Kein Wahlbetrug in Welden: wollten - Volksverpetzer

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Kein Wahlbetrug in Welden: wollten - Volksverpetzer
Kein Wahlbetrug in Welden:
Rechtsextreme         wollten
Demokratievertrauen zerstören

Kein Wahlbetrug in Welden
In rechtsextremen Kreisen wurde gestern noch während der
Stimmabgabe zur Europawahl ein Fake mehrere tausend Mal
geteilt. Es hätte Wahlbetrug im bayerischen Welden, im
Landkreis Augsburg, gegeben. Zusammen mit diesem Foto einer
Wahlurne und dem reißerischen Titel „AFD-STIMMEN MUSSTEN WEG:
URNE GEÖFFNET!“ wurde folgender Text verbreitet, der eine
„Zuschrift“ gewesen sei.
Kein Wahlbetrug in Welden: wollten - Volksverpetzer
Screenshot facebook.com

„Ich habe gerade eben meine Stimme abgegeben und es gab eine
Besonderheit: Vor mir gingen zwei Männer ins Wahllokal, die
offen verkündeten, die AfD wählen zu wollen. Als die beiden
das Wahllokal verließen, wurden die Türen kurz geschlossen,
was mich verwunderte. Ich ließ mich nicht beirren, öffnete
eigenmächtig die Tür und sah wie ein Herr seine Hand in der
Wahlurne hatte. Sofort zog er seine Hand schreckhaft heraus!
Ich nahm mein Handy und machte schnell zwei Fotos, bevor ich
angeschnauzt wurde. Fotos wären verboten – und der Herr fing
schnell an, das Siegel mit Tesafilm zu überkleben.“
Kein Wahlbetrug in Welden: wollten - Volksverpetzer
Wähler bestätigt gegenüber der polizei
seine aussage nicht
Das Polizeipräsidium Schwaben Nord bestätigt, dass das Siegel
der Wahlurne „nicht richtig dran war“. Doch niemand habe seine
Hände in der Wahlurne gehabt. Auch die zuständige Wahlleiterin
des Landkreises Augsburg, Marion Koppe, widerspricht der
Behauptung. Das Bild sei echt, dem Wähler sei die
unzureichende Versiegelung aufgefallen, worauf die
ordnungsgemäße Versiegelung nachgeholt wurde.

Hinweise auf Manipulation gab es jedoch keine. Auch der
Wähler, auf dessen Aussage dieser Fake verbreitet wurde, wurde
von der Polizei vernommen. Gegenüber den Beamten bestätigte er
diese Darstellung dann jedoch nicht mehr. Auch wurden zu
keinem Zeitpunkt die Türen verschlossen, was auch mehrere
Zeugen bestätigen können. Warum verbreitete sich diese
fadenscheinige Behauptung überhaupt so rasant?

Opferdarstellung               &    Zerstörung           der
Demokratie
Aus zweierlei Gründen. Wie wir mehrmals berichtet haben,
entspricht eine Opferdarstellung dem Selbstbild der
Rechtsextremen. Und hat durch das Gefühl der Ungerechtigkeit
auch großes Potential, zur Wahl zu animieren. Die
Opferdarstellung sollte (potentielle) AfD-Wähler motivieren,
zur Wahl zu gehen und gleichzeitig das Narrativ zu bestätigen,
dass es eine Verschwörung gegen die Partei gäbe, wodurch in
Zukunft drastischere politische Maßnahmen gerechtfertigt
werden könnten, die als Notwehr geframed werden.

Der zweite Punkt hängt damit zusammen: Man will das Vertrauen
in demokratische Prozesse zerstören. Hinter den Fake News
steckt der rechtsextreme Verein „Ein Prozent“, welches eine
PR-Agentur rechtsextremer Kampagnen ist und das Bindeglied
zwischen AfD, rechtsextremen Straßengruppen und der
Identitären Bewegung darstellt. Ziel ist das Erreichen von
medienwirksamen PR-Stunts und das Vortäuschen einer breiten
Bürgerbewegung.

Über das Narrativ der Wahlmanipulation, das bereits im Vorfeld
der Wahl massiv vorbereitet wurde (Mehr dazu), soll Misstrauen
gegen die Demokratie und das Wahlsystem geweckt werden. Wenn
rechtsextreme Vereine und Gruppen ständig davon reden, dass
man die Wahlen überwachen müssen – oder es Fake-Fälle wie in
Welden gebe – müssen ihre manipulierten Anhänger denken, das
wäre überhaupt nötig.

Deutschland bei Wahlintegrität weltweit
Spitze
Dabei   ist   das   falsch.   Die   Bundestagswahl   hatte   nach
dem Election Integrity Project den 5. besten Wert weltweit.
Doch die rechtsextreme Desinformationskampagne hat das Ziel,
dass die Menschen an Staaten denken, in denen die Demokratie
gefährdet sei. Oder Wahlen nur zum Schein durchgeführt würden.
Damit kann man nicht nur das Vertrauen in die Demokratie und
Andersdenkende zerstören, sondern schlechte Ergebnisse einer
Verschwörung zuschreiben. Und unterstellen, nicht nur eine
Minderheit wäre ihrer Meinung.

Je unfairer und undemokratischer die rechtsextremen
Organisationen das Land und die Demokratie zeichnen, desto
stärker können sie ihre Anhänger dazu manipulieren, ihnen zu
folgen. Und umso drastischere Forderungen und Maßnahmen können
gerechtfertigt werden. Im Vergleich zu den vermeintlichen
Methoden der politischen Gegner, die man dazu passenderweise
dämonisiert, sind auch radikale Reaktionen der AfD-Wähler dann
in ihren Augen angemessen. Egal, wie weit sie von der Wahrheit
entfernt sind.

Artikelbild: Screenshot facebook.com

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Profitframing: Wie mit diesem
Bullshit-Argument von Rezos
Inhalten abgelenkt wird

Scheinargument zur Ablenkung
Ja, ich möchte noch einmal über Rezo reden. Sein Video wurde
schon auf den Stand der Wissenschaft überprüft (Mehr dazu),
die CDU hat zuerst unsachlich darauf reagiert (Mehr dazu),
später dann zwar sachlicher, aber immer noch lückenhaft und
nichtssagend (Mehr dazu) und die SPD erfrischend ehrlich und
demütig (Mehr dazu). Und langsam könnte man meinen, alles sei
gesagt. Aber immer noch werden verschiedene Narrative
verbreitet, die den Zweck haben, Rezo zu diskreditieren.

Und ich habe eigentlich nicht wirklich Interesse daran, Rezo
in Schutz zu nehmen. Sein Video hat durchaus Schwächen,
überspitzt und verkürzt hier und da einige Dinge. Ich weiß
nicht, was er für ein Mensch ist, ich kannte ihn vorher nicht
und auch habe ich nicht vor, jetzt Video von ihm wie „Wenn
SCHULFÄCHER Rapper wären“ anzusehen. Aber wenn anscheinend von
einigen politischen Lagern mit aller Macht versucht wird,
seine durchaus sehr legitimen Kritikpunkte mit Bullshit-
Argumenten wegzuwischen, dann will ich das nicht so stehen
lassen.

Rezo verdient geld mit seinen videos!
Das vielleicht schlechteste Argument, das am prominentesten
von der FAZ gepusht wurde, sieht so aus:

Screenshot twitter.com

Die FAZ hat gleich mehrere Artikel dazu veröffentlicht, wie
„Rezo, der Geschäftsmann“ oder „Eine Reichweite, von der
mancher Sender nur träumen kann“. Und in rechten,
konservativen und liberalen Kreisen kursieren verschiedenste
Behauptungen, die sich alle darauf herunterbrechen lassen:
Rezo wollte nur Geld mit seinem Video verdienen. Und wenn man
es so formuliert, erweckt es den Eindruck, wenn einer Geld
damit verdient, macht es seine Aussagen weniger richtig,
wichtig oder wert.

Das ist völliger Unsinn. Das ist faktisch und logisch falsch.
Und darüber hinaus auch pure Heuchelei. Denn beide dieser
Artikel stecken hinter einer Paywall. Die FAZ will
buchstäblich, dass du ihr Geld dafür gibst, dass sie dir sagt,
dass Rezo nur finanzielle Interessen hat. Die FAZ, eine
kommerzielle Zeitung, die Geld mit ihren Artikel verdient,
will dir buchstäblich verkaufen, dass das ein sinnvolles
Argument sei.

Es geht nicht darum, dass Doppelmoral ein Argument widerlegt,
dazu komme ich gleich noch. Sondern darum, dass das einfach
eine nahezu sinnlose Aussage ist, deren ganzer Sinn darin
liegt, Rezo negativ darzustellen. Und das kann man wunderschön
umdrehen: Die FAZ will wie ein seriöses Meinungsmedium wirken,
verfolgt aber finanzielle Interessen. Welche Absichten
Zeitungen wie sie haben und wieso das bei ihrer Reichweite
problematisch ist, lest hier mit VolksverpetzerPlus:

Rezo hat sein Video nicht monetarisiert
Dass jemand Geld mit etwas verdient, heißt nicht, dass das
seine Meinung weniger wert macht, ich hoffe, das wäre geklärt.
Hey, inzwischen über 200 Personen geben uns regelmäßig dafür
Geld, dass wir solche Beiträge wie den hier machen, das
Argument kann man überall heranziehen. Und hinzu kommt noch,
dass Rezo sein Video gar nicht monetarisiert hat. Er hätte zu
seinem Rant Werbung schalten können und bei inzwischen über 11
Millionen Aufrufen wäre da auch sicher ein bisschen was
zusammen gekommen. Hat er aber nicht. Das macht die
Darstellung ein wenig kaputt, oder?

Den Hinweis habe ich in Kommentaren ein paar Mal gelesen und
darauf wurde erwidert: Ja, aber er hat eine Menge neue
Abonnenten dazu gewonnen, er ist auf einen Schlag einer der
bekanntesten deutschen Youtuber geworden und hat jetzt durch
die Bank mehr Reichweite und Views. Und das stimmt natürlich,
aber davon darauf zu schließen, dass das die ganze Zeit seine
Absicht war, ist ein logischer Fehlschluss. In der Logik nennt
man das „a dicto simpliciter ad dictum secundum quid„.

Und da ich damit fertig bin, damit anzugeben, dass ich einmal
ein Logik-Seminar belegt habe: Das heißt, dass von einer
Ausnahme auf die Regel verallgemeinert wird. Man könnte es
auch als den Unfall-Fehlschluss bezeichnen. Niemand, auch
nicht Rezo konnte wissen, dass sein Video viral wird – und
beliebt. Es hätte auch ein massiver Shitstorm folgen können
und er hätte seine Viewer verlieren können. Es hätte ein Flopp
sein können. Nicht jedes Video gegen die CDU wird viral, die
meisten werden es sogar nicht. Wer weiß, das hat zuvor keiner
gewusst. Wenn du sagst, dass das Stechen mit einem Messer ein
Verbrechen ist, wäre auch ein Messer-Unfall gleichermaßen ein
Unfall.

Video-macher machen Videos, wer hätte es
gedacht?
Und ja, Überraschung: Natürlich hatte Rezo gehofft, dass sein
Video von vielen angesehen wird. Genau so, wie die FAZ hofft,
das viele Leute ihre Artikel lesen. Und ich hoffe, dass viele
Leute diesen Artikel lesen. Und es ihnen am besten noch
gefällt. Ein Youtuber macht Youtube-Videos, damit sie
erfolgreich werden. Niemand macht ein Video mit der Absicht,
dass es nicht erfolgreich wird. Außer vielleicht die CDU mit
ihrem Amthor-Video.

Rezo verdient Geld mit seinem Youtube-Kanal, ja und? Er macht
professionell Video, ist das die Neuigkeit? Manchmal wollen
Leute für ihre Arbeit auch bezahlt werden, wer hätte das
gedacht. Oder wollt ihr mir sagen, dass Rezo mit dem Video
„Wenn SCHULFÄCHER Rapper wären“ auch nur auf Klicks und
Reichweite aus war? Skandalös.

Halten wir fest: Hier wird durch negatives Framing, durch
logische Fehlschlüsse und eine Bullshit-Argumentation der
Versuch durchgeführt, Rezo schlecht zu reden. Und sagt über
Rezo, was ihr wollt. Kritisiert ihn den ganzen Tag, wenn ihr
das möchtet. Von mir aus. Es gibt sicher mehr als genug zu
sagen. Aber dann macht das doch bitte mit Fakten und echten
Argumenten. Oder habt ihr etwa ein finanzielles Interesse
daran??

Artikelbild: Screenshot youtube.com, Screenshot twitter.com

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Sorgenboy: Noch eine kurze
Nachricht an alle AfD-Wähler

Hallo AfD-Wähler,
wenn ihr schon eine Partei wählt, die …

– mit Jörg Meuthen jemanden ins Europaparlament schicken will,
das seine Partei abschaffen will – um Europa zu schwächen (1).

– mit Jörg Meuthen jemanden ins Europaparlament schicken will,
der mit verdeckten Spenden seinen Wahlkampf finanziert hat.
(2)

– mit Björn Höcke einen lupenreinen Nazi in den eigenen Reihen
hat – sogar an vorderster Front (3), und der ganz
offensichtlich nicht ganz dicht im Kopf und deshalb extrem
gefährlich ist. (4). Der Mann könnte der nächste
Parteivorsitzende werden.

– mit Markus Frohnmaier einen Abgeordneten im Bundestag sitzen
hat, der „unter voller russischer Kontrolle steht“. (5)

– mit Beatrix von Storch eine führende Politikerin im
Bundestag sitzen hat, die als Antwort auf die Klimakrise „die
Sonne verklagen will“. (6)

– ihre Reichweite, die vermeintliche Größe mit Bots (7) und
gekauften Likes generiert hat. (8) – mit Guido Reil jemandem
nach Europa schicken will, der ganz offensichtlich mit Lügen
und Fake-Behauptungen Stimmen sammelt und der, wenn man ihm
auf die Schliche kommt, krude Verschwörungstheorien bemüht.
(9)
– trotz der Videoaffäre um den zurückgetretenen Vizekanzler
Heinz-Christian Strache (FPÖ) keinen Anlass sieht, sich von
ihren rechtspopulistischen Partnern in Österreich zu
distanzieren. Und die die Veröffentlichung des Video um die
„Ibiza-Affäre“ kritisiert. (10)

… dann seid wenigstens so ehrlich und gebt zu, dass ihr lauten
Populisten hinterher gerannt seid, dass ihr euch von Bots und
Idioten habt verarschen lassen, dass ihr Lügner und Hetzer und
Nazis unterstützt, dass ihr mit russischer Einflussnahme
einverstanden seid und jammert in ein paar Jahren nicht rum,
dass ihr „von nichts gewusst habt“. Danke.

Zum Originalbeitrag geht’s hier entlang.
Artikelbild: Sorgenboy

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4 Gründe, warum du die CDU
wählen solltest
Du kennst dich nicht so sehr mit Politik aus, liebäugelst aber
vielleicht mit der CDU oder CSU? Dann lies dir diese Gründe
durch, warum du ihnen deine Stimme geben solltest!

1. Du nimmst die klimakrise nicht so
ernst, willst das aber nicht so zugeben
 „Wir haben momentan überhaupt gar keine Chance, mit der
 aktuellen Politik auch nur ansatzweise das Pariser
 Klimaschutzabkommen    einzuhalten“.   –   Prof.   Dr.   Volker
 Quaschning

 „Wir waren überrascht von der Bandbreite der Ergebnisse – und
 wie wenig ambitioniert die Klimapolitik der CDU und CSU
 tatsächlich ist“ – Elena Hofmann, Referentin für EU-Klima-
 und Energiepolitik DNR

Den Klimawandel direkt zu leugnen findest du schon etwas
uncool, das ist was für die Verschwörungstheoretiker von der
AfD, aber eigentlich willst du nicht wirklich etwas verändern.
Du willst weiter genau so Fleisch essen, Auto fahren und Kohle
verbrennen. So schlimm wird das mit dem Klima doch nicht sein,
oder? Man kann doch sicherlich noch bis 2038 Kohle verbrennen,
auch wenn wir schon 2035 Klimaneutral sein müssten, oder? Nach
2100 reicht doch auch. Muss es zumindest, wenn es nach der
Umweltpolitik der CDU geht.

Und klar, du sorgst dich um die 20.000 Arbeitsplätze in der
Kohleindustrie. Die müssen ja mit Milliardensubventionen
geschützt werden. Das sind schließlich zukunftsfähige
Arbeitsplätze. Also zumindest für die nächsten zwei
Wahlperioden. Dass der veralteten Technologie Photovoltaik
2012 faktisch die Unterstützung entzogen wurde, wodurch 80.000
Arbeitsplätze verloren gingen, ist natürlich sinnvoll.
Nebensächlich. Wir haben 14% erneuerbare Energien, äh ich
meine, 37,8% wenn man wie die CDU die größten Sektoren Wärme
und Treibstoffe einfach weglässt. Das muss doch auch jetzt mal
reichen.

Und wozu das alles? Wer hat denn überhaupt gesagt, dass wir
2035 klimaneutral sein müssen? Die Wissenschaft, die sich
vollkommen bei diesem Thema einig ist? Oh, die Bundesregierung
mit der CDU, die das Pariser Klimaabkommen unterschrieben hat,
in dem das drin steht und auch den eigenen Koalitionsvertrag,
in dem das auch drin steht? Ach, sich so dogmatisch an
geschriebene Texte halten ist was für Dogmatiker wie die
Klima-Jünger. Für die ist das Thema ja schon zur Religion
geworden. Wäre ja lächerlich, wenn man seine Politik nach
einer Religion ausrichtet. Deshalb solltest du die Christlich
Demokratische Union wählen.

2. Du verstehst urheberrecht nicht
Du hast mal gehört, dass es eine Urheberrechtsreform braucht.
Und dann gab es eines zur Abstimmung. Super, und die Union hat
dafür gestimmt. Also perfekt. Doch diejenigen, die sonst immer
heftig eine Reform gefordert haben, haben plötzlich an den
Artikeln 11 bis 13 rumgenörgelt. Bestimmt nur, weil sie
einfach halt immer dagegen sind, während die CDU das umsetzt,
was Konzerne.. äh… die Bürger wollen.

Artikel 11 ist ja schließlich das Leistungsschutzrecht, das
die Rechte von Verlegern schützt. Beziehungsweise sollen die
Internetplattformen endlich zur Kasse gebeten werden!
Dass deren deutsches Pendant trotz 8 Millionen Euro Kosten
bisher nichts eingebracht hat, Fake News in die Hände spielt
und kurz davor steht, vor Gericht einkassiert zu werden hat
damit nichts zu tun!

Dass Artikel 12 in Deutschland vom Bundesgerichtshof bereits
als nicht rechtens erklärt wurde und die Einnahmen aller
Mitglieder der VG Wort (Quelle) bereits jetzt halbiert, obwohl
es die Künstler*innen schützen sollte? Egal! Und das mit
Artikel 13 Uploadfilter gefordert werden sollen, die technisch
so nicht umsetzbar sind und den großen Konzernen nicht
schaden, sondern im Gegenteil, ermöglichen, ihre Technologien
zu verkaufen, ist nur ein Argument von gekauften Bots, die auf
der Straße demonstrieren. Achja, damit kommen wir zum nächsten
Punkt.

3. Für dich sind sachliche kritik und
fake news das gleiche
Hunderttausende,   die  gegen  die      Urheberrechtreform
demonstrieren? Das müssen gekaufte      Demonstranten sein,
logisch. Hunderttausende Schüler*innen demonstrieren bei
FridaysForFuture? Den kann man sagen, dass sie doch zur Schule
gehen sollen, dann muss man sich nicht mit deren Argumenten
auseinandersetzen. Ein Youtuber mit blauen Haaren liefert
emotionale Kritik mit 13 Seiten Quellenangaben? Fake News,
ganz klar.

Es ist echt toll, wenn man einfach automatisch immer Recht hat
und Kritik an der eigenen Politik dementsprechend einfach
Unsinn sein muss. Kein Wunder, dass du CDU wählen willst. Du
hast damit einfach automatisch Recht. Schließlich können so
viele Wähler*innen, die oft kaum Ahnung von Politik haben und
ihr Kreuz seit Jahrzehnten da machen, nicht irren. Oh, in
Dresden fordern ein paar Rentner, dass man Menschen im
Mittelmeer ertrinken lassen sollte? Schaut, DAS sind Sorgen,
die man ernst nehmen muss!
4. Internet? Was ist das für 1 Neuland?
Dieses Internet, das Neuland, niemand weiß doch so richtig, ob
sich das noch durchsetzen wird. Also ob schon vor 10 Jahren
feststand, dass das Internet das wichtigste Medium vor Radio
und Fernsehen sei. Und auf CDUtv darf man sich doch einfach so
aus Talkshows aus ARD und ZDF bedienen, oder? Gehört ja quasi
eh zur CDU. Und wer kennt sich besser mit Urheberrecht aus,
als die CDU (siehe oben)? Also bestimmt nicht Nico Semsrott,
der die ARD gefragt hat, ob das überhaupt ok ist. Worauf die
CDU festgestellt hat, dass das ein „Irrtum“ war. Experten.

In der Union sind überhaupt nur Experten vertreten. Axel Voss
weiß ganz genau, was ein Meme ist und die Drogenbeauftragte
von der CSU weiß: Cannabis ist verboten, weil es illegal ist.
Oder anders herum? Egal, das ist auf jeden Fall die richtige
Antwort darauf, dass es keine Cannabistoten gibt und drei
Millionen Alkoholtote jährlich. Und hat Portugal seine
Drogenpolitik erfolgreich gelockert? Keine Ahnung. Und auf
Twitter schreibt die Union nie Unwahrheiten. Fake News sind
immer die anderen.

Jetzt mal im Ernst
Das könnte man sehr viel länger so weiterziehen. Hartz-IV, die
Schere     zwischen     Arm    und    Reich,     Rente     und
Altersarmut, ausufernder Lobbyismus, der exorbitante Einfluss
der Auto- und Landwirtschaftsindustrie, Ein Pseudo-
Bamfskandal, der Unwillen, gegen Steuerdiebstahl vorzugehen,
der Deutschland 32 Milliarden Euro gekostet hat, eine
potentielle Koalition mit der rechtsextremen AfD. Es gibt
vieles, für das die CDU zu kritisieren wäre.

Die CDU antwortet auf die Probleme von heute mit den Antworten
von morgen. Ihr Wahlversprechen ist im Wesentlichen, dass
alles so bleibt, wie es ist. Deswegen wählt fast die Hälfte
aller über 70-Jährigen die CDU. Klar, dass Internet,
Urheberrecht und die Zukunft unseres Planeten nicht ganz so
weit oben auf der Prioritätenliste stehen. Aber die Probleme
unserer Gesellschaft stauen sich an, und die Union blockiert
den Fortschritt. Und das viel zu oft mit fadenscheinigen
Argumenten.

Versteht mich nicht falsch, es gibt viele gute PolitikerInnen
in der CDU. Die klare Kante gegen Rechtsextremismus zeigen.
Die auch was zum Positiven verändern wollen. Aber von denen
gibt es viel viel mehr in beinahe allen anderen Parteien. Und
bevor jemand seiner Stimme einer Partei gibt, in der
Faschisten und Rechtsextreme den Ton angeben, ist eine Stimme
bei den Konservativen besser aufgehoben.

Stimme für die Zukunft
Doch die CDU und CSU machen viel zu wenig. Im Gegenteil, sie
blockieren beim vielleicht wichtigsten politischen Thema
unserer Generation – der Klimakrise – effektive Maßnahmen. Wir
verfehlen unsere Klimaziele gewaltig, das mit 2100 war kein
Witz. Warum? Weil die CDU die meisten Großspenden aus der
Industrie erhält, und diese dafür an Gesetzen mitschreiben
lässt. Natürlich hat sie kein Interesse daran, Klimamaßnahmen
durchzusetzen, die notwendig sind, aber die Profite der
Konzerne bedrohen.

Deshalb fließen weiterhin Milliardensubventionen an Auto- und
Landwirtschaftindustrie und werden Konkurrenzindustrien wie
Photovoltaik und Windenergie aktiv behindert. Obwohl das genau
das Gegenteil dessen ist, was getan werden muss, um die
Klimakrise einzudämmen. Das Gegenteil dessen, was die CDU
selbst als ihre Klimaziele ausschreibt. Wer was für das Klima
tun will, darf nicht die CDU wählen.

Und egal, ob jetzt letztlich bei einem bestimmten Thema die
Union im Recht ist oder nicht (und beim Klima ist sie es
garantiert nicht) – Ihr Umgang mit Kritiker*innen ist
teilweise grotesk. Daraus spricht eine Verachtung für
Menschen, die sie angeblich Ernst nimmt. Für eine Generation,
deren Zukunft auf dem Spiel steht. Und hier geht es nicht nur
ums Klima, sondern auch um eine nichtexistente Rente. Oder die
Tatsache, dass das untere Drittel der Deutschen auch mit drei
Jobs später garantiert in Altersarmut landen wird. Es muss
sich etwas ändern. Und einer Veränderung steht die CDU
absichtlich im Weg.

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Sorry, Kevin! Doch der SPD
kann ich derzeit leider nicht
meine Stimme geben

Eine   entschuldigung                       an      kevin
kühnert
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel, ja, offenen
Brief, überhaupt schreiben soll. Denn zwei Seelen wohnen, ach!
in meiner Brust. Denn auf der einen Seite habe ich für
großartige Politiker*innen wie dich, aber auch wie Tiemo
Wölken viel Lob übrig. Ich habe dir auf der Anti-AfD-Demo in
Augsburg letztes Jahr gesagt, dass du meine letzte Hoffnung
für die SPD bist. Ich mag das meiste dessen, was du sagst. Und
nicht, wenn sich Teile der Presse aufmachen, dich zu
dämonisieren, indem sie dir deine Worte im Mund herumdrehen.

 Faktencheck: Nein, Kühnert hat nichts „gefordert“, auch keine
 „Verstaatlichung“ von BMW

Mit dem, was die SPD sagt, ist sie mir auch sehr sympathisch.
Wahlprogramme, Gesetzesentwürfe, Statements: Das finde ich
alles super. Wenn Rezo medienwirksam die derzeitige
Bundesregierung kritisiert und die CDU das zuerst als „Fake
News“ abtut und später mit Dialogangeboten einknickt, dann
kann sich Tiemo Wölken souverän hinstellen und die Kritik
ernst nehmen. Chapeau.

 So geht das, CDU! So fair reagiert die SPD auf das Rezo-Video
Souveräne reaktionen auf kritik
Auch für eure neue Reaktion auf das nächste Video von Rezo
(Hier), in welchem er dazu aufruft, weder euch noch die Union
und AfD bei der Europawahl zu wählen, möchte ich euch loben.
Ihr sagt, ihr hört die Kritik und ihr wollt etwas dagegen
machen. Und ich glaube euch das auch.

Doch jetzt kommt das lang erwartete Aber. Aber wenn ich mein
Kreuz bei der SPD mache, wähle ich leider nicht dich, Kevin.
Ja klar, ich wähle Tiemo. Aber auch der sitzt derzeit nicht in
der Bundesregierung. Ihr seid eine Stimme für Gerechtigkeit
und Klima, aber wenn man sich das Abstimmungsverhalten in
Europa und insbesondere die Bundesregierung ansieht machen
andere Parteien nunmal eine bessere Figur.

Ihr erklärt, dass die Widerstände von der Union kommen. Und
das weiß ich. Besser als die Union zu sein ist da auch echt
nicht schwer. Doch was bringt es mir, die SPD zu wählen, wenn
sie sich sowieso nicht gegen die Union durchsetzen kann? Die
SPD ist derzeit an der Regierung. Seit 2013 schon. Große Worte
und Versprechen bringen mir gar nichts, wenn sie nicht
eingehalten werden. Die SPD war angeblich gegen die EU-
Urheberrechtsreform, Katharina Barley hat aber letzten Endes
dafür gestimmt. Gegen den eigenen Koalitionsvertag. Die SPD
möchte mehr für das Klima machen, doch wir haben bisher alle
unsere Klimaziele verfehlt.

Ihr argumentiert, dass ihr mit einer starken SPD über EU-
Regeln die Bundesregierung zwingen könnt, sich an ihre
Klimaziele zu halten. Aber dafür kann ich auch genauso gut
auch eine andere Partei ins Europaparlament wählen, die
zuverlässiger für das Klima abstimmt als ihr. Und wozu ist die
SPD dann in der Bundesregierung? Entweder sie will nicht
wirklich etwas ändern, oder sie kann es nicht. In beiden
Fällen ist meine Stimme verschwendet.
Es ist nicht deine schuld!
Das ist nicht deine Schuld Kevin, ich weiß. Aber deine
Parteispitze macht eine andere Politik als du sie möchtest.
Und ich weiß, dass du das von innen heraus zu ändern
versuchst. Aber ich denke, ich helfe dir dabei besser, indem
ich die SPD nicht wähle. Tiemo hat in seinem Video gesagt, er
hat gegen die Groko gestimmt, du hast als JuSo-Chef massiv
dagegen Kampagne gemacht, ich weiß. Aber die SPD in ihrer
jetzigen Aufstellung in dieser Bundesregierung macht einfach
viel zu wenig.

Und für Ansprüche, die sie immer und immer wieder nicht
erfüllt kann und darf ich sie nicht mit meiner Stimme
„belohnen“. Ich kann die SPD jetzt nicht wählen, weil du in 20
Jahren vielleicht Parteichef werden könntest. Dann wähle ich
die SPD, wenn es soweit ist. Wenn ich die SPD jetzt wähle, ist
das ein Signal an deine Parteiführung, dass sie weiter so
machen kann. Dann halte ich diejenigen länger an der Macht,
die den sozialeren und umweltfreundlicheren Kurs, den du
führen willst, verhindern.

Natürlich   brauchen   wir   die   SPD   in   einer   sozialen,
umweltfreundlichen Koalition. Ich sehe die SPD immer noch als
Verbündete und ich bin ein großer Fan von dir persönlich. Aber
wenn ich zum Beispiel eine Grün-Rot-Rote Koalition möchte,
dann kann ich es derzeit fast nicht mal riskieren, der SPD
meiner Stimme zu geben, auf die Gefahr hin, dass sie dann doch
wieder zu ihrer alten Liebe, der Union, zurückkehrt und ihre
ganzen Ansprüche zum großen Teil nicht umsetzen kann.

Wenn man nur die Jusos wählen könnte…
Diese SPD hat mich viel zu oft enttäuscht und zeigt sich
unfähig (oder unwillig) das umzusetzen, was ich und auch du
möchten. Wenn ich nur dir meine Stimme geben könnte, würde ich
das machen. Und ich weiß, du würdest sagen: Komm doch in die
SPD und mach genau das! Aber der Ansatz funktioniert halt
nicht für alle und auch nicht für mich. Ich möchte auch nicht
erst in eine Partei eintreten und mich einsetzen, sie zu
verändern, damit sie erst für mich wählbar wird. Also mache
ich das einzig logische: Ich wähle eine andere Partei.

Ich habe mit diesem Text gerungen, weil ich diese Aussage
ungern treffe. Weil ich deine Anstrengungen echt nicht
schlecht reden möchte. Bevor jemand AfD oder CDU wählt, soll
er auf jeden Fall seine Stimme der SPD geben, keine Frage.
Aber andere Parteien haben die gleichen oder teilweise sogar
bessere Ansprüche. Und selbst wenn diese in einer Regierung
(mit der Union) genau so ineffektiv sein würden wie eure
Parteispitze – Ich muss ein Signal setzen. Und damit ist die
SPD derzeit leider für mich unwählbar.

Ich wünschte, die JuSos würden separat zur Wahl antreten,
damit ich euer Engagement auch belohnen kann. Ich will dich
unterstützen, damit du ein echtes #SPDErneuern umsetzen
kannst. Vielleicht möchtest du auch mal mit uns ein Interview
führen? Ich fände das klasse. Ich hoffe, du kannst mir
verzeihen, dass ich das so sagen musste. Aber diese SPD kann
ich derzeit leider nicht wählen.

Artikelbild: Screenshot youtube.com

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Rezo & über 80 Youtube-Stars:
Wählt am Sonntag nicht Union,
SPD oder AfD!

Rezo legt nach
Am Freitag vor der Europawahl hat der vieldiskutierte Youtuber
Rezo zusammen mit inzwischen über 80 anderen deutschsprachigen
YoutuberInnen einen Wahlaufruf gestartet. Sie bezeichnen die
Klimakrise als das wichtigste politische Thema, das es derzeit
gibt und betonen, dass es umso wichtiger ist, dass die
Wählerschaft dementsprechend auf die Wissenschaft hört. Wie
bereits ausführlich in seinem ersten Video erklärt, heißt es:
„Die Experten sagen deutlich, dass der Kurs von CDU/CSU und
SPD drastisch falsch ist und uns in ein Szenario führt, in dem
die Erde unaufhaltsam immer wärmer wird“.

Sein Ursprungsvideo wurde viel diskutiert und auch vielen
Faktenchecks unterzogen. Doch auch wenn einige Punkte
tatsächlich ungenau oder überspitzt waren, bei seiner Analyse
der derzeitigen Klimapolitik hatte er vollkommen Recht. Das
haben mehrere ExpertInnen und WissenschaftlerInnen belegt. Die
Antwort-PDF der CDU hingegen konnte daran nichts entkräften.

 Sorry CDU: Die Wissenschaft gibt Rezo beim Klima vollkommen
Recht – MaiLabs Faktencheck (Video)

Ein statement von 80+ Youtubern

Das Argument geht so: Die Klimakrise ist das wichtigste
politische Thema und deshalb ist es umso wichtiger, effektiv
zu handeln. „Wer diesen Konsens leugnet, so wie die AfD, oder
nicht danach handelt, wie die aktuelle Regierung, hat nichts
in der Führung eines aufgeklärten Landes zu suchen.“ In der
Tat wird der derzeitige Kurs der        Bundesregierung   von
Expert*innen heftig kritisiert:

Prof. Dr. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und
Wirtschaft HTW Berlin erklärt hier, das im derzeitigen Tempo
die Klimaneutralität erst nach 2100 erreicht wäre. Um die
schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern muss das
aber schon 2035 passieren. Faule Kompromisse z.B. mit der
Kohleindustrie sind keine Kompromisse, wenn man dadurch seine
selbst gesteckten Klimaziele nicht erreicht.

Kurs der Regierung bei der Wahl abstrafen
 Die Youtuber erklären: „Und der offensichtliche Anreiz, den
 wir schaffen können, ist, dass sie bei den Wahlen Stimmen
 verlieren. Denn nur dann hätten sie einen Grund, ihr
 Verhalten zu verändern. Daher bitten wir alle: Wählt nicht
 die CDU/CSU, wählt nicht die SPD. Wählt auch keine andere
 Partei, die so wenig im Sinne von Logik und der Wissenschaft
 handelt und nach dem wissenschaftlichen Konsens mit ihrem
 Kurs unsere Zukunft zerstört. Und wählt schon gar nicht die
 AfD, die diesen Konsens sogar leugnet.“

Eine Grafik zum Stimmverhalten der deutschen Parteien im
Europaparlament zu Klimafragen ist hier:

Bild: Caneurope

Sie betonen, dass es zu Fakten keine alternative Meinung gebe
und es eine „unwiderlegbare Notwendigkeit“ sei, den Kurs so
schnell wie möglich zu ändern. Richtigerweise listen sie auf,
dass die 26.000 Wissenschaftler*innen von Scientists4Future
auf ihrer Seite sind, ebenso wie der Weltklimarat und tausende
wissenschaftliche Veröffentlichungen. Dann greifen sie die
mögliche Kritik an ihrer Position auf.

„Zuletzt, liebe Politiker: Natürlich habt
ihr jetzt die Möglichkeit, uns wieder zu
diskreditieren.“
 Ihr könnt uns vorwerfen, dass wir ja sowieso keinen Plan
 haben, wovon wir reden. Dass wir lügen. Dass wir an Fake-
 Kampagnen teilnehmen. Instrumentalisiert sind. Dass wir
 gekauft und bezahlt sind und so weiter. All diese
 respektlosen Techniken habt ihr bereits dieses Jahr gegen
 uns, gegen eure eigene Bevölkerung eingesetzt. Und wir
 sprechen für sehr viele Bürgerinnen und Bürger, wenn wir
 sagen: Ihr habt euch damit keine Freunde gemacht.

Gemeint     sind     nicht     nur     die    unsäglichen
Diskreditierungskampagnen gegen FridaysForFuture oder die
Proteste gegen die EU-Urheberrechtsreform, sondern auch die
ersten Reaktionen der CDU auf Rezos erstes Video, worüber wir
hier genauer berichtet haben:

 Diffamierungen, keine Argumente: So unsachlich reagieren CDU
 & Co auf das Rezo-Video

Artikelbild: Screenshot Youtube.com

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Sorry CDU: Die Wissenschaft
gibt    Rezo   beim   Klima
vollkommen Recht – MaiLabs
Faktencheck (Video)

Beim Klima hat Rezo recht
Das Video „Die Zerstörung der CDU“ von Youtuber Rezo ist in
aller Munde, es muss glaube ich nicht mehr extra vorgestellt
werden. Auch wir beim Volksverpetzer haben es schon mehrmals
behandelt, insbesondere die unsachlichen Reaktionen von CDU-
PolitikerInnen darauf und die weitaus fairere Reaktion der SPD
durch Tiemo Wölken (Hier).

 Diffamierungen, keine Argumente: So unsachlich reagieren CDU
 & Co auf das Rezo-Video

Zunächst kündigte die CDU ein Reaktions-Video von Philipp
Amthor an. Als im genau gleichen Alter wie Rezo sollte es eine
ebenbürtige Reaktion werden. Letzten Endes entschied sich die
Partei jedoch dagegen, sein Video zu veröffentlichen, sodass
man das im Vorfeld extrem gehypte Video leider nicht sehen
kann. Stattdessen veröffentlichte sie diesen Text: „Eine
offene Antwort an Rezo“, in welcher sie auf seine Kritik
eingehen. Wir haben diesen gestern bereits einem Faktencheck
unterzogen:

 Faktencheck: Die Antwort der CDU auf das Rezo-Video lässt
 gewaltig zu Wünschen übrig

Wissenschaftler*innen zu rezo
Jetzt hat sich die Wissenschaftsjournalistin, Youtuberin und
Chemikerin maiLab seine Aussagen zur Klimakrise angeschaut,
diese auf 12 wesentliche Punkte heruntergebrochen und auf ihre
wissenschaftliche Belastbarkeit überprüft. Dazu hat sie sich
Eckhart von Hirschhausen zur Hilfe gehört. Hier ihr Video:

Im Grunde genommen gibt sie ihm in allen Punkten Recht. Rezo
hat einige Punkte etwas ungenau und verkürzt dargestellt und
Mai nutzt die Gelegenheit, um Ungenauigkeiten zu korrigieren
und auf kleinere Fehler hinzuweisen. Auch bekräftigt sie viele
seiner Aussagen und gibt nützliche Zusatzinformationen. Alles
in allem hat der Youtuber jedoch mit jeder seiner
Grundaussagen nun mal Recht, und bekommt Lob für seine gute
Recherche und Quellenarbeit.

Wie auch in unserer gestrigen Analyse angesprochen, hat Prof.
Dr. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und
Wirtschaft HTW Berlin in einem Blogeintrag den kompletten
Klimapart der Antwort der CDU auf Rezo zerlegt und kommt zu
dem Schluss, dass man keine belastbaren Aussagen der CDU
finden kann, „welche die Inhalte in Bezug auf Klimaschutz des
Videos von Rezo substanziell widerlegen.“ Ich empfehle die
Lektüre des Artikels.

Auch Professor Rahmstorf, Klimatologe und Abteilungsleiter am
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat in seinem Blog
(Hier) ebenfalls alle Klimafakten rundum bestätigt. Sein
Fazit: „Rezo die entscheidenden Fakten zur Klimakrise sehr gut
verstanden, und er hat sie klar und eindringlich in seinem
Video kommuniziert.“

Fazit
Es steht fest: Mindestens in seinem Part über das Klima, über
das Mai sagt, dass es „derzeit kein dringenderes politisches
Thema gibt“ hat er also Recht. Und hat damit die CDU auch
wirklich „zerstört“. Ob es zu einem Umdenken führt, bleibt
abzuwarten.

Artikelbild: Screenshots youtube.com

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Worst of AfD-EU-Wahlprogramm
4: Das Totalversagen der AfD
beim Umweltschutz

Worst of AfD-EU-Wahlprogramm 4
Wir kommen zum 4. Teil von „Worst of AfD-Europawahlprogramm“,
der leider aus zeitlichen Gründen der letzte sein wird. Ich
habe mich hier nochmal mit einigen Reizthemen der AfD
beschäftigt, zuerst mit dem Umweltschutz.

      Screenshot

Die    AfD   fordert   hier   eindeutig,   den   Fokus   im   Thema
Umweltschutz auf eine nationale Lösung zu legen. Das ist zwar
aus der nationalistischen Weltsicht der Partei irgendwie
abzusehen gewesen, dennoch ergibt es schon auf den ersten
Blick keinen Sinn.

Die Natur und das Klima machen an offenen wie geschlossenen
Grenzen nicht halt. Wenn wir nicht endlich erkennen, dass der
Klimawandel ein globales Thema ist, werden wir die Problematik
nicht in den Griff kriegen. Ist es nicht ironisch, dass gerade
die AfD, die sich immer beschwert, dass Deutschlands
Bemühungen umsonst seien, weil ja kaum jemand mitziehe,
fordert, eben dieses Problem der mangelnden Zusammenarbeit auf
globaler Ebene zu verschärfen?

Ganz im Gegensatz zu diesem Punkt im Programm muss man sich
also gerade FÜR mehr Kooperation und Internationalität beim
Umweltschutz einsetzen. Doch das ist nicht wirklich als
Denkfehler der AfD zu verstehen – es ist politisches Kalkül.
Die Umwelt-/Klimabewegung ist, seitdem Migration nicht mehr so
viel Aufmerksamkeit erhält, eine Art neues Feindbild für die
AfD geworden. Und da sie je stärker ist, desto internationaler
sie sich aufstellt, ist eine Nationalisierung der
Umweltpolitik das, was der Bewegung wohl am Nachhaltigsten
schaden würde.

E-Mobilität

    Screenshot

Zuerst einmal ist an dieser Stelle anzumerken, dass die AfD
hier zwei Themengebiete durcheinanderbringt: Es geht
einerseits um die E-Mobilität (Thema „Elektroautos“) ,
mittendrin taucht aber plötzlich ein Halbsatz zum
Thema Energiewende (Thema „erneuerbare Energien“) auf. Diese
Themen hängen zwar miteinander zusammen, sind aber eigentlich
separate Themenbereiche und nicht „dasselbe“, wie die AfD hier
vielleicht unterstellen möchte.

Zur genaueren Erklärung: „E-Mobilität“ bedeutet grob gesagt
den Umstieg von Verbrennungsmotoren (Diesel, Benzin) auf
Elektroautos. Für diesen Umstieg ist theoretisch keinerlei
erneuerbare Energie nötig (denn den Autos ist ja egal, welchen
Strom sie bekommen). Aber in das Weltbild der AfD (und der
potenziellen Wähler) passt es einfach besser, dies in einen
Topf zu werfen.
Wie dem auch sei: Auch die inhaltlichen Punkte zum Thema
„erneuerbare Energien“ sind hier zu kritisieren. Die AfD
spricht von einer „Vernichtung unserer Natur- und
Kulturlandschaften“ durch den Ausbau der erneuerbaren
Energien. Um diesen „gefühlten Fakt“ zu widerlegen, muss man
kein Politiker oder gar Forscher sein. Man muss einfach nur
die Verhältnisse erkennen. Der Kohletagebau ist die
eigentliche Gefahr für unsere Natur- und Kulturlandschaften.

Ich möchte hier nur beispielhaft auf den Hambacher Forst
verweisen: ein 12.000 Jahre alter Wald mit Bäumen, die
teilweise über 350 Jahre alt sind (Quelle), wird hier
zerstört, nur weil darunter Kohle gefunden wurde – mehr
Naturlandschaft geht kaum (weitere Infos zum Hambacher Forst
hier: Quelle und zu Umweltschäden durch den Braunkohletagebau
hier Quelle). Wo bleibt da der Aufschrei?

Schengener Abkommen

    Screenshot

Weiter zu Punkt 8.      „Inneres, Recht und Justiz”. Hier
kritisiert die AfD: „Die EU-Grenzschutzagentur FRONTEX […]
unterstützt die illegale Zuwanderung […], indem sie auf See
aufgegriffene Migranten in die EU verbringt“. Im Zusammenhang
damit wird eine Änderung der Seeaußengrenzenverordnung
gefordert. Um die Seriosität dieser Forderung zu hinterfragen,
hier mal ein paar Punkte, die in dieser Verordnung benannt
werden (nachzulesen hier): Sie
Erlaubt und erfordert beim Abfangen im Küstenmeer
     strikte Überprüfung auf Schleusung etc. (und ggf.
     Aufforderung zur Umkehr)
     Erlaubt beim Abfangen auf hoher See „Beförderung des
     Schiffs oder der an Bord befindlichen Personen zu einem
     Drittstaat“
     Beim Abfangen auf hoher See soll die abgefangene Person
     nach Möglichkeit in einen Drittstaat abgeschoben werden

Nun könnte natürlich ein AfDler sagen: „Ja aber man sollte ja
einfach alle Schiffe zurückschicken und nicht so viele
Möglichkeiten offen lassen!“. Das Problem ist: So leicht ist
es in der Außen- und Migrationspolitik nicht immer. Die AfD
selbst spielt ja auf „sichere Häfen“ an – ohne dabei die
zentrale Frage zu erklären: Was ist denn nun ein „sicherer
Hafen“, der die Flüchtlinge auch sicher aufnimmt und wo sie
eine Behandlung erwarten können, die zumindest grundlegenden
Werten des aufgeklärten Europas entspricht? Mehr dazu:

 Ich war selbst an Seenotrettung beteiligt – Glaubt nicht
 diesen 6 Lügen der Rechten

Mittelmeerroute
Die meisten Flüchtlinge der Mittelmeerroute sind illegal
gestartet. Das heißt, dass viele Staaten nicht gerade
kooperativ sind bei der Aufnahme (im Prinzip stehen wir vor
genau dem gleichen Problem. Nämlich dass Libyen, Ägypten und
co. Die Flüchtlinge genauso wenig an Land lassen wollen wie
z.B. Italien – mit dem Unterschied, dass Italien zumindest zu
einem gewissen Grad die strukturellen Voraussetzungen dafür
hat). Noch dazu kommt, dass die Flüchtlinge in nicht wenigen
dieser Staaten in der Realität enormst schlechte Behandlung
erwartet – und damit meine ich nicht das Kürzen von
Sozialleistungen oder „Ausländer raus“ –Rufe. Damit meine ich
Folter bis zum Tod (Beleg).
Jeder humanistische Demokrat eines aufgeklärten Europas im 21.
Jahrhundert sollte ohne zu zögern zustimmen, dass das nicht
unserem moralischen Anspruch entspricht. Fazit: schon im Namen
der Werte des christlichen Abendlandes sollte man nicht
einfach „alle zurückschicken“ – das wäre eine einfache Lösung,
aber keine gute. Die Realität erfordert zähe Verhandlung und
Entwicklungshilfe für die entsprechenden Staaten – und zwar
so, dass ERST eine Situation geschaffen wird, in der wir
zumindest von körperlicher Unversehrtheit sprechen können und
DANN umfassende Rückführungsprogramme gestartet werden.

Migration/Islam

    Screenshot

Auch wenn momentan die Umweltbewegung den Komplex
„Migration/Islam“ (schon wieder so etwas, wo die AfD einfach
alles in einen Topf haut, was ihr passt) etwas verdrängt hat,
gibt es unter 8.5 „Islam – Gefahr für Europa“ auch dazu einen
Kommentar.

Dazu erstmal Folgendes: Es ist NICHT die Religion Islam, die
eine Gefahr darstellt. Es ist immer die Interpretation durch
die Gläubigen, die dazu führt. Und noch eine Anmerkung:
Fundamentalisten wie die wahabitische Regierung in Saudi-
Arabien, der Islamische Staat, Al Qaida oder Befürworter einer
strengen Befolgung der „Scharia“ müssen ganz klar kritisiert
werden – ohne dabei alle Muslime über einen Kamm zu scheren!

Politischer ISlam
Doch auch der Islam hat eine Dynamik entwickelt, die immer
mehr Muslimen eine Öffnung ihres Weltbildes und eine
Annäherung an westliche Werte ermöglicht. Die Pauschalaussage
„Der Islam trennt nicht zwischen Staat und Religion“ ist also
nicht zu halten – bestes Beispiel dafür sind die „säkularen
Muslime“ (Quelle ). Der Islam entwickelt sich also weiter.
Auch das Argument „es gibt aber trotzdem noch eine Mehrheit,
die diese Säkularisierung nicht unterstützt“ ist zwar richtig.
(Zumindest vermute ich das, Zahlen liegen dazu nicht vor).

Doch gerade das bedeutet ja, dass wir so viele Muslime wie
möglich über unsere Werte aufklären und in aktive
gesellschaftliche wie auch politische Interaktion mit den
entsprechenden Personen treten. Dabei sollten wir kritisch an
die fraglichen Ansichten herangehen, aber dennoch nicht
ablehnend oder gar herabwürdigend auftreten. Dann wird eines
Tages keine „Gefahr für Europa“ mehr bestehen, denn es ist
nicht der Islam, der Koran oder Mohammed verantwortlich für
die Attentate in Europa. Es ist der Fundamentalismus und der
Extremismus.

Zu Teil 3:
 Worst of AfD-EU-Wahlprogramm 3: Asyl- und Zuwanderungspolitik

Artikelbild: Artikelbild: Alex E. Proimos, Flickr,     (CC BY
2.0), changes were made

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So geht das, CDU! So fair
reagiert die SPD auf das
Rezo-Video

So reagiert die spd
Das Rezo-Video „Die Zerstörung der CDU“ ist vor der Wahl viral
geworden und liegt inzwischen bei über 5 Millionen Aufrufen.
Es äußert viel Kritik, vor allem an den Unionsparteien. Doch
anstatt inhaltlich auf die Kritik zu reagieren, kamen von der
nur „Fake News“-Gerede und abfällige Kommentare über seine
Haarfarbe. Wie unseriös die Konservativen reagierten, haben
wir in folgendem Artikel analysiert und auch, wo Rezos Video
wirklich Schwächen hatte.

 Diffamierungen, keine Argumente: So unsachlich reagieren CDU
 & Co auf das Rezo-Video

Die CDU kündigte daraufhin ein Antwort-Video des
Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor an. Amthor, der im
gleichen Alter wie Rezo ist, sollte ebenbürtig reagieren.
Letzten Endes entschied sich die Partei jedoch dagegen, sein
Video zu veröffentlichen, sodass man das im Vorfeld extrem
gehypte Video leider nicht sehen kann. Doch ein andere
Reaktions-Video einer der anderen Parteien, die im Rezo-Video
nicht gut wegkamen, wurde dagegen eher weniger beachtet: Das
der SPD.

Die SPD kam im Video nämlich ebenfalls nicht gut weg. JuSo-
Mitglied und Europaabgeordneter im Umweltausschuss Tiemo
Wölken veröffentlichte ein 15-Minütiges Video, in welchem er
grob zu Rezo Stellung nahm und die Gelegenheit ergriff, die
SPD vor allem in Sachen Klimapolitik – seinem
Themenschwerpunkt – etwas zu verteidigen. Und er kommt dabei
ganz ohne „Fake News“-Vorwürfe aus.

„ich   will   das               auch       gar       nicht
relativieren“

Wölken reagiert fair auf das Rezo-Video und versucht gar nicht
erst, seine Punkte abzutun oder zu diffamieren, er relativiert
sie nicht einmal. Er lobt es sogar ausdrücklich, wenn er sagt,
es sei „sehr gut, mit vielen Quellenangaben, mit vielen
Interpretationen, die sich gut belegen lassen.“ Sein
Hauptargument ist im wesentlichen, dass Rezo sich vor allem
die Bundespolitik angesehen habe, was ja legitim sei, die SPD
auf Europaebene in Sachen Klima sich aber doch sehen lassen
könne.

Im Europaparlament – und für das wird schließlich am Sonntag
gewählt – gehöre die SPD zur Gruppe der Kämpfer für das Klima
und stehe in Abstimmungen meistens für das Klima ein. Er
möchte die Darstellung Rezos durch das ergänzen, was die SPD
eben doch für das Klima tue und tun möchte, ohne die Schwächen
der SPD direkt zu leugnen. Zu den verfehlten Klimazielen sagt
er sogar deutlich: „Das ist richtig schlecht und das kann man
nicht gut reden. Und das will ich auch gar nicht
relativieren.“

Für das Ausbremsen von Maßnahmen gibt er auf Bundesebene vor
allem der CDU die Schuld, die sich z.B. gegen ein SPD-
Klimaschutzgesetz gewehrt habe. Er selbst gibt in diesem
Zusammenhang zu, gegen die große Koalition gestimmt zu haben.
Und stichelt gegen die Jamaika-Koalition, die nie zu Stande
kam. Er plädiert dafür, dass die SPD in Europa in Sachen Klima
auch Druck auf ihren Koalitionspartner auf Bundesebene ausüben
könne.

Geht doch!
Es ist anzumerken, dass Wölken sich ausschließlich auf den
zwar wichtigsten Teil vom Rezo-Video, die Klimapolitik,
konzentriert und die anderen Aspekte weglässt. Was durchaus
damit zu entschuldigen ist, dass dies nun mal sein Fachbereich
ist. Auch bemüht er sich, dort alle negativen Entscheidungen
den Koalitionspartnern anzulasten und die SPD so in Schutz zu
nehmen. Doch es ist natürlich etwas unglaubwürdig, die SPD zu
einer Opposition innerhalb der Regierung zu stilisieren.
Entweder trägt die SPD die Verantwortung mit, oder die CDU
regiert de facto alleine und die SPD verschafft ihr dann nur
willentlich eine Mehrheit. Was beides kein gutes Licht auf sie
wirft.

Natürlich ist es schwierig für einen Europapolitiker, seine
Partei in einer Koalition zu verteidigen, von der er
persönlich „kein Fan“ ist, was man ihm auch abkauft. Und
natürlich macht die SPD im Europaparlament in Sachen Klima
eine viel bessere Figur als auf Bundesebene. Und hilft mit,
auch in Deutschland positive Veränderungen durchzusetzen. Doch
als Wähler*in muss man sich leider auch fragen, ob man seine
Stimme nicht effektiver einsetzen kann, angesichts der
Darbietung der SPD in der Großen Koalition.

Fazit
Nichtsdestotrotz hat die SPD mit diesem Video eine Größe
bewiesen, an die die CDU nicht annähernd herankam. Wölken hat
Rezo gelobt, wo es angemessen war und die Darstellung um
positive Aspekte ergänzt, die man seiner Meinung nach zur SPD
in Sachen Klimapolitik nicht unterschlagen dürfe. Und
sicherlich scheint die junge SPD-Generation um Wölken und
Kühnert größere Ambitionen zu zeigen als die derzeitigen
MinisterInnen. Dennoch hat Wölken hier bewiesen, dass Einsicht
manchmal mehr Größe zeigt, als der trumpeske Versuch, mit
Buzzwords Kritik zu entwerten. Auch Sawsan Chebli, die im
Rezo-Video vorkam, bemerkte auf Twitter selbstkritisch, was
sie „für blödes Zeugs“ von sich gegeben habe.

 Das einzige, was ich @rezomusik übel nehme, ist, dass er
 zeigt, was für blödes Zeugs ich als stellv. Sprecherin von
 mir gebe und jetzt Leute mir schreiben, dass sie enttäuscht
 sind, weil ich doch kein Friedensengel bin. Hab mich bei Rezo
 schon beschwert.

 — Sawsan Chebli (@SawsanChebli) May 22, 2019

Artikelbild: Screenshots youtube.com

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Peinliches   Eigentor:                                 AfD
blamiert       sich                                    mit
Pressemitteilung

„Bunt statt blau“
Wie auf unserer Seite schon mehrfach ausführlich belegt, ist
es ein wesentlicher Bestandteil des Wahlkampfs der AfD, sich
als unfair behandeltes Opfer zu präsentieren. Besonders auf
Schulen hat man es abgesehen. Dazu gedacht sind die
Denunziations-Portale, auf welchen AfD-kritische Lehrer*innen
gemeldet werden sollen, um einen parteikonformen Unterricht zu
erzwingen. Erst kürzlich verpasste es die AfD in Berlin, sich
zu einer Schulveranstaltung rechtzeitig anzumelden und
instrumentalisierte die    eigenen   Fehler   für   ihre   Opfer-
Darstellung. Mehr dazu:

 Eklat in Berlin: Wie die AfD ihre eigenen Fehler nutzt, um
 sich als Opfer darzustellen

In Sangerhausen war es ganz ähnlich. Die Schulleiterin Storch
der Berufsbildenden Schule Mansfeld-Südharz war äußerst
überrascht, als sie von einer Pressemitteilung der AfD erfuhr,
in der es um ihre Schule ging. „Ich bin erschrocken, wie
schnell und unkompliziert man diffamiert werden kann“, sagte
sie der MZ. „Besorgte Eltern“ hätten sich an die AfD gewandt,
um das Projekt „Bunt gegen Blau“ anzukreiden.

Schwere geschütze… für nichts
Die AfD spielte das übliche Narrativ: Die Schule würde die AfD
diskriminieren. Das Vorhaben sei, so der Kreisverbandschef,
„die AfD und ihre gewählten Politiker zu diffamieren und der
rechten Szene zuzuordnen“. Die AfD, deren Farbe blau ist, sei
das Opfer von Vorurteilen an den Schulen. Es sei eine
„Diffamierungskampagne“,     ein   „zwangsweise    gebeugter“
Bildungsauftrag mit „eindeutig politischen Interessen“. Warum
das alles aus der Luft gegriffen ist? Weil es dieses Projekt
gar nicht gibt.

Es gibt kein Projekt „Bunt gegen Blau“, es gibt jedoch eines
das „Bunt statt Blau“ heißt. Es ist eine bundesweite Kampagne
der Krankenkasse DAK Gesundheit, die mit dem Slogan „Kunst
statt Komasaufen“ wirbt, bei der eine Schulklasse mitmacht.
Das Projekt gibt es seit 2010, also drei Jahre länger als die
AfD. Und es hat nichts mit Politik oder der AfD zu tun,
sondern mit Aufklärung über die Gefahren von Alkohol.
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