HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...

Die Seite wird erstellt Aaron-Arvid Henning
 
WEITER LESEN
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
HAND IN HAND –
 15 JAHRE KINDERLAND
   VON ANFANG AN                 KREATIVE TALENTE          SCHULE DES LEBENS
      Mitbegründerin            Experimentieren, Neues      Ausgezeichnet werden
Dr. Marianne Schultz-Hector   entdecken und Gemeinschaft   engagierte Lehrkräfte, die
 hat noch immer viele Ideen             erleben              nachhaltig begeistern

            6                            10                          26
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
Eine Sonderbeilage der Baden-Württemberg Stiftung

       HAND IN HAND –
       15 JAHRE KINDERLAND
          VON ANFANG AN                                KREATIVE TALENTE          SCHULE DES LEBENS
           Mitbegründerin                             Experimentieren, Neues      Ausgezeichnet werden
     Dr. Marianne Schultz-Hector                    entdecken und Gemeinschaft   engagierte Lehrkräfte, die
      hat noch immer viele Ideen                              erleben              nachhaltig begeistern

                       6                                       10                          26
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

                                                                                                                                                                                                 INHALT
                                                                                                                                                                                                 Happy Birthday, KiLa!................................ 04
                                                                                                                                                                                                 15 Fakten zu 15 Jahren Stiftung Kinderland.

                                                                                                                                                                                                 Marianne Schultz-Hector im Porträt....... 06
                                                                                                                                                                                                 Die Mitbegründerin der Stiftung Kinderland hat noch
                                                                                                                                                                                                 immer große Ideen für die Kleinen.

                                                                                                                                                                                                                                                                Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                                                                                                                 Kreative Talente......................................... 10
                                                                                                                                                                                                 Während der Kreativwochen der Kulturakademie ist               kleine Kinder an die Hand nehmen und
                                                                                                                                                                                                 Forschen in zusammengewürfelten Teams angesagt.                große Kinder beim Wort – getreu diesem
                                                                                                                                                                                                                                                                Prinzip hat die Stiftung Kinderland
                                                                                                                                                                                                 Gartenland in Kinderhand........................ 16            schon seit 15 Jahren die Jüngsten in
                                                                                                                                                                                                 Die Stiftung Kinderland ermöglichte schon rund                 unserer Gesellschaft im Blick. Sie gibt
                                                                                                                                                                                                 550 Kitas, ein eigenes Ernteparadies anzulegen.                Kindern und Jugendlichen Stärke, Mut,
                                                                                                                                                                                                                                                                Hoffnung und große Freude mit auf
                                                                                                                                                                                                                                                                den Weg, damit sie zu starken Persön­
                                                                                                                                                                                                 Mitmachen und gewinnen........................ 18              lichkeiten heranwachsen. Ob Ferien­
                                                                                                                                                                                                 Aufgepasst, hier gibt es den Kinderland-Löwen                  angebote, Kinderkulturprojekte oder
                                                                                                                                                                                                 zu gewinnen! Einfach kreativ werden.                           Programme zur Verbesserung von Teil­
                                                                                                                                                                                                                                                                habechancen: Das Angebot der Stiftung
                                                                                                                                                                                                 Zukunftsakademie virtuell....................... 20            Kinderland trägt maßgeblich dazu bei,
                                                                                                                                                                                                 Schülerinnen und Schüler diskutieren über                      dass viele Kinder und Familien ideale
                                                                                                                                                                                                 wichtige Fragen von heute und entwickeln Ideen                 Lebens- und Entwicklungschancen vor­
                                                                                                                                                                                                 für die Welt von morgen.                                       finden. Für 33,25 Millionen Euro konnte
                                                                                                                                                                                                                                                                die Stiftung seit ihrer Gründung 40 Pro­
KINDER SIND ZUKUNFT                                                                                                                                                                                                                                             gramme realisieren sowie weit mehr als
                                                                                                                                                                                                 Schwabens Super-Saxofonist................... 24               1.000 Einzelvorhaben durchführen.

STIFTEN
                                                                                                                                                                                                 Warum die Kulturakademie für den 19-Jährigen                       So sorgt die Stiftung Kinderland bei­
                                                                                                                                                                                                 Jakob Manz ein Schlüsselmoment war.                            spielsweise dafür, dass schon Kinder­
                                                                                                                                                                                                                                                                gartenkinder erleben, wie viel Aufwand,
                                                                                                                                                                                                 Nachhaltigkeit macht Schule ................... 26             Pflege und Freude in einer einzigen
                                                                                                                                                                                                 Der Lehrerpreis für inspirierende Lehrkräfte und               Tomate stecken (Seite 16). Sie zeichnet
                                                                                                                                                                                                 herausragendes Engagement.                                     Lehrkräfte aus, die mit ihren Schülerinnen

SIE MIT!
                                                                                                                                                                                                                                                                und Schülern besonders nachhaltige Ide­
                                                                                                                                                                                                                                                                en umsetzen (Seite 26), und befähigt jun­
                                                                                                                                                                                                 Schau auf dein Kind, nicht aufs Handy.... 28                   ge Menschen, die Welt von morgen zu ge­
                                                                                                                                                                                                 Zu Recht verlangen Kinder Aufmerksamkeit –

                                                                                                                            COVER: ANNETTE CARDINALE; ILLUSTRATION: BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG
                                                                                                                                                                                                                                                                stalten (Seite 10).
                                                                                                                                                                                                 oft in Konkurrenz zum Smartphone der Eltern. Ein               Denn Kinder sind Zukunft!
                                                                                                                                                                                                 Filmwettbewerb soll daran etwas ändern.
                                                                                                                                                                                                                                                                Viel Freude beim Lesen.
                                                                                                                                                                                                 So vielfältig wie Kinder.............................. 32
Wer in Kinder investiert, investiert in die Zukunft unseres Landes. Wenn Sie die Arbeit der                                                                                                      Ferienangebote, Kinderkulturprojekte
Stiftung Kinderland unterstützen möchten, freuen wir uns über Ihre Spende. Unsere Spendenkonten:                                                                                                 oder Programme – ein Blick ins Angebot der
SÜDWESTBANK AG • IBAN DE77 6009 0700 0600 8000 08 • BIC/SWIFT SWBSDESS                                                                                                                           Stiftung Kinderland.
BADEN-WÜRTTEMBERGISCHE BANK • IBAN DE91 6005 0101 7871 5147 59 • BIC/SWIFT SOLADEST                Eine Unterstiftung der
                                                                                                                                                                                                                                                                Christoph Dahl, Geschäftsführer
www.stiftung-kinderland.de                                                                                                                                                                       Für Familien vor Ort .................................. 34     der Baden-Württemberg Stiftung
                                                                                                                                                                                                 Das mobile Familienzentrum hilft den Kleinen und
                                                                                                                                                                                                 den Großen, unkompliziert und kostenlos.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             3
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
HAPPY                                                                                                                                 SPORTLICH
                                                                                                                                                                                                                                                          554
                                       BIRTHDAY!                                                                                                                                 Das Fahrrad
                                                                                                                                                                               der Stiftung Ki
                                                                                                                                                                                hat bei der „T
                                                                                                                                                                               Ländle“ in de
                                                                                                                                                                               2008, 2009 un
                                                                                                                                                                                                trikot
                                                                                                                                                                                              nderland
                                                                                                                                                                                               our de
                                                                                                                                                                                              n Jahren
                                                                                                                                                                                                                                                           Schülerinnen und
                                                                                                                                                                                                                                                         Schüler haben bei der
                                                                                                                                                                                                                                                           Zukunftsakademie
                                                                                                                                                                                                                                                         Ideen für die Welt von
                                                                                                                                                                                               d 2010                                                      morgen entwickelt.
                                                                                                                                                                              rund 1.70 0 K
                                                                                                                                                                                            ilometer
                                                                                                                                                                                  zurückgelegt
                                        Die Stiftung Kinderland – Freunde                                                                                                                         .

                                        nennen sie „KiLa“ – wird 15 Jahre
                                        alt. Zeit, um durch die vielfältigen
                                        Projekte zu stöbern und Über­
       Im Oktober 2005 wur-
                                        raschendes zu finden. 15 Zahlen
GRÜNDUNG

       de die Stiftung Kinder-
                                        und Fakten zum Geburtstag!

                                                                                                                                                                                                                             15
       land auf Ini­tiative von
       Ministerpräsident

                                                                                                                                                                          580
       Günther H. Oettinger
       und der ehemaligen
       Kultusministerin
       Dr. Marianne Schultz-
       Hector gegründet.
                                                                                 LÖWENSTARK
                                                                                   In der Landesflagge                                                                   Kulturlotsen eröffneten 1.500

                                                                                                                                                                                                                                JAHRE

15
                                                                                  Baden-Württembergs                                                                      Kindern die Welt der Künste.
                                                                                     sind drei Löwen
                      Fachleute aus Wirt-                                           abgebildet. Da die
                      schaft, Wissenschaft,                                      Stiftung Kinderland zu                                                                                                                          Stiftung Kinderland!
                      Medien und Kultur                                           Baden-Württemberg                                                                                                                             Wir blicken zurück auf
                                                            S-
                                                     URLAUB
                      begleiten die Arbeit der                                   gehört, ist der Löwe ihr                                                                                                                         eine erfolgreiche
                      Stiftung Kinderland                                             Maskottchen.                                                                                                                              Vergangenheit und
                      mit ihrer Expertise.
                                                     PLANERche                                                                                                                        GELDSEGEN                                  freuen uns auf eine
                                                                                                                                                                                                                                vielversprechende
                                                                                                                                                                                                                                                                        BLÜTENZAUBERER
                                                              agogis
                                                     150 päd                                                                                                                Seit 2005 sind 33,25 Millionen Euro                        Zukunft!                            Seit 2009 haben
                                                                ge b ote
                                                     Ferienan                                                                                                                      in gemeinnützige Programme                                                            Kinder im Programm
                                                                eit
                                                      wurden s ert.                                                                                                           und Projekte für Kinder geflossen.                                                            Gartenland in
                                                           g e fö rd
                                                      2006                                                                                                                                                                                                                 Kinderhand 550

                                                                                                                                                                                                                      1,26
                                                                                                                                                                                                                                                                          Gärten angelegt.

                                                                                                            FOTOS: BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG; ILLUSTRATIONEN: FREEPIK
                                                                                                                                                                                                                      Millionen Euro hat die

                                                                           40
                                                                                                                                                                                                                   Stiftung Kinderland in den
                                     TREUER                                                                                                                                                                         letzten 15 Jahren durch
                                                                                                                                                                                                                        Spenden erhalten.
                                     BEGLEITER                                                                                                                           WERTVOLL
                                                                                                                                                                         Das Stiftungskapital
                                     Die Anzahl an Kinderland-Löwen                                                                                                      der Stiftung
                                     aus Plüsch ist streng limitiert –                                                                                                   Kinderland umfasst
                                     insgesamt gibt es nur 100 große                                                                                                     54 Millionen Euro.
                                     Löwen-Kuscheltiere mit laufen-                                                                                                                                                                 SCHÖNGEISTER
                                     der Fußnummer. Bisher wurden              PROGRAMME                                                                                                                                            Bisher haben 960 junge Talente in den
                                     16 davon an Großspender, wichtige     hat die Stiftung Kinderland                                                                                                                              Sparten Bildende Kunst, Musik, Literatur und
                                     Gremienmitglieder und andere           seit ihrer Gründung ins                                                                                                                                 MINT an der Kulturakademie teilgenommen.
                                     Persönlichkeiten überreicht.                Leben gerufen.
4                                                                                                                                                                                                                                                                                             5
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
„Kinder sind                       DAS
BESTE, was wir haben“                                                                                            2005 war sie Mitgründerin der Stif­
                                                                                                                 tung Kinderland, einer Unterstiftung
                                                                                                                 der Baden-Württemberg Stiftung,
                                                                                                                 mit vielfältigen Zielen: Innovative
                                                                                                                 Modellprojekte zur frühkindlichen
15 Jahre gibt es die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg mittlerweile –                                        Förderung, schulische Wettbewerbe
                                                                                                                 und Unterstützungsangebote für Fa­
ein guter Grund, zusammen mit der Mitbegründerin Dr. Marianne                                                    milien waren genauso dabei wie ge­
Schultz-Hector zurückzublicken. Die 90-jährige Kultusministerin a. D.                                            nerationenübergreifende Projekte.
                                                                                                                     Die Gründung der Stiftung war
ist bis heute eine der treibenden Kräfte der Stiftung – und noch immer                                           nur ein erster Schritt. Auch die
voller Ideen für neue Projekte.
                                                                                                                                                                                                                    Im Gespräch mit dem
                                                                                                                 Kultur­akademie, ein zentrales Pro­                                                            baden-württembergischen
                                                                                                                 jekt der Stiftung Kinderland, geht                                                         Ministerpräsidenten a. D. und
                                                                                                                                                                                                                ehemaligen EU-Kommissar
                                                                                                                 auf Dr. Marianne Schultz-Hector zu­
                                                                                                                                                                                                                      Günther H. Oettinger.
                                                                                                                 rück. Sie richtet sich mit ihrem bun­                                                            Seine Idee einer Kinder-
                                                                                                                 desweit einmaligen Angebot an Kin­        kann. Inhaltlich war ich mit den Bil­           Stiftung begeisterte Marianne
                                                                                                                                                                                                                     Schutz-Hector sofort.
                                                                                                                 der der Klassenstufen sechs bis elf       dungsthemen sehr vertraut. Was Par­
                                                                                                                 der allgemeinbildenden Schulen. 2012      teidinge betrifft, war ich allerdings im­
                                                      Marianne Schultz-Hector,
                                                                                                                 kam die Zukunftsakademie dazu, auch       mer die Älteste und die Unerfahrenste.
                                                    1929 in Saarbrücken geboren, ist
                                                        bis heute in der Bildungsland-                           sie wurde von Dr. Marianne Schultz-
                                                    schaft Baden-Württembergs eine                               Hector initiiert. Gemeinsam mit Fach­     Was war Ihr wichtigstes Ziel als
                                                     feste Größe. Zahlreiche Projekte                            leuten aus Wissenschaft und Wirt­         Ministerin für Kultus und Sport?
                                                       der Stiftung Kinderland gehen                             schaft werfen Jugendliche zwischen           Eine kindgerechte Schule, die die
                                                      auf ihre Initiative zurück, darun-                         15 und 18 Jahren einen Blick in die       Schüler fördert und fordert, die El­
                                                           ter auch die Kulturakademie                           Zukunft und diskutieren auf Work­         tern zufriedenstellt – egal, welcher
                                                                    Baden-Württemberg                            shop-Wochenenden aktuelle The­            Weltanschauung – und die auch die
                                                                                                                 men wie Mobilität, ökologische Ethik,
                                                                                                                 Lichttechnologie, Flüchtlingspolitik,
                                                                                                                 Digitalisierung und Cybermobbing.
                                                                                                                                                                    „ Ich habe mich mein ganzes

                                                 F
                                                                                                                 2018 schließlich initiierte Dr. Mari­
                                                          ragt man Dr. Marianne Schultz-
                                                          Hector nach ihrem Antrieb,
                                                                                                                 anne Schultz-Hector den Lehrerpreis
                                                                                                                 der Stiftung Kinderland. Dabei wer­
                                                                                                                                                                     Leben um Kinder gekümmert,
                                                          sagt sie, es sei ihr immer                             den Lehrkräfte der Klassenstufen drei               sodass ich auch im hohen Alter
                                                          darum gegangen, Kindern und
                                                  Jugendlichen eine gute Zukunft zu
                                                                                                                 bis sechs ausgezeichnet, die sich be­
                                                                                                                 sonders für Nachhaltigkeit an ihren
                                                                                                                                                                     nicht davon ablassen kann.“
                                                  ermöglichen. Dass dieser Weg in der                            Schulen einsetzen.
                                                                                                                                                                    Marianne Schultz-Hector, Kultusministerin a. D.
                                                  großen Politik enden würde, zeigte
                                                  sich allerdings erst spät: Während die
                                                  promovierte Germanistin über den
                                                  Landeselternbeirat bis zur Vorsitzen­                          Warum sind Sie in die Politik gegan­      Lehrer begeistert. Das war mir wich­
                                                  den des Landesschulbeirats aufstieg,                           gen? Und das auch noch relativ spät,      tig. Und die Lehrkräfte sollten sich
                                                  engagierte sie sich ab 1980 als Ge­                            also erst in der Lebensmitte?             nicht gegängelt fühlen, sondern ihre
                                                  meinderätin in der Stuttgarter Lokal­                             Ich habe viele Jahre Elternbeirats­    Begeisterung für den Beruf behalten.
                                                  politik, wurde Landtagsabgeordnete,                            arbeit gemacht, bis hin zur Vorsit­       Eine Schule funktioniert nur, wenn
                                                  Mitglied des CDU-Landesvorstands                               zenden des Landesschulbeirats, da­        Lehrer ihren Job auch gerne ma­
                                                  von Baden-Württemberg, 1988 po­                                durch kannte ich die Schulen – und        chen! Wir brauchen eine offene, freie
                                                                                           FOTOS: BOPICTURE.DE

                                                  litische Staatssekretärin und 1991                             vor allem die Wünsche der Eltern –        Schule, die durchaus leistungsbe­
                                                  schließlich, mit 62 Jahren, unter Mi­                          gut. Ich dachte mir, ich bin es den El­   wusst arbeitet, die aber allen Betei­
                                                  nisterpräsident Erwin Teufel, Minis­                           tern schuldig, dass ich schaue, wie       ligten gerecht wird. Kinder sind das
                                                  terin für Kultus und Sport.                                    man diese Wünsche auch umsetzen           Beste, was wir haben!

                                                                                                                                                                                                                                              7
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
Sie sind als CDU-Politikerin auch           jekte und Teilnehmer. Vor allem ver­                                                  gängeln oder in ein Bewertungskon­         Was ist das Besondere an der                   die MINT- und Literatur-Schüler ge­      kann es nicht lassen. Ich wünsche mir
    von der Opposition für Ihre Arbeit          teilen wir keine Noten und sind nicht                                                 zept einzuspannen.                         Kultur­akademie?                               meinsam einen Krimi geschrieben          zum Beispiel ein großes Projekt, in
    gelobt worden …                             zur Vergleichbarkeit gezwungen – das                                                                                                 In den Kreativwochen entfalten             haben.                                   dem Kinder Bäume pflanzen und Pa­
        Ja, ich habe immer versucht, zu         macht das Arbeiten freier.                                                            Auch die Kulturakademie geht auf           sich die jungen Talente nicht nur in                                                    tenschaften übernehmen, sich mit
    kooperieren und nicht auf Konfronta­                                                                                              Sie zurück. Wieso gerade dieses            den Bereichen Bildende Kunst, Lite­            Haben Sie hier und da auch Gegen­        der Symbiose des Waldes beschäfti­
    tion zu gehen.                                                                                                                    Projekt?                                   ratur, MINT und Musik, sie arbeiten            wind bekommen?                           gen, seinen Tieren, Insekten, Pilzen
                                                                                                                                          Es ist wichtig, auch die Talentier­    teils auch interdisziplinär: Wir waren              Es war natürlich nicht immer        und Pflanzen … Und dass die Kinder
    Wieso haben Sie die Stiftung                    „Wir haben eine                                                                   ten zu fördern. In diesem Projekt kön­     die Ersten, die erkannt haben, dass            leicht, alle davon zu überzeugen, dass   die Literatur kennenlernen, zum Bei­
    Kinderland      Baden-Württemberg                echte Chance,                                                                    nen Jugendliche frei in innovativer        es da ganz erstaunliche Überschnei­            wir nicht nur Kindern helfen, de­        spiel der Romantik, die den Wald und
    mitgegründet? Was hat Sie an der                                                                                                  Atmosphäre arbeiten, wir bieten ih­        dungen gibt und beispielsweise Mu­             ren Familien Schwierigkeiten haben,      den Baum so verherrlicht.
    Aufgabe gereizt?                               innovativ zu sein                                                                  nen Chancen zum intellektuellen und        sik und MINT hervorragend zusam­               sondern ungefähr ein Drittel unse­           Ich bin sehr glücklich, dass ich in
        Ich saß 2005 im Landtag als Zu­             und neue Wege                                                                     persönlichen Wachstum. Das war mir         menpassen. Die Schülerinnen und                rer Aufmerksamkeit und unserer Mit­      meinem hohen Alter immer noch den
    schauerin auf der Tribüne und habe                                                                                                schon ein Anliegen, als ich Vorsit­zende   Schüler der verschiedenen Bereiche             tel im Bereich der Begabtenförderung     Kontakt zur Kulturakademie und zur
    die Regierungserklärung des dama­              auszuprobieren.“                                                                   des Landesschulbeirats war. Wir tun        verstehen sich untereinander und               verwenden.                               Stiftung Kinderland habe, dass keiner
    ligen Ministerpräsidenten Günther                                                                                                 mit Recht sehr viel für Kinder, die es     arbeiten manchmal auch miteinan­                                                        sagt: „Frau Schultz-Hector, jetzt
    Oettinger gehört. Er sagte, aus Ba­            Marianne Schultz-Hector,                                                           schwer haben, aber auch die Elite –        der, denn sie sind alle engagiert und          Und wie sehen Ihre Pläne für die         reicht’s.“
    den-Württemberg soll ein Kinder­                Kultusministerin a. D.                                                            dieses Wort war damals verpönt –           leidenschaftlich einem Thema zu­               Zukunft aus?
    land werden – ein Land, in dem die                                                                                                braucht Unterstützung! Lange hat           getan. So gab es vor einigen Jahren               Eigentlich müsste ich mit 90 Jah­
    Gesellschaft sich um Kinder küm­                                                                                                  man sich gescheut, besonders talen­        eine spannende Zusammenarbeit, als             ren aufhören zu wünschen, aber ich
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Logisch, dass Marianne
    mert. Konkret schlug er vor, eine           Welche Teilnehmer-Leistung, die aus                                                   tierte oder begabte Schülerinnen und
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Schultz-Hector auch auf
    Stiftung einzurichten, mit der wir für      der Stiftung Kinderland entstand,                                                     Schüler hervorzuheben. Doch das ist                                                                                                          der Abschlussveranstaltung
    Kinder in schwierigen Situationen           hat Sie besonders beeindruckt?                                                        den Talentierten gegenüber nicht ge­                                                                                                         der Kulturakademie 2020
                                                                                                                                                                                                                                                                                   dabei war.
    Gutes tun können, aber auch für Kin­            Uns geht es nicht um Einzelleis­                                                  recht – und auch für die Gesellschaft
    der, die besondere Förderung brau­          tungen, wir versuchen, niemanden                                                      nicht gut, denn wir brauchen exzel­
    chen, weil die Schule sie vielleicht        aus der Gruppe herauszustellen. Wir                                                   lente Wissenschaftlerinnen und Wis­
    nicht genügend fordert. Das hat mich        wollen den Schülerinnen und Schü­                                                     senschaftler, die unsere globalen Pro­
    sofort begeistert.                          lern Angebote machen, ohne sie zu                                                     bleme lösen, die wir ja zuhauf haben.

    Erinnern Sie sich noch an das erste
    Projekt der Stiftung Kinderland?
        Ja, sicher! Eines der ersten Projekte
    war ein Preis für die besten Haupt­
    schulen: Sie waren es, die damals das
    Thema Integration im Jugendbereich
    bewältigten! Und das haben sie groß­
    artig gemacht, sind dafür aber nicht
    genug gelobt worden.
                                                       FOTOS: BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG, BOPICTURE.DE; ILLUSTRATION: CAROLIN EITEL

    Was kann die Stiftung Kinderland
    tun, was der Staat nicht kann?
        Wir können Projekte ins Leben ru­
    fen, die von den staatlichen Regeln
    ein bisschen abweichen, wir können
    experimentieren, Mut beweisen und
    auch innerhalb eines Projekts noch ein
    wenig umsteuern, wenn es nötig wird.
    Die Stiftung ist ein lernendes System,
    in dem die meist drei Jahre laufenden
    Projekte nicht nur genau beobachtet,
    sondern durch den engen Kontakt mit
    den Projektleitern laufend adjustiert
    werden. Wir haben eine echte Chan­
    ce, innovativ zu sein und neue Wege
                                                                                                                                                                                                        Aufhören kommt für
    auszuprobieren! Förderlich ist dabei
                                                                                                                                                                                                        Marianne Schultz-
    die überschaubare Anzahl der Pro­                                                                                                                                                                   Hector auch mit 90
                                                                                                                                                                                                        Jahren nicht infrage.

8                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  9
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
Gemeinsam

     TÜFTELN AN
                                                                         Experimentieren, Neues entdecken
                                                                         und Gemeinschaft erleben: In den
                                                                         Kreativwochen der Kulturakademie

     DER ZUKUNFT
                                                                         geht es nicht nur um künstlerische
                                                                         und wissenschaftliche Weiterent-
                                                                         wicklung, sondern auch um Leiden-
                                                                         schaft und Spaß an der Begegnung
                                                                         mit Gleichgesinnten.
                                                                                                                                                                 Die Kulturakademie –
                                                                                                                                                                 kurz und knapp

                                                                                                                                                                 Die Kulturakademie Baden-
                                                                                                                                                                 Württemberg, ein Programm

                                                                         M
                                                                                                                                                                 der Stiftung Kinderland, rich-
                                                                                      ittwochnachmittag      im   Konzentriert widmen sich die Teil­             tet sich an Kinder und Jugend-
                                                                                      Fehling-Lab der Uni­        nehmerinnen und Teilnehmer in                  liche der Klassenstufen sechs
                                                                                                                                                                 bis acht sowie neun bis elf der
                                                                                      versität Stuttgart. Leise   Zweierteams ihren Experimenten.
                                                                                                                                                                 allgemeinbildenden Schulen.
                                                                                      surren die Mikrowellen,     So auch der 17-jährige Leander und
                                                                                                                                                                 In den Sparten Bildende
                                                                         es riecht leicht malzig nach Popcorn.    der 16-jährige Max. Die beiden                 Kunst, Literatur, MINT und
                                                                         Popcorn? Wie im Kino?                    Schüler des Heinrich-Heine-Gym­                Musik bietet sie in den Som-
                                                                             Die 20 Schülerinnen und Schüler      nasiums in Ostfildern sind, wie alle           merferien eine Kreativwoche,
                                                                         in weißen Laborkitteln und Schutz­       anderen, Teilnehmer der Kreativ­               die sich in den folgenden
                                                                         brillen bereiten sich jedoch nicht auf   wochen der Kulturakademie 2020 im              Faschingsferien fortsetzt. Die
                                                                         den Filmeabend vor, sondern sind der     Bereich MINT (kurz für: Mathema­               Kulturakademie will so krea­ti­
                                                                         Wirkung von Mikrowellenstrahlung         tik, Informatik, Naturwissenschaf­             ven, talentierten Schülerinnen
                                                                         auf der Spur. Wieso platzt Mais, wenn    ten und Technik). Der Besuch im                und Schülern die Chance ge-
                                                                         man ihn in der Mikrowelle erhitzt?       Fehling-Lab ist dabei nur einer von            ben, ihre Begabung zu ent­
                                                                                                                                                                 wickeln und zu vertiefen. Part-
                                                                         Was passiert, wenn man Öl, Wasser        vielen Programmpunkten: „Wir waren
                                                                                                                                                                 ner der Kulturakademie sind
                                                                         oder Luft den Strahlen aussetzt? Und     im ­ Satellitenzentrum, haben einen
                                                                                                                                                                 die Akademie Schloss Rotenfels,
                                                                         wieso können die Mikrowellenstrah­       Hochleistungsrechner und ein Plane­            das Deutsche Literatur­archiv
                                                                         len den Herd nicht verlassen?            tarium besichtigt, haben am ex­                Marbach, die Landesakade-
                                                                                                                                                                 mie für die musi­     zie­
                                                                                                                                                                                          rende
                                                                                                                                                                 Jugend Ochsenhausen, der
                                                                                                                                                                 Förderverein Science & Tech-
                                                                                                                                                                 nologie e. V., das ZKM Zen­
                                                                                                                                                                 trum für Kunst und Medien
                                                                                                                                                                 Karlsruhe, die Hochschule für
                                                                                                                                                                 Musik Karlsruhe, das Litera-
                                                                                                                                                                 turhaus Stuttgart sowie die
                                                                                                                                                                 Universität Stuttgart in Ko-
                                                                                                                                                                 operation mit dem Verein
                                                                                                                                                                 Deutscher Ingenieure (VDI).
                                                                                                                                                                 Jährlich erhalten rund 160
                                                                                                                                                                 Schülerinnen und Schüler die
                                                                                                                                                                 Chance, an den Kreativwochen
                                                                                                                                                                 teilzunehmen.
                                             FOTOS: ALEXANDER SCHEUBER

                   Was bewirkt Strahlung?                                                                                                  Wie verhalten sich
                   Im Fehling-Lab forschen                                                                                                 Flüssigkeiten in
                   die MINT-Schülerinnen                                                                                                   der Mikrowelle? Und
                   und -Schüler zum Thema                                                                                                  vor allem: warum?
                   „Chemie mit der Mikro­
                   welle“ (siehe auch Bild
10                 oben rechts).                                                                                                                                                                   11
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
Vorlesen, diskutieren,
                                              Anregungen aufgreifen:                                                                                                                                                    Ineke und Nadja
                                               Die Schülerinnen und                                                                                                                                                 sind begeistert: „Wir
                                                    Schüler sind mit                                                                                                                                                 haben viel über das
                                                 Leidenschaft dabei.                                                                                                                                                   Schreiben gelernt
                                                                                                                                                                                                                      und Spaß gehabt.“

     plorhino, einem Wissenschaftsmuse­
     um, mit dem 3D-Drucker gearbeitet,
     programmiert …“, zählt Leander auf.
     „In der ersten kreativen Woche am
     Ende der Sommerferien haben wir
     einen Bogen gebaut und natürlich
     schießen gelernt“, erklärt Max weiter.
                                                                                                                                                            Unter der
     Sein Urteil über die Kulturakademie?                                                                                                                   Anleitung des
     „Ich fand es sehr spannend – Pra­                                                                                                                      Schriftstellers
     xis und Theorie haben sich gut abge­                                                                                                                   Gunther Geltin-
                                                                                                                                                            ger verwandeln
     wechselt.“                                                                                                                                             die Teilnehmer
         Federführend für das Programm                                                                                                                      ihre Exkursions-
     ist Natalie Spahr, Projektleiterin                                                                                                                     eindrücke
                                                                                                                                                            in Gedichte
     VDI-TecCity beim Verein Deutscher
     Ingenieure: „MINT ist ein sehr brei­
     ter Bereich, wir haben uns daher auf                                                                                                                                                   Tagungsraum des Literaturarchivs
     das Thema Informationsübertragung                                                                                                                                                      zusammen und lesen ihre Gedichte
     konzentriert, das wir von vielen ver­                                                                                                                                                  vor. Mit dabei: der Schriftsteller Gun­
     schiedenen Warten aus beleuchten.                                                                                                                                                      ther Geltinger, der den Schreiben­
     Auch Strahlung gehört dazu.“ Wichtig                                                                                                                                                   den behutsam Anregungen gibt. Wa­
     ist ihr auch, dass die Teilnehmerin­                                                                                                                                                   rum sind Adjektive problematisch?
     nen und Teilnehmer mehr über die                                                                                                                                                       Wie „malt“ man mit Worten ein Bild?
     Ausbildungswege und beruflichen                                                                                                                                                        Muss es die Perspektive des Ich-Er­
     Möglichkeiten im MINT-Bereich er­                                                                                                                                                      zählers sein? Ganz offensichtlich wird
     fahren. Eine private Hochschule, eine                                                                                                                                                  hier viel geschrieben – wer jedoch
     duale Hochschule und eine Vorlesung                                                                                                                                                    denkt, man müsse dazu den ganzen
     der Universität Stuttgart stehen da­                                                                                                                                                   Tag am Schreibtisch brüten, der irrt.
     her ebenfalls auf dem Programm.
                                              „Spannend und
     FRISCHE IDEEN                                                                                                                                findung sein, für die Musiker heißt es,
     GEFRAGT
                                              abwechslungs-
                                              reich“, lautet das                                                                                  eine MP3-Datei mit einem Stück der                 „Gäbe es die Stiftung
                                              Fazit des Ostfilder-
                                              ner Schülers Max
                                                                                                                                                  Wahl oder einer Improvisation aufzu­                 nicht, man müsste
     Doch wie wird man eigentlich Teil­                                                                                                           nehmen. Schon hier ist erkennbar: Es
     nehmer oder Teilnehmerin der Kul­
                                              zur MINT-Gruppe.
                                                                                                                                                  geht um das Kreative, um die Ideen­                 sie heute gründen!“

                                                                        FOTOS: ALEXANDER SCHEUBER, VERENA MÜLLER; ILLUSTRATIONEN: CAROLIN EITEL
     turakademie? „Wir wurden von den                                                                                                             findung, den Spaß an der Sache. Max
     Lehrern vorgeschlagen“, erklärt Max.                                                                                                         hatte sich übrigens für die Erfindung
                                                                                                                                                                                                         Günther H. Oettinger,
     Maximal zwei Talente der Spar­                                                                                                               entschieden und eine Windkraftan­
                                                                                                                                                                                                  ehem. EU-Kommissar und Minister-
     ten Bildende Kunst, Literatur, MINT                                                                                                          lage entworfen, die Wind- mit Was­
                                                                                                                                                                                                   präsident Baden-Württemberg a. D.
     und Musik können die Schulen pro                                                                                                             serkraft kombiniert, Leander hat ein
     Jahrgangsgruppe nominieren. Da­                                                                                                              Dosentelefon umgesetzt und ver­
     nach folgt die Bewerbung mit ei­                                                                                                             schiedene wissenschaftliche Fragen        „Auf einem Spaziergang auf der Schil­
     ner Arbeitsprobe. Die Aufgaben sind                                                                                                          zu seinem Auf bau beantwortet.            lerhöhe haben wir eine Notizsamm­
     so gestaltet, dass man auch als Er­                                                                                                                                                    lung erstellt“, erklärt Geltinger, „der
     wachsener fast mitmachen möch­                                                                                                               MEHR ALS STIL UND                         Arbeitsauftrag war: Schaut genau
     te: „Erstelle einen Reiseführer durch                                                                                                        AUSDRUCK                                  hin, schaut hinter die Dinge, schreibt
     deine Welt“ heißt es beispielsweise                 Mehr als nur                                                                                                                       nicht nur die Namen der Dinge auf,
     bei der Bewerbung für das Jahr 2021              Labor: Auch der                                                                             Szenenwechsel ins Literaturarchiv         sondern auch, welche Assoziationen
                                                     Besuch verschie-
     in der Sparte Kunst oder „Fertige                                                                                                            Marbach: Konzentriert sitzen die 20       sie erwecken, welche kleinen Geschich­
                                                    dener Hochschu-
     eine Zeitkapsel für die Nachwelt“. Im         len stand auf dem                                                                              Teilnehmerinnen und Teilnehmer der        ten sich vielleicht dahinter verber­
     Bereich MINT darf es eine eigene Er­              Programm der                                                                               Literatur-Kreativwochen im hellen         gen. Zurück im Literaturarchiv
                                                        MINT-Schüler.
12                                                                                                                                                                                                                                          13
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
„Gerade im Zeitalter der digitalen
     haben wir die Notizen vorgelesen, die     Dozenten wollen nicht nur, dass wir                                                                           Revolution und der sozialen
     eigentlich schon gegenständliche Ge­      gute Texte schreiben, sondern auch,                                                                          Medien sind Kunst- und Kultur­
     dichte waren. Jetzt sitzen wir an der     dass wir Spaß haben.“ Oft ist bei­
     Hauptaufgabe: zu komponieren und das      des auf einmal möglich, zum Beispiel                                                                        angebote, Musik, bildende Kunst
     passende Arrangement zu finden.“          bei einer Nachtwanderung, die die                                                                           und Literatur für die Persönlich-
         Bleibt die Frage: Geht das in so      Wahrnehmung von Sinneseindrü­
     kurzer Zeit? Kann man in einer halben     cken verbessern soll: „Wir haben die                                                                         keitsentwicklung von Kindern
     Stunde ein Gedicht verfassen? „Das        ganze Wanderung über geschwiegen –                                                                         und Jugendlichen unentbehrlich.“
     ist eine starke Gruppe – unglaub­         dabei hört man viel mehr als sonst“,
     lich engagiert, ideenreich, schnell. Da   erzählt die 12-jährige Ineke aus Fins­                                                                     Günther H. Oettinger, ehem. EU-Kommissar und                                          Als physikalische Teilchen
     wünsche ich mir manchmal als Au­          tern. Begeistert sind beide auch                                                                            Ministerpräsident Baden-Württemberg a. D.                                            wirbelten die MINT-Schüler
     tor, ich hätte so einen Output“, lacht    vom Skype-Gespräch mit der Kin­                                                                                                                                                                  über die Bühne.
     Geltinger. Dabei geht es aber nicht       derbuchautorin Cornelia Funke, die
     nur um Schreibstil und Auf bau, be­       dem Kurs via Skype Rede und Ant­
     tont Verena Staack, stellvertretende      wort stand: „Weiß sie als Autorin al­
     Leiterin und Museumspädagogin im          les über ihre Figuren? Und kennt sie        lung mit dem Titel ,Hölderlin, Celan
     Literaturarchiv Marbach und Gestal­       schon beim Schreiben das Ende ih­           und die Sprache der Poesie‘“, erklärt
     terin des Programms: „Schreibende         rer Geschichten?“ Insider-Tipps aus         Verena Staack. „Da ist es schon span­
     sind naturgemäß erst mal allein, aber     aller­erster Hand also, die für Inspira­    nend, zu erleben, wie man Literatur
     auch sie wollen sich austauschen          tionen sorgen.                              sichtbar macht.“
     über das, was sie tun. Auch nach die­         Neben dem eigenen Schreiben be­
     sen zwei Wochen bleiben die Jugend­       schäftigten sich die Teilnehmerinnen        KREATIVE
     lichen oft in Kontakt, einfach weil es    und Teilnehmer auch mit der Frage,          ERINNERUNGEN
     schön ist, andere Menschen mit der        wie man Literatur ins Museum bringt:                                                                       mes Musizieren ging, sondern auch
     gleichen Leidenschaft zu treffen.“        „Wir haben uns Anfang der Woche bei         Und was machen die anderen Spar­                               um Bühnenpräsenz.
         Und was sagen die Teilnehmerin­       einem Werkstatt-Einblick eine Aus­          ten? Diese Frage wird spätestens bei                               Beim folgenden Spaziergang durch
     nen und Teilnehmer selbst? Nadja,         stellung angesehen, die gerade erst         der Abschlussveranstaltung in der                              die kleine Ausstellung zeigt sich noch
     14, vom Eschbach-Gymnasium Stutt­         aufgebaut wird: Im März eröffnen wir        Carl Benz Arena, Stuttgart, beantwor­                          mal die erstaunliche Wissenstiefe der
     gart-Freibach ist sich sicher: „Die       im Literaturarchiv eine Lyrik-Ausstel­      tet. Dies übrigens oft auf ganz ein­                           Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zeit
                                                                                           drucksvolle Weise. Quasi „aus der                              zum genauer Hinschauen, zum Nach­
                                                                                           Hüfte“ spielt die Musikgruppe der                              denken. Zwischen den Kunstwerken
                                                                                           Sechs- bis Achtklässler eine eigene                            der beiden Gruppen für bildende Kunst
                                                                                           Swing-Komposition, die man sich für                            und weiteren Installatio­nen bekommen
                                                                                                                                                                                                                              Die kurzen Auftritte der
                                                                                           eine sonnige Autofahrt über Land mit­                          die Familien der 160 Jungen und Mäd-
                                                                                                                                                                                                                                beiden Musikgruppen
                                                                                           nehmen möchte. Alle weiteren Grup­                             chen Einblick, womit sich die Jugend­                            begeisterten das Publikum.
                                                                                           pen präsentieren in schnellem Wech­                            lichen beschäftigt haben – und die Er­
                                                                                           sel einen kleinen Ausschnitt ihres                             gebnisse sind beeindruckend gut: Ma­
                                                                                           Schaffens auf der Bühne: Die jünge­                            lereien im klassischen Stil genauso wie
                                                                                           ren MINTs wirbeln als Physikteilchen                           Video-Installationen, ein selbst pro­      EU-Kommissar und baden-württem­
                                                                                           über die Bühne, die Sparte Literatur                           grammiertes Spiel – und natürlich die      bergische Ministerpräsident a. D. war
                                                                                           beweist die Kraft der Worte, indem sie                         selbst gebauten Bögen, mit denen man       auf der Abschlussveranstaltung na­
                                                                                           dem Publikum nette und weniger net­                            in Krisenzeiten sogar auf die Jagd gehen   türlich auch zugegen, immerhin hat er
                                                                                           te Komplimente entgegenschleudert –                            könnte. Auch Emotionales ist an den        2005 zusammen mit der baden-würt­
                                                                                           ein schnelles Foto, weiter geht’s! Zum                         Pinnwänden der kleinen Ausstellung         tembergischen Kultusministerin a. D.
                                                                                           Schluss noch eine Darbietung mit                               zu finden. „Was ich nach der Kultur­       Dr. Marianne Schultz-Hector die Stif­
                                                                                           Tanz der Musikgruppe, die zeigt, dass                          akademie vermissen werde“, verkündet       tung Kinderland gegründet.
                                                                                           es in der vollgepackten Woche nicht                            ein Plakat: „… die Menschen, die Leh­          „Gerade im Zeitalter der digitalen
                                                                                           nur um Musiktheorie und gemeinsa­                              rer und Betreuer, die freundschaftliche    Revolution und der sozialen Medien
                                                                                                                                                          Atmosphäre, die tollen musikalischen       sind Kunst- und Kulturangebote, Mu­
                                                                                                                                                          Ideen, die einem zu denken gegeben         sik, bildende Kunst und Literatur für
                                                                                                                                                          haben.“ Das klingt nach Inspiration und    die Persönlichkeitsentwicklung von
                                                                                                                                    FOTOS: BOPICTURE.DE

                                                                                                                                                          neuen Freundschaften – nach einer          Kindern und Jugendlichen unentbehr­
                                                                                    Rund 300 Eltern und Freunde konnten                                   richtig guten Zeit.                        lich“, sagt er – und vor allem: „Gäbe es
                                                                                    sich auf der Abschlussveranstaltung
                                                                                    in Stuttgart selbst von den Ergebnissen
                                                                                                                                                              Das Fazit ist klar, Günther H. Oet­    die Stiftung nicht, man müsste sie heu­
                                                                                    der Kulturakademie überzeugen.                                        tinger hat recht. Der ehemalige            te gründen!“

14                                                                                                                                                                                                                                                                           15
HAND IN HAND - 15 JAHRE KINDERLAND - Baden ...
Auf dem Acker
sind alle gleich.
Kitakinder mit
Gießkannen,                                                                                                                                                                                                               Rezept
Schaufeln und
Hacke.                                                                                                                                                                die Kleinen errichtet – und die finden es groß-
                                                                                                                                                                      artig. Und lecker dazu, wenn dann aus der Ernte     KOHLRABI-FLAN
                                                                                                                                                                      auch noch ein Essen wird. Passend dazu brach­       Eckart Witzigmann, München
                                                                                                                                                                      te die Stiftung das „Kinder-Garten-Koch-Buch“
                                                                                                                                                                      heraus. Es stellt gelungene Projekte des Pro­
                                                                                                                                                                      gramms vor und gibt Tipps rund ums Thema
                                                                                                                                                                      Gärtnern und Kochen mit Kindern. Sterneköche
                                                                                                                                                                      wie Eckart Witzigmann, Harald Wohlfahrt oder
                                                                                                                                                                      Jörg Sackmann steuerten Rezepte bei, die Appe­
                                                                                                                                                                      tit machen, und lieferten überraschende erste
                                                                                                                                                                      Essens-Erinnerungen gleich mit.
                                                                                                                                                                          Denn auch Sterneköche haben mal klein an­
                                                                                                                                                                      gefangen. Mit Geschmackserlebnissen, die je­
                                                                                                                                                                      des Kind irgendwann zum ersten Mal im Leben
                                                                                                                                                                      empfindet. Unvergesslich war für Sternekoch
                                                                                                                                                                      Eckart Witzigmann die erste Muskatnuss sei­
                                                                                                                                                                      nes Lebens. „Sie wurde über eine Leberspätzle­
                                                                                                                                                                      suppe gerieben. Der Duft war unwiderstehlich –      Zutaten:
                                                                                                                                                                      ein unvergessliches Erlebnis!“, erinnert sich der   • 700 g Kohlrabi              • 1 Ei
                                                                                                                                                                      79-Jährige. „Wenn ich an den Geschmack mei­         • 2 EL Butter                 • 2 Eigelb
                                                                                                                                                                      ner Kindheit denke, sehe ich auch einen großen      • 50 g Crème fraîche          • schwarzer Pfeffer
                                                                                                                                                                      Tisch, an dem ich saß, wenn wir meine Ver­          • 50 g Sahne                     aus der Mühle
                                                                                                                                                                      wandten in Vorarlberg besuchten. Einfache Ge­       • Salz                        • 4 feuerfeste Förmchen
                                                                                                                                                                      richte gab es, leckere Käsespätzle zum Beispiel.    • frisch geriebene              und etwas Butter
                                                                                                                                                                      Hier wurde mein Geschmack durch wunder­                Muskatnuss                    zum Ausfetten
                                                                                                                                                                      bare Düfte geprägt. Das selbst gebackene Brot
                                                                                                                                                                      roch traumhaft, und es schmeckte unvergleich­
                                                                                                                                                                                                                          Den Kohlrabi schälen und 600 g davon in Würfel
                                                                                                                                                                      lich. An den Duft und Geschmack der Äpfel, Bir­
                                                                                                                                                                                                                          schneiden. Den Rest und einige zarte Kohlrabiblätt-

     So SCHMECKT Kindheit
                                                                                                                                                                      nen und Pflaumen aus dem Garten denke ich
                                                                                                                                                                                                                          chen für die Garnitur zur Seite stellen. In einem Topf
                                                                                                                                                                      heute noch gerne zurück.“                           1 EL Butter zerlaufen lassen. Die Kohlrabiwürfel da-
                                                                                                                                                                          Die Stiftung sorgt nun dafür, dass auch Kin­    zugeben und bei geringer Hitze im eigenen Saft
                                                                                                                                                                      der wie Emma den Geruch von frisch geernte­         weich dünsten. Die Crème fraîche und Sahne hinzu-
                                                                                                                                                                      tem Gemüse und den Geschmack eines selbst           fügen. Einkochen lassen. Mit Salz und Muskat ab-
                                                                                                                                                                      zubereiteten Mittagessens aus dem eigenen           schmecken. Mit dem Pürierstab fein mixen und ab-
      Gartenland gehört in Kinderhand – und                                                                                                                           Garten als wohlige Kindheitserinnerung wie ei­      kühlen lassen.
                                                                                                                                                                      nen Schatz in sich tragen.                            Vier feuerfeste Förmchen mit Butter ausstreichen
      Kinder in den Garten. Gerade dann,                                                                                                                                                                                  und kalt stellen. Ei und Eigelb verrühren und unter
                                                                                                                                                                                                                          das abgekühlte Kohlrabipüree ziehen. Die Masse in
      wenn sie selbst keinen haben. Die Stiftung                             nicht, denn Emma ist eines von vielen Kindern,
                                                                                                                                                                                                                          die Förmchen füllen. Diese auf ein tiefes Blech stel-
                                                                             die zu Hause keinen Garten haben. Kindergar­
      Kinderland ermöglichte rund 550 Kitas,                                 tenkinder, die noch nie ein Radieschen oder eine
                                                                                                                                                                                                                          len und so viel heißes Wasser angießen, dass die
                                                                                                                                                                                                                          Förmchen etwa bis zur Hälfte im Wasser stehen. Im
      ein eigenes Ernteparadies anzulegen.                                   Sonnenblume gepflanzt haben oder die nie Gele­                                                                                                              auf 160 Grad vorgeheizten Backofen
                                                                             genheit hatten, eine Tomate direkt vom Strauch                                                                                                                etwa 35 Minuten stocken lassen.

                    E
                                                                             zu pflücken und zu essen. Kinder, die es nicht                                                                                                                    Für die Garnitur den zur Seite
                            mma schneidet Schnittlauch. Was für Al­          kennen, zusammen zu kochen. „Fertigessen statt                                                                                                                 gestellten Kohlrabi in kleine Würfel
                            tersgenossen Alltag beim Kochen mit              frischer Zutaten“ lautet häufig die Devise.                                                                                                                    schneiden. Kurz in 1 EL Butter an-
                                                                                                                                                                                                                                           dünsten, einen kleinen Schuss Was-
                            Mama und Papa ist, bedeutet der Vier­                An diese Kinder hat die Stiftung Kinderland
                                                                                                                                                                                                                                        ser dazugeben. Mit Salz, Pfeffer und
                            jährigen in diesem Moment alles. Mit ge­         gedacht, als sie im Herbst 2009 das Programm
                                                                                                                                                                                                                                      Muskat würzen. Die Kohlrabiblättchen in
                    spitzten Lippen und konzentriertem Blick zer­            Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die                                                                                                          feine Streifen schneiden und über die
                    teilt sie das grüne Küchenkraut, und keines der          Kita ins Leben rief. „Gesund Essen macht Spaß                                                                                                      Kohlrabiwürfelchen streuen. Die fertigen
                                                                                                                                FOTOS: SHUTTERSTOCK, RAINER KWIOTEK

                    saftigen Röhrenblätter rutscht ihr vom Brett­            und bringt Genuss!“ ist die Botschaft. Dies mit                                                                                                     Flans mit dieser Mischung garnieren und am
                             chen. Es ist, als sei ihr die Zwiebelpflanze    allen Sinnen zu erfahren und dabei auch Kom­                                                                                                        besten gleich in den Förmchen servieren.
                                             ans Herz gewachsen – und        petenzen im Umgang mit Lebensmitteln zu ent­                                                                                                          Auf diese Weise kann auch ein Flan mit Blu-
                                                     die Ernte eine Mi­      wickeln ist das Ziel des Programms, das sich                                                                                                      menkohl oder Karotten zubereitet werden.
                                                        schung aus Stolz     an alle Tageseinrichtungen für Kinder in Ba­
                                                         und Wehmut.         den-Württemberg richtet.
                                                            Dieser    Ein­       Über 500 Kitas haben schon eine Förderung
                                                        druck      täuscht   von 1.000 Euro erhalten und einen Garten für

16                                                                                                                                                                                                                                                                                 17
Mitmachen und
                   GEWINNEN!
       Wir verlosen zum 15-jährigen Jubiläum unser schönstes Maskottchen:
             unseren Kinderland-Löwen! Die großen Plüschlöwen sind
       streng limitiert – insgesamt gibt es nur 100 Exemplare mit laufender
                    Fußnummer. Und einer könnte deiner sein!

     1.
     Gestalte deinen
     eigenen Löwen!
                                                              2.
                                                              Schicke uns
     Wir haben für dich rechts
     eine Fläche vorbereitet, die du                          dein Kunstwerk!
     für die Erschaffung deines
                                                              Mach ein Foto von deinem Werk
     Werks nutzen kannst. Natürlich
                                                              und schicke es an
     kannst du auch gern andere
                                                              socialmedia@bwstiftung.de
     Materialien verwenden. Ob
     aus Holz, Pappe, gemalt oder                             Vergiss bitte nicht, uns deine
     geknetet – sei kreativ und                               Adresse und dein Alter mitzuteilen,
     erstelle den „König der Savanne“                         damit wir dich im Fall eines
     ganz nach deinem Geschmack.                              Gewinns kontaktieren können.

                                                              Einsendungen sind möglich bis
                                                                zum 18. Dezember 2020.

                                             3.
                                                                                                    FOTOS: FREEPIK, BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG

                                             Abwarten und
                                             Daumen drücken!
                                             Der Gewinner oder die Gewinnerin
                                             wird im neuen Jahr per E-Mail
                                             informiert und über Social Media
                                             bekannt gegeben.
18
G
                                                                                                                      espannt blickt Jessica auf das Papier­    sammenhang gerissen oder ist schlicht falsch –
                                                                                                                      fähnchen, das sie an einen kleinen        trotzdem verbreiten sich Fake News über die
                                                                                                                      Motor gekoppelt und an ihrer alten        sozialen Medien rasant“, sagt Braun. „Deshalb
                                                                                                                      Polaroidkamera befestigt hat. „Cheese!“   gibt es in den Redaktionen immer mehr Fak­
                                                                                                            hat sie daraufgeschrieben. Ihr Projektpartner       tenchecker, die prüfen, ob eine Meldung auch
                                                                                                            Lennart drückt auf einen Schalter – und plötz­      wirklich wahr ist.“
                                                                                                            lich beginnt sich die Fahne auf und ab zu bewe­
                                                                                                            gen. „Es klappt!“, freut sich Jessica. Während­
                                                                                                            dessen sitzt Lennart kilometerweit von Jessica          „Vieles wird aus dem
                                                                                                            entfernt in seinem Zimmer. Die Fahne steuert
                                                                                                            er über das Internet, und dank Webcam kann er         Zusammenhang gerissen
                                                                                                            sehen, wie sie sich hebt und senkt. Auch Jessi­        oder ist schlicht falsch –
                                                                                                            ca kann beeinflussen, was in Lennarts Zimmer
                                                                                                            geschieht: Sie lässt den Auffangbehälter eines        trotzdem verbreiten sich
                                                                                                            Lochers, der auf seinem Schreibtisch steht, per          Fake News rasant.“
                                                                                                            Knopfdruck auf- und zuklappen.
                                                                                                                Wie das funktioniert, haben die beiden eben                  Alina Braun,
                                                                                                            erst bei einem Workshop zum Thema „Internet            Radioredakteurin und Moderatorin,
                                                                                                            der Dinge“ bei der Zukunftsakademie der Stif­                        SWR
                                                                                                            tung Kinderland gelernt, zu der sich seit 2012
                                                                                                            jedes Jahr bis zu 100 Jugendliche im Alter von 15
                                                                                                            bis 18 Jahren treffen – wegen der Corona-Kri­
                                                                                                            se in diesem Jahr erstmals online. Für ihre Pro­    Auch für die Jugendlichen ist es oft schwierig,
                                                                                                            jekte haben sich Jessica und Lennart im Vorfeld     Fakten und Falschmeldungen zu unterscheiden.
                                                                                                            des Workshops einen Alltagsgegenstand ausge­        „Eine Klatschzeitschrift weiß man als solche zu
                                                                                                            sucht und einen Elektronikbausatz zugeschickt       identifizieren, aber wenn man eine News-Website
                                                                                                            bekommen. Bei der Zukunftsakademie zei­             liest, weiß man oft gar nicht mehr, was Fake ist
                                                                                                            gen Florian Greth, Thomas Kühn und Michael          und was nicht“, sagt Tanja, eine der Workshop­
                                                                                                            Scheuerl von der Kreativ-Firma Tinkertank den       teilnehmerinnen. Für sie liegt darin ein Risiko
                                                                                                            Schülern schließlich, wie die Teile richtig zu­     des digitalen Fortschritts. Rahel sieht in der Di­
                                                                                                            sammengesetzt und programmiert werden, um           gitalisierung auch Chancen. „Gerade jetzt in Co­

     Schüler als
                                                                                                            sie übers Internet steuern zu können.               rona-Zeiten ist das Internet zum Beispiel für die
                                                                                                                                                                Schule sehr hilfreich“, meint sie.
                                                                                                            UMWELT UND

     GESTALTER DER
                                                                                                            MOBILITÄT DER ZUKUNFT

                                                                                                            Im virtuellen Workshop-Raum nebenan erklärt
                                                                                                            Franziska Braun, wissenschaftliche Mitarbei­

     ZUKUNFT
                                                                                                            terin der Universität Stuttgart, gerade, wie die
                                                                                                            Mobilität der Zukunft aussehen könnte – mit
                                                                                                            dem ersten bemannten und vollelektrischen
                                                                                                            Flugtaxi der Welt, das senkrecht in die Luft
                                                                                                            starten kann. Und im dritten Workshop spricht
                                                                                                            Manuel Hilscher von der Jugendinitiative der
                                                                                                            Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg
     Ob Klimaschutz, digitaler Wandel oder Corona-Krise – wir                                               mit den Schülern darüber, was jeder Einzelne
                                                                                                            für eine gesündere Umwelt tun kann.
     alle stehen derzeit vor großen und teils neuen Herausforderungen.                                          Doch nicht nur Technik und Klima sind für
     Bei der ersten virtuellen Zukunftsakademie der Stiftung                                                die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Zu­
                                                                                                            kunftsakademie wichtige Themen. Gerade in
     Kinderland diskutieren Schülerinnen und Schüler über wichtige Fragen
                                                                            ILLUSTRATIONEN: CAROLIN EITEL

                                                                                                            Zeiten der Corona-Krise haben auch Falschmel­
     von heute und entwickeln Ideen für die Welt von morgen.                                                dungen und Verschwörungstheorien Hochkon­
                                                                                                            junktur. Was es damit auf sich hat, erklärt Alina
                                                                                                            Braun, Radioredakteurin und Moderatorin bei
                                                                                                            der Sendung „SWR Aktuell“, die den vierten On­
                                                                                                            line-Workshop leitet. „Vieles wird aus dem Zu­

20                                                                                                                                                                                                                   21
Die Zukunftsakademie der
                                                                                                                                                                                      Stiftung Kinderland

                                                                                                                                                                                      Wie sieht die Zukunft aus, und wie
                                                                                                                                                                                      können wir sie mitgestalten? Mit Fra-

      „Wir hatten keine Blaupause                                                                                                                                                     gen rund um die Welt von morgen
                                                                                                                                                                                      beschäftigen sich seit 2012 die Teil-
           für diese Situation,                                                                                                                                                       nehmerinnen und Teilnehmer der
                                                                                                                                                                                      Zukunftsakademie der Stiftung Kin-
     und manches hat beim Online-                                                                                                                                                     derland. Dabei gehen 15- bis 18-Jäh-
        Unterricht leider nicht so                                                                                                                                                    rige aus Baden-Württemberg ge-
                                                                                                                                                                                      meinsam mit Expertinnen und
      gut geklappt – da müssen wir                                                                                                                                                    Experten aus Wissenschaft und Pra-
                                                                                                                                                                                      xis wichtigen Fragen von heute und
             besser werden.“                                   Auch unabhängig von der Schule beschäfti­                                                                              morgen auf den Grund. Wegen der
                                                               gen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer                                                                            Corona-Krise wurde die Zukunftsaka-
             Dr. Susanne Eisenmann,                            der Zukunftsakademie viel mit der derzeitigen                                                                          demie dieses Jahr erstmals online an-
       Kultusministerin Baden-Württemberg                      Pandemie. Gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Hei­                                                                            geboten – und nicht wie sonst als       der ebenfalls bei der virtuellen Zukunftsakade­
                                                               ko Peuscher von der Technischen Hochschule                                                                             Präsenzveranstaltung.                   mie dabei ist, aus seinem täglichen Berufsleben.
                                                               Ulm unternehmen sie eine virtuelle Exkursion                                                                                                                   Seit 24 Jahren arbeitet er als Journalist. „Aber
                                                               in die Labore der Hochschule und erfahren, wie                                                                                                                 so außergewöhnliche Zeiten wie diese habe ich
                                                               die „gläserne Lunge“ funktioniert, ein wichtiges                                                                                                               noch nie erlebt“, sagt er. „Derzeit haben wir es
           VIDEOCHAT MIT DER MINISTERIN                        Testinstrument für die Forschung – gerade jetzt                                                                                                                durch das Virus mit sehr komplexen Zusam­
                                                               in Corona-Zeiten.                                                                                                                                              menhängen zu tun, die die Zeitung erklären

                                                                                                                  FOTOS: BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG; ILLUSTRATIONEN: CAROLIN EITEL
           Dieses Thema beschäftigt auch Baden-Württem­                                                                                                                                                                       und für die man die richtigen Expertinnen und
           bergs Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann,       FAKTENCHECK MIT DEM EXPERTEN                                                                                                                                   Experten finden muss. Und oft gilt das Prinzip
           die sich bei der Zukunftsakademie im Videochat                                                                                                                              „Für mich sind die Infos               ,drei Experten, drei Meinungen‘.“ Das mache es
           den Fragen der Schülerinnen und Schüler stellt.     Die meisten der Schülerinnen und Schüler in­                                                                                                                   auch für Journalisten manchmal schwierig, Din­
           Joschua findet, dass viele Schüler, die zu Hause    formieren sich über Fernsehen, Internet oder                                                                          zu Corona durch die Masse                ge richtig einzuordnen.
           nicht die nötige technische Ausstattung haben,      die Zeitung über das Virus. Trotzdem hat mehr                                                                            der Berichterstattung                     Bei allen negativen Seiten der Pandemie
           im Homeschooling benachteiligt sind. Er möch­       als die Hälfte von ihnen das Gefühl, nur mit­                                                                                                                  sieht Milankovic in der Krise aber auch Chan­
           te von der Kultusministerin wissen, was man ge­     telmäßig über das Thema Bescheid zu wis­                                                                               zu einer Art Hintergrund-               cen. „Ich finde, die Menschen gehen jetzt sorg­
           gen diese Ungleichheit der Bildungschancen tun      sen. „Für mich sind die Infos zu Corona durch                                                                            rauschen geworden.“                   samer miteinander um, und ich hoffe, dass
           kann. „Wir hatten keine Blaupause für diese Situ­   die Masse der Berichterstattung zu einer Art                                                                                                                   das so bleibt“, sagt er. Und auch Schülerin Pia
           ation, und manches hat beim Online-Unterricht       Hintergrund­ rauschen geworden“, sagt Emily.                                                                                Emily Adams, 16 Jahre,             glaubt, dass die Gesellschaft aus der neuen Si­
           leider nicht so gut geklappt – da müssen wir bes­   „Ich finde es schwer, zu beurteilen, was für                                                                            Schülerin, Bietigheim-Bissingen        tuation lernen kann. „Ich hoffe, dass durch Co­
           ser werden“, sagt Eisenmann. Es müsse aber klar     einen selbst relevant ist und was nicht.“                                                                                                                      rona das Bewusstsein steigt, dass Krisen real
           sein, dass den Schülerinnen und Schülern durch          Dieses Problem kennt Christian Milankovic,                                                                                                                 sind“, meint sie. „Das gilt zum Beispiel auch für
           die Corona-Krise „keine Nachteile entstehen“.       Redakteur bei den „Stuttgarter Nachrichten“,                                                                                                                   den Klimawandel.“

22                                                                                                                                                                                                                                                                                23
Schwabens
     SUPER-SAXOFONIST
     Mit fünf Jahren lernte Jakob Manz Schlagzeug, mit zehn
     wechselte er von Blockflöte zu Saxofon. Sein erstes Album hat er
     im April veröffentlicht – der 19-jährige Stiftungs-Alumnus
     erzählt, warum die Kulturakademie für ihn ein Schlüsselmoment war                                                                                                                                   Als Zwölfjähriger lernte

     und wie es ist, mit dem Wunderkind-Image groß zu werden.                                                                                                                                                   er bei der Kultur­
                                                                                                                                                                                                         akademie (Bewerbung
                                                                                                                                                                                                               siehe rechts), wie
                                                                                                                                                                                                             man Improvisation
                                                                                                                                                                                                             auf das Instrument
                                                                                                                                                                                                               übertragen kann.
                                                                                                                                                                                                            „Daran er­innere ich
                                                                                                                                                                                                               mich noch genau!
                                                                       Saxofonist Klaus                                                                                                                       Und ich habe dort
                                                                          Graf sagt über                                                                                                                     zum ersten Mal ein
                                                                         den 19-jährigen                                                                                                                       Duo mit Bass ge-
                                                                           Manz: „Er hat                                                                                                                      spielt“, sagt Manz.
                                                                    eine außerordent-

     A
                                                                      ­liche Musikalität,
                lles begann auf dem Küchenboden                         verfügt über ein
                                                                   tolles Blues-Feeling
                seines Opas. Der kleine Jakob sitzt
                                                                       und ein erstaun-
                umringt von Töpfen und Pfannen                       liches Harmonie­
                und hämmert mit Kochlöffeln dar­                           verständnis.“
     auf herum. Nichts Geringeres als sein erstes                                                                                                                                  rinnen und Schüler aus Baden-Württemberg
     Konzert war dieser Moment vor 17 Jahren. „Bei                                                                                                                                 ihre Begabungen in bildender Kunst, Literatur,
     uns zu Hause durfte ich nicht die ganzen Kü­                                                                                                                                  MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissen­
     chenschränke ausräumen – meine Mutter hat­                                                                                                                                    schaften und Technik) und Musik bei zwei Krea­
     te Angst um ihre Kochlöffel“, erinnert sich Jakob                                                                                                                             tivwochen vertiefen und weiterentwickeln.
     Manz aus Dettingen und lacht.                                                                                                                                                     Die Kulturakademie richtet sich mit ihrem          großartig, dort andere junge Musikbegeister­
         Heute gilt der 19-jährige Saxofonist als Aus­                                                                                                                             bundesweit einmaligen Angebot an Kinder und            te kennenzulernen. Denn ich hatte schon so ein
     nahmetalent und hat im April mit seiner Band                                                                                                                                  Jugendliche aus den Klassenstufen sechs bis            bisschen das Wunderkind-Image und war bei
     „The Jakob Manz Project“ sein erstes Album beim                                                                                                                               acht sowie neun bis elf. In jedem Jahrgang neh­        Konzerten oder auch im Bundesjazzorchester
     renommierten Label ACT veröffentlicht.                                                                                                                                        men rund 160 junge Talente an den Kreativwo­           immer der Jüngste“, erinnert er sich. Auch des­
         Im Alter von fünf Jahren fragten seine El­                                                                                                                                chen teil. Einer von ihnen war 2013 Jakob Manz.        halb war die Kulturakademie für ihn so beson­
     tern, eine ehemalige Opernsängerin und ein                                                                                                                                    Wer seine Bewerbungsunterlagen von damals              ders – neben der musikalischen Förderung.
     Musiklehrer, ob Jakob Schlagzeugunterricht                                                                                                                                    liest, bekommt ein Gefühl dafür, wie viel diesem            Um es mit Jakob Manz’ Worten zu sagen: „Je­

                                                                                                                   FOTO: BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG; ILLUSTRATION: CAROLIN EITEL
     wolle. „Das fand ich toll. Bei den Proben meiner                                                                                                                              Zwölfjährigen Musik bedeutete. Seine Liebeser­         mand, der mich fördert, erweitert meinen mu­
     Mutter war ich oft dabei und habe immer beim                                                                                                                                  klärungen an die Instrumente: „Beim Schlagzeug         sikalischen Horizont und zeigt mir neue Wege
     Schlagzeuger gestanden und gestaunt.“ Mit acht                                                                                                                                gefällt mir, dass es in jedem Musikstil wichtig ist.   auf.“ So habe er im Saxofonunterricht als Elfjähri­
     Jahren kam Blockflöte hinzu, und mit zehn be­                                                                                                                                 Bei der Blockflöte finde ich den Klang sehr viel­      ger die Jazz-Harmonielehre kennengelernt: „Das
     gann er, Saxofon zu spielen.                                                                                                                                                  seitig u. variabel. Das Saxophon gefällt mir, weil     war perfekt. Ich hätte mir kein Buch gekauft und
         Manz’ Geschichte ist die eines Menschen,                                                                                                                                  die Obertöne theoretisch unendlich weit gehen.“        das studiert oder so.“ Was Jakob Manz auch heu­
     der sich selbst viel zutraut, weil ihm viel zuge­                                                                                                                                 Wenn Jakob Manz sich heute an die Schlüs­          te noch ausmacht, ist seine ehrliche Art. Wer ihn
     traut wird. Die Geschichte einer Aufwärtsspi­                                                                                                                                 selmomente, an die Weggabelungen seines Le­            nach seinen Träumen fragt, bekommt diese Ant­
     rale. Er steht beispielhaft für junge Menschen,                                                                                                                               bens erinnert, dann redet er von seinen Leh­           wort: „Ich wünsche mir, dass ich einfach weiter
     deren Fähigkeiten erkannt werden. „Talente                                                                                                                                    rerinnen und Lehrern in der Musikschule, vom           Musik machen kann – egal, wie groß die Bühne
                                                                                            FOTO: MORITZ HERTLER

     schlummern. Talente versiegen nicht. Talen­                                                                                                                                   Kennenlernen seiner Bandmitglieder „The Ja­            ist. Ich meine: In der Elbphilharmonie mit dem
     te werden entdeckt.“ So lautet das Motto der                                                                                                                                  kob Manz Project“ und der Kulturakademie,              Bundesjazzorchester aufzutreten, das war un­
     Kulturakademie der Stiftung Kinderland Ba­                                                                                                                                    wo er erstmals im Duo mit einem Bass gespielt          glaublich – aber es ist auch wahnsinnig schön, in
     den-Württemberg. Seit 2010 können Schüle­                                                                                                                                     hat und fasziniert war. „Es war für mich auch          einem kleinen vollen Club zu spielen.“

24                                                                                                                                                                                                                                                                                              25
Axel Schütz
           SCHULE: Frie
                          drich-
                                                                                                                                                                                                                                 Nachhaltigkeit macht
                                                                                                                                                                                                                                 SCHULE
                     ti-G ymnasium,
           von-Alber
                           shall
           Bad Friedrich
                             grafie,
            FÄCHER: Geo al­                                                               Christina Nagel, Mirjam Ulmer
                          , So  zi
            Ethik, Sport
            kompeten     zt ra in ing                                                     und Judith Hültner
                            it seinem                                                     SCHULE: Plaisirschule, Backnang
             PROJEKT: M
             Projekt „Fai  r Lessons“                                                     FÄCHER: Mathematik, Deutsch,                                                                                 Zum zweiten Mal hat die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg
                         Axe   l Schütz (59)                                              Sachunterricht, Sport
             setzt sich                                                                                                                                                                                ihren Lehrerpreis verliehen – an Lehrkräfte,
                             mit seinen
              gemeinsam
                                 und                           nd soziale
              Schülerinnen
                                  eh  r N  ac   hhaltigkeit u                Textil-
                                                                                           PROJEKT: Mit artgerechter Tierhalt
                                                                                                                                 ung, biologischer                                                     die sich in Sachen Nachhaltigkeit besonders engagieren.
              Schülern fü    r m                            Bereich der                    Humusproduktion und neuen Idee
                         gk ei t ei n  – vor allem im             rm  itteln               schutz wollen Christina Nagel (51)
                                                                                                                                   n zum Umwelt-
               Gerechti                            Lessons“ ve                                                                   , Mirjam Ulmer
                               In den „Fair                         dern Wissen
               produktion.              lä  ss  ler jüngeren Kin                 n
                                                                                           (28) und Judith Hültner (40) ihre
                                                                                                                              Schülerinnen und
                               Si eb tk                         bedingunge
               Sechst- und             el , so   ziale Arbeits                 .
                                                                                           Schüler für eine ökologische, nac
                                                                                                                                hhaltige Entwick-
                               H  an d                                 xtilien            lung sensibilisieren. Als Naturparks
               über fairen                         duktion von
                                                                    Te

                                                                                                                                                                                                       O
                                                                                                                                   chule setzt sich
                                hhaltige Pro                         der des
                und die nac             en mehr        als 400 K  in                      die Plaisirschule schon lange für
                                                                                                                              eine naturnahe,
                    Seit 20  18   h ab                          s  u nd anderer           nachhaltige Bildung ein und hat                                                                                        b fairer Handel, Bienen­
                                     lb  er  ti-G  ymnasium                                                                   sich bereits vor
                Friedrich-vo
                                 n -A                            es gelernt               Jahren zur Hühnerhaltung entschlo                                                                                      schutz oder artgerech­
                               d  en  „F ai  r Lessons“ Neu                  können.                                               ssen. Auch
                 Schulen in                 si e  se lbst aktiv werden                    ehemalige Legehennen aus der
                                                                                                                             industriellen Eier-                                                                 te Tierhaltung – zu einem
                                  n, wie
                 und erfahre                                                              produktion, die die Schule von der
                                                                                                                                  Organisation                                                                   besseren Klima, mehr Na­
                                                                                         „Rettet das Huhn“ übernommen                                                                                  turschutz und sozialer Gerechtigkeit
                                                                                                                              hat, leben auf
                                                                                         dem Schul­gelände.                                                                                            kann jeder etwas beitragen. Das bewei­
                                                                                              Christina Nagel und Mirjam Ulm                                                                           sen die Gewinnerinnen und Gewinner
                                                                                                                                   er kümmern
                                                                                         sich gemeinsam mit den Schulki
                                                                                                                             ndern um die                                                              des Lehrerpreises der Stiftung Kinder­
                                                                                         tägliche Pflege der Tiere. Gleichze
                                                                                                                               itig investieren                                                        land Baden-Württemberg, der in die­
                                                                                         sie viel Zeit in die Ausbildung von
                                                                                                                              Schülerinnen                                                             sem Jahr zum zweiten Mal an Lehrkräf­
                                                                                         und Schülern zu ehrenamtlichen
                                              Angela Lütte                              für eine artgerechte Tierhaltung
                                                                                                                              Helfern, die es                                                          te vergeben wurde, die sich besonders
                                                                                                                             braucht. Außer-
                                              und Ines Bolle                            dem haben sie gemeinsam mit den
                                                                                                                                  Kindern eine
                                                                                                                                                                                                       im Bereich „Bildung für nachhaltige
                                                                                        „Wurmkiste“ mit rund 500 Würmer                                                                                Entwicklung“ (BNE) engagieren. We­
                                                                                                                                n angelegt. Die
                                              SCHULE: Rudolf-                           Kinder füttern die Würmer täglich                                                                              gen der Corona-Krise wurde die Preis­
                                                                                                                               und beobach-
                                              Graber-Schule,                            ten, wie die Tiere Biomüll zu Hum                                                                              verleihung aus dem Neuen Schloss in
                                                                                                                             us verarbeiten.
                                              Bad Säckingen                                  Judith Hültner gestaltet mit ihren                                                                        Stuttgart in die Wohnzimmer nach
                                                                                                                                   Schülerinnen
                                              FÄCHER: Deutsch,                         und Schülern Schönes und Prak                                                                                   Hause verlegt: Die Preisträgerinnen       genes Tun den Blick für mehr Nach­
                                                                                                                           tisches aus
                                              Englisch, Bildende                       scheinbar unnützen Gegenständ                                                                                   und Preisträger wurden online geehrt.     haltigkeit öffnet, dann springt der      Lehrerpreis der
                                                                                                                            en. Zudem hat
                                              Kunst, Musik,                            sie eine „Grüne Messe“ ins Leben
                                                                                                                             gerufen, bei der                                                              Bei der virtuellen Preisverleihung    Funke über.“ Mit seinem Preisgeld        Stiftung Kinderland
                                              Hauswirtschaft                           alle Kinder der Plaisirschule im Her
                                                                                                                               bst ihre Ideen                                                          war auch Baden-Württembergs Kul­          will Schütz unter anderem ein Nach­

                                                                                                                                                      FOTOS: KDBUSCH.COM, BADEN-WÜRTTEMBERG STIFTUNG
                                                                                       rund um Umweltschutz, Energie
                                                                                                                           sparen und Nach-                                                            tusministerin Dr. Susanne Eisenmann       haltigkeitsprojekt mit Kindern aus        er Preis wird jährlich
                                                                                                                                                                                                                                                                                          D
                                                                                       haltigkeit präsentieren können.
                                                                                                                                                                                                       zugeschaltet. „Gerade jetzt, wo viel zu   Bangladesch, einem Flüchtlingslager      an Lehrkräfte der Klas-
     PROJEKT: Angela Lütte (61) und Ines Bölle (51) betreuen                                                                                                                                           Hause gelernt wird, merken viele, wie     in Ruanda sowie vier deutschen           senstufen drei bis sechs
     seit drei Jahren die Schülerfirma „RGS-LebensWert“                                                                                                                                                wichtig die Lehrer sind“, so die Kul­     Schulen umsetzen.                        an Schulen in Baden-
     und haben die Initiative „Im Namen der Biene“ sowie                                                                                                                                               tusministerin. Im Bereich der nach­           Auch die Initiative für Wildbienen   Württemberg vergeben,
     das „Apfelprojekt Streuobstwiese“ ins Leben gerufen.                                                                                                                                                                                                                                 die sich mit besonderen
                                                                                                                                                                                                       haltigen Bildung sei es Aufgabe der       und das „Apfelprojekt Streuobstwiese“
     Gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern haben                                                                                                                                                                                                                                  Leistungen für die Bil-
                                                                                                                                                                                                       Lehrkräfte, Nachhaltigkeit „im ökolo­     von Angela Lütte und Ines Bölle über­
     sie eine große Blumenwiese für Wildbienen angelegt.                                                                                                                                                                                                                                  dung für nachhaltige
                                                                                                                                                                                                       gischen, ökonomischen und sozialen        zeugten die Jury. Ihr Preisgeld wollen   Entwicklung einsetzen.
     Außerdem bewirtschaften sie eine Streuobstwiese, ernten
                                                                                                                                                                                                       Sinne“ zu vermitteln. „Und das gelingt    die Lehrerinnen hauptsächlich in Vor­    Insgesamt drei Lehrkräfte
     und verarbeiten Äpfel und verkaufen über die Schüler-
     firma selbst hergestellten Bio-Essig und Marmelade auf                                                                                                                                            den Preisträgern besonders gut.“          träge von Experten im „grünen Klas­      oder Teams aus Lehr-
     Märkten.                                                                                                                                                                                              Aus mehr als 80 Bewerbungen           senzimmer“ ihrer Schule investieren.     kräften erhalten für ihre
         Mit ihren Projekten vermitteln Angela Lütte und In-                                                                                                                                           wählte die Jury die drei überzeu­             Christina Nagel, Mirjam Ulmer        Schule ein Preisgeld in
     es Bölle den Kindern nicht nur theoretisches Wissen                                                                                                                                               gendsten Projekte aus: Die „Fair Les­     und Judith Hültner planen, mit dem       Höhe von je 25.000 Euro
     rund um Ökologie und Nachhaltigkeit, sondern geben                                                                                                                                                sons“ von Axel Schütz seien ein vor­      Preis für ihr Engagement in puncto       und einen Klassenausflug
     ihnen die Chance, sich dem Artenschutz und der Erhal-                                                                                                                                             bildliches Beispiel für kooperatives      Umweltschutz und artgerechte Tier­       zur experimenta nach
     tung der Natur in der Praxis zu widmen.                                                                                                                                                           Lernen, so die Jury. „Meine Schüler       haltung unter anderem einen neu­         Heilbronn.
                                                                                                                                                                                                       spüren, dass sie Veränderer sein kön­     en Schulgarten anzulegen und noch
                                                                                                                                                                                                       nen, Changemaker“, erläutert Axel         mehr Kindern Naturerfahrungen zu
                                                                                                                                                                                                       Schütz sein Projekt. „Und wenn ihr ei­    ermöglichen.

26                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    27
Sie können auch lesen