VERBUND Climate Report. Klimaschutz erfordert Dekarbonisierung.

 
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VERBUND Climate Report. Klimaschutz erfordert Dekarbonisierung.
VERBUND Climate Report.
Klimaschutz erfordert
Dekarbonisierung.
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Inhalt
 3 Vorwort des Vorstands
 4 Auf einen Blick
 6 Der Rahmen für den Klimaschutz
12 Herausforderungen durch die Klimakrise
20 Energiewirtschaftliche Szenarien
29 Ausblick in die Zukunft
30 Ausgewählte Quellen
VERBUND Climate Report. Klimaschutz erfordert Dekarbonisierung.
Vorwort des Vorstands                                                                         Seite 3

Vorwort des Vorstands:
Für eine lebenswerte Zukunft!

D
           ie Coronakrise ist von einer welt­   Kundinnen und Kunden zu entwickeln.
           weiten Gesundheitskrise zu ei­       Im Fokus stehen vielversprechende Tech­
           ner Wirtschaftskrise geworden.       nologien wie zum Beispiel grüner Wasser­­
Dadurch gerät die größte Herausforde­           stoff, Batteriespeicher oder Elektromobi­
rung unserer Zeit in den Hintergrund: die       lität. Damit erschließen wir zusätzliche
Klima­krise. Dabei können Klima­schutz­         zukunftsweisende Geschäftsfelder und
maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft           ­sichern mit unseren Produkten und
beitragen. Nutzen wir die Chance zur             Dienstleistungen die Versorgung der
Dekarbonisierung!                                Bevölkerung und der Wirtschaft.
  Der Weltklimavertrag von Paris und der
European Green Deal geben die Marsch­           Verantwortung für die Zukunft
route vor. In Österreich will die Bundes­       Auf dem Weg zum CO2-freien Strom­
regierung die Treibhausgasemissionen bis        erzeuger haben wir uns klare Ziele ­gesetzt:
2040 auf netto null reduzieren und damit        So werden wir bis 2021 unsere Treibhaus­
Vorreiter in der europäischen Klimapolitik      gasemissionen gegenüber 2011 um 90 %
werden. Dafür sind alle Beteiligten – von       reduzieren. Doch es bedarf vielfältiger
der Politik über die Energiewirtschaft bis      Anstrengungen: Erst wenn alle Wirtschafts­
hin zu den Industriesektoren – aufgefor­        sektoren ihren Beitrag leisten, kann die De­
dert, ­ihren Beitrag zu leisten.                karbonisierung gelingen. Gemeinsam mit
                                                Partnern aus Wissenschaft und Forschung,
Kurs auf saubere Energie                        Industrieunter­nehmen sowie Start-ups
Für VERBUND ist der Klimawandel ein             ­arbeiten wir an nach­haltigen Lösungen,
Kernthema. Mit unserer Strategie 2030            um den bisherigen Ressourcenverbrauch
haben wir die Weichen für eine ­grüne            und die Emissionen so rasch wie möglich
Energiezukunft gestellt. Als größter Strom­      zu senken.
erzeuger in Österreich und eines der               Darüber hinaus evaluieren wir ­laufend
führenden europäischen Wasserkraft­              die Risiken des Klimawandels für die
unternehmen sind wir vom Potenzial er­           Strom­erzeugung und nutzen die sich erge­
neuerbarer Energie überzeugt. Wir wer­          benden Chancen. Dieser erstmals heraus­
den unsere mehr als 130 Wasserkraftwerke        gegebene VERBUND Climate Report zeigt
erhalten, die Effizienz stetig erhöhen und      den Umgang von VERBUND mit den neuen
heimische Ausbaupotenziale ökologisch           Herausforderungen.
verträglich nutzen. Zudem forcieren wir            Auf dem Kurs zu einer klimaneutralen
den wirtschaftlichen Ausbau von Wind-           Welt gilt es auch, neue Wege zu gehen und
und Sonnenkraft.                                dabei tragfähige Lösungen zu entwickeln.
   Um die hochgesteckten Klimaziele zu er­      Als Taktgeber unserer Branche werden wir
reichen, spielt auch das Übertragungsnetz       weiterhin fokussiert vorangehen – für eine
eine wesentliche Rolle. Unsere 100-pro­         lebenswerte Zukunft!
zentige Tochter Austrian Power Grid (APG)
ist Österreichs unabhängiger Stromnetz­         Der VERBUND-Vorstand
betreiber und steuert und verantwortet das      Wolfgang Anzengruber, Vorstands­vorsitzender
überregionale Stromtransportnetz.               Michael Strugl, Stellvertretender Vorstands­
   Angewandte Forschung hilft uns, Markt­       vorsitzender
                                                Peter F. Kollmann, Vorstandsmitglied
chancen wahrzunehmen und ­innovative
                                                Achim Kaspar, Vorstandsmitglied
Geschäftsmodelle und Services für unsere
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Auf einen Blick: Klimaschutz
erfordert Dekarbonisierung
Die Auswirkungen des Klimawandels sind schon jetzt
sichtbar. Deshalb ist eine rasche Dekarbonisierung
unseres Wirtschaftssystems erforderlich. Aus dieser
Notwendigkeit ergeben sich Chancen für erneuerbare
Energien und innovative grüne Technologien.

Ausgangslage und Herausforderungen

Historische Messungen und Klimamodelle zeigen: Eine Folge des Klimawandels sind
­steigende Temperaturen. Die Zunahme der Intensität und Häufigkeit von Extremwetter­
 ereignissen ist wahrscheinlich. Daher gilt es, jetzt zu handeln!

Herausforderungen. Die Dekarbonisierung des Energiesystems ist eine der größten
­ erausforderungen. Sie birgt auch Chancen für den Wirtschaftsstandort Österreich. Wir
H
müssen die Belebung der Wirtschaft nach der Coronakrise mit Klimaschutz verbinden.
Dazu braucht es einen fairen Rahmen und Investitionsanreize für erneuerbare Energien.
Energiezukunft. Um der Klimakrise zu begegnen, braucht es neue Wege. Als führendes hei­
misches Stromunternehmen und einer der größten Wasserkrafterzeuger in Europa gestal­
ten wir die Energiezukunft mit: Wir investieren in Forschung, Innovation und Ausbau von
erneuerbaren Energien und sichern die Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft.
 Übertragungsnetz. Für das Erreichen der Klimaziele spielt das Übertragungsnetz eine
  ­wesentliche Rolle. In den Umbau und Ausbau des Netzes investiert unsere Tochter APG
in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Euro. Das ist die Basis einer erfolgreichen
   Transformation des Energiesystems: So kann der Strom aus Regionen mit viel Wind- und
   Solarenergie in jene Regionen transportiert werden, die ihn benötigen.
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Auf einen Blick                                                                                                             Seite 5

Beispiele für VERBUND-Projekte

Wasserkraft im Klimawandel                   Alpine Schneedecken erfassen               Drohnen für ein sicheres Netz
Wie wirkt sich weniger Niederschlag          Die Modellierung des ­Schmelzzuflusses     Ereignisse wie Stürme können Störungen
oder eine Erwärmung um 1 Grad Celsius        in alpinen Speicherseen erfordert          im Hochspannungsnetz verursachen. Die
auf die Wasserführung eines Flusses          eine möglichst genaue Erhebung der         Folge ist eine automatische Leitungs­
aus? Im Projekt POWERCLIM_HOT unter­         Schneedecke. Denn der jährliche Abfluss    abschaltung. Vor der Zuschaltung muss
suchte ­VERBUND zusammen mit der             der Schneemenge trägt wesentlich           sichergestellt sein, dass die Leitung nicht
Universität für Bodenkultur Wien mög­        zur Füllung der Speicher bei. Durch        beschädigt wurde. Mithilfe von Drohnen
liche Folgen des Klimawandels für die        den Klima­wandel ist künftig mit noch      ist eine raschere Störungsinspektion
Stromerzeugung aus Wasserkraft. Dabei        höheren Schwankungen zu rechnen.           möglich. Nach einer Fehlermeldung star­
wurden regionale Klimamodelle mit            Im Projekt SNOWPOWER entwickeln wir        tet die Drohne und fliegt bis zur Fehler­
einem hydrologischen Modell verknüpft        bis 2022 eine innovative Methode zur       stelle, wo sie Fotos macht. 2019 hat die
und verschiedene Emissionsszenarien          Schneedeckenerfassung mit Drohnen in       APG als europaweit erstes Unternehmen
eingebunden. So ließen sich Verlaufs­        hochalpinen Lagen und zur Ermittlung       einen genehmigten automatischen Flug
szenarien bis zum Ende des 21. Jahrhun­      des Abflusspotenzials. Somit lässt sich    außerhalb der Sicht erfolgreich absolviert.
derts entwerfen.                             die Abflussmenge besser abschätzen.          Weitere Projekte: Seite 18/19

Zukunftsszenarien und Lösungen

Energiewirtschaftliche Szenarien gehen von steigenden CO2-Preisen, einer ­wachsenden
Stromnachfrage sowie dem deutlichen Ausbau erneuerbarer Energien aus. Daraus
­ergeben sich strategische Chancen für neue erneuerbare Energien wie Windkraft und
 Sonnenkraft, klimafreundliche Technologien und innovative Geschäftsmodelle:

Saubere Technologien vorantreiben: Als führendes Wasserkraftunternehmen setzen wir
zusätzlich auf neue erneuerbare Energien. Zudem engagieren wir uns in Zukunftsfeldern
wie Elektromobilität oder Batteriespeicher.
 asserstoff als Zukunftschance nutzen: Grüner Wasserstoff ist eine vielversprechende
W
Ressource. Zusammen mit Industrie- und Mobilitätspartnern arbeiten wir am Durchbruch
dieses sauberen Energieträgers.
 orschung und Entwicklung fördern: Innovation ist die Basis für die Energiezukunft.
F
­Gemeinsam mit Universitäten, führenden Unternehmen und Start-ups gestalten wir neue
 Lösungen für den Klimaschutz.
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Der Rahmen für den
Klimaschutz: Energie- und
klimapolitische Vorgaben

Klimaschutz ist notwendig für die Umwelt und ­erforderlich
für eine hoch entwickelte ­Wirtschaft und Gesellschaft.
Der Weltklimavertrag von Paris und die ­Sustainable
­Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen sind die
 Leit­linien für die Klima- und Energieziele. Das Regierungs-
 programm 2020 – 2024 der Bundesregierung sieht eine
 ­Klimaneutralität für Österreich bis 2040 vor.

Das neue Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) soll einen
wesentlichen Baustein für das Erreichen der Klimaziele
­bilden. Dies setzt auch klare regulatorische Rahmen­
 bedingungen sowie Investitionsanreize für Unternehmen
 ­voraus. VERBUND tritt für ambitionierten Klimaschutz auf
 allen ­Ebenen ein. Wir unterstützen wirksame Instrumente
 zur ­Senkung der Treibhausgasemissionen und fordern
 einen starken CO2-Preis für alle Sektoren.
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Der energie- und klima­­­politische
Rahmen für VERBUND

Als Energieunternehmen ist VERBUND             Treibhausgas­emissionen ein. Beim Um­
­einer Vielzahl an energie- und klimapoliti­   setzen von Klimaschutzmaßnahmen sind
                                                                                               Unsere Position:
schen Einflüssen auf globaler, europäischer    wir ein verlässlicher Partner – für die Poli­   Es ist Zeit zu handeln!
und nationaler Ebene ausgesetzt. Unser         tik, die Wirtschaft sowie unsere Kundinnen
                                                                                               Als führendes heimisches
Ziel ist, diese Entwicklungen bestmöglich      und Kunden.                                     Energie­unternehmen setzt sich
in unseren Geschäftsmodellen zu berück­                                                        VERBUND für ambitionierten
 sichtigen. So können wir den Klima­schutz     Neue Chancen nutzen                             Klim­aschutz ein. Wir unterstützen
                                                                                               die internationalen und nationalen
 fördern und die Energie­zukunft ­aktiv        Die Dekarbonisierung des Energiesystems         Klimaziele. Damit diese erreicht
 mitgestalten.                                 ist eine der größten Herausforderungen der      werden, dürfen wir keine Zeit ver­
                                               Gegenwart. Sie birgt aber auch ­Chancen         lieren: Neben klaren ­Regelungen
                                                                                               für den Ausbau erneuerbarer
Klimaschutz auf allen Ebenen                   für den Wirtschaftsstandort Österreich.
                                                                                               Energien brauchen wir rasch
Den Rahmen für unsere Aktivitäten ­bilden      Wenn sich alle Stakeholder engagieren           wirksame Instrumente zur Sen­
politische Vorgaben. Von ihnen hängt           und einen angemessenen Beitrag leisten,         kung der Treibhausgasemissio­
ab, welche Verpflichtungen ­einzuhalten        können die heimischen Unternehmen im            nen, welche alle Wirtschafts­
                                                                                               sektoren umfassen sollen.
sind und welche Chancen sich ­daraus           ­internationalen Spitzenfeld verbleiben.
­ergeben. VERBUND unterstützt die Klima­        ­So lassen sich Wohlstand und eine hohe
ziele auf allen Ebenen und tritt für             Lebensqualität nachhaltig absichern.
­effektive Instrumente zur Senkung der
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Der Rahmen für den Klimaschutz                                                                                            Seite 9

Die Rahmenbedingungen auf
internationaler Ebene

Die globalen Rahmenbedingungen geben             Finanzierung
vor, wohin die Reise beim Klimaschutz            Auch die Finanzströme müssen in Einklang
                                                                                              Unsere Position:
geht. Dabei sind insbesondere die Sus­           mit Dekarbonisierungspfaden gebracht         Die SDGs umsetzen
tainable Development Goals (SDGs) der            werden. Zudem stellen ­Industrieländer
                                                                                              Wir wollen zu allen SDGs ­unseren
Vereinten Nationen sowie der Weltklima­          jährlich 100 Milliarden Dollar für Klima­    Beitrag leisten. Daher haben wir
vertrag von Paris maßgeblich.                    schutz- und Klimawandelanpassungs­           diese im VERBUND-Nachhaltig­
                                                 maßnahmen in Entwicklungsländern zur         keitsleitbild verankert. ­Besondere
                                                                                              Relevanz haben für uns SDG 7
Die Sustainable Development Goals                Verfügung.
                                                                                              (Leistbare und nachhaltige Ener­
Die Sustainable Development ­Goals der                                                        gie für alle) und SDG 13 (Klima­
UNO umfassen 17 Ziele für eine ­bessere          Klimabedingte Verluste und Schäden         schutz). Wir treten für den Sub­
                                                                                              stanzerhalt unserer Anlagen ein,
Zukunft. Bis Ende 2030 will die ­g­lobale        Lassen sich Klimaschäden nicht mehr ver­
                                                                                              erhöhen laufend deren ­Effizienz
Staatengemeinschaft damit Armut und              hindern, so sollen die am meisten betrof­    und forcieren den Ausbau
Hunger bekämpfen, ­Ungleichheiten                fenen Länder finanzielle Unterstützung er­   erneue­rbarer Energien.
­beseitigen, den Ausbau erneuerbarer             halten. Die Ausgestaltung ist Gegenstand
 ­Energien fördern und dem Klimawandel           weiterer Klimakonferenzen.
  ­gegensteuern. Mehr als 190 Länder ver­
   pflichteten sich, nachhaltige ­Maßnahmen
   auf ­nationaler, regionaler und internatio­
naler Ebene zu setzen.

Der Weltklimavertrag von Paris
Mit dem seit 2020 wirksamen Pariser Über­
einkommen haben die Mitgliedsstaaten
der Klimarahmenkonvention der Vereinten
Nationen (UNFCCC) eine klare Richtung
vorgegeben: die Erderwärmung so weit zu
begrenzen, dass ein Leben und Wirtschaf­
ten in Sicherheit und Gesundheit möglich
bleibt. Der Weltklimavertrag von Paris um­
fasst folgende Detailziele:

Begrenzung der Erderwärmung
Der Anstieg der globalen Durchschnitts­
temperatur ist deutlich unter 2 Grad
­Celsius gegenüber dem ­vorindustriellen
 Niveau zu halten. Angestrebt wird eine
 ­Begrenzung auf 1,5 Grad Celsius. Das
  ­bedeutet, dass die Industrienationen ­ihren
   Treibhausgas­ausstoß bis 2050 auf n
                                     ­ etto
   null bringen müssen.

Klimawandelanpassung
Die Staaten werden ihre Klimaresilienz –
also die Fähigkeit, sich an die negativen
Folgen des Klimawandels anzupassen –
­erhöhen.
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                                                 Die EU-Klima- und Energieziele 2030
                                                 Das sind die zentralen Ziele der europäischen Klima- und Energiepolitik bis 2030:
                                                   Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 40 % gegenüber 1990
                                                 •	
                                                   (Um die Ziele in Einklang mit dem Weltklimavertrag von Paris zu bringen,
                                                   ist derzeit eine Anhebung – auf eine Senkung der Emissionen um mindestens
                                                   55 % gegenüber 1990 – in Diskussion.)
                                                   Erhöhung des Anteils an Energie aus erneuerbaren Quellen auf mindestens
                                                 •	
                                                   32 % am Endenergieverbrauch (gegebenenfalls Anhebung im Jahr 2023)
                                                   Steigerung der Energieeffizienz um mindestens 32,5 % (gegebenenfalls
                                                 •	
                                                   Anhebung im Jahr 2023)

Der European Green Deal                          Das Sustainable Finance Package
Auf europäischer Ebene setzt der                  Damit die EU-Energie- und Klimaziele
                                                                                                         Unsere Position: Ja zu
­European Green Deal unter anderem                bis 2030 erreicht werden können, muss                  einem CO2-neutralen Europa
 die globalen Klimaziele und ­Sustainable         ­Europa zusätzliche 260 Milliarden Euro
                                                                                                         Damit Europa bis 2050 klima­
 ­Development Goals um. Er hat zum Ziel,           pro Jahr aufbringen. Das S­ ustainable                neutral wird, braucht es verstärk­
  Europa bis 2050 zum weltweit ersten klima­     ­Finance ­Package soll Kapitalflüsse in                 te Anstrengungen. In der „Decar­
  neutralen Kontinent zu machen. ­Weitere          ­nachhaltige Investitionen lenken.                    bonisation ­Alliance“ ­fordert
                                                                                                         ­ ERBUND mit anderen euro­
                                                                                                         V
  Schwerpunkte sind saubere, ­leistbare                                                                  päischen Energie­unternehmen
  und sichere Energie, Dekarbonisierung          Das EU-Emissionshandelssystem                           die Anhebung des EU-Klima­
  und Kreislaufwirtschaft, der Schutz von         Das EU-Emissionshandelssystem (Emis­                     ziels bis 2030 und ein verbind­
                                                                                                         liches ­Zwischenziel für 2040.
  Ökosystemen, Biodiversität sowie ein           sions Trading System, EU-ETS) ist seit 2005
                                                                                                         Zudem setzen wir uns für ein
  Null-Schadstoff-Aktionsplan.                   das zentrale europäische ­Instrument zum                ­effektives Emissionshandels­
       Zudem stehen unter anderem auch           Klimaschutz. Es umfasst die ­Sektoren                    system mit ­einem ansteigenden
  ­grüne Finanzierung sowie Forschung und        ­Industrie und Energie und ist daher auch                CO2-Mindestpreis sowie für einen
                                                                                                          CO2-Preis für alle Sektoren (auch
   ­Innovation im Fokus. VERBUND ist mit der      für VERBUND zentral. Die Unternehmen                    ­Verkehr und Gebäude) ein.
Emission eines Green Bonds und einem              müssen für jede emittierte Tonne CO2 ein
    ESG-linked syndizierten Kredit Vorreiter     Zertifikat hinterlegen. Ein geringer Teil
    bei innovativen grünen Finanzierungen.       wird kostenlos zugeteilt, der größte Teil ist
       Im Rahmen des European Green ­Deals        zu ­ersteigern. Durch das Überangebot an
    ist eine Anhebung des EU-Klimaziels zur       Zertifikaten war der CO2-Preis lange Zeit
    Senkung von Treibhausgasen bis 2030 vor­      so niedrig, dass das Emissionshandels­
    gesehen. Wir unterstützen die neuen ­Ziele    system kaum Wirkung entfalten konnte.
    und die Umsetzung des Deals auch als          Mit der Überarbeitung der 2019 eingeführ­
    Konjunkturbelebungsprogramm. ­Künftige        ten Marktstabilitätsreserve (MSR) soll künf­
    Rahmenbedingungen in der EU und in           tig ein Überangebot am Markt besser ver­
    ­Österreich müssen sich an den neuen eu­     hindert werden. Ebenso stehen CO2-­Zölle,
ropäischen Zielen – sowie am Pariser Welt­        sogenannte Border Tax Adjustments, zur
klimavertrag und den SDGs – orientieren.          Diskussion.
Der Rahmen für den Klimaschutz                                                                                               Seite 11

Die Rahmenbedingungen
in Österreich

Im österreichischen Regierungsprogramm              Diese soll unter anderem durch die Ent­
2020 – 2024 haben Klima- und Energiethe­            wicklung eines integrierten Netzinfrastruk­
                                                                                                   Unsere Position:
men großes Gewicht. Folgende Themen                 turplans sichergestellt werden.                Rasch klimaneutral werden
sind aus Sicht von VERBUND wesentlich:
                                                                                                   VERBUND begrüßt den klima-
                                                    Ökosoziale Steuerreform und                   und energiepolitischen Kurs der
 limaneutralität Österreichs ab 2040
K                                                    CO2-Bepreisung                                Bundesregierung. Wir unterstüt­
Die Bundesregierung will den Weltklima­                 Als Mittel gegen die Klimakrise setzt      zen die angestrebte Klimaneutra­
                                                                                                   lität bis 2040 und das Ziel „100 %
vertrag von Paris umsetzen. Sie unter­               die ­Regierung auf Kostenwahrheit bei         Strom aus erneuerbaren Quellen
stützt die geplante Anhebung der EU-­                CO2-Emissionen und eine Ökologisie­           (national/bilanziell) bis 2030“.
Klima- und Energieziele sowie den                    rung des Steuer­systems. Ab 2022 ist eine
European Green Deal. In Österreich soll              ökosoziale Steuerreform geplant. Die­
der Treibhausgasausstoß bereits im Jahr              se soll – unter anderem mithilfe von
2040 ­netto null betragen. Dazu wird ein             CO2-Bepreisung – die Menschen in Öster­
CO2-Budget mit konkreten Reduktions­                    reich entlasten und ökologische Kosten­
pfaden festgelegt.                                      wahrheit im Steuersystem herstellen. Auf
                                                     EU-Ebene tritt die Regierung unter an­
100 % Strom aus erneuerbaren                       derem für ein ­wirkungsvolles Emissions­
  Energien                                          handelssystem und einen CO2-Mindest­
  Im Bereich Energie steht die Nutzung und           preis ein.
  Kopplung von erneuerbaren Ressourcen                    Die Ziele des Regierungsprogramms
  in allen Anwendungsbereichen im Fokus.             2020 – 2024 unterstützen die VERBUND-
  Bis 2030 sollen 100 % des Stroms (national/­      Strategie 2030. Zugleich fördern wir mit
  bilanziell) aus erneuerbaren Quellen stam­         der strategischen Ausrichtung ­unseres
  men. Umgesetzt werden soll dies vor allem          ­Unternehmens das Erreichen dieser ­Ziele.
  durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz                Zur Umsetzung unserer Strategie sind
  (EAG). Zur vollständigen Dekarbonisierung           ­darüber hinaus die Ausgestaltung des
  des Wärmemarkts wird eine Wärmestrate­               ­Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes sowie
  gie erarbeitet. Ein weiteres Ziel ist die Netz-      der österreichischen Wasserstoffstrategie
  beziehungsweise Versorgungssicherheit.               ­besonders wichtig.
Herausforderungen durch
die Klimakrise: Umgang
mit klimatischen Folgen

Historische Messungen und Klimamodelle zeigen: Eine
Folge des Klimawandels ist ein signifikanter Temperatur­
anstieg in Österreich im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.
Bei Niederschlag und Windgeschwindigkeit gibt es keine
klaren Trends. Eine Zunahme der Intensität und Häufigkeit
von Extremwetterereignissen ist wahrscheinlich.

VERBUND stellt sich diesen Herausforderungen: Bei der
Planung, dem Bau und dem Betrieb von Anlagen beziehen
wir klimabedingte Naturgefahren ein. Zum Schutz unserer
Lauf- und Speicherkraftwerke setzen wir vielfältige techni-
sche und organisatorische Maßnahmen.
Seite 14                                                                                                                              Herausforderungen durch die Klimakrise

Meteorologische Parameter

Grundlage für den vorliegenden C  ­ limate                   keine markanten Trends ersichtlich. In
­Report sind unterschiedliche Klimamodelle                   Kombination mit dem Gletscherrückgang
 und historische Messreihen.1 Zur Abschät­                   kann der Niederschlag trotzdem wesentli­
 zung der Auswirkungen des ­Klimawandels                     che Folgen für die Wasserführung haben.
 auf das Wasserdargebot verknüpfte das                       So ist mit einzelnen Jahren zu rechnen, in
 ­VERBUND-Projekt POWER­CLIM_HOT2 re­                        denen der durchschnittliche Jahresdurch­
  gionale Klimamodelle mit einem hydro­                      fluss um bis zu 35 % zurückgehen kann.
  logischen Modell. Durch das Einbinden                      Noch stärker fallen Änderungen bei einer
  verschiedener Emissionsszenarien ließen                    jahreszeitlichen Betrachtung ins Gewicht.
  sich Verlaufsszenarien bis zum Ende des                    Je nach Klimamodell und Emissionsszena­
  21. Jahrhunderts entwerfen.                                rio kann das Wasserdargebot in den Som­
                                                             mermonaten drastisch zurückgehen und
Steigende Temperaturen                                       im Winter wieder stark ansteigen.5
Alle Kombinationen von ­Klimamodellen
und Emissionsszenarien zeigen: In den                        Extremwetter als Herausforderung
letzten Jahrzehnten war der Temperatur­                      Auch Extremwetterereignisse werden mit
anstieg in Österreich deutlich stärker als                   dem Klimawandel in Verbindung gebracht.
im globalen Durchschnitt. Dies liegt an der                  Hier sind die Mechanismen sehr ­komplex.
Land-Wasser-Verteilung der Erde (Land                        Vorläufige Ergebnisse einer aktuellen Stu­
erwärmt sich rascher als Wasser) sowie                       die der Zentralanstalt für Meteorologie
der Verlagerung des subtropischen Hoch­                      und Geodynamik (ZAMG) zu Gewittern                         Temperaturanstieg in Österreich
druckgürtels nach Norden. Letztere führt –                    und Unwettern der letzten 30 Jahre zeigen                 und global
mit Maßnahmen zur Verbesserung der                           ­einen deutlichen Anstieg seit den 2000er-­
                                                                                                                         Jahr                Global               Österreich
Luftqualität seit den 1980er-Jahren – zu län­                 Jahren. Vor allem in Süd- und Osteuropa
                                                                                                                         2018                +0,4 °C              +1,8 °C
gerer Sonnenscheindauer. Auch Hitze­tage                      stieg das Gewitterpotenzial um 30 – 50 %, in
(Tages­höchstwert über 30 Grad C ­ elsius)                    Österreich um 20 %. Zu beachten ist, dass                  2015                +0,5 °C              +1,4 °C

haben markant zugenommen.                                     dies nicht einer Zunahme an tatsächlichen                  2014                +0,3 °C              +1,7 °C
   Mit einem Anstieg von 1,8 Grad ­Celsius                    Gewittern entspricht, da nicht jede gewitter­              1994                -0,1 °C              +1,2 °C
im Vergleich zur Referenzperiode 1981 bis                     anfällige Wetterlage ein Gewitter auslöst.                Quelle: Klimastatusbericht Österreich 2018 (2019)

2010 war das Jahr 2018 das wärmste in                            Gleichzeitig kann – gerade in von Ge­
der 251-­jährigen österreichischen Mess­                      wittern häufig betroffenen Regionen –
geschichte. Insgesamt 14 der 20 wärmsten                      auch die Wahrscheinlichkeit von Überflu­
Jahre in Österreich lagen in den 2000er-Jah­                  tungen und Murenabgängen steigen. Die
ren.3 Damit liegt Österreich weit über dem                    zunehmende Versiegelung von Flächen
globalen Durchschnitt: Weltweit wurde                         und die Verdichtung des Bodens auf land­
2018 ein Temperaturanstieg von 0,4 Grad                       wirtschaftlichen Nutzflächen können die
Celsius gemessen.4                                            Auswirkungen von Unwettern und damit
                                                              das Schadenspotenzial verstärken. Für ge­
Schwankende Wasserführung                                     nauere Aussagen über die künftigen Ent­
Bei Niederschlägen und Windgeschwin­                          wicklungen sind weitere Forschungen
digkeiten sind über Jahrzehnte betrachtet                     erforderlich.6

1   Siehe Quellen (Auszug) auf Seite 30.
2   POWERCLIM_HOT – Auswirkungen von möglichen Klimaveränderungen auf das Erzeugungspotenzial von Wasserkraftwerken
     unter extremen, trockenen Klimabedingungen. Projekt von VERBUND mit der Universität für Bodenkultur Wien (2019).
3 Quelle: Klimastatusbericht Österreich 2018 (2019).
4 Quelle: Informationsportal Klimawandel der ZAMG (abgerufen im Jänner 2020).
5 Quelle: Klimastatusbericht Österreich 2018 (2019).
6	Quelle: Wetterlagen mit Unwetterpotenzial haben zugenommen. Information der ZAMG auf zamg.ac.at (abgerufen am
   20. Juli 2020).
Herausforderungen durch die Klimakrise                                                   Seite 15

Management von
Extremwetterereignissen

Die Wasserkraftwerke von VERBUND ­sowie    Planung, dem Bau und dem Betrieb unse­
das Übertragungsnetz der APG sind ­einer   rer Anlagen. Dabei halten wir die europä­
Vielzahl an möglichen klimabedingten       ischen und nationalen Vorgaben ein. Dies
Natur­gefahren ausgesetzt. Diese reichen   sind insbesondere die EU-Hochwasser­
von anhaltendem Trockenwetter bis zu       richtlinie (Richtlinie 2007/60/EG über
Stark­niederschlägen. Die damit zusam­     die Bewertung und das Management von
menhängenden Ereignisse – wie Hoch­        Hochwasserrisiken) sowie deren Umset­
wasser, Muren und Lawinen – können sich    zung im österreichischen Wasserrechts­
auf die Wasserführung und die Strom­       gesetz (WRG 1959).
erzeugung sowie den Stromtransport             Die weiteren Vorgaben zur Berücksich­
auswirken.                                 tigung von Naturgefahren wie Hoch­wasser
                                           ­sind im Genehmigungsbescheid sowie in
Rechtliche Vorgaben                         den Betriebs- und Überwachungsordnun­
Extreme Wettersituationen zählen zu den     gen für jedes Kraftwerk geregelt. ­Letztere
größten Gefahren für die Stromerzeugung     geben Handlungsanweisungen für die
und den Stromtransport. Wir berücksich­     ­laufende Über­wachung und das Vorgehen
tigen diese Einflüsse seit jeher bei der     im Ernstfall.
Seite 16                                                                                 Herausforderungen durch die Klimakrise

Maßnahmen bei Hochwasser                      Bei einem Speicherkraftwerk kann ein
Für den sicheren Kraftwerksbetrieb setzen     Teil der zulaufenden ­Hochwasserwelle       Unser Einsatz: Hochwasser-
wir zahlreiche technische Vorkehrungen.       zurückgehalten werden. Dadurch ist          schutz und Ökologie
Dabei ist zwischen Laufkraftwerken und        eine gewisse Entlastung unterhalb der       Beim Bau moderner Wasserkraft­
Speicherkraftwerken zu unterscheiden. Bei     Talsperre möglich. Wesentlich sind je­      werke wird der Hochwasserschutz
einem Laufkraftwerk gibt es keine Möglich­    doch leistungsfähige Vorrichtungen zur      mit ökologischen Maßnahmen
                                                                                          verknüpft. Ein Beispiel ist das in
keit, Hochwässer aktiv zu beeinflussen. Je­   Hochwasserentlastung.                       den 1990er-Jahren entstandene
doch kann die Durchfluss­menge ­gesteuert       Zusätzlich zur Bewältigung von Hoch­      Kraftwerk Wien-­Freudenau. Es ga­
werden.                                       wässern gibt es auch Vorkehrungen zum       rantiert zusammen mit dem Ent­
                                                                                          lastungsgerinne der Neuen D  ­ onau
   Im Normalbetrieb ist die Wehranlage        Schutz vor weiteren Naturgefahren. Dazu     den Hochwasserschutz für die
des Laufkraftwerks geschlossen, und der       zählen zum Beispiel Wildbach- und           Bundeshauptstadt.
gesamte Durchfluss geht durch das Kraft­      Lawinen­verbauungen. Diese Maßnahmen        Weitere ökologische Maßnahmen
haus. Im Fall von Hochwasser wird die         unterscheiden sich je nach Kraftwerk und    sind die Wasserzuführung zur
Wehr­anlage schrittweise geöffnet. Bei ex­    lokalen Anforderungen.                      Neuen und Alten Donau. Zudem
                                                                                          wurden Biotope, Buchten, ­Inseln
tremen Hochwasserereignissen müssen
                                                                                          und ein naturnah gestalteter Um­
die Maschinen abgestellt werden. Eine                                                     gehungsbach mit Fischaufstieg
Ausnahme stellen die Schwellkraftwerke                                                    auf der Donauinsel ­geschaffen.
                                                                                          Am südlichen Ufer entstand eine
dar. Bei diesen ­können die Stauräume vor
                                                                                          Uferpromenade, und über das
­einer Abflusswelle entleert werden, um                                                   Kraftwerk führt ein Fuß- und
 das Hochwasser abzumildern.                                                              Radweg.
Herausforderungen durch die Klimakrise       Seite 17

Überwachung und Instandhaltung
   Die 29 Talsperren bei Speicherkraft­
   werken sowie die rund 100 Laufkraft­
   werke von ­VERBUND werden laufend
überwacht. Die Basis bilden die wasser­
rechtlichen Vorschreibungen und die Be­
triebs- und Überwachungsordnungen.
Unsere Talsperrenverantwortlichen so­
wie deren Stellvertreterinnen und Stell­
vertreter sind für die Überwachung der
Sicherheit der Talsperren verantwort­
lich. Die Sperrenwärterinnen und -wärter
kümmern sich um die laufende Überwa­
chung vor Ort. Die Sicherheit der Lauf­
kraftwerke und Stauräume bei Flüssen
wird durch mess­technische Kontrollen –
wie Vermessungen oder hydrografische
Beurteilungen – sichergestellt.
     Die kontinuierliche Instandhaltung
der sicherheitsrelevanten Einrichtungen
­betrifft neben den Bauwerken auch die
 Stauräume. Für den Hochwasserschutz
 ­müssen etwa Sedimente wie Sand und Kies
  ­verlagert werden. Dies geschieht durch
   Entlandungen oder Baggerungen in den
   Stauräumen (Sedimentmanagement).

Notfall- und Krisenmanagement
Um für Extremwetterereignisse gerüstet
zu sein, setzt VERBUND auf gut ausgebilde­
te und im Ernstfall verfügbare Mitarbei­
terinnen und Mitarbeiter. Unser Notfall-
und Krisenmanagement orientiert sich
am staatlichen Krisen- und Katastrophen­
management. Das erleichtert ein abge­
stimmtes Vorgehen zusammen mit den Ein­
satzkräften und ermöglicht uns ein rasches
Reagieren. Die Basis bilden szenariobasier­
te Notfallpläne sowie Trainings und Fort­
bildungen von Krisenstäben und Einsatz­
leitungen. Extremwetterszenarien werden
regelmäßig geübt. Das Krisenmanagement
wird aufgrund der daraus gewonnenen
­Erkenntnisse weiterentwickelt.
    Die APG kooperiert – unter anderem für
die Bewältigung von ­unwetterbedingten
Schäden an Hochspannungsleitungen –
eng mit dem Österreichischen Bundesheer.
Mit dessen Hilfe kann innerhalb ­weniger
Tage ein Notgestänge mit einer Ersatz­
leitung zur Überbrückung eines beschä­
digten Masts installiert werden. Zudem
steht die APG im laufenden Austausch mit
­Meteorologinnen und Meteorologen sowie
 Lawinenwarndiensten, um sich bestmög­
 lich auf Extremwettersituationen vorberei­
 ten zu können.
Seite 18                                                                                                                      Herausforderungen durch die Klimakrise

Angewandte Forschung
bei VERBUND

VERBUND engagiert sich in angewandter
Forschung und gibt zusätzlich selbst Stu­
dien in Auftrag. So lassen sich Klimaverän­
derungen und deren Auswirkungen auf die
Wasserführung frühzeitig erkennen. Hier
finden Sie eine Auswahl von Projekten:

Permafrost in den Hohen Tauern
Die Region der Hohen Tauern umfasst eine
Fläche von fast 2.500 km2. Fast ein Drittel
davon ist Permafrostboden, der das ganze
Jahr hindurch gefroren ist. Eine Erhöhung                       Unterschieden der Schneelage von ­Winter
der Temperatur kann zu dessen Abschmel­                         zu Winter zu rechnen. Die Modellierung
zen führen und Hänge und steile Felsflan­                       des Schmelzzuflusses erfordert eine ge­
ken destabilisieren. Mögliche Folgen sind                       naue, flächige Erhebung der Schneedecke.
Felsstürze, Hangrutschungen oder Muren.                         VERBUND nutzt den rasanten Fortschritt
Mit dem Projekt Permalp7 wurde erstmals                         bei Drohnen und Digital­kameras: Im Pro­
eine detaillierte Permafrostverbreitungs­                       jekt SNOWPOWER9 ­entwickeln wir bis 2022
karte für die Hohen Tauern erstellt. Das                        eine wirtschaftliche Methode zur Schnee­
2012 abgeschlossene Projekt schuf somit                         deckenerfassung in hochalpinen Lagen
eine Planungsgrundlage für künftige Infra­                      und zur Ermittlung des Abflusspotenzials.
strukturmaßnahmen im Hochgebirge.
                                                                Naturgefahrenmanagement
Klimawandel und Wasserhaushalt                                  Durch die alpine Lage Österreichs ist die
Das von VERBUND beauftragte Projekt                             VERBUND-Energieinfrastruktur vielen Na­
­ OWERCLIM untersuchte mögliche Fol­
P                                                               turgefahren ausgesetzt. Dadurch können
gen des Klimawandels für den Wasserhaus­                        Schäden an verschiedenen Stellen im Sys­
halt und die Stromerzeugung aus Wasser­                         tem auftreten. Im 2016 abgeschlossenen
kraft. Dazu wurden zehn Einzugsgebiete                          Projekt RIMES10 wurden Unsicherheiten der
in Österreich und Bayern beleuchtet. Die                        verschiedenen Untersuchungsobjekte (Kli­
­ OMET-geförderte Studie wurde vom
C                                                               mawandel, Naturgefahren, ökonomische
­meteorologischen Institut und vom Insti­                       Verluste) untersucht und Wechselwirkun­
tut für Hydrologie und Wasserwirtschaft                         gen interpretiert. Die Studie wurde vom Kli­
der Universität für Bodenkultur sowie der                       ma- und Energiefonds des Austrian Climate
alpS GmbH in Innsbruck umgesetzt. Mit                           Research Programme (ACRP) gefördert.
 ­ OWERCLIM_HOT8 wurde die Studie 2019
 P
 aktualisiert und ergänzt.                                      ABS fürs Stromnetz (ABS4TSO)
                                                                Als Reaktion auf den Klimawandel wird
Schneedecken und Abflusspotenziale                              europaweit die Erzeugung aus erneuer­
Die Schneedecke im Frühjahr trägt we­                           baren Energien ausgebaut. Das verän­
sentlich zur Füllung alpiner Speicherseen                       dert das Stromsystem und begünstigt Fre­
bei. Durch den Klimawandel ist mit großen                       quenzabweichungen. Durch die Steuerung

7	Permalp – Modelling alpine permafrost distribution in the Hohe Tauern region, Austria. Projektpartner: Nationalpark Hohe
    Tauern, ÖBB Infrastruktur, Gletscherbahnen Kaprun AG, VERBUND und weitere (2009 – 2012).
8 POWERCLIM_HOT (2019).
9 SNOWPOWER – Schneedeckenerfassung in hochalpinen Lagen. Projektpartner: VERBUND, Verfahren und Umwelt Manage­
    ment GmbH (2019 – 2022).
10 RIMES – Climate Change and Natural Hazards Risk Management in Energy Systems. Projektpartner: ­VERBUND, Klima- und
    Energiefonds (2010 – 2016).
Herausforderungen durch die Klimakrise                                                                                                              Seite 19

mit schneller Regelleistung kann die APG                        die Habitatnutzung und deckt einen rele­
dem entgegenwirken. Im Projekt ABS4TSO11                        vanten geografischen Raum ab. Die APG
wird diese Gegenmaßnahme von der APG                            ­erwartet davon unter anderem ­Hinweise
gemeinsam mit VERBUND, der TU Wien und                           für Schutzmaßnahmen an relevanten
dem ­Austrian Institute for Technology (AIT)                     Leitungsabschnitten.
erforscht. Das Herzstück des Projekts ist ein
1-MW-/500-kWh-Batteriespeichersystem.                           Hochwasservorhersage in Salzburg
                                                                Im Projekt HYDRIS II14 wurde das Hoch­
Sonnenwindvorwarnsystem                                         wasserprognosesystem im Bundesland
Beim Passieren der Erde sind Verwirbe­                          Salzburg weiterentwickelt. Mithilfe des
lungen von Sonnenstürmen möglich. Sie                           Wasserbilanzmodells lässt sich die Abfluss­
können sich negativ auf Komponenten des                         entwicklung in den kommenden 72 Stun­
Übertragungsnetzes auswirken. Mit der                           den vorhersagen. Das erleichtert das Hoch­
Messung von Erdmagnetströmungen durch                           wassermanagement der Kraftwerkskette
die Zentralanstalt für Meteorologie und                         Mittlere Salzach sowie die ­rechtzeitige
Geodynamik (ZAMG) im APG-Netz12 werden                          Alarmierung von Einsatzkräften, Bürge­
                                                                                                                           Unser Einsatz:
neue Daten und Erkenntnisse gewonnen.                           rinnen und Bürgern. An dem 2015 abge­                      Forschung zum Klimawandel
Diese sollen in die Weiterentwicklung der                       schlossenen Projekt waren VERBUND, die
                                                                                                                           VERBUND betreibt mehr als
von der ZAMG konzipierten Sonnenwind­                           Salzburg AG und der Hydrographische                        130 Wasserkraftwerke und das
erfassung einfließen. Die APG kann durch                        Dienst des Landes Salzburg beteiligt.                      österreichische Übertragungsnetz.
dieses Vorwarnsystem rechtzeitig auf kriti­                                                                                Für den sicheren Betrieb ist die
                                                                                                                           wissenschaftliche Auseinander­
sche Entwicklungen reagieren.                                   Sedimentbewegungen bei Flüssen                             setzung mit dem Klimawandel
                                                                Vorgänge wie Erosion, Transport und Ab­                    und den daraus resultierenden
Schutz des Rotmilans                                            lagerung von Sedimenten ­beeinflussen                      Naturgefahren wichtig. Deshalb
                                                                                                                           engagieren wir uns laufend in an­
Im LIFE-Nature-Projekt EUROKITE13                               Fließgewässer. Ein bis 2024 laufendes
                                                                                                                           gewandten Forschungs­projekten.
 wird der Einfluss des Menschen auf die                         ­Projekt des Christian Doppler Labors für                  Die Themen­schwerpunkte sind
­Mortalität beim Rotmilan und drei ande­                         ­Sedimentforschung und -management15                      Klimaveränderungen, Auswirkun­
ren Greifvogelarten analysiert. Das Ziel                        analysiert die Möglichkeiten zur Optimie­                  gen auf die Wasserführung und
                                                                                                                           Temperatur­extreme sowie ­daraus
 ist, ­Gegenmaßnahmen zu entwickeln.                            rung des Sedimenthaushalts an österrei­                    ­abgeleitete Erzeugungs- und
 Das Projekt basiert auf soliden Daten über                     chischen Flüssen.                                           Vermarktungs­potenziale.

11 ABS4TSO – Advanced Balancing Services for Transmission System Operators. Projektpartner: APG, Austrian Institute for
      Technology (AIT), Technische Universität Wien und VERBUND (2018 – 2021).
12	Sonnenwinde – Auswirkungen auf das österreichische Hochspannungsnetz. Projektpartner (unter anderem): APG, Techni­
      sche Universität Graz, ZAMG (2014 – 2017).
13 LIFE EUROKITE – LIFE-Nature-Projekt. Projektpartner: APG, LIFE-Förderprogramm der Europäischen Union (2020 – 2024).
14	 HYDRIS II – Hydrologisches Informationssystem zur Hochwasservorhersage. Projektpartner: VERBUND, Salzburg AG und
      Land Salzburg (2010 – 2015).
15 Siehe: Christian Doppler Labor für Sedimentforschung und -management.
Energiewirtschaftliche
Szenarien: Aussichten für
VERBUND

 Der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt ist uns
 wichtig. Dazu zählt, die Treibhausgasemissionen ­bei ­VERBUND
stetig weiter zu senken. Wir gehen ­entschlossen unseren
Weg und setzen auf die klimaneutrale Strom­erzeugung aus
­Wasser-, Wind- und Sonnenkraft.

Energiewirtschaftliche Szenarien gehen von steigenden
CO2-Preisen, einer wachsenden Stromnachfrage sowie dem
deutlichen Ausbau von erneuerbaren Energien aus. Das
Ziel ist die 100%ige Dekarbonisierung des Stromsektors.
Wie rasch diese erfolgt, hängt von der künftigen Klima- und
Energie­politik und den technisch-wirtschaftlichen Möglich-
keiten ab.

VERBUND ist bestens aufgestellt, um die sich daraus erge-
benden Chancen zu nutzen: Als Wasserkraftunternehmen
und Innovationsvorreiter sind wir erster Ansprechpartner für
die grüne Energiezukunft. Mit unserer Strategie 2030 haben
wir wesentliche Themen adressiert und wirksame Hebel für
die Umsetzung geschaffen.
Seite 22                                                                                                       Energiewirtschaftliche Szenarien

Umgang mit Treibhausgas­
emissionen

VERBUND verpflichtet sich zum verantwor­                       Treibhausgasemissionen und der Ziele des
tungsvollen Umgang mit der Umwelt. Dazu                        Pariser Klimaschutzabkommens zeigt: Es
zählt auch, die Treibhausgasemissionen                         gibt weiterhin Handlungsbedarf!
stetig weiter zu senken. Wir gehen ­daher
entschlossen unseren Weg und setzen                            Emissionen bei VERBUND
auf die Stromerzeugung aus erneuerbarer                        VERBUND setzt auf die emissionsfreie Er­
­Wasser-, Wind- und Sonnenkraft.                               zeugung aus Wasserkraft, ergänzt durch
                                                               Wind- und Sonnenkraft. Der Großteil un­
Emissionen in Österreich16                                     serer Treibhausgasemissionen entsteht
Laut Umweltbundesamt wurden 2018                               durch den Einsatz thermischer Kraftwer­
in Österreich rund 79 Millionen ­Tonnen                        ke. Sie werden zur österreichweiten Netz­
Treibhausgase ausgestoßen. Der im                              stützung und zur Fernwärmeversorgung
Emissions­handel erfasste Sektor Energie                       von Graz eingesetzt. Das Ende der Strom-
und Industrie ist mit 34,3 Millionen                           und Fernwärmeerzeugung aus Kohle mit
Tonnen CO2-Äquivalenten (36 %) der                             Ende März 2020 ist ein wichtiger Schritt,
größte Emittent. Davon verursachten                            um diese Emissionen noch weiter zu
die Emissionshandelsbetriebe im Sektor                         senken.
Energie 9,1 Millionen Tonnen und im
Sektor Industrie 19,3 Millionen Tonnen.                        Direkte Scope-1-Emissionen
An ­zweiter Stelle folgt der Sektor Verkehr                    Die direkten Treibhausgasemissionen von
mit rund 23,9 Millionen Tonnen (30 %).                         VERBUND lagen im Jahr 2019 bei 1,07 Mil­
   Im Vergleich zu 1990 wurden im Jahr                         lionen Tonnen. Dabei gingen mehr als
2018 im Sektor Energie und ­Industrie                          99 % auf CO2-Emissionen aus dem Ein­
2,2 Millionen Tonnen CO2 ­weniger                               satz der Brennstoffe in Wärmekraftwer­
emittiert. Beim Verkehr hingegen gab                            ken zurück. Weniger als 1% wurde durch
es eine Zunahme um 10,2 Millionen                              CO2-Emissionen aus Treibstoffen im
­Tonnen (+73,7 % seit 1990). Das natio­                        ­VERBUND-Fuhrpark sowie durch SF6-Emis­
 nale K
      ­ limaziel (ohne Emissions­handel)                       sionen verursacht. SF6 wird als Isoliergas in
 wurde damit nicht erreicht. Die Ge­                           Hochspannungsanlagen eingesetzt.
 genüberstellung der österreichischen

So werden Treibhausgase bei VERBUND erfasst
Die Treibhausgasbilanz von VERBUND basiert auf dem Berichtsstandard
„Corporate Accounting and Reporting“ des Greenhouse-Gas-Protokolls (GHG-
Protokolls).
Dabei werden die Treibhausgasemissionen in folgenden „Scopes“ erfasst:
Scope 1 umfasst direkte Emissionen – zum Beispiel aus der Verbrennung in
Wärme­kraftwerken oder aus dem Fuhrpark.
Scope 2 umfasst indirekte Essionen, die mit aus dem Netz bezogener Energie
(Fernwärme, Strom) verbunden sind.
 Scope 3 erfasst optional weitere indirekte Emissionen, die in der
Wertschöpfungskette außerhalb des Unternehmens entstehen, zum Beispiel
durch Geschäftsreisen oder Transporte.

16   Quelle: Treibhausgasbilanz Österreichs 2018 des Umweltbundesamts (2020).
Energiewirtschaftliche Szenarien                                                                                         Seite 23

 Die direkten Emissionen aus den Wärme­
 kraftwerken fallen unter den EU-Emissions­
 handel. Das heißt, dass für jede Tonne
 ­emittiertes CO2 ein gültiges Zertifikat vor­
  liegen muss. Die erforderlichen ­Zertifikate
  wurden zum größten Teil zugekauft, die
  Gratiszuteilung für Kraft-Wärme-Kopp­
 lungsanlagen von VERBUND lag im Jahr
 2019 bei 5 %.
     In der Treibhausgasbilanz werden Emis­
 sionen in CO2-Äquivalente ­umgerechnet.
  Bei VERBUND werden alle CO2- und SF6-­
 Mengen berücksichtigt. ­Direkte ­biogene
 Emissionen werden getrennt ­berichtet.
 Etwa 1.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro
­Kilowattstunde (CO2e/kWh ) stammten
 2019 aus der Mitverbrennung von Klär­
 schlamm. Die N2O- und CH4-­Emissionen,            Emissionen stark reduzieren. Der Wert
 die bei der Verbrennung f­ ossiler B
                                    ­ rennstoffe   wird durch die Zurechnung der ­Verluste
                                                                                               Unsere Position: Klimaschutz
 in den Wärmekraftwerken entstehen,                im Stromnetz bestimmt und ist in den ver­   erfordert Dekarbonisierung
 ­sowie die Emissionen aus der Kohle­              gangenen Jahren gleichbleibend ­niedrig.
                                                                                               Der Kampf gegen den Klimawan­
  lagerung werden nicht berechnet. Der             Er lag 2019 bei 0,3 Millionen Tonnen        del erfordert eine verstärkte De­
  Grund: Eine Studie hat gezeigt, dass ­diese      CO2-Äquivalenten.                           karbonisierung. Es gilt, durch Ein­
  Faktoren zusammen weniger als 1 %                                                            satz von Strom aus erneuerbaren
                                                                                               Energien den CO2-Ausstoß wei­
  der Scope-1-Emissionen des Kraftwerks            Indirekte Scope-3-Emissionen
                                                                                               testgehend zu reduzieren und pa­
  ausmachen.                                       Die indirekten Emissionen in Scope 3 um­    rallel dazu die Energieeffizienz zu
                                                   fassen derzeit folgende Emissionen in der   erhöhen. Das erfordert einen in­
                                                                                               tegrierten Ansatz: Die Bereiche
Indirekte Scope-2-Emissionen                       Wertschöpfungs- und Lieferkette:
                                                                                               Energie, Wärme, Verkehr und In­
Die indirekten Emissionen aus dem Strom­             Vorgelagerte Upstream-Emissionen          dustrie sollen durch Sektorkopp­
bezug in Scope 2 werden mit einem stand­           kommen aus der Produktion und dem           lung verbunden werden.
ortbasierten und einem marktbasierten              Transport der Brenn- und Treibstoffe und
Wert angegeben. Die ­standortbasierten             aus Geschäftsreisen mit Flugzeug, Bahn
Scope-2-Emissionen werden mit dem                  oder Privat-Pkw.
CO2-Emissionsfaktor des lokalen Strom­               Nachgelagerte Downstream-Emissionen
netzes berechnet. Dieser Wert kann sich            kommen aus der Verbrennung von Erdgas
daher nur über die absolute Menge des              bei Kundinnen und Kunden. Diese Emis­
­bezogenen Stroms und/oder über gene­              sionen werden von VERBUND über zertifi­
relle Veränderungen in der europäischen            zierte Klimaschutzprojekte (Ausbau von
 ­Erzeugungslandschaft ändern.                     erneuerbaren Energien, zum Beispiel im
     Die marktbasierten ­Scope-2-Emissionen        Wasserkraftwerk Ashta in Albanien) kom­
 können durch den Bezug von Strom aus              pensiert und in der Treibhausgasbilanz
 ­Erzeugung mit geringeren Emissionen pro          ausgewiesen.
  Kilowattstunde gesenkt werden. VERBUND
  setzt seit mehreren Jahren für den Be­
  trieb von Pumpspeicherkraftwerken aus­
  schließlich Strom mit Herkunftsnach­
  weisen aus 100 % erneuerbarer Energie
  ein. So ­konnten wir die marktbasierten
Seite 24                                                                                                                     Energiewirtschaftliche Szenarien

Unsere Reduktionsziele
VERBUND ist auf dem Weg zum 100 % CO2-­
freien Stromerzeuger. Auch als verlässli­
cher Netzbetreiber und kundenorientier­
ter Lösungsanbieter unterstützen wir den
Klima­schutz. Dabei ist die Dekarbonisie­
rung ein wesentliches Ziel.

Ziel: „Well below 2 degrees“                                   weiter unter dem deutschen Wert (2018:
Der Weltklimavertrag von Paris strebt die                      469 g CO2/kWh). Von 2011 bis 2019 sind
                                                                                                                        Unser Einsatz: Ausstieg
Reduktion der Treibhausgasemissionen                           die spezifischen Emissionen bereits um                   aus der Steinkohle
weltweit auf ein Niveau an, welches die glo­                   70 % gesunken. Über die Fortschritte zur
                                                                                                                        Mit dem Ende des Kohlebetriebs
bale Erwärmung auf unter 2 Grad ­Celsius –                     Zielerreichung informiert VERBUND auch                   im Fernheizkraftwerk Mellach bei
besser noch auf unter 1,5 Grad Celsius –                       regelmäßig in Ratings wie dem Carbon                     Graz im März 2020 endete die
beschränken soll. VERBUND hat sich ein                         Disclosure Project (CDP).                                Kohleverstromung in Österreich.
                                                                                                                        Das letzte heimische Kohlekraft­
­ambitioniertes Klim­aziel gesetzt: Bis 2021                                                                            werk hat mit Steinkohle Strom
 wollen wir unsere Treibhausgas­emissionen                     Reduktion im Vergleich zu 1990                           und Wärme erzeugt. Durch Um­
 gegenüber 2011 um 90 % senken.17 Dieses                       Vergleicht man die direkten CO2­Emis­                    stellung auf Gasbefeuerung dient
                                                                                                                        die Anlage im Bedarfsfall als
Ziel wurde 2016 von der internationalen                        sionen aus den Wärmekraftwerken von
                                                                                                                        „Netzfeuerwehr“ zur Stützung
 ­Science-Based-Targets-Initiative bestätigt.                  VERBUND 2019 mit jenen im Jahr 1990, zeigt               des Stromnetzes. In dieser Funk­
 Es steht im Einklang mit den erforderlichen                   sich eine Reduktion des absoluten Werts                  tion ist auch das benachbarte
 Reduktionen, um die Erwärmung auf deut­                       um fast 3 Millionen Tonnen CO2e.                         Gas-Kombikraftwerk Mellach re­
                                                                                                                        gelmäßig im Einsatz. Das Areal in
 lich unter 2 Grad Celsius zu beschränken.                     Die damals noch betriebenen Wärmekraft­                  Mellach wird zusätzlich zum In­
    Um dies zu erreichen, setzen wir laufend                   werke Dürnrohr, Korneuburg, St. Andrä,                   novations- und Forschungsstand­
 Maßnahmen: Wir haben etwa die ther­                           Voitsberg, Pernegg und Zeltweg sind                      ort von VERBUND ausgebaut.
 mische Erzeugung verringert, ­stellen den                     mittlerweile nicht mehr in Betrieb.
 Strom für den Pumpspeicherbetrieb auf                           Der durchschnittliche spezifische Wert
 100 % erneuerbare Energie um, reduzie­                        lag 1990 noch bei 860 g CO2e/kWh, im Jahr
ren den Brennstoffeinsatz und steigern die                     2019 hingegen nur noch bei 680 g CO2e/
 Energieeffizienz. Gemeinsam mit ­anderen                      kWh des in thermischen Kraftwerken er­
 europäischen Energieversorgern unter­                         zeugten Stroms. Mit der Einstellung des
 zeichnete der CEO von VERBUND bereits im                      Kohlebetriebs im Fernheizkraftwerk Mel­
 März 2009 die „Declaration by ­European                       lach bei Graz im März 2020 wird dieser
 Electricity Sector Chief Executives – ­Carbon                 Wert weiter reduziert.
 Neutrality 2050“.
                                                               Emissionen weiter senken
Spezifische Emissionen verringern                              Mit dem Ende des Betriebs von Wärme­
Die spezifischen Scope-1-Emissionen                            kraftwerken mit Kohle treiben wir die
von VERBUND sollen bis 2021 auf ­unter                         Reduktion der Treibhausgasemissionen
10 Gramm CO2e/kWh Gesamtstrom­                                 voran. Darüber hinaus werden weitere
erzeugung sinken. Im Jahr 2019 betrugen                        Emissionen in die Luft – wie CO, SO2, NOx
sie 32 g CO2e/kWh. Damit lagen wir bereits                     oder Staub – verringert. Die durch den
weit unter dem spezifischen Wert für direk­                    VERBUND­Fuhrpark verursachte Menge an
te Emissionen im österreichischen Produk­                      Emissionen planen wir mit Maßnahmen
tionsmix (2018: 142 g CO2/kWh) und noch                        aus der Fuhrparkstrategie zu senken.

17	Dies umfasst Scope-1-Emissionen, marktbasierte Scope-2-Emissionen sowie für Brennstoffe und Flugreisen berechnete
    Teile der Scope-3-Emissionen.
Energiewirtschaftliche Szenarien                                                                                           Seite 25

Energiewirtschaftliche
Szenarien

                                                                                                       Stausee Mooserboden bei
                                                                                                        Kaprun: Heimische Pump­
                                                                                                       speicherkraftwerke spielen
Dieser Climate Report ist mit unterschied­             skizziert wurde, in Verbindung mit unse­      auch in Zukunft eine wichtige
lichen energiewirtschaftlichen Szenarien               ren technisch-wirtschaftlichen Möglich­           Rolle für die Stabilität des
                                                                                                                       Stromnetzes.
unterlegt. Sie reichen von den Berechnun­              keiten ab.
gen von VERBUND über die Prognosen der                    Die klimapolitisch ehrgeizigen Szenarien
international tätigen Beratungsunterneh­               gehen von einer CO2-freien Energieerzeu­
men IHS Markit und PÖYRY bis zum jähr­                 gung in Europa bereits ab 2045 aus. In we­
lich erscheinenden World Energy Outlook                niger ambitionierten Szenarien verschiebt
der Internationalen Energieagentur (IEA).              sich die Annahme um zehn bis 20 Jahre.
   Alle Szenarien gehen von steigenden                 Auf globaler Ebene rechnet die IEA frühes­
CO2-Preisen, einer zunehmenden Strom­                  tens 2070 mit einem CO2-freien Energie­
nachfrage und einem Ausbau der Erzeu­                  sektor. Diese Entwicklung erfordert ein In­
gung aus erneuerbaren Energien aus – mit               vestitionsprogramm. Die IEA schätzt die
dem Ziel der vollständigen Dekarbonisie­               jährlich notwendigen Investitionen allein
rung des Stromsektors. Wie rasch die De­               im Stromsektor auf 1,2 Billionen US-Dollar.
karbonisierung erfolgt, wird auf Basis der             Das ist ein Anstieg um etwa 60 %.18
angenommenen Parameter unterschied­
lich eingeschätzt. Dies hängt stark von
der künftigen Klima- und Energiepolitik,
die in den Rahmenbedingungen eingangs

18   Quelle: IEA – World Energy Outlook 2018 (2019).
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Die Klimakrise als Chance
für VERBUND

Mit dem hohen Anteil an Wasserkraft zählt              erneuerbare Energien zu ersetzen. Durch
VERBUND zu den ­klimafreundlichsten                    die Verwendung von Strom in diesen Sek­
Energieerzeugern in Europa. Aus den ak­                toren lässt sich der CO2-Ausstoß verrin­
tuellen energiewirtschaftlichen ­Szenarien              gern und die Energieeffizienz erhöhen.
ergeben sich strategische Chancen für                   Die heimische Wasserkraft mit ihrer Ver­
neue erneuerbare Energien, klima­                       lässlichkeit und Flexibilität ist dafür eine
freundliche Technologien und innovative                ­wichtige Säule.
Geschäftsmodelle.                                         Mit der über 70-jährigen Erfahrung mit
                                                       Großprojekten und der soliden ­Position
Steigende Nachfrage nach                               am Kapitalmarkt ist VERBUND erster
grünem Strom                                           ­Ansprechpartner für das Vorantreiben der
   Laut dem Sustainable Development                     Sektor­integration. Strategische Partner­
   ­Scenario der IEA wird die weltweite Strom­         schaften mit österreichischen Leitbetrie­
nachfrage bis 2040 um bis zu 60 % steigen.19           ben wie voestalpine und OMV unterstrei­
Parallel dazu erhöht sich der Anteil der                chen unseren Anspruch, unsere Stärken
erneuerbaren Energien von rund einem                    für die Entwicklung des Standorts Öster­
Viertel auf bis zu zwei Drittel. Neben am­              reich zu nutzen.
bitionierten Emissionszielen – beispiels­
weise aus dem Pariser Weltklimavertrag                 Klimawandel ist Kernthema
von 2015 – tragen vor allem zwei Faktoren              von V
                                                           ­ ERBUND
zu diesem Megatrend bei: die sinkenden                 Mit der VERBUND-Strategie 2030 haben wir
­Kosten in der Stromerzeugung aus Photo­               die Weichen für die Energiezukunft gestellt.
voltaik und Windkraft sowie der Ausbau                 Sie hat fünf Schwerpunkte: die Substanz­
der Stromspeicherung.                                  erhaltung der Stromerzeugung aus Wasser­
      In Österreich sollen laut dem Regie­             kraft in Verbindung mit Effizienz- und
 rungsprogramm 2020 – 2024 im Jahr 2030                Ausbaupotenzialen, den Ausbau von Wind-
 bereits 100 % des Stroms aus erneuerba­               und Sonnenstrom aus neuen erneuerbaren
 ren Quellen produziert werden (national/­             Energieträgern, den sicheren Netzbetrieb,
 bilanziell). Das erfordert den landeswei­             die Erhaltung der Versorgungssicherheit
 ten Ausbau erneuerbarer Energien um                   sowie kundenorientierte Lösungen im
 27 Terawattstunden. Damit dieses Ziel                 Energiebereich.
 ­erreicht werden kann, erhöht VERBUND
  ­laufend die Effizienz bestehender Kraft­            Strom aus Wasserkraft
   werke und nutzt Potenziale zum ­Ausbau              Die Erzeugung aus Wasserkraft ist die ­Basis
   der Wasserkraft. Zudem forcieren wir                der Stromversorgung aus erneuerbarer
   Windkraft- und Photovoltaikprojekte.                Energie sowie der heutigen und künftigen
                                                       österreichischen Versorgungssicherheit.
Sektorkopplung erfordert Know-how                      VERBUND ist eines der größten Wasserkraft­
Die Energiezukunft basiert auf der Dekar­              unternehmen in Europa. Über 90 % ­unserer
bonisierung der gesamten Wirtschaft.                   Energie stammen aus klimaneutraler
Ein zentraler Erfolgsfaktor dafür ist die              ­Wasserkraft. Diesen Kurs setzen wir weiter
Sektor­kopplung und Sektorintegration –                 fort: Wir sorgen für den reibungslosen Be­
also der Einsatz von grünem Strom in Ver­               trieb unserer Kraftwerke, setzen Effizienz­
kehr, Wärmeversorgung und Industrie,                    maßnahmen und nutzen österreichische
um fossile Energieträger sukzessive durch               Ausbaupotenziale.

19   Quelle: IEA – World Energy Outlook 2018 (2019).
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