Pädagogische Programme - EU - Projekt Die Lebenswelt vor 1800 Jahren - Archäologie und Ökologie im Dialog der Generationen - Museum der Westlausitz

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Pädagogische Programme - EU - Projekt Die Lebenswelt vor 1800 Jahren - Archäologie und Ökologie im Dialog der Generationen - Museum der Westlausitz
Pädagogische Programme

EU - Projekt
Die Lebenswelt vor 1800 Jahren –
Archäologie und Ökologie
im Dialog der Generationen

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Pädagogische Programme - EU - Projekt Die Lebenswelt vor 1800 Jahren - Archäologie und Ökologie im Dialog der Generationen - Museum der Westlausitz
Inhaltsverzeichnis
               Programme        Seiten

                  Glasperlen    03 – 09

                Grubenbrand     10 – 15

  Germanisches Feuermachen      16 – 23

    Germanische Kampfkunst      24 – 31

           Schnitzen – Löffel   32 – 38

      Schnitzen – Schwirrholz   39 – 43

     Schnitzen – Sitzschemel    44 – 50

             Brettchenweben     51 – 56

          Germanische Truhe     57 – 61

               Bronze gießen    62 – 69

                  Schmieden     70 – 76

             Flechtwerkwand     77 – 81

     Kurzbeschreibungen          Seite

              Messerscheide         82

                 Lederbeutel        83

               Fußbänkchen          84

              Töpferwerkstatt       85

     Töpfer – Mustervorlagen        86

                Holzwerkstatt       87
                                          2
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Glasperlen

        Inhalt   Seite

   Zielgruppe       4
        Dauer       4
           Ort      4

     Material       4
    Werkzeug        4

   Lerninhalte      4
Lehrplanbezug       5
 Vorkenntnisse      5

  Vorbereitung      6
 Durchführung       6
    Sicherheit      7

  Bildmaterial      7

                         3
Pädagogische Programme - EU - Projekt Die Lebenswelt vor 1800 Jahren - Archäologie und Ökologie im Dialog der Generationen - Museum der Westlausitz
Zielgruppe
Schüler ab Klassenstufe 5, Kindergeburtstage, Erwachsene, Aktions-
tage. Ab einer Gruppengröße von 20 Personen empfiehlt sich die
Teilung in zwei Gruppen (mindestens 2 Pädagogen notwendig).

Dauer mit Einführung ca. 2 Stunden

Ort im Freien; bei Regen müsste die Veranstaltung unter einem zur
Seite hin offenen Unterstand, Zelt o. ä. stattfinden

Material
Glasstäbe, Trennmittel Kaolin, Kühlmineral, Klebeschildchen+Stift,
Holzkohle, Wassereimer mit kaltem Wasser, Erst-Hilfe-Set Brandver-
letzungen, Zwirn oder Lederband, Holzbearbeitung: Messer, Säge,
Bohrer, Kettenverschluss: Locheisen, Hammer, Unterlage

Werkzeug
Flachzange, Dorne (Edelstahldraht 3 mm), Feuermachmaterial
(Papier, Späne, Holzscheite, Streichhölzer), Blasebalg zum Anfeu-
ern und zur Demonstration, Gebläse, Verlängerungsschnur, Schutz-
brille, Schürze oder Kittel, Handschuhe ohne Finger („Fahrradhand-
schuhe“), Knieschutz (Styroporplatte, Gummi- oder Isomatte etc.),
Wind- und Regenschutz einplanen.

Lerninhalte
Es gibt zahlreiche Glasperlenfunde aus germanischen Gräbern.
Die Perlen sind selten mit Punkten oder Fadenverzierungen ge-
schmückt; die meisten sind klein und im Querschnitt oval-platt-
gedrückt, aber es gibt auch einige große, kugelige, zylindrische
oder gerippte. Die frühen Perlen sind einfarbig gelb, blau oder
flaschengrün; später kommen weitere Farben hinzu. Ob die Perlen
tatsächlich von Germanen hergestellt oder importiert wurden, ist
nicht bekannt. Ebenso unklar ist die Art und Weise der (germa-
nischen) Herstellung. Möglicherweise wurde das Glas direkt im
Schmelzofen aufgenommen und auf sogenannten Dornen (Draht-
stäben) zu Perlen gedreht. Eventuell haben die Germanen ihre
Perlen aber auch an der Gichtflamme kleiner Holzkohlen-Lehmöf-
chen hergestellt. Diese Technologie ist für die Wikingerzeit nach-

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gewiesen. Es gibt einige Funde von Ofenfundamenten im Norden,
die in Größe und Form auf die Verwendung als Glasperlenofen
hinweisen.
Die Schüler erlernen den Umgang mit einem schwierigen, weil
spröden und wegen der Splittergefahr gefährlichen, aber schö-
nen Material. Das vorherige Feuermachen und das Verheizen der
Kohle verdeutlichen den Zusammenhang zwischen Energiever-
brauch und Materialgestaltung. Vielleicht sollte von vornherein
klar gemacht werden, dass sich wahrscheinlich nicht alle Perlen
von den Dornen lösen und dass einige Perlen zerbrechen wer-
den. Nicht jedes Kind wird eine Perle mit nach Hause nehmen
können – es sei denn, es werden mehr Perlen hergestellt, als
Kinder da sind, oder das Museum verfügt über Perlen, die ver-
schenkt werden können.

Lehrplanbezug
Mittelschule, Klassenstufe 6
Lernbereich 2
Die römische Zivilisation und ihre prägende Wirkung für Europa

Einblick gewinnen in den Übergangsprozess von der römischen
Antike zum europäischen Mittelalter

- Aspekte der prägenden Wirkung der römischen Zivilisation –
Handel, Recht, Sprachen, Kaisertum, christlicher Glaube, Ortsna-
men, Lehnwörter, Kulturgüter, Erkundungen im Alltag

Gymnasium Klassenstufe 6
Lernbereich 1
Die römische Zivilisation und ihre prägende Wirkung für Europa

Beziehungen zwischen Römern und Germanen, Schlacht im Teu-
toburger Wald, Limes, Ortsnamen, Lehnwörter, Kulturgüter
Museumsbesuch

Vorkenntnisse
Die Kinder müssen über den grundsätzlichen Umgang mit Feuer
Bescheid wissen. Entsprechende Belehrungen sollten durch den
Lehrer im Vorfeld bereits stattgefunden haben. Eventuell wäre da-
für ein vorbereitendes Merkblatt sinnvoll. Der Ofen wird auf etwa
1000 Grad geheizt. Die Perlen sind glühend heiß. Entsprechende
Sicherheitsvorkehrungen sind zu treffen.

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Vorbereitungen
Kaolin in Wasser einrieseln lassen, bis ein kleiner Berg sichtbar
bleibt, der nicht untergeht. Einen Tag schlemmen lassen, dann
gründlich schütteln und ggf. bis auf Konsistenz „Trinkjoghurt“ verdün-
nen. Spätestens am Vortag der Veranstaltung die Dorne etwa 5 cm
in Trennmittel Kaolin eintauchen und über Nacht an der Luft trocknen
lassen. Zu diesem Zweck die Dorne in Lochbrett oder in Sand ein-
stecken. Holzkohle in etwa 2 cm große Stücke brechen (Menge: pro
Perle ca. eine gute Handvoll Kohle + Erstbefüllung). Bei der Einrich-
tung des Ofenplatzes Windrichtung beachten (Funkenflug!).

Die Anlage des Glasperlenplatzes sollte folgendermaßen eingerichtet
sein:

                                                                Kind            Kind
                             Holzkohlevorrat
                                                                         Kind          Kind
Vermiculit - Kühlmineral
Behälter vor Kindern abschirmen!                                                Kind
                                               Feuer, Ofen
Enthält glühendes Glas!

                                          Pädagoge      Kind

                                        Eimer mit kaltem Wasser

Durchführung
Einführung in die Thematik „germanische Funde“. Wo findet man
Glasperlen? Wie sehen sie aus? Zeigen einiger Originale oder Rep-
liken. Aufmerksamkeit und Neugier wecken durch Diskussionen zum
Thema Schmuck und Mann/Frau oder Schmuck/Status.

Kurze Einführung in die Technik des (germanischen) Feuermachens.
Feuer im Ofen entzünden. Exemplarisch wird ein Blasebalg ange-
schlossen, mit dem das Feuer entfacht wird. Einführung in die Tech-
nik der Glasperlenherstellung.

- vorbereitete Dorne und Glasstäbe vorwärmen (an Ofen anlehnen)
- Gebläse einrichten (Winkel und Entfernung)
- starke Gichtflamme („Bunsenbrenner“ - Flamme rauscht)
- Glasstab darüberhalten, Glas wird zähflüssig

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- Dorn in Haltevorrichtung (Handschutz) einführen
- Dorn von Kind drehen lassen (Drehrichtung immer ansagen)
- zähes Glas rechtwinklig aufsetzen
- Glas muss am Kaolin kleben bleiben
- ohne Kraft den Dorn drehen bis zur gewünschten Perlengröße
- Perle rundschmelzen
- Perle in Kühlmittel tauchen

- Klebeetikett mit Namen und Uhrzeit am Dorn anbringen
- mind. 1/2 Stunde abkühlen lassen
- Perle vorsichtig vom Dorn abdrehen
- Kaolin kann mit Wasser gelöst und somit das Loch gereinigt werden

Bildmaterial

Aufbringen des Glases rechtwinklig zum Dorn

                                                                      7
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Das Kind führt den Dorn durch einen Handschutz.

Lederhalsband, durch die Perlen und Anhänger gezogen.

Die Anhänger aus Holz, Leder, Birkenrinde und anderen Materialien
können die Kinder während der Wartezeit herstellen. Hierfür wird
weiteres Personal benötigt!

                                                                    8
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Zwei von Kindern hergestellte Glasperlen.

Stolz präsentieren die Kinder ihre Ketten.

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Grubenbrand

          Inhalt   Seite

     Zielgruppe      11
          Dauer      11
             Ort     11

      Material       11
     Werkzeug        11

    Lerninhalte      11
 Lehrplanbezug       12
  Vorkenntnisse      12

   Vorbereitung      12
  Durchführung       12
     Sicherheit      13

   Bildmaterial      14

                           10
Zielgruppe
Kinder ab 4 Jahren, Schüler, Jugendliche, Erwachsene
Kindergeburtstage, Aktionstage

Dauer   ca. 4 Stunden

Ort   im Freien

Material
Lehm zum Formen kleiner Kugeln, Schüsselchen, Tiere etc., Stroh
und trockenes Holz zum Anfeuern, Holzscheite ca. 30 cm lang, Rinde
oder Gras/Stroh zum Abdecken der Feuergrube, Feuermachmateria-
lien, 2 Wassereimer: Kühl- und Waschwasser für die Hände

Werkzeug Schaufel, Hacke, germanisches Feuerzeug, große Zan-
ge, Handschuhe, Schürzen, Brille

Lerninhalte
Die Arbeit mit dem erdigen Material Lehm führt zu Stressabbau; die
sichtbaren Erfolge machen stolz. Man wird im Wortsinn „geerdet“.
Auch mit kleinen und einfachen Dingen, z. B. Murmeln oder Perlen,
lassen sich gute und schnelle Ergebnisse erzielen.

Die Fundsituation germanischer Alltagskeramik ist sehr reichhaltig.
Scherben halten sich über Jahrhunderte im Boden. Ganze Gefäße
sind eher selten, gibt es aber auch. Im Stadtmuseum Bautzen sind
einige Exemplare ausgestellt. Wenn auf archäologischen Ausgrabun-
gen oder Feldbegehungen Scherben gefunden werden, kann man
am eventuell vorhandenen Muster oder an der Form erkennen, aus
welcher Zeit diese Keramik stammt. Germanische Gefäße waren oft
sehr einfach geformt und mit sogenannten Rollrädchenmustern oder
Wellenlinien verziert. Rollrädchen sind kleine Holzräder mit winzigem
Profil, die, ähnlich der Arbeit mit dem Kopierrädchen beim Nähen, über
den noch formbaren Lehm oder Ton geführt werden.

Die Schüler erlernen den Umgang mit einem wunderbaren Material, das
es überall auf der Welt gibt. Das vorherige Feuermachen und der Ver-
brauch des Brennholzes verdeutlichen den Zusammenhang zwischen
Energieverbrauch und Materialgestaltung. Vielleicht sollte von vornhe-
rein klar gemacht werden, dass sich wohl nicht alle Objekte in der Glut
finden lassen, oder dass einige beim Brennen kaputtgehen werden.

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Lehrplanbezug
Grundschule, Klassenstufe 1/2
Werkunterricht
Lernbereiche mit Wahlpflichtcharakter
Wahlpflicht 2: Vom Töpfern

Vorkenntnisse
Die Kinder müssen über den grundsätzlichen Umgang mit Feuer Be-
scheid wissen. Entsprechende Belehrungen sollten durch den Leh-
rer/Erzieher im Vorfeld bereits stattgefunden haben. Eventuell wäre
dafür ein vorbereitendes Merkblatt sinnvoll. Die Grube wird sehr heiß.
Die Keramik ist, wenn sie herausgenommen wird, ebenfalls glühend
heiß. Entsprechende Sicherheitsvorkehrungen sind zu treffen. Der
Zeitrahmen ist so zu wählen, dass mindestens 1 Stunde Zeit zum Ab-
kühlen der Objekte bleibt, bevor sie mitgenommen werden können.

Vorbereitungen
Grube anlegen: etwa 60 cm Durchmesser, 30–40 cm tief. Ein biß-
chen Erdaushub um die Feuerstelle schichten, um eine deutlich
sichtbare Abgrenzung zu schaffen. Oben, entlang der Umrandung,
eine kleine Mulde ziehen, in die die Kinder später die fertig geformten
Lehmobjekte zum vortrocknen und vorheizen legen können. Lehm
aufbereiten, eventuell magern (mit Sand, Stroh, Holzkohle). Vielleicht
schon ein paar Beispiel-Murmeln vorbereiten.

Durchführung
Wenn Zeit genug ist, müssen die Kinder die Feuermachmaterialien
selber herbeischaffen: trockene Zweige, Blätter, Gras, Stroh usw.
Anschließend in der Grube „germanisch“ Feuer machen. Die Grube
mit stehenden Holzscheiten auskleiden, damit sich die Wand schön
erwärmt. Wenn viel Zeit zur Verfügung steht: Kinder mitmachen und
Funken schlagen lassen; wenig Zeit: selber machen, Kinder schau-
en zu. Während des Zuschauens können bereits die Lehmobjekte
geformt werden. Wichtig: einfach und klein müssen sie sein! Hervor-
stehende „Nasen“, Henkel und alles, was irgendwie zusammenge-
setzt ist, möglichst vermeiden. Murmeln und Perlen mit Loch eignen
sich gut. Sinnvoll sind auch einfache Tiere, Fische u. ä. Der Lehm
darf nicht zu feucht sein – beim Kneten in der Hand dürfen sich aber
auch noch keine Risse bilden. Sodann die fertig geformten Objekte
um das Feuer herumlegen. Ist die Oberfläche des Lehms „lederhart“
angetrocknet, kann sie mit Mustern, z. B. per Rollrädchen, verziert

                                                                          12
werden. Die Oberfläche kann auch mit einem Brettchen glattgeklopft
und mit einem glatten Kieselstein poliert werden, um einen Glanzef-
fekt zu erzielen.

Ist in der Grube ein gutes Glutbett entstanden (sollte gut dick sein),
die Objekte vorsichtig hineinlegen. Gegebenenfalls die Kinder Hand-
schuhe, Schaufel, Brille, Schürze, Zange benutzen lassen. Vorsichtig
mit kleinen Holzstücken bedecken, gut anbrennen lassen, nachlegen,
bis sich die Glut zwischen den Objekten zu verteilen beginnt. Noch-
mal etwas Holz nachlegen, und dann Stroh, Rinde oder Gras oben
drauf! Im besten Fall sollte die Grube richtig gut abgedeckt sein. Auf
diese Weise wird dem Feuer der Sauerstoff entzogen, das Feuer
wiederum zieht den Sauerstoff aus dem Holz und aus dem Lehm, bis
er verbraucht ist („Reduktionsverfahren“). Dann schwelt die Grube
heiß vor sich hin. Nach ca. einer 3/4 Stunde können die heißen und
gebrannten Gegenstände mit Handschuhen und Zange herausgeholt
werden. Das macht immer viel Spaß, denn die Lehmteile sind in der
Holzasche „verschwunden“ und müssen mit Stöckchen oder einer
Schaufel erstmal gefunden werden. Jede Bergung ist wie eine klei-
ne „Geburt“! Die Kinder unbedingt beaufsichtigen und wirklich sehr
vorsichtig agieren lassen, die Sachen sind noch glühend heiß, auch
wenn man es ihnen nicht unbedingt ansieht! Der Reduktionsbrand
hat die Stellen, an denen der Sauerstoff erfolgreich entzogen wurde,
schön schwarz gefärbt; die übrigen Stellen sehen eher ziegelrot aus.

Sicherheit
Der Umgang mit Feuer ist gefährlich. Der Wassereimer mit dem kal-
ten Wasser sollte daher griffbereit zum (Hände-) Kühlen in der Nähe
stehen. Unbedingt Brille tragen lassen, wer sich dem Feuer nähern
will. Arbeitshandschuhe mit abgeschnittenen Fingern sind sinnvoll,
um Brandverletzungen an den Händen durch herumfliegende Fun-
ken zu verhindern. Ebenso eine Schürze tragen, besser noch ein
Kittel (schützt auch die Arme), um die Kleidung zu schützen.

Prinzip der Rollrädchenverzierung:

                                                                         13
Bildmaterial

Lehmbrandgrube. In der Mitte wird das Feuer entfacht. Die Mate-
rialien dafür liegen bereit: Heu, Rinde, Zweige, Scheitholz. Die zu
brennenden Lehmobjekte liegen zum Trocknen um die Grube.

Auch einfache Tiere eignen sich als Brennobjekte.

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Ringwulsttechnik. Der Lehm oder Ton wird stückchenweise überei-
nander gesetzt und verklebt. Die Oberfläche wird anschließend von
Hand geglättet.

Rollrädchenverzierung. Mit einem Rollrädchen das Ornament (siehe
Seiten 13 und 93) in den angetrockneten Lehm / Ton eindrücken.

                                                                    15
Germanisches
Feuermachen
           Inhalt   Seite

      Zielgruppe      17
           Dauer      17
              Ort     17

       Material       17
      Werkzeug        17

     Lerninhalte      17
  Lehrplanbezug       18
   Vorkenntnisse      18

    Vorbereitung      18
   Durchführung       18
      Sicherheit      20

    Bildmaterial      20

                            16
Zielgruppe
Kinder ab 4 Jahren, Schüler, Jugendliche, Erwachsene
Kindergeburtstage, Aktionstage

Dauer   1/2 Stunde (Vorführung) – 2 Stunden (Mitmachen)

Ort   im Freien

Material
Zunderstufen: 1 = Zunderschwamm oder verkohlte Jeans, 2 = Sa-
men, Watte; 3 = Heu, Stroh; 4 = Birkenrinde; 5 = geschnitze Späne:
6 = Zweige; Ästchen, Holzscheite; Wasser

Werkzeug
ausreichend Feuerstahl und Feuerstein, Stückzahl je nach Gruppen-
stärke, Drahtkugel oder -käfig an Kette, zur Präsentation: Feuerbohr-
set, ethnologische Vergleiche (Feuersäge), Wassereimer mit kaltem
Wasser

Lerninhalte
Ohne Feuer ist das Leben auf der Erde kaum vorstellbar. Das Feuer
vereinigt drei lebenswichtige Bereiche: Ernährung, Klima und Gesell-
schaft. Mit Feuer kann man kochen und Lebensmittel haltbar ma-
chen. Im Winter ersetzt eine Feuerstelle die Heizung. Darüber hinaus
ist das Feuer sozialer Treffpunkt und Mittelpunkt einer Gemeinschaft.

Es gibt viele Funde germanischer Feuerzeug-Geräte, Feuerstähle
oder Feuersteine. Bei den Feuerstählen handelt es sich um einen
sehr kohlenstoffreichen Stahl. Durch das tangentiale Aufeinandertref-
fen des Stahls und des harten Feuersteins werden sehr kleine Späne
aus dem Stahl gerissen, die durch die Wucht des Aufeinandertreffens
glühend heiß umherfliegen. Diese Späne gezielt aufzufangen, be-
deutet das Germanische Feuermachen.
Auf dem Opferplatz in Oberdorla (Thüringen) wurden darüber hinaus
hölzerne Gegenstände gefunden, die eine Deutung als Feuerbohr-
werkzeug zulassen. Das ist zwar nicht zweifelsfrei, aber man kann
sich vorstellen, dass die Germanen über das alltägliche Feuer-
schlagen hinaus auch noch die ältere Technik des Bohrens pflegten.
Vermutlich wurde aus rituellen Gründen auf die traditionelle Art Feuer
entfacht, gerade bei Opferzeremonien.

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Die Teilnehmer des archäologischen Workshops „Germanisches
Feuermachen“ lernen die historisch korrekten Werkzeuge und Mate-
rialien der eisenzeitlichen Feuererzeugung kennen. Je nach Vermö-
gen und Zeitumfang kann das Feuermachen praktisch erprobt wer-
den. Die Kinder lernen, worin sich Glut und Feuer unterscheiden, wie
und warum der Gletschermann Ötzi die Glut lieber transportierte als
erzeugte, und wie man ein Glutnest pflegt und vergrößert, um daraus
ein offenes Feuer zu erzeugen.

Lehrplanbezug
Das Feuer ist im Lehrplan der Schulen nicht vorgesehen. Erfah-
rungsgemäß lassen sich aber viele Schnittpunkte des Unterrichts mit
dem Feuerthema finden, z. B. in Unterrichtsfächern wie Ethik, Phy-
sik, Chemie oder Technik/Computer.

Vorkenntnisse
Die Kinder müssen über den grundsätzlichen Umgang mit Feuer Be-
scheid wissen. Entsprechende Belehrungen sollten durch den Leh-
rer/Erzieher im Vorfeld bereits stattgefunden haben. Eventuell wäre
dafür ein vorbereitendes Merkblatt sinnvoll.
Die Frage nach der richtigen Kleidung ist im Vorfeld vom Lehrer mit
den Kindern zu klären. Benötigt wird Arbeitskleidung, die zerschlei-
ßen darf. Es wird am Boden gearbeitet, es „stinkt“ nach Rauch, es ist
u. U. mit Brandverletzungen zu rechnen. Deshalb an entsprechende
Erste- Hilfe-Materialien zu denken.

Vorbereitungen
Das Einverständnis der Eltern ist einzuholen. Gegebenenfalls sind
die Notfall-Telefonnummern (sowohl die der Eltern als auch die der
Rettungsdienste) zu aktualisieren.
Die Feuerstelle sollte gut vorbereitet werden. Dafür sind folgen-
de Fragen zu beantworten: Welche Feuerart soll entfacht werden
(Block-, Pyramiden-, Indianer-, Koch- oder Jägerfeuer? Wie brand-
gefährdet ist die Umgebung? Können alle Spuren beseitigt werden?
Werden Nachbarn belästigt?)
Eine Feuerstelle ist immer deutlich von der Umgebung abzugrenzen.
Die Randbereiche sind vor dem Überschlag des Feuers auf die Um-
gebung zu schützen, z. B. durch Randsteine.

                                                                        18
Durchführung
Einführung zum Thema Feuermachen. Präsentation verschiedener
Techniken, auch „moderne“, wie das Streichholz. Interessante Frage:
Was ist älter, Feuerzeug oder Streichholz? Die meisten Kinder we-
den mit „Streichholz“ antworten, aber das stimmt nicht. Je nach Ort
und Zeit schaffen die Kinder die Feuermachmaterialien selber her-
bei: Birkenrinde, Samen (Distel, Pusteblume, Weide u. a.), trockene
Zweige, Blätter, Gras, Stroh, Holz.
Größere Gruppen können geteilt werden. Stärker als 10 Personen
sollte keine Teil-Gruppe sein.

Zunächst wird das Feuerschlagen „trocken“ geübt: die Finger der
rechten Hand werden gekrümmt an der Handfläche der linken Hand
entlanggeschlagen, bis es weh tut. Es muss richtig ziepen, dann
stimmt die Intensität.

Als nächstes werden die Feuerzeuge verteilt. Rechtshänder nehmen
den Stein in die linke Hand, das Schlageisen in die rechte. An einer
scharfen (!) Kante des Steines wird der Pinkstahl rechtwinklig und
von oben nach unten tangential entlanggeschlagen, mit einer Wucht,
die vorher bei der Trockenübung angewendet wurde. Mit einiger
Übung kann (im Schatten) ein Funkenabriss beobachtet werden.

Sodann wird ein kleines Stückchen Zunder zwischen Stein und Dau-
men der linken Hand geklemmt, und zwar nah an die scharfe Kante
des Feuersteins heran. Die Seite des Zunders, die zur Kante zeigt,
sollte aufgerauht und weich sein, damit der Funke sich darin ver-
fangen kann. Nach jedem Schlag kurz innehalten und prüfen, ob der
Zunder glimmt. Andernfalls kann es passieren, dass mit dem nächs-
ten Schlag der Erfolg des vorhergehenden wieder zunichte wird.
Bis es glimmt, kann es schon mal 150 Schläge dauern. Manchmal
klappts aber auch beim ersten mal.

Es glimmt! Nur die Ruhe. Es ist keine Eile nötig. Der Zunder wird in
einer Handvoll Watte, Pusteblumen- oder Distelsamen eingebettet.
Nun kann VORSICHTIG geblasen werden, mit Lippenbremse. Motto:
hauchen, nicht pusten. Das Glutbett vergrößert sich. Wenn die Kin-
der im Kreis stehen, kann das Glutnest von Hand zu Hand im Kreis
herumgegeben werden. Solange genügend Zunder drumherum ist,
wird es auch nicht zu heiß.

Nun das Glutnest in Heu einpacken, das Heu wiederum in den
Feuerkäfig packen. An der Kette des Käfigs halten und behutsam
schwenken, erst mal nicht über Kopf. Je nach Einschätzung des
Pädagogen darf dann auch über Kopf geschleudert werden, um die
Intensität des Lufteintrages zu erhöhen. Bald sollte es brennen.

                                                                       19
An der offenen Flamme einen Streifen Birkenrinde entzünden → die
Rinde wiederum dient als Anzünder für das vorbereitete Holzfeuer.
Das Feuer nicht zu groß machen. Eventuell erfolgreiche Feuermach-
versuche gleich wieder ablöschen, um die Anhäufung von Glut zu
vermeiden. Nicht zu unterschätzen: das Löschen des Feuers. Lang-
sam, eher spritzend als gießend, in der Breite das Feuer löschen, bis
wirklich alle Glutreste beseitigt sind.

Sicherheit
Der Umgang mit Feuer ist gefährlich. Der Wassereimer mit dem kal-
ten Wasser sollte daher griffbereit zum (Hände-) Kühlen und Löschen
in der Nähe stehen.
Kinder haben meistens einen gesunden Respekt vor dem Feuer. Sie
nähern sich mit Bedacht und mit Vorsicht. Trotz aller Vorsicht und
Bedachtsamkeit sind Unfälle und „brenzlige“ Situationen nicht immer
vermeidbar, denn sie ereignen sich meist spontan. Wenn z. B. Feu-
ermachen mit Schnitzen kombiniert wird (Späne schnitzen), können
neben Brand- auch Schnittverletzungen verursacht werden. Kinder
sollten generell nicht an schneidende Schlagwerkzeuge herandürfen,
wie z. B. eine Axt. Wichtig ist wirklich eine überlegte und effektive Hil-
feleistung im Fall der Fälle. Notfallnummern sind wichtig. Fluchtwege
planen, Anfahrtswege für Autos prüfen.
Das Herumspielen mit brennenden Ästen sollte aus Sicherheitsgrün-
den strikt verboten werden. Es wird prinzipiell kein Feuer ohne Auf-
sicht aus der Feuerstelle entnommen.

Bildmaterial

Feuerbohren. Eine anspruchsvolle Technik, die für pädagogische
Programme nur geeignet ist, wenn man sie wirklich beherrscht.

                                                                             20
Feuerschlagen. Viele Kinder schlagen zu zaghaft oder nicht tangen-
tial, wie rechts im Bild zu sehen.

Durch leichtes Anblasen mit der Lippenbremse kann der Glutpunkt
behutsam vergrößert werden.

                                                                     21
Ist das Glutnest groß genug, kann es herumgereicht werden. Die
Kinder behandeln es mit Respekt. Nicht alle trauen sich.

In Heu gepackt, wird das Glutnest im Drahtkäfig geschwungen, bis
die ersten kräftigen Flammen züngeln. Dieses Feuer haben die Kin-
der ganz alleine hinbekommen!

                                                                    22
Birkenrinde an der Feuerkugel entzünden. Anschließend das vorbe-
reitete Feuer entzünden.

                                                                   Ein Modell-Verhüt-
                                                                   tungsofen (M 1:2)
                                                                   im pädagogischen
                                                                   Betrieb: die Kinder
                                                                   durften oben Späne
                                                                   und trockene Äst-
                                                                   chen hineinwerfen,
                                                                   in das Guckloch
                                                                   unten wurde mit
                                                                   dem Blasebalg Luft
                                                                   eingeblasen – ein
                                                                   beeindruckendes
                                                                   Schauspiel!

                                                                                  23
Germanische
 Kampfkunst

         Inhalt    Seite

     Zielgruppe      25
          Dauer      25
             Ort     25

    Ausrüstung       25

    Lerninhalte      25

 Lehrplanbezug       26
  Vorkenntnisse      27

   Vorbereitung      27
  Durchführung       27
     Sicherheit      29

   Bildmaterial      30

                           24
Zielgruppe
Kinder ab 4 Jahren, Schüler, Jugendliche, Erwachsene
Kindergeburtstage, Aktionstage

Dauer   2 Stunden

Ort   im Freien

Ausrüstung
Bogen und Pfeile, Pfeilfangnetz, Zielscheibe, Speer (germ. Frame),
Ziel zum Speerwerfen (z. B. Seil als Kreis gelegt, Pappkarton o. ä.),
Holzstöcke mit Farbmarkierungen, Flechtring aus Weide

Lerninhalte
Eine typisch germanische Waffe, vielleicht die bedeutendste, war
die „Frame“. Sie gab es als mannsgroße Wurf- und Stoßlanze, aber
auch in einer kürzeren Nahkampf-Version. Solche kurzen Framen
gehörten durchaus zur repräsentativen Ausstattung der Versamm-
lungsteilnehmer einer germanischen Ratsversammlung (Thing). Die
Frame verfügte über ein weidenblattförmiges, schmales Blatt, deren
Tülle auf dem zähelastischen Schaft (Eschenholz) befestigt war.

Archäologisch nachgewiesen sind außerdem lange oder kurze, ein-
oder zweischneidige (Hieb-) Schwerter. Mit einem eisernen „Buckel“
versehene Schilde dienten sowohl zur Verteidigung als auch als
Angriffswaffe. Diese farbig bemalten Schilde bildeten einen wertvol-
len Besitz des germanisches Kriegers – sein Verlust galt als ehrlos.
Trotz vieler Funde war Eisen Mangelware – einfache Waffen wie
Holzspieße, Keulen oder Wurfhölzer gehörten deshalb ebenso zum
Rüstzeug.

Zur Einübung des Ring- und Nahkampfes zählten spielerische
Übungen. Der römische Historiker Tacitus schreibt dazu: „Nackte
Jünglinge, denen dies eine Kurzweil ist, werfen sich tanzend zwi-
schen Schwerter und drohende Framen. Die Übung hat Fertigkeit
erzeugt, die Fertigkeit ansprechende Form.“

Außerdem gibt es im norddeutschen Raum zahlreiche Bogen- und
Pfeilfunde. In Opfermooren hat sich selbst organisches Material wie
Holz erhalten können. Es lässt sich aus der Gesamtheit ein „ty-
pisch“ germanischer Bogen- und Pfeiltyp rekonstruieren. Lange (bis

                                                                        25
1,80 m), ovale Eibenhölzer wurden für die Bögen verwendet, die
Sehnenkerben an den Wurfarmenden waren teilweise nur seitlich
eingearbeitet. Manche Bögen verfügten über einen Sehnennagel
– ein Hilfsmittel, das verhindert, dass die Sehne im entspannten
Modus vom Bogen rutscht. Teilweise waren die Bogenenden mit
Knochen- oder Geweihspitzen verstärkt, vermutlich um im Kampf
als Nahkampfwaffe geführt werden zu können.

Die Pfeile waren meist mit Adlerfedern befiedert und bestanden aus
Kiefer-Spaltlingen (nicht Schösslingen). Die Mitte der Pfeile wurde
etwas verdickt belassen, um die Schubkräfte während des Ab-
schusses aufzunehmen. Die Federn wurden auf Birkenteer montiert
und mit bis zu 64 (!) Garn-Wicklungen befestigt. Für die Wicklungen
wurde der Pfeilschaft extra ein wenig verdünnt. Am Ende, beim
Pfeilnock, verdickte er sich wieder.

Tacitus, Germania:
Selbst Eisen ist nicht im Überfluss vorhanden, wie sich aus der Art
ihrer Angriffswaffen schließen lässt. Nur einzelne haben Schwerter
oder größere Lanzen. Spieße oder - nach ihrer eigenen Benennung
- Framen führen sie mit schmalem und kurzem Eisen, das aber so
scharf und zum Gebrauch handlich ist, dass sie mit der selben Waf-
fe, je nach Umständen, in der Nähe oder aus der Ferne kämpfen.
Und der Reiter wenigstens begnügt sich mit Schild und Frame; die
Leute zu Fuß verschleudern auch Wurfgeschosse, jeder mehrere,
und sie werfen sie außerordentlich weit, da sie nackt sind oder mit
dem Mantel leicht bekleidet. Kein Prunken in der Ausstattung: nur
die Schilde bemalen sie mit den ausgesuchtesten Farben. (...) Sei-
nen Schild zurückzulassen ist die größte Schande: weder gottes-
dienstlichen Handlungen beizuwohnen noch in eine Versammlung
zu kommen ist einem solchen Ehrlosen gestattet; viele, die einen
Krieg überlebten, haben ihrem entehrten leben durch den Strick ein
Ende gemacht. ( 6)
(zitiert nach http://www.gottwein.de/Lat/tac/Germ01.php)

Lehrplanbezug
Mittelschule, Klassenstufe 6
Lernbereich 2
Die römische Zivilisation und ihre prägende Wirkung für Europa

Einblick gewinnen in den Übergangsprozess von der römischen
Antike zum europäischen Mittelalter

- Aspekte der prägenden Wirkung der römischen Zivilisation:
Handel, Recht, Sprachen, Kaisertum, christlicher
Glaube, Ortsnamen, Lehnwörter, Kulturgüter;
Erkundungen im Alltag

                                                                      26
Gymnasium Klassenstufe 6
Lernbereich 1
Die römische Zivilisation und ihre prägende Wirkung für Europa

Beziehungen zwischen Römern und Germanen, Schlacht im Teuto-
burger Wald, Limes, Ortsnamen, Lehnwörter, Kulturgüter
Museumsbesuch

Vorkenntnisse Allgemeine Sporttauglichkeit der Schüler. Der
Anleiter muss sich natürlich mit den historischen Ringer-, Schwert-
und Kampfstilen auskennen. Ein Training gehört deshalb un-
bedingt dazu, wenn die „Kampfkunst“ als Angebot durchgeführt
werden soll.

Vorbereitungen
Das Gelände ist so vorzubereiten, dass während der Aktionen nie-
mand zu Schaden kommen kann. Dazu gehört die Abgrenzung der
Schießbahn mittels Seilen, Geländer o. ä.

Für die Stockspiele braucht man viel Platz.

Durchführung
Einführung zum Thema Germanische Kampfkunst: Präsentation
verschiedener Waffen und Kleidungsstücke. Germanische Völker
und die Auseinandersetzung mit den Römern. Kriege untereinan-
der. Die Wanderungen der Stämme. Varus-Schlacht im Teutoburger
Wald. Germanische Kriegs-Strategien (Eber). Nahkampfstärke.
Psychologische Kriegsführung: Rauer Ton, Gemurmel mit Echover-
stärkung (vorgehaltener Schild), Bemalung. Vorstellung der Waffen,
Schilde, ästhetische Gestaltung. Runenbeschriftungen: Sieg- und
Schutzrunen.

In unserer zunehmend bewegungsarmen Zeit soll dieses Ange-
bot Lust und Spaß an Sport und Spiel vermitteln. Grundlage hier-
zu bilden die germanischen Kampfkünste und römischen Spiele.
Es geht nicht darum, gegeneinander zu kämpfen oder „Tricks“ zur
Selbstverteidigung einzuüben, sondern das athletisch-ästhetische
Bewegungskonzept eines historischen Kampfkunst-Systems kennen-
zulernen. Es ist natürlich rein spekulativ, wie die Germanen gekämpft
haben, denn es gibt keine direkten schriftlichen oder bildlichen Über-
lieferungen aus dieser Zeit.
Die römischen Spiele sind als Ergänzung gedacht, je nach Anforde-
rung an Zielgruppe, Wetter, Veranstaltungsort.

                                                                         27
Sah so ein germanischer
                                           Kämpfer aus? Die Um-
                                           zeichnung einer Szene
                                           von der Trajanssäule in
                                           Rom (113 n. Chr.) zeigt
                                           einen Krieger mit
                                           nacktem Oberkörper und
                                           langer, im Gürtelbereich
                                           umgeschlagener Hose.
                                           In der zum Schlag hoch
                                           erhobenen Waffenhand
                                           hält er einen Knüppel –
                                           Warum benutzt er nicht
                                           das Schwert, das an
                                           seinem Gürtel hängt?

Wie bewegt man sich „zielsicher“ durch den Raum? Wie bewahrt
man seinen „Standpunkt“? Die Kinder sollten verstehen, dass die
Germanen nicht nur barbarisch brüllende Kämpfer waren, sondern
geschickte Athleten, die sicherlich viel geübt haben, bevor sie zu
Kriegern und Kämpfern wurden. Dabei spielt der Zusammenhang
zwischen dem körperlich betonten Ringen und dem Schwertkampf
– in unserem Fall Stockkampf – eine wichtige Rolle. Erst kam das
körperbetonte Ringen mit seinen Hebeltechniken, dann folgte darauf
aufbauend der Stockkampf mit vielen dem Ringen ähnlichen Techni-
ken (Stock fungiert als verlängerter Hebel).

Geschicklichkeitsspiele
Die Kinder sollen nicht gegeneinander kämpfen. Spielideen mit Stö-
cken (Schwertern): Armkreisen, Wechsel des Stocks von einer in die
andere Hand, eine liegende 8 in die Luft malen, dabei Hände wech-
seln, laufen. Möglich wäre auch: Stöcke wie Tortenstücke kreisförmig
auf die Erde legen, in die Zwischenräume springen. Balancierübun-
gen: auf der Handfläche, auf einem Finger, Fingerwechsel, auf dem
Fuß, Hochwerfen/Auffangen

Ringe werfen im Kreis
Alle stehen im Kreis, Abstand reichlich. Jeder hält seinen Stock mit
der Farbmarkierung nach oben. Ein Spieler ist im Kreis. Nun wird ein
Ring in den Kreis geworfen, der mittlere Spieler muss versuchen, ihn
zu fangen. Gelingt ihm das, muss der Spieler, der geworfen hat, in

                                                                       28
den Kreis. Wurftechnik: Stock horizontal und etwas zur Seite hin hal-
ten, Ring auf die Farbmarkierung hängen, mit einem Schwung nach
vorn den Ring loswerfen.

Speerwerfen
Gemanischen Speer mit Anlauf gegen ein Ziel schleudern. Wer
schafft es am weitesten? Wer trifft das Ziel?

Einfache Schwertkampf-Übungen
Techniken:
a) Zwei Spieler stehen sich gegenüber. Die Stöcke berühren sich im
Farbbereich (Stellung „Sprechfenster“). Einer bleibt so stehen, der
andere schlägt immer im Wechsel links rechts links mit seinem Stock
gegen den farblich markierten Bereich des Spielpartners. Auf die
Beinstellung achten! Die Spieler wechseln die Positionen.

b) Stellung Sprechfenster, die Spieler versuchen durch gegenseiti-
ges „Fühlen“, „Drücken“ und „Nachgeben“ ihres Stockes, den Spiel-
partner zu kontrollieren bzw. ihm den eigenen Willen aufzuzwingen.
Wichtig ist hierbei der feinfühlige Umgang mit dem Stock, das Aufein-
andereingehenkönnen, auch, dass sich die Stöcke ununterbrochen
im Bereich der Farbmarkierung berühren. Dieses kreisförmige Um-
einanderherumführen der Stöcke nennt man „Winden“. Auf die Bein-
arbeit achten, nicht einfach still stehen bleiben, sondern umeinander
kreisen oder pendeln – die Übung sieht nach einiger Zeit anmutig
aus, beinahe wie ein Tanz.

Eine weitere Geschicklichkeits-Partnerübung ist, sich die Stöcke
gegenseitig zuzuwerfen. Zwei Spieler stehen sich gegenüber, jeder
seinen Stock senkrecht in der linken Hand. Auf Kommando wird der
Stock in die rechte Hand geworfen, mit der rechten in die linke des
Spielpartners, weiter in die eigenen rechte usw. Ein interessantes
und anspruchsvolles Spiel, dass Konzentration und Motorik schult.
Kann übrigens auch im Kreis gespielt werden: Kreis, relativ dicht,
aber nicht zu dicht nebeneinander, alle Spieler halten den Stock
senkrecht in der linken Hand, auf Kommando in die rechte, auf Kom-
mando in die linke des nächsten Spielers, auf Kommando in die
eigene rechte usw.

Sicherheit
Beim Stockkampf gilt das Wort des Anleiters als oberstes Gebot.
Werden die Übungen akkurat ausgeführt, sind sie nicht gefährlich.
„Freikämpfe“ sind strikt verboten!

Die Kinder dürfen ausschließlich nur auf das Ziel schiessen. Herum-
kaspern, „aus Spaß“ auf Freunde anlegen usw. sind strengstens
verboten. Viele Schüsse lösen sich aus Versehen.

                                                                        29
Das Pfeilfangnetz verhindert, dass Pfeile bei einem Fehlschuss über
das Ziel hinausschießen. Das Netz muss lose eingehangen werden,
damit es sich beulen kann, sonst schießt der Pfeil hindurch.

Beim Speerwerfen ist ebenso wie beim Bogenschießen darauf zu
achten, dass alle Teilnehmer hinter dem Akteur stehen.

Bildmaterial

Bogenschiessen. Der Schütze steht in Schrittstellung. Die Zughand
wird, mit dem Ellenbogen nach oben, bis zur Wange geführt. Dert
Pfeil läuft über den Rücken der Haltehand.

                                                                      30
Speerwerfen. Ähnlich wie beim Ballwurf: Rechtshänder stehen mit
dem linken Bein nach vorn in Schrittstellung, Oberkörper neigt sich
zurück, Wurf erfolgt „aus dem Rücken“.

„Sprechfenster“. Aus dieser Stellung heraus kann das „Winden“ ge-
übt werden. Dabei berühren sich die Stöcke nur im Farbbereich. Je-
der der beiden Partner versucht den anderen durch Drücken, Nach-
geben, Drehen usw. zu dominieren. Die Übung ist nicht gefährlich,
wenn nicht geschlagen und nicht gestochen wird.

                                                                      31
Schnitzen
Geschwungener / gerader Löffel

                 Inhalt   Seite

            Zielgruppe      33
                 Dauer      33
                    Ort     33

             Material       33
            Werkzeug        33

           Lerninhalte      33
        Lehrplanbezug       34
         Vorkenntnisse      34

          Vorbereitung      35
         Durchführung       35
            Sicherheit      36

           Bildmaterial     37

                                  32
Zielgruppe Kinder ab 12, Jugendliche, Erwachsene,
Kindergeburtstage, Aktionstage, Gruppengröße max. 10 Teilnehmer,
Größere Gruppen können auch geteilt werden.

Dauer     2 Stunden (geschwungener Löffel), 1,5 Stunden (gerader
Löffel)

Ort Dieses Angebot kann in Räumen oder im Freien durchgeführt
werden. Falls es drinnen stattfindet: bitte nicht den Aufwand für das
anschließende Saubermachen vergessen. Die kleinen Schnitzspän-
chen liegen überall herum.

Material
Holz, vorzugsweise frisch geschnittene Weidenäste, trocken kann
man Linde sehr gut verarbeiten. WICHTIG: Pflaster, Kompressen,
Desinfektionsmittel! Telefon zur Hand! Notrufnummern der Eltern
beim Lehrer oder Erzieher abfragen!

Werkzeug
Säge, Haltevorrichtung (Schraubzwinge oder -stock), gerade Schnitz-
messer, gekrümmte Schnitzmesser, Schnitzbeil, Hackstock, Raspeln
und Feilen, Holzhammer, Bleistifte, Schleifpapier, Besen, Müllbeutel

Lerninhalte
Die Einrichtung eines Hauses bestand zur Germanenzeit üblicher-
weise aus Holz: Stuhl oder Hocker, Bett und Tisch. Wäsche und
andere Haushaltsgegenstände wurden in Truhen verwahrt. Hobel,
Messer, Beitel, Feilen und Äxte waren die wichtigsten Holzbearbei-
tungswerkzeuge. Während alltägliche Dinge von den Bewohnern
selbst angefertigt wurden, gab es auch Spezialisten, die gedrechsel-
te Tischbeine oder Holzeimer und Fässer herstellten.

Über die Zeiten hinweg – Steinzeit, Kupferzeit, Bronzezeit, Eisenzeit,
Mittelalter, Neuzeit – bildete Holz den bei weitem verbreitetsten und
wichtigsten Werkstoff, und das gilt global. Sämtliche Alltagsdinge –
Stiele, Schalen, Körbe, Griffe, Möbel, Feuermaterial usw. – waren
aus Holz und konnten bei Verlust unproblematisch wieder neu be-
schafft bzw. angefertigt werden. Holz ist als DAS Universalmaterial
der Vergangenheit anzusehen, und wurde vielleicht erst in unserer
Gegenwart durch Kunststoffe ersetzt.

                                                                         33
Da Holz ein organisches Material darstellt, sind ältere Funde eher
selten. Aber es gibt sie. Aus germanischer Zeit sind im Landes-
museum Schleswig-Holstein, im Schloss Gottorf, Pfeile, Griffe,
Bögen, Schilde, Schiffe, Stiele, Truhen u. a. zu sehen. Darüber
hinaus gibt es in Feddersen Wierde wunderbare Holzmöbel zu
sehen, wie den Thron von der Marsch, einen Tisch mit gedrech-
selten Beinen, Spielfiguren und anderes. Im Wikingermuseum
Haithabu ist unter der Rubrik Holzbearbeitung zu lesen, dass
quasi jeder Germane (oder Wikinger) zum Schnitzen in der Lage
war, ja sein musste, um sich mit dem nötigen hölzernen Hausrat
zu versorgen bzw. diesen ständig zu erneuern, zu erweitern oder
zu reparieren.

Die Auffassung, dass das Schnitzen tatsächlich Allgemeingut
war, kann nicht ganz geteilt werden. Schnitzen war zu jeder Zeit
schwierig, auch damals. Sicher wird auch nicht jeder in der Lage
gewesen sein, sein Messer so scharf zu halten, dass es zum
Schnitzen taugt. Da muss man schon etwas differenzieren.

Durch dieses Angebot nähern sich die Kinder einem anspruch-
vollen und schwierigen Handwerk. Holzbearbeitung ist IMMER
schwierig, und im Zusammenspiel mit Materialbeschaffung, Werk-
zeugbereitstellung und Oberflächengestaltung handelt es sich um
ein insgesamt sehr komplexes handwerkliches System.

Die Anfertigung germanischer Holzlöffel ist rein spekulativ, denn
es wurden bisher keine hölzernen Löffel gefunden. Natürlich gab
es Löffel – Schöpf- und Kochlöffel und Esslöffel aus Keramik und
Metall. Die Metalllöffel waren möglicherweise römische Importe.
Holzlöffel wird es sicher auch gegeben haben – aber es fehlt der
archäologische Nachweis.

Lehrplanbezug
Werk- und Sachunterricht in der Grundschule, Technik und Com-
puter oder Kunst in Mittelschule oder am Gymnasium

Vorkenntnisse
Günstig wäre es natürlich, wenn die Schüler bereits über Erfah-
rungen in Holzbearbeitung verfügten. Erfahrungsgemäß ist lei-
der das Gegenteil der Fall. Oft fängt man nicht bei 0 an, sondern
darunter. D. h., die meisten Kinder und Jugendlichen haben wahr-
scheinlich noch nie ein Schnitzmesser in der Hand gehabt. Das
führt immer sehr schnell zu Ermüdungserscheinungen im Handge-
lenk, zu Blasenbildung an der Handfläche und kleineren Schnitt-
verletzungen.

                                                                     34
Vorbereitungen
Die Eltern sollten im Vorfeld informiert bzw. um Erlaubnis gebeten
werden, dass ihre Kinder schnitzen dürfen. Es ist vorsichtshalber
darauf hinzuweisen, dass neben dem Verletzungsrisiko auch die Ge-
fahr besteht, dass die Kleidung verschleißt. Es kommt immer mal vor,
dass sich ein Kind in den Pullover schnippelt.
Ganz wichtig ist natürlich die Pflege der Schneidewerkzeuge. Nor-
malerweis muss vor jedem Einsatz geprüft werden, ob die Klingen
noch scharf sind. Entweder zum Schleifer bringen, oder – besser und
billiger – selber schleifen!!!!

Durchführung

Arbeitschritte
1. Mit Beil und Holzhammer geeignete Rohlinge spalten: immer zur
Mitte hin, senkrecht zum Jahresring
2. Mit dem Bleistift werden die Umrisse des Löffels auf die Spaltlinge
gezeichnet.
3. Mit Messer, Raspel, Feile, Beil wird die Form herausgearbeitet
4. Feinarbeit mit Messer.
5. Laffe (Löffelmulde) mit dem Schalenmesser einarbeiten, quer zur
Maserung. Das Schalenmesser muss sehr scharf sein.
6. Auf Wunsch schleifen, aber erst nach dem Trocknen.

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Draufsicht

                                                              Seitenansicht

                         Stiel - Draufsicht                            Laffe

                       Seitenansicht

Sicherheit
Beim Thema nach der richtigen Körperhaltung beim Schnitzen gehen
die Meinungen auseinander. Stehen oder Sitzen? Stehen ist besser,
meint der Autor. Da kann man sich nicht in die Beine schneiden. Das
passiert nämlich gern, wenn Kinder im Sitzen schnitzen. Natürlich
muss man am Ort bleiben, wenn man im Stehen schnitzt, d. h. Lau-
fen ist dann verboten.

Beim Axten ist dringend auf eine gute Unterlage, bestenfalls einen
Hackstock, zu achten. Wenn Kinder das überhauprt dürfen, so nur
unter Aufsicht eines Erwachsenen. Mit der nicht dominanten Hand
wird das Werkstück so weit oben wie möglich gehalten, mit der werk-
zeugführenden Hand wird die Axt nur so weit geführt, damit sie unter
der Haltehand bleibt. Richtige Beinstellung beachten, dass Fehl-
schläge nicht ins Bein gehen. Jeder Schlag hat eine Kraftrichtung,
die quasi durch das Werkstück hindurchführt – diese Kraftrichtung
darf von nichts verstellt sein (Bein, Mensch, Gegenstand etc.)

                                                                               36
Bildmaterial

Aushöhlen der Laffe quer zur Maserung

So bitte NICHT schnitzen, Verletzungsgefahr für das Bein!
Besser ist es, wenn die Kinder im Stehen schnitzen. Dabei dürfen sie
natürlich nicht herumlaufen.

                                                                       37
Löffel in halbfertigem Zustand. Meistens bleiben die Löffel halbfertig,
denn die Zeit ist knapp. Der Pädagoge sollte sich darüber im Kla-
ren sein, ob er den Kindern beim Schnitzen helfen will (=sehr viel
Arbeit!!) oder ob er damit leben kann, die Kinder mit halbfertigen
Objekten nach Hause zu entlassen.

Variante eines geraden Löffels

                                                                          38
Schnitzen
             Schwirrholz

        Inhalt      Seite

   Zielgruppe         40
        Dauer         40
           Ort        40

     Material         40
    Werkzeug          40

   Lerninhalte        40
Lehrplanbezug         41
 Vorkenntnisse        41

  Vorbereitung        41
 Durchführung         42
    Sicherheit        43

                            39
Zielgruppe
Kinder ab 5 Jahren, Kindergeburtstage, Aktionstage, Gruppengröße
max. 10 Teilnehmer, Größere Gruppen können auch geteilt werden.

Dauer   1,5 Stunden

Ort Dieses Angebot kann in Räumen oder im Freien durchgeführt
werden. Falls es drinnen stattfindet: bitte nicht den Aufwand für das
anschließende Saubermachen vergessen. Die kleinen Schnitzspän-
chen liegen überall herum.

Material
Holz, vorzugsweise frisch geschnittene Weidenäste, trocken kann
man Linde sehr gut verarbeiten. Dünne, aber stabile Schnur. WICH-
TIG: Pflaster, Kompressen, Desinfektionsmittel! Telefon zur Hand!

Werkzeug
Säge, Haltevorrichtung (Schraubzwinge oder -stock), gerade
Schnitzmesser, gekrümmte Schnitzmesser, Schnitzbeil, Hackstock,
Raspeln und Feilen, Holzhammer, Bleistifte, Schleifpapier, Besen,
Müllbeutel

Lerninhalte
Holzschnitzen bei den Germanen
Die Einrichtung eines Hauses bestand zur Germanenzeit üblicherwei-
se aus Holz: Stuhl oder Hocker, Bett und Tisch. Wäsche und andere
Haushaltsgegenstände wurden in Truhen verwahrt. Hobel, Messer,
Beitel, Feilen und Äxte waren die wichtigsten Holzbearbeitungswerk-
zeuge. Während alltägliche Dinge von den Bewohnern selbst ange-
fertigt wurden, gab es auch Spezialisten, die gedrechselte Tischbeine
oder Holzeimer und Fässer herstellten.

Über die Zeiten hinweg – Steinzeit, Kupferzeit, Bronzezeit, Eisenzeit,
Mittelalter, Neuzeit – bildete Holz den bei weitem verbreitetsten und
wichtigsten Werkstoff, und das gilt global. Sämtliche Alltagsdinge –
Stiele, Schalen, Körbe, Griffe, Möbel, Feuermaterial usw. – waren
aus Holz und konnten bei Verlust unproblematisch wieder neu be-
schafft bzw. angefertigt werden. Holz ist als DAS Universalmaterial
der Vergangenheit anzusehen, und wurde vielleicht erst in unserer
Gegenwart durch Kunststoffe ersetzt.

                                                                         40
Da Holz ein organisches Material darstellt, sind ältere Funde eher
selten. Aus germanischer Zeit sind im Landesmuseum Schleswig-
Holstein, im Schloss Gottorf, Pfeile, Griffe, Bögen, Schilde, Schiffe,
Stiele, Truhen u. a. zu sehen. Darüber hinaus gibt es in Feddersen
Wierde wunderbare Holzmöbel zu sehen, wie den Thron von der
Marsch, einen Tisch mit gedrechselten Beinen, Spielfiguren u. a. Im
Wikingermuseum Haithabu ist unter der Rubrik Holzbearbeitung zu
lesen, dass quasi jeder Germane (oder Wikinger) zum Schnitzen in
der Lage war, ja sein musste, um sich mit dem nötigen hölzernen
Hausrat zu versorgen bzw. diesen ständig zu erneuern, zu erweitern
oder zu reparieren.

Die Auffassung, dass das Schnitzen tatsächlich Allgemeingut war,
kann nicht ganz geteilt werden. Schnitzen war zu jeder Zeit schwie-
rig, auch damals. Sicher wird auch nicht jeder in der Lage gewesen
sein, sein Messer so scharf zu halten, dass es zum Schnitzen taugt.
Da muss man schon etwas differenzieren.

Durch dieses Angebot nähern sich die Kinder einem anspruchvollen
und schwierigen Handwerk. Holzbearbeitung ist IMMER schwierig,
und im Zusammenspiel mit Materialbeschaffung, Werkzeugbereitstel-
lung und Oberflächengestaltung handelt es sich um ein insgesamt
sehr komplexes handwerkliches System.

Lehrplanbezug
Sach- und Werkunterricht in der Grundschule, Technik und Computer
oder Kunst in der Mittelschule oder am Gymnasium.

Vorkenntnisse
Günstig wäre es natürlich, wenn die Schüler bereits über Erfahrun-
gen in Holzbearbeitung verfügten. Erfahrungsgemäß ist leider das
Gegenteil der Fall. Oft fängt man nicht bei 0 an, sondern darunter. D.
h., die meisten Kinder und Jugendlichen haben wahrscheinlich noch
nie ein Schnitzmesser in der Hand gehabt. Das führt immer sehr
schnell zu Ermüdungserscheinungen im Handgelenk, zu Blasenbil-
dung an der Handfläche und kleineren Schnittverletzungen.

Vorbereitungen
Die Eltern sollten im Vorfeld informiert bzw. um Erlaubnis gebeten
werden, dass ihre Kinder schnitzen dürfen. Es ist vorsichtshalber
darauf hinzuweisen, dass neben dem Verletzungsrisiko auch die Ge-
fahr besteht, dass die Kleidung verschleißt. Es kommt immer mal vor,
dass sich ein Kind in den Pullover schneidet.

                                                                         41
Ganz wichtig ist natürlich die Pflege der Schneidewerkzeuge. Nor-
malerweis muss vor jedem Einsatz geprüft werden, ob die Klingen
noch scharf sind. Entweder zum Schleifer bringen, oder – besser und
billiger – selber schleifen!!!!

Durchführung
Einführung zum Thema Germanisches Holzhandwerk. Hinweisen,
dass die Anfertigung germanischer Schwirrhölzer rein spekulativ ist,
denn es wurden bisher keine gefunden. Allerdings lassen archäolo-
gische Funde aus der Steinzeit und ethnographische Vergleiche den
Schluss zu, dass das Schwirrholz als einfaches Spielgerät den ger-
manischen Kindern nicht fremd war. Trotzdem: spekulativ.

Arbeitschritte
1. Mit Beil und Holzhammer geeigneten Rohling spalten

2. Mit dem Bleistift die Umrisse auf die Spaltlinge zeichnen.
3. Mit Messer, Raspel, Feile, Beil Form herausarbeiten

                                       15 - 20 cm

Querschnitt:

                                                                       42
4. Mit Sandpapier, Feilen, Messer den Querschnitt herausarbeiten.
5. Bohrung anbringen, ca. 3 mm Durchmesser.
6. (Trockenes) Schwirrholz mit Schleifpapier glätten.
7. Schnur doppelt einbinden, ca. Armlänge des Kindes.
8. Schnur am Ende festhalten, Schwirrholz etwas eindrehen, loslas-
sen, rotieren. Es sollte das typische Brummgeräusch zu hören sein.

WICHTIG: Auf exakte Symmetrie achten. Auch das Bohrloch muss
wirklich in der Mitte sein. Sonst kommt der Rotationskörper (=Kreisel)
nur schwer oder gar nicht in Bewegung.

Auch ist das Gewicht der Schwirrhölzer nicht zu unterschätzen.
Gerade bei leichten Hölzern müssten die Abmessungen vergrößert
werden, damit genug Masse zum Schleudern vorhanden ist. Auspro-
bieren!

Sicherheit
Beim Thema nach der richtigen Körperhaltung beim Schnitzen gehen
die Meinugnen auseinander. Stehen oder Sitzen? Stehen ist besser,
meint der Autor. Da kann man sich nicht in die Beine schneiden. Das
passiert nämlich gern, wenn Kinder im Sitzen schnitzen. Natürlich
muss man am Ort bleiben, wenn man im Stehen schnitzt, d. h. Lau-
fen ist dann verboten.

Beim Axten ist dringend auf eine gute Unterlage, bestenfalls einen
Hackstock, zu achten. Wenn Kinder das überhauprt dürfen, so nur
unter Aufsicht eines Erwachsenen. Mit der nicht dominanten Hand
wird das Werkstück so weit oben wie möglich gehalten, mit der werk-
zeugführenden Hand wird die Axt nur so weit geführt, dass sie unter
der Haltehand bleibt. Richtige Beinstellung beachten, dass Fehl-
schläge nicht ins Bein gehen. Jeder Schlag hat eine Kraftrichtung,
die quasi durch das Werkstück hindurchführt – diese Kraftrichtung
darf von nichts verstellt sein (Bein, Mensch, Gegenstand etc.)

                                                                         43
Schnitzen
Sitzschemel aus Grünholz

           Inhalt   Seite

      Zielgruppe      45
           Dauer      45
              Ort     45

        Material      45
       Werkzeug       45

      Lerninhalte     45
   Lehrplanbezug      46
    Vorkenntnisse     46

     Vorbereitung     47
    Durchführung      47
       Sicherheit     48

     Bildmaterial     49

                            44
Zielgruppe
ab 7. Klasse, Erwachsene
max. 8 Teilnehmer pro Anleiter (Gesamtzahl ist abhängig von verfüg-
barem Material, Werkzeug und Räumlichkeiten)

Dauer   ca. 2 – 3 Stunden

Ort Dieses Angebot muss im Freien durchgeführt werden. Das
Arbeiten mit der Axt verursacht viel Lärm und grobe Späne.

Experimentierfeld am Miltitzer Steinbruch, Museumshof

Material
Pro Schemel
1 Stammabschnitt von 12 – 20 cm Durchmesser und 30 cm Länge
4 Holzstaken / Äste, min. 40 cm lang und am dünneren Ende min.
3 cm im Durchmesser
ggf. kürzere Abschnitte der Äste zum Fertigen von Holzkeilen

Werkzeug
Säge, Scharfes Beil (Tischlerbeil / Bildhauerbeil), Handbohrer mit min-
destens 30 mm Durchmesser (bei größerem Durchmesser werden
entsprechend dickere Hölzer für die Beine benötigt), Schnitzmesser,
evtl. Schnitzbank und Zugmesser, Stemmeisen, Holzhammer

Lerninhalte
Wie in allen vorindustriellen Kulturen wurden auch bei den Germa-
nen viele Gebrauchsgegenstände selbst gefertigt. Teile von Möbeln
sind in seltenen Fällen archäologisch belegt, unter anderem Sitz-
möbel wie einfache Hocker oder Schemel. Die Herstellung derarti-
ger Möbel mit Hilfe der damals bekannten Handwerkzeuge ist eine
interessante Aufgabe im Rahmen praktischer Geschichtsvermitt-
lung.

Arbeit mit den elementaren vorindustriellen Holzbearbeitungs-
werkzeugen, vollständiger Herstellungsprozess vom Rohstoff zum
Fertigprodukt, Einblicke in die materielle Kultur der vorindustriellen,
bäuerlichen Germanenkultur.

Die Einrichtung eines Hauses bestand zur Germanenzeit üblicher-
weise aus Holz: Stuhl oder Hocker, Bett und Tisch. Wäsche und

                                                                          45
andere Haushaltsgegenstände wurden in Truhen verwahrt. Hobel,
Messer, Beitel, Feilen und Äxte waren die wichtigsten Holzbearbei-
tungswerkzeuge. Während alltägliche Dinge von den Bewohnern
selbst angefertigt wurden, gab es auch Spezialisten, die gedrech-
selte Tischbeine oder Holzeimer und Fässer herstellten.

Über die Zeiten hinweg – Steinzeit, Kupferzeit, Bronzezeit, Eisen-
zeit, Mittelalter, Neuzeit – bildete Holz den bei weitem verbreitetsten
und wichtigsten Werkstoff, und das gilt global. Die Überzahl der
Alltagsdinge – Stiele, Schalen, Körbe, Griffe, Möbel, Feuermaterial
usw. – waren aus Holz und konnten bei Verlust unproblematisch
wieder neu beschafft bzw. angefertigt werden. Holz ist als DAS Uni-
versalmaterial der Vergangenheit anzusehen, und wurde vielleicht
erst in unserer Gegenwart durch Kunststoffe ersetzt.

Da Holz ein organisches Material darstellt, sind ältere Funde eher
selten. Aus germanischer Zeit sind im Landesmuseum Schleswig-
Holstein, im Schloss Gottorf, Pfeile, Griffe, Bögen, Schilde, Schiffe,
Stiele, Truhen u. a. zu sehen. Darüber hinaus gibt es in Feddersen
Wierde wunderbare Holzmöbel zu sehen, wie den Thron von der
Marsch, einen Tisch mit gedrechselten Beinen, Spielfiguren u. a. Im
Wikingermuseum Haithabu ist unter der Rubrik Holzbearbeitung zu
lesen, dass quasi jeder Germane (oder Wikinger) zum Schnitzen in
der Lage war, ja sein musste, um sich mit dem nötigen hölzernen
Hausrat zu versorgen bzw. diesen ständig zu erneuern, zu erwei-
tern oder zu reparieren.

Lehrplanbezug
Werk- und Sachunterricht in der Grundschule, Technik und Compu-
ter oder Kunst in Mittelschule oder am Gymnasium.

Vorkenntnisse
Günstig wäre es natürlich, wenn die Schüler bereits über Erfahrun-
gen in Holzbearbeitung verfügten. Erfahrungsgemäß ist leider das
Gegenteil der Fall. Oft fängt man nicht bei 0 an, sondern darunter.
D. h., die meisten Kinder und Jugendlichen haben wahrscheinlich
noch nie ein Schnitzmesser in der Hand gehabt. Das führt immer
sehr schnell zu Ermüdungserscheinungen im Handgelenk, zu Bla-
senbildung an der Handfläche und kleineren Schnittverletzungen.

Der Anleiter sollte sichere Kenntnisse der Holzbearbeitung haben
und den souveränen Umgang mit den oben aufgeführten Werkzeu-
gen vermitteln können. Es ist unbedingt notwendig, die Teilnehmer
in die richtige Handhabung der Werkzeuge einzuweisen, um ein
sicheres Arbeiten zu gewährleisten.

                                                                          46
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