Klimawandel als waldbauliche Herausforderung

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Klimawandel als waldbauliche Herausforderung
Klimawandel als waldbauliche Herausforderung
Peter Brang         Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (CH)*
Harald Bugmann      Waldökologie, Institut für Terrestrische Ökosysteme, ETH Zürich (CH)
Anton Bürgi         Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (CH)
Urs Mühlethaler     Waldökologie, Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft (CH)
Andreas Rigling     Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (CH)
Raphael Schwitter   Fachstelle für Gebirgswaldpflege (CH)

                               Climate change as a challenge for silviculture

                               Climate change is about to change many site factors relevant for forest dynamics, and is therefore posing a great
                               challenge for silviculture. We review the options for addressing this challenge and provide recommendations.
                               In general, forest management should aim at increasing the adaptive capacity of the forests, enhancing their
                               resistance to disturbance, and at reducing negative impacts of increased disturbances on forest products and
                               services. The key to coping with climate change lies in enhancing the proportion of tree species adapted to fu-
                               ture climate, and, in response to the uncertainties associated, in promoting the diversity of tree species and
                               provenances. Additionally, fostering diversity in forest structure is likely to reduce risks and secure forest prod-
                               ucts and services. Strategic silvicultural options include mapping the sensitivity of sites and stands to climate
                               change, adapting the target species compositions and choosing an appropriate silvicultural system. At an oper-
                               ational level, silvicultural options to increase tree species diversity include artificial regeneration, tending young
                               stands, regeneration cuts and the reduction of ungulate impact. Other options are the premature final felling
                               of stands and wildfire prevention. As the site conditions are undergoing change, the two cornerstones of close-
                               to-nature silviculture “species selection based on (current) site conditions” and “preference for natural regener-
                               ation”, need revision. A flexible approach to forest management is advocated since the reactions of the forest
                               to climate change cannot be accurately predicted.

                               Keywords: silviculture, global climate change, forest management, adaptive capacity, resistance, tree species
                               doi: 10.3188/szf.2008.0362

                               * Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf, E-Mail brang@wsl.ch

                    A
                            ls Folge des Klimawandels ändern sich wich­             ren Wirksamkeit und leiten daraus vorläufige, allge­
                            tige ökologische Rahmenbedingungen für                  meine Empfehlungen ab, die für alle Standorte und
                            den Wald. Es ist anzunehmen – und erste                 Waldbauziele gültig sind. Vor spezifischen Wald­
                    Hinweise dafür bestehen bereits (Rigling et al                  baurezepten für bestimmte Standorte möchten wir
                    2004) –, dass die erwarteten ausgeprägteren und häu­            hingegen angesichts der grossen Unsicherheiten
                    figeren Trockenperioden (Frei et al 2007) die Bäume             warnen.
                    schwächen, auch wenn sich dies auf mittleren Stand­                    Bezüglich Klimawandel gehen wir von den
                    orten im Zuwachs kaum zeigt (Zingg & Bürgi 2008,                Trends aus, die in den heute wahrscheinlichsten Sze­
                    in diesem Heft), und sie anfälliger für Schadinsek­             narien A1 und B2 des Uno-Klimarates (IPCC) bis ins
                    ten wie den Borkenkäfer machen (Engesser et al                  Jahr 2080 erwartet werden, mit einer mittleren Er­
                    2008, in diesem Heft). Zudem dürften sie die Wald­              wärmung um 3.4–6.1 °C (IPCC 2007). In der Schweiz
                    brandgefahr erhöhen, und zwar zunehmend auch                    dürfte die Niederschlagsmenge im ­Winter um zirka
                    auf der Alpennordseite (Schumacher et al 2006).                 20% zunehmen, im Sommer um 5% abnehmen (Frei
                    Auch pathogene Organismen dürften häufiger auf­                 et al 2007). Eine genauere Festlegung des zugrunde
                    treten oder virulenter werden (Engesser et al 2008).            gelegten Szenarios ist für waldbauliche Empfehlun­
                    Insgesamt besteht ein Trend zu häufigeren und in­               gen nicht zweckmässig; vielmehr muss der Waldbau
                    tensiveren Störungsereignissen. Umgekehrt dürfte                berücksichtigen, dass es unsicher ist, welches Szena­
                    die Temperaturerhöhung in den höheren Lagen die                 rio eintreffen wird.
                    Wuchsbedingungen verbessern (Jolly et al 2005).
                          Wie soll nun der Bewirtschafter waldbaulich
                    mit dem Klimawandel umgehen? In diesem Aufsatz
                    beschreiben wir Handlungsoptionen, bewerten de­

362                 wissen                                                                            Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373
Klimawandel als waldbauliche Herausforderung
In vielen Wäldern dürfte die Klimaänderung
                                                                                 im jetzt prognostizierten Ausmass wesentliche Stand­
                                                                                 ortfaktoren (Bolte & Ibisch 2007) und über sie die
                                                                                 Prozesse der Verjüngung, des Wachstums und der
                                                                                 Mortalität der Waldbäume verändern. Diese Stand­
                                                                                 ortsveränderung (Abbildung 1) ist neu und nicht
                                                                                 nur für den Wald, sondern auch für die Bewirt­
                                                                                 schaftenden einschneidend. Denn sowohl im Nicht­
                                                                                 schutzwald (z.B. Schmider et al 1994) als auch in
                                                                                 Schutzwäldern (Frehner et al 2005) sind heute die
                                                                                 waldbaulichen Empfehlungen nach als konstant be­
                                                                                 trachteten Standortseinheiten gegliedert. Mit dem
                                                                                 Klimawandel wird sich zudem auch das standort­
                                                                                 spezifische Vorbild der Waldstruktur verändern, das
                                                                                 sich im naturnahen Waldbau teilweise an die ver­
                                                                                 bliebenen Urwaldreste anlehnt (Brang 2005). Auch
                                                                                 diese werden sich wandeln und damit als quasista­
                                                                                 tische Referenzen verloren gehen.
                                                                                        Der Wald und seine Bewirtschaftung müssen
                                                                                 sich also an den Klimawandel anpassen. Langfristig
                                                                                 wird auf vielen Standorten ein Baumartenwechsel
Abb 1 Aronstab-­              Das Ziel: anpassungsfähige und                     nötig. Daher ist die Anpassungsfähigkeit (Gunder­
Buchen-Mischwald              ­störungsresistente Wälder                         son 2000) der Waldökosysteme wichtig. Diese An­
(Aro-Fagetum) im                                                                 passung kann einerseits durch natürliche Prozesse
Frühjahr. Der Klima-
                                 Der Standort (Klima, Boden, weitere Standort­   erfolgen, zum Beispiel durch die Verschiebung der
wandel dürfte auch
                        faktoren) bestimmt die natürliche Waldgesellschaft       Konkurrenz, aber auch durch abiotische oder bioti­
diesen Standort
­wärmer und trockener   und das Störungsregime (Pickett & White 1985). Da­       sche Störungen (Wohlgemuth et al 2008, Engesser
 machen.                raus ergibt sich die standortseigene Walddynamik         et al 2008, beide in diesem Heft), welche eine An­
                        mit den Teilprozessen Verjüngung, Wachstum und           passung erzwingen. Andererseits kann im Zuge ge­
                        Mortalität. Falls ein Wald aufgrund der natürlichen      planter waldbaulicher Eingriffe, vor allem bei der
                        Abläufe die vom Menschen gewünschten Güter und           Verjüngung, die Anpassung unterstützt oder gar vor­
                        Leistungen nicht in genügendem Ausmass produzie­         weggenommen werden. Dies ist besonders dann vor­
                        ren beziehungsweise erbringen kann, wird waldbau­        zuziehen, wenn die natürlichen Prozesse die von den
                        lich eingegriffen (Burschel 1994).                       Menschen erwarteten Leistungen des Waldes gefähr­
                                 Bei der Lenkung der Waldentwicklung ist         den (z.B. den Schutz vor Naturgefahren). Es ist aber
                        ­immer mit erheblichen Unsicherheiten zu rechnen.        auch möglich, die Anpassung hinauszuzögern, in­
                         Der Anteil der Schadholzmengen an der gesamten          dem man mit waldbaulichen Eingriffen Wälder re­
                         Holznutzung im Schweizer Wald, als Indikator für        sistenter zu machen versucht, sodass sie Störungs­
                         die Steuerbarkeit der Waldentwicklung, lag von 1982     ereignisse ohne wesentliche Veränderung überstehen
                         bis 2006 bei durchschnittlich 27% (Schweizerische       (Grimm & Wissel 1997) und so später als geplant ver­
                         Forststatistik und schriftliche Mitteilung von Franz    jüngt werden können. Das Konzept der «Resilienz»
                         Meier, WSL). Dieser Anteil der Holzmenge wurde also     hingegen, d.h. der Fähigkeit, nach einer Störung wie­
                         nicht aufgrund der Planung, sondern als Reaktion        der in den Ausgangszustand zurückzukehren (Grimm
                         auf Störungen genutzt oder im Wald stehen oder          & Wissel 1997), kann auf diesen Fall nicht sinnvoll
                         ­liegen gelassen. Erhöhte Störungsniveaus treten oft    angewendet werden, denn die Rückkehr in den Aus­
                          bei starken Abweichungen von der natürlichen           gangszustand vor der Störung ist mindestens bezüg­
                          Waldentwicklung auf. Beispiele dafür sind die hö­      lich einiger Waldeigenschaften (z.B. Artengarnitur)
                          here Sturm- und Borkenkäferanfälligkeit von reinen     kaum möglich und daher als Ziel unrealistisch. Viel­
                          Fichtenbeständen in der Buchenwaldstufe und man­       mehr sollte sich ein Wald entwickeln, der an das
                          che Misserfolge mit exotischen Baumarten in der        Klima der folgenden 50 bis 200 Jahre angepasst ist.
                          Schweiz (Bürgi & Diez 1986, Schwager 1979). Aber              Die waldbaulichen Handlungsoptionen als
                          auch in Urwäldern der gemässigten Zone ist mit         ­Reaktion auf die Klimaänderung lassen sich in fünf
                          durchschnittlichen jährlichen Störungsraten von 0.5     Kategorien einteilen (vgl. Millar et al 2007):
                          bis 2.0% der Waldfläche zu rechnen (Runkle 1985).       1) den jetzigen Waldbau unverändert weiterführen,
                          Unplanbare Einflüsse durchkreuzen die Absichten         2) mit waldbaulichen Massnahmen die Klimaände­
                          des Bewirtschafters also immer erheblich, und die       rung selbst vermindern,
                          Entwicklungen im Ökosystem Wald sind somit nur          3) die Anpassungsfähigkeit des Waldes gegenüber
                          begrenzt steuerbar.                                     Standortsveränderungen erhöhen,

Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373                                                               connaissances             363
Klimawandel als waldbauliche Herausforderung
4) die Resistenz des Waldes gegenüber Störungen er­                    rien sehr anfällig, anfällig, robust. Ob die Störun­
                            höhen,                                                                 gen primär mit dem Klimawandel zu tun haben,
                            5) die negativen Auswirkungen von Störungen auf                        spielt dabei keine Rolle. Ein Bestand einer nur we­
                            Produkte und Leistungen des Waldes für den Men­                        nig trockenheitsresistenten Baumart auf einem be­
                            schen vermindern.                                                      reits heute trockenen Standort würde zum Beispiel
                                   Die ersten zwei Handlungskategorien verwer­                     als sehr anfällig klassiert. Das Resultat einer Sensiti­
                            fen wir von vornherein, die erste, weil sie angesichts                 vitätsklassierung könnten Karten mit Waldflächen
                            des Ausmasses des Klimawandels unvernünftig                            sein, die besonders beobachtet werden sollten, auf
                            scheint, die zweite, weil sie, zumindest in einem klei­                denen ein Baumartenwechsel nötig ist oder die rasch
                            nen Land wie der Schweiz, unwirksam sein dürfte.                       umgewandelt werden sollten (Riou-Nivert 2007). Die
                                                                                                   Sensitivitätsklassierung könnte auch die Bedeutung
                                                                                                   der Waldwirkung einbeziehen. Eine Sensitivitäts­
                                     Auslegeordnung waldbaulicher                                  klassierung wäre rasch flächendeckend umgesetzt
                                     ­Handlungsoptionen                                            und wirksam, denn wichtige Grundlageninforma­
                                                                                                   tionen – Standorts- und Bestandeskarten – sind vie­
                                   Der waldbauliche Werkzeugkasten enthält                         lerorts vorhanden.
                            eine Reihe waldbaulicher Handlungsoptionen (Ta­
                            belle 1). Wir unterteilen sie in strategische Optionen                           Anpassung des Bestockungsziels
                            (z.B. die Anpassung der Bestockungsziele) und in                                 Das Bestockungsziel ist zusammen mit der Be­
                            operative Optionen (z.B. Massnahmen der Jung­                          triebsart (Niederwald, schlagweiser und ungleich­
                            waldpflege).                                                           förmiger Hochwald etc.) und der Verjüngungsform
                                                                                                   (z.B. Femelschlag) die wichtigste strategische Festle­
                            	Sensitivitätsklassierung von Beständen                                gung der Waldbewirtschaftung. Die heutigen Besto­
                                     und Waldstandorten                                            ckungsziele müssen angesichts des Klimawandels
                                     Eine Sensitivitätsklassierung von Beständen                   überdacht werden. Zentral ist dabei eine bessere
                            und Standorten (Waldgesellschaften) ist eine wich­                     ­R isikoverteilung (Knoke & Hahn 2007) mit einer
                            tige Grundlage für die waldbauliche Planung. Sie                        ­höheren Anzahl Baumarten.
                            ­bezweckt, mögliche Störungen früh zu erkennen,                                  Die klimatischen Ansprüche von Baumarten
                             ­indem das Monitoring bei grosser Störungsanfällig­                     lassen sich mit sogenannten Klimahüllen darstellen
                              keit besonders intensiv durchgeführt wird, die wei­                    (Guisan et al 2007, Kölling et al 2007), also reali­
                              ter unten beschriebenen Vorsorgemassnahmen rich­                       sierten oder potenziellen Klimabereichen und wei­
                              tig zu priorisieren und im Störungsfall rasch handeln                  teren Standorteigenschaften, beispielsweise der Was­
                              zu können (Riou-Nivert 2007). Die Klassierung                          serspeicherkapazität des Bodens. Daraus kann man
                              könnte grob sein, zum Beispiel mit den drei Katego­                    abschätzen, ob Baumarten wegen des Klimawandels
                                                                                                     Areale verlieren oder gewinnen dürften. Ein ande­
                                                                                                     rer Ansatz ist die Simulation mit dynamischen Mo­
                                                                 Ziele
                                                                                                     dellen: Mit ihnen können langfristige Gleichge­
 Handlungsoption                          Förderung                             Verminderung
                                                              Erhöhung                               wichtszustände der Baumartenzusammensetzung
                                       der Anpassungs­                            negativer
                                                             der Resistenz
                                           fähigkeit                            Auswirkungen         bei wärmerem Klima abgeleitet werden (Zimmer­
 Strategische Optionen                                                                               mann & Bugmann 2008, in diesem Heft). Zudem
 Sensitivitätsklassierung                                                                            kann die Entwicklung der Waldstruktur und -zusam­
                                               m                    k                  k
 von Beständen/Standorten                                                                            mensetzung während des Klimawandels abgeschätzt
 Anpassung der                                                                                       werden (Bugmann 1997, Lindner et al 2000). Beide
                                               m                    l                  l
 Bestockungsziele                                                                                    ­A nsätze zeigen für den erwarteten Klimawandel er­
 Wahl von Betriebsart und                                                                             hebliche Verschiebungen in der Verbreitung ein­
                                               m                    l
 Verjüngungsform                                                                                      zelner Arten und in den Mischungen an. Sie weisen
 Operative Optionen                                                                                   damit auf die Notwendigkeit hin, die Bestockungs­
 Pflanzung/Saat                                m                    l                                 ziele anzupassen. Man könnte dabei von eigentli­
 Jungwaldpflege                                m                    l
                                                                                                      chen neuen Baumartenportfolios sprechen. Für die
                                                                                                      Schweiz haben Zimmermann et al (2006) die Aus­
 Durchforstung                                 m                    k
                                                                                                      wirkungen des Klimawandels auf eine Reihe von
 Verjüngungshiebe                              m
                                                                                                      Baumarten untersucht. Demnach sind für die meis­
 Vorzeitige Nutzung                                                 k                  k
                                                                                                      ten Baumarten starke Arealverschiebungen zu erwar­
 Feuerschneisen,
                                                                    k                  k              ten, wobei sich vor allem die Eichenarten stark aus­
 Reduktion Brandgut
                                                                                                      breiten dürften. Die Areale vieler anderer Baumarten
 Reduktion Wildeinfluss                         k                   l                                 dürften hingegen stark zurückgehen und sich oft nur
Tab 1 Waldbauliche Handlungsoptionen, zugeteilt zu Zielen. Zeitdauer, bis Wirkung ein-                noch wenig mit den heutigen Arealen überlappen
tritt: k: kurzfristig (< 20 Jahre), m: mittelfristig (20–50 Jahre), l: langfristig (> 50 Jahre).      (Zimmermann & Bugmann 2008, in diesem Heft).

364                         wissen                                                                                Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373
Klimawandel als waldbauliche Herausforderung
Überraschungen können sich auch ergeben, wenn
                                                                                        Pathogene auftreten. Weiterhin ist zu beachten, dass
                                                                                        das zukünftige Klima unter Umständen heute kein
                                                                                        Pendant besitzt (z.B. bezüglich Klimavariabilität);
                                                                                        in solchen Fällen lässt sich die Reaktion der Baum­
                                                                                        arten aufgrund von Analogieschlüssen nicht gut
                                                                                        ­abschätzen.
                                                                                                Ein Bestockungsziel ist rasch umgeschrieben,
                                                                                         doch seine Umsetzung im Wald dauert viele Jahr­
                                                                                         zehnte, ausser sie werde durch Störungen in nicht
                                                                                         zielkonformen Beständen beschleunigt. Zur Umset­
                                                                                         zung eines neuen Bestockungsziels sind Verjün­
                                                                                         gungshiebe, Kunstverjüngung und Jungwaldpflege
                                                                                         am wirksamsten.
                                                                                                Beim Bestockungsziel ist das Kriterium «stand­
                                                                                         ortheimisch» noch stärker als bisher zu hinterfragen
                                                                                         (Abbildung 3). Schon bis anhin stellte sich die Frage,
                                                                                         welcher historische Zustand herangezogen wird, um
Abb 2 Traubeneichen-Buchen-Bestand bei Osterfingen, Kanton Schaffhausen                  eine Baumart als standortheimisch zu deklarieren,
(Naturwaldreservat Steibruchhau). Bei Analogieschlüssen von solchen Trockenstandorten    denn in den letzten 10 000 Jahren waren auf den
auf heute noch feuchtere Waldgesellschaften ist Vorsicht geboten.                        meisten Standorten schon mehrere Baumarten
                                                                                         standortheimisch (Burga & Perret 1998). Zudem ist
                                                                                         infolge der weit verbreiteten Pflanzungen der letz­
                                                                                         ten rund 150 Jahre oft unklar, ob eine Provenienz
                                                                                         tatsächlich standortheimisch war. Standortheimi­
                                                                                         sche Baumarten haben in dem Sinn weiterhin ihre
                                                                                         Bedeutung, dass autochthone Provenienzen erhal­
                                                                                         ten werden sollen – wobei diese zum Teil an andere
                                                                                         Orte, zum Beispiel um einige Hundert Meter nach
                                                                                         oben, verschoben werden müssen.
                                                                                                Ein striktes Festhalten an standortheimischen
                                                                                         Baumarten schränkt den Spielraum bei der Baumar­
                                                                                         tenwahl ein. Wenn sich ein Standort verändert, eig­
                                                                                         nen sich auf ihm auch zunehmend andere Baum­
                                                                                         arten – einerlei, ob sie vorher heimisch waren oder
                                                                                         nicht. Die Baumarten müssen aber standortgerecht
                                                                                         sein, d.h., sie müssen sich unter den Standortbedin­
                                                                                         gungen gut entwickeln und natürlich verjüngen
                                                                                         können und sie dürfen den Standort nicht schädi­
                                                                                         gen. Wo eine Baumart an ihre ökologische Grenze
                                                                                         kommt, wie die Föhre im Zentralwallis (Rigling et al
Abb 3 Standortheimische Fichtenjungpflanze im trocken-warmen Sommer 2003 in einer        2004), ist nach Alternativen zu suchen, d.h. nach
Bestandeslücke bei Ruschein, Kanton Graubünden.                                          anderen Provenienzen oder Baumarten.
                                                                                                In diesem Zusammenhang sind auch exoti­
                                                                                         sche Baumarten ohne Tabus zu bewerten. Für jede
                               Dass Artengemeinschaften als Ganze geogra­                Baumart, sei sie in der Region heimisch oder nicht,
                         fisch wandern werden, ist unwahrscheinlich. Ge­                 sind die Chancen und Risiken unvoreingenommen
                         wisse Analogieschlüsse von Beständen in heute tro­              zu beurteilen. Bei Exoten ist vor allem wegen patho­
                         cken-warmen Waldgesellschaften oder Regionen                    genen Pilzen und Insekten besonderer Respekt nö­
                         (Abbildung 2) auf solche in feucht-kühlen können                tig, und Reinbestände oder erhebliche Anteile am
                         zwar gezogen werden (Mühlethaler 2008), womit                   Bestockungsziel sind riskant. Diesbezüglich können
                         sich die zu erwartenden Artengemeinschaften und                 aber auch heimische Baumarten für negative Über­
                         Standortverhältnisse schon jetzt näherungsweise                 raschungen sorgen, wie das Ulmensterben gezeigt
                         untersuchen lassen. Bei solchen Übertragungen ist               hat. Schliesslich sollte nicht vergessen gehen, dass
                         aber Vorsicht geboten, gerade für die Übergangs­                wir in Mitteleuropa mehr waldbauliche Erfahrun­
                         phase. Zumindest vorübergehend dürften sich, auf­               gen mit gewissen Exoten wie der Douglasie haben
                         grund der unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwin­               als mit wenig häufigen Mischbaumarten wie der Els­
                         digkeit der Arten, neue Gemeinschaften bilden.                  beere. In einer Abwägung kann aber auch ins Ge­

Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373                                                                       connaissances              365
Klimawandel als waldbauliche Herausforderung
Abb 4 Baumartenviel-      wicht fallen, dass exotische Baumarten oft aus Sicht
falt: Stieleiche, Esche   des Naturschutzes negativ zu bewerten sind (Goss­
und Salweide auf einer    ner & Utschick 2003).
Sturmfläche bei Bonfol,
                                   Genetische Eigenschaften der Baumarten, be­
Kanton Jura.
                          sonders die genetische Vielfalt und die phänotypi­
                          sche Plastizität als Mass, in dem der Phänotyp eines
                          Organismus durch seinen Genotyp vorherbestimmt
                          ist, gewinnen an Bedeutung. Da die Unsicherheit
                          ­bezüglich der Klimaentwicklung gross ist, muss in
                           Zukunft stärker auf genetische Vielfalt geachtet
                           ­werden, zum Beispiel durch Beimischung von Pro­
                            venienzen von Standorten mit heute schon wärme­         kurrenzverhaltens der Baumarten beantwortet. Ein­
                            rem oder trockenerem Klima (Ledig & Kitzmiller          zelmischungen im Hauptbestand wurden dann emp­
                            1992). Dabei ist allerdings mit Zuwachsverlusten und    fohlen, wenn keine Baumart dominiert (Schütz 1990,
                            klimatischen Risiken (Fröste) zu rechnen. Zu beach­     Von Lüpke 2004; z.B. Buche–Fichte–Tanne oder
                            ten ist zudem, dass ein grosser Teil der genetischen    Ahorn–Esche–Kirschbaum), sonst wurden ­Baumarten
                            Vielfalt bei Bäumen bereits auf Bestandesniveau auf­    räumlich getrennt. Wo eine dauernde Bestockung
                            tritt (Ståhl & Koski 2000). Es ist also gut möglich,    wichtig ist, legt der Grundsatz der Risikoverteilung
                            dass Mischungen aus verschiedenen Provenienzen          nun nahe, einzel- und truppweise Mischungen und
                            genetisch gar nicht wesentlich vielfältiger sind als    auch vertikale Mischungen (Hauptbestand, Neben­
                            Bestände aus einer einzelnen Provenienz.                bestand) stärker als bisher zu verwenden. Im Zwei­
                                   Bei der Wahl der Baumarten sind solche mit       felsfall ist die feinere Mischungsart zu wählen und
                            kurzer Umtriebszeit (Produktionszeitraum) bei un­       eine (heute) konkurrenzschwache Baumart zu erhal­
                            sicherer Klimaentwicklung tendenziell zu bevorzu­       ten. Dabei dürften sich die Konkurrenzverhältnisse
                            gen. Denn falls sich herausstellen sollte, dass eine    längerfristig verändern; jetzt noch oft zurückblei­
                            Baumart die eintretenden Belastungen nicht gut ver­     bende Baumarten wie die Eiche könnten zum Bei­
                            trägt, ist bei kurzer Umtriebszeit eine Umstellung      spiel bei häufigerem Trockenstress heute dominan­
                            auf andere Baumarten rascher und mit kleineren          ten wie der Buche ebenbürtig werden.
                            ökonomischen Verlusten möglich.                                Bis eine Baumart durch eine andere vollstän­
                                   Das Bestockungsziel ist auch mit der Frage der   dig ersetzt ist, dauert es grundsätzlich eine Umtriebs­
                            Mischungsart verknüpft: Sollen Baumarten in einem       zeit, d.h. bei den heute verwendeten Baumarten in
                            Bestand einzeln, truppweise (5–20 Aren) oder horst­     der Regel über 100 Jahre. Dieser Prozess kann aber
                            weise (20–50 Aren) gemischt werden? Oder reicht         durch Störungen, die Nutzung einer unerwünsch­
                            die Mischung in ganzen Landschaftskammern? Bis          ten Baumart vor Erreichen ihrer Umtriebszeit und
                            jetzt wurde diese Frage vor allem aufgrund des Kon­     durch die Mischungsregulierung bei Jungwald­

366                       wissen                                                                   Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373
Klimawandel als waldbauliche Herausforderung
nisse im Femelschlagsystem erleichtert es, für Baum­
                                                                               arten mit unterschiedlichen Ansprüchen Nischen
                                                                               zu schaffen und so die Baumartenvielfalt zu fördern
                                                                               (Abbildung 4). Im Dauerwald ist es zudem auch
                                                                               schwieriger, schon jetzt ökologische Nischen für tro­
                                                                               ckenstressresistente Baumarten und Provenienzen
                                                                               zu schaffen und zu deren Erhaltung die natürliche
                                                                               Selektion zu nutzen.
                                                                                      Der Unterschied zwischen den Betriebsarten
                                                                               alleine ist aber nicht ausschlaggebend. Er muss zu­
                                                                               sammen mit anderen, zum Beispiel ökonomischen
                                                                               Unterschieden bewertet werden. Dabei ist zu beach­
                                                                               ten, dass bei jedem System infolge von Störungen
                                                                               zunehmend grössere Freiflächen entstehen dürften.
                                                                               Die Erfahrung zeigt, dass solche im Dauerwald sel­
                                                                               tener vorkommen, auch wenn dies bisher in wissen­
                                                                               schaftlichen Studien nicht überzeugend quantifi­
                                                                               ziert werden konnte (Dobbertin et al 2002, Dvorák
                                                                               et al 2001). So könnte die kleinflächige Struktur­
                                                                               diversität im Dauerwald die Ausbreitung von Patho­
                                                                               genen behindern. Zudem wird im Dauerwald räum­
                                                                               lich gut verteilt die Verjüngung in Wartestellung
                                                                               unter Schirm oder in kleinen Lücken gefördert
                                                                               ­(Abbildung 5), was die Geschwindigkeit der Wieder­
                                                                                bewaldung nach einer Störung erhöht. Solche Vor­
                                                                                verjüngungen sind auch im Femelschlag möglich.
                                                                                      Die Wiederbewaldung grosser Kahlflächen
                                                                                nach Störungen bietet die Gelegenheit, innere Wald­
                                                                                ränder anzulegen und so die Sturmgefährdung zu
                                                                                vermindern. Möglich ist das auch bei geplanter Ver­
                                                                                jüngung durch sogenannte Freihiebe.

                                                                                     Kunstverjüngung
                                                                                     Aus den Vorteilen der Naturverjüngung – ge­
Abb 5 Tannen­          pflege und Durchforstungen beschleunigt werden.         ringe Begründungskosten, weniger Wildverbiss,
verjüngung unter       Konkrete Hinweise für die mögliche Geschwindig­         keine Wurzeldeformationen – wurde in den letzten
Schirm. Unterägeri,    keit von Baumartenwechseln geben die Veränderun­        zwei Jahrzehnten beinahe ein Zwang zur Naturver­
Kanton Zug.
                       gen zwischen dem ersten und dem zweiten Landes­         jüngung. In der Schweiz bestehen zwar aufgrund des
                       forstinventar: In der Region Mittelland nahm zum        naturnahen Waldbaus und der ausgeprägten Höhen­
                       Beispiel in dieser Zeit der Volumenanteil der Föhre     gradienten gute Voraussetzungen, durch Naturver­
                       um 11% ab und derjenige des Bergahorns und der          jüngung eine grosse Baumartenvielfalt zu erreichen.
                       Esche um 22% zu, bei Anteilen unter 5% (Brassel &       Wir können aber nicht davon ausgehen, dass die
                       Brändli 1999).                                          Baumarten über die natürliche Verbreitung mit
                                                                               dem Klimawandel Schritt halten können. Die Bei­
                       	Wahl von Betriebsart und Verjüngungsform               mi­schung von Baumarten und Provenienzen von
                              Von strategischer Bedeutung ist der Entscheid,   wärmeren Standorten zur Naturverjüngung ist des­
                       ob der Wald im Femelschlagsystem oder im Dauer­         halb eine wichtige waldbauliche Handlungsoption,
                       waldbetrieb (mit den Unterformen Plenterwald,           mit der sich die Anpassung beschleunigen und die
                       Gruppenplenter- und Gebirgsplenterwald) bewirt­         Diversität erhöhen lässt.
                       schaftet wird. Der Dauerwald begünstigt Schatten-
                       und Halbschattenbaumarten wie Buche, Tanne und                 Jungwaldpflege
                       Fichte, da diese sich auch mit wenig Licht verjüngen           Die Jungwaldpflege ist die letzte Gelegenheit,
                       können, sei es in kleinen Bestandeslücken oder un­      die Baumartenzusammensetzung eines Bestandes
                       ter Schirm (Schütz 1992, 1999a, Von Lüpke 2004).        noch stark zu verändern. Wegen der starken Ratio­
                       Sollen lichtbedürftige Baumarten erhalten oder ge­      nalisierung der Jungwaldpflege (Ammann 2005)
                       fördert werden, sind meist wiederholte Pflegeein­       spielt im Jungwald zunehmend die natürliche Selek­
                       griffe nötig, zum Beispiel zugunsten von Eichen. Die    tion: Die konkurrenzstarken Baumarten setzen sich
                       grössere Amplitude der Licht- und Wasserverhält­        durch, die anderen fallen aus (Abbildung 6; Von

Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373                                                             connaissances             367
Klimawandel als waldbauliche Herausforderung
Abb 6 Buchendickung       Lüpke 2004). Ohne Jungwaldpflege sind trocken­         Durchforstungen sind vor allem in jüngeren Bestän­
auf einer Lothar-Sturm-   heitsresistentere Baumarten unter einem heute noch     den wirksam, bei Laubbäumen wie der Buche aber
fläche bei Diessen­       kühl-feuchten Klima benachteiligt, so zum Beispiel     auch noch später. Bei wenig Niederschlag lässt sich
hofen, Kanton Thur-
                          die Eiche gegenüber der Buche (Mühlethaler et al       mit Durchforstungen oder einer Reduktion der
gau. Die Entwicklung
                          2008, Otto 2008). Die Jungwaldpflege wird daher        Kraut- und Strauchschicht allenfalls auch Trocken­
eines Buchenrein­
bestandes ist auch mit    zur Erhaltung solcher Baumarten und der Baum­          stress vermindern (Allen & Breshears 1998).
Pflegeeingriffen kaum     artenvielfalt insgesamt wieder wichtiger. Allfällige
mehr zu verhindern.       Zusatzaufwendungen in der Jungwaldpflege zuguns­               Verjüngungshiebe
                          ten einer grösseren Baumartenvielfalt sind die Ver­            Über die Gestaltung der ökologischen Be­
                          sicherung für den Fall, dass eine Baumart ausfällt.    dingungen kann die Baumartenzusammensetzung
                                                                                 in der Verjüngung – vor allem im Femelschlag­
                                  Durchforstung                                  system –­ stark beeinflusst werden. Bisher geschah
                                  Mit Durchforstungen lassen sich, allerdings    dies vorwiegend über eine Steuerung der Lichtver­
                          in geringerem Ausmass als mit der Jungwaldpflege,      hältnisse. In Zukunft sollte auch vermehrt die
                          konkurrenzschwächere Baumarten erhalten. Auch          ­Wasserversorgung durch Grösse und Exposition von
                          lässt sich der Produktionszeitraum erheblich verkür­    Hieben gesteuert werden: Die Konkurrenzkraft tro­
                          zen (Hein 2007), was beispielsweise die Störungsan­     ckenheitsresistenter Baumarten könnte so erhöht
                          fälligkeit der Bestände gegenüber Sturm reduziert.      werden. Eichen dürften zum Beispiel gegenüber
                          Ihr Haupteffekt im Zusammenhang mit dem Klima­          ­Buchen konkurrenzfähiger sein auf einer Schlag­
                          wandel ist aber eine gewisse Erhöhung der individu­      fläche, die an einem nach Südost statt nach Ost
                          ellen Störungsresistenz gegenüber Sturm und Schnee­      oder Nordost gerichteten Schlagrand liegt. Dabei
                          last und die Verbesserung der Vitalität der Bäume.       sind Vitalitätsprobleme an Schlagrändern zu beach­

368                       wissen                                                               Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373
ten. Zudem könnte die Baum­a rtendiversität durch             Massnahmenbewertung
                       vielfältige Hiebsarten und Expositionen der Schlag­
                       flächen erhöht werden. Im Gebirgswald sind hier                   Von den oben beschriebenen Massnahmen
                       ­a llerdings die Einschränkungen grösser, da auf           wirken viele erst langfristig. Es dauert viele Jahr­
                        grossen Schlagflächen starke Vegetationskonkurrenz     zehnte, die Störungsresistenz des Waldes zu erhö­
                        und teilweise auch oberflächliche Austrocknung die     hen; etwas kürzer, seine Anpassungsfähigkeit an ein
                        Verjüngung erschweren können.                          verändertes Klima zu erhöhen. Am raschesten ist es
                               Mit den Verjüngungshieben geht es also heute    möglich, negative Auswirkungen der Klimaände­
                        viel mehr als in der Vergangenheit darum, nicht nur    rung zu begrenzen (Tabelle 1). Der Wald ist also wie
                        eine Verjüngung zu erhalten, sondern die Baum­         ein träger Ozeandampfer, der seinen Kurs erst lange
                        artenzusammensetzung gezielt zu lenken, um den         nach der ersten Drehung am Steuerrad merklich än­
                        Jungwald an das Klima anzupassen und langfristig       dert. Daher sind die meisten Massnahmen ange­
                        auch die Störungsresistenz der Wälder zu verbessern.   sichts der grossen Unsicherheiten nicht dringlich;
                        Ungeschickte Verjüngungshiebe können aber auch         einige Jahre früher oder später sind nicht entschei­
                        die heutige Baumartenzusammensetzung für die           dend. Wir raten daher von sofortigen Änderungen
                        nächste Baumgeneration zementieren.                    der waldbaulichen Praxis ab, wenn diese nur wegen
                                                                               des Klimas erfolgen würden. Angesichts des Aus­
                              Vorzeitige Nutzung                               masses der erwarteten Klimaänderung und von
                              Bei stark gefährdeten Beständen, beispiels­      ­deren Folgen für den Wald und seine Produkte und
                       weise Fichtenreinbeständen auf trockenen Schotter­       Leistungen ist es aber wichtig, jetzt Strategien für
                       böden im Mittelland, sind eine vorzeitige Nutzung        ­einen an den Klimawandel angepassten Waldbau zu
                       derselben und ein anschliessender Baumartenwech­          er­a rbeiten und diese danach auch umzusetzen.
                       sel zu prüfen. Eine solches Vorgehen verhindert die               Kurzfristig wirksam sind eine Sensitivitäts­
                       Holzentwertung durch Störungen.                           klassierung der Bestände und Standorte sowie die
                                                                                 vorzeitige Nutzung stark gefährdeter Bestände. Der
                              Feuerschneisen und Reduktion                       Schwerpunkt der übrigen Massnahmen liegt bei sol­
                              des Brandguts                                      chen, welche die Baumartenzusammensetzung än­
                              Auf der Alpennordseite besteht erst wenig Er­      dern: Die Anpassung des Bestockungsziels, Kunst­
                       fahrung mit waldbaulichen Massnahmen zur Re­              verjüngung, Jungwaldpflege, Verjüngungshiebe und
                       duktion der Brandgefahr wie Feuerschneisen, Baum­         die Reduktion des Wildeinflusses sind alle darauf
                       artenwahl und dergleichen. Wie wirksam solche             ausgerichtet. Die Baumart ist der Schlüssel zur Stö­
                       Massnahmen im Vergleich zu organisatorischen und          rungsresistenz von Wäldern und zu ihrer Anpas­
                       legislativen Massnahmen (Conedera et al 2004) sind,       sungsfähigkeit. Auch die Wahl der Betriebsart und
                       ist vorerst in den bereits heute gefährdeten Regio­       Verjüngungsform ist diesbezüglich wichtig.
                       nen der Schweiz (Alpensüdseite, Wallis) weiter zu                 Solange nicht klar ist, wie neue standortspe­
                       ­erproben. Dabei könnte ein Nutzungskonflikt zwi­         zifische Bestockungsziele aussehen, sind die wald­
                        schen Naturschutz und anderen Waldleistungen ent­        baulichen Massnahmen flächendeckend auf die
                        stehen, denn das Belassen von Totholz, insbeson­         ­generelle Förderung der Baumarten- und Proveni­
                        dere nach Flächenwürfen, erhöht die Brandgefährdung       enzvielfalt auszurichten (Abbildung 3; ­K noke &
                        (Buwal 2000).                                             Hahn 2007, Knoke et al 2008, Von Lüpke 2004). Dies
                                                                                  erhöht die Fähigkeit des Waldes, sich selbst an die
                              Reduktion des Wildeinflusses                        Klimaerwärmung anzupassen. Konkret sollten nur
                              Für die Änderung der Baumartenzusammen­             in geringen Anteilen vorhandene Baumarten bei Ein­
                       setzung ist die Verjüngungsphase sehr wichtig. Die         griffen der Jungwaldpflege gefördert werden, beson­
                       gewünschte Selektion zugunsten trockenheitstole­           ders wenn sie sich schwer natürlich verjüngen, eher
                       ranter Baumarten und höherer Vielfalt widerspricht         trockenheitsresistent sind und ohne Eingriff durch
                       oft der Selektion durch das Schalenwild, zum Bei­          konkurrenzstarke Baumarten ausgeschaltet würden.
                       spiel bei der Weisstanne und bei den Eichen- und           Förderungswürdig sind zum Beispiel auf Standorten
                       Edellaubholzarten. Künftig dürften mehr Anstren­           mit schlechter bis mittlerer Wasserversorgung Wald­
                       gungen zum Schutz der Verjüngungen oder zur Re­            föhre, Douglasie, Trauben-, Stiel- und Flaumeiche,
                       gelung der Wildtierdichte nötig werden, weil mehr          Spitzahorn und Feldahorn, Mehlbeere, Elsbeere,
                       gepflanzt werden wird und weil gepflanzte Bäume            Feldulme, Kirschbaum, Birke, Esche, Winterlinde,
                       oft häufiger verbissen werden als natürlich verjüngte      Aspe, Edelkastanie und Nussbaum. Es scheint uns
                       (Reimoser & Gossow 1996). Häufigere, flächige Stö­         aber zurzeit gefährlich, diese und weitere Baumar­
                       rungsereignisse könnten das Äsungsangebot und da­          ten generell zu empfehlen. Solche Empfehlungen
                       mit auch die Wildlebensräume verbessern, sie kön­          müssten standortspezifisch sein, wozu es noch ver­
                       nen aber auch zu Populationszunahmen führen.               tiefter Studien und experimenteller Forschungsar­
                                                                                  beiten bedarf. Im Gebirgswald muss das Ziel sein,

Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373                                                              connaissances              369
Abb 7 Trupppflanzung
mit Douglasie auf einer
Windwurffläche bei
Bülach, Kanton Zürich.
Naturverjüngung wird
für eine vielfältige
­B aumartenmischung
 sorgen.

                          die Vorherrschaft der Fichte zu reduzieren. Dazu sind     weise ­( Dobbertin 2002), zumindest für Tieflagen­
                          alle anderen standortgerechten Baumarten zu för­          wälder. Die Schneebruchgefahr (Rottmann 1985) ist
                          dern, insbesondere an den oberen Grenzen ihrer Hö­        in den relativ stark durchforsteten Wäldern der
                          henverbreitung.                                           Schweiz eher gering. Die Bestandesstruktur spielt
                                  Auch Ergänzungspflanzungen (Abbildung 7)          zwar bezüglich Störungsresistenz eine Rolle, dürfte
                          sind zur Erhöhung der Baumartenvielfalt geeignet.         aber gegenüber der Baumartenzusammensetzung
                          Die Naturverjüngung heute konkurrenzschwäche­             ­sekundär sein. Allerdings sind im Gebirgswald (und
                          rer Baumarten wie auch ihr Einbringen über Kunst­          hier besonders im Schutzwald) stark strukturierte
                          verjüngung dürften am besten gelingen, wenn für            Bestände aus drei Gründen wichtig: Erstens ist der
                          die jungen Bäume Verhältnisse geschaffen werden,           Spielraum bei der Baumartenwahl oft von Natur aus
                          unter denen sie heute schon konkurrenzfähig sind.          klein, zweitens sind Schneelasten ein bedeutender
                          Darunter fallen beispielsweise grössere Jungwald­          Störungsfaktor, und drittens ist nach einer Störung
                          flächen mit trocken-warmen Bedingungen, wie sie            die Schutzwirkung rasch wieder zu sichern. Dabei
                          vor allem nach Störungen entstehen.                        hilft räumlich gut verteilte Vorverjüngung, welche
                                  Diese Bewertung der Handlungsoptionen ist          weiterhin mit strukturierenden Eingriffen gefördert
                          überwiegend identisch mit Bewertungen aus der              werden sollte (Frehner et al 2005).
                          Forstpraxis (Stocker et al 2007, Schmider 2007,                   Andere Massnahmen haben unserer Meinung
                          ­Kantonsforstamt St. Gallen 2008). Gegenüber den           nach eher Versuchscharakter und sollten daher vor­
                           Empfehlungen von Stocker et al (2007) besteht eine        erst punktuell in Experimenten mit wissenschaftli­
                           erste Differenz bei Kahlflächen, die wir zur Erhö­        cher Begleitung geprüft werden. Dazu gehört zum
                           hung der Baumartenvielfalt nutzen würden. Eine            Beispiel, in Verjüngungen aus heute standortheimi­
                           weitere Differenz betrifft die Bedeutung der Natur­       schen Baumarten Provenienzen von trockeneren
                           verjüngung. Diese schränkt die Vielfalt der Prove­        Standorten einzubringen oder exotische Baumarten
                           nienzen und Baumarten ein – genau wie die aus­            wie Zedernarten zu verwenden, bei denen noch we­
                           schliessliche Kunstverjüngung. Daher befürworten          nig Erfahrung besteht.
                           wir Ergänzungspflanzungen mit entsprechenden                     Die erwarteten Standortveränderungen dür­
                           Massnahmen zum Schutz der Pflanzen vor Wildver­           fen keinesfalls dazu verleiten, den Wert der Stand­
                           biss respektive mit gezielter Wildregulierung. Eine       ortkenntnisse und der Standortkartierungen gering
                           dritte Differenz betrifft die Bedeutung von Eingrif­      zu schätzen. Im Gegenteil, diese werden noch wich­
                           fen, welche die Kronenlänge der Bäume erhalten            tiger! Es dürfte noch viele Jahre dauern, bis die Kar­
                           oder vergrössern und damit deren Vitalität und Stö­       tierungen klimabedingt überarbeitet werden können.
                           rungsresistenz verbessern sollen. Wir sind eher skep­            Sowohl Femelschlag- als auch Dauerwälder
                           tisch, was die Wirksamkeit solcher Eingriffe betrifft,    ­haben Vor- und Nachteile. Bezüglich Klimawandel
                           denn dazu gibt es wenige wissenschaftliche Hin­            spricht die etwas höhere Störungsresistenz für

370                       wissen                                                                   Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373
­ ngleichförmige Wälder, die leichter mögliche Er­
                       u                                                                Waldbau wird heute von manchen Bewirt­
                       höhung der Baumartenvielfalt für den Femel­                schaftern dezidiert als Kunst angesehen. Dies ist dem
                       schlag. Mit dem Klimawandel lässt sich eine Um­            Erkenntnisgewinn abträglich, denn damit wird
                       stellung vom Femelschlag zum Dauerwald oder                Waldbau letztlich zur Geschmacksfrage. Unseres Er­
                       umgekehrt zurzeit nicht überzeugend begründen. In          achtens sollte Waldbau vermehrt zu einer rational
                       beiden Fällen gilt es, in den nächsten Jahrzehnten         begründeten, effizient umgesetzten und so gut do­
                       die Reaktion des Waldes auf Eingriffe sehr auf­            kumentierten Technik werden, dass auch die Gene­
                       merksam zu verfolgen. Das starre Festhalten an wald­       rationen nach uns aus der heutigen Waldbehand­
                       baulichen Traditionen dürfte hingegen risikoreich          lung lernen können.                                n
                       sein. Es ist eher angezeigt, die Eingriffe zu diversifi­              Eingereicht: 18. April 2008, akzeptiert (mit Review): 8. August 2008

                       zieren.

                                                                                  Literatur
                       	Schlussfolgerungen
                                                                                  ALLEN CR, BRESHEARS DD (1998) Drought-induced shift of a

                              Reicht nun der klassische naturnahe Wald­              forest-woodland ecotone: Rapid landscape response to
                                                                                     ­climate variation. Proc Natl Acad Sci U.S.A. 95:
                       bau als Reaktion auf den Klimawandel? Im natur­
                                                                                      14839–14842.
                       nahen Waldbau ist die Nutzung natürlicher Entwick­
                                                                                  AMMANN PL (2005) Untersuchung der natürlichen Entwick-
                       lungen stark verankert (Schütz 1999b). Die Naturnähe          lungsdynamik in Jungwaldbeständen. Biologische Ratio-
                       bezieht sich dabei auf die standortgerechte Baum­              nalisierung der waldbaulichen Produktion bei Fichte,
                       artenzusammensetzung, die Verjüngungsart (Bevor­               Esche, Bergahorn und Buche. Zürich: Eidg Techn Hoch-
                       zugung der Naturverjüngung) und teilweise auch                 schule, PhD-thesis. 331 p.
                       auf die Bestandesstruktur. Die Umsetzung dieser            BOLTE A, IBISCH PL (2007) Neun Thesen zu Klimawandel, Wald-

                       Prinzipien hat dazu geführt, dass heute viele Schwei­          bau und Waldnaturschutz. Allg Forst Z Waldwirtschaft Um-
                                                                                      weltvorsorge 62: 572–576.
                       zer Wälder relativ naturnah sind und damit ver­
                                                                                  BRANG P (2005) Virgin forests as a knowledge source for cen-
                       gleichsweise gute Voraussetzungen haben, Klima­
                                                                                      tral European silviculture: reality or myth? For Snow Landsc
                       schwankungen zu überstehen. Allerdings reicht das              Res 79 (1/2): 19–32.
                       beim jetzt erwarteten Klimawandel nicht aus, denn          BRASSEL P, BRÄNDLI UB, EDITORS (1999) Schweizerisches
                       die Prinzipien «standortgerechte Baumarten» und              ­L andesforstinventar: Ergebnisse der Zweitaufnahme
                       «Naturverjüngung» müssen modifiziert angewendet                1993–1995. Bern: Haupt. 442 p.
                       werden, weil keine Konstanz der Standortbedin­             BUGMANN H (1997) Gap models, forest dynamics and the re-
                                                                                      sponse of vegetation to climate change. In: Huntley B, Cra-
                       gungen mehr angenommen werden kann. Diese Ver­
                                                                                      mer W, Morgan AV, Prentice HC, Allen JRM, editors. Past
                       änderung stellt die Bewirtschafter vor eine grosse
                                                                                      and future rapid environmental changes: The spatial and
                       Herausforderung, weil sie am standörtlichen Funda­             evolutionary responses of terrestrial biota. Berlin: Sprin-
                       ment des Waldbaus rüttelt. Das Ausmass und die Ge­             ger. pp. 441–453.
                       schwindigkeit des Klimawandels sind aber unsicher.         BURGA CA, PERRET R (1998) Vegetation und Klima der Schweiz
                       In dieser Situation tritt neben die traditionellen             seit dem jüngeren Eiszeitalter. Thun: Ott. 805 p.
                       Waldbauziele mit festgelegten Bestandesstrukturen          BÜRGI A, DIEZ C (1986) Übersicht über den Exotenanbau in

                       ein neues Ziel: Der Wald soll in diesem Verände­              der Schweiz aufgrund einer Umfrage vom Herbst/Winter
                                                                                     1984/85. Schweiz Z Forstwes 137: 833–851.
                       rungsprozess möglichst anpassungsfähig sein, ohne
                                                                                  BURSCHEL P (1994) Holzproduktion als ökologische Rechtfer-
                       dass Einbrüche bei seinen Produkten und Leistun­
                                                                                      tigung des Forstberufes: Eine kritische Betrachtung der
                       gen entstehen. Dazu ist in erster Linie die Risikover­         Waldfunktionen. Allg Forst Z Waldwirtschaft Umweltvor-
                       teilung durch Baumartenvielfalt, in zweiter Linie die          sorge 49: 622–631.
                       Strukturvielfalt der Schlüssel.                            BUWAL (2000) Entscheidungshilfe bei Sturmschäden im Wald.
                              Angesichts der Unsicherheiten müssen die                Bern: Bundesamt Umwelt, Wald Landschaft, Vollzug Um-
                        ­Bewirtschafter bereit sein, Neues zu lernen. Sie             welt. 100 p.
                                                                                  CONEDERA M ET AL (2004) La gestione degli incendi boschivi
                       ­müssen gut beobachten, wie die Wälder auf eintre­
                                                                                      in Canton Ticino: tentativo di una sintesi storica. Schweiz
                        tende Belastungen reagieren, und die bisherige Pra­
                                                                                      Z Forstwes 155: 263–277. doi: 10.3188/szf.2004.0263
                        xis revidieren, falls neues Wissen oder neue Erfah­
                                                                                  DOBBERTIN M (2002) Influence of stand structure and site fac-
                        rungen dies nahelegen. Sie sollten auch Neues                 tors on wind damage comparing the storms Vivian and
                        ausprobieren, ihr Handeln gut dokumentieren und               Lothar. For Snow Landsc Res 77: 187–205.
                        aus den Resultaten lernen. Das ist mit adaptivem Ma­      DOBBERTIN M, SEIFERT H, SCHWYZER A (2002) Ausmass der
                        nagement gemeint (Spittlehouse & Stewart 2003).               Sturmschäden. Wald Holz 83 (1): 39–42.
                        Hilfreich ist dabei das Prinzip des Opportunismus,        DVORÁK L, BACHMANN P, MANDALLAZ D (2001) Sturmschäden
                                                                                      in ungleichförmigen Beständen. Schweiz Z Forstwes 152:
                        auch eines der Kennzeichen des naturnahen Wald­
                                                                                      445–452. doi: 10.3188/szf.2001.0445
                        baus (Schütz 1999b): Entwickelt sich ein Wald an­
                        ders als geplant, wird das Ziel angepasst.

Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373                                                                         connaissances                            371
ENGESSER R, FORSTER B, MEIER F, WERMELINGER B (2008) Forst-         OTTO D (2008) Qualitätsmerkmale gepflanzter Stieleichen
         liche Schadorganismen im Zeichen des Klimawandels.                  ­ nter Buchenkonkurrenz in Lothar-Sturmflächen in der
                                                                             u
         Schweiz Z Forstwes 158: 344–351. doi: 10.3188/                      Schweiz. Tharandt: Tech Univ Dresden, Diplomarbeiten.
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         hen überwinternden Vogelarten die Nahrungsgrundlage.                 ­ estandesdynamik zentralalpiner Waldföhrenwälder auf-
                                                                              B
         Freising: Bayer Landesanstalt Wald Forstwirtschaft, Ber 33.          gezeigt anhand dendroökologischer Fallstudien aus dem
         pp. 41–44.                                                           Wallis, Schweiz. Schweiz Z Forstwes 155: 178–190. doi:
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372   wissen                                                                                Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373
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                       Klimawandel als waldbauliche                                   Le changement climatique:
                       ­Herausforderung                                               un défi pour la sylviculture

                       Der Klimawandel verändert mehrere Standortfaktoren, wel-       En modifiant de nombreux facteurs de la station qui déter-
                       che für die Walddynamik bestimmend sind, und stellt daher      minent la dynamique forestière, le changement climatique
                       den Waldbau vor grosse Herausforderungen. Dieser Aufsatz       confronte la sylviculture à des défis majeurs. Cet article donne
                       gibt eine Übersicht über die Optionen, um mit diesen Her-      un aperçu des options à disposition pour relever ces défis; il
                       ausforderungen umzugehen, und macht auch Empfehlun-            émet également des recommandations. En général, la ges-
                       gen. Die Waldbewirtschaftung sollte generell bestrebt sein,    tion forestière devrait viser à augmenter les capacités d’adap-
                       die Anpassungsfähigkeit der Wälder zu erhöhen, ihre Wider-     tation des forêts et leur résistance aux perturbations, et à ré-
                       standsfähigkeit gegenüber Störungen zu erhöhen und un­         duire les effets indésirables des fortes perturbations sur les
                       erwünschte Auswirkungen verstärkter Störungen auf die          produits et prestations de la forêt. Au changement climati-
                       ­Produkte und Leistungen des Waldes zu vermindern. Der         que et aux incertitudes majeures qu’il occasionne, la réponse
                        Schlüssel zum Umgang mit dem Klimawandel liegt in einem       à apporter consiste à accroître la proportion d’essences adap-
                        höheren Anteil von Baumarten, welche an das zukünftige        tées au climat futur, la diversité de ces essences et celle de
                        Klima angepasst sind, sowie in einer grösseren Vielfalt der   leur provenance. Une plus grande diversification des structu-
                        Baumarten und Provenienzen als Antwort auf die erheblichen    res devrait de surcroît diminuer les risques et garantir les pro-
                        Unsicherheiten. Zusätzlich dürfte eine Erhöhung der Struk-    duits et prestations de la forêt. Parmi les options d’action stra-
                        turvielfalt dazu beitragen, Risiken zu vermindern und Pro-    tégiques figurent une cartographie de la sensibilité des
                        dukte und Leistungen des Waldes zu sichern. Strategische      stations et des peuplements au changement climatique, une
                        Handlungsoptionen sind eine Kartierung der Sensitivität der   adaptation des buts de composition des peuplements et le
                        Standorte und Bestände gegenüber der Klimaänderung,           choix du régime sylvicole le plus approprié. Au niveau opé-
                        eine Anpassung der Bestockungsziele und die Wahl der am       rationnel, une palette d’options contribue à une plus grande
                        besten geeigneten Betriebsart. Eine Reihe von Handlungs­      diversité des essences: régénération artificielle, soins aux jeu-
                        optionen auf der operativen Ebene trägt zu einer höheren      nes peuplements, coupes de régénération et réduction de
                        Baumartenvielfalt bei: Kunstverjüngung, Jungwaldpflege,       l’impact des ongulés. Des coupes de réalisation précoces et
                        Verjüngungshiebe und die Reduktion von Schalenwildeinflüs-    des mesures préventives contre les incendies de forêt consti-
                        sen. Andere Optionen sind vorzeitige Endnutzungen und         tuent d’autres options. Comme les stations évoluent, il im-
                        Massnahmen zur Waldbrandprävention. Da sich die Stand-        porte de réfléchir à deux composantes majeures d’une sylvi-
                        orte ändern, müssen zwei Eckpfeiler des naturnahen Wald-      culture proche de la nature: le choix d’essences adaptées aux
                        baus, nämlich die Baumartenwahl aufgrund der (heutigen)       conditions (actuelles) de la station, et la préférence donnée à
                        Standortbedingungen und die Bevorzugung der Naturver-         la régénération naturelle. Il est difficile de prédire la réaction
                        jüngung, überdacht werden. Die Reaktion des Waldes auf die    de la forêt face au changement climatique, c’est pourquoi
                        Klimaänderung ist schwierig vorherzusagen; daher wird ein     nous recommandons une sylviculture flexible.
                        flexibler Waldbau empfohlen.

Schweiz Z Forstwes 159 (2008) 10: 362–373                                                                          connaissances                   373
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