Klappe zu, Affe tot. Mich laust der Affe - Dr. Wort Leseprobe aus: Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de.

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Klappe zu, Affe tot. Mich laust der Affe - Dr. Wort Leseprobe aus: Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de.
Leseprobe aus:

                              Dr. Wort

Klappe zu, Affe tot. Mich laust der Affe

      Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de.

        Copyright © 2014 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Dr. Wort

Klappe zu, Affe tot
    Mich laust der Affe
Woher unsere Redewendungen kommen

       Rowohlt Taschenbuch Verlag
Sonderausgabe
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag,
Reinbek bei Hamburg, April 2014
«Klappe zu, Affe tot» Copyright © 2010 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek
«Mich laust der Affe» Copyright © 2012 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek
Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München
(Umschlagabbildung: FinePic, München)
Satz aus der Minion PostScript, InDesign,
bei Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Druck und Bindung Druckerei C. H. Beck, Nördlingen
Printed in Germany
ISBN 978 3 499 61633 4
Klappe zu, Affe tot
Woher unsere Redewendungen kommen
Vorwort
Es war eine ganz normale Frühkonferenz beim norddeutschen
Sender radio ffn im Februar 2009: Mögliche Themen wurden
vorgestellt, es wurde diskutiert und geplant, und in diesem Zu-
sammenhang meinte ein Redakteur: «Das Interview morgen
geht klar, alles in Butter.»
   Schnell tauchte am Konferenztisch die Frage auf, warum bei
dem Kollegen eigentlich alles in Butter sei, obwohl er doch of-
fensichtlich gar nicht in der Lebensmittelbranche tätig sei, und
es erging der Auftrag an den einzigen Germanisten in der Run-
de, diese Frage doch bitte mal zu klären und die Herkunft der
Redewendung zu erläutern. Zusätzlich wurde ihm spontan der
Ehrentitel «Dr. Wort» verliehen.
   Am nächsten Morgen ging Dr. Wort bei radio ffn on air und
erklärte über einer Million Niedersachsen die Herkunft dieser
Formulierung. Seitdem beantwortet er täglich Fragen zu Rede-
wendungen oder auch einzelnen Wörtern, die von den Höre-
rinnen und Hörern gestellt werden.
   Das rege Interesse an diesem Thema und die große Zahl an
Zuschriften per E-Mail haben alle Beteiligten überrascht. Es gab
Fragen, die Dr. Wort nur mit linguistischer Akribie und etymo-
logischem Spürsinn klären konnte. Andere ließen sich schnell
beantworten, werden aber trotzdem immer wieder gestellt, ganz
einfach, weil nicht jeder radio-ffn-Hörer an jedem Morgen die
Sendung verfolgen kann. Dazu gehören zum Beispiel die Rede-
wendungen «Ach du grüne Neune» und «Es zieht wie Hecht-
suppe».
   Das war der Auslöser für die Idee, die häufigsten Fragen
und Antworten in diesem Buch zusammenzufassen. Für viele

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Redewendungen gibt es zwei oder noch mehr Herleitungen, in
solchen Fällen wird hier im Allgemeinen die in der Fachliteratur
am häufigsten genannte und plausibelste beschrieben, in eini-
gen Fällen wurden aber auch gewissermaßen konkurrierende
Erklärungen gegenübergestellt.
   Es ist faszinierend und überraschend, zu erfahren, wie viele
unserer heute üblichen Redewendungen uralte Wurzeln haben.
Sie sind vor Jahrhunderten entstanden, und die Welt, aus der
sie kommen, ist längst untergegangen – aber in unserer Alltags-
sprache haben sie überlebt.
   In diesem Sinne: Viel Spaß beim Stöbern in dieser Samm-
lung!

Ihr Dr. Wort
Erläuterungen
Viele ganz alltägliche Redewendungen gehen auf zwei alte Spra-
chen zurück, die unsere Umgangssprache heute noch prägen:
Rotwelsch und Jiddisch.

Rotwelsch ist gewissermaßen eine Sonderform innerhalb der
deutschen Sprache, ein sogenannter Soziolekt, eine Gruppen-
sprache. Es ist seit dem Mittelalter bekannt und war insbeson-
dere die Sprache des sogenannten fahrenden Volkes, also zum
Beispiel der reisenden Händler, Bettler, Landstreicher, Gauner
und Prostituierten. In dieser Geheimsprache der sozialen Rand-
gruppen vermischten sich deutsche und hebräische Wörter mit
Begriffen aus der Sprache der Sinti, dem Französischen und
Niederländischen.
   Rotwelsch ist heute so gut wie ausgestorben, aber viele ein-
zelne Begriffe aus dieser Sprache finden sich auch heute noch
in unserer Alltagssprache, dazu gehören ausbaldowern für aus-
kundschaften, Bammel für Angst, Kies und Schotter für Geld,
Kohldampf für Hunger und Platte machen für im Freien leben.

Jiddisch
Auch die jiddische Sprache hat sich im Mittelalter herausgebil-
det. Sie stellt eine Mischung aus deutschen, hebräischen und
slawischen Elementen dar. Noch heute wird Jiddisch von älte-
ren Juden in den USA , in Lateinamerika oder in Israel gespro-
chen. Die Spuren des Jiddischen lassen sich nach wie vor in der
deutschen Umgangssprache finden, und zwar in Wörtern wie
meschugge für verrückt, Mischpoke für Familie / Sippe, Chuzpe
für Dreistigkeit oder Maloche für Arbeit.

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Abhauen
     Mit Ach und Krach

 Die Arschkarte ziehen                Astrein
  Wie ein Affe auf dem Schleifstein sitzen

  A                              Jemand abblitzen lassen
                 Sich einen Ast lachen
  Jemand eine Abfuhr erteilen             Aufgedonnert sein

Abgefahren sein              Aufpimpen
                     Abgespannt sein
                 Jemand mit etwas abspeisen

  Ausmerzen
                            Altweibersommer
   Etwas ausbaden
  Abgefeimt / Abschaum
Mit Ach und Krach
Wenn man etwas «mit Ach und Krach» schafft, dann gelingt es nur
mit Mühe und unter großer Anstrengung, nachdem das Vorhaben
bereits zu scheitern drohte.

Eine Herleitung dieser Redewendung ist schwierig, aber fest
steht, dass sie zu den sogenannten reimgebundenen Zwillings-
formen im Deutschen gehört.
   Diese Redewendungen sind sehr beliebt, weil sie kurz und kna-
ckig sind und sich reimen, so wie in Saus und Braus, mit Sack und
Pack, auf Schritt und Tritt und eben auch mit Ach und Krach.
   Genauso beliebt sind übrigens alliterierende Zwillingsformen,
bei denen die beiden Substantive zwar keinen Reim bilden, aber
dafür den gleichen Anfangsbuchstaben haben. Hierzu gehören
mit Mann und Maus untergehen sowie mit Schimpf und Schan-
de davonjagen. Letzteres vielleicht, weil die betreffende Person
die ihr aufgetragenen Arbeiten nur mit Ach und Krach schafft,
wahrscheinlich nur mit großem Aufwand und Lärm (Krach),
verbunden mit Stöhnen und Jammern («Ach!»).

Wie ein Affe auf dem Schleifstein sitzen
Wenn man «wie ein Affe auf dem Schleifstein sitzt», dann sitzt man
unbequem und schaut ganz unglücklich dabei aus der Wäsche,
im schlimmsten Fall gibt man auch noch ein mehr oder weniger
lächerliches Bild ab.

Fahrende Händler, Musiker und auch Scherenschleifer sind im
Mittelalter auf die Idee gekommen, einen kleinen Affen als At-

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traktion zu präsentieren, um mit seiner Hilfe Zuschauer und
Kunden anzulocken. Das scheint eine recht erfolgreiche Idee
gewesen zu sein, denn die Umsätze sollen dadurch tatsächlich
steil in die Höhe gegangen sein.
   Wenn nun so ein Affe mit dem Scherenschleifer unterwegs
war, hat er natürlich manchmal auch auf dem Schleifstein ge-
hockt. Und weil das nicht besonders bequem war, hat er eine
entsprechend merkwürdige Sitzhaltung eingenommen und
ein unglückliches Bild abgegeben, eben wie ein Affe auf dem
Schleifstein.

Die Arschkarte ziehen
Wenn jemand «die Arschkarte gezogen» hat, dann ist für ihn die
schlimmste aller erdenklichen Möglichkeiten eingetreten.

Die Redewendung kommt aus dem Fußball, und zwar aus der
Zeit, als die Spiele im Fernsehen noch in Schwarz-Weiß über-
tragen wurden. Weil die Fernsehzuschauer nicht unterscheiden
konnten, ob der Schiedsrichter einem Spieler die gelbe Karte
für eine Verwarnung oder die rote Karte für einen Platzverweis
zeigte, hat er die beiden Karten in unterschiedlichen Taschen
aufbewahrt.
   Wenn er die Karte aus seiner Brusttasche gezogen hat, gab es
Gelb. Wenn er aber in die Gesäßtasche gegriffen hat, dann war
er dabei, die rote Karte zu zücken, um einen Spieler vom Platz
zu stellen, dann hat er für ihn die Arschkarte gezogen.

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Sich einen Ast lachen
«Sich einen Ast lachen» bedeutet, dass man extrem lachen muss,
dass der Grad des Lachens über das Normale hinausgeht. Einen
«Ast» lacht man sich wirklich nur nach besonders guten Witzen,
mittelmäßige haben da keine Chance.

Ein Ast ist der Teil, der bei Bäumen den Stamm mit den Zweigen
und Blättern verbindet. Noch im 19. Jahrhundert bezeichnete
das Wort «Ast» aber auch einen Buckel, den Menschen auf dem
Rücken haben können.
   Und wenn man so sehr lachen muss, dass man sich dabei
krümmt und nicht mehr gerade stehen kann, dann sieht man
schnell mal bucklig aus: Dann lacht man sich einen Ast, aber
einen, der zum Glück auch wieder weggeht.

Astrein
Wenn etwas «astrein» ist, dann ist es völlig in Ordnung, es hat Top­
qualität und ist frei von Fehlern. Bescheinigt man einem Menschen,
dass er «astrein» ist, dann ist der Betreffende charakterlich schwer
in Ordnung.

Bei «astrein» handelt es sich um eine Wortschöpfung, die wahr-
scheinlich im 19. Jahrhundert mit Beginn der industriellen Mö-
belproduktion entstanden ist.
   Weil durch die Massenfertigung der Holzverbrauch laufend
anstieg, sind die damaligen Tischler dazu übergegangen, immer
mehr Bretter zu verwenden, die auch sogenannte Asteinschlüsse
enthielten. Solange die Stellen einigermaßen in die Maserung

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passten, wurden diese kleinen Macken im Holz akzeptiert. Es
gab aber natürlich nach wie vor Schreiner und Tischler, die auf
höchste Qualität geachtet haben. Bei ihnen wurde nur Holz ver-
arbeitet, das frei von Stellen war, aus denen mal ein Ast heraus-
gewachsen war. Diese Bretter waren sozusagen die Premium-
Produkte im Holzhandwerk, denn sie waren astrein.

Jemand abblitzen lassen
Wenn man «jemand abblitzen lässt», dann weist man das Vorhaben
einer Person zurück, lehnt es ab oder ignoriert es schlicht.

Bei altertümlichen Gewehren gab es ein häufiges Problem: Bis
ins 19. Jahrhundert hinein konnte es vorkommen, dass das
Schießpulver abbrannte, ohne dass sich ein Schuss löste. Und
bei dieser Verpuffung entstand ein heller Blitz.
   Wenn man also wieder einmal dastand, das rauchende Gewehr
in den Händen, noch ganz geblendet von dem Blitz, aber sonst war
nicht viel passiert – dann war man mit dem Plan, einen anständi-
gen Schuss abzugeben, gescheitert: Man war damit abgeblitzt.

Jemand eine Abfuhr erteilen
Wenn man «jemand eine Abfuhr erteilt», lehnt man sein Ansinnen
ab und weist ihn nicht sehr freundlich zurück.

Heutzutage sind schlagende Verbindungen selten geworden,
doch früher waren sie recht häufig. Es handelt sich hierbei um

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eher konservative Studentenvereinigungen, deren Mitglieder
sich Fechtkämpfe liefern, bei denen man sich die typischen
Verletzungen und Narben einhandeln kann, die sogenannten
Schmisse. Bei dem ein oder anderen alten Herrn, meist aus et-
was besseren Kreisen, kann man diese Narben im Gesicht noch
sehen.
   Beide Seiten konnten bei einem solchen Kampf aus ver-
schiedenen Gründen «eine Abfuhr erklären», wodurch die Aus-
einandersetzung vorzeitig beendet wurde. In der Regel erfolgte
diese Maßnahme durch den jeweiligen Sekundanten der beiden
Fechter gegenüber dem Unparteiischen. Gründe für eine Abfuhr
waren gegeben, wenn ein Fechter (Paukant) so schwer verletzt
war, dass er nicht mehr weiterkämpfen konnte, wenn einer der
beiden Kontrahenten sich im Kampf regelwidrig verhielt oder
auch wenn einer der beiden Kämpfer deutliche Angstreaktionen
zeigte.
   Aus welchen Gründen auch immer, der Betreffende hatte eine
Niederlage erlitten, denn man hatte ihm «eine Abfuhr erteilt».

Abgefahren sein
Wenn eine Sache «abgefahren» ist, dann ist sie ausgesprochen un­
gewöhnlich, verrückt und bizarr. Und wenn jemand auf etwas «ab­
fährt», dann ist er davon über die Maßen begeistert.

Die Redewendung stammt aus der Jugendsprache der frühen
1970er Jahre. Sogenannte leichte Drogen waren damals gang
und gäbe und galten bei vielen als «bewusstseinserweiternd».
   Vor allem das ziemlich gefährliche LSD wurde aus diesem

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Grund konsumiert, und wer die Wirkung spürte, der war im
damaligen Sprachgebrauch auf einem Trip, also auf einer Reise
irgendwohin, er musste demzufolge vorher irgendwo abgefah-
ren sein.
   Kaum zu glauben, dass eine heute ganz alltägliche Redewen-
dung ihren Ursprung in den drogenumwölkten 1970ern hat,
aber hier ist noch ein Beispiel: Wenn jemand sich aufregt und
sehr wütend ist, dann versuchen wir ihn mit den Worten zu be-
ruhigen: «Nun komm mal wieder runter.» Diese Formulierung
kommt aus derselben Zeit und bedeutete ursprünglich: «Du bist
auf einem Drogentrip, du bist ‹voll drauf›, aber jetzt musst du
bitte mal wieder runterkommen.»

Abgespannt sein
Wenn man «abgespannt» ist, dann ist man erschöpft oder ausge­
laugt. Man hat sich überanstrengt und ist erholungsbedürftig.

Diese Redewendung stammt aus der Zeit, als Pferde die wich-
tigsten Zugtiere der Menschen waren. Sie wurden zur Arbeit in
ein Geschirr eingespannt und sozusagen zum Feierabend wie-
der «abgespannt».
   Das Ziehen von Bierwagen oder anderen Gefährten ist auch
für kräftige Gäule ein harter Job, und so hat man den Tieren
die Ermüdung und Mattigkeit auch angesehen, wenn sie ihr Ge-
schirr denn los waren. Sie sahen eben abgespannt aus.
   Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd scheint wirk-
lich eine ganz besonders enge zu sein: Wir fühlen uns nicht nur
abgespannt, sondern hoffen auch – genauso wie die Tiere ver-

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mutlich – auf den Feierabend oder das nächste Wochenende,
um mal wieder so richtig auszuspannen.

Aufgedonnert sein
Wenn eine Frau «aufgedonnert» ist, dann ist sie übertrieben geklei­
det oder geschminkt. Ihre Aufmachung wirkt geschmacklos und
aufdringlich.

Es kann durchaus passieren, dass man fürchterlich erschrickt,
wenn man nichtsahnend einer aufgedonnerten Frau begegnet,
der Schreck trifft einen förmlich wie ein Donnerschlag. Das
wäre eine schöne Erklärung für diese Redewendung, wenn sie
denn stimmen würde.
   Tatsächlich stammt die aufgedonnerte Frau aber von donna
ab, dem italienischen Wort für «Dame». War eine Frau auf-
gedonnert, dann hieß das also ursprünglich nur, dass sie wie
eine Dame angezogen war. Seit dem 19. Jahrhundert ist die
Formulierung in Deutschland geläufig – nach und nach hat sie
dann ihren negativen Beigeschmack bekommen.

Abhauen
Wenn man «abhaut», dann verlässt man einen Ort, meistens in gro­
ßer Eile, man macht sich schleunigst aus dem Staub.

Die Aufforderung «Lass uns abhauen!» wirkt zunächst völlig
banal und selbstverständlich, weil sie ein fester Bestandteil der

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Umgangssprache ist und wirklich jeder weiß, was damit ge-
meint ist. Die Frage ist nur: Was hat das Weglaufen mit dem
Verb «hauen» zu tun?
    «Hauen» ist schon seit dem 9. Jahrhundert bekannt, damals
hatte es allerdings noch eine zweite Bedeutung, die heute ver-
schwunden ist: Es hieß unter anderem sich beeilen oder etwas
schnell erledigen. Darauf geht auch der Ausdruck «hau ruck!»
zurück. Das hing damit zusammen, dass man Pferde mit Sporen
oder Peitschen traktiert hat, um deren Gangart zu beschleuni-
gen. Im berühmten Wörterbuch der Brüder Grimm wird «hau-
en» noch im 19. Jahrhundert auch mit «eilen» übersetzt und ent-
sprechend erklärt: «diese bedeutung hat wol ihren ausgang von
dem einhauen der sporen in des rosses weichen».
    Kommen wir von den bedauernswerten Gäulen zur Präposi-
tion «ab». Hier ist die Situation klar: Wenn etwa ein Knopf ab
ist, dann befindet er sich nicht mehr an dem Kleidungsstück, an
dem er angebracht war, er ist also weg. Und wenn ein Zug aus
Hannover abfährt, dann fährt er von Hannover weg und ent-
fernt sich von dort.
    Wenn man also einen Ort verlassen will und es dabei ziemlich
eilig hat, dann kann man logischerweise nicht in Ruhe abgehen,
sondern muss abhauen.

Jemand mit etwas abspeisen
Wenn man «jemand mit etwas abspeist», dann gibt man eine unbefrie­
digende oder nachlässige Antwort auf eine Frage, liefert eine minder­
wertige Leistung ab oder kommt einer Bitte nur ungenügend nach.

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Manche Quellen führen die Redewendung auf die Armenspei-
sungen früherer Jahrhunderte zurück, bei denen die Bedürftigen
ja nur mit dem Allernötigsten versorgt wurden. Höchstwahr-
scheinlich hat die Formulierung mit dem Abspeisen aber ihren
Ursprung in einem alten Brauch bei der Brautwerbung.
   Wenn der Bräutigam in spe im Laufe der Eheanbahnung
die Eltern der Braut aufsuchte, um in Erfahrung zu bringen, ob
sie mit ihm als Schwiegersohn denn überhaupt einverstanden
waren, stand den potenziellen Schwiegereltern ein praktisches
Verfahren zur Verfügung, mit dem lange und lästige Dis-
kussionen vermieden wurden: Das Essen, das sie bei diesem
Besuch auftischten, hat diese Frage beantwortet – wobei von
Region zu Region kulinarische Unterschiede galten. In Hessen
zum Beispiel galt ein Bräutigam als abgelehnt, wenn ihm statt
Wurst und Schinken nur Käse angeboten wurde, in Teilen West-
deutschlands war ein geschmiertes Butterbrot ein Symbol der
Ablehnung, und wer im Oldenburger Raum Rüben und Kar-
toffeln vorgesetzt bekam, der wusste, dass er bei den Brauteltern
durchgefallen war. Man hatte ihn ganz einfach abgespeist.

Aufpimpen
Wenn man eine Person oder eine Sache «aufpimpt», dann motzt
man sie auf, man verschönert oder verbessert sie – im negativen
Fall wird sie übertrieben hergerichtet.

Die Bezeichnung «Pimp» ist in den USA seit vielen Jahrzehnten
eine üblich Bezeichnung für Zuhälter, und die US -amerika-
nischen haben genauso wie die deutschen Zuhälter häufig eine

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Vorliebe für teure Uhren, klobigen Schmuck, PS -starke Autos
mit großem Hubraum sowie vollbusige Beifahrerinnen.
    Eigentlich logisch, dass mit dem Aufkommen und dem Erfolg
der Musikrichtung Gangsta-Rap, die genau solche Stereotype be-
dient, auch die Pimps und ihr Stil schwer in Mode kamen. Und
spätestens seit der Rapper 50 Cent sich erfolgreich als P.I.M.P.
dargestellt hat, ist der Begriff auch im deutschen Sprachraum
immer populärer geworden. Pimp hat inzwischen seine enge
Bindung ans Ludenmilieu verloren und wurde immer mehr zur
Beschreibung eines gewissen styles, eines Lebensstils.
    Der Höhepunkt war dann erreicht, als 2006 eine neue Fern-
sehserie auf MTV sich ausschließlich um die Restauration und
«Aufbrezelung» von vergammelten Autos drehte. Die Serie hieß
ins Deutsche übersetzt: «Motz meine Karre auf!» Der Original-
titel lautete: «Pimp my ride!»

Etwas ausbaden
Wenn man «etwas ausbadet», dann muss man für etwas gerade­
stehen, was ein anderer zu verantworten hat, man wird quasi an
seiner Stelle bestraft.

Die ständige Verfügbarkeit von warmem Wasser war nicht im-
mer eine Selbstverständlichkeit, und noch bis in die 1950er Jahre
war es durchaus üblich, dass mehrere Familienmitglieder nach-
einander dasselbe Badewasser benutzten. Der Letzte musste im
bereits kühlen und mit Sicherheit nicht mehr ganz so sauberen
Wasser baden. Das war im wahrsten Sinne des Wortes kein rei-
nes Vergnügen mehr, aber immerhin hat Mutti dann häufig die
Wanne gereinigt.

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