FRAUENMONITOR 2020 ARBEITERKAMMER OÖ - Die Lage der Frauen in Oberösterreich ooe.arbeiterkammer.at
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VORWORT VORWORT Frauen haben deutlich weniger Einkommen als Männer. Die niedrigen Fraueneinkommen in unserem Bundes- land sind nicht nur auf die hohe Teilzeitquote der Frauen zurückzuführen. Das durchschnittliche Vollzeit-Einkom- men der Frauen lag in Oberösterreich um 23,8 (!) Prozent unter jenem der Männer. Auf das Jahr hochgerechnet hatten die Oberösterreicherinnen 2018 brutto 12.501 Euro weniger Einkommen. Teilzeitarbeit und niedrige Einkommen haben seit der Pensionsreform 2003 unmittelbare und ganz besonders negative Auswirkungen auf die Höhe der Pensionen von Frauen. Die Direktpension (ohne Hinterbliebenenpension) von unselbständig erwerbstätigen Frauen in Oberösterreich betrug im Dezember 2019 durchschnittlich 1.085 Euro und lag damit um fast 900 Euro unter jener der Männer. Als Folge davon wiesen 2019 ältere Oberösterreicherinnen (65 plus) mit 18 Prozent eine überdurchschnittlich hohe Armutsquote auf. Elfriede Schober Dr. Johann Kalliauer AK-VIZEPRÄSIDENTIN AK-PRÄSIDENT Diskriminierung als Arbeitsschwerpunkt der AK. Vor dem Hintergrund ungleicher Löhne und Pensionen sind die Gleichstellungsberatung sowie die Gleichbehandlungsberatung und -politik Arbeitsschwerpunkte der Arbeiter- kammer Oberösterreich. Mit aller Vehemenz kämpft die AK an der Seite der Frauen für ihre Rechte, wenn es sein muss auch vor dem Gericht. In vielen Fällen können wir Frauen zu ihrem Recht, zu Schadenersatz und Nachzah- lungen verhelfen. Im vergangenen Jahr 2019 konnten wir rund 86.000 Euro für Diskriminierte erkämpfen. BIS ZUR GLEICHSTELLUNG Erfreulich ist, dass immer mehr Frauen für ihre Rechte eintreten und kämpfen. Aber es sollten noch mehr sein. Min- destens ebenso wichtig ist, dass mit jedem erfolgreich vertretenen Fall das öffentliche Bewusstsein geschärft wird, dass IST ES NOCH EIN WEITER WEG Frauen in Österreich zwar vor dem Gesetz gleichberechtigt sind, aber die Gleichstellung noch immer hinterherhinkt. Hier braucht es noch sehr viel Unterstützung auch von der Politik, die über Lippenbekenntnisse und „Mutmach- Pressekonferenzen“ hinausgehen muss. Tagtäglich sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz. Mehr als die Hälfte der Beratungen im letzten Jahr im AK-Frauenbüro betrafen Diskriminierungen im Job in Form von sexuellen Belästigungen am Arbeitsplatz. Mehr Sie halten den zwölften Frauenmonitor der Arbeiterkammer Oberösterreich in Ihren Händen. Darin wird wieder als die Hälfte der Beratungen im Frauenbüro waren im vergangenen Jahr diesem Thema zuzuordnen. ausführlich die Lage der Frauen in Oberösterreich analysiert und mit zahlreichen Daten dokumentiert – von der Leider gibt es auch häufig Diskriminierungen auf Grund einer (potentiellen) Schwangerschaft oder Elternschaft, Beschäftigung über Gleichbehandlung bis hin zu Themen wie Kinderbetreuung und Armut. und die Dunkelziffer ist noch viel höher. Diese Formen der Diskriminierung im Falle der sexuellen Belästigung – auch Gewalt – sind wahrlich keine Kavaliersdelikte, die man mit Augenzwinkern zur Kenntnis nehmen und als Eine noch nie dagewesene Ausnahmesituation. Im Jahr 2020 ist kein Stein auf dem anderen geblieben: Corona- unababänderbar hinnehmen darf. Als gesetzliche Interessenvertretung haben wir hier einen Auftrag. Krise, Shutdown mit einem Rekordanstieg der Arbeitslosigkeit, Sorgen um die eigene Gesundheit und die Gesund- heit der Angehörigen. Viele Beschäftige mussten in Kurzarbeit und ins Homeoffice, andere, in systemerhaltenden Arbeiterkammer auch weiterhin starke Partnerin der Frauen. Gerade in Krisenzeiten braucht es eine starke Kraft Berufen (wie der Pflege, der Gesundheit, der Reinigung oder im Einzelhandel), litten unter erheblichen Mehrbelas- und eine verlässliche Partnerin für Frauen und Arbeitnehmerinnen. Die Arbeiterkammer hat den gesetzlichen tungen. Ausbildungen verzögerten sich, Schulen und Kindergärten wurden geschlossen. Probleme gab es bei der Auftrag zur Vertretung der Arbeitnehmerinteressen, dem sie auch in Zukunft konsequent nachkommen wird. Dazu Pflege von Angehörigen, vor allem in der 24-Stunden-Betreuung. In Pflegeheimen wurden Besuchsverbote erlassen. gehört auch der vehemente Einsatz für Gleichstellung, für Verteilungsgerechtigkeit und für Chancengerechtigkeit. Und im Privatbereich sorgen drückende Lebenshaltungskosten und beengte Wohnverhältnisse für einen Anstieg psychischer Probleme und innerfamiliärer Gewaltbereitschaft. Das Corona-Virus hatte und hat dramatische Auswir- kungen auf die Lebenssituation der Menschen in unserem Bundesland – und ganz besonders auf die Frauen und hier vor allem auf die Alleinerzieherinnen. Wertschätzung schaut anders aus. Die Oberösterreicherinnen leisten ohnehin schon sehr viel – in der Krise aber haben die Arbeitnehmerinnen ihre Höchstleistungen noch einmal getoppt. Das verlangt nach Anerkennung und Wertschätzung – nicht nur durch Beifall von Balkonen, auf Werbeplakaten und in den Medien. Hier müssen endlich Elfriede Schober Dr. Johann Kalliauer Nägel mit Köpfen gemacht werden – der „Corona-Tausender“ muss rasch her! AK-Vizepräsidentin AK-Präsident Danke, setzen, nicht genügend! Nicht einmal jede zweite Oberösterreicherin hat einen Vollzeitarbeitsplatz. Das ist nicht verwunderlich: Denn Beruf und Familie sind kaum vereinbar, der Spagat bei der Kinderbetreuung ist kaum zu bewältigen, nach wie vor hapert es beim Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Geradezu grotesk ist ein Faktum aus der Kindertagesheimstatistik 2019/20: Das Angebot an vollzeittauglichen Kinderbetreuungsplätzen für Unter-Dreijährige in Oberösterreich ist nicht gestiegen, sondern sogar zurückgegangen! Angesichts der zunehmend verlangten Flexibilität von Arbeitnehmern/-innen und des gesetzlich aufgezwungenen 12-Stunden-Tages kann da nur von Hohn gegenüber den betroffenen Eltern gesprochen werden. Auch das Angebot für Drei- bis Sechsjährige fällt in Oberösterreich nur unterdurchschnittlich aus. In einer Schulnote ausgedrückt: Bitte setzen, nicht genügend! 2 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 3
CORONA: DAS KLATSCHEN IST VERHALLT, heitsrisiko ausgesetzt haben, reicht Applaus alleine nicht aus. tigte sehr belastend. Die „systemrelevanten“ Berufe genießen zwar ein hohes Ansehen in DOCH DIE KRISE WIRKT NOCH LANGE NACH Bildung: Bis zur Corona-Krise gab es die der Bevölkerung, doch sie bieten wenig soziale Sicherheit. Es braucht mehr als Beifall. Erwartung, dass Bildung vor Arbeitslosigkeit schützt. Für Frauen hat sie in der Krise ihre Die vielfach totgesagte Sozialpartnerschaft Gültigkeit verloren. Während bei Akademi- lebt. Hätten sich nicht kurzfristig, innerhalb In der Corona-Krise erwiesen sich jene Jobs als tragende Säulen der Gesellschaft, in denen über- kern im April im Vergleich zum Vorjahr ein von Stunden, die Sozialpartner/-innen auf ein durchschnittlich oft Frauen tätig sind. Vielfach unterbezahlt und unterbewertet. 90 Prozent der Anstieg der Arbeitslosigkeit um 43,5 Prozent europaweit anerkanntes Kurzarbeitsmodell Kinderbetreuung, der persönlichen Pflege und der häuslichen Hilfs- und Reinigungsleistungen zu verzeichnen war, stieg sie bei Akademike- geeinigt, das hunderttausenden Arbeitneh- werden EU-weit von Frauen getragen. Im Gesundheitsbereich sind drei Viertel der Beschäftigten rinnen um 52,1 Prozent. Noch deutlicher war mern/-innen große Teile ihres Einkommens weiblich – und über 80 Prozent der Kassenangestellten in Supermärkten. Der Applaus für die der Unterschied bei „Höherer Ausbildung“: gesichert hat, wären die Auswirkungen der Während hier die Arbeitslosigkeit um 66,9 Krise noch fataler ausgefallen. Corona-Heldinnen ist längst verhallt. Bleibt mehr für sie als die Erinnerung an den Fenster-Beifall? Prozent bei Männern stieg, waren 79,6 Pro- zent mehr Frauen mit höherer Ausbildung Auf das Sozialsystem, das historisch von der Der Shutdown am 16. März 2020 und die aus. Eine Elternbefragung zeigt, dass Frauen arbeitslos als im Vorjahr. Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung er- dadurch ausgelöste Wirtschaftskrise haben deutlich stärker in der Hauptverantwortung kämpft, sukzessive auf- und ausgebaut wurde, Frauen vielfach und vielfältig getroffen. Auch für die Kinderbetreuung waren, selbst wenn Arbeitszeiten: Laut dem aktuellen Arbeits- und den Staat ist Verlass. Wie schon bei der wenn die Langzeit-Folgen noch nicht abseh- beide Elternteile verdienten (42 Prozent klima Index der AK OÖ hat der Corona-Shut- Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 hat sich bar und noch gar nicht messbar sind, so ist Frauen, 23 Prozent Männer). down dazu geführt, dass die von Frauen und gezeigt, dass nur ein staatliches, ausreichend doch eines gewiss: Die Corona-Krise wird noch Männern im Durchschnitt geleistete Arbeits- finanziertes Sozialsystem Krisenfolgen gut ab- lange (nach-)wirken, sie wird noch lange Leid Mehrfachbelastung: Waren Frauen im zeit (35,6 Wochenstunden) so stark zurück- federn und die Existenz von Menschen sichern bringen, aber sie könnte auch eine Chance Home-Office, verdichteten sich die (Zusatz-) gegangen ist, dass sie jetzt mehr oder weniger kann. Es hat sich gezeigt, wie notwendig es ist, für die Gesellschaft und für Frauenanliegen Belastungen enorm – Kinderbetreuung, Ko- ihrer Wunscharbeitszeit (35,3 Wochenstun- den neoliberalen Tendenzen zur Ausblutung sein. Dann nämlich, wenn jetzt nachhaltige chen, Hausarbeit und zusätzlich oft Pflege von den) entspricht – allerdings ohne vollen Lohn- des Staates und des Sozialsystems eine Ab- Änderungen angegangen werden. Angehörigen. Viele Eltern (und hier vor allem ausgleich. Die tatsächliche Arbeitszeit war fuhr zu erteilen. Frauen) kamen mit den Anforderungen durch nur geringfügig über der gewünschten – bei Rückblende ins Frühjahr 2020 – wie hat sich das Home-Schooling an ihre Grenzen. Frauen 32,8 Stunden (Wunsch: 32,5 Stunden) Das gleiche gilt für das Gesundheitssystem: die Krise auf die Frauen konkret ausgewirkt? und bei Männern 38,3 Stunden (Wunsch 37,9 In den letzten Jahren gab es immer wieder Gesundheitliche Gefährdung: Ein Großteil Stunden). Rechnungshofberichte und politische Bestre- Job- und Einkommensverluste: Innerhalb der „systemrelevanten“ Arbeitsplätze mit er- bungen zum Abbau von Akut- und Intensiv- kürzester Zeit ist der Arbeitsmarkt nach dem höhtem Infektionsrisiko war von Frauen be- Pensionen: Bei Über-50jährigen Arbeitneh- betten in den Krankenhäusern. Jetzt wurde Shutdown eingebrochen. Tausende Arbeit setzt. Die Corona-Krise stellte aber nicht nur mern gab es im Mai 2020 um 45,8 Prozent bestätigt, wie wichtig Reserven und ausrei- nehmer/-innen wurden in Kurzarbeit ge- eine Herausforderung für die körperliche Ge- mehr Kündigungen, bei Über-50jährigen Ar- chend vorhandene Bettenkapazitäten sind. schickt. Viele Dienstleistungsbetriebe (etwa sundheit dar, sondern auch für die psychische. beitnehmerinnen aber um 55,2 Prozent, also Einsparungen im Gesundheitssystem kön- Einzelhandel, Gastronomie, Kosmetik, Kunst Erste Studienerkenntnisse der Donau Univer- fast zehn Prozentpunkte mehr. Die Folge bei nen tatsächlich tödlich sein, wie sich wäh- und Kultur und viele andere mehr) wurden sität Krems zeigen, dass psychische Symptome Jobverlust aus pensionsrechtlicher Sicht sind rend der Pandemie in anderen Ländern ge- über Nacht geschlossen. Hier sind auch be- während der Krise stark gestiegen sind: De- niedrigere Teilgutschriften auf dem Pensions- zeigt hat. sonders viele Arbeitsplätze von Frauen verloren pressive Symptome haben um das Fünffache konto. Ein paar Monate sind wahrscheinlich gegangen. Innerhalb weniger Wochen schnellte zugenommen, Angstsymptome um das Vier- verschmerzbar, ein Dauerzustand würde zu Privatisierungen in der Daseinsvorsorge die Zahl der arbeitssuchenden Frauen (Arbeits- fache. Auch bei den Schlafstörungen gibt es massiven Einbußen führen. bringen zwar den Eigentümern schöne Ge- lose und Schulungsteilnehmerinnen) mit En- eine deutliche Zunahme. Die psychischen winne, aber der Allgemeinheit vor allem de April auf 31.945 Frauen (um 12.181 mehr Langzeitfolgen der Krise sind noch schwer Was hat sich in der Krise Nachteile. Beispiele aus dem Ausland zeigen als im April 2019). Im August, also Monate absehbar. noch gezeigt? eindeutig, welche negativen Konsequenzen später, war die Zahl der offenen Stellen in un- vorangegangene Privatisierungen während serem Bundesland noch immer um ein Fünf- Pflege: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Gerade in den „systemrelevanten“ Jobs arbei- der Pandemie hatten. tel geringer als im August 2019! Aufgrund hauptsächlich Frauen das Pflegesystem am ten mehrheitlich Frauen – etwa im Gesund- von Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit ist Laufen halten. Weibliche Pflegekräfte haben heitsbereich, in der Lebensmittelbranche oder Insbesonders während des Shutdowns waren die Brutto-Lohnsumme der Frauen im ersten in Zeiten von Besuchsbeschränkungen die im Reinigungssektor. Diese Berufe sind beson- der Zusammenhalt und die Solidarität in der Halbjahr um geschätzt 366 Millionen gesun- Angehörigen ersetzt und die Bewohner/-in- ders geprägt von hohen Arbeitsbelastungen, Bevölkerung sehr groß. Die Politik ist gefor- ken – ein immenser Kaufkraftverlust! nen psychisch stabil gehalten. Sie haben atypischen Beschäftigungsverhältnissen und dert, diesen Zusammenhalt und die Solidari- unter noch erschwerteren Bedingungen ge- geringem Einkommen. Schicht- und Turnus- tät zu stärken – mit wertschätzenden Verbes- Kinderbetreuung: Die Schließung der arbeitet, teils ohne ausreichende Schutzaus- arbeit in Kombination mit langen Arbeitszei- serungen bei den Arbeitsbedingungen, mit Schulen und der Kinderbetreuungseinrich- rüstung. Als Zeichen der Wertschätzung für ten oder auch die Arbeit zu Randzeiten (nachts einem Ausbau des Sozialsystems und mit einer tungen wirkte sich vor allem auf die Frauen die Beschäftigten, die sich dem hohen Sicher- oder am Wochenende) sind für viele Beschäf- raschen Gleichstellung der Frauen. 4 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 5
INHALT ERWERBSTÄTIGKEIT 9 BESCHÄFTIGUNG 10 CARE 42 EINKOMMEN 14 GESUNDHEIT 46 ARBEITSZEIT 17 PENSION 50 ARBEITSBEDINGUNGEN 21 ARMUT 53 FÜHRUNG 23 INTERNATIONAL 57 GLEICHBEHANDLUNG 26 MIGRATION 58 ARBEITSLOSIGKEIT 29 EUROPÄISCHE UNION 61 POLITIK UND GESELLSCHAFT 35 GASTKOMMENTARE 65 BILDUNG 36 IMPRESSUM 71 KINDERBETREUUNG 38 6 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 7
ERWERBS- TÄTIGKEIT Für Frauen ist es ungleich schwerer erwerbs- tätig zu sein als für Männer. Der Einkommens- rückstand macht in Oberösterreich mit 36,9 Prozent nach wie vor mehr als ein Drittel aus. Mangels geeigneter Kinderbetreuung werden Frauen in Teilzeitjobs gedrängt. Österreich hat noch immer die zweithöchste Teilzeitquote von Frauen in Europa. Von der Corona-Pande- mie und dem damit verbundenen Shutdown waren Frauen besonders negativ betroffen. 8 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 FRAUENMONITOR 2020 9
BESCHÄFTIGUNG BESCHÄFTIGUNG BESCHÄFTIGUNG IST DURCH BESCHÄFTIGUNGSRÜCKGANG BEI FRAUEN IN OÖ April und September 2020, in Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat KRISE ENORM ZURÜCKGEGANGEN 2,0 1,0 +1,3 +1,2 0,0 -0,6 -1,0 -1,2 Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie ist in Österreich ein enormer Rückgang der Beschäf- -1,0 tigung zu verzeichnen. Kein Ereignis zuvor hatte derart massive Auswirkungen auf den Arbeits -2,0 markt wie die Corona-Krise. Frauen waren davon besonders betroffen, denn mit dem Shutdown -2,8 -3,0 -3,5 ging die Beschäftigung vor allem in den frauendominierten Branchen zurück. Dringend not- wendig sind jetzt Investitionen und Kaufkraftstärkung. -4,0 -4,4 -5,0 -5,7 Corona-Krise: Männer waren zu Beginn der Corona-Krise doch noch erheblich. Im Vergleich zum -6,0 Frauen aller Alters- stärker vom Beschäftigungsrückgang betrof- September des Vorjahres waren in Österreich gruppen besonders fen als Frauen. In den beiden darauffolgenden 16.661 weniger Frauen (minus 0,9 Prozent) -7,0 betroffen Monaten April und Mai fiel das Geschlechter- und 25.322 weniger Männer (minus 1,2 Pro- -8,3 -8,0 verhältnis im Beschäftigungsrückgang relativ zent) unselbständig beschäftigt. Alleine in ausgewogen aus. Im Juni verschob sich dieses Oberösterreich fiel die Zahl der Beschäftigten -9,0 < 25 Jahre ≥ 25 bis < 50 Jahre ≥ 50 Jahre Ausländerinnen Inländerinnen allerdings im Österreichdurchschnitt zulasten um 2.037 bei den Frauen (minus 0,7 Prozent) der Frauen. und um 4.570 bei den Männern (minus AK Grafik Quelle: BaliWeb, AK OÖ Frauen April 20 Frauen September 20 1,2 Prozent). Besonders betroffen vom Job- Im September 2020 war der Beschäftigungs- rückgang waren Menschen unter 25 Jahren. rückgang nicht mehr so stark ausgeprägt, aber Massive Job-Verluste in Branchen mit Betretungsverbot BESCHÄFTIGUNGSRÜCKGANG Frauen in Österreich und Oberösterreich, absolut im Vergleich zum Vorjahresmonat Mit dem Shutdown mussten die Beherber- gungs- und Gaststätten sowie große Bereiche –2.037 des Einzelhandels schließen und durften nicht Sept. 20 –16.661 mehr betreten werden. Deshalb fielen dort die Beschäftigungseinbußen besonders hoch –1.800 Aug. 20 –19.738 aus: In der Gastronomie fielen bis September bei den Frauen 1.004 Jobs in Oberösterreich –4.303 Juli 20 weg (minus 7,2 Prozent), bei den Männern –36.624 544 (minus 6,5 Prozent). Aber auch die sons- –5.943 tigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, vor Juni 20 –54.931 allem die Arbeitskräfteüberlassung, verzeich- –8.808 neten große Rückgänge: 1.071 weniger weib- Mai 20 –73.069 liche Beschäftigte (minus rund 6,2 Prozent) –11.426 und 3.035 weniger männliche Beschäftigte April 20 –87.110 (minus rund 9,7 Prozent). Ebenfalls Verluste gab es in der Warenherstellung (etwa Metall- –6.383 verarbeitung): Im September 2020 hatten im März 20 –73.599 Vergleich zum Vorjahresmonat 655 weniger +1.733 Frauen (minus 1,6 Prozent) und 1.225 weni- Feb. 20 +13.048 ger Männer (minus 0,9 Prozent) einen Job. +2.686 Jän. 20 +16.603 –100.000 –80.000 –60.000 –40.000 –20.000 0 20.000 40.000 AK Grafik Quelle: BaliWeb, AK OÖ Oberösterreich Österreich 10 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 11
BESCHÄFTIGUNG BESCHÄFTIGUNG BESCHÄFTIGUNGSRÜCKGANG IN OBERÖSTERREICH ANTEIL TEILZEITBESCHÄFTIGTER AN ALLEN UNSELBSTÄNDIG BESCHÄFTIGTEN 2019 September 2020, ausgewählte Branchen, in Prozent zum Vorjahresmonat (in Prozent, Rest = Vollzeitquote) 54,1 Information und +6,6 51,5 51,7 52,0 Kommunikation +3,1 49,6 48,5 47,7 48,0 Öffentliche Verwaltung, -0,5 45,0 Verteidigung +2,0 41,7 Gesundheits- und +0,2 Sozialversicherung +1,4 +0,6 Handel –0,5 Kunst, Unterhaltung –2,1 und Erholung +0,6 17,2 –0,9 Herstellung von Waren –1,6 9,8 9,0 9,4 9,3 7,5 7,8 8,1 6,0 6,6 –1,7 Erziehung und Unterricht –2,8 Ö W Ktn. NÖ Bgld. Stmk. Vbg. T Sbg. OÖ Erbringung von sonstigen –9,7 wirtschaftl. Dienstleistungen –6,2 AK Grafik Quellen: Statistik Austria, AK OÖ Berechnungen Männer Frauen –6,5 Beherbung und Gastronomie –7,2 Teilzeit vor allem wegen Kinderbetreuung –15,0 –10,0 –5,0 0,0 5,0 10,0 Die Teilzeit-Motive sind bei Frauen und Män- AK Grafik Quelle: BaliWeb, AK OÖ Männer Frauen nern sehr unterschiedlich. Am deutlichsten ist der Unterschied beim Motiv Kinderbetreuung zu sehen: Laut Eurostat ist das für 38,2 Prozent der Frauen der Hauptgrund, aber lediglich für Nur wenige Bereiche Oberösterreich hat die 5,4 Prozent der Männer. Beim Motiv Aus- und mit Zuwachs höchste Frauen-Teilzeitquote Fortbildung stellen sich die Zahlen umgekehrt dar: Für 23,4 Prozent der Männer ist das das Ein paar wenige Branchen zählten zu den In Österreich arbeiten fast 48,5 Prozent der Hauptmotiv, aber nur bei 7,8 Prozent der Krisengewinnern: Einen Beschäftigungszu- Frauen, aber nur 9,8 Prozent der Männer in Frauen. Siehe dazu auch die Kapitel Arbeitszeit wachs gab es etwa in der Informations- und Teilzeit. Dieser große Unterschied zwischen (Seite 17) und Kinderbetreuung (Seite 38). Kommunikationsbranche. 135 Frauen beka- Frauen und Männern bei der Teilzeitquote men hier im September im Vergleich zum Vor- ist in Oberösterreich noch einmal ausgepräg- jahresmonat einen neuen Job (plus 3,1 Pro- ter: Hier waren im Jahr 2019 sogar mehr als FORDERUNGEN zent) und 654 Männer (plus 6,6 Prozent). die Hälfte (54,1 Prozent) der Frauen und ledig- Auch leicht erhöht hat sich bei den Frauen lich 6,6 Prozent der Männer teilzeitbeschäf- die Beschäftigung in der öffentlichen Verwal- tigt. Oberösterreich hat im Bundesländer- Ein Investitionsprogramm zur Ankurbelung tung, dem Gesundheits- und Sozialwesen, im vergleich die mit Abstand höchste Frauen- von Wirtschaft und Beschäftigung – hier Handel und im Bereich Kunst, Unterhaltung Teilzeitquote: braucht es im Besonderen einen forcierten und Erholung. Ausbau sozialer Dienstleistungen = Ausbau Pflege- und Betreuungseinrichtungen für ältere Menschen und Ausbau institutionelle Kinderbetreuungseinrichtungen. Österreichweite finanzielle Anerkennung (= Corona-Tausender) für alle Arbeitnehmer/ -innen in allen systemerhaltenden Branchen. 12 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 13
EINKOMMEN EINKOMMEN HOHER EINKOMMENSNACHTEIL MEDIAN-EINKOMMEN OBERÖSTERREICH 2019 (VOLL- UND TEILZEIT) Brutto im Monat, nach Alter IN OBERÖSTERREICH 4.515 4.574 4.648 4.350 4.086 3.673 Frauen verdienen in Oberösterreich mehr als ein Drittel weniger als Männer. Gegenüber dem 3.090 Vorjahr ergab sich zwar eine marginale Verbesserung des Wertes um einen halben Prozent- 2.693 2.748 2.763 punkt, allerdings ist die Differenz noch immer die zweithöchste aller Bundesländer. Ein niedri- 2.552 2.614 2.642 2.642 gerer Stundenlohn, weniger Arbeitsstunden und geringere Erwerbsbeteiligung ergeben 2.395 nachwievor eine große Einkommenslücke für Frauen. 2.355 2.370 2.304 1.887 2.204 2.169 1.968 1.689 1.873 1.759 Einkommens- Eine Arbeitnehmerin verdiente in Österreich österreich liegen die Einkommen zwischen 1.611 1.473 1.549 1.545 1.499 schere klafft un- 2018 rund 1.840 Euro brutto im Monat, um Männern und Frauen besonders weit ausein- 1.409 1.390 verändert weit rund 30 Prozent weniger als ein Arbeit ander – das relative Einkommensminus be- auseinander nehmer (Medianwert; je die Hälfte verdient trägt 36,6 Prozent. mehr bzw. weniger als diesen Wert). In Ober- 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 MEDIAN-EINKOMMEN 2018 (VOLL- UND TEILZEIT) IN EURO, BRUTTO, PRO MONAT Angestellte Männer Arbeiter Angestellte Frauen Arbeiterinnen AK Grafik Quelle: GKK OÖ, AK OÖ, laufendes Bruttoeinkommen (Jahres14tel, Median: je die Hälfte verdient weniger bzw. mehr als diesen Wert), Arbeiter/innen und Angestellte inkl. Teilzeit ab der Geringfügigkeitsgrenze - 30,1 % - 36,9 % - 36,6 % - 35,1 % - 32,4 % - 32,2 % - 31,4 % - 30,9 % - 30,1 % - 18,3 % auf Seite 38 und Kapitel Care auf Seite 42) schmälern die Lohnhöhe dauerhaft. Männli- che Angestellte im Alter zwischen 55 und 2.891 2.782 59 Jahren beziehen im Median etwa doppelt 2.622 2.604 2.553 2.573 2.543 2.500 2.487 so hohe Gehälter als Junge zwischen 20 und 24. Bei Arbeitern ist das Lohnniveau der Älte- 2.216 2.042 ren um 15 Prozent über dem der Jüngeren. 1.833 1.826 1.779 1.764 Weibliche Angestellte erreichen ihren Ent- 1.751 1.719 1.686 1.690 1.548 gelt-„Spitzenwert“ zwischen 25 und 29, der erst wieder ab 50 überschritten wird. In der Altersgruppe 55 bis 59 ist das Gehalt um etwa ein Viertel höher als bei den Angestellten An- fang 20. Arbeiterinnen hingegen beziehen mit hohem Alter sogar geringere Löhne als die Ö Vbg. OÖ Stmk. Ktn. NÖ T Sbg. Bgld. W Jungen! Männer Frauen Unterschied in Prozent zu Männer-Einkommen AK Grafik Quelle: Hauptverband der SV-Träger, AK OÖ; laufendes Bruttoeinkommen (Jahres14tel, Median: je die Hälfte der Beschäftigten verdient Mehr als jede Vierte braucht mehr bzw. weniger als diesen Wert) regelmäßig Geld vom Partner Für ihren Lebensunterhalt brauchte 2019 Einkommensknick im dem Alter meist auch das Erwerbseinkom- mehr als ein Viertel (28 Prozent) der Arbeit- mittleren Alter men höher wird, bricht es bei Frauen im nehmerinnen laut Arbeitsklima Index zusätz- mittleren Alter stark ein. Familienbedingte lich zum Lohn eine dauerhafte finanzielle Die unterschiedlich hohen Erwerbseinkom- Berufsunterbrechungen oder Arbeitszeitreduk- Unterstützung durch ihren Partner. Bei jün- men haben viele Ursachen. Es zeigt sich dabei tionen wegen unzureichender Betreuungs- geren Frauen bis 29 Jahre war dies nur für 16 folgendes Muster: Während bei Männern mit infrastruktur (siehe Kapitel Kinderbetreuung Prozent erforderlich. Allerdings traf dies auf 14 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 15
EINKOMMEN ARBEITSZEIT Frauen zwischen 30 und 50 Jahren sogar zu mehr als einem Drittel (35 bis 36 Prozent) zu! FORDERUNGEN VIEL TEILZEIT, VIELE ÜBERSTUNDEN, Nur rund 60 Prozent waren auf gar keine zu- sätzliche regelmäßige Einkommensquelle an- „Corona-Tausender“ sofort! Geschätzt eine VIEL FAMILIENARBEIT gewiesen. Von den männlichen Arbeitneh- mern bezogen etwa 80 Prozent gar keine zu- Million Arbeitnehmer/-innen, mehrheit- sätzlichen regelmäßigen Beiträge. Auf finan- lich Frauen, haben während der Krise das zielle Unterstützung durch ihre Partnerin Land am Laufen gehalten. Sie haben sich Österreich hat noch immer die zweithöchste Teilzeitquote von Frauen in Europa. Da diese nach waren nur acht Prozent angewiesen. endlich den „Corona-Tausender“ von Seite wie vor den Großteil der unbezahlten Familien- und Hausarbeit leisten, sind ihre wöchentlichen des Staates verdient. In weiterer Folge „Freistunden“ dennoch extrem niedrig. Dazu kommt, dass gut ein Fünftel ihrer erbrachten Bei Vollzeit: müssen die Arbeitsbedingungen und die Über- und Mehrarbeitsstunden zu Unrecht nicht abgegolten werden. Frauen (wie Männer) leh- Um 12.500 Euro weniger im Jahr Einkommen in den entsprechenden Bran- chen dauerhaft verbessert werden. nen den 12-Stunden-Tag klar ab und wünschen sich eine deutliche Verkürzung der Arbeitszeit. Selbst wenn das ganze Jahr über Vollzeit gear- Flächendeckende kollektivvertragliche beitet wird, hatte eine Frau am Jahresende im Nur etwa 40 Prozent der Arbeitnehmerinnen übertrifft den Durchschnitt um 1,1 Stunden Vollzeitbeschäftigte Anhebung des Mindestlohns auf 1.700 Trotz Vollzeitarbeit Schnitt brutto um fast ein Fünftel (rund 19 in Österreich übt einen Vollzeitberuf aus. Bei pro Woche. Die kürzeste Vollzeit innerhalb Frauen arbeiten Euro brutto. österreichweit um Prozent) weniger am Lohnkonto als ein Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren mit der 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen besonders lang rund 19 Prozent Mann, in Euro summierte sich das Minus auf Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit. Kindern beträgt der Anteil überhaupt nur ein Union (kurz: EU-28) haben unverändert weniger rund 10.270 Euro im Jahr 2018. Das absolut Viertel. Bei Männern arbeiten hingegen mehr Frauen in Dänemark mit 37 Wochenstun- und relativ größte Einkommensminus gab es Gerechter Mehrarbeitszuschlag bei Teilzeit: als neunzig Prozent Vollzeit. Im internationa- den. Die Wochenarbeitszeit der Männer in in Vorarlberg (rund 14.690 Euro bzw. 27 Pro- Erhöhung von 25 auf 50 Prozent und Be- len Vergleich arbeiten Österreichs vollzeitbe- Österreich beträgt bei Vollzeit im Schnitt zent), gefolgt von Oberösterreich, wo Frauen zahlung ab der ersten Stunde (Entfall des schäftigte Frauen mit durchschnittlich 40,4 41,5 Stunden (Durchschnitt in der EU: 40,8 um rund 12.500 Euro bzw. 23,8 Prozent we- zuschlagsfreien dreimonatigen Zeitraums). Stunden pro Woche aber besonders lang. Das Stunden). niger erhielten. ist EU-weit die dritthöchste Arbeitszeit und DURCHSCHNITTLICHE VOLLZEIT-EINKOMMEN 2018 WOCHENARBEITSZEIT VON FRAUEN BEI VOLLZEITBESCHÄFTIGUNG 2019 IN EURO, BRUTTO, PRO JAHR in Stunden -19,3% - 27,0% - 23,8% - 22,2% -22,1% -20,7% -19,0% -19,9% -19,0% -13,7% 41,0 40,5 40,5 40,4 40,4 40,3 40,3 40,2 40,2 40,2 40,5 40,1 40,0 40,0 39,9 39,9 39,9 39,9 39,8 39,8 40,0 39,6 55.306 39,5 54.934 54.364 53.153 52.597 52.276 52.054 51.497 51.360 50.380 39,5 47.736 Durchschnitt EU 39,3 43.998 42.880 42.143 41.620 40.819 38,7 40.685 40.096 39.675 39,0 39.226 38,5 38,4 38,2 38,5 37,9 38,0 37,5 37,2 37,5 37,0 37,0 Ö Vbg. OÖ Sbg. T Stmk. NÖ Bgld. Ktn. W Männer Frauen Unterschied in Prozent zu Männer-Einkommen 36,5 AK Grafik Quelle: Statistik Austria, AK OÖ; Bruttojahreseinkommen (Durchschnitt) 36,0 l eden ern tien arn ta en n land akei rg and uen land land nien land ch nde ien d en rk n n h n UK uga Irlan Pole arie enie rreic änie ema mbu Mal krei echi Itali Belg Zyp Ung erla Lita Estl Kroa Slow Port Lett Spa chen tsch Finn Schw Bulg Slow Öste Rum Fran Dän Tsch Luxe Nied Deu Grie AK Grafik Quelle: Eurostat Juli 2020: Durchschnittliche normalerweise geleistete Wochenarbeitsstunden inklusive Überstunden 2019 16 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 17
ARBEITSZEIT ARBEITSZEIT Unbezahlte Überstunden beitsstunden (Oberösterreich: 12,2 Millio- Wunscharbeitszeit von Frauen entsprechen mehr als 10.300 Jobs nen), was ebenso einer Steigerung von sechs im EU-Vergleich Prozent gegenüber 2018 entspricht. Ein gutes Wie die folgende Grafik zeigt, leisteten im Fünftel davon – rund 18 Millionen Stunden In den 28 EU-Mitgliedsstaaten betrug laut Vorjahr 247.500 (davon 39.600 in Oberöster- – wurde nicht bezahlt. Zum Vergleich: Män- einer Studie der Europäischen Stiftung zur reich) voll- und teilzeitbeschäftigte Frauen in ner erbrachten 2019 deutlich mehr Überstun- Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedin- Österreich Woche für Woche Mehr- bzw. den, nämlich 179 Millionen. Ihnen wurden gungen (Eurofound) die bevorzugte Wochen Überstunden über ihre vertraglich verein- davon mehr als zehn Prozent oder fast 22 Mil- arbeitszeit von Frauen im Jahr 2016 durch- barte Normal-Arbeitszeit hinaus. Im Schnitt lionen Überstunden nicht abgegolten. Wird schnittlich 29,9 Stunden, jene von Männern waren es 6,4 Stunden pro Frau und Kalender- allein das zu Unrecht unbezahlte Stundenvo- 34,4 Stunden. Die tatsächlich geleistete Ar- In Oberösterreich woche (Oberösterreich: 5,9 Stunden). Im Ver- lumen der Frauen auf potenzielle Arbeitsplät- beitszeit von Frauen in der EU-28 lag bei 38,3 5,9 Überstunden gleich zum Vorjahr leisteten sechs Prozent ze umgelegt, entspricht das österreichweit Stunden, jene von Männern bei 44,3 Stun- pro Woche mehr Frauen Überstunden. Insgesamt er- mehr als 10.300 Vollzeitarbeitsplätzen. den. Die Frauen wünschten sich also durch- brachten sie 82 Millionen Über- und Mehrar- schnittlich eine Reduktion ihrer Arbeitszeit um 8,5 Stunden, die Männer um 9,9 Stunden. Der größte Reduktionswunsch bestand bei ÜBERSTUNDEN 2019 Frauen in Estland, Malta und Tschechien (13 bzw. 12 Stunden). Am geringsten war er bei Frauen in Irland, Luxemburg und Österreich Österreich Oberösterreich (vier bzw. fünf Stunden) ausgeprägt. Männer Frauen Männer Frauen Anzahl unselbständiger Erwerbstätiger mit Überstunden 457.200 247.500 81.200 39.600 TATSÄCHLICHE UND GEWÜNSCHTE ARBEITSZEIT VON FRAUEN IN DER EU-28 ANGABEN IN WOCHENSTUNDEN, 2016 Geleistete Überstunden (in Millionen Stunden) 178,9 82,0 30,6 12,2 13,0 davon unbezahlte Überstunden (in Millionen Stunden) 21,6 17,8 4,6 1,8 13,5 12,5 12,3 12,1 45,0 AK Grafik Quelle: Statistik Austria und Berechnungen der AK OÖ 12,5 11,2 10,9 11,5 10,2 40,0 9,9 9,9 10,5 9,6 9,0 8,9 9,5 8,5 35,0 8,1 8,5 7,8 7,7 7,7 7,6 7,5 7,3 7,2 7,2 7,2 7,5 30,0 6,2 6,2 6,5 6,1 5,0 5,5 4,9 25,0 4,4 4,5 20,0 3,5 d rg h arn n ch nde ern l n ien nien land n akei nitt land land uen en land tion Schw k eden n en ta and UK uga r Irlan arie Pole enie änie rreic ema mbu Mal krei Itali echi Belg Zyp Ung hsch erla Lita Estl Kroa Slow Port Spa tsch chen Finn Lett Bulg Slow Rum Öste Fran Dän Tsch Luxe Nied Durc Deu Grie EU- Tatsächlich geleistete Arbeitszeit Gewünschte Arbeitszeit Gewünschte Reduktion AK Grafik Quelle: Eurofound 2017 (Europäische Erhebung zur Lebensqualität 2016) 18 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 19
ARBEITSZEIT ARBEITSBEDINGUNGEN Arbeitszeit: Wunsch und Wirklichkeit sowohl in Österreich als auch in der EU-28 – äußerten den Wunsch nach einer deutlichen PSYCHISCH BEDINGTE KRANKENSTÄNDE Die Arbeitnehmerinnen in Österreich arbeiteten Reduktion der Arbeitszeit. Dabei wollten die Frauen in Österreich ihre Arbeitszeit um 5 Stun- VOR ALLEM BEI FRAUEN 2016 im Durchschnitt 32 Stunden pro Woche den (EU-28: 8,5 Stunden) und die Männer um (EU-28: 38,3 Stunden). Beide Geschlechter – 8,7 Stunden (EU-28 9,9 Stunden) verringern. Psychisch bedingte Krankenstände sind von besonderer Bedeutung, weil sie eine längere Dauer ARBEITSZEIT: WUNSCH UND WIRKLICHKEIT 2016 (durchschnittlich 33,2 Tage) haben als Krankenstände, die durch andere Krankheitsbilder (durch- schnittlich 8,8 Tage) bedingt sind. Krankenstandstage und -fälle aufgrund psychischer Erkran- Frauen Männer kungen sind in Oberösterreich markant gestiegen – die Krankenstandstage von 453.439 im Jahr 44,3 43,7 2009 auf 703.232 im Jahr 2018, die Krankenstandsfälle von 12.850 auf 22.554. Besonders betrof- 38,3 fen davon sind Frauen. 34,4 35,0 32,0 29,9 Der Anteil am Gesamtkrankenstandsvolumen standstage der Frauen auf psychische Erkran- 27,0 beträgt bei den psychisch bedingten Kran- kungen und Verhaltensstörungen zurückzu- kenstandstagen knapp zehn Prozent und bei führen waren. Dieser Anteil war fast doppelt den Krankenstandsfällen 2,6 Prozent – Ten- so hoch wie bei den Männern mit 7,1 Prozent. denz steigend. Eine WIFO-Studie von 2019 Der Unterschied zwischen Frauen und Män- zeigte, dass 2016 13,4 Prozent der Kranken- nern besteht über alle Altersgruppen hinweg. 9,9 8,5 8,7 5,0 ANTEIL DER PSYCHISCH BEDINGTEN KRANKENSTANDSTAGE AN GESAMT-KRANKENSTÄNDEN Nach Alter und Geschlecht, unselbständige Beschäftigte, Oberösterreich 2016, in Prozent Tatsächlich Tatsächlich Gewünschte Gewünschte Gewünschte Gewünschte geleistete geleistete Arbeitszeit Reduktion Arbeitszeit Reduktion Arbeitszeit Arbeitszeit 16,0 AK Grafik Quelle: Eurofound 2017 (Europäische Erhebung zur Lebensqualität 2016) EU-28 Österreich 15,2 14,0 14,6 14,1 14,2 14,3 12,0 11,9 12,1 Unter völliger Missachtung der Wünsche der 11,0 11,0 10,0 Beschäftigten, aber auch der gesellschaftli- FORDERUNGEN 9,2 chen und wirtschaftlichen Erfordernisse wur- 8,0 8,4 8,4 7,5 7,5 7,8 7,5 den in Österreich die Höchst-Arbeitszeit 2018 auf zwölf Stunden pro Tag und 60 Stunden Vollständige Rücknahme der 2018 6,0 5,8 5,4 pro Woche ausgeweitet. Zudem wurden die beschlossenen Novelle zum Arbeits- 4,5 4,0 4,2 Ruhebestimmungen zulasten der Beschäf- zeitgesetz und Arbeitsruhegesetz und tigten verschärft, was insbesondere die miss- Neugestaltung unter Einbindung der 2,0 liche Lage der Beschäftigten in Hotellerie und Sozialpartner/-innen. Gastronomie – hier sind mehrheitlich Frauen 0,0 Angleichung der Arbeitszeiten zwischen 15 bis 19 20 bis 24 25 bis 29 30 bis 34 35 bis 39 40 bis 44 45 bis 49 50 bis 54 55 bis 59 60 bis 64 beschäftigt – zusätzlich verschlechtert. Männern und Frauen – kurze Vollzeit für alle: Herabsetzung der generellen Normal- AK Grafik Quelle: WIFO Frauen Männer Eine 2018 von der AK OÖ initiierte österreich- arbeitszeit auf 35 Stunden mit Ausgleich weite Befragung von mehr als 2.000 Beschäf- bei Lohn und Personal. tigten zeigte eine überwiegende Ablehnung des 12-Stunden-Tages. Mehr als zwei Drittel Ausbau der Rechtsansprüche auf ver Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Eine weitere Erkenntnis bringt die WIFO- Frauen holen der befragten Frauen haben sich gegen ihn änderte Arbeitszeiten, z.B. Recht auf stellte fest, dass Frauen eher Hilfe in An- Studie: Während Männer mit steigendem sich eher Hilfe ausgesprochen und bewerteten zudem lange Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit. spruch nehmen, wenn sie unter psychischen Einkommen weniger von psychisch beding- Arbeitstage als erschwerend für die Verein- Problemen leiden, während Männer tenden- ten Krankenständen betroffen sind, sind bei Erhöhung des Urlaubsanspruchs auf barkeit von Berufs- und Familienleben. Auch ziell andere Strategien (z.B. Alkohol) wählen. Frauen jene am stärksten betroffen, die ein sechs Wochen für alle. zahlreiche wissenschaftliche Studien sprechen Darüber hinaus wird ein Zusammenspiel aus mittleres bis höheres Einkommen haben. Er- gegen (über)lange Arbeitszeiten und betonen Verbot von kurzen Verfallsfristen für biologischen und sozialen Faktoren vermu- klären lässt sich das damit, dass Frauen stär- deren negativen Einfluss auf Gesundheit, Mehr- und Überstundenzuschläge. tet, beispielsweise hormonelle Unterschiede ker von Vereinbarungsproblemen betroffen Arbeitssicherheit und Zufriedenheit. oder vorherrschende Rollenbilder. sind als Männer, vor allem, wenn sie in Voll- 20 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 21
ARBEITSBEDINGUNGEN FÜHRUNG zeit arbeiten und dadurch ein höheres Ein- kommen erzielen. Vertretung gibt (41,2 Prozent) oder aus Angst vor Konsequenzen (14,4 Prozent) wie Kündi- NUR JEDE DRITTE FÜHRUNGSKRAFT gung, wenn sie nicht zur Arbeit kommen. (Quelle: Arbeitsklima Index von AK OÖ und IFES – IN ÖSTERREICH IST WEIBLICH Präsentismus – Krank in Fragestellung: „Ist es in den letzten 6 Monaten zumin- die Arbeit gehen dest einmal vorgekommen, dass Sie trotz gesundheit- licher Einschränkungen zur Arbeit gegangen sind?“) Die Entwicklung von Krankenständen spie- Je höher die Stellung im Beruf, umso seltener sind Frauen zu finden. 2019 war fast die Hälfte gelt nicht automatisch das gesundheitliche Eine Studie der AK OÖ in Kooperation mit (46,9 Prozent) aller Erwerbstätigen weiblich, aber nur jede dritte Führungskraft (33,2 Prozent). Wohlbefinden der Beschäftigten wider. So der Johannes Kepler Universität Linz aus Hilfstätigkeiten hingegen werden zu 61 Prozent von Frauen ausgeübt. kann sich etwa die zunehmende Bereitschaft 2018 hat gezeigt, dass vor allem in Betrieben krank arbeiten zu gehen (Präsentismus) vor- mit einem hohen Frauenanteil häufiger Per- teilhaft auf die Krankenstandsstatistik aus- sonen krank arbeiten, um die Kollegen/-innen Der unterproportionale Frauenanteil in den denen deutlich mehr Frauen als Männer be- wirken. Beinahe 37 Prozent der Österreiche- nicht im Stich zu lassen. Dieses Motiv spielt Führungsebenen zeigt sich in allen Wirt- rufstätig sind. rinnen sind 2019 zumindest einmal (in den insbesondere in systemrelevanten Berufen, schaftsbereichen, auch in jenen Branchen, in vergangenen sechs Monaten) krank zur Arbeit wie dem Gesundheits- und Sozialbereich eine gegangen. Zumeist aus Pflichtgefühl gegen- große Rolle, wo vor allem Frauen beschäftigt über dem Team (68,2 Prozent), weil es keine sind. Generell haben mehr Frauen als Män- GESCHLECHTERANTEILE IN ÖSTERREICH NACH BERUFLICHER POSITION 2019 IN PROZENT ner angegeben aus demselben Motiv auf Krankenstand zu verzichten und stattdessen 100,0 zu arbeiten. Frauen sind außerdem an mehr 33,2 Tagen als Männer krank zur Arbeit gegangen. 46,9 61,2 Bei einer Erkrankung entscheiden sich Frauen 50,0 eher als Männer dazu, trotzdem in die Arbeit 66,8 53,1 zu gehen anstatt Krankenstand in Anspruch 38,8 zu nehmen. Interessant ist zudem, dass Frauen 0,0 gleichzeitig eine höhere Zahl an Kranken- Erwerbstätige gesamt Hilfsarbeitskräfte gesamt Führungskräfte gesamt standstagen aufweisen als Männer. Dies zeigt wiederum, dass Personen, die häufig krank AK Grafik Quelle: Statistik Austria, Arbeitskräfteerhebung, AK OÖ Berechnungen Männer Frauen zur Arbeit gehen, auch häufiger Kranken- stand benötigen. In den Geschäftsführungen und bei leitenden zwar in den vergangenen Jahren angestiegen, Spitzengremien Verwaltungsbediensteten ist der Frauenanteil doch beträgt er nicht einmal 21 Prozent. (Aufsichtsrat und FORDERUNGEN Geschäftsführung) sind männlich Das Potential der Evaluierung psychi- FÜHRUNGSKRÄFTE FRAUENANTEILE 2019 IN ÖSTERREICH IN PROZENT scher Belastungen muss in den Betrieben ausgeschöpft werden. Das heißt, dass 100,0 die Evaluierung psychischer Belastungen 20,8 29,1 33,2 39,0 39,5 regelmäßig durchgeführt wird, dass Maß- nahmen daraus abgeleitet werden und 50,0 diese auch umgesetzt werden. 79,2 70,9 66,8 61,0 60,5 Die Evaluierung psychischer Belastung sollte möglichst gendergerecht durch- 0,0 geführt werden und dazu beispielsweise Geschäftsführung, Führungskräfte Führungskräfte Führungskräfte geschlechterausgewogene Steuerungs- Führungskräfte leitende in Hotels, in der im kaufmännischen gesamt Verwaltungs Restaurants, gruppen in den Betrieben installiert wer- bedienstete etc. Produktion Bereich im Handel den. So können im Prozess der Evaluierung Rollenbilder kritisch hinterfragt werden. AK Grafik Quelle: Statistik Austria, Arbeitskräfteerhebung, AK OÖ Berechnungen Männer Frauen 22 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 23
FÜHRUNG FÜHRUNG Mehr Frauen in Aufsichtsräten, Während in den Kontrollorganen der Unter- Lag in Österreich der Frauenanteil in den aber nur wenige in Vorständen nehmen nun mehr Frauen vertreten sind, ist Aufsichtsgremien vor der Einführung ver- der Frauenanteil in den Unternehmensfüh- pflichtender Quoten stets unter dem EU- Wie in zahlreichen Ländern Europas zuvor rungen weiterhin sehr gering. Laut Frauen- Durchschnitt, liegt er mittlerweile mit 29,6 Verbesserung durch schon, gilt seit 1. Jänner 2018 in Österreich managementreport der AK Wien waren im Prozent knapp darüber (EU-Durchschnitt: verpflichtende eine verpflichtende Geschlechterquote für Jänner 2020 lediglich 5,8 Prozent der Vor- 29,2 Prozent, 1. Halbjahr 2020). Internatio Geschlechterquote Aufsichtsratsgremien. Seitdem müssen min- standsposten der quotenpflichtigen Börse nale Erfahrungen zeigen, dass sich verpflich- destens 30 Prozent der Sitze im Aufsichtsrat unternehmen von Frauen besetzt. tende Zielvorgaben positiv auf eine ausge- von börsennotierten Unternehmen sowie wogenere Geschlechterverteilung in Entschei- von Unternehmen mit mehr als 1.000 dungsgremien großer Unternehmen auswir- Mitarbeitern/-innen von Frauen besetzt wer- Frauenanteil in Aufsichtsräten ken. So stehen mit Frankreich (45 Prozent), den. Die Quote gilt nur für den Aufsichtsrat nur leicht über dem EU-Schnitt Island (42,3 Prozent) und Norwegen (39,5 Pro- (Kontrollorgan), nicht aber für die Unterneh- zent) jene Länder an der Spitze des Rankings, mensführung (Vorstand). Die gesetzliche Ver- Der internationale Vergleich zeigt, dass Öster in denen es schon seit längerem eine Quoten- pflichtung brachte einen starken Anstieg des reich trotz der Verbesserungen beim Frauen- regelung gibt. Frauenanteils in den Aufsichtsratsgremien - anteil in Leitungspositionen (Aufsichts- bzw. bei den quotengebundenen Börseunterneh- Verwaltungsräte) von großen börsennotier- men um 9,3 Prozentpunkte auf 31,7 Prozent ten Unternehmen noch nicht zu den Top 10 (Jänner 2020). innerhalb Europas zählt: FORDERUNGEN FRAUENANTEILE IN DEN AUFSICHTS- ODER VERWALTUNGSRÄTEN Paritätische Besetzung im Aufsichtsrat – GROSSER BÖRSENNOTIERTER U NTERNEHMEN, erstes Halbjahr 2020, in Prozent somit könnte aus Sicht der Arbeitnehmer- schaft nachhaltig ein Weg in Richtung 50,0 gleichberechtigter Mitbestimmung 45,0 beschritten werden. 42,3 39,5 38,6 Gesetzliche Quoten sind ein wirksames 36,8 36,5 36,1 40,0 34,6 34,3 Mittel, um Geschlechterungleichheiten in 33,5 33,3 Führungsebenen zu beseitigen. Mit der 29,6 29,1 Quoten-Regelung wird gesetzlich ein 27,4 26,7 26,6 26,4 30,0 Durchschnitt EU-28: 29,2 bestimmtes Geschlechterverhältnis in 24,6 22,6 den leitenden Positionen vorgeschrieben. 21,6 18,9 18,6 So lange dieses Verhältnis nicht erreicht 18,5 18,3 17,5 20,0 15,8 ist, muss bei Nachbesetzungen bei glei- 15,3 15,3 13,0 12,9 cher Qualifikation das unterrepräsentierte 12,4 12,0 11,0 Geschlecht bevorzugt werden. 8,9 8,1 10,0 Ausbau der ausgewogenen Geschlechter- verteilung in Aufsichtsräten auf 40 0,0 Prozent. ch d en eden en en land UK land rk nde h land nien tien akei len d l n ina ei n nien Mon rien gro Luxe ien Rum rg n n land uen ta and ern uga Islan Irlan rreic enie chie änie r Türk ema mbu a Mal krei weg Itali i Belg o Serb egow tene Zyp Ung erla Lita Estl a Kroa Slow Port P edo tsch Finn Lett Spa chen Jährlicher Fortschrittsbericht: Der Fort- Schw Bulg e Slow Öste Fran Dän Tsch Nor Nied maz Herz Deu schritt der quotenpflichtigen Gesellschaf- Grie Nord ten sollte von der Bundesregierung jährlich und in Berichtsform evaluiert und veröffent- nien licht werden. Bos AK Grafik Quelle: EIGE 2020 24 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 25
GLEICHBEHANDLUNG GLEICHBEHANDLUNG SCHWANGERSCHAFT UND KIND SIND OFT GRÜNDE FÜR DISKRIMINIERUNG Schwangerschaft und Kind(er) werden von vielen Arbeitgebern immer noch als „Risikofaktor“ gesehen, den es zu verhindern gilt. Sie befürchten, dass Mitarbeiterinnen dadurch nicht mehr voll der Firma zur Verfügung stehen könnten und ihre Arbeitsleistung geschmälert sein könnte. Arbeitgeber ziehen deshalb Einstellungszusagen zurück, lösen Arbeitsverhältnisse in der Probezeit auf oder lassen sie einfach ohne Verlängerung auslaufen. Elterndiskrimi- Das Gleichbehandlungsgesetz (GlBG) wurde Sexuelle Belästigung und nierung kommt 1979 vom Nationalrat beschlossen und seit- geschlechtsbezogene Belästigung häufig vor her weiterentwickelt und novelliert. Es ver- bietet Diskriminierungen in der Arbeitswelt Die in der Beratung des AK-Frauenbüros am auf Grund häufigsten vorkommenden Diskriminierun- gen aufgrund des Geschlechts sind sexuelle es Geschlechts (insbesondere unter d Belästigungen, geschlechtsbezogene Belästi- Bezugnahme auf den Familienstand oder gungen und Diskriminierungen auf Grund den Umstand, ob jemand Kinder hat), einer (potentiellen) Elternschaft. Die sexuelle der ethnischen Zugehörigkeit, Belästigung ist kein Kavaliersdelikt, sondern der Religion oder Weltanschauung, eine Form von Gewalt, die mehrheitlich Elterndiskriminierung: Rollenklischees zenden Wahrscheinlichkeit nicht angestellt. des Alters und Frauen betrifft. Leider ist es so, dass derartige führen zu Benachteiligungen So gibt es Fälle, in denen Firmen von bereits der sexuellen Orientierung. abstoßende Übergriffe in der Arbeitsrealität von (vorwiegend) Frauen unterzeichneten Arbeitsverträgen zurücktre- vieler Arbeitnehmerinnen vorkommen und ten, wenn bekannt wird, dass die Bewerberin Gesetzlich sind Diskriminierungen aufgrund Berichte darüber im Frauenbüro der AK un- Diskriminierungen auf Grund des Geschlechts, schwanger ist. Selbst die bloße Möglichkeit, Elterndiskriminie- dieser Merkmale jedenfalls untersagt verändert die Mehrheit der Beratungsfälle insbesondere unter Bezugnahme auf den dass sie schwanger werden könnte oder dies rung ist nicht ausmachen. Mehr als die Hälfte der Fälle, die Familienstand oder den Umstand, ob jemand vielleicht in nächster Zeit vorhat, kann das erlaubt ei der Begründung des Arbeitsverhält- b 2019 im Frauenbüro bearbeitet wurden, waren Kinder hat, betreffen mehrheitlich Frauen. Motiv für solch diskriminierende Entschei- nisses, Fälle sexueller Belästigung. Dies deshalb, da einerseits die Schwanger- dungen in Unternehmen sein. bei der Festsetzung des Entgelts, schaft alleine schon ein „Risikofaktor“ ist, bei der Gewährung freiwilliger Sozial- andererseits, weil auf Grund der klassischen Auflösung in der Probezeit oder keine Ver- leistungen, Rollenverteilung in den Familien überwie- längerung bei einer Befristung: Eine junge HIER ERHALTEN bei Maßnahmen der Aus- und Weiter gend Frauen die Kinderbetreuung überneh- Frau meldet in der Probezeit ihre Schwanger- bildung und Umschulung, BETROFFENE ARBEIT- men. Von Arbeitgeberseite wird die Leistung schaft an den Arbeitgeber. Postwendend wird beim beruflichen Aufstieg, insbesondere NEHMER/-INNEN HILFE dieser Aufgaben durch Frauen oftmals ihr ausgerichtet, dass man das Arbeitsverhält- bei Beförderungen, „gefürchtet“, weil sie negative Auswirkungen nis in der Probezeit auflösen müsse. Firmen bei den sonstigen Arbeitsbedingungen AK-Frauenbüro, auf das Arbeitsverhältnis und die Arbeitsleis- versuchen nicht selten, den im Mutterschutz- oder Tel.: +43 (0)50 6906-2142 tung unterstellen. gesetz vorgesehenen Kündigungsschutz von bei der Beendigung des Arbeitsverhält- Unabhängig davon sind auch Männer, insbe- Schwangeren zu umgehen, indem sie – noch nisses. Regionalbüro für die Gleichbehandlung sondere Väter, vom Schutz des Gleichbehand- außerhalb dieses Schutzes – Arbeitsverhält- in der Arbeitswelt für Oberösterreich lungsgebots erfasst. nisse von Schwangeren in der Probezeit auf- (Linz), Tel.: +43 (0)732 783877 lösen. Oder ein eigentlich auf Verlängerung angelegtes Arbeitsverhältnis läuft wegen ei- Ihre Gewerkschaft: Typische Fälle verbotener ner Schwangerschaft doch mit der ursprüng- Alle Kontakte unter oegb.at Elterndiskriminierungen lich vereinbarten Befristung aus. Schwanger? Familie geplant? – Anstellung Rückkehr aus der Karenz: Führungspositi- verweigert! Wenn im Zuge einer Bewerbung on weg? Nach einer einjährigen Elternkarenz offenbar wird, dass eine Bewerberin schwan- plant eine Arbeitnehmerin ihren Wiederein- ger ist oder plant eine Familie zu gründen, stieg. Sie teilt dem Arbeitgeber mit, ihren wird sie mit einer beinahe an Sicherheit gren- Rechtsanspruch auf Elternteilzeit zu nutzen. 26 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 27
GLEICHBEHANDLUNG ARBEITSLOSIGKEIT Unterschiedliche Klagsfristen Die Firma reagiert mit der Vorlage eines neuen, massiv verschlechternden Arbeitsvertrags. Der Achtung Fristen! Wenn man gegen Diskrimi- nierungen vorgehen will, müssen je nach Fall ARBEITSLOSIGKEIT SO HOCH WIE NOCH NIE Frau wird erklärt, man könne ihr allenfalls unterschiedliche Klagsfristen beachtet wer- eine Position unter ihrem Nachfolger – dem den. Diese reichen von 14 Tagen (etwa bei neuen jungen Chef – anbieten, aber natürlich Anfechtungsklagen) bis zu drei Jahren. Da- zu einem weit geringeren Gehalt (schlechtere mit keine Fristen übersehen werden, unbe- Einstufung, ohne Überzahlung). Und: Das dingt umgehend mit dem Frauenbüro der müsse sie doch verstehen … AK OÖ oder der Gewerkschaft Kontakt auf- Der im Jahr 2019 anhaltende Trend leicht rückläufiger Arbeitslosenzahlen wurde durch das nehmen. Überschwappen der Corona-Pandemie auf Österreich im März 2020 abrupt beendet. Binnen Rückkehr aus der Karenz, aber zu schlech- kurzer Zeit schnellte die Arbeitslosigkeit auf bislang unvorstellbare Rekordwerte. Mit der all- teren Arbeitsbedingungen? Zusätzlich will mählichen Lockerung der Corona-Beschränkungen ging zwar das Gesamtniveau der Arbeitslo- der Arbeitgeber aus dem vorigen Beispiel sei- sigkeit spürbar zurück – ist aber noch weit entfernt von den Vor-Corona-Werten. Deutlich treten Rat und Orientierung liefern die kosten- ner Mitarbeiterin wegen ihres neuen Fami- losen AK-Broschüren „SEXUELLE BE- in dieser Situation die Selektionsmechanismen der Unternehmen zutage: Ältere, unzureichend lienstands und wegen der Teilzeitarbeit auch LÄSTIGUNG AM ARBEITSPLATZ – Rat qualifizierte oder gesundheitlich eingeschränkte Arbeitslose haben im Kampf um die wenigen noch den Zugang zu Ressourcen (Dienst- und Orientierung für Betroffene“ und freien Arbeitsplätze schlechte Karten. fahrzeug, Laptop, Firmen-Mobiltelefon) be- schneiden sowie die Nutzung von Gleitzeit „ELTERN-DISKRIMINIERUNG IM BETRIEB: und Zeitausgleich. Daten und Fakten für (potentielle) Mütter Auch wenn der Höhepunkt der Konjunktur Zahl der arbeitsuchenden Frauen bis Ende und Väter“ (ab November 2020) – als in der zweiten Jahreshälfte 2019 bereits über- April auf 31.945. Die hier beschriebenen Fälle sind Beispiele Download unter ooe.arbeiterkammer.at schritten war, hielt der Rückgang der Frauen- Abgesehen vom Lebensmittelhandel, der vorü- Dramatischer von unzulässigen Diskriminierungen, gegen erhältlich. arbeitslosigkeit bis über den Jahreswechsel bergehend sogar zusätzliches Personal suchte, Anstieg der die man sich wehren kann. 2019/20 an. Mit Ausbruch der Corona-Krise stieg die Arbeitslosigkeit in den anderen Berei- Arbeitslosigkeit schnellte die Zahl der arbeitssuchenden Frau- chen des Handels, in der Reingungsbranche, en in Oberösterreich (Arbeitslose und Schu- im Tourismus, aber auch im Bereich der Fri- lungsteilnehmerinnen zusammen) Mitte sör-/Kosmetiksalons und anderer persönlicher März praktisch über Nacht um rund 9.200 in Dienstleistungen drastisch an. Speziell kleinere die Höhe. Im Jahresdurchschnitt 2019 waren Betriebe mit hohem Frauenbeschäftigungsan- FORDERUNGEN 15.421 Frauen arbeitslos vorgemerkt und teil haben schnell Mitarbeiter/-innen gekün- 4.980 in AMS-Schulungen. Das sind um 681 digt oder zu sofortigen einvernehmlichen Auf- Verbesserung der Beweislastregelung: Personen oder 3,2 Prozent weniger als im lösungen mit Wiedereinstellungszusagen über- Der Arbeitgeber ist richtlinienkonform Jahresdurchschnitt 2018. Mit dem Ausbruch redet. In dieser Phase war es sehr wichtig, mit zu verpflichten, den vollen Beweis dafür der Corona-Pandemie und dem Shutdown der schnellen Einigung auf ein attraktives anzutreten, dass eine Entscheidung/ des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens Kurzarbeitsmodell in vielen Fällen die Beschäf- gewisses Vorgehen nicht auf diskrimi- haben viele Frauen ihren Arbeitsplatz verlo- tigung zu sichern und einen noch stärkeren nierenden Motiven beruht. ren. Innerhalb weniger Wochen stieg die Anstieg der Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Abschreckender Schadenersatzanspruch bei allen Formen von Diskriminierungen ENTWICKLUNG DER FRAUENARBEITSLOSIGKEIT IN OÖ im Beruf: Zusätzlich ist ein Wahlrecht ABSOLUTE VERÄNDERUNG ZUM VORJAHR, ARBEITSLOSE UND SCHULUNGSTEILNEHMERINNEN auf „volle Erfüllung“ vorzusehen, d.h. +12.181 ein Anspruch auf die konkrete berufliche Stellung, die jemand auf Grund der +9.742 Diskriminierung in einem Bewerbungs- +9.198 oder Bestellungsverfahren nicht bekom- +7.445 men hat. +5.633 Bestellung von zumindest einer fach- +4.802 +3.937 kundigen Laienrichterin in arbeitsge- richtlichen Prozessen. -207 -494 -492 -580 Tatsächliche Gleichbehandlung von -607 -663 -684 -732 -743 -892 -919 -898 -908 Teilzeitkräften beim beruflichen Auf- 02/ 03/ 04/ 05/ 06/ 07/ 08/ 09/ 10/ 11/ 12/ 01/ 02/ 03/* 04/ 05/ 06/ 07/ 08/ 09 stieg, bei Weiterbildung und betrieb- 2019 2019 2020 2020 licher Informationspolitik. AK Grafik * Shutdown 16. März 2020 28 ARBEITERKAMMER OBERÖSTERREICH FRAUENMONITOR 2020 29
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