Jubiläumsausgabe 04.22 mariaberg im Wandel der Zeiten geburtstags-grüsse unserer Partner*innen unsere bereiche feiern
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Jubiläumsausgabe 04.22 Mariaberg im Wandel der Zeiten → Geburtstags- grüSSe unserer Partner*innen → Unsere Bereiche feiern
2 INHALTApril 2022 GruSSworte 04 Vorstand Mariaberg 06 Diakoniepräsident Pfarrer Ulrich Lilie 07 Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July 08 Landrätin Stefanie Bürkle 09 Prof. Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitz DWW 10 Vereinsvorsitz Dekan Marcus Keinath 11 Interessenvertretung 12 Angehörigenbeirat 13 Bürgermeister Holger Jerg Historie Mariabergs 14 Mariaberg im Wandel der Zeiten Stimmen aus Mariaberg 22 Mariaberg bedeutet für mich… ImpulsgruSSworte 14 28 Dekanate unserer Standorte 30 Beteiligungen Mariabergs 32 Landräte unserer Standorte 34 Bürgermeister*innen unserer Standorte Aus den Geschäftsfeldern 44 Bildung & Service 46 Werkstätten: Bettina Würth 47 Jugendarbeit 48 Pfarrstelle 49 Kunst & Kultur 50 SBBZ 51 Diakonisches Institut 52 KJP – Frühförderstelle 56 MVZ Mariaberg 57 Werkfeuerwehr 58 Rettungsgruppe Danke für Ihre Unterstützung 60 Neues vom Olga-Wera-Bau 63 Spenden
4 mariaberg → GruSSwort Vorstand Mariaberg Ein Jahr zum Feiern, ein Jahr zum Danken 175 Jahre, liebe Leserinnen und Leser, das ist für uns Wir haben uns in Mariaberg lange Gedanken gemacht, Menschen eine sehr lange Zeit. Zahlreiche Generatio- wie wir anlässlich des Jubiläums unsere Historie und nen kommen in dieser Zeitspanne zur Welt, leben und die oben genannten Geschichten der Menschen ange- verlassen unsere Erde wieder. Ungezählte Menschen messen würdigen können. Unterschiedliche Arten von mit Behinderung, Angehörige, Auszubildende, Schüle- Festakten, Feierlichkeiten, Einladungen, Veranstaltun- rinnen und Schüler, Mitarbeitende, Dienstleister, Besu- gen, Banketten und Gottesdiensten schwirrten durch cherinnen und Besucher waren in diesen Jahrzehnten unsere Gedanken, doch so recht hat uns das nicht ange- mit unserer Einrichtung in mehr oder weniger engem sprochen. Es fühlte sich nicht nach „Mariaberg“ an. Kontakt. Unzählige Geschichten könnten viele dieser Menschen erzählen, oder über diese Personen erzählt Dazu kam noch die Überlegung, inwieweit die Entwick- werden. lungen der Corona-Pandemie gegebenenfalls aufwändi- ge und hochengagierte Planungen von heute auf morgen
← mariaberg 5 obsolet machen können. Das Ganze in Kombination mit uns alle führen? Hier ist vieles zwar für uns planbar, dem Wissen, dass unsere Mitarbeitenden, Klientinnen aber mancher Weg liegt auch da noch durchaus im Ver- und Klienten sowie deren Angehörige in den letzten borgenen. zwei Jahren so viel Energie in die Bewältigung der Pan- demie stecken mussten. Mit dieser Prämisse haben wir uns dann noch einmal Gedanken über das Jubiläumsjahr gemacht. Was dabei Die Angriffskrieg auf die Ukraine erschüttert uns alle herauskam, passt für uns, und hoffentlich auch für Sie, zutiefst und wir arbeiten daran, den geflüchteten Men- liebe Leserinnen und Leser, zu unserer Einrichtung: Ein schen zu helfen, wo wir nur können. Das Leid der Men- Festjahr, in dem sowieso geplante Veranstaltungen ei- schen und der Schrecken des Krieges beeinflusst eben- nen kleinen „Jubiläumsrahmen“ erhalten. Ein einzelner falls, wie wir unser Jubiläum begehen werden. Festgottesdienst mit geladenen Gästen, eine besondere Ausgabe des Magazins „Einblicke Ausblicke“ anstatt Den Blick zurück auf Vergangenes werfen wir in Maria- eines Filmes oder dicken Buchs – ein, wie wir meinen, berg schon lange. Dafür benötigen wir keine neuen Fei- angemessen bescheidener und dankbarer Blick auf 175 ern. Wir haben vor Jahren bereits einen historischen Jahre bewegte und bewegende Geschichte Mariabergs. Rundweg durch den Stadtteil angelegt und ausgeschil- dert, unseren Friedhof mit historischen Gräbern haben Wir hoffen sehr, mit unserem „Jubiläumsangebot“ Ihre wir erst kürzlich saniert und eine Ausstellung zum Ge- Erwartungen zu erfüllen und Ihnen die eine oder andere denken an die Opfer der Euthanasie gibt es auch schon Freude zu bereiten. Schön, dass Sie sich für uns inter- seit dem Jahr 2020, um nur ein paar Meilensteine zu essieren. Dafür von uns ein herzliches „Vergelt’s Gott“! erwähnen. Wichtig ist für uns der Blick nach vorne. Was wird aus den Menschen, die von Mariaberg betreut werden, was wird aus unserer Einrichtung, wohin wird die Zukunft Rüdiger Böhm, Vorstand Michael Sachs, Vorstand
6 mariaberg → Grusswort Diakoniepräsident Pfarrer Ulrich Lilie Foto: Thomas Meyer/OSTKREUZ Tradition und Innovation – seit 1847 diesem „Heiligen Berg“ diesem vitalen Stadtteil, son- dern eben auch „runter vom Berg, rein in die Region“. Wenn es eines Beispiels bedürfte, was diakonische Kir- che oder „Kirche im Sozialraum“ heißt: In Mariaberg Ich erinnere mich gerne an die eindrucksvolle Begeg- wird man fündig. Ich gratuliere von Herzen zu 175 Jah- nung, die wir auf Mariaberg vor gut zwei Jahren haben ren diakonischer Tradition und vitaler Innovation. Und durften. Durch Starkregen und Stürme wühlten wir uns stelle bewundernd fest, dass Mariaberg damit sogar über Schwarzwaldhöhen, bevor wir schließlich unse- noch längere Tradition hat als die Diakonie Deutschland re Herberge erreichten und bei Linsen und Spätzle den selbst, die erst in zwei Jahren an Johann Hinrich Wi- Abend verbrachten. Am nächsten Tag war ich beein- cherns legendärer Stehgreifrede auf dem Wittenberger druckt von all dem Guten, was im Stadtteil Mariaberg Kirchentag erinnern wird. geschieht. Da wurde gehämmert, geschliffen und ge- sägt: eine Sommerkunstwoche – mitten in der Corona- Ich danke Ihnen allen hauptamtlichen und ehrenamtli- Pandemie! chen Mitarbeitenden für 175 Jahre engagierter sozialer Arbeit aus Liebe und Glauben. Ich wünsche Ihnen gute Zweierlei war für mich an diesem Augusttag eindrück- Verbündete und Gottes Segen für die Jahre, die vor Ih- lich: Die geistliche Kraft, die dieser Ort ausstrahlt. Die nen liegen! Tradition der Benediktinerinnen. Die ergreifende Kirche. „Es betet“. Man spürt, dass hier Menschen bereits seit Herzlichen Glück- und Segenswunsch! Jahrhunderten Gott gesucht haben. Und zugleich die Energie tätiger Menschenliebe, die nach vorne weist. In herzlicher Verbundenheit, Dynamisch. Innovativ. Die immer darum bemüht ist, Ihr dem jeweiligen einzelnen Menschen mit seinen Bedar- Pfarrer Ulrich Lilie fen und Handicaps die bestmögliche Gemeinschaft, Hil- Präsident der Diakonie Deutschland, Berlin fe und Betreuung angedeihen zu lassen. Nicht nur auf
Grusswort Landesbischof Dr. h. c. Frank O. July ← mariaberg 7 Liebe Damen und Herren, Mitarbeitende, Bewohnerin- und Inklusion im ländlichen Raum“ geschaffen. Damit nen und Bewohner von Mariaberg, liebe Geschwister leistet Mariaberg einen wichtigen Beitrag zu Seelsorge, aus Diakonie und Gemeinden! Quartiers- und Gemeindeentwicklung. Mit Silvia Weeber wurde eine Bewohnerin von Mariaberg zur Kirchenge- meinderätin gewählt und übernimmt als Mensch mit Lasst uns aufeinander acht- Behinderung Verantwortung in der Kirchengemeinde. haben und einander anspornen Daneben pflegt Mariaberg enge Kontakte zu umliegen- den Kirchengemeinden. zur Liebe und zu guten Werken. In den letzten Jahren hat Mariaberg seinen Wirkungs- Hebräer 10,24 bereich weit über den ursprünglichen Standort hinaus erweitert. Neben Hilfe und Förderung für Menschen Dieser Bibelspruch bringt es auf den Punkt, wozu wir als mit Behinderung ist Mariaberg als Bildungsträger aktiv, Kirche und Diakonie da sind, und warum wir gemeinsam übernimmt in zahlreichen Gemeinden die offene Jugend- für das eine Evangelium stehen! Aufeinander achthaben, arbeit und gestaltet die Entwicklung inklusiver Quartie- einander anspornen zu Liebe und den guten Werken, re mit. Vielfältige Kultur- und Freizeitveranstaltungen die wir im Auftrag Christi gemeinsam tun wollen, dazu strahlen weit in die Region aus. So trägt Mariaberg nicht wissen sich Kirche und Diakonie berufen! nur zur Lebensqualität für Menschen mit und ohne Be- hinderung bei. Es unterstützt zugleich die Kirchenge- Mariaberg steht in besonderer Weise für die Verbindung meinden bei ihren ureigenen Aufgaben. So bietet Mari- von beidem, von Kirche und Diakonie. Diese Verbindung aberg ein Modell, wie die Beziehung von diakonischen hat ihren geistlichen Grund in der Achtung vor jedem Einrichtungen und Kirchengemeinden in Zukunft vertieft Menschen als von Gott geschaffen und geliebt, wie es werden kann. das Mariaberger Leitbild ausdrückt. Und sie zeigt sich auf vielerlei Weise. Aus einer abgesonderten Anstalt Für diesen Beitrag und diese Verbundenheit möchte ich hat sich Mariaberg in 175 Jahren zu einem lebendigen Mariaberg mit seinen Mitarbeitenden und Bewohne- Stadtteil entwickelt und ist fester Teil der Verbundkir- rinnen und Bewohnern als Landesbischof der Evange- chengemeinde Gammertingen-Trochtelfingen geworden. lischen Landeskirche Württemberg herzlich danken. Für Darüber hinaus ist Mariaberg eng mit dem Kirchenbe- Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen Gottes Segen. zirk Reutlingen verbunden. Das zeigt sich nicht nur im Engagement des Vorstands Rüdiger Böhm in den Gre- Ihr mien des Kirchenbezirks, der die Bildung der Verbund- kirchengemeinde aktiv mitgestaltet hat. Im Rahmen des Programms „neue Aufbrüche“ wurde auf seine In- itiative hin eine Innovationspfarrstelle für „Diakonie Dr. h. c. Frank Otfried July © EMH/Gottfried Stoppel
8 mariaberg → Grusswort Landrätin Stefanie Bürkle Herzlichen Glückwunsch zu 175 Jahren …diakonische Einrichtung für Soziale Dienste mit Ange- same und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der boten für Menschen mit Behinderung und sozialer Be- Gesellschaft ermöglicht werden. Als eine neue Gefahr nachteiligung vom Kindes- bis zum Seniorenalter. Als kann sicherlich die COVID-19 Pandemie bezeichnet wer- eine der ältesten Komplexeinrichtungen in Deutschland den – sie hat unseren Alltag und das gesellschaftliche feiert Mariaberg 2022 ihr 175-jähriges Jubiläum. Schon Leben komplett verändert und bei Vielen die Werte wie Mitte des 19. Jahrhunderts war die damalige „Heil- und Demut und Dankbarkeit wieder ins Bewusstsein gerückt. Pflegeanstalt“ Wegbereiterin in der Behindertenhilfe. Als Chance verstehe ich jeden Veränderungsprozess, der Ferner hat Mariaberg bereits in den 1970er-Jahren die die betroffenen Menschen aktiv einbezieht sowie mit Weichen für die heutige Regionalisierung der Wohn- und klaren fundierten Konzepten neue Wege erschließt und Lebensformen für Menschen mit Behinderung gestellt wirtschaftlich absichert. und gleichzeitig die über Jahrzehnte erfolgte separate Versorgung fernab des gesellschaftlichen Lebens aufge- Klare fundierte Konzepte, unternehmerischen Weitblick brochen. Landesweite Beachtung hat insbesondere die und eine besondere Innovationskraft beschreiben das bereits im Jahr 2006 zwischen dem Mariaberg e.V., dem Handeln derjenigen in Mariaberg die Verantwortung Landkreis Sigmaringen und dem Zollernalbkreis abge- tragen, allen voran die Vorstände Rüdiger Böhm und schlossene Rahmenzielvereinbarung, in welcher die Michael Sachs. Auch in Krisenzeiten – bei der Unter- Verlagerung von stationären Plätzen nach dem Motto bringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlin- „Runter vom Berg, rein in die Region“ vereinbart wurde, gen sowie bei der COVID-19 Pandemie – haben Sie den gefunden. Landkreis hervorragend unterstützt. Für die sehr gute Zusammenarbeit, welche von Respekt und Wertschät- Richard von Weizsäcker, 6. Bundespräsident der Bun- zung getragen ist, bedanke ich mich ganz herzlich. Auch desrepublik Deutschland, sagte während seiner Amts- in Zukunft gilt es, die anstehenden Aufgaben mit einer zeit: „Es ist normal, verschieden zu sein, denn es gibt hohen Fachlichkeit anzupacken und dynamisch weiter- keine Norm für das Menschsein.“ Dies macht mich nach- zuentwickeln. Der Landkreis Sigmaringen wird Ihnen denklich und dankbar zugleich. Nachdenklich aufgrund auch weiterhin partnerschaftlich zur Seite stehen. unseres dunklen Kapitels der Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus und dankbar, dass sich rund 1.750 Für Ihr weiteres Wirken wünsche ich Ihnen alles Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mariaberg e.V. und Gottes Segen! 365 Tage im Jahr für rund 3.500 Menschen mit Assis- tenzbedarf in sechs Landkreisen engagieren. Man spürt, Stefanie Bürkle dass Sie bei all Ihrem Tun die Wünsche und Bedürfnisse Landrätin der betroffenen Menschen mit Behinderung, deren ge- setzlichen Betreuer, deren Familien und Angehörigen in den Mittelpunkt stellen. Eine weitere Aussage Richard von Weizsäckers lautet: „Die Zeit bringt unaufhaltsam neue Entwicklungen her- vor, neue Gefahren und Chancen.“ Als eine neue Ent- wicklung kann sicherlich die UN-Behindertenrechtskon- vention von 2009 bezeichnet werden, welche im Kern die Menschenrechte und Grundfreiheiten der Menschen mit Behinderung im Sinne der Inklusion fordert, schützt und gewährleistet. Darüber hinaus halte ich das Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung, kurz BTHG, vom 23.12.2016 als eines der größten sozialpolitischen Reformvorhaben. Hierbei soll Menschen mit Behinderung die volle, wirk-
Grusswort DWW Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller ← mariaberg 9 Foto: Manfred Neumann Eine der ältesten Komplexeinrichtungen in Deutschland feiert Geburtstag. Das Diako- nische Werk Württemberg gratuliert allen Verantwortlichen und Mitarbeitenden zum 175-jährigen Jubiläum von Mariaberg. Im Diakonischen Werk Württemberg und seiner Landes- Vorstellung einer in Christus wurzelnden, inklusiven geschäftsstelle ist Mariaberg seit Jahrzehnten auf allen Gemeinschaft, in der jedes Glied am Leib Christi, jeder Ebenen ein äußerst aktives und gestaltendes Mitglied einzelne Mensch wertvoll und Teil des Gesamten ist (1 und gleich in mehreren Fachverbänden aktiv. Die Ent- Kor 12,1ff.). wicklung Mariabergs vom ehemaligen Heimgelände zum Begegnungsort und „Stadtteil mit besonderem Charme“ Nicht zuletzt stellt sich der Mariaberg e.V. auch dem hat Vorbildfunktion und ist beispielgebend für gelebte traurigsten Kapitel seiner Geschichte, der Ermordung Inklusion. Mit der positiven Stadtteilentwicklung ging von 61 Frauen und Männern 1940 in Grafeneck durch der Ausbau regionaler, inkludierter und personenzen- die Nationalsozialisten u. a. in Form von Mahnwachen, trierter Angebote einher. Nicht zuletzt wurden parallel Gedenkgottesdiensten und einer Dauerausstellung im hierzu alle baulich erforderlichen Maßnahmen in Mari- ehemaligen Klostergebäude. aberg und den dezentralen Standorten nach den neuen Qualitätskriterien der Landesheimbauverordnung um- Ein wenig konnte ich die Entwicklung von Mariaberg gesetzt. während meiner Zeit im Pfarrdienst einer nahegelege- nen Gemeinde mit verfolgen. Es war und ist wirklich Doch Mariaberg steht nicht nur für gelungene Konversi- beeindruckend mit anzusehen, wie dieser Ortsteil von on, bauliche Dezentralisierung und Ambulantisierung, Gammertingen sich – auch in Sachen Kunst und Kultur! sondern auch für fachliche Innovation. So wurde die – entwickelt hat. Weit über die Region hinaus sind die erste Frühförderstelle in Mariaberg gegründet und auch Konzerte und die Sommerkunstwoche bekannt und be- der Umgang mit Personen mit herausforderndem Ver- liebt. halten oder schwer pflegebedürftigen Menschen mit Behinderung wurde über Modellversuche in therapeu- Für mich bedeuten 175 Jahre Mariaberg Fachkompetenz, tischen Wohngruppen und vergleichbaren Angeboten lebendige Erinnerung, Dankbarkeit und Offenheit. Für erstmals hier umgesetzt. die Zukunft wünschen wir alles Gute und Gottes Segen. Mariaberg - proaktiv! - im besten Wortsinn. In all die- Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller sen Aktionen und fachlichen Entwicklungen bliebt Ma- Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks riaberg orientiert am biblischen Menschenbild, an der Württemberg
10 mariaberg → Grusswort Dekan Marcus Keinath, Vorsitzender des Mariaberg e.V. Mit besonderem Charme wichtig ist. Es ist eine Frage der Menschenwürde, ob und wie wir Menschen, die Hilfe brauchen, wahrnehmen und begleiten, sie unterstützen und damit ihre Teilhabe Von einem „Stadtteil mit besonderem Charme“ spre- fördern. Als diakonische Einrichtung sind wir zudem da- chen wir gerne im Blick auf Mariaberg. Es sei „die Anzie- von überzeugt, dass es insbesondere der achtsame und hungskraft, die von jemandes Wesen ausgeht“, heißt es fürsorgende Umgang „von Mensch zu Mensch“ ist, der über den „Charme“ in einem Online-Wörterbuch. die Zuwendung Gottes zu uns allen spiegelt. Ist das nicht eine sehr zutreffende Beschreibung auch Einem Zeitgenossen der Gründergeneration von Mari- für Mariaberg, für den Ort und noch mehr für die Men- aberg verdanken wir eine besonders schöne Erläute- schen, die hier leben und arbeiten? Dabei entfaltet Ma- rung dessen, was Charme ist, nämlich eine „Eigenschaft riaberg seine Anziehungskraft inzwischen längst nicht bei anderen, die uns zufriedener macht“ (H.-F. Amiel). mehr allein nur auf dem Berg, sondern weithin auch in In diesem Sinn wünsche ich uns allen, die wir in Ma- die Region hinein. Doch der „Stadtteil mit besonderem riaberg beheimatet oder in ganz vielfältiger Weise mit Charme“ bleibt weiterhin das Zentrum unserer Diakoni- Mariaberg verbunden sind, dass wir auch künftig nicht schen Einrichtung, nun schon seit 175 Jahren. nachlassen, einander mit Charme zu begegnen und – so gesehen – den besonderen Charme nicht nur des Stadt- In den seinerzeit leerstehenden Klostergebäuden teils, sondern unserer ganzen Einrichtung behalten und konnte auf maßgebliches Betreiben des Arztes Dr. Carl- fördern. Heinrich Rösch eine „Heil- und Erziehungsanstalt“ ein- gerichtet und am 1. Mai 1847 bezogen werden. Rösch Möge Gottes Segen uns dabei leiten und stärken! war davon überzeugt: „Ohne geistige Fähigkeit ist kein lebender Mensch, und diese Fähigkeit, so gering sie Mit herzlichen Grüßen auch sei, kann und muß überall wo die Menschenwürde geachtet wird, durch Erziehung und Unterricht entwi- ckelt werden.“ Das war schon damals deutlich mehr als etwa nur eine „Charmeoffensive“ im Hinblick auf einen menschenwürdigen Umgang mit Menschen mit Behinde- rungen und Benachteiligungen, das war eine geradezu Dekan Marcus Keinath programmatische Aussage, die bis heute richtig und Vorsitzender des Mariaberg e.V.
Grusswort Interessenvertretung MAriaberg ← mariaberg 11 175 Jahre Mariaberg: Da darf natürlich auch ein GruSSwort der Vertretung der Mitarbeitenden Mariabergs nicht fehlen. Die Mitarbeitenden waren und sind diejenigen, die den Trotzdem erleben wir Mariaberg aktuell als weitgehend Charakter Mariabergs prägten und prägen. Die Verschie- solidarischen Arbeitgeber, der versucht, die Interes- denheit und Vielfalt der Einrichtung spiegelt sich auch sen der Mitarbeitenden und des Unternehmens in einen bei den Mitarbeitenden wider. Viele Berufsgruppen und fairen Ausgleich zu bringen. Beispielhaft sei hier die auch unterschiedliche religiöse bzw. weltanschauliche Bewältigung der Corona-Pandemie oder der Umgang Orientierungen sind vertreten. mit gesundheitlich angeschlagenen Mitarbeitenden ge- nannt. Die Interessenvertretung Mariaberg (IVM) besteht seit einigen Jahren, da Mariaberg sich im Laufe der letzten Für die Zukunft wünschen wir uns ein weiterhin gutes Jahre in einzelne (g)GmbHs organisiert hat, in denen Miteinander mit den Leitungen Mariabergs. Im Beson- teilweise unterschiedliches Arbeitsrecht gilt. Wir orga- deren wünschen wir uns, dass Mariaberg sich auf den nisieren und bündeln die Interessen aller Mitarbeiten- Weg macht, die Arbeitsbedingungen im Gesamtunter- den Mariabergs. Zu diesem Zweck haben sich alle Mitar- nehmen möglichst einheitlich zu gestalten. Dieser Pro- beitervertretungen (für die Arbeitsgeber mit kirchlichen zess wurde begonnen, steht aber noch ganz am Anfang. Arbeitsrecht) und Betriebsräte (für die GmbHs mit welt- Dieser Herzenswunsch der Interessenvertretungen wür- lichem Arbeitsrecht) zur IVM zusammengeschlossen. de zu einer noch stärkeren Identifizierung der Mitarbei- tenden Mariabergs mit Ihrer Einrichtung beitragen und Für viele von uns ist Mariaberg die berufliche Heimat die Zukunftsfähigkeit Mariabergs nachhaltig sichern. geworden und wir arbeiten mit Herzblut für unsere Kli- entinnen und Klienten. Die Bedingungen dieser Arbeit IVM Mariaberg sind in vielen Bereichen in den letzten Jahrzehnten durch erschwerte Refinanzierungsbedingungen deutlich herausfordernder geworden. Der aktuelle allgemeine Arbeitskräftemangel verstärkt diese Situation.
12 mariaberg → Grusswort Marion Lindner und Dr. Hans Rebmann, Angehörigenbeirat Eine Stolze ZAhl Mariaberg 175 Jahre, eine stolze Zahl und dazu noch Die Herausforderungen, die es zu meistern gilt, sind eine der ältesten Komplexeinrichtungen in Deutsch- nicht weniger geworden. Personal- bzw. Fachkräfteeng- land: der Angehörigenbeirat gratuliert zum Jubiläum pass und Neustrukturierung im Gefolge von Dezentrali- und kann noch ein weiteres bemerkenswertes Merkmal sierung und Bundesteilhabegesetz (BTHG) sind Stich- beisteuern: worte dazu. Wir hoffen sehr und fordern alle Beteiligten dazu auf, dass die vielen offenen Fragen, die bei der Mariaberg war die allererste Einrichtung in Deutsch- Umsetzung des BTHG noch bestehen, zum Wohl der be- land, die einen Angehörigenbeirat installiert hat, das hinderten Menschen gelöst werden. war 1976. Die Offenheit, die darin zum Ausdruck kommt, schätzen wir als Angehörigenbeiräte auch heute in der Marion Linder und Dr. Hans Rebmann Zusammenarbeit mit Mariaberg. für den Angehörigenbeirat
Grusswort Bürgermeister Holger Jerg, Gammertingen ← mariaberg 13 Zum 175-jährigen Jubiläum und dem besonderen sozialen Wirken Mariabergs für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Beeinträchti- gung gilt es zunächst sehr herzlich zu gratulieren. Die Stadt Gammertingen, seine Bürgerschaft und alle xeinrichtung zu einem zukunftsfähig aufgestellten und kommunalpolitisch Verantwortlichen sind sehr stolz, vielfältig agierenden sozialen Dienstleister mitzubeglei- dass es trotz vieler politischer, sozialer und gesellschaft- ten. Die Unterstützung von Menschen mit Beeinträchti- licher Veränderungen erfolgreich gelungen ist, sowohl gungen und Hilfebedarf ist nicht nur eine gesellschaftli- am zentralen Standort in unserem Stadtteil Mariaberg che Pflicht, sondern ein Gebot von Nächstenliebe. Was als auch an allen anderen dezentralen Standorten die mit der Gründung der Heil- und Pflegeanstalt begann, Herausforderungen der Zeit durch engagierte Mitarbei- weist heute den gesellschaftlichen Weg in die Zukunft. tende, Unterstützer und Begleiter zukunftsgerichtet zu Mit dem Gespür für die wichtigen Erfordernisse der Zeit gestalten. Diese positive Leistung vieler Menschen für und dem Verantwortungsbewusstsein „Füreinander da andere Menschen kann anlässlich des Jubiläums nicht zu sein“ ist seit 175 Jahren ein „aktives Tun für Andere“ hoch genug geschätzt werden. entstanden. Der positive Blick in die Vergangenheit und Gegenwart Inklusion wird daher bei uns im Laucherttalstädt- verschließt nicht den hoffnungsvollen Blick in die Zu- chen in großer Vielfalt gelebt. Nicht nur betreute kunft. Es gilt weiterhin mit differenzierten Angeboten, Mitbürger*innen prägen das Bild unseres Gemeinwe- Hilfen und Unterstützungen von „Mensch zu Mensch“ sens. Viele aktive und ehemalige Mitarbeitende ha- passgenau aktives Leben, Bildung, Gesundheit, Wohnen ben für sich und Ihre Familien ihre Heimat gefunden und Arbeit für eine möglichst barrierefreie Teilhabe von und gestalten unser gesellschaftliches Leben. Ebenso Mitmenschen – egal ob im Stadtteil mit besonderem ist Mariaberg ein nicht unbedeutender Arbeitgeber, Charme auf dem Klosterberg oder draußen in den Städ- Wirtschaftsfaktor und Auftraggeber für andere. Für die ten und Gemeinden unserer Region – zu ermöglichen. Zukunft wünschen wir Gammertinger der Einrichtung Mariaberg e.V. sowie allen Verantwortlichen und Mitar- Es erfüllt mich persönlich mit Wertschätzung, eine Ein- beitenden weiterhin eine gute Zukunft von Mensch zu richtung wie Mariaberg e.V. in unserer Stadt zu haben. Mensch. Erfreulicherweise ist es uns gemeinsam gut gelungen, mit einem Stadtteilentwicklungsprozess sowohl bau- Herzlichst leitplanerisch als auch infrastrukturell die Veränderun- Ihr Holger Jerg gen einer urspünglich zentral ausgerichteten Komple- Bürgermeister Stadt Gammertingen
Eberhard Emminger: "Mariaberg 1850". Öl, Museum Biberach. 14 mariaberg → WOHNANGEBOTE FÜR KINDER UND JUGENDLICHE Mariaberg im Wandel der Zeiten 1846 1853 1875 1882 1891 Vereinsgründung Kronprinzessin Olga: Stif- Pacht der Staatsdomäne Einrichtung Turn- und Bezug tung von 10.000 Gulden für mit 60 Hektar Wald, Spielplatz am Toracker „Knabenhaus“ Einrichtung einer „Bewahr- Wiesen und Äckern als abteilung“ für „Unheilbare“ Beschäftigungsmöglichkeit 1847 1865 1876 1885 1898 Eröffnung Beginn Ausbildung Erwerb der ehemaligen Eigener Elektrifizierung der „Heilanstalt von Klienten als Brauerei als „Mädchenhaus“, Anstalts- Anstalt, betrieben Mariaberg“ Schneider, Bäcker, Baubeginn „Knabenhaus“ am friedhof durch die Mühle Schreiner und Gärtner Ort der ehem. Zehntscheuer
Historie ← mariaberg 15 zu eröffnen. (…) Seine Majestät der König genehmigten allergnädigst Anfangs Dezember 1846 die Einräumung des Klostergebäudes nebst Kirche und Garten an die zu errichtende Anstalt, und nunmehr war für diese der feste Boden gewonnen.“ Am 6. Mai 1847 konnte die Heil- und Pflegeanstalt mit 13 „Zöglingen“ bezogen werden, wobei 10 davon aus der „Erziehungs- und Unterrichtsanstalt für schwach- sinnige, taubstumme und sonst gebrechliche Kinder“ im Schwarzwald stammten. Diese Einrichtung stand unter der Verantwortung von Stadtpfarrer Haldenwang. Die Heil- und Pflegeanstalt Mariaberg stand unter dem „Pro- Ein Kloster wird zur Heil- und Pflegeanstalt tektorat“ der Königin Olga von Württemberg, die auch ein Grundkapital von 10.000 Gulden stiftete. Das Kloster Mariaberg wurde im Jahre 1291 vom Bi- schof von Konstanz dem Konvent Zwiefalten übergeben 1872 feierte man das 25-jährige Jubiläum der Anstalt. und ging im Jahre 1293 zum Benediktinerorden über. Die Anzahl der Zöglinge war auf 72 gestiegen, 3 Lehr- Der Neubau des Klosters wurde von Michael Thumb kräfte und 24 „Warte- und Dienstpersonal“ waren im konzipiert und am 26. September 1682 begonnen. Die Dienst. Mariaberg gliederte sich in „Heilanstalt“, „Ver- Klosterkirche wurde von Franz Beer II. oder auch Franz wahranstalt“ und „Beschäftigungsanstalt“. Beer von Bleichten genannt, konzipiert. Bis zur Säkula- risierung 1802 war das Kloster „eigenständig“. 1837 zog die letzte noch im Kloster wohnende Nonne aus und ging Leitziele der Anstalt ab 1847: in ihre Heimat nach Ellwangen zurück. → sehr gute ärztliche Versorgung Auszug aus „zehnter Jahresbericht über die Heilanstalt der Zöglinge für schwachsinnige Kinder vom Juli 1856 bis Juli 1857“: → differenziertes Schulsystem, „(…) (1841) war Dr. Rösch in Schwenningen von der qualifizierte Ausbildung der Zöglinge königl. Regierung mit einer Rundreise in Württemberg → gute wirtschaftliche Führung behufs einer statistischen Untersuchung des im Lan- → klare „Unternehmensstrategie“ de vorkommemden Cretinismus beauftragt worden, durch welche das Vorhandensein von nahezu 5000 solcher von der Natur mehr oder weniger verwahrlos- Von Mariaberg gingen wichtige Impulse aus, insbeson- ten Geschöpfe im Vaterlande nachgewiesen wurden. dere in die Bereiche der Medizin und der Pädagogik in Die Richtung der Zeit und leider materielle Gründe im der Behindertenfürsorge. Für jeden Zögling gab es einen Überfluß führten denn unmittelbar zu dem Gedanken, Aufnahme- und Dokumentationsbogen, mit Angaben zur in Württemberg eine beides, Erziehung und ärztliche jährlichen ärztlichen Untersuchung und einem Entwick- Behandlung vereinigende Anstalt für diese bisher nur lungs- und Schulbericht, der nach dem Fächerkanon stiefmütterlich behandelnde Klasse von unglücklichen gestaltet war. 1901 1903 1911 1926 1932 Fertigstellung Bahnlinie Kauf des Mühlen- Erdbeben am Erneuerung Elektrizitäts- Einbau Reutlingen-Gammertingen anwesens 16.11., werk, Verbesserung Zentralheizung mit Bedarfshaltestelle Risse in der Stromversorgung Mariaberg, Anschluss ans Klosterkirche Telefonnetz des Landes 1902 1905 1912 1927 Anbau „Knaben- Schule wird auch Zwei Brände des Einführung 5. Klassen- haus“ zum Hilfsschule für Rindviehstalles, stufe und Werkunterricht, „Olga-Wera-Bau“ externe Kinder Neuerrichtung erste Lehrer mit heilpäda- (Förderunterricht) folgt gogischer Qualifikation
16 mariaberg → Historie Die pädagogische Bedeutung Mariabergs kann zweifels- Mund und ein Dämchen bei sich, in Mariaberg an. In ohne auf Oberlehrer Kraft Rall, ab 1850 in Mariaberg meinem Büro meldete er sich. Ich erklärte mich bereit, tätig, zurückgeführt werden. Die damaligen Lehrge- die angeforderten Leute zu holen und mit ihm darüber genstände waren: Religion, Anschauungsunterricht mit zu verhandeln. Das lehnte er ab. Er wolle sie bei der Lese- und Sprechübungen, Bibellesen und biblische Arbeit sehen. So gingen wir in den Anstaltshof und in Geschichte, Rechnen im Kopf und auf der Tafel, Schrei- die Landwirtschaft. In der Scheune beim Mädchenhaus ben, Erzählungen, Niederschreiben von Erlebnissen als wurde gedroschen. Ein Betreuter trug einen Sack Korn Vorbereitung zum Briefeschreiben, Zeichnen, Singen. weg. Er notierte seinen Namen und machte dahinter ein Später wird die Stundentafel „nach den schon in frühe- Kreuz. Ein anderer stand daneben und schaute, wer da ren Berichten dargelegten Grundsätzen“ ergänzt: „Der kommt. Er bekam hinter seinem Namen einen Strich. Industrie-Unterricht erstreckt sich für das Winterhalb- Eine andere trug aus dem Bauernhaus einen vollen Ei- jahr: für die Knaben auf (…) Bandweben, Laubsägear- mer daher, sie bekam ein Kreuz. So ging es weiter. In ei- beiten, Reisbürstenbinden, Korbflechten, Schneiderei; ner halben Stunde hatte der SS-Mann bei 30 Leuten sei- für die Mädchen auf: Stricken, Nähen, Häkeln und sons- nen Todesstrich angebracht. Ich konnte mit ihm kaum tige weibliche Arbeiten; Im Sommerhalbjahr werden Worte wechseln, so unzugänglich zeigte er sich. Am 12. auch diese Zöglinge – bei guter Witterung – so viel wie Dezember kam schon die Todesliste und schon am Tage thunlich, im freien beschäftigt.“ (30. Jahresbericht der darauf kamen die Autos. Verhandlungen in Stuttgart Heil- & Pflegeanstalt für Schwachsinnige in Mariaberg waren nicht mehr möglich. Wir konnten nur hoffen, dass vom Jahre 1876/77). wir etliche freibetteln konnten von den Transportleitern. Es gelang dann auch, noch 10 freizubekommen, 20 muß- Mariaberg im „Dritten Reich“ ten mitgehen, wir mußten sie schweren Herzens ziehen lassen.“ Die traurige Bilanz: Von den 210 Insassen der Am 14. Juli 1933 wird das „Gesetz zur Verhütung erb- Anstalt wurden 137 zur Tötung aufgefordert. 76 davon kranken Nachwuchses“ erlassen. Mariaberg wird mit = 55 % konnten durch die Anstalt gerettet werden. 61 Schreiben vom 19. März 1934 aufgefordert, Angaben zu den Heimbewohnern*innen in den dafür vorgesehe- nen Listen abzugeben. Die Anstaltsleitung geht beim Ausfüllen des Fragebogens sehr individuell vor und gibt keine pauschale Empfehlung zur Sterilisation der Heimbewohner*innen. Dem folgte dann die Abfrage, welche die Grundlage für die „Euthanasie“ bildete. Mit den Worten aus einem Brief von Herrn Direktor Kraft mit der Überschrift „Mariabergs dunkelste Zeit 1939 bis 1941“ kann das in Mariaberg Erlebte emotional wie- dergegeben werden: „Wie fürchteten wir die Schreiben vom Innenministerium, die als eingeschriebene Briefe, oft als Eilbriefe, bei uns eintrafen und uns erschrecken ließen. Nach der ersten großen „Verlegung“ unserer Pfleglinge überprüfte ein SS-Offizier am 03.12.40 die Zurückbehaltenen auf ihre Arbeitsfähigkeit.“ (Anmer- kung des Autors: es handelte sich um die Heimbewoh- ner, die man vom ersten Transport am 01. Oktober 1940 freigebettelt hatte.) „Er kam im Auto, die Zigarette im 1934 1940 1952 1957 1961 1962 „Gesetz zur Verhütung Militärlazarett Bau Wittmannschule, Bau Rall-Wohnheim Erweiterung Baubeginn Halden- erbkranken Nach- während alle Anstaltsgebäude für lernbehinderte Anstalt um wangschule, Röschheim, wuchses“: Zwangs- Frankreich-Feldzug gehören nun Schüler*innen 300 Plätze, Zimmerheim, Wohn- sterilisierung dem Verein Kauf „Sonniges häuser für Mitarbei- Plätzle“ tende, Werkstätten 1935 1940 1956 1959 1961 Neue Turnhalle, „Euthanasie“: am 01.10. Namensänderung Umbau Turn- Freibad beim neues Ökonomie- und 13.12. werden 61 von „Heil- und Pflege- und Spielplatz Rall-Heim wird gebäude Anstaltsbewohner*innen anstalt“ in „Heil- zum Hallenbad in Grafeneck vergast erziehungsheim“ umgebaut
wurden verlegt und wurden in Grafeneck bzw. Zwie- Lehrlinge ergänzen die schulischen Angebote. Später falten bis auf 2, die vielleicht eines natürlichen Todes entstand daraus das „Berufsausbildungswerk Gammer- gestorben sind, getötet. (…) Schüler und Kinder waren tingen“. Heute werden junge Menschen im Rahmen der nicht dabei.“ Mehr Informationen liefert unsere Dauer- Rehabilitation in 22 Berufen in den Standorten Maria- ausstellung zum Gedenken an die Opfer der Euthanasie berg, Sigmaringen und Veringenstadt ausgebildet. Um im Klostergebäude. qualifizierte Mitarbeitende für die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen zu finden, wurde bereits 1971 die Mariaberg nach dem 2. Weltkrieg „Schule für Heilerziehungspflege“ gegründet und staat- lich anerkannt. Heute ist diese Schule in das Diakonische Die Erfahrungen im Nationalsozialismus mit der Ver- Institut integriert. Im Rahmen der Sozialplanung des nichtung des sogenannten „unwerten Lebens“ löste Landes Baden-Württemberg und des Landeswohlfahrts- bei der Anstaltsleitung aus, den Namen „Heil- und verbandes Württemberg-Hohenzollern wurde Mariaberg Pflegeanstalt für Schwachsinnige“ aufzugeben. Fortan weiter ausgebaut. 1967 beginnen die Erschließungs- hieß die Anstalt „Erziehungsheim mit Sonderschule Ma- und Bauarbeiten des „neuen Heimes auf dem sonnigen riaberg“. Zudem widmete man sich der Zielgruppe der Plätzchen“ mit Bau eines Werkstättenzentrums, von jungen Menschen, mit dem Ziel, diese einer Ausbildung neuen Wohnheimplätzen, eines Wirtschaftsgebäudes zuzuführen. sowie einer zentralen Heizzentrale, eines „Beratungs- und Behandlungszentrums mit „Heilpädagogischem Mariaberg investiert in die Schul- und Ausbildung durch Zentrum“ und eines Diagnostik- und Therapiezentrums, Bau der Wittmannschule 1952 (Sonderschule) und der sowie der Bezug des neuen Fachkrankenhauses für Sonderberufsschule mit Ausbildungswerkstätten, der Kinder- und Jugendpsychiatrie für Patienten*innen mit Haldenwangschule 1964. Das Dr. Rösch-Lehrlingsheim Intelligenzminderung im Mai 2000. und das Karl-Zimmer-Heim als Wohnangebote für 1966 1967 1968 1970 1972 1972 Einrichtung Praxis Umbenennung in Einstellung des Errichtung Außenstelle Keine Schlafsäle und 125-jähriges im Kloster, „Mariaberger Heime“ ersten Psychologen der Volkshochschule gemeinsamen Speise- Jubiläum Erschließung Reutlingen, Angebote saal mehr sondern der Michelquelle für Mitarbeitende und „Wohngruppen“ Heimbewohner*innen 1959 1968 1969 1971 1972 Brand im Kloster: Gründung Beginn der Vikarsstelle Fertigstellung Wirtschafts- Dachgeschoss Ost- Schule für ambulanten Betreu- für Mariaberg gebäude mit Laden, flügel abgebrannt, Heimerziehungs- ung für Kinder in Bäckerei, Metzgerei, Zent- Kirchendach betroffen pflege ihren Familien ralküche, Speisesaal, Café
Neue Leitziele ab 1972: → Verschiedenartigkeit und Vielfalt als Hilfe und Problem der Behindertenarbeit → Recht auf individuelle Förderung die „Schule für Kranke in längerer Krankenhausbehand- lung“ gegründet und als eigenständiger Schulzweig der → Verwirklichung der individuellen Sonderschule anerkannt. Mit dem Bezug des Neubaus Bedürfnisse bei geistiger Behinderung des Fachkrankenhauses im Jahre 2000 erfolgte eine → Regionalisierung weitere Qualifizierung der Kinder- und Jugendpsychia- - Lokale Begrenzung unserer Arbeit trie mit 24 stationären und 2 tagesklinischen Plätzen - Verantwortung gegenüber der Geistig- am Standort Mariaberg. Im Rahmen der Krankenhaus- behindertenhilfe in der Region bedarfsplanung wurde gemeinsam mit der Liebenau St. - Aufsiedlung oder stationäre Konzentra- Lukas Klinik die Tagesklinik in Stuttgart mit 20 Plätzen tion als Systeme der Behindertenhilfe im Bereich der Sonderversorgung im Jahre 2008 auf- → Spezialisierung und Differenzierung gebaut. 2010 folgte der Aufbau der Tagesklinik für die der Angebote Regelversorgung in Ebingen mit heute insgesamt 14 Plätzen. Jeweils vorgeschaltet ist eine Psychiatrische Institutsambulanz. Eine haus- und fachärztliche Versor- Schon in der Anfangszeit der Anstalt war auf eine gute gung ergänzt mit therapeutischen Praxen gehört zu den medizinische Versorgung Wert gelegt worden. So war gesundheitlichen Versorgungsangeboten dazu. ein Arztstatus zunächst Pflicht und Voraussetzung für das Vorstandsamt, das unserem heutigen Verwaltungs- Stationäres Wohnen für junge Menschen wurde immer ratsvorsitz enspricht (Dr. Rösch, Prof. Dr. Authenrieth, angeboten. Im Jahre 2008 wurde der Bereich der Ju- Professor Dr. Grießinger). Mit dem Ausbau auf dem gendhilfe sozialrechtlich aus dem Bereich der Einglie- Sonnigen Plätzchen wurde der Arbeitsbereich „Frühför- derungshilfe herausgenommen und als eigenständiger derung“ fachlich ausgebaut und der Grundstein für die Bereich gebildet. Eine enorme Entwicklung in den Be- spätere Anerkennung des Fachkrankenhauses für Kin- reichen der offenen Jugendarbeit, der Schulsozialarbeit der- und Jugendpsychiatrie gelegt. Parallel dazu wurde und der teil- und stationären Jugendhilfe folgte. 1973 1974 1975 1976 1980 1983 Erste Außenwohngruppe, Vikarsstelle wird zur Eingliederung Bronnen Erster Angehörigen- Einweihung Kraft- Satzungsänderung: Neukon- Einweihung „Werkstätten Pfarrstelle; erstmals mit Mariaberg in Stadt beirat („Beirat des Philipp-Rall-Schule stituierung von Mitglieder- für Behinderte“ evangelischer Pfarrer Gammertingen; Wechsel Heims“) versammlung, Vorstand und in Mariaberg von Landkreis Reutlingen Verwaltungsrat nach Sigmaringen 1974 1974 1976 1977 1982 1986 Fertigstellung Neue Abteilung Erster „Heimbeirat“ Fertigstellung Gründung Rettungs- Eigentumsübertragung Fachkrankenhaus „Berufliche Förde- aus Bewohner*innen „Beratungs- und gruppe, Einweihung des Klosters (ohne Kirche) mit zwei Abteilungen rung“ für Haupt- und Behandlungszentrum“ neue Sporthalle vom Land auf die Sonderschüler*innen Mariaberger Heime
Historie ← mariaberg 19 Entwicklung der Eingliederungshilfe ab 2005 dem Beitritt zu diesem Abkommen zu. Eine Rahmenziel- vereinbarung 2006 und das Unternehmenskonzept für Zwei gesellschaftliche Veränderungen haben gravieren- die Eingliederungshilfe 2012 bis 2020 zur Regionalisie- de Auswirkungen auf das Arbeitsfeld „Behindertenhilfe“ rung werden mit den Landkreisen Sigmaringen, Reutlin- und somit auf Mariaberg. Einerseits die Verwaltungs- gen, Tübingen und dem Zollernalbkreis abgeschlossen. strukturreform mit der Entscheidung der Auflösung Die Zielformulierung zum Ende des Jahres 2012 lautet: der beiden Landeswohlfahrtsverbände Württemberg- Reduzierung der stationären Plätze am zentralen Stand- Hohenzollern und Baden. Gleichzeitig wird die Verant- ort Mariaberg von 414 auf 294 und Aufbau der dezent- wortung für die Eingliederungshilfe den 44 Stadt- und ralen stationären Plätze von 122 auf 226. Landkreisen übertragen, somit liegt die Sozialplanung in deren Händen. Andererseits das Gesetz zum Über- Langfristig sollen in Mariaberg maximal ca. 250 stati- einkommen der Vereinten Nationen vom 13. Dezember onäre Plätze im Leistungsangebot der Eingliederungs- 2006 über „die Rechte von Menschen mit Behinderun- hilfe vorgehalten werden. Standen die Jahre bis ca. gen“. Der Bundesrat stimmte am 21. Dezember 2008 2005 eher im Zeichen des Wachstums als Unternehmen, haben verschiedenste Anlässe seitdem dazu geführt, vorrangig die Unternehmensstruktur Mariabergs zu ver- ändern und den sozialrechtlichen Herausforderungen Neuausrichtung und Leitziel „von Mensch zu Mensch“ wird weiter konkretisiert: → Zusammenleben von Menschen mit und ohne Benachteiligung → Dienstleistung in hoher Qualität → Aktiv in den Regionen: „Den Standort Mariaberg öffnen wir für Menschen, die Interesse haben, aktiv die Nachbarschaft von jungen und alten Menschen mit und ohne Behinderungen und Benachteili- gungen zu gestalten und zu leben. Dazu entwickeln wir Mariaberg zu einem „Stadtteil mit besonderem Charme“. 1986 1988 1990 1996 1997 Sanierung Klostergebäude, Modernisierung der Neubauten Wohnen Schulkindergärten in 150 Jahre Auszug der letzten Wohn- Wäscherei im Olga-Wera-Bau, Sonniges Plätzle und Mariaberg, Saulgau Mariaberger Heime, gruppe und Korbmacherei Aussiedlung der Areal „Alte Landwirtschaft“ und Pfullendorf Neues Logo, daraus Landwirtschaft neues Leitbild 1987 1990 1993 1996 1998 Erweiterung Werkstätten mit Renovierung Kloster Hauskäufe für Wohn- Neue Dienste Tiefgreifende Einzug Korbmacherei, Weberei, abgeschlossen, verbund Sigmaringen: „Familienpflege“ Strukturumwandlung Leichtmontage, FuB und Sach- Einweihung Mahnmal Finkenweg und und „Ambulant aller Arbeitsbereiche, spendenabteilung für Opfer der Euthanasie Hornsteiner Straße Betreutes Wohnen“ Binnendifferenzierung
20 mariaberg → Historie anzupassen. Für die unterschiedlichen Geschäftsberei- chen, Gewerbliche Bauflächen und Sonderbauflächen che wurden eigenständige Gesellschaften gegründet. mit entsprechender Zweckbestimmung. Der Mariaberg Der Prozess war insbesondere für die betroffenen e.V. ist Eigentümer der öffentlichen Infrastruktur im Mitarbeitenden nicht einfach. Heute ist Mariaberg mit Stadtteil Mariaberg. Dazu gehören: Die Unterhaltung den Angeboten in den Bereichen Bildung, Gesundheit, und Pflege der Straßen, einschließlich der Straßenbe- Eingliederungshilfe, Jugend- und Jugendberufshilfe in leuchtung, die gesamte Wasserversorgung, das Was- 7 Landkreisen mit über 1.750 Mitarbeitenden für über serversorgungsnetz einschließlich der Abwasserkanäle, 3.000 Menschen tätig. das Friedhofswesen, die Feuerwehr (Werkfeuerwehr). Die Stadtteilentwicklung soll die Bereiche Wohnen, Kul- Stadtteilentwicklung Mariaberg tur, Freizeit, Arbeit, Bildung, Gesundheit und Kirchen- gemeinde umfassen. Sie wird hauptamtlich im Stadt- Mariaberg gehört seit der Gemeindereform 1975 als teilbüro organisiert, fachlich beratend begleitet durch politischer Stadtteil zur Stadt Gammertingen im Land- Personen aus Kommunalverwaltung, Wissenschaft und kreis Sigmaringen. Diese zählt mit seinen Stadtteilen Politik sowie von interessierten Bürgern*innen aus Bronnen, Feldhausen, Harthausen, Kettenacker und Ma- Mariaberg, Gammertingen und der Region im Stadtteil- riaberg heute insgesamt ca. 6.600 Einwohner*innen. forum. Mariaberg hat sich 2007 zu einer aktiven „Stadtteil- entwicklung“ entschieden. Durch die Dezentralisierung Mariaberg hat begonnen, sich zu einem lebendigen, werden Gebäude in Mariaberg, die früher stationäre besonderen „Stadtteil mit Charme“ zu entwickeln. Wohnangebote für Menschen mit Behinderung beher- Dieser Prozess benötigt Zeit, Geduld, Ideen, Tatkraft, bergten, frei für die Umnutzung. Das Ziel: den Stadtteil Durchhaltevermögen und insbesondere Mitarbeiter Mariaberg attraktiv und lebendig zu gestalten. Diese und Mitarbeiterinnen des Unternehmens Mariaberg, Umwandlung bringt planungsrechtliche Folgen mit sich. welche sich diesen Prozess „hauptamtlich“ zu eigen Der Flächennutzungsplan (FNP) Mariabergs, der bislang machen, sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger, als „Sonderbaufläche“ ausgewiesen war, musste neuge- die ihre Ideen einbringen und sich an der Gestaltung staltet und behördlich genehmigt werden, um den be- beteiligen. Die Politik aller Ebenen – im Ortschafts- und schriebenen Umwandlungs- und Veränderungsprozess Gemeinderat, im Gemeindeverwaltungsverband, in der vornehmen zu können. Für die Erstellung bzw. Teilfort- Kommunalverwaltung, im Landkreis, im Regierungs- schreibung des Flächennutzugsplanes bzw. in Folge die präsidium – ist gefordert, diesen Weg im Rahmen ihrer Aufstellung eines Bebauungsplanes ist die Gemeinde Verantwortlichkeit mitzugestalten und zu genehmigen, Gammertingen zuständig. Die Aufstellung eines Bebau- um die Grundlage für eine „umgekehrte Inklusion“ zu ungsplanes setzt wiederum alle Teilverfahren, wie sie schaffen. Es bleibt spannend und tagtäglich eine He- üblich sind, voraus. Die „Groß- und Komplexeinrichtung rausforderung, das Leben für Menschen mit und ohne Mariaberg“ wurde also einem Verfahren unterzogen, Behinderungen im Stadtteil Gammertingen-Mariaberg, wie dies für jede Kommune, für jedes Gemeinwesen dem Stadtteil mit besonderem Charme, lebhaft und inte- üblich ist. ressant zu gestalten. Der Gemeinderat Gammertingen und der Gemeindever- Rüdiger Böhm waltungsverband haben hierzu ihre positiven Beschlüs- Vorstand Mariaberg e.V. se gefasst. Die „qualifizierten“ Fortschreibung des FNP erfolgte dann in Wohnbauflächen, Gemischte Bauflä- 1999 2005 seit 2005 1. Sommerkunstwoche Inbetriebnahme Start des Umbaus Mariabergs zum „Stadtteil mit besonderem Charme“ Blockheizkraftwerk unter den Aspekten „ökologisch, sozial, kulturell“. Anbau an die Rall- in Mariaberg Schule, Photovoltaik, neue Straßenbeleuchtung, Kommunikationszen- trum, Klosterstüble, Manufaktur, Marktplatz, Sanierung Klosterhof 2, Jugendzentrum Mariaberg, Textil- und Büchermarkt… seit 2005 2007 2008 2008 Rahmenzielvereinbarung mit den umliegenden Landkreisen; Konver- Eröffnung Umbenennung von Inbetriebnahme neue sion der Komplexeinrichtung; Verlagerung von Wohnplätzen in neue Karl-Heinrich- „Mariaberger Heime e.V.“ Wäscherei als Inklusi- Wohngebäude in der Region: Trochtelfingen, Pfullendorf, Sigmaringen, Rösch-Gästehaus in „Mariaberg e.V.“ onsunternehmen Burladingen, Balingen, Gammertingen, Blaubeuren, Bitz, Biberach
DIE VISION festgehalten 2020 Sozialer Stadtteil Mit Angeboten in den Berei- chen Gesundheit, Bildung und Betreuung für Menschen mit Hilfebedarf aus der Region und mit speziellen Angeboten überregional. Kultureller Stadtteil Der besondere kulturelle und gastliche Ort in der Region Mittlere Alb für Jung und Alt, für Menschen mit und ohne Behinderungen. Ökologischer Stadtteil Ein ökologischer „Vorzeige- Stadtteil“: Energieautark und CO2-neutral. 2008 2010 2013 2021 Eröffnung Tagesklinik Eröffnung Gesundheits- Neue Wohnhäuser Dauerausstellung: Bernsteinstraße in Stuttgart und Familienzentrum; in Mariaberg Gedenken Opfer in Kooperation mit der Erweiterung der Euthanasie, Stiftung Liebenau Fachkrankenhaus Sanierung Olga-Wera-Bau 2010 2012 2014 2022 Eröffnung Tagesklinik Eröffnung Integrativer Bildungs- und Sanierung Alte Mühle, 175 Jahre Mariaberg in Albstadt-Ebingen Gewerbepark Achbergstraße Sigmaringen Umbau zu Klassenzimmern und Wohnraum
22 mariaberg → Mariaberg bedeutet für mich... M ariaberg bedeutet für uns ein Mariaberg bedeutet für farbenfrohes Buch mit endlosen mich Gutes zu tun und Kapiteln, die über Schönes und Gutes zu empfangen. auch Trauriges berichten. Wir gestalten mit unserer Arbeit ein paar Seiten darin, Gabriele Veit, um die Menschen, die es im Leben nicht Psychologischer so leicht haben, zu unterstützen. Fachdienst A&S Die besonderen Menschen und Aufga- ben bringen viel Abwechslung mit sich und langweilig ist es uns nie. Das ein oder andere Schwätzchen mit unseren Klienten*innen macht Mariaberg aus. Mit ihnen können wir gemeinsam lachen. Diese Begegnungen möchten wir nicht missen – sie zeichnen unsere Arbeit aus. Roselinde Lingenberg & Susanne Hahn, Vorstandssekretariat und -assistenz M ariaberg 1972: Leben als Mitarbeiterkind, unbe- schwerte Nachmittage durch den Wald strei- fen, auf sehr viele Bäume klettern, ins Kloster gehen, um frische Milch zu holen, auf Sentas breitem Rücken reiten. Mariaberg heute: Vielfalt von Lebensmöglichkeiten und Entfaltungsmöglichkeiten. Sensible Versuche diako- nische Kultur und geistliches Leben neu zu gestalten zwischen Skepsis und Sehnsucht nach Sinn. Und dann hat heute noch ein jugendlicher Patient in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zum dankbaren Staunen des Therapeut*innenteams gesagt: Mariaberg verändert schon das Leben! Und er meinte: zum Guten. Renate Nottbrock, Diakonin
??????????????????????????????????????? ← mariaberg 23 „Mariaberg ist für mich eine Heimat.“ Roland Nothacker, Bewohner Mariabergs I ch habe vor 26 Jahren eine Arbeit gesucht und habe eine Aufgabe ge- funden. Ich habe Wertschätzung und Anerkennung erfahren, ein kollegiales Zusammenarbeiten auf verschiedenen Ebenen mit vielen Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Gabriele Barth, MVZ Das Team der Fidelisstrasse Burladingen gratuliert Mariaberg zum 175jährigen Jubiläum!
24 mariaberg → ??????????????????????????????????????? W as bedeutet Mariaberg für mich? Als ich zum ersten Mal hierher- kam, stand die dreijährige Ausbildung im Vordergrund, die ich nach neun Monaten aufgrund von Schwierigkeiten beim Lernen beenden musste. Danach war und ist hier mein Arbeitsplatz und seit 2007 auch meine Heimat. Vor allem bin ich in vielen Dingen frei; dazu gehören meine Tätigkei- ten als Kirchengemeinderätin, Kirchenöffner, um nur wenige zu nennen. Eine feste Beziehung zu einem Freund oder einer Freundin habe ich nicht, was mir jedoch sehr recht ist. Ich bin ein Mensch, der sich im Leben auch gut allein beschäftigen kann. Jedoch trifft Mariaberg an diesem Umstand keine Schuld, sondern Erlebnisse während meiner Jugend und Schulzeit. Silvia Weeber, Kirchengemeinderätin & Bewohnerin Mariabergs D er Männerkreis gründete sich vor über 50 Jahren. Wie auch der Frauenkreis hat sich die Tradition erhalten und unter der heutigen Leitung von Walter Märkle, Geschäftsführer von Wohnen plus bis 2022, treffen sich die Herren regelmäßig um gemeinsam zu singen, zu beten und über Themen zu sprechen, die sie bewegen. Viele von ihnen sind seit ihrer Jugend in Mariaberg. Mariaberg bedeutet für mich: Viele Freunde • Warme Stube und schöner Platz • Eine gute Schulzeit • Sonnenblumen nähen als Kind • Schule, Konfirmation mit Pfr. Frick, Essensfahrer, verschiedene Wohn- gruppen jetzt in Burladingen • Ein guter Arbeitsplatz · Sonntags Gottesdienst (in Gebärden ausgedrückt) • 51 Jahre Män- nerkreis • I weis net • Viele Veränderungen • gut – vom 8 Bettzimmer zum Einzelzimmer • Frauen und Männer machen getrennte Spaziergänge • heute leben wir in gemischten Wohngruppen • viele Wohnangebote außerhalb von Mariaberg
Mariaberg bedeutet für mich... ← mariaberg 25 Z um 175. Geburtstag wünschen wir Mariaberg, dass es seinem Motto „Von Mensch zu Mensch“ immer treu bleiben soll. Es gibt nichts Nachhal- tigeres: Wenn jeder sich in seinem kleinen Kreis um den Nächsten kümmert, kann nicht viel Schlechtes passieren. Herbert Feldler (re.), Betriebsleiter Gärtnerei, Manfred Wopperer, Mitarbeiter Gärtnerei M ariaberg ist für mich mein Arbeitsplatz und ein Teil meiner Heimat. Ein Ort, an dem mein Herz ist. Wo ich ganz viele tolle Menschen kenne und kennenlerne. Ich freue mich, ein Teil von Mariaberg zu sein! Herzlichen Glück- wunsch zum Jubiläum! Teresa Schwarz, Leitung Spenden & Helfen M ariaberg bedeutet für mich Heimat, Sicher- heit und Geborgenheit. Hier kenne ich alles und auch ganz viele Menschen die mich mein ganzes Leben begleitet haben. Hier gibt es viele Sachen, die ich machen kann: Malen im Offenen Atelier, Frauenkreis, Veranstaltungen. In Mariaberg fühle ich mich gut aufgehoben und umsorgt. Sonja Band, Künstlerin & Bewohnerin Mariabergs
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