Keramik und Multi-Material 3D-Druck - WZR ceramic solutions ...

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Keramik und Multi-Material 3D-Druck - WZR ceramic solutions ...
Keramische Zeitschrift 04/2014                                                           233

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        W. Kollenberg*

        Keramik und Multi-Material 3D-Druck
                 der autor                                                                                                       stichwörter

                             Prof. Dr. Wolfgang Kollenberg studierte von 1974–1979 an der RWTH Aachen Mineralogie. 1984         Additive Fertigung, Keramik,
                             promovierte er an der RWTH Aachen zum Dr. rer. nat. und habilitierte 1992 an der TU Berlin. Von    Materialeffizienz, 3D-Druck,
                             1979–1987 arbeitete er an der RWTH Aachen und von 1987–1990 beim Projektträger im For-             Multi-Material 3D-Druck
                             schungszentrum Jülich. Von 1990–1996 war er in Leitungsfunktionen beim Deutschen Institut für      Keram. Z. 66 (2014) [4]
                             Feuerfest und Keramik GmbH tätig. 1996 schloss sich die Gründung der WZR ceramic solutions
                             GmbH an, die er als Geschäftsführender Gesellschafter leitet. 2005 wurde Wolfgang Kollenberg
                             zum Honorarprofessor an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ernannt. Seit 2013 leitet er den FA
                             Additive Fertigung der DGM. E-Mail: w.kollenberg@wzr.cc

               kurzfassung                                                                    abstract

        Additive Fertigungsverfahren erwecken zurzeit ein großes Interesse. Das        Ceramics and Multi-Material 3D Printing
        Lasersintern von Metallen steht unmittelbar vor der industriellen Serien-      Additive Manufacturing has become very popular during the last years.
        fertigung. Stereolithografie kann heute bereits für die Herstellung von        Laser Sintering of metals is close to industrial serial production. Ceramic
        keramischen Bauteilen genutzt werden und bietet sich als Vorstufe zum          components can be produced by Stereolithography on a small scale, with
        Spritzguss an. 3D-Druck wird beispielsweise für die Fertigung angepasster      properties comparable to injection molding. 3D printing is used to produce
        Brennunterlagen, für Knochenersatz oder Designobjekte eingesetzt. Zu den       customized kiln furniture, bone structures or design objects. By using par-
        Vorzügen der Additiven Verfahren zählt die Materialeffizienz: beim 3D-         ticle filled inks a lot of new options are possible: dense microstructure,
        Druck können die nicht mit der Tinte bedruckten und verfestigten Pulver-       locally reinforced microstructures, and combination of different properties
        anteile ohne Verlust wiederverwendet werden. Mittels FDM oder 3D-Extru-        or colors. This technique is called multi-material 3D printing. FDM and 3D
        sion können endkonturnahe Keramik-Halbzeuge für die CNC-Bearbeitung            extrusion can be used to manufacture near-net-shape semi-finished ceramic
        gefertigt werden. Der Multi-Material 3D-Druck eröffnet völlig neue Anwen-      products.
        dungsgebiete, da die Eigenschaften oder auch die Farbe eines Bauteils lokal
        verändert werden können. Durch den Einsatz Partikel gefüllter Tinten ge-
        lingt es dichte Gefüge zu erzeugen. Werden zusätzlich mehrere mit unter-
        schiedlichen Partikeln gefüllte Tinten verdruckt, können Gefügeverstärkun-
        gen und Funktionalisierungen realisiert werden. Um den Anwendern auch
        eine langfristige Perspektive zu bieten, arbeitet WZR intensiv mit Koopera-
        tionspartnern daran, den 3D-Druck als industrielles Serienfertigungsverfah-
        ren für keramische Bauteile zu etablieren.

        1 Einleitung                                         fahren entsprechend der VDI Richtlinie                Modeling), der direkte 3D-Druck, die
        Additive Verfahren zur Herstellung von               3404 bzw. der ISO/DIN 17296 benannt und               Extrusion von Pasten und das Polyjet-
        Bauteilen oder Objekten haben in den letz-           nachfolgend in ihrer Bedeutung für die Her-           Verfahren, bei dem Fotopolymere trop-
        ten Jahren außerordentlich an Popularität            stellung keramischer Komponenten disku-               fenförmig über einen Druckkopf abge-
        gewonnen. Dabei steht ein Verfahren beson-           tiert. Die Additiven Verfahren lassen sich in         setzt werden.
        ders im Blickpunkt der Öffentlichkeit, das           zwei Gruppen unterteilen [1]:                       Allen Additiven Verfahren ist eine grund-
        „Fused Deposition Modeling“ – kurz FDM               • Bei den Bindeverfahren wird zunächst              legende Prozesskette gemeinsam: das zu
        genannt. Bei diesem Verfahren werden                    eine komplette Schicht eines Materials           fertigende Bauteil wird als CAD-Modell
        Kunststoff-Filamente in einer beheizten                 (flüssig, pulvrig, fest) ausgelegt und ent-      konstruiert und anschließend in übereinan-
        Düse zur Schmelze gebracht und lagenweise               sprechend den Konturen des Objektes in           der liegende Schichten getrennt (Slicen).
        abgelegt. Die dazu notwendigen Geräte sind              geeigneter Weise verfestigt. Zu diesen Ver-      Die Konturen und die von ihnen einge-
        heute preisgünstig – sogar als Bausatz – ver-           fahren zählen die Stereolithographie, das        schlossenen Flächen werden in einem ad-
        fügbar. Damit ist die Additive Fertigung                Selektive Lasersintern, der 3D-Druck und         ditiven Verfahren schichtweise generiert,
        auch in den Hobbybereich vorgedrungen,                  das LOM-Verfahren (Laminated Object              wodurch das Bauteil Schicht für Schicht
        woraus die starke Resonanz in den Medien                Manufacturing) – ein Verfahren, bei dem          aufgebaut wird. Diese Schichten sind im
        rührt. In Presse und Fernsehen findet man               das Objekt durch Übereinanderlegen von           späteren Bauteil immer sichtbar. Selbst bei
        den Begriff „3D-Druck“ als Oberbegriff für              Papierschichten aufgebaut wird.                  sehr hoher Auflösung, also minimaler
        alle Additiven Verfahren, insbesondere wird          • Bei den Abscheidungsprozessen wird                Schichtdicke und höchster Präzision der
        er auch für das FDM Verfahren verwendet.                über eine Düse oder einen Druckkopf              Umrisse, bleiben sie erkennbar und verlei-
        In diesem Beitrag werden die Additiven Ver-             Material kontinuierlich oder tropfen-            hen den Bauteilen eine raue Oberfläche, die
                                                                förmig abgegeben und als Punkt- oder             ggf. nachbearbeitet werden kann.
                                                                Linienmuster Schicht für Schicht abge-           Nachfolgend werden relevante Verfahren
        * WZR ceramic solutions GmbH, Lise-Meitner-Str. 1,
                                                                legt. Zu diesen Prozessen rechnet man            zur additiven Herstellung von Keramik nä-
          D-53359 Rheinbach                                     das FDM-Verfahren (Fused Deposition              her beschrieben.

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Keramik und Multi-Material 3D-Druck - WZR ceramic solutions ...
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                                                                    Technologie-Forum

                                                                                                                     Um eine nachträgliche Verdichtung von                    verstä
         1                                                    2                                                      Bauteilen zu erzielen, bieten sich zwei Wege             rend
                                                                                                                     an: die Infiltration der gebrannten Keramik              der W
                                                                                                                     mit einem artgleichen Schlicker oder das                 Festig
                                                                                                                     Glasieren. Für technische Anwendungen                    chend
                                                                                                                     kommt überwiegend das Infiltrieren in Be-                stoff-E
                                                                                                                     tracht. Nach einem zweiten Brand ist die                 variie
                                                                                                                     Oberfläche in diesem Fall in einem Hori-                 dass e
                                                                                                                     zont von 0,5–1 mm dicht. Das Glasieren                   len B
                                                                                                                     kommt vorrangig bei Gebrauchs- oder De-                  stärku
        Bild 1 • Sinterschale mit Porendesign zur Reduzie-    Bild 2 • Glasierte Seifenschale, hergestellt mittels
                                                                                                                     signgegenständen zum Einsatz. Dazu wur-                  einer
        rung der Masse                                        3D-Druck
                                                                                                                     den spezielle Glasuren entwickelt die der                die Ge
                                                                                                                     Porosität des Scherbens und der thermi-                  Arbei
        2 Verfahren zur additiven                             einer neuen Lage Pulver bedeckt. Der aufge-            schen Dehnung angepasst sind (Bild 2).                   könne
        Herstellung von Keramik                               druckte Binder sorgt auch dafür, dass die                                                                       Tinte
        2.1 Stereolithografie                                 Lagen untereinander verbunden sind. Auf                2.3 Multi-Material 3D-Druck                              [4]. D
        Bei der Stereolithografie (SLA) erfolgt eine          diese Weise entsteht Schicht für Schicht der           Seit einigen Jahren wird bei WZR eine                    keiten
        langenweise Verfestigung von fotosensitiven           dreidimensionale Körper, der nach dem                  Route zur Erhöhung der Gründichte ver-                   gensch
        Polymeren mittels Licht. Dieses Verfahren ist         Aushärten des Binders von losem Pulver be-             folgt, die das vollständige Volumen der                  Durch
        für die Herstellung von Kunststoff-Bauteilen          freit werden kann.                                     Struktur betrifft: neben dem Binder werden               kann
        verbreitet, es hat seit einiger Zeit aber auch        Die WZR ceramic solutions GmbH beschäf-                auch Partikel über den Druckkopf in das                  digkei
        eine starke Relevanz für keramische Bauteile.         tigt sich seit einigen Jahren mit dem 3D-              Pulverbett gebracht. Nach der einleitend                 sert w
        Basierend auf Entwicklungsarbeiten des In-            Druck als additivem Formgebungsverfahren               aufgeführten Gliederung der Additiven Ver-               eine v
        stituts für Werkstoffwissenschaft und Werk-           zur Herstellung keramischer Bauteile, wobei            fahren in 2 Gruppen, wird somit eine Kom-                unter
        stofftechnologie der TU Wien wurde von der            der so hergestellte Grünling nachfolgend ge-           bination eines Bindeverfahrens – hier der                Tialit,
        Lithoz GmbH in Wien das „Lithography                  sintert wird. Zu den Vorteilen des Verfah-             3D-Druck – mit einem Abscheidungspro-                    beim
        based Ceramic Manufacturing (LCM)-Ver-                rens zählt, dass die durch den aufgedruckten           zess – hier dem Suspensionsdruck – reali-                Al2O3
        fahren“ zur Marktreife geführt. Hierbei               Binder verfestigten Bereiche von losem Pul-            siert. Der Suspensionsdruck wird auch als                druck
        kommen LED als Lichtquelle und nicht, wie             ver umgeben sind und dadurch keine Stütz-              „Direkter 3D-Druck“ [2] bezeichnet.                      Erwei
        bei der Stereolithografie üblich, Laser zum           strukturen, beispielsweise bei Überhängen,             Durch den Einsatz Partikel gefüllter Tinten              partik
        Einsatz. Während des Herstellungsprozesses            notwendig sind. Nicht zuletzt dadurch gibt             beim 3D-Druck gelingt es, das Gefüge auch                von M
        bilden Fotopolymere das Grundgerüst des               es nahezu keine Einschränkung in der geo-              im Inneren des Bauteils zu verdichten. Um                gehen
        Bauteils. Sie dienen dabei als Binder zwi-            metrischen Freiheit der Gestaltung.                    Partikel gefüllte Tinten verarbeiten zu                  nicht
        schen den keramischen Partikeln und er-               Die Dichte der Partikel im Pulverbett ent-             können, müssen entsprechende Druckköpfe                  Eigen
        möglichen die Formgebung sowie eine hohe              spricht in etwa der Schüttdichte des Pulvers.          eingesetzt werden. Restriktiv ist die maxi-              sonde
        Gründichte. Dadurch wird in weiterer Folge            Daher liegt die Dichte der Grünlinge deutlich          male Korngröße, die unmittelbar vom                      wie e
        eine extrem hohe Sinterdichte erreicht.
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Keramische Zeitschrift 04/2014                                                            235

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g von              verstärkten Werkstoff herzustellen. Wäh-
  Wege             rend bei der konventionellen Formgebung
                                                                   3                                                   4
ramik              der Werkstoff so ausgewählt wird, dass seine
  r das            Festigkeit für das gesamte Bauteil ausrei-
ungen              chend ist, können im 3D-Druck die Werk-
 n Be-             stoff-Eigenschaften innerhalb des Bauteils
 st die            variieren. Es konnte nachgewiesen werden,
 Hori-             dass eine lokale, dem Bereich der maxima-
 sieren            len Belastung entsprechende, Gefügever-
 r De-             stärkung (beispielsweise ZrO2 in Al2O3) zu
                                                                   Bild 3 • Elektrische Leiterbahn (Silber) in Glas-
   wur-            einer vergleichbaren Belastbarkeit führt, wie
                                                                   keramik
 e der             die Gefügeverstärkung im gesamten Bauteil.                                                          Bild 4 • Gefüge einer mittels FDM hergestellten
 ermi-             Arbeitet man mit mehreren Druckköpfen,                                                              Al2O3-Keramik
 ).                können unterschiedliche Pulver über die
                   Tinte in ein Pulverbett eingebracht werden      sind, dass die Viskosität der hier eingesetz-       sign Studio UNFOLD in Antwerpen gezeigt:
                   [4]. Dadurch entstehen völlig neue Möglich-     ten Tinten deutlich niedriger ist, als die Par-     Eine Porzellan-Masse wird in eine große
  eine             keiten Bauteile mit lokal angepassten Ei-       tikel gefüllter Tinten und dass Druckköpfe          Injektionsspritze gefüllt, diese wird über x-,
e ver-             genschaften zu konstruieren und zu fertigen.    mit sehr feinen Düsen eingesetzt werden             y- und z-Achsen verfahren während der
n der              Durch eine lokale Gefüge Modifizierung          können.                                             Kolben die Masse aus der Düse des Spritze
 erden             kann auch die Temperaturwechselbestän-                                                              fördert. Die notwendige Hard- und Soft-
 n das             digkeit (TWB) keramischer Bauteile verbes-      2.4 Keramik mittels FDM                             ware basiert auf dem open source Projekt
eitend             sert werden [5]. Dies kann nicht nur über       Das FDM-Verfahren ist das in der Öffent-            RepRap und entspricht den für FDM einge-
n Ver-             eine variable Porosität sondern auch durch      lichkeit bekannteste Additive Fertigungs-           setzten Anlagen. Diese Technik wurde auch
 Kom-              unterschiedliche Phasen, wie Mullit oder        verfahren. Bei diesem Verfahren werden üb-          vom Digitalen Produktionszentrum (dpz)
er der             Tialit, erreicht werden. Diese können reaktiv   licherweise Kunststoff Filamente in einer           der Hochschule der Bildenden Künste Saar
gspro-             beim Sintern gebildet werden, wenn in ein       beheizten Düse zur Schmelze gebracht und            realisiert.
 reali-            Al2O3-Pulverbett SiO2 bzw. TiO2 einge-          als „Schmelzfaden“ kontinuierlich abgelegt.         Dieses Verfahren, hier im Folgenden als
ch als             druckt wird.                                    Durch entsprechende Achsenbewegungen                3D-Extrusion bezeichnet, ist dem FDM
                   Erweitert man den Ansatz zur Nutzung            werden 3-dimensionale Objekte aufgebaut.            Verfahren sehr ähnlich, nur dass hier kein
Tinten             partikelgefüllter Tinten auf die Verwendung     Eine Anlage der Firma MTplus wurde bei              „Schmelzfaden“ sondern eine kalte plasti-
  auch             von Metallen, so bieten sich noch weiter-       WZR so erweitert, dass der Düse ein Granu-          sche Masse über eine Düse extrudiert und
n. Um              gehende Möglichkeiten: hierdurch können         lat zugeführt werden kann, das aus Kera-            abgelegt wird. Als Vorteil ist die Nutzbarkeit
 n zu              nicht nur mechanische und/oder thermische       mik-Pulver und Thermoplast besteht. Die             von plastischen keramischen Massen, bzw.
 köpfe             Eigenschaften im Gefüge variiert werden,        Zuführung ist so abgestimmt, dass durch             der deutlich geringere Binderanteil bei un-
 maxi-             sondern auch funktionale Eigenschaften –        die beheizte Düse ein kontinuierlicher vis-         plastischen Massen wie z.B. Al2O3 oder ZrO2
   vom             wie elektrische Leitfähigkeit, elektrischer     koser Faden abgelegt wird. Durch Abstim-            zu sehen, wodurch eine zusätzliche Entbin-
hängt.             Widerstand, magnetische Eigenschaften           mung der Parameter gelingt es, einen Grün-          derung vor dem Sintern hier nicht notwen-
 kel in            usw. – integriert werden (Bild 3). Hier kön-    ling zu erzeugen, bei dem die einzelnen La-         dig ist.
 größe             nen Erfahrungen aus der LTCC-Technik            gen eine gute Haftung zeigen. Nach dem              Um die Vor- und Nachteile dieser beiden
 orde-             genutzt werden, wo bereits Werkstoffkom-        Sintern ist zwischen den einzelnen Lagen            Verfahren besser beurteilen zu können, wur-
usätz-             binationen bekannt sind, die gemeinsam ge-      keine Trennung im Gefüge zu erkennen, es            de eine Anlage zur 3D-Extrusion durch
 rades,            sintert werden können. Verfolgt man diesen      entsteht ein dichtes, homogenes Gefüge.             WZR konzipiert und aufgebaut. Aktuell be-
 n, die            Gedanken weiter, so ist die Herstellung elek-   Von der konvexen äußeren Lagenausprä-               findet sich das Verfahren in der Erprobung.
g und              tronischer Komponenten mittels Multi-Ma-        gung geht kein Riss aus (Bild 4). Das makro-        Für die ersten Versuche wurde eine Porzel-
nen.               terial 3D-Druck eine zukünftige Option [6].     skopische Erscheinungsbild der erzeugten            lan-Masse eingesetzt. Die einbaute Injek-
 eröff-            Hierbei werden dann elektrisch leitfähige       Grünlinge ist geprägt durch die deutlich er-        tionsspritze wurde mit unterschiedlichen
 glich-            Strukturen innerhalb einer elektrisch isolie-   kennbaren konvexen Lagen.                           Düsenöffnungen im Bereich von 0,5–2 mm
Multi-             renden Matrix in einem einzigen Herstel-        Das FDM Verfahren zur Herstellung von               getestet. Mit angepassten Bewegungsge-
Wählt              lungsprozess erzeugt. Wichtig dabei ist na-     Grünlingen wird bei WZR nicht mit der               schwindigkeiten und -abständen gelingt es
al aus,            türlich die Abstimmung der Temperatur-          Zielsetzung verfolgt, unmittelbar Bauteile          eine gute Haftung der übereinander liegen-
  kann             beständigkeit des verwendeten Metalls und       herzustellen – dazu sind die Oberflächen zu         den Extrudate zu erzeugen. Nach dem Sin-
rkung              der notwendigen Sintertemperatur der ver-       uneben. Vielmehr bietet das Verfahren die           tern sind weder Risse noch Lagenbildungen
 n be-             wendeten Keramik, bzw. Glas oder Glas-          Möglichkeit endkonturnahe Halbzeuge zur             zu erkennen, vielmehr hat sich ein dichtes,
 rüber             keramik. Gleiches gilt für die thermische       anschließenden Grün- oder Weißbearbei-              homogenes Gefüge ausgebildet. Bild 5 zeigt
“ wer-             Dehnung der eingesetzten Materialien, auch      tung herzustellen. Als Vorteile sind das            die konvexe Ausprägung der einzelnen La-
weiter,            diese muss aufeinander abgestimmt sein.         dichte Gefüge und die damit verbundenen             gen im Außenbereich. Im Inneren ist keine
 en in             Eine weitere Variante des Multi-Material        guten mechanischen Eigenschaften sowie ei-          Lagenbildung zu erkennen. Somit kann
 fil des           3D-Drucks besteht darin in die Tinte nicht      ne sehr günstige Bearbeitbarkeit zu nennen.         auch dieses Additive Verfahren grundsätz-
variie-            Partikel, sondern metall-organische Verbin-                                                         lich zur Herstellung dichter keramischer
n eine             dungen zu geben, die während des Sinter-        2.5 3D-Extrusion                                    Bauteile eingesetzt werden. Es gilt jedoch die
Berei-             prozesses Metalloxide bilden und dann fein-     Einen neuen Weg keramische Werkstoffe               gleiche Einschränkung in der Geometrie wie
einem              verteilt im Gefüge vorliegen [7]. Vorteile      additiv zu verarbeiten hat erstmals das De-         bei FDM: die Seitenwände sind durch die

           233-236_TF_Kollenberg.indd 235                                                                                                                            27.08.14 15:40
Keramik und Multi-Material 3D-Druck - WZR ceramic solutions ...
236                                                         Keramische Zeitschrift 04/2014

                                                                    Technologie-Forum

                                                               Fertigung angepasster Brennunterlagen, für       nach dem Sintern ein dichtes Gefüge resul-
         5                                                     Knochenersatz oder Designobjekte einge-          tiert. Werden zusätzlich mehrere mit unter-
                                                               setzt.                                           schiedlichen Partikeln gefüllte Tinten ver-
                                                               Zu den Vorzügen der Additiven Verfahren          druckt, können Gefügeverstärkungen und
                                                               zählt die Materialeffizienz. Unter diesem        Funktionalisierungen realisiert werden. Die
                                                               Aspekt ist für keramische Werkstoffe gerade      sich dadurch bietenden Möglichkeiten, sto-
                                                               der 3D-Druck zu nennen. Die nicht mit der        ßen zurzeit auf ein sehr großes Interesse.
                                                               Tinte bedruckten und verfestigten Pulver-        Um den Anwendern auch eine langfristige
                                                               anteile können ohne Verlust wiederverwen-        Perspektive zu bieten, arbeitet WZR intensiv
                                                               det werden. Der Anteil organischer Binder        mit Kooperationspartnern daran, den 3D-
                                                               ist gering, so dass neben dem Sinterbrand        Druck als industrielles Serienfertigungs-
        Bild 5 • Porzellan mittels 3D-Extrusion hergestellt    keine zusätzliche Entbinderung notwendig         verfahren für keramische Bauteile zu etab-
                                                               ist. Darüber hinaus bietet das Verfahren         lieren.
                                                               aufgrund der geometrischen Freiheiten die
        übereinander liegenden konvexe Bahnen ge-              Möglichkeit, Bauteile nach bionischen An-
                                                                                                                Literatur
        prägt. Ist dieser Effekt für das fertige Bauteil       sätzen zu realisieren, indem Masse in wenig      [1] Warnier, C., Verbruggen, D., Ehmann, S., Klanten,
        nicht erwünscht, bietet sich auch dieses Ver-          belasteten Bereichen durch Bildung einer             R. (Hrsg.): Dinge Drucken – Wie 3D-Drucken das
        fahren in erster Linie für die Herstellung             Makro- und Mikroporen- Struktur signifi-             Design verändert. Gestalten Verlag, Berlin (2014)
                                                                                                                [2] Ebert, J., Ozkol, E., Zeichner, A., Uibel, K., Weiss,
        von endkonturnahen Halbzeugen an. Wel-                 kant reduziert wird. Das Thema „Material-            O., Koops, U., Telle, R., Fischer, H.: Direct inkjet
        ches der beiden Verfahren vorzuziehen ist,             effizienz“ steht beim Ansatz endkonturnahe           printing of dental prostheses made of zirconia. Jl.
        sollen weitere Studien zeigen.                         Halbzeuge für die CNC-Bearbeitung mittels            Dent. Res. 88 (2009) 88 [7] 673–676
                                                                                                                [3] Kollenberg, W.: DE 102008028742 B4
                                                               FDM oder 3D-Extrusion herzustellen eben-         [4] Kollenberg, W., Polsakiewicz, D.: Ceramic Micro-
        3 Additive Fertigung bei WZR                           falls im Fokus.                                      structure Design by Functionalized 3D-Printing.
        Additive Fertigungsverfahren erwecken zur-             Neben dem „konventionellen“ 3D-Druck                 DDMC, Berlin (2012)
                                                                                                                [5] Polsakiewicz, D., Kollenberg, W.: Improvement of
        zeit ein enormes öffentliches Interesse. In            führt WZR zahlreiche kundenspezifische               thermo shock resistance by three dimensional
        der technischen Anwendung steht das La-                Weiterentwicklungen des Multi-Material               graded structures, 54th Internat. Colloquium of
        sersintern von Metallen unmittelbar vor der            3D-Druckes durch, der völlig neue Anwen-             Refractories, Aachen (2011)
                                                                                                                [6] Polsakiewicz, D., Kollenberg, W.: LTCC-Based Pa-
        industriellen Serienfertigung. Stereolitho-            dungsgebiete eröffnet, da die Eigenschaften          ckaging by Functionalized 3D-Printing. DDMC, Berlin
        grafie kann heute bereits für die Herstellung          oder auch die Farbe eines Bauteils lokal ver-        (2014)
        von keramischen Bauteilen genutzt werden               ändert werden können. Durch den Einsatz          [7] Kollenberg, W.: DE 102012219989 A1

        und bietet sich als Vorstufe zum Spritzguss            Partikel gefüllter Tinten gelingt es die Dich-
        an. 3D-Druck wird beispielsweise für die               te des Grünlings soweit zu erhöhen, dass                                    Eingegangen: 04.08.2014

                                                          Ins e re nte nve r zeIchnIs

           ECRef European Centre for Refractories GmbH                                                 D-Höhr-Grenzhausen                                      210
           Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH & Co KG                                                  D-Hardheim                                               U1
           ESK-SIC GmbH                                                                                D-Frechen                                               205
           Expert Fachmedien GmbH                                                                      D-Düsseldorf                                             U2
           Goerg & Schneider GmbH & Co. KG                                                             D-Siershahn                                             211
           Adolf Gottfried Tonwerke GmbH Gottfried Feldspat GmbH                                       D-Großheirath                                           215
           Fr. Jacob Söhne GmbH & Co. KG                                                               D-Porta Westfalica                                      207
           LAEIS GmbH                                                                                  D-Wecker                                                201
           Linn High Therm GmbH                                                                        D-Eschenfelden                                          213
           LUM GmbH                                                                                    D-Berlin                                                203
           MUT Advanced Heating GmbH                                                                   D-Jena                                                   U4
           NETZSCH-Gerätebau GmbH                                                                      D-Selb                                                  199
           Nürnberg Messe GmbH                                                                         D-Nürnberg                                              225
           Reed Exhibitions Deutschland GmbH                                                           D-Düsseldorf                                            231
           Rimini Fiera S.p.A.                                                                         I-Rimini                                                 U3
           Sachverständigenbüro Gernandt · Osterkamp · Stengert                                        D-Porta Westfalica                                      204
           Stephan Schmidt KG                                                                          D-Dornburg-Langendernbach                               209
           Unifair Exhibition Service Co. Ltd.                                                         CN-Guangzhou                                            214
           ZZ Wancor AG                                                                                CH-Regensdorf                                           217
           Waters GmbH UB TA Instruments                                                               D-Eschborn                                              219

233-236_TF_Kollenberg.indd 236                                                                                                                                      27.08.14 15:40
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