Volmarsteiner Gruß Leben gewinnt
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02 | 2012 Magazin für Freunde und Förderer nt ... eben gewin und das bLen gewinnt ... e u n d da s L Volmarsteiner Gruß www.volmarstein.org
2 02 | 2012 Inhalt Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! (Jes. 60,1) Angedacht 3 Oberlinschule • Schulleitungswechsel 30 Rehabilitation • Projekt „Schöpfungsgeschichte“ im Theater Hagen 31 • Reden hilft 4 • Kinderkulturpreis für „Karneval der Tiere“ 32 • Kampagne gegen Fachkräftemangel 5 Forschung Wohnbereich • Betrachtungsweisen: Wanderausstellung über • Hanni und Nanni sind die Stars im Haus Magdalena 6 Kleinwuchs im FTB 33 • „Hurra, wir tanzen wieder!“ 8 • Viel beachteter Kongress in Berlin 34 • Spatenstich für neues Haus für Menschen mit Behinderung 10 Vorstand • Kinderheim in Hagen wurde umbenannt 11 • Wechsel im Vorsitz des Stiftungsrats 36 • Ivenack: Trainingswohngruppe am alten Pfarrhaus 12 • Kino und Kultur „Mittendrin“ 13 Besondere Ereignisse • Präses Annette Kurschus besuchte die Stiftung Volmarstein 37 Medizin • Immer zuverlässig und gewissenhaft 38 • Moderne Herzkatheter-Untersuchungen 14 • Kronenkreuz als Dank für geleistete Arbeit 39 • Chirurgie ausgezeichnet 16 • Volmarsteiner Kirchengemeinden gehen zusammen 40 • Informationsveranstaltungen in • Erster Elektrorollstuhlfahrer an der Johannishütte 41 Volmarstein und Haspe 17 • Neuer Chefarzt für die Rheumaklinik 18 Erinnerung • Dr. Gert Suppelna wurde verabschiedet 19 • Zum Gedenken an Rosemarie Berster 42 • Babybauch in Gips 20 • Last-Minute-Geburtsvorbereitung 21 Engagement • Förderpreise von der Dörken-Stiftung 44 Interview • Fußball für den guten Zweck 45 • Dirk Pfeiffer: Ich möchte Mut machen 22 Abschied UN-Behindertenrechtskonvention • Carola Wolny-Hubrich verabschiedet sich • Erwachsenenbildung 25 nach 25 Jahren 46 • Aktionstag: „Wir lassen uns nicht behindern“ 26 • Magische Momente, Mathe und Mordgeschichten 28 Ansprechpartner 47
Angedacht 02 | 2012 3 Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde und Förderer, wenn in dieser eher dunklen Jahreszeit mit den kürzer werdenden Tagen die Wolken aufbrechen und dann vielleicht erst zaghaft, dann aber umso intensiver die Sonnenstrahlen sich Raum verschaffen und der blaue Himmel sichtbar wird, dann tut dies einfach nur gut. Der Mensch blüht auf, die Lau- ne bessert sich und die Lebensgeister nehmen zu. Vielleicht kommt auch Dankbarkeit und etwas Freude auf. Etwa darüber, dass es mir eigentlich gut geht und ich eigentlich zufrieden sein könnte… Die Einschränkungen, die vielen Wenn und Aber, die Einwände, die mir so schnell in den Sinn kom- Jürgen Dittrich und men, treten in den Hintergrund. Das positive Lebensgefühl überwiegt. Ich Markus Bachmann fühle mich befreit und das eher Belastende tritt in den Hintergrund. Als ein Mitarbeiter auf mich zukam mit dem Anliegen, mit Menschen mit Behinderungen eine Bergtour in Osttirol durchzuführen, war ich zunächst skeptisch und hatte Einwände. Wenigstens im Kopf. Wie soll ein Rollstuhl- fahrer das bewältigen? Steile Wege, zu enge Stiegen, keine Gondel. Tief beeindruckt bin ich von Jörg Bloh und Hanna Long, die aus eigener Kraft mit ihrem Elektro-Rollstuhl die 2000 er Höhenlinie erreichten. Zum ersten Mal. Mit einem Gefühl von Stolz und Dankbarkeit. (Seite 41). „Ich liebe mein Leben“. Das sagt einer, der körperbehindert ist und ver- schiedene Stationen im Bereich des Angebots der Evangelischen Stiftung Volmarstein durchlaufen hat. „ Meine Behinderung ist eine Athetotik, eine Art Spastik. Die Befehle des Gehirns werden nicht korrekt umgesetzt, so dass die ersten Versuche, etwas zu greifen, fehlschlagen. Im Fachjargon spricht man vom schnellen Tonuswechsel der Muskulatur. Ich bin anerkannt und habe einen guten Job. Wo also bin ich behindert? Ich sehe meine Behin- derung nicht als Belastung, sondern als mir von Gott gegebene Aufgabe“. Lesen Sie dieses interessante Interview mit Dirk Pfeiffer, der anderen Mut machen will (Seite 22). Dankbar sind wir auch für unsere Oberlinschule. Dankbar für begabte Schü- lerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer, die sich mit viel Geduld und Können engagiert einsetzen. Die Zusammenarbeit mit dem Theater Ha- gen ist hervorragend. Über ein Jahr lang haben sich 30 Kinder mit hohem Unterstützungsbedarf mit dem Text und den Inhalten der Schöpfungsge- schichte auseinandergesetzt. Beim diesjährigen SEE YOU Jugend-Kultur- Preis-Festival des Landes Nordrhein-Westfalen belegte die Oberlinschule der Evangelischen Stiftung Volmarstein mit ihrem Projekt „Karneval der Tiere“ den ersten Platz in der Sparte “Kinderkulturpreis“. Und nicht zuletzt danken wir an dieser Stelle Frau Carola Wolny-Hubrich, unserer„Chefredakteurin“, die als erfahrene Journalistin die Redaktion ver- antwortet. Mit 72 Ausgaben, die sich allesamt sehen lassen können, geht sie nach 25 Jahren Tätigkeit in den Vorruhestand. Mit viel Fingerspitzengefühl, einem großen Einfühlungsvermögen und viel emotionaler Zugewandtheit hat sie Berichte geschrieben, Interviews geführt und damit die lebendige Arbeit, wie sie in unserer Evangelischen Stiftung Volmarstein geleistet wird, kompetent und authentisch in die Öffentlichkeit getragen. Herzlichen Dank! „Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ ( Jesaja 60, 1 ). Mit herzlichen Grüßen Jürgen Dittrich Markus Bachmann
4 02 | 2012 Rehabilitation Mit Reden schwere Erlebnisse verarbeiten BBW-Auszubildende erarbeiten Kampagne für die Polizeiseelsorge NRW „Reden hilft!“ Mit diesem Slogan startete die Polizei- stein“, freute sich Werner Schiewek, solcher seelischen Belastungen an. Dem seelsorge NRW im Frühjahr zu ihrem Landespfarrer für die Polizeiseelsorge der wollen wir mit unserer Konzeption Rech- 50-jährigen Jubiläum eine Kampagne. EKvW, als die jungen angehenden Me- nung tragen.“ Auf Plakaten, Postkarten und Flyern diengestalter ihre Entwürfe für das Jubi- wirbt sie darum, dass Polizisten nach läumsplakat und die neue Kampagne der Zum Festakt „50 Jahre Polizeiseelsorge“ schlimmen Ereignissen, die sie sehr Polizeiseelsorge vorstellten. waren die jungen BBW-Teilnehmer nach belasten, darüber sprechen und sich Düsseldorf eingeladen. Stellvertretend nicht zurückziehen. Erarbeitet wur- Auf Vermittlung von Thomas Hammer- für die Gruppe nahmen Kristina-Susann de die Kampagne von einer Gruppe meister-Kruse, Polizeipfarrer in Hagen, Baudach und Katharina Kowalzick an der junger Menschen, die im Berufsbil- hatten sich zehn Teilnehmerinnen und Feier teil. dungswerk (BBW) ihre berufliche Teilnehmer der Werbeagentur im BBW Erstausbildung im Bereich Druck- und Volmarstein mit ihrem Ausbilder Jürgen Dabei ließ es sich NRW-Innenminister Ralf Medientechnik absolvieren. Betz etwa ein halbes Jahr lang darüber Ge- Jäger nicht nehmen, den beiden ange- danken gemacht, wie sich „Polizeiseelsor- henden Mediengestaltern aus dem Be- Zur Präsentation waren Vertreter des Lan- ge“ am besten darstellen lässt. rufsbildungswerk (BBW), persönlich für despfarramtes für den Kirchlichen Dienst „Mit Seelsorge für die Polizei ist die Betreu- ihre Arbeit zu gratulieren. in der Polizei der Evangelischen Kirche ung des Einzelnen wie auch die Betreuung von Westfalen (EKvW), nach Volmarstein der Personen um Beamte, ihre Ehegat- Nicht nur der Innenminister äußerte sich gekommen. ten und Kinder herum gemeint, die ein beeindruckt von der Leistung der Volmar- schweres belastendes Ereignis verkraften steiner Azubis. Auch Präses Dr. h.c. Niko- „Wir sind stolz, so auftreten zu können. müssen“, erläutert Jürgen Betz. „Und der laus Schneider, beglückwünschte sie nach Dies ist möglich dank der Unterstützung Seelsorger oder die Seelsorgerin bietet sich dem Gottesdienst für die gelungene Ar- aus dem Berufsbildungswerk Volmar- als Gesprächspartner für die Bewältigung beit. CWH
Rehabilitation 02 | 2012 5 Christel Humme und René Röspel besuchten BBW Bundespolitiker beteiligen sich an Kampagne gegen Fachkräftemangel In die Arbeitswelt von körperbehinderten jungen Menschen begaben sich die beiden Bundestagsabgeordneten Christel Humme (nördlicher Ennepe-Ruhr-Kreis) und René Röspel (Hagen und Ennepe-Ruhr-Kreis). Auf Einladung des Berufsbil- dungswerks (BBW) besuchten sie das BBW Volmarstein. Einen Vormittag lang unterhielten sie sich mit Jürgen Dittrich (Vorstandssprecher), Lothar Bücken (Leiter des Geschäftsbereichs Rehabilitation) und weiteren Vertretern sowie mit den Teilnehmervertretern über die Arbeit des BBW und ließen sich von den Auszubildenden ihre Arbeitsbereiche zeigen. Die Einladung der Abgeordneten erfolgte gen ihre Chancen nutzen können“, so Dies wurde auch in der angeregten Diskus- im Rahmen einer Kampagne, die bundes- Dittrich. Das BBW verwirklicht individuelle sion mit den Teilnehmervertretern deut- weit gestartet worden ist. Die Bundesar- Bildung, schafft inklusive Berufsabschlüs- lich. Sie erzählten aus eigenem Erleben, beitsgemeinschaft der Berufsbildungs- se, vermittelt qualifizierte Fachkräfte und wie sie immer wieder gegen Vorurteile und werke (BAG BBW) möchte Abgeordnete entlastet dauerhaft Sozialsysteme. Den- Schubladendenken ankämpfen müssen. des Deutschen Bundestages davon über- noch hat das BBW Volmarstein mit eini- zeugen, welchen Beitrag die Berufsbil- gen Problemen zu kämpfen. „Die Berufs- Humme und Röspel hörten aufmerksam dungswerke zur Sicherung des Fachkräf- chancen behinderter junger Menschen zu, und machten sich viele Notizen. Sie tenachwuchses und damit zum Aufbau sind sehr stark vom Behinderungsbild versicherten, dass sie sich in ihrer politi- einer inklusiven Gesellschaft leisten. abhängig“, so Bücken. Je mehr Unter- schen Arbeit nach wie vor verstärkt für stützung sie brauchen, umso schwieriger die Belange behinderter Menschen ein- „Wir sehen unsere Aufgaben dort, wo ist es, einen Praktikums- und später einen setzen werden. CWH Menschen mit besonderen Behinderun- Arbeitsplatz zu bekommen.
6 01 | 2012 Wohnbereich Hanni und Nanni sind die Stars im Haus Magdalena Kaninchen zaubern alten Menschen Strahlen ins Gesicht In Nanni, dem schwarz-weißen Kanin- Vor zwei Jahren kamen die Tiere eher zufäl- hilfe inzwischen bewährt, so dass viele chen, hat Gerda Benthe eine Freundin lig ins Haus. Eine Mitarbeiterin des Hauses Altenhilfeeinrichtungen Kaninchen und gefunden. Nanni sitzt stundenlang auf musste wegen eines Umzugs ihre beiden Hunde im Heim einsetzen. ihrem Schoß und lässt sich von ihr strei- Lieblinge Hari und Bo abgeben. „Wir ha- cheln. Die Seniorin lächelt dabei. Die ben sie spontan aufgenommen und sind im Keßel: „Vor allem Bewohner, die sonst Körperwärme und Berührung des Tieres Nachhinein glücklich darüber“, erzählt Iris kaum oder gar nicht sprechen, unterhal- gefallen ihr. Seine Anwesenheit tut ihr Keßel. Ein Mitarbeiter der Stiftung Volmar- ten sich jetzt miteinander über die Tiere. sichtlich gut. Ebenso macht Hanni, das stein spendete den Stall. Die Projektgrup- Unruhige Bewohner kommen zur Ruhe, braune Karnickel, die Bewohnerinnen pe Werken der Oberlinschule reparierte und viele, die sonst nur auf ihrem Zimmer und Bewohner des Altenheims Magda- die Behausung und brachte sie wieder auf sitzen, gehen sogar in den Garten und set- lena froh und zaubert ihnen ein Strah- Vordermann. Das Hasen-Domizil steht jetzt zen sich an die frische Luft“. len in die Augen. „Hanni und Nanni im Garten des Altenheims. Im Winter wird sind der Renner und bei uns die Stars“, es an eine geschützte Stelle auf einen der Auch im Pflegeheim Hans-Vietor-Haus, freut sich Heimleiterin Iris Keßel. Balkone verlegt, so dass die Tiere immer in in dem schwerstbehinderte Männer und der Nähe der Bewohner sind. Im Sommer Frauen leben, gehören Kaninchen zum Insgesamt drei Kaninchen gehören zur Ge- hoppeln die Kaninchen auf der Wiese im Alltag. Auch hier genießen die Bewohner meinschaft im Haus Magdalena. Das dritte Außengehege herum. den Kontakt zu den kleinen Lebewesen Stalltier im Bunde ist Bo. Bo ist der Angstha- und vor allem die Berührung des weichen se in der Kaninchen-Runde. Nur sein Hasen- „Viele Menschen hatten früher zu Hause Fells der Tiere. papa Christian Verstegen, Mitarbeiter im Tiere, und man kann sehen, wie die Be- Haus Magdalena, darf ihn hoch nehmen. wohner es genießen, auch hier Tiere zu „Selbstverständlich werden alle Tiere re- Seitdem Bos Kaninchenfreund Hari vor ei- haben“, so die Hausleiterin. Die erfahrene gelmäßig tierärztlich untersucht. Auch die niger Zeit gestorben ist, will das hellbraune Krankenschwester weiß, dass Haustiere Pflege der Tiere ist kein Problem. Darum Langohr nicht mehr herum gereicht wer- gerade für Menschen mit dementiellen kümmern sich liebevoll die Mitarbeiter den. Aber da sind ja noch Hanni und Nanni, Erkrankungen therapeutisch sehr hilfreich nach ihrem Dienst, und das gerne“, wie die beiden anderen Kaninchen. sind. Dies hat sich allgemein in der Alten- Christian Verstegen versichert. CWH
8 02 | 2012 Wohnbereich „Hurra, wir tanzen wieder!“ „Ja, da kommt Freude auf!“ Menschen mit und ohne Demenz singen und tanzen miteinander Hochstimmung herrscht jedes Mal im bei dem berühmten Schlager „Polonä- Stimmung war hervorragend“, freut sich Hans-Grünewald-Haus in Gevelsberg, se Blankenese“ von Gottlieb Wendehals Ergotherapeutin Inga Becker vom sozial wenn sich Menschen mit und ohne hielt es die betagten Männer und Frauen begleitenden Dienst. Auch Daniela Alze, Demenz beim Tanznachmittag dort nicht mehr auf den Stühlen. Fröhlich reih- Seniorenbeauftragte der Stadt Gevels- treffen. Im Frühjahr hatte die Arbeits- ten sie sich in die Polonaise ein, sangen berg, zeigte sich zufrieden. gemeinschaft der freien Wohlfahrts- und klatschten mit im Takt der Musik. „Ich freue mich, dass wir endlich mal ein verbände Gevelsberg zum ersten Mal übergreifendes Freizeitangebot machen dazu eingeladen. Ursula und Bernd Lettermann sorgten für können. Und dass wir das Tanzlehrerehe- die Musik und schafften es gekonnt, die paar Lettermann gewinnen konnten, das „Hurra, wir tanzen wieder!“ hieß das meisten zum Mitmachen zu motivieren. Die sehr lange Erfahrung im Umgang mit an Motto. Die Resonanz war überwältigend. Tanzlehrer hatten einen Plattenspieler und Demenz erkrankten Menschen gesam- Viele waren der Einladung gefolgt und alte Schallplatten mitgebracht und legten melt hat. Unser Angebot wurde sehr gut verlebten einen bunten, fröhlichen und bekannte Schlager und Volkslieder auf. angenommen. Drei weitere Tanznachmit- aktiven Nachmittag, tanzten, sangen und tage folgten, und sie waren jedes Mal aufs lachten miteinander. „Es war ein gelungener Nachmittag. Neue ein Erfolg. „Ja, da kommt Freude auf“. Spätestens Alle waren so fröhlich und aktiv, und die CWH
10 02 | 2012 Wohnbereich „Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf“ Stiftung Volmarstein baut in Grundschöttel ein Wohnhaus für Menschen mit Behinderung (v.li.) Pfr. Jürgen Dittrich, Vorstandssprecher der ESV, Architekt Stefan Brand und Markus Bachmann, Kaufmännischer Vorstand der ESV, feierten den ersten Spatenstich für das neue Haus in Grundschöttel mit Mitarbeitern und Gästen. „Wohnen ist mehr als ein Dach über Kaufmännischer Vorstand der Evangeli- Gruppe hat einen Balkon, und im Bereich dem Kopf“, so Pfarrer Jürgen Dittrich, schen Stiftung Volmarstein. der Nebenräume wird eine große Terrasse Vorstandssprecher der Evangelischen Der Neubau wird kein zusätzliches stati- entstehen. Stiftung Volmarstein. Am 19. Septem- onäres Wohnangebot der ESV sein. Viel- Jürgen Dittrich: „Wir haben uns ganz ber freuten sich die Verantwortlichen mehr dient es als Ersatzbau für alte Häuser bewusst für einen Standort außerhalb der Stiftung, den ersten Spatenstich im Zentralbereich der Stiftung, die nicht des Zentralgeländes entschieden. Unsere für ein neues Wohnhaus für 24 Men- mehr den heutigen Anforderungen ent- Bewohner wollen mittendrin leben. Sie schen mit Behinderung auszuführen. sprechen. Das neue Haus bietet 24 Einzel- können teilhaben am Dorfleben in Grund- Direkt an der Grundschötteler Straße, zimmer mit hoher Wohnqualität. Insge- schöttel, haben Möglichkeiten einzukau- zwischen den beiden Gebäuden des samt entstehen drei Gruppen, auf denen fen und gute Busanbindungen. Soziale In- Forschungsinstituts Technologie und jeweils acht Menschen mit Behinderung klusion, Teilhabe am Gemeinschaftsleben Behinderung, wird das neue Wohn- leben. Neben den Einzelzimmern mit Sani- und Integration in das Gemeinwesen sind haus entstehen. tärbereich hat jede Gruppe einen gemein- so nicht nur leere Worte, sondern werden samen großen Wohn- und Essbereich. hier konkret gelebt.“ Durch den Standort „Das neue Haus stellt eine Optimierung Zusätzlich sind verschiedene Nebenräume in Grundschöttel bleiben die Arbeitsplätze unseres Wohnangebotes im Behinderten- geplant, die für Freizeitangebote oder in der Werkstatt für behinderte Menschen bereich dar“, ergänzt Markus Bachmann, für Feiern genutzt werden können. Jede im Zentralbereich der Stiftung erhalten. aN
Wohnbereich 02 | 2012 11 Kinderheim in Hagen heißt jetzt Matthias-Becker-Haus Umbennenung nach ehemaligem Bewohner Das Kinderheim in der Schulstraße in der seinen Mitbewohnern und den Mit- ein. Am 18. August 2010 verstarb er. Im Hagen hat jetzt einen offiziellen Na- arbeitenden unvergessen bleibt. Matthias Beisein seines Vaters Dieter Becker und men: Matthias-Becker-Haus. Becker wohnte von 2001 bis 2006 im Familienangehörigen sowie Hausbewoh- Benannt wurde es nach seinem ehema- Kinder- und Jugendwohnheim Oscar- nern und Mitarbeitenden enthüllte ESV- ligen Bewohner, Matthias Becker. Damit Funcke-Haus. Als das Hagener Haus in Vorstandssprecher Pfarrer Jürgen Dittrich schafft die Stiftung Volmarstein ein Ge- der Schulstraße fertig war, zog er im in einer kleinen Feierstunde das neue denken an einen besonderen Menschen, Sommer dort hin und lebte sich schnell Hausschild. CWH
12 02 | 2012 Wohnbereich Trainingswohngruppe im alten Pfarrhaus Behinderte Menschen bereiten sich auf das Leben in einer eigenen Wohnung vor Ende März eröffneten die beiden form für Menschen mit körperlichen, wohnens ist Jos Bakker, der auch das am- Vorstände der Evangelischen Stiftung geistigen und mehrfachen Behinderun- bulante Wohnen betreut. „Ziel unserer Volmarstein, Jürgen Dittrich und Mar- gen. Hier können sie herausfinden, ob sie Arbeit ist, die Menschen zur Selbsthilfe zu kus Bachmann, die neuen Räume für eigenständig leben können und möchten. befähigen. Sie sollen unabhängig von un- das Trainingswohnen im ehemaligen Sie lernen und üben Wäschewaschen, serer Unterstützung leben können oder, Pfarrhaus in Ivenack. Fünf Plätze wer- Ordnunghalten und Essenzubereiten. so weit wie möglich, ein selbstständiges den angeboten. Sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eigenverantwortliches Leben führen Trainingswohnen ist eine neue Wohn- betreuen sie dabei. Leiter des Trainings- können“, so Jos Bakker.
Wohnbereich 02 | 2012 13 Kino und Kultur „Mittendrin“ Ein musikalisches Ständchen im Café Im neu renovierten und an das Café Mit- Chöre in Volmarstein für Stimmung und am Dorfplatz sowie eine Filmvor- tendrin angrenzenden Speisesaal kamen für einen kurzweiligen Nachmittag. Höhe- stellung im Café Mittendrin bildeten die Besucherinnen und Besucher am Mit- punkt war am Abend der Auftritt des bun- am 22. September den Auftakt eines tag in den Genuss eines besonderen Ki- desweit bekannten und energiegeladenen langen Veranstaltungstages und den noerlebnisses. „Wie im Himmel“ hieß der Chores „HeartChoir“. Menschen mit und Auftakt einer Reihe von kulturellen gezeigte Film, und wie im Himmel war ohne Behinderung ließen sich anstecken Ereignissen. Dank der Kooperation auch die Ton- und Bildqualität. HD und und feierten begeistert mit. Eine gelun- von Lichtburg Wetter und der Evan- Dolby Digital 5.1.- die nagelneue Tonanla- gene Auftaktveranstaltung unter dem gelischen Stiftung Volmarstein soll ge ließ keine Wünsche offen. Nachmittags Gesichtspunkt der Teilhabe, die Lust auf das Volmarsteiner Café Mittendrin ab gaben sich die Chöre TonArt, Joy And Ven- weitere kulturelle Ereignisse in der Evange- sofort der zentrale Veranstaltungsort ture und Querbeet in der Martinskirche lischen Stiftung Volmarstein macht. für Kinovorführungen und Kulturver- die Klinke in die Hand. Im Rahmen des (june) anstaltungen werden. bundesweiten „Gospeldays“ sorgten die
14 02 | 2012 Medizin In rund 20 Jahren hat Dr. Bernd Hufnagel mehr als 12.000 Herzkatheter-Untersuchungen durchgeführt. Moderne Herzkatheter-Untersuchungen im Ev. Krankenhaus Bethanien Die Koronare Herzkrankheit (KHK) mit Ausführliche Diagnostik Herzkammern bestimmen sowie die Funk- ihren Folgen ist die Haupt-Todesursache Im Rahmen der Diagnose erfolgt zunächst tion der Klappen beurteilen. in Deutschland. Auslöser ist meist eine eine detaillierte Anamnese. Ein EKG liefert Verkalkung der Herzkranzgefäße (Ar- u.a. wichtige Informationen zur Analyse von Goldstandard teriosklerose), durch die der Herzmus- Herzrhythmusstörungen. Nach wie vor ist jedoch die Herzkatheter- kel nicht mehr ausreichend durchblu- Untersuchung Goldstandard, um Veren- tet wird. In fortgeschrittenem Stadium Mit einem Belastungs-EKG bzw. einer Spi- gungen der Herzkranzgefäße endgültig und kommt es zu typischen Symptomen wie roergometrie werden Herzfrequenz und sicher diagnostizieren zu können. Dazu wird Angina Pectoris (Brustenge), aber auch Blutdruck gemessen und kontinuierlich von der Leiste aus ein dünner Kunststoff- Herzrhythmusstörungen, Luftnot oder aufgezeichnet. Dabei wird die Belastung schlauch (Katheter) unter Röntgenkontrol- Herzinsuffizienz. „Dann sollte schnellst- alle zwei Minuten gesteigert. Beschwerden le bis zu den Herzkranzgefäßen oder den möglich eine ärztliche Abklärung er- wie Brustenge oder Kurzatmigkeit und be- Herzkammern vorgeschoben. Üblicherwei- folgen, denn im schlimmsten Fall führt stimmte Veränderungen im EKG lassen auf se erfolgt der Zugang über die Leiste. Bei eine KHK zum Herzinfarkt oder zum eine KHK schließen. Zusätzlich wird eine einem modernen Verfahren kann er aber plötzlichen Herztod“, warnt Dr. Bernd Echokardiographie durchgeführt. auch über die radiale Arterie am Handge- Hufnagel, Chefarzt der Inneren Medi- Mit der Ultraschalluntersuchung des Her- lenk geschaffen werden (Radialis-Methode). zin im Ev. Krankenhaus Bethanien. zens lassen sich Größe und Funktion der Diese Methode ist technisch anspruchsvoller
Medizin 02 | 2012 15 als der Leistenzugang. Der deutlich bessere fäß durch eine Ballondilatation aufgeweitet plikationen kommt. Von der Untersuch Patientenkomfort (schonender, geringe- werden. Bei diesem auch PTCA (perkutane ung spürt der Patient nichts. Lediglich re Komplikationsrate, sofortige Mobilität) transluminale coronare Angioplastie) ge- kann es zu einem kurzen Wärmegefühl im lohnt jedoch den höheren Aufwand. nannten Verfahren wird ein Spezialkatheter ganzen Körper kommen, wenn das Kon Sobald der Katheter sein Ziel erreicht eingeführt, an dessen Spitze sich ein zu- trastmittel in die Herzkammern gelangt. hat, wird er an ein externes Druckmess- sammengefalteter Ballon befindet. Er wird Schmerzen entstehen jedoch nicht. Er gerät angeschlossen, um den Druck in an der Engstelle aufgebläht, wodurch sich folgt der Zugang über die Leiste, wird der jeweiligen Herzkammer zu kontrol- diese weitet. In den meisten Fällen wird nach Abschluss ein Druckverband ange- lieren. Dadurch lässt sich beurteilen, ob eine Gefäßstütze aus Edelstahl - ein sog. legt, mit dem der Patient mehrere Stun- die Pumpleistung der Kammern normal Stent - implantiert. Er verhindert, dass sich den liegen muss, um Nachblutungen zu oder krankhaft verändert ist. Dann wird die ausgedehnte Engstelle nach Entfernen vermeiden. Bei der Radialis-Methode wird ein Röntgenkontrastmittel in den Kathe- des Ballons wieder verschließt. Manche die Zugangsstelle am Handgelenk mit ei- ter gespritzt. So werden Kammern sowie Stents geben fortlaufend Medikamente in ner Manschette abgedrückt, die nach ma- Herzkranzgefäße bis zu den kleinsten das Gefäß ab, um ein Blutgerinnsel zu ver- ximal fünf Stunden wieder abgelegt wird. Verzweigungen hin sichtbar gemacht und hindern. „Die PTCA mit Stent sorgt in rund Der Patient kann sofort aufstehen. können eingehend überprüft werden. 98 % der Fälle dafür, dass das Gefäß wie- der durchgängig wird“, weiß der Kardiolo- „Die KHK ist eine chronische Erkrankung, Aufweitung von Gefäßen ge.„Allerdings kann es im Verlauf zu einem die nicht geheilt werden kann“ erklärt der „Der Herzkatheter dient nicht nur zur Di- erneuten Verschluss kommen, so dass die Chefarzt. „Mit entsprechenden therapeu- agnose, sondern wird auch zur Therapie Behandlung wiederholt werden muss.“ tischen Maßnahmen sowie der Behand- eingesetzt“, erklärt Dr. Hufnagel. Zeigen lung bzw. Vermeidung der Risikofaktoren sich bei der Untersuchung Verengungen Sicher und schmerzfrei kann sie jedoch häufig so eingedämmt (sog. Stenosen) oder Verschlüsse der Herz- Der Herzkatheter gilt als sicheres Ver- werden, dass der Patient eine weitgehend kranzgefäße, kann das entsprechende Ge- fahren, bei dem es sehr selten zu Kom normale Lebenserwartung hat.“M.S. Innere Medizin am Ev. Krankenhaus Bethanien In der Klinik für Innere Medizin am Ev. Krankenhaus Bethanien stehen 85 Betten zur Verfügung. Die Stationen wurden vor kurzem neu renoviert und modernisiert. Der Großteil der freundlich eingerichte- ten Zimmer verfügt über eine Nasszelle mit Dusche und WC. Angebunden an die Station ist eine mo- derne und ansprechend gestaltete Funkti- onsabteilung mit verschiedenen Räumen, die kurze Wege ermöglicht, wenn mehrere Untersuchungen auf dem Plan stehen. Ne- ben der gesamten internistischen und der intensivmedizinischen Betreuung bilden die Bereiche Kardiologie und Gastroente- rologie die Schwerpunkte der Abteilung. Das Ärzteteam der Inneren v.l.n.r.: OA Marco Schirm, OÄ Serii Seraphin, CA Dr. Bernd Hufnagel, OA Ralph Oehmen
16 02 | 2012 Medizin Chirurgie ausgezeichnet Die Chirurgische Klinik des Evangelischen Krankenhauses Hagen-Haspe erhielt von der Deutschen Herniengesellschaft das Siegel „Qualitätsgesicherte Hernien-Chirurgie“. Dr. Richard Klatt, Oberarzt der Chirurgischen Klinik am Ev. Krankenhaus Hagen-Haspe, operiert einen Leistenbruch laparoskopisch. Dieses Siegel wird nur den Kliniken ver können wir unsere Behandlung verbes- Bauchhöhle und die darin liegenden Or- liehen, die in besonderem Maße Qualitäts sern“, sagte Dr. Friedhelm Hain, Chefarzt gane können dadurch unter Sicht operiert sicherung bei der Therapie von Bauch der Viszeralchirugie am Mops. „Für Patien- werden. „Leisten-, Nabel- und Narbenbrü- wandbrüchen betreiben. Grundlage für die ten unterstreicht dieses Siegel den hohen che sind die am häufigsten durchgeführten Auszeichnung ist die freiwillige Teilnahme Stellenwert und die herausragende Qualität allgemeinchirurgischen Eingriffe“, erklärt an einer deutschlandweiten Studie, in der der laparoskopischen Chirurgie in unserem Oberarzt Dr. Richard Klatt. „Einen Bruch be- die Ergebnisse aller Hernienpatienten des Krankenhaus“, so der Chefarzt. kommen nicht nur ältere oder untrainierte Hasper Krankenhauses nach zwei Wochen Menschen. Auch ein Waschbrettbauch kann und einem Jahr kontrolliert wurden. Bei laparoskopischen Eingriffen werden einen Bruch bekommen“. Jährlich werden spezielle optische Instrumente durch kleine im Evangelischen Krankenhaus Haspe rund „Nur wenn wir unsere Qualität überprüfen, Schnitte in die Bauchhöhle eingeführt. Die 350 Hernien operativ versorgt.
Medizin 02 | 2012 17 Aktionstag gegen Schmerz Der „Aktionstag gegen Schmerz“, hauses Hagen-Haspe, berichtete in seinem wurde in diesem Jahr erstmalig durch- Vortrag über den Zusammenhang zwischen geführt. Die Evangelische Stiftung Körper, Seele und Schmerz. „Schmerz hat Volmarstein beteilligte sich daran mit auch immer etwas mit Psyche zu tun“, er- einer Patientenveranstaltung. klärte Dr. Strebel. „Bestes Beispiel sind Frau- en, die ein Kind geboren haben. „Jegliche Form der Patientenaufklärung In ihrem Glück, wird der Schmerz schnell ist wichtig. Daran wollen wir uns beteili- vergessen.“ Viele Besucherinnen und Be- gen“, betonte Dr. Axel Scharfstädt, Chef- sucher nutzten im Anschluss die Gelegen- arzt der Wirbelsäulenchirurgie der Ortho- heit für ein persönliches Gespräch mit den pädischen Klinik Volmarstein. Er erklärte Ärzten. Der Aktionstag gegen den Schmerz in seinem Vortrag die Ursachen für Rü- wird ab sofort jährlich jeweils am ersten ckenschmerzen und stellte die verschie- Dienstag im Juni stattfinden. Dr. Scharfstädt: denen Behandlungsmöglichkeiten dar. „Den Termin sollte man sich vormerken. Ich Dr. Bernd Strebel, leitender Arzt der Ab- bin sicher, wir sind auch im nächsten Jahr Chefarzt Dr. Axel Scharfstädt bei seinem teilung „Psychosomatik“ des Ev. Kranken- dabei.“ (aN) Vortrag. Neue Kurse im Therapiezentrum „Am Mops“ Breites Präventivangebot am Ev. Krankenhaus Haspe Das Therapiezentrum am Mops bietet siotherapeuten und Diplom-Sportlehrern findet jeden Dienstag ein Lauftreff statt. im neuen Jahr wieder eine breite Aus- geleitet. Die Kursgebühren werden von Start ist um 18.00 Uhr am Parkplatz am wahl an Kursen zur Gesundheitsvor- fast allen Krankenkassen anteilig bis voll- Hengsteysee, Dortmunder Straße. sorge an. Rückenschule, Pilates oder ständig übernommen. Walking – auf vielfältige Art kann Folgende Kursangebote starten in den Alle Kurse finden im Therapiezentrum am jeder seine Gesundheit erhalten und kommenden Wochen: Tai-Ji / Qi Gong, Mops statt, Eingang Büddinghardt / Ka- fördern. Rückenschule, Pilates, Aqua-Fitness, Be- stanienallee. Informationen zur Kostenü- ckenbodengymnastik, Feldenkrais, Au- bernahme durch die Krankenkassen und Alle Kurse werden von fachlich hoch qua- togenes Training, Nordic Walking und Anmeldung im Therapiezentrum: Tel.: lifizierten und langjährig erfahrenen Phy- Progressive Muskelrelaxation. Außerdem 02331 – 204 88 99. (aN) Die schmerzende Prothese Zu einem Informationsnachmittag lud die Orthopädische Klinik Volmarstein ein Privatdozent Dr. Carsten Gebert, Chef- Schulte-Steinberg erklärte mechanische bleme und Behandlungsmöglichkeiten bei arzt der Abteilung Tumor- und Revi- Gründe für das Versagen von Knieprothe- Infektionen von Kunstgelenken. sionschirurgie, und sein Team erläu- sen, erläuterte Therapiemöglichkeiten und Anschließend folgte dann die Erläuterung terten Gründe für das Versagen von stellte unterschiedliche Knieprothesentypen des Themas anhand von ganz konkreten Knie- und Hüftprothesen und entspre- vor. Beispielen: chende Behandlungsmöglichkeiten. Dr. Gebert zeigte einige Röntgenbilder, mit Im zweiten Vortrag, „…und abends wird denen man die verschiedenen Probleme an „Am Anfang ging es noch …“ hieß der ers- es rot und heiß“, berichtete der Chefarzt künstlichen Gelenken erklären kann. te Vortrag. Die Leitende Oberärztin Anne Privatdozent Dr. Carsten Gebert über Pro- (aN)
18 02 | 2012 Medizin Chefarzt PD Dr. Martin Meyer untersucht das Gelenk einer Patientin mit dem Ultraschallgerät. Neuer Chefarzt für die Rheumaklinik Evangelisches Krankenhaus Hagen-Haspe stellt PD Dr. Martin Meyer vor. Privatdozent Dr. Martin Meyer ist seit anbieten.“ Dr. Meyer bestätigt: „Die best- durchgeführt werden. Im Therapiezentrum Mai neuer Chefarzt der Rheumaklinik mögliche Versorgung der Rheumapatien- „Am Mops“, erhalten die Patienten unter im Evangelischen Krankenhaus Ha- ten in Hagen und in der Region ist uns ein anderem Krankengymnastik, Ergothera- gen-Haspe. großes Anliegen. Die bestehende gute und pie, Massagen, verschiedene Elektro- und enge Zusammenarbeit mit den niedergelas- Ultraschalltherapien, sowie Wärme- und Er arbeitete 21 Jahre lang im Universitäts- senen Ärzten und Ärztinnen und unseren Kälteträgertherapien. „Viele Patienten klinikum Bergmannsheil in Bochum und Kooperationspartnern wollen wir fortsetzen profitieren zudem von einer psychosoma- war dort zuletzt leitender Oberarzt der und auch noch weiter ausbauen.“ tischen Mitbehandlung, die direkt hier im Medizinischen Klinik I. Seine Ausbildung Haus erfolgt“, betont der Rheumatologe. als Rheumatologe absolvierte er im Klini- Der neue Chefarzt kennt die Hasper Rheu- kum Bad Bramstedt, einem der größten maklinik aus der jahrelangen Tätigkeit in Bei fortgeschrittenen Gelenkzerstörungen Kompetenzzentren für Gelenk-, Wirbel- der Region. „Wir bieten hier in Haspe ein werden andere medizinische Fachabtei- säulen-, Muskel-, Nerven-und Gefäßer- umfassendes, interdisziplinäres Konzept lungen der Evangelischen Stiftung Volmar krankungen in Europa. Zudem verfügt Dr. für die Patienten“, so Dr. Meyer. Da Rheu- stein zu Rate gezogen. „Der kurze Weg Meyer als Endokrinologe und Diabetologe ma nicht nur die Gelenke betrifft, werden zu den chirugischen Abteilungen hier im über umfangreiche Kenntnisse in der Di- die Patienten gezielt im Hinblick auf Or- Hause und der Orthopädischen Klinik in agnostik und Therapie von Erkrankungen ganbeteiligungen untersucht und behan- Volmarstein ermöglicht eine rasche Hilfe der Schilddrüse, der Nebenschilddrüsen, delt. „Bei entzündlichen Rheumaformen für unsere Patienten“, so Dr. Meyer. Auch der Hirnhangsdrüse, der Nebennieren, der erhalten die Patienten neben klassischen mit dem Klinikum Bad Bramstedt pflegt der Keimdrüsen und der Bauchspeicheldrüse. Basistherapeutika so gennante Biologika, Chefarzt die Zusammenarbeit bei speziel- um die Entzündungsvorgänge frühzeitig len Formen des Rheumas, insbesondere bei „Damit haben wir einen ausgewiesenen und nachhaltig, vor dem Eintritt von Ge- Gefäßentzündungen. Um die rheumatolo- Experten für Hagen-Haspe gewinnen kön- lenkzerstörungen, zu stoppen“, erklärt Dr. gische Ausbildung zu verbessern und den nen“, freut sich der Medizinische Geschäfts- Meyer. Diese Therapien werden dann in Nachwuchs zu fördern, wird Dr. Meyer in führer Frank Bessler. „Mit seinen fachlichen Zusammenarbeit mit dem niedergelasse- seiner Funktion als Privatdozent der Ruhr- Schwerpunkten, wird Herr Dr. Meyer unse- nem Arzt weitergeführt. Zur raschen Be- Universität Bochum Seminare und Praktika ren Patientinnen und Patienten ein breites schwerdelinderung erfolgen Gelenkinjekti- für Studenten am Evangelischen Kranken- Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten onen, die zum Teil unter Röntgenkontrolle haus Hagen-Haspe durchführen. (aN)
Medizin 02 | 2012 19 Chefarzt Dr. Gert Suppelna wurde verabschiedet In einer Feierstunde wurde am 22. August 2012 in der Orthopädischen Klinik Dr. Gert Suppelna, Chefarzt der Rheumaorthopädie, in den Ruhestand verabschiedet Frank Bessler (Medizinischer Bereichslei- nen besonders“, betonte auch Dr. Benedikt ter) dankte dem Mediziner für sein jahr- Leidinger, Ärztlicher Leiter der Klinik. „Mit zehntelanges Engagement in der Klinik. hohem Verantwortungsbewusstsein haben Auch Markus Bachmann (Kaufmänni- Sie viele gemeinsame Anstrengungen ge- scher Vorstand) sprach Herrn Dr. Suppel- stemmt. Ihre hohe Empathie für die Patien- na seinen Dank aus für dessen Arbeit in ten und Ihre fachliche Kompetenz ist uns der Klinik, die in ihrer Qualität und Brei- ein Vorbild.“ te über die Region hinaus bekannt war. „Mit großer Einsatzbereitschaft haben Sein großes Engagement zeigt Dr. Gert Sie Verantwortung übernommen. Nicht Suppelna seit Jahren bei seiner Arbeit in nur für Ihre Abteilung, sondern als lang- Ländern der dritten Welt. Er arbeitete in jähriger Ärztlicher Leiter auch für die Afrika und in den letzten Jahren in Indone- gesamte Klinik“, so Markus Bachmann. sien, operierte dort Menschen und bildete junge Ärzte aus, die auch immer wieder Insgesamt 31 Jahre war Dr. Suppelna in zum Hospitieren nach Volmarstein kamen. der Orthopädischen Klinik beschäftigt. Nach seinem Studium in Leipzig, Siegen, Viele ehemalige Ärzte hatten die Einla- Mannheim und Heidelberg wurde er 1981 dung zum Abschied wahrgenommen. Assistenzarzt in der Orthopädischen Klinik „Das freut mich besonders“, so der ehe- Volmarstein. 1986 berief ihn die Kliniklei- malige Chefarzt. „Ich danke allen, die tung zum Chefarzt der Rheumaorthopädie. mich in dieser langen Zeit begleitet und Viele strukturelle Veränderungen trug er unterstützt haben.“ (aN) seit dieser Zeit mit. „Dafür danken wir Ih- (v.L.:) Gert Suppelna, Benedikt Leidinger, Markus Bachmann
20 02 | 2012 Medizin Last-Minute-Geburtsvorbereitung Wochenendkurs für werdende Eltern im Ev. Krankenhaus Haspe Das Evangelische Krankenhaus Hagen- Haspe bietet regelmäßig Wochenend- kurse zur Geburtsvorbereitung für wer- dende Eltern. Vor allem kurz entschlossene Schwan- gere mit Partner, Freundin oder anderer Begleitperson sind angesprochen. „Wir möchten, dass die werdenden Eltern sich entspannt, informiert und mit einem gu- ten Gefühl auf den Weg zur Geburt ihres Kindes machen können“, so Hebamme Nicola Brill. „Es gibt immer wieder Paare, die aufgrund von Schichtdienst oder an- deren Umständen keinen längeren Kurs wahrnehmen können.“ Folgende Themen stehen auf dem Pro- gramm: Wege sich zu entspannen, Wehen und Ablauf der Geburt, Aufgaben und Möglichkeiten der Väter, Möglichkeiten Werdende Eltern der Schmerzerleichterung, Stillzeit, Fla- schennahrung, Säuglingspflege, und Wo- sollte im Klinikkoffer sein?“ und weitere ist Weitere Informationen und Anmeldung bei chenbett (die 8 Wochen nach der Geburt). an dem Wochenende Zeit und Raum. Hebamme Nicola Brill (Tel. 0 23 31 / 695 90 Der Wochenendkurs findet jeweils ganztags 47) oder Hebamme Martina Krämer (Tele- Auch für Fragen wie „Wann müssen wir uns statt, ab 9.30 Uhr mit einer Stunde Mittags- fon 0 20 51 / 29 87 73). (aN) auf den Weg in die Klinik machen?“, „Was pause. Für Snacks und Getränke ist gesorgt. Die Frauenklinik bietet eine Vielzahl weiterer Kurse an: Kurse für werdende Eltern jeweils 19.00 Uhr Ev. Krankenhaus Hagen-Haspe Schwangerschaftsgymnastik, Arztvorträge, Geburtsfilm, Kreißsaalführungen, Wassergymnastik, Säuglingspflege und Stillinformationen Infos: Sek. Frauenklinik, 0 23 31 / 476 26 01 PEKIP-Kurs, für Kinder im Alter von 6-10 Wochen Donnerstags 9.00 Uhr. Infos: Sonja Kinzel, 02331 / 40 33 66 Babymassage, für Kinder ab der 4. Lebenswoche Dienstags 9.30 bis 11.00 und 11.15 bis 12.45 Uhr. Infos: Heike Spiecker Tel. 0 23 33 – 25 22. Babyschwimmen, für Kinder zwischen 3 und 18 Monaten Donnerstags vormittags. Infos: Heike Spiecker Tel. 0 23 33 – 25 22. Rückbildungsgymnastik nach der Schwangerschaft Mittwochs, mehrere Kurse. Infos: im Kreißsaal Tel. 0 23 31 – 476 29 22.
Medizin 02 | 2012 21 Babybauch in Gips Geburtshilfe Haspe öffnete die Türen Schwangere Bäuche in Gips, profes- Abdruck mit nach Hause nehmen konn- sionelle Fotografien und Ultraschall- ten – schließlich kann sich nach der Ge- quiz: Viele junge Familien genossen burt niemand mehr vorstellen, wie dick der den Tag der offen Tür in der Frauen- Bauch wirklich war… klinik des Evangelischen Krankenhau- ses Haspe, um sich über die Möglich- Bei den Kreißsaalführungen berichte- keiten der Geburtshilfe „Am Mops“ ten die Hebammen vom Mops über den zu erkundigen. Ablauf der Geburt, Möglichkeiten und Aufgaben für Väter, Möglichkeiten der „Hier kann man sich in aller Ruhe alles Schmerzlinderung und der alternati- ansehen und Fragen stellen“, freute sich ven Gebärmethoden wie die Wasserge- eine werdende Mutter und bestaunte ih- burt. Familien fanden Unterhaltung am ren Mann, der schon ziemlich geschickt Schnullerbaum, mit dem Luftballonkünst- sein „Wickeldiplom“ machte. Werdende ler, beim Basteln, Kinderschminken, Ultra- Eltern übten das richtige Umlegen des Tra- schallquiz oder Torwandschießen. getuches, informierten sich über Vorberei- tungskurse, Babyschwimmen und PEKIP. Dazu boten die Krankenhaus-Mitarbei- Im Familienzimmer konnten sie die Herz- terinnen selbstgebackenen Kuchen, töne ihres Kindes hören und in der beson- eine Joghurt- und Obstbar sowie deren Atmosphäre des Raumes eine kurze Würstchen vom Grill an. „Es war Pause machen. Großer Andrang herrschte ein rundum gelungener Tag, und beim „Bauchgipsen“: das gesamte Team hat sich total ge- Die Hebammen und Pflegekräfte der Frau- freut, dass so viele Menschen unse- enklinik modellierten die oft schon kugel- re familienfreundliche Geburtshilfe runden Bäuche mit Gipsbinden, so dass kennen lernen konnten“, so Chef- die schwangeren Frauen hinterher einen arzt Dr. Jacek Kociszewski. (aN)
22 02 | 2012 Interview Ich möchte Mut machen Dirk Pfeiffer kämpft gegen Barrieren „Ich liebe mein Leben“, sagt Dirk Pfeiffer (46) aus Volmarstein. Wegen einer körperlichen Behinderung sitzt er im Roll- stuhl. So Mancher mag sich über diese Lebensfreude wundern, denn nur wenige Menschen können sich vorstellen, wie ein Leben mit einer Behinderung aussieht. Die Redaktion sprach mit ihm darüber. VG: VG: VG: Herr Pfeiffer, Sie sind körperbehindert. Wie kommen Sie im Alltag mit Ihrer Be- Und das alles mit der Fußtastatur? Um welche Behinderung handelt es sich hinderung zurecht? Pfeiffer: genau, und wie wirkt sie sich aus? Pfeiffer: Ja. Damit schreibe ich etwa 50 Anschläge Pfeiffer: Vieles erledige ich mit meinem rechten pro Minute. Meine Behinderung ist eine Athetotik, eine Fuß, da ich ihn besser kontrollieren kann, Art Spastik. Während der Spastiker krampft als meine Hände. Auch meinen Elektro- VG: und resultierend daraus kaum oder gar rollstuhl und meinen Computer bediene Seit wann sind Sie in der Evangelischen nicht etwa die Arme lang machen kann, ich mit dem rechten Fuß. Stiftung Volmarstein? ist der Athetotiker zwar dazu fähig, jedoch Pfeiffer: oft unkontrolliert! Die Befehle des Gehirns VG: Seit 1980 lebe und arbeite ich in der werden nicht korrekt umgesetzt, so dass Was machen Sie genau? Evangelischen Stiftung Volmarstein. Ich die ersten Versuche, etwas zu greifen, fehl- Pfeiffer: besuchte die Oberlinschule bis zum Som- schlagen. Im Fachjargon spricht man vom Ich arbeite im Büro der Orthopädischen mer 1985 und machte dort den Abschluss schnellen Tonuswechsel der Muskulatur. Schuhtechnik in der Evangelischen Stiftung der Fachoberschulreife. Mitte September Dank der großen Hilfe meiner Mutter, die Volmarstein seit 1993. Hier erledige ich per 85 wurde ich in die Eingangsstufe unserer mich von Kind an immer förderte, forderte Computer die Abrechnungen, pflege Kon- Werkstatt für behinderte Menschen ein- und täglich mit mir trainierte, hat sich mei- takt zu Kostenträgern und bin Systembe- gegliedert, wo ich zunächst Verpackungs- ne Behinderung sehr gebessert. treuer für unser Abrechnungsprogramm. arbeiten machte und Schrauben zählte.
Interview 02 | 2012 23 Dirk Pfeiffer beim Auftakt zum Aktionsplan im Gespräch mit den Akteuren Das war nicht mein Ding. Ich fühlte mich in eine eigene Wohnung zu ziehen. 2007 Wir haben die gleichen Bedürfnisse wie unterfordert. Ich konnte mich aber ablen- habe ich es dann endlich geschafft. Und jeder andere Mensch auch. ken, indem ich beim Tütenkleben im Kopf im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich wiederholte, was ich am Vorabend bei das nicht schon viel früher gemacht habe. VG: meinem Selbst-Studium in Vorbereitung Sie sind sehr aktiv. Was machen Sie außer- auf die Lizenzprüfung für Funkamateure VG: halb Ihrer Arbeit? gelernt hatte. 1988 kamen die Computer. Wodurch fühlen sie sich behindert? Pfeiffer: Das war mein Glück. Hier habe ich mich Pfeiffer: Nach Feierabend gehe ich meinen Hob- eingearbeitet, und ab 1990 saß ich am Ich fühle mich nur dann behindert, wenn bies nach, so dem Amateurfunk, womit Computer im Büro der Werkstatt. Ich habe ich irgendetwas nicht machen kann. Man ich weltweite Kontakte pflege. Außerdem mir alles selbst angeeignet und mich sehr wird oft durch äußere Umstände behin- helfe ich anderen, wenn sie Probleme mit intensiv mit dem Computer auseinander- dert. Zum Beispiel, wenn ich vor einer ihrem Computer haben. Ich fahre oft spa- gesetzt. Meine Freude, einen Computer Treppe stehe und nicht weiß, wie ich da zieren und liebe die Natur. Auch höre ich bedienen und sogar Zeichnungen erstellen rauf oder runter kommen kann. Oder teil- gute Musik, während ich Internetseiten auf- zu können war sehr groß. Diverse Bürotä- weise bei Alltäglichkeiten, bei welchen ich baue und pflege. Des Weiteren bin ich in tigkeiten waren meine Aufgabe, und ich ambulante Hilfe bekomme. verschiedenen Vereinen und Beiräten tätig. entwickelte unter anderem kleine Daten- banken, die sehr lange genutzt wurden. Aber sonst - wo bin ich behindert? Ich VG: kann alles machen, was ich möchte. Ich or- Zum Beispiel? VG: ganisiere alles selbst, gehe ins Kino, wenn Pfeiffer: Sie haben viel erreicht und wirken sehr mir danach ist und fahre in Urlaub, wohin Zum Beispiel im Aktionsbündnis Barriere- selbstbewusst. ich will. Ich bin anerkannt und habe einen freies Wetter, in welchem ich mich seit zehn Pfeiffer: guten Job. Wo also bin ich behindert? Ich Jahren engagiere. Ich kam damals dazu, als Ja. Bis heute habe ich alles allein gema- sehe meine Behinderung nicht als Belas- der Bahnhof in Wetter umgebaut werden nagt, habe viel entwickelt und aufgebaut. tung, sondern als mir von Gott gegebene sollte. Auch im Behindertenbeirat Wetter Das war nicht immer so. Zum Beispiel Aufgabe. Mir geht’s auch manchmal nicht arbeite ich mit. Derzeit arbeite ich stark an habe ich mich lange nicht getraut, aus gut, aber das kennt ja jeder. Wir behinder- der Erstellung des Aktionsplanes für Wetter dem stationären Wohnen mit meiner da- ten Menschen sind, bis auf unser Handy- mit. Damit soll die UN-Behindertenrechts- maligen, langjährigen Freundin Dagmar cap ja gar nichts anderes bzw. besonderes. konvention lokal umgesetzt werden.
24 02 | 2012 Interview VG: Pfeiffer: VG: Und wie sehen Sie die Entwicklung seit der Öffentlichkeitsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit Und trotzdem sind Sie zufrieden mit dem, Auftaktveranstaltung vor zwei Jahren? und immer wieder Öffentlichkeitsarbeit. Da- was bisher erreicht worden ist? für gehe ich immer wieder raus. Öffentlich- Pfeiffer: keitsarbeit ist so wichtig. Behinderte Men- Pfeiffer: Im Moment ist viel im Gange. Es wird in den schen sollten immer selbstverständlicher am Was mich betrifft, ja. Allen anderen möch- Foren viel gearbeitet, wobei ich in zweien öffentlichen Leben teilnehmen können. Ich te ich Mut machen, für die Menschen eine mitwirke, unter anderem auch in der Steu- möchte, dass wir dahin kommen, dass man Lanze zu brechen, die nicht selbst aktiv erungsgruppe. Es gibt viele Ideen. Ich bin zuerst den Menschen sieht und nicht seine werden können. Jeder hat sein Leben in sehr gespannt, was daraus wird und wie es Behinderung. Hierzu fällt mir eine Anekdote der Hand und kann etwas daraus machen, weitergeht, wenn der Aktionsplan im März ein, die ich kürzlich erlebt habe. Während was ich auch mit meiner Internetseite 2013 steht. Aber es geht nicht nur um sicht- meines Urlaubs war ich mit meiner Mutter deutlich machen möchte. Ich höre immer bare Barrieren. Es geht mir vor allem auch in einer Hotel-Bar. Es spielte eine Kapelle wieder, dass ich zuviel mache, aber ich lie- um die Barrieren in den Köpfen der Men- zum Tanz auf. Zwei Frauen in meinem Alter be mein Leben und möchte viel von dem schen. Die müssen weg. Wir müssen zu waren ebenfalls dort, schauten immer wie- verwirklichen, was ich noch so vor habe! einem völlig selbstverständlichen gemeinsa- der zu uns hin und wieder weg. Nach zwei Jeder ist herzlich eingeladen mit mir in men Zusammenleben kommen. Es ist mein Stunden stand die eine auf, kam zu mir und Kontakt zu treten – ich freue mich, wenn Anspruch zu zeigen, dass jeder sich für die fragte mich: Tanzen Sie? Wir haben dann ich helfen kann! Belange anderer Menschen einsetzen kann beide getanzt. Danach brachte sie mich zu - egal ob behindert oder nicht! Die UNBRK meinem Tisch zurück und umarmte mich. www.dirkpfeiffer.de bietet hierfür eine hervorragende Möglich- Die Frau war nicht behindert und hatte noch keit, die man wahrnehmen sollte… nie Kontakt mit behinderten Menschen ge- VG: habt. Es hat mich so gefreut, dass sie zu mir Dafür wünsche ich Ihnen viel Erfolg. VG: gekommen ist. Das ist für mich Normalität. Und wie könnte man das Ihrer Meinung So sollte es eigentlich sein. Es ist noch ein Das Interview führte nach erreichen? langer Weg, aber ich bin frohen Mutes! Carola Wolny-Hubrich
UN-Behindertenrechtskonvention 02 | 2012 25 Erste Inklusionskonferenz Erwachsenenbildung Kooperationsprojekt der Region EN findet großen Anklang Groß war die Resonanz bei der ersten In- schiedenen Bereichen der Evangelischen mierte: „Die große Resonanz auf unsere klusionskonferenz Erwachsenenbildung Stiftung Volmarstein daran zu arbeiten, Einladung zur Ersten Inklusionskonferenz der Region EN, zu der die Evangelische ein Bildungsangebot für erwachsene für Erwachsenenbildung hat uns gezeigt, Stiftung Volmarstein in das Berufsbil- Menschen mit Behinderungen in der dass wir mit diesem Thema ein Feld be- dungswerk eingeladen hatte. Zahlreiche Region EN einzurichten und sie somit an arbeiten, das bisher weitestgehend brach Vertreter von Bildungseinrichtungen der Gesellschaft teilhaben zu lassen. lag. Nun hoffen wir, dass sich auch die und Behindertenbeauftragte der Regi- Aktion Mensch dieser Sicht anschließt und on waren nach Volmarstein gekommen, Christian Graf (Fortbildungsreferent der die Umsetzung des Projekts weiterhin un- um gemeinsam mit Vertretern aus ver- ESV), der die Konferenz moderierte, resü- terstützt. Lohnend wäre es allemal!“ CWH Bundesweit einmaliges Projekt in der ESV gestartet Computerunterstützte Schreibwerkstatt für Werkstatt-Beschäftigte Ein bislang in Deutschland einmaliges Kooperationspartner der Stiftung Volmar- bietet ab Oktober 2012 zwei zusätzliche Bil- Projekt wurde jetzt in der Evangeli- stein sind die Evangelische Fachhochschu- dungsangebote in der Volmarsteiner WfbM schen Stiftung Volmarstein gestartet. le (EFH) Bochum Rheinland-Westfalen- an: „Computergestützte Schreibwerkstatt“ Im Rahmen der Bildungsangebote für Lippe und das Blaue Kreuz Diakonieverein sowie „Rehasport und Entspannung“. erwachsene Menschen mit Behinde- e.V. Wetter. Das Team von Prof. Dr. Kristin rungen soll eine computergestützte Sonnenberg (EFH Bochum) untersucht In einer aktuellen Stunde wurden die Be- Schreibwerkstatt den Beschäftigten der Möglichkeiten sozialer Inklusion von Men- schäftigten der WfbM Volmarstein über Werkstatt für behinderte Menschen schen mit mehrfachen Behinderungen in das Vorhaben informiert. Das Interesse (WfbM) Schlüsselkompetenzen vermit- der Umgebung WfbM. Das Forschungs- war groß, etwa 100 Personen haben da- teln. Damit werden ihre Chancen auf vorhaben ist auf drei Jahre angelegt. ran teilgenommen. Eine Woche später dem allgemeinen Arbeitsmarkt erhöht. haben sich über 70 Beschäftigte für ein Individuelle Bildung wird somit im Sin- Die Volmarsteiner Werkstatt-Beschäftigten Bildungsangebot angemeldet. ne eines lebenslangen Lernens ermög- haben in diesem Projekt die Möglichkeit, licht. Dieses Vorhaben, unterstützt vom das Internet kennen und bedienen zu ler- Ob und wie sich das Projekt auf die Teil- Vorstand der Stiftung Volmarstein, ist nen und über dieses Medium an der Ge- nehmerinnen und Teilnehmer auswirken ein weiterer Beitrag zur Umsetzung der sellschaft teilzuhaben. Das Team des Blaues wird, wird innerhalb der dreijährigen UN-Behindertenrechtskonvention. Kreuz Diakonieverein um Jochen Beutler Laufzeit erforscht. CWH
26 02 | 2012 UN-Behindertenrechtskonvention Wir lassen uns nicht behindern Spektakuläre Aktionen machen auf Barrieren aufmerksam Mit zwei beispiellosen Aktionen machte im Mai die Evangelische Stiftung Volmarstein in Kooperation mit der Stadt Wetter auf Barrieren aufmerksam. Alexander Biermann seilte sich am Rathausturm in Wetter ab, in der Hand eine Fahne mit der Aufschrift „ichbinwiedu“ schwenkend. Der 30-jährige Student hat nur ein Bein. „Wir lassen uns nicht behin- dern!“. Dieser selbstbewusste Satz zierte ein Banner, das der Rollstuhlfahrer Patrick Schulte entrollte, während er sich per Seilzug 20 Meter am Turm der Martinskirche im Zentralbereich der Stiftung hochziehen ließ. Diese beiden außergewöhnlichen Aktivi- unten stehenden Zuschauern. Hochseilgarten der Evangelischen Stif- täten an zwei „Wahrzeichen“ der Stadt „Es ist wichtig, dass wir als große Ein- tung Volmarstein aufgebaut. Ein Team Wetter waren ein Beitrag der Evangeli- richtung der Behindertenhilfe Zeichen von ESV-Mitarbeitenden arbeitet seit Jah- schen Stiftung Volmarstein zum Europä- setzen und Sensibilität für dieses Thema ren im Hochseilgarten mit ihm zusammen ischen Protesttag zur Gleichstellung von herstellen“, so Ekkehard Meinecke, Leiter und beschert den behinderten Menschen Menschen mit Behinderungen, der tradi- des Bereichs Alten-, Behinderten- und Ju- nicht nur Abenteuer und Nervenkitzel, tionell am 5. Mai stattfindet. gendhilfe in der Stiftung. In vielen Projek- sondern vor allem ein Stück Normalität. ten arbeitet die ESV an der Umsetzung der „20 Meter - das war schon Wahnsinn“, UN-Behindertenrechtskonvention. „Mit „Wir wollen mit dieser Aktion klar ma- freute sich Patrick Schulte, der im Be- solchen spektakulären Aktionen machen chen, dass man auch mit Behinderung rufsbildungswerk (BBW) eine Ausbildung wir deutlich, dass nichts unüberwindbar seine Grenzen erweitern kann“, so Frank macht. „Es war total cool da oben, und ist – auch mit Handicap“, so Meinecke. Maihoff. Die Aktion Mensch hat diese ich habe mich ganz leicht gefühlt“. Für Maßnahme finanziell unterstützt. aN seine spektakuläre Aktion erhielt der mu- Die Idee zu der Aktion hatte Frank Mai- tige 23-Jährige auch viel Applaus von den hoff. Der Erlebnispädagoge hat den Gedicht „Im Raum, der Weite“ Hannah Long ist Beschäftigte der Werkstatt für behinderte Menschen. Sie beteiligt sich aktiv an Aktionen der Erlebnispädagogik. von Hannah Long Im Raum, der Weite Alles scheint so weit weg von hier bin ich Zuhaus und doch bin ich mittendrin im Raum der Weite danke, dass du dafür sorgst, dass ich nicht erfrier schalten sich all meine Sorgen aus und dass ich nicht alleine bin Im Raum der Weite Denn wir, wir hier sitzen, mit dir allein es ist besser als jeder Traum im Raum der Weite so weit schauen kann man will ich für immer sein nur in diesen Raum Ich kann kaum unterscheiden, zwischen Im Raum, der Weite dem Himmel, und deinen Augen beides bin ich Zuhaus ist so unendlich weit wenn ich hier neben im Raum der Weite dir sitze, kann ich es kaum glauben wir schalten sich all meine Sorgen aus sitzen hier nur zu zweit Im Raum der Weite mit dir allein im Raum der Weite will ich für immer sein
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