Naturschutzanforderungen an die Forstwirt-schaft: Douglasienvorkommen in Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebieten
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D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 DOI:10.3220/LBF_2013_201-220 201 Naturschutzanforderungen an die Forstwirt- schaft: Douglasienvorkommen in Fauna- Flora-Habitat-(FFH)-Gebieten Dierk Kownatzki* und Wolf-Ulrich Kriebitzsch* Zusammenfassung Abstract Die Fläche aller FFH-Wald-Lebensraumtypen in Deutschland Nature protection demands on forestry: beträgt ca. 815.000 ha und verteilt sich auf 3.300 Schutzge- presence of Douglas-fir in Natura 2000 biete. Über 84 % dieser Fläche nehmen Buchenwald- und Eichenwald-Lebensraumtypen ein, in denen auch Dougla- sites sien vorkommen könnten. Nach vorsichtiger Einschätzung erscheint in weniger als 40 % aller Wald-FFH-Gebiete ein Vor- The area of all forest habitat types in German Natura 2000 kommen von Douglasie möglich. Die verfügbaren Informa- sites covers about 815.000 ha in 3.300 protected areas. More tionen erlauben derzeitig weder die Identifikation von than 84 % of this area is dominated by beech and oak forest Schwerpunktregionen der Douglasienausbreitung in Wald- habitat types in which Douglas-fir could be present. Based FFH-Gebieten noch von Douglasienanteilen innerhalb dieser on a conservative estimation Douglas-fir could be present in Gebiete. Für genauere Aussagen wurden 111 Wald-FFH- less than 40 percent of these forest habitat types. No infor- Managementpläne, die Wald-Lebensräume mit einer Ge- mation is given according to either focal distribution areas of samtfläche von fast 65.000 ha repräsentieren, nach verschie- Douglas-fir or species-specific proportion of Douglas-fir densten Kriterien ausgewertet. In den Waldflächen dieser within Natura 2000 sites. For more precise statements 111 Gebietsauswahl wachsen Douglasien mit einem mittleren management plans of Natura 2000 sites with a total area of Flächenanteil von 1,54 %. Die mittleren Anteile der Baum- nearly 65.000 ha were analysed. At average 1.54 % of these arten Lärche (3,2 %), Kiefer (3,3 %) und Fichte (7,9 %) sind forest habitat types are covered by Douglas-fir. However, deutlich höher. Im Durchschnitt sind ca. 16,6 % der Waldflä- other habitat uncharacteristic tree species are more frequent chen innerhalb der ausgewählten FFH-Gebiete mit gesell- in these forests (at average larch: 3.2 %, pine: 3.3 %, Norway schaftsfremden Baumarten bestockt. Bei alleiniger Betrach- spruce: 7.9 %). In the studied Natura 2000 sites habitat un- tung der FFH-Wald-Lebensräume sind einzelne gesell- characteristic tree species are present at an area of at average schaftsfremde Baumarten mit Flächenanteilen jeweils unter 16.6 %. Based on the area of the natural forest habitat types 1 % vorhanden. Auch in der Summe aller Baumarten wird die (which represent the protected part of the whole forest area Obergrenze von 10 % für den Lebensraum untypischer Wald- within Natura 2000 sites) single exotic tree species are occur- baumarten stets unterschritten. Somit sind hier die Bedin- ring at proportions less than 1 %, and at proportions below a gungen für einen günstigen Erhaltungszustand nach der Natura 2000 regulation-based upper margin of 10 % if con- FFH-Richtlinie der Europäischen Kommission in den Wald- sidered all together. The forest habitat types of the studied Lebensraumtypen weitgehend erfüllt. In den Nicht-Lebens- Natura 2000 sites fulfil the conditions of a good conservation raumflächen können höhere Fremdbaumartenanteile vor- status. In contrast to that, exotic tree species may be present handen sein. at higher proportions in the non-habitat areas within Natura 2000 sites. Schlüsselworte: Naturschutz, Douglasie, Natura 2000, Gebietsmanagement, Wald-Lebensräume Keywords: nature conservation, Douglas fir, Natura 2000, management plan, forest habitats * Thünen-Institut für Weltforstwirtschaft, Leuschnerstraße 91, 21031 Hamburg Kontakt: dierk.kownatzki@ti.bund.de
202 D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 1 Einleitung Baumarten in Waldschutzgebieten vor, die nach der FFH- Richtlinie (EC, 1992) ausgewiesen wurden; (2) wie lassen sich Die gegenwärtige Baumartenzusammensetzung der Wälder diese Baumarten in das Managementkonzept der FFH-Ge- in Deutschland ist das Ergebnis Jahrtausende langer mensch- biete integrieren; (3) welche Bedeutung wird der Invasivität licher Aktivitäten. Insbesondere in den letzten 200 Jahren der Douglasie beim FFH-Gebietsmanagement beigemessen. führte die Aufforstung und Rekultivierung von stark devas- Diese Auswertungen tragen dazu bei, den Kenntnisstand tierten Flächen zudem häufig zum Anbau von nicht stand- über den Flächenumfang, mit dem gesellschaftsfremde ortsheimischen Arten wie Pinus sylvestris und Picea abies Baumarten in Wald-FFH-Schutzgebieten vorkommen, zu ver- oder sogar gebietsfremden Baumarten. Dementsprechend bessern und die Diskussion um die naturschutzfachliche Be- ist nach Schmitz et al. (2004) die Baumartenzusammenset- handlung dieser Baumarten zu versachlichen. Darauf zung nur in ca. 35 % der Wälder in Deutschland naturnah aufbauend lassen sich erst die naturschutzfachliche und (20,6 %) bzw. sehr naturnah (14,6 %). Die aktuelle Fläche der waldwirtschaftliche Bedeutung dieser Flächen und damit die kulturbetonten und kulturbestimmten (und damit nicht Relevanz dieser Diskussion abschätzen. standortsheimischen) Fichten- und Kiefernwaldtypen (Ar- beitskreis Standortskartierung, 1996) in Deutschland beträgt etwa 1,7 Mio. ha oder 15 % der Gesamtwaldfläche (Schmitz 2 Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat- et al., 2004). Die nach Europa eingebürgerte Douglasie ge- Richtlinie (FFH-Richtlinie) in Wäldern hört zu den gebietsfremden Baumarten und kommt vorwie- gend in kulturbetonten und bestimmten Wäldern auf ca. Deutschlands 105.000 ha vor (Schmitz et al., 2004). Gemessen an der Ge- samtwaldfläche Deutschlands (11,1 Mio. ha) ist der Anteil Um die noch vorhandenen natürlichen Lebensräume in der von Douglasie mit 1,7 % allerdings vergleichsweise gering; Kulturlandschaft Europas über ihren bisherigen nationalen gebietsfremde Baumarten nehmen insgesamt einen Flä- Schutzstatus hinaus zu sichern und zu entwickeln, hat der chenanteil von etwa 4 % ein (Schmitz et al., 2004). Rat der Europäischen Gemeinschaften die Richtlinie 92/43/ Die Douglasie ist waldökologisch und naturschutzfach- EWG oder Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie (EC, 1992) er- lich vielfältig untersucht (u. a. Budde, 2006; Bürger-Arndt, lassen. Die FFH-Richtlinie (EC, 1992) zielt auf die europaweite 2000; Knoerzer, 1999; Reif et al., 2010; Walentowski, 2008). Ausdehnung und Vernetzung von Schutzgebieten ab, um Die Standortansprüche der Douglasie decken sich weitest- eine vom Rückgang bedrohte Artenvielfalt zu erhalten. Der gehend mit denen der Buchen- und Eichen-Wald-Lebensräu- Wechsel aus Offenland- und Waldflächen prägt die Struktur men (Budde, 2006). Dort zeichnet sich die Douglasie durch einer Kulturlandschaft. FFH-Schutzgebiete sind Teile dieser ihre Wüchsigkeit und Vitalität aus. In verschiedenen Bundes- Landschaft und sollen vorwiegend naturnahe und naturbe- ländern wird sie daher bereits „für viele bodensaure Standor- lassene Landschaftsbestandteile bewahren. te als eingebürgert“ angesehen (Reif et al., 2005). Diese Auf- Die FFH-Richtlinie sieht Maßnahmen zur Förderung der fassung fußt im Wesentlichen auf der Erkenntnis, dass sich Gebietsentwicklung vor, die über Maßnahmen- bzw. die Douglasie wie ein Agriophyt verhält (Schroeder, 1968), Managementpläne umgesetzt werden sollen. Für die Erstel- sich also ohne menschliches Zutun lokal verjüngt und damit lung und die Umsetzung von FFH-Managementplänen sind in die vorherrschende Vegetation integriert. Damit erfüllt die die Naturschutzbehörden in den Bundesländern zuständig. Douglasie nach Schmidt (2010) die Kriterien einer neuheimi- Bei den Managementplänen handelt es sich daher um eine schen Art. unabhängige Naturschutzfachplanung. Aufgrund ihrer fach- Befürworter dieser Baumart argumentieren weiterhin, lichen Zuständigkeit für den Wald sind die örtlich zuständi- dass sie aufgrund ihres klimatischen Anpassungsvermögens gen Forstbehörden oder zentral zuständige forstliche Ein- zur Stabilisierung von Waldökosystemen beitragen kann. Da- richtungen bei der Erstellung der Pläne eingebunden. Viel- rüber hinaus könnte die Douglasie die Fichte ersetzen, die fach erarbeiten sie in reinen Waldschutzgebieten die Pläne außerhalb ihrer natürlichen Verbreitung ebenfalls als gesell- eigenverantwortlich, stimmen diese mit allen Beteiligten ab schaftsfremd anzusehen ist und in vielen Gebieten unter den und setzen sie bei der Waldbewirtschaftung um. In Offen- erwarteten Klimabedingungen voraussichtlich nicht mehr land-Wald-Mischgebieten übernehmen die Forstbehörden wachsen kann. Naturschutzfachlich wird die Beimischung häufig den waldökologischen Fachbeitrag. In allen Fällen gebietsfremder Baumarten wie der Douglasie allerdings kri- sind sie am Abstimmungsprozess mit den betroffenen tischer gesehen und häufig pauschal als Beeinträchtigung Grundeigentümern beteiligt. Das FFH-Gebietsmanagement von Waldökosystemen gewertet. setzt damit anders als eine rein betriebliche Planung Eigen- Das Ziel der vorliegenden Untersuchungen ist, durch tümerübergreifend ein abgestimmtes Nutzungsregime zum Auswertung bereits veröffentlichter Maßnahmen- bzw. Biotop- und Artenschutz um. Managementpläne von waldreichen FFH-Gebieten, Informa- Die Behördenverbindlichkeit der FFH-Management- tionen zu Vorkommen gesellschaftsfremder Baumarten (u. a. pläne ist bundesweit uneinheitlich geregelt. In den Ländern, Douglasie) in FFH-Gebieten zusammenzustellen und ihre Be- in denen die FFH-Managementpläne als behördenverbind- deutung für diese Schutzgebiete zu quantifizieren. Dabei lich gelten, sind sie ein integraler Bestandteil der Nutzungs- wird folgenden Fragen nachgegangen: (1) mit welchen An- planung im öffentlichen Wald. Ohne flächenscharfe Fest- teilen kommen Douglasien oder andere gesellschaftsfremde legung bleibt der Fachplan jedoch räumlich und zeitlich un-
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 203 konkret und damit angesichts grob formulierter Erhaltungs- wickelt (EC, 1994). Mit dem Standarddatenbogen werden alle und Entwicklungsziele unverbindlich (Erb, 2007). Im nicht für ein Gebiet relevanten Angaben zusammengetragen, in ei- öffentlichen Wald beruht die Umsetzung der abgestimmten ner Access-Datenbank Natura 2000-Sachdaten zusammenge- Maßnahmen im Wesentlichen auf Freiwilligkeit. Daher wer- fasst und laufend aktualisiert (BfN, 2010). Anhand dieser Da- den beispielsweise im Privatwald konkrete Maßnahmen tenbank sind von den in der FFH-Richtlinie definierten durch spezielle Förderprogramme und den Vertragsnatur- Wald-Lebensraumtypen 17 mit einer Fläche von nahezu schutz gezielt umgesetzt. 815.000 ha in etwa 3.300 Schutzgebieten vertreten (Ssymank, Selten liegen die schützenswerten Offenland- und Wald- 2007); darunter ca. 88.000 ha mit prioritärem Charakter (siehe Lebensräume unmittelbar nebeneinander. Sie sind vielmehr Tabelle 1). Diese 3.300 FFH-Gebiete repräsentieren eine Ge- in einem Landschaftsmosaik aus unterschiedlichsten Flä- bietsfläche von fast 1,9 Mio. ha (Thoroe, 2009). Über die Wald- chencharakteristiken einschließlich naturfernerer Über- anteile in den einzelnen FFH-Gebieten liegen allerdings keine gangsbereiche und Kulturflächen eingebettet und zudem Angaben vor. Abweichend von den Angaben der Tabelle 1 mit unterschiedlichen Flächenanteilen innerhalb der FFH- zählen Dieter et al. (2012) 3.565 ha bewaldete Küstendünen Schutzgebiete präsent. Insgesamt sind in Deutschland (ein- (EU-Code 2180) ebenfalls zu den Wald-Lebensräumen. schließlich der Meere und Meeresküsten) 4.617 FFH-Gebiete Ein bedeutender Anteil der Wald-Lebensräume war mit einer Gesamtfläche von mehr als 5,4 Mio. ha ausgewie- bereits vor der Ausweisung als FFH-Gebiet durch nationales sen worden, von denen allein 2,1 Mio. ha zu Gewässerlebens- Naturschutzrecht geschützt. Mehrheitlich handelt es sich räumen (Meere, Seen, Flüsse) gehören (BfN, 2010). Die terres- dabei um Vorrangflächen für den Arten- und Biotopschutz, trischen FFH-Gebiete in Deutschland erstrecken sich über die es dauerhaft in ihrem Bestand und ihrer natürlichen Fort- eine Gesamtfläche von 3,3 Mio. ha. entwicklung zu sichern gilt. Das geschieht in vielen dieser Lebensräume im Rahmen einer naturnahen Waldbewirt- schaftung, die i. d. R. in Managementplänen festgelegt und 2.1 Wald-Lebensräume in FFH-Gebieten zwischen den Interessensgruppen abgesprochen ist. Ge- Zur europaweit einheitlichen Erfassung aller Natura 2000-Ge- legentlich wird auf die Bewirtschaftung dieser Vorrang- biete, zu denen auch FFH-Gebiete zählen, hat die flächen sogar vollständig verzichtet, um deren unbeeinfluss- Europäische Kommission einen Standarddatenbogen ent- te Entwicklung zu beobachten. Tabelle 1 Aktualisierte Übersicht zu den Wald-Lebensraumtypen auf der Basis von 4.617 erfassten Natura 2000-Gebieten in Deutschland; nach Ssymank (2007) verändert und ergänzt (Quelle: BfN, 2010). Wald-Lebensraumtyp EU-Kürzel Anzahl Flächenanteil Flächenanteil zus.-gefasst FFH-Gebiete (in ha) (in %) (in %) Bodensaure Buchenwälder 9110 1.253 240.620 29,5 Atlant. bodensaure Buchen-Eichenwälder 9120 36 480 0,1 Basenreiche Buchenwälder Mitteleurop. Bergahorn-Buchenwälder 9130 9140 1.327 26 328.090 1.580 40,3 0,2 } 72,1 Kalkbuchenwälder 9150 364 15.980 2,0 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder 9160 766 33.675 4,1 } Sek. Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder 9170 580 49.200 6,0 12,3 Alte bodensaure Eichenwälder 9190 530 17.595 2,2 Pannon. Eichen-Hainbuchenwälder 91G0* 10 105 < 0,1 Schlucht- und Hangmischwälder 9180* 705 13.750 1,7 Moorwälder 91D0* 738 26.120 3,2 } Erlen-/Eschen-Auenwälder 91E0* 1.947 48.025 5,9 12,6 Ulmen-/Eichen-Hartholz-Auenwälder 91F0 163 14.410 1,8 Mitteleurop. Flechten-Kiefernwälder 91T0 11 185 < 0,1 Kiefernwälder d. sarmantischen Steppe 91U0 24 85 < 0,1 } Montane/alpine bodensaure Fichtenwälder 9410 136 23.210 2,9 3,0 Alpine Lärchen-/Lärchen-Arvenwälder 9420 6 1.215 0,1 Sa. 3.294** 814.325 * prioritäre Lebensraumtypen ** Da in jedem FFH-Gebiet auch mehrere Wald-Lebensraumtypen vorkommen können kann ihre Anzahl nicht über die Zahl der Wald-FFH-Gebiete direkt abgeleitet werden; sie wurde daher aus den Natura 2000-Sachdaten (BfN, 2010) separat abgeleitet
204 D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 Tabelle 1 enthält die aktualisierten Angaben zu den Wald-Le- 3.2 Stichprobenpunktinformationen der Zweiten bensraumtypen in den derzeit 4.630 FFH-Gebieten Deutsch- Bundeswaldinventur (BWI²; Stand 2002) lands. Die kumulierten Flächen aller Wald-Lebensräume be- Eine weitere Möglichkeit zur Schätzung des Douglasienvor- tragen demnach insgesamt 814.325 ha und ver- kommens in FFH-Gebieten bieten die Inventurergebnisse teilen sich auf 3.294 FFH-Gebiete. Nach Tabelle 1 bilden der Zweiten Bundeswaldinventur (BWI², Schmitz et al. 2004) Buchenwald- und Eichenwald-Lebensraumtypen (Anhang I in Verbindung mit den geografischen Informationen zu den der FFH-Richtlinie) mit über 84 % den flächenmäßigen Außengrenzen der FFH-Gebiete. Für jede Traktecke eines geo- Schwerpunkt der FFH-Gebietsausweisung in Wäldern. referenzierten BWI-Stichprobenpunktes sind die Anteile der vorkommenden Baumarten erfasst. Somit lässt sich für jede Traktecke mit anteilig erfasster Douglasie prüfen, ob sie sich 3 Datengrundlagen zu Douglasienvor- in einem FFH-Gebiet befindet. Neben der Zuordnung zu kommen in FFH-Gebieten in Deutschland einem FFH-Gebiet ist auch der Douglasienanteil für jede Traktecke in einer Übersichtskarte darstellbar. Douglasien wachsen in Deutschland auf Waldflächen unter- schiedlicher Besitzarten, so dass die Vorkommen nicht zent- ral erfasst sind. Selbst auf der Ebene der Forstbetriebe liegen zu Vorkommen und Flächenausdehnung Informationen nur unvollständig vor, da erst ab einer bestimmten Flächengröße eine forstliche Betriebsplanung mit Angaben zum Baum- arteninventar vorgeschrieben ist. Daten hierzu sind zudem zum größten Teil nicht öffentlich zugänglich. Daher mussten für die Erhebung der bundesweiten Douglasienvorkommen andere Datenquellen erschlossen werden. 3.1 FlorKart-Informationen (Quelle: www.floraweb.de) Bundesweite Information zu Douglasienvorkommen liefert die zentrale Datenbank FlorKart, die im Auftrag des Bundes- amtes für Naturschutz (BfN) aus den Daten zweier separater Vegetationskartierungen in West- und Ostdeutschland ent- wickelt wurde. Die Angaben zu Vorkommen von Pflanzen- arten beziehen sich auf Messtischblatt-Viertel (BfN, 2009). Je nach regionaler Kartierdichte weist die Datenbank allerdings Lücken auf. Aus der Datenbank FlorKart lassen sich kartogra- fische Übersichtsdarstellungen zur Verbreitung von Pflan- zenarten erzeugen, die das Online-Informationsangebot des BfN und des Netzwerkes zur Phytodiversität (www.floraweb. de) auch für die Douglasie bereitstellt (vgl. Abbildung 1). Die zentrale Bezugseinheit für die Kartendarstellung in FlorKart ist das Messtischblatt, eine topografische Karte im Maßstab Abbildung 1 1:25.000, mit seinem Hoch- und Rechtswert. Die Messtisch- Potentielle Schwerpunkte der Douglasienverbreitung in blattinformation zu Douglasienvorkommen lässt sich mit an- Deutschland nach Angaben von FlorKart auf der Grundlage deren Angaben auf der gleichen Kartengrundlage abglei- von Messtischblattinformationen (BfN, 2009); schwarz ge- chen, wie beispielsweise mit der Gebietskennung oder dem füllte Punkte repräsentieren Messtischblätter mit Vorkom- Flächenzuschnitt von FFH-Gebieten. men von Douglasie, die nach 1950 nachgewiesen sind; weiß Die Abbildung 1 repräsentiert 608 Messtischblätter, in gefüllte Punkte markieren Vorkommen, die nach 1950 nicht denen Douglasien wachsen (BfN, 2009). Zusätzlich sind vier mehr nachgewiesen sind. Großregionen mit potentiell gehäuftem Vorkommen dieser Baumart durch rote Ovale markiert; u. a. das Sauerland und der Pfälzerwald. Hinweise auf die forstlich bedeutsamen Vor- 3.3 Natura 2000-Sachdaten kommen im Schwarzwald dagegen fehlen in dieser Abbil- Die Datenbank der Natura 2000-Sachdaten (BfN, 2010) er- dung (vgl. z. B. Kownatzki et al., 2011; Abb. 2.2, S. 22). möglicht kriterienbezogene Abfragen, beispielweise nach
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 205 Abbildung 2 Karte der FFH-Gebiete mit hohem Waldanteil (N = 1.300) auf Messtischblattebene. Die Zahlenangabe in den gelben Feldern entspricht der Anzahl waldreicher FFH-Gebiete pro Messtischblatt. Die stark ge- rahmten Felder repräsentieren die Auswahl von 111 Wald-FFH-Gebieten, deren Unterlagen ausgewertet wurden.
206 D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 der Flächensumme der Wald-Lebensräume (vgl. Tabelle 1) räume repräsentieren, aber faktisch eine systematische Er- oder aber nach Wald-FFH-Gebieten, in denen die Wald- weiterung der bisherigen Schutzgebietskulisse darstellen. Lebensräume auf wenigstens einem Viertel der Gebiets- fläche dominieren. Diese zuletzt genannten, als waldreich eingestuften Wald-FFH-Gebiete (N = 1.300) erstrecken sich 4 Ergebnisse über eine Fläche von insgesamt 1,6 Mio. ha. Sie bilden die Grundgesamtheit, aus der eine zufällige Unterstichprobe an 4.1 Annäherung an Douglasienvorkommen in FFH-Dokumenten (N = 111) im Weiteren ausgewertet wird. FFH-Gebieten in Deutschland Diese Stichprobe ist nahezu gleichmäßig über das Bundes- Die Ergebnisdarstellung folgt dem Detaillierungsgrad der ver- gebiet verteilt (siehe Abbildung 2). fügbaren Informationen und gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil enthält Übersichtskarten zu Douglasienvorkommen und FFH-Gebieten und beginnt mit den auf dem Messtisch- 3.4 Managementpläne ausgewählter FFH-Gebiete blatt spezifizierten FlorKart-Daten in Übereinstimmung mit Wegen der Zuständigkeit der Bundesländer ist der inhalt- der Natura 2000-Gebietskennung. Auch die Stichproben- liche Aufbau und Informationsgehalt von Management- punkte der Zweiten Bundeswaldinventur, die in FFH-Gebieten plänen oder vergleichbaren Dokumenten eher uneinheitlich, liegen, halten punktuelle Informationen zu Douglasienan- wie der Vergleich von Unterlagen aus verschiedenen Län- teilen bereit. Abschließend wurden die gebietsunspezifischen dern zeigt. Gewisse Grunddaten wie Angaben zur Gebiets- FlorKart-Informationen zur Douglasie mit den Texthinweisen größe und zu FFH-Lebensräumen sind generell vorhanden. der ausgewerteten 111 FFH-Dokumente abgeglichen und auf In einigen Plänen fehlt aber die Angabe der Waldfläche und das Messtischblattraster übertragen. nicht immer enthalten die Dokumente die gewünschten Der zweite Teil liefert zunächst Informationen zur Art der Daten, um Fragen zur ökologisch-naturschutzfachlichen Be- ausgewerteten FFH-Dokumente, der zugehörigen Gebiets- handlung der Douglasie zusammenfassend beantworten zu und Waldfläche sowie zur Art des Waldbesitzes. Zentrale können. In einigen Fällen ließen sich allerdings die ge- Punkte der Auswertung sind (1) die Struktur des Waldbesit- wünschten Informationen aus vorhandenen Daten rech- zes mit unterschiedlicher Referenzfläche, (2) die Flächenan- nerisch ermitteln oder durch Informationen aus Zusatzdo- teile gesellschaftsfremder Baumarten (a) am Baumartenin- kumenten (Anhängen, Gebietsübersichten, etc.) ergänzen. ventar bzw. (b) in den Wald-Lebensraumtypen ausgewählter Die Erstellung von Maßnahmenplänen ist länderweise FFH-Gebiete sowie (3) Einzel- und Gesamterhaltungszustän- unterschiedlich weit fortgeschritten. Nach Angaben des BfN de vorkommender Wald-Lebensraumtypen. Abschließend (2011) sind für etwa 12 % aller FFH-Gebiete Management- sind die in den FFH-Dokumenten vorhandenen Hinweise (a) pläne einschließlich Bewirtschaftungserlasse und Sofort- zur Ausbreitungsbiologie der Douglasie, (b) zur veränderten maßnahmenkonzepte verfügbar. Hinsichtlich der Verfügbar- Baumartenwahl sowie (c) zur optionalen Integration der keit abgestimmter FFH-Managementpläne bestehen daher Douglasie wiedergegeben. regional erhebliche Unterschiede, die nur bedingt mit den Schwerpunkten von Douglasienvorkommen in Deutschland übereinstimmen (vgl. Abbildung 1). 4.1.1 Douglasienvorkommen in Überein- Als Grundlage für die Auswertung der Management- stimmung von Messtischblattinformationen der pläne hat sich deshalb statt einer Beschränkung auf mög- FlorKart- und Natura 2000-Daten liche Schwerpunktregionen der Douglasienverbreitung eine Der Abgleich der FlorKart-Douglasienverbreitungskarte (Abbil- in Bezug auf die potentiellen Douglasienvorkommen eher zu- dung 1) mit den Messtischblattinformationen über terrestri- fällige, aber bezogen auf die Waldflächenausstattung für sche FFH-Gebiete ergab, dass in 353 der ursprünglich 608 Deutschland repräsentative Auswahl von FFH-Gebieten erge- Messtischblättern mit Douglasie sich auch FFH-Gebiete befin- ben (vgl. Abbildung 2). Für die Beantwortung einer Reihe von den (Signatur in Abbildung 3: violette Felder). Nach Angaben Fragen zu Douglasienvorkommen in Wald-FFH-Gebieten der Natura 2000-Sachdaten (BfN, 2010) lassen sich etwa ein wurden die Unterlagen der Unterstichprobe (siehe Kap. 3.3) Drittel aller terrestrischen FFH-Gebiete (N = 1.300) als waldreich auf textliche Hinweise (a) zum Vorhandensein von Dougla- einstufen. Die Anzahl der FFH-Gebiete mit prägendem Waldan- sien und anderer gesellschaftsfremder Baumarten in Wald teil sind zusätzlich in dem Messtischblattraster eingetragen. und Wald-Lebensräumen, (b) zur Struktur des Waldbesitzes Violette Felder mit Zahlenangabe enthalten sowohl Douglasi- und (c) zum Erhaltungszustand des Gebiets oder der dort vor- en als auch Wald-FFH-Gebiete. Aus dieser räumlichen Paralle- kommenden FFH-Lebensräume gesichtet und ausgewertet. lität lässt sich aber kein unmittelbarer Hinweis auf ein Vorkom- Soweit vorhanden wurden dabei Angaben zu den Antei- men von Douglasien innerhalb des Schutzgebietes ableiten. len gesellschaftsfremder Baumarten, getrennt nach der Flä- Wertet man die violetten Felder mit Zahlangabe als mögli- chenzugehörigkeit zu Wald allgemein und zu den einzelnen ches Douglasienvorkommen in waldreichen FFH-Gebieten, Wald-Lebensraumtypen im Besonderen, zusammengestellt erhält man insgesamt 159 Messtischblätter, die wiederum 220 und analysiert. In diesem Zusammenhang interessiert auch Wald-FFH-Gebiete repräsentieren. Auf der Grundlage dieser die Behandlung von Waldflächen innerhalb von FFH-Gebie- Informationen könnten in weniger als 20 % aller 1.300 Wald- ten, die definitionsgemäß keine natürlichen Wald-Lebens- FFH-Gebiete Douglasien wachsen. Im erlaubten Umkehr-
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 207 Abbildung 3 Karte der gleichzeitigen Präsenz von Douglasienvorkommen (nach FlorKart) und FFH-Gebieten auf Messtischblattebene Die Zahlenangabe in den gelben und violetten Feldern gibt die Zahl der waldreichen FFH-Gebiete pro Messtischblatt an. Die gleichzeitige Präsenz von FFH-Gebieten (auch mit geringen Waldanteilen oder waldfrei) und Douglasienvorkommen auf ein und demselben Messtischblatt ist durch die violett eingefärbten Quadrate gekennzeichnet (N = 353) – ermittelt von Franz Kroiher, Thünen-Institut für Waldökosysteme, Eberswalde auf der Grundlage von FlorKart und einer Karte mit den digi- talen Außengrenzen aller FFH-Schutzgebiete in Deutschland (Quellen: www.floraweb.de; www.BfN.de). Weitere Hinweise siehe Text.
208 D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 Abbildung 4 Douglasienvorkommen in FFH-Gebieten auf Basis der Zweiten Bundeswaldinventur (BWI²) mit Angaben zu den auf den Stichprobenpunkten ermittelten Douglasienanteilen
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 209 schluss sollten demnach in einem Großteil der Wald-FFH-Ge- der gesamten Unterstichprobe vorhanden. Im Gegensatz biete keine Douglasien vorhanden sein. Diese Aussage gilt es dazu befinden sich Hinweise auf Anbauten von Douglasien anhand von konkreteren Informationen über Baumartenvor- (Signatur in Abbildung 5: dunkelblau gerahmte hellblaue kommen in den ausgewählten FFH-Gebieten zu überprüfen. Felder) in 32 der 86 übrigen ausgewerteten Unterlagen von FFH-Gebieten, die nach den vorliegenden Messtischblattan- gaben der FlorKart-Verbreitungskarte (Abbildung 1) potenti- 4.1.2 Douglasienvorkommen in FFH-Gebieten ell als douglasienfrei gelten durften. Insgesamt sind somit in nach Angaben der Bundeswaldinventur (BWI²) 40 der 111 betrachteten FFH-Gebiete Douglasienvorkom- In Abbildung 4 sind die 1.506 Traktecken der BWI² darge- men dokumentiert. Damit wird der eingangs vermutete Ge- stellt, auf denen Douglasien festgestellt worden sind. Von bietsanteil von 20 % sichtlich überstiegen. diesen dargestellten Traktecken liegen 211 wiederum in FFH- Ursächlich für diese Befunde kann einerseits sein, dass die Gebieten und sind mit dem auf der jeweiligen Traktecke er- FlorKart-Angaben sich zwar auf Wald innerhalb des Messtisch- mittelten Anteil von Douglasie wiedergegeben (siehe Abbil- blatt-Viertels, aber nicht explizit auf den Wald in FFH-Gebieten dung 4). des gleichen Messtischblattes beziehen. Andererseits ist es Das Stichprobenraster der BWI² ist grundsätzlich geeig- möglich, dass die Informationen von FlorKart den Wald inner- net, Fragen zum Wald in Deutschland repräsentativ zu beant- halb eines Messtischblatts nicht vollständig abdecken oder worten. Eine Hochrechnung aus den Daten der BWI² ergibt trotz einer laufenden Fortschreibung nicht mehr aktuell sind. zwar eine Waldfläche von schätzungsweise 1,9 Mio. ha (etwa Grundsätzlich gilt, dass sich aus der Douglasienverbreitungs- 17 % an der Gesamtwaldfläche) in der terrestrischen FFH- karte somit keine generellen Rückschlüsse auf Vorkommen in Schutzgebietskulisse (Thoroe, 2009). Für diesen Anteil lassen FFH-Gebieten ziehen lassen. Für konkrete Aussagen hierzu ist sich jedoch keine statistisch gesicherten Baumartenanteile eine einzelfallweise Überprüfung für jedes Gebiet erforderlich. angeben; insbesondere nicht für die stichprobentechnisch Unabhängig vom tatsächlichen Informationsgehalt der Ver- seltene Douglasie. Dennoch stimmt die ermittelte Anzahl breitungskarte und unter der Annahme, dass die Unterstich- von 211 FFH-Gebieten mit Douglasie der Größenordnung probe für Wald-FFH-Gebiete als repräsentativ gelten kann, ist nach recht gut mit den oben genannten FlorKart-Angaben in etwas weniger als 40 % aller Wald-FFH-Gebiete ein Vor- überein. Im Vergleich zu Letzteren bestehen allerdings deut- kommen von Douglasien möglich. Dies ist erkennbar mehr, liche Unterschiede hinsichtlich der geografischen Schwer- als nach den FlorKart-Angaben ursprünglich zu vermuten punkte der Douglasienverbreitung, so dass die genannte war. Nach vorsichtiger Einschätzung könnten somit in etwa Zahl von 211 FFH-Gebieten eher eine untere Grenze von 500 Wald-FFH-Schutzgebieten Douglasien wachsen. Diese Natura 2000-Arealen darstellen dürfte, in denen Douglasien Zahl sollte nach Fertigstellung aller Managementpläne für wachsen. den Wald überprüft werden. Von Interesse ist auch die bisher nicht geklärte Frage, mit welchen Flächenanteilen die Dou- glasie in diesen Gebieten tatsächlich auftritt. 4.1.3 Douglasienvorkommen in der Unterstich- probe von 111 Wald-FFH-Gebieten In Übereinstimmung mit Abbildung 3 ist in 25 der 111 Wald- 4.1.3.1 Flächenangaben FFH-Gebiete (Signatur in Abbildung 5: violette Quadrate) ein Laut Tabelle 2 haben die 111 FFH-Gebiete zusammen eine Vorkommen von Douglasie zu vermuten. Das entspricht wie- Fläche von fast 215.000 ha, in der eine Waldfläche von nahe- derum einer Größenordnung von etwa 20 %. Tatsächlich sind zu 135.000 ha (nach den Angaben von 105 Gebieten) enthal- aber nach Auswertung der vorliegenden FFH-Dokumente ten ist. Die Schutzgebietsgröße der untersuchten Gebiete va- Douglasien (dunkelblau gerahmte violette Quadrate) in nur riiert von 13 bis über 56.000 ha und umfasst in der Summe 8 der 25 möglichen Gebiete und damit in weniger als 10 % mehr als 64.800 ha naturnahe Wald-Lebensraumtypen. Tabelle 2 Übersicht der Unterlagen zu den 111 erfassten FFH-Gebieten Art des Dokuments Anzahl Gebietsfläche davon mit Waldfläche Angaben zu Art (in ha) Angaben zu Wald (in ha) des Waldbesitzes Managementplan 59 51.022,9 56 34.662,8 55 Pflege- und Entwicklungsplan 17 34.823,3 17 25.948,8 17 Vorläufiges Waldbehandlungskonzept 15 30.430,0 15 26.165,0 k. A. Sofortmaßnahmenkonzept 11 5.740,1 9 4.809,7 8 Sonstige* 9 92.742,9 8 43.228,0 4 Summe 111 214.759,2 105 134.814,3 84** * u. a. Bewirtschaftungserlass, -plan, Nationalparkplan, Biosphärenreservatplan ** repräsentieren in der Summe eine Waldfläche von 107.558,8 ha
210 D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 Abbildung 5 Gebietsauswahl von 111 Wald-FFH-Gebieten (violette und hellblaue Felder) auf dem Messtischblattraster von Deutschland. Violette Felder (N = 25), ohne die Zahlenangabe im Feld selbst zu berücksichtigen, bezeichnen Messtischblätter, in denen lt. FlorKart Douglasienvorkommen anzutreffen sind (vgl. Abbildung 2). Hellblaue Felder (N = 86) bezeichnen Messtischblätter, in denen nach FlorKart keine Douglasienvorkommen existieren (vgl. Abbildung 2). In den dunkelblau gerahmten hellblauen und violetten Feldern wurden Douglasien in der FFH-Gebietsauswahl gefunden (N = 40). In den ungerahmten violetten bzw. hell- blauen Feldern gibt es in den Unterlagen über die FFH-Gebiete keine Hinweise auf das Vorhandensein von Douglasie, dies gilt auch für die violetten Quadrate trotz eines FlorKart-Hinweises auf Douglasienvorkommen im zugehörigen Messtischblatt.
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 211 Zudem sind innerhalb dieser FFH-Gebiete 159 Naturschutz- während Privatwaldbesitz in diesen Gebieten sichtlich unter- gebiete mit einer Gesamtfläche von fast 45.500 ha und, sich proportional vorhanden ist. Die Zahlen spiegeln den Umstand teilweise mit den Intensivschutzflächen überschneidend, sehr gut wieder, dass sich ein Flächenanteil von etwa 72 % der 5.545 ha Naturwald ausgewiesen. FFH-Gebiete in öffentlichen Wäldern befindet (Sippel, 2007). Die Daten zur Baumartenverteilung innerhalb der Wald- In Hinblick auf die Ausweisung von naturschutzrechtlich flächen bzw. der Wald-Lebensräume in den FFH-Dokumen- intensiv geschützten Flächen in Wäldern der unterschied- ten stammen teils aus eigens hierfür durchgeführten Erhe- lichen Besitzarten stellt Polley (2009) auf der Grundlage von bungen und teils aus den forstbetrieblichen Unterlagen. BWI²-Daten fest, dass solche Gebiete vermutlich auch im Kom- Ähnliches gilt für die Aussagen zu den umzusetzenden Maß- munalwald überproportional präsent sind. Ansonsten wird nahmen, die je nach Quelle einerseits sehr detailliert und auf die Aussage für die beiden übrigen Waldbesitzarten bestätigt. die Einzelfläche bezogen sind und andererseits sehr allge- mein gehalten sind. 4.1.3.3 Anteil der Baumart Douglasie und anderer als gesellschaftsfremd eingestufter Waldbaum- 4.1.3.2 Struktur des Waldbesitzes arten am Baumarteninventar In 84 der 111 FFH-Dokumente fanden sich für über 107.500 Ein Kriterium für die naturschutzfachliche Beurteilung des Er- ha Wald (ca. 80 % der erfassten Waldfläche) flächenbezogene haltungszustands von FFH-Gebieten ist das Vorkommen ge- Angaben zu den Eigentumsverhältnissen, aus denen sich die sellschaftsfremder Baumarten. So schmälern Fremdbaum- Verteilung auf die verschiedenen Waldbesitzarten herleiten arten einerseits das „lebensraumtypische Arteninventar“ und lässt (siehe Abbildung 6). Aus Gründen der Vereinfachung zum anderen stellen sie eine „Beeinträchtigung“ in Bezug auf wurden drei Gruppen von Waldbesitzern (Bundes- bzw. Lan- die natürliche Entwicklung von Lebensräumen dar (vgl. deswald, Körperschaftswald, Privatwald) unterschieden. Burckhardt et al., 2004). Folglich geht dieses als bedeutend eingestufte Kriterium in die für FFH-Gebiete vorgegebenen Bewertungsschemata gleich zweimal ein, und zwar in den 70 beiden zuvor genannten Kategorien; „lebensraumtypisches Flächenauswahl (84 FFH-Gebiete) Arteninventar“ und „Beeinträchtigungen“. Auf die dritte Be- 60 Intensivschutzflächen im Wald (verändert nach Polley, 2009) Gesamtwaldfläche Deutschlands (Schmitz et al., 2004) wertungskategorie „Habitatstrukturen“ haben gesellschafts- 50 fremde Arten keinen ersichtlichen Einfluss. Den definitorisch günstigsten Erhaltungszustand errei- Flächenanteil (%) 65,2 40 chen die laut FFH- und Vogelschutzrichtlinie Anhang I be- sonders gefährdeten, prioritären Lebensraumtypen, wenn 46,8 30 47,2 ausschließlich die für den Lebensraum typischen Arten vor- kommen. In Waldökosystemen sind hiervon alle Vegetations- 20 33,5 33,3 schichten betroffen, nicht nur die Baumschicht. Bezogen auf 19,7 19,5 die Fläche des jeweiligen FFH-Lebensraumtyps ist in den 10 17,8 17,0 nicht prioritären Wald-Lebensraumtypen ein Anteil lebens- 0 raumfremder Baumarten von weniger als 10 % zulässig, ohne Bundes- und Privatwald Körperschaftswald dass dies einen Grund zu einer qualitativen Herabstufung Landeswald darstellt (siehe a. Burckhardt et al., 2004). In Kombinationen mit anderen Kriterien können sich jedoch die einzelnen Ef- Abbildung 6 fekte addieren und in ihrer Gänze doch zu einer ungünstige- Prozentuale Flächenanteile von 84 FFH-Gebieten der Unter- ren Entwicklungsstufe führen. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn stichprobe an verschiedenen Waldbesitzarten sowie prozen- mehrere gebietsfremde Baumarten mit Anteilen jeweils tuale Flächenanteile von Intensivschutzflächen im Wald und unter 10 % vorkommen. Welche Rolle dabei die einzelne Baum- von der Gesamtwaldfläche an den Waldbesitzarten art spielt, ist stets vom konkreten Beispiel abhängig. In der (Intensivschutzfläche im Wald bzw. Gesamtwaldfläche = 100 %). Summe ist nach der FFH- und Vogelschutzrichtlinie ein Anteil bis zu 30 % zulässig, um noch als natürlicher Lebensraum eingestuft zu werden. Bei Anteilen über diesem Wert sollten In der Gebietsauswahl verteilen sich die Waldflächen zu fast keine Wald-Lebensraumtypen mehr ausgewiesen werden. zwei Drittel auf staatlichen Waldbesitz, während die übrigen Nicht alle 111 betrachteten FFH-Dokumente enthalten In- Waldflächen zu fast gleichen Teilen (etwas mehr als ein Sechs- formationen über gebiets- bzw. gesellschaftsfremde Baum- tel) dem Privat- bzw. Körperschaftswald zuzurechnen sind. Im arten. Die vorhandenen Angaben beziehen sich teils allge- Vergleich zur gesamtdeutschen Waldbesitzstruktur (Schmitz mein auf die Waldfläche und teils spezifischer auf jeden ein- et al., 2004) mit einem Drittel Staatswald, etwa einem Fünftel zelnen Wald-Lebensraumtyp. Letzteres ermöglicht eine we- Körperschaftswald und über 47 % Privatwald sind die staatli- sentlich differenziertere Betrachtung von Flächenanteilen chen Wälder in den 84 FFH-Gebieten überproportional vertre- und möglichen Beeinträchtigungen der Wald-Lebensräume. ten. Der hier vorgefundene Kommunalwaldanteil entspricht in Auch wenn die Bewertung des Erhaltungszustandes etwa dessen Anteil an der Gesamtwaldfläche Deutschlands, primär den unmittelbaren Bezug zu den Wald-Lebensraum-
212 D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 90 Übrige (im Mittel 0,61 %) 80 Kiefer (im Mittel 3,32 %) Lärche (im Mittel 3,19 %) Fichte (im Mittel 7,90 %) 70 Douglasie (im Mittel 1,54 %) 60 Anteile (%) 50 40 30 20 10 0 ,7 ,1 ,4 ,2 ,4 ,9 ,3 ,4 ,4 ,6 ,4 ,3 ,4 ,3 ,5 ,5 ,5 92 ,9 02 ,8 ,7 28 2 ,6 ,9 88 ,7 ,5 ,2 85 ,9 ,1 ,4 ,6 ,4 ,9 62 ,9 ,3 ,4 60 ,7 ,9 ,1 ,9 ,5 5 ,3 ,5 6 t 16 24 50 51 62 92 99 99 111 127 139 146 151 163 168 176 189 1 194 2 208 210 2 23234 256 2 291 354 356 3 408 438 441 452 476 496 5 588 645 683 7 769 857 863 873 760 257863 149 571esam 1 3 5 G Fläche (in ha) Abbildung 7 Nach Gebietsgröße geordnete prozentuale Anteile gesellschaftsfremder Baumarten (Douglasie, Fichte, Lärche, Kiefer, Übrige) in 51 FFH-Gebieten, jeweils bezogen auf ihre Waldfläche. Die Säulenhöhe repräsentiert den prozentualen Anteil aller gesellschaftsfremden Baumarten im jeweiligen FFH-Gebiet. Die Farbsegmente innerhalb einer Säule repräsentieren die im FFH-Gebiet vorkommenden Fremdbaumarten. Am Säulenfuß ist die Gebietsgröße notiert und die Säulen sind der Gebietsgröße nach angeordnet. flächen sucht, sind in 51 FFH-Dokumenten lediglich die An- Mittel 7,90 %), bei Kiefer bis zu 46,9 % (im Mittel 3,32 %) und teile der fraglichen Baumarten mit Bezug zur jeweiligen Ge- bei Lärche etwas moderater bis zu 17,0 % (im Mittel 3,19 %) bietswaldfläche angegeben (siehe Abbildung 7). Die bezogen auf die Waldfläche der untersuchten Gebiete. Mit Angaben vermitteln einen ersten Eindruck zur Präsenz von einem ähnlichen Variationsbereich wie Douglasie und einen gebiets- bzw. gesellschaftsfremden Baumarten in FFH-Ge- mittleren Anteil von 0,61 % treten alle übrigen gebietsfrem- bieten und zu deren Beurteilung in Hinblick auf einen mehr den Baumarten in ihrer Bedeutung sichtlich hinter den be- generellen Erhaltungszustand. reits genannten Arten zurück. Bei einer konkreten Einzelfall- In Abbildung 7 sind die relativen Anteile gebiets- bzw. ge- betrachtung und in der Zusammenschau aller Arten kann sellschaftsfremder Baumarten dieser 51 FFH-Gebieten in sich dies möglicherweise anders darstellen. einem Säulendiagramm dokumentiert. Die dargestellten FFH- In 12 dieser 51 Gebiete sind alle Fremdbaumarten zu- Gebiete repräsentieren eine Waldfläche von fast 33.900 ha sammengefasst mit einem Waldflächenanteil von mehr als und bilden einen relativ guten Querschnitt kleiner, mittlerer 30 % vorhanden, womit hier bezogen auf Wald allgemein die und großer Areale ab. Der Anteil der Douglasie variiert in den Obergrenze zur Ausweisung von nicht prioritären FFH-Wald- Waldflächen zwischen 0 und 9 % (im Mittel 1,54 %) und tritt Lebensräumen überschritten wäre. Da dies für die Auswei- zugleich deutlich hinter den Anteilen von Fichte, Lärche und sung der einzelnen Wald-Lebensräume nicht zulässig ist, ist Kiefer zurück. Der festgestellte mittlere Douglasien-Anteil liegt folglich eine höhere Präsenz von Fremdbaumarten in den nur geringfügig unter dem aus der BWI2 geschätzten Anteil bewaldeten Nicht-Lebensraumflächen der FFH-Gebiete zu von 1,9 % an der Gesamtwaldfläche Deutschlands (Schmitz et erwarten. Bereits hier deutet sich aber an, dass in einigen al., 2004). Damit unterschreiten die Douglasien-Anteile für sich FFH-Gebieten der Anteil von gesellschaftsfremden Baum- genommen in allen Fällen die Obergrenze von 10 %, die für arten aus naturschutzfachlicher Sicht kritisch sein dürfte. das Erreichen des günstigsten Erhaltungszustandes bei nicht Der Fremdbaumartenanteil variiert unabhängig von der prioritären Lebensraumtypen festgelegt ist (siehe a. Burck- Gebietsgröße. In einem Fall erreicht die Summe aller gebiets- hardt et al., 2004; Sippel, 2005; Müller-Kroehling, 2009). fremden Baumartenanteile den Spitzenwert von 81,7 %. Im Durch das Vorkommen mehrerer gesellschaftsfremder Mittel sind gebietsfremde Baumarten mit einem Anteil von Baumarten in ein und demselben FFH-Gebiet relativiert sich 16,57 % in den untersuchten FFH-Gebieten präsent. Die all- diese Aussage allerdings. Die Variationsbreite der Baum- gemeinen Angaben zu Baumartenanteilen für Waldflächen artenanteile von Fichte, Lärche und Kiefer in den Flächen ist reichen jedoch für eine konkrete Beurteilung des Erhaltungs- sehr groß: bei Fichte bis zu einer Obergrenze von 68,9 % (im zustandes von Wald-Lebensräumen in FFH-Gebieten nicht
D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 213 aus. Dies lässt sich erst durch eine genauere Erhebung der beziehen sich daher ausschließlich auf Baumartenvorkom- Baumartenanteile innerhalb der Wald-Lebensraumtypen men in den schützenswerten Wald-Lebensräumen. überprüfen und beurteilen. Im Mittel sind etwa 2,8 % der Wald-Lebensraumflächen mit gesellschaftsfremden Baumarten bestanden, davon mehr als 2 % mit den Nadelbaumarten Douglasie, Fichte, Lärche 4.1.3.4 Anteil der Baumart Douglasie und anderer und Kiefer. Den geringsten Anteil hat die Douglasie mit 0,17 %, als gesellschaftsfremd eingestufter Waldbaum- gefolgt von Lärche und Kiefer mit jeweils etwa 0,5 %. Die Fich- arten innerhalb der Waldlebensraumtypen te hingegen ist auf fast 0,9 % aller Wald-Lebensraumflächen Grundlage für eine abschließende Beurteilung des Erhal- vertreten und bildet damit die im Mittel häufigste gesell- tungszustands eines FFH-Lebensraums ist die nach Lebens- schaftsfremde Baumart. Den zweithöchsten Anteil hat die räumen getrennte und flächengenaue Erhebung der Baum- Kategorie „Übrige“, die vorwiegend Laubbäume repräsentiert. artenverteilung. Tatsächlich umgesetzt ist dies vor allem in Eine Betrachtung der einzelnen Wald-Lebensraumtypen den Managementplänen der Bundesländer Bayern, Baden- zeigt, dass innerhalb der besonders häufig vertretenen Bu- Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern sowie in ei- chenwälder (ca. 17.700 ha) die basenreichen Ausprägungen nem FFH-Dokument aus Schleswig-Holstein, wenn auch [9130] hohe Anteile gesellschaftsfremder Baumarten und häufig nur bis zur Baumartenkategorie „gebiets- bzw. gesell- hier besonders von Fichte aufweisen. Im Kalkbuchenwald schaftsfremd“. Angaben zur Baumartenkategorie in Wald- [9150] hingegen, der hier nur mit einer sehr geringen Fläche Lebensräumen finden sich in 32 FFH-Dokumenten, während repräsentiert ist, sind fast ausschließlich Schwarzkiefern do- Informationen zu einzelnen Baumarten lediglich für 15 FFH- kumentiert. Die Waldkiefer stellt in den Eichenwald-Lebens- Gebiete vorliegen. Für die übrigen Bundesländer, bei denen räumen [9170] und [9190] die häufigste gesellschaftsfremde die Erfassung und teilweise Sicherstellung der Lebensräume Baumart dar, während in den prioritären Erlen-Eschen-Auen- in den FFH-Dokumenten vorrangig behandelt sind, steht wäldern [91E0] vorwiegend Laubbäume aus der Kategorie dies in vergleichbarer Weise noch aus. „Übrige“ vorhanden sind. In den sonstigen Wald-Lebens- In Tabelle 3 sind die Flächensummen von Wald-Lebens- raumtypen, die in den untersuchten FFH-Gebieten eine Flä- raumtypen in den 15 FFH-Gebieten der Bundesländer che von fast 7.300 ha repräsentieren, treten Fremdbaumar- Bayern (6), Baden-Württemberg (8) und Schleswig-Holstein ten nur marginal auf. (1) den relativen Anteilen von Flächen der Lebensraumtypen Während in den basenreichen Buchenwäldern von den (in %), in denen gesellschaftsfremde Baumarten vorkom- Nadelbäumen die Fichte als Beimischung überwiegt, domi- men, gegenübergestellt. Durch diese vorwiegend großflä- niert die Kiefer in den sekundären Eichenwäldern. Der Dou- chigen 15 FFH-Gebiete sind insgesamt etwas mehr als glasienanteil in den nicht prioritären Buchenwald- und 24.700 ha Wald-Lebensräume erfasst und repräsentieren Eichenwald-Lebensräumen hingegen beträgt weniger als mehrheitlich Gebiete mit einem Fremdbaumartenanteil von 1 %. Insgesamt liegt der Anteil gesellschaftsfremder Baumar- weniger als 30 % bezogen auf die Waldfläche (siehe auch ten in den Buchenwald-Lebensräumen deutlich unter den Erläuterungen zu Abbildung 6). Die folgenden Aussagen Vorgaben für einen günstigen Erhaltungszustand. Das ist Tabelle 3 Übersicht zum Vorkommen gesellschaftsfremder Baumarten in Flächen der Wald-Lebensraumtypen (Wald-LRT) von 15 FFH- Gebieten (vor allem in Bayern und Baden-Württemberg). Wald-LRT LRT-Fläche Gesellschaftsfremde davon [EU-Kürzel] (in ha) Baumarten Douglasie Fichte Lärche Kiefer Übrige (in % der LRT-Fläche) Buchenwald-Lebensraumtypen 9110 11.439,1 1,86 0,15 0,42 0,22 0,59 0,48 9130 4.897,2 8,15 0,44 3,26 1,75 0,50 2,20 9150 9,1 4,40 4,40 0,00 Eichenwald-Lebensraumtypen 9160 113,2 0,80 0,27 0,18 0,35 9170 443,0 8,94 0,86 1,67 0,99 4,49 0,93 9190 235,3 4,63 0,34 0,85 2,12 1,32 Weitere Wald-Lebensraumtypen 91E0* 308,3 5,77 0,19 5,58 Sonstige 7.279,1 0,03 0,01 0,02 Gesamt 24.724,5 2,77 0,17 0,88 0,47 0,48 0,77 * prioritärer Wald-Lebensraumtyp Werte (kursiv) Baumart(engruppe) mit dem höchsten Anteil in einer Zeile
214 D. Kownatzki, W.-U. Kriebitzsch · Landbauforsch · Appl Agric Forestry Res · 3 2013 (63)201-220 eine durchweg positive Bilanz für das kontrovers diskutierte trächtigungen“ zusammen (Burckhardt et al., 2004). Vorkom- Vorkommen der Douglasie in den schützenswerten FFH- men gebietsfremder Baumarten gehen in zwei der drei Lebensräumen. Durch eine systematische Entnahme gesell- genannten Kategorien gleichrangig in die Bewertung ein schaftsfremder Baumarten im Rahmen der Holzernte wird (siehe Kapiteln 4.3.3 und 4.3.4). Dies soll nach Möglichkeit für sich ihr Anteil im Laufe der Zeit noch weiter verringern, da jeden FFH-Lebensraum flächenbezogen erfolgen. Bei sehr klei- ein aktives Einbringen dieser Arten in den meisten Fällen von nen Flächen kann es gutachtlich geschehen oder gänzlich un- Seiten der beteiligten Fachbehörden und -vertretern uner- terbleiben (vgl. Müller-Kroehling, 2009). Grundsätzlich werden wünscht ist bzw. auf Ausnahmefälle beschränkt bleiben soll. drei Erhaltungszustände unterschieden (u. a. Sippel, 2005): A (herausragend), B (gut) und C (mittel bis schlecht). Die Unter- scheidung der einzelnen Zustände erfolgt Kriterien bezogen 4.2 Bewertung von gesellschaftsfremden Baum- auf der Grundlage bundeseinheitlich abgestimmter Schwel- arten auf der Ebene des FFH-Gebietsmanage- lenwerte (Burckhardt et al., 2004). Abschließend lässt sich der ments Gesamterhaltungszustand für jeden Lebensraumtyp aus den Eine natürliche Entwicklung von Wald-Lebensräume setzt Einzelbeurteilungen nach dem genannten Bewertungssche- vor allem die Förderung einer naturnahen Baumartenzusam- ma ermitteln. Dieses Schema ist im Rahmen der Umsetzung zu- mensetzung und die Vermeidung von Beeinträchtigungen weilen an länderspezifische Verhältnisse angepasst worden durch zum Beispiel die Neuansiedlung gebietsfremder Arten (vgl. Sippel, 2005; Müller-Kroehling, 2009 für Bayern). auf den Vorrangflächen voraus. Zuweilen finden sich in FFH- Soweit die lebensraumspezifische Einzel- und Gesamtbe- Gebieten auch standortangepasste Mischungen aus ge- wertung von Lebensräumen in den FFH-Unterlagen doku- bietsfremden und -heimischen Baumarten, die Zeugnisse mentiert sind, lässt sich prüfen, ob und im welchem Umfang früherer waldbaulicher Tätigkeit sind. Auch diese könnten das Vorhandensein von Fremdbaumarten die Gesamtein- der Ausgangspunkt für eine natürliche Entwicklung sein. Aus schätzung von FFH-Lebensraumtypen beeinflusst hat. Bei forstwirtschaftlich-waldökologischer Sicht repräsentieren der Auswertung der vorliegenden Unterlagen zu den 111 derartige Flächen ein vorübergehendes Stadium innerhalb untersuchten FFH-Gebieten ergab sich folgendes Bild im der kulturbedingten Sukzession von bewirtschafteten hin zu Hinblick auf die Bewertung gebietsfremder Baumarten: unbewirtschafteten Wäldern. In diesem Zusammenhang von •• Bei einigen FFH-Dokumenttypen, wie das „Sofortmaß- besonderem Interesse sind Hinweise auf den Erhaltungszu- nahmenkonzept“ und das „Vorläufige Waldbehandlungs- stand der Wald-Lebensräume in Abhängigkeit vom Vorkom- konzept“, fehlten meist Angaben zu gebietsfremden Ar- men und Ausbreitungsverhalten (Invasivität) gesellschafts- ten und deren Einfluss auf die Erhaltungszustände der fremder Baumarten. Anhand der Kriterien „lebensraum- FFH-Lebensräume. Das traf vereinzelt auch auf andere typisches Arteninventar“ und „Beeinträchtigungen“ bei der Dokumenttypen zu. Beurteilung von Einzelerhaltungszuständen soll nachvollzo- •• Zuweilen beziehen sich die FFH-Dokumente auf die Er- gen werden, welchen Einfluss gesellschaftsfremde Baumar- gebnisse der Ersteinschätzung, die im Standardmeldebo- ten auf den Erhaltungszustand insgesamt besitzen. gen der EU dokumentiert ist. Die FFH-Richtlinie schließt das Vorkommen gebietsfrem- •• Die Mehrheit der untersuchten Dokumente fußt jedoch der Baumarten in den Flächen der Wald-Lebensräume nahe- auf einer konkreten Flächenbeurteilung. zu aus. Eine begrenzte Beimischung in den angrenzenden Insgesamt berücksichtigen 82 FFH-Dokumente ein gebiets- Nicht-Lebensraumflächen wäre nach der FFH-Richtlinie aber fremdes Arteninventar summarisch, aber nur 55 FFH- möglich. Allerdings bestehen zwischen den Personen und Managementpläne schlüsseln diese Information konkret für den Gruppen, die an der Aufstellung von Maßnahmen- bzw. jedes der drei Bewertungskriterien auf. Da in einem Schutz- Managementplänen beteiligt sind (Naturschutzvertreter, gebiet durchaus mehrere FFH-Lebensraumtypen vorkom- Jagdinteressenten, Forstverwaltungen, Waldbesitzer, An- men können, fanden sich in den 55 FFH-Dokumenten Anga- rainer, Landschaftsplaner, um nur einige zu nennen) und ei- ben zu insgesamt 136 Erhaltungszuständen, die sich – ge- nen Einfluss auf die Planung und die Umsetzung konkreter trennt nach deren Einzel- und Gesamtzustand – wiederum Maßnahmen bei der Entwicklung von FFH-Gebieten haben, auf sieben Wald-Lebensräume verteilen (siehe auch Ta- unterschiedliche Auffassungen von Naturnähe und der Be- belle 4). handlung von Waldschutzgebieten, einschließlich der Nach Burckhardt et al. (2004) folgt die Gesamtbeurteilung Nicht-Lebensraumflächen. Zwischen den verschiedenen eines Lebensraumes dem Schwerpunkt aller Einzelbewertun- Landnutzungsinteressen dieser Beteiligten ist daher ein gen. Demnach sind Abweichungen einzelner Einzelbewertun- Konsens erforderlich. gen von Fremdbaumarten gegenüber der Gesamtbeurteilung möglich. Diese Abweichungen können sowohl positiver als auch negativer Natur sein und beziehen sich immer auf eine 4.2.1 Bewertungen des Arteninventars und des bestimmte Betrachtungsrichtung (z. B. Einzel Gesamt). In Ta- Gesamterhaltungszustandes von Wald-Lebens- belle 4 werden daher Abweichungen der Einzel- gegenüber räumen der Gesamtbeurteilung von Wald-Lebensräumen sowie indif- Der Gesamterhaltungszustand der FFH-Lebensräume setzt ferente Fälle summarisch betrachtet. Eine positive Abweichung sich aus den Einzelbewertungen der drei Kategorien „Habitat- bedeutet in diesem Fall, dass der Erhaltungszustand des strukturen“, „lebensraumtypisches Arteninventar“ und „Beein- lebensraumtypischen Arteninventars günstiger beurteilt wur-
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