Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer

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Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer
Die Zeitschrift der Bethanien Kinder- und Jugenddörfer    Nr. 51 · 2/2020

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kidoblick
    b lick

Arbeiten in Bethanien
– auch in Krisenzeiten füreinander da

   Schwalmtal: Kinderdorfmutter – Beruf oder Berufung?
   Bergisch Gladbach: 1 Jahr Kinderdorfleiterin
   Eltville: Teambuilding wird groß geschrieben
   Dominikanerinnen: Arbeiten und Leben in Bethanien
Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer
2 Herzlich Willkommen

                     Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                   Inhalt
                     in einer nie geahnten Geschwindigkeit ist unser aller
                     Leben in diesen Wochen umgekrempelt worden. Die
                                                                                   3     Zwischen Himmel und Erde
                     weitreichenden Veränderungen betreffen uns in den
                     Kinderdörfern an vielen Stellen.
                     Bisher ungekannte Begriffe wie Lockdown und Shut-
                                                                                   4 Titelthema
                     down führen uns vor Augen, dass alles, was wir für
                     selbstverständlich und „normal“ hielten, fragil ist. Vor-           Arbeiten in Bethanien
                     mals undenkbare Einschränkungen wie „Betretungs-
                                                                                         – auch in Krisenzeiten füreinander da
                     verbote“ für Kitas und Schulen und eine uns fremde
                     soziale Distanzierung strapazieren unsere Bedürfnisse
                     nach Nähe, Berührung und Kontakt.
                                                                                   7     Das Neueste
Für die Kinderdörfer bedeutet diese Situation bis heute erhebliche Heraus-
forderungen. Ein Kinderdorf kann im Gegensatz zu einer Schule oder einem           8     Leben und Arbeiten in Bethanien
Büro weder geschlossen, noch im Homeoffice betrieben werden. Im Gegen-
teil, die stationären Gruppen mussten die Betreuung der Kinder und Jugend-         9     Fachlich
lichen ausweiten. Wofür die Personalausstattung nicht vorgesehen ist. Es gibt            • Fachkräfte finden und binden
keine Abwesenheiten während der Schulbesuche und Kindertagesbetreuung,
keine Freizeitgestaltung z.B. im Sportverein außerhalb der Gruppe, kein           10     Leben in Schwalmtal
Treffen mit Freunden, kein Besuchswochenende bei der Familie. Die Eltern-
                                                                                         • Familiäre Bereitschaftsbetreuung
und Familienkontakte wurden zum größten Teil ausgesetzt und es war lange
                                                                                         • Reinhard Ziegler geht in Ruhestand
nicht absehbar, wann diese wieder stattfinden würden. „Homeschooling“
gehört plötzlich zu den Aufgaben der Pädagogen und Pädagoginnen.
                                                                                  12     Leben in Bergisch Gladbach
Neue Tagesabläufe mussten deshalb überlegt und umgesetzt werden. Für
                                                                                         • Wie jetzt? Auch noch Umweltschutz?
Spielplatznutzungen und Außenaktivitäten wurden in den Teams Tages- und
                                                                                         • 1 Jahr Kinderdorfleiterin
Wochenpläne erstellt und in den Kinderdörfern Regelungen entwickelt. Die
dauerhafte Präsenz von 5 bis 10 Kindern im Haus stellte alle vor neue
                                                                                  14     Leben in Eltville
Herausforderungen im sozialen Miteinander. In den stationären Gruppen, in
Kinderdorffamilien und Wohngruppen gilt: „Wir sind Familie! Wir gehören                  • Von der Krippe ins Kido
zusammen, für uns innerhalb der Gruppe gelten die Regelungen für Familien.“              • Was ist STEP?

Große Sorgen machen wir uns um die Gesundheit von Kindern und Mitarbei-           17     #CoronaSmileChallange
tenden, die wir auf keinen Fall gefährden wollen. Bislang wurden nur verein-
zelt positive Covid-19 Tests gemeldet, schwere Erkrankungen sind bisher aus-      20     Leben bei den Dominikanerinnen
geblieben.                                                                               von Bethanien
Positiv zu vermerken ist eine große Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden                 • Osterjubel nach Corona-Art
untereinander, die unser Gefühl der Solidarität und der Zusammengehörig-                 • Von Nonnen und Schwestern
keit in Bethanien deutlich bestärkt hat. Die Bereitschaft, sich auf Neues
einzulassen, hat auch unsere digitalen Arbeitsformen erweitert. An dieser         22     Persönlich & Termine
Stelle zeigt sich, dass wir als Kinderdörfer eine gut funktionierende Gemein-
schaft sind und hier zu arbeiten mehr als ein Job ist. Dafür gebührt allen Mit-   23     Ihre Hilfe
arbeitenden, egal in welchem Bereich sie tätig sind, großer Dank.
                                                                                  Sie möchten den kidoblick 3 x jährlich kostenfrei
Positiv ist auch, dass einige Spender dafür gesorgt haben, dass unsere Kin-       lesen? Melden Sie sich an unter 02163 4902-220
der und Jugendlichen nun über digitale Arbeitsmittel wie Tablets und Laptops      oder per E-Mail an imdahl@bethanien-kinderdoerfer.de
verfügen. Und uns damit die Bildungsaufgaben in der Krisenzeit erheblich
erleichtert haben. Danke dafür und: Bleiben Sie an unserer Seite!                 Impressum
                                                                                  Herausgeber: Bethanien Kinderdörfer gGmbH
Herzliche Grüße
                                                                                  Ungerather Straße 1–15 · 41366 Schwalmtal-Waldniel
                                                                                  Fon: 02163 4902-220 · Fax: 02163 4902-230
Ihr
                                                                                  www.bethanien-kinderdoerfer.de
                                                                                  V.i.S.d.P.: Dr. Klaus Esser, Geschäftsführer
                                                                                  Redaktion: Daniela Fobbe-Klemm
                                                                                  Gestaltung: Ulrike Jasser, Heinsberg
                                                                                  Unsere Zeitschrift kidoblick erscheint dreimal jährlich
                                                                                  in einer Auflage von 3.500 Exemplaren. Sie wird von
                                                                                  den Caritas Werkstätten Köln auf umweltfreundlichem
Dr. Klaus Esser, Geschäftsführer                                                  Papier gedruckt.

kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer
Zwischen Himmel und Erde 3

    … denn wer arbeitet, hat ein Recht
    auf seinen Lohn. (Mt.10,10)

Kaum ein Begriff wird so vielfältig ver-
wendet wie der Begriff Arbeit. Er reicht
von der Physik, über die Betriebswirt-
schaftslehre bis zu den Sozialwissen-
schaften und bekommt so auch ganz
verschiedene Bedeutungen. Aber auch
unsere Sicht auf Arbeit selbst unterliegt
Veränderung, man denke nur an die Work-
Life-Balance.
Im sozialen Bereich bin ich sicher nicht
die Einzige, die mit der Frage konfrontiert
wurde, „stört es Dich nicht, dass Du vom
Elend anderer Menschen lebst?“ Und auch
intern bietet der Begriff Arbeit durchaus
immer wieder Diskussionsstoff. Über-
haupt, ist das Zusammenleben mit Kin-
dern denn Arbeit, wo fängt die an und wo
hört sie auf? In der Pubertät lautete die
Kritik meiner Kinder dann: Ich bin mir
nicht sicher, dass Du mich wirklich magst,
Du wirst ja für das, was Du für mich tust,
bezahlt. Neben dem Faktum, dass auch
die pädagogische Arbeit in den Kinder-
dörfern eine Erwerbstätigkeit ist und auch    ganz entscheidende Seiten unserer Arbeit.     dieser Tage die Gewinne, die sich nicht
wir Ordensschwestern nicht nur von „Got-      „Die Übernahme von Verantwortung für          horten lassen, sondern sich zum Ver-
teslohn“ unseren Lebensunterhalt be-          sich selbst, für andere und für die ganze     schenken eignen.
streiten können, darf eine Erwerbstätig-      Gemeinschaft ist das Ziel der erzieheri-
                                                                                            Ich wünsche mir hierbei eine größere Viel-
keit ja durchaus Freude machen und den        schen Arbeit und Anspruch an unser Mit-
                                                                                            falt der Wertmaßstäbe und gerechtere
Arbeitenden mit sinnvoller Befriedigung       einander“, steht in unserem Leitbild.
                                                                                            Maße bei der Lohnzumessung. Ihnen
erfüllen.
                                              Verlässliche Erwachsene, die ihre beson-      wünsche ich von Herzen, dass Sie gut
In diesen Tagen der Corona Krise erleben      dere Verantwortung auch in Krisenzeiten       durch diese Krise kommen und darin die
wir nun eine neue Unterscheidung für          wahrnehmen, ermöglichen damit dan-            Chance zu wachsen entdecken können.
Arbeit, die der systemrelevanten Felder.      kenswerter Weise die Erfahrung enger
Arbeit, die unbedingt aufrecht erhalten       Verbundenheit und tragender Beziehun-
bleiben muss, um das System zu sichern.       gen.
Dazu zählen neben dem Gesundheits-
                                              Dass Gott mich durch und in Krisenzei-
system und Bereichen der Infrastruktur,
                                              ten trägt und begleitet, kann leichter
im sozialen Bereich u.a. auch die Einrich-
                                              glauben, wer dies in seinem Leben schon
tungen, in denen Kinder 24 Stunden, 365
                                              früh selbst erfahren hat.
Tage im Jahr betreut werden. Klar können
Kinder nicht sich selbst überlassen blei-     Was ist uns als Gesellschaft dieser Beitrag
ben, aber dürfen Mitarbeiter*innen das        zum gesellschaftlichen Miteinander wert?
Wohl ihrer eigenen Familie riskieren? Ver-    Wie und was zählen wir als Gewinn für         Sr. Katharina, Generalpriorin der
antwortungsgefühl und Beziehung sind          unsere Gesellschaft? Wie gut tun uns doch     Dominikanerinnen von Bethanien

                                                                                                        kidoblick Nr. 51 · 2/2020
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4 Titelthema

   Kinderdorfmutter: Beruf oder Berufung?

Im Bethanien Kinderdorf Schwalmtal gibt
es zurzeit zwei junge Frauen, die sich
wünschen, Kinderdorfmutter zu werden.
Doch wie trifft man diese Entscheidung?
Wir haben nachgefragt:
KiDo: Wie seid ihr auf die Idee gekom-
men, Kinderdorfmutter werden zu wollen?
Britta Lange: Es ist einfach eine dank-
bare Aufgabe, der verlässliche Partner für
diese Kinder zu sein. Die Kinder, die hier-
herkommen, haben oft schlechte Erfah-
rungen mit Erwachsenen gemacht. Was
eine Kinderdorfmutter ausmacht, ist,
dass sie sich das Vertrauen erst erarbei-
ten muss. Den Kindern dann wieder zu
Leichtigkeit und Lebensfreude zu verhel-
fen, das ist es, was ich will. Denn wenn       Britta Lange und Natascha Schmeißer wollen Kinderdorfmütter werden
Kinder lachen, ist es das Schönste für mich.
Natascha Schmeißer: Es ist für mich eine       gefällt mir. Jeder kann so sein wie er ist     gaben und dann wird weitergespielt. Für
Herzenssache. Ich habe erst in der Kita        und das ist auch gut so.                       die Kinder fühlt es sich wie Ferien an.
gearbeitet, dann in der stationären                                                           Auch unsere Mitarbeiter sind sehr ent-
                                               Natascha Schmeißer: Ich habe mich
Jugendhilfe. Ich habe immer gedacht,                                                          spannt. Eigentlich haben wir sogar mehr
                                               immer wieder mit dem Thema Kinderdorf-
dass mir noch etwas fehlt. Ich möchte                                                         Zeit, weil wir unsere Kinder nirgendwo
                                               mutter auseinandergesetzt. SOS war mir
rund um die Uhr für die Kinder da sein                                                        hinfahren müssen.
                                               zu groß, zu kommerziell. Beim Googlen
und nicht erst in der Übergabe nachlesen
                                               bin ich dann immer wieder auf das Betha-       Natascha Schmeißer: Am stärksten hat
müssen, was gerade bei ihnen los ist. Ich
                                               nien Kinderdorf gestoßen. Dann gab es          sich eine Sache verändert: Die Schule ist
möchte mit ihnen zusammenleben und
                                               einen Beitrag über die Kinderdorfmutter        jetzt im Kinderdorf. Doch das klappt
immer wissen, was sie gerade beschäftigt.
                                               Ida Dunkel. Ich habe einen Kommentar
                                                                                              erstaunlich gut, weil die Kinder gut mit-
KiDo: Wieso ist es das Bethanien Kinder-       daruntergeschrieben und wurde direkt
                                                                                              machen. Nach dem Frühstück wird gelernt
dorf geworden?                                 von einer Mitarbeiterin eingeladen.
                                                                                              und danach gibt es viele Freizeiten. Des-
                                               Als ich das erste Mal durch das Tor kam,
Britta Lange: Das Bethanien Kinderdorf                                                        halb bemühen sich die Kinder auch. Es
                                               fühlte es sich an, als würde ich nach
ist ein sehr wertschätzender Arbeitgeber.                                                     gibt viel weniger Termine. Das ist total
                                               Hause kommen. Es hat sich einfach direkt
Außerdem haben die Kinder hier einen                                                          schön und entschleunigt. Wir sind nun
                                               richtig angefühlt.
großen Stellenwert: Jede Stimme wird                                                          mit der Gruppe zusammen und wir
gehört. Es gibt hier viele Menschen, die       KiDo: Inwiefern hat das Corona-Virus           machen einfach das, worauf wir Lust
auch mal querdenken und über den               euren Alltag im Kinderdorf verändert?          haben.
Tellerrand hinausdenken und nicht nur
                                               Britta Lange: Eigentlich ist es schön für      Doch es gibt auch problematische The-
nach Schema F arbeiten.
                                               uns. Die Kinder sind toll. Es gibt keinen
                                                                                              men. Es gibt zurzeit keine Elternbesuche.
Es liegt auch an den Menschen, die ich         Lagerkoller. Sie spielen den ganzen Tag
                                                                                              Das fällt den Kindern sehr schwer, vor
hier kennengelernt habe. Die Ordens-           miteinander. Es wird ausgeschlafen,
                                                                                              allem deshalb, weil sie nicht wissen, wie
schwestern. Die Persönlichkeiten, die          gefrühstückt, aufgeräumt und ein biss-
                                                                                              lange dieser Zustand noch anhält.
hier in den Alltag und das Geschehen           chen draußen gespielt. Nach dem Mit-
hineinspielen. Diese Vielfältigkeit hier       tagessen gibt es dann ein paar Schulauf-                                   Anna Leister

kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer
Titelthema 5

   Fortbildung gehört zum Alltag

Fortbildungen sind für die Bethanien            gien an die Hand bekommen und selbst             tionen neu wahrzunehmen, das eigene
Kinderdörfer ein wichtiger Teil der Per-        ausprobieren können, wie man Situatio-           Verhalten zu hinterfragen. „Oft sind wir
sonalentwicklung. In internen Fortbil-          nen mit Konfliktpotential beizeiten ent-         Betreuer in einem Konflikt, ob eine ange-
dungen wird Mitarbeitenden ermöglicht,          schärft. Möglich wurde diese Fortbildung         kündigte Konsequenz im Sinne von Haim
sich beruflich weiter zu qualifizieren und      dank einer sehr großzügigen Spende der           Omer nicht auch schon eine Drohung ist.
Kompetenzen für die Arbeit im Kinderdorf        DEUTA Werke in Bergisch Gladbach.                Ich bin oft unsicher“, bekennt eine Teil-
zu erwerben.                                                                                     nehmerin. „Man kann keine Öffentlich-
                                                „Ich bin froh, dass die Referentin sich dar-
Ein Beispiel dafür ist das Deeskalations-                                                        keit herstellen, wenn man am Wochen-
                                                auf eingelassen hat, dass wir unsere The-
training, das in diesem Jahr für alle Mit-                                                       ende alleine im Dienst ist“, fügt Springerin
                                                men einbringen konnten“, sagt Daniel
arbeitenden im Kinderdorf Bergisch                                                               Simone Weber an.
                                                Kelbling aus Haus 7. Eigentlich sollte der
Gladbach angeboten wird.                        Schwerpunkt der Fortbildung auf Selbst-          Trotzdem ist das Fazit der Schulung posi-
Was tun, wenn ein Kind völlig ausrastet?        verteidigungstechniken liegen, diese sind        tiv. „Ich bin mit dem guten Gefühl aus der
Wenn es nicht nur schreit und tobt, son-        in Bergisch Gladbach aber selten nötig.          Fortbildung gegangen, dass wir viel im
dern auch körperlich aggressiv gegenü-          Eher geht es darum, das pädagogische             präventiven Bereich leisten und dank Fall-
ber anderen Kindern oder den Betreuern          Konzept der Neuen Autorität nach Haim            werkstatt, Supervision und dem Konzept
wird? Wie steigt man aus der Eskala-            Omer, die auf professionelle Präsenz und         von Haim Omer eigentlich ganz gut aufge-
tionsspirale aus? Oder noch besser, wie         deeskalative Beziehungsarbeit statt auf          stellt sind“, fügt eine andere Teilnehme-
sorgt man dafür, dass eine Situation            Gehorsamkeit und Kontrolle setzt, und            rin an. Das bestätigt auch Martina Kohrn,
gar nicht erst eskaliert?                       ein wirkungsvolles Eingreifen in Konflikt-       die Referentin. „Ich bin aus meiner Zeit in
                                                situationen unter einen Hut zu bringen. In       der stationären Jugendhilfe ganz andere,
Fragen wie diese beschäftigen Mitarbei-
                                                Rollenspielen wurden konkrete Situatio-          viel massivere körperliche Konflikte
tende in den Kinderdörfern immer wie-
                                                nen aus dem Alltag nochmal gemeinsam             gewöhnt und hatte deshalb den Schwer-
der. Fortbildungen zu unterschiedlichen
                                                                                                 punkt auf Selbstverteidigung gelegt.
Themen gehören in allen drei Kinderdör-         durchgegangen, von den Teilnehmern
                                                                                                 Es war gut, dass die Teilnehmer so klar
fern zum Regelangebot für die Kollegin-         nachgespielt und anschließend reflek-
                                                                                                 kommuniziert haben, dass sie sich mehr
nen und Kollegen. Beim Deeskalations-           tiert. Dieser Perspektivwechsel, das Ein-
                                                                                                 Rollenspiele wünschen.“
training in Bergisch Gladbach sollen alle       nehmen der jeweils anderen Rolle, gab
pädagogischen Mitarbeitenden Strate-            den Teilnehmern die Möglichkeit, Situa-                              Daniela Fobbe-Klemm

In Rollenspielen wurden Alltagssituationen nachgestellt und neue Problemlösungen ausprobiert. Foto: Martina Kohrn

                                                                                                              kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer
6 Titelthema

   Mit Herzblut im Hintergrund
Haustechnik, Hauswirtschaft und Verwaltung sorgen für
gute Rahmenbedingungen
Seit ich im Kinderdorf arbeite und zustän-
dig bin für Verwaltung, Haustechnik und
übergreifende Hauswirtschaft, habe ich
schon oft den Kidoblick gelesen und
gedacht wie schön es ist, die Informatio-
nen aus den einzelnen Kinderdörfern zur
Arbeit mit den Kindern ein wenig mit ver-
folgen zu können. Und wie wichtig diese
Arbeit mit den Kindern doch ist.
Wir in der Verwaltung, der Haustechnik
und Hauswirtschaft arbeiten auch in die-
ser gemeinnützigen Einrichtung, aber
doch nur im Hintergrund, gefühlt an zwei-
ter Stelle, nicht so wichtig. Aber trotzdem
sehr gerne und alle mit Herzblut. Wir set-
zen unsere Stärken und Talente eben an
anderer Stelle ein.                           Die Haustechnik ist immer für das Kinderdorf im Einsatz, auch wenn dafür Verrenkungen nötig sind

Wehe, unsere Hauswirtschaftskraft ist         Wer ist für das Kinderdorf systemrele-            dem richtigen Konto eingegangen ist.
erkrankt oder noch schlimmer zwei             vant? Ich stelle mir eher die Frage: Wer ist
                                                                                                Ohne unsere Kolleginnen und Kollegen in
Wochen im Urlaub. Das fällt allen gleich      es nicht?                                         der Verwaltung ist dies nicht möglich.
auf und wir sind froh, wenn die Kollegin
                                              Auf Haustechnik und Hauswirtschaft kön-           Bisher hatten wir auch das Glück, dass
wieder da ist. Oder zwei unserer drei                                                           niemand zur „falschen Zeit“ krank war.
                                              nen wir auf keinen Fall verzichten und ein
Haustechniker haben in den Ferien                                                               Urlaube werden ohnehin immer nur dann
                                              Ausfall ist immer schwierig aufzufangen
zeitgleich eine Woche Urlaub. Gerade                                                            eingeplant, wenn die vielen zu beachten-
                                              und belastet alle.
dann werden starke Männer benötigt,                                                             den Termine nicht betroffen sind.
um Möbel zu schleppen, auslaufende            Ein Ausfall in der Verwaltung ist dann für
                                              mich als Verwaltungsleitung schon eine            Dieser hohen Disziplin und Rücksicht-
Geschirrspüler zu stoppen oder Wasch-
                                              mittlere Katastrophe. Einen Urlaub von            nahme auf die betrieblichen Belange
maschinen wieder zum Laufen zu bringen.
                                                                                                verdanken wir das sehr reibungslose
                                              drei Wochen einer Kollegin zu ermöglichen
„Warum haben die denn ausgerechnet                                                              Funktionieren dieser Bereiche, so dass
                                              ist bereits schon eine große Heraus -
jetzt Urlaub?“, werde ich dann gefragt.                                                         wir oft gar nicht wahrnehmen, welch
                                              forderung. Da jeder einen individuellen
„Ja, weil Sommer ist, sie mit ihren Kin-                                                        wichtige Arbeit dort für uns alle geleistet
                                              Aufgabenbereich mit ganz spezifischen
dern Urlaub machen wollen, sie Erholung                                                         wird. Im Hintergrund, oft im stillen
                                              Gegebenheiten und Anforderungen hat,
brauchen …“                                                                                     Kämmerlein und auch von uns meist
                                              können wir uns nicht in allen Dingen              unbeachtet und doch so wichtig für das
In diesen Momenten wird mir immer wie-        gegenseitig vertreten. Ein Ausfall in der         Kinderdorf als Ganzes.
der deutlich, wie wichtig die Arbeit der      Buchhaltung oder im Personalbereich ist
Menschen im Hintergrund ist und auch          nicht durch andere KollegInnen zu kom-            Ein herzliches Dankeschön an alle Kolle-
wie wenig Beachtung ihnen oft zuteil          pensieren.                                        ginnen und Kollegen in der Haustechnik,
wird, wenn sie da sind und alles seinen                                                         der Hauswirtschaft und der Verwaltung,
                                              Für uns alle im Kinderdorf ist es selbst-         für die Selbstverständlichkeit, mit der sie
gewohnten Gang läuft.
                                              verständlich, dass wir vom Jugendamt              ihre Arbeit abseits des Rummels erledi-
Systemrelevant ist ein Wort, dass sich        unsere Entgelte erhalten, die Rech -              gen.
dieses Jahr sehr in den Vordergrund           nungen gezahlt sind und unser Gehalt                                        Marietta Otzen,
gespielt hat.                                 pünktlich mit allen Zuschlägen auf                                     Verwaltungsleiterin

kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer
Das Neueste 7

Neue Band im Kinderdorf
Es gibt wunderbare Neuigkeiten: Wir
haben eine neue Nachwuchsband im
Bethanien Kinderdorf Schwalmtal. Voller
Stolz präsentieren wir:

Die KiDo Flasher!
Ab jetzt werdet ihr noch viel von Schlag-
zeuger Luis, Bassist Simon, Keyboarder
Jonas sowie Sänger und Gitarrist Klaus
Heeren sehen und hören. Zum Beispiel
beim alljährlichen Talentschuppen in der
Aula des Bethanien Kinder- und Jugend-
dorfes Schwalmtal.
                             Anna Leister

   Blumen für Bethanien
                                                                                            Der Obst- und Gartenbauverein
                                                                                            Refrath hat mit einer Pflanzaktion
                                                                                            dafür gesorgt, dass die Einfahrt zum
                                                                                            Kinderdorf Bergisch Gladbach nun
                                                                                            bunt erblüht. Gemeinsam mit einigen
                                                                                            Kindern wurden nicht nur die Beton-
                                                                                            ringe, die die Einfahrt säumen, bunt
                                                                                            bepflanzt. In der Mitte kamen Samen
                                                                                            in die Erde, damit dort eine bunte
                                                                                            Vielfalt Bienen und anderen Insekten
                                                                                            den Tisch deckt. Wir sagen danke für
                                                                                            diese tolle Spende!
   Hand in Hand wurden die gespendeten Pflanzen in die Erde gebracht                                        Daniela Fobbe-Klemm

Niemals geht man so ganz ...
Rita Kiefer-Müller und Thomas Müller verabschiedeten sich nach 38 Jahren als Kinder-
dorfeltern im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Eltville in den wohlverdienten Ruhe-
stand. Im kleinen Kreis wurde der Abschied gefeiert, Corona-bedingt fiel die Feier anders
aus als lange Zeit im Voraus geplant, dennoch war es eine sehr schöne persönliche und
emotionale Feier.
Herzlichen Dank für euer großartiges Engagement für Bethanien. Wir freuen uns,              „Sie haben Bethanien ein Gesicht gegeben“, mit
dass Ihr weiterhin mit der Kinderdorfgemeinschaft verbunden bleibt.                         diesen Worten bedankten sich Dr. Klaus Esser
                                                                                            und Thomas Kunz beim Ehepaar Müller für sei-
                                                                       Christina Bergold    nen großen Einsatz

                                                                                                         kidoblick Nr. 51 · 2/2020
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8 Leben und Arbeiten in Bethanien

Veranstaltungen so verschieden wie
die Mitarbeitenden
   Die Stabsstelle Bethanische Unternehmenskultur

   Mit dem Rückzug der Schwestern aus der Verwaltung der drei     sche Unternehmenskultur auf, die strittig diskutiert wurde.
   Bethanien Kinderdörfer stand der Konvent vor der Frage,        Nach vier Jahren sind die beiden Kolleginnen Daria Wirth
   wie man das geistliche Fundament lebendig halten kann.         und Dorothee Laufkötter, die sich die Aufgabe teilen, aus dem
   Schwester Sara brachte die Idee der Stabsstelle Bethani-       Alltag in den Kinderdörfern nicht mehr wegzudenken.

   Mit der Fastenzeit-Aktion Mixtape lud Daria Wirth dazu ein,    Während der Corona-Beschränkungen half Dorothee Laufkötter
   sich jeden Tag bewusst etwas Zeit für sich zu nehmen           bei den Lernzeiten

   Heute, nach fast 4 Jahren, kann man bei einigen Veranstal-     Gerade jetzt in der „Corona-Zeit“ stehen wir aber vor der
   tungen schon von „Tradition“ sprechen: Biblisch Kochen         großen Herausforderung, trotz Kontaktverbot präsent und
   zum Beispiel. Oder die Pilger- und Besinnungstage. Das sind    für die Mitarbeitenden aktiv zu sein. Denn der von Sr. Sara
   wahre Selbstläufer. Trotzdem bleiben wir nicht stehen, denn    formulierte Anspruch bleibt ja bestehen bzw. ist sogar aktu-
   wir wissen: Nicht jedes Angebot spricht jeden an – deshalb     eller denn je! Hier entwickeln sich gute neue Ideen auf digi-
   müssen die Veranstaltungen genauso verschieden sein wie        taler Ebene sowie das Gesprächsangebot „cOHRona“, eine
   die Mitarbeitenden. Ganz neu und direkt hoch im Kurs ist der   Art Telefonseelsorge. Es gilt also immer neu dran zu bleiben
   biblische Escaperoom, der sich auch wunderbar mit den          – an den Menschen und am Leben.
   Jugendlichen umsetzen lässt.                                                             Daria Wirth & Dorothee Laufkötter

   Was wollten wir Schwestern den                                 ge, Pilgerfahrten, religiösen Angebote … Aber die Weiterent-
                                                                  wicklung der Kinderdorfarbeit in den vergangenen Jahren
   Bethanien Kinderdörfern mitgeben?                              erfordert auch in diesem Bereich gute Konzepte, die auch
                                                                  unabhängig von Personen tragen.
   Vor allem eines: den Kindern und Jugendlichen ein Zuhau-
   se bieten, in dem Lebens- und Sinnfragen einen Platz haben.    Ja, es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.
   Denn wir sind davon überzeugt, dass dies zu gelingendem        Aber ich bin überzeugt, dass die Einrichtung der Stabsstel-
   Leben dazu gehört. Das vermitteln zu können, setzt aber die    le Unternehmenskultur die richtigen Weichen gestellt hat.
   Befähigung der Erwachsenen voraus. Lange haben wir             Es hat sich gelohnt!
   Schwestern diesen Bereich abgedeckt durch Besinnungsta-                                                           Sr. Sara

kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer
Fachlich 9

Fachkräfte finden und binden
   Tagung des BvkE fand als Webinar statt

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Mittel. Der
Bundesverband katholischer Einrichtungen (BVkE) hat einen
Fachausschuss und ein Projekt „Fachkräfte gewinnen“ gestartet.
Die ersten Ergebnisse eines Strategieworkshops, der 2019 statt-
fand, sollten im Rahmen eines Kreativworkshops Ende März in
Frankfurt diskutiert werden.

Corona-bedingt wurde die Veranstaltung kurzerhand in ein Webi-
nar umgemünzt. Kein Problem für die Teilnehmer, die sich dank
guter Vorbereitung durch die Organisatoren und die beauftragte
Agentur via Videokonferenz austauschen konnten. Hintergrund
der Kampagne ist der Fachkräftemangel, der alle Jugendhilfeein-
richtungen bundesweit gleichermaßen trifft. Ziel soll sein, unter
dem Dach des Bundesverbands ein Baukastensystem zu erarbei-
ten, aus dem sich alle angehörigen Einrichtungen mit Werbemit-
teln, Kampagnen und Knowhow bedienen können.                          stechen? Welche Kanäle bespiele ich, damit sich die Gesuch-
                                                                      ten auch angesprochen fühlen?
Die beauftragte Agentur hatte im Strategieworkshop Anforde-
rungen ermittelt und daraufhin den Teilnehmern des Webinars           Reichlich Diskussionsstoff, der in einer nachgeschalteten Tele-
zwei Varianten für eine gemeinsame Werbekampagne vorgestellt          foninterview-Runde mit einem Teil der Einrichtungsvertreter
sowie Vorschläge für zielgruppengerechte Kanäle und Werbe-            nochmal aufbereitet wurde. Im Laufe des Jahres sollen die
mittel gemacht. Wie erreiche ich meine junge Zielgruppe? Wie          Ergebnisse vorgestellt werden.
muss ich Anzeigen formulieren, damit sie aus der Masse heraus-                                                  Daniela Fobbe-Klemm

                                                                    PädagogInnen
                                                                    gesucht!
                                                                    Im Kinderdorf zu arbeiten ist mehr als
                                                                    nur ein Job, denn für unsere Kinder und
                                                                    Jugendlichen ist es das wahre Leben.
                                                                    Wir haben Ihr Interesse geweckt? Dann
                                                                    informieren Sie sich hier:
                   „Wir suchen                                      Telefon 02163 4902-0
             Menschen mit Herz!“                                    www.bethanien-karriere.de

                                                                                                       kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Kidoblick - Arbeiten in Bethanien - auch in Krisenzeiten füreinander da - Bethanien Kinderdörfer
10 Leben in Schwalmtal

   51. Martinsmarkt abgesagt

Wer hätte das gedacht? Im letzten Jahr          Tombola und Kerzenreste für das Kerzen-
                                                                                                  A B G E S A G T
haben wir noch den 50. Martinsmarkt im          ziehen in der Freizeitwerkstatt, plant den
Bethanien Kinderdorf Schwalmtal gefeiert        Gottesdienst, probt für den Bühnenauftritt
und dabei sämtliche Besucherrekorde             und bastelt was das Zeug hält, um wieder
geknackt.
                                                „Schönes aus dem Bethanien Kinderdorf“
Doch in 2020 müssen auch wir unsere             verkaufen zu können.
Großveranstaltung aufgrund der Corona-
Pandemie absagen.                               Wir bedauern es sehr, den Martinsmarkt
                                                absagen zu müssen und hoffen, Sie in
Das gesamte Kinderdorf freut sich in
                                                2021 wieder bei uns begrüßen zu dürfen.
jedem Jahr auf den großen Tag: sammelt
bereits Monate im Voraus Preise für die                                      Anna Leister

   „So ganz aufzuhören, kann ich mir nicht vorstellen“

   Christoph Tappesser und Reinhard Ziegler beim Eierlauf!

   Nach mehr als 40 Jahren Kinderdorf geht Freizeit- und Erlebnispädagoge Reinhard Ziegler nun in den wohl verdienten
   Ruhestand. Doch ganz aufhören, das kann und will er sich einfach nicht vorstellen. Deshalb bleibt der Rentner und öffnet
   weiterhin zweimal in der Woche die Freizeitwerkstatt des Bethanien Kinderdorfes in Schwalmtal.
   Bei der Karnevalsgala im Bethanien Kinderdorf wurde aus diesem Grund auch kein Abschied gefeiert. Vielmehr hieß es:
   „Herzlich willkommen in der Rente, Reinhard!“ Und „Herzlich willkommen, Christoph!“ Christoph Tappesser ist nämlich nun
   „der Neue“: Nicht im Kinderdorf, dort arbeitet er nämlich schon seit einigen Jahren, aber in der Freizeit- und Erlebnispäda-
   gogik. Neben der Freizeitwerkstatt wird er verschiedene Freizeit- und Förderangebote für unsere Kinder und Jugendlichen
   anbieten. Dazu gehören etwa Klettern und Bogenschießen.
   Bei der Karnevalsgala kämpften die beiden zusammen gegen die Leitung und andere Mitarbeiter. Sie konnten genügend
   Orden verdienen, um am Ende den Sieg für sich zu entscheiden.                                          Anna Leister

kidoblick Nr. 51 · 2/2020
Leben in Schwalmtal 11

   „Hier bin ich nicht nur eine Nummer“

Judith Schöndeling arbeitet seit neun Jah-   Schöndeling. Bereits als Besucher im Kin-
ren im Kinderdorf und ist Gruppenleitung     derdorf werde einem deutlich, dass das
der Jugendwohngruppe.                        Kinderdorf ein Ort der Wertschätzung sei.
                                             Die Mitarbeiter im Kinderdorf werden
Im Kinderdorf beworben hat sie sich direkt
                                             gesehen und nicht als Nummer wahrge-
im Anschluss an ihre Ausbildung. Grund
                                             nommen.
dafür war, dass sie mit der Schule einen
Ausflug ins Kinderdorf gemacht hat und       Frau Schöndeling hat sich entschieden
                                                                                           Judith Schöndeling (2. v.L.) und ihr Team
es ihr hier so gut gefallen hat.             in der Jugendwohngruppe zu arbeiten.
                                             Hier wohnen Jugendliche ab 13 Jahren,
Besonders im Gedächtnis geblieben ist                                                      eigenverantwortlich einen Haushalt zu
                                             dadurch ergeben sich teilweise andere
Frau Schöndeling, dass sie bereits nach                                                    führen und ihre Angelegenheiten zu erle-
                                             Themen als in den Kinderdorfwohngrup-
kurzer Zeit von vielen mit ihrem Namen                                                     digen. Die Pädagogen sind hierbei Weg-
                                             pen oder -familien. In erster Linie werden
                                                                                           begleiter, die bei Rückschlägen aber
begrüßt wurde. „Hier wird man gekannt,       die Jugendlichen auf dem Weg in die
                                                                                           natürlich auch als Tröster zur Stelle sind.
geachtet und respektiert. Wenn man Hilfe     Selbstständigkeit begleitet. Somit wer-
benötigt, wird einem geholfen“, so Frau      den die Jugendlichen dazu angeleitet            Katrin Schwandner, Erziehungsleiterin

Familiäre Bereitschaftsbetreuung in Coronazeiten
                                             Wir vermissen den Trubel, die vielen          den Kindern Briefe schreiben und Bilder
                                             unterschiedlichen, persönlichen Kontak-       schicken. Die werden mitherumgetragen,
                                             te, die Herausforderungen, die all diese      geknuddelt und geküsst.
                                             Kontakte mit sich bringen!
                                                                                           Bei einigen Kindern haben wir die Erlaub-
                                             Wann das ein Ende haben wird, wir wissen      nis des Jugendamtes, kleine Videos hin-
                                             es nicht. Deshalb sind wir sehr froh, dass    und herzuschicken. Für manche Kinder
                                             wir mit Bereitschaftsfamilien arbeiten, die   ist es eine gute Möglichkeit, zu erleben,
                                             wir sorgfältig ausgewählt, geschult und in    wie die Mama oder der Papa etwas erzäh-
                                             „normalen Zeiten“ intensiv begleitet und      len oder eine kurze Geschichte vorlesen.
                                             kennengelernt haben. Denen wir deshalb        Telefonieren oder auch Videotelefonie
                                             vertrauen. Berichte über die Kinder, die      überfordern die kleinen Kinder meist.
                                             wir sonst aufgrund unserer Beobachtun-        Trotzdem ist uns wichtig, dass auch die
                                             gen und nach einem ruhigen Vier-Augen-        Kinder wissen, dass ihre Eltern sie gerade
                                             Gespräch schreiben, werden nun durch          wegen der „doofen Hustenkrankheit“
Leere Flure, durch die sonst fröhliche
                                             ausführliche Telefonate ersetzt. Gar nicht    nicht besuchen können und an sie denken.
Stimmen und Kinderlachen hallen, Spiel-
zimmer, die nicht aufgeräumt werden          so einfach, wenn das nachsichtige Lächeln
müssen, Büros, in denen wir uns mor-         oder Stirnrunzeln des Gesprächspartners
                                             erahnt werden muss.
gens an den Schreibtisch setzen, stun-
denlang telefonieren und am PC arbei-        Das gilt genauso für Telefonate mit den
ten, unterbrochen von der Mittagspause,      leiblichen Eltern. Als Bindeglied zwischen
die wir im Sicherheitsabstand am aus-        den Eltern und ihren Kindern nehmen wir
gezogenen Küchentisch verbringen –           uns gerne Zeit, um über die Erlebnisse
Corona ist auch in der Familiären Bereit-    der Kinder zu berichten. Ganz wunderbar            Astrid Hurdalek & Eva Scharnowski,
schaftsbetreuung (FBB) angekommen.           ist es, dass einige Eltern und Großeltern                       FBB-Fachberaterinnen

                                                                                                        kidoblick Nr. 51 · 2/2020
12 Leben in Bergisch Gladbach

   Wie jetzt? Auch noch UMWELTSCHUTZ?

Im Kinderdorf fehlt es wie auch überall
sonst im Alltag der Stationären Jugend-
hilfe nicht an Herausforderungen und Auf-
gaben. Häufig wünschen sich die Pädago-
gInnen vier Arme und vier Beine, um allen
gerecht werden zu können. Und nun ja
auch noch die Coronakrise, wo die Päda-
gogInnen über Nacht auch noch zu Lehre-
rInnen geworden sind. Wer den pädago-
gischen Alltag aus diesem Blickwinkel
betrachtet, fragt wahrscheinlich empört:
Wie jetzt? Sollen wir neben alle dem auch
noch das Thema Umweltschutz und Nach-
haltigkeit in den Alltag einbauen? Wie soll
das denn gehen?
In den folgenden Zeilen wollen wir eine
andere Perspektive einnehmen und ent-         Mit Gemüsepower ist das Hochbeet schnell aufgebaut
gegnen: Ja! Umweltbewusstsein im All-
tag zu fördern, das geht und es lohnt sich!
                                              holz, einen Bereich dar, in welchen sich      rungen besser gemeinsam bewältigen.
Doch worin genau die Chancen und posi-        die Kinder und Jugendlichen ausprobieren      Gleichzeitig erlangen die Kinder und
tiven Effekte aus unserer Sicht bestehen,     können und auch Verantwortung über-           Jugendlichen durch die aktive Gestaltung
möchten wir nun genauer erläutern:            nehmen können. Die Natur ist ein              ihres Lebensumfeldes eine höhere Iden-
Gemeinsames Handeln und aktiv wer-            Geschenk für die Pädagogik, denn sie          tifikation mit der Wohngruppe als Ort der
den, wie z.B. beim Anlegen eines Gartens      ist der Ursprung unserer menschlichen         Beheimatung.
oder Hochbeetes hinter dem Haus, stellt       Existenz und so können Heranwachsende
                                                                                            Den PädagogInnen kommt bei der Schaf-
ein Beziehungsangebot dar, dass den           in der Natur besonders gut mit sich selbst
                                                                                            fung eines umweltbewussten Alltages
Kindern und Jugendlichen ein direktes         in Kontakt kommen. Hier können sie ein
                                                                                            die Aufgabe zu, mit der nötigen Haltung
Erfolgserlebnis ermöglicht. Den selbst        Gefühl für ihren Körper und ihre Sinne
                                                                                            und Motivation die Richtung vorzugeben,
gepflanzten Salat wachsen zu sehen und        entwickeln, sich selbst spüren, Ruhe
                                                                                            Räume und Angebote für Naturerfah -
im Sommer dann zu ernten und zuzube-          erfahren, beobachten und vieles mehr.
                                                                                            rungen zu schaffen und die hierdurch
reiten, ist eben eine umfassendere Natur-
                                              Gemeinsame Aktivitäten                        entstehenden Interessen und Ideen der
erfahrung als der wöchentliche Einkauf
                                                                                            Kinder und Jugendlichen aufzugreifen
im Supermarkt. Der pädagigische Fach-         schaffen Bewusstsein                          und zu fördern.
begriff, welcher an dieser Stelle passend
                                              Auch weitere grundlegende Effekte
ist, lautet: Selbstwirksamkeit. „Ich habe                                                   Abschließend lässt sich festhalten, dass
                                              lassen sich am Beispiel der Gartenarbeit
das geschafft“, ist ein Gedanke, der sich                                                   nach den besonders anfänglich notwen-
                                              verdeutlichen. Gemeinsame Aktivitäten
bei dem Verzehr dieses selbstangebau-                                                       digen Anstrengungen der PädagogInnen,
                                              dieser Art schaffen nicht nur ein Bewusst-
ten Salates ergibt und so wandelt sich                                                      langfristig gesehen ein umweltbewusster
                                              sein für den Wert der uns umgebenden
dann hoffentlich auch der Salat von der                                                     sowie naturverbundener Alltag eine Ent-
                                              Natur und den aus ihr wachsenden
unliebsamen Beilage zum Mittelpunkt der                                                     lastung bedeutet, da er eine präventive
                                              Lebensmitteln, sondern erzeugen ganz
Mahlzeit.                                                                                   und stabilisierende Funktion auf die Ent-
                                              nebenbei auch Erinnerungen an das
                                                                                            wicklungsprozesse der Heranwachsen-
Zudem stellt das gesamte Feld der Erfah-      gemeinsame Handeln. „Weist du noch,
                                                                                            den hat.
rung von Natur, sei es nun beim Anbau         als wir letzten Sommer die Erdbeermar-
und der Verarbeitung von Lebensmitteln,       melade eingekocht haben“. Durch die              Larissa Stupp & Michael Schumacher,
oder bei dem gemeinsamen Lagerfeuer-          hierdurch gestärkte Beziehung, lassen                                    Team Haus 9
abend mit selbstgesammeltem Brenn-            sich dann auch Krisen und Herausforde-

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Leben in Bergisch Gladbach 13

  Ein Hochbeet für Haus 9
  Schon lange wollte Haus 9 ein eigenes Hochbeet haben, endlich ist es so weit!
  Seit September 2019 bin ich im Anerkennungsjahr als Erzieher im Bethanien Kinderdorf in Bergisch Gladbach. Im Rahmen
  eines Projektes zum Thema Nachhaltigkeit, habe ich mit Josef, Marlon, Luca und Raul das hölzerne Hochbeet zusammenge-
  baut, angestrichen und im Garten aufgestellt. Damit war die Arbeit aber noch nicht getan. Ein Hochbeet muss in einer
  besonderen Art und Weise befüllt werden, indem verschiedene Materialien in einer bestimmten Reihenfolge übereinander-
  geschichtet werden. Wir haben im angrenzenden Königsforst Äste und Zweige für die unterste Schicht gesammelt, darüber
  kam Rasenschnitt, den wir vom Komposthaufen der Haustechnik holten. Dann sammelten wir Blätter im Garten unserer Wohn-
  gruppe, die die dritte Schicht bildeten. Für die letzten beiden Schichten haben wir im Baumarkt Kompost und Pflanzerde gekauft.
  Die Kinder und ich haben uns gewundert, wieviel Geld man für Erde ausgeben kann. Ende April wurde das Hochbeet einge-
  sät und bepflanzt und nun kann Haus 9 endlich Gemüse, Salat und Kräuter aus eigenem Anbau genießen.
                                                                                                     Niklas Schürmann, Team Haus 9

  Jutta Menne – 1 Jahr Kinderdorfleiterin
Man sagt ja immer, es braucht ein Jahr, bis
man in einem neuen Job angekommen ist.
Das mag grundsätzlich stimmen, aber die
„bethanische Zeitrechnung“ ist definitiv eine
andere – vom ersten Tag an war ich als Lei-
terin des Kinderdorfes Bergisch Gladbach
mittendrin!
Was es mir leicht gemacht hat: alle, egal ob
Schwestern, Mitarbeiter oder Kinder, brach-
ten mir von Anfang an herzlich und offen
großes Vertrauen entgegen. Alle waren neu-
gierig, wer da wohl kommt: beste Voraus-
setzungen für das, was wir in den zurücklie-    Das erste Basteln der Karnevalskostüme brachte Jutta Menne (2.v.l.) zum Staunen: die AXA Von
genden zwölf Monaten alles gemeinsam            Herz zu Herz spendete nicht nur das Material, sondern schickte auch noch Helfer
bewegt haben. Und gemeinsam meistern
wir mit der Corona-Krise nun eine so heraus-    dörfern, mit Menschen aus der Politik und       schlag etwa, für alle Mitarbeitenden ein
fordernde, ja beispiellose Zeit, wie sie nie-   den Verbänden, mit unserem Freundeskreis,       Deeskalationstraining anzubieten, stößt auf
mand von uns bisher erlebt hat ...              mit Spendern und Sponsoren, mit den             großes Interesse. Erstmals haben wir eine
                                                zahlreichen Freiwilligen, die uns bei Festen    Personalreferentin, die uns dabei unter-
In Bethanien gab es für mich – auch jen-
                                                unterstützen. Und last not least die Grün-      stützt, qualifizierte Mitarbeitende für uns
seits der Krise – natürlich viele erste Male:
                                                dung einer neuen Stiftung für unsere Ehe-       zu gewinnen und an uns zu binden. Die
die erste Leitungsrunde, die ersten Abend-
                                                maligen durch Dieter Eimermacher.               Zuständigkeiten der Erziehungsleiter
essen in den Familien und Gruppen, die
                                                                                                wurden angepasst, die Aufgabe des PäF
ersten Begegnungen mit unseren Kindern          Habe ich mir das alles so vorgestellt? Nein,
                                                                                                erweitert. Wir verfolgen das Ziel, unser
und Jugendlichen, den ersten Gottesdienst       es war besser! „Geborgen in Gemeinschaft“
                                                                                                Kinderdorf ökologischer auszurichten. Und
in der Kapelle, den ersten Kidocup, das erste   – das ist einer der bethanischen Leitsätze
                                                                                                bald kann die Kinderschutzstelle in Betrieb
Herbst- und Erntedankfest, die ersten Mitar-    und ich habe es selbst erfahren: er stimmt.
                                                                                                gehen, auch das freut mich sehr.
beiterausflüge, den neuen Kido-Rat, das         Hier ziehen alle zusammen an einem Strang
erste Weihnachten im Kinderdorf, den ersten     und in eine Richtung, den uns anvertrauten      Ist die Leitung des Kinderdorfes Bergisch
Neujahrsempfang, den ersten Karneval und        Kindern und Jugendlichen die bestmögliche       Gladbach aber „ein Job“? Nein, sie ist viel
einen ganz besonderen Ostersonntag – da         Förderung und Betreuung zukommen zu             mehr – sie ist Teil meines Lebens geworden
schon im Zeichen von Corona. Dazu die           lassen. Was mich begeistert: alle sind offen    und (wenn man meinen Mann fragt) auch
ersten Begegnungen mit meinen Kollegin-         für neue Ideen und bringen auch selbst neue     unseres Lebens. Und das erleben wir beide
nen und Kollegen aus den anderen Kinder-        Impulse ein, die uns voranbringen. Der Vor-     als eine Bereicherung.          Jutta Menne

                                                                                                             kidoblick Nr. 51 · 2/2020
14 Leben in Eltville

  Arbeiten in Bethanien bedeutet für mich ...

                                                                                                            „… dass ich den
                          „… Teil einer Gemeinschaft zu sein, die einen
                                                                                                         Kindern und Jugend-
                      unermüdlichen Einsatz für die uns anvertrauten Kin-
                                                                                                          lichen eine Chance
                    der und Jugendlichen zeigt. Jeder Mitarbeiter versucht
                                                                                                         geben kann in einer
                     mit seiner ganz spezifischen Persönlichkeit und Fach-
                                                                                                           familienähnlichen
                    lichkeit den jungen Menschen Bindungsverlässlichkeit
                                                                                                          Gemeinschaft auf-
                   und Sicherheit zu vermitteln und Kindern aus schwieri-
                                                                                                      zuwachsen und sich in
      gen Familienverhältnissen ein familienähnliches Aufwachsen in der
                                                                                            Geborgenheit weiter entwickeln
     Kinderdorfgemeinschaft zu ermöglichen. Zudem werden nicht nur die
                                                                                                    zu können.“
      Potenziale und Stärken der Kinder und Jugendlichen, sondern auch
     die der Mitarbeiterschaft erkannt und entsprechend gefördert. So hat                      Sabrina Studer, Haus 5
        jeder seinen Platz innerhalb der Gemeinschaft und trägt so zum
            Gelingen des großen Ganzen auf mehreren Ebenen bei.“
                            Nina Schneider, Haus 4a

                                            Von der Krippe ins Kido
                                            Die Coronazeit bedeutet auch Zeit für Veränderungen. Für alle. Die Erzieher und
                                            Erzieherinnen der Krippe halfen während der Corona-Beschränkungen in den Kinder-
                                            dorffamilien und Wohngruppen aus. Spielen, Basteln und Hausaufgabenbetreuung
                                            standen auf dem Tagesprogramm.

                                            Als Mitarbeiterin der Krippe in einer Wohngruppe des Kinderdorfes
                                            Wo sonst der Alltag durch die Pflege und Begleitung von Kleinkindern bestimmt wird,
                                            spielten nun ganz andere Schwerpunkte eine Rolle. Hausaufgabenbetreuung, Freizeit-
                                            gestaltung, Hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Kochen, Unterstützung beim Zimmer
                                            aufräumen usw.. Es war schön, wieder einmal in andere Arbeitsbereiche blicken zu
                                            können, so wie man es eigentlich nur noch aus Zeiten der Ausbildung kennt. Die
                                            Umstände, welche dies ermöglichten, sind jedoch für alle Beteiligten eine große
                                            Herausforderung und stellen sicherlich auch die regulären Mitarbeiter als auch die
                                            Kinder und Jugendlichen auf die Probe.

                                            Back to the roots? Wieder zurück in die Krippe
                                            Durch die erhöhte Nachfrage an Notbetreuungsplätzen wurde ich wieder in der
                                            Krippe eingesetzt. Zurück zum Alltag geht es aber noch lange nicht. Die Kinder werden
                                            nur im Windfang der Kita angenommen. Kontakt zu den Eltern gibt es nur mit gebüh-
                                            rendem Sicherheitsabstand. Wer rein will, muss klingeln. Zu KollegInnen wird stets
                                            ein Sicherheitsabstand eingehalten – keine Umarmung, nachdem man sich wochen-
                                            lang nicht gesehen hat. Es fühlt sich merkwürdig an, nachmittags in einer sehr stillen
                                            Kita alleine am Schreibtisch zu sitzen. Vielleicht hat das Ganze auch etwas Gutes. Man
                                            erkennt vielleicht wieder etwas mehr, weshalb man sich für diesen Beruf entschieden
                                            hat. Ohne die Kinder ist es irgendwann doch sehr, sehr trist. Ich freue mich darauf, wenn
Für die Mitarbeitenden der Krippe war der
Einsatz im Kinderdorf eine neue Erfahrung
                                            wieder Leben in die Kita einkehrt.
und Herausforderung                                                            Katja Jung, Erzieherin Bethanien Kindertagesstätte
Leben in Eltville 15

                                                                Neuer Raum für Kinder
                                                                Nach dem Start der Intensivgruppe Taubenmühle im April,
                                                                wurde eine weitere Außenwohngruppe im Hunsrück eröffnet.
                                                                Im ehemaligen Pfarrhaus Pleizenhausen zogen Anfang Mai die
                                                                ersten Kinder ein.
                                                                Danke an alle, die tatkräftig dazu beigetragen haben, dass die
                                                                Wohngruppe – trotz Einschränkungen in der Corona-Krise –
                                                                fristgerecht beginnen konnte.
                                                                                                  Björn Spieler, Erziehungsleiter

  Was ist STEP?
STEP ist eine Weiterbildung für pädagogische Fachkräfte in der ambulanten, teilstationären
und stationären Erziehungshilfe.

Im Kinder- und Jugenddorf Eltville wird den Betreuerinnen und
Betreuern der Wohngruppen zur Unterstützung ihrer täglichen
pädagogischen Arbeit ein pädagogisches Fachkonzept für die
stationäre Erziehungshilfe angeboten: das sogenannte STEP-
Konzept.
Die STEP Weiterbildung basiert auf dem Konzept der Individu-
alpsychologie (IP) von Alfred Adler und Rudolf Dreikurs. Mehr
Informationen zu den STEP-Strategien finden Sie unter
www.instep-online.de
Anfang 2020 wurde der erste 4-tägige Weiterbildungskurs durch-
geführt. Weitere Kurse folgen.
Ich freue mich sehr, diese Fortbildung als zertifizierte Dozentin
für STEP-Weiterbildungskurse und gleichzeitig als Mitarbeiterin     übernahme. Besonders die Anregung, eigene Wertvorstellungen
im Psychologischen Fachdienst vor Ort im Bethanien Kinder-          und die eigene Haltung zu hinterfragen, empfand ich als sehr
und Jugenddorf Eltville durchzuführen.                              hilfreich, um das eigene Handlungsrepertoire zu erweitern.“
                                         Ulrike Bergner-Schmitt                     Hannah Gutberlet, Psychologischer Fachdienst

Stimmen der Kursteilnehmerinnen:                                    „STEP finde ich gut, weil es eine Hilfestellung bietet, in schwie-
„Die STEP-Fortbildung war sehr bereichernd, sie bestand aus viel    rigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich finde es
theoretischem sowie praktischem Input, u.a. mit Selbsterfah-        gut, weil es leicht verständlich und effizient ist. STEP bereichert
rungsanteilen und dem Einüben von Rollenspielen. STEP bietet        mich, weil es eine Haltung der Neugierde und Wertschätzung
als Handwerkszeug eine Handlungskompetenz zum Umgang                Familiensystemen gegenüber vermittelt und schwieriges Verhal-
mit Kindern und Jugendlichen – auch in schwierigen Situationen.     ten nicht defizitär, sondern als überlebenswichtige Strategien
Sie fördert eine positive Beziehung durch Ermutigung der            anerkennt.“
Kinder und Jugendlichen und eine wohlwollende Perspektiven-             Sandra Hoffmann, Erzieherin Intensivgruppe Taubenmühle

                                                                                                        kidoblick Nr. 51 · 2/2020
16 Leben in Eltville

  Teambuilding wird im Bethanien Kinder-
  und Jugenddorf Eltville großgeschrieben

Teambuilding – ein Modewort in aller               geschaffen. Neben den Klassikern wie
Munde. Dass dieses nicht nur als leere             Weihnachtsfeier oder Betriebsausflug,
Worthülle dienen muss, sondern mit                 die von der Mitarbeiter-Vertretung oder
Leben gefüllt werden kann, beweist das             der Verwaltung organisiert werden, gibt es
Bethanien Kinderdorf in seiner täglichen           weitere Möglichkeiten:
Arbeit. Gerade im sozialen Berufsfeld
                                                   Einmal im Jahr finden die Mitarbeiter-
ist eine harmonische Zusammenarbeit
                                                   Gesundheitstage statt. Über Maßnahmen
besonders wichtig.
                                                   zur Gesundheitsprävention konnten sich
Für eine positive Entwicklung unserer Kin-         die Mitarbeiter im vorletzten Jahr infor-
der und Jugendlichen ist es maßgeblich,            mieren, im letzten Jahr fanden Schnup-
dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbei-           pertage in einem Fitnessstudio statt. Und
ter nach einheitlichen pädagogischen               wer sich ohnehin schon privat im Sport-
Leitlinien handeln und „an einem Strang            verein betätigt und für seine Gesundheit
ziehen“. Interne Zerwürfnisse und Fehl-            sorgt, erhält dafür einen finanziellen
kommunikation können fatale Folgen                 Zuschuss von Bethanien.
haben.
                                                   Neben Angeboten für die körperliche
Um solche Unstimmigkeiten zu vermei-               Gesundheit werden in regelmäßigen            Grillfest für Mitarbeiter im im August 2019
den und das Wohlbefinden am Arbeits-               Abständen Besinnungstage angeboten,
platz zu fördern, gibt es im Kinderdorf            die die Referentin für Bethanische Unter-    Gelegenheiten, bei denen ein ganz unge-
zahlreiche Angebote, die allen Mitarbei-           nehmenskultur initiiert. Biblisch Kochen     zwungener Austausch über Arbeit, aber
terinnen und Mitarbeitern offenstehen.             und meditatives Bogenschießen schafften
                                                                                                eben auch Privatleben möglich ist.
Es werden Momente der Erholung und                 zuletzt ein Gefühl der Gemeinschaft und
Besinnung, des Austausches und des                 des Selbstvertrauens. Gemeinsames            Die vielleicht nicht erholsamsten, aber
Feierns außerhalb der alltäglichen Arbeit          Grillen oder Frühstück sind zusätzliche      dennoch schönsten Stunden erleben die
                                                                                                Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch
                                                                                                immer noch bei gemeinsamen Erlebnissen
                                                                                                mit den Kindern und Jugendlichen.
                                                                                                Wenn die gesamte Kinderdorfgemein-
                                                                                                schaft ein großes Sommerfest feiert, wenn
                                                                                                der jährliche Kinderdorfausflug ansteht
                                                                                                und alle gemeinsam in die Natur los-
                                                                                                ziehen, wenn es mit der Wohngruppe im
                                                                                                Sommer zum Zelten geht, wenn die
                                                                                                Sommerferien bei der traditionellen
                                                                                                School’s Out Party gefeiert werden oder
                                                                                                der nächste Geburtstagskuchen auf dem
                                                                                                Tisch steht, dann sind das die besten
                                                                                                Arbeitstage.
                                                                                                Umso mehr spürt die Kinderdorfge -
                                                                                                meinschaft die Einschränkungen und
                                                                                                Belastungen in der Corona-Krise und alle
                                                                                                hoffen auf Lockerungen und freuen sich
                                                                                                auf ein mögliches Beisammensein.

Betriebsausflug im Juni 2019, Stadtführung in Eltville                                                                    Christina Bergold

kidoblick Nr. 51 · 2/2020
#CoronaSmileChallenge 17

                                                            Mit der #CoronaSmileChallenge wurden seit Ende März in allen
                                                            3 Kinderdörfern die besten Ideen gegen Langeweile gesammelt
                                                            und gegenseitig geteilt.
                                                            Die aufreibenden Tage rund um das Corona Virus hielten viele
                                                            Herausforderungen für den Alltag in den Bethanien Kinder- und
                                                            Jugenddörfern bereit, die nur dank des großen Gemeinschafts-
                                                            gefühls so hervorragend bestritten wurden.
                                                            Umso mehr ist es jetzt an der Zeit, einmal tief durchzuatmen und
                                                            in den Sommerferien abzuschalten, das Vergangene hinter sich
                                                            zu lassen. Mit einem „Smile“ blickt die Kinderdorfgemeinschaft
                                                            zurück, auf die vielen kreativen Ideen und tollen Aktionen. Hier
                                                            ein Auszug aus dem kreativen Potenzial.

Steinschlange an der Saaler              Danke sagen                                  Maskerade
Mühle
                                         Haus 1 hat sich bei Apothekern, Taxi-        Masken wurden kurzerhand selbst
Am Saaler Mühlensee gibt es eine         fahrern, dem Pizzadienst und vielen          genäht und dementsprechend farben-
Steinschlange, die am Ende einmal        anderen Leuten in Refrath und Bens-          und formenfroh sieht es auch aus,
um den ganzen See reichen soll. Haus     berg, die derzeit arbeiten und damit         wenn man im Kinderdorf unterwegs
12 hat Steine bemalt und mit einem       wichtige Dinge für uns alle am Laufen        ist. Vielfalt statt weißer Einheitsmaske.
ganz dicken Stein, den das Logo der      halten, mit selbst gebastelten Herzen
Bethanien Kinderdörfer ziert, dafür      bedankt. Die Reaktionen waren sehr
gesorgt, dass auch das Kinderdorf        positiv, alle Beschenkten haben sich
Bergisch Gladbach dort präsent ist.      sehr über diese tolle Geste gefreut.

                                       König für einen Tag
                                       Auch wenn Corona viele unschöne Seiten
                                       hat, der Humor ging im Kinderdorf nicht
                                       flöten. Es durfte gelacht werden, sonst        Homeschooling
                                       hieße es ja auch nicht Smile-Challenge.
                                                                                      Egal ob Unterricht in der Wohngruppe
                                       Raul präsentierte sich als König des
                                                                                      oder in der Lerninsel, die im Domini-
                                       Kinderdorfes.
                                                                                      kussaal eingerichtet wurde, um auch
                                                                                      mal Ruhe zu haben, es wurde jeden
                                                                                      Tag fleißig gepaukt.

                                                                                                 kidoblick Nr. 51 · 2/2020
18 #CoronaSmileChallenge

                                         Urlaub im Garten & Steinstraße
                                         Unser Gartenhaus hat die Zeit genutzt und
                                         im Garten gezeltet. Eigentlich wollte die
                                         Gruppe Urlaub im Heuhotel machen. Aber
                                         Zuhause ist es auch schön. Außerdem haben
                                         sie eine schöne Steinstraße gebaut.

 Backe, backe Kuchen!
 So lecker kann es in Zeiten von Coro-
 na sein, das dachte sich unser Kasta-
 nienhaus im Kamp und hat leckeren
 Kuchen gebacken!

                                         Ein Tag im Freien!
                                         Warum sich für nur eine Aktion zur Ablen-
                                         kung entscheiden? Das hat sich wohl auch
                                         unsere AWG Klinkum gedacht. Nach 7
                                         Wochen Schulfrei gab es gleich einen ganzen
                                         Tag voller Aktionen! # Waldspaziergang
                                         #Picknick #Schnitzeljagd #Lagerfeuer
                                         #Stockbrot #Taucherbrillengegenrauch

                                         Kidopoly
                                         Ein großartiges Projekt ist fertiggestellt!
                                         Ursprünglich sollte eine Holzplatte verwer-
                                         tet werden. Daraus entstand die Idee im
                                         Haus 2, ein eigenes Spiel zu gestalten. Die
                                         kreativen Betreuerinnen und Kinder dürfen
                                         mächtig stolz sein, denn das Ergebnis kann
                                         sich sehen lassen. Sogar die Figuren und
                                         Spielkarten wurden selbst gestaltet.

kidoblick Nr. 51 · 2/2020
#CoronaSmileChallenge 19

                                       #WirBleibenZuhause
                                       Räumliche Distanz halten, das ist für
                                       die Kinder eine große Belastung. Lie-
                                       bevoll wurden im Kinderdorf Fenster
                                       gestaltet. Diese Kunstwerke schafften
                                       einen freudigen Anblick.
                                                                                 social distancing
                                                                                 Die Alpakas, unsere tierischen Bewoh-
                                                                                 ner in der Intensivgruppe Taubenmüh-
                                                                                 le, haben von einer Kontaktsperre
                                                                                 noch nichts gehört und schenken den
                                                                                 Kindern entspannte Momente in der
                                                                                 herausfordernden Zeit.

Viren-Experiment
Keime sind ganz schön hartnäckig.
Das Expertenteam in Haus 5 hat ein
Keimexperiment durchgeführt. Glitzer
als Keime und Viren wurden auf die
                                       Bau-Marathon                              Anpacken
Hände gestreut und die Kinder haben
ausprobiert, wie sie sich verteilen,   Der Ehrgeiz hat die Baukünstler ge-       Auch das geht in der Corona-Zeit: Die
wenn man sich die Hände nicht wäscht   packt. Plötzlich haben auch die gro-      Hausarbeit wird gemeinschaftlich voll-
und wie gut man waschen muss, um       ßen Jungs wieder Zeit und Muße zu         bracht. Auch ehrgeizige männliche
alles abzubekommen.                    bauen ...                                 Unterstützung darf dabei nicht fehlen!

                                                                               Auspowern
                                                                               Die Jungs der Außenwohngruppe in
                                                                               Erbach unternehmen ausgiebige Moun-
                                                                               tainbike-Touren durch die Weinberge.

                                                                                           kidoblick Nr. 51 · 2/2020
20 Leben bei den Dominikanerinnen von Bethanien

   Arbeiten und leben in Bethanien

                                                  Bonbons abzählen, bis das Taschengeld          unserer (deutschen) Gemeinschaften lie-
                                                  endlich reicht.                                gen in einem der Kinderdörfer. Und es ist
                                                                                                 eigentlich gar nicht so entscheidend, was
                                                  Dann gibt es die Schwestern, die gemein-
                                                                                                 wir tun und ob wir noch arbeiten (kön-
                                                  sam mit Kindern und Erwachsenen Gottes-
                                                                                                 nen) oder nicht. Oft ist es für die Men-
                                                  dienste vorbereiten (und immer wieder
                                                                                                 schen um uns herum viel wichtiger, dass
                                                  die Kirche dafür herrichten), über Gott und
                                                                                                 wir einfach da sind, dass wir Zeit und ein
                                                  die Welt nachdenken, Osterkerzen gestal-
                                                                                                 Lächeln haben (mit und ohne Maske).
                                                  ten, beten, Lieder singen, Trauer und Freu-
                                                                                                 Dass es auch Erwachsene gibt, die in den
                                                  de teilen.
                                                                                                 Kinderdörfern leben und zuhause sind –
                                                  Außerdem gibt es noch Schwestern, die          und eben nicht nur dort arbeiten! – hat
                                                  z.B. an der Pforte Dienst tun oder Priorin     Einfluss auf unsere Kinder, und möglicher-
                                                  sind. Und das ist immer noch nur ein Teil      weise auch auf den ein oder anderen
                                                  von uns, denn Bethanien ist mehr als die       Erwachsenen.                   Sr. Barbara
                                                  Kinderdörfer.
                                                  Die anderen Schwestern arbeiten entwe-
                                                  der außerhalb, z.B. in einer Pfarrei oder im
                                                  Gefängnis oder sie haben ihre Arbeit inner-
                                                  halb des Ordens, z.B. in der Verwaltung
                                                                                                   Termine
Zu unserem Leben gehört die Arbeit und das        oder im Haushalt.                                Unsere Geburtstags„kinder“:
Feiern: Sr. Martha räumt ihrer Jüngsten hinter-
her, am Rande einer Feierlichkeit                 Und nach all diesen Beispielen (die nicht        Sr. Brigitte (Meckenheim):
                                                  vollständig sind!) fehlt immer noch eine         19.08.2020, 85 Jahre
                                                  Gruppe, eine ganz wichtige: das sind die
Das Thema „Arbeiten in Bethanien“ ist für                                                          Sr. Hellena (BGL-Refrath):
                                                  Schwestern, die nicht mehr arbeiten. Wir
uns Schwestern etwas sperrig, denn es                                                              10.09.2020, 50 Jahre
                                                  haben das Glück, dass wir unsere zentra-
haben nur noch wenige eine reguläre
                                                  le Aufgabe auch noch im Alter erfüllen           Sr. Angela (BGL-Refrath):
Stelle innerhalb der Kinderdörfer. Vor
                                                  können: das Gebet. Wir preisen Gott und          28.10.2020, 70 Jahre
allem sind das unsere drei Kinderdorf-
                                                  bitten für alle Menschen, die in Not sind.
mütter, aber darüber hinaus gibt es etliche                                                        Wir gratulieren herzlich und
                                                  Auch Schwestern, die selber schon krank
Schwestern, die sich in verschiedenster
                                                  sind, nehmen diese Aufgabe sehr ernst,           wünschen Gottes Segen!
Weise engagieren. Da sind einmal die-
                                                  und viele beten für bestimmte Kinder auch
jenigen, die direkt mit den Kindern zu tun
                                                  in den Kinderdörfern.
haben: Schwestern, die mit Kindern z.B.
musizieren, tanzen, spielen, nähen oder
die im Laden geduldig die Centstücke und
                                                  Außerdem ist für uns ganz wichtig, dass
                                                  wir in Gemeinschaft leben. Die meisten
                                                                                                       Sieh mal an

               „Nicht vom Brot allein“
     Die Arbeit ist ein Mittel, den Tag zu heiligen – aber nicht der Zweck!
     Pater Jean Joseph Lataste, Gründer der Dominikanerinnen von Bethanien,
                                                                                                    Eigentlich musiziert und tanzt Sr. Wilma
     ca. 1868                                                                                       viel – gerne auch mit Kindern oder Inter-
     (Anfangs lebten die Dominikanerinnen von Bethanien fast wie Nonnen. Im                         essierten von außen. Jetzt in der Krise
                                                                                                    geht das natürlich nicht, und sie hat
     Ersten Weltkrieg teilte sich die Gemeinschaft. Es entstand der deutsch-                        mehr Zeit, als ihr lieb ist. Also hat sie die
     niederländische Zweig, der „apostolisch-tätig“ wurde und später u.a. die                       Blockflöte mit der Nähmaschine ver-
                                                                                                    tauscht und näht die in dieser Zeit so
     Bethanien Kinderdörfer gründete.)
                                                                                                    dringend benötigten Masken.

kidoblick Nr. 51 · 2/2020
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