KABALE UND LIEBE - Tiroler Landestheater

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KABALE UND LIEBE - Tiroler Landestheater
KABALE
UND LIEBE
BÜRGERLICHES TRAUERSPIEL VON FRIEDRICH SCHILLER
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       Tiroler Landestheater &
   Symphonieorchester Innsbruck                    Auch will ich Ferdinand ja jetzt nicht, mein Vater! Ich
                                                   entsag’ ihm für dieses Leben. Dann, Mutter – dann
                                                   wenn die Schranken des Unterschieds einstürzen –
                                                   wenn von uns abspringen all die verhassten Hülsen des
                                                   Standes – Menschen nur Menschen sind – Ich werde
    App jetzt laden:                               dann reich sein. Ich werde dann vornehm sein, Mutter
                                                   – Was hätte er dann noch vor seinem Mädchen voraus?

                                                   LUISE, 1. AKT
KABALE
UND LIEBE
BÜRGERLICHES TRAUERSPIEL VON FRIEDRICH SCHILLER

PREMIERE AM 03. OKTOBER 2020 . GROSSES HAUS
Aufführungsdauer ca. 2 Stunden . Keine Pause

PRÄSIDENT VON WALTER Johannes Gabl                   REGIE Rudolf Frey
FERDINAND, sein Sohn Florian Granzner                BÜHNE Vincent Mesnaritsch
WURM, Sekretär des Präsidenten Raphael Kübler        KOSTÜME Elke Gattinger
LADY MILFORD Marion Fuhs                             LICHT Florian Weisleitner
HOFMARSCHALL VON KALB Tom Hospes                     DRAMATURGIE Axel Gade
STADTMUSIKANT MILLER Jan Schreiber                   REGIEASSISTENZ UND ABENDSPIELLEITUNG Stefanie Lercher
LUISE, seine Tochter Christina Constanze Polzer      AUSSTATTUNGSASSISTENZ Angela Karpouzi
MILLERIN Ulrike Lasta                                INSPIZIENZ Judith Perkovic
SOPHIE, Kammerzofe der Milford Daniela Bjelobradic   SOUFFLAGE Thomas Kleissl
KAMMERDIENER DES FÜRSTEN Michael Arnold
                                                     TECHNISCHE LEITUNG Alexander Egger TECHNISCHER PRODUKTIONSASSISTENT
                                                     Gerhard Müller BÜHNENMEISTER Gerhard Spöttl TON Andreas Lamprecht, Quirin
                                                     Kramhöller LEITERIN DER KOSTÜMABTEILUNG Tanja Menon KOSTÜMWERKSTÄTTEN
                                                     Ines Federspiel, Christa Obererlacher MASKE UND FRISUREN Rudolf Sieb REQUISITEN
                                                     Philipp Baumgartner LEITER DER DEKORATIONSWERKSTÄTTEN Alexander
                                                     Egger TISCHLEREI Rainer Ebenbichler SCHLOSSEREI Karl Gögele TAPEZIEREREI
                                                     Roman 0Fender MALERSAAL Gerald Kofler
HANDLUNG
                Luise Millerin, die Tochter eines Stadt-    trotzen. Er will Luise und keine andere
                musikanten, liebt Ferdinand von Wal-        Frau. So beschließt der Präsident, mit
                ter, Sohn des Präsidenten und von           „Kabalen“ – also Intrigen – die Liebes-
                hohem Adel. Luises Mutter ist ganz          pläne seines Sohnes zu durchkreuzen.
                erpicht darauf, dass ihre Tochter „nach     Sein Sekretär Wurm, der ebenfalls in
                oben“ heiratet, doch Luises Vater be-       Luise verliebt ist und sie zur Frau will,
                fürchtet, dass sie als Geliebte eines       unterstützt ihn dabei tatkräftig, auch
                Adligen endet und so gesellschaftlich       Hofmarschall von Kalb hilft mit – sie
                geächtet wäre. Auch Ferdinands Vater        alle wollen damit die eigene Macht si-
                ist nicht erfreut über die Absichten sei-   chern. Und setzen ein tödliches Räder-
                nes Sohnes, er hat für ihn ganz andere      werk in Gang …
                Pläne: Ferdinand soll Lady Milford, die
                Mätresse des Fürsten, heiraten. So ver-
                spricht sich der Präsident weiterhin ei-
                nen starken Einfluss auf den Herrscher.
                Während Luise die Standesschranken
                sieht und auf eine Liebe nach dem Tod
                hofft, ist Ferdinand fest entschlos-
                sen, dem Adel und der Gesellschaft zu

Johannes Gabl
WISSENSW E RTE S
                NOTIZEN ZU FRIEDRICH SCHILLER UND ZU SEINEM
                BÜRGERLICHEN TRAUERSPIEL KABALE UND LIEBE

                • Friedrich Schiller (1759–1805) ab-          vate Erlebnisse: Als einfacher Ange-
                  solviert an der Militärakademie zu-         höriger des Militärs und als ein von
                  nächst das Studium der Rechte und           den Herrschenden stets kritisch Be-
                  wechselt später in die Medizin. Pa-         äugter war seine Liebe zur Adligen
                  rallel schließt er einen Dichterbund        Lotte von Wolzogen von Anfang an
                  mit seinen Freunden und ist litera-         zum Scheitern verurteilt. Schiller
                  risch tätig. Mit 22 Jahren schreibt         lernte die junge Frau kennen, als er
                  er sein Drama Die Räuber und wohnt          1783 bei deren Mutter heimlichen
                  der Uraufführung unerlaubterweise           Unterschlupf fand.
                  bei – eigentlich war ihm die Reise        • Eigentlich wollte Schiller das Stück
                  nach Mannheim verboten.                     Luise Millerin nennen – nach der Zen-
                • In den folgenden Jahren wird die            tralfigur des Werkes. Unter diesem
                  „Unbotmäßigkeit“ gegenüber den              Namen wurde es auch in Frankfurt
                  politisch Herrschenden zu seinem            uraufgeführt. Der Schauspieler Iff-
                  Markenzeichen, macht es den The-            land riet Schiller aber, einen zug-
                  aterdirektoren aber auch schwer,            kräftigeren Namen für sein Drama
                  Schillers Werke auf den Spielplan           zu suchen – und schlug selbst den
                  zu setzen – denn nicht nur die Per-         Titel Kabale und Liebe vor. Unter die-
                  son Schiller, auch seine Dramen sind        sem wurde das Werk dann zwei Tage
                  hochpolitisch. So verhindert die Zen-       später in Anwesenheit des Dichters
                  sur in Wien bis 1808 eine Aufführung        am Nationaltheater Mannheim auf-
                  von Kabale und Liebe.                       geführt.
                • In Kabale und Liebe, 1784 uraufge-
                  führt, greift Schiller mit der Schilde-
                  rung eines absolutistischen Fürsten,
                  der seine Untertanen gegen Geld
                  für Kriege an fernen Orten verkauft,
                  öffentliche Themen und politische
                  Geschehnisse seiner Zeit auf – und
                  gleichzeitig mit dem Scheitern einer
                  Liebe an Standesschranken ganz pri-

Jan Schreiber
Marion Fuhs
Ich glaube an keine glücklichen Tage mehr. Alle meine
Hoffnungen sind gesunken. […]
Fassung verlangt diese Stunde es ist eine trennende.
Du hast ein Herz, lieber Walter. Ich kenne es. Warm
wie das Leben ist deine Liebe – Schenke sie einer
Edeln und Würdigern – Mich sollst du nicht mehr sehn
– Leben Sie wohl, Herr von Walter.

LUISE, 3. AKT

                                                        Raphael Kübler
SCHON SCHILLER WUSSTE:

               THEATER IST
               SYSTEMR E LE VA N T

               Als Dramaturg ist eine der vielen Auf-     beiden gesellte sich nun ein vom Bür-
               gaben, die rund um die Begleitung          gertum getragenes Theaterwesen. Das
               eines Stückes anfallen, das Lesen von      Hamburger Nationaltheater, gegründet
               Texten. In der Vorbereitung auf Schil-     1767 von Gotthold Ephraim Lessing
               lers Kabale und Liebe stieß ich dabei      und zwölf weiteren Bürgern, gilt als
               auf einen „alten Bekannten“: eine frü-     Keimzelle dieses neuen Gedankens.
               he programmatische Schrift Schillers.      Die Bezeichnung „Nationaltheater“
               Er denkt darin über ein damals neu-        sollte dabei übrigens nicht den An-
               es Phänomen nach: das sogenannte           spruch erheben, als Staatstheater für
               „Nationaltheater“. Noch bis in Schil-      die ganze Nation zu dienen. Vielmehr
               lers Kindheit hinein war Theater im        sollte schon im Namen die Abkehr von
               deutschsprachigen Raum in zweier-          den italienischen Opern und franzö-
               lei Form zu erleben: entweder in der       sischen Dramen deutlich werden, die
               Form der frei umherziehenden Schau-        der Adel bevorzugte. In diesem Sinne
               spielertruppen, die ihre Bühne für eine    wurde das Wiener „Hofburgtheater“
               kurze Zeit an einem Ort aufbauten,         ab 1776 zum „Teutschen Nationalthea-
               ihre Künste zeigten, die Bühne wieder      ter nächst der Burg“ (begründet durch
               abbauten und zum nächsten Ort zo-          Kaiser Joseph II.), ab Ende der 1770er
               gen – oder als an einen festen Ort ge-     Jahre folgten dann feste Bühnen nach
               bundenes Hoftheater. Ersteres war ein      dem Muster des Hamburger National-
               Theater für alle – aber doch vor allem     theaters in Braunschweig, Weimar, Go-
               für das „einfache“ Volk –, Letzteres ei-   tha und Mannheim. In all diesen vom
               nes für die Hofgesellschaft. Zu diesen     Bürgertum getragenen Theatern war

Ulrike Lasta
– wie im Bürgertum auch – der republi-    Natürlich ist in diesen Sätzen die Über-   Es gibt aber auch politisch wirksame      Theater ist also das Spiegelbild der
kanische Gedanke stark vertreten: Die     heblichkeit eines Mannes zu spüren,        Gründe für die Relevanz des Theaters      politischen Institution „Republik“, der
Monarchie sollte durch eine Republik      der sich als Genie und seine Arbeit als    in unserer Gesellschaft, auf die Schil-   Ort, an dem wir uns immer wieder neu
ersetzt werden. Das neue Theater war      Geniestreich verstand. Und doch steckt     ler in seinem Text aufmerksam macht.      – und spielerisch – das Wesen dieser
also nicht nur ein Ort neuer Theater-     in ihnen auch eine große Wahrheit. Es      Theater bietet ein Gemeinschafts-         Institution aneignen.
ästhetik, sondern auch hochpolitisch.     gibt schließlich eine Menge Gründe, wa-    erlebnis, das mit aufwühlenden Emo-       Lange lebe das Theater!
                                          rum es seit der Antike Theater gibt und    tionen verbunden sein kann – und im       Axel Gade
Und unter dem Eindruck all dieser Ein-    immer geben wird: Weil der Mensch ein      Gegensatz zum Gemeinschaftserlebnis
flüsse verfasste Schiller nun seinen      soziales Wesen ist und den Austausch       bei Sportwettkämpfen speisen sich
Text namens Was kann eine gute stehen-    mit anderen braucht. Weil man sich         diese Emotionen nicht aus einem „Wir
de Schaubühne eigentlich wirken? – der    so herrlich über die Kunst aufregen        gegen Die“, sondern aus dem Miterle-
sich wie folgt zusammenfassen lässt:      kann. Und sie ebenso herrlich lieben       ben von Freude und Streit, Liebe und
Die Schaubühne vereinige „alle Stän-      kann. Weil die Fantasie des Menschen       Hass, Sieg und Niederlage. Und es gibt
de und Klassen in sich“ und habe den      Auslauf braucht, neue Nahrung und          beim Betrachten kein „richtig“ oder
„gebahntesten Weg zum Verstand und        Impulse, Impulse, Impulse – sonst ver-     „falsch“, jede*r sieht das Geschehene
zum Herzen“. Sie sei gar „ein Wegwei-     kümmert sie. Weil Theater mit seinem       auf seine / ihre eigene Art und Weise.
ser durch das bürgerliche Leben: der      Stückefundus aus über 2500 Jahren          Theater weitet also den Blick in die
gemeinschaftliche Kanal, in welchen       zeigt, dass es Konstanten im menschli-     Welt, trainiert Toleranz und Respekt,
von dem denkenden bessern Theile          chen Wesen gibt, die sich nicht ändern.    regt zum Gedankentausch an – neben
des Volkes das Licht der Weißheit he-     Weil es das eine Mal die Flucht aus dem    der Tatsache, dass es einfach gute
runterströmt, und von da aus in milde-    Alltag ermöglicht – und das andere Mal     Unterhaltung und Zeitvertreib bietet.
ren Strahlen durch den ganzen Staat       die Konfrontation mit eben diesem All-     Es schärft unsere Sinne, indem es im-
sich verbreitet. Richtigere Begriffe,     tag. Weil es den Blick auf Themen der      mer wieder „gegen die Vergröberung
geläuterte Grundsätze, reinere Gefüh-     Welt richtet, die man sonst übersehen      der Welt und die Barbarisierung der
le fließen durch alle Adern des Volkes;   hätte. Weil der Klang eines großen Or-     Vernunft“ anspielt, wie es der Schrift-
der Nebel der Barbarei, des finstern      chesters oder eines Streichquartetts       steller Albert Ostermaier (langjähriger
Aberglaubens verschwindet, die Nacht      besonders verzaubert, wenn das ge-         Hausautor am Nationaltheater Mann-
weicht dem siegenden Licht.“ Soweit       samte Auditorium einen Atem hat, an        heim und am Burgtheater) kürzlich in
Schiller.                                 der gleichen Stelle die Luft anhält oder   einem Kommentar für die Süddeutsche
                                          in Seligkeit schwelgt. Weil die Live-      Zeitung zusammenfasste.
                                          Aktion eines Schauspielers, einer Tän-
                                          zerin, eines Sängers, einer Musikerin
                                          auch immer mir persönlich gilt, in dem
                                          Augenblick für mich gemacht wird.
STURM UND DRANG                            angesehen werden. Freiheit wird da-
                                                                                                                               bei ganz umfassend verstanden und
                                                                                    Das Frühwerk Schillers wird dem            für den persönlichen, den politisch-
                                                                                    „Sturm und Drang“ zugerechnet. Der         gesellschaftlichen und auch den künst-
                                                                                    Name ist von einem Drama Friedrich         lerischen Bereich angestrebt. Des-
                                                                                    Maximilian Klingers abgeleitet. Der        wegen spielt auch das Genie, das sei-

STICHWORTE                                                                          „Sturm und Drang“ kann in gewisser
                                                                                    Weise als Gegenbewegung zur Aufklä-
                                                                                    rung interpretiert werden, welche die
                                                                                                                               ne Individualität entfaltet und seine
                                                                                                                               Schöpferkraft nicht von engen Regeln
                                                                                                                               begrenzen lässt, eine so große Rolle.
                                                                                    natürlichen und auch irrationalen Kräf-    Bernd Völkl
                                                                                    te des Menschen betont. Die Dichtung
                                                                                    sollte wieder aus dem Herzen, dem
ZEITGESCHICHTLICHER                       6.000 Einwohner, Berlin ca. 170.000.      Erleben kommen. Die durchweg eher          ENTSTEHUNG KABALE UND LIEBE
HINTERGRUND                               Im Vergleich dazu hatte London damals     jungen Autoren, die sich oft in litera-
                                          bereits 800.000 Einwohner. „Das Land      rischen Bünden und Gruppen zusam-          Die Arbeit an Kabale und Liebe begann
Deutschland war [zu Schillers Zeiten]     erfährt kaum erfolgreiche Reformen;       menfanden, wollten sich nicht mehr         Schiller 1782 in Oggersheim, wo er
im Gegensatz zu den anderen großen        die beginnende Industrie hat in techni-   an überkommene Kunstvorschriften           mit seinem Freunde Andreas Streicher
europäischen Nationen in viele kleine     scher Hinsicht den Anschluss an Euro-     halten und rebellierten gegen die geis-    nach der Flucht aus Stuttgart Aufent-
Territorien zersplittert und politisch    pa verpasst.“                             tige Enge ihrer Zeit und die politische    halt genommen hatte. Als der Dichter
fast völlig bedeutungslos. Auch wirt-     Politisch lebte Deutschland im Zeit-      Ohnmacht des Bürgertums. Das Prob-         im Dezember des gleichen Jahres nach
schaftlich war Deutschland hinter den     alter des Absolutismus. Das politische    lem der Standesschranken wurde auch        Bauerbach auf das Gut der Frau von
übrigen europäischen Nationen zu-         Bewusstsein der Bevölkerung war im        schon in der Zeit der Aufklärung kriti-    Wolzogen übersiedelte, nahm er das
rückgeblieben.                            Gegensatz zu den Nachbarländern           siert, Idealbild des „Sturm und Drang“     angefangene Werk mit und schloss es
Deutschland besaß keine Kolonien;         Frankreich und England kaum ausge-        ist aber nicht mehr der kühle Ver-         Mitte Februar 1783 ab. Ende April und
die Gewinne aus Übersee flossen an        prägt. Man akzeptierte und ertrug die     nunftmensch der Aufklärung oder die        Anfang Mai nahm er es jedoch wieder
Deutschland vorbei nach England,          absolutistische Willkür seiner Herr-      Sentimentalität der Empfindsamkeit.        vor, um Änderungswünschen zu ent-
Frankreich, Spanien und den Nieder-       scher. Zwar war das Selbstbewusstsein     Verherrlicht wird der Natur- und Kraft-    sprechen, die v. Dalberg, der Intendant
landen: „So haben sich die wichtigen      des Bürgertums aufgrund seiner Erfol-     mensch, dessen Herz für die Armen          des Mannheimer Nationaltheaters, für
Handelswege nach Westen verscho-          ge in Handel und Handwerk gestiegen,      und Geschundenen schlägt und der sich      die Bühnenaufführung geäußert hatte.
ben, und Deutschland hat seine großen     aber es stand im Dienst der Fürsten:      den adeligen Despoten und Ausbeu-          Mag Schiller auch von Gedanken Rous-
Handelsgesellschaften verloren“, fasst    „Man erlaubt ihm zu dichten und zu        tern mutig entgegenstellt, selbst wenn     seaus (Neue Héloise, 1761) und von
Beate Nordmann in ihren Notizen zu        denken, aber selbstständig politisch zu   dies für die eigene Person von Nachteil    Lessings Emilia Galotti (1772) Anregun-
Kabale und Liebe zusammen.                handeln wird ihm strikt untersagt.“       sein sollte. Dieses Original- und Kraft-   gen empfangen haben, so beruht Luise
Über 80 Prozent der deutschen Be-         Volker Krischel                           genie unterwirft sich auch nicht frag-     Millerin, wie er das Stück damals noch
völkerung lebte auf dem Land.                                                       los jeder gegebenen Ordnung. Freiheit,     nannte, doch ganz auf seiner eigenen
Selbst bedeutende deutsche Städte                                                   Gefühl und Leidenschaft können als die     Erfindung. Es ist mit entstanden aus
waren klein und idyllisch. So hatte die                                             Zentralbegriffe des „Sturm und Drang“      der Empörung gegen den Herzog Karl
Kulturhauptstadt Weimar nur etwa
Eugen und aus der tiefen Einsicht in die   gezeigt, aber schon nach einer Auffüh-
Unmoral vieler Regenten seiner Zeit.       rung auf Betreiben des Hofes wieder
Das Bewusstsein der Kluft zwischen         vom Spielplan abgesetzt. Die Zensur
Adel und Bürgertum wurde dem Dich-         in Wien verhinderte sogar bis 1808,
ter gerade damals durch eine Neigung       dass Kabale und Liebe auf die Bühne
zu Lotte von Wolzogen schmerzlich          gebracht wurde. […]
eingeprägt. All dies verlieh ihm die       Erst in der Zeit des poetischen Rea-
Sprache zu diesem Stück, dem ersten        lismus und des Naturalismus änderte
sozialen Drama der deutschen Litera-       sich die Einschätzung. Kabale und Lie-
tur.                                       be wurde nun häufiger gespielt als alle
Nachdem schon am 15. April 1784 die        anderen Dramen Schillers. […] Seinen
Uraufführung des Stückes in Frankfurt      festen Platz auf den Spielplänen der
stattgefunden hatte, wurde es unter        deutschen Bühnen verdankt das Dra-
dem zugkräftigeren Titel Kabale und        ma aber vor allem Max Reinhardt, der
Liebe, den der Schauspieler Iffland vor-   das Stück zwischen 1904 und 1931
geschlagen hatte, am 17. April 1784 am     fünfmal inszenierte. Auch nach dem
Nationaltheater Mannheim in Anwe-          Zweiten Weltkrieg gehörte Kabale und
senheit des Dichters aufgeführt. Nach      Liebe weiter zum festen Bühnenreper-
Streichers Bericht erhoben sich nach       toire und beschäftigte außerdem die
dem zweiten Akt alle Zuschauer von         literaturwissenschaftliche Diskussion.
den Sitzen und brachen in stürmisches      In den zahlreichen unterschiedlichen
Beifallrufen aus.                          Interpretationen wurden entweder die
Walter Schafarschik                        sozialen, die zeitgeschichtlichen, die
                                           religiösen, die moralischen oder die
                                           existenziellen Aspekte in den Mittel-
REZEPTION                                  punkt gerückt, was sich in den Thea-
                                           teraufführungen entsprechend wider-
Die Stücke Schillers (und auch die Goe-    spiegelt.
thes) waren in ihrer Zeit keine Theater-   Bernd Völkl
erfolge. Die Familien- und Rührstücke
von Iffland und vor allem von Kotze-
bue waren viel beliebter. Dennoch er-
regte die erste Aufführung von Kabale
und Liebe in Mannheim Aufsehen und
brachte es immerhin auf sieben Vor-
führungen. In Schillers Stuttgarter Hei-
mat wurde das Drama erstmals 1792

                                                                                     Tom Hospes
Es gibt viele politische Themen im Stück, es geht um
                   Korruption, um Klassengesellschaft, da werden Menschen
                   verkauft, damit der Herrscher seine Lustschlösser
                   bezahlen kann – so viele Themen, die dann doch alle in
                   der Liebe münden. Für mich ist es dabei immer wieder
                   erstaunlich, dass eine Beziehung, die auf etwas so
                   Positivem wie Zuneigung und Respekt aufbaut, plötzlich
                   zu etwas Giftigem wird, dass sogar Korruption und
                   Intrigen durch Liebe ausgelöst werden können, dass
                   die Liebe so komplex sein kann – und manchmal auch
                   tödlich.
                   Ferdinand ist, so würde ich sagen, ein Extremist in
                   Sachen Liebe: Alles richtet sich bei ihm auf dieses
                   Gefühl aus, die restliche Welt wird ausgeblendet.
                   Irritierenderweise ist er taub für das, was Luise möchte
                   – ihre Beweggründe wischt er beiseite.
                   In Ferdinands Brust schlagen dabei zwei ambivalente
                   Herzen: das eines stürmischen, romantischen Liebenden
                   – ganz im Sinne Romeos –, und das eines innerlich
                   verletzten Kindes. Und eben dieser Teil ist es, der ihn
                   am Tiefpunkt seiner Verzweiflung und im Verlust aller
                   Sinnhaftigkeit schließlich zum Äußersten treibt.

                   FLORIAN GRANZNER

Florian Granzner
„Doch man verliert nur, was man besessen hat – und dein
                             Herz gehört deinem Stande“ – sagt Luise zu Ferdinand.
                             Für mich war spätestens hier klar: Luise weiß, dass
                             Ferdinand sie nicht als eigenständiges Individuum
                             betrachtet. Sie hat außerdem bereits vieles, was ihr
                             wichtig ist, was sie schätzt, woran sie glaubt. Auch wenn
                             sie Geliebte sein will, ist sie nicht dazu bereit, dafür ihr
                             Leben zu negieren und sich in völliger Selbstauflösung
                             einem Mann hinzugeben.
                             In dieser Integrität liegt für mich ihre Kraft.

                             CHRISTINA CONSTANZE POLZER

Christina Constanze Polzer
DIE FRAG ILITÄT
                      MENSC HLIC HE N LE B E N S
                      EIN INTERVIEW MIT DEM REGISSEUR RUDOLF FREY

                      Schillers Sprache, die Unüberwindlich-      Sog des Stückes erzeugt. Es liegt eine
                      keit von Standesschranken, das hohe         große Gewalt in dieser Sprache.
                      christliche Ethos einer Luise – all das
                      scheint uns heute antiquiert. Was hat       Oft wird Kabale und Liebe als Schillers
                      Sie an Schillers Werk gereizt – und         Antwort auf Romeo und Julia bezeich-
                      warum hat es für Sie heute noch eine        net. Teilen Sie diese Sicht?
                      Bedeutung?                                  Offensichtlich spielt das Stück auch
                      Bei einem facettenreichen Text wie          mit dem, was man von Romeo und Ju-
                      diesem lassen sich nie alle Aspekte         lia oder einem früheren bürgerlichen
                      gleichwertig abzeichnen – ich denke,        Trauerspiel wie Emilia Galotti erwartet
                      durch die Aufführungsgeschichte des         – und dreht die Schraube weiter. Na-
                      Werkes waren immer unterschiedliche         türlich ist die Beziehung von Luise und
                      Themen im Vordergrund. Das Stück            Ferdinand durch ihr Umfeld unmöglich
                      war ja seinerzeit eine Provokation. Mir     und bedroht, zugleicht birgt diese Lie-
                      erscheint gerade in der heutigen Zeit       be in sich ihre eigentliche Zerstörung.
                      die sozialkritische Ebene als höchst        Schillers Liebespaar ist wesentlich dif-
                      relevant – wenn man sie als Symbol          ferenzierter gezeigt als Shakespeares:
                      interpretiert und nicht im streng histo-    Luise wirkt in ihrer Abgrenzung gegen-
                      rischen Kontext liest. Auch heute gibt      über Ferdinand durchaus sehr selbst-
                      es brandgefährliche soziale und funda-      bewusst und trifft mit ihrer Aussage
                      mentalistische Strukturen. Die Begriffe     „dein Herz gehört deinem Stande“
                      Adel und Bürgertum müsste man nur           schließlich den Nagel auf den Kopf,
                      durch eine kapitalistische, korrupte Eli-   denn Ferdinand ist mit seiner auf sie
                      te versus eine sozial schwächere Grup-      projizierten „Liebes-Religion“ genau-
                      pe (mit anderer Herkunft oder Ethnie)       so absolutistisch wie die Politik seines
                      ersetzen – und das Stück wäre hoch-         Vaters, die er verdammt.
                      aktuell. Über allem steht aber natürlich
                      die Sprache, ein Sprachrausch, der den

Daniela Bjelobradic
Zwei wichtige Akteure für die „Kaba-           Sinn schematisch und wirkt oftmals
le“ im Stück sind Sekretär Wurm und            wie eine „Familien-Aufstellung“. Oder
Lady Milford. Wie blicken Sie auf diese        wie ein großes Kraftfeld. Dieser Text
Figuren? Welche Farbe decken sie im            braucht aus meiner Sicht eine Über-
Liebes-Farbkasten ab?                          höhung, denn die Sprache verknüpft
Lady Milford ist für mich die geheim-          meisterhaft äußere und innere Vorgän-
nisvollste Figur des Stückes, sie schim-       ge und Bewegungen. Die Herausfor-
mert in hell und dunkel – man weiß             derung für die Schauspieler*innen ist
nicht, ob sie Protagonistin oder Anta-         es sicherlich, manchmal diese Energie
gonistin ist. Einerseits ist sie als Frau in   bis zur Miniatur zu bündeln und auf
einer existentiellen Abhängigkeit zum          das Denken und die Sprache zu redu-
Fürsten (die ihr vollkommen bewusst            zieren – und an anderer Stelle einem
ist), andererseits formuliert sie einen        Impuls mit großer Bewegung und Kör-
selbstbestimmten Liebesbegriff und             perlichkeit nachzugeben. Es geht auch
letztendlich einen Befreiungsschlag,           ständig darum, sich in ein Verhältnis zu
der im Stückkontext eher männlich              den anderen Figuren zu setzen. „Ab-
konnotiert ist. Wurm ist der negative          stand“ ist ja als Begriff gerade in aller
Held des Stückes, der Brandbeschleu-           Munde und gerade in diesem Kosmos
niger aller Konflikte, beinahe ein Sym-        höchst spannend im Prozess unserer
bol für die diabolische und destruktive        Proben. Die Grenzen und unüberwind-
Energie jeder Figur. Auf der anderen           baren Schranken sind bewusst – und
Seite hat er selbst eine gesteigerte           selbstgemacht. Dennoch spielt diese
Sehnsucht nach Liebe, wobei seine              Geschichte unter „demselben Himmel“,
Emotionalität mit Sicherheit anders            in unserem Fall ist dieser aus einem
gelagert und gestört ist.                      Gemälde des Schiller-Zeitgenossen
                                               William Turner entnommen: Fishermen
Sie haben sich mit Ihrem Bühnenbild-           at Sea beschreibt die Fragilität des
ner für eine weitgehend leergeräumte           menschlichen Lebens – eine Tatsache
Bühne mit Wolken-Plafond entschie-             mit der uns Kabale und Liebe mit glä-
den. Wie kam es zu diesem Entschluss           serner Schärfe konfrontiert.
– und welche Konsequenzen hat das              Die Fragen stellte Axel Gade
für die Schauspieler*innen auf der
Bühne?
Wir stellen uns einen Sprach- und
Denkraum vor, der die Figuren ultima-
tiv ausstellt, wie unter einem Brenn-
glas. Das ganze Stück ist im besten

                                                                                           Michael Arnold
LEBENSLÄUFE

Rudolf Frey                       Vincent Mesnaritsch              Elke Gattinger                     Johannes Gabl                      Florian Granzner                   Raphael Kübler
REGIE                             BÜHNE                            KOSTÜME                            PRÄSIDENT                          FERDINAND                          WURM

Sein Regiedebüt gab Rudolf        Der freischaffende Bühnen-       Die Kostümbildnerin ab-            Der Innsbrucker verließ Tirol      1997 in Linz geboren,              Nach einer Ausbildung in
Frey (geboren 1983 in Salz-       bildner und Maler, 1982 in       solvierte ihre Ausbildung an       1997, um am Vorarlberger           sammelte der Schauspieler          Pantomime und Clownerie
burg) am Burgtheater Wien,        Graz geboren, studierte          der Höheren Gewerblichen           Landestheater in Bregenz           erste Bühnenerfahrungen als        studierte Raphael Kübler
wohin er zuvor als Regie-         Szenografie an der Akademie      Bundeslehranstalt für Mode         sein erstes Engagement             Magier in Oberösterreich und       Schauspiel an der Berliner
assistent verpflichtet wurde      der bildenden Künste Wien        und Bekleidungstechnik in          anzutreten. Seit 2006 war          Salzburg. Von 2013 bis 2015        Hochschule für Schauspiel-
und mit Regisseur*innen wie       und diplomierte 2009. Als        Ebensee und besuchte die           er freiberuflich tätig. In den     absolvierte er die Musical         kunst Ernst Busch. Theateren-
Andrea Breth, Martin Kušej,       Bühnenbildner arbeitet er        Meisterklasse für Damenklei-       letzten Jahren konnte ihn das      Theatre Academy und war in         gagements führten ihn nach
Karin Beier und Luc Bondy zu-     u. a. mit Michael Schacher-      dermacher in der Modeschule        Tiroler Publikum bei den Ti-       dieser Zeit am Landestheater       Wien, Berlin, Lübeck und Dres-
sammenarbeitete. Seit 2007        maier und Thomas Birkmeir        Herbststraße in Wien. An-          roler Volksschauspielen Telfs,     Linz unter anderem in Linie 1,     den. Er war Ensemblemitglied
arbeitet er als freiberuflicher   an verschiedenen Spielstät-      schließend war sie zehn Jahre      im Treibhaus, im Kellertheater     Lulu und Das Heldenprojekt zu      des Staatstheaters Meiningen
Regisseur für Schauspiel          ten des Burgtheaters, am         lang als Kostümassistentin am      oder als Gast am TLT bei der       sehen. 2020 schloss er seine       (2012 bis 2014) und des
und Musiktheater, u. a. am        Theater der Jugend und am        Burgtheater Wien tätig und         Arbeit zusehen, wo er bereits      Schauspielausbildung an der        Theaters Magdeburg (2015 bis
Burgtheater, Salzburger           Schauspielhaus Wien, am          arbeitete u. a. mit Karin          als Haspinger in Super Andi,       Anton Bruckner Universität         2017). Zu seinen dortigen Rol-
Landestheater, Vorarlberger       Stadttheater Klagenfurt, Lan-    Beier, Christoph Schlingensief,    als Nihad in Verbrennungen, als    in Linz ab. Er wirkte bereits      len gehörten u. a. Bernard in
Landestheater Bregenz und         destheater Niederösterreich,     René Pollesch und Robert           Jack in Bunbury – Ernst sein ist   bei zahlreichen Film- und          Schöne Bescherungen, Laertes
den Vereinigten Bühnen            Theater Ulm, den Vereinigten     Meier zusammen. Seit 2008          alles, als Mercutio in Romeo       Theaterproduktionen mit. Am        in Hamlet und Cléanthe in Der
Bozen. An der Staatsoper          Bühnen Bozen und der Bien-       ist Elke Gattinger freiberuflich   und Julia und als Trinculo in      Landestheater Linz war er          Geizige. Außerdem stand er
Stuttgart inszenierte er Verdis   nale München. Am Münchner        tätig und entwarf Kostüme u.       Shakespeares Der Sturm zu          während seiner Ausbildung          für verschiedene Fernseh- und
Nabucco, am Südthüringischen      Volkstheater gestaltete er die   a. in Wien für das Burgtheater,    erleben war. Seit der Spiel-       unter anderem in Frühlings Er-     Kinoproduktionen vor der Ka-
Staatstheater Meiningen u. a.     Bühne für Volpone, Das Bildnis   Volkstheater und Schauspiel-       zeit 2017.18 gehört er zum         wachen (Regie: Evgeny Titov),      mera. Seit 2017.18 ist Raphael
Strauss’ Der Rosenkavalier        des Dorian Gray und Kurze        haus, für das Schauspielhaus       Schauspielensemble des TLT         als Vetter in Jedermann (stirbt)   Kübler festes Ensemblemit-
und Mozarts Die Zauberflöte.      Interviews mit fiesen Männern    Graz, Staatstheater Meinin-        und war u. a. als Raffl in Andre   von Ferdinand Schmalz (Regie:      glied am TLT und war u. a. als
2013 erhielt Rudolf Frey den      (jeweils Regie: Abdullah Kenan   gen, Schauspielhaus Salzburg       Hofer, Isaac in Geächtet, Hans     Katka Schroth) und als Flori       Valentin im Faust, Teiresias in
Kurt-Hübner-Regiepreis der        Karaca). Die künstlerische Zu-   und die Vereinigten Bühnen         in Vomperloch, Maximilian I. in    und Teufel in Der Brandner Kas-    der Antigone, Garry Lejeune in
Deutschen Akademie der Dar-       sammenarbeit mit Rudolf Frey     Bozen. Mit Rudolf Frey ver-        Phantasma X, in Die unglaub-       par und das ewig’ Leben (Regie:    Der nackte Wahnsinn und Dr.
stellenden Künste. Am TLT hat     begann vor 15 Jahren, am TLT     bindet Elke Gattinger eine         liche Tragödie von Richard III.,   Markus Völlenklee) zu sehen.       Demant und Graf Chojniki in
er bereits in den Kammerspie-     entwarf er für ihn bereits die   längere, künstlerische Zusam-      in der Titelrolle von Robinson.    Ab der Spielzeit 2020.21 ist       Radetzkymarsch zu sehen. Zu-
len Die lächerliche Finsternis    Bühne zum Menschenfeind.         menarbeit, am TLT gestaltete       Meine Insel gehört mir und als     Florian Granzner Mitglied          letzt spielte er Newton in Die
und im Großen Haus Molières                                        sie für ihn die Kostüme zum        Richard Voss in Die Physiker       im Schauspielensemble des          Physiker und den titelgeben-
Der Menschenfeind inszeniert.                                      Menschenfeind.                     zu sehen.                          Tiroler Landestheaters.            den Menschenfeind.
Marion Fuhs                        Tom Hospes                       Jan Schreiber                       Christina Constanze Polzer         Ulrike Lasta                     Daniela Bjelobradic
LADY MILFORD                       HOFMARSCHALL                     MILLER                              LUISE                              MILLERIN                         KAMMERZOFE

Die Schauspielerin absolvierte     Der gebürtige Bonner absol-      Der gebürtige Darmstädter           Die gebürtige Klagenfurterin       Die in Bruneck/Südtirol          1988 in Innsbruck geboren,
ihre Ausbildung an der Schule      vierte sein Schauspielstudium    studierte in Mainz Anglistik        war schon während ihrer Aus-       geborene Schauspielerin ab-      schloss Daniela Bjelobradic
des Theaters der Keller in         an der Alanus Hochschule         und Germanistik, bevor er           bildung an der Anton Bruckner      solvierte nach dem Studium       ebendort 2013 ihre Schau-
Köln. Nach Gastengagements         für Kunst und Gesellschaft       an der Musikhochschule des          Universität in zahlreichen         der Sprachwissenschaften in      spielausbildung ab. Nach ers-
am Pfalztheater Kaiserslau-        bei Bonn und spielte bereits     Saarlandes sein Schauspiel-         Produktionen des Linzer            Padua ihre Schauspielausbil-     ten Auftritten für Innsbruck
tern und am Zimmertheater          während seines Studiums in       studium aufnahm. Engage-            Landestheaters u. a. als Ilse in   dung in Innsbruck. Es folgten    liest und die Lange Nacht der
in Tübingen war sie von 2009       Goldonis Mirandolina (Pan-       ments führten ihn u. a. an das      Frühlings Erwachen, im Thomas      Engagements an verschie-         Museen spielte sie in Heinrich
bis 2012 Ensemblemitglied am       theon Theater Bonn) sowie        Freiburger Theater, das Würt-       Bernhard Abend Wille zur           denen Bühnen Nord- und           von Kleists Das Käthchen
Pfalztheater Kaiserslautern,       im Musiktheaterstück White       tembergische Staatstheater          Wahrheit, als Theresia Auer        Südtirols und die Mitwirkung     von Heilbronn bei den Tiroler
wo sie u. a. Ophelia in Hamlet     Album der Beatles (Volksbühne    Stuttgart und das Theater Os-       in Jägerstätter und als Kathi      in Filmproduktionen. Seit        Volksschauspielen Telfs. Im
und Karoline in Kasimir und        Köln), andere Engagements        nabrück. Gleichzeitig arbeitete     in Nestroys Der Zerrissene zu      1997 ist sie Ensemblemitglied    Theater Praesent in Innsbruck
Karoline verkörperte. Seit der     führten ihn ans Theater im       er als Sprecher für mehrere         sehen. Nach ihrem Studium          des Tiroler Landestheaters. Zu   war sie 2014 als Thea Elvsted
Spielzeit 2012.13 ist Marion       Bauturm Köln sowie nach          deutsche Rundfunk- und Fern-        arbeitete sie u. a. bei den        sehen war sie u. a. als Yvette   in Hedda Gabler und 2019 im
Fuhs Ensemblemitglied am           Dresden und Berlin. Darüber      sehanstalten. Seit 2012 ist Jan     Raimundspielen Gutenstein,         in Brechts Mutter Courage und    Monolog All das Schöne zu
Tiroler Landestheater und          hinaus drehte er einige Kurz-    Schreiber Ensemblemitglied          an der Landesbühne Nieder-         ihre Kinder, Warja in Tsche-     sehen. Außerdem wirkte sie
war u. a. als Kriemhild in Die     und Werbefilme und stand         des TLT und war u. a.               sachsen Nord und am Theater        chows Kirschgarten, Marthe in    2018 im BRUX Innsbruck als
Nibelungen, Kate in Yukonstyle,    bereits für die ARD, Kabel       als Fuchs in Die Geschichte         der Jugend Wien. Mit ihrem         Goethes Urfaust, Kassandra       Schauspielerin und Autorin
Martirio in Bernarda Albas         Eins, Sat. 1 und Vox vor der     vom Fuchs, der den Verstand         Kollegen Steven Cloos leitet       in Aischylos’ Orestie, Dascha    mit an der Performance
Haus, Kitty in Anna Karenina,      Kamera. Seit 2017.18 ist Tom     verlor, Erich Collin in Die Come-   sie das Kollektiv „Gast&Er-        in Anna Karenina, Haslingerin    Hidden Track und stand 2019
Ariel in Der Sturm, Emily in       Hospes festes Ensemblemit-       dian Harmonists, Sir Galahad in     ben“, das 2018 mit dem Linzer      in Der verkaufte Großvater,      in der Produktion Vom Himmel
Geächtet und Edith in Un-          glied am TLT und war u. a.       Monty Python’s Spamalot und         Kulturstipendium im Bereich        Schwester Ratched in Einer       durch die Welt zur Hölle für das
geduld des Herzens zu sehen.       als Abe in Geächtet, Haimon      Häuptling Bromden in Einer          Darstellende Kunst ausge-          flog über das Kuckucksnest,      Staatstheater im Treibhaus
Zuletzt spielte sie Medea in       in Antigone und Ronny von        flog über das Kuckucksnest zu       zeichnet wurde. Seit Herbst        Siobhan in Supergute Tage,       auf der Bühne. Am Tiroler
Das goldene Vlies, Franzi in Die   Welt in den Klassenzimmern       sehen. Zuletzt spielte er u. a.     2019 ist sie Ensemblemitglied      Sofia in Was wir wollen, Anna    Landestheater ist sie nun zum
Österreicherinnen, Célimène        der Region zu sehen. Zuletzt     Kreon in Sophokles’ Antigone,       am Tiroler Landestheater und       in Andre Hofer und zuletzt in    ersten Mal zu sehen.
im Menschenfeind, Maude in         spielte er Franz Huchel in Der   Aietes/Kreon in Das goldene         war bereits in Robinson. Meine     Nyotamori, als Éliante in
Nyotaimori und Jessica in Stück    Trafikant und Clitandre im       Vlies, Freud in Robert Seetha-      Insel gehört mir, als Monika       Menschenfeind und Frau
Plastik.                           Menschenfeind.                   lers Der Trafikant, Lukas den       Stettler in Die Physiker und als   Missionar in Die Physiker.
                                                                    Lokomotivführer und Oronte          Wahida in Vögel zu erleben.
                                                                    im Menschenfeind.
Michael Arnold
KAMMERDIENER

Mitte des vorigen Jahrhun-        Weinen Sie, Walter. Ihre Wehmut wird gerechter gegen
derts in Graz geboren, nahm
                                  mich sein, als Ihre Entrüstung. […] Ein entsetzliches
er an der dortigen Hochschule
für Musik und Darstellende        Schicksal hat die Sprache unsrer Herzen verwirrt. Ich
Kunst sein Schauspielstudium      könnte dir Dinge sagen – ich könnte –
auf. Seine Berufslaufbahn
begann er an norddeutschen        LUISE, 5. AKT
Theatern. In Etappen wieder
herabgesunken – im Sinne der
Himmelsrichtung – ist er seit
geraumer Zeit in Innsbruck
tätig, mit Zwischenstationen
in anderen Städten. In über
40 Bühnenjahren hat er
naturgemäß unzählige Rollen
verkörpert – riesige, große
und kleine. Am TLT war er u. a.
als Bruder Lorenzo in Romeo
und Julia, Dietrich von Bern in
Die Nibelungen, Patriarch in
Nathan der Weise, Irrsigler in
Alte Meister und als gewiefter
Pensionär in Der verkaufte
Großvater zu sehen. Zuletzt
spielte er u. a. Selsdon Mow-
bray in Der nackte Wahnsinn,
Hackspiel in Totenfrau und die
Titelrolle in Der Trafikant.
TEXTNACHWEISE
HANDLUNG von Axel Gade. WISSENSWERTES zusammengestellt von Axel Gade, mithilfe folgender Quellen:
Reclam Universal Bibliothek / Walter Scharfarschik, Friedrich Schiller, Kabale und Liebe, Stuttgart 2001; Königs Er-
läuterungen, Bd. 31 / Volker Krischel, Friedrich Schiller, Kabale und Liebe, Hollfeld 2012; Reclam Lektüreschlüssel /
Bernd Völkl, Friedrich Schiller, Kabale und Liebe, Ditzingen/Stuttgart 2003; Rüdiger Safranski, Friedrich Schiller,
München/Wien 2004. SCHON SCHILLER WUSSTE … Essay von Axel Gade STICHWORTE Textstellen entnommen
aus: Königs Erläuterungen, a.a.O.; Reclam Lektüreschlüssel, a.a.O.; Reclam Universal Bibliothek, a.a.O. ZITAT FLORIAN
GRANZNER, ZITAT CHRISTINA CONSTANZE POLZER, DIE FRAGILITÄT MENSCHLICHEN LEBENS Originalbeiträge
für dieses Programmheft.

BILDNACHWEISE
UMSCHLAGFOTO guentheregger.at FOTOS Emanuel Kaser HINTERGRUND BEI DEN ZITATEN Auschnitt aus William
Turners Fishermen at Sea KÜNSTLERPORTRAITS Stefan Forster, Emanuel Kaser, Christoph Morlok, Sven Serkis.

Dieses Theater ist mit einem halbautomatischen externen Defibrillator für kardiale Notfälle ausgestattet, der vom
Österreichischen Herzfonds zur Verfügung gestellt wurde.

HERAUSGEBER
Tiroler Landestheater & Orchester GmbH Innsbruck
Rennweg 2 . 6020 Innsbruck . T +43 512 52074 . tiroler@landestheater.at
INTENDANT Johannes Reitmeier REDAKTION Mag. Axel Gade
GESTALTUNG Simone Berthold & Magdalena Rainer
DRUCK Alpina Druck GmbH, 6020 Innsbruck
PREIS € 3

SPIELZEIT 2020.21

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                                                                                                                        www.landestheater.at
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www.landestheater.at
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