Naturschutzanforderungen an die Forstwirt-schaft: Douglasienvorkommen in Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebieten

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Naturschutzanforderungen an die Forstwirt-schaft: Douglasienvorkommen in Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebieten
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220
DOI:10.3220/LBF_2013_201-220
                                                                                                                                      201

Naturschutzanforderungen an die Forstwirt-
schaft: Douglasienvorkommen in Fauna-
Flora-Habitat-(FFH)-Gebieten

Dierk Kownatzki* und Wolf-Ulrich Kriebitzsch*

Zusammenfassung                                                             Abstract
Die Fläche aller FFH-Wald-Lebensraumtypen in Deutschland                    Nature protection demands on forestry:
beträgt ca. 815.000 ha und verteilt sich auf 3.300 Schutzge-                presence of Douglas-fir in Natura 2000
biete. Über 84 % dieser Fläche nehmen Buchenwald- und
Eichenwald-Lebensraumtypen ein, in denen auch Dougla-                       sites
sien vorkommen könnten. Nach vorsichtiger Einschätzung
erscheint in weniger als 40 % aller Wald-FFH-Gebiete ein Vor-               The area of all forest habitat types in German Natura 2000
kommen von Douglasie möglich. Die verfügbaren Informa-                      sites covers about 815.000 ha in 3.300 protected areas. More
tionen erlauben derzeitig weder die Identifikation von                      than 84 % of this area is dominated by beech and oak forest
Schwerpunktregionen der Douglasienausbreitung in Wald-                      habitat types in which Douglas-fir could be present. Based
FFH-Gebieten noch von Douglasienanteilen innerhalb dieser                   on a conservative estimation Douglas-fir could be present in
Gebiete. Für genauere Aussagen wurden 111 Wald-FFH-                         less than 40 percent of these forest habitat types. No infor-
Managementpläne, die Wald-Lebensräume mit einer Ge-                         mation is given according to either focal distribution areas of
samtfläche von fast 65.000 ha repräsentieren, nach verschie-                Douglas-fir or species-specific proportion of Douglas-fir
densten Kriterien ausgewertet. In den Waldflächen dieser                    within Natura 2000 sites. For more precise statements 111
Gebietsauswahl wachsen Douglasien mit einem mittleren                       management plans of Natura 2000 sites with a total area of
Flächenanteil von 1,54 %. Die mittleren Anteile der Baum-                   nearly 65.000 ha were analysed. At average 1.54 % of these
arten Lärche (3,2 %), Kiefer (3,3 %) und Fichte (7,9 %) sind                forest habitat types are covered by Douglas-fir. However,
deutlich höher. Im Durchschnitt sind ca. 16,6 % der Waldflä-                other habitat uncharacteristic tree species are more frequent
chen innerhalb der ausgewählten FFH-Gebiete mit gesell-                     in these forests (at average larch: 3.2 %, pine: 3.3 %, Norway
schaftsfremden Baumarten bestockt. Bei alleiniger Betrach-                  spruce: 7.9 %). In the studied Natura 2000 sites habitat un-
tung der FFH-Wald-Lebensräume sind einzelne gesell-                         characteristic tree species are present at an area of at average
schaftsfremde Baumarten mit Flächenanteilen jeweils unter                   16.6 %. Based on the area of the natural forest habitat types
1 % vorhanden. Auch in der Summe aller Baumarten wird die                   (which represent the protected part of the whole forest area
Obergrenze von 10 % für den Lebensraum untypischer Wald-                    within Natura 2000 sites) single exotic tree species are occur-
baumarten stets unterschritten. Somit sind hier die Bedin-                  ring at proportions less than 1 %, and at proportions below a
gungen für einen günstigen Erhaltungszustand nach der                       Natura 2000 regulation-based upper margin of 10 % if con-
FFH-Richtlinie der Europäischen Kommission in den Wald-                     sidered all together. The forest habitat types of the studied
Lebensraumtypen weitgehend erfüllt. In den Nicht-Lebens-                    Natura 2000 sites fulfil the conditions of a good conservation
raumflächen können höhere Fremdbaumartenanteile vor-                        status. In contrast to that, exotic tree species may be present
handen sein.                                                                at higher proportions in the non-habitat areas within Natura
                                                                            2000 sites.
Schlüsselworte: Naturschutz, Douglasie, Natura 2000,
Gebietsmanagement, Wald-Lebensräume                                         Keywords: nature conservation, Douglas fir, Natura 2000,
                                                                            management plan, forest habitats

*   Thünen-Institut für Weltforstwirtschaft, Leuschnerstraße 91,
    21031 Hamburg

    Kontakt: dierk.kownatzki@ti.bund.de
Naturschutzanforderungen an die Forstwirt-schaft: Douglasienvorkommen in Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebieten
202                                            D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220

1 Einleitung                                                        Baumarten in Waldschutzgebieten vor, die nach der FFH-
                                                                    Richtlinie (EC, 1992) ausgewiesen wurden; (2) wie lassen sich
Die gegenwärtige Baumartenzusammensetzung der Wälder                diese Baumarten in das Managementkonzept der FFH-Ge-
in Deutschland ist das Ergebnis Jahrtausende langer mensch-         biete integrieren; (3) welche Bedeutung wird der Invasivität
licher Aktivitäten. Insbesondere in den letzten 200 Jahren          der Douglasie beim FFH-Gebietsmanagement beigemessen.
führte die Aufforstung und Rekultivierung von stark devas-              Diese Auswertungen tragen dazu bei, den Kenntnisstand
tierten Flächen zudem häufig zum Anbau von nicht stand-             über den Flächenumfang, mit dem gesellschaftsfremde
ortsheimischen Arten wie Pinus sylvestris und Picea abies           Baumarten in Wald-FFH-Schutzgebieten vorkommen, zu ver-
oder sogar gebietsfremden Baumarten. Dementsprechend                bessern und die Diskussion um die naturschutzfachliche Be-
ist nach Schmitz et al. (2004) die Baumartenzusammenset-            handlung dieser Baumarten zu versachlichen. Darauf
zung nur in ca. 35 % der Wälder in Deutschland naturnah             aufbauend lassen sich erst die naturschutzfachliche und
(20,6 %) bzw. sehr naturnah (14,6 %). Die aktuelle Fläche der       waldwirtschaftliche Bedeutung dieser Flächen und damit die
kulturbetonten und kulturbestimmten (und damit nicht                Relevanz dieser Diskussion abschätzen.
standortsheimischen) Fichten- und Kiefernwaldtypen (Ar-
beitskreis Standortskartierung, 1996) in Deutschland beträgt
etwa 1,7 Mio. ha oder 15 % der Gesamtwaldfläche (Schmitz            2 Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-
et al., 2004). Die nach Europa eingebürgerte Douglasie ge-          Richtlinie (FFH-Richtlinie) in Wäldern
hört zu den gebietsfremden Baumarten und kommt vorwie-
gend in kulturbetonten und bestimmten Wäldern auf ca.               Deutschlands
105.000 ha vor (Schmitz et al., 2004). Gemessen an der Ge-
samtwaldfläche Deutschlands (11,1 Mio. ha) ist der Anteil           Um die noch vorhandenen natürlichen Lebensräume in der
von Douglasie mit 1,7 % allerdings vergleichsweise gering;          Kulturlandschaft Europas über ihren bisherigen nationalen
gebietsfremde Baumarten nehmen insgesamt einen Flä-                 Schutzstatus hinaus zu sichern und zu entwickeln, hat der
chenanteil von etwa 4 % ein (Schmitz et al., 2004).                 Rat der Europäischen Gemeinschaften die Richtlinie 92/43/
     Die Douglasie ist waldökologisch und naturschutzfach-          EWG oder Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie (EC, 1992) er-
lich vielfältig untersucht (u. a. Budde, 2006; Bürger-Arndt,        lassen. Die FFH-Richtlinie (EC, 1992) zielt auf die europaweite
2000; Knoerzer, 1999; Reif et al., 2010; Walentowski, 2008).        Ausdehnung und Vernetzung von Schutzgebieten ab, um
Die Standortansprüche der Douglasie decken sich weitest-            eine vom Rückgang bedrohte Artenvielfalt zu erhalten. Der
gehend mit denen der Buchen- und Eichen-Wald-Lebensräu-             Wechsel aus Offenland- und Waldflächen prägt die Struktur
men (Budde, 2006). Dort zeichnet sich die Douglasie durch           einer Kulturlandschaft. FFH-Schutzgebiete sind Teile dieser
ihre Wüchsigkeit und Vitalität aus. In verschiedenen Bundes-        Landschaft und sollen vorwiegend naturnahe und naturbe-
ländern wird sie daher bereits „für viele bodensaure Standor-       lassene Landschaftsbestandteile bewahren.
te als eingebürgert“ angesehen (Reif et al., 2005). Diese Auf-          Die FFH-Richtlinie sieht Maßnahmen zur Förderung der
fassung fußt im Wesentlichen auf der Erkenntnis, dass sich          Gebietsentwicklung vor, die über Maßnahmen- bzw.
die Douglasie wie ein Agriophyt verhält (Schroeder, 1968),          Managementpläne umgesetzt werden sollen. Für die Erstel-
sich also ohne menschliches Zutun lokal verjüngt und damit          lung und die Umsetzung von FFH-Managementplänen sind
in die vorherrschende Vegetation integriert. Damit erfüllt die      die Naturschutzbehörden in den Bundesländern zuständig.
Douglasie nach Schmidt (2010) die Kriterien einer neuheimi-         Bei den Managementplänen handelt es sich daher um eine
schen Art.                                                          unabhängige Naturschutzfachplanung. Aufgrund ihrer fach-
     Befürworter dieser Baumart argumentieren weiterhin,            lichen Zuständigkeit für den Wald sind die örtlich zuständi-
dass sie aufgrund ihres klimatischen Anpassungsvermögens            gen Forstbehörden oder zentral zuständige forstliche Ein-
zur Stabilisierung von Waldökosystemen beitragen kann. Da-          richtungen bei der Erstellung der Pläne eingebunden. Viel-
rüber hinaus könnte die Douglasie die Fichte ersetzen, die          fach erarbeiten sie in reinen Waldschutzgebieten die Pläne
außerhalb ihrer natürlichen Verbreitung ebenfalls als gesell-       eigenverantwortlich, stimmen diese mit allen Beteiligten ab
schaftsfremd anzusehen ist und in vielen Gebieten unter den         und setzen sie bei der Waldbewirtschaftung um. In Offen-
erwarteten Klimabedingungen voraussichtlich nicht mehr              land-Wald-Mischgebieten übernehmen die Forstbehörden
wachsen kann. Naturschutzfachlich wird die Beimischung              häufig den waldökologischen Fachbeitrag. In allen Fällen
gebietsfremder Baumarten wie der Douglasie allerdings kri-          sind sie am Abstimmungsprozess mit den betroffenen
tischer gesehen und häufig pauschal als Beeinträchtigung            Grundeigentümern beteiligt. Das FFH-Gebietsmanagement
von Waldökosystemen gewertet.                                       setzt damit anders als eine rein betriebliche Planung Eigen-
     Das Ziel der vorliegenden Untersuchungen ist, durch            tümerübergreifend ein abgestimmtes Nutzungsregime zum
Auswertung bereits veröffentlichter Maßnahmen- bzw.                 Biotop- und Artenschutz um.
Managementpläne von waldreichen FFH-Gebieten, Informa-                  Die Behördenverbindlichkeit der FFH-Management-
tionen zu Vorkommen gesellschaftsfremder Baumarten (u. a.           pläne ist bundesweit uneinheitlich geregelt. In den Ländern,
Douglasie) in FFH-Gebieten zusammenzustellen und ihre Be-           in denen die FFH-Managementpläne als behördenverbind-
deutung für diese Schutzgebiete zu quantifizieren. Dabei            lich gelten, sind sie ein integraler Bestandteil der Nutzungs-
wird folgenden Fragen nachgegangen: (1) mit welchen An-             planung im öffentlichen Wald. Ohne flächenscharfe Fest-
teilen kommen Douglasien oder andere gesellschaftsfremde            legung bleibt der Fachplan jedoch räumlich und zeitlich un-
Naturschutzanforderungen an die Forstwirt-schaft: Douglasienvorkommen in Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebieten
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220
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konkret und damit angesichts grob formulierter Erhaltungs-                             wickelt (EC, 1994). Mit dem Standarddatenbogen werden alle
und Entwicklungsziele unverbindlich (Erb, 2007). Im nicht                              für ein Gebiet relevanten Angaben zusammengetragen, in ei-
öffentlichen Wald beruht die Umsetzung der abgestimmten                                ner Access-Datenbank Natura 2000-Sachdaten zusammenge-
Maßnahmen im Wesentlichen auf Freiwilligkeit. Daher wer-                               fasst und laufend aktualisiert (BfN, 2010). Anhand dieser Da-
den beispielsweise im Privatwald konkrete Maßnahmen                                    tenbank sind von den in der FFH-Richtlinie definierten
durch spezielle Förderprogramme und den Vertragsnatur-                                 Wald-Lebensraumtypen 17 mit einer Fläche von nahezu
schutz gezielt umgesetzt.                                                              815.000 ha in etwa 3.300 Schutzgebieten vertreten (Ssymank,
     Selten liegen die schützenswerten Offenland- und Wald-                            2007); darunter ca. 88.000 ha mit prioritärem Charakter (siehe
Lebensräume unmittelbar nebeneinander. Sie sind vielmehr                               Tabelle 1). Diese 3.300 FFH-Gebiete repräsentieren eine Ge-
in einem Landschaftsmosaik aus unterschiedlichsten Flä-                                bietsfläche von fast 1,9 Mio. ha (Thoroe, 2009). Über die Wald-
chencharakteristiken einschließlich naturfernerer Über-                                anteile in den einzelnen FFH-Gebieten liegen allerdings keine
gangsbereiche und Kulturflächen eingebettet und zudem                                  Angaben vor. Abweichend von den Angaben der Tabelle 1
mit unterschiedlichen Flächenanteilen innerhalb der FFH-                               zählen Dieter et al. (2012) 3.565 ha bewaldete Küstendünen
Schutzgebiete präsent. Insgesamt sind in Deutschland (ein-                             (EU-Code 2180) ebenfalls zu den Wald-Lebensräumen.
schließlich der Meere und Meeresküsten) 4.617 FFH-Gebiete                                  Ein bedeutender Anteil der Wald-Lebensräume war
mit einer Gesamtfläche von mehr als 5,4 Mio. ha ausgewie-                              bereits vor der Ausweisung als FFH-Gebiet durch nationales
sen worden, von denen allein 2,1 Mio. ha zu Gewässerlebens-                            Naturschutzrecht geschützt. Mehrheitlich handelt es sich
räumen (Meere, Seen, Flüsse) gehören (BfN, 2010). Die terres-                          dabei um Vorrangflächen für den Arten- und Biotopschutz,
trischen FFH-Gebiete in Deutschland erstrecken sich über                               die es dauerhaft in ihrem Bestand und ihrer natürlichen Fort-
eine Gesamtfläche von 3,3 Mio. ha.                                                     entwicklung zu sichern gilt. Das geschieht in vielen dieser
                                                                                       Lebensräume im Rahmen einer naturnahen Waldbewirt-
                                                                                       schaftung, die i. d. R. in Managementplänen festgelegt und
2.1 Wald-Lebensräume in FFH-Gebieten                                                   zwischen den Interessensgruppen abgesprochen ist. Ge-
Zur europaweit einheitlichen Erfassung aller Natura 2000-Ge-                           legentlich wird auf die Bewirtschaftung dieser Vorrang-
biete, zu denen auch FFH-Gebiete zählen, hat die                                       flächen sogar vollständig verzichtet, um deren unbeeinfluss-
Europäische Kommission einen Standarddatenbogen ent-                                   te Entwicklung zu beobachten.

Tabelle 1
Aktualisierte Übersicht zu den Wald-Lebensraumtypen auf der Basis von 4.617 erfassten Natura 2000-Gebieten in
Deutschland; nach Ssymank (2007) verändert und ergänzt (Quelle: BfN, 2010).

 Wald-Lebensraumtyp                                          EU-Kürzel               Anzahl               Flächenanteil          Flächenanteil           zus.-gefasst
                                                                                   FFH-Gebiete                (in ha)                (in %)                 (in %)
 Bodensaure Buchenwälder                                        9110                  1.253                  240.620                   29,5
 Atlant. bodensaure Buchen-Eichenwälder                         9120                      36                      480                    0,1
 Basenreiche Buchenwälder
 Mitteleurop. Bergahorn-Buchenwälder
                                                                9130
                                                                9140
                                                                                      1.327
                                                                                          26
                                                                                                             328.090
                                                                                                                1.580
                                                                                                                                       40,3
                                                                                                                                         0,2
                                                                                                                                                          }         72,1

 Kalkbuchenwälder                                               9150                    364                   15.980                     2,0
 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder                            9160                    766                   33.675                     4,1

                                                                                                                                                          }
 Sek. Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder                          9170                    580                   49.200                     6,0
                                                                                                                                                                    12,3
 Alte bodensaure Eichenwälder                                   9190                    530                   17.595                     2,2
 Pannon. Eichen-Hainbuchenwälder                                91G0*                     10                      105                  < 0,1

 Schlucht- und Hangmischwälder                                  9180*                   705                   13.750                     1,7
 Moorwälder                                                     91D0*                   738                   26.120                     3,2

                                                                                                                                                          }
 Erlen-/Eschen-Auenwälder                                       91E0*                 1.947                   48.025                     5,9
                                                                                                                                                                    12,6
 Ulmen-/Eichen-Hartholz-Auenwälder                              91F0                    163                   14.410                     1,8
 Mitteleurop. Flechten-Kiefernwälder                            91T0                      11                      185                  < 0,1
 Kiefernwälder d. sarmantischen Steppe                          91U0                      24                       85                  < 0,1

                                                                                                                                                          }
 Montane/alpine bodensaure Fichtenwälder                        9410                    136                   23.210                     2,9
                                                                                                                                                                     3,0
 Alpine Lärchen-/Lärchen-Arvenwälder                            9420                       6                    1.215                    0,1

                                                   Sa.                                3.294**                814.325
 * prioritäre Lebensraumtypen
 ** Da in jedem FFH-Gebiet auch mehrere Wald-Lebensraumtypen vorkommen können kann ihre Anzahl nicht über die Zahl der Wald-FFH-Gebiete direkt abgeleitet werden;
    sie wurde daher aus den Natura 2000-Sachdaten (BfN, 2010) separat abgeleitet
Naturschutzanforderungen an die Forstwirt-schaft: Douglasienvorkommen in Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebieten
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Tabelle 1 enthält die aktualisierten Angaben zu den Wald-Le-        3.2 Stichprobenpunktinformationen der Zweiten
bensraumtypen in den derzeit 4.630 FFH-Gebieten Deutsch-            Bundeswaldinventur (BWI²; Stand 2002)
lands. Die kumulierten Flächen aller Wald-Lebensräume be-           Eine weitere Möglichkeit zur Schätzung des Douglasienvor-
tragen demnach insgesamt 814.325 ha und ver-                        kommens in FFH-Gebieten bieten die Inventurergebnisse
teilen sich auf 3.294 FFH-Gebiete. Nach Tabelle 1 bilden            der Zweiten Bundeswaldinventur (BWI², Schmitz et al. 2004)
Buchenwald- und Eichenwald-Lebensraumtypen (Anhang I                in Verbindung mit den geografischen Informationen zu den
der FFH-Richtlinie) mit über 84 % den flächenmäßigen                Außengrenzen der FFH-Gebiete. Für jede Traktecke eines geo-
Schwerpunkt der FFH-Gebietsausweisung in Wäldern.                   referenzierten BWI-Stichprobenpunktes sind die Anteile der
                                                                    vorkommenden Baumarten erfasst. Somit lässt sich für jede
                                                                    Traktecke mit anteilig erfasster Douglasie prüfen, ob sie sich
3 Datengrundlagen zu Douglasienvor-                                 in einem FFH-Gebiet befindet. Neben der Zuordnung zu
kommen in FFH-Gebieten in Deutschland                               einem FFH-Gebiet ist auch der Douglasienanteil für jede
                                                                    Traktecke in einer Übersichtskarte darstellbar.

Douglasien wachsen in Deutschland auf Waldflächen unter-
schiedlicher Besitzarten, so dass die Vorkommen nicht zent-
ral erfasst sind. Selbst auf der Ebene der Forstbetriebe liegen
zu Vorkommen und Flächenausdehnung Informationen nur
unvollständig vor, da erst ab einer bestimmten Flächengröße
eine forstliche Betriebsplanung mit Angaben zum Baum-
arteninventar vorgeschrieben ist. Daten hierzu sind zudem
zum größten Teil nicht öffentlich zugänglich. Daher mussten
für die Erhebung der bundesweiten Douglasienvorkommen
andere Datenquellen erschlossen werden.

3.1 FlorKart-Informationen
(Quelle: www.floraweb.de)
Bundesweite Information zu Douglasienvorkommen liefert
die zentrale Datenbank FlorKart, die im Auftrag des Bundes-
amtes für Naturschutz (BfN) aus den Daten zweier separater
Vegetationskartierungen in West- und Ostdeutschland ent-
wickelt wurde. Die Angaben zu Vorkommen von Pflanzen-
arten beziehen sich auf Messtischblatt-Viertel (BfN, 2009). Je
nach regionaler Kartierdichte weist die Datenbank allerdings
Lücken auf. Aus der Datenbank FlorKart lassen sich kartogra-
fische Übersichtsdarstellungen zur Verbreitung von Pflan-
zenarten erzeugen, die das Online-Informationsangebot des
BfN und des Netzwerkes zur Phytodiversität (www.floraweb.
de) auch für die Douglasie bereitstellt (vgl. Abbildung 1). Die
zentrale Bezugseinheit für die Kartendarstellung in FlorKart
ist das Messtischblatt, eine topografische Karte im Maßstab         Abbildung 1
1:25.000, mit seinem Hoch- und Rechtswert. Die Messtisch-           Potentielle Schwerpunkte der Douglasienverbreitung in
blattinformation zu Douglasienvorkommen lässt sich mit an-          Deutschland nach Angaben von FlorKart auf der Grundlage
deren Angaben auf der gleichen Kartengrundlage abglei-              von Messtischblattinformationen (BfN, 2009); schwarz ge-
chen, wie beispielsweise mit der Gebietskennung oder dem            füllte Punkte repräsentieren Messtischblätter mit Vorkom-
Flächenzuschnitt von FFH-Gebieten.                                  men von Douglasie, die nach 1950 nachgewiesen sind; weiß
     Die Abbildung 1 repräsentiert 608 Messtischblätter, in         gefüllte Punkte markieren Vorkommen, die nach 1950 nicht
denen Douglasien wachsen (BfN, 2009). Zusätzlich sind vier          mehr nachgewiesen sind.
Großregionen mit potentiell gehäuftem Vorkommen dieser
Baumart durch rote Ovale markiert; u. a. das Sauerland und
der Pfälzerwald. Hinweise auf die forstlich bedeutsamen Vor-        3.3 Natura 2000-Sachdaten
kommen im Schwarzwald dagegen fehlen in dieser Abbil-               Die Datenbank der Natura 2000-Sachdaten (BfN, 2010) er-
dung (vgl. z. B. Kownatzki et al., 2011; Abb. 2.2, S. 22).          möglicht kriterienbezogene Abfragen, beispielweise nach
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220
                                                                                                                   205

Abbildung 2
Karte der FFH-Gebiete mit hohem Waldanteil (N = 1.300) auf Messtischblattebene.
Die Zahlenangabe in den gelben Feldern entspricht der Anzahl waldreicher FFH-Gebiete pro Messtischblatt. Die stark ge-
rahmten Felder repräsentieren die Auswahl von 111 Wald-FFH-Gebieten, deren Unterlagen ausgewertet wurden.
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der Flächensumme der Wald-Lebensräume (vgl. Tabelle 1)            räume repräsentieren, aber faktisch eine systematische Er-
oder aber nach Wald-FFH-Gebieten, in denen die Wald-              weiterung der bisherigen Schutzgebietskulisse darstellen.
Lebensräume auf wenigstens einem Viertel der Gebiets-
fläche dominieren. Diese zuletzt genannten, als waldreich
eingestuften Wald-FFH-Gebiete (N = 1.300) erstrecken sich         4 Ergebnisse
über eine Fläche von insgesamt 1,6 Mio. ha. Sie bilden die
Grundgesamtheit, aus der eine zufällige Unterstichprobe an        4.1 Annäherung an Douglasienvorkommen in
FFH-Dokumenten (N = 111) im Weiteren ausgewertet wird.            FFH-Gebieten in Deutschland
Diese Stichprobe ist nahezu gleichmäßig über das Bundes-          Die Ergebnisdarstellung folgt dem Detaillierungsgrad der ver-
gebiet verteilt (siehe Abbildung 2).                              fügbaren Informationen und gliedert sich in zwei Teile. Der
                                                                  erste Teil enthält Übersichtskarten zu Douglasienvorkommen
                                                                  und FFH-Gebieten und beginnt mit den auf dem Messtisch-
3.4 Managementpläne ausgewählter FFH-Gebiete                      blatt spezifizierten FlorKart-Daten in Übereinstimmung mit
Wegen der Zuständigkeit der Bundesländer ist der inhalt-          der Natura 2000-Gebietskennung. Auch die Stichproben-
liche Aufbau und Informationsgehalt von Management-               punkte der Zweiten Bundeswaldinventur, die in FFH-Gebieten
plänen oder vergleichbaren Dokumenten eher uneinheitlich,         liegen, halten punktuelle Informationen zu Douglasienan-
wie der Vergleich von Unterlagen aus verschiedenen Län-           teilen bereit. Abschließend wurden die gebietsunspezifischen
dern zeigt. Gewisse Grunddaten wie Angaben zur Gebiets-           FlorKart-Informationen zur Douglasie mit den Texthinweisen
größe und zu FFH-Lebensräumen sind generell vorhanden.            der ausgewerteten 111 FFH-Dokumente abgeglichen und auf
In einigen Plänen fehlt aber die Angabe der Waldfläche und        das Messtischblattraster übertragen.
nicht immer enthalten die Dokumente die gewünschten                    Der zweite Teil liefert zunächst Informationen zur Art der
Daten, um Fragen zur ökologisch-naturschutzfachlichen Be-         ausgewerteten FFH-Dokumente, der zugehörigen Gebiets-
handlung der Douglasie zusammenfassend beantworten zu             und Waldfläche sowie zur Art des Waldbesitzes. Zentrale
können. In einigen Fällen ließen sich allerdings die ge-          Punkte der Auswertung sind (1) die Struktur des Waldbesit-
wünschten Informationen aus vorhandenen Daten rech-               zes mit unterschiedlicher Referenzfläche, (2) die Flächenan-
nerisch ermitteln oder durch Informationen aus Zusatzdo-          teile gesellschaftsfremder Baumarten (a) am Baumartenin-
kumenten (Anhängen, Gebietsübersichten, etc.) ergänzen.           ventar bzw. (b) in den Wald-Lebensraumtypen ausgewählter
     Die Erstellung von Maßnahmenplänen ist länderweise           FFH-Gebiete sowie (3) Einzel- und Gesamterhaltungszustän-
unterschiedlich weit fortgeschritten. Nach Angaben des BfN        de vorkommender Wald-Lebensraumtypen. Abschließend
(2011) sind für etwa 12 % aller FFH-Gebiete Management-           sind die in den FFH-Dokumenten vorhandenen Hinweise (a)
pläne einschließlich Bewirtschaftungserlasse und Sofort-          zur Ausbreitungsbiologie der Douglasie, (b) zur veränderten
maßnahmenkonzepte verfügbar. Hinsichtlich der Verfügbar-          Baumartenwahl sowie (c) zur optionalen Integration der
keit abgestimmter FFH-Managementpläne bestehen daher              Douglasie wiedergegeben.
regional erhebliche Unterschiede, die nur bedingt mit den
Schwerpunkten von Douglasienvorkommen in Deutschland
übereinstimmen (vgl. Abbildung 1).                                4.1.1 Douglasienvorkommen in Überein-
     Als Grundlage für die Auswertung der Management-             stimmung von Messtischblattinformationen der
pläne hat sich deshalb statt einer Beschränkung auf mög-          FlorKart- und Natura 2000-Daten
liche Schwerpunktregionen der Douglasienverbreitung eine          Der Abgleich der FlorKart-Douglasienverbreitungskarte (Abbil-
in Bezug auf die potentiellen Douglasienvorkommen eher zu-        dung 1) mit den Messtischblattinformationen über terrestri-
fällige, aber bezogen auf die Waldflächenausstattung für          sche FFH-Gebiete ergab, dass in 353 der ursprünglich 608
Deutschland repräsentative Auswahl von FFH-Gebieten erge-         Messtischblättern mit Douglasie sich auch FFH-Gebiete befin-
ben (vgl. Abbildung 2). Für die Beantwortung einer Reihe von      den (Signatur in Abbildung 3: violette Felder). Nach Angaben
Fragen zu Douglasienvorkommen in Wald-FFH-Gebieten                der Natura 2000-Sachdaten (BfN, 2010) lassen sich etwa ein
wurden die Unterlagen der Unterstichprobe (siehe Kap. 3.3)        Drittel aller terrestrischen FFH-Gebiete (N = 1.300) als waldreich
auf textliche Hinweise (a) zum Vorhandensein von Dougla-          einstufen. Die Anzahl der FFH-Gebiete mit prägendem Waldan-
sien und anderer gesellschaftsfremder Baumarten in Wald           teil sind zusätzlich in dem Messtischblattraster eingetragen.
und Wald-Lebensräumen, (b) zur Struktur des Waldbesitzes          Violette Felder mit Zahlenangabe enthalten sowohl Douglasi-
und (c) zum Erhaltungszustand des Gebiets oder der dort vor-      en als auch Wald-FFH-Gebiete. Aus dieser räumlichen Paralle-
kommenden FFH-Lebensräume gesichtet und ausgewertet.              lität lässt sich aber kein unmittelbarer Hinweis auf ein Vorkom-
     Soweit vorhanden wurden dabei Angaben zu den Antei-          men von Douglasien innerhalb des Schutzgebietes ableiten.
len gesellschaftsfremder Baumarten, getrennt nach der Flä-             Wertet man die violetten Felder mit Zahlangabe als mögli-
chenzugehörigkeit zu Wald allgemein und zu den einzelnen          ches Douglasienvorkommen in waldreichen FFH-Gebieten,
Wald-Lebensraumtypen im Besonderen, zusammengestellt              erhält man insgesamt 159 Messtischblätter, die wiederum 220
und analysiert. In diesem Zusammenhang interessiert auch          Wald-FFH-Gebiete repräsentieren. Auf der Grundlage dieser
die Behandlung von Waldflächen innerhalb von FFH-Gebie-           Informationen könnten in weniger als 20 % aller 1.300 Wald-
ten, die definitionsgemäß keine natürlichen Wald-Lebens-          FFH-Gebiete Douglasien wachsen. Im erlaubten Umkehr-
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                                                                                                                    207

Abbildung 3
Karte der gleichzeitigen Präsenz von Douglasienvorkommen (nach FlorKart) und FFH-Gebieten auf Messtischblattebene

Die Zahlenangabe in den gelben und violetten Feldern gibt die Zahl der waldreichen FFH-Gebiete pro Messtischblatt an.
Die gleichzeitige Präsenz von FFH-Gebieten (auch mit geringen Waldanteilen oder waldfrei) und Douglasienvorkommen
auf ein und demselben Messtischblatt ist durch die violett eingefärbten Quadrate gekennzeichnet (N = 353) – ermittelt von
Franz Kroiher, Thünen-Institut für Waldökosysteme, Eberswalde auf der Grundlage von FlorKart und einer Karte mit den digi-
talen Außengrenzen aller FFH-Schutzgebiete in Deutschland (Quellen: www.floraweb.de; www.BfN.de). Weitere Hinweise
siehe Text.
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Abbildung 4
Douglasienvorkommen in FFH-Gebieten auf Basis der Zweiten Bundeswaldinventur (BWI²) mit Angaben zu den auf den
Stichprobenpunkten ermittelten Douglasienanteilen
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220
                                                                                                                                                         209

schluss sollten demnach in einem Großteil der Wald-FFH-Ge-                                  der gesamten Unterstichprobe vorhanden. Im Gegensatz
biete keine Douglasien vorhanden sein. Diese Aussage gilt es                                dazu befinden sich Hinweise auf Anbauten von Douglasien
anhand von konkreteren Informationen über Baumartenvor-                                     (Signatur in Abbildung 5: dunkelblau gerahmte hellblaue
kommen in den ausgewählten FFH-Gebieten zu überprüfen.                                      Felder) in 32 der 86 übrigen ausgewerteten Unterlagen von
                                                                                            FFH-Gebieten, die nach den vorliegenden Messtischblattan-
                                                                                            gaben der FlorKart-Verbreitungskarte (Abbildung 1) potenti-
4.1.2 Douglasienvorkommen in FFH-Gebieten                                                   ell als douglasienfrei gelten durften. Insgesamt sind somit in
nach Angaben der Bundeswaldinventur (BWI²)                                                  40 der 111 betrachteten FFH-Gebiete Douglasienvorkom-
In Abbildung 4 sind die 1.506 Traktecken der BWI² darge-                                    men dokumentiert. Damit wird der eingangs vermutete Ge-
stellt, auf denen Douglasien festgestellt worden sind. Von                                  bietsanteil von 20 % sichtlich überstiegen.
diesen dargestellten Traktecken liegen 211 wiederum in FFH-                                      Ursächlich für diese Befunde kann einerseits sein, dass die
Gebieten und sind mit dem auf der jeweiligen Traktecke er-                                  FlorKart-Angaben sich zwar auf Wald innerhalb des Messtisch-
mittelten Anteil von Douglasie wiedergegeben (siehe Abbil-                                  blatt-Viertels, aber nicht explizit auf den Wald in FFH-Gebieten
dung 4).                                                                                    des gleichen Messtischblattes beziehen. Andererseits ist es
    Das Stichprobenraster der BWI² ist grundsätzlich geeig-                                 möglich, dass die Informationen von FlorKart den Wald inner-
net, Fragen zum Wald in Deutschland repräsentativ zu beant-                                 halb eines Messtischblatts nicht vollständig abdecken oder
worten. Eine Hochrechnung aus den Daten der BWI² ergibt                                     trotz einer laufenden Fortschreibung nicht mehr aktuell sind.
zwar eine Waldfläche von schätzungsweise 1,9 Mio. ha (etwa                                  Grundsätzlich gilt, dass sich aus der Douglasienverbreitungs-
17 % an der Gesamtwaldfläche) in der terrestrischen FFH-                                    karte somit keine generellen Rückschlüsse auf Vorkommen in
Schutzgebietskulisse (Thoroe, 2009). Für diesen Anteil lassen                               FFH-Gebieten ziehen lassen. Für konkrete Aussagen hierzu ist
sich jedoch keine statistisch gesicherten Baumartenanteile                                  eine einzelfallweise Überprüfung für jedes Gebiet erforderlich.
angeben; insbesondere nicht für die stichprobentechnisch                                    Unabhängig vom tatsächlichen Informationsgehalt der Ver-
seltene Douglasie. Dennoch stimmt die ermittelte Anzahl                                     breitungskarte und unter der Annahme, dass die Unterstich-
von 211 FFH-Gebieten mit Douglasie der Größenordnung                                        probe für Wald-FFH-Gebiete als repräsentativ gelten kann, ist
nach recht gut mit den oben genannten FlorKart-Angaben                                      in etwas weniger als 40 % aller Wald-FFH-Gebiete ein Vor-
überein. Im Vergleich zu Letzteren bestehen allerdings deut-                                kommen von Douglasien möglich. Dies ist erkennbar mehr,
liche Unterschiede hinsichtlich der geografischen Schwer-                                   als nach den FlorKart-Angaben ursprünglich zu vermuten
punkte der Douglasienverbreitung, so dass die genannte                                      war. Nach vorsichtiger Einschätzung könnten somit in etwa
Zahl von 211 FFH-Gebieten eher eine untere Grenze von                                       500 Wald-FFH-Schutzgebieten Douglasien wachsen. Diese
Natura 2000-Arealen darstellen dürfte, in denen Douglasien                                  Zahl sollte nach Fertigstellung aller Managementpläne für
wachsen.                                                                                    den Wald überprüft werden. Von Interesse ist auch die bisher
                                                                                            nicht geklärte Frage, mit welchen Flächenanteilen die Dou-
                                                                                            glasie in diesen Gebieten tatsächlich auftritt.
4.1.3 Douglasienvorkommen in der Unterstich-
probe von 111 Wald-FFH-Gebieten
In Übereinstimmung mit Abbildung 3 ist in 25 der 111 Wald-                                  4.1.3.1 Flächenangaben
FFH-Gebiete (Signatur in Abbildung 5: violette Quadrate) ein                                Laut Tabelle 2 haben die 111 FFH-Gebiete zusammen eine
Vorkommen von Douglasie zu vermuten. Das entspricht wie-                                    Fläche von fast 215.000 ha, in der eine Waldfläche von nahe-
derum einer Größenordnung von etwa 20 %. Tatsächlich sind                                   zu 135.000 ha (nach den Angaben von 105 Gebieten) enthal-
aber nach Auswertung der vorliegenden FFH-Dokumente                                         ten ist. Die Schutzgebietsgröße der untersuchten Gebiete va-
Douglasien (dunkelblau gerahmte violette Quadrate) in nur                                   riiert von 13 bis über 56.000 ha und umfasst in der Summe
8 der 25 möglichen Gebiete und damit in weniger als 10 %                                    mehr als 64.800 ha naturnahe Wald-Lebensraumtypen.

Tabelle 2
Übersicht der Unterlagen zu den 111 erfassten FFH-Gebieten

 Art des Dokuments                                         Anzahl                  Gebietsfläche       davon mit          Waldfläche        Angaben zu Art
                                                                                      (in ha)       Angaben zu Wald        (in ha)         des Waldbesitzes
 Managementplan                                             59                       51.022,9             56               34.662,8               55
 Pflege- und Entwicklungsplan                               17                       34.823,3             17               25.948,8               17
 Vorläufiges Waldbehandlungskonzept                         15                       30.430,0             15               26.165,0              k. A.
 Sofortmaßnahmenkonzept                                     11                        5.740,1              9                4.809,7                8
 Sonstige*                                                   9                       92.742,9              8               43.228,0                4
 Summe                                                    111                      214.759,2             105              134.814,3              84**
 * u. a. Bewirtschaftungserlass, -plan, Nationalparkplan, Biosphärenreservatplan
 ** repräsentieren in der Summe eine Waldfläche von 107.558,8 ha
210                                           D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220

Abbildung 5
Gebietsauswahl von 111 Wald-FFH-Gebieten (violette und hellblaue Felder) auf dem Messtischblattraster von Deutschland.

Violette Felder (N = 25), ohne die Zahlenangabe im Feld selbst zu berücksichtigen, bezeichnen Messtischblätter, in denen lt.
FlorKart Douglasienvorkommen anzutreffen sind (vgl. Abbildung 2). Hellblaue Felder (N = 86) bezeichnen Messtischblätter, in
denen nach FlorKart keine Douglasienvorkommen existieren (vgl. Abbildung 2). In den dunkelblau gerahmten hellblauen und
violetten Feldern wurden Douglasien in der FFH-Gebietsauswahl gefunden (N = 40). In den ungerahmten violetten bzw. hell-
blauen Feldern gibt es in den Unterlagen über die FFH-Gebiete keine Hinweise auf das Vorhandensein von Douglasie, dies gilt
auch für die violetten Quadrate trotz eines FlorKart-Hinweises auf Douglasienvorkommen im zugehörigen Messtischblatt.
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220
                                                                                                                                                               211

Zudem sind innerhalb dieser FFH-Gebiete 159 Naturschutz-                                             während Privatwaldbesitz in diesen Gebieten sichtlich unter-
gebiete mit einer Gesamtfläche von fast 45.500 ha und, sich                                          proportional vorhanden ist. Die Zahlen spiegeln den Umstand
teilweise mit den Intensivschutzflächen überschneidend,                                              sehr gut wieder, dass sich ein Flächenanteil von etwa 72 % der
5.545 ha Naturwald ausgewiesen.                                                                      FFH-Gebiete in öffentlichen Wäldern befindet (Sippel, 2007).
    Die Daten zur Baumartenverteilung innerhalb der Wald-                                                In Hinblick auf die Ausweisung von naturschutzrechtlich
flächen bzw. der Wald-Lebensräume in den FFH-Dokumen-                                                intensiv geschützten Flächen in Wäldern der unterschied-
ten stammen teils aus eigens hierfür durchgeführten Erhe-                                            lichen Besitzarten stellt Polley (2009) auf der Grundlage von
bungen und teils aus den forstbetrieblichen Unterlagen.                                              BWI²-Daten fest, dass solche Gebiete vermutlich auch im Kom-
Ähnliches gilt für die Aussagen zu den umzusetzenden Maß-                                            munalwald überproportional präsent sind. Ansonsten wird
nahmen, die je nach Quelle einerseits sehr detailliert und auf                                       die Aussage für die beiden übrigen Waldbesitzarten bestätigt.
die Einzelfläche bezogen sind und andererseits sehr allge-
mein gehalten sind.
                                                                                                     4.1.3.3 Anteil der Baumart Douglasie und anderer
                                                                                                     als gesellschaftsfremd eingestufter Waldbaum-
4.1.3.2 Struktur des Waldbesitzes                                                                    arten am Baumarteninventar
In 84 der 111 FFH-Dokumente fanden sich für über 107.500                                             Ein Kriterium für die naturschutzfachliche Beurteilung des Er-
ha Wald (ca. 80 % der erfassten Waldfläche) flächenbezogene                                          haltungszustands von FFH-Gebieten ist das Vorkommen ge-
Angaben zu den Eigentumsverhältnissen, aus denen sich die                                            sellschaftsfremder Baumarten. So schmälern Fremdbaum-
Verteilung auf die verschiedenen Waldbesitzarten herleiten                                           arten einerseits das „lebensraumtypische Arteninventar“ und
lässt (siehe Abbildung 6). Aus Gründen der Vereinfachung                                             zum anderen stellen sie eine „Beeinträchtigung“ in Bezug auf
wurden drei Gruppen von Waldbesitzern (Bundes- bzw. Lan-                                             die natürliche Entwicklung von Lebensräumen dar (vgl.
deswald, Körperschaftswald, Privatwald) unterschieden.                                               Burckhardt et al., 2004). Folglich geht dieses als bedeutend
                                                                                                     eingestufte Kriterium in die für FFH-Gebiete vorgegebenen
                                                                                                     Bewertungsschemata gleich zweimal ein, und zwar in den
                    70                                                                               beiden zuvor genannten Kategorien; „lebensraumtypisches
                                       Flächenauswahl (84 FFH-Gebiete)
                                                                                                     Arteninventar“ und „Beeinträchtigungen“. Auf die dritte Be-
                    60                 Intensivschutzflächen im Wald (verändert nach Polley, 2009)
                                       Gesamtwaldfläche Deutschlands (Schmitz et al., 2004)          wertungskategorie „Habitatstrukturen“ haben gesellschafts-
                    50
                                                                                                     fremde Arten keinen ersichtlichen Einfluss.
                                                                                                          Den definitorisch günstigsten Erhaltungszustand errei-
Flächenanteil (%)

                         65,2
                    40                                                                               chen die laut FFH- und Vogelschutzrichtlinie Anhang I be-
                                                                                                     sonders gefährdeten, prioritären Lebensraumtypen, wenn
                                46,8
                    30                                           47,2
                                                                                                     ausschließlich die für den Lebensraum typischen Arten vor-
                                                                                                     kommen. In Waldökosystemen sind hiervon alle Vegetations-
                    20                                                              33,5
                                       33,3
                                                                                                     schichten betroffen, nicht nur die Baumschicht. Bezogen auf
                                                         19,7                              19,5      die Fläche des jeweiligen FFH-Lebensraumtyps ist in den
                    10                                                       17,8
                                                  17,0
                                                                                                     nicht prioritären Wald-Lebensraumtypen ein Anteil lebens-
                     0                                                                               raumfremder Baumarten von weniger als 10 % zulässig, ohne
                          Bundes- und                Privatwald             Körperschaftswald        dass dies einen Grund zu einer qualitativen Herabstufung
                          Landeswald
                                                                                                     darstellt (siehe a. Burckhardt et al., 2004). In Kombinationen
                                                                                                     mit anderen Kriterien können sich jedoch die einzelnen Ef-
Abbildung 6                                                                                          fekte addieren und in ihrer Gänze doch zu einer ungünstige-
Prozentuale Flächenanteile von 84 FFH-Gebieten der Unter-                                            ren Entwicklungsstufe führen. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn
stichprobe an verschiedenen Waldbesitzarten sowie prozen-                                            mehrere gebietsfremde Baumarten mit Anteilen jeweils
tuale Flächenanteile von Intensivschutzflächen im Wald und                                           unter 10 % vorkommen. Welche Rolle dabei die einzelne Baum-
von der Gesamtwaldfläche an den Waldbesitzarten                                                      art spielt, ist stets vom konkreten Beispiel abhängig. In der
(Intensivschutzfläche im Wald bzw. Gesamtwaldfläche = 100 %).                                        Summe ist nach der FFH- und Vogelschutzrichtlinie ein Anteil
                                                                                                     bis zu 30 % zulässig, um noch als natürlicher Lebensraum
                                                                                                     eingestuft zu werden. Bei Anteilen über diesem Wert sollten
In der Gebietsauswahl verteilen sich die Waldflächen zu fast                                         keine Wald-Lebensraumtypen mehr ausgewiesen werden.
zwei Drittel auf staatlichen Waldbesitz, während die übrigen                                              Nicht alle 111 betrachteten FFH-Dokumente enthalten In-
Waldflächen zu fast gleichen Teilen (etwas mehr als ein Sechs-                                       formationen über gebiets- bzw. gesellschaftsfremde Baum-
tel) dem Privat- bzw. Körperschaftswald zuzurechnen sind. Im                                         arten. Die vorhandenen Angaben beziehen sich teils allge-
Vergleich zur gesamtdeutschen Waldbesitzstruktur (Schmitz                                            mein auf die Waldfläche und teils spezifischer auf jeden ein-
et al., 2004) mit einem Drittel Staatswald, etwa einem Fünftel                                       zelnen Wald-Lebensraumtyp. Letzteres ermöglicht eine we-
Körperschaftswald und über 47 % Privatwald sind die staatli-                                         sentlich differenziertere Betrachtung von Flächenanteilen
chen Wälder in den 84 FFH-Gebieten überproportional vertre-                                          und möglichen Beeinträchtigungen der Wald-Lebensräume.
ten. Der hier vorgefundene Kommunalwaldanteil entspricht in                                               Auch wenn die Bewertung des Erhaltungszustandes
etwa dessen Anteil an der Gesamtwaldfläche Deutschlands,                                             primär den unmittelbaren Bezug zu den Wald-Lebensraum-
212                                                                             D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220

              90

                                                                                                                                                                  Übrige (im Mittel 0,61 %)
              80                                                                                                                                                  Kiefer (im Mittel 3,32 %)
                                                                                                                                                                  Lärche (im Mittel 3,19 %)
                                                                                                                                                                  Fichte (im Mittel 7,90 %)
              70
                                                                                                                                                                  Douglasie (im Mittel 1,54 %)

              60
Anteile (%)

              50

              40

              30

              20

              10

               0
                     ,7 ,1 ,4 ,2 ,4 ,9 ,3 ,4 ,4 ,6 ,4 ,3 ,4 ,3 ,5 ,5 ,5 92 ,9 02 ,8 ,7 28 2 ,6 ,9 88 ,7 ,5 ,2 85 ,9 ,1 ,4 ,6 ,4 ,9 62 ,9 ,3 ,4 60 ,7 ,9 ,1 ,9 ,5 5 ,3 ,5 6 t
                   16 24 50 51 62 92 99 99 111 127 139 146 151 163 168 176 189 1 194 2 208 210 2 23234 256 2 291 354 356 3 408 438 441 452 476 496 5 588 645 683 7 769 857 863 873 760 257863 149 571esam
                                                                                                                                                                                 1       3 5        G
                                                                                                      Fläche (in ha)

Abbildung 7
Nach Gebietsgröße geordnete prozentuale Anteile gesellschaftsfremder Baumarten (Douglasie, Fichte, Lärche, Kiefer,
Übrige) in 51 FFH-Gebieten, jeweils bezogen auf ihre Waldfläche.

Die Säulenhöhe repräsentiert den prozentualen Anteil aller gesellschaftsfremden Baumarten im jeweiligen FFH-Gebiet. Die
Farbsegmente innerhalb einer Säule repräsentieren die im FFH-Gebiet vorkommenden Fremdbaumarten. Am Säulenfuß ist
die Gebietsgröße notiert und die Säulen sind der Gebietsgröße nach angeordnet.

flächen sucht, sind in 51 FFH-Dokumenten lediglich die An-                                                  Mittel 7,90 %), bei Kiefer bis zu 46,9 % (im Mittel 3,32 %) und
teile der fraglichen Baumarten mit Bezug zur jeweiligen Ge-                                                 bei Lärche etwas moderater bis zu 17,0 % (im Mittel 3,19 %)
bietswaldfläche angegeben (siehe Abbildung 7). Die                                                          bezogen auf die Waldfläche der untersuchten Gebiete. Mit
Angaben vermitteln einen ersten Eindruck zur Präsenz von                                                    einem ähnlichen Variationsbereich wie Douglasie und einen
gebiets- bzw. gesellschaftsfremden Baumarten in FFH-Ge-                                                     mittleren Anteil von 0,61 % treten alle übrigen gebietsfrem-
bieten und zu deren Beurteilung in Hinblick auf einen mehr                                                  den Baumarten in ihrer Bedeutung sichtlich hinter den be-
generellen Erhaltungszustand.                                                                               reits genannten Arten zurück. Bei einer konkreten Einzelfall-
      In Abbildung 7 sind die relativen Anteile gebiets- bzw. ge-                                           betrachtung und in der Zusammenschau aller Arten kann
sellschaftsfremder Baumarten dieser 51 FFH-Gebieten in                                                      sich dies möglicherweise anders darstellen.
einem Säulendiagramm dokumentiert. Die dargestellten FFH-                                                       In 12 dieser 51 Gebiete sind alle Fremdbaumarten zu-
Gebiete repräsentieren eine Waldfläche von fast 33.900 ha                                                   sammengefasst mit einem Waldflächenanteil von mehr als
und bilden einen relativ guten Querschnitt kleiner, mittlerer                                               30 % vorhanden, womit hier bezogen auf Wald allgemein die
und großer Areale ab. Der Anteil der Douglasie variiert in den                                              Obergrenze zur Ausweisung von nicht prioritären FFH-Wald-
Waldflächen zwischen 0 und 9 % (im Mittel 1,54 %) und tritt                                                 Lebensräumen überschritten wäre. Da dies für die Auswei-
zugleich deutlich hinter den Anteilen von Fichte, Lärche und                                                sung der einzelnen Wald-Lebensräume nicht zulässig ist, ist
Kiefer zurück. Der festgestellte mittlere Douglasien-Anteil liegt                                           folglich eine höhere Präsenz von Fremdbaumarten in den
nur geringfügig unter dem aus der BWI2 geschätzten Anteil                                                   bewaldeten Nicht-Lebensraumflächen der FFH-Gebiete zu
von 1,9 % an der Gesamtwaldfläche Deutschlands (Schmitz et                                                  erwarten. Bereits hier deutet sich aber an, dass in einigen
al., 2004). Damit unterschreiten die Douglasien-Anteile für sich                                            FFH-Gebieten der Anteil von gesellschaftsfremden Baum-
genommen in allen Fällen die Obergrenze von 10 %, die für                                                   arten aus naturschutzfachlicher Sicht kritisch sein dürfte.
das Erreichen des günstigsten Erhaltungszustandes bei nicht                                                     Der Fremdbaumartenanteil variiert unabhängig von der
prioritären Lebensraumtypen festgelegt ist (siehe a. Burck-                                                 Gebietsgröße. In einem Fall erreicht die Summe aller gebiets-
hardt et al., 2004; Sippel, 2005; Müller-Kroehling, 2009).                                                  fremden Baumartenanteile den Spitzenwert von 81,7 %. Im
      Durch das Vorkommen mehrerer gesellschaftsfremder                                                     Mittel sind gebietsfremde Baumarten mit einem Anteil von
Baumarten in ein und demselben FFH-Gebiet relativiert sich                                                  16,57 % in den untersuchten FFH-Gebieten präsent. Die all-
diese Aussage allerdings. Die Variationsbreite der Baum-                                                    gemeinen Angaben zu Baumartenanteilen für Waldflächen
artenanteile von Fichte, Lärche und Kiefer in den Flächen ist                                               reichen jedoch für eine konkrete Beurteilung des Erhaltungs-
sehr groß: bei Fichte bis zu einer Obergrenze von 68,9 % (im                                                zustandes von Wald-Lebensräumen in FFH-Gebieten nicht
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220
                                                                                                                                                  213

aus. Dies lässt sich erst durch eine genauere Erhebung der                               beziehen sich daher ausschließlich auf Baumartenvorkom-
Baumartenanteile innerhalb der Wald-Lebensraumtypen                                      men in den schützenswerten Wald-Lebensräumen.
überprüfen und beurteilen.                                                                   Im Mittel sind etwa 2,8 % der Wald-Lebensraumflächen
                                                                                         mit gesellschaftsfremden Baumarten bestanden, davon mehr
                                                                                         als 2 % mit den Nadelbaumarten Douglasie, Fichte, Lärche
4.1.3.4 Anteil der Baumart Douglasie und anderer                                         und Kiefer. Den geringsten Anteil hat die Douglasie mit 0,17 %,
als gesellschaftsfremd eingestufter Waldbaum-                                            gefolgt von Lärche und Kiefer mit jeweils etwa 0,5 %. Die Fich-
arten innerhalb der Waldlebensraumtypen                                                  te hingegen ist auf fast 0,9 % aller Wald-Lebensraumflächen
Grundlage für eine abschließende Beurteilung des Erhal-                                  vertreten und bildet damit die im Mittel häufigste gesell-
tungszustands eines FFH-Lebensraums ist die nach Lebens-                                 schaftsfremde Baumart. Den zweithöchsten Anteil hat die
räumen getrennte und flächengenaue Erhebung der Baum-                                    Kategorie „Übrige“, die vorwiegend Laubbäume repräsentiert.
artenverteilung. Tatsächlich umgesetzt ist dies vor allem in                                 Eine Betrachtung der einzelnen Wald-Lebensraumtypen
den Managementplänen der Bundesländer Bayern, Baden-                                     zeigt, dass innerhalb der besonders häufig vertretenen Bu-
Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern sowie in ei-                                      chenwälder (ca. 17.700 ha) die basenreichen Ausprägungen
nem FFH-Dokument aus Schleswig-Holstein, wenn auch                                       [9130] hohe Anteile gesellschaftsfremder Baumarten und
häufig nur bis zur Baumartenkategorie „gebiets- bzw. gesell-                             hier besonders von Fichte aufweisen. Im Kalkbuchenwald
schaftsfremd“. Angaben zur Baumartenkategorie in Wald-                                   [9150] hingegen, der hier nur mit einer sehr geringen Fläche
Lebensräumen finden sich in 32 FFH-Dokumenten, während                                   repräsentiert ist, sind fast ausschließlich Schwarzkiefern do-
Informationen zu einzelnen Baumarten lediglich für 15 FFH-                               kumentiert. Die Waldkiefer stellt in den Eichenwald-Lebens-
Gebiete vorliegen. Für die übrigen Bundesländer, bei denen                               räumen [9170] und [9190] die häufigste gesellschaftsfremde
die Erfassung und teilweise Sicherstellung der Lebensräume                               Baumart dar, während in den prioritären Erlen-Eschen-Auen-
in den FFH-Dokumenten vorrangig behandelt sind, steht                                    wäldern [91E0] vorwiegend Laubbäume aus der Kategorie
dies in vergleichbarer Weise noch aus.                                                   „Übrige“ vorhanden sind. In den sonstigen Wald-Lebens-
     In Tabelle 3 sind die Flächensummen von Wald-Lebens-                                raumtypen, die in den untersuchten FFH-Gebieten eine Flä-
raumtypen in den 15 FFH-Gebieten der Bundesländer                                        che von fast 7.300 ha repräsentieren, treten Fremdbaumar-
Bayern (6), Baden-Württemberg (8) und Schleswig-Holstein                                 ten nur marginal auf.
(1) den relativen Anteilen von Flächen der Lebensraumtypen                                   Während in den basenreichen Buchenwäldern von den
(in %), in denen gesellschaftsfremde Baumarten vorkom-                                   Nadelbäumen die Fichte als Beimischung überwiegt, domi-
men, gegenübergestellt. Durch diese vorwiegend großflä-                                  niert die Kiefer in den sekundären Eichenwäldern. Der Dou-
chigen 15 FFH-Gebiete sind insgesamt etwas mehr als                                      glasienanteil in den nicht prioritären Buchenwald- und
24.700 ha Wald-Lebensräume erfasst und repräsentieren                                    Eichenwald-Lebensräumen hingegen beträgt weniger als
mehrheitlich Gebiete mit einem Fremdbaumartenanteil von                                  1 %. Insgesamt liegt der Anteil gesellschaftsfremder Baumar-
weniger als 30 % bezogen auf die Waldfläche (siehe auch                                  ten in den Buchenwald-Lebensräumen deutlich unter den
Erläuterungen zu Abbildung 6). Die folgenden Aussagen                                    Vorgaben für einen günstigen Erhaltungszustand. Das ist

Tabelle 3
Übersicht zum Vorkommen gesellschaftsfremder Baumarten in Flächen der Wald-Lebensraumtypen (Wald-LRT) von 15 FFH-
Gebieten (vor allem in Bayern und Baden-Württemberg).

 Wald-LRT                                    LRT-Fläche          Gesellschaftsfremde                                  davon
 [EU-Kürzel]                                   (in ha)                Baumarten            Douglasie     Fichte      Lärche       Kiefer      Übrige
                                                                 (in % der LRT-Fläche)

 Buchenwald-Lebensraumtypen
  9110                                       11.439,1                      1,86               0,15        0,42         0,22        0,59        0,48
  9130                                         4.897,2                     8,15               0,44        3,26         1,75        0,50        2,20
  9150                                             9,1                     4,40                                                    4,40        0,00
 Eichenwald-Lebensraumtypen
  9160                                           113,2                     0,80                           0,27                     0,18        0,35
  9170                                           443,0                     8,94               0,86        1,67         0,99        4,49        0,93
  9190                                           235,3                     4,63               0,34                     0,85        2,12        1,32
 Weitere Wald-Lebensraumtypen
  91E0*                                          308,3                     5,77                           0,19                                 5,58
  Sonstige                                     7.279,1                     0,03                           0,01                                 0,02
 Gesamt                                      24.724,5                      2,77               0,17        0,88         0,47        0,48        0,77
 * prioritärer Wald-Lebensraumtyp
 Werte (kursiv) Baumart(engruppe) mit dem höchsten Anteil in einer Zeile
214                                           D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220

eine durchweg positive Bilanz für das kontrovers diskutierte       trächtigungen“ zusammen (Burckhardt et al., 2004). Vorkom-
Vorkommen der Douglasie in den schützenswerten FFH-                men gebietsfremder Baumarten gehen in zwei der drei
Lebensräumen. Durch eine systematische Entnahme gesell-            genannten Kategorien gleichrangig in die Bewertung ein
schaftsfremder Baumarten im Rahmen der Holzernte wird              (siehe Kapiteln 4.3.3 und 4.3.4). Dies soll nach Möglichkeit für
sich ihr Anteil im Laufe der Zeit noch weiter verringern, da       jeden FFH-Lebensraum flächenbezogen erfolgen. Bei sehr klei-
ein aktives Einbringen dieser Arten in den meisten Fällen von      nen Flächen kann es gutachtlich geschehen oder gänzlich un-
Seiten der beteiligten Fachbehörden und -vertretern uner-          terbleiben (vgl. Müller-Kroehling, 2009). Grundsätzlich werden
wünscht ist bzw. auf Ausnahmefälle beschränkt bleiben soll.        drei Erhaltungszustände unterschieden (u. a. Sippel, 2005): A
                                                                   (herausragend), B (gut) und C (mittel bis schlecht). Die Unter-
                                                                   scheidung der einzelnen Zustände erfolgt Kriterien bezogen
4.2 Bewertung von gesellschaftsfremden Baum-                       auf der Grundlage bundeseinheitlich abgestimmter Schwel-
arten auf der Ebene des FFH-Gebietsmanage-                         lenwerte (Burckhardt et al., 2004). Abschließend lässt sich der
ments                                                              Gesamterhaltungszustand für jeden Lebensraumtyp aus den
Eine natürliche Entwicklung von Wald-Lebensräume setzt             Einzelbeurteilungen nach dem genannten Bewertungssche-
vor allem die Förderung einer naturnahen Baumartenzusam-           ma ermitteln. Dieses Schema ist im Rahmen der Umsetzung zu-
mensetzung und die Vermeidung von Beeinträchtigungen               weilen an länderspezifische Verhältnisse angepasst worden
durch zum Beispiel die Neuansiedlung gebietsfremder Arten          (vgl. Sippel, 2005; Müller-Kroehling, 2009 für Bayern).
auf den Vorrangflächen voraus. Zuweilen finden sich in FFH-             Soweit die lebensraumspezifische Einzel- und Gesamtbe-
Gebieten auch standortangepasste Mischungen aus ge-                wertung von Lebensräumen in den FFH-Unterlagen doku-
bietsfremden und -heimischen Baumarten, die Zeugnisse              mentiert sind, lässt sich prüfen, ob und im welchem Umfang
früherer waldbaulicher Tätigkeit sind. Auch diese könnten          das Vorhandensein von Fremdbaumarten die Gesamtein-
der Ausgangspunkt für eine natürliche Entwicklung sein. Aus        schätzung von FFH-Lebensraumtypen beeinflusst hat. Bei
forstwirtschaftlich-waldökologischer Sicht repräsentieren          der Auswertung der vorliegenden Unterlagen zu den 111
derartige Flächen ein vorübergehendes Stadium innerhalb            untersuchten FFH-Gebieten ergab sich folgendes Bild im
der kulturbedingten Sukzession von bewirtschafteten hin zu         Hinblick auf die Bewertung gebietsfremder Baumarten:
unbewirtschafteten Wäldern. In diesem Zusammenhang von             •• Bei einigen FFH-Dokumenttypen, wie das „Sofortmaß-
besonderem Interesse sind Hinweise auf den Erhaltungszu-               nahmenkonzept“ und das „Vorläufige Waldbehandlungs-
stand der Wald-Lebensräume in Abhängigkeit vom Vorkom-                 konzept“, fehlten meist Angaben zu gebietsfremden Ar-
men und Ausbreitungsverhalten (Invasivität) gesellschafts-             ten und deren Einfluss auf die Erhaltungszustände der
fremder Baumarten. Anhand der Kriterien „lebensraum-                   FFH-Lebensräume. Das traf vereinzelt auch auf andere
typisches Arteninventar“ und „Beeinträchtigungen“ bei der              Dokumenttypen zu.
Beurteilung von Einzelerhaltungszuständen soll nachvollzo-         •• Zuweilen beziehen sich die FFH-Dokumente auf die Er-
gen werden, welchen Einfluss gesellschaftsfremde Baumar-               gebnisse der Ersteinschätzung, die im Standardmeldebo-
ten auf den Erhaltungszustand insgesamt besitzen.                      gen der EU dokumentiert ist.
    Die FFH-Richtlinie schließt das Vorkommen gebietsfrem-         •• Die Mehrheit der untersuchten Dokumente fußt jedoch
der Baumarten in den Flächen der Wald-Lebensräume nahe-                auf einer konkreten Flächenbeurteilung.
zu aus. Eine begrenzte Beimischung in den angrenzenden             Insgesamt berücksichtigen 82 FFH-Dokumente ein gebiets-
Nicht-Lebensraumflächen wäre nach der FFH-Richtlinie aber          fremdes Arteninventar summarisch, aber nur 55 FFH-
möglich. Allerdings bestehen zwischen den Personen und             Managementpläne schlüsseln diese Information konkret für
den Gruppen, die an der Aufstellung von Maßnahmen- bzw.            jedes der drei Bewertungskriterien auf. Da in einem Schutz-
Managementplänen beteiligt sind (Naturschutzvertreter,             gebiet durchaus mehrere FFH-Lebensraumtypen vorkom-
Jagdinteressenten, Forstverwaltungen, Waldbesitzer, An-            men können, fanden sich in den 55 FFH-Dokumenten Anga-
rainer, Landschaftsplaner, um nur einige zu nennen) und ei-        ben zu insgesamt 136 Erhaltungszuständen, die sich – ge-
nen Einfluss auf die Planung und die Umsetzung konkreter           trennt nach deren Einzel- und Gesamtzustand – wiederum
Maßnahmen bei der Entwicklung von FFH-Gebieten haben,              auf sieben Wald-Lebensräume verteilen (siehe auch Ta-
unterschiedliche Auffassungen von Naturnähe und der Be-            belle 4).
handlung von Waldschutzgebieten, einschließlich der                     Nach Burckhardt et al. (2004) folgt die Gesamtbeurteilung
Nicht-Lebensraumflächen. Zwischen den verschiedenen                eines Lebensraumes dem Schwerpunkt aller Einzelbewertun-
Landnutzungsinteressen dieser Beteiligten ist daher ein            gen. Demnach sind Abweichungen einzelner Einzelbewertun-
Konsens erforderlich.                                              gen von Fremdbaumarten gegenüber der Gesamtbeurteilung
                                                                   möglich. Diese Abweichungen können sowohl positiver als
                                                                   auch negativer Natur sein und beziehen sich immer auf eine
4.2.1 Bewertungen des Arteninventars und des                       bestimmte Betrachtungsrichtung (z. B. Einzel Gesamt). In Ta-
Gesamterhaltungszustandes von Wald-Lebens-                         belle 4 werden daher Abweichungen der Einzel- gegenüber
räumen                                                             der Gesamtbeurteilung von Wald-Lebensräumen sowie indif-
Der Gesamterhaltungszustand der FFH-Lebensräume setzt              ferente Fälle summarisch betrachtet. Eine positive Abweichung
sich aus den Einzelbewertungen der drei Kategorien „Habitat-       bedeutet in diesem Fall, dass der Erhaltungszustand des
strukturen“, „lebensraumtypisches Arteninventar“ und „Beein-       lebensraumtypischen Arteninventars günstiger beurteilt wur-
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