IHK-JOURNAL - IHK Koblenz
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JANUAR 2017 | www.ihk-koblenz.de | Postfach 20 08 62, 56008 Koblenz NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER KOBLENZ IHK-JOURNAL DAS REGIONALE WIRTSCHAFTSMAGAZIN No 01 Weltwirtschaft: Trendküche: Unerwartete Knacki Deuser: Auf der Ein Stimmungsbild Geschmackskombinationen guten Seite der Macht DER PREIS, DAS UNBEKANNTE WESEN
2 INHALT 08 13 FOTO: GÖRRES-DRUCKEREI UND VERLAG GMBH FOTO: RENÉ RIIS FLEXIBLE PREISE TRENDKÜCHE 15 30 FOTO: GUIDO SCHRÖDER FOTO: FOTOLIA ROHSTOFFSICHERUNG NACHGEFRAGT BEI ... IHK INFORMIERT RUBRIKEN Abschiedsinterview mit IHK-Präsident Sattler 04 Veranstaltungsvorschau 43 WIRTSCHAFT IN ZAHLEN Was die Weltwirtschaft bewegt 06 Genuss und Region, Impressum 42 TITELTHEMA Öffentliche Bekanntmachungen 31 bis 41 Der Preis, das unbekannte Wesen 08 WIRTSCHAFTSTREND Titelfoto: Görres-Druckerei und Verlag GmbH Trendküche: Von Wissenschaft und Leidenschaft 13 POLITIK AKTUELL Hingehört: Planungssicherheit für Unternehmen: Wie steht es um die Rohstoffsicherung in Rheinland-Pfalz? 15 Zur Sache: Rohstoffgewinnung 16 WIRTSCHAFT IN DER REGION 17 bis 28 RECHT UND STEUERN Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige: IHK-Journal 01/2017 Experten auf ihrem Gebiet 29 www.facebook.com/IHK.Koblenz NACHGEFRAGT BEI ... Knacki Deuser 30 www.twitter.com/ihk_koblenz
STANDPUNKT 3 NEUES JAHR, NEUES IHK-EHRENAMT ZU JAHRESANFANG STEHT IN DER IHK EIN BEDEUTSAMER TERMIN AN: Am 20. Januar nehmen unsere neue IHK-Vollversammlung und das aus ihrer Mitte zu wählende IHK-Präsidium ihre Arbeit auf. Vor den 72 Unternehmerinnen und Unternehmern liegt eine spannende Zeit – fünf Jahre, in denen sie Ihre Interessen wahren und vertreten werden. So wie es natürlich auch die scheidende Vollver- sammlung getan hat. Allen, die sich in diesem höchsten Gremium der IHK, zum Teil sogar über Jahrzehnte, engagiert haben, ist dafür herzlich zu danken. Das möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich tun. Die Mitglieder der IHK-Vollversammlung bringen ihren unternehmerischen Sach- verstand, ihre Arbeit und ihre Zeit unentgeltlich ein – immer im Dienste der regio- nalen Wirtschaft. Mit ihren Initiativen und Beschlüssen setzen sie sich dafür ein, dass die Unternehmen möglichst gute Rahmenbedingungen vorfinden. Mit unserer Vollversammlung im Rücken konnten und können wir vieles bewegen – ob in Politik, Verwaltung oder Öffentlichkeit. Die gewählten Unternehmensver- Arne Rössel ist Hauptgeschäftsführer treter sind es, die die inhaltliche Ausrichtung und den politischen Kurs der der Industrie- und Handelskammer (IHK) IHK-Arbeit bestimmen. Dieser ehrenamtliche Einsatz für das Gesamtinteresse der Koblenz. Wirtschaft ist nicht selbstverständlich. Dabei ist es doch so: Die IHK Koblenz ist Ihrer aller IHK! Sie ist das Instrument, mit dem die regionale Wirtschaft eigenverantwortlich ihre gemeinsamen Anliegen voranbringt. Frei vom Staat, mit dem Privileg der eigenen Finanzierungshoheit. In der IHK geht es um das „Wir“ in Wirtschaft – und die Wirtschaft selbst ist es, die die Leitlinien der IHK-Arbeit bestimmt. Ob in der Vollversammlung oder in den zahlreichen anderen ehrenamtlich aktiven Gremien. Ich bin gespannt, welche Schwerpunkte in den kommenden Jahren gesetzt werden. Ich wünsche der neuen IHK-Vollversammlung viel Erfolg bei ihrer Arbeit. Und Ihnen allen wünsche ich natürlich alles Gute und persönliches Wohlergehen für das neue Jahr.
4 IHK INFORMIERT In eigener Sache „Die Erfolge, die immer wieder kamen, waren meine Motivation“ Elf Jahre lang stand Manfred Sattler an der Spitze des IHK-Ehrenamts. Am 20. Januar übergibt er sein Amt an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Im Interview mit ihm haben wir auf die vergangenen Jahre zurückgeschaut und über seinen Antrieb, seine Erfolge und die prägenden Themen seiner Amtszeit gesprochen. Herr Sattler, Sie beenden im Januar Ihre elfjährige reicher Tag. Ich denke, die Erfolge, die immer wieder kamen, Amtszeit als IHK-Präsident. Worauf sind Sie besonders waren meine Motivation. Dazu gehört etwa die Regionalisie- stolz, wenn Sie zurückschauen? rung, die bereits vor meinem Amtsantritt begonnen hat und die wir konsequent fortgeführt haben. Es war mein persön- Besonders stolz bin ich darauf, dass sich in dieser Zeit die IHK licher Wunsch, so als IHK näher bei den Unternehmen zu Koblenz und ganz allgemein die IHK-Landschaft ein gutes Stück sein. Ein anderes Beispiel ist der Bereich Bildung: Im Jahr vor „zurechtgerückt“ hat. Nach der Wahlwiederholung, der Neu- meiner Präsidentschaft wurde das Thema Schulpatenschaf- besetzung der Position des Hauptgeschäftsführers und einer ten auf den Weg gebracht – eigentlich nur als einmalige inhaltlichen Neuausrichtung der Geschäftsbereiche sind wir Aktion. Ich habe die Schulpatenschaften dann konsequent heute ganz anders aufgestellt als früher. Natürlich gibt es immer weiter auf aktuell 425 ausgedehnt. Zugleich haben wir die Verbesserungsbedarf – aber es gibt auch immer neue Aufga- Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten ausge- ben. Und um die zu meistern, haben wir in den vergangenen baut. Daraus resultieren heute zwei Lehrstühle, die die IHK Jahren das Ehrenamt viel stärker in die strategische, aber auch mitfinanziert: der Lehrstuhl für kleine und mittlere Unterneh- in die tägliche IHK-Arbeit eingebunden. Das war ein ganz per- men an der WHU und die Stiftungsprofessur im Bereich sönliches Ziel von mir. Dabei geht es mir darum, die Menschen, Dienstleistungsmanagement für das duale Studium an der die ihre Zeit investieren, spüren zu lassen, dass sie mitgestalten Hochschule Koblenz. Dass wir in diesem wichtigen Bereich können. Ein Beispiel: Haushaltsentscheidungen werden dem so viel vorangebracht haben, freut mich sehr. Ehrenamt heute verständlich aufbereitet vorgelegt und mit dem Know-how der ehrenamtlich Tätigen ausgearbeitet. Ein kurzer Blick zurück: Aus welchen Gründen haben Sie 2006 entschieden, sich als Präsident zur Ver- Elf Jahre sind eine beträchtliche Zeitspanne. Was hat Sie fügung zu stellen? motiviert, sich so lange für die Industrie- und Handels- kammer zu engagieren? Ich war immer jemand, der für öffentliche Arbeiten im Wirt- schaftsbereich zur Verfügung stand. Auch vor meiner Zeit als In den vergangenen elf Jahren gab es immer wieder sehr schöne IHK-Präsident war ich schon in verschiedenen Funktionen Zeiten. Letztendlich war jeder Tag ein schöner, ein ereignis- tätig. Ursprünglich war ich gar nicht als Präsidentschaftskan- didat vorgesehen. Als ein Kandidat dann jedoch kurzfristig ausfiel und man mich gefragt hat, habe ich nach einigem Überlegen zugestimmt. Ich war zu diesem Zeitpunkt Mitglied der Vollversammlung und auch schon im Präsidium tätig. In meinen anderthalb Jahren als Vizepräsident hatte ich gespürt, dass ich dort meinen Beitrag leisten konnte und dass mir die Mitarbeit Spaß machte. Zugleich habe ich gemerkt: Es gilt, eine ganze Menge zu bewegen und mit Mut auch kontroverse Themen anzusprechen. Und ich bin nun mal keiner, der vor der Verantwortung wegläuft. Wie fällt Ihr Resümee mit Blick auf die IHK-Erfolge bei der Beratung der Politik aus? Eine unserer großen Aufgaben besteht darin, wieder mehr mit der Politik in Kontakt zu kommen und auch gemeinsam mit der Politik Entscheidungen zu treffen oder Themen auf den Weg zu bringen. In den letzten Jahren sind unsere Wün- sche und Forderungen allerdings nicht nur nicht erfüllt wor- den – teilweise sind sie noch nicht einmal aufgenommen worden. Wir haben in Rheinland-Pfalz oft die Situation, dass die Politik ihre eigenen Ziele umsetzt und dabei relativ wenig nach links und rechts schaut. Das ist eine Erkenntnis, die wir I
IHK INFORMIERT 5 FOTOS: SASCHA DITSCHER akzeptieren müssen, die aber nicht zufriedenstellend ist. Für Funklöcher“. Es ist heute von größter Bedeutung, die richtige die langfristige Sicherheit der Wirtschaft ist es notwendig, technologische Basis zu haben, damit wir im internationalen gemeinsam mit der Politik Lösungen zu erarbeiten. Auch in Wettbewerb mithalten können. Die Priorität des Themas Breit- wichtigen Bereichen ist der Rat der IHK bislang nicht immer band wird auf politischer Ebene zwar hoch eingeschätzt, die gehört worden. Fortschritte kommen jedoch zu langsam – gerade für Gewerbegebiete. Welche Bereiche stehen dabei für Sie an vorderster Stelle? Wie sehen Sie das Engagement Ihrer Unternehmer- Zu den wichtigsten Themen gehört beispielsweise die Infra- kollegen für die Region? struktur. In diesen Bereich fällt auch die Mittelrheinbrücke: Die Brücke war schon vor meiner Zeit Thema. Eine meiner ersten Ich denke, es ist unsere Aufgabe, immer wieder darauf hinzu- Amtshandlungen war es, noch anschaulicher für die Mittel- weisen, dass die IHK alleine nichts ausrichten kann, wenn sie rheinbrücke zu kämpfen. Wir haben damals Muster produzie- nicht die Unterstützung auch ihrer Mitglieder hat. Wir haben ren lassen und eine Ausschreibung gemacht – das ist zehn mehr als 3.000 ehrenamtlich Tätige und darauf bin ich stolz. Jahre her, in denen letztlich außer größtenteils unnötigen Und die Unternehmer müssen ihr Recht zur Mitbestimmung Diskussionen nichts passiert ist. Mit der Brücke verbunden ist nutzen, etwa bei der IHK-Wahl, bei der die Beteiligung diesmal das Thema Mittelrheintal, das in den letzten Jahrzehnten leider sehr niedrig war. Wir als IHK hingegen müssen noch prä- sträflich vernachlässigt wurde. Man hat in Kauf genommen, senter werden und auch darüber informieren, was wir nicht dass ein großer Teil der Bevölkerung und auch der Unterneh- unbedingt vor Ort leisten. Es gibt beispielsweise kein Gesetz, men abgewandert ist. keine Abgabenverordnung, zu der die IHK nicht Stellung nimmt Damit verknüpft ist auch das Stichwort Bahnlärm: Man kann und bei der sie nicht für die bestmögliche Lösung im Sinne ihrer diesen Lärm einem Tal nicht zumuten. Nicht den Gästen – denn Mitglieder kämpft. Das ist viel zu wenig bekannt. es sollen ja Touristen kommen – und auch nicht den Firmen, die dadurch gestört werden. Dass hier nicht schon vor zwanzig Sie haben sich für die IHK ehrenamtlich stark engagiert. Jahren begonnen wurde, eine Alternativlösung zu finden, ist Wie werden Sie die neu gewonnene Freizeit nutzen? unbegreiflich. Ein weiteres Stichwort: Breitband. Hier laufen wir der Welt Die ist schon mehr als vergeben (lacht). Vor zwei Jahren bin ich weit, weit hinterher. Die 50 Mbit bis 2018, von denen immer aus meinen Unternehmen ausgestiegen und in den vergange- gesprochen wird, sind mittelfristig schon nicht mehr ausrei- nen Jahren wurden schon viele Aufgaben an mich herangetra- chend. Wir benötigen eine deutlich höhere Leistung – so, wie gen, für die ich mehr Zeit nehmen möchte. Auch die Aufgaben, es in Entwicklungsländern teils schon gang und gäbe ist. Das die ich heute habe – ob das der Bürgermeister ist oder der ist ein Versäumnis der Politik. Trotzdem muss sich die Wirt- Vereinsvorsitzende – kann ich leicht noch ausbauen. Aber ich schaft anhören, dass dafür kein Geld da ist. Vor Kurzem habe werde auch versuchen, 50 Prozent der Zeit nicht neu zu ich einen tollen Spruch gehört: „Lieber Schlaglöcher als vergeben. Und das wäre dann fast ein Tag pro Woche.
6 WIRTSCHAFT IN ZAHLEN Was die Weltwirtschaft bewegt Für den „AHK World Business Outlook“ erfassen die Deut- wichtigsten Zielmärkte unserer Unternehmen – und spie- schen Auslandshandelskammern (AHKs) die Stimmung geln neben wirtschaftlichen auch immer die politischen und Erwartungen der deutschen Unternehmen in aller Entwicklungen vor Ort wider. Wir zeigen einen kleinen Welt. Die Rückmeldungen der Wirtschaft geben einen Ausschnitt der Ergebnisse. Quelle: DIHK Einblick in den Zustand und die Perspektiven der –20 % Abwertung des Pfundes seit dem Brexit Vereinigtes Königreich Nach der „Brexit“-Ent- scheidung im Vereinigten König- +64* reich sind die Auswirkungen auf die Wirtschaft im Land und auf die Handelsbeziehungen mit anderen Ländern Beurteilung der aktuellen der EU gegenwärtig noch überschaubar. Ein Wegfall Geschäftslage in den USA der Vorteile des Binnenmarktes sowie zusätzliche Han- delsbarrieren und Bürokratielasten würden perspekti- visch aber zu einem Rückgang des Handels und der Investitionen auf der Britischen Insel führen. Ohnehin –17* hat das britische Pfund seit dem Brexit-Votum bereits massiv abgewertet. Dementsprechend erwar- ten deutsche Unternehmen weniger Exporte in das Vereinigte mittelfristige Konjunkturerwartungen USA Königreich. für Afrika, Nah- Die US-amerikanische Wirtschaft wächst und Mittelost vergleichsweise stabil. Treibende Kraft ist der priva- te Konsum. Auch die Geschäftserwartungen sind positiv. Etwa Nordafrika die Hälfte der deutschen Unternehmen, die auf dem amerikani- schen Markt agieren, erwartet insgesamt eine gleichbleibende kon- junkturelle Entwicklung, 36 Prozent sogar ein höheres Wachstum. 46 % Anteil der Unternehmen, In Nordafrika sind die Erwar- tungen an die Konjunktur verhalten. In Ein Grund dafür ist die auch perspektivisch gute Beschäftigungs- die in Kolumbien höhere Tunesien überwiegt der Anteil der Unter- entwicklung. Jedoch stagnieren die Investitionen im Industriesektor Investitionen planen nehmen, die von einer negativen wirt- der USA weiterhin. Auch die Unsicherheit über die wirtschaftspoliti- schaftlichen Entwicklung ausgehen, schen Rahmenbedingungen nach der Präsidentschaftswahl bremst. gegenüber den Optimisten. Lediglich Hier sieht ein gutes Drittel ein Geschäftsrisiko. ein Drittel bezeichnet die eigene Lage als gut. Auch in Algerien erwarten die Unternehmen keinen stärkeren wirtschaft- lichen Aufschwung im Land (Saldo: minus Südamerika 25 Punkte), mehr als die Hälfte der deut- schen Unternehmen erwartet aber zumin- Derzeit ist die Lage der Unternehmen in Südamerika vor allem aufgrund der dest eine deutlich bessere Entwicklung ihrer Rezession in Brasilien nur wenig zufriedenstellend. Die steigende Arbeitslosigkeit Geschäfte. Insgesamt haben die Länder in Nordafri- führt zu einem höheren Staatsdefizit. Die neue Regierung will mit Privatisierun- ka weiterhin mit politischen Krisen zu kämpfen, die die gen die Märkte wieder stärken. Zwar nehmen die ausländischen Investitionen Wirtschaft und dabei vor allem den Tourismus belasten. wieder etwas zu, diese reichen jedoch noch nicht aus, um das Land mittelfristig wieder auf einen positiven Wachstumspfad zu bringen. Zumindest entwickeln sich einige Nachbarländer wieder positiv. In Argentinien geht ein Großteil der deut- schen Unternehmen vor Ort von einer steigenden konjunkturellen Dynamik aus. Und auch in Kolumbien und Peru rechnet die deutsche Wirtschaft mittelfristig mit einer besseren Entwicklung der Wirtschaft.
WIRTSCHAFT IN ZAHLEN 7 Euro-Zone Russland In der Eurozone sinken die Erwartungen der Unternehmen an eine Ver- Die Sanktionen der USA und der EU gegenüber Russland sowie besserung der konjunkturellen Lage leicht. Stützende Effekte durch den sinken- Gegensanktionen machen der Wirtschaft nach wie vor zu schaffen. Immerhin hat den Wechselkurs sind ausgelaufen. Auch das Konjunkturdoping durch den schwa- die Stabilisierung der Öl- und Rohstoffpreise dazu beigetragen, dass die russi- chen Ölpreis verliert an Wirkung. Besser als zuletzt sind die Aussichten für die sche Wirtschaft deutlich langsamer schrumpft. Nur 29 Prozent der AHK-Mitglie- EU-Länder in Mittel- und Osteuropa. So regen etwa in Polen und Tschechien stei- der bewerten ihre Lage als gut – 56 Prozent geben die derzeitige Lage als befriedi- gende Beschäftigung und Löhne die Konsumlust an. Insgesamt dürfte die kon- gend an. Mehr als die Hälfte erwartet aber zumindest Verbesserungen für das junkturelle Dynamik in ganz Europa jedoch etwas abnehmen, in Mittel-und Ost- eigene Geschäft. Immerhin gehen auch mehr in Russland tätige deutsche Unter- europa freilich ausgehend von einem höheren Level. nehmen als zuletzt davon aus, dass die Talsohle allmählich durchschritten ist, die Erwartungen an die konjunkturelle Entwicklung bleiben aber skeptisch. +11* mittelfristige Konjunktur- +5* erwartung für die Euro-Zone mittelfristige Konjunktur- erwartung für Russland China Das Wachstum in China tragen derzeit vor allem staatliche Investitionen. Ob damit allerdings der notwendige Abbau von 29 % Überkapazitäten vorangetrieben wird, bleibt fraglich. Vielmehr unterstreicht 77 % das die wachsende Abhängigkeit ins- Anteil der Unternehmen, die in besondere strategisch wichtiger Indus- China höhere Investitionen planen trien von der chinesischen Wirtschafts- Anteil der Unternehmen, politik. Kurzfristig sorgen die massiven Stüt- welche die wirtschaftspolitischen zungsmaßnahmen der Regierung für stabile und Rahmenbedingungen in der im internationalen Vergleich nach wie vor relativ Türkei als Risiko sehen hohe Wachstumsraten. Das Risiko eines Einbruchs der chinesischen Wirtschaft ist dennoch weiterhin nicht gebannt. Die Stimmung der deutschen Unternehmen verbessert sich gegenüber dem Frühjahr aber wieder etwas. So steigt die Lage- Iran einschätzung der Unternehmen per saldo von plus 27 auf 33 Punkte. Die teilweisen Aufhebungen der Sanktionen gegen den Iran haben zu einem enormen Anstieg an Unternehmensanfragen rund um den iranischen Markt und Delegationsreisen geführt. Besonders die breit aufgestellte Wirtschaftsstruk- tur, die traditionell guten Beziehungen zu Deutsch- land und die Modernisierungsbestrebungen in diver- sen Sektoren tragen zum großen Interesse der Unterneh- men bei. Noch besteht aber Zurückhaltung bei den Unternehmen, vor allem im Hinblick auf die weiterhin teilweise bestehenden US-Sanktionen, staatliche Interventionen und der politischen Instabilität der Region insgesamt. Türkei Die politische Entwicklung und die schwierige Sicherheitslage in der Türkei sorgen für Verunsicherung bei Investoren und Handelspartnern. Dies ist gerade aufgrund der hohen Ab- hängigkeit der Wirtschaft von ausländischen Kapitalzuflüssen und Importen problematisch. Die Investitionen stagnieren. Der Anteil der AHK-Unternehmen, die mit einer schlechteren Entwicklung der Wirtschaft rechnen, überwiegt mittlerweile deutlich gegenüber denen, die davon ausgehen, dass sich die Konjunktur aufhellt. Das bedeutet, dass sich das Wachstumstempo der türkischen Wirtschaft merklich drosseln dürfte. * Saldo in Punkten
8 TITELTHEMA DER PREIS, DAS UNBEKANNTE WESEN Autor: Lothar Schmitz Fotos: Görres-Druckerei und Verlag GmbH Was kostet ein Liter Benzin? Kommt darauf an, ob man mittwochvormittags oder freitagnachmittags tankt. Was kostet eine Küche im Möbelhaus? Das hängt vom Verhandlungsgeschick des Käufers ab. Ein Produkt – ein Preis: Das gilt schon lange nicht mehr. Auch in Deutschland sind die Preise dynamisch geworden. Das IHK-Journal erklärt, wie Preise zustande kommen und wie Firmen den richtigen Preis für ihre Dienstleistung oder ihr IHK-Journal 01/2017 Produkt bestimmen.
TITELTHEMA 9 zweiten Betrieb reichen die geplanten Preiserhöhungen nicht, um die erwarteten Kostensteigerungen zu kompensieren. Opfer und Nutzen Was ist der Preis eigentlich – außer Gewinntreiber, Druckmit- tel und Auslöser von Bedrohungsszenarien? „Der Preis ist das Opfer, das der Kunde erbringen muss, um den Nutzen eines Produktes oder einer Dienstleistung in Anspruch nehmen zu können“, sagt Professor Dr. Andreas Mengen, der sich am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Koblenz unter anderem mit Pricing, also der Preisgestaltung, befasst. „Wer Menschen dazu bringen möchte, sein Produkt zu kaufen, muss also dafür sorgen, dass der Nutzen größer ist als das Opfer“, erklärt Mengen die vereinfachte Theorie der Kaufentscheidung. Aus Unternehmenssicht ist der Preis nach klassischer Auffas- sung nichts anderes als die Summe aus Kosten und Gewinn. Wer den Preis aber zu eng an den Kosten orientiert, der ver- zichtet möglicherweise auf erhebliches Gewinnpotenzial. „Ein typischer Fehler ist die Preisgestaltung allein mit Blick auf die Doch, es gibt ihn noch, den festen Preis für ein Kostenseite“, betont Dr. Andreas von der Gathen, Executive Produkt. „Meine geniale Freundin“ zum Beispiel, Vice President der Bonner Preisberatung Simon-Kucher & der hochgelobte Roman der italienischen Partners, im Interview mit dem IHK-Journal (siehe Seite 11). Schriftstellerin Elena Ferrante, kostet 22 Euro. Laut „CNN Money“ liegen die Herstellungskosten für ein Im kleinen Buchladen um die Ecke, bei Thalia, iPhone 7 bei rund 260 Euro. Die Verkaufspreise hingegen sogar bei Amazon. Auch Peter Wohllebens „Das beginnen bei zirka 750 Euro. Was für eine Gewinnspanne! geheime Leben der Bäume“, „Dierckes Weltatlas“ und all die „Wer alles ausschöpfen will, muss sich von den Kosten lösen“, vielen anderen in Deutschland verlegten Bücher haben überall erläutert Mengen das Prinzip dahinter, „der muss eine Marke den gleichen Preis. Allerdings hat hier nicht etwa die Markt- aufbauen und sie begehrlich gestalten und einen möglichst wirtschaft versagt, sondern ihre Kräfte werden per Gesetz einzigartigen Kundennutzen erzeugen.“ Wobei der nicht nur eingehegt: In Deutschland gilt die Buchpreisbindung. im Konkreten liegt. Nutzen hat eben auch viel mit Wertigkeit, Auf so ziemlich allen anderen Märkten dagegen kann der Preis Gefühl, Psychologie zu tun. seine volle Wirkung entfalten. „Der Preis ist das zentrale Das gelingt offenbar nicht nur Apple. Sieht man sich beispiels- Scharnier der Ökonomie. Um ihn dreht sich alles“, schreibt weise die Verkaufspreise von Pkws an oder die Auf- Prof. Dr. Hermann Simon, von vielen Medien als „Deutsch- preislisten für Zubehör, fällt auf, dass man für Nebel- lands Preispapst“ tituliert, in seinem Buch „Preisheiten – Alles, scheinwerfer, Sitzheizungen oder bestimmte was Sie über Preise wissen müssen“. Der Preis sei der stärkste Metallic-Lackierungen äußerst unterschiedliche Gewinntreiber, und im Wettbewerb sei er die am häufigsten Preise bezahlen kann, je nachdem ob man sich für eingesetzte und wirksamste Angriffswaffe. „Preiskriege bil- einen Hyundai, einen Opel oder einen BMW interes- den in vielen Märkten die Regel und nicht die Ausnahme“, siert. Technik und Qualität liegen mitunter beobachtet der Gründer des Bonner Preisberatungs- sehr nahe beieinander – nicht aber die unternehmens Simon-Kucher & Partners. Als Beispiel Begehrlichkeit der Marken. nennt er den Bierumsatz im Einzelhandel, von dem im „Deshalb gilt“, sagt der Koblenzer Jahr 2012 in Deutschland 70 Prozent auf Sonder- Wissenschaftler: „Wir können nie angebote entfielen. Der reguläre Preis wird zur allein über den Preis reden, es Ausnahme. geht immer auch um den Das hat Konsequenzen. 82 Prozent aller Unterneh- Nutzen, das hängt men klagen über zunehmenden Preisdruck, haben untrennbar die Experten von Simon-Kucher & Partners in ihrer zusam- „Global Pricing Study 2016“ ermittelt. Wichtigste men.“ Ursachen: stärkerer Wettbewerb mit Niedrigpreis- anbietern, größere Verhandlungsmacht der Kunden, höhere Preis-Transparenz aufgrund der zunehmenden Digitalisierung. Auch dies ist der Studie, die auf einer Befragung von rund 2.000 Entscheidern aus über 40 Ländern und allen wichtigen Branchen fußt, zu entnehmen: Drei von zehn Unternehmen schaffen es nicht, geplante Preis- erhöhungen am Markt durchzusetzen. Und bei jedem
10 TITELTHEMA Dies gelte im Übrigen auch im B2B-Bereich, also im Geschäftsprozess zwischen Unternehmen. Auch dort bestimmen nicht nur harte Fakten den Preis. Ist mein Lie- ferant etabliert, genießt er einen guten Ruf und erweist sich als zuverlässig, mehrt diese Erfahrung gewissermaßen den Nutzen. Man ist also bereit, mehr zu bezahlen. Wichtig: Informationen über die Kunden Prof. Dr. Martin Fassnacht, Inhaber des Lehrstuhls für Marketing und Handel an der WHU – Otto Beisheim School of Manage- ment in Vallendar, spricht in diesem Zusam- menhang von der schönen und der häss- wirkungen auf die Preisgestaltung der Firmen. lichen Seite des Marketings. Die schöne So nimmt die Preistransparenz zu. Die Kun- Seite – das sind nach Ansicht des Wissen- den haben viel bessere Vergleichsmöglich- schaftlers Produkt, Platzierung (Vertrieb) keiten als je zuvor, entsprechende Portale und Promotion (Kommunikation), die drei P gibt es inzwischen für jedes nur erdenkliche also, die dazu beitragen, den Nutzen eines Produkt, von der Urlaubsreise bis zu Spiel- Produkts oder einer Dienstleistung zu kre- zeug. ieren. Die „ugly side of Marketing“ ist der Gleichzeitig stärkt das Internet die Preisdyna- Preis, bei dem es darum geht, den aus Kun- mik. „Sie können dank des Internets viel densicht geschaffenen Nutzen gewinnbrin- schneller als bisher Ihre Preise ändern und gend abzuschöpfen. das auch schnell kommunizieren“, weiß Sebas- Nun haben die allermeisten Firmen hierzulande kein iPhone tian Deppe, Mitglied der Geschäftsleitung der BBE Handels- zu bieten, sondern Baustoffe und Maschinenteile, Bürobedarf beratung GmbH mit Sitz in München und Büros in Köln und und Marmelade, Pflegedienstleistungen und Gebäudereini- Hamburg. Aller vermeintlichen Transparenz zum Trotz bieten gung. Produkte und Dienstleistungen also, bei denen es nicht sich hier nicht nur für Onlinehändler eine Reihe von Variati- ganz so einfach ist, Begehrlichkeiten zu wecken. Wie kommen onsmöglichkeiten – „die viele noch gar nicht nutzen“, wie die zu angemessenen Preisen für ihr Angebot? Deppe beobachtet, „weil sie oft noch in alten Preisentschei- „In kleinen und mittleren Betrieben sollte Preismanagement dungsschemata festhängen.“ Chefsache sein und aus vier Phasen bestehen“, empfiehlt Er stellt immer wieder fest, dass gerade viele kleine und mitt- Fassnacht. Phase 1: Strategie. Hier gilt es grundsätzlich zu lere Unternehmen nur eine einzige Preisstrategie verfolgen überlegen, was man zu bieten hat und in welchem Preisseg- und zu wenig variieren. „Klar ist aber auch“, betont Deppe: ment – Niedrig-, Mittel- oder Premiumpreis-Position – man „Um flexibel zu agieren und schnell zu reagieren, braucht man sich prinzipiell verorten möchte. Phase 2: die Analyse. Und viele grundlegende und aktuelle Informationen sowie entspre- zwar nach innen wie außen. Es geht nicht nur um eine exakte chende Kapazitäten.“ Andreas Mengen empfiehlt, Kunden Kostenkalkulation, sondern auch um detaillierte Informati- beispielsweise übers Internet zu befragen und – bei Online- onen über Wettbewerber und Kunden. shops ohne viel Aufwand möglich – den Absatz permanent Erst dann, in Phase 3, erfolgt die Preisentscheidung. Jetzt nachzuverfolgen. „Da werden alle wichtigen Daten gleich werden die Preise festgelegt – und idealerweise differenziert. mitgeliefert“, unterstreicht Mengen, „das ist quasi Marktfor- Ein Produkt zu einem festen Preis – das war gestern. Heute schung im Vorübergehen.“ kommt es darauf an, den Preis an die jeweilige Marktsituation Man kann aber auch versuchen, sich der einseitigen Dominanz und an verschiedene Kundengruppen flexibel anzupassen. In des Preises und der grassierenden Rabattmentalität zu ent- der vierten Phase – der Implementierung – geht es deshalb um ziehen. Im Handel beobachtet Deppe mehrere Strategien, um die interne und externe Durchsetzung der festgelegten Prei- der Preisspirale zu entkommen. Eine lautet: Exklusivität. Über se. „Doch um mit dem Preis spielen zu können“, betont der Eigenmarken entzieht man sich der direkten Vergleichbarkeit. Marketingexperte, „muss man eben genau seine Kosten, das Wem es gelingt, für sein Produkt oder seine Dienstleistung Marktumfeld und die Wünsche und Absichten der Kunden Vertrauen zu schaffen, hat ebenfalls gute Karten. Das erhöht kennen – egal ob bei Konsum- oder Investitionsgütern.“ beispielsweise die Chancen, bei älteren Zielgruppen zu punkten. Digitalisierung beeinflusst Preisgestaltung Auch die Mehrwertstrategie kann aufgehen: „Wenn es Ihnen IHK-Journal 01/2017 Dabei gibt es erhebliche Einflussfaktoren. Erstens haben gelingt“, betont der Handels- und Preisexperte, „nicht bloß Rabatt- und Sonderaktionen – Stichwort „Cyber Monday“ – einen Stuhl zu verkaufen, sondern eine innenarchitektonische erheblich zugenommen. „Wir leben stärker denn je in einer Beratung, die mich als Kunden davon überzeugt, mit dem Rabattgesellschaft“, konstatiert Fassnacht. Dem können sich Stuhl keine Sitzgelegenheit, sondern ein wichtiges Gestal- viele Betriebe nicht entziehen. Zweitens hat die Digitalisie- tungselement meiner Wohnung zu kaufen, dann müssen Sie rung von Wirtschaft und Gesellschaft erhebliche Aus- nicht beim ‚Cyber Monday‘ mitmachen.“
TITELTHEMA 11 „AM ANFANG STEHT DIE FRAGE: WAS BIETE ICH ÜBERHAUPT AN?“ Das Strategieberatungsunternehmen Simon-Kucher & Partners mit Hauptsitz in Bonn und 930 Beschäftigten in 33 Büros weltweit gilt als führend in der Preisberatung. Unser Autor sprach in Bonn mit Executive Vice President Dr. Andreas von der Gathen über zu hohe und zu niedrige Preise, die Zahlungsbereitschaft der Kunden und die Frage, wie man eigentlich den Preis fürs selbe Produkt erhöht. Herr Dr. von der Gathen, ob online oder im stationären Handel, ob Möbel oder Mode: Man könnte meinen, im Handel – und in den Köpfen der Konsumenten – dreht sich alles nur um Preise. Also: Ist der Preis alles? Es dreht sich nicht alles um Preise. Aber der Preis ist letztlich der Gegenwert, den man für alles andere bezahlt. Insofern spielt er eine sehr wichtige Rolle. Aber: Man wird nur selten nur wegen des Preises etwas kaufen. Zuallererst muss der Nutzen da sein, sei es bei einem Produkt oder bei einer Dienstleistung. Wer von dem Nutzen nicht überzeugt ist, wird selbst bei günstigem Preis nicht zuschlagen. Will man jedoch kaufen und hat die Auswahl, dann wird der Preis sehr schnell sehr bedeutend. Was macht den Preis als Auswahlkriterium denn so bedeutsam? Dr. Andreas von der Gathen Nun, der Preis ist ja das, was ich abgeben muss, um dafür etwas zu bekommen. Was mir gehört, was ich abgeben muss – also erworben werden. Wenn ich einen Würstchenstand habe und das Geld – kenne ich gut. Ich kann einordnen, was der jeweilige damit auch auf Weihnachtsmärkte gehe, kann ich dort natürlich Preis, gemessen an meinem Einkommen oder an Preisen für mehr für meine Bratwurst nehmen. vergleichbare Produkte, bedeutet. Die meisten Menschen haben dafür ein ganz gutes Gefühl. Bei dem Gegenüber – also Wie sieht das im B2B-Bereich aus, also im Geschäfts- dem Produkt oder der Dienstleistung – weiß man’s nicht so verkehr zwischen Firmen? genau. Da bleibt immer eine Unsicherheit. Deshalb streben viele Kunden nach einem niedrigeren Preis. Wenn ich an Unternehmen verkaufe, wo jemand nicht für sich persönlich eine Kaufentscheidung trifft, sondern als Einkäufer, So viel zur Sicht der Konsumenten. Was bedeutet das dann geschieht das häufiger nach formalisierten, rationalisier- bisher Gesagte denn für Unternehmen, die für ihre Pro- ten Abläufen. Der professionelle Einkäufer ist weniger stim- dukte und Dienstleistungen Preise festlegen und er- mungsabhängig. Das reduziert wiederum meine Optionen, da zielen müssen? kann ich weniger mit dem Preis spielen. Geht es beispielsweise um ein teures Investitionsgut, dann liegt der Einkaufsentschei- Am Anfang steht die Frage: Was biete ich überhaupt an? Wie dung eine detaillierte Kalkulation zugrunde, inklusive Vergleich stark hebe ich mich mit meinem Produkt von anderen ab? Pro- dreier Anbieter. duziere ich etwas, das im Überfluss vorhanden ist, dann besteht ein ganz anderer Preisdruck, als wenn ich ein begehrtes Luxus- Nehmen wir einen durchschnittlichen Mittelständler produkt, etwa ein hochwertiges Smartphone herstelle, bei dem mit einem durchschnittlichen Produkt. Wie kommt der Preis in den Hintergrund rückt. Bei Milch etwa hat man nicht diese Firma zu den Preisen für ihre Produkte? viele Möglichkeiten zu differenzieren. Da lässt sich kaum ein höherer Preis durchsetzen. Bei sehr vergleichbaren Produkten Das Unternehmen muss sich fragen, wer seine Produkte kauft. habe ich aber durchaus die Möglichkeit, mit dem Preis nach Sind alle Kunden gleich, oder gibt es verschiedene Käuferseg- unten zu gehen und mich dadurch zu differenzieren – wenn ich mente – die unter Umständen auch eine unterschiedliche Zah- mir das erlauben kann. Außerdem muss ich mir genau anschau- lungsbereitschaft haben? Selbst wenn mein Produkt in der en, in welchem Zusammenhang meine Produkte eigentlich Herstellung immer das gleiche kostet, wird sein Wert vielleicht
12 TITELTHEMA unterschiedlich gesehen! Ein und das- selbe Kabel kann zum Beispiel in der einen Anwendung einfach nur ein Kabel von vielen sein, in einer anderen Anwen- dung aber von hoher Relevanz. Wenn ich mir darüber vorher Gedanken mache, kann ich das ausnutzen und verschiedene Preise festsetzen. Das ist immer von Vor- teil: den Preis differenzieren zu können! Wer’s kann, sollte es machen. Ein Einheits- preis ist immer weniger profitabel. Welche typischen Fehler beobachten Sie bei der Preisgestaltung kleiner und mittlerer Unter- nehmen? Ein typischer Fehler ist die Preisgestaltung allein mit Blick auf die Kostenseite. Das ist der einfachste Weg, weil man die Kosten ja genau kennt. Das Problem dabei: Der, der den Preis bezahlen muss, kennt die Kosten nicht und interessiert sich auch nicht dafür. Im Übrigen würden wir als Konsumenten viele Gibt’s das nicht, muss man Produkte gar nicht mehr kaufen, wenn wir wüssten, wie wenig darüber nachdenken, was es sie in der Herstellung kosten. „Das ist es doch gar nicht wert“, zum vorhandenen Produkt an würden viele denken. Ist es aber doch. Weil man ja eben nicht Neuem, Innovativem gibt. Das ist dann Marketing. nach Kosten kauft, sondern nach Nutzen. Natürlich muss ein Unternehmen die Kosten berücksichtigen, aber sie legen ledig- Was macht denn die Masseurin, die für 60 Minuten 40 lich die Preisuntergrenze fest. Euro nimmt und den Preis auf 45 Euro anheben möchte? Was folgt daraus? Die wird im Zweifelsfall den Preis einfach erhöhen und hoffen, dass die Kunden nicht abspringen. Besser wäre, sie bietet nun Manchmal verkaufen sich Produkte besser als erwartet. Viele nicht mehr eine schlichte Massage an, sondern verwandelt Firmen würden das als Vertriebserfolg werten. Man könnte ihren Behandlungsraum in eine „Wellness-Oase“ und bietet ein aber auch sagen: Der Preis war zu niedrig! So denken aber die einstündiges Wellnesserlebnis an, Erfrischungsgetränke inklu- wenigsten. sive. Dann würde ich aber gleich selbstbewusst auf 60 Euro gehen. Wenn hingegen der Preis zu hoch ist … Nennen Sie uns doch abschließend bitte ein paar Eck- … spürt man das schnell am nachlassenden Verkauf. Dann punkte, die vor allem kleine und mittlere Betriebe bei glauben aber die meisten, sie müssten bloß den Preis senken, der Preisfindung berücksichtigen sollten! um den Umsatz anzukurbeln. Was aber, wenn sie trotz Preis- senkung nicht mehr verkaufen? Vielleicht liegt’s am Produkt. Gerne. Preissetzung hat viel mit Nachdenken zu tun. In der Diese Erkenntnis ist dann teuer erkauft. Regel kennt man sein Produkt und hat dafür irgendwann mal Fehler Nummer 1 lautet also, Geld liegen zu lassen, weil man den Preis festgelegt. Stellen Sie sich nun einfach mal die Frage, einen zu niedrigen Preis verlangt. Fehler Nummer 2: ein zu was eigentlich passieren würde, wenn ich morgen einen Preis- hoher Preis. Und der dritte Fehler: eine leichtfertige Preis- punkt nach oben oder nach unten gehen würde! Berücksichti- senkung. Nichts ist schlimmer als: Man senkt den Preis, aber gen Sie dabei immer, wer kauft, in welchen Situationen, welche keiner merkt’s! Den Preis zu reduzieren ist nur dann sinnvoll, Preise die Wettbewerber nehmen. Wichtig zudem: Nicht jeder wenn man danach auch mehr verkauft. Wert ist ein Preis. Kostet Ihr Produkt zum Beispiel bisher 19,99 Euro, können Sie jetzt nicht auf 20,30 Euro erhöhen. Der nächs- Wie kann ein Unternehmen eigentlich den Preis für ein te Preispunkt wäre 21,99 oder 22,99 Euro. Dann sinkt zwar die Produkt oder eine Dienstleistung erhöhen? Nachfrage, Sie verdienen pro verkauftem Produkt aber zwei oder drei Euro mehr. Andersherum: Lagen Sie bisher knapp Einfach nur erhöhen geht manchmal, ist im Wettbewerb in der über 20 Euro, dann reduzieren Sie jetzt auf 19,99 Euro und IHK-Journal 01/2017 Regel jedoch schwierig. Weil der Preis bei den Kunden abge- erscheinen damit bei den Kunden günstiger. Sofort wird die speichert ist. Wir alle kennen die Eckpreise derjenigen Waren, Nachfrage steigen. die uns wichtig sind. Preiserhöhungen gehen also nur über Produktveränderungen, etwa über ein Nachfolgeprodukt. Das Gespräch führte Lothar Schmitz.
WIRTSCHAFTSTREND 13 Von Wissenschaft und Leidenschaft Foodtrends erscheinen mittlerweile in schöner Regelmäßig- keit. Kaum ein kulinarisches Jahr vergeht vom einen bis zum nächsten „Megatrend“ der Küche. Doch nicht jedem Trend lohnt es auch, hinterherzulaufen. Die Unterscheidung zwi- schen Eintagsfliege und sogenannten Metatrends, die sich auf Jahre in der Küche wiederfinden werden, fällt oft nicht leicht. Viele Gastronomen holen sich daher Unterstützung in Form von Lehrgängen ausgewiesener Fachfrauen und -männer. Einen solchen Lehrgang bietet Trendkoch Heiko Antoniewicz im kommenden Februar im Gastronomischen Bildungszen- trum (GBZ) der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz an. Der Lehrgang wird im Mai mit Modul 2 fortgesetzt. „Im ersten Teil des Zertifikatslehrgangs zu den Küchentrends beschäftigen wir uns ausschließlich mit Metatrends, also langlebigen Erscheinungen, mit denen man in der Küche Zei- chen setzen kann“, sagt Küchenchef Antoniewicz, „das Fla- vour Pairing, als einer der drei Bestandteile des ersten Moduls, ist so etwas wie der Haupttrend der „W enn ich in der Küche letzten Jahre. Die anderen Teile stehe, denke ich nicht sehe ich diesem etwas untergeord- an Moleküle.“ net.“ Flavour Pairing bedeutet eine Heiko Antoniewicz analytische Herangehensweise an das Kombinieren von Aromen. Das Prinzip stammt ursprüng- lich aus der Lebensmittelindustrie und hat sich auch für Gas- tronomen als praktikabel erwiesen. Aromen werden kategori- siert und in eine Datenbank eingepflegt, die als Leitfaden für die Entwicklung neuer Kombinationen genutzt wird. „Es geht um Geschmackspotenzierung“, so Antoniewicz, der zum Thema Flavour Pairing 2013 selbst ein gleichnamiges Buch veröffentlicht hat. „Lebensmittel, die man erstmal so nicht miteinander kombiniert hätte, bilden unerwartet gute Symbi- osen. Banane mit Petersilie ist etwa eine sehr spannende Aromenkombination, die aus dem Flavour Pairing entstan- den ist.“ Kritikern, die befürchten, dass bei dieser wis- senschaftlichen Herangehensweise das seelische Element des Kochens auf der Strecke bleibe, kann der Avantgarde-Chef besänftigen: „Jeder Koch wird doch automatisch leidenschaftlich. Wenn ich in der Küche stehe, denke ich nicht an Moleküle.“ Die beiden weiteren Bestandteile des ersten Moduls des Zertifikatslehrgangs, Fermentation und Spiritualized Food, stehen für Antoniewicz stellvertretend für eine Rückbesinnung auf alte Traditionen. „Wir müssen weg von den Extremen und es wieder so machen, wie meine Großmutter es gemacht hat: Das Gemüse mehr in den Vorder- grund rücken und den Braten als Beilage sehen.“ Jeder Foodtrend habe in der Vergangenheit einen Gegentrend ausgelöst: „Die vegetarische und vegane Küche hatte einen regelrechten Fleischhype zur Folge. Das werden wir uns nicht mehr lange leisten können.“ Da müsse die Gastronomie mit gutem Beispiel vorangehen, um ein generelles Umdenken und eine Rückbesinnung auf Regionalität zu bewirken. „Es muss daher noch mehr in
14 WIRTSCHAFTSTRENDS Weiterbildungsmaßnahmen investiert werden. Ein Zertifikats- lehrgang ist eine solche sinnvolle Maßnahme, die Teilnehmer gehen mit einem hohen Wissens- transfer aus so einer Veranstal- tung – und können das mit ei- „E s muss mehr in nem Zertifikat belegen, was in Weiterbildungsmaßnahmen Deutschland ja wichtig ist.“ investiert werden!“ Andreas Senk, Küchenchef und Heiko Antoniewicz Inhaber des Neuenahrer Brau- hauses in Bad Neuenahr-Ahrweiler und regelmäßiger Gast im GBZ, hat eine Teilnahme am Zertifikatslehrgang schon jetzt fest im Blick: „Man muss hin und wieder den Schritt aus sei- nem Betrieb wagen, um Eindrücke von außerhalb einzufan- gen. Nur so kann man seine eigene Küche weiterent- wickeln.“ Detlev Ueter vom GBZ freut sich schon auf Senk und die weiteren Teilnehmer: „Mit dem Zertifikatslehrgang grei- fen wir die Trends auf, die uns dieses und nächstes Jahr beschäftigen“, so Ueter, „dieses Wissen möchten wir an die regionalen Gastronomen weitergeben.“ Fotos: Buch „Rohstoff: Unbekanntes Saisonales Gesammeltes“ von Heiko Antoniewicz und Adrien Hurnungee, Fotograf René Riis Zertifikatslehrgang zum Experten für Trendküche 1. Flavour Pairing ist eine wissenschaftliche Methodik, die Aro- men auf ihre Bestandteile untersucht und miteinander abgleicht. So entsteht eine Harmonielehre, an der sich Hobby- köche und Profis gleichermaßen orientieren können, um neue Rezepte zu entwickeln. Heiko Antoniewicz hat diesem Thema sein Buch „Flavour Pairing: Das Spiel der Aromen“ (Matthaes Verlag, ISBN 10 3875150767) gewidmet. 2. Als Fermentation bezeichnet man den biologischen Prozess, bei dem Enzyme organische Stoffe in Säure, Gase oder Alkohol umwandeln. Der aktuelle Foodtrend, bei dem Mikroben, etwa in Form von Hefe, Schimmelpilzen und Bakterien entstehen, stammt aus Skandinavien. 3. Unter Spiritualized Food verortet Antoniewicz gute und gesunde, vegetarische und vegane Küche. Das Slow-Food- Prinzip, also die gesunde, bewusste Gegenbewegung zum Fast Food, ist ein Kernelement dieses Seminartages. IHK-Journal 01/2017 Weitere Informationen und Kontakt: Modul 1: 13., 14., 15. Februar 2017, je 09:00 Uhr bis 16:30 Uhr. Modul 2: 8., 9., 10. Mai 2017, je 09:00 Uhr bis 16:30 Uhr. Kosten: 1.600 Euro gesamt oder einzeln zu je 295 Euro pro Veranstaltungstag. Kontakt: Detlev Ueter, Ueter@gbz-koblenz.de
POLITIK AKTUELL 15 Hingehört Planungssicherheit für Unternehmen: Wie steht es um die Rohstoffsicherung in Rheinland-Pfalz? Laut der rheinland-pfälzischen Verfassung ist die Landesregierung verpflichtet, die Wirtschaft im Rahmen der sogenannten Daseinsvorsorge zu fördern. Dazu gehört auch, planerisch die wirtschaftlich sowie stofflich interessanten Rohstoffvorkommen für den Zugriff der Wirtschaft zu sichern. Drei Unternehmer haben wir nach ihren Erwartungen an die Rohstoffsicherung des Landes gefragt. BURKHARD TÖLLERS, SIBELCO, RANSBACH-BAUMBACH „Die Rohstoffsicherung ist für uns von großer Bedeutung, da Rohstoffe standortge- bunden sind und nur dort gewonnen werden können, wo sie vorkommen. Unsere Kunden benötigen eine langfristig sichere Belieferung mit Rohstoffen, sodass wir dafür sorgen müssen, auch zukünftig in der Region Ton abbauen zu können. Deswegen ist die Arbeit der IHK in Abstimmung mit unserem Rohstoffverband in den regionalen Planungsgemeinschaften wichtig. Dort werden die Weichen für die Regionalen Raum- ordnungspläne gestellt. Die Kammer in Koblenz macht sichtbar, dass wir eine rohstoff- reiche Region sind und diese Stärke nutzen können. Sie fördert dieses Bewusstsein durch Öffentlichkeitsarbeit und Projekte wie etwa den IHK-Branchendialog, bei dem ein fruchtbarer Austausch mit der Landesregierung, den Fachbehörden und unterei- nander stattfindet. Weiter so!“ DR.-ING. HOLGER DRESCHER, SCHAEFER KALK GMBH & CO KG, DIEZ „Der Stellenwert der Rohstoffsicherung nimmt leider immer mehr ab. Rohstoffe sind nicht vermehrbar, insofern ist es unsere Pflicht, diese langfristig und nachhaltig auch für zukünftige Generationen zu sichern. Dies bedeutet, dass potenzielle Flächen der Rohstoffgewinnung grundsätzlich Vorrang vor anderen Nutzungsarten im Flächennut- zungsplan erhalten sollten. Diesen Schutz nur am aktuellen Bedarf zu orientieren, ist zu kurz gedacht, da wir jetzt nicht vorhersehen können, wie sich der Bedarf zukünftig entwickeln wird. Natur- und Umweltschutz sind dadurch nicht gefährdet, denn diese werden immer gemäß der aktuellen Gesetzeslage berücksichtigt. Ressourcenscho- nung erreicht man nicht dadurch, dass man den Rohstoffabbau immer wieder mit neuen Abgaben belastet. Nach dem Wassercent ist nun eine Rohstoffsteuer im Gespräch. Dies lehnen wir grundsätzlich ab, verteuert sich doch die Rohstoffgewinnung im Ver- gleich zu der im benachbarten Ausland. Ressourcenschonung ist global zu betrachten und eine der Herausforderungen der Zukunft. Hier sind alle Beteiligten gefordert, durch Aufklärung und technische Lösungsansätze zur Schonung beizutragen.“ JÖRG SCHERER, SCHERER BAUSTOFFE GMBH & CO KG, KASTELLAUN „‚Postfaktisch‘ ist jüngst zum Wort des Jahres 2016 gewählt worden. Leider wird auch beim Thema Rohstoffsicherung und bei den Genehmigungsverfahren in Rhein- land-Pfalz deutlich, dass bei politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen zunehmend Emotionen den Vorrang gegenüber Fakten erhalten. Eine Handvoll Per- sonen reichen heute aus, um mittels publizierter Übertreibungen und Unwahrheiten eine Gesellschaft zu verunsichern und von der Wahrheit zur „gefühlten Wahrheit“ zu führen. Von uns Unternehmen wird zu jeder Zeit erwartet, dass wir uns an die Gesetze halten und durch immer aufwendigere Verfahren nachweisbare Fakten schaffen. Ich erwarte von den zuständigen Genehmigungsbehörden und der Politik, dass dieser Maßstab auch für sie gilt. Eine gute Infrastruktur ist der Grundstein unseres Wohl- stands und muss durch langfristige Planungen gesichert sein. Dies ist nur durch genü- gend Rohstoffkapazitäten und eine ausreichende Versorgung von Deponieraum für mineralische Abfälle möglich.“
16 POLITIK AKTUELL Zur Sache Rohstoffgewinnung: Oft verkannt, aber unverzichtbar „Ohne Rohstoffe ist Produktion nicht möglich.“ Diese Erkennt- tionsprozesse für einen Konsens zur Ausweisung von poten- nis, die lange als Binsenweisheit galt, ist in den vergangenen ziellen Rohstoffflächen durchgeführt werden, die anschlie- Jahren insbesondere bei der Frage um künftige Flächennut- ßend von einzelnen Ortsgemeinden beklagt und damit für vor zungen zunehmend in den Hintergrund gerückt. Es bestehen Ort nicht geltend erklärt werden. Konkurrenzen in der Nutzung, so zum Beispiel zwischen Land- Zur Unterstützung durch die Politik zählt im Übrigen auch, in und Forstwirtschaft, Naturschutz, Wassergewinnung und Lehrplänen und Schulbüchern ein reales Bild der tatsäch- Rohstoffabbau. Tatsächlich ist die Gewinnung von Rohstoffen lichen Bedeutung dieser Branche zu zeichnen. Das vielfach aber weiterhin die erste Stufe oft regionaler gewerblicher unreflektiert gespiegelte „Böse-Buben“-Image von „Basalt- Wertschöpfungsketten – und muss schon allein deshalb im baronen“ und „Wirtschaftsbossen“ ist sicher auch Folge man- öffentlichen Interesse liegen. gelnder Information und Werbung für dieses Thema. In der Praxis sieht sich die Rohstoffwirtschaft allerdings eini- Mit Blick auf die Schuldenbremse bleibt schließlich zu hoffen, gen Problemen gegenüber: Zum einen nimmt die Akzeptanz dass das Land bei allen notwendigen Sparbemühungen im des Abbaus dringend benötigter heimischer Rohstoffe wie Blick behält, welche Leistungen für die wirtschaftliche Betäti- Sande, Kiese oder Natursteine in der allgemeinen Öffentlich- gung der heimischen Unternehmen zwingend notwendig sind. keit deutlich ab. Was dabei leicht in Vergessenheit gerät: Ohne Sicher gibt es auch beim Landesamt für Geologie und Bergbau die nachhaltige Sicherung der Versorgung mit heimischen oder den Struktur- und Genehmigungsdirektionen Einspar- Rohstoffen stehen beispielsweise Straßenbaumaßnahmen potenzial. Aber man muss genau hinsehen. Pauschale Kür- bald still – und auch die Instandhaltung der vorhandenen Infra- zungen führen in jedem Fall in die Irre. Schon heute dauern struktur steht infrage. Dabei kann das oft angeführte Bau- Genehmigungs- und Prüfverfahren im Rohstoffbereich zu stoffrecycling den Bedarf nur zu einem bestimmten Grad lange – mit dem Effekt, dass auch der öffentlichen Hand Steu- decken, obwohl es heute schon umfänglich genutzt wird. ereinnahmen aus den deshalb nicht stattfindenden gewerb- Zum anderen ist die politische Befürwortung der Rohstoffwirt- lichen Tätigkeiten entgehen. schaft zumindest ausbaufähig. Die Landesregierung muss in der Öffentlichkeit ein wahrnehmbarer Fürsprecher der Roh- stoffwirtschaft sein – und für Planungssicherheit und Verbind- Andreas Hermann lichkeit stehen. Es nützt schließlich nichts, wenn auf Ebene 0261 106-251 der Planungsgremien große Kommunikations- und Modera- andreas.hermann@koblenz.ihk.de IHK-Journal 01/2017
WIRTSCHAFT IN DER REGION FOTO: EVA WILLWACHER Für hervorragende Ausbildung ausgezeichnet Sie haben sich über das normale Maß hinaus engagiert: Zehn Werben um die begehrten Nachwuchskräfte. „Die Unterneh- Betriebe aus Gastronomie und Hotellerie in den Regionen men müssen den jungen Leuten dazu gute Bedingungen bie- Koblenz und Trier sind in einer Feier- ten und attraktive Perspektiven auf- stunde im Tagungszentrum der IHK Die Preisträger 2016 zeigen“, sagt Bernhard Meiser, Trier für ihr Engagement in der Ausbil- Geschäftsführer Aus- und Weiterbil- dung ausgezeichnet worden. dung bei der IHK Koblenz. Zehn • Landgasthof Michels, Schalkenmehren Das Gastgewerbe hat zunehmend Betriebe mit Vorbildfunktion haben • Nells Park Hotel GmbH, Trier Schwierigkeiten, qualifizierte Fach- die IHKs Koblenz und Trier nun – • Hotel Schloss Montabaur, Montabaur kräfte zu gewinnen. Die Zahl der neu gemeinsam mit den berufsbildenden • Das Bollants GmbH & Co. KG, Bad Sobernheim abgeschlossenen Ausbildungsverträ- Schulen, den Agenturen für Arbeit • food hotel Neuwied GmbH, Neuwied ge im Hotel- und Gaststättengewerbe und dem deutschen Hotel- und Gast- • GaW mbH, Bad Neuenahr ist seit einigen Jahren rückläufig, und stättenverband Rheinland-Pfalz – • Hotel und Kongresszentrum Wanderath, Baar folglich stehen dem Gastgewerbe ausgezeichnet. Das Qualitätssiegel landesweit weniger ausgebildete • Hadi Verwaltungs GmbH, Mayen dient potenziellen Auszubildenden, Fachkräfte zur Verfügung. Dabei gibt • Rhine Koblenz Opco GmbH, Koblenz Eltern und Berufsberatern als Emp- es einiges zu tun: Laut Branchenbe- • Seehotel Maria Laach, Glees fehlung bei der Auswahl des geeig- richt 2015 ist die Zahl der Gäste in neten Ausbildungsbetriebs. Den Rheinland-Pfalz um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr Betrieben wiederum dient es als öffentlichkeitswirksamer gestiegen. Die rückläufigen Ausbildungszahlen im Gastgewer- Nachweis ihrer Aktivitäten in der Ausbildung. Die Laufzeit der be erfordern von den Betrieben ein starkes Engagement im Auszeichnung beträgt drei Jahre.
18 AHRWEILER Einen Tag lang Teil des Betriebs sein Jubilare im Januar Die meisten Unternehmen der Region wollen wir dann – gute Leistung voraus- 50 Jahre haben weiterhin Probleme bei der Beset- gesetzt – auch gerne übernehmen.“ Gera- Friedhelm Schumacher „Motorgeräte“, zung von Ausbildungsplätzen. Viele de im Fachkräftebereich suche man aktu- Bad Neuenahr-Ahrweiler Betriebe unterhalten daher von der IHK ell nach Nachwuchs. Daher sei es wichtig, Koblenz unterstützte Patenschaften mit mit Veranstaltungen frühzeitig um Aus- 25 Jahre Schulen, um so frühzeitig einen Kontakt zubildende zu werben. Erwin Jakob Hertel, Adenau zu den Schülerinnen und Schülern, also „Wir haben euch heute eingeladen, damit Franz Dirk Weber „Garten- und potenziellen künftigen Auszubildenden, ihr Rhodius mal von innen erleben könnt“, Landschaftsbau“, Sinzig herzustellen. Zwischen der Rhodius-Grup- richtet Personalleiterin Stefanie Schnei- GBB Gesellschaft für Berufsbildung pe mit Standort in Burgbrohl und der der das Wort an die rund 20 Teilnehmerin- und Berufstraining mbH, Realschule plus Niederzissen besteht eine nen und Teilnehmer, „man kann ja immer Bad Neuenahr-Ahrweiler solche Patenschaft. Auf Basis dieser viel erzählen und schreiben, aber heute Ralf Wilhelm Küls, Schalkenbach Zusammenarbeit richtete Rhodius erst- könnt ihr einen Blick hinter die Kulissen Roland Kaltz, Weibern malig ein Azubi-Bewerbercamp, eine Art werfen und für einen Tag ein kleiner Teil 10 Jahre Ein-Tages-Praktikum, aus. des Betriebs sein.“ Anke Katharina Läßig 33 Azubis arbeiten aktuell in den drei Das bedeutet für die Schülerinnen und „Sekretariatsservice“, Kalenborn Betrieben der Unternehmensgruppe. Geht Schüler, neben einer generellen Präsenta- Gerd Stollenwerk, Hümmel es nach Personalreferentin Katharina tion der Firmengruppe, auch die Besichti- Rene Rothbrust, Burgbrohl Ulbrich, könnten es bald noch deutlich gung der Produktionsstätten des Betriebs mehr werden: „Wir wollen im nächsten und die Möglichkeit, selbst mit anzupa- Simon Nieten, Remagen Jahr 15 Auszubildende einstellen“, so cken. Einige aktuell im Betrieb beschäf- Wilfried Philipp Merzenich „Bau- u. Pro- Ulbrich, „und die, die wir einstellen, tigte Azubis stehen ihnen dabei als jektplanung“, Bad Neuenahr-Ahrweiler Ansprechpartner zur Verfügung. Jubilare im Februar So auch der auszu- bildende Industrie- 25 Jahre mech a n i ker/me - Lutz Baumann, Sinzig chatroniker Timo Tec Consult GmbH, Remagen Kappes. Den Teil- 10 Jahre nehmerinnen und Frank Gerhard Schmitz „Sicherheits- Teilnehmern be- dienste“, Bad Neuenahr-Ahrweiler FOTO: GEBRÜDER RHODIUS GMBH & CO. KG richtet Kappes von Hausverwaltung Wagner & Haferkamp den Rahmenbedin- Beteiligungsgesellschaft mbH, gungen der Ausbil- Bad Breisig dung bei Rhodius: Rodarius-Bau Verwaltungsgesellschaft „Ich finde es super, mbH, Müllenbach dass man hier auch einen Grundlehr- gang bekommt. mir weiterhilft.“ Außerdem sei er auch Das ist nicht selbst- sehr zufrieden mit seinem Ausbildungsge- verständlich – halt, so Andelovic. viele andere aus „Und im nächsten Jahr gibt es dann noch meiner Klasse ha- eine Erhöhung des Azubi-Lohns“, fügt ben diesen Luxus Ulbrich an. Gute Argumente für den nicht.“ Marjan Betrieb und so auch gute Chancen, im Andelovic, Azubi nächsten Jahr viele neue Azubis hinzuge- im dritten Ausbil- winnen zu können und damit dem Fach- dungsjahr, hat es kräftemangel entgegenzuwirken. besonders die Atmosphäre im Betrieb angetan: „Es geht sehr fami- liär zu. Wenn ich Kontakt: FOTO: LEON MOHR mal ein Problem Dr. Bernd Greulich habe, weiß ich ganz 02641 99074-13 genau, dass immer greulich@koblenz.ihk.de jemand da ist, der www.ihk-koblenz.de/ahrweiler I
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