Volmarsteiner Gruß Leben gewinnt

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Volmarsteiner Gruß Leben gewinnt
02 | 2012

                      Magazin für Freunde und Förderer
                                                                                       nt ...
                                                                            eben gewin
                                                                  und das bLen gewinnt ...
                                                                         e
                                                             u n d da s L

                      Volmarsteiner Gruß
www.volmarstein.org
Volmarsteiner Gruß Leben gewinnt
2                02 | 2012                                      Inhalt

    Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die
    Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!
    (Jes. 60,1)

    Angedacht                                              3      Oberlinschule
                                                                         • Schulleitungswechsel                                 30
    Rehabilitation                                                       • Projekt „Schöpfungsgeschichte“ im Theater Hagen      31
      • Reden hilft                                        4             • Kinderkulturpreis für „Karneval der Tiere“           32
      • Kampagne gegen Fachkräftemangel                    5
                                                                  Forschung
    Wohnbereich                                                          • Betrachtungsweisen: Wanderausstellung über
      • Hanni und Nanni sind die Stars im Haus Magdalena   6               Kleinwuchs im FTB                                    33
      • „Hurra, wir tanzen wieder!“                        8             • Viel beachteter Kongress in Berlin                   34
      • Spatenstich für neues Haus für Menschen
        mit Behinderung                                    10     Vorstand
      • Kinderheim in Hagen wurde umbenannt                11            • Wechsel im Vorsitz des Stiftungsrats                 36
      • Ivenack: Trainingswohngruppe am alten Pfarrhaus    12
      • Kino und Kultur „Mittendrin“                       13     Besondere Ereignisse
                                                                         • Präses Annette Kurschus besuchte die
                                                                           Stiftung Volmarstein                                 37
    Medizin                                                              • Immer zuverlässig und gewissenhaft                   38
      • Moderne Herzkatheter-Untersuchungen                14            • Kronenkreuz als Dank für geleistete Arbeit           39
      • Chirurgie ausgezeichnet                            16            • Volmarsteiner Kirchengemeinden gehen zusammen        40
      • Informationsveranstaltungen in                                   • Erster Elektrorollstuhlfahrer an der Johannishütte   41
        Volmarstein und Haspe                              17
      • Neuer Chefarzt für die Rheumaklinik                18     Erinnerung
      • Dr. Gert Suppelna wurde verabschiedet              19            • Zum Gedenken an Rosemarie Berster                    42
      • Babybauch in Gips                                  20
      • Last-Minute-Geburtsvorbereitung                    21     Engagement
                                                                         • Förderpreise von der Dörken-Stiftung                 44
    Interview                                                            • Fußball für den guten Zweck                          45
      • Dirk Pfeiffer: Ich möchte Mut machen               22
                                                                  Abschied
    UN-Behindertenrechtskonvention                                       • Carola Wolny-Hubrich verabschiedet sich
      • Erwachsenenbildung                                 25              nach 25 Jahren                                       46
      • Aktionstag: „Wir lassen uns nicht behindern“       26
      • Magische Momente, Mathe und Mordgeschichten        28     Ansprechpartner                                               47
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Angedacht                                 02 | 2012   3

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freunde und Förderer,
 wenn in dieser eher dunklen Jahreszeit mit den kürzer werdenden Tagen
 die Wolken aufbrechen und dann vielleicht erst zaghaft, dann aber umso
 intensiver die Sonnenstrahlen sich Raum verschaffen und der blaue Himmel
 sichtbar wird, dann tut dies einfach nur gut. Der Mensch blüht auf, die Lau-
 ne bessert sich und die Lebensgeister nehmen zu. Vielleicht kommt auch
 Dankbarkeit und etwas Freude auf. Etwa darüber, dass es mir eigentlich gut
 geht und ich eigentlich zufrieden sein könnte… Die Einschränkungen, die
 vielen Wenn und Aber, die Einwände, die mir so schnell in den Sinn kom-         Jürgen Dittrich und
 men, treten in den Hintergrund. Das positive Lebensgefühl überwiegt. Ich        Markus Bachmann
 fühle mich befreit und das eher Belastende tritt in den Hintergrund.
 Als ein Mitarbeiter auf mich zukam mit dem Anliegen, mit Menschen mit
 Behinderungen eine Bergtour in Osttirol durchzuführen, war ich zunächst
 skeptisch und hatte Einwände. Wenigstens im Kopf. Wie soll ein Rollstuhl-
 fahrer das bewältigen? Steile Wege, zu enge Stiegen, keine Gondel. Tief
 beeindruckt bin ich von Jörg Bloh und Hanna Long, die aus eigener Kraft mit
 ihrem Elektro-Rollstuhl die 2000 er Höhenlinie erreichten. Zum ersten Mal.
 Mit einem Gefühl von Stolz und Dankbarkeit. (Seite 41).
 „Ich liebe mein Leben“. Das sagt einer, der körperbehindert ist und ver-
 schiedene Stationen im Bereich des Angebots der Evangelischen Stiftung
 Volmarstein durchlaufen hat. „ Meine Behinderung ist eine Athetotik, eine
 Art Spastik. Die Befehle des Gehirns werden nicht korrekt umgesetzt, so
 dass die ersten Versuche, etwas zu greifen, fehlschlagen. Im Fachjargon
 spricht man vom schnellen Tonuswechsel der Muskulatur. Ich bin anerkannt
 und habe einen guten Job. Wo also bin ich behindert? Ich sehe meine Behin-
 derung nicht als Belastung, sondern als mir von Gott gegebene Aufgabe“.
 Lesen Sie dieses interessante Interview mit Dirk Pfeiffer, der anderen Mut
 machen will (Seite 22).
 Dankbar sind wir auch für unsere Oberlinschule. Dankbar für begabte Schü-
 lerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer, die sich mit viel Geduld
 und Können engagiert einsetzen. Die Zusammenarbeit mit dem Theater Ha-
 gen ist hervorragend. Über ein Jahr lang haben sich 30 Kinder mit hohem
 Unterstützungsbedarf mit dem Text und den Inhalten der Schöpfungsge-
 schichte auseinandergesetzt. Beim diesjährigen SEE YOU Jugend-Kultur-
 Preis-Festival des Landes Nordrhein-Westfalen belegte die Oberlinschule der
 Evangelischen Stiftung Volmarstein mit ihrem Projekt „Karneval der Tiere“
 den ersten Platz in der Sparte “Kinderkulturpreis“.
 Und nicht zuletzt danken wir an dieser Stelle Frau Carola Wolny-Hubrich,
 unserer„Chefredakteurin“, die als erfahrene Journalistin die Redaktion ver-
 antwortet. Mit 72 Ausgaben, die sich allesamt sehen lassen können, geht sie
 nach 25 Jahren Tätigkeit in den Vorruhestand. Mit viel Fingerspitzengefühl,
 einem großen Einfühlungsvermögen und viel emotionaler Zugewandtheit
 hat sie Berichte geschrieben, Interviews geführt und damit die lebendige
 Arbeit, wie sie in unserer Evangelischen Stiftung Volmarstein geleistet wird,
 kompetent und authentisch in die Öffentlichkeit getragen. Herzlichen Dank!
  „Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit
 des Herrn geht auf über dir!“ ( Jesaja 60, 1 ).

 Mit herzlichen Grüßen

                                Jürgen Dittrich      Markus Bachmann
Volmarsteiner Gruß Leben gewinnt
4                   02 | 2012                                  Rehabilitation

    Mit Reden schwere Erlebnisse verarbeiten
    BBW-Auszubildende erarbeiten Kampagne für die Polizeiseelsorge NRW

    „Reden hilft!“

    Mit diesem Slogan startete die Polizei-     stein“, freute sich Werner Schiewek,             solcher seelischen Belastungen an. Dem
    seelsorge NRW im Frühjahr zu ihrem          Landespfarrer für die Polizeiseelsorge der       wollen wir mit unserer Konzeption Rech-
    50-jährigen Jubiläum eine Kampagne.         EKvW, als die jungen angehenden Me-              nung tragen.“
    Auf Plakaten, Postkarten und Flyern         diengestalter ihre Entwürfe für das Jubi-
    wirbt sie darum, dass Polizisten nach       läumsplakat und die neue Kampagne der            Zum Festakt „50 Jahre Polizeiseelsorge“
    schlimmen Ereignissen, die sie sehr         Polizeiseelsorge vorstellten.                    waren die jungen BBW-Teilnehmer nach
    belasten, darüber sprechen und sich                                                          Düsseldorf eingeladen. Stellvertretend
    nicht zurückziehen. Erarbeitet wur-         Auf Vermittlung von Thomas Hammer-               für die Gruppe nahmen Kristina-Susann
    de die Kampagne von einer Gruppe            meister-Kruse, Polizeipfarrer in Hagen,          Baudach und Katharina Kowalzick an der
    junger Menschen, die im Berufsbil-          hatten sich zehn Teilnehmerinnen und             Feier teil.
    dungswerk (BBW) ihre berufliche             Teilnehmer der Werbeagentur im BBW
    Erstausbildung im Bereich Druck- und        Volmarstein mit ihrem Ausbilder Jürgen           Dabei ließ es sich NRW-Innenminister Ralf
    Medientechnik absolvieren.                  Betz etwa ein halbes Jahr lang darüber Ge-       Jäger nicht nehmen, den beiden ange-
                                                danken gemacht, wie sich „Polizeiseelsor-        henden Mediengestaltern aus dem Be-
    Zur Präsentation waren Vertreter des Lan-   ge“ am besten darstellen lässt.                  rufsbildungswerk (BBW), persönlich für
    despfarramtes für den Kirchlichen Dienst    „Mit Seelsorge für die Polizei ist die Betreu-   ihre Arbeit zu gratulieren.
    in der Polizei der Evangelischen Kirche     ung des Einzelnen wie auch die Betreuung
    von Westfalen (EKvW), nach Volmarstein      der Personen um Beamte, ihre Ehegat-             Nicht nur der Innenminister äußerte sich
    gekommen.                                   ten und Kinder herum gemeint, die ein            beeindruckt von der Leistung der Volmar-
                                                schweres belastendes Ereignis verkraften         steiner Azubis. Auch Präses Dr. h.c. Niko-
    „Wir sind stolz, so auftreten zu können.    müssen“, erläutert Jürgen Betz. „Und der         laus Schneider, beglückwünschte sie nach
    Dies ist möglich dank der Unterstützung     Seelsorger oder die Seelsorgerin bietet sich     dem Gottesdienst für die gelungene Ar-
    aus dem Berufsbildungswerk Volmar-          als Gesprächspartner für die Bewältigung         beit. CWH
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Rehabilitation                                   02 | 2012                 5

Christel Humme und René Röspel besuchten BBW
Bundespolitiker beteiligen sich an Kampagne gegen Fachkräftemangel

In die Arbeitswelt von körperbehinderten jungen Menschen begaben sich die beiden Bundestagsabgeordneten Christel
Humme (nördlicher Ennepe-Ruhr-Kreis) und René Röspel (Hagen und Ennepe-Ruhr-Kreis). Auf Einladung des Berufsbil-
dungswerks (BBW) besuchten sie das BBW Volmarstein. Einen Vormittag lang unterhielten sie sich mit Jürgen Dittrich
(Vorstandssprecher), Lothar Bücken (Leiter des Geschäftsbereichs Rehabilitation) und weiteren Vertretern sowie mit den
Teilnehmervertretern über die Arbeit des BBW und ließen sich von den Auszubildenden ihre Arbeitsbereiche zeigen.

Die Einladung der Abgeordneten erfolgte    gen ihre Chancen nutzen können“, so           Dies wurde auch in der angeregten Diskus-
im Rahmen einer Kampagne, die bundes-      Dittrich. Das BBW verwirklicht individuelle   sion mit den Teilnehmervertretern deut-
weit gestartet worden ist. Die Bundesar-   Bildung, schafft inklusive Berufsabschlüs-    lich. Sie erzählten aus eigenem Erleben,
beitsgemeinschaft der Berufsbildungs-      se, vermittelt qualifizierte Fachkräfte und   wie sie immer wieder gegen Vorurteile und
werke (BAG BBW) möchte Abgeordnete         entlastet dauerhaft Sozialsysteme. Den-       Schubladendenken ankämpfen müssen.
des Deutschen Bundestages davon über-      noch hat das BBW Volmarstein mit eini-
zeugen, welchen Beitrag die Berufsbil-     gen Problemen zu kämpfen. „Die Berufs-        Humme und Röspel hörten aufmerksam
dungswerke zur Sicherung des Fachkräf-     chancen behinderter junger Menschen           zu, und machten sich viele Notizen. Sie
tenachwuchses und damit zum Aufbau         sind sehr stark vom Behinderungsbild          versicherten, dass sie sich in ihrer politi-
einer inklusiven Gesellschaft leisten.     abhängig“, so Bücken. Je mehr Unter-          schen Arbeit nach wie vor verstärkt für
                                           stützung sie brauchen, umso schwieriger       die Belange behinderter Menschen ein-
„Wir sehen unsere Aufgaben dort, wo        ist es, einen Praktikums- und später einen    setzen werden. CWH
Menschen mit besonderen Behinderun-        Arbeitsplatz zu bekommen.
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6                     01 | 2012                                     Wohnbereich

    Hanni und Nanni sind die Stars im Haus Magdalena
    Kaninchen zaubern alten Menschen Strahlen ins Gesicht

    In Nanni, dem schwarz-weißen Kanin-              Vor zwei Jahren kamen die Tiere eher zufäl-   hilfe inzwischen bewährt, so dass viele
    chen, hat Gerda Benthe eine Freundin             lig ins Haus. Eine Mitarbeiterin des Hauses   Altenhilfeeinrichtungen Kaninchen und
    gefunden. Nanni sitzt stundenlang auf            musste wegen eines Umzugs ihre beiden         Hunde im Heim einsetzen.
    ihrem Schoß und lässt sich von ihr strei-        Lieblinge Hari und Bo abgeben. „Wir ha-
    cheln. Die Seniorin lächelt dabei. Die           ben sie spontan aufgenommen und sind im       Keßel: „Vor allem Bewohner, die sonst
    Körperwärme und Berührung des Tieres             Nachhinein glücklich darüber“, erzählt Iris   kaum oder gar nicht sprechen, unterhal-
    gefallen ihr. Seine Anwesenheit tut ihr          Keßel. Ein Mitarbeiter der Stiftung Volmar-   ten sich jetzt miteinander über die Tiere.
    sichtlich gut. Ebenso macht Hanni, das           stein spendete den Stall. Die Projektgrup-    Unruhige Bewohner kommen zur Ruhe,
    braune Karnickel, die Bewohnerinnen              pe Werken der Oberlinschule reparierte        und viele, die sonst nur auf ihrem Zimmer
    und Bewohner des Altenheims Magda-               die Behausung und brachte sie wieder auf      sitzen, gehen sogar in den Garten und set-
    lena froh und zaubert ihnen ein Strah-           Vordermann. Das Hasen-Domizil steht jetzt     zen sich an die frische Luft“.
    len in die Augen. „Hanni und Nanni               im Garten des Altenheims. Im Winter wird
    sind der Renner und bei uns die Stars“,          es an eine geschützte Stelle auf einen der    Auch im Pflegeheim Hans-Vietor-Haus,
    freut sich Heimleiterin Iris Keßel.              Balkone verlegt, so dass die Tiere immer in   in dem schwerstbehinderte Männer und
                                                     der Nähe der Bewohner sind. Im Sommer         Frauen leben, gehören Kaninchen zum
    Insgesamt drei Kaninchen gehören zur Ge-         hoppeln die Kaninchen auf der Wiese im        Alltag. Auch hier genießen die Bewohner
    meinschaft im Haus Magdalena. Das dritte         Außengehege herum.                            den Kontakt zu den kleinen Lebewesen
    Stalltier im Bunde ist Bo. Bo ist der Angstha-                                                 und vor allem die Berührung des weichen
    se in der Kaninchen-Runde. Nur sein Hasen-       „Viele Menschen hatten früher zu Hause        Fells der Tiere.
    papa Christian Verstegen, Mitarbeiter im         Tiere, und man kann sehen, wie die Be-
    Haus Magdalena, darf ihn hoch nehmen.            wohner es genießen, auch hier Tiere zu        „Selbstverständlich werden alle Tiere re-
    Seitdem Bos Kaninchenfreund Hari vor ei-         haben“, so die Hausleiterin. Die erfahrene    gelmäßig tierärztlich untersucht. Auch die
    niger Zeit gestorben ist, will das hellbraune    Krankenschwester weiß, dass Haustiere         Pflege der Tiere ist kein Problem. Darum
    Langohr nicht mehr herum gereicht wer-           gerade für Menschen mit dementiellen          kümmern sich liebevoll die Mitarbeiter
    den. Aber da sind ja noch Hanni und Nanni,       Erkrankungen therapeutisch sehr hilfreich     nach ihrem Dienst, und das gerne“, wie
    die beiden anderen Kaninchen.                    sind. Dies hat sich allgemein in der Alten-   Christian Verstegen versichert. CWH
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Wohnbereich   01 | 2012   7
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8                  02 | 2012                                Wohnbereich

    „Hurra, wir tanzen wieder!“
    „Ja, da kommt Freude auf!“ Menschen mit und ohne Demenz singen und tanzen
    miteinander

    Hochstimmung herrscht jedes Mal im        bei dem berühmten Schlager „Polonä-          Stimmung war hervorragend“, freut sich
    Hans-Grünewald-Haus in Gevelsberg,        se Blankenese“ von Gottlieb Wendehals        Ergotherapeutin Inga Becker vom sozial
    wenn sich Menschen mit und ohne           hielt es die betagten Männer und Frauen      begleitenden Dienst. Auch Daniela Alze,
    Demenz beim Tanznachmittag dort           nicht mehr auf den Stühlen. Fröhlich reih-   Seniorenbeauftragte der Stadt Gevels-
    treffen. Im Frühjahr hatte die Arbeits-   ten sie sich in die Polonaise ein, sangen    berg, zeigte sich zufrieden.
    gemeinschaft der freien Wohlfahrts-       und klatschten mit im Takt der Musik.        „Ich freue mich, dass wir endlich mal ein
    verbände Gevelsberg zum ersten Mal                                                     übergreifendes Freizeitangebot machen
    dazu eingeladen.                          Ursula und Bernd Lettermann sorgten für      können. Und dass wir das Tanzlehrerehe-
                                              die Musik und schafften es gekonnt, die      paar Lettermann gewinnen konnten, das
    „Hurra, wir tanzen wieder!“ hieß das      meisten zum Mitmachen zu motivieren. Die     sehr lange Erfahrung im Umgang mit an
    Motto. Die Resonanz war überwältigend.    Tanzlehrer hatten einen Plattenspieler und   Demenz erkrankten Menschen gesam-
    Viele waren der Einladung gefolgt und     alte Schallplatten mitgebracht und legten    melt hat. Unser Angebot wurde sehr gut
    verlebten einen bunten, fröhlichen und    bekannte Schlager und Volkslieder auf.       angenommen. Drei weitere Tanznachmit-
    aktiven Nachmittag, tanzten, sangen und                                                tage folgten, und sie waren jedes Mal aufs
    lachten miteinander.                      „Es war ein gelungener Nachmittag.           Neue ein Erfolg.
    „Ja, da kommt Freude auf“. Spätestens     Alle waren so fröhlich und aktiv, und die    CWH
Volmarsteiner Gruß Leben gewinnt
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Volmarsteiner Gruß Leben gewinnt
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     „Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf“
 Stiftung Volmarstein baut in Grundschöttel ein Wohnhaus für Menschen mit Behinderung

 (v.li.) Pfr. Jürgen Dittrich, Vorstandssprecher der ESV, Architekt Stefan Brand und Markus Bachmann, Kaufmännischer Vorstand der
 ESV, feierten den ersten Spatenstich für das neue Haus in Grundschöttel mit Mitarbeitern und Gästen.

 „Wohnen ist mehr als ein Dach über         Kaufmännischer Vorstand der Evangeli-         Gruppe hat einen Balkon, und im Bereich
 dem Kopf“, so Pfarrer Jürgen Dittrich,     schen Stiftung Volmarstein.                   der Nebenräume wird eine große Terrasse
 Vorstandssprecher der Evangelischen        Der Neubau wird kein zusätzliches stati-      entstehen.
 Stiftung Volmarstein. Am 19. Septem-       onäres Wohnangebot der ESV sein. Viel-        Jürgen Dittrich: „Wir haben uns ganz
 ber freuten sich die Verantwortlichen      mehr dient es als Ersatzbau für alte Häuser   bewusst für einen Standort außerhalb
 der Stiftung, den ersten Spatenstich       im Zentralbereich der Stiftung, die nicht     des Zentralgeländes entschieden. Unsere
 für ein neues Wohnhaus für 24 Men-         mehr den heutigen Anforderungen ent-          Bewohner wollen mittendrin leben. Sie
 schen mit Behinderung auszuführen.         sprechen. Das neue Haus bietet 24 Einzel-     können teilhaben am Dorfleben in Grund-
 Direkt an der Grundschötteler Straße,      zimmer mit hoher Wohnqualität. Insge-         schöttel, haben Möglichkeiten einzukau-
 zwischen den beiden Gebäuden des           samt entstehen drei Gruppen, auf denen        fen und gute Busanbindungen. Soziale In-
 Forschungsinstituts Technologie und        jeweils acht Menschen mit Behinderung         klusion, Teilhabe am Gemeinschaftsleben
 Behinderung, wird das neue Wohn-           leben. Neben den Einzelzimmern mit Sani-      und Integration in das Gemeinwesen sind
 haus entstehen.                            tärbereich hat jede Gruppe einen gemein-      so nicht nur leere Worte, sondern werden
                                            samen großen Wohn- und Essbereich.            hier konkret gelebt.“ Durch den Standort
 „Das neue Haus stellt eine Optimierung     Zusätzlich sind verschiedene Nebenräume       in Grundschöttel bleiben die Arbeitsplätze
 unseres Wohnangebotes im Behinderten-      geplant, die für Freizeitangebote oder        in der Werkstatt für behinderte Menschen
 bereich dar“, ergänzt Markus Bachmann,     für Feiern genutzt werden können. Jede        im Zentralbereich der Stiftung erhalten. aN
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Kinderheim in Hagen heißt jetzt Matthias-Becker-Haus
Umbennenung nach ehemaligem Bewohner

Das Kinderheim in der Schulstraße in       der seinen Mitbewohnern und den Mit-       ein. Am 18. August 2010 verstarb er. Im
Hagen hat jetzt einen offiziellen Na-      arbeitenden unvergessen bleibt. Matthias   Beisein seines Vaters Dieter Becker und
men: Matthias-Becker-Haus.                 Becker wohnte von 2001 bis 2006 im         Familienangehörigen sowie Hausbewoh-
Benannt wurde es nach seinem ehema-        Kinder- und Jugendwohnheim Oscar-          nern und Mitarbeitenden enthüllte ESV-
ligen Bewohner, Matthias Becker. Damit     Funcke-Haus. Als das Hagener Haus in       Vorstandssprecher Pfarrer Jürgen Dittrich
schafft die Stiftung Volmarstein ein Ge-   der Schulstraße fertig war, zog er im      in einer kleinen Feierstunde das neue
denken an einen besonderen Menschen,       Sommer dort hin und lebte sich schnell     Hausschild. CWH
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     Trainingswohngruppe im alten Pfarrhaus
     Behinderte Menschen bereiten sich auf das Leben in einer eigenen Wohnung vor

 Ende März eröffneten die beiden           form für Menschen mit körperlichen,         wohnens ist Jos Bakker, der auch das am-
 Vorstände der Evangelischen Stiftung      geistigen und mehrfachen Behinderun-        bulante Wohnen betreut. „Ziel unserer
 Vol­mar­stein, Jürgen Dittrich und Mar-   gen. Hier können sie herausfinden, ob sie   Arbeit ist, die Menschen zur Selbsthilfe zu
 kus Bachmann, die neuen Räume für         eigenständig leben können und möchten.      befähigen. Sie sollen unabhängig von un-
 das Trainingswohnen im ehemaligen         Sie lernen und üben Wäschewaschen,          serer Unterstützung leben können oder,
 Pfarrhaus in Ivenack. Fünf Plätze wer-    Ordnunghalten und Essenzubereiten.          so weit wie möglich, ein selbstständiges
 den angeboten.                            Sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter     und eigenverantwortliches Leben führen
 Trainingswohnen ist eine neue Wohn-       betreuen sie dabei. Leiter des Trainings-   können“, so Jos Bakker.
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Kino und Kultur „Mittendrin“
Ein musikalisches Ständchen im Café     Im neu renovierten und an das Café Mit-      Chöre in Volmarstein für Stimmung und
am Dorfplatz sowie eine Filmvor-        tendrin angrenzenden Speisesaal kamen        für einen kurzweiligen Nachmittag. Höhe-
stellung im Café Mittendrin bildeten    die Besucherinnen und Besucher am Mit-       punkt war am Abend der Auftritt des bun-
am 22. September den Auftakt eines      tag in den Genuss eines besonderen Ki-       desweit bekannten und energiegeladenen
langen Veranstaltungstages und den      noerlebnisses. „Wie im Himmel“ hieß der      Chores „HeartChoir“. Menschen mit und
Auftakt einer Reihe von kulturellen     gezeigte Film, und wie im Himmel war         ohne Behinderung ließen sich anstecken
Ereignissen. Dank der Kooperation       auch die Ton- und Bildqualität. HD und       und feierten begeistert mit. Eine gelun-
von Lichtburg Wetter und der Evan-      Dolby Digital 5.1.- die nagelneue Tonanla-   gene Auftaktveranstaltung unter dem
gelischen Stiftung Volmarstein soll     ge ließ keine Wünsche offen. Nachmittags     Gesichtspunkt der Teilhabe, die Lust auf
das Volmarsteiner Café Mittendrin ab    gaben sich die Chöre TonArt, Joy And Ven-    weitere kulturelle Ereignisse in der Evange-
sofort der zentrale Veranstaltungsort   ture und Querbeet in der Martinskirche       lischen Stiftung Volmarstein macht.
für Kinovorführungen und Kulturver-     die Klinke in die Hand. Im Rahmen des        (june)
anstaltungen werden.                    bundesweiten „Gospeldays“ sorgten die
14               02 | 2012                                     Medizin

 In rund 20 Jahren hat Dr. Bernd Hufnagel mehr als 12.000 Herzkatheter-Untersuchungen durchgeführt.

 Moderne Herzkatheter-Untersuchungen
 im Ev. Krankenhaus Bethanien
 Die Koronare Herzkrankheit (KHK) mit        Ausführliche Diagnostik                       Herzkammern bestimmen sowie die Funk-
 ihren Folgen ist die Haupt-Todesursache     Im Rahmen der Diagnose erfolgt zunächst       tion der Klappen beurteilen.
 in Deutschland. Auslöser ist meist eine     eine detaillierte Anamnese. Ein EKG liefert
 Verkalkung der Herzkranzgefäße (Ar-         u.a. wichtige Informationen zur Analyse von   Goldstandard
 teriosklerose), durch die der Herzmus-      Herzrhythmusstörungen.                        Nach wie vor ist jedoch die Herzkatheter-
 kel nicht mehr ausreichend durchblu-                                                      Untersuchung Goldstandard, um Veren-
 tet wird. In fortgeschrittenem Stadium      Mit einem Belastungs-EKG bzw. einer Spi-      gungen der Herzkranzgefäße endgültig und
 kommt es zu typischen Symptomen wie         roergometrie werden Herzfrequenz und          sicher diagnostizieren zu können. Dazu wird
 Angina Pectoris (Brustenge), aber auch      Blutdruck gemessen und kontinuierlich         von der Leiste aus ein dünner Kunststoff-
 Herzrhythmusstörungen, Luftnot oder         aufgezeichnet. Dabei wird die Belastung       schlauch (Katheter) unter Röntgenkontrol-
 Herzinsuffizienz. „Dann sollte schnellst-   alle zwei Minuten gesteigert. Beschwerden     le bis zu den Herzkranzgefäßen oder den
 möglich eine ärztliche Abklärung er-        wie Brustenge oder Kurzatmigkeit und be-      Herzkammern vorgeschoben. Üblicherwei-
 folgen, denn im schlimmsten Fall führt      stimmte Veränderungen im EKG lassen auf       se erfolgt der Zugang über die Leiste. Bei
 eine KHK zum Herzinfarkt oder zum           eine KHK schließen. Zusätzlich wird eine      einem modernen Verfahren kann er aber
 plötzlichen Herztod“, warnt Dr. Bernd       Echokardiographie durchgeführt.               auch über die radiale Arterie am Handge-
 Hufnagel, Chefarzt der Inneren Medi-        Mit der Ultraschalluntersuchung des Her-      lenk geschaffen werden (Radialis-Methode).
 zin im Ev. Krankenhaus Bethanien.           zens lassen sich Größe und Funktion der       Diese Methode ist technisch anspruchsvoller
Medizin                                      02 | 2012                15

als der Leistenzugang. Der deutlich bessere   fäß durch eine Ballondilatation aufgeweitet     plikationen kommt. Von der Unter­such­
Patientenkomfort (schonender, geringe-        werden. Bei diesem auch PTCA (perkutane         ung spürt der Patient nichts. Le­dig­lich
re Komplikationsrate, sofortige Mobilität)    transluminale coronare Angioplastie) ge-        kann es zu einem kurzen Wärmegefühl im
lohnt jedoch den höheren Aufwand.             nannten Verfahren wird ein Spezialkatheter      ganzen Körper kommen, wenn das Kon­
Sobald der Katheter sein Ziel erreicht        eingeführt, an dessen Spitze sich ein zu-       trast­mit­tel in die Herzkammern gelangt.
hat, wird er an ein externes Druckmess-       sammengefalteter Ballon befindet. Er wird       Schmerzen ent­ste­hen jedoch nicht. Er­
gerät angeschlossen, um den Druck in          an der Engstelle aufgebläht, wodurch sich       folgt der Zugang über die Leis­te, wird
der jeweiligen Herzkammer zu kontrol-         diese weitet. In den meisten Fällen wird        nach Abschluss ein Druck­ver­band ange-
lieren. Dadurch lässt sich beurteilen, ob     eine Gefäßstütze aus Edelstahl - ein sog.       legt, mit dem der Patient mehrere Stun-
die Pumpleistung der Kammern normal           Stent - implantiert. Er verhindert, dass sich   den liegen muss, um Nachblutungen zu
oder krankhaft verändert ist. Dann wird       die ausgedehnte Engstelle nach Entfernen        vermeiden. Bei der Radialis-Methode wird
ein Röntgenkontrastmittel in den Kathe-       des Ballons wieder verschließt. Manche          die Zugangsstelle am Handgelenk mit ei-
ter gespritzt. So werden Kammern sowie        Stents geben fortlaufend Medikamente in         ner Manschette abgedrückt, die nach ma-
Herzkranzgefäße bis zu den kleinsten          das Gefäß ab, um ein Blutgerinnsel zu ver-      ximal fünf Stunden wieder abgelegt wird.
Verzweigungen hin sichtbar gemacht und        hindern. „Die PTCA mit Stent sorgt in rund      Der Patient kann sofort aufstehen.
können eingehend überprüft werden.            98 % der Fälle dafür, dass das Gefäß wie-
                                              der durchgängig wird“, weiß der Kardiolo-       „Die KHK ist eine chronische Erkrankung,
Aufweitung von Gefäßen                        ge.„Allerdings kann es im Verlauf zu einem      die nicht geheilt werden kann“ erklärt der
„Der Herzkatheter dient nicht nur zur Di-     erneuten Verschluss kommen, so dass die         Chefarzt. „Mit entsprechenden therapeu-
agnose, sondern wird auch zur Therapie        Behandlung wiederholt werden muss.“             tischen Maßnahmen sowie der Behand-
eingesetzt“, erklärt Dr. Hufnagel. Zeigen                                                     lung bzw. Vermeidung der Risikofaktoren
sich bei der Untersuchung Verengungen         Sicher und schmerzfrei                          kann sie jedoch häufig so eingedämmt
(sog. Stenosen) oder Verschlüsse der Herz-    Der Herzkatheter gilt als sicheres Ver-         werden, dass der Patient eine weitgehend
kranzgefäße, kann das entsprechende Ge-       fahren, bei dem es sehr selten zu Kom­          normale Lebenserwartung hat.“M.S.

                                                                                               Innere Medizin am Ev.
                                                                                               Krankenhaus Bethanien

                                                                                              In der Klinik für Innere Medizin am Ev.
                                                                                              Krankenhaus Bethanien stehen 85 Betten
                                                                                              zur Verfügung. Die Stationen wurden vor
                                                                                              kurzem neu renoviert und modernisiert.
                                                                                              Der Großteil der freundlich eingerichte-
                                                                                              ten Zimmer verfügt über eine Nasszelle mit
                                                                                              Dusche und WC.

                                                                                              Angebunden an die Station ist eine mo-
                                                                                              derne und ansprechend gestaltete Funkti-
                                                                                              onsabteilung mit verschiedenen Räumen,
                                                                                              die kurze Wege ermöglicht, wenn mehrere
                                                                                              Untersuchungen auf dem Plan stehen. Ne-
                                                                                              ben der gesamten internistischen und der
                                                                                              intensivmedizinischen Betreuung bilden
                                                                                              die Bereiche Kardiologie und Gastroente-
                                                                                              rologie die Schwerpunkte der Abteilung.

Das Ärzteteam der Inneren v.l.n.r.:
OA Marco Schirm, OÄ Serii Seraphin, CA Dr. Bernd Hufnagel, OA Ralph Oehmen
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 Chirurgie ausgezeichnet
 Die Chirurgische Klinik des Evangelischen Krankenhauses Hagen-Haspe erhielt von der Deutschen Herniengesellschaft
 das Siegel „Qualitätsgesicherte Hernien-Chirurgie“.

 Dr. Richard Klatt, Oberarzt der Chirurgischen Klinik am Ev. Krankenhaus Hagen-Haspe, operiert einen Leistenbruch laparoskopisch.

 Dieses Siegel wird nur den Kliniken ver­      können wir unsere Behandlung verbes-          Bauchhöhle und die darin liegenden Or-
 liehen, die in besonderem Maße Qua­litäts­    sern“, sagte Dr. Friedhelm Hain, Chefarzt     gane können dadurch unter Sicht operiert
 sicherung bei der Therapie von Bauch­         der Viszeralchirugie am Mops. „Für Patien-    werden. „Leisten-, Nabel- und Narbenbrü-
 wand­brüch­en betreiben. Grund­lage für die   ten unterstreicht dieses Siegel den hohen     che sind die am häufigsten durchgeführten
 Auszeichnung ist die freiwillige Teilnahme    Stellenwert und die herausragende Qualität    all­ge­mein­chir­ur­gisch­en Eingriffe“, erklärt
 an einer deutschlandweiten Studie, in der     der laparoskopischen Chirurgie in unserem     Ober­arzt Dr. Richard Klatt. „Einen Bruch be-
 die Ergebnisse aller Hernienpatienten des     Krankenhaus“, so der Chefarzt.                kommen nicht nur ältere oder untrainierte
 Hasper Krankenhauses nach zwei Wochen                                                       Menschen. Auch ein Waschbrettbauch kann
 und einem Jahr kontrolliert wurden.           Bei laparoskopischen Eingriffen werden        einen Bruch bekommen“. Jährlich werden
                                               spezielle optische Instrumente durch kleine   im Evangelischen Krankenhaus Haspe rund
 „Nur wenn wir unsere Qualität überprüfen,     Schnitte in die Bauchhöhle eingeführt. Die    350 Hernien operativ versorgt.
Medizin                                       02 | 2012                 17

Aktionstag gegen Schmerz
Der „Aktionstag gegen Schmerz“,              hauses Hagen-Haspe, berichtete in seinem
wur­de in diesem Jahr erstmalig durch-       Vortrag über den Zusammenhang zwischen
geführt. Die Evangelische Stiftung           Körper, Seele und Schmerz. „Schmerz hat
Vol­mar­stein beteilligte sich daran mit     auch immer etwas mit Psyche zu tun“, er-
einer Patientenveranstaltung.                klärte Dr. Strebel. „Bestes Beispiel sind Frau-
                                             en, die ein Kind geboren haben.
„Jegliche Form der Patientenaufklärung       In ihrem Glück, wird der Schmerz schnell
ist wichtig. Daran wollen wir uns beteili-   vergessen.“ Viele Besucherinnen und Be-
gen“, betonte Dr. Axel Scharfstädt, Chef-    sucher nutzten im Anschluss die Gelegen-
arzt der Wirbelsäulenchirurgie der Ortho-    heit für ein persönliches Gespräch mit den
pädischen Klinik Volmarstein. Er erklärte    Ärzten. Der Aktionstag gegen den Schmerz
in seinem Vortrag die Ursachen für Rü-       wird ab sofort jährlich jeweils am ersten
ckenschmerzen und stellte die verschie-      Dienstag im Juni stattfinden. Dr. Scharfstädt:
denen Behandlungsmöglichkeiten dar.          „Den Termin sollte man sich vormerken. Ich
Dr. Bernd Strebel, leitender Arzt der Ab-    bin sicher, wir sind auch im nächsten Jahr        Chefarzt Dr. Axel Scharfstädt bei seinem
teilung „Psychosomatik“ des Ev. Kranken-     dabei.“ (aN)                                      Vortrag.

Neue Kurse im Therapiezentrum „Am Mops“
Breites Präventivangebot am Ev. Krankenhaus Haspe

Das Therapiezentrum am Mops bietet           siotherapeuten und Diplom-Sportlehrern            findet jeden Dienstag ein Lauftreff statt.
im neuen Jahr wieder eine breite Aus-        geleitet. Die Kursgebühren werden von             Start ist um 18.00 Uhr am Parkplatz am
wahl an Kursen zur Gesundheitsvor-           fast allen Krankenkassen anteilig bis voll-       Hengsteysee, Dortmunder Straße.
sorge an. Rückenschule, Pilates oder         ständig übernommen.
Walking – auf vielfältige Art kann           Folgende Kursangebote starten in den              Alle Kurse finden im Therapiezentrum am
jeder seine Gesundheit erhalten und          kommenden Wochen: Tai-Ji / Qi Gong,               Mops statt, Eingang Büddinghardt / Ka-
fördern.                                     Rückenschule, Pilates, Aqua-Fitness, Be-          stanienallee. Informationen zur Kostenü-
                                             ckenbodengymnastik, Feldenkrais, Au-              bernahme durch die Krankenkassen und
Alle Kurse werden von fachlich hoch qua-     togenes Training, Nordic Walking und              Anmeldung im Therapiezentrum: Tel.:
lifizierten und langjährig erfahrenen Phy-   Progressive Muskelrelaxation. Außerdem            02331 – 204 88 99. (aN)

Die schmerzende Prothese
Zu einem Informationsnachmittag lud die Orthopädische Klinik Volmarstein ein

Privatdozent Dr. Carsten Gebert, Chef-       Schulte-Steinberg erklärte mechanische            bleme und Behandlungsmöglichkeiten bei
arzt der Abteilung Tumor- und Revi-          Gründe für das Versagen von Knieprothe-           Infektionen von Kunstgelenken.
sionschirurgie, und sein Team erläu-         sen, erläuterte Therapiemöglichkeiten und         Anschließend folgte dann die Erläuterung
terten Gründe für das Versagen von           stellte unterschiedliche Knieprothesentypen       des Themas anhand von ganz konkreten
Knie- und Hüftprothesen und entspre-         vor.                                              Beispielen:
chende Behandlungsmöglichkeiten.                                                               Dr. Gebert zeigte einige Röntgenbilder, mit
                                             Im zweiten Vortrag, „…und abends wird             denen man die verschiedenen Probleme an
„Am Anfang ging es noch …“ hieß der ers-     es rot und heiß“, berichtete der Chefarzt         künstlichen Gelenken erklären kann.
te Vortrag. Die Leitende Oberärztin Anne     Privatdozent Dr. Carsten Gebert über Pro-         (aN)
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 Chefarzt PD Dr. Martin Meyer untersucht das Gelenk einer Patientin mit dem Ultraschallgerät.

 Neuer Chefarzt für die Rheumaklinik
 Evangelisches Krankenhaus Hagen-Haspe stellt PD Dr. Martin Meyer vor.

 Privatdozent Dr. Martin Meyer ist seit         anbieten.“ Dr. Meyer bestätigt: „Die best-   durchgeführt werden. Im Therapiezentrum
 Mai neuer Chefarzt der Rheumaklinik            mögliche Versorgung der Rheumapatien-        „Am Mops“, erhalten die Patienten unter
 im Evangelischen Krankenhaus Ha-               ten in Hagen und in der Region ist uns ein   anderem Krankengymnastik, Ergothera-
 gen-Haspe.                                     großes Anliegen. Die bestehende gute und     pie, Massagen, verschiedene Elektro- und
                                                enge Zusammenarbeit mit den niedergelas-     Ultraschalltherapien, sowie Wärme- und
 Er arbeitete 21 Jahre lang im Universitäts-    senen Ärzten und Ärztinnen und unseren       Kälteträgertherapien. „Viele Patienten
 klinikum Bergmannsheil in Bochum und           Kooperationspartnern wollen wir fortsetzen   profitieren zudem von einer psychosoma-
 war dort zuletzt leitender Oberarzt der        und auch noch weiter ausbauen.“              tischen Mitbehandlung, die direkt hier im
 Medizinischen Klinik I. Seine Ausbildung                                                    Haus erfolgt“, betont der Rheumatologe.
 als Rheumatologe absolvierte er im Klini-      Der neue Chefarzt kennt die Hasper Rheu-
 kum Bad Bramstedt, einem der größten           maklinik aus der jahrelangen Tätigkeit in    Bei fortgeschrittenen Gelenkzerstörungen
 Kompetenzzentren für Gelenk-, Wirbel-          der Region. „Wir bieten hier in Haspe ein    werden andere medizinische Fachabtei-
 säulen-, Muskel-, Nerven-und Gefäßer-          umfassendes, interdisziplinäres Konzept      lungen der Evangelischen Stiftung Vol­mar­
 krankungen in Europa. Zudem verfügt Dr.        für die Patienten“, so Dr. Meyer. Da Rheu-   stein zu Rate gezogen. „Der kurze Weg
 Meyer als Endokrinologe und Diabetologe        ma nicht nur die Gelenke betrifft, werden    zu den chirugischen Abteilungen hier im
 über umfangreiche Kenntnisse in der Di-        die Patienten gezielt im Hinblick auf Or-    Hause und der Orthopädischen Klinik in
 agnostik und Therapie von Erkrankungen         ganbeteiligungen untersucht und behan-       Volmarstein ermöglicht eine rasche Hilfe
 der Schilddrüse, der Nebenschilddrüsen,        delt. „Bei entzündlichen Rheumaformen        für unsere Patienten“, so Dr. Meyer. Auch
 der Hirnhangsdrüse, der Nebennieren, der       erhalten die Patienten neben klassischen     mit dem Klinikum Bad Bramstedt pflegt der
 Keimdrüsen und der Bauchspeicheldrüse.         Basistherapeutika so gennante Biologika,     Chefarzt die Zusammenarbeit bei speziel-
                                                um die Entzündungsvorgänge frühzeitig        len Formen des Rheumas, insbesondere bei
 „Damit haben wir einen ausgewiesenen           und nachhaltig, vor dem Eintritt von Ge-     Gefäßentzündungen. Um die rheumatolo-
 Experten für Hagen-Haspe gewinnen kön-         lenkzerstörungen, zu stoppen“, erklärt Dr.   gische Ausbildung zu verbessern und den
 nen“, freut sich der Medizinische Geschäfts-   Meyer. Diese Therapien werden dann in        Nachwuchs zu fördern, wird Dr. Meyer in
 führer Frank Bessler. „Mit seinen fachlichen   Zusammenarbeit mit dem niedergelasse-        seiner Funktion als Privatdozent der Ruhr-
 Schwerpunkten, wird Herr Dr. Meyer unse-       nem Arzt weitergeführt. Zur raschen Be-      Universität Bochum Seminare und Praktika
 ren Patientinnen und Patienten ein breites     schwerdelinderung erfolgen Gelenkinjekti-    für Studenten am Evangelischen Kranken-
 Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten           onen, die zum Teil unter Röntgenkontrolle    haus Hagen-Haspe durchführen. (aN)
Medizin                        02 | 2012   19

Chefarzt Dr. Gert Suppelna wurde verabschiedet
In einer Feierstunde wurde am 22. August 2012 in der Orthopädischen Klinik Dr.
Gert Suppelna, Chefarzt der Rheumaorthopädie, in den Ruhestand verabschiedet

Frank Bessler (Medizinischer Bereichslei-     nen besonders“, betonte auch Dr. Benedikt
ter) dankte dem Mediziner für sein jahr-      Leidinger, Ärztlicher Leiter der Klinik. „Mit
zehntelanges Engagement in der Klinik.        hohem Verantwortungsbewusstsein haben
Auch Markus Bachmann (Kaufmänni-              Sie viele gemeinsame Anstrengungen ge-
scher Vorstand) sprach Herrn Dr. Suppel-      stemmt. Ihre hohe Empathie für die Patien-
na seinen Dank aus für dessen Arbeit in       ten und Ihre fachliche Kompetenz ist uns
der Klinik, die in ihrer Qualität und Brei-   ein Vorbild.“
te über die Region hinaus bekannt war.
„Mit großer Einsatzbereitschaft haben         Sein großes Engagement zeigt Dr. Gert
Sie Verantwortung übernommen. Nicht           Suppelna seit Jahren bei seiner Arbeit in
nur für Ihre Abteilung, sondern als lang-     Ländern der dritten Welt. Er arbeitete in
jähriger Ärztlicher Leiter auch für die       Afrika und in den letzten Jahren in Indone-
gesamte Klinik“, so Markus Bachmann.          sien, operierte dort Menschen und bildete
                                              junge Ärzte aus, die auch immer wieder
Insgesamt 31 Jahre war Dr. Suppelna in        zum Hospitieren nach Volmarstein kamen.
der Orthopädischen Klinik beschäftigt.
Nach seinem Studium in Leipzig, Siegen,       Viele ehemalige Ärzte hatten die Einla-
Mannheim und Heidelberg wurde er 1981         dung zum Abschied wahrgenommen.
Assistenzarzt in der Orthopädischen Klinik    „Das freut mich besonders“, so der ehe-
Volmarstein. 1986 berief ihn die Kliniklei-   malige Chefarzt. „Ich danke allen, die
tung zum Chefarzt der Rheumaorthopädie.       mich in dieser langen Zeit begleitet und
Viele strukturelle Veränderungen trug er      unterstützt haben.“ (aN)
seit dieser Zeit mit. „Dafür danken wir Ih-

(v.L.:) Gert Suppelna, Benedikt Leidinger, Markus Bachmann
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     Last-Minute-Geburtsvorbereitung
     Wochenendkurs für werdende Eltern im Ev. Krankenhaus Haspe

     Das Evangelische Krankenhaus Hagen-
     Haspe bietet regelmäßig Wochenend-
     kurse zur Geburtsvorbereitung für wer-
     dende Eltern.

     Vor allem kurz entschlossene Schwan-
     gere mit Partner, Freundin oder anderer
     Begleitperson sind angesprochen. „Wir
     möchten, dass die werdenden Eltern sich
     entspannt, informiert und mit einem gu-
     ten Gefühl auf den Weg zur Geburt ihres
     Kindes machen können“, so Hebamme
     Nicola Brill. „Es gibt immer wieder Paare,
     die aufgrund von Schichtdienst oder an-
     deren Umständen keinen längeren Kurs
     wahrnehmen können.“

     Folgende Themen stehen auf dem Pro-
     gramm: Wege sich zu entspannen, Wehen
     und Ablauf der Geburt, Aufgaben und
     Möglichkeiten der Väter, Möglichkeiten       Werdende Eltern
     der Schmerzerleichterung, Stillzeit, Fla-
     schennahrung, Säuglingspflege, und Wo-       sollte im Klinikkoffer sein?“ und weitere ist   Weitere Informationen und Anmeldung bei
     chenbett (die 8 Wochen nach der Geburt).     an dem Wochenende Zeit und Raum.                Hebamme Nicola Brill (Tel. 0 23 31 / 695 90
                                                  Der Wochenendkurs findet jeweils ganztags       47) oder Hebamme Martina Krämer (Tele-
     Auch für Fragen wie „Wann müssen wir uns     statt, ab 9.30 Uhr mit einer Stunde Mittags-    fon 0 20 51 / 29 87 73). (aN)
     auf den Weg in die Klinik machen?“, „Was     pause. Für Snacks und Getränke ist gesorgt.

     Die Frauenklinik bietet eine Vielzahl weiterer Kurse an:
     Kurse für werdende Eltern
     jeweils 19.00 Uhr
     Ev. Krankenhaus Hagen-Haspe
     Schwangerschaftsgymnastik, Arztvorträge, Geburtsfilm, Kreißsaalführungen,
     Wassergymnastik, Säuglingspflege und Stillinformationen
     Infos: Sek. Frauenklinik, 0 23 31 / 476 26 01

     PEKIP-Kurs, für Kinder im Alter von 6-10 Wochen
     Donnerstags 9.00 Uhr.
     Infos: Sonja Kinzel, 02331 / 40 33 66

     Babymassage, für Kinder ab der 4. Lebenswoche
     Dienstags 9.30 bis 11.00 und 11.15 bis 12.45 Uhr.
     Infos: Heike Spiecker Tel. 0 23 33 – 25 22.

     Babyschwimmen, für Kinder zwischen 3 und 18 Monaten
     Donnerstags vormittags.
     Infos: Heike Spiecker Tel. 0 23 33 – 25 22.

     Rückbildungsgymnastik nach der Schwangerschaft
     Mittwochs, mehrere Kurse.
     Infos: im Kreißsaal Tel. 0 23 31 – 476 29 22.
Medizin                      02 | 2012   21

Babybauch in Gips
Geburtshilfe Haspe öffnete die Türen

Schwangere Bäuche in Gips, profes-           Abdruck mit nach Hause nehmen konn-
sionelle Fotografien und Ultraschall-        ten – schließlich kann sich nach der Ge-
quiz: Viele junge Familien genossen          burt niemand mehr vorstellen, wie dick der
den Tag der offen Tür in der Frauen-         Bauch wirklich war…
klinik des Evangelischen Krankenhau-
ses Haspe, um sich über die Möglich-         Bei den Kreißsaalführungen berichte-
keiten der Geburtshilfe „Am Mops“            ten die Hebammen vom Mops über den
zu erkundigen.                               Ablauf der Geburt, Möglichkeiten und
                                             Aufgaben für Väter, Möglichkeiten der
„Hier kann man sich in aller Ruhe alles      Schmerzlinderung und der alternati-
ansehen und Fragen stellen“, freute sich     ven Gebärmethoden wie die Wasserge-
eine werdende Mutter und bestaunte ih-       burt. Familien fanden Unterhaltung am
ren Mann, der schon ziemlich geschickt       Schnullerbaum, mit dem Luftballonkünst-
sein „Wickeldiplom“ machte. Werdende         ler, beim Basteln, Kinderschminken, Ultra-
Eltern übten das richtige Umlegen des Tra-   schallquiz oder Torwandschießen.
getuches, informierten sich über Vorberei-
tungskurse, Babyschwimmen und PEKIP.         Dazu boten die Krankenhaus-Mitarbei-
Im Familienzimmer konnten sie die Herz-      terinnen selbstgebackenen Kuchen,
töne ihres Kindes hören und in der beson-    eine Joghurt- und Obstbar sowie
deren Atmosphäre des Raumes eine kurze       Würstchen vom Grill an. „Es war
Pause machen. Großer Andrang herrschte       ein rundum gelungener Tag, und
beim „Bauchgipsen“:                          das gesamte Team hat sich total ge-
Die Hebammen und Pflegekräfte der Frau-      freut, dass so viele Menschen unse-
enklinik modellierten die oft schon kugel-   re familienfreundliche Geburtshilfe
runden Bäuche mit Gipsbinden, so dass        kennen lernen konnten“, so Chef-
die schwangeren Frauen hinterher einen       arzt Dr. Jacek Kociszewski. (aN)
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 Ich möchte Mut machen
 Dirk Pfeiffer kämpft gegen Barrieren
 „Ich liebe mein Leben“, sagt Dirk Pfeiffer (46) aus Volmarstein. Wegen einer körperlichen Behinderung sitzt er im Roll-
 stuhl. So Mancher mag sich über diese Lebensfreude wundern, denn nur wenige Menschen können sich vorstellen, wie
 ein Leben mit einer Behinderung aussieht. Die Redaktion sprach mit ihm darüber.

 VG:                                             VG:                                            VG:
 Herr Pfeiffer, Sie sind körperbehindert.        Wie kommen Sie im Alltag mit Ihrer Be-         Und das alles mit der Fußtastatur?
 Um welche Behinderung handelt es sich           hinderung zurecht?                             Pfeiffer:
 genau, und wie wirkt sie sich aus?              Pfeiffer:                                      Ja. Damit schreibe ich etwa 50 Anschläge
 Pfeiffer:                                       Vieles erledige ich mit meinem rechten         pro Minute.
 Meine Behinderung ist eine Athetotik, eine      Fuß, da ich ihn besser kontrollieren kann,
 Art Spastik. Während der Spastiker krampft      als meine Hände. Auch meinen Elektro-          VG:
 und resultierend daraus kaum oder gar           rollstuhl und meinen Computer bediene          Seit wann sind Sie in der Evangelischen
 nicht etwa die Arme lang machen kann,           ich mit dem rechten Fuß.                       Stiftung Volmarstein?
 ist der Athetotiker zwar dazu fähig, jedoch                                                    Pfeiffer:
 oft unkon­trolliert! Die Befehle des Gehirns    VG:                                            Seit 1980 lebe und arbeite ich in der
 werden nicht korrekt umgesetzt, so dass         Was machen Sie genau?                          Evangelischen Stiftung Volmarstein. Ich
 die ersten Versuche, etwas zu greifen, fehl-    Pfeiffer:                                      besuchte die Oberlinschule bis zum Som-
 schlagen. Im Fachjargon spricht man vom         Ich arbeite im Büro der Orthopädischen         mer 1985 und machte dort den Abschluss
 schnellen Tonuswechsel der Muskulatur.          Schuhtechnik in der Evangelischen Stiftung     der Fachoberschulreife. Mitte September
 Dank der großen Hilfe meiner Mutter, die        Volmarstein seit 1993. Hier erledige ich per   85 wurde ich in die Eingangsstufe unserer
 mich von Kind an immer förderte, forderte       Computer die Abrechnungen, pflege Kon-         Werkstatt für behinderte Menschen ein-
 und täglich mit mir trainierte, hat sich mei-   takt zu Kostenträgern und bin Systembe-        gegliedert, wo ich zunächst Verpackungs-
 ne Behinderung sehr gebessert.                  treuer für unser Abrechnungsprogramm.          arbeiten machte und Schrauben zählte.
Interview                                     02 | 2012                 23

Dirk Pfeiffer beim Auftakt zum Aktionsplan im Gespräch mit den Akteuren

Das war nicht mein Ding. Ich fühlte mich    in eine eigene Wohnung zu ziehen. 2007        Wir haben die gleichen Bedürfnisse wie
unterfordert. Ich konnte mich aber ablen-   habe ich es dann endlich geschafft. Und       jeder andere Mensch auch.
ken, indem ich beim Tütenkleben im Kopf     im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich
wiederholte, was ich am Vorabend bei        das nicht schon viel früher gemacht habe.     VG:
meinem Selbst-Studium in Vorbereitung                                                     Sie sind sehr aktiv. Was machen Sie außer-
auf die Lizenzprüfung für Funkamateure      VG:                                           halb Ihrer Arbeit?
gelernt hatte. 1988 kamen die Computer.     Wodurch fühlen sie sich behindert?            Pfeiffer:
Das war mein Glück. Hier habe ich mich      Pfeiffer:                                     Nach Feierabend gehe ich meinen Hob-
eingearbeitet, und ab 1990 saß ich am       Ich fühle mich nur dann behindert, wenn       bies nach, so dem Amateurfunk, womit
Computer im Büro der Werkstatt. Ich habe    ich irgendetwas nicht machen kann. Man        ich weltweite Kontakte pflege. Außerdem
mir alles selbst angeeignet und mich sehr   wird oft durch äußere Umstände behin-         helfe ich anderen, wenn sie Probleme mit
intensiv mit dem Computer auseinander-      dert. Zum Beispiel, wenn ich vor einer        ihrem Computer haben. Ich fahre oft spa-
gesetzt. Meine Freude, einen Computer       Treppe stehe und nicht weiß, wie ich da       zieren und liebe die Natur. Auch höre ich
bedienen und sogar Zeichnungen erstellen    rauf oder runter kommen kann. Oder teil-      gute Musik, während ich Internetseiten auf-
zu können war sehr groß. Diverse Bürotä-    weise bei Alltäglichkeiten, bei welchen ich   baue und pflege. Des Weiteren bin ich in
tigkeiten waren meine Aufgabe, und ich      ambulante Hilfe bekomme.                      verschiedenen Vereinen und Beiräten tätig.
entwickelte unter anderem kleine Daten-
banken, die sehr lange genutzt wurden.      Aber sonst - wo bin ich behindert? Ich        VG:
                                            kann alles machen, was ich möchte. Ich or-    Zum Beispiel?
VG:                                         ganisiere alles selbst, gehe ins Kino, wenn   Pfeiffer:
Sie haben viel erreicht und wirken sehr     mir danach ist und fahre in Urlaub, wohin     Zum Beispiel im Aktionsbündnis Barriere-
selbstbewusst.                              ich will. Ich bin anerkannt und habe einen    freies Wetter, in welchem ich mich seit zehn
Pfeiffer:                                   guten Job. Wo also bin ich behindert? Ich     Jahren engagiere. Ich kam damals dazu, als
Ja. Bis heute habe ich alles allein gema-   sehe meine Behinderung nicht als Belas-       der Bahnhof in Wetter umgebaut werden
nagt, habe viel entwickelt und aufgebaut.   tung, sondern als mir von Gott gegebene       sollte. Auch im Behindertenbeirat Wetter
Das war nicht immer so. Zum Beispiel        Aufgabe. Mir geht’s auch manchmal nicht       arbeite ich mit. Derzeit arbeite ich stark an
habe ich mich lange nicht getraut, aus      gut, aber das kennt ja jeder. Wir behinder-   der Erstellung des Aktionsplanes für Wetter
dem statio­nären Wohnen mit meiner da-      ten Menschen sind, bis auf unser Handy-       mit. Damit soll die UN-Behindertenrechts-
maligen, langjährigen Freundin Dagmar       cap ja gar nichts anderes bzw. besonderes.    konvention lokal umgesetzt werden.
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 VG:                                            Pfeiffer:                                       VG:
 Und wie sehen Sie die Entwicklung seit der     Öffentlichkeitsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit    Und trotzdem sind Sie zufrieden mit dem,
 Auftaktveranstaltung vor zwei Jahren?          und immer wieder Öffentlichkeitsarbeit. Da-     was bisher erreicht worden ist?
                                                für gehe ich immer wieder raus. Öffentlich-
 Pfeiffer:                                      keitsarbeit ist so wichtig. Behinderte Men-     Pfeiffer:
 Im Moment ist viel im Gange. Es wird in den    schen sollten immer selbstverständlicher am     Was mich betrifft, ja. Allen anderen möch-
 Foren viel gearbeitet, wobei ich in zweien     öffentlichen Leben teilnehmen können. Ich       te ich Mut machen, für die Menschen eine
 mitwirke, unter anderem auch in der Steu-      möchte, dass wir dahin kommen, dass man         Lanze zu brechen, die nicht selbst aktiv
 erungsgruppe. Es gibt viele Ideen. Ich bin     zuerst den Menschen sieht und nicht seine       werden können. Jeder hat sein Leben in
 sehr gespannt, was daraus wird und wie es      Behinderung. Hierzu fällt mir eine Anekdote     der Hand und kann etwas daraus machen,
 weitergeht, wenn der Aktionsplan im März       ein, die ich kürzlich erlebt habe. Während      was ich auch mit meiner Internetseite
 2013 steht. Aber es geht nicht nur um sicht-   meines Urlaubs war ich mit meiner Mutter        deutlich machen möchte. Ich höre immer
 bare Barrieren. Es geht mir vor allem auch     in einer Hotel-Bar. Es spielte eine Kapelle     wieder, dass ich zuviel mache, aber ich lie-
 um die Barrieren in den Köpfen der Men-        zum Tanz auf. Zwei Frauen in meinem Alter       be mein Leben und möchte viel von dem
 schen. Die müssen weg. Wir müssen zu           waren ebenfalls dort, schauten immer wie-       verwirklichen, was ich noch so vor habe!
 einem völlig selbstverständlichen gemeinsa-    der zu uns hin und wieder weg. Nach zwei        Jeder ist herzlich eingeladen mit mir in
 men Zusammenleben kommen. Es ist mein          Stunden stand die eine auf, kam zu mir und      Kontakt zu treten – ich freue mich, wenn
 Anspruch zu zeigen, dass jeder sich für die    fragte mich: Tanzen Sie? Wir haben dann         ich helfen kann!
 Belange anderer Menschen einsetzen kann        beide getanzt. Danach brachte sie mich zu
 - egal ob behindert oder nicht! Die UNBRK      meinem Tisch zurück und umarmte mich.           www.dirkpfeiffer.de
 bietet hierfür eine hervorragende Möglich-     Die Frau war nicht behindert und hatte noch
 keit, die man wahrnehmen sollte…               nie Kontakt mit behinderten Menschen ge-        VG:
                                                habt. Es hat mich so gefreut, dass sie zu mir   Dafür wünsche ich Ihnen viel Erfolg.
 VG:                                            gekommen ist. Das ist für mich Normalität.
 Und wie könnte man das Ihrer Meinung           So sollte es eigentlich sein. Es ist noch ein   Das Interview führte
 nach erreichen?                                langer Weg, aber ich bin frohen Mutes!          Carola Wolny-Hubrich
UN-Behindertenrechtskonvention                               02 | 2012                 25

Erste Inklusionskonferenz Erwachsenenbildung
Kooperationsprojekt der Region EN findet großen Anklang

Groß war die Resonanz bei der ersten In-   schiedenen Bereichen der Evangelischen        mierte: „Die große Resonanz auf unsere
klusionskonferenz Erwachsenenbildung       Stiftung Volmarstein daran zu arbeiten,       Einladung zur Ersten Inklusionskonferenz
der Region EN, zu der die Evangelische     ein Bildungsangebot für erwachsene            für Erwachsenenbildung hat uns gezeigt,
Stiftung Volmarstein in das Berufsbil-     Menschen mit Behinderungen in der             dass wir mit diesem Thema ein Feld be-
dungswerk eingeladen hatte. Zahlreiche     Region EN einzurichten und sie somit an       arbeiten, das bisher weitestgehend brach
Vertreter von Bildungseinrichtungen        der Gesellschaft teilhaben zu lassen.         lag. Nun hoffen wir, dass sich auch die
und Behindertenbeauftragte der Regi-                                                     Aktion Mensch dieser Sicht anschließt und
on waren nach Volmarstein gekommen,        Christian Graf (Fortbildungsreferent der      die Umsetzung des Projekts weiterhin un-
um gemeinsam mit Vertretern aus ver-       ESV), der die Konferenz moderierte, resü-     terstützt. Lohnend wäre es allemal!“ CWH

Bundesweit einmaliges Projekt in der ESV gestartet
Computerunterstützte Schreibwerkstatt für Werkstatt-Beschäftigte

Ein bislang in Deutschland einmaliges      Kooperationspartner der Stiftung Volmar-      bietet ab Oktober 2012 zwei zusätzliche Bil-
Projekt wurde jetzt in der Evangeli-       stein sind die Evangelische Fachhochschu-     dungsangebote in der Volmarsteiner WfbM
schen Stiftung Volmarstein gestartet.      le (EFH) Bochum Rheinland-Westfalen-          an: „Computergestützte Schreibwerkstatt“
Im Rahmen der Bildungsangebote für         Lippe und das Blaue Kreuz Diakonieverein      sowie „Rehasport und Entspannung“.
erwachsene Menschen mit Behinde-           e.V. Wetter. Das Team von Prof. Dr. Kristin
rungen soll eine computergestützte         Sonnenberg (EFH Bochum) untersucht            In einer aktuellen Stunde wurden die Be-
Schreibwerkstatt den Beschäftigten der     Möglichkeiten sozialer Inklusion von Men-     schäftigten der WfbM Volmarstein über
Werkstatt für behinderte Menschen          schen mit mehrfachen Behinderungen in         das Vorhaben informiert. Das Interesse
(WfbM) Schlüsselkompetenzen vermit-        der Umgebung WfbM. Das Forschungs-            war groß, etwa 100 Personen haben da-
teln. Damit werden ihre Chancen auf        vorhaben ist auf drei Jahre angelegt.         ran teilgenommen. Eine Woche später
dem allgemeinen Arbeitsmarkt erhöht.                                                     haben sich über 70 Beschäftigte für ein
Individuelle Bildung wird somit im Sin-    Die Volmarsteiner Werkstatt-Beschäftigten     Bildungsangebot angemeldet.
ne eines lebenslangen Lernens ermög-       haben in diesem Projekt die Möglichkeit,
licht. Dieses Vorhaben, unterstützt vom    das Internet kennen und bedienen zu ler-      Ob und wie sich das Projekt auf die Teil-
Vorstand der Stiftung Volmarstein, ist     nen und über dieses Medium an der Ge-         nehmerinnen und Teilnehmer auswirken
ein weiterer Beitrag zur Umsetzung der     sellschaft teilzuhaben. Das Team des Blaues   wird, wird innerhalb der dreijährigen
UN-Behindertenrechtskonvention.            Kreuz Diakonieverein um Jochen Beutler        Laufzeit erforscht. CWH
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 Wir lassen uns nicht behindern
 Spektakuläre Aktionen machen auf Barrieren aufmerksam

 Mit zwei beispiellosen Aktionen machte im Mai die Evangelische Stiftung Volmarstein in Kooperation mit der Stadt
 Wetter auf Barrieren aufmerksam. Alexander Biermann seilte sich am Rathausturm in Wetter ab, in der Hand eine Fahne
 mit der Aufschrift „ichbinwiedu“ schwenkend. Der 30-jährige Student hat nur ein Bein. „Wir lassen uns nicht behin-
 dern!“. Dieser selbstbewusste Satz zierte ein Banner, das der Rollstuhlfahrer Patrick Schulte entrollte, während er sich
 per Seilzug 20 Meter am Turm der Martinskirche im Zentralbereich der Stiftung hochziehen ließ.

 Diese beiden außergewöhnlichen Aktivi-          unten stehenden Zuschauern.                    Hochseilgarten der Evangelischen Stif-
 täten an zwei „Wahrzeichen“ der Stadt           „Es ist wichtig, dass wir als große Ein-       tung Volmarstein aufgebaut. Ein Team
 Wetter waren ein Beitrag der Evangeli-          richtung der Behindertenhilfe Zeichen          von ESV-Mitarbeitenden arbeitet seit Jah-
 schen Stiftung Volmarstein zum Europä-          setzen und Sensibilität für dieses Thema       ren im Hochseilgarten mit ihm zusammen
 ischen Protesttag zur Gleichstellung von        herstellen“, so Ekkehard Meinecke, Leiter      und beschert den behinderten Menschen
 Menschen mit Behinderungen, der tradi-          des Bereichs Alten-, Behinderten- und Ju-      nicht nur Abenteuer und Nervenkitzel,
 tionell am 5. Mai stattfindet.                  gendhilfe in der Stiftung. In vielen Projek-   sondern vor allem ein Stück Normalität.
                                                 ten arbeitet die ESV an der Umsetzung der
 „20 Meter - das war schon Wahnsinn“,            UN-Behindertenrechtskonvention. „Mit           „Wir wollen mit dieser Aktion klar ma-
 freute sich Patrick Schulte, der im Be-         solchen spektakulären Aktionen machen          chen, dass man auch mit Behinderung
 rufsbildungswerk (BBW) eine Ausbildung          wir deutlich, dass nichts unüberwindbar        seine Grenzen erweitern kann“, so Frank
 macht. „Es war total cool da oben, und          ist – auch mit Handicap“, so Meinecke.         Maihoff. Die Aktion Mensch hat diese
 ich habe mich ganz leicht gefühlt“. Für                                                        Maßnahme finanziell unterstützt. aN
 seine spektakuläre Aktion erhielt der mu-       Die Idee zu der Aktion hatte Frank Mai-
 tige 23-Jährige auch viel Applaus von den       hoff. Der Erlebnispädagoge hat den

 Gedicht „Im Raum, der Weite“                                                                      Hannah Long ist Beschäftigte der Werkstatt für
                                                                                                   behinderte Menschen. Sie beteiligt sich aktiv an
                                                                                                   Aktionen der Erlebnispädagogik.

 von Hannah Long

     Im Raum, der Weite                                  Alles scheint so weit weg von hier
     bin ich Zuhaus                                      und doch bin ich mittendrin
     im Raum der Weite                                   danke, dass du dafür sorgst, dass ich nicht erfrier
     schalten sich all meine Sorgen aus                  und dass ich nicht alleine bin
     Im Raum der Weite                                   Denn wir, wir hier sitzen,
     mit dir allein                                      es ist besser als jeder Traum
     im Raum der Weite                                   so weit schauen kann man
     will ich für immer sein                             nur in diesen Raum

     Ich kann kaum unterscheiden, zwischen               Im Raum, der Weite
     dem Himmel, und deinen Augen beides                 bin ich Zuhaus
     ist so unendlich weit wenn ich hier neben           im Raum der Weite
     dir sitze, kann ich es kaum glauben wir             schalten sich all meine Sorgen aus
     sitzen hier nur zu zweit                            Im Raum der Weite
                                                         mit dir allein
                                                         im Raum der Weite
                                                         will ich für immer sein
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