Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
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Die Arbeit der Geschäftsstelle der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS) wird aus Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung finanziert. Hierfür und für die gute Zusammenarbeit danken wir ausdrücklich.
J A H R E S B E R I C H T 2 0 1 8 Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen Die NLS ist eine Landesfacharbeitsgemeinschaft der Grupenstr. 4 | 30159 Hannover LAG der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen e.V. Tel.: 05 11 - 62 62 66 0 | Fax 05 11 - 62 62 66 22 info@nls-online.de | www.nls-online.de Hannover, im Juni 2019
Jahresbericht 2018 Inhalt 1. Profil der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS) 6 2. Organisationsstruktur der NLS 8 2.1 Vorstand 8 2.2 Mitgliederversammlung 8 2.3 Geschäftsstelle 9 3. 1000 Schätze - Gesundheit und Suchtprävention in Grundschulen. 11 4. Prävention, Frühintervention und Beratung 15 4.1 Suchtprävention in Niedersachsen 15 4.1.1 Die Arbeit der Fachstellen 2018. Maßnahmenüberblick nach dem Dokumentationssystem Dot.sys 18 4.1.2 Koordination der Suchtprävention 20 4.1.3 Betriebliche Suchtprävention 21 4.2 Glücksspielsucht - Prävention und Beratung in Niedersachsen 22 4.3 Re:set! - Beratung bei exzessivem Medienkonsum 27 5. Rehabilitation und Teilhabe 29 5.1 Ambulante Suchthilfe 29 5.1.1 Ambulante Suchthilfe in den Fachstellen für Sucht und Suchtprävention 29 5.1.2 Arbeitskreis Psychosoziale Betreuung Substituierter 30 5.2 Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung in der ambulanten Suchthilfe 31 5.3 Stationäre Suchthilfe 33 5.3.1 Profile stationärer Einrichtungen der Drogenhilfe 33 5.3.2 Fachkliniken für Alkohol- und Medikamentenabhängige 35 5.3.3 Arbeitskreis Langzeiteinrichtungen (CMA) 36 5.4 Entwicklungen in der Suchtselbsthilfe 38 6. Veranstaltungen der NLS 2018 40 6.1 Jahrestagung 2018 40 6.2 Übersicht der Veranstaltungen 2018 41 7. Öffentlichkeitsarbeit 43 7.1 Informationsmaterialien 43 7.2 Veröffentlichungen der NLS 44 8. Anschriften der Mitgliedsverbände der NLS 47 Glossar 49 Spender und Förderer 50 Organisationsstruktur der NLS 5
Profil der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS) 1. Profil der Niedersächsischen Landesstelle für Suchtfragen (NLS) Die Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen (NLS) ist die Dachorganisation der Einrichtungen der Suchtprävention, Mitglieder der NLS sind Suchthilfe und Suchtselbsthilfe der Freien Wohlfahrtspflege in • die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen. Niedersachsen für den Bereich der ambulanten und Das in der NLS zusammengeschlossene Netzwerk von Ein- stationären Suchthilfe (Arbeiterwohlfahrt, Caritasver- richtungen der Suchthilfe umfasst band, Diakonisches Werk, Paritätischer Niedersachsen, • 75 ambulante Fachstellen für Sucht und Suchtprävention Deutsches Rotes Kreuz, Jüdische Wohlfahrt) (Hauptstellen), • die niedersächsischen Landesverbände der Selbsthilfe- • 35 stationäre Einrichtungen zur Versorgung abhängigkeits- und Abstinenzverbände (Blaues Kreuz in der Evangeli- kranker Menschen (Fachkliniken und Adaptionseinrichtun- schen Kirche, Blaues Kreuz in Deutschland, Deutscher gen für Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige Guttemplerorden, Kreuzbund, Freundeskreise für Sucht- und Langzeiteinrichtungen für chronisch mehrfach beein- krankenhilfe, Vereine für Sozialmedizin, Freie Sucht- trächtigte Abhängige) sowie krankenhilfe Niedersachsen). • etwa 750 Suchtselbsthilfegruppen, die in acht Landesver- bänden zusammengeschlossen sind. Die NLS vertritt damit den weitaus größten Teil aller in der Eine wesentliche Aufgabe der NLS besteht darin, die Aktivi- Suchthilfe professionell tätigen Organisationen in frei-ge- täten in der Suchthilfe und Suchtprävention Niedersachsens meinnütziger Trägerschaft und zudem rund die Hälfte aller zu koordinieren, miteinander zu vernetzen und die fachliche Suchtselbsthilfegruppen in Niedersachsen. Diese Einrichtun- Qualität in diesen Arbeitsfeldern weiterzuentwickeln. Die gen sorgen dafür, dass Menschen mit Suchtproblemen und NLS unterhält dazu eine hauptamtlich besetzte Geschäfts- deren Angehörige frühzeitig eine angemessene Beratung so- stelle in Hannover, die ganz überwiegend aus Mitteln des wie wirksame Hilfen erhalten und suchtpräventive Maßnah- Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit men angeboten werden können. und Gleichstellung (MS) finanziert wird. Dadurch ist es mög- Die NLS ist eine Landesfacharbeitsgemeinschaft der Landes- lich, die Suchtprävention und Suchthilfe effektiv zu organi- arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Nieder- sieren und auf Landesebene die Hilfen und Präventionsakti- sachsen e.V. (LAG FW e.V.). Sie ist kein Verein, hat aber ver- vitäten im Dialog mit allen Sozial- und Kooperationspartnern einsähnliche Strukturen (Satzung, Mitgliederversammlung, zu befördern. Für die finanzielle Unterstützung und die gute Vorstand). Zusammenarbeit dankt die NLS dem MS ausdrücklich. Das Aufgabenspektrum: Die NLS •… trägt dazu bei, die Wirksamkeit von Hilfen für Men- • … unterstützt und koordiniert die Aktivitäten der profes- schen mit Suchtproblemen zu verbessern, u.a. durch die sionellen und ehrenamtlichen Präventions- und Hilfean- Beratung von Einrichtungen und ihre Vernetzung. gebote der Mitglieder in Suchtfragen. •… fördert den Aufbau und die Weiterentwicklung von • … regt eine kontinuierliche Auseinandersetzung über Hilfen für Menschen mit Suchtproblemen, u.a. durch Suchtfragen in der Gesellschaft an, u.a. durch Fachta- Aufbereitung signifikanter Daten für Planungsprozesse, gungen und Publikationen sowie durch Präventionsmaß- durch Entwicklung von wirksamen Hilfe- und Präventi- nahmen und Öffentlichkeitsarbeit. onskonzepten und Evaluation von Hilfen und Präventi- •… ist Ansprechpartnerin für Ministerien und Behörden, für onsmaßnahmen. Renten-undKrankenversicherungsträgersowiefürFachver- •… vertritt die Interessen der Mitglieder gegenüber der bände, insbesondere hinsichtlich Planung und Weiterent- Landesregierung und den Landesbehörden sowie ge- wicklung der Suchtprävention und Suchthilfe. genüber den Kostenträgern und in der Öffentlichkeit. Jahresbericht 2018 7
Organisationsstruktur der NLS 2. Organisationsstruktur der NLS 2.1 Vorstand Die NLS trat für eine Fortsetzung der finanziellen Unterstüt- zung des Landes für das Thema Mediensucht ein (Projekt Der Vorstand der NLS wird von der Mitgliederversammlung „re:set“) und konnte eine Weiterführung des Projekts „1000 gewählt und handelt in Vertretung des Vorstandes des LAG Schätze - Gesundheit und Suchtprävention in der Grund- FW e.V. nach außen. Der aktuelle Vorstand der NLS (Amtspe- schule“ mit der KKH verabreden. Verabschiedet wurde der riode 2017 bis 2020) besteht aus: NLS-Wirtschaftsplan 2018 (einschließlich notwendiger An- passungen im Laufe des Jahres) und der Verteilerschlüssel • der Vorsitzenden: Frau Popp (AWO) der Regionalmittel 2019 für Niedersachsen für die Sucht- • den beiden gleichberechtigten stellvertretenden Selbsthilfeförderung der Deutschen Rentenversicherung Vorsitzenden: (DRV-Bund). Herr Tönsing (CV) und Herr Theisling (Kreuzbund) Zu Beginn des Jahres stand die Suche, Auswahl und Bestel- • und den weiteren Vorstandsmitgliedern: lung eines Geschäftsführers auf der Agenda. Mit Wirkung Herr Märtz (Freundeskreise), Herr Mühlbrandt (IOGT), Mai 2018 wurde Herr Cuypers mit dieser Aufgabe betraut; Herr Sievers (Paritätischer), Frau Strodtmann (DW). Frau Henze wurde mit Wirkung September 2018 zur Stell- vertreterin ernannt. Die Vorstandsvorsitzende und die beiden Stellvertreter sind besondere Vertreter des LAG FW e.V. nach § 30 BGB. Der Vorstand der NLS trat in 2018 zu acht Sitzungen zu- sammen. Eine Sitzung fand als zweitägige Klausurtagung in Etelsen statt. Als externe Gäste bei der Klausurtagung 2.2 Mitgliederversammlung waren dabei: die Drogenbeauftragte des Landes, Frau Dr. Die Mitgliederversammlung 2018 der NLS fand am 22. No- Brägelmann-Tan, und Frau Lörcher-Straßburg aus dem MS, vember 2018 erneut in den Räumlichkeiten der AOK Nieder- außerdem Herr Röhrßen, roehrssen:consult, Moderator. sachsen in Hannover statt. Ein wichtiges Thema der Klausurtagung war die inhaltliche und strukturelle (Neu-)Ausrichtung bzw. Weiterentwicklung Frau Popp begrüßte als Versammlungsleiterin und Vorsit- der NLS, der Arbeitsbereiche und Strukturen. In zwei Folge- zende der NLS Frau Lörcher-Straßburg aus dem niedersäch- veranstaltungen dazu ging es zum einen darum, neue Ge- sischen Sozialministerium und Herrn Eng, stellvertretender schäftsfelder bzw. künftige Arbeitsbereiche zu identifizieren. Vorsitzender des LAG FW Niedersachsen e.V., als besondere Ein Ergebnis ist die Neubildung eines Referates Suchthilfe Gäste. Frau Lörcher-Straßburg überbrachte Grüße aus dem in 2019 zum Zweck der Stärkung der ambulanten Suchthilfe Sozialministerium an die Mitglieder und den Vorstand und und der Öffentlichkeitsarbeit. Ein weiteres ist ein Ausbau unterstrich die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Mi- der Unterstützung der Aktivitäten der Suchtselbsthilfe. nisterium und NLS. In ihren Ausführungen stellte sie u.a. die Außerdem wurden die internen Strukturen und die Zusammen- Kontinuität des Landes im Hinblick auf die Förderung des arbeit zwischen Vorstand, Geschäftsführung und Geschäfts Suchthilfesystems heraus. Zugleich betonte sie künftige He- stelle auf den Prüfstand gestellt. rausforderungen, die mit neuen, auch politischen Entwick- lungen und Weichenstellungen verbunden sind. Herr Eng Ein weiterer thematischer Schwerpunkt der Vorstands- sprach u.a. über die bewährte Aufgabenteilung zwischen der sitzungen im Jahre 2018 war die Finanzierung des Sucht- LAG und NLS und verdeutlichte das gute Miteinander an- hilfesystems in Niedersachsen. Mit Unterstützung des LAG hand der vereinten Bemühungen zu Gunsten einer stabilen FW e.V. setzte sich die NLS erneut für eine angemessene und Finanzierung der Suchthilfe. auskömmliche Finanzierung der Suchtprävention und des Suchthilfesystems in Niedersachsen ein. Zu diesem Zweck Im fachlichen Teil der Versammlung stand der Vortrag mit wurde für eine Dynamisierung des Suchthilfeetats in Nie- Projektpräsentation und Vorstellung der Evaluationsergeb- dersachsen geworben und diese beantragt. Beim zuständi- nisse des durch die KKH geförderten Projektes „1000 Schät- gen Ministerium des Inneren wurde für die Erhöhung der ze - Gesundheit und Suchtprävention in der Grundschule“ Zuwendung für Glücksspielsuchtprävention und -beratung durch Frau Henze und Frau Pape als Projektkoordinatorinnen geworben und diese beantragt. im Fokus (vgl. Kapitel 3). 8 Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
Organisationsstruktur der NLS Im Anschluss gaben Frau Popp und der Geschäftsführer, Herr sächsischen Interessen im BZgA-Länder-Kooperationskreis Cuypers, einen ausführlichen Überblick über die vielfältige „Suchtprävention“. Arbeit der NLS im Jahr 2018. Frau Henze informierte über die Aktivitäten im Arbeitsbereich Suchtprävention. Herr Cuy- pers berichtete - stellvertretend für Frau Kuhnt - über den Arbeitsbereich Glücksspielsuchtprävention und -beratung Mitarbeitende der Geschäftsstelle in 2018 und Frau Böttger über den Bereich Qualitätsmanagement in (alphabetisch): der ambulanten Suchthilfe. Sie informierte außerdem über • Angela Böttger - Referentin das „re:set!“-Projekt Beratung bei exzessivem Medienkon- • Michael Cuypers - Geschäftsführer (seit Mai) sum und aus der Arbeit des AK Psychosoziale Betreuung Substituierter. Frau Popp bedankte sich ausdrücklich bei den • Caroline Fortmann - Projektmitarbeiterin NLS-Vorstandsmitgliedern und insbesondere bei den Mitar- Suchtprävention beitenden der Geschäftsstelle für die engagierte Zusammen- • Ricarda Henze - stv. Geschäftsführerin, Referentin und Mitarbeit. und Landeskoordinatorin für Suchtprävention • Maike Isfort - Werkstudentin (seit Oktober) Die Kassen- und Kontenprüfung der NLS für 2017 fand am 7. November 2018 in der NLS-Geschäftsstelle statt. Die Prüfung • Eva Kappel - Verwaltung durch die amtierenden Prüfer*innen, Frau Frost und Herr • Martina Kuhnt - Referentin und Landeskoordinatorin Meyer, führte zu keinen Beanstandungen. Die Entlastung er- für Glücksspielsucht - Prävention und Beratung folgte einstimmig. • Neela Pape - Projektmitarbeiterin Suchtprävention (seit Mai) Die Versammlung wählte Frau Brinkmann (Kreuzbund) und Herrn von Oehsen (Guttempler) zu neuen Kassenprüfern. • Silke Quast - Projektmitarbeiterin Glücksspielsucht Herr Uhlen und Herr Bischof wurden zu stellvertretenden (November, Dezember) Kassenprüfern gewählt. Als Termin für die Mitgliederver- • Dr. Manfred Rabes - Projektmitarbeiter, beratend sammlung 2019 wurde der 13. November bekannt gegeben. • Jürgen Renken - Verwaltung • Natalia Schnurka - Projektmitarbeiterin Glücksspielsucht (November, Dezember) 2.3 Geschäftsstelle Zur Durchführung der Aufgaben unterhält die NLS eine Ge- Frau Kuhnt koordiniert die Prävention und Beratung bei schäftsstelle. Diese befindet sich seit 2017 in der Grupen- Glücksspielsucht als Referentin. Sie betreut das 24-köpfige straße in Hannover. Netzwerk der für diesen Bereich eingestellten Fachkräfte und bildet diesen Kreis regelmäßig fort. Darüber hinaus hält In der Geschäftsstelle waren Mitte des Jahres sieben sie den fachlichen Kontakt zu den Koordinator*innen aus Mitarbeiter*innen tätig, vier davon in Vollzeit. Hinzu kom- den anderen Bundesländern für den Glücksspielsuchtbe- men zwei Mitarbeiter auf Minijobbasis. Eingerechnet sind reich. Stellenanteile aus der Landeszuwendung des MS für den institutionellen Haushalt und aus der MI-Finanzhilfe zur Ko- Frau Fortmann und nach ihrem Ausscheiden (Mutterschutz, ordinierung des Landesprojekts zur Prävention und Beratung Elternzeit) - Frau Pape führen als Projektmitarbeiterinnen bei Glücksspielsucht und eine Teilzeitstelle im Rahmen eines das Projekt „1000 Schätze - Gesundheit und Suchtpräven- Drittmittelprojektes. tion in der Grundschule“ weiter. Das im Arbeitsbereich der Suchtprävention verortete Projekt wird durch die KKH ge- Den Bereich der Suchtprävention verantwortet Frau Henze. fördert und in veränderter und erweiterter Form bis 2022 Zu diesem Aufgabenbereich gehören u.a. die Koordinati- fortgesetzt. on und die fachliche Betreuung der in den Fachstellen für Suchtprävention angesiedelten Präventionsfachkräfte, die Frau Böttger verantwortete das Netzwerk „Qualitäts Förderung der Suchtprävention in allen Fachstellen für Sucht management in der ambulanten Suchthilfe“ zur Qualitäts- und Suchtprävention in Niedersachsen und die Betreuung sicherung in den ambulanten Suchthilfe-Einrichtungen. Zu des regionalen Arbeitskreises Hannover für die betriebliche diesem Tätigkeitsfeld gehört die Beratung, Schulung und Suchtprävention. Auf Bundesebene vertrat sie die nieder- Begleitung ambulanter Fachstellen im Qualitätsmanage- Jahresbericht 2018 9
Organisationsstruktur der NLS ment sowie die Koordination und Moderation der regionalen sche Unterstützung der NLS-Aufgabenbereiche werden von QM-Kreise. Des Weiteren betreute sie den Aufgabenbereich den Verwaltungskräften in der Geschäftsstelle, Frau Kappel der beruflichen (Re-)Integration Abhängigkeitskranker. Sie und Herr Renken, wahrgenommen. Frau Kappel zeichnet au- übernahm außerdem den NLS-Arbeitskreis Psychosoziale ßerdem für die Abwicklung der Fördermittel der Deutschen Betreuung Substituierter und koordinierte das „re:set!“-Pro- Rentenversicherung (Bund) für die Selbsthilfeverbände und jekt zur Mediensuchtberatung. -gruppen verantwortlich. Neben den geschäftsführenden Aufgaben betreut und berät Für die Lohn- und Finanz-Buchhaltung, die Web-Adminis- Herr Cuypers die NLS-Organe (Mitgliederversammlung, Vor- tration (Internet, Homepage), die EDV-Betreuung der IT- standssitzungen) und vertritt die NLS auf Bundesebene in Ausstattung und die statistische Auswertung komplexer der DHS und der BAGLS. Erhebungen (z. B. die Niedersächsische Ambulante Suchthil- festatistik) wurden bedarfsorientiert auf Honorarbasis aus- Die Beantwortung und der Versand von Verzeichnis- und gewiesene Fachkräfte beauftragt. Ein wichtiges Thema für Materialanfragen, die unterstützende Betreuung der NLS- die gesamte Geschäftsstelle war in 2018 die DSGVO. Gremien und Fachtagungen sowie die verwaltungstechni- LAG FW Niedersachsen e. V. Mitgliederversammlung NLS Vorstand NLS Geschäftsführung Geschäftsstelle Prävention & Frühintervention Rehabilitation & Teilhabe AK Präventionsfachkräfte AK PSB Substituierter AK HaLT in Niedersachsen AK Langzeiteinrichtungen (CMA) AK Prävention Glücksspielsucht AK Selbsthilfe Reg. AK Betriebliche Suchtprävention QM-Kreise regional Abb. 1: Organigramm der NLS 10 Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
Schwerpunktthema: Projekt „1000 Schätze “ 3. S chwerpunktthema: Projekt „1000 Schätze - Gesundheit und Suchtprävention in der Grundschule“ Die Grundschule stellt ein wichtiges Setting für Maßnahmen ihre Stärken und Ressourcen begleitet und ganz besonders der Gesundheitsförderung und Prävention dar. Die Kinder auch in ihrer psychosozialen Entwicklung gefördert werden. verbringen dort regelmäßig viele Stunden, in denen sie zen- trale Kulturtechniken erlernen und eine Reihe von Entwick- lungsaufgaben meistern, die u.a. zu größerer Selbstständig- keit und dem Ausbau sozialer Kompetenzen außerhalb der 1000 Schätze-Programm Familie führen. Somit hat die Schule, neben der Familie, den Das 1000 Schätze-Programm4 wurde in einer Pilotphase vom größten Einfluss auf das gesunde Aufwachsen von Kindern. 01.01.2017 bis zum 31.12.2018 unter Federführung der NLS Präventionsarbeit im Setting Schule eröffnet die Möglichkeit, an Grundschulen in Niedersachsen erprobt. Es handelt sich alle Schüler*innen gleichermaßen zu erreichen und vermei- dabei um ein Mehrebenenprogramm, das im Auftrag der det dadurch eine Stigmatisierung von lernschwächeren oder Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) von Frau Dr. Kuttler, besonders belasteten Kindern. Cooptima - Prävention und Gesundheitskommunikation, Studien zeigen, dass fast jedes vierte Kind im Grundschulalter entwickelt wurde. Die NLS implementierte das Programm ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen und Erkrankun- mittels eines Multiplikatorenansatzes und verantwortete gen aufweist. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen, die Auswahl, Qualifizierung und fachliche Begleitung der Kinder aus sozialökonomisch benachteiligten Familien stärker geschulten Fachkräfte für Suchtprävention (1000 Schätze- als Kinder, die in Familien mit mittlerem oder hohem Wohl- Trainer*innen). Zudem war sie für die Entwicklung und Erstel- stand aufwachsen.1 Über die Hälfte der Kinder im Alter von lung der umfangreichen Programmmaterialien verantwortlich 7 - 10 Jahren aus Familien mit Migrationshintergrund lassen und auch maßgeblich an der Evaluation des Pilotprogramms sich einem niedrigen sozialen Status zuordnen, während es beteiligt. bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund „nur“ jede*r Die KKH fördert und unterstützt die Entwicklung, Erprobung Fünfte ist.2 Des Weiteren können über die Schulen Kinder aus und Verbreitung des Programms auch über die Pilotphase suchtbelasteten Familien erreicht werden: Expert*innen ge- hinaus, sodass das Programm erneut in veränderter und hen davon aus, dass drei Millionen Kinder in Deutschland ei- erweiterter Form umgesetzt werden kann (Förderung bis nen alkohol- oder drogenabhängigen Elternteil haben.3 Da die 2022). Gesundheit und das Gesundheitsverhalten im Kindes- und Ju- gendalter die Gesundheit im späteren Erwachsenenalter prä- gen und gleichzeitig die Wurzel von psychischen Erkrankungen und Suchtproblemen sein können, ist es besonders wichtig, in den frühen Lebensphasen altersgerechte Maßnahmen zur Förderung und zum Erhalt der (psychosozialen) Gesundheit anzubieten. Das 1000 Schätze-Programm wendet sich daher bewusst an Schüler*innen der ersten Klasse, da der Übergang vom Kindergarten in die Schule auch durch Unsicherheiten und neue Belastungen gekennzeichnet ist. In dieser vulnera- blen Phase der Neuausrichtung sollen die Kinder mit Blick auf Abb. 2: Zielebenen des 1000 Schätze-Programms. Das 1000 Schätze-Programm ist ein modulares Programm für 1 Schüler*innen der ersten Klasse. Die Klassenmodule werden Klipker, K., Baumgarten, F., Göbel, K., Lampert, T. & Hölling, H. (2018). Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland - Querschnittergeb- von den in drei Workshops geschulten Lehrkräften durchge- nisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health Monitoring. 3(3). Berlin. 2 führt und fördern Lebenskompetenzen (z. B. soziale Kom- Bergmann, E. (Hrsg.). (2008). Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Lebensphasenspezifische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen petenzen, Problemlösekompetenz) sowie Bewegung und in Deutschland. Bericht für den Sachverständigenrat zur Begutachtung der Ent- wicklung im Gesundheitswesen. Berlin: Robert Koch-Inst. Achtsamkeit. Zudem umfasst das 1000 Schätze-Programm 3 Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung (2018). Drogen- und Suchtbericht Module auf Ebene der Eltern, Lehrkräfte und Schule als Le- 2018. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit. 4 benswelt. Den roten Faden aller Module bildet der Blick auf Vgl. 1000 Schätze-Abschlussbericht. Erhältlich auf Anfrage bei der NLS: info@nls-online.de. die Ressourcen und Stärken. Jahresbericht 2018 11
Organisationsstruktur der NLS Die Ziele des Evaluation 1000 Schätze-Programms: Das 1000 Schätze-Programm wurde in der Pilotphase an Zielebene Schüler*innen: 13 Schulen mit 26 ersten Klassen (ca. 530 Schüler*innen) in sieben unterschiedlichen Regionen Niedersachsens ge- • Stärkung der Lebenskompetenzen testet und in dieser Zeit auf allen Ebenen evaluiert. Hierzu • Förderung von Bewegung und Achtsamkeit wurden die 1000 Schätze-Trainer*innen, die Schulleitun- • besondere Berücksichtigung von Kindern aus gen, die Lehrkräfte und Eltern befragt. Die Auswertung suchtbelasteten Familien der Ergebnisse erfolgte durch Herrn Borchert, Fa. Monitor. • Einbezug aller Kinder Aufgrund von Personalfluktuation und der verzögerten Ge- nehmigung eines Befragungsinstrumentes haben sich nicht alle Schulen an der gesamten Evaluation beteiligt, wodurch Zielebene Elternhaus (Elterntreffen): sich die Anzahl der Rückmeldungen bei den eingesetzten • Kontakt zwischen Schule und Elternhaus fördern Instrumenten unterscheidet. • Austausch zwischen den Eltern anregen Sechs der zehn teilnehmenden Schulen liegen in einem • Blick der Eltern vermehrt auf die Stärken sozialen Brennpunkt. Insgesamt betrug der Anteil der ihrer Kinder lenken Kinder mit Migrationshintergrund 46%, der Anteil der • elterliche Erziehungskompetenzen stärken Schüler*innen ohne oder nur mit geringen Deutschkennt- nissen 13%, der Anteil der Schüler*innen mit besonderem Zielebene Lehrkräfte und andere Förderbedarf 7,3%. In diesen drei Kategorien ist die unter- pädagogische Fachkräfte in der Schule: suchte Stichprobe repräsentativ für die Zusammensetzung • Qualifizierung der Lehrkräfte im Bereich der der Schülerschaft an den beteiligten Schulen. psychosozialen Gesundheitsförderung Die zu 1000 Schätze-Trainer*innen qualifizierten Fachkräfte • Qualifizierung der Lehrkräfte zur Problematik für Suchtprävention bewerteten das Train-The-Trainer-Kon- „Kinder suchtkranker Eltern“ zept, die Schulungen, ihre Rolle in der Begleitung von Grund- • Kompetenzerweiterung in ressourcenorientierter schulen sowie das Programm und die Materialien (sehr) Gesprächsführung positiv. Das 1000 Schätze-Programm wurde als eine sinn volle Ergänzung des Angebotes von Präventionsfachstel- Zielebene Schule als Lebenswelt: len und als Mehrwert für die Grundschulen empfunden. Kritische Rückmeldungen erhielt der in der Entwicklungs- • Gesundheitsförderung strukturell verankern phase dicht gedrängte Zeitplan für die Akquise von Schu- • Ressourcen und Stärken der Schule sichtbar machen, len und die Vorbereitung und Implementierung des Pro- ggf. weiterentwickeln und ausbauen gramms. Auch die drei Lehrkräfte-Workshops wurden • Ausbau der Vernetzung im Sozialraum teilweise als zu kompakt eingeschätzt und sollten mehr • Lehrergesundheit stärken interaktive Elemente beinhalten. Prozessbewertung durch Präventionsfachkräfte (Mittelwerte; n= 8) Material war gut 4 Zeitplan war sinnvoll 2 Programm in Arbeitsalltag integrieren 4,1 Unterstützung war hilfreich 4,6 Ergänzungsmanual hat sinnvoll unterstützt 3,7 Vorbereitung war zielführend 3,8 stimme 1 2 3 4 stimme gar nicht zu voll zu Abb. 3 Abb. 3: Präventionsfachkräfte bewerten den Umsetzungsprozess des Programms. 12 Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
Schwerpunktthema: Projekt „1000 Schätze “ Die Schulleitungen und Lehrkräfte sahen die drei Qualifizie- der CD aufgrund der Tonlage der Lieder nicht immer einfach rungsworkshops als ausreichende und gute Vorbereitung umzusetzen war. So wurde u. a. kritisiert, dass der Gesang für die Programmumsetzung im Unterricht an. Als beson- zu tief für Kinder sei. Manche Liedtexte wurden als zu lang derer Mehrwert wurde die Fortbildung zu den Unterstüt- und zu schwierig bewertet. Daraus lässt sich schließen, dass zungsmöglichkeiten für Kinder aus suchtbelasteten Fami- die Arbeit mit den Liedern methodisch gut funktioniert, die lien empfunden. Die Begleitung durch die Trainer*innen Inhalte der CD und die Aufnahme des Gesangs aber noch op- bewerteten die Lehrkräfte an den Schulen generell als timiert werden können. überaus hilfreich und unterstützend, ganz besonders im Die Inhalte und Umsetzung der Klassenmodule haben sich Umgang mit dem Thema einer (vermuteten) elterlichen im Programm bewährt. Nach der Einschätzung der Klassen- Suchterkrankung. lehrkräfte unterstützen die Klassenmodule das Erreichen der Programmziele. Zudem berichteten die Lehrkräfte, dass die Arbeit mit dem Programm den Kindern und ihnen selbst Workshop 1: Bewertung durch Spaß gemacht habe und der Einbezug aller Kinder bei den teilnehmende Lehrkräfte meisten Modulen vollständig gelungen sei. Allerdings haben (Mittelwerte; n= 75) einige der Lehrkräfte aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nicht alle Klassenmodule umgesetzt. Überblick über Programm erhalten 4,2 Workshops haben gut vorbereitet 3,82 Material ist ansprechend 3,89 motiviert mit Programm zu arbeiten 3,96 Lehrkräfte bewerten Material gut strukturiert 4,07 die Umsetzung der Module stimme 1 2 3 4 stimme gar nicht zu voll zu (Mittelwerte; n= 16) Abb. 4 Materialien haben entlastet 4,13 Vorbereitung durch Workshops war zielführend 4,31 Abb. 4: Bewertung des Workshops 1 durch die teilnehmenden Lehrkräfte. Unterstützung durch PFK war hilfreich 4,56 Begleitung durch PFK war hilfreich 4,0 stimme 1 2 3 4 stimme Die Programm-Materialien für die Schulen (1000 Schätze- gar nicht zu voll zu Box, Manual) bewerteten die Lehrkräfte als sehr gut aufbe- Abb. 6 reitet, entlastend und haltbar. Abb. 6: Die Lehrkräfte bewerten die Umsetzung der Module. Lehrkräfte bewerten die Materialien Auf Ebene der Eltern bietet das 1000 Schätze-Programm (Mittelwerte; n= 16) zwei 1000 Schätze-Elterntreffen. Dabei soll der Kontakt zur Schule und zwischen den Eltern angeregt und gefördert, der haben mich entlastet 4,13 4,4 Blick auf die Stärken der Kinder geschärft und die elterlichen Nutzbarkeit der Materialien Haltbarkeit der Materialien 4,33 Erziehungskompetenzen gestärkt werden. Die Atmosphäre Box bleibt nach Programm in Klasse 3,88 der Elterntreffen beschrieben die Lehrkräfte als angenehm. stimme 1 2 3 4 stimme Zudem hätten die Treffen zu einem intensiven Austausch der gar nicht zu voll zu Eltern beigetragen. Obwohl die Organisation von Elterntref- Abb. 5 fen teilweise als (zu) aufwändig erachtet wurde, lohnte sich Abb. 5: Die Lehrkräfte bewerten die Materialien des 1000 Schätze-Programms. diese sowohl aus Sicht der Lehrkräfte als auch aus Sicht der Eltern (s. u.). Auch die 1000 Schätze-CD hat sich im Klasseneinsatz be- Als ein wesentlicher Erfolg des 1000 Schätze-Programms währt. Die CD wurde für das 1000 Schätze-Programm ent- kann die Zunahme an Sensibilität und Sicherheit der Lehr- wickelt und thematisiert die Programminhalte auf kindge- kräfte im Umgang mit Kindern aus suchtbelasteten Familien rechte Weise. Bei der Arbeit mit der CD konnten sich die betrachtet werden. Abbildung 6 zeigt, dass zum ersten Erhe- Schüler*innen überwiegend gut beteiligen und die Lieder bungszeitpunkt im Januar 2018 noch einige Lehrkräfte unsi- haben das Erreichen der Programmziele weitgehend unter- cher waren, ob ein Kind aus der Klasse aus einem suchtbe- stützt. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass die Arbeit mit lasteten Elternhaus kommt. In der zweiten Erhebung (August Jahresbericht 2018 13
Schwerpunktthema: Projekt „1000 Schätze “ 2018) ist diese Zahl auf null gesunken. An einigen Schulen Ausblick wurde der Umgang mit Kindern aus suchbelasteten Familien Die Evaluation hat gezeigt, dass das 1000 Schätze-Programm als Folge des 1000 Schätze-Programms generell verändert. im Hinblick auf die Programminhalte, Materialien, Umset- Die empfohlene Vorgehensweise, u. a. zu systematischer zung und Vermittlung der Inhalte sowohl bei den Schullei- Beobachtung, kollegialem Austausch und einer intensiveren tungen als auch bei den anderen pädagogischen Fachkräften Kooperation mit Beratungsstellen, wurde dabei in den schu- der Schule, bei Eltern und Schüler*innen gut ankommt und lischen Alltag integriert. die anvisierten Ziele größtenteils erreicht werden. Allerdings ist die Integration aller Programmbausteine in den Schulall- tag nur an wenigen Schulen gelungen. Die Förderung des Lehrkräfte vermuten Suchterkrankung 1000 Schätze-Programms durch die KKH über die Pilotpha- (Anzahl; n= 18 (Januar bis Juli); n= 15 (August) se hinaus ermöglicht es, an diesen Punkten anzusetzen und n n = 18 (Januar bis Juli) das Programm auf Grundlage der Evaluationsergebnisse zu n n = 15 (August) überarbeiten. Hier stehen die methodisch-didaktischen Ele- 10 mente sowie die Rahmenbedingungen an den Schulen im 8 8 8 7 7 Vordergrund, insbesondere (1) die stärkere Unterstützung 6 der Schulen bei der Stärkeanalyse und die Einführung struk- 4 3 2 tureller Maßnahmen, (2) die Flexibilisierung der Programm- 0 0 Struktur und -Umsetzung sowie (3) die Unterscheidung von ja nein weiß nicht verbindlichen und optionalen Qualifizierungsangeboten für Abb. 7 die Lehrkräfte und die weiteren pädagogischen Fachkräfte Abb. 7: Lehrkräfte vermuten eine Suchterkrankung der Eltern. Vergleich der fort- an den Schulen. Zudem werden die Workshops konzeptionell laufenden Befragung während des Programmverlaufs und zur Abschlussbefragung. angepasst, um den teilweise etwas gedrängten Zeitplan zu entlasten. Für einige Module werden optional einsetzbare Auf Ebene der Eltern hat sich gezeigt, dass sich die Mehrzahl einfachere Varianten entwickelt und die Materialien (u.a. der Eltern gut über das Programm informiert fühlten, dass es 1000 Schätze-Box, Programm- und Trainermanual und Lied- sie bei der Beachtung der Stärken ihres Kindes unterstütze CD) überarbeitet. und dass sich der Besuch der Elterntreffen für sie gelohnt In Abstimmung mit der Auftraggeberin (KKH) ist geplant, habe. Viele wünschten sich weitere Treffen dieser Art. Die das 1000 Schätze-Programm nach der Überarbeitungspha- positive Bewertung der Treffen war bei den Eltern mit Mig- se in Niedersachsen noch weiter zu verbreiten und in einem rationshintergrund teilweise signifikant stärker ausgeprägt. weiteren Bundesland neu zu implementieren. Damit ist die Umsetzung des aktualisierten Programms ab dem Schuljahr 2020/2021 möglich. Neue und erfahrene 1000 Schätze- Eltern bewerten Elterntreffen Trainer*innen werden hierzu im Rahmen eines Zertifizie- (Mittelwerte; Nicht-Migranten = 113; Migranten = 45) rungs- und Rezertifizierungskonzeptes geschult. n Nicht-Migranten = 113 n Migranten = 45 trifft genau zu 2,64 2,66 2,64 2,71 2,64 2,56 2,51 2,56 2,43 2,29 2,16 2,16 2 1 trifft gar nicht zu hat sich Atmosphäre Themen Austausch verbessert wünsche gelohnt angenehm wichtig anregend den weiteres p< 0,01 p< 0,01 Kontakt Treffen p< 0,01 Abb. 8 Abb. 8: Bewertung der Elterntreffen nach Migrationshintergrund der Eltern. 14 Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
Prävention, Frühintervention und Beratung 4. Prävention, Frühintervention und Beratung 4.1 Suchtprävention punkt auf folgenden, zum Teil neuen Programmen und Pro- in Niedersachsen jekten, die von der NLS initiiert und/oder koordiniert wurden: Das Land Niedersachsen fördert 20 Fachstellen für Suchtprä- • Net-Piloten - Durchklick mit Durchblick vention, die der Freien Wohlfahrtspflege angehören. An drei Net‐Piloten ist ein evaluiertes Peer‐ weiteren Standorten haben die Landkreise die Finanzierung Projekt für Schulen. 14‐ bis 18‐jähri- übernommen bzw. finanzieren die jeweiligen Fachstellen ge Schüler*innen aller Schulformen eine umfassendere suchtpräventive Arbeit aus dem Haushalt werden in einer 20‐stündigen Aus- der Einrichtung durch Eigen- bzw. Drittmittel. Eine weitere bildung zu Net-Piloten fortgebildet. Fachstelle für Suchtprävention ist in einer kommunalen Ein- Ihre Aufgaben bestehen darin, jüngeren Mitschüler*innen richtung angesiedelt (Jugendamt). Insgesamt findet in Nie- Informationen zur Computer‐ und Internetnutzung zu geben, dersachsen in 21 Städten und Landkreisen in 24 Fachstellen deren Risiken und Wirkungen sowie den verantwortungsvol- umfassende suchtpräventive Arbeit mit speziellen Fachkräf- len Umgang damit zu vermitteln. Jugendliche sollen früh für ten statt. Die NLS unterstützt diese Arbeit durch Koordinati- eine verantwortungsvolle Nutzung sensibilisiert werden, um on, Materialerstellung, Konzept- und Projektentwicklung so- problematischem Medienkonsum entgegenzuwirken. Neben wie Evaluation und regelmäßigen Fortbildungen. einem positiven Einfluss auf das Schulklima trägt das Projekt Die NLS befördert darüber hinaus die suchtpräventive Ar- auch zu einer suchtpräventiven Haltung im Schul‐ und Fami- beit in den Fachstellen für Sucht, bei denen keine speziel- lienalltag bei. Familien partizipieren aktiv an diesem Prozess le Fachkraft gefördert wird. Projekte, Arbeitsmaterialien beispielsweise durch themenspezifische Elternabende. Durch der NLS und Fortbildungen können in der Regel von allen die Förderung der BZgA wurden im Rahmen einer zweitägi- Mitarbeiter*innen der Fachstellen für die präventive Arbeit gen Schulung im Juni 13 Fachkräfte aus den Fachstellen und genutzt werden. 6 pädagogische Mitarbeiter*innen aus niedersächsischen Schulen in dem Programm durch den Programmentwickler Die NLS hat 2018 das Konzept zur Qualitätssicherung in den Herrn Pauly, update, Fachstelle für Suchtprävention, Bonn, Fachstellen für Suchtprävention zum 3. Mal überarbeitet, ak- geschult. Die Fachkräfte haben im Anschluss Schulen für die tualisiert und neu herausgegeben. Neben den bekannte Qua- Umsetzung dieses Programms akquiriert. litätsdimensionen wie Struktur-, Prozess- und Ergebnisquali- tät wurden die Konzept- und Planungsqualität berücksichtigt. Darüber hinaus wurde der Umgang mit der Evidenzbasierung • SKOLL / SKOLL-SPEZIAL in der Suchtprävention und das Modell des Wirksamkeits- - Selbstkontrolltraining nachweises über Wirkfaktoren und Wirkungsketten darge- stellt. Des Weiteren befasst sich das Konzept mit konkreten SKOLL ist ein suchtmittelübergreifender Ansatz der Frühinter- Qualitätsstandards der suchtpräventiven Arbeit, der fachli- vention für Jugendliche und Erwachsene. Ausgehend von dem chen und persönlichen Qualifikation der Fachkräfte sowie mit Gedanken, dass es schwer ist zu planen, wie man woanders der Integration des Konzeptes in das Qualitätsmanagement hinkommen soll, wenn man nicht weiß, wo man sich befindet der Fachstellen für Sucht und Suchtprävention. Als Teil der (nach Miller & Rollnick), will SKOLL genau diese Orientierung Planungsqualität findet die etablierte „Zielorientierte Projekt- mittels der Analyse der eigenen riskanten Verhaltensweisen und Maßnahmenplanung“, kurz: ZOPP, ebenfalls Berücksich- und der Stärkung der Eigenverantwortung vermitteln. Durch tigung im Konzept. Das Konzept ist über die NLS zu beziehen die Kombination aus Wissensvermittlung, praktischem Trai- oder über die Homepage herunterladbar.1 ning und Techniken des Selbstmanagements wird während des evaluierten Programms, das über 10 Wochen einmal wö- In den vergangenen Jahren hat die NLS immer mehr Projek- chentlich stattfindet, lösungs- und zukunftsorientiertes Den- te und Programme nachhaltig entwickelt oder übernommen ken bei den Kursteilnehmenden gefördert. und eingeführt, die von vielen Fachkräften vor Ort umgesetzt werden. Die NLS arbeitet kontinuierlich an einer fortlaufen- Die NLS hat im Oktober in Kooperation mit dem Caritasver- den Projektkoordinierung. Im Berichtsjahr lag der Schwer- band Osnabrück sieben Fachkräfte aus Sucht- und Jugendhil- feeinrichtungen, die mit Problemen des riskanten Konsums 1 von Jugendlichen und Erwachsenen konfrontiert sind, zu https://nls-online.de/home16/index.php/praevention/suchtpraevention-in- niedersachsen SKOLL/SKOLL-SPEZIAL-Trainer*innen geschult. SKOLL-SPEZI- Jahresbericht 2018 15
Prävention, Frühintervention und Beratung AL ist eine Variante des SKOLL-Programms und richtet sich an 2018 wurden die „JugendFilmTage. Nikotin und Alkohol - Menschen, die sich gezielt mit einem risikoarmen Umgang Alltagsdrogen im Visier“ in Hannover, Herzberg, Hildesheim mit Alkohol auseinandersetzen möchten. SKOLL-SPEZIAL- und Wilhelmshaven durchgeführt. Insgesamt haben 37 Kurse sind im Rahmen des Präventionsgesetzes (§ 20 SGB V) Schulen mit 85 Klassen und ca. 2.300 Schüler*innen an den förderfähig. Veranstaltungen teilgenommen. • Digitale Medien: Chancen und Risiken. Lernarrangement für die Jahrgangsstufen 7-10 • 1000 Schätze - Gesundheit und Die Lernarragements sind umfang- Suchtprävention in der Grundschule reiche Suchtpräventionsmaterialien Das 1000 Schätze-Programm für die schulische Präventionsarbeit wurde im Rahmen einer Pilot- in der Sekundarstufe I. Sie beinhal- phase bis zum 31.12.2018 ten interaktive Methoden für den in Niedersachsen erprobt, Klassenverband, projektorientierte von der Niedersächsischen Aufgaben sowie zahlreiche Unterrichtswerkstätten. So ge- Landesstelle für Suchtfragen koordiniert und in Kooperation lingt eine zielführende Präventionsarbeit, die sich binnendif- mit Herrn Borchert, Fa. Monitor, evaluiert. In sieben nieder- ferenziert und substanzorientiert leicht umsetzen lässt. sächsischen Regionen wurde es von acht Präventionsfach- Das Lernarrangement „Digitale Medien“ wurde vom Sucht- kräften an 13 Schulen durchgeführt. Das Programm wurde präventionszentrum Hamburg und Institut für Qualitätsent- von Frau Dr. Kuttler, Cooptima, entwickelt und wird von der wicklung an Schulen Schleswig-Holstein entwickelt und 2018 Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) unterstützt. Im An- vollständig überarbeitet und aktualisiert. Im Rahmen einer schluss an die Pilotphase wird es ab dem 01.01.2019 in ei- Vereinbarung können die niedersächsischen Fachkräfte nach nem fast vierjährigen Rollout-Projekt weiter fortgeführt und einer Schulung mit den Materialien arbeiten und sie im Rah- ausgeweitet werden (vgl. Kap. 3). men eines Multiplikator*innenansatzes verbreiten. Im Fach- kräfte-Arbeitskreis (vgl. Kapitel 4.1.2) wurden die bereits mit der alten Auflage arbeitenden Fachkräfte in die neuen Aspekte des Lernarrangements eingeführt. 2019 wird eine umfangreichere Fortbildung für neue Fachkräfte angeboten, die dann auch die dann aktualisierte Fassung des Lernarrage- ments „Nikotin - Alkohol - Cannabis“ beinhaltet. Die Materialien werden nur nach einer Fortbildung abge geben. • Landesweite Koordinierung und Vernetzung des Alkoholpräventionsprojektes HaLT - Hart am LimiT in Niedersachsen • JugendFilmTage in Niedersachsen - Die NLS begleitet und unterstützt seit 2009 24 HaLT-Regionen, Verstetigung auf Landesebene die die Qualitätsvoraussetzungen für die Abrechnung mit Seit 2017 stellt der Gesetzlichen Krankenkasse erfüllen, sowie interessierte die NLS im Rah- Regionen bei der Umsetzung des Projektes. Im Berichtsjahr men des von hat ein Landesnetzwerktreffen mit 16 Teilnehmer*innen der BZgA initi- stattgefunden. Die NLS erstellt jährlich in der Regel auf der ierten Verste- Grundlage der in Dot.sys-dokumentierten Daten den HaLT- tigungsprozesses die „JugendFilmTage. Nikotin und Alko- Jahresbericht, wobei für das Berichtsjahr erneut mit einer hol - Alltagsdrogen im Visier“ zur Verfügung. Interessierte Behelfsdokumentation gearbeitet werden musste (vgl. Kap. Regionen im Land können selbständig die JugendFilmTage 4.1.1). durchführen und sich alle dafür benötigten Materialien bei Die NLS beteiligt sich aktiv an der bundesweiten Vernetzung der NLS ausleihen. Für den Zeitraum vom 01.01.2017 bis und sorgt für den Wissens- und Informationstransfer. Insbe- zum 31.12.2019 fördern die Sparkassen in Niedersachsen sondere im Berichtsjahr war diese Arbeit sehr intensiv, da aus Mitteln der Lotterie Sparen+Gewinnen den Einsatz und auf Bundesebene für 2019 eine Umstrukturierung der Pro- die Durchführung des Angebots mit einer Sockelförderung. jektförderung über das GKV - Bündnis für Gesundheit und 16 Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
Prävention, Frühintervention und Beratung der BZgA geplant wurde. Darüber hinaus fand in diesem wurden in einem Markt der Möglichkeiten acht Projekte und Rahmen eine Standortanalyse statt, an der die NLS und viele Programme für Kinder aus suchtbelasteten Familien vorge- HaLT-Standorte teilgenommen haben. Insgesamt hat die stellt und diskutiert. Landeskoordinatorin neben vielen fachlichen Arbeiten an drei HaLT-Bundesnetzwerktreffen und an einem HaLT-Begleit Weitere Aktivitäten neben der Koordinierung der Suchtprä- kreistreffen im Berichtsjahr teilgenommen. vention (vgl. Kap. 4.1.2) im Bereich der Suchtprävention der Informationen online unter www.halt-in-niedersachsen.de NLS: und www.halt.de • Gemeinsam mit der damaligen Landesdrogenbeauftrag- Darüber hinaus setzen die Fachkräfte für Suchtprävention ten, Frau Lörcher-Straßburg: Darstellung der suchtpräven- verschiedenste von der NLS koordinierte Projekte und Pro- tiven Arbeit in den Strukturen des Sozialministeriums und gramme um: der NLS auf dem Dialogforum Prävention, das die nieder- sächsischen Sozialversicherungsträger und das Nieder- • starKids - starke Kinder von Anfang an sächsische Sozialministerium im Zuge der Landesrahmen- • BASS - Bausteinprogramm Schulische Suchtprävention vereinbarung zur Umsetzung des Präventionsgesetztes • KlarSicht-MitmachParcours in der Kofferversion gebildet haben. • Tom & Lisa - Alkoholpräventionsworkshop • Die Studie des KfN „Prävention und Hilfe bei stoffgebun- • ALFRED - Der grüne Koffer (Cannabisprävention) denen und stoffungebundenen Suchterkrankungen in Nie- • Prev@WORK® dersachsen“ wurde im Berichtsjahr erneut mit der Teilnah- me am Konsentierungstreffen unterstützt.2 • Trampolin. Kinder aus suchtbelasteten Familien entdecken ihre Stärken Die Referentin für Suchtprävention ist darüber hinaus auf in- • MOVE - Motivierende Kurzintervention (Koordination: ternationaler, Bundes- und Landesebene vielfältig vernetzt. Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen) Sie arbeitet in folgenden regelmäßig tagenden Arbeitskrei- sen und Foren mit: • Forum Suchtprävention (jährliche Veranstaltung mit • T agung „Professionalisierung kommunaler Teilnehmer*innen aus Österreich, der Schweiz, Luxem- Alkoholprävention: Kinder aus suchtbe- burg, Lichtenstein und Deutschland) lasteten Familien - integrierte kommunale Präventionsstrategien als Chance?“ • BZgA-Länder-Kooperationskreis Suchtprävention Seit 2014 ist die NLS gemeinsam mit dem Landesjugendamt, • BZgA-AK „Dot.sys“ dem Landespräventionsrat, der Landesstelle Jugendschutz • BZgA-AK „Transfer der JugendFilmTage in die Bundesländer“ und der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie • Nordverbund suchtpräventiver Fachstellen für Sozialmedizin e.V. Mitveranstalterin der Tagungsreihe „Professionalisierung kommunaler Alkoholprävention“, die • HaLT-Bundesnetzwerk (HaLT Service Center, Villa Schöpflin sich im Berichtsjahr am 13. September mit den Möglichkei- - Zentrum für Suchtprävention, Lörrach) ten und Grenzen der integrierten kommunalen Präventions- • AK „Professionalisierung kommunaler Alkoholprävention“ strategien befasst hat, um Kinder aus suchtbelasteten Fami- in Niedersachsen (s.o.) lien systematisch und präventiv zu erreichen. Hierzu gab es zwei Vorträge von Frau Dr. Richter-Kornweitz, LVG & AfS e.V., Die NLS ist darüber hinaus Ansprechpartnerin in Niedersach- und Frau Prof. Dr. Bröning, Medical School Hamburg. Neben sen für NACOA Deutschland - Interessenvertretung für Kin- dem Hinweis auf vorhandene kommunale Netzwerk-Ansätze der aus Suchtfamilien e.V. 2 Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (Hrsg.). (2018). Präven- tion und Hilfe bei stoffgebundenen und stoffungebundenen Suchterkrankun- gen in Niedersachsen. Abschlussbericht für das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Autoren: Rehbein, F., Weber, J., Kühne, M., Boll, L., Forschungsbericht Nr. 138. Hannover: KfN. Jahresbericht 2018 17
Prävention, Frühintervention und Beratung 4.1.1 Die Arbeit der Fachstellen Insgesamt standen 14 verschiedene Multiplikator*innen- Kategorien zur Verfügung, die über alle Maßnahmen 1.910 2018 - Maßnahmenüberblick Mal angeklickt wurden, wobei Mehrfachnennungen In der Regel dokumentierten die Fachkräfte für Suchtpräven- möglich waren. Die größte Multiplikator*innengruppe tion sowie die Fachkräfte, die im Rahmen des HaLT-Projektes sind schulische pädagogische Mitarbeiter*innen. So arbeiten, ihre Maßnahmen mit dem von der BZgA und den wurden in 11,3% aller Maßnahmen Lehrkräfte bzw. Länderkoordinator*innen initiierten und bundesweit genutz- Schulsozialarbeiter*innen erreicht (375 Maßnahmen). 7% ten Online-Dokumentationssystem Dot.sys 3.0. Die Auswer- der Gesamtmaßnahmen sprachen Eltern und Familienmit- tung, die auf Fachstellen-, Landes- und Bundesebene mög- glieder (als Multiplikator*innen) an und 6,5% richteten sich lich war und durchgeführt wurde, war leicht zu handhaben. an Beschäftigte in der Kinder- und Jugendhilfe. Je ca. 5% Allerdings konnte auch im Jahr 2018 das Dot.sys- Dokumen- aller Maßnahmen arbeiteten mit Peers sowie mit Beschäf- tationssystem nicht genutzt werden, da das Programm über- tigten in der Kommune und öffentlichen Verwaltung. arbeitet und von einem neuen Anbieter neu programmiert werden musste. Als Endadressat*innen wurden in 44,8% aller Maßnahmen Kinder und Jugendliche erreicht. 20,6% der Maßnahmen Die Fachkräfte dokumentierten ihre Maßnahmen aus diesem wurden in den Kategorien „(Probier-)Konsument*innen“ Grund im Rahmen einer Behelfsdokumentation in vorberei- und 15,3% „konsumerfahrene Jugendliche/Erwachsene“ teten Excel-Tabellen, die die bekannten Dokumentationska- erfasst. 6,2% der Maßnahmen richteten sich an Eltern und tegorien enthielten. Die Auswertung dieser Daten gestaltet Familienangehörige. 17,2% der Maßnahmen erreichten sich sehr aufwendig und kann nicht in gewohnter Form statt- acht weitere Zielgruppen wie z. B. betrieblich Beschäftigte finden. Dennoch kann ein allgemeines Bild der Arbeit darge- und Auszubildende, aber auch sozial Benachteiligte, straf- stellt werden. Ab 2019 können wieder alle Maßnahmen mit fällige Jugendliche und Erwachsene, und Migrant*innen dem neuen Dot.sys- Programm - Dot.sys 4.0 - dokumentiert sowie die Gesamtbevölkerung (Mehrfachnennungen waren werden. möglich). Im Rahmen dieser Auswertung wurden die Dokumentationen von 40 Fachstellen/Einrichtungen berücksichtigt, die sich Schwerpunktmäßig wurden - bezogen auf alle Maßnahmen - folgendermaßen aufgliedern: Jugendliche (49,6%), Kinder (18,5%) und junge Erwachsene • 20 landesgeförderte Fachstellen für Suchtprävention, (17,1%) erreicht. 8,3% richteten sich an Erwachsene und nur ca. 1% an Senior*innen. Die Altersgruppen wurden nur • 4 kommunal und/oder drittmittelgeförderte Fachstellen für für Maßnahmen mit Endadressaten erfasst (Mehrfachnen- Suchtprävention, nungen waren möglich). • 13 Fachstellen für Sucht und Suchtprävention, die Präven tionsmaßnahmen im Rahmen des HaLT-Projektes erbrin- 58% der Maßnahmen wurden der universellen Prävention gen und keine Fachkraft für Suchtprävention haben und zugeordnet, 14% der selektiven Prävention und 19,8% der • 3 weitere kommunale Einrichtungen, die Präventions indizierten Prävention. 8,8% der Maßnahmen dienten der maßnahmen im Rahmen des HaLT-Projektes erbringen. strukturellen bzw. Verhältnisprävention. Im Jahr 2018 wurden 3.310 suchtpräventive Maßnahmen Die Maßnahmen verfolgten zumeist mehrere Ziele. Vier von dokumentiert und der NLS gemeldet und so insgesamt fünf Maßnahmen verfolgten das Ziel der Wissenszunahme, ca. 81.000 Personen erreicht. Knapp 12.000 davon waren 64,2% der Stärkung bzw. Veränderung von Einstellungen Multiplikator*innen. und 47% der (Lebens- )Kompetenzförderung. 31,3% der Es ist davon auszugehen, dass wie in der Vergangenheit Maßnahmen zielten auf die Stärkung der Risikokompetenz sich ca. zwei Drittel der Maßnahmen an verschiedene ab. Weitere Ziele wie die Verhaltensmodifikation, der Auf- Endadressat*innengruppen gerichtet haben und ca. ein Drit- bau von Strukturen und die Stärkung der Vernetzung spiel- tel an Multiplikator*innen. 51 Maßnahmen zählten zur Öf- ten mit je zwischen 19 und 15,6% ebenfalls eine wichtige fentlichkeitsarbeit. Rolle (Mehrfachnennungen waren möglich). 18 Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen
Prävention, Frühintervention und Beratung Die suchtpräventiven Maßnahmen erfolgten vor allem in den Die Arbeit verteilte sich auf folgende Schultypen: Settings/Arbeitsbereichen (bezogen auf alle durchgeführten Maßnahmen; Mehrfachnennungen waren möglich): Unterauswertung Setting Schule: • Schule 59,6% Schulart n= 1.972; Anzahl der Nennungen; Einfachnennungen • Jugendhilfe/Jugendarbeit 24,6% 600 • Freizeit 12,8% 532 495 500 470 • Familie 12,3% 400 • Suchthilfe 11,4% 300 • Betrieblicher Bereich 7,4% 214 • 10 weitere Settings inkl. der Kategorien „Gesamtbevölke- 200 127 rung“ und „Sonstiges“: 21,2% 100 80 54 Neben dem Lebenskompetenzansatz, der in 27,2% der 0 e 3 ng le er II) Maßnahmen ausschließlich verfolgt wurde, wurden in der e ul -1 le 10 ul gä u n) ) ch en od k hu gs sch 11 ch 9/ 2 (Se ge rs Sc ds 5- un eal än de 10 ufe un de e sg Bi r R ör ss Gr en t ng Mehrzahl der Maßnahmen (auch) Substanzen bzw. sog. Ver- /F en rs la ei de -1 ild du )K e le zw d/o la Ob ld hu fsb l kI Bi sc m t- un . K le Se ru ei er .R ia ss g( dr Be i.d nas haltenssüchte thematisiert. Bei den Substanzen ist Alkohol nd la up we it it So tm m hu Ha gs Gy rt r un u la ild ch immer noch die wichtigste Substanz (in 90% aller Maßnah- rB c (S (S le e sia ul ch na ts Abb. 9 m men mit Substanz- bzw. Verhaltensbezug). 48,2% dieser m Gy sa Ge Maßnahmen thematisierten Cannabis, 34% Tabak. Je etwa 35% der Maßnahmen behandelten den problematischen Addiert man die ersten drei Kategorien, wird deutlich, dass Umgang mit dem Internet bzw. dem Computer sowie den mehr als drei Viertel der Maßnahmen in der Sekundarstufe I problematischen Umgang mit anderen Medien wie z. B. dem (Jahrgang 5-10) stattgefunden haben, und zwar in allen nie- Handy. 12,9% thematisierten auch das pathologische Glücks- dersächsischen Schulformen (Haupt-, Real- und Oberschu- spiel und Wetten (Mehrfachnennungen waren möglich; An- len, Gesamtschulen und Gymnasien). Dies zeigt, dass die gaben in Bezug auf die Maßnahmen mit Substanz- bzw. Ver- Fachkräfte einen guten Zugang zu allen Schulformen haben haltensbezug). und auch, dass für die Vielfalt der Schulformen geeignete Die Hälfte der Maßnahmen waren interaktive Trainings, Projekte und Programme vorhanden sind. Schulungen und Fortbildungen. 22% war eine Präventions- 10,9% waren Maßnahmen in Berufsschulen, 6,4% in Grund- beratung, die ganz überwiegend persönlich stattgefunden schulen und nur 2,7% in Sonder- und Förderschulen. Dies legt hat. 10,2% aller Maßnahmen dienten der Kooperation und den Schluss nahe, dass im Bereich der Sonder- und Förder- Koordination und spielten sich in der Regel im Bereich der schulen - auch bei und trotz zunehmender Inklusion - weiter- Verhältnisprävention ab. Vorträge und Projekttage o.ä. wur- hin Entwicklungsbedarf besteht, obgleich auch zu beachten den zu je gut 5% durchgeführt. ist, dass der Anteil der Schüler*innen an Förderschulen auch nur 2,3% beträgt.3 Schulische suchtpräventive Arbeit Mit 1.972 Maßnahmen fanden 59,6% aller von den Fachkräf- HaLT in Niedersachsen ten durchgeführten Maßnahmen in Schulen statt. Wie auch in den vergangenen Jahren war die Schule damit mit Abstand Ein wichtiges Projekt im Rahmen der außerschulischen Arbeit das häufigste Setting der suchtpräventiven Maßnahmen. ist das HaLT-Programm. HaLT (Hart am LimiT) ist ein breit an- Dies ist sehr positiv, da hier die Hauptzielgruppen der Sucht- gelegtes Präventions- und Frühinterventionsprogramm, das prävention - Kinder und Jugendliche - unabhängig von Ge- sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren schlecht, Nationalität und sozialem Status zu erreichen sind. mit riskantem Alkoholkonsum richtet. Im Jahr 2018 erfüllten 24 HaLT-Regionen die HaLT-Quali- 3 Niedersächsisches Kultusministerium (2018): Zahlen, Daten, Fakten zum Schul- tätsanforderungen, so dass sie Leistungen nach den mit den jahr 2018/19. Pressegespräch Schuljahresbeginn 2018/19. Verfügbar unter Krankenkassen abgeschlossenen Rahmenvereinbarungen https://www.mk.niedersachsen.de/startseite/, Dateiname: 079_Anlage_2_Zah- len_Daten_Fakten_2018.pdf [12.06.2018]. abrechnen konnten. Jahresbericht 2018 19
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