Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer
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Die Zeitschrift der Bethanien Kinder- und Jugenddörfer Nr. 51 · 2/2020 kidob kidoblick b lick Arbeiten in Bethanien – auch in Krisenzeiten füreinander da Schwalmtal: Kinderdorfmutter – Beruf oder Berufung? Bergisch Gladbach: 1 Jahr Kinderdorfleiterin Eltville: Teambuilding wird groß geschrieben Dominikanerinnen: Arbeiten und Leben in Bethanien
2 Herzlich Willkommen Liebe Leserinnen und Leser, Inhalt in einer nie geahnten Geschwindigkeit ist unser aller Leben in diesen Wochen umgekrempelt worden. Die 3 Zwischen Himmel und Erde weitreichenden Veränderungen betreffen uns in den Kinderdörfern an vielen Stellen. Bisher ungekannte Begriffe wie Lockdown und Shut- 4 Titelthema down führen uns vor Augen, dass alles, was wir für selbstverständlich und „normal“ hielten, fragil ist. Vor- Arbeiten in Bethanien mals undenkbare Einschränkungen wie „Betretungs- – auch in Krisenzeiten füreinander da verbote“ für Kitas und Schulen und eine uns fremde soziale Distanzierung strapazieren unsere Bedürfnisse nach Nähe, Berührung und Kontakt. 7 Das Neueste Für die Kinderdörfer bedeutet diese Situation bis heute erhebliche Heraus- forderungen. Ein Kinderdorf kann im Gegensatz zu einer Schule oder einem 8 Leben und Arbeiten in Bethanien Büro weder geschlossen, noch im Homeoffice betrieben werden. Im Gegen- teil, die stationären Gruppen mussten die Betreuung der Kinder und Jugend- 9 Fachlich lichen ausweiten. Wofür die Personalausstattung nicht vorgesehen ist. Es gibt • Fachkräfte finden und binden keine Abwesenheiten während der Schulbesuche und Kindertagesbetreuung, keine Freizeitgestaltung z.B. im Sportverein außerhalb der Gruppe, kein 10 Leben in Schwalmtal Treffen mit Freunden, kein Besuchswochenende bei der Familie. Die Eltern- • Familiäre Bereitschaftsbetreuung und Familienkontakte wurden zum größten Teil ausgesetzt und es war lange • Reinhard Ziegler geht in Ruhestand nicht absehbar, wann diese wieder stattfinden würden. „Homeschooling“ gehört plötzlich zu den Aufgaben der Pädagogen und Pädagoginnen. 12 Leben in Bergisch Gladbach Neue Tagesabläufe mussten deshalb überlegt und umgesetzt werden. Für • Wie jetzt? Auch noch Umweltschutz? Spielplatznutzungen und Außenaktivitäten wurden in den Teams Tages- und • 1 Jahr Kinderdorfleiterin Wochenpläne erstellt und in den Kinderdörfern Regelungen entwickelt. Die dauerhafte Präsenz von 5 bis 10 Kindern im Haus stellte alle vor neue 14 Leben in Eltville Herausforderungen im sozialen Miteinander. In den stationären Gruppen, in Kinderdorffamilien und Wohngruppen gilt: „Wir sind Familie! Wir gehören • Von der Krippe ins Kido zusammen, für uns innerhalb der Gruppe gelten die Regelungen für Familien.“ • Was ist STEP? Große Sorgen machen wir uns um die Gesundheit von Kindern und Mitarbei- 17 #CoronaSmileChallange tenden, die wir auf keinen Fall gefährden wollen. Bislang wurden nur verein- zelt positive Covid-19 Tests gemeldet, schwere Erkrankungen sind bisher aus- 20 Leben bei den Dominikanerinnen geblieben. von Bethanien Positiv zu vermerken ist eine große Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden • Osterjubel nach Corona-Art untereinander, die unser Gefühl der Solidarität und der Zusammengehörig- • Von Nonnen und Schwestern keit in Bethanien deutlich bestärkt hat. Die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, hat auch unsere digitalen Arbeitsformen erweitert. An dieser 22 Persönlich & Termine Stelle zeigt sich, dass wir als Kinderdörfer eine gut funktionierende Gemein- schaft sind und hier zu arbeiten mehr als ein Job ist. Dafür gebührt allen Mit- 23 Ihre Hilfe arbeitenden, egal in welchem Bereich sie tätig sind, großer Dank. Sie möchten den kidoblick 3 x jährlich kostenfrei Positiv ist auch, dass einige Spender dafür gesorgt haben, dass unsere Kin- lesen? Melden Sie sich an unter 02163 4902-220 der und Jugendlichen nun über digitale Arbeitsmittel wie Tablets und Laptops oder per E-Mail an imdahl@bethanien-kinderdoerfer.de verfügen. Und uns damit die Bildungsaufgaben in der Krisenzeit erheblich erleichtert haben. Danke dafür und: Bleiben Sie an unserer Seite! Impressum Herausgeber: Bethanien Kinderdörfer gGmbH Herzliche Grüße Ungerather Straße 1–15 · 41366 Schwalmtal-Waldniel Fon: 02163 4902-220 · Fax: 02163 4902-230 Ihr www.bethanien-kinderdoerfer.de V.i.S.d.P.: Dr. Klaus Esser, Geschäftsführer Redaktion: Daniela Fobbe-Klemm Gestaltung: Ulrike Jasser, Heinsberg Unsere Zeitschrift kidoblick erscheint dreimal jährlich in einer Auflage von 3.500 Exemplaren. Sie wird von den Caritas Werkstätten Köln auf umweltfreundlichem Dr. Klaus Esser, Geschäftsführer Papier gedruckt. kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Zwischen Himmel und Erde 3 … denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. (Mt.10,10) Kaum ein Begriff wird so vielfältig ver- wendet wie der Begriff Arbeit. Er reicht von der Physik, über die Betriebswirt- schaftslehre bis zu den Sozialwissen- schaften und bekommt so auch ganz verschiedene Bedeutungen. Aber auch unsere Sicht auf Arbeit selbst unterliegt Veränderung, man denke nur an die Work- Life-Balance. Im sozialen Bereich bin ich sicher nicht die Einzige, die mit der Frage konfrontiert wurde, „stört es Dich nicht, dass Du vom Elend anderer Menschen lebst?“ Und auch intern bietet der Begriff Arbeit durchaus immer wieder Diskussionsstoff. Über- haupt, ist das Zusammenleben mit Kin- dern denn Arbeit, wo fängt die an und wo hört sie auf? In der Pubertät lautete die Kritik meiner Kinder dann: Ich bin mir nicht sicher, dass Du mich wirklich magst, Du wirst ja für das, was Du für mich tust, bezahlt. Neben dem Faktum, dass auch die pädagogische Arbeit in den Kinder- dörfern eine Erwerbstätigkeit ist und auch ganz entscheidende Seiten unserer Arbeit. dieser Tage die Gewinne, die sich nicht wir Ordensschwestern nicht nur von „Got- „Die Übernahme von Verantwortung für horten lassen, sondern sich zum Ver- teslohn“ unseren Lebensunterhalt be- sich selbst, für andere und für die ganze schenken eignen. streiten können, darf eine Erwerbstätig- Gemeinschaft ist das Ziel der erzieheri- Ich wünsche mir hierbei eine größere Viel- keit ja durchaus Freude machen und den schen Arbeit und Anspruch an unser Mit- falt der Wertmaßstäbe und gerechtere Arbeitenden mit sinnvoller Befriedigung einander“, steht in unserem Leitbild. Maße bei der Lohnzumessung. Ihnen erfüllen. Verlässliche Erwachsene, die ihre beson- wünsche ich von Herzen, dass Sie gut In diesen Tagen der Corona Krise erleben dere Verantwortung auch in Krisenzeiten durch diese Krise kommen und darin die wir nun eine neue Unterscheidung für wahrnehmen, ermöglichen damit dan- Chance zu wachsen entdecken können. Arbeit, die der systemrelevanten Felder. kenswerter Weise die Erfahrung enger Arbeit, die unbedingt aufrecht erhalten Verbundenheit und tragender Beziehun- bleiben muss, um das System zu sichern. gen. Dazu zählen neben dem Gesundheits- Dass Gott mich durch und in Krisenzei- system und Bereichen der Infrastruktur, ten trägt und begleitet, kann leichter im sozialen Bereich u.a. auch die Einrich- glauben, wer dies in seinem Leben schon tungen, in denen Kinder 24 Stunden, 365 früh selbst erfahren hat. Tage im Jahr betreut werden. Klar können Kinder nicht sich selbst überlassen blei- Was ist uns als Gesellschaft dieser Beitrag ben, aber dürfen Mitarbeiter*innen das zum gesellschaftlichen Miteinander wert? Wohl ihrer eigenen Familie riskieren? Ver- Wie und was zählen wir als Gewinn für Sr. Katharina, Generalpriorin der antwortungsgefühl und Beziehung sind unsere Gesellschaft? Wie gut tun uns doch Dominikanerinnen von Bethanien kidoblick Nr. 51 · 2/2020
4 Titelthema Kinderdorfmutter: Beruf oder Berufung? Im Bethanien Kinderdorf Schwalmtal gibt es zurzeit zwei junge Frauen, die sich wünschen, Kinderdorfmutter zu werden. Doch wie trifft man diese Entscheidung? Wir haben nachgefragt: KiDo: Wie seid ihr auf die Idee gekom- men, Kinderdorfmutter werden zu wollen? Britta Lange: Es ist einfach eine dank- bare Aufgabe, der verlässliche Partner für diese Kinder zu sein. Die Kinder, die hier- herkommen, haben oft schlechte Erfah- rungen mit Erwachsenen gemacht. Was eine Kinderdorfmutter ausmacht, ist, dass sie sich das Vertrauen erst erarbei- ten muss. Den Kindern dann wieder zu Leichtigkeit und Lebensfreude zu verhel- fen, das ist es, was ich will. Denn wenn Britta Lange und Natascha Schmeißer wollen Kinderdorfmütter werden Kinder lachen, ist es das Schönste für mich. Natascha Schmeißer: Es ist für mich eine gefällt mir. Jeder kann so sein wie er ist gaben und dann wird weitergespielt. Für Herzenssache. Ich habe erst in der Kita und das ist auch gut so. die Kinder fühlt es sich wie Ferien an. gearbeitet, dann in der stationären Auch unsere Mitarbeiter sind sehr ent- Natascha Schmeißer: Ich habe mich Jugendhilfe. Ich habe immer gedacht, spannt. Eigentlich haben wir sogar mehr immer wieder mit dem Thema Kinderdorf- dass mir noch etwas fehlt. Ich möchte Zeit, weil wir unsere Kinder nirgendwo mutter auseinandergesetzt. SOS war mir rund um die Uhr für die Kinder da sein hinfahren müssen. zu groß, zu kommerziell. Beim Googlen und nicht erst in der Übergabe nachlesen bin ich dann immer wieder auf das Betha- Natascha Schmeißer: Am stärksten hat müssen, was gerade bei ihnen los ist. Ich nien Kinderdorf gestoßen. Dann gab es sich eine Sache verändert: Die Schule ist möchte mit ihnen zusammenleben und einen Beitrag über die Kinderdorfmutter jetzt im Kinderdorf. Doch das klappt immer wissen, was sie gerade beschäftigt. Ida Dunkel. Ich habe einen Kommentar erstaunlich gut, weil die Kinder gut mit- KiDo: Wieso ist es das Bethanien Kinder- daruntergeschrieben und wurde direkt machen. Nach dem Frühstück wird gelernt dorf geworden? von einer Mitarbeiterin eingeladen. und danach gibt es viele Freizeiten. Des- Als ich das erste Mal durch das Tor kam, Britta Lange: Das Bethanien Kinderdorf halb bemühen sich die Kinder auch. Es fühlte es sich an, als würde ich nach ist ein sehr wertschätzender Arbeitgeber. gibt viel weniger Termine. Das ist total Hause kommen. Es hat sich einfach direkt Außerdem haben die Kinder hier einen schön und entschleunigt. Wir sind nun richtig angefühlt. großen Stellenwert: Jede Stimme wird mit der Gruppe zusammen und wir gehört. Es gibt hier viele Menschen, die KiDo: Inwiefern hat das Corona-Virus machen einfach das, worauf wir Lust auch mal querdenken und über den euren Alltag im Kinderdorf verändert? haben. Tellerrand hinausdenken und nicht nur Britta Lange: Eigentlich ist es schön für Doch es gibt auch problematische The- nach Schema F arbeiten. uns. Die Kinder sind toll. Es gibt keinen men. Es gibt zurzeit keine Elternbesuche. Es liegt auch an den Menschen, die ich Lagerkoller. Sie spielen den ganzen Tag Das fällt den Kindern sehr schwer, vor hier kennengelernt habe. Die Ordens- miteinander. Es wird ausgeschlafen, allem deshalb, weil sie nicht wissen, wie schwestern. Die Persönlichkeiten, die gefrühstückt, aufgeräumt und ein biss- lange dieser Zustand noch anhält. hier in den Alltag und das Geschehen chen draußen gespielt. Nach dem Mit- hineinspielen. Diese Vielfältigkeit hier tagessen gibt es dann ein paar Schulauf- Anna Leister kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Titelthema 5 Fortbildung gehört zum Alltag Fortbildungen sind für die Bethanien gien an die Hand bekommen und selbst tionen neu wahrzunehmen, das eigene Kinderdörfer ein wichtiger Teil der Per- ausprobieren können, wie man Situatio- Verhalten zu hinterfragen. „Oft sind wir sonalentwicklung. In internen Fortbil- nen mit Konfliktpotential beizeiten ent- Betreuer in einem Konflikt, ob eine ange- dungen wird Mitarbeitenden ermöglicht, schärft. Möglich wurde diese Fortbildung kündigte Konsequenz im Sinne von Haim sich beruflich weiter zu qualifizieren und dank einer sehr großzügigen Spende der Omer nicht auch schon eine Drohung ist. Kompetenzen für die Arbeit im Kinderdorf DEUTA Werke in Bergisch Gladbach. Ich bin oft unsicher“, bekennt eine Teil- zu erwerben. nehmerin. „Man kann keine Öffentlich- „Ich bin froh, dass die Referentin sich dar- Ein Beispiel dafür ist das Deeskalations- keit herstellen, wenn man am Wochen- auf eingelassen hat, dass wir unsere The- training, das in diesem Jahr für alle Mit- ende alleine im Dienst ist“, fügt Springerin men einbringen konnten“, sagt Daniel arbeitenden im Kinderdorf Bergisch Simone Weber an. Kelbling aus Haus 7. Eigentlich sollte der Gladbach angeboten wird. Schwerpunkt der Fortbildung auf Selbst- Trotzdem ist das Fazit der Schulung posi- Was tun, wenn ein Kind völlig ausrastet? verteidigungstechniken liegen, diese sind tiv. „Ich bin mit dem guten Gefühl aus der Wenn es nicht nur schreit und tobt, son- in Bergisch Gladbach aber selten nötig. Fortbildung gegangen, dass wir viel im dern auch körperlich aggressiv gegenü- Eher geht es darum, das pädagogische präventiven Bereich leisten und dank Fall- ber anderen Kindern oder den Betreuern Konzept der Neuen Autorität nach Haim werkstatt, Supervision und dem Konzept wird? Wie steigt man aus der Eskala- Omer, die auf professionelle Präsenz und von Haim Omer eigentlich ganz gut aufge- tionsspirale aus? Oder noch besser, wie deeskalative Beziehungsarbeit statt auf stellt sind“, fügt eine andere Teilnehme- sorgt man dafür, dass eine Situation Gehorsamkeit und Kontrolle setzt, und rin an. Das bestätigt auch Martina Kohrn, gar nicht erst eskaliert? ein wirkungsvolles Eingreifen in Konflikt- die Referentin. „Ich bin aus meiner Zeit in situationen unter einen Hut zu bringen. In der stationären Jugendhilfe ganz andere, Fragen wie diese beschäftigen Mitarbei- Rollenspielen wurden konkrete Situatio- viel massivere körperliche Konflikte tende in den Kinderdörfern immer wie- nen aus dem Alltag nochmal gemeinsam gewöhnt und hatte deshalb den Schwer- der. Fortbildungen zu unterschiedlichen punkt auf Selbstverteidigung gelegt. Themen gehören in allen drei Kinderdör- durchgegangen, von den Teilnehmern Es war gut, dass die Teilnehmer so klar fern zum Regelangebot für die Kollegin- nachgespielt und anschließend reflek- kommuniziert haben, dass sie sich mehr nen und Kollegen. Beim Deeskalations- tiert. Dieser Perspektivwechsel, das Ein- Rollenspiele wünschen.“ training in Bergisch Gladbach sollen alle nehmen der jeweils anderen Rolle, gab pädagogischen Mitarbeitenden Strate- den Teilnehmern die Möglichkeit, Situa- Daniela Fobbe-Klemm In Rollenspielen wurden Alltagssituationen nachgestellt und neue Problemlösungen ausprobiert. Foto: Martina Kohrn kidoblick Nr. 51 · 2/2020
6 Titelthema Mit Herzblut im Hintergrund Haustechnik, Hauswirtschaft und Verwaltung sorgen für gute Rahmenbedingungen Seit ich im Kinderdorf arbeite und zustän- dig bin für Verwaltung, Haustechnik und übergreifende Hauswirtschaft, habe ich schon oft den Kidoblick gelesen und gedacht wie schön es ist, die Informatio- nen aus den einzelnen Kinderdörfern zur Arbeit mit den Kindern ein wenig mit ver- folgen zu können. Und wie wichtig diese Arbeit mit den Kindern doch ist. Wir in der Verwaltung, der Haustechnik und Hauswirtschaft arbeiten auch in die- ser gemeinnützigen Einrichtung, aber doch nur im Hintergrund, gefühlt an zwei- ter Stelle, nicht so wichtig. Aber trotzdem sehr gerne und alle mit Herzblut. Wir set- zen unsere Stärken und Talente eben an anderer Stelle ein. Die Haustechnik ist immer für das Kinderdorf im Einsatz, auch wenn dafür Verrenkungen nötig sind Wehe, unsere Hauswirtschaftskraft ist Wer ist für das Kinderdorf systemrele- dem richtigen Konto eingegangen ist. erkrankt oder noch schlimmer zwei vant? Ich stelle mir eher die Frage: Wer ist Ohne unsere Kolleginnen und Kollegen in Wochen im Urlaub. Das fällt allen gleich es nicht? der Verwaltung ist dies nicht möglich. auf und wir sind froh, wenn die Kollegin Auf Haustechnik und Hauswirtschaft kön- Bisher hatten wir auch das Glück, dass wieder da ist. Oder zwei unserer drei niemand zur „falschen Zeit“ krank war. nen wir auf keinen Fall verzichten und ein Haustechniker haben in den Ferien Urlaube werden ohnehin immer nur dann Ausfall ist immer schwierig aufzufangen zeitgleich eine Woche Urlaub. Gerade eingeplant, wenn die vielen zu beachten- und belastet alle. dann werden starke Männer benötigt, den Termine nicht betroffen sind. um Möbel zu schleppen, auslaufende Ein Ausfall in der Verwaltung ist dann für mich als Verwaltungsleitung schon eine Dieser hohen Disziplin und Rücksicht- Geschirrspüler zu stoppen oder Wasch- mittlere Katastrophe. Einen Urlaub von nahme auf die betrieblichen Belange maschinen wieder zum Laufen zu bringen. verdanken wir das sehr reibungslose drei Wochen einer Kollegin zu ermöglichen „Warum haben die denn ausgerechnet Funktionieren dieser Bereiche, so dass ist bereits schon eine große Heraus - jetzt Urlaub?“, werde ich dann gefragt. wir oft gar nicht wahrnehmen, welch forderung. Da jeder einen individuellen „Ja, weil Sommer ist, sie mit ihren Kin- wichtige Arbeit dort für uns alle geleistet Aufgabenbereich mit ganz spezifischen dern Urlaub machen wollen, sie Erholung wird. Im Hintergrund, oft im stillen Gegebenheiten und Anforderungen hat, brauchen …“ Kämmerlein und auch von uns meist können wir uns nicht in allen Dingen unbeachtet und doch so wichtig für das In diesen Momenten wird mir immer wie- gegenseitig vertreten. Ein Ausfall in der Kinderdorf als Ganzes. der deutlich, wie wichtig die Arbeit der Buchhaltung oder im Personalbereich ist Menschen im Hintergrund ist und auch nicht durch andere KollegInnen zu kom- Ein herzliches Dankeschön an alle Kolle- wie wenig Beachtung ihnen oft zuteil pensieren. ginnen und Kollegen in der Haustechnik, wird, wenn sie da sind und alles seinen der Hauswirtschaft und der Verwaltung, Für uns alle im Kinderdorf ist es selbst- für die Selbstverständlichkeit, mit der sie gewohnten Gang läuft. verständlich, dass wir vom Jugendamt ihre Arbeit abseits des Rummels erledi- Systemrelevant ist ein Wort, dass sich unsere Entgelte erhalten, die Rech - gen. dieses Jahr sehr in den Vordergrund nungen gezahlt sind und unser Gehalt Marietta Otzen, gespielt hat. pünktlich mit allen Zuschlägen auf Verwaltungsleiterin kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Das Neueste 7 Neue Band im Kinderdorf Es gibt wunderbare Neuigkeiten: Wir haben eine neue Nachwuchsband im Bethanien Kinderdorf Schwalmtal. Voller Stolz präsentieren wir: Die KiDo Flasher! Ab jetzt werdet ihr noch viel von Schlag- zeuger Luis, Bassist Simon, Keyboarder Jonas sowie Sänger und Gitarrist Klaus Heeren sehen und hören. Zum Beispiel beim alljährlichen Talentschuppen in der Aula des Bethanien Kinder- und Jugend- dorfes Schwalmtal. Anna Leister Blumen für Bethanien Der Obst- und Gartenbauverein Refrath hat mit einer Pflanzaktion dafür gesorgt, dass die Einfahrt zum Kinderdorf Bergisch Gladbach nun bunt erblüht. Gemeinsam mit einigen Kindern wurden nicht nur die Beton- ringe, die die Einfahrt säumen, bunt bepflanzt. In der Mitte kamen Samen in die Erde, damit dort eine bunte Vielfalt Bienen und anderen Insekten den Tisch deckt. Wir sagen danke für diese tolle Spende! Hand in Hand wurden die gespendeten Pflanzen in die Erde gebracht Daniela Fobbe-Klemm Niemals geht man so ganz ... Rita Kiefer-Müller und Thomas Müller verabschiedeten sich nach 38 Jahren als Kinder- dorfeltern im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Eltville in den wohlverdienten Ruhe- stand. Im kleinen Kreis wurde der Abschied gefeiert, Corona-bedingt fiel die Feier anders aus als lange Zeit im Voraus geplant, dennoch war es eine sehr schöne persönliche und emotionale Feier. Herzlichen Dank für euer großartiges Engagement für Bethanien. Wir freuen uns, „Sie haben Bethanien ein Gesicht gegeben“, mit dass Ihr weiterhin mit der Kinderdorfgemeinschaft verbunden bleibt. diesen Worten bedankten sich Dr. Klaus Esser und Thomas Kunz beim Ehepaar Müller für sei- Christina Bergold nen großen Einsatz kidoblick Nr. 51 · 2/2020
8 Leben und Arbeiten in Bethanien Veranstaltungen so verschieden wie die Mitarbeitenden Die Stabsstelle Bethanische Unternehmenskultur Mit dem Rückzug der Schwestern aus der Verwaltung der drei sche Unternehmenskultur auf, die strittig diskutiert wurde. Bethanien Kinderdörfer stand der Konvent vor der Frage, Nach vier Jahren sind die beiden Kolleginnen Daria Wirth wie man das geistliche Fundament lebendig halten kann. und Dorothee Laufkötter, die sich die Aufgabe teilen, aus dem Schwester Sara brachte die Idee der Stabsstelle Bethani- Alltag in den Kinderdörfern nicht mehr wegzudenken. Mit der Fastenzeit-Aktion Mixtape lud Daria Wirth dazu ein, Während der Corona-Beschränkungen half Dorothee Laufkötter sich jeden Tag bewusst etwas Zeit für sich zu nehmen bei den Lernzeiten Heute, nach fast 4 Jahren, kann man bei einigen Veranstal- Gerade jetzt in der „Corona-Zeit“ stehen wir aber vor der tungen schon von „Tradition“ sprechen: Biblisch Kochen großen Herausforderung, trotz Kontaktverbot präsent und zum Beispiel. Oder die Pilger- und Besinnungstage. Das sind für die Mitarbeitenden aktiv zu sein. Denn der von Sr. Sara wahre Selbstläufer. Trotzdem bleiben wir nicht stehen, denn formulierte Anspruch bleibt ja bestehen bzw. ist sogar aktu- wir wissen: Nicht jedes Angebot spricht jeden an – deshalb eller denn je! Hier entwickeln sich gute neue Ideen auf digi- müssen die Veranstaltungen genauso verschieden sein wie taler Ebene sowie das Gesprächsangebot „cOHRona“, eine die Mitarbeitenden. Ganz neu und direkt hoch im Kurs ist der Art Telefonseelsorge. Es gilt also immer neu dran zu bleiben biblische Escaperoom, der sich auch wunderbar mit den – an den Menschen und am Leben. Jugendlichen umsetzen lässt. Daria Wirth & Dorothee Laufkötter Was wollten wir Schwestern den ge, Pilgerfahrten, religiösen Angebote … Aber die Weiterent- wicklung der Kinderdorfarbeit in den vergangenen Jahren Bethanien Kinderdörfern mitgeben? erfordert auch in diesem Bereich gute Konzepte, die auch unabhängig von Personen tragen. Vor allem eines: den Kindern und Jugendlichen ein Zuhau- se bieten, in dem Lebens- und Sinnfragen einen Platz haben. Ja, es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Denn wir sind davon überzeugt, dass dies zu gelingendem Aber ich bin überzeugt, dass die Einrichtung der Stabsstel- Leben dazu gehört. Das vermitteln zu können, setzt aber die le Unternehmenskultur die richtigen Weichen gestellt hat. Befähigung der Erwachsenen voraus. Lange haben wir Es hat sich gelohnt! Schwestern diesen Bereich abgedeckt durch Besinnungsta- Sr. Sara kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Fachlich 9 Fachkräfte finden und binden Tagung des BvkE fand als Webinar statt Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Mittel. Der Bundesverband katholischer Einrichtungen (BVkE) hat einen Fachausschuss und ein Projekt „Fachkräfte gewinnen“ gestartet. Die ersten Ergebnisse eines Strategieworkshops, der 2019 statt- fand, sollten im Rahmen eines Kreativworkshops Ende März in Frankfurt diskutiert werden. Corona-bedingt wurde die Veranstaltung kurzerhand in ein Webi- nar umgemünzt. Kein Problem für die Teilnehmer, die sich dank guter Vorbereitung durch die Organisatoren und die beauftragte Agentur via Videokonferenz austauschen konnten. Hintergrund der Kampagne ist der Fachkräftemangel, der alle Jugendhilfeein- richtungen bundesweit gleichermaßen trifft. Ziel soll sein, unter dem Dach des Bundesverbands ein Baukastensystem zu erarbei- ten, aus dem sich alle angehörigen Einrichtungen mit Werbemit- teln, Kampagnen und Knowhow bedienen können. stechen? Welche Kanäle bespiele ich, damit sich die Gesuch- ten auch angesprochen fühlen? Die beauftragte Agentur hatte im Strategieworkshop Anforde- rungen ermittelt und daraufhin den Teilnehmern des Webinars Reichlich Diskussionsstoff, der in einer nachgeschalteten Tele- zwei Varianten für eine gemeinsame Werbekampagne vorgestellt foninterview-Runde mit einem Teil der Einrichtungsvertreter sowie Vorschläge für zielgruppengerechte Kanäle und Werbe- nochmal aufbereitet wurde. Im Laufe des Jahres sollen die mittel gemacht. Wie erreiche ich meine junge Zielgruppe? Wie Ergebnisse vorgestellt werden. muss ich Anzeigen formulieren, damit sie aus der Masse heraus- Daniela Fobbe-Klemm PädagogInnen gesucht! Im Kinderdorf zu arbeiten ist mehr als nur ein Job, denn für unsere Kinder und Jugendlichen ist es das wahre Leben. Wir haben Ihr Interesse geweckt? Dann informieren Sie sich hier: „Wir suchen Telefon 02163 4902-0 Menschen mit Herz!“ www.bethanien-karriere.de kidoblick Nr. 51 · 2/2020
10 Leben in Schwalmtal 51. Martinsmarkt abgesagt Wer hätte das gedacht? Im letzten Jahr Tombola und Kerzenreste für das Kerzen- A B G E S A G T haben wir noch den 50. Martinsmarkt im ziehen in der Freizeitwerkstatt, plant den Bethanien Kinderdorf Schwalmtal gefeiert Gottesdienst, probt für den Bühnenauftritt und dabei sämtliche Besucherrekorde und bastelt was das Zeug hält, um wieder geknackt. „Schönes aus dem Bethanien Kinderdorf“ Doch in 2020 müssen auch wir unsere verkaufen zu können. Großveranstaltung aufgrund der Corona- Pandemie absagen. Wir bedauern es sehr, den Martinsmarkt absagen zu müssen und hoffen, Sie in Das gesamte Kinderdorf freut sich in 2021 wieder bei uns begrüßen zu dürfen. jedem Jahr auf den großen Tag: sammelt bereits Monate im Voraus Preise für die Anna Leister „So ganz aufzuhören, kann ich mir nicht vorstellen“ Christoph Tappesser und Reinhard Ziegler beim Eierlauf! Nach mehr als 40 Jahren Kinderdorf geht Freizeit- und Erlebnispädagoge Reinhard Ziegler nun in den wohl verdienten Ruhestand. Doch ganz aufhören, das kann und will er sich einfach nicht vorstellen. Deshalb bleibt der Rentner und öffnet weiterhin zweimal in der Woche die Freizeitwerkstatt des Bethanien Kinderdorfes in Schwalmtal. Bei der Karnevalsgala im Bethanien Kinderdorf wurde aus diesem Grund auch kein Abschied gefeiert. Vielmehr hieß es: „Herzlich willkommen in der Rente, Reinhard!“ Und „Herzlich willkommen, Christoph!“ Christoph Tappesser ist nämlich nun „der Neue“: Nicht im Kinderdorf, dort arbeitet er nämlich schon seit einigen Jahren, aber in der Freizeit- und Erlebnispäda- gogik. Neben der Freizeitwerkstatt wird er verschiedene Freizeit- und Förderangebote für unsere Kinder und Jugendlichen anbieten. Dazu gehören etwa Klettern und Bogenschießen. Bei der Karnevalsgala kämpften die beiden zusammen gegen die Leitung und andere Mitarbeiter. Sie konnten genügend Orden verdienen, um am Ende den Sieg für sich zu entscheiden. Anna Leister kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Leben in Schwalmtal 11 „Hier bin ich nicht nur eine Nummer“ Judith Schöndeling arbeitet seit neun Jah- Schöndeling. Bereits als Besucher im Kin- ren im Kinderdorf und ist Gruppenleitung derdorf werde einem deutlich, dass das der Jugendwohngruppe. Kinderdorf ein Ort der Wertschätzung sei. Die Mitarbeiter im Kinderdorf werden Im Kinderdorf beworben hat sie sich direkt gesehen und nicht als Nummer wahrge- im Anschluss an ihre Ausbildung. Grund nommen. dafür war, dass sie mit der Schule einen Ausflug ins Kinderdorf gemacht hat und Frau Schöndeling hat sich entschieden Judith Schöndeling (2. v.L.) und ihr Team es ihr hier so gut gefallen hat. in der Jugendwohngruppe zu arbeiten. Hier wohnen Jugendliche ab 13 Jahren, Besonders im Gedächtnis geblieben ist eigenverantwortlich einen Haushalt zu dadurch ergeben sich teilweise andere Frau Schöndeling, dass sie bereits nach führen und ihre Angelegenheiten zu erle- Themen als in den Kinderdorfwohngrup- kurzer Zeit von vielen mit ihrem Namen digen. Die Pädagogen sind hierbei Weg- pen oder -familien. In erster Linie werden begleiter, die bei Rückschlägen aber begrüßt wurde. „Hier wird man gekannt, die Jugendlichen auf dem Weg in die natürlich auch als Tröster zur Stelle sind. geachtet und respektiert. Wenn man Hilfe Selbstständigkeit begleitet. Somit wer- benötigt, wird einem geholfen“, so Frau den die Jugendlichen dazu angeleitet Katrin Schwandner, Erziehungsleiterin Familiäre Bereitschaftsbetreuung in Coronazeiten Wir vermissen den Trubel, die vielen den Kindern Briefe schreiben und Bilder unterschiedlichen, persönlichen Kontak- schicken. Die werden mitherumgetragen, te, die Herausforderungen, die all diese geknuddelt und geküsst. Kontakte mit sich bringen! Bei einigen Kindern haben wir die Erlaub- Wann das ein Ende haben wird, wir wissen nis des Jugendamtes, kleine Videos hin- es nicht. Deshalb sind wir sehr froh, dass und herzuschicken. Für manche Kinder wir mit Bereitschaftsfamilien arbeiten, die ist es eine gute Möglichkeit, zu erleben, wir sorgfältig ausgewählt, geschult und in wie die Mama oder der Papa etwas erzäh- „normalen Zeiten“ intensiv begleitet und len oder eine kurze Geschichte vorlesen. kennengelernt haben. Denen wir deshalb Telefonieren oder auch Videotelefonie vertrauen. Berichte über die Kinder, die überfordern die kleinen Kinder meist. wir sonst aufgrund unserer Beobachtun- Trotzdem ist uns wichtig, dass auch die gen und nach einem ruhigen Vier-Augen- Kinder wissen, dass ihre Eltern sie gerade Gespräch schreiben, werden nun durch wegen der „doofen Hustenkrankheit“ Leere Flure, durch die sonst fröhliche ausführliche Telefonate ersetzt. Gar nicht nicht besuchen können und an sie denken. Stimmen und Kinderlachen hallen, Spiel- zimmer, die nicht aufgeräumt werden so einfach, wenn das nachsichtige Lächeln müssen, Büros, in denen wir uns mor- oder Stirnrunzeln des Gesprächspartners erahnt werden muss. gens an den Schreibtisch setzen, stun- denlang telefonieren und am PC arbei- Das gilt genauso für Telefonate mit den ten, unterbrochen von der Mittagspause, leiblichen Eltern. Als Bindeglied zwischen die wir im Sicherheitsabstand am aus- den Eltern und ihren Kindern nehmen wir gezogenen Küchentisch verbringen – uns gerne Zeit, um über die Erlebnisse Corona ist auch in der Familiären Bereit- der Kinder zu berichten. Ganz wunderbar Astrid Hurdalek & Eva Scharnowski, schaftsbetreuung (FBB) angekommen. ist es, dass einige Eltern und Großeltern FBB-Fachberaterinnen kidoblick Nr. 51 · 2/2020
12 Leben in Bergisch Gladbach Wie jetzt? Auch noch UMWELTSCHUTZ? Im Kinderdorf fehlt es wie auch überall sonst im Alltag der Stationären Jugend- hilfe nicht an Herausforderungen und Auf- gaben. Häufig wünschen sich die Pädago- gInnen vier Arme und vier Beine, um allen gerecht werden zu können. Und nun ja auch noch die Coronakrise, wo die Päda- gogInnen über Nacht auch noch zu Lehre- rInnen geworden sind. Wer den pädago- gischen Alltag aus diesem Blickwinkel betrachtet, fragt wahrscheinlich empört: Wie jetzt? Sollen wir neben alle dem auch noch das Thema Umweltschutz und Nach- haltigkeit in den Alltag einbauen? Wie soll das denn gehen? In den folgenden Zeilen wollen wir eine andere Perspektive einnehmen und ent- Mit Gemüsepower ist das Hochbeet schnell aufgebaut gegnen: Ja! Umweltbewusstsein im All- tag zu fördern, das geht und es lohnt sich! holz, einen Bereich dar, in welchen sich rungen besser gemeinsam bewältigen. Doch worin genau die Chancen und posi- die Kinder und Jugendlichen ausprobieren Gleichzeitig erlangen die Kinder und tiven Effekte aus unserer Sicht bestehen, können und auch Verantwortung über- Jugendlichen durch die aktive Gestaltung möchten wir nun genauer erläutern: nehmen können. Die Natur ist ein ihres Lebensumfeldes eine höhere Iden- Gemeinsames Handeln und aktiv wer- Geschenk für die Pädagogik, denn sie tifikation mit der Wohngruppe als Ort der den, wie z.B. beim Anlegen eines Gartens ist der Ursprung unserer menschlichen Beheimatung. oder Hochbeetes hinter dem Haus, stellt Existenz und so können Heranwachsende Den PädagogInnen kommt bei der Schaf- ein Beziehungsangebot dar, dass den in der Natur besonders gut mit sich selbst fung eines umweltbewussten Alltages Kindern und Jugendlichen ein direktes in Kontakt kommen. Hier können sie ein die Aufgabe zu, mit der nötigen Haltung Erfolgserlebnis ermöglicht. Den selbst Gefühl für ihren Körper und ihre Sinne und Motivation die Richtung vorzugeben, gepflanzten Salat wachsen zu sehen und entwickeln, sich selbst spüren, Ruhe Räume und Angebote für Naturerfah - im Sommer dann zu ernten und zuzube- erfahren, beobachten und vieles mehr. rungen zu schaffen und die hierdurch reiten, ist eben eine umfassendere Natur- Gemeinsame Aktivitäten entstehenden Interessen und Ideen der erfahrung als der wöchentliche Einkauf Kinder und Jugendlichen aufzugreifen im Supermarkt. Der pädagigische Fach- schaffen Bewusstsein und zu fördern. begriff, welcher an dieser Stelle passend Auch weitere grundlegende Effekte ist, lautet: Selbstwirksamkeit. „Ich habe Abschließend lässt sich festhalten, dass lassen sich am Beispiel der Gartenarbeit das geschafft“, ist ein Gedanke, der sich nach den besonders anfänglich notwen- verdeutlichen. Gemeinsame Aktivitäten bei dem Verzehr dieses selbstangebau- digen Anstrengungen der PädagogInnen, dieser Art schaffen nicht nur ein Bewusst- ten Salates ergibt und so wandelt sich langfristig gesehen ein umweltbewusster sein für den Wert der uns umgebenden dann hoffentlich auch der Salat von der sowie naturverbundener Alltag eine Ent- Natur und den aus ihr wachsenden unliebsamen Beilage zum Mittelpunkt der lastung bedeutet, da er eine präventive Lebensmitteln, sondern erzeugen ganz Mahlzeit. und stabilisierende Funktion auf die Ent- nebenbei auch Erinnerungen an das wicklungsprozesse der Heranwachsen- Zudem stellt das gesamte Feld der Erfah- gemeinsame Handeln. „Weist du noch, den hat. rung von Natur, sei es nun beim Anbau als wir letzten Sommer die Erdbeermar- und der Verarbeitung von Lebensmitteln, melade eingekocht haben“. Durch die Larissa Stupp & Michael Schumacher, oder bei dem gemeinsamen Lagerfeuer- hierdurch gestärkte Beziehung, lassen Team Haus 9 abend mit selbstgesammeltem Brenn- sich dann auch Krisen und Herausforde- kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Leben in Bergisch Gladbach 13 Ein Hochbeet für Haus 9 Schon lange wollte Haus 9 ein eigenes Hochbeet haben, endlich ist es so weit! Seit September 2019 bin ich im Anerkennungsjahr als Erzieher im Bethanien Kinderdorf in Bergisch Gladbach. Im Rahmen eines Projektes zum Thema Nachhaltigkeit, habe ich mit Josef, Marlon, Luca und Raul das hölzerne Hochbeet zusammenge- baut, angestrichen und im Garten aufgestellt. Damit war die Arbeit aber noch nicht getan. Ein Hochbeet muss in einer besonderen Art und Weise befüllt werden, indem verschiedene Materialien in einer bestimmten Reihenfolge übereinander- geschichtet werden. Wir haben im angrenzenden Königsforst Äste und Zweige für die unterste Schicht gesammelt, darüber kam Rasenschnitt, den wir vom Komposthaufen der Haustechnik holten. Dann sammelten wir Blätter im Garten unserer Wohn- gruppe, die die dritte Schicht bildeten. Für die letzten beiden Schichten haben wir im Baumarkt Kompost und Pflanzerde gekauft. Die Kinder und ich haben uns gewundert, wieviel Geld man für Erde ausgeben kann. Ende April wurde das Hochbeet einge- sät und bepflanzt und nun kann Haus 9 endlich Gemüse, Salat und Kräuter aus eigenem Anbau genießen. Niklas Schürmann, Team Haus 9 Jutta Menne – 1 Jahr Kinderdorfleiterin Man sagt ja immer, es braucht ein Jahr, bis man in einem neuen Job angekommen ist. Das mag grundsätzlich stimmen, aber die „bethanische Zeitrechnung“ ist definitiv eine andere – vom ersten Tag an war ich als Lei- terin des Kinderdorfes Bergisch Gladbach mittendrin! Was es mir leicht gemacht hat: alle, egal ob Schwestern, Mitarbeiter oder Kinder, brach- ten mir von Anfang an herzlich und offen großes Vertrauen entgegen. Alle waren neu- gierig, wer da wohl kommt: beste Voraus- setzungen für das, was wir in den zurücklie- Das erste Basteln der Karnevalskostüme brachte Jutta Menne (2.v.l.) zum Staunen: die AXA Von genden zwölf Monaten alles gemeinsam Herz zu Herz spendete nicht nur das Material, sondern schickte auch noch Helfer bewegt haben. Und gemeinsam meistern wir mit der Corona-Krise nun eine so heraus- dörfern, mit Menschen aus der Politik und schlag etwa, für alle Mitarbeitenden ein fordernde, ja beispiellose Zeit, wie sie nie- den Verbänden, mit unserem Freundeskreis, Deeskalationstraining anzubieten, stößt auf mand von uns bisher erlebt hat ... mit Spendern und Sponsoren, mit den großes Interesse. Erstmals haben wir eine zahlreichen Freiwilligen, die uns bei Festen Personalreferentin, die uns dabei unter- In Bethanien gab es für mich – auch jen- unterstützen. Und last not least die Grün- stützt, qualifizierte Mitarbeitende für uns seits der Krise – natürlich viele erste Male: dung einer neuen Stiftung für unsere Ehe- zu gewinnen und an uns zu binden. Die die erste Leitungsrunde, die ersten Abend- maligen durch Dieter Eimermacher. Zuständigkeiten der Erziehungsleiter essen in den Familien und Gruppen, die wurden angepasst, die Aufgabe des PäF ersten Begegnungen mit unseren Kindern Habe ich mir das alles so vorgestellt? Nein, erweitert. Wir verfolgen das Ziel, unser und Jugendlichen, den ersten Gottesdienst es war besser! „Geborgen in Gemeinschaft“ Kinderdorf ökologischer auszurichten. Und in der Kapelle, den ersten Kidocup, das erste – das ist einer der bethanischen Leitsätze bald kann die Kinderschutzstelle in Betrieb Herbst- und Erntedankfest, die ersten Mitar- und ich habe es selbst erfahren: er stimmt. gehen, auch das freut mich sehr. beiterausflüge, den neuen Kido-Rat, das Hier ziehen alle zusammen an einem Strang erste Weihnachten im Kinderdorf, den ersten und in eine Richtung, den uns anvertrauten Ist die Leitung des Kinderdorfes Bergisch Neujahrsempfang, den ersten Karneval und Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Gladbach aber „ein Job“? Nein, sie ist viel einen ganz besonderen Ostersonntag – da Förderung und Betreuung zukommen zu mehr – sie ist Teil meines Lebens geworden schon im Zeichen von Corona. Dazu die lassen. Was mich begeistert: alle sind offen und (wenn man meinen Mann fragt) auch ersten Begegnungen mit meinen Kollegin- für neue Ideen und bringen auch selbst neue unseres Lebens. Und das erleben wir beide nen und Kollegen aus den anderen Kinder- Impulse ein, die uns voranbringen. Der Vor- als eine Bereicherung. Jutta Menne kidoblick Nr. 51 · 2/2020
14 Leben in Eltville Arbeiten in Bethanien bedeutet für mich ... „… dass ich den „… Teil einer Gemeinschaft zu sein, die einen Kindern und Jugend- unermüdlichen Einsatz für die uns anvertrauten Kin- lichen eine Chance der und Jugendlichen zeigt. Jeder Mitarbeiter versucht geben kann in einer mit seiner ganz spezifischen Persönlichkeit und Fach- familienähnlichen lichkeit den jungen Menschen Bindungsverlässlichkeit Gemeinschaft auf- und Sicherheit zu vermitteln und Kindern aus schwieri- zuwachsen und sich in gen Familienverhältnissen ein familienähnliches Aufwachsen in der Geborgenheit weiter entwickeln Kinderdorfgemeinschaft zu ermöglichen. Zudem werden nicht nur die zu können.“ Potenziale und Stärken der Kinder und Jugendlichen, sondern auch die der Mitarbeiterschaft erkannt und entsprechend gefördert. So hat Sabrina Studer, Haus 5 jeder seinen Platz innerhalb der Gemeinschaft und trägt so zum Gelingen des großen Ganzen auf mehreren Ebenen bei.“ Nina Schneider, Haus 4a Von der Krippe ins Kido Die Coronazeit bedeutet auch Zeit für Veränderungen. Für alle. Die Erzieher und Erzieherinnen der Krippe halfen während der Corona-Beschränkungen in den Kinder- dorffamilien und Wohngruppen aus. Spielen, Basteln und Hausaufgabenbetreuung standen auf dem Tagesprogramm. Als Mitarbeiterin der Krippe in einer Wohngruppe des Kinderdorfes Wo sonst der Alltag durch die Pflege und Begleitung von Kleinkindern bestimmt wird, spielten nun ganz andere Schwerpunkte eine Rolle. Hausaufgabenbetreuung, Freizeit- gestaltung, Hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Kochen, Unterstützung beim Zimmer aufräumen usw.. Es war schön, wieder einmal in andere Arbeitsbereiche blicken zu können, so wie man es eigentlich nur noch aus Zeiten der Ausbildung kennt. Die Umstände, welche dies ermöglichten, sind jedoch für alle Beteiligten eine große Herausforderung und stellen sicherlich auch die regulären Mitarbeiter als auch die Kinder und Jugendlichen auf die Probe. Back to the roots? Wieder zurück in die Krippe Durch die erhöhte Nachfrage an Notbetreuungsplätzen wurde ich wieder in der Krippe eingesetzt. Zurück zum Alltag geht es aber noch lange nicht. Die Kinder werden nur im Windfang der Kita angenommen. Kontakt zu den Eltern gibt es nur mit gebüh- rendem Sicherheitsabstand. Wer rein will, muss klingeln. Zu KollegInnen wird stets ein Sicherheitsabstand eingehalten – keine Umarmung, nachdem man sich wochen- lang nicht gesehen hat. Es fühlt sich merkwürdig an, nachmittags in einer sehr stillen Kita alleine am Schreibtisch zu sitzen. Vielleicht hat das Ganze auch etwas Gutes. Man erkennt vielleicht wieder etwas mehr, weshalb man sich für diesen Beruf entschieden hat. Ohne die Kinder ist es irgendwann doch sehr, sehr trist. Ich freue mich darauf, wenn Für die Mitarbeitenden der Krippe war der Einsatz im Kinderdorf eine neue Erfahrung wieder Leben in die Kita einkehrt. und Herausforderung Katja Jung, Erzieherin Bethanien Kindertagesstätte
Leben in Eltville 15 Neuer Raum für Kinder Nach dem Start der Intensivgruppe Taubenmühle im April, wurde eine weitere Außenwohngruppe im Hunsrück eröffnet. Im ehemaligen Pfarrhaus Pleizenhausen zogen Anfang Mai die ersten Kinder ein. Danke an alle, die tatkräftig dazu beigetragen haben, dass die Wohngruppe – trotz Einschränkungen in der Corona-Krise – fristgerecht beginnen konnte. Björn Spieler, Erziehungsleiter Was ist STEP? STEP ist eine Weiterbildung für pädagogische Fachkräfte in der ambulanten, teilstationären und stationären Erziehungshilfe. Im Kinder- und Jugenddorf Eltville wird den Betreuerinnen und Betreuern der Wohngruppen zur Unterstützung ihrer täglichen pädagogischen Arbeit ein pädagogisches Fachkonzept für die stationäre Erziehungshilfe angeboten: das sogenannte STEP- Konzept. Die STEP Weiterbildung basiert auf dem Konzept der Individu- alpsychologie (IP) von Alfred Adler und Rudolf Dreikurs. Mehr Informationen zu den STEP-Strategien finden Sie unter www.instep-online.de Anfang 2020 wurde der erste 4-tägige Weiterbildungskurs durch- geführt. Weitere Kurse folgen. Ich freue mich sehr, diese Fortbildung als zertifizierte Dozentin für STEP-Weiterbildungskurse und gleichzeitig als Mitarbeiterin übernahme. Besonders die Anregung, eigene Wertvorstellungen im Psychologischen Fachdienst vor Ort im Bethanien Kinder- und die eigene Haltung zu hinterfragen, empfand ich als sehr und Jugenddorf Eltville durchzuführen. hilfreich, um das eigene Handlungsrepertoire zu erweitern.“ Ulrike Bergner-Schmitt Hannah Gutberlet, Psychologischer Fachdienst Stimmen der Kursteilnehmerinnen: „STEP finde ich gut, weil es eine Hilfestellung bietet, in schwie- „Die STEP-Fortbildung war sehr bereichernd, sie bestand aus viel rigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich finde es theoretischem sowie praktischem Input, u.a. mit Selbsterfah- gut, weil es leicht verständlich und effizient ist. STEP bereichert rungsanteilen und dem Einüben von Rollenspielen. STEP bietet mich, weil es eine Haltung der Neugierde und Wertschätzung als Handwerkszeug eine Handlungskompetenz zum Umgang Familiensystemen gegenüber vermittelt und schwieriges Verhal- mit Kindern und Jugendlichen – auch in schwierigen Situationen. ten nicht defizitär, sondern als überlebenswichtige Strategien Sie fördert eine positive Beziehung durch Ermutigung der anerkennt.“ Kinder und Jugendlichen und eine wohlwollende Perspektiven- Sandra Hoffmann, Erzieherin Intensivgruppe Taubenmühle kidoblick Nr. 51 · 2/2020
16 Leben in Eltville Teambuilding wird im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Eltville großgeschrieben Teambuilding – ein Modewort in aller geschaffen. Neben den Klassikern wie Munde. Dass dieses nicht nur als leere Weihnachtsfeier oder Betriebsausflug, Worthülle dienen muss, sondern mit die von der Mitarbeiter-Vertretung oder Leben gefüllt werden kann, beweist das der Verwaltung organisiert werden, gibt es Bethanien Kinderdorf in seiner täglichen weitere Möglichkeiten: Arbeit. Gerade im sozialen Berufsfeld Einmal im Jahr finden die Mitarbeiter- ist eine harmonische Zusammenarbeit Gesundheitstage statt. Über Maßnahmen besonders wichtig. zur Gesundheitsprävention konnten sich Für eine positive Entwicklung unserer Kin- die Mitarbeiter im vorletzten Jahr infor- der und Jugendlichen ist es maßgeblich, mieren, im letzten Jahr fanden Schnup- dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbei- pertage in einem Fitnessstudio statt. Und ter nach einheitlichen pädagogischen wer sich ohnehin schon privat im Sport- Leitlinien handeln und „an einem Strang verein betätigt und für seine Gesundheit ziehen“. Interne Zerwürfnisse und Fehl- sorgt, erhält dafür einen finanziellen kommunikation können fatale Folgen Zuschuss von Bethanien. haben. Neben Angeboten für die körperliche Um solche Unstimmigkeiten zu vermei- Gesundheit werden in regelmäßigen Grillfest für Mitarbeiter im im August 2019 den und das Wohlbefinden am Arbeits- Abständen Besinnungstage angeboten, platz zu fördern, gibt es im Kinderdorf die die Referentin für Bethanische Unter- Gelegenheiten, bei denen ein ganz unge- zahlreiche Angebote, die allen Mitarbei- nehmenskultur initiiert. Biblisch Kochen zwungener Austausch über Arbeit, aber terinnen und Mitarbeitern offenstehen. und meditatives Bogenschießen schafften eben auch Privatleben möglich ist. Es werden Momente der Erholung und zuletzt ein Gefühl der Gemeinschaft und Besinnung, des Austausches und des des Selbstvertrauens. Gemeinsames Die vielleicht nicht erholsamsten, aber Feierns außerhalb der alltäglichen Arbeit Grillen oder Frühstück sind zusätzliche dennoch schönsten Stunden erleben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch immer noch bei gemeinsamen Erlebnissen mit den Kindern und Jugendlichen. Wenn die gesamte Kinderdorfgemein- schaft ein großes Sommerfest feiert, wenn der jährliche Kinderdorfausflug ansteht und alle gemeinsam in die Natur los- ziehen, wenn es mit der Wohngruppe im Sommer zum Zelten geht, wenn die Sommerferien bei der traditionellen School’s Out Party gefeiert werden oder der nächste Geburtstagskuchen auf dem Tisch steht, dann sind das die besten Arbeitstage. Umso mehr spürt die Kinderdorfge - meinschaft die Einschränkungen und Belastungen in der Corona-Krise und alle hoffen auf Lockerungen und freuen sich auf ein mögliches Beisammensein. Betriebsausflug im Juni 2019, Stadtführung in Eltville Christina Bergold kidoblick Nr. 51 · 2/2020
#CoronaSmileChallenge 17 Mit der #CoronaSmileChallenge wurden seit Ende März in allen 3 Kinderdörfern die besten Ideen gegen Langeweile gesammelt und gegenseitig geteilt. Die aufreibenden Tage rund um das Corona Virus hielten viele Herausforderungen für den Alltag in den Bethanien Kinder- und Jugenddörfern bereit, die nur dank des großen Gemeinschafts- gefühls so hervorragend bestritten wurden. Umso mehr ist es jetzt an der Zeit, einmal tief durchzuatmen und in den Sommerferien abzuschalten, das Vergangene hinter sich zu lassen. Mit einem „Smile“ blickt die Kinderdorfgemeinschaft zurück, auf die vielen kreativen Ideen und tollen Aktionen. Hier ein Auszug aus dem kreativen Potenzial. Steinschlange an der Saaler Danke sagen Maskerade Mühle Haus 1 hat sich bei Apothekern, Taxi- Masken wurden kurzerhand selbst Am Saaler Mühlensee gibt es eine fahrern, dem Pizzadienst und vielen genäht und dementsprechend farben- Steinschlange, die am Ende einmal anderen Leuten in Refrath und Bens- und formenfroh sieht es auch aus, um den ganzen See reichen soll. Haus berg, die derzeit arbeiten und damit wenn man im Kinderdorf unterwegs 12 hat Steine bemalt und mit einem wichtige Dinge für uns alle am Laufen ist. Vielfalt statt weißer Einheitsmaske. ganz dicken Stein, den das Logo der halten, mit selbst gebastelten Herzen Bethanien Kinderdörfer ziert, dafür bedankt. Die Reaktionen waren sehr gesorgt, dass auch das Kinderdorf positiv, alle Beschenkten haben sich Bergisch Gladbach dort präsent ist. sehr über diese tolle Geste gefreut. König für einen Tag Auch wenn Corona viele unschöne Seiten hat, der Humor ging im Kinderdorf nicht flöten. Es durfte gelacht werden, sonst Homeschooling hieße es ja auch nicht Smile-Challenge. Egal ob Unterricht in der Wohngruppe Raul präsentierte sich als König des oder in der Lerninsel, die im Domini- Kinderdorfes. kussaal eingerichtet wurde, um auch mal Ruhe zu haben, es wurde jeden Tag fleißig gepaukt. kidoblick Nr. 51 · 2/2020
18 #CoronaSmileChallenge Urlaub im Garten & Steinstraße Unser Gartenhaus hat die Zeit genutzt und im Garten gezeltet. Eigentlich wollte die Gruppe Urlaub im Heuhotel machen. Aber Zuhause ist es auch schön. Außerdem haben sie eine schöne Steinstraße gebaut. Backe, backe Kuchen! So lecker kann es in Zeiten von Coro- na sein, das dachte sich unser Kasta- nienhaus im Kamp und hat leckeren Kuchen gebacken! Ein Tag im Freien! Warum sich für nur eine Aktion zur Ablen- kung entscheiden? Das hat sich wohl auch unsere AWG Klinkum gedacht. Nach 7 Wochen Schulfrei gab es gleich einen ganzen Tag voller Aktionen! # Waldspaziergang #Picknick #Schnitzeljagd #Lagerfeuer #Stockbrot #Taucherbrillengegenrauch Kidopoly Ein großartiges Projekt ist fertiggestellt! Ursprünglich sollte eine Holzplatte verwer- tet werden. Daraus entstand die Idee im Haus 2, ein eigenes Spiel zu gestalten. Die kreativen Betreuerinnen und Kinder dürfen mächtig stolz sein, denn das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sogar die Figuren und Spielkarten wurden selbst gestaltet. kidoblick Nr. 51 · 2/2020
#CoronaSmileChallenge 19 #WirBleibenZuhause Räumliche Distanz halten, das ist für die Kinder eine große Belastung. Lie- bevoll wurden im Kinderdorf Fenster gestaltet. Diese Kunstwerke schafften einen freudigen Anblick. social distancing Die Alpakas, unsere tierischen Bewoh- ner in der Intensivgruppe Taubenmüh- le, haben von einer Kontaktsperre noch nichts gehört und schenken den Kindern entspannte Momente in der herausfordernden Zeit. Viren-Experiment Keime sind ganz schön hartnäckig. Das Expertenteam in Haus 5 hat ein Keimexperiment durchgeführt. Glitzer als Keime und Viren wurden auf die Bau-Marathon Anpacken Hände gestreut und die Kinder haben ausprobiert, wie sie sich verteilen, Der Ehrgeiz hat die Baukünstler ge- Auch das geht in der Corona-Zeit: Die wenn man sich die Hände nicht wäscht packt. Plötzlich haben auch die gro- Hausarbeit wird gemeinschaftlich voll- und wie gut man waschen muss, um ßen Jungs wieder Zeit und Muße zu bracht. Auch ehrgeizige männliche alles abzubekommen. bauen ... Unterstützung darf dabei nicht fehlen! Auspowern Die Jungs der Außenwohngruppe in Erbach unternehmen ausgiebige Moun- tainbike-Touren durch die Weinberge. kidoblick Nr. 51 · 2/2020
20 Leben bei den Dominikanerinnen von Bethanien Arbeiten und leben in Bethanien Bonbons abzählen, bis das Taschengeld unserer (deutschen) Gemeinschaften lie- endlich reicht. gen in einem der Kinderdörfer. Und es ist eigentlich gar nicht so entscheidend, was Dann gibt es die Schwestern, die gemein- wir tun und ob wir noch arbeiten (kön- sam mit Kindern und Erwachsenen Gottes- nen) oder nicht. Oft ist es für die Men- dienste vorbereiten (und immer wieder schen um uns herum viel wichtiger, dass die Kirche dafür herrichten), über Gott und wir einfach da sind, dass wir Zeit und ein die Welt nachdenken, Osterkerzen gestal- Lächeln haben (mit und ohne Maske). ten, beten, Lieder singen, Trauer und Freu- Dass es auch Erwachsene gibt, die in den de teilen. Kinderdörfern leben und zuhause sind – Außerdem gibt es noch Schwestern, die und eben nicht nur dort arbeiten! – hat z.B. an der Pforte Dienst tun oder Priorin Einfluss auf unsere Kinder, und möglicher- sind. Und das ist immer noch nur ein Teil weise auch auf den ein oder anderen von uns, denn Bethanien ist mehr als die Erwachsenen. Sr. Barbara Kinderdörfer. Die anderen Schwestern arbeiten entwe- der außerhalb, z.B. in einer Pfarrei oder im Gefängnis oder sie haben ihre Arbeit inner- halb des Ordens, z.B. in der Verwaltung Termine Zu unserem Leben gehört die Arbeit und das oder im Haushalt. Unsere Geburtstags„kinder“: Feiern: Sr. Martha räumt ihrer Jüngsten hinter- her, am Rande einer Feierlichkeit Und nach all diesen Beispielen (die nicht Sr. Brigitte (Meckenheim): vollständig sind!) fehlt immer noch eine 19.08.2020, 85 Jahre Gruppe, eine ganz wichtige: das sind die Das Thema „Arbeiten in Bethanien“ ist für Sr. Hellena (BGL-Refrath): Schwestern, die nicht mehr arbeiten. Wir uns Schwestern etwas sperrig, denn es 10.09.2020, 50 Jahre haben das Glück, dass wir unsere zentra- haben nur noch wenige eine reguläre le Aufgabe auch noch im Alter erfüllen Sr. Angela (BGL-Refrath): Stelle innerhalb der Kinderdörfer. Vor können: das Gebet. Wir preisen Gott und 28.10.2020, 70 Jahre allem sind das unsere drei Kinderdorf- bitten für alle Menschen, die in Not sind. mütter, aber darüber hinaus gibt es etliche Wir gratulieren herzlich und Auch Schwestern, die selber schon krank Schwestern, die sich in verschiedenster sind, nehmen diese Aufgabe sehr ernst, wünschen Gottes Segen! Weise engagieren. Da sind einmal die- und viele beten für bestimmte Kinder auch jenigen, die direkt mit den Kindern zu tun in den Kinderdörfern. haben: Schwestern, die mit Kindern z.B. musizieren, tanzen, spielen, nähen oder die im Laden geduldig die Centstücke und Außerdem ist für uns ganz wichtig, dass wir in Gemeinschaft leben. Die meisten Sieh mal an „Nicht vom Brot allein“ Die Arbeit ist ein Mittel, den Tag zu heiligen – aber nicht der Zweck! Pater Jean Joseph Lataste, Gründer der Dominikanerinnen von Bethanien, Eigentlich musiziert und tanzt Sr. Wilma ca. 1868 viel – gerne auch mit Kindern oder Inter- (Anfangs lebten die Dominikanerinnen von Bethanien fast wie Nonnen. Im essierten von außen. Jetzt in der Krise geht das natürlich nicht, und sie hat Ersten Weltkrieg teilte sich die Gemeinschaft. Es entstand der deutsch- mehr Zeit, als ihr lieb ist. Also hat sie die niederländische Zweig, der „apostolisch-tätig“ wurde und später u.a. die Blockflöte mit der Nähmaschine ver- tauscht und näht die in dieser Zeit so Bethanien Kinderdörfer gründete.) dringend benötigten Masken. kidoblick Nr. 51 · 2/2020
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