KARTEN ZUR DASEINSVORSORGE IM ERWEITERTEN WIRTSCHAFTSRAUM HANNOVER - Berichte zum Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover Kartenband ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
KARTEN ZUR DASEINSVORSORGE IM ERWEITERTEN WIRTSCHAFTSRAUM HANNOVER Berichte zum Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover Kartenband
REGIONALE DASEINSVORSORGE DURCH OPTIMIERTE STADT-LAND-KOOPERATIONEN IM ERWEITERTEN WIRTSCHAFTSRAUM HANNOVER - Karten und Erreichbarkeitsanalysen - Karten zum Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover Mai 2018
Inhalt Vorwort 1) Einführung: Regionale Daseinsvorsorge 2) Karten zur Raumstruktur a. Lage und räumliche Struktur des Erweiterten Wirtschaftsraums Hannover b. Lage der Siedlungszusammenhänge im Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover 3) Themenfeld Gesundheit a. Standorte der medizinischen Grundversorgung: Haus- und Fachärzte, Apotheken b. Erreichbarkeit von Hausärzten nach Entfernung und Verkehrsmittel c. (Haus)Arzt-Einwohner-Verhältnis d. Analyse am Beispiel der Landkreise Schaumburg und Hameln-Pyrmont 4) Themenfeld Nahversorgung a. Standorte des Lebensmittel-Einzelhandels b. Erreichbarkeit von Lebensmittel-Geschäften nach Entfernung und Verkehrsmittel c. Vergleich der PKW-Erreichbarkeit von Discountern und Vollsortimentern d. Analyse am Beispiel der Landkreise Nienburg/W. und Heidekreis 5) Ausblick: Aufbau eines digitalen Daseinsvorsorge-Atlas Anhang a. Erläuterungen zum Index Verbindungsqualität ÖPNV b. Übersicht über die verwendeten Daten Genderhinweis: Soweit möglich bemühen wir uns um eine sprachliche Gleichstellung von Frauen und Männern. Darüber hinaus verweisen wir auf den im Merkblatt M19 des Bundesverwaltungsamtes (Bundesstelle für Büro- organisation und Bürotechnik) formulierten Grundsatz, dass eine sprachliche Gleichbehandlung nicht zu Lasten der Verständlichkeit und Lesbarkeit von Texten gehen darf. Deshalb greifen wir, wo es nicht anders möglich ist, auf die Form des maskulinen Substantivs zur verallgemeinernden Bezeichnung aller Geschlechter zurück, sofern sich keine geschlechtsneutralen Bezeichnungen finden lassen.
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Innovationsgruppe Vorwort „To be on the map!“ – auf der Karte sein, sichtbar sein! Kartenwerke sind kein Selbstzweck für sich selbst. Karten dienen dazu, sich einen Überblick zu verschaffen und Dinge sichtbar zu machen. Karten sind ein wesentliches, räumliches Informations- und Kommunikations- medium. Daher sind wir froh, für unseren Wirtschaftsraum Karten zur Erreichbarkeit wichtiger Daseinsvorsorge-Ein- richtungen gemeinsam mit der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Innovations- gruppe UrbanRural SOLUTIONS erarbeitet zu haben und weiterentwickeln zu können. Der vorliegende Kartenband stellt eine Auswahl von Karten mit wichtigen Grundlagen zur regionalen Daseins- vorsorge im EWH zum Projektstand im Frühjahr 2018 dar. Gezeigt werden kann hierbei nur ein Ausschnitt aus den Analysemöglichkeiten, die künftig der, sich gerade in Entwicklung befindliche, digitale Daseinsvorsorge- Atlas bieten wird. Insgesamt erhofft sich das Netzwerk vom Projekt UrbanRural Solutions nicht nur eine verbesserte, kreisüber- greifende Informationsgrundlage im Bereich der regionalen Daseinsvorsorge, sondern auch Impulse für eine Weiterentwicklung der Kooperationsarbeit im Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover in dem für uns wichti- gen Feld der Digitalisierung. Tjark Bartels Christine Karasch Landrat Landkreis Hameln-Pyrmont, Dezernentin für Umwelt, Planung und Bauen, Vorsitzender Netzwerk EWH Region Hannover, Vorstand Netzwerk EWH Dr. Ingo Meyer Helma Spöring Oberbürgermeister Stadt Hildesheim, Bürgermeisterin Stadt Walsrode, Vorstand Netzwerk EWH Vorstand Netzwerk EWH 1
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Innovationsgruppe Die Innovationsgruppe UrbanRural Solutions Wissenschaft und Praxis erarbeiten gemeinsam Der vorliegende Atlas soll als Diskussionsgrundlage praxistaugliche Lösungsansätze unterstützen Die Innovationsgruppe „UrbanRural SOLUTIONS“ ist Die aktuellen Herausforderungen der Daseinsvorsor- ein Team von Akteuren aus drei Regionen (Praxis- ge werden als Diskussionsgrundlage in gemeinsamen, partner) und mehreren wissenschaftlichen Instituten datengestützten Analysen dargestellt. Ausgangs- (Wissenschaftspartner), das vom Bundesministerium punkt ist dabei die mit Hilfe eines Geoinformations- für Bildung und Forschung gefördert wird. systems berechnete Erreichbarkeit: Wie lang sind die Gemeinsam werden Werkzeuge zur Erarbeitung und Menschen zu verschiedenen Orten unterwegs, um Umsetzung regionaler, beziehungsweise interkom- beispielsweise einzukaufen, sich zu bilden oder bei munaler Lösungen zur Verbesserung wohnstand- Krankheit versorgt zu werden? ortbezogener Daseinsvorsorge entwickelt. Ziel des Die hieraus entstandenen Karten dieses Atlasses un- Projektes sind innovative, kooperative Handlungs- terstützen die Diskussion visuell und liegen nun auch optionen für die Bereitstellung von Angeboten und für den gesamten Erweiterten Wirtschaftsraum Han- Einrichtungen, die notwendig sind, um sich im alltäg- nover vor. Weitere Karten entstehen in Form des ab lichen Leben zu versorgen. 2019 verfügbaren internetgestützten Planungstools „Daseinsvorsorge-Atlas“. In einem Dialogprozess werden Handlungsoptio- nen unter Einbindung verschiedenster Perspekti- ven entwickelt Das Team der Wissenschafts- und Praxispartner ge- staltet in drei Regionen - darunter der Erweiterte Wirtschaftsraum Hannover - einen Dialogprozess zwischen den lokalen Akteuren und weiteren Exper- ten der jeweiligen Handlungsfelder. Weil die Einrich- tungen der wohnstandortbezogenen Daseinsvorsor- ge nicht nur staatlich, sondern teilweise auch von der Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und/oder weiteren Organisationen bereitgestellt werden, müssen viele Sichtweisen und Interessen berücksichtigt werden. 3
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Regionale Daseinsvorsorge Daseinsvorsorge ist ein weiter Begriff. Er steht (um folgt zunehmend in Zusammenarbeit zwischen priva- nur wenige unter vielen Definitionen zu nennen) ten und öffentlichen Akteuren. „[...] für die öffentliche Gewährleistung eines Ange- Netzwerk botes ausgewählter, als lebensnotwendig eingestuf- Daseinsvorsorge räumlich darstellen ter Güter und Dienstleistungen [...] Diese sollten in Egal, ob Menschen im dichten Stadtgebiet oder in einer akzeptablen Mindestqualität zu sozialverträg- einem abgelegenen Dorf leben, mittels räumlicher lichen Preisen und flächendeckend in zumutbarer Analysen in geografischen Informationssystemen Entfernung erreichbar angeboten werden.“ (Bojarra- kann man berechnen, wieviel Zeit sie zu Fuß, mit Becker et al. 2016: 2) dem Fahrrad, Bus oder Auto zu bestimmten Versor- Im allgemeinen Verständnis der Raumordnung be- gungsangeboten brauchen. Administrative Grenzen deutet Daseinsvorsorge die „öffentliche Ge- zwischen Gemeinden oder Landkreisen währleistung eines Angebots ausgewählter, spielen für die Nutzerinnen und Nut- vom Gesetzgeber als lebensnotwendig zer hierbei keine Rolle - es zählt die eingestufter Güter und Dienstleistungen. Qualität und gute Erreichbarkeit [...] Dies kann sowohl durch der Angebote. die öffentliche Hand wie Für den vorliegenden Atlas wur- durch private Anbieter den Standortdaten für ausge- erfolgen“ (BBSR 2012: wählte Themenfelder der Da- 31). Daseinsvorsorge seinsvorsorge gesammelt und ist ferner im Raum- mittels eines geographischen ordnungsgesetz des Informationssystems (GIS) Bundes (ROG) ver- aufbereitet. Zudem wurde ein ankert: „Die Versorgung Verkehrsmodell auf Basis von mit Dienstleistungen und „Open-Source“-Daten, also frei Infrastrukturen der Daseins- verfügbaren Daten, aufgebaut vorsorge, insbesondere die und eine Datenbank mit kleinräu- Erreichbarkeit von Einrichtungen migen Bevölkerungsdaten und den und Angeboten der Grundversor- Gelegenheiten der Daseinsvorsorge gung für alle Bevölkerungsgruppen, ist zur Sicherung angelegt. So können themenspezifische Analysen von Chancengerechtigkeit in den Teilräumen in an- durchgeführt werden, die Fragen nachgehen wie: gemessener Weise zu gewährleisten; dies gilt auch in • Wie viele Personen erreichen die Standorte der dünnbesiedelten Regionen“ (§2 Abs. 2 Nr. 3 ROG). Daseinsvorsorge in welcher Zeit (mit verschiede- Die Daseinsvorsorge ist demnach eine bedeutende nen Verkehrsmitteln)? Pflichtaufgabe der Kommunen auch wenn es keine • Von welchen Wohnstandorten aus sind relevan- festgelegte „Daseinsvorsorgeplanung“ im eigentli- te Standorte nur mit erheblichem Aufwand zu chen Sinne gibt. Die Bereitstellung bzw. die Gewähr- erreichen? leistung von Gütern und Dienstleistungen liegt dabei • Wie viele Einwohner versorgt eine Einrichtung (nicht mehr) allein in öffentlicher Hand, sondern er- (Kapazitäten)? 4
Karten zur Raumstruktur 5 Innovationsgruppe UrbanRural Solutions / EWHvernetzt
Lage des Erweiterten Wirtschaftsraums Hannover in Niedersachsen Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen, © 2014) Das Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Das Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover (Netzwerk EWH) verbindet die Städte Celle, Ha- meln, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine, Stadthagen, Walsrode und die Landkreise Celle, Hameln- Pyrmont, Heidekreis, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine und Schaumburg sowie die Region Hannover in freiwilliger, interkommunaler Kooperation. Das Netzwerk EWH verfolgt die Stärkung der regionalen Zusammenarbeit in wichtigen fachlichen und grenzüberschreitenden Kooperationsfeldern sowie die gemeinsame Entwicklung des Wirtschaftsraums. Die Netzwerkpartner tauschen sich in thematischen Foren aus, entwickeln gemeinsame Schwerpunktprojekte und bündeln so aktiv ihre Stärken. Fläche: 10.348 km² (21.7% Niedersachsens) Bevölkerung: 2.304.374 EW (29,0% Niedersachsens) (Stand: 31.12.2016) Region Hannover 1.148.700 EW 2.297,13 km² 500,1 EW/km² Landkreis Celle 178.370 EW 1.550,82 km² 115,0 EW/km² Landkreis Hameln-Pyrmont 148.265 EW 797,53 km² 185,9 EW/km² Landkreis Heidekreis 139.641 EW 1.881,40 km² 74,2 EW/km² Landkreis Hildesheim 277.300 EW 1.208,35 km² 229,5 EW/km² Landkreis Nienburg (Weser) 121.503 EW 1.400,79 km² 86,7 EW/km² Landkreis Schaumburg 157.616 EW 675,69 km² 233,3 EW/km² Landkreis Peine 132.979 EW 536,50 km² 247,9 EW/km² (Quelle: LSN) 6
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Innovationsgruppe Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen, © 2014) 7
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover BBSR Raumtypen 2010 Besiedelung überwiegend städtisch teilweise städtisch ländlich Netzwerk Schneverdingen Bispingen Lage sehr zentral Neuenkirchen zentral peripher Soltau sehr peripher Munster Bomlitz Wietzendorf Heidekr Bad eis Falling- Faßberg bostel Walsrode Osterheide Südheide gemeinde- (Hermannsburg) (Unterlüß) Grafschaft Hoya freier Bezirk Rethem Lohheide Bergen Ahlden Eschede Marklohe Heemsen Winsen Celle Schwarmstedt Stadt Steimbke Stadt Liebenau Nienburg/W. Wietze Celle Nienburg Hambühren Lachendorf Steyerberg / Weser Wedemark Wathlingen Flotwedel Mittelweser Neustadt a. Rbge Burgwedel Uchte Burgdorf Rehburg- Garbsen Langenhagen Isernhagen Uetze Loccum Wunstorf Sachsenhagen Region Hannover Edemissen Seelze LH Hannover Lehrte Niedernwöhren Nenndorf Lindhorst Barsinghausen Stadthagen Stadt Peine Wendeburg Gehrden Bückeburg Nienstädt Schaumburg Ronnen- berg Hemmingen Sehnde Peine Laatzen Obern- Algermissen Rodenberg Wennigsen Ilsede kirchen Pattensen Sarstedt Vechelde Hohenhameln Eilsen Auetal Bad Münder Harsum Rinteln Springe Giesen Söhlde Lengede Hessisch- Nord- Schellerten Oldendorf Stadt Coppen- stemmen Stadt Hameln Hildesheim brügge Elze Hameln- Salz- (Gronau) Bad Diekholzen Salz- Holle Aerzen Pyrmont hemmen- dethfurt Hildesheim Leine- dorf berg- Emmerthal land Sibbesse Bockenem (Duingen) Bad Pyrmont Alfeld (Leine) Lamspringe Freden (Leine) 40 km Quelle: http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/Raumtypen2010_vbg/Raumtypen2010_alt.html?nn=443270 Grafik/Darstellung: Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover 8
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Das Typisierungskonzept des BBSR beruht auf der Betrachtung zweier räumlicher Basisstrukturmerkmale und wurde flächendeckend für das Innovationsgruppe Bundesgebiet nach einheitlichen Kriterien vorgenommen: (1) der Besiedelung durch Unterscheidung zwischen überwiegend städtisch und ländlich geprägten Gebieten, klassifiziert nach Bevölkerungsdichte und Schneverdingen Bispingen Siedlungsflächenanteil (lokale/kleinräumige Maßstabsebene) (2) der Lage, d.h. Unterscheidung zwischen zentral und peripher gelegenen Räumen, klassifiziert nach potenziell erreichbarer Tagesbevölkerung; Neuenkirchen (regionale/großräumige Maßstabsebene) Im Ergebnis unterscheiden die Raumtypen hinsichtlich der Besiedelung Soltau Munster zwischen ländlicher und städtischer Umgebung und zwischen Bomlitz Wietzendorf sehr zentraler, zentraler, peripherer, sehr peripherer Lage. Heidekr Bad eis Falling- Faßberg bostel Walsrode Osterheide Südheide gemeinde- (Hermannsburg) (Unterlüß) Grafschaft Hoya freier Bezirk Rethem Lohheide Bergen Ahlden Eschede Marklohe Heemsen Winsen Celle Schwarmstedt Stadt Steimbke Stadt Liebenau Nienburg/W. Wietze Celle Nienburg Hambühren Lachendorf Steyerberg / Weser Wedemark Wathlingen Flotwedel Mittelweser Neustadt a. Rbge Burgwedel Uchte Burgdorf Rehburg- Garbsen Langenhagen Isernhagen Uetze Loccum Wunstorf Sachsenhagen Region Hannover Edemissen Seelze LH Hannover Lehrte Niedernwöhren Nenndorf Lindhorst Barsinghausen Stadthagen Stadt Peine Wendeburg Gehrden Bückeburg Nienstädt Schaumburg Ronnen- berg Hemmingen Sehnde Peine Laatzen Obern- Algermissen Rodenberg Wennigsen Ilsede kirchen Pattensen Sarstedt Vechelde Hohenhameln Eilsen Auetal Bad Münder Harsum Rinteln Springe Giesen Söhlde Lengede Hessisch- Nord- Schellerten Oldendorf Stadt Coppen- stemmen Stadt Hameln Hildesheim brügge Elze Hameln- Salz- (Gronau) Bad Diekholzen Salz- Holle Aerzen Pyrmont hemmen- dethfurt Hildesheim Leine- dorf berg- Emmerthal land Sibbesse Bockenem (Duingen) Bad Pyrmont Alfeld (Leine) Lamspringe Freden (Leine) 9
Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover 14 Themenfeld Gesundheit
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Einführung Im Handlungsfeld Gesundheitswesen spielt für die praxen eine Nachfolge zu finden. Eine fachärztliche Innovationsgruppe Daseinsvorsorge vor allem die grundlegende medizi- Versorgung ist im Netzwerkgebiet in den größeren nische Versorgung mit Haus- und Fachärzten eine Rol- Zentren und Städten gegeben und nur vereinzelt le. Diese sollen für die Bevölkerung bedarfsgerecht in ländlichen Ortschaften. Es besteht die Gefahr ei- und mit zumutbarem Aufwand erreichbar sein. ner Unterversorgung insbesondere des ländlichen Zur medizinischen Grund- und Notfallversorgung Raums in Bezug auf die Erreichbarkeit von Haus- und gehören Hausärzte, Kinderärzte, Allgemeinmedi- Facharztpraxen sowie weiteren medizinischen Ange- ziner aber auch Not- und Rettungsdienste sowie boten. Insgesamt sind die kommenden Veränderun- Krankenhäuser. Herausforderungen ergeben sich un- gen der Gesundheitsversorgung in der Fläche noch ter anderem daraus, dass in der Zukunft der Anteil nicht wirklich absehbar. Gleichwohl muss festgestellt der älteren Bevölkerung weiter steigen wird und es werden, dass – besonders im Vergleich zu dünn be- Nachwuchsprobleme in den medizinischen Berufen siedelten Ländern wie beispielsweise in Skandinavien gibt. Da die Mobilität mit zunehmendem Alter häufig – hierzulande ein sehr dichtes Netz an medizinischer eingeschränkt ist, ist eine wohnortnahe medizinische Versorgung vorhanden ist. Versorgung von besonderer Bedeutung. Sie ermög- licht es, (regelmäßige) Arztbesuche bei Haus- oder Die Frage ist nun, wie sich diese Entwicklungen mit (anderen) Fachärzten mit einem geringen organisa- den Erwartungen der Patienten in Deckung bringen torischen Aufwand in den Tagesablauf einzubinden. lassen: Umfragen wie beispielsweise der gesund- Apotheken sichern den Zugang zu Arzneimitteln und heitsmonitor der Bertelsmann-Stiftung ergeben, sonstigen Medizin- und Pflegeprodukten. Hier sind dass für Patienten bei der Arztwahl neben einem kurze Wege ebenfalls von Vorteil, da vielfach eine Vertrauensverhältnis zum Arzt/zur Ärztin auch die persönliche Beratung erforderlich ist. Nähe zum Wohnort eine wichtige Rolle spielt. 76% der Befragten in ländlichen Räumen bezeichneten Der Zugang zu Haus- und Fachärzten zählt demnach dieses Kriterium als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ – zu einem wesentlichen Bestandteil der Daseinsvor- in urbanen Gebieten liegt der Wert etwas darunter sorge und ist ein wichtiger Faktor der Lebensqualität, bei immer noch 69% (gesundheitsmonitor Newslet- insbesondere in kleineren Gemeinden und Ortstei- ter 03/2016). Die gute Nachricht ist: laut der gleichen len. Während in den Städten meist eine große Wahl- Umfrage kommt es in Deutschland derzeit so gut wie freiheit zwischen vielen, gut erreichbaren Hausarzt- nicht vor, dass ein Arztbesuch aufgrund mangelnder praxen besteht, stellt sich in ländlichen Gebieten oft Erreichbarkeit der Praxis unterbleibt. Als akzeptabel eher die Frage, in welcher Entfernung überhaupt gelten für eine Mehrheit von fast 90% der befragten (noch) ein Arzt vorhanden ist. Patienten Entfernungen von bis zu 20 Kilometern. Mit dem demografischen Wandel und der Alterung Eine Entfernung, die von ungefähr der Hälfte der der Bevölkerung kommen neue Herausforderungen Patienten im ländlichen Raum aber auch tatsäch- auf das Gesundheits- und Pflegewesen zu, die durch lich zurückgelegt werden muss (gesundheitsmonitor die Alterung beispielsweise der Hausärzte selbst 2012). Die Zufriedenheit mit der Erreichbarkeit von noch verstärkt werden. Zudem ist es aufgrund der Hausärzten wird dementsprechend – wenig überra- mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf schend – vor allem außerhalb der Kernstädte kriti- immer öfter schwierig für hausärztliche Landarzt- scher bewertet als in urbanen Zentren (ebenda). 15
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Erreichbarkeit des jeweils nächstgelegenen Hausarztes nach Verkehrsmittel in den Landkreisen des Erweiterten Wirtschaftsraums Anteil der Einwohner Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... 100% 100% Netzwerk 2 7 9 11 10 über 60 min 13 11 über 60 min 3 8 5 7 7 80% 45-60 min 80% 45-60 min Anteil der Einwohnerr 11 9 Anteil der Einwohnerr 9 26 30-45 min 20 30-45 min 60% 25 60% 27 77 15-30 min 72 15-30 min 19 21 40% 40% 17 10-15 min 15 10-15 min 14 21 5-10 min 20% 16 21 5-10 min 20% 14 bis 5 min 15 18 15 bis 5 min 12 11 0% 0% Pkw ÖV Fuss Pkw ÖV Fuss LK Celle LK Hameln-Pyrmont Anteil der Einwohner Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... 100% 2 100% 7 6 5 19 über 60 min 6 7 über 60 min 19 22 11 10 80% 45-60 min 80% 45-60 min Anteil der Einwohnerr Anteil der Einwohnerr 6 17 8 16 30-45 min 20 30-45 min 60% 60% 71 11 24 17 15-30 min 12 15-30 min 67 15 40% 10-15 min 40% 10-15 min 16 21 25 7 20% 5-10 min 5-10 min 14 17 20% bis 5 min 22 23 19 bis 5 min 12 13 10 0% 0% Pkw ÖV Fuss Pkw ÖV Fuss LK Heidekreis LK Hildesheim Anteil der Einwohner Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... 100% 2 100% 4 6 über 60 min 8 6 über 60 min 20 21 9 23 9 80% 45-60 min 80% 45-60 min Anteil der Einwohnerr Anteil der Einwohnerr 11 11 10 8 7 30-45 min 35 18 30-45 min 60% 60% 15-30 min 76 15-30 min 24 28 19 40% 65 40% 13 10-15 min 10-15 min 14 10 17 24 20% 5-10 min 20% 5-10 min 11 15 bis 5 min 15 17 13 bis 5 min 10 11 8 0% 0% Pkw ÖV Fuss Pkw ÖV Fuss LK Nienburg/Weser LK Peine alle Abbildungen: Bevölkerungsdaten: Zensus 2011, Fortgeschrieben bis 2015; Hausärzte: KVN, Stand 7/2016; Darstellung: VPL/TUHH 28
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Innovationsgruppe Anteil der Einwohner Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... 100% 6 100% 3 31 23 9 12 über 60 min 2 4 über 60 min 9 17 15 80% 13 45-60 min 80% 45-60 min Anteil der Einwohnerr Anteil der Einwohnerr 12 14 18 19 30-45 min 30-45 min 60% 25 60% 70 78 25 15-30 min 15-30 min 28 40% 16 40% 33 10-15 min 10-15 min 6 14 20 5-10 min 20% 5-10 min 20% 26 31 25 13 16 bis 5 min bis 5 min 12 0% 0% Pkw ÖV Fuss Pkw ÖV Fuss LK Schaumburg Region Hannover (mit LHH) Anteil der Einwohner Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... 100% 6 4 3 100% 0 203 0 2 5 über 60 min 8 über 60 min 4 8 15 16 80% 45-60 min 80% 45-60 min Anteil der Einwohnerr Anteil der Einwohnerr 30 21 62 30-45 min 36 30-45 min 60% 60% 78 20 39 20 15-30 min 15-30 min 40% 10-15 min 40% 10-15 min 21 28 20% 5-10 min 44 5-10 min 20% 38 36 16 20 15 bis 5 min bis 5 min 0% 0% Pkw ÖV Fuss Pkw ÖV Fuss Region Hannover (ohne LHH) LH Hannover Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Hausarzt von .... 100% 8 10 9 7 6 über 60 min 45-60 min 80% 8 9 Anteil der Einwohnerr 21 60% 26 30-45 min 15-30 min 74 19 40% 14 10-15 min 5-10 min 18 24 20% bis 5 min 15 18 14 0% Pkw ÖV Fuss Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover (ohne LHH) 29
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Analyse am Beispiel der Landkreise Schaumburg und Hameln-Pyrmont Im Landkreis Schaumburg ist die Situation durch eine machen. Dies bedeutet, dass es hier - bezogen auf zunehmende Alterung der Ärzteschaft (s. Abb. un- die Einwohnerzahl - verhältnismäßig viele Hausärz- ten) und eine ungleichmäßige Verteilung der Stand- te gibt. Im Gegenzug sind demnach insbesondere orte geprägt. Besonders in den kleineren Orten des in den 26 Gemeinden unter 2.500 Einwohner schon Netzwerk Kreises, aber auch in Stadthagen, wird mittelfristig jetzt nur 12 Hausärzte ansässig von denen die Hälf- mit einem akuten Ärztemangel gerechnet. Im Land- te zudem über 63 Jahre alt ist. Und in genau diesen kreis Hameln-Pyrmont stellt sich die Situation noch Orten wird die Nachbesetzung von Praxen in Zukunft etwas besser dar, zumal die Stadt Bad Pyrmont als vermutlich besonders schwierig werden, zumal 15 Kurort sicherlich eine Sonderrolle einnimmt. der 74 ansässigen Ärzte heute über 63 Jahre alt sind Schreibt man die aktuelle Altersstruktur der nieder- und damit ihre Praxis in den nächsten Jahren pers- gelassenen Hausärzte fort, kann mit einem weiteren pektivisch ab- oder aufgeben möchten. Der Anteil Rückgang der Zahl an Vollzeit-Ärzten in den nächsten der Ärzte über 63 liegt in den kleinen Gemeinden mit 15 Jahren gerechnet werden. Grund hierfür ist der 28% und den kleinen Kleinstädten (40%) signifikant relativ hohe Altersdurchschnitt (vgl. Abb.) der Ärzte höher als beispielsweise in den größeren Kleinstäd- von rund 55 Jahren verbunden mit einer zu erwar- ten mit nur 12%. tenden geringen Nachbesetzungsquote und verän- Die Darstellungen der Erreichbarkeiten zeigen, dass derten Arbeitszeitmodellen. weniger die PKW-Erreichbarkeit zum nächsten Haus- Ansässig sind die Ärzte vor allem (46%) in den Städ- arzt, als vielmehr die Erreichbarkeit mit öffentlichen ten mit mehr als 20.000 Einwohner – dies sind die Verkehrsmitteln (vgl. Karte rechts) ein Problem dar- Kreisstädte Hameln und Stadthagen sowie die Stadt stellt. Mit dem PKW benötigen die meisten Personen Rinteln. Insgesamt sind rund 75% der Ärzte in den – auch aus ländlicheren Teilen des Fokusraums – in 9 Orten über 10.000 Einwohner zu finden, die al- der Regel weniger als 15 Minuten zur nächsten Haus- lerdings nur 65% der ansässigen Bevölkerung aus- arztpraxis. Die mittleren Fahrtzeiten (standortbe- zogen) liegen über alle Gemeindetypen hinweg bei 6-8 Minuten mit dem PKW, was dem Durchschnitt im gesamten Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover entspricht. Ausgehend von den aktuellen Trends der Bevölke- rungsfortschreibung werden in den Landkreisen Schaumburg und Hameln-Pyrmont im Jahr 2030 rund 10% weniger Menschen leben als heute. Der Bevölke- rungsrückgang ist mit einem deutlichen Wandel der Altersstruktur verbunden: während die wichtige Al- tersgruppe der 18- bis 50-jährigen überdurchschnitt- lich zurückgehen wird, ist für die 65- bis 80-jährigen und über 80-jährigen bis 2030 ein deutlicher Anstieg zu erwarten (NIW-Prognose, Stand 2014). Doch auch die Zahl der Ärzte wird vermutlich wei- terhin abnehmen: ausgehend vom schon 2016 recht 38
39 Innovationsgruppe UrbanRural Solutions / EWHvernetzt
Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover 40
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Innovationsgruppe arztpraxen insgesamt weiter werden. Aufgrund der reduzierten Zahl an verfügbaren Arztstunden wird es trotz insgesamt weniger Patienten oft schwieriger werden, einen Termin zu bekommen. Besonders be- troffen sind Patienten in Siedlungszusammenhängen mit weniger als 10.000 Einwohnern wie beispielswei- se in Auetal, Coppenbrügge, Lindhorst, Niedernwöh- ren, Nienstädt oder Sachsenhagen, da dort vermut- hohen Altersdurchschnitt von 55 Jahren und fehlen- lich die meisten Probleme bei der Wiederbesetzung dem Nachwuchs wird nur noch ein Teil der Praxis- von Arztpraxen entstehen werden. standorte im Jahr 2030 vorhanden sein – legt man Es ist aber auch festzustellen, dass ein großer Teil der die Entwicklung der letzten Jahre aus den besonders Wohnorte zumindest in Bezug auf die Erreichbarkeit betroffenen Planungsbereichen des EWH zugrunde, (Fahrzeit) kaum eine Verschlechterung erfahren wird. könnte bis 2030 bis zu einem Drittel der heutigen Doch für die in den ländlicheren Gebieten ansässige Standorte wegfallen. Für die verbliebene Bevölke- Bevölkerung verlängern sich die Wege zur nächsten rung hat das zur Folge, dass die Wege zu den Haus- Arztpraxis (mit dem PKW) abhängig davon, welche Standorte für eine Wiederbesetzung angenommen werden um bis zu 8 Minuten (vgl Karte links). Somit könnte in einzelnen Ortslagen die als maximal ak- zeptabel identifizierte Fahrtzeit von ca. 20 Minuten (PKW) durchaus erreicht oder sogar überschritten werden. (Die ungekürzte Analyse für die beiden Landkreise finden Sie in Heft 5 der Berichte aus dem EWH) 41
Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover 42 Themenfeld Nahversorgung
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Einführung Die Nahversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs, stellenshops, die sich immer mehr zu Supermärkten Innovationsgruppe also die Möglichkeit, sich wohnortnah beispielswei- mit Zapfsäule entwickeln, beziehungsweise durch se mit Lebensmitteln zu versorgen, ist vermutlich Ehrenamt getragene Dorfläden geschlossen. der zentralste Aspekt der Daseinsvorsorge. Die Nah- versorgung mit Lebensmitteln und Drogerieartikeln Dass die Versorgung mit Lebensmitteln am Wohnort (Waren des periodischen Bedarfs) wird als Element nach wie vor die zentrale Rolle spielt, zeigen Befra- der Grundversorgung angesehen, die für alle Teile gungen zum Einkaufsverhalten: Einem Großteil der der Bevölkerung sicherzustellen ist. Kunden sind Einkaufsmöglichkeiten in Wohnortnähe In der Einzelhandelsentwicklung gibt es jedoch einen wichtig – soweit dies noch möglich ist. Dies entspricht Trend zu insgesamt weniger Verkaufseinheiten, wäh- auch den Zielen der Raumordnung, die als Maßgabe rend die Gesamtverkaufsfläche stagniert bzw. sogar für eine wohnortnahe Versorgung mit „Gütern des steigt. Gerade für inhabergeführte Ladengeschäfte täglichen Bedarfs“ eine fußläufige Entfernung von 10 werden oftmals keine Nachfolger für die Bewirt- Gehminuten ansetzt - ein Standard, der schon heu- schaftung der ökonomisch kaum tragfähigen (zu klei- te in vielen ländlichen Gebieten utopisch erscheint: nen und teuren) Ladenlokale gefunden. Die größer dort beträgt die durchschnittliche Entfernung zum werdenden Einzelhandelsgeschäfte konzentrieren nächsten Markt knapp 5 Kilometer. sich dann häufig an großen Ausfallstraßen zentraler Der Online-Handel hingegen spielt im Lebensmittel- Ortschaften mit bequemen Parkmöglichkeiten vor bereich eine zu vernachlässigende Rolle: derzeit be- der Tür. Dies bedeutet einen Rückzug aus der Flä- trägt der im Internet generierte Umsatzanteil bei Le- che, der den Zielen der Daseinsvorsorge und einer bensmitteln gerade einmal 1-2% und wird auch laut flächendeckenden, fußläufig bzw. mit kurzen Wegen optimistischer Gutachten in den nächsten Jahren erreichbaren Nahversorgung widerspricht. vermutlich selbst in Großstädten nicht über 5-10% Gleichzeitig fehlen in vielen Zentren ausreichende steigen. Hemmnisse für den Online-Kauf von Lebens- Flächen für großflächigen Einzelhandel, die oftmals mitteln sind das fehlende „Einkaufserlebnis“ mit der als Bedingung für eine ökonomische Tragfähigkeit Möglichkeit, Frischwaren zu begutachten und das gelten. Die Folge ist auch dort ein Rückzug des Ein- nach wie vor begrenzte Angebot – verbunden mit zelhandels und hierdurch die Gefahr einer Verödung hohen Kosten und aufwändigen Lieferketten. Chan- von Innenstadtlagen, die in der Folge durch Leerstand cen des Online-Handels mit Lebensmitteln werden oder Niedrigpreissegmente (z.B. Ein-Euro-Shops, nach Erfahrungen in anderen Ländern vor allem in etc.) geprägt sind. der Kombination mit stationären Geschäften gese- Verlierer dieser Entwicklung sind die auf die Nutzung hen: Beispiele für die zunehmende Vermischung von nahe gelegener Einzahlhandelsstandorte angewiese- verschiedenen Handelsformen sind Onlinehändler, nen Menschen sowie kleine Lebensmittelgeschäfte, die zunehmend auch auf stationäre Vertriebsformen die in ihrem Einzugsbereich nicht genügend Umsatz setzen oder stationäre Einzelhändler, die den Online- generieren können um im Wettlauf um Kunden und handel als weiteres Standbein nutzen. Fläche mit zu halten. Gerade in ländlichen Räumen, in denen sich der letzte klassische Lebensmittel-Ein- (Ausführliche Informationen zur Entwicklung im Ein- zelhändler nicht mehr halten kann, werden entweder zelhandel und zur Nahversorgung finden Sie in Heft 6 weitere Wege nötig oder die Lücke wird durch Tank- der Berichte aus dem EWH) 43
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Erreichbarkeit der jeweils nächstgelegenen Einkaufsgelegenheit nach Verkehrsmittel in den Landkreisen des Erweiterten Wirtschaftsraums Anteil der Einwohner Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Supermarkt oder mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Supermarkt oder Discounter von .... Discounter von .... 100% 100% 20 Netzwerk 2 3 9 4 über 60 min 5 über 60 min 14 3 9 24 10 22 23 26 9 80% 45-60 min 80% 45-60 min Anteil der Einwohnerr Anteil der Einwohnerr 16 13 6 19 9 21 30-45 min 9 6 30-45 min 60% 18 14 60% 15-30 min 19 21 15-30 min 20 27 37 40% 10-15 min 40% 68 10-15 min 66 39 25 19 23 5-10 min 5-10 min 20% 14 20% bis 5 min 25 16 bis 5 min 14 15 11 19 3 6 6 0% 3 0% Pkw ÖV Rad Fuss Pkw ÖV Rad Fuss LK Celle LK Hameln-Pyrmont Anteil der Einwohner Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Supermarkt oder mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Supermarkt oder Discounter von .... Discounter von .... 100% 6 03 100% 4 03 14 7 über 60 min 3 19 über 60 min 25 21 10 23 20 80% 11 45-60 min 80% 45-60 min Anteil der Einwohnerr Anteil der Einwohnerr 19 10 6 19 11 11 8 30-45 min 15 11 30-45 min 60% 13 60% 15-30 min 16 15-30 min 23 22 40% 68 17 37 10-15 min 40% 71 34 10-15 min 26 17 16 22 5-10 min 5-10 min 20% 20% 23 17 bis 5 min 24 17 bis 5 min 21 12 6 5 6 6 0% 0% Pkw ÖV Rad Fuss Pkw ÖV Rad Fuss LK Heidekreis LK Hildesheim Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Supermarkt oder Discounter von .... 100% 6 0 1 4 4 19 19 8 19 über 60 min 45-60 min 80% Anteil der Einwohnerr 8 21 14 10 60% 30-45 min 15-30 min 20 25 40% 72 40 10-15 min 5-10 min 25 18 20% 15 bis 5 min 16 22 0% 5 5 Pkw ÖV Rad Fuss Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover (ohne LHH) alle Abbildungen: Bevölkerungsdaten: Zensus 2011, Fortgeschr. bis 2015; Einzelhandelsdaten: NEWH/Stadt+Handel, 2017; Darstellung: VPL/TUHH 56
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Innovationsgruppe Anteil der Einwohner Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Supermarkt oder mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Supermarkt oder Discounter von .... Discounter von .... 100% 4 0 100% 4 02 11 7 über 60 min 5 6 über 60 min 7 29 10 28 26 80% 45-60 min 80% 45-60 min Anteil der Einwohnerr Anteil der Einwohnerr 9 27 28 27 9 30-45 min 33 9 30-45 min 60% 24 12 60% 8 14 10 15-30 min 15-30 min 22 40% 65 19 34 10-15 min 40% 18 26 10-15 min 62 37 14 5-10 min 5-10 min 20% 19 20% 18 13 19 13 bis 5 min bis 5 min 12 12 14 10 0% 5 5 4 3 0% Pkw ÖV Rad Fuss Pkw ÖV Rad Fuss LK Nienburg/Weser LK Peine Anteil der Einwohner Anteil der Einwohner mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Supermarkt oder mit einer Fahrzeit zum nächstgelegenen Supermarkt oder Discounter von .... Discounter von .... 100% 03 100% 31 30 11 13 über 60 min 14 2 12 über 60 min 18 16 15 8 21 7 80% 10 45-60 min 80% 45-60 min Anteil der Einwohnerr Anteil der Einwohnerr 15 12 9 21 16 30-45 min 30-45 min 60% 18 60% 25 27 15-30 min 15-30 min 29 79 46 40% 76 17 10-15 min 40% 10-15 min 42 30 21 15 5-10 min 5-10 min 20% 20 20% bis 5 min 24 18 bis 5 min 19 13 18 11 6 6 0% 4 4 0% Pkw ÖV Rad Fuss Pkw ÖV Rad Fuss LK Schaumburg Region Hannover (ohne LHH) Anteil der Einwohner, die an ihrem Wohnort die angegebene ÖV-Verbindungsqualität zum nächstgelegenen Supermarkt oder Discounter vorfinden. 100% Mindestens eine Verbindung je Stunde 80% oder häufigere Abfahrten Anteil der Einwohnerr 52 54 67 66 63 71 73 76 60% 81 86 9 8 keine Angabe, da fußläufig in max. 15 40% Minuten und in kürzerer Zeit erreichbar 10 10 15 11 8 20% 39 8 38 23 27 13 19 19 19 16 10 0% 7 4 Weniger als eine Verbindung je Stunde 57
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Analyse am Beispiel der Landkreise Nienburg/Weser und Heidekreis Im Betrachtungsraum, Teilgebiete der Landkreise Heidekreis (Bomlitz, Stadt Bad Fallingbostel, Stadt Walsrode, SG Ahlden, SG Rethem/Aller, SG Schwarmstedt) und Netzwerk Nienburg/Weser (Stadt Nienburg, SG Heemsen, SG Steimbke), ist ein Grundan- gebot mit rund 53 Lebensmittelmärkten (ab 100m² Verkaufsfläche) und Discoun- tern grundsätzlich gegeben. Ergänzt wird dieses durch zahlreiche Betriebe des Le- rudimentäre (z.B. Bäckerei) Lebensmittelvorsorgung bensmittelhandwerks (Bäcker, Metzger/Schlachter), vorhanden ist. Von diesen Ortsteilen sind teilweise Hof- und Bioläden sowie Tankstellenshops, Kioske auch Fahrzeiten von über 15 Minuten mit dem PKW und weitere (Fach-)Geschäfte (vgl. Abb. unten). zum nächsten Supermarkt oder Discounter erfor- Betrachtet man die Verkaufsfläche je Einwohner, derlich (vgl. Karten). Insgesamt ist die Erreichbarkeit wird deutlich, dass ein gewisser Verkaufsflächen- der nächsten Einkaufsmöglichkeit mit dem PKW bei überhang vor allem in den Siedlungszusammenhän- einer Fahrzeit von durchschnittlich 7,5 Minuten im gen der Größenklassen zwischen 2.500 und 15.000 Gesamtraum dennoch als gut zu bewerten. Einwohnern gegeben ist (Abb. rechts). In diesen Aus der oben beschriebenen Verteilungsstruktur scheint also einerseits das nötige Einwohner- und (Konzentration der Einrichtungen auf größere Sied- Kaufkraftpotenzial gegeben zu sein als auch eine lungszusammenhänge) ergeben sich allerdings er- Mitversorgungsfunktion umliegender, kleinerer Sied- hebliche Unterschiede hinsichtlich der Möglichkeit, lungszusammenhänge zu erfolgen. Im Gegenzug be- eine Einrichtung fußläufig vom Wohnstandort aus zu deutet dies, dass insbesondere in kleinen Orts-und erreichen: Immerhin ist es für ungefähr ein Drittel Gemeindeteilen zum Teil keine oder nur noch eine der Bevölkerung möglich, innerhalb von 10 Gehmi- 62
63 Innovationsgruppe UrbanRural Solutions / EWHvernetzt
Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover 64
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt nuten eine Einkaufsmöglichkeit (Lebensmittel-Einzel- ßen für ländliche Räume wie auch für Versorgungslü- handel ohne Getränkehandel u. Handwerk) zu Fuß zu cken innerhalb von Städten. In kleineren Gemeinden Innovationsgruppe erreichen. Dieser Anteil liegt in größeren Siedlungs- des ländlichen Raums wird die Problematik zusätzlich einheiten etwas höher: dort ist fast für die Hälfte der durch die Verknüpfung der raumordnerischen Zuläs- Einwohner eine fußläufige Nahversorgung gegeben sigkeit von (großflächigem) Einzelhandel auch in der (vgl. Grafik links unten). Dahingegen ist diese in den Nahversorgung an die fußläufige Erreichbarkeit ver- kleinen Siedlungszusammenhängen unter 2.500 Ein- schärft, da durch eine sinkende Bevölkerungszahl die wohnern für die meisten nahezu unmöglich: selbst ökonomisch nötigen Einzugsbereiche größer werden. mit dem Fahrrad erreichen viele Menschen im länd- Damit ist die wohnortnahe Versorgung mit Gütern lichen Raum nur schlecht die nächste Einkaufsmög- des täglichen Bedarfs oftmals gefährdet. Die zuneh- lichkeit (vgl. Grafiken links), da die Entfernungen mende Individualisierung des Konsumverhaltens er- meist über den zumutbaren Entfernungen von 3-6 schwert zudem eine (vorausschauende) Planung und km liegen - hier ist das Auto unentbehrlich und im Steuerung des Einzelhandels. raumplanerischen Sinne eine Nahversorgung nicht Durch diesen Trend der weitere Konzentration auf gegeben. Die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, der al- weniger, aber dafür größere, Standorte des Lebens- lerdings meist für den Lebensmitteleinkauf kaum mittel-Einzelhandels wird eine Erreichbarkeit gerade eine Rolle spielt, ist in vielen kleinen Ortsteilen (z.B. in kleinen und abgelegenen Ortsteilen in Zukunft ver- Ahlden, Buchholz, Rethem) nicht mehr alltagstaug- mutlich nur noch mit dem PKW gegeben sein. Dies lich gegeben und selbst in den Städten können die geschieht zu Lasten der Bevölkerungsteile im ländli- gewichteten Fahrzeiten in Einzelfällen deutlich über chen Raum, die nicht (mehr) über einen PKW verfü- 30 Minuten liegen (vgl. Grafik unten und Erläuterun- gen, also vor allem der älteren Menschen (über 75), gen auf S.68). die bereits heute in einzelnen Ortsteilen bis zu 15% Perspektivisch werden durch eine fortschreitende der Bevölkerung stellen. Konzentration von Einzelhandelsstandorten diese für weniger mobile Bevölkerungsgruppen in der Folge (Die ungekürzte Analyse für die beiden Landkreise teils schwerer zu erreichen sein – dies gilt gleicherma- finden Sie in Heft 5 der Berichte aus dem EWH) 65
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Netzwerk Ausblick: Aufbau eines digitalen Daseinsvorsorge-Atlas 66
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt Aufbauend auf den Grundlagen, die unter anderem • Es ist möglich, eine Reihe von Kennzahlen abzu- im Zuge der Vorbereitung des vorliegenden Karten- rufen: z. B. die Anzahl von Einrichtungen der ge- Innovationsgruppe bands erarbeitet wurden, entwickelt die Innovati- wählten Kategorie je Gemeinde oder Landkreis, onsgruppe UrbanRural SOLUTIONS gemeinsam mit das Verhältnis der Anzahl von Einrichtungen dem Niedersächsisches Ministerium für Bundes- und zur Bevölkerungszahl eines gewählten Raumes Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung oder der Anteil der Bevölkerung, der Standorte (MB) beziehungsweise dem Landesamt für Geoin- bestimmter Einrichtungen in einer vorgebbaren formation und Landesvermessung Niedersachsen Wegezeit erreicht (vgl. z.B. Abb. S.28ff., 56ff.). (LGLN) einen digitalen Daseinsvorsorge-Atlas. Der Diese Kennzahlen können als Tabelle oder Dia- digitale Daseinsvorsorge-Atlas soll es (Fach)Planern gramm dargestellt werden. in den Verwaltungen der Gemeinden und Landkrei- • Zum Abschätzen verschiedener, planerischer se ermöglichen, mit wenigen Mausklicks persönlich Handlungsmöglichkeiten ist es möglich, einzelne konfigurierte Darstellungen der räumlichen Vertei- Einrichtungen hinzuzufügen oder zu entfernen, lung von Daseinsvorsorge-Einrichtungen zu erstel- um z. B. die Auswirkungen des Schließens oder len. Im Folgenden wird das Konzept (Stand 04/2018) Verlagerns einer Einrichtung zu simulieren. Hier skizziert: könnte beispielsweise der Bevölkerungsanteil, der eine Einrichtung innerhalb einer bestimmten Darstellungsmöglichkeiten und Funktionalitäten Fahrzeit erreicht, vor und nach der Verlagerung Der Daseinsvorsorge-Atlas hält alle Funktionen be- verglichen werden. reit, die notwendig sind, um die in diesem Karten- • Vorgesehen sind auch zeitliche Vergleiche, die band enthaltenen räumlichen Darstellungen selbst- ein Monitoring ermöglichen: beispielsweise die ständig zu erstellen. Im Einzelnen haben Nutzer Veränderung zum Vorjahr. Hier ist die Konzeption folgende Möglichkeiten: allerdings noch in Arbeit. • Die Bevölkerungsverteilung auf Basis eines 100x100 m Rasters kann in einer Karte angezeigt Als Ausgabemöglichkeiten sind neben der Bildschirm- werden. Ansicht druckfähige Karten, Diagramme (pdf) oder • Die betrachteten Einrichtungen lassen sich nach bestimmten Eigenschaften filtern. So ist es bei- spielsweise möglich, sich nur die Verteilung von Ärzten einer bestimmten Fachrichtung anzeigen zu lassen. Die Filteroption erstreckt sich dabei auf die in den Daten hinterlegten Eigenschaften (vgl. z.B. Karte S.44). • In einer Karte kann die Erreichbarkeit zur jeweils nächstgelegenen Einrichtung der getroffenen Auswahl für unterschiedliche Verkehrsmittel für jede „bewohnte“ Rasterzelle angezeigt werden (vgl. z.B. Karte S.47). Umgekehrt lässt sich das Tabellen (z. B. Excel, csv) vorgesehen. Zur Gewäh- durch Wegezeit oder Entfernung definierte Ein- rung der Anforderungen des Datenschutzes wird es zugsgebiet von Einrichtungen darstellen. die Möglichkeit geben, die Ausgabe und die Ansicht 67
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover auf Basis der Zugangsinformationen und Nutzerrech- waltungsgrenzen sowie die nicht-administrative te zu beschränken. Einheit „Siedlungszusammenhang“ (vgl. S.10) In Abhängigkeit von der Verfügbarkeit von Daten enthalten. und der Übersichtlichkeit der Darstellungen gibt es • Einrichtungen: Je nach Einrichtung unterschei- folgende Differenzierungsmöglichkeiten bei der Be- den sich die enthaltenen Eigenschaften; auch Netzwerk rechnung von Kennzahlen und ihrer Abbildung in die Datenquelle und die Genauigkeit variieren. Karten oder Diagrammen: Mindestvoraussetzung für die Aufnahme einer • Bevölkerung: Es werden jahresaktuelle Bevölke- Einrichtung in den Atlas ist eine Information zum rungsdaten der Landesstatistik hinterlegt und auf Standort und zur Einrichtungsart. Dies wird über die Ebene von Rasterzellen übertragen. Die klein- das Eingabemodul (s. u.) sichergestellt. räumige Bevölkerungsverteilung auf Rasterzellen basiert auf den Informationen des Zensus (2011, Erfassung von Einrichtungen Fortschreibung 2021 geplant). Eine Differenzie- Der Daseinsvorsorge-Atlas dient der Analyse der Ver- rung nach Alter ist vorgesehen, die Altersschei- sorgung mit Einrichtungen der Daseinsvorsorge. Da- ben sind vorgegeben. bei wird dieser Begriff eher weit ausgelegt, es geht • Erreichbarkeit: Es wird differenziert zwischen grundsätzlich um Einrichtungen, die notwendig sind, den Verkehrsmitteln zu Fuß, Fahrrad, Pedelec, um sich im alltäglichen Leben vom Wohnstandort Pkw und Öffentlicher Verkehr (ÖV). Ausgewiesen aus zu versorgen (oder versorgt zu werden). Grund- werden die Reisezeiten im unbelasteten Netz sätzlich ist der Atlas so angelegt, dass er thematisch (also: „ohne Stau“), die Distanz und im ÖV auch erweiterbar ist. Für die erste Version des Atlas im die Umsteigehäufigkeit und Bedienhäufigkeit. EWH-Raum sind folgende Datensätze geplant: Die Zeit- und Distanzklassen sind vorgegeben. • Einzelhandel (Nahversorgung) • Räumlicher Bezug: Neben den Informationen • Ärzte (mit Differenzierungsmöglichkeit nach auf Rasterebene sind die jahresaktuellen Ver- Fachrichtung) Die Organisation der Datenhaltung ist auf mehreren Ebenen geplant: Auf Landesebene werden Grund- daten sowie die technischen Res- sourcen für den Betrieb bereit ge- stellt. Die Land- kreise können die Landesdaten mit Daten aus eigenen Quellen oder Erhe- bungen ergänzen. 68
UrbanRural Solutions / EWHvernetzt • Krankenhäuser (evtl. Differenzierung nach Trä- VIII2 stellen Kommunen vor die Herausforderung, ih- gerschaft und Typ) rer Bevölkerung bedarfsgerechte, wohnortnahe Ein- Innovationsgruppe • Schulen (mit Differenzierungsmöglichkeit nach richtungen der Daseinsvorsorge bereitzustellen, be- Schulform, evtl. auch Trägerschaft und Schüler- ziehungsweise deren Planung an den Anforderungen zahl) der Raumplanung zu orientieren3. Der Daseinsvor- • Einrichtungen der Kinder(tages)betreuung sorge-Atlas kann bei der Planung einer integrierten • Haltepunkte des ÖPNV Siedlungs- und Verkehrsentwicklung helfen, indem • Evtl. Angabe zu zentralen Orten (Grund- und Mit- er kleinräumig die Verteilung von Einrichtungen und telzentren) als Stellvertretung für eine Konzent- ihre Erreichbarkeit abbildet. Im Tool kann man bei- ration von Versorgungsangeboten spielsweise verschiedene Szenarien für die Verlage- Für Daten, die landesseitig nicht flächendeckend rung oder Schließung eines Standortes durchspielen vorliegen, wird ein Dateneingabe- und Aktualisie- und abschätzen, wie viele Personen von Standorter- rungsmodul entwickelt. Hierzu gehören die oben öffnungen und -schließungen betroffen wären. Diese aufgeführten Daten zu Kindertageseinrichtungen Betrachtungen können beispielsweise auch für die und Einzelhandel1. Mit dem Modul wird es Landkrei- sozialverträgliche Gestaltung von Rückzugsstrategien sen möglich sein, die vorhandenen Daten zu ergän- in ländlich-peripheren Räumen aufgrund des demo- zen und zu aktualisieren. Dabei kann die Ergänzung grafischen Wandels eingesetzt werden. Ebenso kann mithilfe bestehender Listen (Voraussetzung: voll- eine Größenordnung des Bevölkerungspotenzials für ständige Angabe der Adresse oder der Geokoordi- eine Investition an einem konkreten Ort abgebildet naten) erfolgen. Alternativ kann mittels Eingabe der werden. Mit Hilfe des Daseinsvorsorge-Atlas lassen Einzelstandorte (z. B. Bürgerämter, Beratungsstellen sich somit Standortentscheidungen unterstützen zur Pflege, etc.) durch Mitarbeiter aus Fachämtern, aber auch Handlungsbedarfe in der Nahverkehrspla- Gemeinden oder Einrichtungen ein neuer Datensatz nung oder in Bezug auf fehlende Einrichtungen ver- aufgebaut und im Folgejahr aktualisiert werden. Das anschaulichen. hierfür notwendige datenbankseitige „Gerüst“ sowie die Konzeption des organisatorischen Rahmens sind Der Daseinsvorsorge-Atlas soll als webbasiertes Tool derzeit in Vorbereitung. auch den Fach- und Regionalplanern die Möglichkeit bieten, auf möglichst einfachem Wege räumliche Anwendungsmöglichkeiten Analysen durchzuführen und mit Erreichbarkeiten zu Die Anwendungsmöglichkeiten liegen grundsätz- verknüpfen, die in ihrem Berufsalltag nicht mit Geo- lich in der Unterstützung von Planungen oder Kon- informationssystemen (GIS) arbeiten. Anwender, die zeptionen, der Aufbereitung von Sachverhalten für selbst mit GIS arbeiten, profitieren von einer über Arbeitsgruppen oder politische Gremien sowie der administrative Grenzen hinweg einheitlichen und Vereinheitlichung von Informationen über den Be- trachtungsraum. 2 § 24 SGB VIII formuliert die gesetzliche Vor- gabe einer regulär geltenden Kinderförderung in Gesetzliche Vorgaben wie beispielsweise § 24 SGB Kindertageseinrichtungen ab 1 Jahr (bzw. unter be- stimmten Voraussetzungen ab 0 Jahren). 1 Daten für den Einzelhandel sind für den Er- 3 Das SGB V sieht beispielsweise eine Anpas- weiterten Wirtschaftsraum Hannover aus dem sung der hausärztlichen Bedarfsplanung an die An- Konsensprojekt Großflächiger Einzelhandel (Stand: forderungen der Raumplanung vor, was allerdings 2017) vorhanden; ansonsten Eingabe über das Erfas- in der Praxis aufgrund fehlender Analysen bislang sungsmodul. kaum Wirkung zeigt. 69
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover aktuellen Geo-Datenbank für Einrichtungen und den mit den entsprechenden Fachämtern und -abteilun- hinterlegten Erreichbarkeitskennwerten. gen, die ggf. Daten zur Verfügung stellen, die Daten- aktualisierung koordinieren. Insgesamt obliegen den Organisation und Zuständigkeiten DV-Atlas-Beauftragten die folgenden Aufgaben: Die Innovationsgruppe Urban Rural SOLUTIONS baut • erste Ansprechpartner für die Anwender im Netzwerk derzeit in Kooperation mit dem Land Niedersachsen Landkreis bzw. den kreisangehörigen Gemeinden den digitalen Daseinsvorsorge-Atlas als Software mit • Bindeglied zwischen dem zentralen Betrieb beim den skizzierten Funktionalitäten auf. Die organisato- Land und den Anliegen der Anwender aus dem rischen Konzepte zur Software- und Datenpflege, zur Landkreis / den Gemeinden, z. B. hinsichtlich Dateneingabe und Aktualisierung, zur Vergabe von Anpassungsnotwendigkeiten Rechten und Rollen sind derzeit in der Entwicklung. • Überwachung der Funktionsfähigkeit des Diese Software ist so angelegt, dass sie z. B. um The- Daseinsvorsorge-Atlas‘ im eigenen Landkreis men erweitert werden kann; auch die dafür notwen- • Organisation der Pflege und Aktualisierung von digen organisatorischen Strukturen befinden sich Daten einschließlich der Kontaktpflege zu Fach- derzeit in der Konzeption. ämtern und -abteilungen („Datenlieferanten“) für die Erfassung und Aktualisierung von Daten Aufbau- und Implementierungsphase • Organisation und Verwaltung der Zugangsrechte Besonders in dieser Aufbau-, Implementierungs- für die Anwender in Landkreisen und Kommunen und Verstetigungsphase ist es unabdingbar, dass der Daseinsvorsorge-Atlas den Bedürfnissen der An- Zur Qualifikation der DV-Atlas-Beauftragten und zum wender angepasst wird und die verfügbaren Daten Umgang mit dem DV-Atlas wird es zur Einführung aktualisiert und gepflegt werden. Ebenso ist es sinn- noch ausführliche Schulungen geben, deren schriftli- voll, potenziellen Anwendern die Möglichkeiten des che Anleitungen auch künftig zur Durchführung und Daseinsvorsorge-Atlas nahe zu bringen. Hierfür sind Organisation von Schulungen (bei Bedarf) zur Verfü- Daseinsvorsorge-Atlas-Beauftragte auf Kreisebene gung stehen. vorgesehen, die diese Aufgaben wahrnehmen und 70
Anhang 71 Innovationsgruppe UrbanRural Solutions / EWHvernetzt
Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover Berechnung des ÖPNV-Index Der ÖPNV-Index dient dazu, die Qualität einer Verbin- »» Für die Anbindung der Zielorte (Einzelhan- dung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) delsstandorte, Ärzte etc.) gelten die gleichen zwischen Wohnstandort und Daseinsvorsorgeein- Annahmen. Netzwerk richtung unter Einbeziehung der Qualitätsmerkmale Zu- und Abgangszeit zur Haltestelle, Umsteigehäufig- • Berechnung der Kennwerte für Verbindungen: keit, Bedienhäufigkeit und Reisezeit zu vergleichen. »» In einem ausgewählten Zeitfenster werden Diese Qualität wird in der Einheit „Index-Minuten“ alle Verbindungen zwischen allen Haltestellen gemessen. Es handelt sich also nicht um reine Fahr- inklusive der Umsteigehäufigkeit und der Be- zeiten, sondern um gewichtete Fahrzeiten. dienhäufigkeit auf Grundlage von Fahrplanda- Die gleichzeitige Einbeziehung der genannten Merk- ten berechnet. male stellt beispielsweise sicher, dass in der Darstel- »» Im nächsten Berechnungsschritt werden die lung folgende Fälle differenziert werden können: Verbindungen mit der kürzesten Reisezeit • Verbindungen mit der gleichen reinen Fahrzeit von den Rasterzellen zur nächstgelegenen (z. B. 10 Minuten) zum interessierenden Ziel sol- Daseinsvorsorgeeinrichtung berechnet. len unterschiedliche ÖPNV-Qualitäten zugewie- »» Wenn ein Ziel in kürzerer Reisezeit zu Fuß zu sen bekommen, je nachdem, ob die Verbindung erreichen ist und ein Fußweg nicht länger als beispielsweise zweimal pro Stunde besteht oder 15-Gehminuten dauert, ersetzt die Fußver- einmal alle vier Stunden. bindung (Gehminuten) die ÖPNV-Verbindung. • Verbindungen mit der gleichen reinen Fahrzeit (z. B. 10 Minuten) zum interessierenden Ziel Die Bildung des Index für den vorliegenden Atlas sollen unterschiedliche ÖPNV-Qualitäten zuge- beruht auf den Fahrplandaten der Connect GmbH wiesen bekommen, je nachdem, ob Umstiege 2016/2017 (Stand 01/2017). Folgender Gewich- notwendig sind oder nicht. tungsalgorithmus mit den Gewichtungsfaktoren Al- pha (Umsteigehäufigkeit) und Beta (Takt) wird ver- Im Einzelnen ist der im vorliegenden Atlas verwende- wendet: te ÖPNV-Index wie folgt definiert: • Die maximale Zu- und Abgangsszeit zwischen Formel: bewohnter Rasterzelle, Haltestelle und Zielort ÖPNV-Reisezeit + (Alpha * Umsteigehäufigkeit) + wird begrenzt: (0,5 * Takt Beta) = ÖPNV-Index »» Es werden nur Haltestellen in fußläufiger Ent- Beispiel: fernung berücksichtigt. Falls keine Haltestelle 18 min + (10 * 0) + (0,5 * (80 0,8)) fußläufig erreichbar ist, wird die Rasterzellen = 34,65 ÖV-Index-Minuten als „nicht angebunden“ klassifiziert. »» Für alle bewohnten Rasterzellen, von denen aus mehr als eine Bushaltestelle fußläufig zu erreichen ist, werden maximal fünf Bushalte- stellen und maximal zwei Bahnhaltestellen in der Berechnung berücksichtigt. 72
Sie können auch lesen