienliche Ökonomie Hand in Hand
gehen. Von dieser Partnerschaft profitieren alle Seiten, die Menschen, die Wirtschaft wie
auch die Umwelt – und damit die gesamte Gesellschaft.

Um dies Wirklichkeit werden zu lassen, setzen wir uns für entsprechende Rahmenbedin-
gungen ein: Wir entwerfen wirkungsvolle Instrumente zur Bewahrung unserer natürlichen
Ressourcen und unterstützen die nachhaltigen und innovativen Thüringer Unternehmen
dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Wir fördern Ideen und Technologien, die uns
helfen, noch energie- und ressourcenschonender zu wirtschaften und unterstützen eine zu-
kunftsfeste Ernährungs- und Versorgungswirtschaft. Bei alledem betonen wir, dass unsere
Wirtschaft kein Selbstzweck sein kann. Sie hat dem Menschen zu dienen, nicht umgekehrt.

I.1. Unsere Umwelt braucht Schutz

Thüringen ist grün. Unser Freistaat verfügt über     tige Parameter für die Lebensqualität im Land.
einzigartige Naturschätze, die es zu bewahren        Ohne gesunde Bienen gibt es keinen Honig und
gilt. Gleichwohl gibt es in Thüringen ausge-         keine Früchte. Ohne naturbelassene Flussauen
räumte Agrarwüsten, in denen die Artenvielfalt       wird es weiter verheerende Hochwasser geben.
weiter zurückgeht und wertvolle alte Baum-           Wir setzen uns dafür ein, dass sich auch unsere
bestände, Hecken, Feldraine und Gewässer in          Kinder und Enkel an der Vielfalt der Thüringer
Gefahr sind. Immer mehr Lebewesen stehen             Natur erfreuen können. Daher wollen wir die
auf der Roten Liste der vom Aussterben bedroh-       Natur und Tierwelt zusammen mit den Men-
ten Tiere. Artenvielfalt und Ökologie müssen         schen im Land schützen. Nutzen und schützen
stets zentral sein – nicht nur in wirtschaftlichen   sind keine unvereinbaren Gegensätze, sie gehö-
Schönwetterzeiten. Intakte Böden, sauberes           ren vielmehr zusammen.
Wasser und reine Luft sind vielmehr Grundvo-
raussetzung für ein gesundes Leben und wich-

                                                                                                       11
I. Anders wachsen. Umwelt, Wirtschaft und Menschen zusammen denken.

     Umwelt- und Naturschutz als politisches und        professionalisiert werden. Um Synergien zu
     gesellschaftliches Querschnittsthema                nutzen, wird hierbei eine länderübergreifende
                                                         Kooperation mit Naturschutzakademien der
     Um den Umweltschutz angemessen als landes-          benachbarten Bundesländer angestrebt.
     weite, strategische Aufgabe im Land zu veran-
     kern, wollen wir die im Landeshaushalt zur Ver-     Biosphärenreservate* und Schutzgebiete als
     fügung stehenden Mittel aufstocken. Die Um-         Chance begreifen
     weltverbände sollen früh und auf Augenhöhe in
     wichtige Entscheidungen zur Landesentwick-          Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, die Zielvorga-
     lung, z. B. bei Bauvorhaben, eingebunden und        ben für die Natura-2000-Gebiete* vollständig
     die Arbeit von Naturschutzbehörden im Land          umzusetzen, um damit naturschutzfachlich
     und vor Ort gestärkt werden. Öffentliches Eigen-     wertvolle Landschaften Thüringens langfristig
     tum und staatliche Verwaltung müssen Vorbild        zu erhalten. Hierzu wollen wir Mittel und Per-
     bei der Umsetzung naturschutzfachlicher Vor-        sonalkapazitäten aufstocken sowie ein Netz
     gaben sein. Wir wollen dem Naturschutz durch        von Stationen errichten, mit dem insbesondere
     eine eigenständige Abteilung Naturschutz im         die bislang vernachlässigte Pflege der Natura-
     Ministerium und eigene Fachbehörden, wie es         2000-Flächen* vor Ort koordiniert wird.
     sie in Form staatlicher Umweltämter bereits
     gegeben hat, mehr Gewicht in der Landes-            Wir wollen die Biosphärenreservate* Rhön und
     regierung verleihen. Die organisatorische In-       Vessertal weiterentwickeln und vergrößern.
     tegration des Nationalparks Hainich sowie der       Ziel ist es, mindestens 15 Prozent der Landes-
     Verwaltungsstellen der Thüringer Biosphären-        fläche als Biotopverbund* so miteinander zu
     reservate* und Naturparks in die Landesanstalt      verbinden, dass Arten wandern können und
     „ThüringenForst“ lehnen wir ab. Die wirtschaft-     stabile Populationen entstehen. Das Grüne
     liche Ausrichtung dieser Behörde entspricht         Band – der einzigartige, weitgehend natur-
     nicht den Erfordernissen des Naturschutzes.         belassene Streifen entlang der ehemaligen
     Zudem schlagen wir eine staatliche Umwelt-          innerdeutschen Grenze – soll als „Nationales
     lotterie* vor, deren Erlöse zweckgebunden für       Naturmonument“ ausgewiesen werden, um es
     den Naturschutz eingesetzt werden.                  dauerhaft zu erhalten.

     Dem zivilgesellschaftlichen Engagement der          Die Region im Südharz als größte europäische
     Naturschutzvereine kommt eine wichtige Be-          Gipskarstlandschaft ist ein Zentrum der biolo-
     deutung beim Schutz unserer Umwelt zu. Wir          gischen Vielfalt in Deutschland. Wir setzen uns
     wollen ihre Arbeit durch Anerkennung ihrer          dafür ein, diese Region in ein Biosphärenre-
     gesellschaftlichen Leistung und die Senkung         servat* zu wandeln, in dem angepasste Land-
     bürokratischer Hürden stärker würdigen und          wirtschaft, Naturschutz und Tourismus Hand
     fördern. Wir wollen das Verbandsklagerecht der      in Hand gehen. Für die Menschen in der Region
     Tierschutzverbände erweitern.                       ergeben sich daraus neben der Aufwertung
                                                         ihrer Heimat auch neue Verdienstmöglichkei-
     Wir machen uns stark dafür, dass sich mehr Bür-     ten.
     gerinnen und Bürger für den Naturschutz und
     die Vielfalt der Arten interessieren und engagie-   Wir unterstützen die in Thüringen durchgeführ-
     ren. Grundlage dafür ist eine anspruchsvolle,       ten Naturschutzgroßprojekte des Bundes und
     praxisbezogene Umweltbildung in den Kitas,          der Europäischen Union am Grünen Band, in
     in den Schulen wie auch in den Angeboten der        der Rhön, im Thüringer Becken und in der Ho-
     Erwachsenenbildung. Die Weiterbildungsange-         hen Schrecke als landesweite Modellprojekte
     bote für haupt- und ehrenamtliche Naturschüt-       des Naturschutzes. Wir setzen uns insbesondere
     zer sollen erheblich ausgebaut, verbessert und      dafür ein, dass die Naturschutzförderung durch

12
eine Förderung der naturschutzgerechten Re-         aus der Kaliproduktion nicht mehr aufgehaldet
gionalentwicklung ergänzt wird. Damit zeigen        werden. Die „weißen Berge“ sind hoch genug.
wir, dass die Menschen in den Regionen von
den Naturschutzprojekten direkt profitieren          Wasser und Abwasser
können. Die Etablierung weiterer Naturschutz-
großprojekte soll geprüft werden.                   Wasser ist Leben, unser wichtigstes Nahrungs-
                                                    mittel und Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Schutz der Flüsse und Gewässer                     Wir GRÜNE setzen uns für den Schutz der Wasser-
                                                    ökosysteme und Wasserkreisläufe ein. Mit der
Das Hochwasser im Juni 2013 hat gezeigt: Beim       Ressource Wasser müssen wir sorgsam umge-
Hochwasserschutz ist noch viel zu tun. Ver-         hen. Thüringen ist verpflichtet, die Vorgaben
baute Flüsse, versiegelter Boden und ausge-         der EU-Wasserrahmenrichtlinie* umzusetzen.
räumte Landschaften – das alles verschlimmert       Das Land wird die eigene, viel zu unambitio-
ein Hochwasserereignis. Weitere Dämme und           nierte Zielstellung bis 2015 weit verfehlen. Wir
Regenrückhaltebecken sind teuer und helfen          sehen hier Novellierungsbedarf und setzen
nur punktuell. Flüsse brauchen wieder mehr          uns für eine Neuordnung des Wasserrechts ein.
Platz, um sich „breit zu machen“. Intakte Fluss-    Wasser ist ein öffentliches Gut und soll es auch
auen sind nicht nur wertvolle Biotope*. Sie         künftig bleiben. Daher stellen wir uns einer
schützen auch unsere Keller und Städte. Des-        Privatisierung der Wasserwirtschaft entschie-
halb wollen wir Fließgewässer und ihre Auen         den entgehen. Abwasser ist voll von Roh- und
revitalisieren und – wo möglich und sinnvoll –      Schadstoffen. Folglich ist ein nachhaltiger Um-
Böden entsiegeln. Auch der Ausbau der ökologi-      gang damit dringend geboten. Das sogenannte
schen Landwirtschaft und die Umwandlung von         Klärgas* kann z. B. in Biogasanlagen eingesetzt
Acker- zu Grünland erhöht die Speicherfähigkeit     werden. Es enthält jedoch zunehmend Schad-
der Böden. Gleichzeitig bleibt das Wasser frei      stoffe, etwa Hormone oder Nanopartikel aus
von Stickstoffeinträgen. Denn: Thüringen er-         Medikamentenrückständen oder Kosmetika.
füllt noch lange nicht die EU-Anforderungen für     Wir streben daher eine Abwasserentsorgung an,
saubere Gewässer. Unser Ziel ist es, den Gewäs-     die zum einen die wertvollen Rohstoffe heraus-
serschutz deutlich zu erhöhen, um den Stoffein-      filtert und wieder nutzbar macht und zum ande-
trag zu reduzieren und die Gewässerstruktur zu      ren die Schadstoffe konsequent isoliert.
verbessern. Der Schutz der Uferbereiche muss
hierzu gesetzlich verbessert werden. Zudem          Ein Dauerstreitpunkt in Thüringen sind die Ab-
sprechen wir uns für den Erhalt der bestehen-       wasserbeiträge. Indem über eine Infrastruk-
den Wasserschutzgebiete aus.                        turabgabe alle an den Kosten der Abwasser-
                                                    beseitigung beteiligt werden, wollen wir die
Die Versalzung der Werra ist eines der größten      Bürgerinnen und Bürger entlasten. Insbesonde-
Umweltprobleme im Freistaat. Wir wollen Wer-        re in den ländlichen Räumen setzen wir stärker
ra und Weser bis zum Jahr 2020 zu naturnahen        auf dezentrale Lösungen wie Gruppen- oder
Gewässern entwickeln. Das Unternehmen K+S           vollbiologische Kläranlagen*. Daneben haben
darf seine Salzabwässer nicht mehr in die Werra     wir uns das Ziel gesetzt, im Kommunalabga-
entsorgen oder Salzlauge einfach in den Boden       bengesetz die „gespaltene Abwassersatzung“
verpressen. Stattdessen muss das Unterneh-          einzuführen. Damit würden die Kommunen den
men alle technisch verfügbaren Möglichkeiten        schmutzigen Teil der Abwässer (Schmutzwas-
zur Verringerung der anfallenden Salzabfälle        ser) vom Regenwasser trennen. Dies ist aus
nutzen. Nicht vermeidbare Abwässer sollen mit-      unserer Sicht gerecht, schafft einen finanziel-
hilfe einer Pipeline an einem ökologisch vertret-   len Anreiz zu weniger Bodenversiegelung und
baren Ort direkt in die Nordsee geleitet werden.    beteiligt Großversiegler, etwa Einkaufszentren,
Darüber hinaus fordern wir, dass Rückstände         angemessen an den Abwassergebühren. Wir set-

                                                                                                       13
I. Anders wachsen. Umwelt, Wirtschaft und Menschen zusammen denken.

     zen ansonsten auf gerechte Verteilung der Kos-     Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen
     ten nach dem Verursacherprinzip: Wer wenig         lehnen die Erkundung und Gewinnung von un-
     Wasser verbraucht oder Abwasser erzeugt, soll      konventionellem Erdgas* mittels Fracking* in
     entsprechend weniger zahlen.                       Thüringen ab. Diese Technologie birgt unkal-
                                                        kulierbare Risiken für Gesundheit und Umwelt.
     Vor Investitionen in Ver- und Entsorgungsleitun-   Für uns spielt Erdgas als Brückenrohstoff auf
     gen, insbesondere im Abwasserbereich, wollen       dem Weg zu einer 100-prozentigen Nutzung von
     wir einen „Demografie-Check“ durchführen,           erneuerbaren Energien eine bedeutende Rol-
     der auch die zukünftige Nutzung mitbedenkt.        le. Maßstab für die Energiewende muss jedoch
     Wir setzen auf einen bedarfsgerechten Ausbau       sein, dass alle neuen Technologien umweltver-
     und planen, den Anschluss- und Benutzungs-         träglich und umkehrbar sind. Für die Ausbeu-
     zwang, dort, wo es Sinn hat, zu lockern. De-       tung unkonventioneller Erdgasvorkommen*
     zentrale Optionen, bspw. Gruppen-, Klein- oder     trifft dies nicht zu.
     biologische Kläranlagen, können in bestimmten
     Fällen die bessere Lösung sein. Dies entlastet     Altlasten beseitigen und Gefährdung
     nicht nur die öffentlichen Haushalte, sondern       für Mensch und Umwelt beenden
     auch die Bürgerinnen und Bürger.
                                                        Altlasten sind das Ergebnis eines sorglosen Um-
     Gute Böden bewahren, Fracking verhindern          gangs mit umweltgefährdenden Stoffen in der
                                                        Vergangenheit, deren Folgen zukünftige Gene-
     Der Bodenschutz wird noch immer nicht ernst        rationen tragen müssen. Wir GRÜNE stehen für
     genommen. Gesunde und ertragreiche Böden           eine nachhaltige und umfassende Sanierung
     werden knapp: die Qualität unserer Böden           von allen Altlasten sowie Altlastenverdachtsflä-
     verschlechtert sich seit Jahren – immer mehr       chen in Thüringen. Dafür braucht es ein stabiles
     Schadstoffe reichern sich an. Wertvolle Acker-      finanzielles Fundament. Wir werden uns des-
     krume geht täglich verloren. Außerdem wer-         halb beim Bund für eine Aufstockung und Ver-
     den unverändert wertvolle, fruchtbare Böden        längerung des Sondervermögens „Ökologische
     für Siedlungs- und Verkehrsflächen verbaut          Altlasten in Thüringen“ einsetzen. Thüringen
     und versiegelt. Trotz rückläufiger Bevölkerung      kann bei der Finanzierung von Großprojekten
     nimmt der Verbrauch an Fläche in Thüringen         nicht alleine in die Verantwortung genommen
     zu. Unser Ziel ist deshalb, bis 2020 den Netto-    werden.
     flächenverbrauch* auf null zu senken. Für jede
     neu genutzte und versiegelte Fläche wird der       Bei der Sanierung der Hinterlassenschaften des
     Natur eine gleichwertige zurückgegeben. Über       Uranbergbaus fordern wir GRÜNE eine intensi-
     handelbare Flächenzertifikate ermöglichen wir       vere Aufarbeitung der Wismut-Geschichte und
     den Flächentausch zwischen Kommunen, die           mehr Engagement bei der Beseitigung der Wis-
     mehr Fläche benötigen, mit jenen, die weniger      mut-Altlasten von Seiten der Landesregierung.
     Bedarf haben. Grundsätzlich gilt es, bessere       Nach dem Wismut-Gesetz von 1991 wurden
     Rechtsgrundlagen beim Bodenschutz zu schaf-        keine Mittel für die Hinterlassenschaften des
     fen sowie den Flächenverbrauch durch den           Uranbergbaus der Wismut bereitgestellt, die
     Abbau überzogener Standards (für Verkehrsflä-       1990 nicht dem Unternehmen zugeordnet wa-
     chen) zu reduzieren. Außerdem muss die Bo-         ren. Wir fordern eine Neubewertung und wenn
     denfruchtbarkeit durch abwechslungsreiche          erforderlich eine Sanierung der sogenannten
     Fruchtfolgen*, Erosionsschutz und Förderung        Wismut-Altstandorte, die nicht im Aufgaben-
     der Humusbildung gesichert werden. Der Frei-       bereich der Wismut GmbH liegen.
     staat soll sich hierfür auf Bundesebene einset-
     zen.                                               Das ehemalige Teerverarbeitungswerk in Rositz
                                                        gilt als eine der größten Altlasten Thüringens.

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Trotz einer millionenschweren Sanierung des        lichst vor Ort wiederverwendet und -verwertet
Teersees „Neue Sorge“ stehen jedoch die Sanie-     werden.
rung der Aschhalde Fichtenhainichen sowie
die Sanierung der Grundwasserkontamination         Gerade im Abfallbereich wollen wir die notwen-
im Ortsteil Schelditz nach wie vor aus. Die Zu-    dige Aufklärungs- und Bildungsarbeit leisten
ständigkeit für das Großprojekt Rositz wurde       und sie interessant gestalten. Statt „in die Ton-
2013 auf die untere Bodenschutzbehörde des         ne – aus dem Sinn“ wollen wir aufzeigen, was
Landratsamtes Altenburger Land übertragen.         mit Abfällen passiert und Anreize für die Vermei-
Dies lehnen wir ab. Wir werden uns für eine        dung und Verwertung schaffen. Die Abfallwirt-
Rückübertragung der Zuständigkeit auf das          schaft in Thüringen soll im Sinne des Kreislauf-
Land Thüringen einsetzen, denn Rositz bleibt       wirtschafts- und Abfallgesetzes so ausgerichtet
ein ökologisches Großprojekt, das der Land-        sein, dass Stoffkreisläufe geschlossen werden.
kreis nicht alleine stemmen kann. Zudem set-       Wir befürworten Life-Cycle-Strategien*, die
zen wir uns für eine nachhaltige Lösung bei der    auch in Thüringen die Rückgewinnung z. B. von
Sanierung des Grundwasserschadens in Schel-        seltenen Erden* aus Handys ermöglichen. Wir
ditz ein, denn der Grundwasserspiegel wird in-     werden ein branchenübergreifendes Netzwerk
folge der Stilllegung der Braunkohletagebaue       entwickeln, in dem Rohstoffproduzenten und
in den nächsten Jahren weiter ansteigen und        Recycling-Unternehmen gemeinsam mit wis-
Menschen und Umwelt zunehmend gefährden.           senschaftlichen Einrichtungen daran arbeiten,
                                                   dass Rohstoffe und Abfälle nicht unterschied-
Abfälle als Rohstoffe verwerten                    lich betrachtet werden, sondern nach vielfälti-
                                                   ger Nutzbarkeit in Kreisläufen schnellstmöglich
Abfall belastet unsere Umwelt und birgt erheb-     zugeführt werden können. Den Import von Müll
liche Gesundheitsgefahren: in Thüringen und        oder anderen Reststoffen zur Verbrennung oder
darüber hinaus. Der beste Abfall ist daher der,    unterirdischen Einlagerung wollen wir zurück-
der überhaupt nicht entsteht. Erdöl zu Plastik-    drängen.
tüten zu verarbeiten und nach einmaliger Nut-
zung wegzuwerfen, ist pure Verschwendung           Luft sauber halten
– Müll zu verbrennen erst recht. Denn Restmüll
enthält wertvolle Rohstoffe, die auch weltweit      Wir alle haben das Recht auf saubere Luft. Ver-
immer knapper werden. Wird er verbrannt, ent-      schmutzungen nehmen jedoch zu: Feinstaub,
stehen giftige Dioxine und Schlackenberge, die     Ozon und Stickoxide begünstigen Herz-Kreis-
gelagert werden müssen und die Luft belasten.      lauf- und Atemwegserkrankungen, von denen
Die Thüringer Müllverbrennungsanlagen sind         Kinder und ältere Menschen in besonderem
inzwischen sogar auf Müll von weit her ange-       Maße betroffen sind. Der Straßenverkehr,
wiesen, um ökonomisch zu arbeiten.                 insbesondere der Schwerlastverkehr, ist ein
                                                   Hauptverursacher der Luftbelastung. Die Stick-
Auch Grünschnitt und organische Abfälle sind       stoffeinträge aus dem Verkehr sorgen zudem
wichtige Rohstoffe. Sie gehören auf den Kom-        für eine zunehmende Bodenversauerung und
post bzw. in die Biogasanlage. Bereits jetzt ist   belasten unsere Wälder. Wir GRÜNE stehen des-
durch die Bundesgesetzgebung geregelt, dass        halb für ein konsequentes Handeln, das die Luft
Biotonnen ab 2015 verpflichtend zu jedem            sauber hält.
Haushalt gehören.
                                                   Mit unserer Verkehrspolitik, die Fußwege, Rad-
Wir schlagen vor, kommunale Stoffkreisläufe zu      fahren und den ÖPNV in den Mittelpunkt rückt,
entwickeln, die Müllverbrennungsanlagen auf        können wir Luftschadstoffe wirksam reduzieren
lange Sicht entbehrlich machen und in denen        und die Gesundheit fördern. Die Umsetzung
organische Abfälle und andere Wertstoffe mög-       flächendeckender, wirkungsvoller Luftreinhalte-

                                                                                                       15
I. Anders wachsen. Umwelt, Wirtschaft und Menschen zusammen denken.

     pläne trägt dazu bei, dass die gesetzlichen      Kommunen sollen die Chance dazu ebenfalls
     Grenzwerte zukünftig in ganz Thüringen einge-    erhalten. Die Thüringer Energie- und GreenTech
     halten werden. Diese wollen wir stärker an den   Agentur* (ThEGA) bietet sich indes als kompe-
     Gesundheitserfordernissen der Menschen aus-      tente Dienstleisterin für die Kommunen an.
     richten und werden uns daher auf Bundesebene
     für eine Absenkung der Grenzwerte im Bundes-
     Immissionsschutzgesetz einsetzen.                Konkret wollen wir:

     Lärm begrenzen
                                                      • ein Biosphärenreservat* Karstland-
                                                        schaft Südharz schaffen,
     Lärm gefährdet unsere Gesundheit. Damit wir

                                                      • Flussauen
     gut schlafen können, ist Lärmschutz gerade in
     der Nacht wichtig. Nach wie vor kämpfen Initi-               renaturieren und für den
     ativen von engagierten Bürgerinnen und Bür-        Hochwasserschutz reaktivieren,
     gern meist vergeblich für ein wenig mehr Ruhe.
     Ihnen wollen wir helfen, Lärmschutzmaßnah-
     men erfolgreich durchzusetzen. Die Möglich-
                                                      • Werraversalzung  beenden und
                                                        Fracking* verhindern.
     keiten sind vielfältig: innerorts Tempo 30 in
     der Nacht, Fahreinschränkungen für Lkw oder                                             .
                                                                                      MÖGLICH
     Lärmschutzwände. Lärmschutz auch im Be-                                 MACH ESIMME GRÜN!
     stand und nicht nur beim Neubau von Straßen,                            Z WEITST
     muss folglich eine größere Rolle einnehmen.

     Klimaschutz verbindlich regeln
                                                      I.2. Nachhaltig wirtschaften – für ein
     Wir Thüringerinnen und Thüringer tragen ge-      Mehr an Lebensqualität
     meinsam mit allen Menschen Verantwortung für
     den weltweiten Klimawandel. Dabei haben wir      Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN schätzen
     im Freistaat genug Köpfchen und Know-how,        die großen Leistungen aller Thüringerinnen
     um Klimaschutzvorreiter zu werden. Mit einem     und Thüringer, die zum wirtschaftlichen Auf-
     eigens dafür initiierten Gesetz können wir den   schwung unseres Landes in den vergangenen
     Klimaschutz im Land verbindlich verankern und    25 Jahren beigetragen haben. Wir wissen: Thü-
     von den Launen der Wahlperioden lösen. Teuer     ringer Wirtschaft ist mehr als einzelne umsatz-
     wird es, wenn wir weitermachen wie bisher:       starke Unternehmen in den wirtschaftsstarken
     Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung   Regionen – es sind die kleinen und mittelstän-
     e. V. schätzt die Kosten durch Klimaschäden in   dischen Unternehmen, die Selbstständigen
     Thüringen auf mehr als 35 Milliarden Euro bis    und freien Berufe, die Familienbetriebe und
     zum Jahr 2050. Hochwasser, Trockenperioden,      das Handwerk, die unser Wirtschaftsleben tra-
     Hitzewellen, Ernteeinbußen – die Folgen des      gen. Gerade sie wollen wir unterstützen, für sie
     Klimawandels sind bekannt. Klimaschutz ist in    attraktive Bedingungen gestalten.
     erster Linie ein Gebot der ökonomischen Ver-
     nunft.                                           Grüne Wirtschaftspolitik nimmt die Region in
                                                      den Blick: Alles, was vor Ort nach sozialen und
     Mit dem Gesetz werden wir die Kommunen bei       ökologischen Standards erzeugt und verkauft
     ihren Klimaschutzanstrengungen durch Bera-       werden kann, schafft Wohlstand vor Ort. Regio-
     tungsangebote sowie finanzielle Mittel bei der    nale Wirtschaftskreisläufe schaffen und erhal-
     Erstellung und Umsetzung von Klimaschutz-        ten Arbeitsplätze in Thüringen, schützen unsere
     konzepten unterstützen. Finanzschwache           natürlichen Ressourcen und sind folglich gut für

16
alle Thüringer und die Umwelt. Wachstum um           regionalen Unternehmen sowie die Werbung für
des Wachstums willen lehnen wir ab. Wir stre-        den Thüringer Arbeitsmarkt unter den Absol-
ben eine Wirtschaftspolitik an, die den Grenzen      ventinnen und Absolventen birgt beträchtliches
der natürlichen Ressourcen Rechnung trägt            Ausbaupotenzial. Des Weiteren wollen wir die
und damit die gute Lebensqualität der jetzigen       Menschen dazu befähigen, neue Aufgaben zu
und künftigen Generationen in den Mittelpunkt        übernehmen. Langzeitarbeitslose und Gering-
ihres Handelns rückt.                                qualifizierte dürfen deshalb z. B. nicht länger
                                                     von Maßnahme zu Maßnahme geschickt wer-
Wir stehen für eine Wirtschaftspolitik, die sozial   den. Vielmehr müssen wir ihnen verbesserte
ist: Umsatzsteigerungen und hohe Profite nüt-         Weiterbildungsangebote unterbreiten. Wir
zen nichts, wenn die Menschen im Land vom            GRÜNE bekennen uns zu einem grünen sozialen
Lohn ihrer Arbeit nicht leben und teilhaben          Arbeitsmarkt und stehen dafür ein, Arbeit statt
können oder ihre Arbeit sie krank macht. Daher       Arbeitslosigkeit zu finanzieren und zu fördern.
denken wir Wirtschafts-, Sozial- und Umwelt-         Dabei benötigen insbesondere Menschen mit
politik zusammen, wenn wir die Rahmenbedin-          besonders erschwertem Zugang zum Arbeits-
gungen für das unternehmerische, öffentliche          markt eine gezieltere Unterstützung.
und private Wirtschaften abstecken. Denn für
uns ist klar: Mit grüner Wirtschaftspolitik lassen   Frauen sind auch in Thüringen am Arbeitsmarkt
sich sehr gut schwarze Zahlen schreiben.             noch oft benachteiligt. Sie erhalten weniger
                                                     Lohn, haben schlechtere Aufstiegschancen
Der Mensch steht für uns im Mittelpunkt             und müssen sich vielfach doppelt und dreifach
                                                     beweisen. Für uns ist Geschlechtergerechtig-
Thüringen ist ein Land des Mittelstandes und         keit auch in der Wirtschaftspolitik zentral. Wir
wir GRÜNE wollen den Mittelstand stärken. Die        stehen ohne Wenn und Aber für gleiche Chan-
Thüringer Wirtschaft steht aufgrund von Abwan-       cen und Parität und für gleichen Lohn für gleich-
derung und Bevölkerungsrückgang vor einem            wertige Arbeit.
erheblichen Arbeits- und Fachkräftemangel.
Bereits jetzt können viele Ausbildungsstellen        Thüringen ist auf Menschen angewiesen, die
und Arbeitsplätze nicht mehr ausreichend be-         aus anderen Regionen der Welt zu uns kom-
setzt werden. Was heute lediglich einzelne Berei-    men. Ohne sie wird es uns nicht gelingen, die
che betrifft, etwa die Pflege, wird in Kürze weite     Wirtschaftskraft Thüringens zu erhalten und
Teile von Handwerk und Industrie tangieren.          bestehende Strukturen des Gemeinwesens zu
Für diese Herausforderungen gibt es probate          bewahren. Als GRÜNE setzen wir uns daher für
Lösungen: Wir müssen die Menschen wieder             die Freizügigkeit innerhalb Europas ein. Dazu
stärker in den Mittelpunkt stellen, Fachkräfte       gehört aus unserer Sicht auch, dass wir den
ausbilden, fördern und anwerben, die Vernet-         Menschen das Ankommen in Thüringen nicht
zung zwischen Ausbildung und Unternehmen             durch unnötige Bürokratie erschweren.
vorantreiben und den hiesigen Arbeitsmarkt für
Arbeitskräfte aus Europa und der ganzen Welt         Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse
weiter öffnen.                                        sollte folglich weiter vereinfacht, ein Rechtsan-
                                                     spruch auf Beratung selbstverständlich und, wo
Für junge Menschen, die im Freistaat die Schule      nötig, Nachqualifizierung angeboten werden.
besuchen, eine Ausbildung machen oder hier           Insbesondere für Flüchtlinge und Asylsuchende
ein Studium absolvieren, kann Thüringen durch        wollen wir die noch immer viel zu hohen Hürden
eine gute Bezahlung, unbefristete Arbeitsver-        zur Aufnahme einer Beschäftigung absenken.
träge oder langfristige Aufstiegsperspektiven        Außerdem treten wir dafür ein, Unternehmen
noch attraktiver werden. Die Vernetzung der          und Behörden dabei zu unterstützen, ihre inter-
verschiedenen Schulen und Hochschulen mit            kulturelle Kompetenz zu stärken und ein bes-

                                                                                                         17
I. Anders wachsen. Umwelt, Wirtschaft und Menschen zusammen denken.

     seres Angebot an Sprach- und Integrations-         dass dem Handwerk in den kommenden Jahr-
     kursen sowie einen erleichterten Zugang zu         zehnten die Arbeit nicht ausgeht.
     Bildungs-, Sport- und Kulturangeboten zu ge-
     währleisten. Wir sagen allen, die in Thüringen     Eine Kultur ganzheitlichen Denkens und wirt-
     leben und arbeiten wollen: Herzlich willkom-       schaftlichen Handelns liegt uns sehr am Herzen.
     men!                                               Nur mittels konsequenter Förderung und Un-
                                                        terstützung, bspw. durch umfassende Beratung
     Wirtschaft gezielt fördern                        und Begleitung, Gründungswerkstätten oder
                                                        einfacheren Zugang zu Gründungskapital, kön-
     Wir wollen für die verschiedenen Wirtschafts-      nen wir Gründerinnen und Gründern den Weg
     bereiche zielgenaue Förderinstrumente ent-         in die eigene Existenz erleichtern. Bereits in der
     wickeln. Branchen und Projekte, die sich           Oberstufe und in beruflichen Schulen wollen
     besonders den Herausforderungen des 21.            wir ein Verständnis für wirtschaftliches Handeln
     Jahrhunderts stellen und sich dabei einer          stärker vermitteln.
     nachhaltigen, sozial-ökologischen Wirtschaft
     verschrieben haben, verdienen unsere gezielte      Die Kammern sind aufgefordert, ihren Mitglie-
     Unterstützung.                                     dern mehr Einfluss auf ihre Entscheidungen
                                                        einzuräumen. Die Pflichtmitgliedschaft in den
     Angesichts des absehbaren Rückgangs der zur        Kammern wollen wir perspektivisch abschaf-
     Verfügung stehenden finanziellen Mittel set-        fen.
     zen wir verstärkt auf sogenannte revolvierende
     Fonds*, bei denen die Förderung in die Fonds       Regional ist erste Wahl
     zurückfließt. Förderkredite und Beteiligungs-
     kapital erleichtern einen guten Start neuer        Grüne Wirtschaftspolitik beinhaltet einen we-
     Produkte und Dienstleistungen. Dies zahlt sich     sentlichen Beitrag dazu, dass möglichst viele
     langfristig auch für die Geldgeberinnen und        Produkte aus regional verfügbaren Rohstoffen
     Geldgeber aus. Wir setzen uns zugleich dafür       im Freistaat entstehen, verarbeitet und konsu-
     ein, dass die Einhaltung von Umwelt- und Sozial-   miert werden. Wir setzen uns dementsprechend
     standards stärker in die Praxis der öffentlichen    für eine noch stärkere Kooperation regionaler
     Förderung bestehender Unternehmen einbezo-         Unternehmen ein.
     gen wird.
                                                        Wir wissen aber auch um die globalen Zusam-
     Handwerk hat grünen Boden                         menhänge, in denen Thüringens Wirtschaft
                                                        steht. Wir wollen gute Bedingungen schaffen,
     Das Thüringer Handwerk als „Ausrüster der          damit innovative Ideen, Dienstleistungen und
     Energiewende“ ist für uns GRÜNE ein zentraler      Waren „Made in Thüringen“ auch weiterhin
     Partner bei der ökologischen Modernisierung        weltweit Gefallen finden. Daher machen wir uns
     unseres Landes. Beim Bau energieeffizienter         für ein umfassendes und effizientes Konzept der
     Gebäude, der energetischen Sanierung, dem          Außenwirtschaftsförderung mit ökologischen
     Denkmalschutz und dem Ausbau erneuerbarer          und sozialen Kriterien stark.
     Energien sind wir auf kundige Fachleute des
     Thüringer Handwerks angewiesen. Es leistet         Zugleich werben wir in der Bildungs- und Öffent-
     einen wichtigen Beitrag für die Zukunftsfähig-     lichkeitsarbeit dafür, dass sich unsere Wirt-
     keit Thüringens und stärkt die regionale Wert-     schaft ihrer Verantwortung im globalen Kontext
     schöpfung im Freistaat. Grüne Politik steht für    bewusst wird. Auf Bundes- und Europaebene
     eine konsequente Förderung von erneuerbaren        sowie im Gespräch mit internationalen Partne-
     Energien und Energieeffizienz: Wir schaffen mit      rinnen und Partnern wollen wir uns dafür ein-
     unserem Programm die Voraussetzungen dafür,        setzen, das Auslagern von Umweltzerstörung

18
und sozialer Ausbeutung in andere Länder zu       Schnelle Internetzugänge für alle
beenden. Folglich drängen wir darauf, Unter-      Thüringerinnen und Thüringer
nehmen, die in anderen Ländern gegen soziale
und ökologische EU- und UN-Standards versto-      Thüringen ist zwischenzeitlich nahezu flächen-
ßen oder der Korruption überführt werden, mit     deckend mit breitbandigen Internetzugängen
einer Sperre für öffentliche Ausschreibungen       versorgt, sei es per Kabel oder über Mobilfunk.
und Fördergelder belegen zu können.               Doch diese bleiben weit zurück hinter den aktu-
                                                  ellen Standards und vor allem hinter den tech-
Energieeffizient und ressourcenschonend           nischen Erfordernissen einer umfassenden Teil-
wirtschaften                                      habe am digitalen Leben. Langsame Verbindun-
                                                  gen sind ein stetes Ärgernis für die Betroffenen
Unternehmen und Institutionen benötigen           und schaden dem Wirtschaftsstandort. Dies be-
unsere aktive Unterstützung, um sich auf die      trifft vornehmlich die ländlichen Räume, aber
Folgen der zu erwartenden Rohölknappheit          auch Städte wie Jena.
angemessen vorzubereiten. Wir werden ihnen
darüber hinaus helfen, die Organisation ihrer     Wir GRÜNE stehen für eine echte Breitband-
Arbeit und Produktion auf ein nachhaltiges        offensive durch die Thüringer Landesregierung.
Wirtschaften umzustellen. Dies ist mitunter mit   Der beschleunigte Ausbau insbesondere von
erheblichen Kosten verbunden, die sich erst       Glasfaserzugängen ist eine Investition in die Zu-
nach mehreren Jahren rentieren. Daher wollen      kunft unseres Landes. Dort, wo Kommunen und
wir attraktive Investitionskredite anbieten, um   Landkreise diesen Ausbau schultern, bedürfen
die Zeiträume bis zum Erreichen von Einspar-      sie einer unbürokratischen Unterstützung des
effekten zu überbrücken. An unserer Seite sehen    Landes bei der Planung und Investition. Ebenso
wir hier auch die lokalen Stadt- und Gemeinde-    notwendig ist es, Land und Kommunen effek-
werke.                                            tiv zu koordinieren, um wechselseitige Vorteile
                                                  bei der Instandsetzung von Straßen, Schienen
Bei der prognostizierten Bevölkerungs- und        und dem Bau von Versorgungsleitungen für den
Wirtschaftsentwicklung reichen die aktuellen      Breitbandausbau zu nutzen.
technologischen Innovationen nicht aus, um
nachhaltige Ressourcennutzung zu erreichen        Verwaltung geht mit gutem Beispiel voran
und Umweltzerstörung zu beenden. Daher
finden in unserer grünen Innovationsstrate-        Auch die Landesbehörden können sich der
gie neben technischen auch gesellschaftliche      sozial-ökologischen Modernisierung unserer
Innovationen Platz. Wir wollen Ideen, die ein     Wirtschaft nicht entziehen. Grüne Politik unter-
gutes Leben in den Regionen langfristig sicher-   stützt daher die Modernisierungsprozesse in
stellen, gezielt fördern. Im Vordergrund stehen   den Verwaltungseinheiten des Landes. Innova-
dabei Initiativen, die die regionale Wirtschaft   tive und flexible Arbeitszeitmodelle, Geschlech-
stärken und ihre Krisenanfälligkeit verringern,   tergerechtigkeit, Chancengleichheit, Arbeits-
z.B. durch die Reduzierung der Abhängigkeit       schutz und faire Löhne gehören zu den viel-
von Rohstoffimporten. Wir folgen dem Prinzip       fältigen Möglichkeiten, mit denen Institutio-
„Global denken – lokal handeln“. Ansätze der      nen des Landes Beispiele guter Praxis geben
Gemeinwohl-Ökonomie, bspw. Energiegenos-          können. Von einer effizienten und möglichst
senschaften, Tauschringe oder Gemeinschafts-      unbürokratischen Verwaltung mit motivierten
gärten, unterstützen und stärken wir.             Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern profitiert die
                                                  Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Thürin-
                                                  gen erheblich.

                                                  Wir setzen uns dafür ein, die vorhandenen Be-

                                                                                                      19
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