Pädagogische Programme - EU - Projekt Die Lebenswelt vor 1800 Jahren - Archäologie und Ökologie im Dialog der Generationen - Museum der Westlausitz
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Pädagogische Programme EU - Projekt Die Lebenswelt vor 1800 Jahren – Archäologie und Ökologie im Dialog der Generationen 1
Inhaltsverzeichnis Programme Seiten Glasperlen 03 – 09 Grubenbrand 10 – 15 Germanisches Feuermachen 16 – 23 Germanische Kampfkunst 24 – 31 Schnitzen – Löffel 32 – 38 Schnitzen – Schwirrholz 39 – 43 Schnitzen – Sitzschemel 44 – 50 Brettchenweben 51 – 56 Germanische Truhe 57 – 61 Bronze gießen 62 – 69 Schmieden 70 – 76 Flechtwerkwand 77 – 81 Kurzbeschreibungen Seite Messerscheide 82 Lederbeutel 83 Fußbänkchen 84 Töpferwerkstatt 85 Töpfer – Mustervorlagen 86 Holzwerkstatt 87 2
Glasperlen Inhalt Seite Zielgruppe 4 Dauer 4 Ort 4 Material 4 Werkzeug 4 Lerninhalte 4 Lehrplanbezug 5 Vorkenntnisse 5 Vorbereitung 6 Durchführung 6 Sicherheit 7 Bildmaterial 7 3
Zielgruppe Schüler ab Klassenstufe 5, Kindergeburtstage, Erwachsene, Aktions- tage. Ab einer Gruppengröße von 20 Personen empfiehlt sich die Teilung in zwei Gruppen (mindestens 2 Pädagogen notwendig). Dauer mit Einführung ca. 2 Stunden Ort im Freien; bei Regen müsste die Veranstaltung unter einem zur Seite hin offenen Unterstand, Zelt o. ä. stattfinden Material Glasstäbe, Trennmittel Kaolin, Kühlmineral, Klebeschildchen+Stift, Holzkohle, Wassereimer mit kaltem Wasser, Erst-Hilfe-Set Brandver- letzungen, Zwirn oder Lederband, Holzbearbeitung: Messer, Säge, Bohrer, Kettenverschluss: Locheisen, Hammer, Unterlage Werkzeug Flachzange, Dorne (Edelstahldraht 3 mm), Feuermachmaterial (Papier, Späne, Holzscheite, Streichhölzer), Blasebalg zum Anfeu- ern und zur Demonstration, Gebläse, Verlängerungsschnur, Schutz- brille, Schürze oder Kittel, Handschuhe ohne Finger („Fahrradhand- schuhe“), Knieschutz (Styroporplatte, Gummi- oder Isomatte etc.), Wind- und Regenschutz einplanen. Lerninhalte Es gibt zahlreiche Glasperlenfunde aus germanischen Gräbern. Die Perlen sind selten mit Punkten oder Fadenverzierungen ge- schmückt; die meisten sind klein und im Querschnitt oval-platt- gedrückt, aber es gibt auch einige große, kugelige, zylindrische oder gerippte. Die frühen Perlen sind einfarbig gelb, blau oder flaschengrün; später kommen weitere Farben hinzu. Ob die Perlen tatsächlich von Germanen hergestellt oder importiert wurden, ist nicht bekannt. Ebenso unklar ist die Art und Weise der (germa- nischen) Herstellung. Möglicherweise wurde das Glas direkt im Schmelzofen aufgenommen und auf sogenannten Dornen (Draht- stäben) zu Perlen gedreht. Eventuell haben die Germanen ihre Perlen aber auch an der Gichtflamme kleiner Holzkohlen-Lehmöf- chen hergestellt. Diese Technologie ist für die Wikingerzeit nach- 4
gewiesen. Es gibt einige Funde von Ofenfundamenten im Norden, die in Größe und Form auf die Verwendung als Glasperlenofen hinweisen. Die Schüler erlernen den Umgang mit einem schwierigen, weil spröden und wegen der Splittergefahr gefährlichen, aber schö- nen Material. Das vorherige Feuermachen und das Verheizen der Kohle verdeutlichen den Zusammenhang zwischen Energiever- brauch und Materialgestaltung. Vielleicht sollte von vornherein klar gemacht werden, dass sich wahrscheinlich nicht alle Perlen von den Dornen lösen und dass einige Perlen zerbrechen wer- den. Nicht jedes Kind wird eine Perle mit nach Hause nehmen können – es sei denn, es werden mehr Perlen hergestellt, als Kinder da sind, oder das Museum verfügt über Perlen, die ver- schenkt werden können. Lehrplanbezug Mittelschule, Klassenstufe 6 Lernbereich 2 Die römische Zivilisation und ihre prägende Wirkung für Europa Einblick gewinnen in den Übergangsprozess von der römischen Antike zum europäischen Mittelalter - Aspekte der prägenden Wirkung der römischen Zivilisation – Handel, Recht, Sprachen, Kaisertum, christlicher Glaube, Ortsna- men, Lehnwörter, Kulturgüter, Erkundungen im Alltag Gymnasium Klassenstufe 6 Lernbereich 1 Die römische Zivilisation und ihre prägende Wirkung für Europa Beziehungen zwischen Römern und Germanen, Schlacht im Teu- toburger Wald, Limes, Ortsnamen, Lehnwörter, Kulturgüter Museumsbesuch Vorkenntnisse Die Kinder müssen über den grundsätzlichen Umgang mit Feuer Bescheid wissen. Entsprechende Belehrungen sollten durch den Lehrer im Vorfeld bereits stattgefunden haben. Eventuell wäre da- für ein vorbereitendes Merkblatt sinnvoll. Der Ofen wird auf etwa 1000 Grad geheizt. Die Perlen sind glühend heiß. Entsprechende Sicherheitsvorkehrungen sind zu treffen. 5
Vorbereitungen Kaolin in Wasser einrieseln lassen, bis ein kleiner Berg sichtbar bleibt, der nicht untergeht. Einen Tag schlemmen lassen, dann gründlich schütteln und ggf. bis auf Konsistenz „Trinkjoghurt“ verdün- nen. Spätestens am Vortag der Veranstaltung die Dorne etwa 5 cm in Trennmittel Kaolin eintauchen und über Nacht an der Luft trocknen lassen. Zu diesem Zweck die Dorne in Lochbrett oder in Sand ein- stecken. Holzkohle in etwa 2 cm große Stücke brechen (Menge: pro Perle ca. eine gute Handvoll Kohle + Erstbefüllung). Bei der Einrich- tung des Ofenplatzes Windrichtung beachten (Funkenflug!). Die Anlage des Glasperlenplatzes sollte folgendermaßen eingerichtet sein: Kind Kind Holzkohlevorrat Kind Kind Vermiculit - Kühlmineral Behälter vor Kindern abschirmen! Kind Feuer, Ofen Enthält glühendes Glas! Pädagoge Kind Eimer mit kaltem Wasser Durchführung Einführung in die Thematik „germanische Funde“. Wo findet man Glasperlen? Wie sehen sie aus? Zeigen einiger Originale oder Rep- liken. Aufmerksamkeit und Neugier wecken durch Diskussionen zum Thema Schmuck und Mann/Frau oder Schmuck/Status. Kurze Einführung in die Technik des (germanischen) Feuermachens. Feuer im Ofen entzünden. Exemplarisch wird ein Blasebalg ange- schlossen, mit dem das Feuer entfacht wird. Einführung in die Tech- nik der Glasperlenherstellung. - vorbereitete Dorne und Glasstäbe vorwärmen (an Ofen anlehnen) - Gebläse einrichten (Winkel und Entfernung) - starke Gichtflamme („Bunsenbrenner“ - Flamme rauscht) - Glasstab darüberhalten, Glas wird zähflüssig 6
- Dorn in Haltevorrichtung (Handschutz) einführen - Dorn von Kind drehen lassen (Drehrichtung immer ansagen) - zähes Glas rechtwinklig aufsetzen - Glas muss am Kaolin kleben bleiben - ohne Kraft den Dorn drehen bis zur gewünschten Perlengröße - Perle rundschmelzen - Perle in Kühlmittel tauchen - Klebeetikett mit Namen und Uhrzeit am Dorn anbringen - mind. 1/2 Stunde abkühlen lassen - Perle vorsichtig vom Dorn abdrehen - Kaolin kann mit Wasser gelöst und somit das Loch gereinigt werden Bildmaterial Aufbringen des Glases rechtwinklig zum Dorn 7
Das Kind führt den Dorn durch einen Handschutz. Lederhalsband, durch die Perlen und Anhänger gezogen. Die Anhänger aus Holz, Leder, Birkenrinde und anderen Materialien können die Kinder während der Wartezeit herstellen. Hierfür wird weiteres Personal benötigt! 8
Grubenbrand Inhalt Seite Zielgruppe 11 Dauer 11 Ort 11 Material 11 Werkzeug 11 Lerninhalte 11 Lehrplanbezug 12 Vorkenntnisse 12 Vorbereitung 12 Durchführung 12 Sicherheit 13 Bildmaterial 14 10
Zielgruppe Kinder ab 4 Jahren, Schüler, Jugendliche, Erwachsene Kindergeburtstage, Aktionstage Dauer ca. 4 Stunden Ort im Freien Material Lehm zum Formen kleiner Kugeln, Schüsselchen, Tiere etc., Stroh und trockenes Holz zum Anfeuern, Holzscheite ca. 30 cm lang, Rinde oder Gras/Stroh zum Abdecken der Feuergrube, Feuermachmateria- lien, 2 Wassereimer: Kühl- und Waschwasser für die Hände Werkzeug Schaufel, Hacke, germanisches Feuerzeug, große Zan- ge, Handschuhe, Schürzen, Brille Lerninhalte Die Arbeit mit dem erdigen Material Lehm führt zu Stressabbau; die sichtbaren Erfolge machen stolz. Man wird im Wortsinn „geerdet“. Auch mit kleinen und einfachen Dingen, z. B. Murmeln oder Perlen, lassen sich gute und schnelle Ergebnisse erzielen. Die Fundsituation germanischer Alltagskeramik ist sehr reichhaltig. Scherben halten sich über Jahrhunderte im Boden. Ganze Gefäße sind eher selten, gibt es aber auch. Im Stadtmuseum Bautzen sind einige Exemplare ausgestellt. Wenn auf archäologischen Ausgrabun- gen oder Feldbegehungen Scherben gefunden werden, kann man am eventuell vorhandenen Muster oder an der Form erkennen, aus welcher Zeit diese Keramik stammt. Germanische Gefäße waren oft sehr einfach geformt und mit sogenannten Rollrädchenmustern oder Wellenlinien verziert. Rollrädchen sind kleine Holzräder mit winzigem Profil, die, ähnlich der Arbeit mit dem Kopierrädchen beim Nähen, über den noch formbaren Lehm oder Ton geführt werden. Die Schüler erlernen den Umgang mit einem wunderbaren Material, das es überall auf der Welt gibt. Das vorherige Feuermachen und der Ver- brauch des Brennholzes verdeutlichen den Zusammenhang zwischen Energieverbrauch und Materialgestaltung. Vielleicht sollte von vornhe- rein klar gemacht werden, dass sich wohl nicht alle Objekte in der Glut finden lassen, oder dass einige beim Brennen kaputtgehen werden. 11
Lehrplanbezug Grundschule, Klassenstufe 1/2 Werkunterricht Lernbereiche mit Wahlpflichtcharakter Wahlpflicht 2: Vom Töpfern Vorkenntnisse Die Kinder müssen über den grundsätzlichen Umgang mit Feuer Be- scheid wissen. Entsprechende Belehrungen sollten durch den Leh- rer/Erzieher im Vorfeld bereits stattgefunden haben. Eventuell wäre dafür ein vorbereitendes Merkblatt sinnvoll. Die Grube wird sehr heiß. Die Keramik ist, wenn sie herausgenommen wird, ebenfalls glühend heiß. Entsprechende Sicherheitsvorkehrungen sind zu treffen. Der Zeitrahmen ist so zu wählen, dass mindestens 1 Stunde Zeit zum Ab- kühlen der Objekte bleibt, bevor sie mitgenommen werden können. Vorbereitungen Grube anlegen: etwa 60 cm Durchmesser, 30–40 cm tief. Ein biß- chen Erdaushub um die Feuerstelle schichten, um eine deutlich sichtbare Abgrenzung zu schaffen. Oben, entlang der Umrandung, eine kleine Mulde ziehen, in die die Kinder später die fertig geformten Lehmobjekte zum vortrocknen und vorheizen legen können. Lehm aufbereiten, eventuell magern (mit Sand, Stroh, Holzkohle). Vielleicht schon ein paar Beispiel-Murmeln vorbereiten. Durchführung Wenn Zeit genug ist, müssen die Kinder die Feuermachmaterialien selber herbeischaffen: trockene Zweige, Blätter, Gras, Stroh usw. Anschließend in der Grube „germanisch“ Feuer machen. Die Grube mit stehenden Holzscheiten auskleiden, damit sich die Wand schön erwärmt. Wenn viel Zeit zur Verfügung steht: Kinder mitmachen und Funken schlagen lassen; wenig Zeit: selber machen, Kinder schau- en zu. Während des Zuschauens können bereits die Lehmobjekte geformt werden. Wichtig: einfach und klein müssen sie sein! Hervor- stehende „Nasen“, Henkel und alles, was irgendwie zusammenge- setzt ist, möglichst vermeiden. Murmeln und Perlen mit Loch eignen sich gut. Sinnvoll sind auch einfache Tiere, Fische u. ä. Der Lehm darf nicht zu feucht sein – beim Kneten in der Hand dürfen sich aber auch noch keine Risse bilden. Sodann die fertig geformten Objekte um das Feuer herumlegen. Ist die Oberfläche des Lehms „lederhart“ angetrocknet, kann sie mit Mustern, z. B. per Rollrädchen, verziert 12
werden. Die Oberfläche kann auch mit einem Brettchen glattgeklopft und mit einem glatten Kieselstein poliert werden, um einen Glanzef- fekt zu erzielen. Ist in der Grube ein gutes Glutbett entstanden (sollte gut dick sein), die Objekte vorsichtig hineinlegen. Gegebenenfalls die Kinder Hand- schuhe, Schaufel, Brille, Schürze, Zange benutzen lassen. Vorsichtig mit kleinen Holzstücken bedecken, gut anbrennen lassen, nachlegen, bis sich die Glut zwischen den Objekten zu verteilen beginnt. Noch- mal etwas Holz nachlegen, und dann Stroh, Rinde oder Gras oben drauf! Im besten Fall sollte die Grube richtig gut abgedeckt sein. Auf diese Weise wird dem Feuer der Sauerstoff entzogen, das Feuer wiederum zieht den Sauerstoff aus dem Holz und aus dem Lehm, bis er verbraucht ist („Reduktionsverfahren“). Dann schwelt die Grube heiß vor sich hin. Nach ca. einer 3/4 Stunde können die heißen und gebrannten Gegenstände mit Handschuhen und Zange herausgeholt werden. Das macht immer viel Spaß, denn die Lehmteile sind in der Holzasche „verschwunden“ und müssen mit Stöckchen oder einer Schaufel erstmal gefunden werden. Jede Bergung ist wie eine klei- ne „Geburt“! Die Kinder unbedingt beaufsichtigen und wirklich sehr vorsichtig agieren lassen, die Sachen sind noch glühend heiß, auch wenn man es ihnen nicht unbedingt ansieht! Der Reduktionsbrand hat die Stellen, an denen der Sauerstoff erfolgreich entzogen wurde, schön schwarz gefärbt; die übrigen Stellen sehen eher ziegelrot aus. Sicherheit Der Umgang mit Feuer ist gefährlich. Der Wassereimer mit dem kal- ten Wasser sollte daher griffbereit zum (Hände-) Kühlen in der Nähe stehen. Unbedingt Brille tragen lassen, wer sich dem Feuer nähern will. Arbeitshandschuhe mit abgeschnittenen Fingern sind sinnvoll, um Brandverletzungen an den Händen durch herumfliegende Fun- ken zu verhindern. Ebenso eine Schürze tragen, besser noch ein Kittel (schützt auch die Arme), um die Kleidung zu schützen. Prinzip der Rollrädchenverzierung: 13
Bildmaterial Lehmbrandgrube. In der Mitte wird das Feuer entfacht. Die Mate- rialien dafür liegen bereit: Heu, Rinde, Zweige, Scheitholz. Die zu brennenden Lehmobjekte liegen zum Trocknen um die Grube. Auch einfache Tiere eignen sich als Brennobjekte. 14
Ringwulsttechnik. Der Lehm oder Ton wird stückchenweise überei- nander gesetzt und verklebt. Die Oberfläche wird anschließend von Hand geglättet. Rollrädchenverzierung. Mit einem Rollrädchen das Ornament (siehe Seiten 13 und 93) in den angetrockneten Lehm / Ton eindrücken. 15
Germanisches Feuermachen Inhalt Seite Zielgruppe 17 Dauer 17 Ort 17 Material 17 Werkzeug 17 Lerninhalte 17 Lehrplanbezug 18 Vorkenntnisse 18 Vorbereitung 18 Durchführung 18 Sicherheit 20 Bildmaterial 20 16
Zielgruppe Kinder ab 4 Jahren, Schüler, Jugendliche, Erwachsene Kindergeburtstage, Aktionstage Dauer 1/2 Stunde (Vorführung) – 2 Stunden (Mitmachen) Ort im Freien Material Zunderstufen: 1 = Zunderschwamm oder verkohlte Jeans, 2 = Sa- men, Watte; 3 = Heu, Stroh; 4 = Birkenrinde; 5 = geschnitze Späne: 6 = Zweige; Ästchen, Holzscheite; Wasser Werkzeug ausreichend Feuerstahl und Feuerstein, Stückzahl je nach Gruppen- stärke, Drahtkugel oder -käfig an Kette, zur Präsentation: Feuerbohr- set, ethnologische Vergleiche (Feuersäge), Wassereimer mit kaltem Wasser Lerninhalte Ohne Feuer ist das Leben auf der Erde kaum vorstellbar. Das Feuer vereinigt drei lebenswichtige Bereiche: Ernährung, Klima und Gesell- schaft. Mit Feuer kann man kochen und Lebensmittel haltbar ma- chen. Im Winter ersetzt eine Feuerstelle die Heizung. Darüber hinaus ist das Feuer sozialer Treffpunkt und Mittelpunkt einer Gemeinschaft. Es gibt viele Funde germanischer Feuerzeug-Geräte, Feuerstähle oder Feuersteine. Bei den Feuerstählen handelt es sich um einen sehr kohlenstoffreichen Stahl. Durch das tangentiale Aufeinandertref- fen des Stahls und des harten Feuersteins werden sehr kleine Späne aus dem Stahl gerissen, die durch die Wucht des Aufeinandertreffens glühend heiß umherfliegen. Diese Späne gezielt aufzufangen, be- deutet das Germanische Feuermachen. Auf dem Opferplatz in Oberdorla (Thüringen) wurden darüber hinaus hölzerne Gegenstände gefunden, die eine Deutung als Feuerbohr- werkzeug zulassen. Das ist zwar nicht zweifelsfrei, aber man kann sich vorstellen, dass die Germanen über das alltägliche Feuer- schlagen hinaus auch noch die ältere Technik des Bohrens pflegten. Vermutlich wurde aus rituellen Gründen auf die traditionelle Art Feuer entfacht, gerade bei Opferzeremonien. 17
Die Teilnehmer des archäologischen Workshops „Germanisches Feuermachen“ lernen die historisch korrekten Werkzeuge und Mate- rialien der eisenzeitlichen Feuererzeugung kennen. Je nach Vermö- gen und Zeitumfang kann das Feuermachen praktisch erprobt wer- den. Die Kinder lernen, worin sich Glut und Feuer unterscheiden, wie und warum der Gletschermann Ötzi die Glut lieber transportierte als erzeugte, und wie man ein Glutnest pflegt und vergrößert, um daraus ein offenes Feuer zu erzeugen. Lehrplanbezug Das Feuer ist im Lehrplan der Schulen nicht vorgesehen. Erfah- rungsgemäß lassen sich aber viele Schnittpunkte des Unterrichts mit dem Feuerthema finden, z. B. in Unterrichtsfächern wie Ethik, Phy- sik, Chemie oder Technik/Computer. Vorkenntnisse Die Kinder müssen über den grundsätzlichen Umgang mit Feuer Be- scheid wissen. Entsprechende Belehrungen sollten durch den Leh- rer/Erzieher im Vorfeld bereits stattgefunden haben. Eventuell wäre dafür ein vorbereitendes Merkblatt sinnvoll. Die Frage nach der richtigen Kleidung ist im Vorfeld vom Lehrer mit den Kindern zu klären. Benötigt wird Arbeitskleidung, die zerschlei- ßen darf. Es wird am Boden gearbeitet, es „stinkt“ nach Rauch, es ist u. U. mit Brandverletzungen zu rechnen. Deshalb an entsprechende Erste- Hilfe-Materialien zu denken. Vorbereitungen Das Einverständnis der Eltern ist einzuholen. Gegebenenfalls sind die Notfall-Telefonnummern (sowohl die der Eltern als auch die der Rettungsdienste) zu aktualisieren. Die Feuerstelle sollte gut vorbereitet werden. Dafür sind folgen- de Fragen zu beantworten: Welche Feuerart soll entfacht werden (Block-, Pyramiden-, Indianer-, Koch- oder Jägerfeuer? Wie brand- gefährdet ist die Umgebung? Können alle Spuren beseitigt werden? Werden Nachbarn belästigt?) Eine Feuerstelle ist immer deutlich von der Umgebung abzugrenzen. Die Randbereiche sind vor dem Überschlag des Feuers auf die Um- gebung zu schützen, z. B. durch Randsteine. 18
Durchführung Einführung zum Thema Feuermachen. Präsentation verschiedener Techniken, auch „moderne“, wie das Streichholz. Interessante Frage: Was ist älter, Feuerzeug oder Streichholz? Die meisten Kinder we- den mit „Streichholz“ antworten, aber das stimmt nicht. Je nach Ort und Zeit schaffen die Kinder die Feuermachmaterialien selber her- bei: Birkenrinde, Samen (Distel, Pusteblume, Weide u. a.), trockene Zweige, Blätter, Gras, Stroh, Holz. Größere Gruppen können geteilt werden. Stärker als 10 Personen sollte keine Teil-Gruppe sein. Zunächst wird das Feuerschlagen „trocken“ geübt: die Finger der rechten Hand werden gekrümmt an der Handfläche der linken Hand entlanggeschlagen, bis es weh tut. Es muss richtig ziepen, dann stimmt die Intensität. Als nächstes werden die Feuerzeuge verteilt. Rechtshänder nehmen den Stein in die linke Hand, das Schlageisen in die rechte. An einer scharfen (!) Kante des Steines wird der Pinkstahl rechtwinklig und von oben nach unten tangential entlanggeschlagen, mit einer Wucht, die vorher bei der Trockenübung angewendet wurde. Mit einiger Übung kann (im Schatten) ein Funkenabriss beobachtet werden. Sodann wird ein kleines Stückchen Zunder zwischen Stein und Dau- men der linken Hand geklemmt, und zwar nah an die scharfe Kante des Feuersteins heran. Die Seite des Zunders, die zur Kante zeigt, sollte aufgerauht und weich sein, damit der Funke sich darin ver- fangen kann. Nach jedem Schlag kurz innehalten und prüfen, ob der Zunder glimmt. Andernfalls kann es passieren, dass mit dem nächs- ten Schlag der Erfolg des vorhergehenden wieder zunichte wird. Bis es glimmt, kann es schon mal 150 Schläge dauern. Manchmal klappts aber auch beim ersten mal. Es glimmt! Nur die Ruhe. Es ist keine Eile nötig. Der Zunder wird in einer Handvoll Watte, Pusteblumen- oder Distelsamen eingebettet. Nun kann VORSICHTIG geblasen werden, mit Lippenbremse. Motto: hauchen, nicht pusten. Das Glutbett vergrößert sich. Wenn die Kin- der im Kreis stehen, kann das Glutnest von Hand zu Hand im Kreis herumgegeben werden. Solange genügend Zunder drumherum ist, wird es auch nicht zu heiß. Nun das Glutnest in Heu einpacken, das Heu wiederum in den Feuerkäfig packen. An der Kette des Käfigs halten und behutsam schwenken, erst mal nicht über Kopf. Je nach Einschätzung des Pädagogen darf dann auch über Kopf geschleudert werden, um die Intensität des Lufteintrages zu erhöhen. Bald sollte es brennen. 19
An der offenen Flamme einen Streifen Birkenrinde entzünden → die Rinde wiederum dient als Anzünder für das vorbereitete Holzfeuer. Das Feuer nicht zu groß machen. Eventuell erfolgreiche Feuermach- versuche gleich wieder ablöschen, um die Anhäufung von Glut zu vermeiden. Nicht zu unterschätzen: das Löschen des Feuers. Lang- sam, eher spritzend als gießend, in der Breite das Feuer löschen, bis wirklich alle Glutreste beseitigt sind. Sicherheit Der Umgang mit Feuer ist gefährlich. Der Wassereimer mit dem kal- ten Wasser sollte daher griffbereit zum (Hände-) Kühlen und Löschen in der Nähe stehen. Kinder haben meistens einen gesunden Respekt vor dem Feuer. Sie nähern sich mit Bedacht und mit Vorsicht. Trotz aller Vorsicht und Bedachtsamkeit sind Unfälle und „brenzlige“ Situationen nicht immer vermeidbar, denn sie ereignen sich meist spontan. Wenn z. B. Feu- ermachen mit Schnitzen kombiniert wird (Späne schnitzen), können neben Brand- auch Schnittverletzungen verursacht werden. Kinder sollten generell nicht an schneidende Schlagwerkzeuge herandürfen, wie z. B. eine Axt. Wichtig ist wirklich eine überlegte und effektive Hil- feleistung im Fall der Fälle. Notfallnummern sind wichtig. Fluchtwege planen, Anfahrtswege für Autos prüfen. Das Herumspielen mit brennenden Ästen sollte aus Sicherheitsgrün- den strikt verboten werden. Es wird prinzipiell kein Feuer ohne Auf- sicht aus der Feuerstelle entnommen. Bildmaterial Feuerbohren. Eine anspruchsvolle Technik, die für pädagogische Programme nur geeignet ist, wenn man sie wirklich beherrscht. 20
Feuerschlagen. Viele Kinder schlagen zu zaghaft oder nicht tangen- tial, wie rechts im Bild zu sehen. Durch leichtes Anblasen mit der Lippenbremse kann der Glutpunkt behutsam vergrößert werden. 21
Ist das Glutnest groß genug, kann es herumgereicht werden. Die Kinder behandeln es mit Respekt. Nicht alle trauen sich. In Heu gepackt, wird das Glutnest im Drahtkäfig geschwungen, bis die ersten kräftigen Flammen züngeln. Dieses Feuer haben die Kin- der ganz alleine hinbekommen! 22
Birkenrinde an der Feuerkugel entzünden. Anschließend das vorbe- reitete Feuer entzünden. Ein Modell-Verhüt- tungsofen (M 1:2) im pädagogischen Betrieb: die Kinder durften oben Späne und trockene Äst- chen hineinwerfen, in das Guckloch unten wurde mit dem Blasebalg Luft eingeblasen – ein beeindruckendes Schauspiel! 23
Germanische Kampfkunst Inhalt Seite Zielgruppe 25 Dauer 25 Ort 25 Ausrüstung 25 Lerninhalte 25 Lehrplanbezug 26 Vorkenntnisse 27 Vorbereitung 27 Durchführung 27 Sicherheit 29 Bildmaterial 30 24
Zielgruppe Kinder ab 4 Jahren, Schüler, Jugendliche, Erwachsene Kindergeburtstage, Aktionstage Dauer 2 Stunden Ort im Freien Ausrüstung Bogen und Pfeile, Pfeilfangnetz, Zielscheibe, Speer (germ. Frame), Ziel zum Speerwerfen (z. B. Seil als Kreis gelegt, Pappkarton o. ä.), Holzstöcke mit Farbmarkierungen, Flechtring aus Weide Lerninhalte Eine typisch germanische Waffe, vielleicht die bedeutendste, war die „Frame“. Sie gab es als mannsgroße Wurf- und Stoßlanze, aber auch in einer kürzeren Nahkampf-Version. Solche kurzen Framen gehörten durchaus zur repräsentativen Ausstattung der Versamm- lungsteilnehmer einer germanischen Ratsversammlung (Thing). Die Frame verfügte über ein weidenblattförmiges, schmales Blatt, deren Tülle auf dem zähelastischen Schaft (Eschenholz) befestigt war. Archäologisch nachgewiesen sind außerdem lange oder kurze, ein- oder zweischneidige (Hieb-) Schwerter. Mit einem eisernen „Buckel“ versehene Schilde dienten sowohl zur Verteidigung als auch als Angriffswaffe. Diese farbig bemalten Schilde bildeten einen wertvol- len Besitz des germanisches Kriegers – sein Verlust galt als ehrlos. Trotz vieler Funde war Eisen Mangelware – einfache Waffen wie Holzspieße, Keulen oder Wurfhölzer gehörten deshalb ebenso zum Rüstzeug. Zur Einübung des Ring- und Nahkampfes zählten spielerische Übungen. Der römische Historiker Tacitus schreibt dazu: „Nackte Jünglinge, denen dies eine Kurzweil ist, werfen sich tanzend zwi- schen Schwerter und drohende Framen. Die Übung hat Fertigkeit erzeugt, die Fertigkeit ansprechende Form.“ Außerdem gibt es im norddeutschen Raum zahlreiche Bogen- und Pfeilfunde. In Opfermooren hat sich selbst organisches Material wie Holz erhalten können. Es lässt sich aus der Gesamtheit ein „ty- pisch“ germanischer Bogen- und Pfeiltyp rekonstruieren. Lange (bis 25
1,80 m), ovale Eibenhölzer wurden für die Bögen verwendet, die Sehnenkerben an den Wurfarmenden waren teilweise nur seitlich eingearbeitet. Manche Bögen verfügten über einen Sehnennagel – ein Hilfsmittel, das verhindert, dass die Sehne im entspannten Modus vom Bogen rutscht. Teilweise waren die Bogenenden mit Knochen- oder Geweihspitzen verstärkt, vermutlich um im Kampf als Nahkampfwaffe geführt werden zu können. Die Pfeile waren meist mit Adlerfedern befiedert und bestanden aus Kiefer-Spaltlingen (nicht Schösslingen). Die Mitte der Pfeile wurde etwas verdickt belassen, um die Schubkräfte während des Ab- schusses aufzunehmen. Die Federn wurden auf Birkenteer montiert und mit bis zu 64 (!) Garn-Wicklungen befestigt. Für die Wicklungen wurde der Pfeilschaft extra ein wenig verdünnt. Am Ende, beim Pfeilnock, verdickte er sich wieder. Tacitus, Germania: Selbst Eisen ist nicht im Überfluss vorhanden, wie sich aus der Art ihrer Angriffswaffen schließen lässt. Nur einzelne haben Schwerter oder größere Lanzen. Spieße oder - nach ihrer eigenen Benennung - Framen führen sie mit schmalem und kurzem Eisen, das aber so scharf und zum Gebrauch handlich ist, dass sie mit der selben Waf- fe, je nach Umständen, in der Nähe oder aus der Ferne kämpfen. Und der Reiter wenigstens begnügt sich mit Schild und Frame; die Leute zu Fuß verschleudern auch Wurfgeschosse, jeder mehrere, und sie werfen sie außerordentlich weit, da sie nackt sind oder mit dem Mantel leicht bekleidet. Kein Prunken in der Ausstattung: nur die Schilde bemalen sie mit den ausgesuchtesten Farben. (...) Sei- nen Schild zurückzulassen ist die größte Schande: weder gottes- dienstlichen Handlungen beizuwohnen noch in eine Versammlung zu kommen ist einem solchen Ehrlosen gestattet; viele, die einen Krieg überlebten, haben ihrem entehrten leben durch den Strick ein Ende gemacht. ( 6) (zitiert nach http://www.gottwein.de/Lat/tac/Germ01.php) Lehrplanbezug Mittelschule, Klassenstufe 6 Lernbereich 2 Die römische Zivilisation und ihre prägende Wirkung für Europa Einblick gewinnen in den Übergangsprozess von der römischen Antike zum europäischen Mittelalter - Aspekte der prägenden Wirkung der römischen Zivilisation: Handel, Recht, Sprachen, Kaisertum, christlicher Glaube, Ortsnamen, Lehnwörter, Kulturgüter; Erkundungen im Alltag 26
Gymnasium Klassenstufe 6 Lernbereich 1 Die römische Zivilisation und ihre prägende Wirkung für Europa Beziehungen zwischen Römern und Germanen, Schlacht im Teuto- burger Wald, Limes, Ortsnamen, Lehnwörter, Kulturgüter Museumsbesuch Vorkenntnisse Allgemeine Sporttauglichkeit der Schüler. Der Anleiter muss sich natürlich mit den historischen Ringer-, Schwert- und Kampfstilen auskennen. Ein Training gehört deshalb un- bedingt dazu, wenn die „Kampfkunst“ als Angebot durchgeführt werden soll. Vorbereitungen Das Gelände ist so vorzubereiten, dass während der Aktionen nie- mand zu Schaden kommen kann. Dazu gehört die Abgrenzung der Schießbahn mittels Seilen, Geländer o. ä. Für die Stockspiele braucht man viel Platz. Durchführung Einführung zum Thema Germanische Kampfkunst: Präsentation verschiedener Waffen und Kleidungsstücke. Germanische Völker und die Auseinandersetzung mit den Römern. Kriege untereinan- der. Die Wanderungen der Stämme. Varus-Schlacht im Teutoburger Wald. Germanische Kriegs-Strategien (Eber). Nahkampfstärke. Psychologische Kriegsführung: Rauer Ton, Gemurmel mit Echover- stärkung (vorgehaltener Schild), Bemalung. Vorstellung der Waffen, Schilde, ästhetische Gestaltung. Runenbeschriftungen: Sieg- und Schutzrunen. In unserer zunehmend bewegungsarmen Zeit soll dieses Ange- bot Lust und Spaß an Sport und Spiel vermitteln. Grundlage hier- zu bilden die germanischen Kampfkünste und römischen Spiele. Es geht nicht darum, gegeneinander zu kämpfen oder „Tricks“ zur Selbstverteidigung einzuüben, sondern das athletisch-ästhetische Bewegungskonzept eines historischen Kampfkunst-Systems kennen- zulernen. Es ist natürlich rein spekulativ, wie die Germanen gekämpft haben, denn es gibt keine direkten schriftlichen oder bildlichen Über- lieferungen aus dieser Zeit. Die römischen Spiele sind als Ergänzung gedacht, je nach Anforde- rung an Zielgruppe, Wetter, Veranstaltungsort. 27
Sah so ein germanischer Kämpfer aus? Die Um- zeichnung einer Szene von der Trajanssäule in Rom (113 n. Chr.) zeigt einen Krieger mit nacktem Oberkörper und langer, im Gürtelbereich umgeschlagener Hose. In der zum Schlag hoch erhobenen Waffenhand hält er einen Knüppel – Warum benutzt er nicht das Schwert, das an seinem Gürtel hängt? Wie bewegt man sich „zielsicher“ durch den Raum? Wie bewahrt man seinen „Standpunkt“? Die Kinder sollten verstehen, dass die Germanen nicht nur barbarisch brüllende Kämpfer waren, sondern geschickte Athleten, die sicherlich viel geübt haben, bevor sie zu Kriegern und Kämpfern wurden. Dabei spielt der Zusammenhang zwischen dem körperlich betonten Ringen und dem Schwertkampf – in unserem Fall Stockkampf – eine wichtige Rolle. Erst kam das körperbetonte Ringen mit seinen Hebeltechniken, dann folgte darauf aufbauend der Stockkampf mit vielen dem Ringen ähnlichen Techni- ken (Stock fungiert als verlängerter Hebel). Geschicklichkeitsspiele Die Kinder sollen nicht gegeneinander kämpfen. Spielideen mit Stö- cken (Schwertern): Armkreisen, Wechsel des Stocks von einer in die andere Hand, eine liegende 8 in die Luft malen, dabei Hände wech- seln, laufen. Möglich wäre auch: Stöcke wie Tortenstücke kreisförmig auf die Erde legen, in die Zwischenräume springen. Balancierübun- gen: auf der Handfläche, auf einem Finger, Fingerwechsel, auf dem Fuß, Hochwerfen/Auffangen Ringe werfen im Kreis Alle stehen im Kreis, Abstand reichlich. Jeder hält seinen Stock mit der Farbmarkierung nach oben. Ein Spieler ist im Kreis. Nun wird ein Ring in den Kreis geworfen, der mittlere Spieler muss versuchen, ihn zu fangen. Gelingt ihm das, muss der Spieler, der geworfen hat, in 28
den Kreis. Wurftechnik: Stock horizontal und etwas zur Seite hin hal- ten, Ring auf die Farbmarkierung hängen, mit einem Schwung nach vorn den Ring loswerfen. Speerwerfen Gemanischen Speer mit Anlauf gegen ein Ziel schleudern. Wer schafft es am weitesten? Wer trifft das Ziel? Einfache Schwertkampf-Übungen Techniken: a) Zwei Spieler stehen sich gegenüber. Die Stöcke berühren sich im Farbbereich (Stellung „Sprechfenster“). Einer bleibt so stehen, der andere schlägt immer im Wechsel links rechts links mit seinem Stock gegen den farblich markierten Bereich des Spielpartners. Auf die Beinstellung achten! Die Spieler wechseln die Positionen. b) Stellung Sprechfenster, die Spieler versuchen durch gegenseiti- ges „Fühlen“, „Drücken“ und „Nachgeben“ ihres Stockes, den Spiel- partner zu kontrollieren bzw. ihm den eigenen Willen aufzuzwingen. Wichtig ist hierbei der feinfühlige Umgang mit dem Stock, das Aufein- andereingehenkönnen, auch, dass sich die Stöcke ununterbrochen im Bereich der Farbmarkierung berühren. Dieses kreisförmige Um- einanderherumführen der Stöcke nennt man „Winden“. Auf die Bein- arbeit achten, nicht einfach still stehen bleiben, sondern umeinander kreisen oder pendeln – die Übung sieht nach einiger Zeit anmutig aus, beinahe wie ein Tanz. Eine weitere Geschicklichkeits-Partnerübung ist, sich die Stöcke gegenseitig zuzuwerfen. Zwei Spieler stehen sich gegenüber, jeder seinen Stock senkrecht in der linken Hand. Auf Kommando wird der Stock in die rechte Hand geworfen, mit der rechten in die linke des Spielpartners, weiter in die eigenen rechte usw. Ein interessantes und anspruchsvolles Spiel, dass Konzentration und Motorik schult. Kann übrigens auch im Kreis gespielt werden: Kreis, relativ dicht, aber nicht zu dicht nebeneinander, alle Spieler halten den Stock senkrecht in der linken Hand, auf Kommando in die rechte, auf Kom- mando in die linke des nächsten Spielers, auf Kommando in die eigene rechte usw. Sicherheit Beim Stockkampf gilt das Wort des Anleiters als oberstes Gebot. Werden die Übungen akkurat ausgeführt, sind sie nicht gefährlich. „Freikämpfe“ sind strikt verboten! Die Kinder dürfen ausschließlich nur auf das Ziel schiessen. Herum- kaspern, „aus Spaß“ auf Freunde anlegen usw. sind strengstens verboten. Viele Schüsse lösen sich aus Versehen. 29
Das Pfeilfangnetz verhindert, dass Pfeile bei einem Fehlschuss über das Ziel hinausschießen. Das Netz muss lose eingehangen werden, damit es sich beulen kann, sonst schießt der Pfeil hindurch. Beim Speerwerfen ist ebenso wie beim Bogenschießen darauf zu achten, dass alle Teilnehmer hinter dem Akteur stehen. Bildmaterial Bogenschiessen. Der Schütze steht in Schrittstellung. Die Zughand wird, mit dem Ellenbogen nach oben, bis zur Wange geführt. Dert Pfeil läuft über den Rücken der Haltehand. 30
Speerwerfen. Ähnlich wie beim Ballwurf: Rechtshänder stehen mit dem linken Bein nach vorn in Schrittstellung, Oberkörper neigt sich zurück, Wurf erfolgt „aus dem Rücken“. „Sprechfenster“. Aus dieser Stellung heraus kann das „Winden“ ge- übt werden. Dabei berühren sich die Stöcke nur im Farbbereich. Je- der der beiden Partner versucht den anderen durch Drücken, Nach- geben, Drehen usw. zu dominieren. Die Übung ist nicht gefährlich, wenn nicht geschlagen und nicht gestochen wird. 31
Schnitzen Geschwungener / gerader Löffel Inhalt Seite Zielgruppe 33 Dauer 33 Ort 33 Material 33 Werkzeug 33 Lerninhalte 33 Lehrplanbezug 34 Vorkenntnisse 34 Vorbereitung 35 Durchführung 35 Sicherheit 36 Bildmaterial 37 32
Zielgruppe Kinder ab 12, Jugendliche, Erwachsene, Kindergeburtstage, Aktionstage, Gruppengröße max. 10 Teilnehmer, Größere Gruppen können auch geteilt werden. Dauer 2 Stunden (geschwungener Löffel), 1,5 Stunden (gerader Löffel) Ort Dieses Angebot kann in Räumen oder im Freien durchgeführt werden. Falls es drinnen stattfindet: bitte nicht den Aufwand für das anschließende Saubermachen vergessen. Die kleinen Schnitzspän- chen liegen überall herum. Material Holz, vorzugsweise frisch geschnittene Weidenäste, trocken kann man Linde sehr gut verarbeiten. WICHTIG: Pflaster, Kompressen, Desinfektionsmittel! Telefon zur Hand! Notrufnummern der Eltern beim Lehrer oder Erzieher abfragen! Werkzeug Säge, Haltevorrichtung (Schraubzwinge oder -stock), gerade Schnitz- messer, gekrümmte Schnitzmesser, Schnitzbeil, Hackstock, Raspeln und Feilen, Holzhammer, Bleistifte, Schleifpapier, Besen, Müllbeutel Lerninhalte Die Einrichtung eines Hauses bestand zur Germanenzeit üblicher- weise aus Holz: Stuhl oder Hocker, Bett und Tisch. Wäsche und andere Haushaltsgegenstände wurden in Truhen verwahrt. Hobel, Messer, Beitel, Feilen und Äxte waren die wichtigsten Holzbearbei- tungswerkzeuge. Während alltägliche Dinge von den Bewohnern selbst angefertigt wurden, gab es auch Spezialisten, die gedrechsel- te Tischbeine oder Holzeimer und Fässer herstellten. Über die Zeiten hinweg – Steinzeit, Kupferzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Mittelalter, Neuzeit – bildete Holz den bei weitem verbreitetsten und wichtigsten Werkstoff, und das gilt global. Sämtliche Alltagsdinge – Stiele, Schalen, Körbe, Griffe, Möbel, Feuermaterial usw. – waren aus Holz und konnten bei Verlust unproblematisch wieder neu be- schafft bzw. angefertigt werden. Holz ist als DAS Universalmaterial der Vergangenheit anzusehen, und wurde vielleicht erst in unserer Gegenwart durch Kunststoffe ersetzt. 33
Da Holz ein organisches Material darstellt, sind ältere Funde eher selten. Aber es gibt sie. Aus germanischer Zeit sind im Landes- museum Schleswig-Holstein, im Schloss Gottorf, Pfeile, Griffe, Bögen, Schilde, Schiffe, Stiele, Truhen u. a. zu sehen. Darüber hinaus gibt es in Feddersen Wierde wunderbare Holzmöbel zu sehen, wie den Thron von der Marsch, einen Tisch mit gedrech- selten Beinen, Spielfiguren und anderes. Im Wikingermuseum Haithabu ist unter der Rubrik Holzbearbeitung zu lesen, dass quasi jeder Germane (oder Wikinger) zum Schnitzen in der Lage war, ja sein musste, um sich mit dem nötigen hölzernen Hausrat zu versorgen bzw. diesen ständig zu erneuern, zu erweitern oder zu reparieren. Die Auffassung, dass das Schnitzen tatsächlich Allgemeingut war, kann nicht ganz geteilt werden. Schnitzen war zu jeder Zeit schwierig, auch damals. Sicher wird auch nicht jeder in der Lage gewesen sein, sein Messer so scharf zu halten, dass es zum Schnitzen taugt. Da muss man schon etwas differenzieren. Durch dieses Angebot nähern sich die Kinder einem anspruch- vollen und schwierigen Handwerk. Holzbearbeitung ist IMMER schwierig, und im Zusammenspiel mit Materialbeschaffung, Werk- zeugbereitstellung und Oberflächengestaltung handelt es sich um ein insgesamt sehr komplexes handwerkliches System. Die Anfertigung germanischer Holzlöffel ist rein spekulativ, denn es wurden bisher keine hölzernen Löffel gefunden. Natürlich gab es Löffel – Schöpf- und Kochlöffel und Esslöffel aus Keramik und Metall. Die Metalllöffel waren möglicherweise römische Importe. Holzlöffel wird es sicher auch gegeben haben – aber es fehlt der archäologische Nachweis. Lehrplanbezug Werk- und Sachunterricht in der Grundschule, Technik und Com- puter oder Kunst in Mittelschule oder am Gymnasium Vorkenntnisse Günstig wäre es natürlich, wenn die Schüler bereits über Erfah- rungen in Holzbearbeitung verfügten. Erfahrungsgemäß ist lei- der das Gegenteil der Fall. Oft fängt man nicht bei 0 an, sondern darunter. D. h., die meisten Kinder und Jugendlichen haben wahr- scheinlich noch nie ein Schnitzmesser in der Hand gehabt. Das führt immer sehr schnell zu Ermüdungserscheinungen im Handge- lenk, zu Blasenbildung an der Handfläche und kleineren Schnitt- verletzungen. 34
Vorbereitungen Die Eltern sollten im Vorfeld informiert bzw. um Erlaubnis gebeten werden, dass ihre Kinder schnitzen dürfen. Es ist vorsichtshalber darauf hinzuweisen, dass neben dem Verletzungsrisiko auch die Ge- fahr besteht, dass die Kleidung verschleißt. Es kommt immer mal vor, dass sich ein Kind in den Pullover schnippelt. Ganz wichtig ist natürlich die Pflege der Schneidewerkzeuge. Nor- malerweis muss vor jedem Einsatz geprüft werden, ob die Klingen noch scharf sind. Entweder zum Schleifer bringen, oder – besser und billiger – selber schleifen!!!! Durchführung Arbeitschritte 1. Mit Beil und Holzhammer geeignete Rohlinge spalten: immer zur Mitte hin, senkrecht zum Jahresring 2. Mit dem Bleistift werden die Umrisse des Löffels auf die Spaltlinge gezeichnet. 3. Mit Messer, Raspel, Feile, Beil wird die Form herausgearbeitet 4. Feinarbeit mit Messer. 5. Laffe (Löffelmulde) mit dem Schalenmesser einarbeiten, quer zur Maserung. Das Schalenmesser muss sehr scharf sein. 6. Auf Wunsch schleifen, aber erst nach dem Trocknen. 35
Draufsicht Seitenansicht Stiel - Draufsicht Laffe Seitenansicht Sicherheit Beim Thema nach der richtigen Körperhaltung beim Schnitzen gehen die Meinungen auseinander. Stehen oder Sitzen? Stehen ist besser, meint der Autor. Da kann man sich nicht in die Beine schneiden. Das passiert nämlich gern, wenn Kinder im Sitzen schnitzen. Natürlich muss man am Ort bleiben, wenn man im Stehen schnitzt, d. h. Lau- fen ist dann verboten. Beim Axten ist dringend auf eine gute Unterlage, bestenfalls einen Hackstock, zu achten. Wenn Kinder das überhauprt dürfen, so nur unter Aufsicht eines Erwachsenen. Mit der nicht dominanten Hand wird das Werkstück so weit oben wie möglich gehalten, mit der werk- zeugführenden Hand wird die Axt nur so weit geführt, damit sie unter der Haltehand bleibt. Richtige Beinstellung beachten, dass Fehl- schläge nicht ins Bein gehen. Jeder Schlag hat eine Kraftrichtung, die quasi durch das Werkstück hindurchführt – diese Kraftrichtung darf von nichts verstellt sein (Bein, Mensch, Gegenstand etc.) 36
Bildmaterial Aushöhlen der Laffe quer zur Maserung So bitte NICHT schnitzen, Verletzungsgefahr für das Bein! Besser ist es, wenn die Kinder im Stehen schnitzen. Dabei dürfen sie natürlich nicht herumlaufen. 37
Löffel in halbfertigem Zustand. Meistens bleiben die Löffel halbfertig, denn die Zeit ist knapp. Der Pädagoge sollte sich darüber im Kla- ren sein, ob er den Kindern beim Schnitzen helfen will (=sehr viel Arbeit!!) oder ob er damit leben kann, die Kinder mit halbfertigen Objekten nach Hause zu entlassen. Variante eines geraden Löffels 38
Schnitzen Schwirrholz Inhalt Seite Zielgruppe 40 Dauer 40 Ort 40 Material 40 Werkzeug 40 Lerninhalte 40 Lehrplanbezug 41 Vorkenntnisse 41 Vorbereitung 41 Durchführung 42 Sicherheit 43 39
Zielgruppe Kinder ab 5 Jahren, Kindergeburtstage, Aktionstage, Gruppengröße max. 10 Teilnehmer, Größere Gruppen können auch geteilt werden. Dauer 1,5 Stunden Ort Dieses Angebot kann in Räumen oder im Freien durchgeführt werden. Falls es drinnen stattfindet: bitte nicht den Aufwand für das anschließende Saubermachen vergessen. Die kleinen Schnitzspän- chen liegen überall herum. Material Holz, vorzugsweise frisch geschnittene Weidenäste, trocken kann man Linde sehr gut verarbeiten. Dünne, aber stabile Schnur. WICH- TIG: Pflaster, Kompressen, Desinfektionsmittel! Telefon zur Hand! Werkzeug Säge, Haltevorrichtung (Schraubzwinge oder -stock), gerade Schnitzmesser, gekrümmte Schnitzmesser, Schnitzbeil, Hackstock, Raspeln und Feilen, Holzhammer, Bleistifte, Schleifpapier, Besen, Müllbeutel Lerninhalte Holzschnitzen bei den Germanen Die Einrichtung eines Hauses bestand zur Germanenzeit üblicherwei- se aus Holz: Stuhl oder Hocker, Bett und Tisch. Wäsche und andere Haushaltsgegenstände wurden in Truhen verwahrt. Hobel, Messer, Beitel, Feilen und Äxte waren die wichtigsten Holzbearbeitungswerk- zeuge. Während alltägliche Dinge von den Bewohnern selbst ange- fertigt wurden, gab es auch Spezialisten, die gedrechselte Tischbeine oder Holzeimer und Fässer herstellten. Über die Zeiten hinweg – Steinzeit, Kupferzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Mittelalter, Neuzeit – bildete Holz den bei weitem verbreitetsten und wichtigsten Werkstoff, und das gilt global. Sämtliche Alltagsdinge – Stiele, Schalen, Körbe, Griffe, Möbel, Feuermaterial usw. – waren aus Holz und konnten bei Verlust unproblematisch wieder neu be- schafft bzw. angefertigt werden. Holz ist als DAS Universalmaterial der Vergangenheit anzusehen, und wurde vielleicht erst in unserer Gegenwart durch Kunststoffe ersetzt. 40
Da Holz ein organisches Material darstellt, sind ältere Funde eher selten. Aus germanischer Zeit sind im Landesmuseum Schleswig- Holstein, im Schloss Gottorf, Pfeile, Griffe, Bögen, Schilde, Schiffe, Stiele, Truhen u. a. zu sehen. Darüber hinaus gibt es in Feddersen Wierde wunderbare Holzmöbel zu sehen, wie den Thron von der Marsch, einen Tisch mit gedrechselten Beinen, Spielfiguren u. a. Im Wikingermuseum Haithabu ist unter der Rubrik Holzbearbeitung zu lesen, dass quasi jeder Germane (oder Wikinger) zum Schnitzen in der Lage war, ja sein musste, um sich mit dem nötigen hölzernen Hausrat zu versorgen bzw. diesen ständig zu erneuern, zu erweitern oder zu reparieren. Die Auffassung, dass das Schnitzen tatsächlich Allgemeingut war, kann nicht ganz geteilt werden. Schnitzen war zu jeder Zeit schwie- rig, auch damals. Sicher wird auch nicht jeder in der Lage gewesen sein, sein Messer so scharf zu halten, dass es zum Schnitzen taugt. Da muss man schon etwas differenzieren. Durch dieses Angebot nähern sich die Kinder einem anspruchvollen und schwierigen Handwerk. Holzbearbeitung ist IMMER schwierig, und im Zusammenspiel mit Materialbeschaffung, Werkzeugbereitstel- lung und Oberflächengestaltung handelt es sich um ein insgesamt sehr komplexes handwerkliches System. Lehrplanbezug Sach- und Werkunterricht in der Grundschule, Technik und Computer oder Kunst in der Mittelschule oder am Gymnasium. Vorkenntnisse Günstig wäre es natürlich, wenn die Schüler bereits über Erfahrun- gen in Holzbearbeitung verfügten. Erfahrungsgemäß ist leider das Gegenteil der Fall. Oft fängt man nicht bei 0 an, sondern darunter. D. h., die meisten Kinder und Jugendlichen haben wahrscheinlich noch nie ein Schnitzmesser in der Hand gehabt. Das führt immer sehr schnell zu Ermüdungserscheinungen im Handgelenk, zu Blasenbil- dung an der Handfläche und kleineren Schnittverletzungen. Vorbereitungen Die Eltern sollten im Vorfeld informiert bzw. um Erlaubnis gebeten werden, dass ihre Kinder schnitzen dürfen. Es ist vorsichtshalber darauf hinzuweisen, dass neben dem Verletzungsrisiko auch die Ge- fahr besteht, dass die Kleidung verschleißt. Es kommt immer mal vor, dass sich ein Kind in den Pullover schneidet. 41
Ganz wichtig ist natürlich die Pflege der Schneidewerkzeuge. Nor- malerweis muss vor jedem Einsatz geprüft werden, ob die Klingen noch scharf sind. Entweder zum Schleifer bringen, oder – besser und billiger – selber schleifen!!!! Durchführung Einführung zum Thema Germanisches Holzhandwerk. Hinweisen, dass die Anfertigung germanischer Schwirrhölzer rein spekulativ ist, denn es wurden bisher keine gefunden. Allerdings lassen archäolo- gische Funde aus der Steinzeit und ethnographische Vergleiche den Schluss zu, dass das Schwirrholz als einfaches Spielgerät den ger- manischen Kindern nicht fremd war. Trotzdem: spekulativ. Arbeitschritte 1. Mit Beil und Holzhammer geeigneten Rohling spalten 2. Mit dem Bleistift die Umrisse auf die Spaltlinge zeichnen. 3. Mit Messer, Raspel, Feile, Beil Form herausarbeiten 15 - 20 cm Querschnitt: 42
4. Mit Sandpapier, Feilen, Messer den Querschnitt herausarbeiten. 5. Bohrung anbringen, ca. 3 mm Durchmesser. 6. (Trockenes) Schwirrholz mit Schleifpapier glätten. 7. Schnur doppelt einbinden, ca. Armlänge des Kindes. 8. Schnur am Ende festhalten, Schwirrholz etwas eindrehen, loslas- sen, rotieren. Es sollte das typische Brummgeräusch zu hören sein. WICHTIG: Auf exakte Symmetrie achten. Auch das Bohrloch muss wirklich in der Mitte sein. Sonst kommt der Rotationskörper (=Kreisel) nur schwer oder gar nicht in Bewegung. Auch ist das Gewicht der Schwirrhölzer nicht zu unterschätzen. Gerade bei leichten Hölzern müssten die Abmessungen vergrößert werden, damit genug Masse zum Schleudern vorhanden ist. Auspro- bieren! Sicherheit Beim Thema nach der richtigen Körperhaltung beim Schnitzen gehen die Meinugnen auseinander. Stehen oder Sitzen? Stehen ist besser, meint der Autor. Da kann man sich nicht in die Beine schneiden. Das passiert nämlich gern, wenn Kinder im Sitzen schnitzen. Natürlich muss man am Ort bleiben, wenn man im Stehen schnitzt, d. h. Lau- fen ist dann verboten. Beim Axten ist dringend auf eine gute Unterlage, bestenfalls einen Hackstock, zu achten. Wenn Kinder das überhauprt dürfen, so nur unter Aufsicht eines Erwachsenen. Mit der nicht dominanten Hand wird das Werkstück so weit oben wie möglich gehalten, mit der werk- zeugführenden Hand wird die Axt nur so weit geführt, dass sie unter der Haltehand bleibt. Richtige Beinstellung beachten, dass Fehl- schläge nicht ins Bein gehen. Jeder Schlag hat eine Kraftrichtung, die quasi durch das Werkstück hindurchführt – diese Kraftrichtung darf von nichts verstellt sein (Bein, Mensch, Gegenstand etc.) 43
Schnitzen Sitzschemel aus Grünholz Inhalt Seite Zielgruppe 45 Dauer 45 Ort 45 Material 45 Werkzeug 45 Lerninhalte 45 Lehrplanbezug 46 Vorkenntnisse 46 Vorbereitung 47 Durchführung 47 Sicherheit 48 Bildmaterial 49 44
Zielgruppe ab 7. Klasse, Erwachsene max. 8 Teilnehmer pro Anleiter (Gesamtzahl ist abhängig von verfüg- barem Material, Werkzeug und Räumlichkeiten) Dauer ca. 2 – 3 Stunden Ort Dieses Angebot muss im Freien durchgeführt werden. Das Arbeiten mit der Axt verursacht viel Lärm und grobe Späne. Experimentierfeld am Miltitzer Steinbruch, Museumshof Material Pro Schemel 1 Stammabschnitt von 12 – 20 cm Durchmesser und 30 cm Länge 4 Holzstaken / Äste, min. 40 cm lang und am dünneren Ende min. 3 cm im Durchmesser ggf. kürzere Abschnitte der Äste zum Fertigen von Holzkeilen Werkzeug Säge, Scharfes Beil (Tischlerbeil / Bildhauerbeil), Handbohrer mit min- destens 30 mm Durchmesser (bei größerem Durchmesser werden entsprechend dickere Hölzer für die Beine benötigt), Schnitzmesser, evtl. Schnitzbank und Zugmesser, Stemmeisen, Holzhammer Lerninhalte Wie in allen vorindustriellen Kulturen wurden auch bei den Germa- nen viele Gebrauchsgegenstände selbst gefertigt. Teile von Möbeln sind in seltenen Fällen archäologisch belegt, unter anderem Sitz- möbel wie einfache Hocker oder Schemel. Die Herstellung derarti- ger Möbel mit Hilfe der damals bekannten Handwerkzeuge ist eine interessante Aufgabe im Rahmen praktischer Geschichtsvermitt- lung. Arbeit mit den elementaren vorindustriellen Holzbearbeitungs- werkzeugen, vollständiger Herstellungsprozess vom Rohstoff zum Fertigprodukt, Einblicke in die materielle Kultur der vorindustriellen, bäuerlichen Germanenkultur. Die Einrichtung eines Hauses bestand zur Germanenzeit üblicher- weise aus Holz: Stuhl oder Hocker, Bett und Tisch. Wäsche und 45
andere Haushaltsgegenstände wurden in Truhen verwahrt. Hobel, Messer, Beitel, Feilen und Äxte waren die wichtigsten Holzbearbei- tungswerkzeuge. Während alltägliche Dinge von den Bewohnern selbst angefertigt wurden, gab es auch Spezialisten, die gedrech- selte Tischbeine oder Holzeimer und Fässer herstellten. Über die Zeiten hinweg – Steinzeit, Kupferzeit, Bronzezeit, Eisen- zeit, Mittelalter, Neuzeit – bildete Holz den bei weitem verbreitetsten und wichtigsten Werkstoff, und das gilt global. Die Überzahl der Alltagsdinge – Stiele, Schalen, Körbe, Griffe, Möbel, Feuermaterial usw. – waren aus Holz und konnten bei Verlust unproblematisch wieder neu beschafft bzw. angefertigt werden. Holz ist als DAS Uni- versalmaterial der Vergangenheit anzusehen, und wurde vielleicht erst in unserer Gegenwart durch Kunststoffe ersetzt. Da Holz ein organisches Material darstellt, sind ältere Funde eher selten. Aus germanischer Zeit sind im Landesmuseum Schleswig- Holstein, im Schloss Gottorf, Pfeile, Griffe, Bögen, Schilde, Schiffe, Stiele, Truhen u. a. zu sehen. Darüber hinaus gibt es in Feddersen Wierde wunderbare Holzmöbel zu sehen, wie den Thron von der Marsch, einen Tisch mit gedrechselten Beinen, Spielfiguren u. a. Im Wikingermuseum Haithabu ist unter der Rubrik Holzbearbeitung zu lesen, dass quasi jeder Germane (oder Wikinger) zum Schnitzen in der Lage war, ja sein musste, um sich mit dem nötigen hölzernen Hausrat zu versorgen bzw. diesen ständig zu erneuern, zu erwei- tern oder zu reparieren. Lehrplanbezug Werk- und Sachunterricht in der Grundschule, Technik und Compu- ter oder Kunst in Mittelschule oder am Gymnasium. Vorkenntnisse Günstig wäre es natürlich, wenn die Schüler bereits über Erfahrun- gen in Holzbearbeitung verfügten. Erfahrungsgemäß ist leider das Gegenteil der Fall. Oft fängt man nicht bei 0 an, sondern darunter. D. h., die meisten Kinder und Jugendlichen haben wahrscheinlich noch nie ein Schnitzmesser in der Hand gehabt. Das führt immer sehr schnell zu Ermüdungserscheinungen im Handgelenk, zu Bla- senbildung an der Handfläche und kleineren Schnittverletzungen. Der Anleiter sollte sichere Kenntnisse der Holzbearbeitung haben und den souveränen Umgang mit den oben aufgeführten Werkzeu- gen vermitteln können. Es ist unbedingt notwendig, die Teilnehmer in die richtige Handhabung der Werkzeuge einzuweisen, um ein sicheres Arbeiten zu gewährleisten. 46
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