KFW-INNOVATIONSBERICHT MITTELSTAND 2020 CORONA-KRISE BREMST INNOVATIONEN IM MITTELSTAND - KFW RESEARCH
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KfW Research KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2020 Corona-Krise bremst Innovationen im Mittelstand
Impressum Herausgeber KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft Palmengartenstraße 5-9 60325 Frankfurt am Main Telefon 069 7431-0, Telefax 069 7431-2944 www.kfw.de Redaktion KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft research@kfw.de Autor Dr. Volker Zimmermann Telefon 069 7431-3725 ISSN 2366-7397 Copyright Titelbild Quelle: Getty Images / Fotograf Martin Barraud Frankfurt am Main, Juni 2021
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 3 2. Innovationsaktivitäten während der Corona-Krise 5 3. Entwicklung der Innovationstätigkeit vor der Corona-Krise 11 4. Entwicklung der Innovationsausgaben vor der Corona-Krise 15 5. Entwicklung der FuE-Tätigkeit vor der Corona-Krise 17 6. Fazit 21 Anhang 25
Die Innovatorenquote im Mittelstand ist seit rund an- als Unternehmen ohne Innovationen (Saldo: derthalb Jahrzehnten rückläufig. Seit ihrem Höchst- -21 Punkte). stand im Zeitraum 2004–2006 ging der Anteil inno- vativer Mittelständler bis 2017–2019 um knapp die Die Bedeutung der Finanzierung als Innovations- Hälfte zurück (-49 %). Dagegen nehmen die gesamt- hemmnis dürfte gerade auch nach Überwindung der wirtschaftlichen Innovations- und FuE-Ausgaben im akuten Krisenphase weiter an Bedeutung gewinnen: selben Zeitraum nahezu kontinuierlich zu.1 Die Inno- Aufgrund der angespannten Liquiditätslage und der vationstätigkeit in der Breite der Wirtschaft schwindet höheren Verschuldung der Unternehmen nach der somit, während sich die Innovationsanstrengungen Krise verschärft sich der Zielkonflikt zwischen dem auf immer weniger und hauptsächlich große Unter- Wunsch nach einer höheren Krisenresilienz und der nehmen konzentrieren. Notwendigkeit zu verstärkten Investitionen in die zu- künftige Wettbewerbsfähigkeit. Verstärkte finanzielle Auch während der Corona-Krise gingen die Innovati- Anreize der Innovationspolitik werden daher notwen- onsaktivitäten im Mittelstand weiter zurück; 27 % der dig sein, damit Innovationsvorhaben nicht noch häu- Mittelständler haben ihre Innovationsanstrengungen figer als bereits vor der Krise hintenangestellt wer- gegenüber 2019 gedrosselt. Dem stehen nur 12 % den. der Mittelständler mit gesteigerten Innovationsaktivi- täten gegenüber. Insbesondere Unternehmen mit Außerdem bremst gerade in der Breite des Mittel- weniger als 5 Beschäftigten (Saldo aus Steigerung stands – unter den Unternehmen ohne eigene For- abzgl. Verringerung: -17 Punkte) haben ihre Innova- schung und Entwicklung (FuE) – der Fachkräfteman- tionsanstrengungen zurückgefahren (ggü. -1 Punkt gel in Kombination mit fehlendem technischen bei Mittelständlern mit 50 und mehr Beschäftigten). Knowhow und fehlenden Marktinformationen die In- Auch reduzieren gerade jene Unternehmen ihre In- novationstätigkeit. Fördermaßnahmen zum Aufbau novationstätigkeit, die stark von der Krise betroffen der Innovationskompetenz dieser Unternehmen sind und ausgeprägte Liquiditätsengpässe aufwei- müssen daher ausgeweitet werden. Ansatzpunkte sen (Saldo: -34 Punkte, ggü. -8 Punkte bei Unter- sind hier Maßnahmen zur Stärkung der Aus- und nehmen mit ausreichender Liquidität) sowie jene, Weiterbildung, der Aufnahmefähigkeit externen Wis- die mit einer langen Krisendauer rechnen (Saldo: sens und die Förderung von organisatorischen Inno- -31 Punkte). Dies zeigt, dass Finanzierungsschwie- vationen, die durch Verbesserungen der Arbeits- und rigkeiten in der Krise maßgeblich für den Rückgang Unternehmensorganisation die Innovationsfähigkeit der Innovationstätigkeit sind. Dagegen fahren Mittel- dieser Unternehmen als Ganzes – d. h. unabhängig ständler, die bereits vor Corona erfolgreich Innova- von der Durchführung konkreter Innovationsvorha- tionen hervorgebracht haben, mit einem Saldo von ben – stärken. -4 Punkten ihre Innovationstätigkeit seltener zurück Seite 1
1. Einleitung Innovationen sind Treiber von Wachstum und als Ganzes gesichert wird. Auch die Beschäftigten pro- Wohlstand fitieren von den Innovationen ihrer Unternehmen: Sie Innovationen treiben in einer gesamtwirtschaftlichen verdienen in innovativen Unternehmen höhere Löhne.6 Betrachtung das Wirtschaftswachstum und die Produk- tivitätsentwicklung voran und beschleunigen den struk- Innovationen sind mehr als Forschung und Ent- turellen Wandel.2 In entwickelten Volkswirtschaften gel- wicklung ten sie daher als Garanten für die Sicherung und Meh- Innovationen sind daher nicht nur Neuerungen, die auf rung des erreichten Wohlstands.3 Deutschland als Forschung und Entwicklung (FuE) basieren, wie bei- hochentwickeltes Land ohne eigene Rohstoffvorkom- spielsweise Spezialgeräte zur Messung von Luftparti- men muss daher auf zentralen wirtschaftlichen Feldern keln oder Spezialmaschinen zur Herstellung von Emul- seinen technologischen Vorsprung sichern bzw. gege- sionen, wie Salben oder Cremes. Gerade mittelständi- benenfalls einen solchen aufbauen. Darüber hinaus sche Unternehmen bringen Innovationen häufig ohne tragen Innovationen zur Lösung gesellschaftlicher Her- eigene Forschungstätigkeit aus dem normalen Produk- ausforderungen bei, wie etwa dem Klimawandel, der tionsprozess heraus oder in Zusammenarbeit mit Kun- Gesundheitsfürsorge oder der demografischen Ent- den und Zulieferern hervor ("learning-by-doing, using wicklung. and interacting").7 Eine solche Innovation, die durchaus komplex sein kann, stellt beispielsweise ein neues, mo- Aus Sicht eines Unternehmens sind Innovationen eine biles und einfach zu handhabendes Gerät zum Heben wichtige Stellschraube, um sich im Wettbewerb zu po- von Lasten auf Baustellen oder die Weiterentwicklung sitionieren. Sie eröffnen neue Absatzpotenziale und von Filteranlagen für die Lebensmittel- und Pharmain- verbessern den Einsatz von Ressourcen. Zahlreiche dustrie dar. Auch die Anpassung von Produkten und Studien belegen, dass Innovationen die Zahl der Be- Dienstleistungen an spezifische Kundenwünsche oder schäftigten, den Umsatz, die Rendite und die Produkti- die Einführung von neuen Dienstleistungen, wie die vität von Unternehmen steigern.4 Das gilt nicht nur für Aufnahme eines Lieferservices, stellen Innovationen Unternehmen, die an der Spitze des technologischen dar. Ein neues oder verbessertes Produkt (inklusive Fortschritts stehen, sondern auch für Unternehmen, die Dienstleistung) oder ein neuer bzw. verbesserter Pro- Innovationen ohne eigene FuE hervorbringen.5 Auch zess gelten dann als Innovation, wenn es bzw. er für der Diffusion neuer Technologien in der Wirtschaft das betreffende Unternehmen neu oder in grundlegen- kommt somit eine wichtige Bedeutung zu. Nicht zuletzt, den Merkmalen wesentlich verbessert ist.8 weil dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft Seite 3
2. Innovationsaktivitäten während der Corona-Krise Rückläufige Innovationsaktivitäten nach anfängli- nahme (10 %) gegenüber der Situation vor Corona chem Innovationsschub durch Corona (Grafik 1). Diese Entwicklung bestätigt sich in den Zu Beginn der Corona-Pandemie konnte – ähnlich wie nachfolgenden Zusatzerhebungen. In der aktuell im bei der Digitalisierung – ein Schub bei den Innovations- Mai 2021 durchgeführten Befragung beläuft sich der aktivitäten ermittelt werden. Viele Unternehmen führten Anteil der Mittelständler, der im Krisenverlauf die Inno- in einer kurzen Zeitspanne nach Ausbruch der Pande- vationsaktivitäten gedrosselt oder ganz eingestellt hat, mie in Deutschland Prozessinnovationen ein. Ein etwas auf 27 %. Dem stehen nur 12 % der Mittelständler mit kleinerer Teil reagierte auch mit neuen oder verbesser- ausgeweiteten oder (wieder) aufgenommen Innovati- ten Produkten sowie mit Geschäftsmodellinnovatio- onsaktivitäten gegenüber. Ein Fünftel der Unternehmen nen.9 Für die Unternehmen war es von entscheidender hat bis Mai 2021 die Innovationstätigkeit unverändert Bedeutung, flexibel auf Nachfragerückgänge und Lie- beibehalten, während 40 % unverändert keine Innovati- ferengpässe und weitere Anforderungen der Pandemie onsaktivitäten aufweisen. Dieser Befund wird von der zu reagieren. Welch große Bedeutung die Reaktion auf ZEW Innovationserhebung aus dem Frühjahr 2020 ge- die Krisensituation für die Durchführung dieser Innova- stützt: Dort geben gerade kleine und mittlere Unterneh- tionsaktivitäten zu Beginn der Krise hatte, lässt sich men an, dass sie planen, ihre Innovationsausgaben in daran ablesen, dass vor allem Unternehmen mit star- den Jahren 2020 und 2021 zu drosseln.10 ken Umsatzeinbußen Innovationen hervorgebracht ha- ben. Stark von der Krise betroffene Mittelständler schränken Innovationsaktivitäten ein Grafik 1: Entwicklung der Innovationsaktivitäten im Die Untersuchung der Entwicklung der Innovationsakti- Zuge der Corona-Pandemie vitäten nach der Krisenbetroffenheit zeigt, dass mit zu- Anteile in Prozent nehmender Betroffenheit der Anteil der Unternehmen, der seine Innovationsaktivitäten während der Krise zu- rückfährt, deutlich steigt. So reduzieren von den exi- Mai 2021 12 20 27 40 stenziell von der Krise betroffenen Mittelständlern 61 % ihre Innovationsaktivitäten. Unter den nicht oder nur Januar 2021 13 15 28 44 gering Betroffenen beläuft sich dieser Wert auf lediglich 10 % (Grafik 2). September 2020 10 17 25 47 Grafik 2: Entwicklung der Innovationsaktivitäten nach dem Ausmaß der Betroffenheit 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Anteile in Prozent Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten Verringert / eingestellt Unverändert keine Existenzielle Bedrohung des Unternehmens 11 8 65 17 Anmerkung: mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte. Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2020, 3. bis 5. Sondererhebung, eigene Berechnungen Gravierende Betroffenheit 14 25 29 32 Um zu untersuchen, wie sich die Innovationsaktivitäten im weiteren Verlauf der Pandemie entwickelt haben, hat KfW Research unterjährig Zusatzbefragungen zum Geringe bzw. keine Betroffenheit 10 22 10 58 KfW-Mittelstandspanel durchgeführt (Kasten: Corona- Sonderbefragungen im KfW-Mittelstandspanel). 0 20 40 60 80 100 Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten Zentrales Ergebnis dieser Befragungen ist, dass sich Eingestellt / verringert Unverändert keine dieser anfängliche Innovationsschub im weiteren Pan- Anmerkung: mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete demieverlauf jedoch nicht fortsetzt. Bereits im Septem- Werte. ber 2020 melden mit 25 % mehr Mittelständler eine Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2020, 5. Sondererhebung (Mai 2021), Verringerung (inklusive Einstellung) ihrer Innovations- eigene Berechnungen aktivitäten als eine Steigerung bzw. (Wieder-)Auf- Seite 5
KfW Research der Gruppe der Unternehmen mit einer noch längeren Der Anteil der Mittelständler mit Ausweitungen ihrer In- Liquiditätsreichweite. novationsaktivitäten liegt in der mittleren Gruppe – der „gravierend“ betroffenen Unternehmen – zwar etwas Die hohe Bedeutung der Verfügbarkeit interner Mittel höher als in den anderen Gruppen. Jedoch gilt im für die Durchführung von Innovationsaktivitäten unter Saldo (Unternehmen mit Ausweitung abzüglich Unter- Corona bestätigt sich auch in anderen Erhebungen. nehmen mit Verringerung der Innovationsaktivitäten), Laut der ZEW-Konjunkturumfrage Informationswirt- dass mit zunehmender Betroffenheit von der Krise die schaft sind fehlende interne Mittel der mit Abstand Innovationsaktivitäten der mittelständischen Unterneh- wichtigste Auslöser für Einschränkungen der Innovati- men zurückgefahren werden. So halten sich bei den onsaktivitäten in den dort untersuchten Wirtschafts- kaum oder gering von der Corona-Krise betroffenen zweigen.13 Mittelständlern jene mit Ausweitung bzw. mit Drosse- lung der Innovationsaktivitäten die Waage (jeweils Grafik 3: Entwicklung der Innovationsaktivitäten 10 %). Bei den gravierend Betroffenen beläuft sich das nach der Reichweite der Liquidität Saldo auf -15 Punkte, während bei den existenziell be- Anteile in Prozent troffenen Unternehmen mit -54 Punkten im Saldo jene Unternehmen deutlich überwiegen, die ihre Innovati- onsanstrengungen zurückfahren. Maximal 2 Monate 8 17 51 24 Ein Grund dafür dürfte sein, dass insbesondere in Zei- ten einer schlechten konjunkturellen Entwicklung Un- Über 2 Monate bis unter 1 Jahr 19 20 28 33 ternehmen zögern, Produktinnovationen auf den Markt zu bringen. Denn Produktinnovationen setzen sich in solchen Phasen nur schlecht am Markt durch.11 Auch 1 Jahr und länger 9 23 17 52 ist es möglich, dass das Arbeiten unter Corona selbst etwaige Innovationsaktivitäten behindert, etwa weil Maßnahmen zum Infektionsschutz die Zusammenar- 0 20 40 60 80 100 Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten beit im Unternehmen und mit Kooperationspartnern er- Eingestellt / verringert Unverändert keine schweren (z. B. Hygienevorschriften, Homeoffice). Anmerkung: mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Fehlende Liquidität bremst die Innovations- Werte. aktivitäten, … Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2020, 5. Sondererhebung (Mai 2021), Der wichtigere Grund dürfte jedoch sein, dass den Un- eigene Berechnungen ternehmen mit zunehmender Krisenbetroffenheit die fi- nanziellen Mittel für die Durchführung von umfangrei- Corona-Sonderbefragung im KfW-Mittelstands- chen Innovationsaktivitäten fehlen. Denn Umsatzrück- panel gänge haben zu Einschränkungen der Liquidität bei mittelständischen Unternehmen geführt.12 Die hier ausgewerteten Sonderbefragungen im Rah- men des KfW-Mittelstandspanels wurden am So schränken Mittelständler, deren Liquidität – voraus- 1.–14. 9. 2020, 12.–22.1.2021 und am 3.–14.5.2021 gesetzt, dass die aktuelle Situation weiter wie zum Be- als Onlinebefragung durchgeführt. Sie hatten jeweils fragungszeitunkt andauert – maximal noch weitere die aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise zum zwei Monate ausreicht, mit im Saldo -43 Punkten ihre Inhalt. Befragt wurden alle Unternehmen, die am Innovationsaktivitäten am häufigsten ein. Unter den KfW-Mittelstandspanel teilnehmen und zu denen Unternehmen mit einer Reichweite der vorhandenen eine valide E-Mail-Adresse bekannt ist. Aufgrund der Liquidität von bis zu einem Jahr oder noch länger, be- Anbindung an den Grunddatensatz des KfW-Mittel- trägt dieser Saldo lediglich -8 bzw. -9 Punkte (Grafik 3). standspanels14 können die Befragungsergebnisse auf die Grundgesamtheit der mittelständischen Un- Auch bezüglich der Reichweite der Liquiditätsreserven ternehmen hochgerechnet werden. zeigt sich, dass die Gruppe der mittelstark belasteten Hinsichtlich der Innovationsaktivitäten wurde den Unternehmen ihre Innovationsanstrengungen am häu- Unternehmen in einem Erläuterungstext dargelegt, figsten ausweitet. Jedoch liegt in dieser Gruppe von was unter Innovation zu verstehen ist und dabei ex- Unternehmen auch der Anteil mit Drosselung der Inno- plizit auf die neue Innovationsdefinition der OECD vationsaktivitäten mit 28 % bereits deutlich höher als in unter Einschluss von Marketing- und Seite 6
KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2020 organisatorischen Innovationen hingewiesen. Die auch der Anteil der Mittelständler mit Steigerungen der Entwicklung der Innovationsaktivitäten wurde dann Innovationsanstrengungen geringfügig zu. Diese Zu- wie folgt erhoben: nahme kann den Anteil der reduzierenden Mittelständ- ler jedoch nicht annähernd (über-)kompensieren. Hat die Corona-Krise Auswirkungen auf Ihre Innova- tionsaktivitäten? Grafik 4: Entwicklung der Innovationsaktivitäten nach der erwarteten Dauer, bis die Folgen der Co- Dabei standen die folgenden Antwortmöglichkeiten rona-Pandemie überwunden sind zur Auswahl: Anteile in Prozent − die Innovationsaktivitäten wurden vollständig ein- gestellt, Mehr als 8 Monate 15 11 46 28 − die Innovationsaktivitäten wurden gegenüber der Situation vor der Corona-Krise zurückgefahren, − die Innovationsaktivitäten wurden gegenüber der Innerhalb der kommenden 8 Monate 13 16 33 38 Situation vor der Corona-Krise nahezu unverän- dert beibehalten, 5 Nicht betroffen bzw. − die Innovationsaktivitäten wurden gegenüber der bereits erholt 11 19 65 Situation vor der Corona-Krise gesteigert, − die Innovationsaktivitäten wurden im Zuge der Co- 0 20 40 60 80 100 Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten rona-Krise (wieder) aufgenommen, nachdem wir Eingestellt / verringert Unverändert keine vor der Corona-Krise keine Innovationsaktivitäten Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete durchgeführt haben. Werte. Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2020, 4. Sondererhebung (Januar Für die Analyse wurden die Antwortmöglichkeiten 2021), eigene Berechnungen „vollständig eingestellt“ und „zurückgefahren“ sowie „wieder aufgenommen“ und „gesteigert“ zur Erhö- Große Mittelständler sind auch unter Corona häufig hung der Übersichtlichkeit zusammengefasst. Vorreiter Ähnlich zu den Befunden vor der Corona-Pandemie unterscheidet sich die Entwicklung der Innovationsakti- … ebenso eine lange erwartete Krisendauer vitäten zwischen großen und kleinen Mittelständlern Diese Ergebnisse werden dadurch bestätigt, dass auch deutlich. Mit zunehmender Unternehmensgröße sinken mit einer zunehmenden erwarteten Krisendauer mittel- insbesondere die Anteile der Unternehmen, die ihre ständische Unternehmen im Saldo ihre Innovationsakti- Aktivitäten zurückfahren. Gleichzeitig steigen die An- vitäten zurückfahren. Auch hierfür dürfte die ange- teile der Unternehmen, die ihre Innovationsaktivitäten spannte finanzielle Lage der primäre Auslöser sein. Die beibehalten, während die Anteile jener, die keine Aktivi- Unternehmen rechnen damit, dass ihre Umsatzeinbu- täten aufweisen, zurückgehen (Grafik 5). Vor allem ßen anhalten und damit ihre Liquiditätssituation weiter- große Mittelständler haben mit 20 % im Vergleich zu hin angespannt bleiben wird. Sie versuchen daher ihre vor Corona ihre Innovationsaktivitäten ausgeweitet. Der internen Mittel über einen längeren Zeitraum zu vertei- Anteil der Unternehmen mit einer Drosselung der Inno- len. vationsaktivitäten sinkt von 29 % in der Gruppe der kleinen Mittelständler (weniger als 5 Beschäftigte) bis So kann in der Zusatzbefragung vom Januar 2021 er- auf 21 % bei den Mittelständlern mit 50 oder mehr Be- mittelt werden, dass mit zunehmender, erwarteter Kri- schäftigten. sendauer der Anteil der Mittelständler, der seine Inno- vationsaktivitäten zurückfährt, deutlich von 5 auf 46 % zunimmt (Grafik 4). Parallel dazu sinkt auch der Anteil der Unternehmen, der seine Innovationsaktivitäten bei- behält. Zwar nimmt mit zunehmender Krisendauer Seite 7
KfW Research Grafik 5: Entwicklung der Innovationsaktivitäten (-14 Punkte) ihre Innovationsaktivitäten ähnlich oft ein nach Unternehmensgröße (Grafik 6). Im am häufigsten existenziell von Corona Anteile in Prozent betroffenen Handel liegt dieser Saldo bei -4 Punkten. Grund für den geringeren Rückgang dürfte sein, dass Handelsunternehmen generell seltener als die bereits Unter 5 Beschäftigte 12 19 29 41 genannten Wirtschaftszweige Innovationen hervorbrin- gen. Mit 47 % liegt hier der Anteil der Unternehmen, 5 bis unter 10 Beschäftigte 12 21 26 40 der unverändert keine Innovationsaktivitäten durchführt deutlich höher als im Verarbeitenden Gewerbe und bei 10 bis unter 50 Beschäftigte 13 31 24 32 den Dienstleistungsunternehmen. Auch beim generell hinsichtlich Innovationen zurückhaltenden und ver- 50 und mehr Beschäftigte 20 33 21 27 gleichsweise wenig von der Pandemie betroffene Bau- 0% 50 % 100 % gewerbe liegt der Saldo aus Unternehmen, die ihre In- Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten novationsaktivitäten ausweiten bzw. zurückfahren, in Eingestellt / verringert Unverändert keine einem ähnlichen Bereich (Saldo: -7 Punkte). Anmerkung: mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Innovative Mittelständler reagieren auch auf Krisen Werte. mit erhöhten Innovationsanstrengungen Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2020, 5. Sondererhebung (Mai 2021), Abschließend weiten Unternehmen, die in den zurück- eigene Berechnungen liegenden Jahren erfolgreich Innovationen hervorge- Neben den generell geltenden Gründen weshalb kleine bracht haben, auch unter Corona ihre Innovationsan- Unternehmen weniger Innovationsaktivitäten aufweisen strengungen häufiger aus als Unternehmen für die dies (siehe Kapitel 3) dürfte diese Beobachtung darauf zu- nicht gilt. Mit 24 % liegt der Anteil der Unternehmen mit rückzuführen sein, dass gerade kleine Mittelständler Ausweitung ihrer Innovationsaktivitäten unter den ehe- häufig über geringere finanzielle Ressourcen verfügen maligen Innovatoren nahezu 3,5-mal höher als unter und daher von den Auswirkungen der Krise häufiger den Nicht-Innovatoren (Grafik 7). Insgesamt halten sich existenziell betroffen sind als größere Mittelständler.15 unter den in der Vergangenheit bereits innovativen Un- ternehmen, jene die ihre Innovationsaktivitäten auswei- Grafik 6: Entwicklung der Innovationsaktivitäten ten und jene die sie drosseln, nahezu die Waage nach Wirtschaftszweig (Saldo -3 Punkte). Unter den Mittelständlern ohne Inno- Anteile in Prozent vationen vor der Krise fällt dieser Saldo mit -21 Punkten dagegen deutlich negativer aus. Verarbeitendes Gewerbe 13 29 26 32 Grafik 7: Entwicklung der Innovationsaktivitäten Bau 6 14 13 67 nach zurückliegender erfolgreicher Innovationstä- tigkeit Handel 16 18 20 47 Anteile in Prozent Dienstleistungen 12 20 31 37 Kein Innovator 7 15 28 51 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten Eingestellt / verringert Unverändert keine Innovator 2017–2019 24 33 27 16 Anmerkung: mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte. 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2020, 5. Sondererhebung (Mai 2021), Gesteigert / (wieder) aufgenommen Unverändert beibehalten eigene Berechnungen Eingestellt / verringert Unverändert keine Bei den Wirtschaftszweigen bremsen im Saldo (Unter- Anmerkung: mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete nehmen mit Ausweitung abzüglich Unternehmen mit Werte. Verringerung der Innovationsaktivitäten) Dienstlei- Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2020, 5. Sondererhebung (Mai 2021), stungsunternehmen ihre Innovationsaktivitäten am eigene Berechnungen häufigsten (Saldo: -19 Punkte). Auch im – in normalen Zeiten sehr innovationsaktiven – Verarbeitenden Ge- Die Fähigkeit und der Wille auf Veränderungen der werbe schränken die Unternehmen im Saldo Marktsituation mit Innovationen zu reagieren sind somit unternehmensspezifisch. Sie sind eng mit erfolgreicher Seite 8
KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2020 Innovationstätigkeit in der Vergangenheit verknüpft. Die vationen grundlegend von jener auf die Digitalisie- Fähigkeit zu Innovationen stärkt somit auch die Resili- rungsaktivitäten, bei denen im Saldo eine Ausweitung enz dieser Unternehmen in akuten Krisen16 und trägt ermittelt werden konnte.17 Grund für die bremsende so nach einer Krise dazu bei, mit einer verbesserten Wirkung auf Innovationen dürfte in erster Linie sein, Wettbewerbsfähigkeit Boden gegenüber Konkurrenten dass einerseits die Krise dazu führte, dass liquide Mit- gut zu machen. tel zur Finanzierung von Innovationsvorhaben knapp sind. Andererseits dürften viele Unternehmen gerade in Corona-Krise belastet die Innovationstätigkeit der Krise verstärkt auf Digitalisierung gesetzt haben, da Diese Untersuchungen zeigen, dass sich die Corona- Digitalisierungsmaßnahmen im besonderen Maß unter Krise nach einem anfänglichen Innovationsschub ein- den Pandemiebedingungen beitragen konnten, kurzfri- deutig bremsend auf die Innovationsaktivitäten aus- stig auf Nachfragerückgänge und Lieferengpässe zu wirkt. Mit zunehmender Krisenbetroffenheit und zuneh- reagieren, Distanz zu wahren und die Sichtbarkeit für mend angespannter Liquiditätslage werden Innovati- Kunden und Kooperationspartner sicherzustellen. 18 onsanstrengungen im Mittelstand zurückgefahren. Da- mit unterscheidet sich die Wirkung der Krise auf Inno- Seite 9
3. Entwicklung der Innovationstätigkeit vor der Corona-Krise Innovatorenquote im langfristigen Vergleich In der langfristigen Betrachtung zeigt sich jedoch trotz rückläufig der Ausweitung der Innovationsdefinition ein rückläufi- Der Anteil der Innovatoren im Mittelstand beläuft sich ger Trend. Mit einem Anteil von 43 % lag die Innova- nach der neuen OECD-Definition auf 22 % (Grafik 8).19 torenquote in der Periode 2004/2006 selbst nach der Die Innovatorenquote misst den Anteil jener Unterneh- engeren, alten Definition beinahe doppelt so hoch wie men, die in den zurückliegenden drei Jahren minde- vor der Corona-Krise. stens eine Innovation hervorgebracht haben. Gegen- über der Vorjahreserhebung zählen nun auch Unter- Neue Innovationsdefinition der OECD nehmen mit Marketing- und organisatorischen Innova- tionen zur Innovatorenquote (Kasten: Neue Innovati- Die weltweit gängige Innovationsdefinition wurde von onsdefinition der OECD). Daher ist ein direkter Ver- der OECD entwickelt. Sie bildet die Grundlage der gleich mit den Ergebnissen der Vorperiode (2016– Erhebung der Innovationstätigkeit in den EU- und 2018: 19 %) nicht möglich. Allerdings liegt die aktuelle vielen weiteren Ländern. Sie wird auch im KfW-Mit- Innovatorenquote trotz der erweiterten Definition noch telstandspanel verwendet. niedriger als im Zeitraum davor (2015–2017: 23 %). Die Anzahl der mittelständischen Innovatoren beträgt Im Jahr 2018 hat die OECD die Innovationsdefinition somit aktuell knapp 840.000 Unternehmen. Im Jahr geändert.21 Auch organisatorische und Marketingin- 2019 hatte sich die Konjunktur bereits vor der Corona- novationen gelten nun als Produkt- bzw. Prozessin- Pandemie etwas abgeschwächt. Dies dürfte die Inno- novationen. Der überwiegende Teil der Marketing- vationstätigkeit im Vergleich zu den Vorjahren ge- und organisatorischen Innovationen wird zu den Pro- bremst haben.20 Diesem Effekt steht die Ausweitung zessinnovationen gezählt. Maßgebliche Veränderun- der Innovationsdefinition gegenüber. Im Ergebnis kann gen im Design zählen jedoch zu den Produktinnova- ein gegenüber der Vorperiode etwas höherer Innova- tionen. torenanteil gemessen werden. In der aktuellen Erhebung des KfW-Mittelstandspa- Grafik 8: Entwicklung der Innovatoren im Mittel- nels für das Jahr 2019 sowie in den unterjährigen stand Sonderbefragungen zur Entwicklung der Innovati- Anteile in Prozent onsaktivitäten während der Corona-Krise wird diese Definitionsänderung erstmalig berücksichtigt. Die 50 Ausweitung des Innovationsbegriffs hat zur Folge, 42 43 36 dass mehr Aktivitäten als Innovation gelten, sodass 40 der gemessene Innovatorenanteil typischerweise – 2932 30 29 etwa bei einer unveränderten konjunkturellen Lage – 28 29 23 27 30 höher liegt als vor der Definitionsänderung. 23 22 20 Gegenüber dem Höchststand 2004/2006 entwickelte 19 sich die Innovatorenquote vor allem in der 2. Hälfte der 10 2000er-Jahre stark rückläufig. Mit dem Überwinden der Wirtschafts- und Finanzkrise sprang auch der Innova- 0 torenanteil zunächst wieder hoch. Danach setzte sich der Rückgang – wenn auch mit verminderter Ge- schwindigkeit – allerdings fort. In den letzten Jahren vor der Änderung der Innovatorendefinition hatte sich Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete der Rückgang der Innovatorenquote wiederum be- Werte; ab 2017/2019 mit neuer OECD-Definition: Innovatoren inklu- schleunigt. sive Marketing- und organisatorischen Innovationen. Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Seite 11
KfW Research Grafik 9: Entwicklung der Produkt- und Prozess- Unternehmensgrößenklassen (Grafik 10).22 Gegenüber innovatoren im Mittelstand seinem Höchststand Mitte des letzten Jahrzehnts Anteile in Prozent (2004/2006) hat der Innovatorenanteil in allen Größen- klassen deutlich abgenommen. Im langfristigen Trend 50 fällt der Verlust an Innovatoren umso höher aus, je klei- 35 37 ner die betrachteten Unternehmen sind. Bei den Unter- 40 30 nehmen mit weniger als 5 Beschäftigten beläuft sich 26 23 30 der Rückgang auf -61 %, während er bei den großen 24 22 21 23 20 20 19 17 19 17 Mittelständlern (50 und mehr Beschäftigte) 31 % be- 16 20 trägt (hier für den Rückgang zwischen 2002/2004 und 13 16 2016/2018). 10 16 17 18 17 16 15 15 13 15 13 0 Grafik 10: Innovatoren nach Unternehmensgröße Anteile in Prozent 80 71 68 64 Produktinnovator Prozessinnovator 60 55 55 53 Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete 49 46 Werte; ab 2017/2019 mit neuer OECD-Definition: Innovatoren inklu- 51 sive Marketing- und organisatorischen Innovationen. 47 40 34 36 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen 39 41 40 24 Hinsichtlich der Unterscheidung in Produkt- und Pro- 21 20 27 zessinnovatoren belaufen sich die entsprechenden An- 20 teile auf jeweils 16 % (Grafik 9). Damit brachten aktuell 16 knapp 600.000 Mittelständler neue oder verbesserte 0 Produkte auf den Markt. Ebenso viele modernisierten ihre Herstellungsprozesse. Dass sowohl der Anteil der Produkt- als auch der Prozessinnovatoren gegenüber der Vorerhebung höher ausfällt, überrascht nicht. Denn Unter 5 5 bis unter 10 10 bis unter 50 50 und mehr Beschäftigte die Ausweitung der Definition betrifft beide Innovations- arten: Die vormaligen Marketing- und organisatori- Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete schen Innovationen zählen nach der neuen Definition Werte; ab 2017/2019 mit neuer OECD-Definition: Innovatoren inklu- sive Marketing- und organisatorischen Innovationen. überwiegend zu den Prozessinnovationen. Verände- rungen im Design, die bislang ebenfalls zu den Marke- Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen tinginnovationen gerechnet wurden, zählen nach der Dabei gilt über den gesamten Beobachtungszeitraum, neuen Definition jedoch als Produktinnovation. dass kleine Unternehmen Innovationen seltener her- vorbringen als große. Die Gründe hierfür sind, dass Im langfristigen Vergleich zeigt sich eine rückläufige In- kleine Unternehmen über weniger Ressourcen und novatorenquote sowohl für die Produkt- als auch für die über eine kleinere Marktabdeckung verfügen.23 Dies er- Prozessinnovatoren. Bis zur Periode 2016–2018 nahm schwert das Hervorbringen von Innovationen und der Anteil der Produktinnovatoren um rund zwei Drittel schmälert die Gewinne, die kleine Unternehmen aus seines Höchststands im Zeitraum 2004–2006 ab. Dem- Innovationen erzielen können. Verstärkt werden diese gegenüber sank der Anteil der Prozessinnovatoren in NachteiIe dadurch, dass Innovationsprojekte häufig diesem Zeitraum weniger stark. Er verringerte sich um nicht beliebig teilbar sind.24 Mindestprojektgrößen und rund ein Drittel. hohe Fixkostenanteile führen dazu, dass kleine Unter- nehmen durch Innovationsvorhaben finanziell stärker Langfristig rückläufige Innovatorenquote bei Unter- belastet werden als größere.25 nehmen aller Größenklassen … Aufgrund der Erweiterung der Innovatorendefinition ist … und in allen Wirtschaftszweigen der Innovatorenanteil am aktuellen Rand in allen Unter- In der Branchenbetrachtung zeigt sich, dass aktuell der nehmensgrößenklassen gestiegen. Für den Zeitraum Innovatorenanteil in allen Wirtschaftszweigen – zumin- vor der Definitionsänderung zeigt sich der bereits dar- dest geringfügig – zugenommen hat. Vor der Definiti- gelegte langfristige, rückläufige Trend ebenfalls in allen onsänderungen kann wiederum für alle betrachteten Seite 12
KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2020 Wirtschaftszweige in der Langfristbetrachtung eine Im Dienstleistungssektor ging die Innovatorenquote rückläufige Innovationstätigkeit ermittelt werden. (Gra- zwischen 2004/2006 und 2016/2018 bei den Wissens- fik 11). Seit dem Start dieser Erhebung zeigt sich für basierten Dienstleistungen (z. B. IT- und Informations- das FuE-intensive Verarbeitende Gewerbe (z. B. Ma- dienstleister, Rechts-, Steuer- und Unternehmensbera- schinenbau, Elektrotechnik oder Chemie) eine deutli- tungen) um beinahe 60 %, in den sonstigen (nicht Wis- che Wellenbewegung der Innovatorenquote, bei der sensbasierten) Dienstleistungen (z. B. Gastgewerbe, auf Einbrüche immer wieder Erholungsphasen folgen. Verkehr und Lagerei) sogar um über 60 % zurück. Am Im langfristigen Trend entwickelt sich jedoch auch im stärksten sank der Innovatorenanteil mit 78 % im Bau- FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe die Innova- gewerbe. torenquote rückläufig (-24 % 2016/2018 ggü. 2004/2006). Langfristiger Trend: rückläufiger Anteil von Innova- toren bei kleinen Mittelständlern und Unternehmen Grafik 11: Innovatoren nach Wirtschaftszweigen ohne FuE Anteile in Prozent Die dargelegten Entwicklungen hinsichtlich der Innova- torenquoten in den einzelnen Unternehmensgruppen 80 haben deutliche Auswirkungen auf die Zusammenset- 66 62 55 zung der Innovatoren. So ist gegenüber ihrem Höchst- 60 51 stand in der Periode 2004/2006 der Anteil der Innova- 49 50 50 toren, der auf Unternehmen mit weniger als fünf Be- 47 33 schäftigten entfällt, über die Definitionserweiterung hin- 40 38 28 29 weg von 80 auf 73 % zurückgegangen. Der Anteil der 30 Innovatoren ohne eigene FuE an allen Innovatoren ist 20 26 21 27 seit seinem Höchststand (2009/2011) bis zum Zeitraum 18 20 8 2016–2018 um 8 Prozentpunkte auf 66 % gesunken. 14 9 0 Die Erweiterung der Innovationsdefinition um „nicht- technische“ Innovationen (Marketing- und organisatori- sche Innovationen) reduzierte diesen Rückgang auf 3 Prozentpunkte bzw. einen Anteil von 70 %. FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe Hinsichtlich der Zusammensetzung der Innovatoren Bau nach Wirtschaftszweigen ist der Anteil der Unterneh- Wissensbasierte Dienstleistungen men aus den Wissensbasierten Dienstleistungen an al- Sonstige Dienstleistungen len Innovatoren um 13 Prozentpunkte auf 52 % gestie- Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete gen, während der Anteil der Innovatoren, der zu den Werte; ab 2017/2019 mit neuer OECD-Definition: Innovatoren inklu- sonstigen Dienstleistungsbranchen zählt, um 15 Pro- sive Marketing- und organisatorischen Innovationen. zentpunkte gegenüber seinem Höchststand im Zeit- Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen raum 2010/2012 zurückgegangen ist. Demgegenüber Deutlicher ist die Innovatorenquote im sonstigen (nicht- nahm der Anteil der Innovatoren, der auf Unternehmen FuE-intensiven) Verarbeitenden Gewerbe (z. B. die des Verarbeitenden Gewerbes entfällt, geringfügig zu. Wirtschaftszweige Herstellung von Nahrungs- und Fut- Der Anteil der Bauunternehmen an den Innovatoren termitteln sowie Herstellung von Metallerzeugnissen) nahm dagegen etwas ab. Insbesondere die Entwicklun- gesunken. Zwischen 2002/2004 und 2016/2018 nahm gen hinsichtlich der Unternehmensgröße in Verbindung der Innovatorenanteil um 45 % ab. Insgesamt entwik- mit dem Anteil der Innovatoren ohne eigene FuE be- kelte sich die Innovationstätigkeit im Verarbeitenden deutet, dass in den zurückliegenden Jahren vor allem Gewerbe jedoch noch am stabilsten. die Diffusion von Neuerungen in der Breite der Wirt- schaft nachgelassen hat. Seite 13
4. Entwicklung der Innovationsausgaben vor der Corona-Krise Innovationsausgaben 2019 rückläufig Über den Gesamtzeitraum entwickeln sich die Innova- Trotz der breiteren Innovationsdefinition sind die Inno- tionsausgaben bei den großen Mittelständlern – trotz vationsausgaben im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr eines rückläufigen Innovatorenanteils – ohne einen etwas zurückgegangen. Aktuell liegen die aggregierten zeitlichen Trend, während bei den kleinen Mittelständ- Innovationsausgaben mittelständischer Unternehmen lern die Innovationsausgaben und die Innovatoren- bei 32,1 Mrd. EUR (Grafik 12).26 Zu den Innovations- quote zurückgehen. ausgaben zählen alle Ausgaben für Innovationen inklu- sive Personalkosten und Investitionen, die im Zusam- Grafik 13: Aggregierte Innovationsausgaben nach menhang mit der Entwicklung und Markteinführung von Unternehmensgröße Innovationen anfallen.27 Der Grund für den Rückgang In Mrd. EUR dürfte die bereits vor der Corona-Krise erfolgte Eintrü- 25 bung der Konjunktur sein. Sie dürfte dazu geführt ha- 19,6 18,2 ben, dass die Unternehmen vorsichtiger agierten. Über 17,1 16,2 16,5 16,7 16,7 20 den gesamten Beobachtungsraum entwickelten sich die Innovationsausgaben nahezu stabil. 15 9,7 9,1 Grafik 12: Aggregierte Innovationsausgaben im 8,5 10 7,8 6,2 7,6 7,4 6,6 6,7 Mittelstand 3,4 5,9 6,6 6,1 5,1 4,8 3,6 2,8 In Mrd. EUR 5 2,8 2,0 2,3 1,9 50 0 36,8 38,0 36,7 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 40 32,2 34,4 30,7 32,1 Unter 5 5 bis unter 10 10 bis unter 50 50 und mehr 30 Beschäftigte 20 Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte; ohne Unternehmen der sonstigen Wirtschaftszweige; ab 2019 10 mit neuer OECD-Definition: Innovationsausgaben inklusive Marke- ting- und organisatorischen Innovationen. 0 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Anmerkung: mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte Der Blick auf die Wirtschaftszweige zeigt, dass der ab 2017/2019 mit neuer OECD-Definition: Innovationsausgaben in- Rückgang der Innovationsausgaben auf die Entwick- klusive Marketing- und organisatorischen Innovationen. lungen im Verarbeitenden Gewerbe und den Dienstlei- Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen stungen zurückzuführen ist (Grafik 14). Mit knapp unter 10 Mrd. EUR liegen die Innovationsausgaben im Verar- Rückgang der Innovationsausgaben bei den größe- beitenden Gewerbe aktuell wieder nahe dem Durch- ren Mittelständlern schnitt der zurückliegenden 6 Jahre. Bei den Wissens- Zum Rückgang der Innovationsausgaben haben in er- basierten Dienstleistungen haben sich die Innovations- ster Linie die größeren Mittelständler (ab 5 Beschäf- ausgaben nach ihrem vergleichsweise hohen Wert im tigte) beigetragen. Mit Werten zwischen 1,9 Mrd. EUR Jahr 2018 ebenfalls wieder näher an ihren durch- für die Unternehmen mit 5 bis unter 10 Beschäftigten schnittlichen Wert während des Beobachtungszeit- und 16,7 Mrd. EUR für die Unternehmen mit 50 oder raums zurückentwickelt. Auch in den Wirtschaftszwei- mehr Beschäftigten sind die Innovationsausgaben bei gen der sonstigen Dienstleistungen gingen die Innova- den Unternehmen dieser Größenklassen moderat zu- tionsausgaben gegenüber 2018 zurück. Die Auswei- rückgegangen (Grafik 13). Dagegen melden die Unter- tung der Innovationsdefinition konnte die rückläufige nehmen mit weniger als 5 Beschäftigten einen leichten Entwicklung in diesen Wirtschaftszweigen nicht kom- Anstieg der Innovationsausgaben. Damit liegen die In- pensieren. Lediglich im Baugewerbe entwickelten sich novationsausgaben bei den Mittelständlern dieser die Innovationsausgaben gegenüber 2018 auf niedri- Größe wieder in einem Bereich wie zuletzt im Jahr gem Niveau stabil. 2016. Seite 15
KfW Research Grafik 14: Aggregierte Innovationsausgaben nach Wirtschaftszweigen In Mrd. EUR 20 13,7 13,0 15 11,1 11,4 11,2 10,1 10,3 10,0 9,6 9,6 9,5 9,0 8,7 9,3 10 6,6 5,8 5,0 4,9 4,6 4,5 4,4 5 0,4 0,4 0,3 0,5 0,2 0,6 0,3 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Verarbeitendes Gewerbe Bau Wissensbasierte Dienstleistungen Sonstige Dienstleistungen Anmerkung: Mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte; ohne Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten; ab 2019 mit neuer OECD-Definition: Innovationsausgaben inklusive Marke- ting- und organisatorischen Innovationen. Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Seite 16
5. Entwicklung der FuE-Tätigkeit vor der Corona-Krise Mittelständler betreiben selten eigene FuE FuE-Aktivitäten zu erwarten, da die FuE-Definition un- Wie bereits dargelegt, basiert eine Vielzahl der Innova- abhängig von der jeweiligen Innovationsdefinition ist. tionen von mittelständischen Unternehmen nicht auf ei- gener FuE. FuE ist definiert als "systematische, schöp- Auch der Rückgang der FuE-treibenden Mittelständler ferische Arbeit zur Erweiterung des vorhandenen Wis- ist mit Sorge zu betrachten, da sie gewissermaßen die sens […] sowie dessen Verwendung mit dem Ziel, Speerspitze der Innovatoren im Mittelstand bilden. Mit neue Anwendungsmöglichkeiten zu finden". 28 Stattdes- dem hohen Neuigkeitsgrad ihrer Innovationen30 bringen sen werden im Mittelstand Innovationen häufiger auf diese Unternehmen häufig neue Ideen in den Markt Basis von Erfahrungswissen aus dem normalen Pro- und treiben so den technologischen Fortschritt und den duktionsprozess heraus oder in Zusammenarbeit mit strukturellen Wandel voran. Kunden und Zulieferern entwickelt.29 Langfristig rückläufiger Anteil FuE-treibender Mit- Im Zeitraum 2017/2019 haben lediglich 4 % der Mittel- telständler in allen Größenklassen ständler kontinuierlich eigene FuE betrieben und wei- Auch in den einzelnen Unternehmensgrößenklassen tere 4 % gelegentlich (Grafik 15). Somit entwickelt sich haben sich die Anteile der FuE-Treibenden nur gering- der Anteil der FuE-treibenden Mittelständler seit nun- fügig gegenüber der Vorperiode entwickelt. Große Mit- mehr drei Erhebungswellen ohne einen zeitlichen telständler betreiben mit deutlichem Abstand häufiger Trend. In absoluten Werten sind es insgesamt knapp eigene FuE als andere Unternehmen: Aktuell führen 300.000 mittelständische Unternehmen mit eigener 27 % der Mittelständler mit 50 oder mehr Beschäftigten FuE. Hinsichtlich der Innovationstätigkeit bedeutet dies, eigene FuE durch (Grafik 16). dass insgesamt rund 70 % der mittelständischen Inno- vatoren neue oder verbesserte Produkte und Prozesse Grafik 16: Unternehmen mit eigener FuE (gelegent- hervorbringen, ohne eigene FuE zu betreiben. lich oder kontinuierlich) nach Unternehmensgröße Anteile in Prozent Grafik 15: Unternehmen mit eigenen Forschungs- 50 und Entwicklungsaktivitäten 38 Anteile in Prozent 40 20 28 27 30 15 21 5 7 10 8 20 6 14 15 14 6 6 5 4 6 6 4 4 4 5 4 8 8 9 9 10 6 6 5 5 6 5 13 4 4 5 4 4 4 0 7 6 0 Kontinuierliche FuE Gelegentliche FuE Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Unter 5 5 bis unter 10 Werte. 10 bis unter 50 50 und mehr Beschäftigte Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte. Nach Überwindung der Wirtschafts- und Finanzkrise sank der Anteil der FuE-treibenden Mittelständler zu- Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen nächst einige Jahre, um danach wiederum etwas zu Die großen Mittelständler führen eigene FuE somit bei- steigen. Seit 2012/2014 ist dieser Anteil jedoch bis nahe doppelt so häufig durch wie Unternehmen mit 10 2015/2017 auf nunmehr 8 % gesunken. Damit nahm bis unter 50 Beschäftigten. Gegenüber den Unterneh- der Anteil der Mittelständler mit eigener FuE gegenüber men mit weniger als 5 Beschäftigten ist dieser Anteil dem Höchststand 2004/2006 um rund die Hälfte ab. bei den großen Mittelständlern sogar mehr als 4-mal so Von der Ausweitung der Innovationsdefinition sind hoch. Dies ist ein Indiz dafür, dass Innovationsaktivitä- keine wesentlichen Wirkungen auf die gemessenen ten bei größeren Unternehmen systematischer erfolgen Seite 17
KfW Research und Innovationsprozesse in einem stärkeren Maß ver- FuE-Ausgaben vor Corona nahezu stabil stetigt sind.31 Im langfristigen Trend ist ein Rückgang Die aggregierten FuE-Ausgaben mittelständischer des Anteils der FuE-treibenden Unternehmen jedoch in Unternehmen belaufen sich im Jahr 2019 auf allen Größenklassen zu beobachten. 18,1 Mrd. EUR (Grafik 18). Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen leichten Rückgang, der auf die Ein- Mittelständler des FuE-intensiven Verarbeitenden trübung der Konjunktur zurückzuführen sein dürfte. Da Gewerbes betreiben am häufigsten eigene FuE FuE-Ausgaben typischerweise weniger stark als Inno- Mit großem Abstand vor allen anderen Wirtschaftszwei- vationsausgaben im konjunkturellen Verlauf schwan- gen führen Unternehmen des FuE-intensiven Verarbei- ken, fällt dieser Rückgang aktuell sehr moderat aus. tenden Gewerbes eigene FuE am häufigsten durch Über den hier betrachteten 4-Jahreszeitraum zeichnet (Grafik 17). Auch für die FuE-Tätigkeit zeigt sich hier sich eine leicht steigende Tendenz der FuE-Ausgaben eine Wellenbewegung, wie sie bereits für die Innovati- im Mittelstand ab. onsaktivitäten beobachtet werden konnte. Aktuell be- treiben 41 % der Mittelständler in diesen Wirtschafts- Grafik 18: Aggregierte FuE-Ausgaben zweigen kontinuierlich oder gelegentlich eigene FuE. In Mrd. EUR Gegenüber der Vorperiode bedeutet dies einen leich- 25 ten Anstieg. Dieser, gegenüber den anderen Wirt- 18,4 18,1 schaftszeigen, hohe Wert ist die Basis für ihre über den 20 gesamten Beobachtungszeitraum höhere Innovatoren- 15,8 15,1 quote als in den anderen Wirtschaftszweigen. 15 10 Grafik 17: Unternehmen mit eigener FuE (gelegent- lich oder kontinuierlich) nach Wirtschaftszweig 5 Anteile in Prozent 0 70 2016 2017 2018 2019 60 49 Anmerkung: Mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete 50 Werte. 40 41 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen 40 30 Ähnlich wie bei den Innovationsausgaben steuern die 23 großen Mittelständler (50 und mehr Beschäftigte) 20 trotz ihrer geringen Anzahl am stärksten zu den ge- 20 15 13 9 10 samten FuE-Ausgaben bei. Mit 9,5 von insgesamt 10 6 114 5 3 2 18,1 Mrd. EUR konzentrieren sich die FuE-Ausgaben 0 ähnlich stark wie die Innovationsausgaben auf große Mittelständler. Gegenüber dem Vorjahr haben die großen Mittelständler ihre FuE-Ausgaben um 0,5 Mrd. EUR zurückgefahren. Damit ergibt sich über FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe den hier betrachteten 4-Jahreszeitraum insgesamt ein Bau leichter Abwärtstrend. Mit Ausnahme der kleinen Mittel- Wissensbasierte Dienstleistungen ständler (unter 5 Beschäftigte) haben sich die FuE- Sonstige Dienstleistungen Ausgaben – ähnlich der Entwicklung bei den Innova- Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete tionsausgaben – auch in den anderen Unternehmens- Werte. größenklassen minimal rückläufig entwickelt. Der leicht Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen positive Trend der Vorjahre bei den Mittelständlern mittlerer Größe hat sich somit nicht fortgesetzt (Gra- Zwischen dem sonstigen Verarbeitenden Gewerbe und fik 19). den Wissensbasierten Dienstleistern unterscheiden sich die Anteile FuE-treibender Unternehmen über Hinsichtlich der Wirtschaftszweige rangiert – wie erwar- weite Strecken kaum. Beide rangieren mit Werten von tet – das Verarbeitende Gewerbe mit 6,5 Mrd. EUR auf 13 bzw. 10 % nahezu gleichauf auf den Positionen der Spitzenposition hinsichtlich der FuE-Ausgaben zwei und drei. Nochmals seltener betreiben die sonsti- (Grafik 20). Die Unternehmen dieser Wirtschaftszweige gen Dienstleister eigene FuE. Im Baugewerbe wird haben ihre FuE-Ausgaben gegenüber dem Vorjahr et- FuE am seltensten durchgeführt. was zurückgefahren. Dies gilt in noch schwächerer Seite 18
KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2020 Ausprägung auch für die Unternehmen der Wissensin- Grafik 20: Aggregierte FuE-Ausgaben nach Wirt- tensiven und in einem sehr geringen Ausmaß für jene schaftszweigen der sonstigen Dienstleistungsbranchen. Über den In Mrd. EUR 4-Jahreszeitraum zeichnet sich in den Wirtschaftszwei- 10 gen kein klarer zeitlicher Trend ab. 7,1 7,0 6,5 Grafik 19: Aggregierte FuE-Ausgaben nach Unter- 6,2 nehmensgröße 5,3 5,1 4,7 In Mrd. EUR 5 4,1 15 1,9 2,0 1,9 2,0 10,8 0,1 8,6 10,0 0,1 0,1 0,1 9,5 0 10 2016 2017 2018 2019 Verarbeitendes Gewerbe Bau 5 3,9 Wissensbasierte Dienstleistungen 3,3 3,8 3,6 2,7 2,2 3,1 Sonstige Dienstleistungen 1,4 1,2 0,8 1,0 1,0 Anmerkung: Mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete 0 Werte; ohne Unternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten. 2016 2017 2018 2019 Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Unter 5 5 bis unter 10 10 bis unter 50 50 und mehr Beschäftigte Anmerkung: Mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte; ohne Unternehmen der sonstigen Wirtschaftszweige. Quelle: KfW-Mittelstandspanel, eigene Berechnungen Seite 19
6. Fazit Zentrale Ergebnisse zur Innovationstätigkeit im Leibnitz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsfor- Mittelstand schung (ZEW) sind 34 % aller Unternehmen von Fach- Die Innovatorenquote im Mittelstand ist seit rund kräftemangel als Innovationshemmnis betroffen, 15 Jahren rückläufig. Seit ihrem Höchststand im Zeit- Hemmnisse, die im Zusammenhang mit der Finanzie- raum 2004/2006 ging der Anteil innovativer Mittelständ- rung stehen, folgen nahezu gleichauf: Hohe Kosten ler bis 2017/2019 um knapp die Hälfte zurück (-49 %) – (34 % der Unternehmen), hohes Risiko (31 %) und und dies trotz der aktuellen Ausweitung der Definition. Mangel an interner Finanzierung (25 %) rangieren auf Vor allem kleine Mittelständler und – vor der Erweite- den folgenden Positionen.33 Wissenschaftliche Studien rung der Innovationsdefinition auf „nicht-technische“ In- bestätigen die negativen Effekte dieser Innovations- novationen – Unternehmen ohne eigene FuE sind als hemmnisse auf die Innovationstätigkeit der Betroffenen Innovatoren ausgeschieden. und deren Unternehmensperformance.34 Dagegen haben sich die aggregierten Ausgaben im Maßgeblich für den Fachkräftemangel ist die demogra- Mittelstand für das Hervorbringen von Innovationen fische Entwicklung, die durch das zunehmende Aus- ohne eindeutigen Trend entwickelt: Die Innovations- scheiden geburtenstarker Jahrgänge aus dem Arbeits- ausgaben im Mittelstand entwickelten sich seit 2013 markt bei gleichzeitig rückläufigen Schulabgängerzah- nahezu stabil, die FuE-Ausgaben in zurückliegenden len geprägt ist. Der Fachkräftemangel ist auch im Mit- Jahren sogar mit einer leicht steigenden Tendenz. telstand deutlich spürbar: Bereits in der Erhebung zum Gleichzeitig nehmen die Innovations- und FuE-Ausga- KfW-Mittelstandspanel im Jahr 2018 klagten zwei Drit- ben der Wirtschaft insgesamt seit Jahren zu.32 Die In- tel der Mittelständler mit offenen Stellen über Rekrutie- novationstätigkeit in der Breite der Wirtschaft schwindet rungsprobleme.35 somit, während sich die Innovationsanstrengungen auf immer weniger und hauptsächlich große Unternehmen Tiefergehende Analysen zeigen darüber hinaus, dass konzentrieren. gerade in weiten Teilen der nicht-FuE treibenden Mit- telständler fehlendes technisches Knowhow und feh- Die rückläufige Tendenz bei den Innovationsaktivitäten lende Marktinformationen in Kombination mit dem dar- des Mittelstands hält auch während der Corona-Pande- gelegten Mangel an Fachpersonal die wichtigsten Inno- mie an. Nach einem kurzen Innovationsschub zu Be- vationshemmnisse darstellen.36 ginn der Pandemie haben mittelständische Unterneh- men im Saldo ihre Innovationsaktivitäten zurückgefah- Schwierigkeiten bei der Finanzierung rangieren seit ren. Dies gilt insbesondere wiederum für kleine Unter- Langem auf den vorderen Positionen hinsichtlich der nehmen sowie für Unternehmen, die starke Liquiditäts- Innovationshemmnisse. Gegenüber der Mitte des letz- belastungen verkraften müssen und mit einer langen ten Jahrzehnts ist die Häufigkeit der Nennung ebenfalls Krisendauer rechnen. Dies ist ein Beleg dafür, dass deutlich – wenn auch nicht so stark wie der Fachkräfte- während der Corona-Krise insbesondere die Finanzie- mangel – angestiegen. Die Frage nach der Finanzie- rung von Innovation eine große Hürde für die Unter- rung erhält aktuell durch die Corona-Krise ein noch hö- nehmen darstellt. Mittelständler, die bereits vor der heres Gewicht. So verschärft sich aufgrund der Krise Krise Innovationen hervorgebracht haben, fahren wäh- der Zielkonflikt zwischen dem Wunsch nach einer hö- rend der Krise ihre Innovationsanstrengungen deutlich heren Krisenresilienz und der Notwendigkeit zu ver- seltener zurück als Unternehmen ohne Innovationen stärkten Investitionen in die zukünftige Wettbewerbsfä- vor der Krise. higkeit. Da viele Unternehmen mit einer angespannten Liquiditätslage und einem höheren Verschuldungsgrad Finanzierungsschwierigkeiten und fehlende Kom- aus der Krise hervorgehen werden, dürften gerade In- petenzen sind wichtigste Innovationshemmnisse vestitionen in die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit – Die wichtigsten Innovationshemmnisse waren bereits wie Innovationen – auch nach dem Überwinden der vor der Corona-Krise Fachkräftemangel und Finanzie- akuten Krisenphase noch stärker hintenangestellt wer- rungshemmnisse. Die Bedeutung beider Hemmnisse den als bislang. hat in den letzten anderthalb Jahrzehnen deutlich zu- genommen. Der Fachkräftemangel ist vor wenigen Daneben existieren weitere Ursachen, die die Innovati- Jahren sogar auf den 1. Rang der Innovationshemm- onstätigkeit bremsen. Dazu zählen etwa eine langfristig nisse vorgerückt. Laut der Innovationserhebung des zurückgegangene Anzahl an Unternehmensgründun- Seite 21
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