Junges Forschen der Universität in Koblenz Festzeitschrift - Februar 2023

 
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Junges Forschen der Universität in Koblenz Festzeitschrift - Februar 2023
Junges Forschen
                         6
 der Universität in Koblenz
 Festzeitschrift

Volume 6                      Februar 2023
Junges Forschen der Universität in Koblenz Festzeitschrift - Februar 2023
Grußwort
Prof. Dr. Harald F. O. von Korflesch

Initiator von Junges Forschen der Universität in Koblenz

Während meiner gut zweijährigen Tätigkeit als        der Forschung haben, was schließlich zu beson-
Vizepräsident für Forschung,Transfer,Internati-      ders ausgezeichneten Abschlussarbeiten führt.
onalisierung und Digitalisierung der Universität
Koblenz-Landau in den Jahren 2016 bis 2019 war       Vor dem beschriebenen Hintergrund kam mir die
ich auch für die speziellen Belange des Campus       Idee, Junges Forschen besser miteinander zu ver-
in Koblenz zuständig. In der Natur der Sache lag     netzen und das an der Universität Koblenz zu in-
ein enger Kontakt zu den Fachbereichen dieses        itiieren. Im Rückblick bin ich heute dankbar und
Campus. Regelmäßig wurde ich zu unterschied-         stolz, dass meine Idee von einigen besonders her-
lichen Veranstaltungen der Fachbereiche hinzu        ausragenden Studierenden aufgegriffen und mit
gebeten, in der Regel verbunden mit einem Gruß-      einem solch hohen Engagement angegangen und
wort, dem ich mehr als gerne nachkam.                umgesetzt wurde, dass diese Festschrift zu einer
                                                     Reihe geworden ist und heute nun in ihrer aktu-
Besonders beeindruckten mich immer wieder            ellen Auflage vor uns liegt. Sie verdeutlicht nicht
Veranstaltungsformate an der Schnittstelle zu        nur das,was ich weiter oben schon skizzierte: Au-
unseren Studierenden und Promovierenden. Ab-         ßergewöhnliche Forschungsleistungen von Jun-
solvent*innenfeiern und Promotionsfeiern ver-        gen Forschenden an der Universität Koblenz,
deutlichten mir die ausgesprochen hohe               sondern ebenso ein gestaltungsorientiertes un-
Anerkennungskultur für erfolgreiche wissen-          ternehmerisches Denken und Handeln im Wis-
schaftliche Abschlüsse,die wir an der Universität    senschaftsumfeld,       welches       zu    dieser
Koblenz pflegten und pflegen. Natürlich stehen       Festzeitschriftenreihe geführt hat, die durchaus
bei diesen Veranstaltungen die Bachelor- und         als „Wissenschaftsinnovation“ zu bezeichnen ist.
Masterstudierenden sowie Doktorand*innen im
Vordergrund. Ausgezeichnete Abschlussarbei-          Mögen das Junge Forschen und die Festzeit-
ten werden überwiegend persönlich durch die          schrift sich weiter sichtbar an der Universität
Autor*innen vorgestellt und erlauben spannen-        Koblenz etablieren und noch lange nachhaltig
de Einblicke in aktuelle Forschungsthemen, die       wirken. Denn trotz aller künstlichen Intelligenz:
das gesamte Spektrum von der Grundlagenfor-          Wissenschaft und Forschung benötigt junge, kre-
schung bis hin zur angewandten Forschung ab-         ative Menschen, die sich motiviert und kompe-
decken. Mit anderen Worten: Die Universität          tent mit den großen gesellschaftlichen
Koblenz verfügt offensichtlich über ein großes       Herausforderungen unserer Zeit schon mög-
Potential an jungen Menschen, die schon wäh-         lichst frühzeitig und lösungsorientiert ausein-
rend ihres Bachelor-, Master- oder Promotions-       andersetzen. Das Junge Forschen der Universität
studiums ein überdurchschnittlich hohes              in Koblenz ist in diesem Sinne ein leuchtendes
Interesse an wissenschaftlichem Diskurs bzw.         Vorbild.

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Junges Forschen der Universität in Koblenz Festzeitschrift - Februar 2023
Grußwort
Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl

                                                                                                          Bild: Universität Koblenz
Vizepräsidentin für Forschung und Transfer

Als frisch berufene Vizepräsidentin für For-        duktivität, ist inzwischen in fast allen Fächern
schung und Transfer der nur wenige Tage alten       und Disziplinen erwünscht (Stichwort: Open Ac-
Universität Koblenz ist es mir eine ganz besonde-   cess) und wird durch Junges Forschen der Univer-
re Ehre und Freude, das Vorwort für dieses erste    sität in Koblenz ermöglicht.
Heft der Zeitschrift Junges Forschen der Univer-
sität in Koblenz an der neuen Universität schrei-   Drittens ist es mir in meiner Funktion ein zentra-
ben zu dürfen.                                      les Anliegen, und das habe ich mir auch zum Ziel
                                                    gemacht, die Motivation zu forschen bei allen
Dies hat mehrere Gründe.Zum einen habe ich mir      Mitgliedern unserer Universität zu erhöhen, und
als Vizepräsidentin für Forschung und Transfer      zwar nicht nur bei den Professor*innen und den
auf die Fahnen geschrieben, den Bereich For-        wissenschaftlichen Mitarbeitenden, sondern
schung an unserer Universität besonders sicht-      insbesondere auch bei den Nachwuchswissen-
bar zu machen, und zwar nach Innen, in die          schaftler*innen, der Zielgruppe der Zeitschrift
Universität hinein, und nach Außen, in der Regi-    Junges Forschen der Universität in Koblenz. Ein
on, in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus auch      eigenes Publikationsforum für diese Gruppe zu
international. Was wäre zum Erreichen dieses        schaffen und zu haben halte ich für eine ausge-
Ziels besser geeignet als eine universitätseigene   zeichnete Möglichkeit, deren Forschung zu un-
Forschungszeitschrift, die auch noch online ver-    terstützen und sie zu weiteren Forschungen
fügbar ist, mit Artikeln, die direkt im Sinne des   anzuregen.
Open Access von der Uni-Homepage abgerufen
werden können.                                      Last but not least ist natürlich auch der inhaltli-
                                                    che Fokus von Junges Forschen der Universität in
Ferner bin ich der Meinung, und das bestätigen      Koblenz besonders geeignet im Hinblick darauf,
auch meine eigenen Erfahrungen, dass die Wei-       wie die Forschung an der Universität Koblenz zu-
chen für eine wissenschaftliche Laufbahn, für       künftig aufgestellt sein soll, nämlich interdiszi-
eine Karriere als Forscher*in schon sehr früh ge-   plinär.    In      der     Zeitschrift     werden
stellt werden, nämlich schon im Studium, bei der    Forschungsarbeiten aus allen vier Fachberei-
Master- oder Bachelorarbeit oder anderen stu-       chen und aus allen an der Universität vertrete-
dentischen Forschungsarbeiten und erst recht        nen Disziplinen zusammengeführt und somit
bei den ersten wissenschaftlichen Studien am        einer interdisziplinär interessierten Leserschaft
Beginn der Promotionsphase. Letztere bereits        zur Verfügung gestellt.
vor der eigentlichen Veröffentlichung anderen
zugänglich machen zu können, zum Beispiel als       Dies zeigt auch das vorliegende Heft mit Beiträ-
Preprint, ist Ausdruck wissenschaftlicher Pro-      gen aus den Bildungswissenschaften (Fachbe-

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Junges Forschen der Universität in Koblenz Festzeitschrift - Februar 2023
reich 1) zur Bedeutung von digitalen Nachwuchs-
förderungsangeboten für die Vereinbarkeit von
Wissenschaft und Mutterschaft bei Wissen-
schaftler*innen und zu sozialen Konstruktionen
von Autismus-Spektrum-Störung in Spielfilmen,
mit Artikeln aus den Philologie-/Kulturwissen-
schaften (Fachbereich 2) zu „The Male Gaze and
the Deconstruction of Gender Norms in Lost
Highway in Filmen des Genres Film Noir aus der
Anglistik und zu biblischem Lernen im Religi-
onsunterricht der Katholischen Theologie, aber
auch mit Beiträgen aus der Informatik (Fachbe-
reich 4) zu „Inter-case Predictive Monitoring: A
Comparison between Quantum and Classical
Computational Methods“ und zu „Prototyping of
a Predictive Process Monitoring Dashboard“.

Besser kann man den interdisziplinären Fokus
der Universität nicht abbilden und sichtbar ma-
chen. Aus den genannten Gründen hoffe ich, dass
Junges Forschen der Universität in Koblenz den
bisher eingeschlagenen Weg auch an der neuen
Universität Koblenz erfolgreich weiterverfolgen
wird und wünsche dabei gutes Gelingen!

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Junges Forschen der Universität in Koblenz Festzeitschrift - Februar 2023
Editorial
Ann-Katrin Biehl, Sabine Nagel, Aline
Sohny-Knops, Yvonne Werle

Junges Forschen der Universität in Koblenz

Neues Jahr, neue Uni, neue Ausgabe, neues Team!     Junges Forschen ist jedoch noch mehr als die Fest-
                                                    zeitschrift. Ein weiterer Pfeiler unserer Arbeit
Mit großer Freude präsentieren wir die inzwi-       zur Sichtbarmachung studentischer Beiträge ist
schen 6. Ausgabe unserer Festzeitschrift. Die       das Studentische Symposium Bildung. Hier steht
Universität Koblenz gründet sich neu und denkt      neben der Vorstellung des eigenen Forschungs-
weiter. Ihre Studierenden tun es auch und wir       themas in Form eines Vortrages auch dessen Dis-
machen ihre herausragenden Arbeiten weiter-         kussion in einem interdisziplinären Rahmen im
hin sichtbar! So möchten wir erreichen, dass im     Vordergrund, wie es auf vielen Tagungen und
Studium angefertigte wissenschaftliche Arbei-       Konferenzen in der Wissenschaft der Fall ist.
ten über ihre Funktion als Prüfungsleistung, die    Durch die Kooperation mit verschiedenen weite-
den Abschluss eines Moduls oder eines Studien-      ren deutschen Universitäten können Studieren-
ganges erlaubt, hinaus wirken können. Denn          de ihre Ideen, Konzepte und Ergebnisse vor
auch sie stellen wertvolle, innovative Beiträge     einem breiten Publikum weiterer Studierender
zum wissenschaftlichen Diskurs dar und verdie-      präsentieren und mit diesem in einen angeregten
nen damit Aufmerksamkeit und Wertschätzung.         Austausch treten. Mit einer Teilnehmerzahl von
                                                    60 Personen war das letzte Symposium im Januar
In dieser Ausgabe erwarten Sie und Euch 6 inter-    ein voller Erfolg. Diesen würden wir beim nächs-
essante Beiträge zu unterschiedlichen Themen        ten Symposium im Juli 2023 gerne wiederholen.
aus den Fachbereichen 1, 2 und 4. Wir möchten       Weitere Informationen hierzu sind auf Seite 39
hier die Aussage unserer Vizepräsidentin für For-   zu finden.
schung und Transfer, Frau Prof. Dr. Quaiser-Pohl,
nochmals bekräftigen: Es ist großartig, diese       Um all diese Bereiche organisatorisch abdecken
Vielfalt an Beiträgen im Sinne der Interdiszipli-   zu können, braucht es ein gutes Team und unse-
narität in dieser Zeitschrift zusammen-bringen      res ist glücklicherweise ebenso interdisziplinär
und präsentieren zu dürfen und so unseren Stu-      aufgestellt, wie die Themen, die wir behandeln.
dierenden ein tieferes Eintauchen in die Welt der   Auch hier hat sich in letzter Zeit Vieles getan. Wir
Wissenschaft zu ermöglichen! Für die Mühe und       begrüßen gleich zwei neue Teammitglieder, die
Zeit, die alle Beitragenden aufgewendet haben,      auf Seite 37 vorgestellt werden. Allen ausgeschie-
um die Kernergebnisse aus ihren Haus-, Bache-       denen Teammitgliedern danken wir an dieser
lor- und Masterarbeiten in unser verkürztes For-    Stelle herzlich für das langjährige Engagement
mat zu „destillieren“, möchten wir uns ganz         bei Junges Forschen. Wir wünschen euch alles
besonders bedanken. Ihr habt diese Ausgabe zu       Gute für die Zukunft!
dem gemacht, was sie ist und könnt sehr stolz auf
euch sein!

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Junges Forschen der Universität in Koblenz Festzeitschrift - Februar 2023
Des Weiteren möchten wir uns bei unseren För-
der*innen, der Stiftung der Universität Koblenz,
für die finanzielle Unterstützung bedanken. Un-
ser ausdrücklicher Dank gilt außerdem unserem
Initiator Prof. Dr. Harald von Korflesch für seine
stete Unterstützung und das Vertrauen in unsere
Ideen. Und nicht zuletzt danken wir allen Fach-
bereichen und den Betreuer*innen der Arbeiten,
die unserem Call for Papers Beachtung ge-
schenkt, ihn weitergeleitet und die besten Stu-
dierenden zu einer Veröffentlichung bei uns
ermutigt haben.

Schon jetzt arbeiten wir an unserer nä chsten und
damit 7. Ausgabe. Daher möchten wir durch un-
seren Call for Papers auf Seite 40 zu weiteren Be-
werbungen fü r Beiträ ge aufrufen. Egal, ob es sich
um eine herausragende Haus-, Bachelor- oder
Masterarbeit handelt: Wir freuen uns auf Bewer-
bungen, die die Vielfalt der studentischen For-
schung an unserer Universitä t reprä sentieren.

Und zu guter Letzt: Transfer und Sichtbarkeit
sind uns an der Uni Koblenz wichtig. Wir hoffen
daher, Sie und Euch dazu anzuregen, in einen Dis-
kurs zu treten. Nutzen Sie/ Nutzt die Mö glich-
keit, mit uns und unseren Autor*innen in
Kontakt zu treten und sprechen Sie / sprecht in
der Familie, mit Freunden und Bekannten ü ber
die spannenden Beiträ ge in dieser sechsten Aus-
gabe von Junges Forschen der Universität in Ko-
blenz!

                                          Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023   5
Inhaltsverzeichnis
01 Grußwörter zur Festzeitschrift                21 Kira Rosalin Jung
   Prof. Dr. Harald F. O. von Korflesch
   Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl                     Die Bibel erzählt

                                                      Biblisches Lernen im Religionsunterricht

04 Editorial
  Junges Forschen der Universität
  in Koblenz                                     26 Eric Amann
                                                      Prototyping of a Predictive Process Monito-
                                                      ring Dashboard
7 Helena Juliane Hoppe
   Soziale Konstruktionen von Autismus-Spek-
   trum-Störung in Spielfilmen
                                                 31 Stefan Hill
                                                      Inter-case predictive process monitoring
12 Giana Björkskog
                                                      A comparison between quantum and classi-
   Vereinbarkeit von Wissenschaft und Mut-            cal computational methods
   terschaft

   Die Bedeutung von digitalen wissenschaftli-
   chen Nachwuchsförderungsangeboten für         37 Junges Forschen in Koblenz
   die Vereinbarkeit von Wissenschaft und
   Mutterschaft

                                                 39 Studentisches Symposium Bildung

16 Erik Eichelbaum
   “You will never have me”
                                                 40 Call for Papers

   The Male Gaze and the Deconstruction of
   Gender Norms in Lost Highway                  41 Impressum

  6     Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023
Soziale Konstruktionen von Autismus-
Spektrum-Störung in Spielfilmen

Helena Juliane Hoppe, 2022

Bachelorabeit (FB1: Pädagogik)
betreut von Prof.in Dr.in Gertraud Kremsner und Lea Klöpfer

Die Inszenierung von Menschen im Autismus-            gesamtgesellschaftlichen Diskurs existieren und
Spektrum ist in den fiktionalen Medien ange-          Autismus heterogen verstanden werden muss.
kommen. Beispielhaft dafür ist der Film Rain          Für diese Untersuchung ist der Ausgangspunkt
Man (Levinson, 1988), welcher womöglich der           ein Verständnis von Autismus-Spektrum-Stö-
bekannteste Film ist, in dem eine autistische Per-    rung als eine sozial konstruierte Differenzkate-
son als eine der Protagonist*innen dargestellt ist.   gorie in Anlehnung an das soziale Modell der
Autismus-Spektrum-Störung als Thema des ge-           Behinderung. Anders als in dem medizinischen
sellschaftlichen Lebens wird in Filmen „beob-         Modell,in dem Behinderungen als „naturgegebe-
achtet, audio-/visuell inszeniert, sozial             nes“,individuelles Phänomen betrachtet werden,
konstruiert, kommuniziert und interpretiert“          versteht das soziale Modell Behinderungen (wie
(Heinze et al., 2021, S. 2). Zugleich sind Filme in   auch Autismus-Spektrum-Störung) eben als so-
gesellschaftlichen Kontexten eingebunden und          zial konstruierte Kategorien, welche vor einem
tragen zum Diskurs über soziale Wirklichkeit bei      gesellschaftlichen Kontext betrachtet werden
(Mikos, 2021, S. 206). Demnach bilden Filme ge-       müssen (Brehme et. al., 2020, S. 9). Ziel der Arbeit
sellschaftliche Bilder und soziale Wissensbe-         war es, sozial konstruiertes Wissen, welches auf
stände über Autismus-Spektrum-Störung ab und          die Differenzkategorie Autismus-Spektrum-Stö-
(re)konstruieren diese durch ihre Darstellun-         rung konventionalisiert ist, anhand von Spielfil-
gen. Die Konstruktion von Autismus-Spektrum-          men zu analysieren und aufzudecken. Konkret
Störung ist eine mögliche soziale Konstruktion        lief die Untersuchung unter der Forschungsfra-
von Autismus im Autismus- Diskurs. Diese stützt       ge:
sich unter anderem auf psychiatrische, klinisch
relevante Klassifikationssysteme wie dem DSM-           Wie zeigen sich soziale Konstruktionen von Au-
5, in dem Autismus-Spektrum-Störung als „Stö-           tismus-Spektrum-Störung in Spielfilmen?
rung der neuronalen und mentalen Entwick-
lung“ mit den Symptomen „Defizite in der              Da „das gesellschaftsstrukturierende Potenzial
sozialen Kommunikation und sozialen Interakti-        von Spielfilmen am ehesten anhand besonders
on“ und „eingeschränkte, repetitive Verhaltens-       prominenter Produktionen nachgezeichnet wer-
muster, Interessen oder Aktivitäten“ definiert        den kann“ (Wiedemann, 2018, S. 183), wurden für
wird (American Psychiatric Association, 2015, S.      die Untersuchung zwei möglichst weit rezipierte
64ff.).Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf,    Filme ausgewählt, die Personen aus dem Autis-
dass weitere Konstruktionen von Autismus im           mus-Spektrum als Protagonist*innen inszenie-

                                        Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023         7
Helena Juliane Hoppe
              Soziale Konstruktionen von Autismus-Spektrum-Störung in Spielfilmen

ren. Diese waren der bereits benannte Film Rain                          Rechnen, während er kein Verständnis für das
Man (Levinson, 1988) und der Film The Accoun-                            Verhalten seiner Mitmenschen hat (O’Connor,
tant (O’Connor, 2016).¹ Auf Grundlage der Film-                          2016). Beide Figuren zeigen selbststimulierendes
analyse nach Lothar Mikos (2008) wurden                                  Verhalten, genannt „Stimming“, welches eine in
mittels filmanalytischer Betrachtungsebenen                              repetitiven Verhalten auftretende Form der Be-
die Darstellungen von Autismus durch die Insze-                          wältigung- und Regulationsstrategie ist (Ru-
nierung der autistischen Figuren im Film analy-                          dolph, 2020, S. 52). Bei Christian äußert sich
siert. Um sich den sozialen Konstruktionen von                           dieses selbststimulierende Verhalten etwa da-
Autismus-Spektrum-Störung im Film anzunä-                                durch, dass er auf den Tisch vor sich klopft und
hern, wurden diese Erkenntnisse in einem zwei-                           auf seine Finger pustet (O’Connor,2016).Beide Fi-
ten Schritt in eine diskursanalytische                                   guren meiden Körper- und Blickkontakt und be-
Forschungslogik übertragen. Hierfür wurde die                            stehen auf Ordnung und Routinen (Levinson,
Diskursanalyse nach Reiner Keller (2011) heran-                          1988; O’Connor, 2016). Zudem werden sie darge-
gezogen und mit der Analyse und Interpretation                           stellt, als würden sie ,in ihrer eigenen Welt‘ leben.
nach Mikos (2008) verwoben. Konkret wurden                               Sobald sie sich konzentrieren,scheinen sie nichts
also in den beiden filmischen Darstellungen                              mehr um sich herum wahrzunehmen (Levinson,
Muster und Aussagen aus der Perspektive der                              1988; O’Connor, 2016). Die hier exemplarisch be-
Wissenssoziologischen Diskursanalyse (Keller,                            nannten Merkmale sind besonders kennzeich-
2011) identifiziert und als Autismus-Diskurs in                          nend für die Darstellung der beiden Figuren und
Spielfilmen rekonstruiert.                                               zeigen auf, wie und in welchen Kontexten autis-
                                                                         tisches Verhalten in den Filmen inszeniert wird.
Aus den Analysedaten ergaben sich drei Katego-
rien, durch die der Autismus-Diskurs in Spielfil-                        Durch das inszenierte ,in der eigenen Welt leben‘
men abgebildet wird: die Darstellung                                     von Raymond und Christian wird scheinbar legi-
autistischer Merkmale, der Umgang mit Autis-                             timiert, dass die Personen aus dem sozialen Um-
mus aus dem sozialen Umfeld und die dichotome                            feld im Beisein der beiden Figuren über sie statt
Kategorisierung von ,normal‘ vs. ,anormal‘.                              mit ihnen reden (Levinson,1988; O’Connor,2016).
                                                                         Zudem stellen die beiden Protagonisten ein ,Pro-
Als autistische Merkmale werden in beiden Fil-                           blem‘ und eine Belastung für ihr soziales Umfeld
men Begabungen im mathematischen Bereich                                 dar (Levinson, 1988; O’Connor, 2016). Dieses wird
dargestellt, welche sich unverhältnismäßig zu                            besonders durch Raymonds Bruder (Levinson,
defizitären sozialen Kompetenzen seitens der in-                         1988) sowie durch Christians Mutter deutlich,
szenierten Autisten verhalten. So ist etwa Ray-                          welche im Kindesalter ihres Sohnes sehr belastet
mond aus Rain Man zwar besonders gut im                                  durch sein Verhalten scheint (O’Connor, 2016).
Kopfrechnen, aber zugleich weist er Schwierig-                           Beide Protagonisten in den Filmen sind zudem
keiten mit sozialen Umgangsformen auf und hat                            auf Hilfe aus ihrem sozialen Umfeld angewiesen
Probleme, mit anderen Menschen zu interagie-                             (Levinson, 1988; O’Connor, 2016). Das gezeigte
ren (Levinson, 1988). Auch der Protagonist Chris-                        Verhalten und der daraus resultierende Umgang
tian aus The Accountant zeigt eine Begabung im                           aus dem sozialen Umfeld führt dazu, dass die au-

¹ Für die Auswahl der Filme wurde die Rezeption anhand wirtschaftlicher Einnahmen gemessen und die Filme mit dem höchsten Ertrag ausge-
  wählt. Der weltweite Bruttoertrag des Filmes Rain Man beträgt etwa 355 Mio US-Dollar, während der Ertrag des Filmes The Accountant (2016)
  etwa 155 Mio US-Dollar beträgt.

     8        Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023
Helena Juliane Hoppe
                 Soziale Konstruktionen von Autismus-Spektrum-Störung in Spielfilmen

tistischen Figuren von den Zuschauer*innen als       finition des DSM-5 erklärte, klinische Sicht, in
‚gestört‘ identifiziert werden, wodurch Mitleids-    der Autismus als „Störung der neuronalen und
gefühle hervorgerufen werden können.Die autis-       mentalen Entwicklung“ definiert wird (Ameri-
tischen Personen werden in einem durch sie           can Psychiatric Association, 2015, S. 64ff.). Bei Be-
belasteten Umfeld gezeigt, welches nicht auf Au-     trachtung der Analyseergebnisse lässt sich
genhöhe mit ihnen agiert.                            feststellen, dass viele der in der psychiatrischen
                                                     Definition benannten Symptome direkt in der In-
An verschiedenen Stellen wird in den Filmen eine     szenierung von autistischen Personen im Spiel-
dichotome Kategorisierung vorgenommen, die           film zu finden sind.In den Filmen wird dies durch
bestimmte Verhaltensformen als ,normal‘ und          die Defizite in der sozialen Interaktion und Kom-
,anormal‘ präsentieren. So wird etwa Raymonds        munikation sowie repetitive und stereotype Ver-
mathematische Begabung als ,außergewöhnlich‘         haltensweisen         (American         Psychiatric
dargestellt und er als „Genie“ benannt (Levinson,    Association, 2015, S. 64ff.) der autistischen Figu-
1988, 1:02:31 – 1:02:40), während auch Christian     ren deutlich. Außerdem wird durch die Inszenie-
als „bemerkenswert“ betitelt wird (O’Connor,         rung von autistischen Menschen in den
2016, 0:02:52 – 0:02:55). Verstärkt wird diese ge-   Spielfilmen der Bezug zu einem sonderpädagogi-
schaffene Distanz durch ein forschendes Interes-     schen Diskurs hergestellt. Dieser kritisiert die
se, besonders an Raymonds Verhalten. Dieses          klinische, defizitorientierte Definition von Au-
äußert sich etwa dadurch,dass ein Arzt fasziniert    tismus als Störung (Theunissen, 2021, S. 45), be-
von Raymond ist und ihn schwierige Matheauf-         trachtet autistische Fähigkeiten und betont eine
gaben lösen lässt. Ähnlich fragt die Freundin von    stärkenorientierte, verstehende Sicht auf Autis-
Raymonds Bruder ihn Daten zu Baseballspielern        mus (Theunissen, 2021, S. 8-9). Der Verweis auf
ab, welche er alle korrekt aufsagen kann, und ist    diesen Diskurs wird neben der Darstellung von
erstaunt über sein Wissen (Levinson, 1988). In       autistischen Personen als ,besonders‘ auch
Kombination mit den inszenierten autistischen        durch die inszenierten ,außergewöhnlichen‘ Be-
Merkmalen wird eine Distanz durch Faszination        gabungen erzeugt.
und ,Andersheit‘ der inszenierten autistischen
Personen geschaffen und durch eine kontrastie-       Die Spielfilme fügen sich also lediglich in den kli-
rende Darstellung zu dem als ‚normal‘ gelten-        nischen und zum Teil auch den sonderpädagogi-
dem, nicht ,besonderem‘ Verhalten der anderen        schen Diskurs ein und (re)produzieren dadurch
Figuren verhärtet.                                   das in diesen Diskursen vorhandene Wissen. Ob-
                                                     wohl im sonderpädagogischen Diskurs die Hete-
Diese diskursiven Konstruktionen fügen sich          rogenität von Autismus und die Wechselwirkung
letztendlich in den gesamtgesellschaftlichen Au-     mit dem autistischen Verhalten und der Umwelt
tismus-Diskurs ein und tragen zu sozial konstru-     in den Fokus rückt (Theunissen & Sagrauske,
iertem Wissen über Autismus-Spektrum-                2019,S.64),wird auch hier das autistische Verhal-
Störung bei. Wie bereits geschildert, können         ten als Kategorie mit verschiedenen Verhaltens-
durch ein Anreißen dieses gesamtgesellschaftli-      auffälligkeiten (Theunissen & Sagrauske, 2019, S.
chen Diskurses verschiedene Konstruktionen           39ff.) und somit in Abgrenzung zu ,Normalität‘
von Autismus beobachtet werden, welche sich          definiert.
auch in den analysierten Filmen wiederfinden.
Hierzu gehört die eingangs benannte, an der De-

                                       Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023          9
Helena Juliane Hoppe
          Soziale Konstruktionen von Autismus-Spektrum-Störung in Spielfilmen

Zusätzlich zu diesen klinischen und sonderpäd-       ,typisch‘ angenommene und als ,Störung‘ einge-
agogischen Diskursen, in die sich die Spielfilme     ordnete Verhaltensweisen, welche im Bezug zu
einfügen, ist eine weitere Sicht auf Autismus die    den anderen Figuren im Film als ,Andere‘ kon-
aus der Perspektive des ,Neurodiversity Move-        trastiert werden. Durch diese in Spielfilmen
ment‘. Es handelt sich hierbei um eine politische    (re)konstruierte pathologisierende und katego-
Bewegung, die aus der Kritik von autistischen        risierende Sicht auf Autismus werden letztend-
Menschen an dem psychiatrischen ‚Label‘ Autis-       lich gesellschaftliche Konstruktionen von
mus-Spektrum-Störung erwuchs.,Neurodiversi-          ,Normalität‘ und ,Andersheit‘ (mit)gebildet und
ty‘ versteht sich als ein Konzept, welches           aufrechterhalten. Dieses inszenierte Wissen ist
neurologische Differenzen wertschätzt und als        auf der Ebene von sozialen Akteur*innen gesell-
Teil der menschlichen Vielfalt ansieht, anstatt      schaftlich geschaffen und wird durch die Darstel-
die Unterschiede als eine pathologische Abwei-       lung in den Spielfilmen (re)konstruiert,
chung zu betrachten (Dyck & Russel,2020,S.170).      legitimiert und objektiviert.
Die Bewegung bezieht sich hierbei auf ,neurodi-
vergent people‘ sowie auf ,neurotypical people‘      Weiterführend wäre im Anschluss an diese Un-
und setzt sich dafür ein, dass das ganze Spektrum    tersuchung noch interessant, die soziohistori-
an neurokognitiven Unterschieden anerkannt           schen Kontexten zu analysieren, aus denen die
und wertgeschätzt wird, da es keine natürliche       ausgewählten Filme stammen. Dadurch könnten
Grenze zwischen ‚normal‘ und ‚krank‘ gibt (Kapp,     Rückschlüsse darauf gezogenen werden, inwie-
2020, S. 2). Zwar erwuchs die Bewegung zwischen      fern sich der Autismus-Diskurs in Spielfilmen im
den Produktionen der hier analysierten Spielfil-     Hinblick auf das Erwachsen von Perspektiven auf
me, jedoch stellen beide Film eine kategorisie-      Autismus wie die des ,Neurodiversity Movement‘,
rende Sicht durch die Konstruktion von               entwickelt und verändert hat.
,Anormalität‘ der autistischen Personen dar. Wie
sich durch die Verweise auf die soeben eben be-      Literatur
nannten Diskurse analysieren lässt,stellt sich die
Inszenierung im Film somit gegen eine Sichtwei-      AMERICAN PSYCHIATRIC ASSOCIATION (2015).
se auf Autismus wie die des ,Neurodiversity Mo-        Diagnostisches    und   Statistisches    Manual
                                                       Psychischer Störungen DSM-5. Hogrefe Verlag.
vement’.
                                                     BREHME, D., FUCHS, P., KÖBSELL, S. & WESSELMANN,
Demnach stellen die analysierten Spielfilme Au-        C. (2020). Einleitung: Zwischen Emanzipation und
                                                       Vereinnahmung.        Disability   Studies    im
tismus-Spektrum-Störung als eine individuelle,
                                                       deutschsprachigen Raum. In D. BREHME, P. FUCHS,
bei den Autist*innen liegende, und nicht etwa als      S. KÖBSELL, C. WESSELMANN (Hrsg.), Disability
eine gesellschaftlich geschaffene Behinderung          Studies im deutschsprachigen Raum. Zwischen
dar. Autismus im Film basiert also auf dem indi-       Emanzipation und Vereinnahmung (S. 9-21). Beltz
                                                       Juventa.
viduellen Modell der Behinderung, in dem als
funktionale Beeinträchtigung verstandene Be-         DYCK, E. & RUSSEL, G. (2020). Challenging Psychiatric
hinderungen auf medizinischen Diagnosen be-             Classification: Healthy Autistic Diversity and the
ruhen (Hirschberg, 2022, S. 95). Es wird durch die      Neurodiversity Movement. In S. J. TAYLOR & A.
                                                        BRUMBY (Hrsg.), Healthy Minds in the Twentieth
Spielfilme also genau der Diskurs hergestellt, der      Century: In and Beyond the Asylum (S. 167-187).
durch das soziale Modell der Behinderungen kri-         Palgrave Macmillan.
tisiert wird. Die autistischen Figuren zeigen als

   10     Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023
Helena Juliane Hoppe
                    Soziale Konstruktionen von Autismus-Spektrum-Störung in Spielfilmen

HEINZE, C., GEIMER, A. & WINTER, R. (2021).
                                                           Über die Autorin
   Einleitung. In GEIMER, A., HEINZE, C. & WINTER,
   R. (Hrsg.), Handbuch Filmsoziologie (S. 1-7).
                                                           Helena Juliane Hoppe studierte von 2019 bis 2022
   Springer VS.
                                                           im Bachelor Pädagogik an der Universität Ko-
HIRSCHBERG, M. (2022). Modelle von Behinderung in          blenz-Landau, Campus Koblenz. Ihre Bachelor-
   den Disability Studies. In A. WALDSCHMIDT               arbeit schrieb sie am Institut für Pädagogik –
   (Hrsg.), Handbuch Disability Studies (S. 93-108).
   Springer Fachmedien.
                                                           Schulpädagogik / Allgemeine Didaktik am Ar-
                                                           beitsbereich Pädagogische Professionalität im
KAPP, S. K. (2020). Introduction. In S. K. Kapp (Hrsg.),   Kontext (schulischer) Heterogenität und Inklu-
  Autistic Community and the Neurodiversity
                                                           sion. Zurzeit studiert sie an der Johannes Guten-
  Movement: Storied from the Frontline (S. 1-19).
  Palgrave Macmillan.                                      berg-Universität       Mainz        im    Master
                                                           Erziehungswissenschaft und ist im Team Autis-
KELLER,     R.     (2011).    Wissenssoziologische
                                                           mus GbR tätig.
  Diskursanalyse:        Grundlegung         eines
  Forschungsprogramms (3. Aufl.). VS Verlag für
  Sozialwissenschaften.                                    Kontakt: helena.hoppe@outlook.de

LEVINSON, B. (Regie). (1988). Rain Man [Film]. United
   Artists, Mirage Entertainment & Star Partners II
   Ltd.

MIKOS, L. (2021). Film und die Repräsentation von
  Gesellschaft. In GEIMER, A., HEINZE, C. & WINTER,
  R. (Hrsg.), Handbuch Filmsoziologie (S. 205-220).
  Springer VS.

MIKOS, L. (2008). Film- und Fernsehanalyse (2. Aufl.).
  UVK Verlagsgesellschaft mbH.

O’CONNOR, G. (Regie) (2016). The Accountant [Film].
   Warner Bros., Electric City Entertainment, Hurwitz
   Creative.

RUDOLPH, R. (2020). Stresserleben bei Autismus. PiD –
  Psychotherapie im Dialog, 21(03), 50-54.

THEUNISSEN,       G.    (2021).   Autismus       und
  herausforderndes     Verhalten:    Praxisleitfaden
  Positiver Verhaltensunterstützung (4. aktualisierte
  und durchgesehene Aufl.). Lambertus-Verlag.

THEUNISSEN, G. & SAGRAUSKE, M. (2019). Pädagogik
  bei Autismus: Eine Einführung. W. Kohlhammer.

WIEDEMANN, T. (2018). Die Diskursanalyse als
  Verfahren       einer    sozialwissenschaftlichen
  Filmanalyse. In A. M. SCHEU (Hrsg.), Auswertung
  qualitativer Daten: Strategien, Verfahren und
  Methoden der Interpretation nicht-standardisierter
  Daten in der Kommunikationswissenschaft (S.
  177-189). Springer VS.

                                            Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023       11
Vereinbarkeit von Wissenschaft und
Mutterschaft
Die Bedeutung von digitalen wissenschaftlichen
Nachwuchsförderungsangeboten für die Vereinbarkeit von
Wissenschaft und Mutterschaft

Giana Björkskog, 2022

Masterarbeit (FB1: Erziehungswissenschaft)
betreut von Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl und apl. Prof. Dr. Martina Endepohls-Ulpe

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt       zielte Förderung von Nachwuchskräften, um-
Frauen seit jeher vor Schwierigkeiten. Besonders     fasst die Nachwuchsförderung auch fachliche
zwischen dem 21.und 30.Lebensalter,wenn meis-        und methodische Grundlagen, sowie zahlreiche
tens eine aktive Familienplanung stattfindet,        pädagogische, mikrodidaktische, zielgruppen-
sind Mütter weniger erwerbstätig als ihre kin-       spezifische Themen. Zusätzlich ist die mehrspe-
derlosen oder männlichen KollegInnen (Keller &       zifische Vernetzung im jeweiligen regionalen
Haustein, 2010, S. 31). Insbesondere in der Wis-     Umfeld eine Eigenschaft der wissenschaftlichen
senschaft stellt die Vereinbarkeit von Familie       Nachwuchsförderung, die eine weitreichende
und Beruf Wissenschaftlerinnen vor eine Her-         Wirkung haben kann (Meisel, 2018, S. 329). Das
ausforderung. Vorausgesetzte Mobilität, Dritt-       Konsortium des Bundesberichtes Wissenschaft-
mitteleinwerbung und Publikationsdruck               licher Nachwuchs 2021 belegt, dass „Geschlech-
führen bereits bei kinderlosen oder männlichen       terunterschiede […] beim wissenschaftlichen
WissenschaftlerInnen zu Stresssituationen.           Nachwuchs in dieser Hinsicht eher gering aus
Wissenschaftlerinnen, die zusätzlich eine gesi-      [fallen] – sowohl in der Promotions- als auch in
cherte Kinderbetreuung organisieren müssen,          der Post-doc-Phase haben Männer etwas häufi-
erfahren sogar eine noch höhere Belastung (Lee-      ger Kinder als Frauen.Die Ergebnisse der Wissen-
mann & Da Rin, 2009, S. 35), da es nach der Geburt   schaftlerbefragung zu den Elternanteilen unter
des Kindes häufig zu einer „Re-Traditionalisie-      Professorinnen und Professoren deuten aller-
rung“ der Geschlechteridentitäten kommt. Diese       dings darauf hin, dass es Männern sehr viel häu-
„drängt“ Frauen in die Position, sich mehr um die    figer als Frauen gelingt, die Familiengründung
Kinder zu kümmern als ihre männlichen Partner.       nach der Erlangung einer Professur ‚nachzuho-
Dieser Umstand hindert Frauen daran, sich in-        len‘“ (Konsortium Bundesbericht Wissenschaft-
tensiv ihrer wissenschaftlichen Karriere wid-        licher Nachwuchs, 2021, S. 163).
men zu können (Klärner & Keim, 2012, S. 137f.).
Hier kann nicht nur die eigentliche Arbeit in Ver-   Wie können nun Wissenschaftlerinnen bei
zug kommen, sondern auch die Teilnahme an Ta-        ihrem Familienwunsch bzw. Familienplanung
gungen oder Angeboten der wissenschaftlichen         unterstützt werden, sodass sie sich trotz famili-
Nachwuchsförderung. Neben den gängigen In-           ärer Verpflichtungen intensiv um ihre wissen-
halten, wie Beratung, Kolloquien, Methoden-          schaftliche Karriere kümmern können?
und Interpretationswerkstätten,Initiierung und       Gottburgsen et al. (2021) heben hervor, dass „das
Begleitung von Forschungsgruppen und die ge-         Angebot der flexiblen Arbeitszeit und des flexi-

   12     Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023
Giana Björkskog
                                          Vereinbarkeit von Wissenschaft und Mutterschaft

blen Arbeitsortes (Home-Office oder Tele-Ar-           der Fahrtzeiten und -wege, während des Covid-19
beit)“ als „sehr wirksam“ gehalten wird, um Wis-       Lockdowns, hilfreich für die Balancierung von
senschaft und Familienaufgaben zu vereinen.            Familie und Beruf war. Dennoch wiesen sie dar-
Eine Digitalisierung und somit Flexibilisierung        auf hin, dass für eine reibungslose Arbeit im
der wissenschaftlichen Berufswelt könnte eine          Home-Office, bestimmte Bedingungen erfüllt
Chance für die Vereinbarkeit von Wissenschaft          sein müssten, wie z.B. eine gesicherte Kinderbe-
und Familie bedeuten (Gottburgsen et al., 2021,        treuung,da es ohne eine solche auch im Home-Of-
S.23-25).Aus diesem Grund widmet sich diese Ab-        fice zu Stresssituationen kommen könnte.
schlussarbeit aus dem Master of Arts Studien-          Zudem ging ein Teil der Befragten darauf ein,dass
gang          Erziehungswissenschaft         der       eine ausschließlich digitale Kommunikation
Forschungsfrage:                                       auch Nachteile mit sich gebracht hat. Sie fanden,
                                                       dass der wissenschaftliche Diskurs und die Be-
  Welche Bedeutung haben digitale wissenschaft-        ziehung zu KollegenInnen in Mitleidenschaft ge-
  liche Nachwuchsförderungsangebote für die            zogen wurden.
  Vereinbarkeit von Wissenschaft und Mutter-
  schaft?                                              Anschließend wurden die Interviewten mit der
                                                       folgenden Fragestellung nach der Digitalisierung
In standardisierten Leitfadeninterviews wurden         von wissenschaftlichen Nachwuchsförderungs-
Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Kindern              angeboten befragt: „Nachwuchsförderungsan-
nach Unterstützung und Hindernissen in ihrer           gebote wurden ebenfalls wegen der Covid-19
Vereinbarung von Beruf und Familie befragt. Ein        Pandemie vermehrt digital angeboten, welche
besonderer Wert wurde auf die – zum Teil pande-        Bedeutung spielt diese Digitalisierung bei Ihrer
miebedingten – digitalisierten wissenschaftli-         Vereinbarkeit?“. Diese Form der Digitalisierung
chen Nachwuchsförderungsangebote gelegt, um            wurde ebenfalls von den Befragten durchweg po-
zu erörtern, ob diese Form der Digitalisierung für     sitiv angenommen. Sie betonten ihre vermehrte
die Vereinbarkeit von Wissenschaft und Mutter-         Nutzung der wissenschaftlichen Nachwuchsför-
schaft eine Bedeutung hat. Zunächst wurden die         derungsangebote, nachdem diese, besonders
Interviewten nach ihrem Standpunkt zum Er-             aufgrund der Covid-19 Pandemie, zunehmend als
gebnis der oben genannten Studie (Gottburgsen          digitale Formate angeboten wurden. Als Gründe
et al., 2021) befragt. Dies ist mit folgender Frage-   hierfür nannten sie die wegfallenden Fahrtwege
stellung geschehen: „Die Studie ‚Vereinbarkeit         und die Möglichkeit, trotz der Teilnahme an dem
von Wissenschaft und Familienaufgaben an               Angebot, (notfalls) familiäre Pflichten überneh-
Hamburger Hochschulen‘ berichtet, dass die             men zu können. Dennoch wünschte sich der
Möglichkeit des flexiblen Arbeitsortes (bspw.          Großteil der Befragten keine komplette Umstel-
Home Office oder Telearbeit),das Wirksamste ist,       lung auf ausschließlich digitale Nachwuchsför-
um Wissenschaft und Familie zu vereinen. Wie           derungsangebote. Es wurde vielmehr betont, die
sehen Sie das?“. Die Befragten antworteten             pandemiebedingte Digitalisierung zu nutzen
durchweg positiv auf diese Fragestellung und be-       (und, wenn möglich, hybride Formen anzubie-
kräftigten,dass der flexible bzw.digitalisierte Ar-    ten), um somit flexiblere Teilnahme- und Aus-
beitsort ein Ansatz sei, den sie voll und ganz         wahlmöglichkeiten               für           die
unterstützten. Die Interviewpartnerinnen ha-           Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Kindern
ben für sich selbst erkannt, dass das Wegfallen        zu gestalten.

                                         Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023      13
Giana Björkskog
          Vereinbarkeit von Wissenschaft und Mutterschaft

Darüber hinaus sahen die befragten Wissen-          netzen. Laut Leemann und Da Rin kann gerade
schaftlerinnen bei der Digitalisierung von Nach-    die Notwendigkeit zur Mobilität und persönli-
wuchsförderungsangeboten weitere Nachteile,         chen Teilnahme an Veranstaltungen für Wissen-
die zwar nicht die Vereinbarkeit von Beruf und      schaftlerinnen mit familiären Verpflichtungen
Familie betrafen, jedoch ihre Arbeit und Karriere   zu einem Karrierehindernis werden. Laut den
als Wissenschaftlerinnen. Die folgenden Aussa-      Autorinnen müsste eine gelungene Nachwuchs-
gen versuchen einen balancierten Blick auf die      förderung diesen Nachteil beheben, eine Ge-
Vorzüge und Nachteile von digitalen wissen-         schlechtergerechtigkeit herstellen und auf die
schaftlichen Nachwuchsförderungsangeboten           Förderung von Wissenschaftlerinnen mit Kin-
zu geben,da die befragten Personen nicht nur aus    dern aufmerksam machen (Leemann & Da Rin,
ihrer Sicht als Mütter in der Wissenschaft ant-     2009, S. 36f.). „Wir müssen uns stärker bewusst
worteten, sondern zugleich auch als Wissen-         werden, dass das gegenwärtig vorherrschende
schaftlerinnen,      getrennt      von     ihrem    Verständnis von wissenschaftlicher Exzellenz in
Familienstand. Einige der befragten Wissen-         einer Art und Weise sozial konstruiert ist, die be-
schaftlerinnen empfanden, dass der Aufbau von       stimmte Gruppen – z.B. Frauen [mit Kindern] –
beruflichen Kontakten bzw. das zwanglose Netz-      unabhängig von der Qualität ihrer wissenschaft-
werken bei digitalen Veranstaltungen zu kurz        lichen Leistung benachteiligt und geradlinige,
kam. Ihnen hatte häufig der persönliche Aus-        angepasste Mainstreamlaufbahnen und -biogra-
tausch untereinander gefehlt.Zwanglose Gesprä-      fien von Nachwuchsforschenden bevorzugt“
che in der Mittagspause eines mehrtägigen           (Leemann & Da Rin, 2009, S. 36).
Workshops waren, laut den befragten Wissen-
schaftlerinnen, online nämlich nicht möglich.       Insgesamt bietet die Digitalisierung von Nach-
Gleichwohl gaben die Interviewpartnerinnen zu,      wuchsförderungsangeboten Wissenschaftlerin-
dass Videobesprechungsprogramme durch mo-           nen mit familiären Verpflichtungen vor allem die
derne digitale Gruppenbildungen und Videokon-       Chance, unabhängiger von der vorausgesetzten
ferenztechniken         diese        Problematik    Mobilität zu werden. Die Zeitersparnis und das
verminderten und das digitale Netzwerken er-        Wegfallen der Fahrtwege führen zu einer ange-
leichtern könnten. Nichtsdestotrotz vertrat ein     nehmeren Gestaltung des Alltags und der Fami-
anderer Teil der befragten Personen auch die        lienplanung – gleichwohl die Möglichkeiten der
Meinung, dass das Netzwerken digital nicht nur      Digitalisierung nur beschränkt zur erfolgreichen
unkomplizierter, sondern auch fruchtbarer war.      Vereinbarkeit von Mutterschaft und Beruf sowie
Die Wissenschaftlerinnen berichteten, dass sozi-    zur Gleichberechtigung führen kann. Frauen
ale Interaktionen leichter gewesen seien, da ihre   steht erst der gleiche Anteil von beruflichen
eigenen sozialen Hemmungen weniger präsent          Chancen zu Verfügung, wenn es eine staatlich ge-
waren.                                              sicherte Kinderbetreuung gibt, oder Männer
                                                    denselben Anteil familiärer Pflichten überneh-
Eine Digitalisierung von Nachwuchsförderungs-       men.
angeboten kann somit Wissenschaftlerinnen mit
Kindern die Chance eröffnen, (komfortabler) an
Veranstaltungen teilzunehmen, die ihre wissen-
schaftlichen Fähigkeiten erweitern oder die
Möglichkeit bieten sich mit KollegInnen zu ver-

   14     Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023
Giana Björkskog
                                              Vereinbarkeit von Wissenschaft und Mutterschaft

Literatur                                                   QUENZEL, G. & HURRELMANN, K. (2010).
                                                              Bildungsverlierer: Neue soziale Ungleichheiten in
GOTTBURGSEN, A., WILLIGE, J., SEMBRITZKI, T. (2021).          der Wissensgesellschaft. In QUENZEL, G. &
   Vereinbarkeit        von      Wissenschaft        und      HURRELMANN, K. (Hrsg.), Bildungsverlierer. Neue
   Familienaufgaben an Hamburger Hochschulen.                 Ungleichheiten (S. 11-36). VS Verlag für
   Gesamtbericht. Deutsches Zentrum für Hochschul-            Sozialwissenschaften.
   und         Wissenschaftsforschung.           https://
   w w w. h a m b u rg . d e / c o n te n tb l o b /
   15814628/0e75d510eeccd398ea5be736b4cd39da/               Über die Autorin
   data/studie-vereinbarkeit-wissenschaft-und-
   familie.pdf (letzter Zugriff am: 21.05.2022).            Giana Björkskog-Müller (geb. Besong) studierte
                                                            von 2016 bis 2022 die Studienfächer B.A. Pädago-
KELLER, M. & HAUSTEIN, T. (2012). Vereinbarkeit von         gik und M.A. Erziehungswissenschaft an der
  Familie und Beruf. Ergebnisse des Mikrozensus 2010.
                                                            Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz.
  Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik.
  https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-                Von 2020 bis 2022 hat sie als studentische bzw.
  Wirtschaft-und-Statistik/2012/01/vereinbarkeit-           wissenschaftliche Hilfskraft im Interdisziplinä-
  familie-beruf-012012.pdf ?__blob=publicationFile          ren Promotions- und Postdoczentrum der Uni-
  (letzter Zugriff am: 14.01.2023).
                                                            versität Koblenz-Landau (IPZ) gearbeitet. Seit
KLÄRNER,      A.      &     KEIM,     S.      (2011).       September 2022 ist sie als Youth Ambassador des
  (Re-)Traditionalisierung      und      Flexibilität.      Panzi Hospitals von Nobelpreisträger Dr. Denis
  Intergenerationale Unterstützungsleistungen und
                                                            Mukwege tätig.
  die Reproduktion von Geschlechterungleichheiten
  in West- und Ostdeutschland. In BERGER, P.A.,
  HANK, K., TÖLKE, A. (Hrsg.), Reproduktion von             Kontakt: gianabjoerkskog@outlook.de
  Ungleichheit durch Arbeit und Familie (S. 121-144).
  VS Verlag für Sozialwissenschaften.

KONSORTIUM                         BUNDESBERICHT
  WISSENSCHAFTLICHER NACHWUCHS (2021).
  Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2021.
  Statistische Daten und Forschungsbefunde zu
  Promovierenden und Promovierten in Deutschland.
  WBV.             https://www.buwin.de/dateien/
  buwin-2021.pdf (letzter Zugriff am: 10.05.2022).

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                                             Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023         15
“You will never have me”
The Male Gaze and the Deconstruction of Gender Norms in
Lost Highway

Erik Eichelbaum, 2022

Hausarbeit (FB2: Englisch)
betreut von Prof. Dr. Michael Meyer

David Lynch’s neo-noir thriller Lost Highway          Laura Mulvey’s theory of the male gaze and the
(1997) “refuse[s] to satisfy the viewer’s urge for    concept of the femme fatale serve as foundations
a monolithic storyline, for a narrative impelled      of this analysis. It is argued that, although Lost
by a univocal intention” (Andrews, 2004, p. 25).      Highway presents women as objects of heterosex-
Fred Madison,the male protagonist,believes that       ual male desire in accordance with traditional
his wife Renee is having an affair because he can-    Hollywood norms, the movie deconstructs both
not please her sexually. He does not understand       masculine and feminine gender norms because
her sexuality, which makes him feel so anxious        the protagonist, who feels threatened in his at-
that he ultimately murders her and is sentenced       tempt to be considered a ‘real man’, fails to fulfill
to death. While on death row, he transforms into      the typically male role of the active and control-
Pete Dayton, a young car mechanic who meets Al-       ling force within the story. He escapes into a
ice Wakefield, a woman who looks almost exactly       dream world, but the woman he desires stays in
like Fred Madison’s wife. Pete can be seen as Fred    control of his sexuality. By analyzing selected
Madison’s alter ego, as the protagonist “seeks to     scenes with regard to the visualization of Renee
shape appearances according to the ideal repre-       Madison and Alice Wakefield, I will identify ele-
sentation he desires” (O’Connor, 2005, p. 18). Con-   ments of the male gaze. In the second step, I will
sequently, Alice Wakefield is also “a fantasized      look closely at the two central male characters
version of Renee” (McGowan, 2000, p. 63). The         and show that the movie paints a picture of mas-
movie features various elements of the so-called      culinity in crisis. Finally, I will analyze Renee
film noir, most prominently that of the sexually      Madison and Alice Wakefield further to show
mysterious femme fatale, a filmic character that      that in Lost Highway, the femme fatale is used to
traditionally threatens the dominance of mas-         deconstruct gender norms.
culinity (Benshoff & Griffin, 2009, p. 271). The
protagonist’s sexual impotence makes him ques-        In her influential essay Visual Pleasure and Nar-
tion his maleness, which results in him con-          rative Cinema, Laura Mulvey argues that the
structing a more masculine version of himself.        “conventions of mainstream film focus attention
David Lynch is often “accused of misogyny”            on the human form” (Mulvey, 2009, p. 714). Ac-
(Beckman, 2012, p. 26), a term that refers to “ha-    cording to Mulvey, women on screen have two es-
tred of women” (Benshoff & Griffin, 2009, p. 339).    sential functions: they serve as erotic objects for
This is why this extended abstract looks at the       the male characters in the movie itself, as well as
way the movie presents women on a visual level.       for the male audience (Mulvey, 2009, p. 716). The

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Erik Eichelbaum
                                                                  “You will never have me”

sexual tensions between the two sexes play a cru-     affair. He attempts to be the active force within
cial role in Lost Highway, and it is striking that    the narrative, but he cannot fulfill this role, nei-
out of the four female characters, three are ob-      ther within the story nor in his marriage. His fail-
jects of sexual desire for the two male protago-      ure is highlighted when he has sex with Renee,
nists. This indicates that the movie aims to please   as his wife pities him and pats him on the back
heterosexual male fantasies. This is evident dur-     when he does not manage to please her (Lost
ing the first encounter between Pete Dayton and       Highway, 0:16:03-0:16:42). This scene showcases
Alice Wakefield because slow motion is used to        that “masculinity is an ideal, not an actuality”
draw particular attention to Alice, her body, and     (MacKinnon, 2003, p. 7). Being a real man implies
her movements (Lost Highway, 1:14:14-1:15:27).        total dominance, but for Fred, “[m]asculinity is
When she turns around in order for Pete to see        out of reach” (MacKinnon, 2003, p. 7). It is “a goal
her face, the spectator gets the impression that      to strive towards, but not ultimately attainable”
time is standing still for a moment. The camera       (MacKinnon, 2003, p. 7). Thus, his last resort is
worships Alice’s beauty, and it is clear that her     violence since he decides to kill his wife to regain
looks are on display, which means that she serves     control over her.
as an object of sexual stimulation for both Pete
and the viewer.This phenomenon is what Mulvey         Renee Madison’s murder and her husband’s
calls scopophilia: the pleasure an individual feels   downfall, caused by his imprisonment and death
when they look at other people and their bodies       sentence, do not mark the end of Lost Highway.
in an eroticized way (Mulvey, 2009, p. 713). By       Instead, Pete Dayton is introduced. Pete fulfills
linking shots of Pete looking with shots of what      many common criteria for the male Hollywood
he is looking at, namely Alice, the viewer under-     hero: physical strength, youth, knowledge of cars
stands that the protagonist sexualizes and de-        and sexual attractiveness. Although the sudden
sires the woman. Pete has the power of the male       transformation is never explained, Todd Mc-
gaze because he actively gazes at a passive female    Gowan claims that Pete is just another version of
character. This active/passive dichotomy is typ-      Fred (McGowan, 2000, p. 53-54). In other words:
ical for mainstream cinema,which is why Mulvey        “Peter Dayton is Fred Madison within Fred’s fan-
claims that there is no balance when it comes to      tasy” (McGowan, 2000, p. 54). Initially, the first
pleasure in looking (Benshoff & Griffin, 2009, p.     version of the protagonist does not have the au-
245).                                                 thority he desires. Thus, he creates a fantasy
                                                      world where he can regain this power in the form
One crucial element of Mulvey’s concept of the        of Pete. Pete’s exaggerated masculinity expresses
male gaze is that Hollywood movies traditionally      Fred’s desire to be seen as a real man.While Renee
reflect the patriarchal power structures within       seemed dissatisfied with her marriage, Pete is de-
society because the man is the only one who can       sired by numerous women. This includes Alice
actively control the plot (Mulvey, 2009, p. 716).     Wakefield, who is clearly another version of Re-
This implies that “[t]he movie industry has […]       nee Madison. While Fred failed to please his wife
been a key source for images of dominant mas-         sexually, Pete’s sexual potency marks his hyper-
culinity” (MacKinnon,2003,p.37).Fred Madison          masculinity. Hence, by creating Pete Dayton, Fred
wants to adhere to traditional norms of mas-          Madison “is attempting to construct for himself
culinity since he hides his feelings and uses vio-    the very cinematic representation of male mas-
lence to find out whether his wife is having an

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Erik Eichelbaum
           “You will never have me”

tery that the masculine hero commonly presents”          32). She is “a desiring subject in her own right”
(O’Connor, 2005, p. 17).                                 (Beckman, 2012, p. 32). On a narrative level, Re-
Fred’s attempt to restore the classic patriarchal        nee’s mysteriousness gives her power over her
structure in the form of Pete fails. He cannot find      husband since Fred is not able to fulfill the mas-
out whether his wife is cheating on him, and he          culine role within the story. He does not know
does not know how to please her. And Pete, the           whether Renee desires him or not,and he does not
fantasized version of Fred, desires Alice, who se-       understand why he is unable to please her. As a
duces him but ultimately leaves him without ex-          result, Fred's inability to conquer his wife’s sex-
planation. Therefore, the film “undermines any           uality threatens his masculinity (Beckman, 2012,
representation of an absolute male power”                p. 33). Renee’s “enigmatic sexuality threatens to
(O’Connor, 2005, p. 27). Traditional male heroes         undo the male subject”, which is why Fred kills
have the “ability to resolve narrative conflicts”        her (Beckman, 2012, p. 32).
(O’Connor, 2005, p. 18). Thus, in a classic Holly-
wood movie, the male protagonist would manage            In classic film noir, the femme fatale’s defeat ul-
to uncover his wife’s secret and regain control          timately cements the status quo to strengthen pa-
over her and the narrative, which would ulti-            triarchal dominance (Benshoff & Griffin, 2009, p.
mately reestablish the patriarchal power struc-          273). But the unusual narrative structure of the
ture. However, Fred and Pete are unable to               movie allows the introduction of another femme
accomplish this, which means that Lost Highway           fatale in the form of Alice Wakefield. While Pete
critiques the idealized version of masculinity           Dayton is Fred Madison’s alter ego, Alice is an al-
that mainstream cinema often reinforces.                 ternative version of Renee, and her initial func-
                                                         tion is to allow Fred to solve the mystery of his
Since Lost Highway is a film noir, it is not surpris-    wife’s sexual secretiveness (McGowan, 2000, p.
ing that it features one vital element of this genre:    63-64). However, Alice ultimately “becomes un-
the femme fatale. The genre owes its name to its         bearable for Peter, just as Renee was unbearable
“dark stories and even darker settings” (Benshoff        for Fred” (McGowan, 2000, p. 66). This is because,
& Griffin, 2009, p. 270). In many of these films,        like Renee, Alice is sexually independent. In his
women hold “the key to the intrigue and mystery”         book Studying men and masculinities, David
(Benshoff & Griffin, 2009, p. 271). The femme fa-        Buchbinder says that female sexual desire can
tale “lure[s] […] men into crime and murder by           never be autonomous since women are, above all,
promising sex, happiness, and escape” (Benshoff          expected to sexually please their husbands
& Griffin, 2009, p. 272). Generally, it is typical for   (Buchbinder, 2013, p. 108). Therefore, any female
film noir that male characters feel threatened re-       attempt at an independent sexual desire chal-
garding their masculinity, and the femme fatale          lenges masculine authority over women (Buch-
embodies this threat because she is a sexually           binder, 2013, p. 108). However, this is precisely
mysterious woman that challenges the hege-               what Renee Madison and Alice Wakefield do. On
monic patriarchy that Hollywood movies are               a sexual level, they take on the active part, which
known for (Benshoff & Griffin, 2009, p. 271-273).        is usually reserved for men. In contrast, Fred and
What separates Renee Madison from other fe-              Pete find themselves in a position where they are
male characters in popular movies is that she is         inactive, which undermines male dominance
more than just an object of sexual stimulation for       over women.
the men within the narrative (Beckman, 2012, p.

   18      Junges Forschen der Universität in Koblenz 6 | 2023
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