KLIMAWANDEL: ALLE SIND GEFORDERT! - GEMEINSAM FÜR MEHR KLIMASCHUTZ - DIE KLIMASCHUTZSTRATEGIE DES BAYERISCHEN BAUERNVERBANDES - BAYERISCHER ...
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Klimawandel: Alle Sind Gefordert! Gemeinsam für Mehr Klimaschutz Die Klimaschutzstrategie des Bayerischen Bauernverbandes Klimaschutzstrategie 1
Die Klimaschutzstrategie Des Bayerischen Bauernverbandes Stand: Oktober 2019 Klimaschutzstrategie 3
4 Klimaschutzstrategie
Kurzfassung 6 I Klimaschutz: alle sind gefordert – Wir sind Teil der Lösung! 9 II Aktiv handeln – Wir haben das Zeug zum Anpacken 11 1. Humusaufbau – Wir binden Treibhausgase und halten unseren Boden gesund 11 2. Wald- und Forstwirtschaft – Wir pflegen die Lunge der Welt und entziehen 13 der Atmosphäre damit aktiv Klimagase 3. Moorstandort – Wir schaffen eine Balance zwischen Nutzung 15 und Schutz 4. Düngung – Wir nutzen unsere Flächen effizient und mindern Emissionen bei 16 der Nährstoffversorgung der Pflanzen 5. Flächenverbrauch – Wir sichern mit unseren Flächen die natürlichen 17 Lebensgrundlagen und sorgen für gesunde und sichere Lebensmittel für alle 6. Nutztierhaltung – Wir reduzieren Emissionen durch effiziente heimische 18 Fütterung, angepasste Tierzucht und Vergärung von Wirtschaftsdünger 7. Eiweißfuttermittel – Wir setzen auf heimische Eiweißfuttermittel 20 statt Importe 8. Biokraftstoffe – Wir bieten eine klimaneutrale Alternative für 21 fossile Kraftstoffe 9. E rneuerbare Energien – Wir erzeugen grünen Strom, Wärme und wertvollen 24 natürlichen Pflanzendünger 10. D igitalisierung – Wir setzen High-Tech für eine nachhaltige Produktion in der 26 Landwirtschaft ein 11. Ö kologischer Landbau – Wir speichern mit Hilfe von Kleegras und Co. 29 Kohlenstoff im Boden 12. B ewässerung – Wir erzeugen regionale Lebensmittel mit einer effizienten 30 Wasserversorgung 13. E rnährungsbildung und Haushaltsführung – Wir setzen uns für 31 Alltagskompetenzen in Schulunterricht und Erwachsenenbildung ein 14. R egionale Lebensmittel – Wir erzeugen qualitativ hochwertige regionale und 32 saisonale Produkte mit möglichst kurzen Transportwegen 15. G lobaler Klimaschutz und Handel – Wir produzieren nachhaltig zu hohen 34 Umweltstandards und übernehmen Verantwortung III Klimawandel – Wir nehmen unsere Verantwortung ernst! 35 1. Zielkonflikte – Wir berücksichtigen die vielfältigen Belange der Gesellschaft, 35 der Politik und der Wissenschaft 2. CO2-Bepreisung – Wir bringen uns in die Diskussion mit ein 37 Klimaschutzstrategie 5
Kurzfassung Die Land- und Forstwirtschaft nimmt beim Grundbodenbearbeitung weiteres Poten- Klimaschutz eine Sonderrolle ein. Diese tial zur CO2 Speicherung. Jedoch bedarf Tatsache ist in der Klimapolitik auf interna- es praxisgerechte Regelungen zum Pflan- tionaler, europäischer und nationaler Ebe- zenschutz und zur Düngung, um konser- ne anerkannt. Ihre vorrangige, grundele- vierende Bodenbearbeitung durchführen mentare Aufgabe ist die Versorgung mit zu können und damit den Humusaufbau Lebensmitteln. Gleichzeitig ist die Land- zu fördern. Der Erhalt von Dauergrünland und Forstwirtschaft der einzige Sektor, der wird außerdem nur in Kombination mit bereits bei der Biomasseproduktion einen der Futternutzung durch Wiederkäuer Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, in- gelingen. Eine Honorierung von bisher er- dem Kohlendioxid (CO2) in Ernteproduk- folgtem Humusaufbau und weiterer Stei- ten, Wäldern sowie Böden gebunden wird gerung schafft Anreize zur Umsetzung. und gleichzeitig wertvoller Sauerstoff (O2) entsteht. Hinzu kommen der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und die Ver- Wald und Forstwirtschaft binden CO2 wendung von Bioenergie. Die Land- und und erzeugen Sauerstoff Forstwirtschaft ist also Teil der Lösung beim Klimaschutz und wirkt aktiv mit, um Des Weiteren kann eine nachhalti- die Klimaziele zu erreichen. ge Nutzung in der Forstwirtschaft und eine Holzverwendung zur vermehrten CO2-Einsparung beitragen. Die Holz- und Mit Humusaufbau CO2 in Forstwirtschaft bindet derzeit fast die Böden speichern Hälfte der CO2-Emissionen in Bayern. Anders als in ungenutzten Urwäldern Um als Teil der Lösung einen Beitrag zu und stillgelegten Wäldern, die sich prak- leisten, kann über den Humusaufbau tisch in einem Kohlendioxidgleichgewicht CO2 in den Böden gespeichert werden. befinden, kann durch eine nachhaltige Durch konservierende Bodenbearbei- Forstwirtschaft und Holzverwendung tung, Fruchtfolgegestaltung, Rückfüh- dem Anstieg des Kohlendioxidgehalts rung von Ernteresten, den Einsatz von der Atmosphäre wirksam entgegenge- Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung steuert werden. Ein Ausbau der Wald- und den Einsatz von Gärrest aus der Bio- nutzung trägt zur CO2-Bindung und zur gasvergärung kann der Humusanteil im Sauerstoffproduktion bei. Daher muss der Boden effektiv gesteigert werden. Außer- Waldpakt und das Waldumbauprogramm dem bietet Grünland auf Grund ganzjäh- umgesetzt werden. Des Weiteren müssen riger Bodenbedeckung und unterlassener die vorhandenen Kalamitätsflächen wieder 6 Klimaschutzstrategie
aufgeforstet werden. Das Baumarten- spektrum muss erweitert werden, eine Steigerung der Holzverwendung im Bau- wesen angestrebt werden und Investitio- nen für Holz in der Werkstoff-, Textil- und chemischen Industrie angereizt werden. Bioenergie liefert grünen Strom und Wärme Einen weiteren wichtigen Beitrag zum Kli- maschutz leistet die Land- und Forstwirt- schaft über die Bioenergie. Die energeti- sche Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus der Landwirtschaft in Form von Bioe- nergie ersetzt erfolgreich fossile Energie- träger. Bioenergie liefert grundlastfähigen grünen Strom und Wärme. Als positiver Nebeneffekt kann das Nebenprodukt Gär- rest als wertvoller Dünger eingesetzt wer- den und trägt beim Ausbringen auf land- wirtschaftlichen Flächen zur Steigerung des Humusaufbaus und somit zur CO2-Fi- xierung bei. Biogas leistet außerdem einen signifikanten Beitrag zur treibhausgasneu- tralen und kosteneffizienten Energiever- sorgung, da ein Großteil der inländischen Treibhausgasemissionen auf die Erzeu- gung und Nutzung von Energie fällt. Für Bioenergie fehlen jedoch derzeit Planungs- sicherheiten und die Zukunftsperspektive. Die Politik ist hier gefordert, die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen, um be- stehenden und neuen Anlagen eine Pers- pektive zu schaffen. Klimaschutzstrategie 7
Fortsetzung Kurzfassung Nachhaltige Biokraftstoffe Bauernfamilien, Politik, Gesellschaft: ersetzen Mineralöl Gemeinsam Klimaschutz ausbauen Unsere nachhaltigen Biokraftstoffe neh- Die bayerischen Bauernfamilien wirt- men eine Schlüsselrolle in Sachen Klima- schaften in und mit der Natur auf Basis schutz ein, weil Treibhausgasemissionen natürlicher Prozesse. Emissionen kön- im Verkehr um mehr als 80 Prozent re- nen daher nicht grundsätzlich vermieden duziert werden können. Die fossile Res- werden. Gleichwohl sind sich die Bauern source Mineralöl kann mit Biokraftstoffen ihrer Verantwortung bewusst. Außerdem geschont und die Abhängigkeit von Mi- sind sie unmittelbar und besonders von neralölimporten gemindert werden. Für den Auswirkungen des Klimawandels bayerische Bauern bietet die Erzeugung betroffen. Das Wetter ist in hohem Maß regionale Wertschöpfung, denn wenn entscheidend für den Ernteertrag und sich die Erzeugung von Biokraftstoffen damit den wirtschaftlichen Erfolg land- aus z.B. Raps wirtschaftlich rechnet, wird und forstwirtschaftlicher Betriebe. Die auch heimischer Raps angebaut und da- bayerischen Bauernfamilien stehen zum mit gleichzeitig Rapsschrot als Eiweißfut- Ziel Klimaschutz, sind bereit anzupacken termittel erzeugt. Der Einsatz heimischer und können mit der Klimaschutzstrate- Futtermittel wiederum vermeidet Importe gie des Bayerischen Bauernverbandes und Treibhausgasemissionen durch wei- ihren Beitrag zum Klimaschutz weiter te Transportwege. Laut der europäischen ausbauen. Dies kann aber nur gelingen, Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) wenn Politik und Gesellschaft aktiv und soll der Anteil an Biokraftstoffen im Ver- konkret unterstützen. kehrssektor von 10 Prozent im Jahr 2020 Insbesondere folgendes erwarten die auf 14 Prozent im Jahr 2030 ansteigen. Bauernfamilien: Der Anteil von Biokraftstoffen aus An- baubiomasse soll dabei laut RED II bei 7 •V orrang für Freiwilligkeit % gedeckelt werden. Hier wird Potenzial und Kooperation! zur Reduzierung von Treibhausgasen ver- • Anreize und Honorierung für schenkt und ein Beitrag zum Klimaschutz Klimaschutzleistungen! von der Politik ausgebremst. Das volle • Praxisnahe Umsetzung und Potenzial zertifiziert nachhaltiger und in wissenschaftliche Begleitung! Europa hergestellter Biokraftstoffe muss • Zielkonflikte erkennen und ausgewo- für den Klimaschutz ausgeschöpft und die gene Lösungen erarbeiten! Treibhausgasminderungspflichten für die • Zukunftsperspektiven für wirtschaften- Mineralölindustrie deutlich erhöht werden. de Betriebe, gerade auch Tierhalter! 8 Klimaschutzstrategie
I. Klimaschutz: Alle sind gefordert – Wir sind Teil der Lösung! Klimaschutz ist eine zentrale gesamtge- den Treibhausgasgehalt der Atmosphä- sellschaftliche und weltweite Aufgabe. re reduzieren. Ohne die positive Klima- Die Land- und Forstwirtschaft spielt hier schutzwirkung nachhaltiger Land- und eine Schlüsselrolle, diese zu meistern. Forstwirtschaft können die Klimaschutz- Gleichzeitig steht sie aber auch vor der ziele nicht erreicht werden! enormen Herausforderung, die Bevölke- rung auch in Zukunft mit gesunden und Die zweite Rolle ist, dass Land-und Forst- qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu wirtschaft unmittelbar und in besonderem versorgen. Auf Lebensmittel können wir Maße von den Auswirkungen des Klima- nicht verzichten. Diese Sonderrolle der wandels betroffen sind. Das Wetter ist in Landwirtschaft ist inzwischen auch inter- hohem Maß entscheidend für den Ern- national anerkannt. So stuft das Pariser teertrag und damit den wirtschaftlichen Klimaabkommen die Ernährungssiche- Erfolg der Bauernfamilien. Das Klima setzt rung und Bekämpfung des Welthungers zusammen mit dem Boden den Rahmen, als übergeordnetes Ziel ein, dem Vorrang was an Pflanzen angebaut werden kann. auch vor den nachteiligen Auswirkungen Die Berichte des Weltklimarates (IPCC) auf das Klima einzuräumen ist. zeigen, dass die Landwirtschaft im Zuge des Klimawandels weltweit vor gravieren- Die Land- und Forstwirtschaft hat eine den Herausforderungen steht und in ei- Dreifachrolle mit Blick auf den Klimawan- nigen Teilen der Welt existenziell bedroht del- und Klimaschutz. An erster Stelle ist ist. Zu den für Deutschland und Bayern sie Teil der Lösung. Denn sie ist die ein- erwarteten Veränderungen des Klimas zige Branche, die mit ihrer Biomassepro- gehören eine Zunahme von Extremwet- duktion zum Klimaschutz beitragen kann terereignissen wie Starkregenfällen und und über Böden, Wälder und Erntepro- Hitze- und Trockenperioden, ein Anstieg dukte aktiv CO2 bindet. Darüber hinaus der Temperaturen, eine Verlängerung der trägt sie durch die Erzeugung von nach- Vegetationsperiode und zunehmende wachsenden Rohstoffen und Bioenergie Spätfröste. Der Dürresommer 2018 mit dazu bei, im Verkehr wie auch für die enormen, zum Teil existenzbedrohenden Versorgung mit Wärme und Strom Treib- Ertragseinbußen im Acker- und Grün- hausgase durch den Ersatz fossiler Ener- landbau hat dies verdeutlicht. Zusätzlich gieträger einzusparen. Zugleich kann die begünstigt das sich verändernde Klima Land- und Forstwirtschaft durch Humus- die Ausbreitung nicht heimischer Schäd- aufbau in Böden und den Erhalt der Bo- linge und Krankheitserreger, die teilweise denkohlenstoffvorräte große Mengen an erhebliches Schadpotenzial für die heimi- CO2 speichern und als aktive CO2-Senke sche Landwirtschaft aufweisen. Klimaschutzstrategie 9
Die dritte Rolle ist, dass auch die Land- mit der Landwirtschaft bestreiten und tat- und Forstwirtschaft Klimagase verursacht. kräftige Unterstützung bieten. Die Nahrungsmittelproduktion basiert auf Die Klimastrategie des Bayerischen Bau- natürlichen Prozessen und kann daher ernverbandes verdeutlicht die breit gefä- nicht emissionsneutral gestaltet werden. cherten Handlungsfelder genauso wie die So stoßen Wiederkäuer beispielsweise bei bereits jetzt erbrachten Leistungen der der Verdauung von Gras das Treibhausgas bayerischen Land- und Forstwirtschaft. Methan aus und die Düngung von Pflanzen Außerdem zeigen wir noch offene Po- verursacht Lachgasemissionen. Die Land- tentiale auf und wie sie durch politische und Forstwirtschaft kann und will auch und gesellschaftliche Unterstützung ge- ihren Beitrag leisten, insbesondere durch meistert werden können. Die Wirkungs- weitere Effizienzsteigerungen den Ausstoß zusammenhänge beim Klima sowie die an Klimagasen weiter zu reduzieren. Dabei Wechselwirkungen zwischen Boden, müssen jedoch auch Zielkonflikte – ins- Wasser und Luft sind hoch komplex und besondere mit Tierwohl, Biodiversität und es besteht auch noch erheblicher For- Naturschutz -berücksichtigt werden. Bei- schungsbedarf. Dies ist bei allen Bera- spielsweise bringen die gesellschaftlichen tungen zum Klimaschutz zu berücksich- Wünsche nach einer Tierhaltung mit mehr tigen. Die bayerischen Bauernfamilien Außenklimareizen mehr und nicht weniger sind bereit, anzupacken und ihren Beitrag Treibhausgasemissionen mit sich. Auch zum Klimaschutz zu leisten, wofür Politik die Leistung landwirtschaftlicher Böden und Gesellschaft jedoch auch folgende als CO2-Senke kann nicht weiter ausge- Grundsätze sicherstellen muss: baut werden, wenn ein Verbot von Pflan- zenschutzmitteln die konservierende Bo- • Vorrang für Freiwilligkeit denbearbeitung unmöglich macht. und Kooperation! Nur gesamtgesellschaftliche Anstrengun- • Anreize und Honorierung gen können dem Klimawandel entgegen- für Klimaschutzleistungen! steuern. Unsere bayerischen Bäuerinnen und Bauern nehmen den Klimaschutz • Praxisnahe Umsetzung und sehr ernst und wollen ihrer Verantwortung wissenschaftliche Begleitung! gerecht werden. Dazu benötigen wir vor allem eine garantierte Planungssicher- • Zielkonflikte erkennen und heit und Vertrauensschutz für zukünftige, ausgewogene Lösungen erarbeiten! langjährige Projekte und Investitionen, die dem Klimaschutz dienen. Darüber hinaus • Zukunftsperspektiven für ist es notwendig, dass Gesellschaft, Wis- wirtschaftende Betriebe, gerade senschaft und Politik den Weg gemeinsam auch Tierhalter 10 Klimaschutzstrategie
II. Aktiv Handeln – Wir haben das Zeug zum Anpacken 1. umusaufbau – Wir binden Treibhausgase und halten H unseren Boden gesund Durch Fruchtfolgegestaltung, konservierende Bodenbear- beitung, die Rückführung von Ernteresten und Zwischen- Humusaufbau als früchten und durch den Einsatz von Wirtschaftsdünger besteht insbesondere auf ackerbaulich genutzten Standor- CO2-Speicher ten mit mäßiger Humusversorgung Potenzial zum Humus- aufbau. Eine Anreicherung von Kohlenstoff im Humus führt zur langfristigen und aktiven Bindung von CO2 im Boden. Zudem bietet Grünland darüber hinaus, abhängig von der Ausgangssituation und der Humusanreicherung, basierend auf einer ganzjährigen Bodenbedeckung und der unterlas- senen Grundbodenbearbeitung, gute Möglichkeiten der CO2-Speicherung. Die Anreicherung der Böden mit Humus und die damit ver- bundene CO2-Speicherung bieten ein immenses Klima- Bodenfruchtbar- schutzpotenzial. In diesem Bereich besteht jedoch gleich- zeitig auch noch großer Forschungsbedarf, insbesondere keit erhöhen hinsichtlich der Dauerhaftigkeit dieser CO2-Senke. Rechtliche Vorgaben, wie das Bundesbodenschutzgesetz oder auch die Nitratrichtlinie unterstützen unser Ziel nach Bodenschutz und Erhalt bzw. Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Der An- bau von Zwischenfrüchten, wie z.B. über das Greening der Gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP), trägt bereits zum Humuserhalt und – aufbau bei. Zusätzlich wirkt sich die konservierende Bodenbearbeitung mit Pflugverzicht positiv aus. Dazu notwendig sind jedoch auch praxisgerechte Rege- lungen zum Pflanzenschutz. Diese helfen, dem einhergehen- den höheren Unkrautdruck zu entgegnen. Die landwirtschaftlichen Beiträge zum Humusaufbau, die be- reits erzielt wurden und noch erzielt werden können, müssen Abstockung anerkannt und entsprechend honoriert werden. Außerdem wird weitere Unterstützung durch Forschung und Investiti- Tierbestände vs. onsanreize benötigt. Auch Grünland bietet gute Möglich- Grünlanderhalt keiten zur CO2-Speicherung. Jedoch ist der Erhalt auch Klimaschutzstrategie 11
unweigerlich mit der Futternutzung des Aufwuchses durch Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen) verbunden. Gerade in Bayern hat die Wiederkäuerhaltung mit über 1Mio. ha Dau- ergrünland eine besondere Bedeutung. Daher muss auch in der Diskussion um mögliche Abstockungen von Tierbestän- den als Klimaschutzmaßnahme ein besonderes Augenmerk auf den Dauergrünlanderhalt gesetzt werden. Der durchschnittliche Humusgehalt in den Ackerböden Fakten Humus und Deutschlands liegt zwischen 2 bis 4 % und beim Grünland CO2-Speicherung zwischen 4 - 6 %. Wird der Dauerhumusanteil im Boden um ca. 1 % aufgebaut, bedeutet dies eine CO2-Speicherung je nach Bodenart zwischen 30 - 56 t/ha. Könnten wir den Hu- musgehalt aller deutschen Agrarflächen (ca. 16,6 Mio. Hektar) um nur 1 % steigern, würden damit rund 923 Mio. t CO2 aktiv der Atmosphäre entzogen. Zum Vergleich: Die CO2-Emissio- nen Deutschlands lagen im Jahr 2017 bei 905 Mio. t. Humus als CO2-Speicher 18 Mio. Hektar Landwirtschaftliche Flächen 1 % Humusaufbau binden 50 Tonnen ≈ CO2-Verbrauch in CO2-Äquivalente Deutschland 2018 pro Hektar 866 Mio. Tonnen ≈ 923 Mio. Tonnen CO2-Entnahme aus der Atmosphäre Angaben Quelle: Stiftung Lebensraum 12 Klimaschutzstrategie
2. Wald- und Forstwirtschaft – Wir pflegen die Lunge der Welt und entziehen der Atmosphäre damit aktiv Klimagase Nachhaltige naturnahe Forstwirtschaft und Holznutzung sind gelebter Klimaschutz. Die Klimaschutzleistung der Forst- und Wald- und Holzwirtschaft beträgt fast die Hälfte der CO2-Emissionen Bayerns. Anders als in ungenutzten Urwäldern und stillgeleg- Forstwirtschaft ten Wäldern, die sich praktisch in einem Kohlendioxidgleich- nachhaltig nutzen gewicht befinden, kann durch eine nachhaltige Forstwirtschaft und Holzverwendung dem Anstieg des Kohlendioxidgehalts der Atmosphäre wirksam entgegengesteuert werden. Die Fähigkeit, ständig nachzuwachsen und dabei fortwährend CO2 zu speichern, macht Holz zu einem einzigartigen Roh- Holz: Ein Einzig- stoff. Der Wald verwandelt das klimaschädliche CO2 durch die natürliche Photosynthese in wertvolles Holz. Im Bau- und artiger Rohstoff Werkstoff Holz ist CO2 langfristig gebunden. Holz kann bereits heute viele energieintensiv hergestellte Baustoffe, Rohstoffe und Energieträger ersetzen. Durch Speicherung von CO2 im Wald und in Holzprodukten sowie durch energetische und stoffliche Substitution von anderen Bau- und fossilen Brenn- stoffen wurde in Bayern 2012 ein Klimaschutzbeitrag von rund 18 Millionen Tonnen CO2 geleistet (Clusterstudie 2015). Wald und Holzprodukte in Bayern speichern derzeit rund 2,7 Mil- liarden Tonnen CO2 und damit den gesamten CO2-Ausstoß Bayerns der letzten 30 Jahre (Prof. Dr. Hubert Röder, HSWT, 2015). Der jährliche Klimaschutzeffekt betrug zwischen 2003 und 2013 jährlich ca. 35 Mio. Tonnen CO2, wobei 13 Mio. Ton- nen auf die Speicherung in Holzprodukten und 22 Mio. Tonnen auf die Substitution entfielen. Zwischen 2012 und 2017 wur- den in der lebenden Holz-Biomasse pro Hektar und Jahr rund 4 Tonnen CO2 zusätzlich angesammelt. Um das Klimaschutzpotenzial von Holz zu aktivieren, muss die Politik für eine Umsetzung des Waldpaktes 2018 ein- Baumarten- schließlich des Waldumbauprogramms 2030 sorgen. Des Weiteren muss die Wiederaufforstung der aktuell durch Dür- spektrum- re, Insekten und Stürme entstandenen Kalamitätsflächen si- erweiterung chergestellt werden. Eine nachhaltige Nutzung des Holz-Po- tenzials trägt maßgeblich zum Klimaschutz bei. Ein Abbau der sehr hohen Nadelholzvorräte auf besonders risikobehaf- teten Standorten und ein Anbau klimastabiler, zuwachsstar- ker und wirtschaftlich attraktiver Mischwälder mit regional angepasstem Nadelholzanteil müssen angestrebt werden. Klimaschutzstrategie 13
Das Baumartenspektrum muss erweitert und neue wärme- und trockenresistente Baumarten integriert werden. Im Sin- ne des Klimaschutzes gilt es, künftig stärker auf klimatole- rante Baumarten zu setzen. Investitionen in die holzbasierte Bioökonomie und in inno- Holzverwendung vative Verwendungsmöglichkeiten für Holz z.B. im Holzbau, Ausbauen in der Werkstoff-, Textil- oder chemischen Industrie müssen unterstützt werden und eine weitere Steigerung der Holz- verwendung im Bauwesen und Energiebereich verfolgt wer- den. Eine bayerische Holzbauoffensive, in deren Rahmen der Freistaat Bayern und alle öffentlichen Bauträger sich verpflichten, bevorzugt in Holz zu bauen, und private Bau- träger einen CO2-Zuschuss von 180 Euro für jede in Holz verbaute Tonne CO2 erhalten, könnte schnell und effizient das Klima schützen. Dies gilt auch für den Ausbau der Ener- gieholznutzung, indem z.B. öffentliche Gebäude oder Ge- werbegebiete mit Holz geheizt und damit fossile Energieträ- ger substituiert werden. Ein zusätzlicher Klimaschutzbeitrag kann zudem durch die energetische und stoffliche Nutzung von Holz aus Kurzumtriebsplantagen und die Etablierung von Agroforstsystemen erzielt werden. Die Chancen einer holzbasierten Bioökonomie für den Klimaschutz stecken im Dialog mit der Gesellschaft über eine wissensbasierte Vermittlung der Vorteile nachhaltiger Forstwirtschaft und Holzverwendung für den Klimaschutz. Unsere Waldbesitzer stehen für konstruktive Lösungen bereit. Klimaschutzbeitrag (Millionen Tonnen CO2) -18,1 -14,9 Gesamt -7,6 -4,5 Energetische Substitution -6,9 Stoffliche Substitution -5,3 -1,8 -3,4 Holzspeicher 2012 -1,7 2005 -1,7 Waldspeicher -20 -15 -10 -5 0 14 Klimaschutzstrategie Angaben Quelle: Clusterstudie 2015
3. Moorstandort – Wir schaffen eine Balance zwischen Nutzung und Schutz Die Entwässerung und Kultivierung von Mooren stellen eine kulturhistorische Leistung der Urbarmachung und Gewinnung Moorstandorte von landwirtschaftlichen Nutzflächen für die regionale Bevöl- kerung dar, die seit Generationen Existenzgrundlage vieler Als Existenz- Betriebe und bäuerlicher Familien ist. Eine Besonderheit der grundlage landwirtschaftlichen Moornutzung in Deutschland findet man im Donaumoos, dem größten zusammenhängenden Nieder- moor Süddeutschlands. Hier hat der großflächige Anbau von Kartoffeln auch zu einer Ansiedlung zahlreicher Verarbeiter ge- führt. Das stärkt die Wirtschaftskraft und die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln. Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz ist der Erhalt der orga- nischen Bodensubstanz. Hier gilt es jedoch auch, die entste- Bewirtschaftung henden Zielkonflikte zwischen Eigentum, Bewirtschaftung und Klimaschutz zu berücksichtigen. Vs. Klimaschutz Die Wiedervernässung von vor Jahrhunderten trockengelegten Mooren, führt unweigerlich zum Wertverlust der betroffenen und anliegenden Flächen, zu Einschränkungen bei der Bewirt- schaftung und teilweise sogar zu fehlenden Absatzmärkten bei Nassnutzung der Moore. Grundvoraussetzungen für die Wie- dervernässung von landwirtschaftlich genutzten Moorflächen müssen dringend der Erhalt der wirtschaftlichen Nutzung und das Prinzip der Freiwilligkeit sein. Im Donaumoos ist die land- wirtschaftliche Betriebsstruktur durch sehr wenig Tierhaltung gekennzeichnet. Dementsprechend entfällt die Futternutzung von Kulturen, die zur Nassnutzung geeignet sind. Vor diesem Hintergrund müssen für Moorgebiete neue Wert- schöpfungsketten, wie z.B. die stoffliche Nutzung von Paludi- Wertschöpfung kulturen (z.B. Faser- oder Dämmstoffe) und weiteren Kulturen ermöglicht werden. Dafür werden wir staatlich unterstützte und Forschung Anreizsysteme und weitere Forschungsarbeit benötigen. Auch der vielversprechende Ansatz des flexiblen Wasserstands- management kann für die Moorgebiete Bayerns von Interes- se sein. Hier gilt es, Ergebnisse und Erfahrungen aus ande- ren Forschungsprojekten, z.B. in Norddeutschland, in unsere Regionen zu übertragen. Der Eigentumspakt schützt land- wirtschaftliche Flächen und bäuerliche Waldflächen mit dem Grundsatz Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht. Als Teil des Koaliti- onsvertrages muss dieser eingehalten und umgesetzt werden. Klimaschutzstrategie 15
4. Düngung – Wir nutzen unsere Flächen effizient und min- dern Emissionen bei der Nährstoffversorgung der Pflanzen Bei der Düngung ist Lachgas das Treibhausgas mit der größ- Gezielter Dünge- ten Bedeutung. Durch die Weiterentwicklung von Düngesys- Mitteleinsatz temen und eine noch effizientere Stickstoffverwertung kann die Landwirtschaft den Lachgasausstoß vermindern. Der ge- zieltere Einsatz von Düngemitteln verbessert die Klimaeffizi- enz der landwirtschaftlichen Produktion. Die landwirtschaft- lichen Stickstoffbilanzen sind bereits seit Jahren rückläufig. Die deutsche Gesamtbilanz hat sich schon vor Inkraftreten der neuen Düngeverordnung in 2017 um rund ein Drittel so- wie die Flächenbilanz um rund ein Viertel reduziert. Die Düngeverordnung bindet unter anderem auch den Klima- Nährstoff- schutz ein. Der Düngemittelabsatz sinkt seither stetig. Mit dem effizientes Ziel der weiteren Absenkung der Nährstoffüberschüsse wächst auch die Bedeutung der standort-, kultur- und bedarfsgerech- Düngen ten Düngung. Um die Steigerung der Nährstoffeffizienz auf den Feldern sicherzustellen, werden die teilflächenspezifische Dün- gung und emissionsarme Ausbringverfahren für Wirtschafts- dünger eingesetzt. Außerdem sind optimal ernährte Pflanzen beste Klimaschützer. Um zum Klimaschutz beizutragen, ist das Ziel der Pflanzenernährung die optimale Pflanzenversorgung. Insbesondere die kleinen bayerischen Betriebsstrukturen mit Förderungen hohem Nebenerwerbsanteil erfordern Anreizprogramme zur und Investitions- Anschaffung neuer, moderner Technik, da die notwendigen Investitionssummen bei kleineren und mittleren Betriebs- zuschüsse strukturen wirtschaftlich nicht darstellbar sind. Laut Wissen- schaftlern in Weihenstephan ist die Rentabilität von sensorge- stützter Mineraldünger-Streutechnik je nach Betrieb oft erst ab Betriebsgrößen über 200 ha gegeben. Auch die immen- sen Kosten von oftmals über 50.000 €, rein für die Aufrüstung von Breitverteilung für die emissionsarme bodennahe Ver- teiltechnik von flüssigem Wirtschaftsdünger zeigt, dass hier Investitionszuschüsse sinnvoll sind, um die Anstrengungen im Klimaschutz voranzubringen und gleichzeitig die kleinen Betriebsstrukturen erhalten zu können. Dabei kann auch die Förderung überbetrieblicher Maschinenverwendung sinnvoll und zielführend sein, jedoch muss dabei auch eine faire Diffe- renzierung nach Betriebsgrößen angestrebt werden. Darüber hinaus müssen weitere alternative Verfahren nach Düngever- ordnung zugelassen werden. 16 Klimaschutzstrategie
5. Flächenverbrauch – Wir sichern mit unseren Flächen die natürlichen Lebensgrundlagen und sorgen für ge- sunde und sichere Lebensmittel für alle Der fortschreitende Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr und der damit verbundene Entzug landwirtschaftlicher Flächen Reduzierung aus der Produktion hat vielerlei Umweltwirkungen zur Folge. Bundesregierung und Bayerische Staatsregierung sind nach des Flächen- wie vor gefordert, eine wirksame Reduzierung des Flächenver- verbrauchs brauchs umzusetzen sowie Landwirtschafts- und Waldflächen zu erhalten. Im Jahr 2017 stieg der Flächenverbrauch in Bay- ern wieder leicht an auf 11,7ha pro Tag. Das bedeutet, dass die bayerische Landwirtschaft alle drei Tage die Fläche eines durch- schnittlichen bayerischen Betriebs verliert. So wurden der Land- wirtschaft seit 1960 rund 840.000 ha entzogen. Diese Flächen sind unwiderbringbar für die Produktion von Nahrungsmitteln, nachwachsender Rohstoffe, Bioenergie oder zur Kohlenstoff- speicherung verloren. Für eine erfolgreiche Begrenzung des Flächenverbrauchs ist ein gesetzlich verankertes Erhaltungsgebot für landwirtschaftliche Erhaltungsgebot Flächen notwendig. Bei Bauprojekten muss der Innenverdich- tung Vorrang vor Neuausweisungen von Bau- und Gewerbeflä- und Innen- chen auf der grünen Wiese gegeben werden. Darüber hinaus Verdichtung sollte die Entsiegelung vorrangig als funktionaler Ausgleich für Eingriffe in das Landschaftsbild herangezogen werden. Bei Pro- jekten mit Beitrag zu positiven Umweltwirkungen, wie z.B. zur Energiewende, sollte gänzlich auf Ausgleichsmaßnahmen ver- zichtet werden. Auch Ausgleichsflächen führen zum Flächen- verlust für landwirtschaftliche Produktion. Wenn ein Flächen- verlust unvermeidbar ist, muss auf eine produktionsintegrierte Kompensation gesetzt werden. Flächennutzungs- und Einwohnerentwicklung in Bayern 1980 bis 2017 160 150 Siedlungs- und Verkehrsfläche 140 130 Einwohner Index 1980 = 100 120 110 Wald- und Wasserflächen 100 90 Landwirtschaftsfläche 80 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 1994 1992 Angaben Quelle: StmUV 17 Klimaschutzstrategie
6. Nutztierhaltung – Wir reduzieren Emissionen durch effi- ziente heimische Fütterung, angepasste Tierzucht und Vergärung von Wirtschaftsdünger Die Tierhaltung leistet über den organischen Dünger im Rah- Nachhaltige men einer Kreislaufwirtschaft einen wichtigen Beitrag zum Steigerung der Humusaufbau in den Böden und damit zur Fixierung von CO2. Um Treibhausgasemissionen aus der Tierhaltung zu re- Effizienz duzieren, kann über eine angepasste Fütterung Einfluss ge- nommen werden. In dieser Hinsicht sind bereits in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte für den Klimaschutz erzielt worden. Durch die verbesserte Effizienz z.B. bei der Futter- verwertung leistet auch die Tierzucht bedeutende Beiträge zum Klimaschutz. Durch das stärker an den Nährstoffbedarf angepasste Fütterungsregime konnten Stickstoffausschei- dungen eingespart und demzufolge Emissionen vermindert werden. Daneben hat auch der Rückgang der Tierhaltung in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen aus der deutschen Tierhaltung geführt. Diese Tatsache kann jedoch nicht als Gewinn für den Klimaschutz verbucht werden, da die in Deutschland verlore- nen Tierbestände häufig andernorts aufgebaut worden sind, womöglich auch unter weniger klimaeffizienten Bedingun- gen. Eine weitere Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland wäre in der globalen Betrachtung klimaschädlich und muss daher verhindert werden. Nicht zuletzt hat die Ausgestaltung von Ställen bzw. Tierhaltungssystemen große Auswirkungen auf das Klima. Hier ist bekannt, dass viele geforderte Verbes- serungen des Tierwohls (mehr Platz, Außenklima, Auslauf) im Zielkonflikt zum Klimaschutz stehen können und für vermehr- te Treibhausgasproduktion sorgen. Auf den individuellen Nährstoffbedarf noch exakter zuge- schnittene Rationsgestaltungen können produktbezogen die Treibhausgasemissionen weiter absenken. Da die Verdauung jedoch ein natürlicher Prozess ist, der nur begrenzt beeinflusst werden kann, muss anerkannt werden, dass Methanemissio- nen nicht komplett zu vermeiden sind. Eine weitere Steige- rung der Stickstoffeffizienz in der Fütterung (z.B. durch noch mehr Differenzierung, Absenkung des Stickstoffgehalts in der Ration und ggf. Supplementierung von Aminosäuren) kann über geringere Stickstoffausscheidungen die direkte und indi- rekte Emission von Lachgas aus dem Wirtschaftsdünger ab- senken und hierdurch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. 18 Klimaschutzstrategie
Prinzipiell kann ein weiterer Zuchtfortschritt zum einen durch eine absolute Verringerung der Emissionen je Tier erreicht wer- den und somit zum Klimaschutz beitragen. Zum anderen kann durch eine weitere Verbesserung der Futterverwertung sowie der Leistung eine relative Reduzierung der produktbezogenen Emissionen erreicht werden. Optimierte Fütterungsstrategien müssen zunächst in wissen- schaftlichem Kontext untersucht und bei günstigen Ergeb- nissen in der angewandten Forschung erprobt werden, bevor sie der Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden können. Entsprechende Forschung und Beratung sollte weiter staatlich gefördert werden, einschließlich der notwendigen Versuchska- Klimaschutz- pazitäten. Die Wissenschaft sollte die Klimaschutz-Potenziale in der Tierzucht prüfen und ggf. Wege aufzeigen, wie Klima- Potenziale schutz in die Tierzucht und Tierhaltung stärker integriert wer- den kann. Da eine Beschränkung des Tierwohls auf keinerlei Akzeptanz in der Gesellschaft stoßen dürfte, müssen die Tier- wohl-Maßnahmen möglichst klimaschutzeffizient ausgestaltet werden. Gleichzeitig muss gesellschaftlich und politisch ak- zeptiert werden, dass mehr Tierwohl im Zielkonflikt zum Klima- schutz steht. Hier müssen Gesamtstrategien entwickelt wer- den, die Zielkonflikte benennen und Lösungsansätze auf der Grundlage einer umfassenden Folgenabschätzung im Hinblick auf Tierwohl, Tiergesundheit, Biosicherheit, Umweltwirkungen, Wirtschaftlichkeit, Betriebsstrukturen und Märkte liefern. Das aus der Landwirtschaft emittierte Methan betrug 3,7 Pro- zent am Anteil der gesamten Treibhausgase im Jahr 2017. Da- Methan- von wurden rund 77 Prozent im Zuge der Verdauung in der Rinderhaltung freigesetzt. Etwa 19 Prozent entfallen auf die Emissionen Lagerung und Zersetzung von Mist und Gülle. Insgesamt je- doch sind die Methan-Emissionen in dem Bereich zwischen 1990 (1,41 Mio.t CH4) und 2017 (1,02 Mio. t CH4) um 27,8 % zurückgegangen (UBA 2017). Klimaschutzstrategie 19
Um Methan-Emissionen aus der Tierhaltung weiter abzusen- Güllevergärung ken, muss eine vermehrte Güllevergärung in Biogasanlagen reduziert Methan angeregt und finanziell unterstützt werden. Die Vergärung von Gülle und Futterresten ist ein zentraler Aspekt, um zum Klimaschutz beizutragen. Der Umfang der Güllevergärung wird durch praktische, rechtliche und ökonomische Rah- menbedingungen bestimmt. Soweit die Landwirtschaft dem Anspruch einer möglichst methanarmen Produktion gerecht werden soll, kann dies nur mit der Unterstützung durch die Politik sichergestellt werden. Die Steigerung der Gülleverwer- tung in Biogasanlagen leistet einen essentiellen Beitrag zur Reduzierung landwirtschaftlicher Treibhausgasemissionen. Zusätzlich ersetzen Strom und Wärme aus Biogas fossile Energieträger und reduzieren Treibhausgasemissionen. 7. Eiweißfuttermittel – Wir setzen auf heimische Eiweißfutter- mittel statt Importe Eiweißfuttermittel sind eine sehr wichtige Komponente in ei- Reduktion ner ausgewogenen Tierernährung. Gerade die Rinderhalter Eiweißimporte in Bayern setzen jetzt bereits auf hochwertige heimische Ei- weißfuttermittelquellen, insbesondere Rapsschrot. Die Rin- derhalter haben ihre Sojaimporte von 2011 bis 2018 um 50 Prozent reduziert, die Schweinehalter um 20 Prozent. Die gesamten Soja-Importe für die bayerische Landwirtschaft sind in dieser Zeit von 800.000 auf 500.000 Tonnen deutlich gesunken. Das eingesetzte Sojaschrot ist ein Nebenpro- dukt, das bei der Extraktion des Öls anfällt. Die bayerischen Tierhalter sind interessiert daran, die Eiwei- ßimporte aus Übersee zukünftig weiter deutlich zu reduzie- ren, um einen weiteren Beitrag zur Reduzierung von Klimae- missionen zu leisten und heimische Wertschöpfungsketten zu stärken. Gleichzeitig muss allerdings auch eine bedarfs- gerechte und wirtschaftliche Fütterung ihrer Tiere gewähr- leistet werden. Gerade bei Schweinen und Geflügel ist dies herausfordernder, da hier zum Beispiel Rapsschrot nur sehr bedingt einsetzbar ist. Um Eiweißimporte aus Übersee weiter ersetzen zu können, Rapsanbau müssen die richtigen Signale aus der Politik kommen. Der Stärken Rapsanbau muss in der EU und in Deutschland gestärkt werden, denn er ist leider in den letzten Jahren deutlich zu- rückgegangen. Dabei gilt: Nur wenn sich die Erzeugung von 20 Klimaschutzstrategie
Biokraftstoffen aus z.B. Raps wirtschaftlich rechnet, wird auch Raps angebaut und damit gleichzeitig Rapsschrot als Eiweißfuttermittel erzeugt. Nötige politische Signale sind ei- nerseits der Erhalt von Möglichkeiten zum Pflanzenschutz im Rapsanbau und andererseits steuerliche Anreize im Rah- men der EU-Biokraftstoffpolitik. Auch der Anbau von Eiweißpflanzen wie z.B. Ackerbohnen, Heimische Lupinen, Erbsen und auch Soja kann einen Beitrag zur Stär- kung der heimischen Eiweißversorgung leisten und gleich- Eiweisspflanzen zeitig den Humusaufbau fördern. In Bayern sind die klima- nutzen tischen Voraussetzungen für einen Anbau von Sojabohnen zeitweise gegeben. In 2019 wurden 15.500 ha Sojabohnen in Bayern angebaut. Damit ist die Sojabohne zum ersten Mal die flächenstärkste angebaute großkörnige Legumino- se in Bayern. Darüber hinaus gibt es eine weitere Möglich- keit, den heimischen Eiweißgehalt im Futter zu erhöhen. Die intensivere Nutzung von Grünland. Eine höhere Schnittzahl des Aufwuchses führt zu einem erhöhten Eiweißgehalt in der Rationskomponente und kann somit teilweise zu Ein- sparungen anderer Futtermittel beitragen. Für den Anbau heimischer Eiweißpflanzen ist weiterhin Un- terstützung durch Forschung, Beratung und Züchtung auf angepasste Sorten wichtig und erforderlich. Die Bayerische Eiweißinitiative ist hier ein richtiger Ansatz, der weiter aus- zubauen ist. 8. Biokraftstoffe – Wir bieten eine klimaneutrale Alternati- ve für fossile Kraftstoffe Biokraftstoffe reduzieren Treibhausgasemissionen um mehr Symbiose von als 80 Prozent (BLE 2017). Die Landwirtschaft trägt damit entscheidend zur Minderung von Treibhausgasemissionen Kraftstoff und im Verkehrssektor bei. Wir erzeugen mit der Biokraftstoff- Eiweissfutter produktion gleichzeitig wichtige heimische Eiweißfuttermit- tel, die für die Ernährung unserer Tiere unverzichtbar sind. Der Einsatz heimischer Futtermittel vermeidet Importe und Treibhausgasemissionen durch weite Transportwege. Klimaschutzstrategie 21
Land- und forstwirtschaftlichen Betrieben wird die für Bio- Nachhaltige kraftstoffe bezahlte Energiesteuer derzeit zurückerstattet. Steigerung der Die beihilferechtliche Genehmigung für die Steuerentlastung reiner Biokraftstoffe durch die Europäische Kommission gilt Effizienz allerdings nur noch bis zum 31. Dezember 2020. Ein Verlust der Steuerrückerstattung wäre das Aus für klimaschonen- des Rapsöl oder Bio-Agrardiesel. Hier muss ein deutlicher Schritt hin zu mehr Klimaschutz gemacht werden, darum fordern wir die unbefristete volle Steuerrückerstattung für Biokraftstoffe. Dann hätten die Betriebe auch wieder Pla- nungssicherheit für Investitionen in geeignete Fahrzeuge und Maschinen. Die Produktion von Biokraftstoffen wird immer effizien- Potenzial der ter, die Treibhausgaseinsparungen durch Biokraftstoffe Biokraftstoffe nehmen zu. Das führt allerdings dazu, dass immer weni- ger Biokraftstoffe eingesetzt werden, denn je mehr Treib- in GEfahr hausgasemissionen mit Biokraftstoffen eingespart werden können, desto geringere Beimischungsmengen reichen aus, um die Treibhausgasminderungspflichten der Mi- neralölkonzerne zu erfüllen. Laut der europäischen Er- neuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) soll der Anteil an Biokraftstoffen im Verkehrssektor von 10 Prozent im Jahr 2020 auf 14 Prozent im Jahr 2030 ansteigen. Der Anteil von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse ist dabei laut RED II bei 7% gedeckelt. Hier wird Potenzial zur Reduzierung von Treibhausgasen verschenkt und von der Politik aus- gebremst. Wir fordern die Politik auf, das volle Potenzial zertifiziert nachhaltiger und in Europa hergestellter Bio- kraftstoffe für den Klimaschutz auszuschöpfen und die Treibhausgasminderungspflichten für die Mineralölindus- trie deutlich zu erhöhen. 2018 wurden in Deutschland 56 Millionen. Tonnen Kraftstoff Potenzial der verbraucht. Neben Dieselkraftstoff mit über 63 % und Otto- BioKraftstoffe kraftstoff mit mehr als 30 % lag der Anteil biogener Kraft- stoffe bei 5 % - bezogen auf den Energiegehalt. Unter 2 % lag der Absatz an Erdgas und Flüssiggas als Kraftstoff. Biodiesel bleibt mit ca. 2 Mio. Tonnen der wich- tigste Biokraftstoff in Deutschland. Er wird vor allem über die Beimischung zu normalem Diesel B7 genutzt. Pflan- zenölkraftstoff fand ausschließlich als Reinkraftstoff in an- gepassten Motoren in der Land- und Forstwirtschaft Ver- wendung. 22 Klimaschutzstrategie
Bioethanol wird über die Beimischung zu Ottokraftstoff vertrie- ben. Als Alternative zu fossilem Benzin ist Bioethanol weltweit Bioethanol führend und entwickelt sich auch in Deutschland zu einem wichtigen Element der nachhaltigen Mobilität. Bioethanol kann für Nachhaltige aus verschiedenen Pflanzen und pflanzlichen Teilen herge- Mobilität stellt werden z.B. aus zuckerhaltigen Pflanzen wie Zuckerrü- ben, aus stärkehaltigen Pflanzen wie Getreide, Kartoffeln und Mais und aus zellulosehaltigen Rohstoffen wie z. B. Stroh und Holz. In Deutschland werden hauptsächlich Futtergetreide und Industrierüben als Rohstoffe genutzt. Industrierüben sind Zuckerrüben, die nicht in der Lebensmittelproduktion einge- setzt werden. Futtergetreide wird aus Qualitätsgründen nicht in der Lebensmittelproduktion verwendet. Das wertvolle Ne- benprodukt der Zuckerrübe auch Schlempe genannt, ist ein nährstoffreiches Koppelprodukt und kann als hochwertiges heimisches Eiweißfuttermittel genutzt werden. Der Einsatz heimischer Eiweißfuttermittel vermeidet klimaschädliche Im- porte aus dem Ausland. Alternativ kann die Schlempe auch im Fermenter einer Biogasanlage vergoren werden. Das da- bei entstehende Biogas lässt sich durch Verbrennen in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umwandeln oder zu Biomethan aufbereiten, das ins Erdgasnetz eingespeist wird. Bioethanol muss strenge Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, um als Biokraftstoff anerkannt und auf die Quote anrechenbar zu Biokraftstoffe sein. Die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung definiert die Auflagen gemäß den Vorgaben der EU-Richtlinie Erneuerbare Erfüllen Strenge Energien. Aktuell muss in Deutschland vertriebenes Bioethanol Kriterien mindestens 50 % der Treibhausgase gegenüber fossilem Benzin einsparen. Zudem sind Flächen mit hoher biologischer Vielfalt und großem Kohlenstoffspeicher wie Regenwälder nicht für die Rohstoffproduktion erlaubt. Die Regelungen zur Nachhaltigkeits- zertifizierung sehen vor, dass die gesamte Produktionskette von Landnutzungsänderungen über Düngung, Transport, Produkti- on, Lagerung und Vertrieb sowie die Verbrennung im Motor bei der Ermittlung der Treibhausgasemissionen berücksichtigt wird. Der Bioethanolabsatz in Deutschland lag in 2018 bei ca. 1,2 Mio. t. Neben der Schonung fossiler Ressourcen spielt der Bioethanol spart ökologische Aspekt auch hier eine wichtige Rolle: Biotreib- stoffe können einen erheblichen Beitrag dazu leisten, dass CO2 Ein die vorgegebenen Ziele der CO2-Einsparung erreicht werden können. Im Jahr 2018 wurden durch die Nutzung von Bio- kraftstoffen 7,7 Mio. t CO2 -Äquivalente eingespart. Klimaschutzstrategie 23
9. Erneuerbare Energien – Wir erzeugen grünen Strom, Wärme und wertvollen natürlichen Pflanzendünger Die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus Nachhaltige der Landwirtschaft in Form von Bioenergie ersetzt erfolg- Bioenergie reich fossile Energieträger! Mit dem Einsatz von Bioenergie werden – unter Berücksichtigung der Emissionen aus der Bioenergieproduktion – in Deutschland netto mehr als 64 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxidäquivalente im Jahr ein- gespart. Aus Biogas werden grüner, grundlastfähiger Strom, Biokraftstoff für den Verkehr in Form von Biomethan und nachhaltige Wärme erzeugt. Biogas leistet einen signifikan- ten Beitrag zur treibhausgasneutralen und kosteneffizienten Energieversorgung und zur Stromversorgungssicherheit in Deutschland, da ein Großteil der inländischen Treibhausga- semissionen auf die Erzeugung und Nutzung von Energie fällt. Gerade güllebasierte Biogasanlagen leisten hier zusätz- lich einen besonderen Beitrag, weil die Vergärung von Gülle weitere umwelt- und klimawirksame Vorteile mit sich bringt: Die vergorene Gülle stellt einen für die Pflanzen gut verfüg- baren Dünger dar und fördert die Humusbildung. Zugleich kommt es zu geringeren Emissionen durch die Tierhaltung bei der Lagerung und Ausbringung der vergorenen Gülle. Der Zubau von Biogasanlagen stagniert seit 2018. Die im Planungs- EEG festgelegten Ausschreibungsvolumina für Biomasse Sicherheit für enden 2022. Ohne Zukunftsperspektive droht die Stillle- gung vieler Bioenergieanlagen und eine weitere Stagnation Biomasse beim Zubau neuer Anlagen. Im EEG 2017 ist festgelegt, dass die Bundesregierung rechtzeitig einen Vorschlag für eine Verlängerung unterbreitet. Damit Anlagenbetreiber Pla- nungssicherheit haben, müssen frühzeitig Ausschreibungs- volumina für die Folgejahre festgelegt werden. Die Betrei- ber von Bestandsanlagen stehen nämlich bereits heute vor Investitionsentscheidungen und benötigen dringend eine verlässliche Planungsgrundlage für die kommenden Jahre! Zur Erreichung dieser Ziele muss die Politik einen Stabilisie- Güllevergärung rungspfad für die Biomasse im EEG festlegen, der die Ausbau- und Sonder- volumina von 2023 bis 2030 bestimmt. Außerdem müssen die Gebotshöchstwerte nach oben angepasst und die Degression Vergütung ausgesetzt werden. Die Begrenzung der Sondervergütungs- klasse für Güllevergärung sollte auf 150 kW Bemessungsleis- tung erhöht werden. Darüber hinaus sollten Bestandsanlagen, 24 Klimaschutzstrategie
deren Vergütungszeitraum ausläuft, durch einen Wechsel in die Sondervergütungsklasse einen zweiten Vergütungszeit- raum erhalten können. Güllekleinanlagen, die flexibilisieren, müssen genauso wie andere flexible Anlagen Anspruch auf den Flexibilitätszuschlag erhalten. Seit 31.08.2019 ist laut Bundesnetzagentur der festgelegte Flexdeckel von 1000 MW erreicht. Damit entfällt für die Betreiber von Bio- gasanlagen nach einer Übergangsfrist von 15 Monaten der wirtschaftliche Anreiz, auf eine flexible Fahrweise umzustel- len. Die Biogasbranche wird in ihrem Beitrag zur Energie- wende und zum Klimaschutz ausgebremst. Biomasseeinsatz und Bioenergie sind für den Klimaschutz von enormer Bedeutung. Mit jährlichen Einsparungen in Einsparungen Höhe von über 64 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten leis- tet die Bioenergie ein Drittel der Treibhausgaseinsparung Bioenergie durch Nutzung aller erneuerbarer Energien. In den Berei- chen Mobilität/Kraftstoffe und Wärme-/Kälteversorgung ist Bioenergie die erneuerbare Quelle, die bisher ganz überwie- gend zur Minderung von Treibhausgasemissionen beiträgt. Weitere Einsparpotenziale bestehen bei entweichendem Methan aus Gärrestelagern von Biogasanlagen. Die Verrin- gerung dieser Emissionen stellt einen weiteren Ansatzpunkt zur Senkung der landwirtschaftlichen Emissionen dar. Dazu ist es notwendig, technologieoffene Lösungen zur Abde- ckung von Gärrestelagern zu fördern und Finanzierungslö- sungen zu finden. Hierfür muss eine Förderung zur Abde- ckung bestehender Behälter geschaffen werden. Bioenergie: Starker Pfeiler für Klimaschutz und Energiewende Angaben Quelle: BMWI, AGEE-Stat (Februar 2019) Beitrag der Bioenergie ... Am erneuerbaren Verkehr 91 % ... An der erneuerbaren Wärme 86 % ... An Den wirtschaftlichen impulsen 65 % erneuerbarer-energie-Anlagen ... An den durch Erneuerbare Energien 35 % vermiedenen Treibhausgasemissionen ... an der erneuerbaren Stromversorgung 23 % Zahlen für 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Deutschland 2018 Klimaschutzstrategie 25
Zahlreiche Photovoltaikanlagen in landwirtschaftlicher Hand Photovoltaik- tragen bereits seit Jahren zu einer erfolgreichen dezentralen Beitrag zur Energiewende und damit zum Klima- und Ressourcenschutz bei. Gleichzeitig haben sich die erneuerbaren Energien und Energiewende damit auch die Photovoltaik für viele bayerische Bauernfa- milien zu einem wichtigen Standbein entwickelt und leisten gerade vor dem Hintergrund immer volatilerer Agrarmärkte einen stabilisierenden Einkommensbeitrag. Der Bayerische Bauernverband setzt sich deshalb dafür ein, dass die Po- litik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene den Ausbau der Photovoltaik durch geeignete Rahmenbedingungen weiter unterstützt. Dabei sollten PV-Anlagen vorrangig auf Dach- flächen installiert werden. Dennoch können auch PV-Freif- lächenanlagen auf Flächen mit Bewirtschaftungsauflagen, Grenzertragsstandorten oder Ausgleichsflächen einen sinn- vollen Beitrag zur Energiewende leisten. Dezentrale kleine, standortangepasste und auch in das bay- Rahmenbedingun- erische Kulturlandschaftsbild passende PV-Anlagen in der gen für Planungs- Hand der Landwirtschaft müssen durch geeignete Rahmen- bedingungen umsetzbar bleiben. Oberstes Ziel muss es sicherheiten sein, die Wertschöpfung im ländlichen Raum zu halten und PV-Anlagen zu installieren, die sowohl bei den Landwirten wie auch bei den Bürgern Akzeptanz finden. Ein zusätzli- ches Hindernis für den Ausbau der erneuerbaren Energien, das es aus dem Weg zu räumen gilt, ist die Begrenzung des 52-Gigawatt-Deckels. Der Deckel verhindert die Plan- barkeit und löst Unsicherheiten aus. Laut derzeitigem Stand ist der Deckel bald erreicht. Um eine erfolgreiche Energie- wende voranzubringen, muss überprüft werden, ob eine Obergrenze für den Anlagenzubau in Zukunft überhaupt noch sinnvoll ist. Eine Öffnung würde für potenzielle PV-Be- treiber Planungssicherheit bringen. Außerdem stellt die Ver- gütungsabsenkung von PV-Anlagen eine Gefährdung der Wirtschaftlichkeit einiger Photovoltaikprojekte und ein Hin- dernis für die solare Energiewende dar. Neuanlagen muss eine wirtschaftlich rentable Perspektive geboten werden. Wer an Stelle von Erdöl oder Kohle nachwachsende Roh- Nachwachsende stoffe wie Holz, Pflanzenöl oder Bioethanol verwendet, Rohstoffe scho- schont damit nicht nur begrenzte Ressourcen. Insgesamt wird auch weniger Kohlendioxid freigesetzt. Denn die Men- nen Ressourcen ge, die aus den nachwachsenden Rohstoffen in die Atmo- sphäre gelangt, ist zuvor von den Pflanzen gebunden und 26 Klimaschutzstrategie
in wertvollen Sauerstoff umgewandelt worden. Insgesamt werden in Bayern auf circa 40.000 ha Fläche landwirt- schaftliche Rohstoffe für die Industrie erzeugt. Ein Großteil hiervon fällt auf die Herstellung technischer Öle aus Raps, Sonnenblumen und Leinsaat. Ein weiterer bedeutender Anteil fällt auf die Stärkeproduktion mit dem Schwerpunkt Kartoffelanbau. Die Verwendungsmöglichkeiten sind heute schon vielfältig. Die Herstellung von Dämm- und Baustof- fen, naturfaserverstärkter High-Tech-Kunststoffe, Fasern für Bekleidung, Rohstoffe für Kosmetika und Arzneimittel und auch Rohstoffe zur Herstellung chemischer Komponenten wie Tenside, Farben etc. gehören zum Leistungsspektrum der Nachwachsenden Rohstoffe aus der Landwirtschaft. Die Nutzung von Produkten auf Basis nachwachsender Rohstoffe bietet vielfältige Vorteile. Durch den Anbau wer- Nachwachsende den der ländliche Raum gestärkt, Arbeitsplätze geschaffen und Produktions- und Einkommensalternativen geboten. Rohstoffe erhal- Außerdem tragen nachwachsende Rohstoffe zur Erhal- ten die Biologi- tung der biologischen Vielfalt bei und bereichern die Kultur- landschaft. Weitere positive Auswirkungen sind eine weite sche Vielfalt Fruchtfolge und verbesserte Bodeneigenschaften durch Nährstoffaufschluss und Bodenlockerung. Nachwachsende Rohstoffe helfen, den Klimawandel zu bremsen, indem sie bei der energetischen Nutzung weniger Treibhausgase frei- setzen als fossile Rohstoffe und bei der stofflichen Nutzung CO2 konservieren können. Sie dienen der Versorgungssi- cherheit, denn sie sind nicht endlich. Angesichts des hohen Anfalls an Verpackungsmüll muss der Anbau und Einsatz nachwachsender Rohstoffe für die Ausbau Nutzung Entwicklung von z.B. biologisch abbaubaren Verpackungen und Folien weiter fokussiert werden. Auch eine energetische Nutzung in Form von Bioenergie muss weiterhin garantiert und ausgebaut werden. Dazu benötigt die Landwirtschaft finanzielle Anreize durch die Politik und weitere Unterstüt- zung im Bereich Forschung. Klimaschutzstrategie 27
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