KINDER-JUGEND- PROGRAMM OBERPFALZ
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Kinder- und Jugendprogramm für die Oberpfalz neufassung 2016 vorbemerkung Die Mitglieder der Arbeitsgruppe, v.l.n.r.: Im Jahr 1995 wurde erstmals ein gemeinsames Kinder- Patrick Skrowny (stellv. Vorsitzender des Bezirksjugendrings Oberpfalz), Karl Bierl (Geschäftsführer des Bezirksjugendrings Oberpfalz), und Jugendprogramm von Bezirksjugendring und Bezirk Martin Merkl (Bezirksjugendringvorstand), Thomas Schieder(Leiter des Kreisjugendamts Amberg-Sulzbach), Oberpfalz vorgestellt. Überarbeitete Fortschreibungen Oliver Schmidt (Sprecher der kommunalen Jugendarbeit in der Oberpfalz), Richard Gaßner (Bezirksrat, Fraktionsvorsitzender), Tobias Späth (stellv. Leiter der Jugendbildungsstätte Waldmünchen), Alexandra Lins (Medienfachberatung für den Bezirk Oberpfalz), folgten in den Jahren 2000 und 2008. Die vorliegende Thomas Gabler (Bezirksrat, Kulturreferent des Bezirks Oberpfalz), Lisa Praßer (Vorsitzende des Bezirksjugendrings Oberpfalz) Fortschreibung wurde erstellt von einer Arbeitsgruppe, die in mehreren Sitzungen in enger Kooperation mit der Geschäftsstelle des Bezirksjugendrings einen Textent- wurf erarbeitete. Für Textvorlagen zu einzelnen Ab- schnitten dankt die Arbeitsgruppe den Autoren/-innen: Günter Bonack (Bezirk Oberpfalz, Pressestelle) Dr. Heribert Fleischmann (medbo – Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz) Dr. Stephanie Kandsperger (medbo – Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz) Philipp Seitz (Bezirksjugendring-Vorstand) Die Neufassung 2016 des Kinder- und Jugendpro- Arno Speiser (Regionale Beratungsstelle gegen gramms wurde vom Bezirksjugendring-Ausschuss Rechtsextremismus) Oberpfalz am 23.04.2016 einstimmig beschlossen Ursula Wohlfeld (Bezirk Oberpfalz, Referat und vom Kulturausschuss des Bezirks Oberpfalz am Heimatpflege, Kultur und Bildung) 05.07.2016 einstimmig zur Kenntnis genommen. KINDER- UND JUGENDPROGRAMM FÜR DIE OBERPFALZ | 1
VORWORTE Endlich ist es soweit, Sie halten die neu überarbeitete, entwickelt und diskutiert. vierte Fassung des 1995 erstmals veröffentlichten Kin- Mein herzlicher Dank gilt der- und Jugendprogramms für die Oberpfalz in Ihren allen, die zur Erstellung Händen. und Ausarbeitung der Diese neu bearbeitete, vierte Ausgabe des Kinder-und Regensburg werden 2030 Alle Kapitel wurden komplett überarbeitet und auf den vorliegenden Neuauflage Jugendprogramms für die Oberpfalz offenbart, wie in- deutlich weniger junge neuesten Stand gebracht. Viele Themen wurden neu kon- beigetragen haben. tensiv die in diesem Bereich hauptberuflich oder ehren- Menschen leben als heut- zipiert und sehr viel ausführlicher behandelt als in der Aus vielfältigen Diskus- amtlich engagierten Menschen mit offenen Ohren und zutage. bisherigen dritten Fassung, beispielsweise die Abschnitte sionen sind Positionen klarem Blick die Chancen und Probleme junger Men- Den Machern dieser Neu- zu Partizipation, Migration und Integration, Inklusion und entstanden, die dem Be- schen in der Oberpfalz wahrnehmen. auflage kommt das Ver- Suchtprävention, was veränderten wichtigen Themen- zirksjugendring und dem Themen, die jungen Menschen auf den Nägeln bren- dienst zu, dass sie neben feldern der Gesellschaft und der Lebenswelt von Kindern Bezirkstag grundlegend nen, sind immer auch ein Spiegelbild von Entwicklun- einer Bestandsaufnahme und Jugendlichen Rechnung trägt. und Richtung weisend gen in der Gesellschaft. Dominierten laut Shell-Studie auch die Herausforde- Auch Gliederung und Aufbau des Programms wurden erscheinen. Es ist klar, dass Jugendarbeit in all ihren Fa- 2006 bei jungen Menschen noch Sorgen und Ängste rungen für die Zukunft verändert. Zudem werden neue Arbeitsfelder des Bezirks- cetten nur geleistet werden kann, wenn die dafür erfor- um die eigenen Bildungs- und Arbeitsmarktchancen, so der Jugendarbeit in der jugendrings dargestellt, beispielsweise der Jugendkultur- derlichen öffentlichen Mittel bereitgestellt werden. Der sehen die Autoren der aktuellen Studie heute eine „Ge- Oberpfalz klar benennen. service und die Regionalkoordination des Projekts „Schule Bezirkstag der Oberpfalz hat sich für die Belange der neration im Aufbruch“: Die Mehrheit der jungen Men- Die Verantwortlichen und aktiven Gestalter im Bezirks- ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Jugendarbeit auf Bezirksebene stets aufgeschlossen ge- schen blicke optimistisch in die Zukunft, immer mehr jugendring und in den Jugendverbänden und -gruppen Das Kinder- und Jugendprogramm für die Oberpfalz soll zeigt, wofür mein herzlicher Dank allen Entscheidungs- Jugendliche bezeichnen sich als politisch interessiert werden darauf Antworten finden und diese umsetzen, sowohl eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustands sein als trägern gilt. und aktiv, allerdings außerhalb der traditionell gewach- davon bin ich überzeugt. Der Bezirk Oberpfalz wird sich, auch neue Anregungen und Impulse für die (zukünftige) Ich bin sicher, dass auch die Umsetzung der Ziele des senen Strukturen von Verbänden und Parteien. Bevor- wie in den letzten Jahrzehnten, an dem gemeinsamen Praxis bieten. Es soll den Aktiven der Jugendarbeit, den vorliegenden Kinder- und Jugendprogramms in partner- zugt würden sich junge Menschen projektbezogen für Gespräch beteiligen und Entscheidungen im Rahmen politisch Verantwortlichen in der Kommunalpolitik und schaftlichem Miteinander von Bezirksjugendring und soziale Themen engagieren. Diese Einstellung zeigt sich seiner Möglichkeiten finanziell unterstützen. allen weiteren Interessierten einen Überblick über Struk- Bezirkstag erfolgen wird. auch beim Thema Migration und Integration, das in der Mein Dank geht an alle Mitstreiter, die sich aktiv einge- tur und Themen der Jugendarbeit bieten und zur Diskus- Oberpfälzer Jugendarbeit deutlich an Bedeutung ge- bracht haben bei der inhaltlichen Neufassung dieses sion der Inhalte und Positionen anregen. wonnen hat. Zahlreiche Jugendverbände schaffen hier Kinder- und Jugendprogramms für die Oberpfalz. Die Schwerpunkte und Perspektiven des vorliegenden bereits vorbildliche Angebote, um junge Menschen mit Kinder- und Jugendprogramms wurden in einer Arbeits- Lisa Praßer Migrationshintergrund und minderjährige Flüchtlinge gruppe, in der auch Vertreter des Bezirkstags mitwirkten, Vorsitzende des Bezirksjugendrings Oberpfalz in unser Gemeinwesen zu integrieren. Völlig neue Herausforderungen kommen auf die Ju- Franz Löffler gendarbeit durch den demoskopischen Wandel zu – in Bezirkstagspräsident der Oberpfalz allen Regionen in der Oberpfalz außer im Ballungsraum KINDER- UND JUGENDPROGRAMM FÜR DIE OBERPFALZ | VORWORTE | 3 2
INHALT 3 Strukturen und Selbstverständnis von Jugendarbeit 3.1 Jugendverbände 50 3.2 Jugendringe 52 3.3 Kommunale Jugendarbeit 54 0 Vorworte 3.4 Jugendarbeit in den kreisangehörigen Gemeinden 56 3.5 Offene Kinder- und Jugendarbeit 58 1 Die Situation junger Menschen heute 3.6 Prinzipien der Jugendarbeit 59 1.1 Eine pragmatische Generation im Aufbruch 8 1.2 Demographische Daten und Perspektiven 11 4 Der Bezirksjugendring Oberpfalz 64 2 Arbeitsfelder und Perspektiven 5 Die Jugendbildungsstätte Waldmünchen 70 2.1 Medienpädagogik 16 6 Überörtliche Einrichtungen der Jugendarbeit 74 2.2 Jugendkulturarbeit 19 2.3 Partizipation von Kindern und Jugendlichen 22 7 Förderung der Jugendarbeit durch den Bezirk Oberpfalz 82 2.4 Ökologie und Nachhaltigkeit 26 8 Rechtsgrundlagen 86 2.5 Migration und Integration 28 2.6 Ehrenamtlichkeit und Fachlichkeit 31 Anmerkungen und Quellenangaben 89 2.7 Jugendarbeit und Schule 34 Anhang 2.8 Inklusion 37 Jugendverbände in der Oberpfalz 91 2.9 Rechtsextremismus 39 Stadt- und Kreisjugendringe 92 2.10 Internationale Begegnung 41 Kommunale Jugendarbeit 93 2.11 Arbeit und Ausbildung 42 Kirchliche Jugendstellen 93 2.12 Gesundheit und Suchtprävention 44 Weitere Adressen 94 Bildnachweise 95 KINDER- UND JUGENDPROGRAMM FÜR DIE OBERPFALZ | INHALT | 5 4
DIE SITUATION JUNGER MENSCHEN HEUTE 1.1 Eine pragmatische Generation im Aufbruch 1.2 Demographische Daten und Perspektiven DIE sITUATION JUNGER MENscHEN | 7 2 MEDIENPÄDAGOGIK 6
ten Herkunftsschichten häufiger an, sie seien politisch interessiert.6 1.1 Mit dem politischen Interesse ist die Bereitschaft zur Beteiligung an politischen Aktivitäten verbunden. Die etablierten Parteien profitieren davon jedoch nicht, denn die Politikverdrossenheit bleibt weiter hoch. EINE PRAGMATISCHE GENERATION Jugendliche bringen den Parteien wenig Vertrauen entgegen, genauso wie großen Unternehmen, Kirchen und Banken. Das größte Vertrau- IM AUFBRUCH en genießen Polizei, Gerichte sowie Menschenrechts- und Umwelt- schutzgruppen.7 Politische Teilhabe Seit vielen Jahren schon bieten die Shell Jugendstudien gene Zukunft, ein Drittel bewertet sie gemischt „mal so, 56 % der Jugendlichen haben sich schon einmal an einer oder meh- einen fundierten Einblick in Lebenssituation, Herausfor- mal so“, und nur 3 Prozent erwarten eine eher düstere reren politischen Aktivitäten beteiligt. An der Spitze stehen dabei der derungen, Verhaltensweisen und Einstellungen junger Zukunft. Von dieser steigenden Zuversicht profitieren Boykott von Waren aus politischen Gründen und das Unterzeichnen Menschen in Deutschland. Im Herbst 2015 wurde die Jugendliche aus der sozial schwächsten Schicht aller- von Petitionen. Online-Petitionen sind beliebter als Unterschriftenlis- 17. Shell Jugendstudie veröffentlicht.1 Sie stützt sich dings erneut nicht. Schon in der vergangenen Jugend- ten. Jeder Vierte hat bereits an einer Demonstration teilgenommen, auf eine repräsentativ zusammengesetzte Stichprobe studie äußerte sich nur jeder Dritte von ihnen zuver- und jeder zehnte engagiert sich in einer Bürgerinitiative. Lediglich 4% von 2.558 Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren aus sichtlich hinsichtlich der eigenen Zukunft. Die oberen der Befragten haben sich schon einmal in einer politischen Gruppe den alten und neuen Bundesländern, die im Zeitraum sozialen Schichten zeichnen sich hingegen durch einen oder Partei engagiert.8 von Anfang Januar bis Mitte März 2015 befragt wurden. wachsenden Optimismus aus.3 Im Folgenden sind einige zentrale Ergebnisse skizziert. Mehr Angst vor Fremdenhass als vor Zuwanderung Erstmals beurteilt auch eine Mehrheit der Jugendlichen die gesellschaftliche Zukunft optimistisch. In den letz- Nur 29 Prozent der Jugendlichen fürchten sich vor Zuwanderung, Um es in einem Schlagwort plakativ zusammenzufas- ten Jahrzehnten war die Zukunft der Gesellschaft von aber fast die Hälfte hat Angst vor Ausländerfeindlichkeit.9 Jugendliche sen könne die junge Generation in Deutschland 2015 als den Jugendlichen eher negativ bewertet worden. Aber sind im Schnitt offener gegenüber der Zuwanderung geworden. 2002 „Generation im Aufbruch“ charakterisiert werden. Einer- auch bei dieser Zukunftsbewertung spielt die soziale plädierten 48 % der Jugendlichen, 2006 sogar 58 Prozent, dafür, die seits stehen Jugendliche den Anforderungen, die Alltag, Herkunft eine starke Rolle. Jugendliche aus den oberen Zuwanderung nach Deutschland zu verringern. 2015 unterstützen nur Beruf und Gesellschaft mit sich bringen, pragmatisch Schichten sind zuversichtlicher als Jugendliche aus den noch 37 Prozent der Jugendlichen diese Aussage.10 gegenüber. Gleichzeitig folgen sie bei ihrer Zukunftsori- unteren Schichten.4 entierung aber auch eher idealistischen Vorstellungen. Wie gestalten Jugendliche ihre Freizeit? Sie interessieren sich wieder mehr für gesellschaftspo- STEIGENDES INTERESSE AN POLITIK – NICHT ABER Bei den Freizeitaktivitäten hat das Internet in den letzten Jahren deut- litische Themen und wollen sich verstärkt in soziale Ge- AN PARTEIEN lich an Bedeutung gewonnen. Insgesamt sind es mehr als zwei Drittel staltungsprozesse einbringen.2 Immer mehr Jugendliche zeigen politisches Interesse. der Befragten, die internetbezogene Aktivitäten als häufigste Freizeit- Im Vergleich zu nur 30 Prozent im Jahr 2002 bezeichnen gestaltung bezeichnen. Geselligkeit, Kontakte knüpfen, sich mit ande- OPTIMISTISCHER BLICK IN DIE ZUKUNFT sich 2015 rund 41 Prozent der Jugendlichen als „politisch ren Leuten treffen etc. bleibt dennoch ein zentrales Motiv. Klassische Der Optimismus der Jugendlichen in Deutschland ist interessiert“.5 Generell geben ältere Jugendliche, männ- Mediennutzung (Fernsehen, Musik) ist hingegen eher rückläufig.11 ungebrochen. 61 Prozent blicken optimistisch in die ei- liche Jugendliche und Jugendliche aus höher gebilde- DIE SITUATION JUNGER MENSCHEN | EINE PRAGMATISCHE GENERATION IM AUFBRUCH | 9 2 MEDIENPÄDAGOGIK 8
Freizeittypen 1.2 Wofür Jugendliche das Internet nutzen Beim alltäglichen Internet-Nutzungsverhalten unter- Die Shellstudie 2015 unterscheidet vier Typen der Freizeit- DEMOGRAFISCHE DATEN UND scheidet die Shell Studie drei große Bereiche: Unterhal- gestaltung. In der Gruppe der „kreativen Freizeitelite“ (19 tung, Information und interaktiver Austausch.15 Prozent aller Jugendlichen) sind Jugendliche aus der oberen Im ersten Bereich finden sich Aktivitäten wie „Videos, Fil- Schicht häufiger anzutreffen. Jüngere, und hier vor allem männliche Jugendliche, sind dagegen vermehrt unter den „Medienfreaks“ (27 Prozent) zu finden. Für diese stehen me, Fernsehen“, „Musik runterladen oder hören“, „Chats“ sowie „Spiele, Gamen“ und „auf soziale Netzwerke zu- PERSPEKTIVEN greifen“. Computerspiele, Videos und „Rumhängen“ im Vordergrund. Im zweiten Bereich kommen Aktivitäten wie „Nach In- „Gesellige Jugendliche“ (30 Prozent) bilden die größte Grup- Bayern steht vor erheblichen demographischen formationen suchen, die ich gerade brauche“, „Mich in- pe. Für diese eher älteren Jugendlichen aus den mittleren Veränderungen – neben der landesweiten Alterung formieren, was in Politik und Gesellschaft passiert“, „Das Schichten stehen gemeinsame Aktivitäten mit Freunden der Bevölkerung werden die absoluten Bevölkerungs- Netz für Schule, Ausbildung oder Beruf nutzen“ sowie verstärkt auf dem Programm. Eine vierte Gruppe sind die zahlen in Bayern zwar vorerst noch zunehmen, spätes- „E-Mails versenden“ zusammen. „Familienorientierten“ (24 Prozent). Diese vermehrt weibli- tens ab 2023 wird aber mit einer kontinuierlichen Vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren im In- chen Jugendlichen aus den mittleren Schichten unterneh- Bevölkerungsabnahme im Freistaat gerechnet. ternet entstandenen Social Media-Infrastruktur sind im men viel mit der Familie. Auch Fernsehen und Internet sind dritten Bereich des interaktiven Austausches Aktivitäten für sie häufige Freizeitaktivitäten.12 wie „Meinen Blog schreiben“, „Bewertungen zu Produk- Dies ergibt sich aus der regionalisierten Bevölkerungsvor- ten oder Dienstleistungen schreiben“, „Fotos, Videos oder Allgegenwärtiges Internet ausberechnung 2012 – 2032 des Bayerischen Landesamts für Musik ins Internet hochladen“ enthalten. Damit erschlie- Immer länger Online Statistik und Datenverarbeitung.17 ßen sich Jugendliche nicht nur passiv die vorgefundenen Im Jahr 2015 ist die Online-Vollversorgung Wirklichkeit ge- Dabei wird die demographische Entwicklung regional sehr Inhalte, sondern bringen sich aktiv mit eigenen Inhalten worden: 99 Prozent der Jugendlichen haben Zugang zum unterschiedlich ausfallen: Oberbayern kann in den kommen- ein. Auf der Grundlage der unterschiedlichen Nutzungs- Internet. Sie nutzen im Durchschnitt 2,3 Zugangskanäle, wo- den 20 Jahren mit einer deutlichen Bevölkerungszunahme dimensionen entwickeln die Autoren der Shell-Studie bei das Smartphone mit 81 % an der Spitze liegt. Zudem ist rechnen. Die Regierungsbezirke Mittelfranken, Schwaben eine Typologie. Sie unterscheiden fünf Gruppen:16 die junge Generation immer länger im Netz: Durchschnitt- und Niederbayern werden eine stabile Einwohnerentwick- --- Info-Nutzer (eher weiblich, besser gebildet und lung vorweisen können. Weite Teile der Oberpfalz, ausge- lich 18,4 Stunden verbringen die Jugendlichen wöchentlich etwas älter) nommen Stadt und Landkreis Regensburg, und besonders online, 2006 waren es noch weniger als 10 Stunden.13 --- Medienkonsumenten (eher jünger, mehr Jungen die Regierungsbezirke Unterfranken und Oberfranken müs- Kritischer Blick auf Datennutzung als Mädchen) sen sich auf merkliche Bevölkerungsverluste einstellen. Gleichzeitig sind die Jugendlichen über die Problematik der --- Digitale Vielnutzer (eher männlich und besser Datennutzung im Internet informiert und sehen diese auch gebildet) Gravierend betroffen: die nördliche Oberpfalz kritisch. Mehr als vier Fünftel von ihnen glauben, dass große --- Gelegenheitsnutzer (eher jünger, eher niedrige/mitt- Innerhalb der Oberpfalz ist im Landkreis Tirschenreuth Konzerne wie Google und Facebook mit ihren Nutzern und lere Bildung) (-13,0%) der größte Rückgang zu erwarten, eine ebenfalls deren Daten viel Geld verdienen. Obwohl mehr als die Hälfte starke Bevölkerungsabnahme wird für die Landkreise Am- der Jugendlichen angibt, häufig oder sehr häufig Facebook --- Interaktiv orientierte Selbstdarsteller (eher älter berg-Sulzbach (-8,1%) und Neustadt a.d. WN (-7,8%) und für zu nutzen, fällt das Vertrauen in dieses Unternehmen sehr und eher männlich) gering aus.14 DIE SITUATION JUNGER MENSCHEN | DEMOGRAFISCHE DATEN UND PERSPEKTIVEN | 11 2 MEDIENPÄDAGOGIK 10
die Stadt Weiden (-5,7%) prognostiziert. Mit einer deut- --- Wird es den Organisationen der Ju- Hier die genauen Zahlen zur Bevölkerungsprognose (in Tausend) lichen Zunahme können die Stadt Regensburg (+7,1%) gendarbeit gelingen, angesichts des 2012 2032 +/- und der Landkreis Regensburg (+6,0%) rechnen.18 zahlenmäßigen Rückgangs die Struk- Kreisfreie Stadt Amberg 41,6 39,7 -4,4 turen der Jugendarbeit zu erhalten Verschiebung der Altersstruktur und genügend ehrenamtliche Kräfte Kreisfreie Stadt Regensburg 138,3 148,1 7,1 zu gewinnen? Für die Jugendarbeit besonders gravierend ist dabei die Kreisfreie Stadt Weiden i. d. OPf. 41,7 39,3 -5,7 zahlenmäßige Entwicklung innerhalb der Altersgrup- --- Wird sich wegen der Abnahme der Landkreis Amberg-Sulzbach 103,4 95 -8,1 pen. Während die Gesamtbevölkerung der Oberpfalz bis Personen im erwerbsfähigen Alter Landkreis Cham 125,6 120,1 -4,4 2032 lediglich geringfügig um 1,7 % abnimmt, sinkt der ein Fachkräftemangel ergeben bzw. Bevölkerungsanteil der unter 18-Jährigen um 14,2%, bei verstärken? Landkreis Neumarkt i. d. OPf. 127,1 126,7 -0,3 den 65-Jährigen oder Älteren ist dagegen eine Zunahme Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab 95,8 88,4 -7,8 um 46,1% zu erwarten. --- Wird es für ausbildungswillige Be- Landkreis Regensburg 184,3 195,4 6 Dies hat Auswirkungen auf das Durchschnittsalter, das triebe zunehmend schwierig wer- oberpfalzweit von 2012 bis 2032 von 43,3 auf 47,5 stei- den, Lehrstellen zu besetzen? Bereits Landkreis Schwandorf 142,9 139,6 -2,4 gen wird. Auch hier gibt es eine regionale Differenzie- jetzt zeigt sich eine solche Tendenz Landkreis Tirschenreuth 73,9 64,3 -13 rung. Das höchste Durchschnittsalter in der Oberpfalz im Bereich des Handwerks. Regierungsbezirk Oberpfalz 1074,7 1056,7 -1,7 im Jahr 2032 ist für den Landkreis Tirschenreuth (49,6 --- Kann der Zuzug von jungen Flücht- Jahre) und die nördliche Oberpfalz, ein weniger hohes lingen die Verschiebung innerhalb Durchschnittsalter für Stadt Regensburg (44,1 Jahre) Entwicklung des Durchschnittsalters: der Altersgruppen abmildern und und Landkreis Regensburg (47,1 Jahre) zu erwarten. dem Mangel an Auszubildenden und 2012 2032 an Fachkräften entgegenwirken? Welche politischen Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Entwicklung des Kreisfreie Stadt Amberg 45 48,3 Rahmenbedingungen müssten dazu gegeben sein j unger Menschen fördern und es ihnen ermöglichen, Durchschnittsalters: Betrachtet man den sogenann- bzw. geschaffen werden? die Welt in der sie leben und in der sie einen stetig klei- Kreisfreie Stadt Regensburg 41,7 44,1 ten Jugendquotienten (die Anzahl der 0 – 19-Jährigen ner werdenden Bevölkerungsanteil bilden, aktiv und Kreisfreie Stadt Weiden i. d. OPf. 45 48,5 je 100 Personen im Alter von 20 – 64 Jahren), so ist bis --- Kann die Änderung der Altersstruktur zu einer sozial ihren Lebenswirklichkeiten entsprechend noch stärker 2032 lediglich in der Stadt Regensburg eine Steigerung politischen Gewichtsverschiebung zu Lasten der Landkreis Amberg-Sulzbach 43,8 48,8 mitzugestalten. Besondere Beachtung sollen dabei in- von 24,4 auf 26,7 vorausberechnet, überall sonst in der Jugend führen, da die Senioren als Wählerpotenzial Landkreis Cham 43,8 48,6 novative Ansätze finden, die den aktuellen Lebens- und Oberpfalz sinkt der Jugendquotient. an Bedeutung gewinnen? Sozialräumen junger Menschen gerecht werden und Landkreis Neumarkt i. d. OPf. 42,6 47,7 die geeignete Instrumente zur Partizipation, auch in ei- Konsequenzen für Politik und BJR-Fachprogramm „Demografie und Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab 43,4 48,4 ner fortschreitend digitalisierten Welt, berücksichtigen. Jugendarbeit? Partizipation“ Landkreis Regensburg 42,7 47,1 Die aktive Mitwirkungskultur soll gestärkt und junge Zur Frage, welche Konsequenzen sich aus der demogra- Beim Bayerischen Jugendring ist ein Fachprogramm Menschen durch das Erfahren und das Gestalten realer Landkreis Schwandorf 43,7 47,9 fischen Perspektive für die Jugendarbeit und Jugendpo- „Demografie und Partizipation“ in Planung. Damit Einflussmöglichkeiten über das bestehende Maß hin- Landkreis Tirschenreuth 44,8 49,6 litik ergeben, existieren wohl mehr Fragen als Antwor- möchte der Bayerische Jugendring die Partizipation aus handlungsermächtigt werden.19 ten: Regierungsbezirk Oberpfalz 43,3 47,5 DIE SITUATION JUNGER MENSCHEN | DEMOGRAFISCHE DATEN UND PERSPEKTIVEN | 13 2 MEDIENPÄDAGOGIK 12
ARBEITSFELDER UND PERSPEKTIVEN 2.1 Medienpädagogik 2.2 Jugendkulturarbeit 2.3 Partizipation von Kindern und Jugendlichen 2.4 ökologie und Nachhaltigkeit 2.5 Migration und Integration 2.6 Ehrenamtlichkeit und Fachlichkeit 2.7 Jugendarbeit und schule 2.8 Inklusion 2.9 Rechtsextremismus 2.10 Internationale Begegnung 2.11 Arbeit und Ausbildung 2.12 Gesundheit und suchtprävention ARBEITsFELDER UND PERsPEKTIVEN | 15 14
2.1 MEDIENPÄDAGOGIK Medienpädagogik beschäftigt sich mit allen pädagogisch ist durch Mobilität und ständige Verfügbarkeit geprägt. relevanten Aspekten und Themen der Medien und hat die Heranwachsende informieren sich im Netz, kommuni- Förderung von Medienkompetenz zum Ziel. zieren in Instant Messengern, posten und liken in sozia- Aufgrund der enormen Bedeutung von Medien in allen len Netzwerken, spielen Games und kommentieren die Lebensbereichen von Heranwachsenden zählen medien- Videos ihrer Stars in Videoportalen. pädagogische Angebote unumstritten zu den Angeboten Die Entwicklungsgeschwindigkeit neuer medialer Platt- der Jugendarbeit. Dabei gilt es nicht nur, den Blick auf formen im Internet und daraus resultierender Verhal- Heranwachsende zu lenken, sondern auch Mitarbeiter/- tensweisen ist dabei rasant. Mit dem exponentiell ge- innen der Jugendarbeit dabei zu unterstützen, nicht den wachsenen Angebot und einer umfassenden Nutzung Anschluss an die sich immer schneller drehende Medien- der Medien durch Kinder und Jugendliche geht deren welt zu verlieren. Kompetenz für den Umgang mit diesen Medien nicht immer einher. JUGEND UND MEDIEN Wie der Nachwuchs mit den „neuen Medien“ verant- wortungsbewusst umgeht, muss gelernt werden – anzueignen, mit ihnen kritisch, genussvoll und refle- in zu werden. Aktive Medienarbeit fördert die ästhe- „Digitale Medien prägen das Aufwachsen junger Men- xiv umzugehen und sie nach eigenen inhaltlichen und tisch-kulturelle Kompetenz und das Entdecken eigener ständig und dauerhaft. Genau dies ist das zentrale Ziel: schen wie nie zuvor.“ 20 Vor allem das Internet hat bei ästhetischen Vorstellungen, in sozialer Verantwortung Fähigkeiten. Darüber hinaus kann zielgerichtetes, refle- Es geht um die nachhaltige Bildung und Förderung von Heranwachsenden weiterhin an Relevanz zugelegt. Laut sowie in kreativem und kollektivem Handeln zu gestal- xives und kollektives Handeln, Konfliktfähigkeit, koope- Medienkompetenz. der Shell Jugendstudie 2015 „… ist die Online-Vollversor- ten.“ 23 ratives Arbeiten und argumentatives Vorbringen von gung Wirklichkeit geworden: 99 Prozent der Jugendli- Jahrelange Erfahrungen in der Projektarbeit haben die Meinungen eingeübt und gefestigt werden. chen haben Zugang zum Internet. (…) Zudem ist die jun- MEDIENKOMPETENZ DURCH AKTIVE MEDIENARBEIT STÄRKEN aktive Medienarbeit als eine sehr effektive Methode zur ge Generation immer länger im Netz: Durchschnittlich Erreichung dieses Ziels bestätigt. Das Konzept der akti- Die sich immer schneller verändernde Medienwelt, das 18,4 Stunden verbringen die Jugendlichen wöchentlich Medienkompetenz kann verstanden werden als „Fähig- ven Medienarbeit mit den Prämissen soziales, projekt schier unüberschaubare Angebot der heutigen Medien- online, 2006 waren es noch weniger als 10 Stunden.“ 21 keit, auf der Basis strukturierten zusammenschauenden orientiertes und handelndes Lernen ermöglicht, vom landschaft mit ihren teils kontroversen Darstellungen Jugendliche gehen inzwischen vorwiegend mit mobi- Wissens und einer ethisch fundierten Bewertung der passiven Konsumenten/-in zum aktiven Produzenten/- und der Umgang mit persönlichen und sensiblen Daten len Endgeräten ins Internet. 22 Das Nutzungsverhalten medialen Erscheinungsformen und Inhalte, sich Medien ARBEITSFELDER UND PERSPEKTIVEN ARBEITSFELDER UND|PERSPEKTIVEN | XXX | 17 MEDIENPÄDAGOGIK 2 MEDIENPÄDAGOGIK 16
2.2 JugendKulTurarbeiT Jugendkulturarbeit und kulturelle Jugendbildung sind gen in der Oberpfalz durch Beratung, finanzielle Förde- wesentliche Aufgabenbereiche und Angebotsformen rung, Vernetzung, öffentliche Präsentation und innova- zeitgemäßer und bedürfnisorientierter Jugendarbeit. tive Projekte zu unterstützen und weiterzuentwickeln. machen souveränes Medienhandeln zu einer großen Die Angebote der Medienfachberatung umfassen derzeit: Der Bezirksjugendring Oberpfalz kann auf eine lang- jährige Tradition zurückblicken, in der Jugendkultur- „BUNT GEFäcHERT“ – JUGENDKULTURsERVIcE Herausforderung. Perspektivisch wird die Bedeutung --- Beratung zu aktuellen Entwicklungen in der Medien- OBERPFALZ von Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation eher arbeit immer einen hohen Stellenwert hatte. landschaft und daraus resultierenden pädagogischen zu- als abnehmen. Beispielhaft für ein aktuell und seit 2010 laufendes ju- Fragestellungen gendkulturelles Unterstützungsangebot sei hier der MEDIENFAcHBERATUNG FÜR DEN BEZIRK --- Organisation und Durchführung von Wettbewerben, Einige der in der Oberpfalz durchgeführten Projekte ha- „Jugendkulturservice Oberpfalz“ genannt. In enger Ko- OBERPFALZ wie der KIFINALE (Kinderfilmfestival Oberpfalz), der ben, teilweise sogar landesweit, Wirkungen bis heute. operation mit geeigneten Fachreferent/-innen werden JUFINALE (Jugendfilmfestival Oberpfalz) und des Mitgedacht werden müssen auch die „Schnittmengen“ Workshop-Angebote für verschiedene Kultursparten – Anstellungsträger der Medienfachberatung ist der Jugendfotopreises Oberpfalz mit anderen Arbeitsfeldern, z.B. der Aktiven Medienar- Musik, Literatur, Theater, Bildende Kunst und neuerdings Bezirk Oberpfalz. Die Medienfachberatung versteht --- Entwicklung von Modellprojekten für Kinder und beit. So sind sicher das Kinder- und das Jugendfilmfesti- auch für den interkulturellen Bereich – entwickelt. Reali- sich als medienpädagogische Servicestelle für Kin- Jugendliche, wie z.B. „Geräuschesammler“, „Filmwerk- val jugendkulturelle Highlights im Bezirk. siert werden diese über Jugendorganisationen auf Orts- der, Jugendliche, ehrenamtliche und hauptberufliche statt für Kinder“ oder „Mein Handy und ich“ Der Bezirksjugendring sieht es aber entsprechend sei- und Kreisebene, die offenen Einrichtungen der Kinder- Mitarbeiter/-innen der Jugendarbeit der Oberpfalz. Die nem Selbstverständnis als bezirksweite Fachstelle weni- und Jugendarbeit sowie über die Gemeindejugendar- Medienfachberatung arbeitet im Rahmen einer Koope- --- Realisierung einer jährlichen medienpädagogischen ger als seine Aufgabe, einzelne kulturelle Bildungsmaß- beit. Ziel ist, Kinder und Jugendliche aus verschiedenen rationsvereinbarung und auf der Basis eines Rahmen- Fachtagung, z. B. zum Thema Datenschutz, Online- nahmen für Kinder und Jugendliche anzubieten. Hierfür gesellschaftlichen Bereichen, u. a. aus unterschiedlichen konzepts eng mit dem JFF-Institut für Medienpädago- Games oder Werbung sind in erster Linie die Jugendverbände, die Stadt- und Altersgruppen und Bildungsniveaus, aus urbanen und gik in Forschung und Praxis zusammen. Die Angebote --- Fortbildungen und Seminare für Multiplikatoren/- Kreisjugendringe, die Kommunale Jugendarbeit, die Of- ländlichen Regionen und auch mit unterschiedlichem der Medienfachberatung werden von der Oberpfälzer innen im Bereich der aktiven Medienarbeit mit Video, fene Kinder- und Jugendarbeit und Gemeindejugend- kulturellen Sozialisationshintergrund zu erreichen. Jugendarbeit sehr gut angenommen, wie stark gestie- Fotografie, Radio und Tablet/Smartphone arbeit, die kirchlichen Jugendstellen und natürlich die Entsprechend der Zielsetzung bilden die Workshops gene Anfragen vor allem im Bereich Datenschutz, sozia- Jugendbildungsstätte in Waldmünchen zuständig. Auf- Erfahrungsräume, in denen junge Menschen unter le Netzwerke und mobiles Internet, ständig wachsende --- Veröffentlichung eines digitalen Medienmagazins für gabe des Bezirksjugendrings ist es vielmehr, die Jugend- fachlicher Anleitung aktiv werden und mit sprachlichen, Einsendezahlen bei den Wettbewerben und gut besuch- die Mitarbeiter/-innen der Oberpfälzer Jugendarbeit kulturarbeit der Jugendorganisationen und Einrichtun- bildnerischen, rhythmischen, darstellenden und inter- te Fortbildungen und Projekte verdeutlichen. --- Verleih von medientechnischem Equipment ARBEITsFELDER UND PERsPEKTIVEN |2 JUGENDKULTURARBEIT 19 18 MEDIENPÄDAGOGIK |
JUGEND-KULTURFÖRDERPREIS DES BEZIRKS OBERPFALZ Der Bezirk Oberpfalz vergibt seit 2002 jährlich den Jugend-Kulturförderpreis, der gelungene kulturelle Aktivitäten junger Menschen würdigen und die Akteure für weiteres Engagement motivieren soll. Der Bezirksjugendring wirkt regelmäßig bei der Jury und der Verleihung des Jugend- Kulturförderpreises mit (siehe hierzu auch Kapitel 7). POPULARMUSIKBEAUFTRAGTE/R Der/die Popularmusikbeauftragte des Bezirks, derzeit ist dies Mathias Wagner, ist Ansprechpartner für Pop- und Rock- musiker, aber auch für Organisatoren von Konzerten und Festivals. Er/sie berät unter anderem bei Fragen rund um Auftritts- möglichkeiten, Vertriebsmöglichkeiten und Promotion, unterstützt die Vernetz ung und Außenwirkung der Oberpfälzer Pop- und Rockmusikszene und berät den kulturellen Ausdrucksformen experimentieren können. FÖRDERUNG VON JUGENDKULTURARBEIT Bezirk Oberpfalz in Fragen des regiona- Leitendes Prinzip des Jugendkulturservice ist es, den Die finanzielle Förderung von kulturellen Aktionen und len Pop-Geschehens und hinsichtlich der Organisations- und Kostenaufwand für die Veranstalter, Projekten der Jugendverbände aus Mitteln des Bezirks Künstler/-innen. Auch für die Jugendrin- z.B. die Ortgruppe eines Jugendverbandes mit seiner Oberpfalz durch den Fördertitel „Jugendtreffen und ge, Jugendverbände und Jugendzentren/ ehrenamtlichen Jugendleitung, gering zu halten. Dies Jugendkulturmaßnahmen“, aber teilweise auch durch Jugendtreffs ist er/sie ein interessanter wird ermöglicht durch die dezentrale Durchführung der die Förderung von „Projekten und Modellmaßnahmen“ Ansprechpartner. Der Bezirksjugendring- Workshops am Heimatort, durch die Vermittlung und sowie der „Ausstattung von Jugendorganisationen“ ist vorstand trifft sich mindestens einmal Finanzierung der Künstler/-innen bzw. Fachreferent/- eine wichtige Unterstützung für die Jugendkulturarbeit jährlich zu einem Reflexions- und Pla- innen und durch die bereits fertig konzipierten Work- der Jugendverbände. Es ist darauf zu achten, dass die nungsgespräch mit dem/der Popularmu- shop-Angebote. Nach mehreren Jahren Laufzeit des Fördertitel bedarfsgerecht ausgestattet werden. sikbeauftragten. 24 Jugendkulturservice ist eine Überprüfung und Weiter- entwicklung von Konzeption und Workshop-Angeboten in Planung. ARBEITSFELDER UND PERSPEKTIVEN 2 | JUGENDKULTURARBEIT 21 20 MEDIENPÄDAGOGIK |
Erfahrungsfelder, Impulse und Gelegenheiten, um sich aktiv einzubringen und ihr direktes Lebensumfeld mit- 2.3 gestalten zu können. Eine aktive politische Einbindung dieser Altersgruppen führt nicht nur zu innovativen PARTIZIPATION VON KINDERN Ideen für eine lebendige und attraktive Gesellschaft, sondern fördert auch die Identifikation der Jugendli- UND JUGENDLICHEN chen mit ihrem Bezirk, ihrer Stadt oder Gemeinde, da sie sich noch intensiver mit dieser auseinandersetzen. Und genau diese Identifikation erhöht die Wahrschein- lichkeit, dass junge Menschen in ihrer Heimat verwur- Jugendpartizipation bedeutet, jungen Menschen Verant- Gruppierungen und Institutionen stehen.25 Doch die zelt bleiben. Die jungen Leute müssen folglich motiviert wortung für die Gestaltung der Gegenwart und Zukunft Ursache kann nicht einseitig bei den Kindern und Ju- werden, politische Verantwortung für ihr Lebensumfeld einzuräumen. Und viele Jugendliche wünschen sich mehr gendlichen gesucht werden. Vielmehr dürfte offensicht- zu übernehmen. Das Potenzial, dass Jugendliche die zu Entscheidungsrechte, schließlich bleibt ihnen der Zugang lich sein, dass ein mangelndes Interesse mit fehlenden künftige Entwicklung ihrer Heimatkommune mitgestal- zur zentralen politischen Entscheidungsmöglichkeit ver- geeigneten Identifikations- und Mitwirkungsmöglich- ten und sich voller Engagement politisch einbringen wehrt: Erst ab 18 Jahren dürfen sie wählen und an der keiten für Kinder und junge Menschen in Parteien und möchten, gilt es zu nutzen. demokratischen Willensbildung mitwirken. politischen Gremien zu tun hat. Die Jugendlichen sind nicht politikverdrossen, sie sind parteienverdrossen. Gelebte Partizipation Ein gutes Beispiel dafür, dass junge Leute sehr wohl Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen wollen, Bestes Beispiel für eine gelebte Partizipation und die Junge Menschen haben es aber verdient, gehört zu wer- sind die hohen Vertrauenswerte in Nichtregierungsor- Einsatzbereitschaft junger Leute ist die Jugendarbeit in den. Deshalb setzt sich der Bezirksjugendring Oberpfalz Senkung des Wahlalters ganisationen. Außerdem sind die Jugendlichen durch- Bayern. Sie verleiht ihnen eine starke Stimme gegen- dafür ein, neue Möglichkeiten der Jugendpartizipation über der Politik und zeigt, dass sich die Jugendlichen Aufgrund der demografischen Entwicklung richtet die zu entwickeln und zu erproben. aus bereit, an verschiedenen politischen Aktionen teil- für ihr Lebensumfeld interessieren. In der Jugendarbeit Politik sich zunehmend an den Interessen der älteren zunehmen. Hierzu zählen etwa das Unterschreiben auf können sich die jungen Menschen in ihren Vereinen, Generation aus. Dem möchte der Bayerische Jugend- Parteienverdrossenheit einer Unterschriftenliste, die Teilnahme und Mitwirkung Verbänden und Organisationen einbringen und auf ihre ring entgegenwirken. Er plädiert für eine Herabset- an projektgebundenen politischen Aktionen oder einer Oft wird in der Öffentlichkeit das relativ geringe Inter- Wünsche und Bedürfnisse aufmerksam machen. zung des aktiven Wahlalters auf 14 Jahre. Solange junge politischen Interaktion im Internet. Deutlich wird insbe- esse junger Menschen an traditionellen Politikformen Menschen von der politischen Willensbildung in Form sondere, dass für Jugendliche eher ein kurzfristiges und konstatiert und beklagt. Ein Indiz hierfür ist die geringe Auch die eigenen Gremien der Jugendarbeit, sowohl in von Wahlen ausgeschlossen sind, wird die Politik ihre zeitlich überschaubares als ein dauerhaftes politisches Wahlbeteiligung. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass den Jugendverbänden als auch in den Jugendringen, Interessen weiterhin nicht angemessen berücksichti- Engagement in Frage kommt. Projektartige Aktionen in weiten Teilen der jungen Generation Skepsis und stellen Beteiligungsformen dar, in denen nicht nur ver- gen. Der Bayerische Jugendring argumentiert damit, haben die höchsten Zustimmungswerte.26 Misstrauen gegenüber Parteien, Politiker/-innen und bands- und jugendringinterne Fragen, sondern auch ju- dass die Informations- oder Urteilsfähigkeit eines Men- ihrer Problemlösungskompetenz bei aktuellen gesell- gendpolitische und allgemeinpolitische Themen disku- schen sich nicht prinzipiell am Alter messen lässt. In Mehr Partizipation! schaftlichen Aufgaben besteht. So bestätigt die aktuelle tiert werden und Positionen und Forderungen beschlos- allen Altersklassen gibt es Menschen, die sich kaum bis 17. Shell Jugendstudie, dass Parteien, wie schon in den Es ist offensichtlich: Jugendliche brauchen mehr Mit- sen werden können. gar nicht für Politik interessieren und es gibt solche, die früheren Jugendstudien, am unteren Ende der „Vertrau- spracherecht. Die jungen Leute benötigen Lern- und ensskala“ im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen ARBEITSFELDER UND PERSPEKTIVEN | PARTIZIPATION VON KINDERN UND JUGENDLICHEN | 23 2 MEDIENPÄDAGOGIK 22
ist eine stabile intellektuelle Basis erreicht, auch eine für mehr Mitspracherechte der Jugendlichen und echte Spielplatz(um)gestaltung und Schulhofgestaltung, die grundsätzliche soziale und moralische Urteilsfähigkeit Beteiligung stark machen. Konzeption und Herausgabe von Kinder- und Jugend- ist gegeben. Von diesem Alter an ist es möglich, politi- Eine wichtige Aufgabe, zu der auch Jugendarbeit ent- stadtplänen. Aber: Mit (erfolgreichem) Abschluss des sche Urteile zu treffen; es wäre auch möglich, sich an scheidend beitragen kann, ist es deshalb, die bestehen- Projekts zerfällt zumeist auch die Projektgruppe. Wahlen zu beteiligen.“27 den Beteiligungsmöglichkeiten zu verbessern und neue Stellvertretende Formen: In den letzten Jahren haben altersgerechte Partizipationsmöglichkeiten zu entwick sich verstärkt Formen stellvertretender Wahrnehmung Es gibt jedoch innerhalb der Jugendarbeit auch Zweifel eln. Die Ergebnisse müssen in einem für die Beteiligten der Interessen von Kindern herausgebildet. Instanzen daran, ob diese Senkung des Wahlalters nicht zu weit- überschaubaren Zeitraum umgesetzt werden, oder es einer derartigen Politik für Kinder sind u.a. Kinderbeauf- gehend ist und eine Senkung auf 16 Jahre im Hinblick muss klar gesagt werden, wenn sie nicht umsetzbar tragte, Kinderanwälte/-innen, Kinderbüros, Kinderkom- auf die Interessen und die politische Urteilsfähigkeit sind. Es gibt eine ganze Palette von Beteiligungsformen, missionen, verwaltungsinterne Arbeitsgruppen. dieser Altersgruppe angemessener ist. die sich besonders für junge Menschen eignen. Hier ein sicher nicht vollständiger Überblick: Weitere Beteiligungsmöglichkeiten: Jugendliche in Entscheidungsfindung --- Ein Meckerbriefkasten mit Rückmeldungen an einbeziehen! Viele Beteiligungsformen die Jugendlichen zeigt diesen, dass ihre Meinung Fakt aber ist: Die Politik muss ihre Kommunikation stär- Offene und repräsentative Formen: Hierzu zählen of- auch Gehör findet. Gute Standorte sind u.a. Schu- ker auf die junge Altersgruppe ausrichten. Dazu zählt, fene Kinder- und Jugendversammlungen, Kinder- und len, Bahnhöfe, Busbahnhöfe und Freizeitanlagen. dass die Jugendlichen aktiv in Entscheidungsfindungen Jugendparlamente, Kinder- und Jugendbeiräte oder Ju- Spielplatzbesprechungen oder Kinder- und Jugend- einbezogen werden. Beispiele für Partizipationsmög- gendforen. Alle Anwesenden können dabei ihre Sorgen sprechtage sind weitere gute Gelegenheiten, um lichkeiten gibt es genügend. So sind Jugendparlamente und Anliegen mit anwesenden Kommunalpolitikern den Dialog zu fördern. oder Jugendräte und Jugendversammlungen ein erster diskutieren. Die offene Form beinhaltet aber auch die --- Für Kinder ein hervorragendes Lernfeld für politische Schritt, um den Forderungen, Sorgen und Wünschen der Gefahr, dass durch die Politiker vieles zerredet wird und und gesellschaftliche Zusammenhänge sind Stadt- Jugendlichen Gehör zu schenken. Für die Politik ergibt insgesamt nur eine geringe Verbindlichkeit gewährleis- simulations-Spiele. Die Ferienaktion „Mini-Regens- sich daraus aber auch eine besondere Verantwortung: tet ist. Bei der repräsentativen Form ist darauf zu ach- burg“, die mit großer Begeisterung angenommen Ein Scheinparlament und Pseudopartizipation wird für ten, den Jugendlichen durch ein verlässliches Budget wurde, ist ein Beispiel hierfür. In kleinerem Maßstab Verdruss, statt für mehr Interesse an der Politik sorgen. echte Unabhängigkeit zu gewährleisten. kommt ein solches Projekt auch für Jugendverbände Ernst gemeinte Beteiligung ist mehr als eine Absichts- Projektorientierte Formen: Für die Mitwirkung in kon- in Frage, wie das Beispiel „Stadt satt“ der DPSG im erklärung. Gelingende Partizipation beinhaltet nachhal- kreten Projekten sind Kinder und Jugendliche leichter zu Rahmen eines Jugendzeltlagers zeigte. tige Wirkungsmöglichkeiten. Guter Wille alleine reicht gewinnen. Von daher scheint dies auch im Hinblick auf --- E-Partizipation: Angesichts der großen Bedeutung bestens informiert sind. Trotzdem wird niemand auf die nicht. Nur durch klare Standards werden die gesetzten die Erschließung von Möglichkeiten der Beteiligung im des Internets in der Lebenswelt junger Menschen Idee kommen, uninformierten erwachsenen Bürger/-in- Ziele und Erwartungen erfüllt. So werden Ernüchterung unmittelbaren Wohnumfeld ein geeigneter Ansatz zu sollten auch dessen Möglichkeiten zur politischen nen das Wahlrecht zu entziehen. Die Entwicklungspsy- und Enttäuschung bei allen Beteiligten vermieden. sein. Hierzu zählen etwa Aktionen wie die kinderfreund- Beteiligung genutzt werden. Interessant dürften chologie belegt, dass mit zwölf Jahren die Altersphase liche Stadt, Stadtdetektiv-Spiele, Spurensicherungspro- in diesem Zusammenhang die Ergebnisse des BJR- beginnt, in der Jugendliche zu differenziertem Denken Besonders wichtig ist, dass die Jugendlichen spüren, jekte, Stadtteilerkundungen, Umweltaktionen, Fragebo- Modellprojekts „Politische Beteiligung junger Men- und Urteilen fähig sind. Professor Klaus Hurrelmann, dass sie ihre Zukunft aktiv mitgestalten können. Diese genaktionen, Schreib-, Mal-, Foto- und Videoaktionen, schen im Internet“ sein “. Jugendforscher an der Universität Bielefeld schreibt Chance will der Bezirksjugendring Oberpfalz den jun- Zukunftswerkstätten, Zeitungsprojekte, Projekte zur in „Das Parlament“ 44/2005: „Mit etwa zwölf Jahren gen Menschen geben – und sich deshalb gemeinsam ARBEITSFELDER UND PERSPEKTIVEN | PARTIZIPATION VON KINDERN UND JUGENDLICHEN | 25 2 MEDIENPÄDAGOGIK 24
Ökologie im Alltag --- Berücksichtigung von Energieeffizienz und erneuer baren Energien bei Neubau und Renovierung von Der Bezirksjugendring hat 2012 eine 70-seitige Broschü- Einrichtungen 2.4 re „FAIR – ÖKOLOGISCH – NACHHALTIG – Anregungen für eine zukunftsfähige Jugendarbeit“ veröffentlicht, Die Bildungsangebote der Jugendbildungsstätte mit in der eine Fülle von praktischen Tipps und Hinweisen Ökologie und Nachhaltigkeit zusammengestellt ist. Die Broschüre ist bereits vergrif- fen, aber eine aktualisierte digitale Version steht zum Umweltstation und Energiepark in Waldmünchen bie- ten vielfältige Möglichkeiten zur Ökologischen Bildung. Auch die Angebote der Umweltstationen in Ensdorf, Re- Download auf der Webseite des Bezirksjugendrings zur genstauf, Neumarkt, Windischeschenbach, Waldsassen Verfügung. und Arnschwang können vielfältige Anregungen und Hier eine Auswahl praktischer Handlungsmöglichkeiten: Ökologische Fragen und Möglichkeiten umweltbe- mung politische Maßnahmen zum Klimaschutz und zu Hilfestellungen geben.30 wussten und nachhaltigen Verhaltens haben seit einer Energiewende erforderlich sind. --- Bildungsmaßnahmen und Projekte mit ökolo- Jahren einen hohen Stellenwert im Bewusstsein Die 16. Shell Jugendstudie „Jugend 2010“ thematisier- gischem Thema Bei der Gestaltung von Förderrichtlinien, insbesondere vieler junger Menschen. Nicht nur die Mitglieder te die Einschätzung Jugendlicher zum Klimawandel. 76 bei der Investitionsförderung, sind ökologische Ge- --- Maßnahmen zur Energieeinsparung im persönlich in denjenigen Jugendverbänden, die sich ausdrück- Prozent der Befragten hielten den Klimawandel für ein sichtspunkte zu berücksichtigen. Sowohl der Bayerische en Alltag, in Geschäftsstellen und Einrichtungen der lich mit Umwelt- und Naturschutz befassen, sondern großes oder sogar sehr großes Problem, das sie stark Jugendring wie auch der Bezirksjugendring haben ent- Jugendarbeit auch für andere sind solche Themen interessant, vor beunruhigt. Rund die Hälfte der Jugendlichen gab an, sprechende Bedingungen in ihren Richtlinien festgelegt. allem weil sie auch in den Medien immer wieder auf- als persönliche Maßnahme zum Klimaschutz im Alltag --- Wechsel zu einem Ökostromanbieter gegriffen werden. bewusst Energie zu sparen.28 --- Verwendung von Recycling-Produkten, z. B. Recyclingpapier, im Haushalt, in Geschäftsstellen Offensichtlich hat im Bewusstsein vieler Jugendlicher und Einrichtungen Der Themenbereich umfasst viele Facetten: Klimawan- das verantwortungsvolle und bewusste Alltagshandeln del, Atomausstieg, Erneuerbare Energien, Regenwald- an Bedeutung gewonnen. In der 17. Shell Jugendstudie --- Benutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel vernichtung, Ressourcenverknappung, Müllvermeidung gaben 66 % der Befragten an, dass es ihnen wichtig sei, --- Bevorzugung von regionalen, biologisch produ- und Müllbeseitigung. „sich unter allen Umständen umweltbewusst zu ver- zierten und saisonalen Produkten beim Einkauf halten“. Vor 5 Jahren hatten dies nur 59 % als wichtig von Lebensmitteln Ein zentrales und globales Thema ist der Klimawandel. bezeichnet.29 Um ihn aufzuhalten, muss der Ausstoß von CO2 durch --- Achten auf ökologische und Fairtrade-Label bei die Verbrennung fossiler Energieträger eingeschränkt Für die Jugendarbeit ist deshalb nicht nur die jugend- Kleidung oder Kauf von Secondhand-Kleidung werden mit dem Ziel eines Ausstieges aus der fossilen politische Auseinandersetzung, sondern vor allem auch --- Nutzung von Tauschbörsen und Repair-Cafés Energieerzeugung. Atomkraft ist dabei keine Alterna- die Frage interessant, was der Einzelne, die Jugendgrup- tive, was mit der Katastrophe von Fukushima deutlich --- Müllvermeidung und Mülltrennung bei Freizeit- pe, der Jugendverband und der Jugendring im eigenen wurde. Auch das ungelöste Lagerproblem des Atom- und Bildungsmaßnahmen Bereich machen können. Jeder und jede Einzelne kann mülls darf nicht auf nachfolgende Generationen abge- einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, --- Vermeidung von Plastiktüten und Einwegprodukten schoben werden. In der Politik setzt sich mehr und mehr und die Jugendorganisationen können dabei eine Auf- die Überzeugung durch, dass in internationaler Abstim- klärungs- und Vorbildfunktion ausüben. ARBEITSFELDER UND PERSPEKTIVEN | ÖKOLOGIE 2 UND NACHHALTIGKEIT | 27 MEDIENPÄDAGOGIK 26
Verständnis für und Wissen über andere Kulturen ver- durch die Flucht selbst und die Herausforderungen ihrer mitteln und damit letztendlich einen Beitrag leisten ge- Lebenssituation. gen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Ein wich- Die rechtlichen Grundlagen für junge Geflüchtete sind 2.5 tiger Aspekt und Beitrag zur Integration ist sicher auch die Netzwerkarbeit. So kooperieren in der Oberpfalz Or- sehr komplex und wurden in den vergangenen Jahren immer wieder verändert. Neben der UN-Kinderrechts- Migration und integration ganisationen bzw. Einrichtungen der Jugendarbeit mit den diversen regionalen und örtlichen Integrationsan- konvention ist ein wichtiges Gesetz in Bezug auf Kinder- und Jugendhilferecht für den Umgang mit unbegleite- geboten, u. a. den Jugendmigrationsdiensten verschie- ten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) das Achte Sozi- dener Träger der freien Jugendhilfe. algesetzbuch (SGB VIII). Das Gesetz definiert die örtliche Im Rahmen des Fachprogramms Integration von Kin- Zuständigkeit des öffentlichen Trägers der Jugendhilfe Rund ein Drittel aller jungen Menschen in Bayern dern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in und das Recht aller jungen Menschen auf Förderung einem wichtigen Lern- und Begegnungsort. Dabei ist haben Migrationshintergrund, Tendenz steigend.31 die Jugendarbeit des Bayerischen Jugendrings werden ihrer Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigen- Interkulturelle Kompetenz von den Mitarbeiter/-innen Aber diese Zahlen spiegeln sich noch nicht wider in niederschwellige Maßnahmen und Projekte unterstützt, verantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persön- der Jugendarbeit gefordert, sowie das Wissen um Span- der Partizipation dieser Kinder und Jugendlichen an die die Integration und Selbstorganisation ausländi- lichkeit und regelt den Zugang zu sozialpädagogischen nungsfelder zwischen Jugendlichen unterschiedlicher den Angeboten und Strukturen der Jugendarbeit. scher Kinder und Jugendlicher und junger Menschen Leistungen auf der Grundlage individueller Bedarfe und Herkunft. Für Jugendverbände auf allen Ebenen sollten der Um- aus Zuwandererfamilien in die Kinder- und Jugendar- struktureller Notwendigkeiten. Es gilt grundsätzlich gang mit der Vielfalt und die aktive Gestaltung einer beit fördern. Dabei kann auch die Arbeit mit jungen Ge- auch für alle ausländischen Minderjährigen, auch wenn Integration als Querschnittsaufgabe interkulturellen Öffnung ein bedeutsamer Aspekt ihrer flüchteten gefördert werden.32 sie nur geduldet sind. Gemeinschaftsunterkünfte, die Arbeit sein. Dies kann eine Auseinandersetzung mit den nicht den Standards der Kinder- und Jugendhilfe ent- Eine Querschnittsaufgabe der Jugendarbeit stellt daher Junge Geflüchtete als neue Heraus- sprechen, eignen sich daher weder zur Inobhutnahme Idealen des Jugendverbandes und eine Konkretisierung die Integration dieser jungen Menschen in die Angebo- forderung der Wertvorstellungen erfordern. Auf der einen Seite te der Jugendarbeit dar sowie die Förderung der Selbst- steht die Öffnung für neue Kulturen und Werte und die Die steigende Zahl junger Menschen, die in Bayern Zu- organisation in den Strukturen, z.B. die Mitgliedschaft Bereicherung der eigenen Arbeit, dem gegenüber die flucht suchen, bedeutet eine weitere Herausforderung der Vereine junger Menschen mit Migrationshinter- Wahrung dessen, was den eigenen Verband und seine und Chance für die Jugendarbeit. Junge Menschen mit grund (VJM) im Bayerischen Jugendring. In der Ober- Attraktivität ausmacht. Einige Jugendverbände haben Fluchterfahrung haben oft erhebliche Einschränkun- pfalz sind aktuell (August 2016) in drei Jugendringen mittlerweile „Integration“ als einen der Schwerpunkte gen im Zugang zu Bildung und sozialer Teilhabe; häufig VJMs vertreten. Auch bei der Jugendhilfeplanung, bei ihrer Arbeit festgelegt. fehlen notwendige individuelle Unterstützung und der Konzeption von Einrichtungen und in der Vorberei- Freizeitangebote. Junge Menschen mit Fluchterfah- tung und Durchführung von konkreten Veranstaltun- Interkulturelle Öffnung rung, ob sie mit oder ohne Angehörige hier sind, „sind i n gen sind vielfältige kulturelle Hintergründe zu berück- erster Linie: Jugendliche. Jugendliche, die auf der Suche sichtigen. Durch die Begegnung „vor Ort“ zwischen jungen Men- nach einer Perspektive für sich sind, nach einer Zukunft, Vergleichsweise stark vertreten sind Kinder und Ju- schen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund fern von Gewalt und Krieg.“33 Ihre Grundbedürfnisse gendliche mit Migrationshintergrund im Arbeitsfeld der und durch das gemeinsame Erleben und Handeln kann unterscheiden sich nicht von denen anderer junger Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Mit ihren offenen die interkulturelle Öffnung der Jugendarbeit viele der Menschen, darüber hinaus haben sie aber besondere Angeboten sprechen die Jugendtreffs und Jugendzen- Wirkungen erzielen, wie es auch Internationale Jugend- Bedürfnisse nach Schutz und Unterstützung, bedingt tren nahezu alle jungen Menschen an und werden zu arbeit macht: Zusammengehörigkeitsgefühl steigern, ARBEITSFELDER UND PERSPEKTIVEN | MIGRATION UND INTEGRATION | 29 28
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