Zürcher Wirtschaftsmonitoring - Der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt vor und nach Corona März 2021 - Kanton Zürich

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Zürcher Wirtschaftsmonitoring - Der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt vor und nach Corona März 2021 - Kanton Zürich
Kanton Zürich
Volkswirtschaftsdirektion
Amt für Wirtschaft und Arbeit

Zürcher
Wirtschaftsmonitoring
Der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt
vor und nach Corona
März 2021
Zürcher Wirtschaftsmonitoring - Der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt vor und nach Corona März 2021 - Kanton Zürich
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
4 Die Übersicht zur   4    Zwischen Hoffnung und Sorge
  Wirtschaftslage

6 Kanton Zürich       6    Zweigeteilte Branchenlandschaft Während in den
                           meisten exportorientierten Branchen das Geschäft relativ gut
                           läuft, kämpfen viele binnenorientierte Branchen in der zweiten
                           Pandemiewelle mit erneutem Nachfrageeinbruch.

8 Schweiz und         8    Weltwirtschaft: Aufschwung in Sicht Die Schweizer Han-
  Ausland                  delspartner starten unterschiedlich ins neue Jahr. Die In-­­
                           du­strie konnte ihre Produktion weltweit steigern und beflügelt
                           den Aufschwung. Für eine anhaltende Erholung der Wirtschaft
                           müssen jedoch auch die Dienstleistungsbranchen wieder
                           wachsen.

10 Spezialthema       10 Strukturwandel auf dem Zürcher Arbeitsmarkt

                      12 Ein Blick in die Vergangenheit: schöpferische Zerstörung

                      19 Ein Blick in die Gegenwart: zwischen Strukturerneuerung und
                         Strukturerhaltung

                      24 Ein Blick in die Zukunft: Digitalisierung nimmt Fahrt auf

29 Autoren und An­
   sprechpersonen

30 Wirtschaftsdaten
   & Prognosen

                  2 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
Zürcher Wirtschaftsmonitoring - Der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt vor und nach Corona März 2021 - Kanton Zürich
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser

Die Corona-Krise hat die Zürcher Wirtschaft schwer getroffen. 2020 dürfte
das BIP um fast 4 % gesunken sein – der stärkste Einbruch seit Jahrzehn-
ten. Und auch ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie ist klar: Das
Virus ist noch nicht besiegt und der Arbeitsmarkt und die Konjunktur dürf-
ten noch länger und nachhaltig beeinflusst werden.

Diese Situation stellt die gesamte Wirtschaft auf eine harte Probe, sie be-
trifft und fordert uns alle – egal ob Unternehmerinnen und Unternehmer,
Angestellte oder Konsumenten. Und sie führt uns vor Augen, wie funda-
mental wichtig eine funktionierende Wirtschaft ist, nicht zuletzt auch für
die Gesundheit.

Seit Beginn der Krise sind auch weite Teile der Verwaltung ganz besonders
gefordert. Als Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) kommt uns in Krisen­
zeiten eine zentrale Rolle zu. Durch die rasche Abwicklung und Auszahlung
der Kurzarbeitsentschädigung stellen wir eine wichtige Stütze der Wirt-
schaft dar. Die Kurzarbeit hat bisher eine grössere Entlassungswelle ver­
hindern können und ist damit zu einem wirtschaftspolitischen Schlüssel­
instrument in der Krisenbewältigung geworden. Weiter sorgen wir dafür,
dass Stellensuchende mit den Beratungsleistungen der RAV bestmöglich
unterstützt werden und die Auszahlung der Arbeitslosengelder zeitnah
erfolgt.

Ein wichtiger Auftrag des AWA ist es auch, die Wirtschafts- und Arbeits-
marktlage gründlich zu analysieren und der Politik sowie der Öffentlichkeit
Grundlagen zur Verfügung zu stellen, um eine faktenbasierte Meinungsbil-
dung zu fördern. Und genau hier, liebe Leserinnen und Leser, setzt die erste
Ausgabe unseres neu konzipierten Wirtschaftsmonitorings an. Kernstück ist
ein Spezialteil zum Thema Strukturwandel. Dieser beleuchtet die wichtigs-
ten Entwicklungen und Trends auf dem Zürcher Arbeitsmarkt der letzten
Jahrzehnte. Darüber hinaus wird aufgezeigt, wie sich die Lage aufgrund der
Corona-Krise verändert hat, welche Branchen zu den Gewinnern und Ver-
lierern zählen und welche langfristigen Auswirkungen die Pandemie auf den
Strukturwandel haben könnte. Somit soll das Spezialthema nicht nur als
eine Grundlage zur besseren Einordnung der Auswirkungen der Corona-
Krise dienen, sondern auch als Orientierungshilfe für die zu erwartenden
Entwicklungen.

Neben dem Spezialthema finden Sie in dieser Ausgabe erstmals auch
eine Doppelseite, auf der die wichtigsten Entwicklungen des Zürcher
Wirtschaftsgeschehens kurz und übersichtlich erläutert werden. Sie wird
künftig in jeder der vier jährlichen Ausgaben des Wirtschaftsmonitorings
enthalten sein.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und freue mich auf jegliches
Feedback.

Dr. Andrea Engeler, Amtschefin AWA

Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021   3
Zürcher Wirtschaftsmonitoring - Der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt vor und nach Corona März 2021 - Kanton Zürich
Kanton Zürich

                                     Die Übersicht zur Wirtschafts­
                                     lage: zwischen Sorge und
                                     Hoffnung
                                     Nach einem schwierigen Winter bleibt die Zürcher Wirtschaftslage weiter
                                     angespannt, insbesondere im Gastgewerbe. Gleichzeitig fallen die Einschät­
                                     zungen zur aktuellen und zukünftigen Geschäftslage insgesamt wieder
                                     etwas optimistischer aus.

Aktuelle Geschäftslage fängt sich wieder                                                             Konsum im zweiten Lockdown erneut gesunken
Die Geschäftslage der Zürcher Unternehmen hat sich seit November                                     Die Ausgaben im stationären Handel sind im zweiten Lockdown erneut
2020 wieder eingetrübt. Im Februar 2021 konnte sie sich leicht verbes-                               eingebrochen, allerdings nicht so stark wie im ersten. Im Kanton Zürich
sern, was vor allem auf die Industrie zurückzuführen ist.                                            liegen sie noch immer tiefer als im Schweizer Durchschnitt.

Aktuelle Geschäftslage in der Gesamtwirtschaft                                                       Debitkartenzahlungen, Index 100 = Durchschnitt 2019

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                                                                                                                                                                17.03.2020                                                                                                                                             18.01.2021
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                                       Kanton Zürich      Schweiz                                                                                                                          Index Zürich                                         Index Schweiz

Quelle: KOF                                                                                          Quelle: Monitoring Consumption Switzerland

Krise im Gastgewerbe verschärft sich weiter                                                          Arbeitslosigkeit steigt Anfang Jahr leicht
In keiner anderen Branche ist die Geschäftslage so schlecht wie                                      Erwartungsgemäss ist die Arbeitslosenquote im Kanton Zürich Anfang
im Gastgewerbe. Mittlerweile geben 95 % der befragten Zürcher Unter-                                 2021 leicht angestiegen. Sie lag im Februar bei 3,6 % . Gleichwohl zeigt
nehmen an, die Geschäftslage sei schlecht.                                                           sich der Arbeitsmarkt weiterhin relativ robust.

Aktuelle Geschäftslage im Gastgewerbe                                                                Arbeitslosenquote

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                                                                                                                    Feb 19
                                                                                                                             Mär 19
                                                                                                                                          Apr 19
                                                                                                                                                   Mai 19
                                                                                                                                                            Jun 19
                                                                                                                                                                     Jul 19
                                                                                                                                                                              Aug 19
                                                                                                                                                                                       Sep 19
                                                                                                                                                                                                Okt 19
                                                                                                                                                                                                         Nov 19
                                                                                                                                                                                                                  Dez 19
                                                                                                                                                                                                                           Jan 20
                                                                                                                                                                                                                                    Feb 20
                                                                                                                                                                                                                                             Mär 20
                                                                                                                                                                                                                                                      Apr 20
                                                                                                                                                                                                                                                               Mai 20
                                                                                                                                                                                                                                                                        Jun 20
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Jul 20
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Aug 20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Sep 20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Okt 20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Nov 20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Dez 20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Jan 21
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Feb 21

–100
         Q1      Q2     Q3     Q4     Q1     Q2     Q3     Q4     Q1      Q2     Q3     Q4     Q1
        2018    2018   2018   2018   2019   2019   2019   2019   2020    2020   2020   2020   2021
                                       Kanton Zürich      Schweiz                                                                                                                               Kanton Zürich                                          Schweiz

Quelle: KOF                                                                                          Quellen: SECO, AWA

                                                                        4 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
Zürcher Wirtschaftsmonitoring - Der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt vor und nach Corona März 2021 - Kanton Zürich
Kanton Zürich

Das BIP dürfte 2021 wieder deutlich wachsen                                                              Erwartungen werden etwas zuversichtlicher
Nach dem historischen Einbruch 2020 (–3,9 %) dürfte das reale BIP im                                     Für die kommenden sechs Monate erwarten rund 30 % der Zürcher
Kanton Zürich gemäss Prognosen 2021 um 3,6 % steigen. Die Unsi-                                          Unternehmen eine Verbesserung der Geschäftslage. Die Erwartungen
cherheit bleibt aber gross.                                                                              fallen damit etwas positiver aus als noch Ende 2020.

Wachstumsrate reales BIP (im Vergleich zum Vorjahr)                                                      Erwartete Geschäftslage in den nächsten 6 Monaten

                                                                                                         30    «verbessert»

 5%
                                                                                                         20
 4%
                                                                                                         10
 3%

 2%                                                                                                       0

 1%
                                                                                                         –10
 0%
                                                                                                         –20
–1 %

–2 %                                                                                                     –30

–3 %
                                                                                                         –40
–4 %
                                                                                                               «verschlechtert»
–5 %                                                                                                     –50
           2010   2011     2012   2013     2014     2015   2016     2017   2018   2019   2020    2021          Jan Mär Mai Jul Sep Nov Jan Mär Mai Jul Sep Nov Jan Mär Mai Jul Sep Nov Jan
                                                                                                               18 18 18 18 18 18 19 19 19 19 19 19 20 20 20 20 20 20 21
                                           Kanton Zürich       Schweiz                                                                        Kanton Zürich      Schweiz

Quelle: BAK Economics (Prognose Januar)                                                                  Quelle: KOF

Voranmeldungen zur Kurzarbeit nehmen wieder zu                                                           BIP der Zürcher Handelspartner dürfte 2021
                                                                                                         wieder wachsen
Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im Frühjahr 2020 waren über
30 000 Unternehmen zur Kurzarbeit vorangemeldet. Seit November                                           Die EU verzeichnete 2020 einen überdurchschnittlich starken Wirt-
steigen die Voranmeldungen wieder an. Im Februar waren es rund                                           schaftseinbruch. Für 2021 wird eine weltweite Erholung erwartet,
15 000.                                                                                                  deren Geschwindigkeit sich regional jedoch stark unterscheidet.
Abrechnungspozentiale aus genehmigten Voranmeldungen                                                     Bruttoinlandsprodukt 2020 und Prognose 2021
zur Kurzarbeit
                                                                                                                   EU               Deutschland                  USA           China

                                                                                                                                                                                     8,1%
30 000

                                                                                                                                                                       5,1%
                                                                                                                        3,7%
                                                                                                                                             3,2%
                                                                                                                                                                              2,3%
20 000

10 000                                                                                                                                                         –3,5%

                                                                                                                                     –5,3%
                                                                                                               –6,4%

       0
           Mär 20 Apr 20   Mai 20 Jun 20   Jul 20   Aug 20 Sep 20   Okt 20 Nov 20 Dez 20 Jan 21 Feb 21                                           2020         2021P

Quellen: SECO, AWA                                                                                       Quellen: Destatis, BEA, NBSC, Eurostat, European Commission, IMF

                                                                           Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021               5
Zürcher Wirtschaftsmonitoring - Der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt vor und nach Corona März 2021 - Kanton Zürich
Kanton Zürich

                              Zürcher Wirtschaft:
                              zweigeteilte Branchenlandschaft
                              Gut ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Krise zeigt sich eine Zweiteilung
                              der Zürcher Branchenlandschaft: Während in den meisten exportorientierten
                              Unternehmen das Geschäft wieder relativ gut läuft, kämpfen viele binnen­
                              orientierte Branchen mit einem erneuten Nachfrageeinbruch. Gemäss
                              Prognosen wird die Gesamtwirtschaft 2021 wieder deutlich wachsen. Die
                              Arbeitslosigkeit dürfte hingegen noch länger erhöht bleiben.

Ausgelöst durch die Corona-Pandemie und die starke Ein-                    Gerade mal 5 % der befragten Unternehmen im Gastgewerbe
schränkung des Wirtschaftslebens brach im März 2020 im                     bezeichneten die Geschäftslage zu Beginn dieses Jahres als gut.
Kanton Zürich die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehn-
ten aus: Das BIP sank 2020 um fast 4 %. Auch gut ein Jahr                  Gemäss Unternehmensbefragungen der KOF hat sich die Ge-
später ist die Krise noch nicht ausgestanden. Im Gegenteil: Die            schäftslage auch im Detailhandel wieder verschlechtert. Das
Zürcher Wirtschaft konnte sich zwar in den Sommermonaten                   dürfte vorwiegend am stationären Handel liegen: Er ist seit
wieder kräftig erholen, doch im Herbst und Anfang Winter stag-             Januar wieder mit einem deutlichen Einbruch konfrontiert, wie
nierte die Wirtschaftsaktivität wieder. Mit den verschärften Ein-          die Echtzeitdaten zu den Konsumausgaben der Hochschule
schränkungsmassnahmen im Januar 2021 verschlechterte sich                  St. Gallen zeigen. Analog zur Gesamtschweiz sind die Ausga-
die Lage weiter.                                                           ben im stationären Bereich auch im Kanton Zürich deutlich ge-
                                                                           sunken. Zudem liegen sie noch immer tiefer als im Schweizer
Geschäftslage im Gastgewerbe erreicht Tiefpunkt                            Durchschnitt.
Erfreulicherweise ist die Wirtschaftsaktivität im Winter jedoch
weniger stark eingebrochen als während der ersten Pandemie-                Insgesamt zeigt sich somit eine Zweiteilung der Wirtschaft:
welle und des Lockdowns im März. Vor allem im Finanzsektor,                Während in den meisten exportorientierten Branchen das Ge-
aber auch in der Industrie ist die aktuelle Geschäftslage viel bes-        schäft relativ gut läuft, kämpfen viele binnenorientierte Bran-
ser, wie die Unternehmensbefragungen der KOF zeigen. Ganz                  chen mit einem Nachfrageeinbruch, was vor allem an den Ein-
anders zeigt sich die Lage im Gastgewerbe, das einen weiteren              schränkungsmassnahmen liegen dürfte. In der ersten Welle im
Einbruch verzeichnete und den tiefsten Wert in den Unterneh-               Frühjahr 2020 war das anders: Damals war die gesamte Wirt-
mensbefragungen aufweist, der seit Messbeginn ermittelt wurde:             schaft negativ betroffen.

1	Geschäftslage nach Branchen im Kanton Zürich, saisonbereinigt

100

 50

  0

 –50

–100
    Jan 19           Mai 19          Sept 19     Jan 20       Mai 20       Sept 20      Jan 21

            Banken                             Grosshandel             Gastgewerbe
            Bauwirtschaft                      Industrie
            Verschiedene Dienstleistungen      Detailhandel
       Quelle: KOF

                                                     6 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
Kanton Zürich

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Erwartungen der                                               weiterhin angespannt bleiben. Das zeigt sich zum einen bei
Unternehmen zur zukünftigen Geschäftslage. Im Detailhandel                                               den von den Zürcher Unternehmen eingereichten Voranmel-
und im Baugewerbe fallen diese zwar besser aus als im ersten                                             dungen zur Kurzarbeit, die seit November kontinuierlich ge-
Lockdown, sie liegen aber noch im negativen Bereich und un-                                              stiegen sind. Für Februar 2021 sind inzwischen über 16 000
ter den Werten von Anfang 2020. Ganz anders in der Industrie,                                            Unternehmen zur Kurzarbeit vorangemeldet. Das sind doppelt
wo der Saldo der befragten Unternehmen mit einer besseren                                                so viele wie Anfang Herbst (rund 8000), jedoch weniger als im
Geschäftslage für die nächsten sechs Monate rechnet. Insge-                                              Sommer 2020 (rund 33 000).
samt dürfte die Zürcher Wirtschaft 2021 gemäss Prognosen
von BAK Economics wieder um 3,6 % wachsen.                                                               Zum anderen weisen auch die vom Amt für Wirtschaft und Ar-
                                                                                                         beit in Auftrag gegebenen Arbeitsmarktprognosen des For-
Arbeitslosigkeit wird nur langsam sinken                                                                 schungsinstitutes BSS nicht auf eine markante Entspannung
Spuren hat die Corona-Krise auch auf dem Arbeitsmarkt hin-                                               hin. Wie in Abbildung 2 dargestellt, dürfte die Arbeitslosen-
terlassen. Im Jahresvergleich lag die Arbeitslosenquote 2020                                             quote zwar mit dem Anstieg der Temperaturen in den nächs-
mit 3,1 % rund einen Prozentpunkt über dem Vorjahreswert                                                 ten Monaten wieder sinken, das Vorkrisenniveau von Sommer
von 2,1 %. In fast allen Branchen wurde eine Zunahme ver-                                                2019 wird aber deutlich verfehlt. Für Anfang 2022 wird im Re-
zeichnet. Wenig erstaunlich, fiel diese im Gastgewerbe weitaus                                           ferenzszenario ein Wert von 3,4 % prognostiziert. Im tiefen
am stärksten aus: Die Arbeitslosenquote stieg von 4,2 % (2019)                                           Szenario beträgt die Arbeitslosenquote 2,9 %, im hohen 4,0 %.
auf 8,0 % (2020) und verdoppelte sich somit beinahe (+93 %).                                             Damit läge sie selbst im tiefen Szenario noch immer über den
Auch andere binnenorientierte Branchen wie etwa der Detail-                                              Vorjahreswerten.
handel verzeichneten im letzten Jahr eine deutliche Zunahme
                                                          Kurzum: Sollte die epidemiologische Lage stabil bleiben, die
der Arbeitslosenzahlen. Bisher hat sich die zweite Welle der
Pandemie noch kaum auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt. Er-   Einschränkungsmassnahmen schrittweise gelockert werden
wartungsgemäss kam es in den Wintermonaten zu einem       und die Impfbemühungen voranschreiten, dürfte sich die Zür-
                                                          cher Wirtschaft im Sommer deutlich erholen und gegenüber
leichten Anstieg, der aber zu einem grossen Teil auch saisonal
bedingt war.                                              dem Vorjahr wieder kräftig wachsen. Die Lage auf dem Ar-
                                                          beitsmarkt dürfte hingegen noch länger angespannt bleiben
Trotz vorsichtiger Lockerungen der staatlichen Einschrän- und die Arbeitslosigkeit erst geringfügig sinken.
kungsmassnahmen dürfte die Lage auf dem Arbeitsmarkt

2      Prognostizierte Entwicklung der Arbeitslosenquote im Kanton Zürich

4,5%

4,0%

3,5%

3,0%

2,5%

2,0%

1,5%

1,0%

0,5%

0,0%
       01.01.19 01.04.19 01.07.19 01.10.19 01.01.20   01.04.20   01.07.20   10.10.20   01.01.21   01.04.21   01.07.21   01.10.21   01.01.22

       Quellen: BSS, eigene Berechnungen

                                                                     Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021                          7
Schweiz und Ausland

                      Weltwirtschaft:
                      Aufschwung in Sicht
                      Die Schweizer Handelspartner starten unterschiedlich ins neue Jahr. In
                      Europa ist die Wirtschaftsleistung zum Jahresende 2020 erneut gesunken,
                      während sie in den USA und China weiter gewachsen ist. Die Industrie
                      konnte ihre Produktion kräftig steigern und stützt die Wirtschaft weltweit.
                      Die Schweizer Industrie folgt diesem Trend und profitiert vom asiatischen
                      Aufschwung. Für eine anhaltende Erholung der Gesamtwirtschaft müssen
                      jedoch auch die Dienstleistungsbranchen wieder wachsen können.
Die Weltwirtschaft blickt auf ein Jahr der Extreme zurück – his-   schen BIP betrug hingegen nur 3,5 %. Gar zulegen konnte die
torische Wirtschaftseinbrüche, rekordhohe Arbeitslosenzahlen       chinesische Wirtschaft mit einem BIP-Wachstum von 2,3 %.
und enorme Staatshilfen. Insgesamt dürfte das weltweite Brut-
toinlandprodukt (BIP) 2020 um 3,5 % zurückgegangen sein, so        Industrie als Stütze in der Krise
die jüngsten Schätzungen des Internationalen Währungsfonds.        Seit dem Ende der ersten Pandemiewelle (Juli 2020) konnte
Die regionalen Unterschiede sind jedoch gross.                     sich das verarbeitende Gewerbe deutlich schneller erholen als
                                                                   der Dienstleistungssektor. Insgesamt wuchs die weltweite In-
Schwache Wirtschaftslage zum Jahreswechsel                         dustrieproduktion im zweiten Halbjahr 2020 um 6,1 %. Dies
Nach dem starken Wirtschaftseinbruch im Frühjahr 2020 konn-        zeigt sich auch beim weltweiten Warenhandel, dessen Volumen
te sich die Weltwirtschaft im Sommer letzten Jahres bereits        mit 6,6 % im gleichen Zeitraum ähnlich stark zulegte. Die Ver-
etwas erholen. Um den Jahreswechsel schwächte sich der Er-         luste aus dem ersten Halbjahr konnten dennoch weder in der
holungskurs jedoch ab, weil neue Infektionswellen und ver-         Industrie noch im Warenhandel vollständig kompensiert wer-
schärfte Einschränkungsmassnahmen die Wirtschaftsaktivität         den. Die Gesamtjahreswerte lagen noch rund 4 % respektive
bremsten. In der Europäischen Union (EU) führte dies zu einem      5 % unter dem Vorjahresniveau.
erneuten Rückgang des BIP von 0,4 % im vierten Quartal 2020,
im Euroraum fiel das BIP sogar um 0,6 %. Die Nachbarländer     Zu Jahresbeginn 2021 sind es vor allem der Maschinenbau, die
                                                               Ausrüstungs- und die Automobilindustrie, die auf globaler Ebe-
der Schweiz traf es besonders hart: Österreich (–4,3 %), Italien
(–2,0 %) und Frankreich (–1,3 %) vermeldeten zum Jahresende    ne ihre Produktion ausweiten konnten. Die Konsumgüterindus-
den stärksten BIP-Rückgang innerhalb der EU. Deutschland       trie bleibt zwar dahinter zurück, befindet sich jedoch auch
wuchs mit 0,3 % etwas stärker, als zunächst erwartet wurde.    deutlich im Wachstumsbereich. Durch die gestiegene Nachfra-
                                                               ge haben die Rohstoffpreise zuletzt wieder zugenommen, so-
Anders die Situation in den USA und in China: Das Wachstum wohl beim Rohöl als auch bei diversen Industrierohstoffen. Die
der US-amerikanischen Wirtschaft schwächte sich zum Jah- Kostensteigerung dürfte nach und nach an die Verbraucher
resende zwar ebenfalls ab, in Anbetracht des anhaltenden Pan- weitergegeben werden.
demiegeschehens wuchs das Quartals-BIP mit 1,0 % jedoch
recht ansehnlich. Das Wachstum wäre wohl noch höher ausge- Wirtschaftliche Erholung unter Unsicherheit
fallen, wenn die Staatsausgaben gegen Jahresende nicht zu- Der sehnlich erwartete Aufschwung dürfte in der zweiten Jah-
rückgegangen wären. Auch China setzte seinen Wachstums- reshälfte 2021 an Dynamik zulegen. Der Internationale Wäh-
pfad weiter fort. Mit einem BIP-Wachstum von 2,6 % im vierten rungsfonds geht für dieses Jahr von einem weltweiten Wirt-
Quartal 2020 wuchs die chinesische Wirtschaft das dritte Quar- schaftswachstum von 5,5 % aus. Bis das Vorkrisenniveau
tal in Folge und lag damit sogar schon wieder 6,5 % über dem wieder erreicht ist, wird es in den fortgeschrittenen Volkswirt-
Vorjahreswert. Die Wachstumsdynamik dürfte sich zu Jahres- schaften trotz umfangreicher Staatshilfen länger dauern als
beginn 2021 jedoch auch in China etwas verlangsamen, weil in den Schwellenländern. Für Letztere werden besonders hohe
die Exportnachfrage zuletzt wieder gesunken ist und erneute Wachstumsraten in China (+8,1 %) und Indien (+11,5 %) er­
Lieferverzögerungen aufgetreten sind.                          wartet.

Rückblick auf das Krisenjahr 2020                                  Die Unsicherheit rund um die Pandemie hat sich mit den neuen
Für das Gesamtjahr 2020 erlitt die EU einen Wirtschaftsrück-       Virusvarianten jedoch wieder erhöht. Sie zeigen, wie schwer es
gang von 6,4 %, im Euroraum betrug dieser gar 6,8 %. Inner-        ist, den epidemiologischen Verlauf und damit auch die Ent-
halb des europäischen Wirtschaftsraums sank das spanische          wicklungen der Wirtschaftsaktivitäten vorherzusagen. Gleich-
BIP mit 11,0 % am stärksten. Deutschland lag mit einem BIP-        zeitig hat die politische Unsicherheit abgenommen: Die EU und
Rückgang von 5,3 % über dem Durchschnitt. Das Vereinigte           das Vereinigte Königreich konnten sich auf ein Handels- und
Königreich, das die EU im Februar 2020 verlassen hat und stark     Kooperationsabkommen einigen und die Aussenpolitik der
von der Pandemie betroffen war, verzeichnete einen Wirt-           USA dürfte nach den Präsidentschaftswahlen wieder verlässli-
schaftseinbruch von 9,9 %. Der Rückgang des US-amerikani-          cher werden. Weitere fiskalpolitische Massnahmen, unter an-

                                            8 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
Schweiz und Ausland

derem in den USA und Japan, dürften den Aufschwung zudem neue Jahr. Bereinigt um saisonale Effekte wuchs unter ande-
vorantreiben.                                                   rem der Handel mit China im Januar 2021 weiter. Den vorläufi-
                                                                gen Daten der eidgenössischen Zollverwaltung zufolge hat sich
Schweizer Wirtschaft ist noch nicht über den Berg               China während der Corona-Krise zum drittwichtigsten Partner
Der Aufholprozess der Schweizer Wirtschaft verlangsamte sich im Warenhandel der Schweiz entwickelt und Italien auf Platz
zum Jahresende: Das BIP wuchs im vierten Quartal um 0,3 %, vier verdrängt. Demzufolge nahm das Exportvolumen nach
nach 7,6% im dritten Quartal. Für das Gesamtjahr 2020 ergibt China im vergangenen Jahr um 10 % und das Importvolumen
sich damit ein BIP-Rückgang von 2,9 %. Die Schweizer Wirt- um 8% zu, wie in der Abbildung unten zu sehen ist. Auch indi-
schaft zeigte sich somit robuster als zwischenzeitlich befürch- rekt profitiert die Schweiz vom asiatischen Aufschwung, etwa
tet. Zu den grossen Krisenverlierern gehören erwartungsge- als Zulieferer für die deutsche Exportindustrie, die ebenfalls
mäss das Gastgewerbe mit einem Wertschöpfungsverlust von den asiatischen Markt bedient.
37,2% und die Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungsbranche
mit einem Rückgang von 18,7 %. Beide Branchen haben auch Lockdown verzögert anhaltende Erholung
im Schlussquartal 2020 weitere Einbussen hinnehmen müssen. Trotz der positiven Entwicklungen in der Industrie und anderen
Zulegen konnte 2020 neben der Pharmaindustrie (+4,7 %) auch vorwiegend exportorientieren Branchen könnte die Schweizer
der Handel (+2,5 %).                                            Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2021 sinken. Der lange
                                                                Lockdown zu Jahresbeginn hat viele Wirtschaftsaktivitäten im
Schweizer Industrie profitiert vom asiatischen                  Binnenmarkt eingeschränkt, die von den gut laufenden Bran-
Aufschwung                                                      chen kaum vollständig kompensiert werden können. BAK Eco-
Die stützende Wirkung der Industrie zeigt sich auch in der nomics geht deshalb von einem BIP-Rückgang von 0,8 % ge-
Schweiz. Seit August 2020 wächst diese fast kontinuierlich, genüber dem vierten Quartal 2020 aus. Spätestens im Sommer
wenngleich sich die Geschäftslage im November kurzfristig dürfte der Aufschwung dann aber auch die Schweizer Wirt-
verschlechtert hatte. Im Januar 2021 war die Nachfrage nach schaft erreichen und zu einem Jahreswachstum von 3 % füh-
Schweizer Industriegütern ungebrochen, und so nahm nicht ren. Voraussetzung hierfür bleibt jedoch eine Verbesserung der
nur die Produktion, sondern auch die Auftragsbestände weiter epidemiologischen Lage.
zu. Der Warenhandel startete dann auch mit einem Plus ins

1        Anteil Chinas am Schweizer Aussenhandel mit Waren
10,0 %

 9,0 %

 8,0 %

 7,0 %

 6,0 %

 5,0 %

 4,0 %

 3,0 %

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 1,0 %

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    20

                                            Gesamthandelsanteil     Importanteil   Exportanteil
         Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung EZV                                                 * provisorische Daten

                                                                  Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021     9
Spezialthema

                     Strukturwandel auf
                     dem Zürcher Arbeitsmarkt
Die wichtigsten Ergebnisse
Strukturwandel in der Vergangenheit
–– In den letzten 40 Jahren hat der Strukturwandel im Kanton –– Im Gegensatz zu anderen Ländern hat die Digitalisierung
   Zürich unter dem Strich viel mehr neue Stellen geschaffen    hierzulande nicht zu einer Polarisierung des Arbeitsmarktes
   als verdrängt. Insgesamt stieg die Zahl der Beschäftigten    geführt, sondern zu einem Upskilling. 1996 verfügten im
   um über 300 000.                                             Kanton Zürich 3 von 10 Erwerbstätigen über einen Tertiärab-
                                                                schluss. Heute sind es 6 von 10, was Zürich zur Grossregion
–– Im Unterschied zur Gesamtschweiz war der Strukturwandel      mit dem höchsten Anteil an Hochqualifizierten macht.
   einschneidender, da es zu stärkeren Verschiebungen zwi-
   schen den Branchen kam. Gleichzeitig haben die Erwerbs- –– In den letzten Jahrzehnten hat der Strukturwandel die Zür-
   tätigen sich schneller angepasst und schneller wieder neue   cher Wirtschaft produktiver gemacht, da die Beschäftigten
   Stellen gefunden. Der Zürcher Arbeitsmarkt weist folglich    im privaten Sektor in produktivere Branchen gewandert
   eine überdurchschnittlich hohe Dynamik auf.                  sind. Das gilt hingegen nicht für die letzten fünf Jahre, in de-
                                                                nen besonders produktive Branchen wie etwa der Finanz-
–– Treibende Kraft der Branchenverschiebungen ist die Digita-   sektor oder der Grosshandel an Bedeutung verloren haben.
   lisierung. Im Kanton Zürich hat sich die Beschäftigung im    Darüber hinaus gab es eine zunehmende Verschiebung der
   digitalen Sektor um 248 % erhöht, schweizweit um 189 %.      Beschäftigten hin zum öffentlichen Sektor, allen voran ins
   Gleichzeitig wuchs die Beschäftigung im physischen Sektor    Gesundheitswesen. Diese Effekte haben die Produktivität
   nur geringfügig.                                             und das Pro-Kopf-Wachstum in den letzten Jahren etwas
                                                                gehemmt.

Strukturwandel in der Corona-Krise
–– Infolge der Corona-Krise kam es 2020 zu stärkeren Bran- –– Wie in Wirtschaftskrisen üblich, wurde der Strukturwandel
   chenverschiebungen als in den Jahren zuvor. Den höchsten       stark durch staatliche Stützungsmassnahmen gebremst
   Beschäftigungsverlust im Kanton Zürich hatte das Gastge-       und somit ein abrupter und breitflächiger Stellenabbau ver-
   werbe mit schätzungsweise 3400 Vollzeitstellen zu verzeich-    hindert. Allerdings können diese auch zu einer ungesunden
   nen. Vor der Krise wurde noch mit einer Zunahme von 450        Strukturerhaltung führen, wenn sie nicht rechtzeitig zurück-
   gerechnet. Die Corona-Krise kostete das Gastgewerbe im         gefahren werden. Erstes Anzeichen einer möglicherweise
   letzten Jahr somit 3850 Stellen. Die grössten Beschäfti-       ungesunden Strukturerhaltung ist die relativ tiefe Zahl an
   gungszuwächse entstanden in der IT-Branche, der Elektro-       Konkursen im Kanton Zürich (–24 % gegenüber 2019).
   industrie und der öffentlichen Verwaltung.
                                                               –– Erfreulich sieht die Lage dagegen bei den Unternehmens-
                                                                  gründungen aus: Von März bis Dezember 2020 lag die Zahl
                                                                  der Neugründungen um 9% höher als im Vorjahresvergleich.

Strukturwandel in Zukunft
–– In den nächsten Jahren dürfte die Pandemie das Beschäfti- –– Diese Branchenverschiebungen dürften allerdings kurzfris-
   gungswachstum in der Zürcher IT-Branche am stärksten         tig weiterhin mit einer erhöhten Arbeitslosigkeit einherge-
   beschleunigen: Dieses wird zwischen 2019 und 2024 ge-        hen, besonders im Gastgewerbe, wo die Arbeitslosenquote
   mäss Prognosen 17,5 Prozentpunkte höher ausfallen als        auch Anfang 2022 saisonbereinigt noch immer über 10 %
   ohne Corona-Krise. Grosser Verlierer ist das Gastgewerbe,    liegen dürfte (vor der Corona-Krise: 4 %).
   wo das Beschäftigungswachstum 6,1 Prozentpunkte tiefer
   ausfallen dürfte.

–– Die Digitalisierung wird sich weiter beschleunigen und die
   Kluft zwischen dem digitalen und dem physischen Sektor
   vergrössern. Dadurch dürfte die Beschäftigung der Gesamt-
   wirtschaft stärker wachsen.

                                           10 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
Spezialthema

                                                             Zukunft
                                              Beschleunigte Digitalisierung

                                                                                + 6,6 %

                     + 17,5 Prozentpunkte                                                            + 4,2 %
                    Durch die Corona-Krise wird das Beschäfti-            Die Beschäftigung im digitalen Sektor dürfte
                    gungswachstum in der IT-Branche bis 2024              zwischen 2019 und 2024 um 6,6 % wachsen,
                     um 17,5 Prozentpunkte höher ausfallen.                        im physischen um 4,2 %.

                                                       Corona-Krise
                                        Zwischen Strukturerneuerung und
                                               Strukturerhaltung

                                                                                                  +9 %
                                                                                          Die Zahl der Konkurse sind 2020 zwischen
                                                                                          März und Dezember gegenüber dem Vorjahr
                                                                                          um 24% gesunken, die Neugründungen um
                                                                                          9 % gestiegen.

                                   – 3850
                          Die Corona-Krise kostete das                        URS
                                                                       KONK
                          Gastgewerbe im letzten Jahr
                               3850 Vollzeitstellen.                     – 24 %

                                                      Vergangenheit
                                               Dynamischer Arbeitsmarkt

                                                                            + 21 %
                                                              Im digitalen Sektor nahm die
                                                            Beschäftigung um 248 % zu, im
                                                                      physischen um 21%.
            + 300 000
  Im Kanton Zürich wurden in den letzten
40 Jahren insgesamt 300 000 Vollzeitstellen                                                       + 248 %
               geschaffen.

                                              Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021   11
Spezialthema

                                                  Ein Blick in die Vergangenheit:
                                                  schöpferische Zerstörung
Der Strukturwandel ist fester Bestandteil einer funktionieren-                                                                                                                                                           Der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt lässt sich jedoch
den Wirtschaft. Ohne ihn gäbe es kein Wachstum und keinen                                                                                                                                                                auch in viel kürzeren Zeitperioden beobachten, und das nicht
Wohlstand. Und doch kann er für Betroffene oft sehr schmerz-                                                                                                                                                             nur zwischen, sondern auch innerhalb von Sektoren und somit
haft sein, weil sie sich anpassen und neu orientieren müssen.                                                                                                                                                            auf tieferer Branchenebene. Man muss also nicht ins 19. Jahr-
Keiner hat diesen Prozess besser auf den Punkt gebracht als                                                                                                                                                              hundert zurückgehen, um strukturelle Verschiebungen festzu-
der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter. Er bezeich-                                                                                                                                                                stellen. Im Kanton Zürich sind seit 1980, über alle Branchen
nete den Strukturwandel einst als «schöpferische Zerstörung»                                                                                                                                                             hinweg betrachtet gesamthaft, etwa 67 000 Stellen (Vollzeit-
– um überhaupt Neues schaffen zu können, muss Altes zer-                                                                                                                                                                 äquivalente, VZA) weggefallen. Gleichzeitig sind schätzungs-
stört werden.                                                                                                                                                                                                            weise über 370 000 neue Stellen geschaffen worden. Daraus
                                                                                                                                                                                                                         resultiert ein Nettostellenwachstum von 303 000 Stellen.
Stellenwachstum übertrifft Stellenabbau
Definieren lässt sich der Strukturwandel im Grunde genom-                                                                                                                                                                Die Dynamik auf dem Zürcher Arbeitsmarkt ist folglich gross.
men als die fortwährende Veränderung der wirtschaftlichen                                                                                                                                                                Das zeigt nur schon der Blick auf die am stärksten betroffenen
Strukturen, allen voran der Branchenstrukturen. Er tritt dann                                                                                                                                                            Branchen: In der Landwirtschaft und in der Konsumgüterin-
auf, wenn sich die Beschäftigungs- und Wertschöpfungs­                                                                                                                                                                   dustrie hat sich die Zahl der Stellen seit 1980 etwa halbiert, im
anteile verschieben, so wie dies in den letzten beiden Jahr-                                                                                                                                                             Immobilienwesen und in der Informations- und Kommunikati-
hunderten besonders augenfällig zwischen den einzelnen                                                                                                                                                                   onsbranche hat sie sich hingegen mehr als vervierfacht, wie
Sektoren – und somit auf der höchstmöglichen Branchenebe-                                                                                                                                                                Abbildung 1 zeigt. In der Realität dürfte die Dynamik auf dem
ne – geschehen ist: Im Jahr 1850 arbeiteten in der Schweiz                                                                                                                                                               Arbeitsmarkt sogar noch ausgeprägter sein, da die hier vorge-
fast 60 % aller Beschäftigten in der Landwirtschaft. Heute liegt                                                                                                                                                         nommene Analyse nur auf Branchenebene durchgeführt wur-
dieser Wert noch bei 3 %. Im selben Zeitraum stieg die Be-                                                                                                                                                               de. Würde man jedes einzelne Unternehmen anschauen, dürf-
schäftigung im tertiären Sektor von 10 % auf über 75 %.1 Mit                                                                                                                                                             te der Stellenabbau und -aufbau noch viel grösser sein.
anderen Worten, in der Landwirtschaft wurden unzählige Stel-
len abgebaut, während im Dienstleistungssektor viele neue
Stellen geschaffen wurden. Unter dem Strich übertrifft die
Zahl der neu geschaffenen Stellen die der abgebauten um ein
Vielfaches.

1	Beschäftigungswachstum im Kanton Zürich 1980–2020 (VZA)
500%                                                                                                                                                                                                                                                                                                  466%
                                                                                                                                                                                                                                                                         430%
400%

300%                                                                                                                                                                                                                                            280%
                                                                                                                                                                                                                     242%
200%
                                                                                                                                                                                                    133%
100%
                                                                                                                                                                6%            21%
                                                                                                                                               2%
   0%
                                                                                                                               –1%
                                    –29%                              –23% –17% –3%
                          –46% –41%
–100%   –59%
                                                                                                                                                                              Verkehr und Lagerei
         Landwirtschaft

                                        Bergbau

                                                                      Chemie, Pharma, Kunststoff

                                                                                                   Baugewerbe

                                                                                                                Detailhandel

                                                                                                                               Grosshandel

                                                                                                                                               Garagengewerbe

                                                                                                                                                                Gastgewerbe

                                                                                                                                                                                                                        Gesundheitswesen
                                                                                                                                                                                                                                              Sonstige wirtschaftliche
                                                                                                                                                                                                                                                     Dienstleistungen
                                                                                                                                                                                                                                                                         Information, Kommunikation
                                                                                                                                                                                                                   Öffentliche Verwaltung &

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Immobilienwesen
                          Konsumgüter

                                                  Investitionsgüter

                                                                                                                                                                                                    Finanzsektor

    Quellen: BAK Economics, BFS, eigene Berechnungen

                                                                                                                                             12 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
Spezialthema

Zürcher Strukturwandel mit höherer Intensität                                                                           schaftlichen Dienstleistungen. In Zürich waren die Beschäfti-
Wie stark sich der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt in                                                               gungszuwächse in diesen drei Branchen jeweils höher als im
den letzten Jahrzehnten verändert hat, zeigt der von der Fach-                                                          Schweizer Durchschnitt.
stelle Volkswirtschaft entwickelte Strukturwandelindikator. Er
misst, mit welcher Intensität sich die Branchenzusammenset-                                                             Zweitens erzielt der Kanton Zürich tendenziell höhere Werte
zung der Volkswirtschaft, gemessen an der Beschäftigung pro                                                             als die Schweiz. Der Durchschnitt über die betrachtete Zeit-
Jahr, verändert hat. Je grösser die Wachstumsunterschiede                                                               periode hinweg beträgt 156 und somit 56 Punkte mehr
zwischen den Branchen (Varianz), desto höher liegt der Wert                                                             (Schweiz: 100). Anders gesagt, fiel der Strukturwandel in
des Indikators. Wächst beispielsweise die Beschäftigung im                                                              Zürich inten­siver aus, weil sich die Beschäftigung in den ein-
Gesundheitssektor in einem Jahr stark an und sinkt gleichzei-                                                           zelnen Branchen heterogener entwickelt hat. So fiel einerseits
tig im Detailhandel, liegt der Indikator höher, als wenn die Be-                                                        der Stellenabbau in industrienahen Branchen wie etwa der
schäftigung in beiden Branchen ähnlich verläuft.                                                                        Metallindustrie oder dem Maschinenbau deutlich höher aus
                                                                                                                        als im Schweizer Durchschnitt. Anderseits war der Stellenauf-
Aus der in Abbildung 2 dargestellten Entwicklung des Struk-                                                             bau in verschiedenen wichtigen Dienstleistungsbranchen wie
turwandelindikators lassen sich zwei interessante Erkenntnis-                                                           etwa der Information und Kommunikation, dem Finanzsektor
se ziehen: Erstens hat der Strukturwandel über die Jahre hin-                                                           oder dem Gesundheitswesen im Kanton Zürich ebenfalls
weg leicht abgenommen. Zwar gibt es nach wie vor grössere                                                               überdurchschnittlich. 
Ausschläge infolge abrupter Veränderungen, doch fallen diese
alle tiefer aus als noch in den 1990er-Jahren, als die Bau- und
Immobilienkrise einen ausgeprägten Strukturwandel in weiten
Teilen der Industrie und im Bankensektor ausgelöst hatte. So-
wohl die Finanzkrise von 2008/2009 als auch das erste Jahr
der Corona-Krise weisen deutlich tiefere Indikatorenwerte auf.
In den Jahren vor der Finanzkrise kam es zu einem Beschäfti-
gungsboom im Gesundheits- und Sozialwesen, wodurch sich
der Strukturwandel intensivierte. Zu den Boombranchen zähl-
ten auch die unternehmensbezogenen und sonstigen wirt-

2        Strukturwandelindikator

600                                                                                                                                                   600

500                                                                                                                                                   500
           Bau- und Immobilienkrise;
           Strukturwandel in der Industrie

400                                                                                                                                                   400
                                                                           Wirtschafts- und Finanzkrise

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                                                 Dotcomkrise

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                                                                                                                                       Corona-Krise

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    0                                                                                                                                                 0
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                                                                 04
                                                                      05

                                                                                07
                                                                                     08
                                                                                          09

                                                                                                    11
                                                                                                         12
                                                                                                              13
                                                                                                                   14
                                                                                                                        15

                                                                                                                                  17
                                                                                                                                       18
                                                                                                                                            19
                                                                                                                                                 20
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                                                                           06

                                                                                                                             16
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                    95
                        19
                             19
                                  19
                                       19

                                                 20
                                                      20
                                                           20
                                                                20
                                                                     20

                                                                               20
                                                                                    20
                                                                                         20

                                                                                                   20
                                                                                                        20
                                                                                                             20
                                                                                                                  20
                                                                                                                       20

                                                                                                                                 20
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                                                                                                                                           20
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    19
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              19
                   19

                                                       Schweiz             Zürich

         Quellen: BAK Economics, eigene Berechnungen

                                                                               Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021                              13
Spezialthema

Erwerbstätige passen sich schneller an                                         Unterschiede bei der Dauer der Stellensuche können von ver-
Die höhere Intensität des Strukturwandels hat bei den Be-                      schiedenen Faktoren beeinflusst werden. Hierzu zählen
schäftigten jedoch kaum negative Spuren hinterlassen. Im Ge-                   beispielsweise die Arbeits- und Organisationsweise der unter-
genteil: Der Kanton Zürich weist seit der Jahrtausendwende                     schiedlichen Kantone oder die Saisonalität des Arbeitsmark-
eine leicht höhere Erwerbsquote auf als die Schweiz. Zudem                     tes. Grundsätzlich gilt: Je stärker der Einfluss von saisonalen
ist diese seit der Finanzkrise stärker gewachsen als im                        Schwankungen auf den Arbeitsmarkt, desto kürzer fällt die
schweizweiten Durchschnitt. Gleichzeitig ist auch die Arbeits-                 durchschnittliche Dauer der Stellensuche aus.2 Weil der Zür-
losenquote stärker gesunken. Kurzum: Die Branchenstruktur                      cher Arbeitsmarkt eine relativ geringe Saisonalität aufweist,
ändert sich im Kanton Zürich dynamischer und die Erwerbstä-                    deutet die unterdurchschnittliche Dauer der Stellensuche
tigen passen sich schneller an.                                                umso mehr auf eine hohe Dynamik hin.

Das zeigt auch die Dauer der Stellensuche: Im Kanton Zürich
benötigen Stellensuchende, die beim RAV gemeldet sind, im
Durchschnitt 218 Tage, bis sie eine neue Stelle gefunden ha-
ben und sich wieder vom RAV abmelden. Auf gesamtschwei-
zerischer Ebene sind es 239 Tage. Wie in Abbildung 3 darge-
stellt, lag die effektive Dauer der Stellensuche in den letzten
gut 15 Jahren im Kanton Zürich fast ausnahmslos unter dem
Schweizer Durchschnitt.

3       Dauer der Stellensuche 2004–2020

350

300

250

200

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50

    0
        Jan 04
        Mai 04
        Sep 04
        Jan 05
        Mai 05
        Sep 05
        Jan 06
        Mai 06
        Sep 06
        Jan 07
        Mai 07
        Sep07
        Jan 08
        Mai 08
        Sep 08
        Jan 09
        Mai 09
        Sep 09
        Jan 10
        Mai 10
        Sep 10
        Jan 11
        Mai 11
        Sep 11
        Jan 12
        Mai 12
        Sep 12
        Jan 13
        Mai 13
        Sep 13
        Jan 14
        Mai 14
        Sep 14
        Jan 15
        Mai 15
        Sep 15
        Jan 16
        Mai 16
        Sep 16
        Jan 17
        Mai 17
        Sep 17
        Jan 18
        Mai 18
        Sep 18
        Jan 19
        Mai 19
        Sep 19
        Jan 20
        Mai 20
        Sep 20

                                             Schweiz, effektive Dauer        Kanton Zürich, effektive Dauer
        Quellen: SECO, eigene Berechnungen

                                                         14 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
Spezialthema

Digitalisierung als treibende Kraft                                               Natürlich beschränkt sich der Einfluss der Digitalisierung nicht
Wichtige Treiber des Strukturwandels sind die internationale                      nur auf die Endprodukte. Sie macht sich auch innerhalb beider
Arbeitsteilung und der technologische Wandel. Vor allem Letz-                     Sektoren bemerkbar und somit auch im physischen Sektor,
terer hat in Form von Automatisierung und Digitalisierung die                     wo Produktionsabläufe und Prozesse zunehmend digitalisiert
Branchen- und Beschäftigungsstrukturen in den letzten Jahr-                       werden. Ablesen lässt sich dies anhand der Berufe und ihrer
zehnten massgeblich verändert. Wie Abbildung 4 zeigt, fiel                        Tätigkeitsprofile. So gab es in den letzten Jahrzehnten eine
das Beschäftigungswachstum im digitalen Sektor in den letz-                       Verschiebung von Routinetätigkeiten zu Nichtroutinetätigkei-
ten 40 Jahren sehr hoch aus, im physischen Sektor war es hin-                     ten. Anders gesagt: Immer mehr Beschäftigte gehen kogniti-
gegen moderat. Dass es überhaupt positiv ausfiel, hat vorwie-                     ven als auch manuellen Nichtroutinetätigkeiten nach, während
gend mit dem Gesundheitswesen zu tun. In vielen anderen                           Tätigkeiten mit klaren Abläufen und strukturierten Mustern zu-
Branchen des physischen Sektors hat die Beschäftigung                             nehmend durch Computer und Maschinen ersetzt werden.4 
nämlich deutlich abgenommen. Durch die Digitalisierung gin-
gen somit Stellen verloren, gleichzeitig wurden aber noch viel
mehr neue geschaffen – unter anderem solche, die man sich                          Unterteilung der Zürcher Wirtschaft in einen digitalen
zuvor gar nicht vorstellen konnte. Weiter zeigt Abbildung 4,                       und einen physischen Sektor
dass die Kluft zwischen den beiden Sektoren im Kanton Zü-
rich deutlich grösser ist als in der gesamten Schweiz. Die Digi-                   Zum digitalen Sektor gehören jene Branchen, deren Endprodukte be-
talisierung hatte also stärkere Auswirkungen auf die Zürcher                       reits im weitesten Sinne in digitaler Form vorliegen. Dazu gehören
                                                                                   etwa der Finanzsektor oder die Telekommunikation. Demgegenüber
Branchenstruktur und hat diese stärker verändert. Für Zürich
                                                                                   stellen Branchen im physischen Sektor ihre Endprodukte nach wie vor
hat sich diese hohe Dynamik ausbezahlt: Über alle Branchen                         vorwiegend in physischer Form her. Beispiele dafür sind die Landwirt-
hinweg betrachtet, ist die Zahl der Stellen seit 1980 um 59 %                      schaft, das Gesundheitswesen oder der Verkehr.3
gewachsen, auf Schweizer Ebene um 40 %.

4     Beschäftigungswachstum (VZA) im digitalen und im physischen Sektor

                                                                                                               +248%

                                                                                                               +189%

                                                                                                                +21%
100                                                                                                             +14%

    1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020

                                    Digitaler Sektor Kanton ZH         Physischer Sektor Kanton ZH
                                    Digitaler Sektor Schweiz           Physischer Sektor Schweiz

      Quellen: BAK Economics, eigene Berechnungen

                                                         Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021   15
Spezialthema

Upskilling statt Polarisierung                                                        hervorgebracht hat, und das gesteigerte Qualifikationsniveau
Auch wenn die Digitalisierung bisher mehr Jobs geschaffen                             der Einwanderung.6 Beide Effekte haben dazu beigetragen,
als verdrängt hat, führt sie in einigen Ländern – allen voran                         dass die zunehmende Nachfrage der Unternehmen nach
den USA und Grossbritannien – zu einer Polarisierung des Ar-                          hochqualifizierten Arbeitskräften befriedigt werden konnte.
beitsmarktes: Als Folge der veränderten Tätigkeitsprofile ha-                         Das stärkte die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit
ben Arbeitskräfte mit mittleren Qualifikationsanforderungen                           der Schweiz.
gegenüber Tief- und Hochqualifizierten an Bedeutung verlo-
ren. Vereinfacht gesagt: Klassische Büro- und Handwerkjobs                            Wie Abbildung 5 zeigt, ist dieses Upskilling im Kanton Zürich
sind zugunsten von Stellen im Tief- und Hochlohnbereich ver-                          stärker ausgefallen als im Schweizer Durchschnitt. Der Anteil
schwunden. Das hat teilweise auch zu einer U-förmigen Ent-                            der Erwerbstätigen mit hohem Qualifikationsniveau stieg von
wicklung der Lohnstruktur geführt: Gestiegen sind vor allem                           30 % auf 59 % und hat sich somit verdoppelt. Heute verfügen
die Löhne der Hoch- und Tiefqualifizierten.                                           6 von 10 Erwerbstätigen über einen Tertiärabschluss, was Zürich
                                                                                      zur Grossregion mit dem weitaus höchsten Anteil an Hochqua-
In der Schweiz ist dieses Phänomen bisher nicht in Erschei-                           lifizierten macht. Auch hier dürfte die Digitalisierung eine wich-
nung getreten, wie Untersuchungen zeigen.5 Statt einer Polari-                        tige Rolle spielen: Je grösser der digitale Sektor, desto grösser
sierung fand vielmehr ein Upskilling statt, sprich: Die Mittel-                       die Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften. Ferner
klasse ist nicht erodiert, sondern aufgestiegen. Grund für                            dürfte dies auch mit der internationalen Arbeitsteilung und der
diese erfreuliche Entwicklung sind das Bildungssystem, das in                         Schweiz als Hochlohnstandort zu tun haben, die dazu führen,
den letzten Jahren eine wachsende Zahl an Hochqualifizierten                          dass einfachere Tätigkeiten stärker ausgelagert werden.

5        Erwerbstätige nach Qualifikationsniveau

                                 Zürich                                            Schweiz
            1996          2000         2010          2020             1996     2000       2010      2020
100%

                                                                       25%      27%
             30%           31%
                                                                                           35%
                                       41%
                                                                                                    46%
                                                     59%

                                                                       58%      56%
             61%          59%                                                              48%
                                        49%                                                         41%

                                                     35%
                                                                                                             Zum Qualifikationsniveau «hoch» gehören alle
                                                                                                             Tertiärabschlüsse, «mittel» umfasst die Abschlüs-
                                                                      17%       17%        17%
             9%           10%           10%                                                         13%      se auf Sekundarstufe II und «tief» jene der
                                                     7%
    0%                                                                                                       Sekundarstufe I.

                                                    Tief    Mittel    Hoch
         Quellen: BFS, BAK Economics, eigene Berechnungen

                                                              16 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
Spezialthema

Hohes Wachstum im Gesundheitswesen                              frage nach Gesundheits- und Sozialdienstleistungen ebenfalls
Neben der Digitalisierung und der internationalen Arbeitsteilungsteigen liess. Wie die Grösse der Kreise veranschaulicht, spielt
gibt es noch weitere Einflussfaktoren auf den Strukturwandel.   das Alter eine wichtige Rolle. Je stärker der Anteil der Über-
Dazu gehören nicht zuletzt die Produktnachfrage und der Staat.  65-Jährigen gewachsen ist, desto stärker ist tendenziell auch
Letzterer beeinflusst den Strukturwandel einerseits direkt durchdas Beschäftigungswachstum im Gesundheits- und Sozialwe-
die von ihm erbrachten Leistungen und Investitionen und ander-  sen ausgefallen. Allerdings fällt Zürich etwas aus diesem Muster:
seits indirekt durch das Setzen von politischen Rahmenbe­       Das Wachstum der Altersgruppe 65+ war unterdurchschnittlich,
dingungen.                                                      die Zunahme der Beschäftigung hingegen überdurchschnittlich.
                                                                Zum anderen dürften auch der geringe Wettbewerb und der
Besonders bemerkbar gemacht haben sich diese zusätzlichen staatliche Einfluss ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass die
Einflussfaktoren im Gesundheits- und Sozialwesen (Spitäler, Beschäftigungszunahme so hoch ausgefallen ist.
Arztpraxen, Pflegeheime, Altersheime etc.), wo das Beschäfti-
gungswachstum in den letzten Jahren so stark ausfiel wie in Das hohe Beschäftigungswachstum ging einher mit einem relativ
kaum einer anderen Branche. Wie in der Abbildung 6 ersichtlich, tiefen Produktivitätswachstum. Während etwa die Industrie und
wuchs die Beschäftigung in allen Kantonen überproportional. der private Dienstleistungssektor, namentlich der Finanzsektor,
Wäre das Gesundheits- und Sozialwesen gleich stark gewach- in den letzten Jahrzehnten ihre Arbeitsproduktivität kontinuierlich
sen wie die restlichen Branchen, würde sich der Punkt in der steigern konnten, stagnierte diese im Gesundheitssektor. Es gilt
Grafik auf der Diagonalen befinden. Im Kanton Zürich, wo der allerdings, darauf hinzuweisen, dass die Messung der Produkti-
Abstand zur Diagonalen besonders gross ist, betrug das Be- vität im Gesundheitssektor schwierig ist.* Zudem ist das Poten-
schäftigungswachstum im Gesundheits- und Sozialwesen 52 %, zial für Steigerungen der Produktivität im Gesundheitssektor na-
in der restlichen Wirtschaft hingegen nur 19 %.                 turgemäss schwieriger als in anderen Branchen. 

Zum einen ist diese Entwicklung auf den Nachfrageeffekt zu-
rückzuführen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Einkommen, desto                                                            *E
                                                                                                                             s ist davon auszugehen, dass sich die Arbeitsproduktivität im Gesund-
stärker die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen. Stei-                                                               heitswesen in der Realität etwas positiver entwickelt hat, als die offiziellen
gende Gesundheitsausgaben sind somit auch Ausdruck des                                                                      Zahlen suggerieren, das Wachstum jedoch nach wie vor tiefer ist als jenes
                                                                                                                            der Gesamtwirtschaft.
wirtschaftlichen Erfolges der Schweiz. Zudem ist die Schweizer                                                              Vgl. dazu: Morger, M., Künzi, K. und R. Föllmi (2018): Arbeitsproduktivität
Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten gealtert, was die Nach-                                                              im Gesundheitswesen.

6	Beschäftigungswachstum 2005–2018: Gesundheitswesen versus
   restliche Wirtschaft

                                          70%

                                          60%
Beschäftigungswachstum Gesamtwirtschaft

                                                     Die Grösse der Kreise widerspiegelt d  as Wachs-
                                                     tum der Altersgruppe 65+. Je grösser der Kreis,
                                          50%        desto stärker ist dieses ausgefallen.
         (ohne Gesundheitswesen)

                                          40%
                                                                                                                    GE              ZG
                                          30%

                                                                                                                     TI                        VD
                                          20%                                                                 FR          ZH
                                                                                         OW              CH                               SZ
                                                                                            GR   JU                        LU
                                                                                   NE                 SG
                                          10%                                 SO
                                                                                   AI                                          VS
                                                                        SH               BL
                                                                                                TG                 NW AG
                                                                               UR AR      BE BS
                                          0%                                              GL
                                                0%         10%          20%          30%         40%               50%           60%           70%

                                                               Beschäftigungswachstum Gesundheits- und Sozialwesen
Quellen: BFS, eigene Berechnungen

                                                                                        Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021              17
Spezialthema

Strukturwandel macht die Wirtschaft produktiver                                  auffolgenden Jahrzehnten dominierte vor allem der Wachs-
Aus Sicht der Gesamtwirtschaft ist es wünschenswert, wenn                        tumseffekt, sprich: Viele Branchen wurden produktiver.
sich die Wirtschaftsstruktur zugunsten von Branchen mit
überdurchschnittlicher Arbeitsproduktivität verschiebt. Ist                      In den letzten fünf Jahren kam es allerdings zu einer Trend-
dies der Fall, steigert der Strukturwandel das Produktivitäts-                   wende: Im Kanton Zürich fielen sowohl der Strukturwandel­
wachstum und somit auch das Pro-Kopf-Einkommen und den                           effekt als auch der Wachstumseffekt negativ aus und somit
Wohlstand eines Landes. Für den privaten Sektor lässt sich                       auch das Wachstum der Arbeitsproduktivität des privaten
dies mit der sogenannten Shift-Share-Analyse überprüfen.**                       Sektors. Das ist nicht nur auf die Corona-Krise zurückzufüh-
Sie zerlegt den Zuwachs der Arbeitsproduktivität in einen                        ren. Bereits in den Jahren zuvor hatten besonders produktive
Wachstumseffekt, einen Strukturwandeleffekt und einen Inter-                     Branchen wie etwa der Finanzsektor oder der Grosshandel ein
aktionseffekt. Während der Wachstumseffekt misst, ob die                         negatives oder stagnierendes Beschäftigungswachstum zu ver­
einzelnen Branchen insgesamt produktiver geworden sind,                          zeichnen. Gewachsen sind demgegenüber weniger produktive
misst der Strukturwandeleffekt, ob die Verschiebung der Be-                      Branchen wie etwa die wirtschaftlichen Dienstleistungen (frei-
schäftigungsanteile zwischen den Branchen die Produktivität                      berufliche Tätigkeiten, Reisebranche, Werbung etc.). Der Struk-
erhöht hat. Der Interaktionseffekt stellt die statistische Rest-                 turwandeleffekt war daher über mehrere Jahre negativ.
grösse dar, die nicht eindeutig einem der beiden anderen Ef-
fekte zuzuordnen ist.

In Abbildung 7 sind die Beiträge der drei Effekte auf das
Wachstum der Arbeitsproduktivität für die letzten 40 Jahre ab-
gebildet. Der Strukturwandeleffekt weist fast ausschliesslich
positive Werte auf, sowohl in der Schweiz als auch im Kanton
Zürich. Die Branchenverschiebungen im privaten Sektor ha-
ben folglich die gesamte Arbeitsproduktivität der Wirtschaft
erhöht, weil die Beschäftigten in produktivere Branchen ge-                        ** D
                                                                                       ie hier vorgenommenen Berechnungen basieren auf 32 marktbestim-
wandert sind. Das gilt vor allem für die 1980er-Jahre, in denen                       menden Branchen. Die öffentlichen Branchen eignen sich aufgrund
                                                                                      der Messproblematik nicht für die Shift-Share-Analyse.
der positive Beitrag des Strukturwandels auf das Wachstum                             Vgl. dazu: BFS (2008): Arbeitsproduktivität. Methodologie und Analyse
der Arbeitsproduktivität besonders hoch ausfiel. In den dar-                          der wichtigsten Resultate von 1991 bis 2006.

7   Aufspaltung des Produktivitätswachstums                                                                  Produktivität und Wirtschafts­
                                                                                                             wachstum
3,50%                                                                                                        Vereinfacht gesagt, kann eine Volkswirt-
                                                                                                             schaft pro Kopf nur wachsen, wenn die
3,00%                                                                                                        Bevölkerung mehr arbeitet (Zunahme des
                                                                                                             Arbeitseinsatzes) oder wenn die Produktion
2,50%
                                                                                                             von Gütern und Dienstleistungen effizienter
                                                                                                             wird (Zunahme der Arbeitsproduktivität).
2,00%
                                                                                                             Weil die Schweiz bereits eine sehr hohe Er-
1,50%                                                                                                        werbsbeteiligung hat und die Bevölkerung
                                                                                                             zudem altert, ist die Möglichkeit zur Steige-
1,00%                                                                                                        rung des Arbeitseinsatzes begrenzt. Umso
                                                                                                             wichtiger wird deshalb die Zunahme der
0,50%                                                                                                        Arbeitsproduktivität. Sie trägt letztlich ent-
                                                                                                             scheidend zu mehr Wohlstand, höheren
0,00%
                                                                                                             Löhnen, mehr Freizeit oder zur langfristigen
                                                                                                             Finanzierung der Sozialwerke bei. Definiert
–0,50%
                                                                                                             wird die Arbeitsproduktivität als Wertschöp-
–1,00%                                                                                                       fung (BIP) pro Arbeitsstunde. Ihre Entwick-
         ZH    CH  ZH    CH  ZH    CH ZH     CH  ZH    CH ZH     CH  ZH    CH  ZH    CH                      lung wird durch verschiedene Faktoren
         1981–1985 1986–1990 1991–1995 1996–2000 2001–2005 2006–2010 2011–2015 2016–2020                     beeinflusst, etwa durch Kapitalinvestitionen,
                                                                                                             Bildung oder technologischen Fortschritt.
                     Wachstumseffekt             Strukturwandeleffekt   Interaktionseffekt
    Quellen: BFS, BAK Economics, eigene Berechnungen

                                                          18 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
Spezialthema

                                Ein Blick in die Gegenwart:
                                zwischen Strukturerneuerung
                                und Strukturerhaltung
Die Anfang 2020 ausgebrochene Corona-Pandemie und die                                                 und die Zunahme der Arbeitslosenquote 1,3 Prozentpunkte.
damit verbundenen Verhaltensänderungen und staatlichen                                                Die Branchenverschiebungen unterscheiden sich vor allem
Einschränkungsmassnahmen haben in fast allen Ländern zu                                               dadurch, dass es in der Corona-Krise nach ersten Schätzun-
grossen wirtschaftlichen Verwerfungen geführt. Das gilt auch                                          gen zwei grosse negative Ausreisser bei der Beschäftigungs-
für die Schweiz und den Kanton Zürich. Hierzulande wurde der                                          entwicklung gab: das Gastgewerbe und die sonstigen wirt-
stärkste BIP-Einbruch seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren                                           schaftlichen Dienstleistungen (siehe Abbildung 8). Dadurch
verzeichnet. Wie üblich in Wirtschaftskrisen, so trifft auch die                                      ist auch der Wert des Strukturwandelindikators (siehe Abbil-
Corona-Krise nicht alle Branchen gleich und beschleunigt da-                                          dung 2) höher ausgefallen. Im Unterschied zur Finanzkrise
durch den Strukturwandel. Erste Anzeichen dieser strukturel-                                          verzeichneten dagegen das verarbeitende Gewerbe, der
len Auswirkungen sieht man bereits heute, ein Jahr nach                                               Grosshandel und das Baugewerbe einen leichten Beschäfti-
Ausbruch der Pandemie.                                                                                gungszuwachs. 

Negative Ausreisser
Gemäss Schätzungen von BAK Economics brach das reale
BIP im Kanton Zürich 2020 um 3,9 % ein und die Arbeitslo-
senquote erhöhte sich im Jahresdurchschnitt um einen Pro-
zentpunkt auf 3,1 %. Aufschlussreich ist der Vergleich mit der
Finanzkrise 2008/2009: Damals betrug der BIP-Einbruch 2,4 %

8      Beschäftigungswachstum (VZA) – Vergleich Finanzkrise und Corona-Krise

                                                                                                                       4,1%
                                                                                                            3,0%           2,7%
                                                                                              2,3%              2,4%
                                                         0,9%          0,8%      0,6%
                 0,3%                      0,5%                                                      0,3%
                                                                0,0%

                                                     –0,8%
      –1,6%                           –1,8%
              –3,4%     –3,2%
 –4,7%
                                                                                    –5,4%

                             –13,0%
Verkehr und                Gastgewerbe               Baugewerbe           Sonstige wirtschaftliche        Öffentliche
  Lagerei                                                                    Dienstleistungen          Dienstleistungen
          Verarbeitendes              Grosshandel                 Detailhandel              Finanzsektor              Information,
             Gewerbe                                                                                                 Kommunikation

                                   Finanzkrise (2008–2009)               Corona-Krise (2019–2020)

       Quellen: BAK Economics, eigene Berechnungen

                                                                  Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021                   19
Spezialthema

Gewinner und Verlierer                                                                                                                           um eine Schätzung handelt, da die finalen Daten von 2020
Welche direkten Auswirkungen die Corona-Krise 2020 auf die                                                                                       noch nicht verfügbar sind. Die Abweichungen dürften aber
Beschäftigung hatte, lässt sich allerdings erst abschätzen,                                                                                      nicht gross sein. Auf Basis dieser Schätzungen hat die Coro-
wenn die tatsächliche Beschäftigungslage mit einem fiktiven                                                                                      na-Krise die Gastronomie folglich 3850 Vollzeitstellen (3400 +
Szenario, in dem es keine Corona-Krise gab, verglichen wird.                                                                                     450) «gekostet» (siehe Abbildung 9). Zu den Verlierern gehören
Um zu eruieren, wie sich die Beschäftigung entwickelt hätte,                                                                                     auch verschiedene Dienstleistungsbranchen, die Beherber-
wenn die Pandemie nicht stattgefunden hätte (fiktives Szena-                                                                                     gungen und der Verkehr.
rio), kann man die Wirtschafts- und Beschäftigungsprognosen
vom Januar 2020 heranziehen. Damals gingen die Konjunktur-                                                                                       Auf der anderen Seite der Skala stehen das Garagengewerbe,
forscher der Schweiz noch nicht von einer Wirtschaftskrise                                                                                       die Informationstechnologie (IT), die Elektrobranche und die
aus.                                                                                                                                             öffentliche Verwaltung. Sie sind die grossen Gewinner der
                                                                                                                                                 Corona-Krise, zumindest wenn man auf die Beschäftigungs-
Die Vergleichsanalyse zeigt, dass im Kanton Zürich die Gastro-                                                                                   zahlen abstützt. In der Verwaltung rechneten die Prognostiker
nomie die Hauptverliererin der Corona-Krise ist. Im Januar                                                                                       kurz vor der Corona-Krise mit lediglich 8 neuen Vollzeitstellen
2020 gingen die Prognostiker von BAK Economics davon aus,                                                                                        gegenüber 2019. Die neusten Prognosen gehen hingegen von
dass die Beschäftigung gegenüber 2019 um 450 Vollzeitstel-                                                                                       einem Stellenaufbau von über 2100 VZA aus.
len zunehmen wird. Ein Jahr später resultierte jedoch ein Ab-
bau von 3400 Vollzeitstellen, wobei es sich hierbei auch erst

9	Differenz zwischen Beschäftigungswachstum mit und ohne Corona-Krise (2019–2020) –
   die fünf grössten Gewinner und Verlierer

 3000
 2000
 1000
    0
–1000
–2000
–3000
–4000
           Gastronomie

                                                                                                      Verkehr

                                                                                                                 Detailhandel

                                                                                                                                Garagengewerbe

                                                                                                                                                  Informationstechnologie

                                                                                                                                                                                                          Öffentliche Verwaltung, Bildung
                         Sonstige wirt. Dienstleistungen

                                                           Übrige Dienstleistungen

                                                                                     Beherbergungen

                                                                                                                                                                            Elektronik, Optik und Uhren

    Quellen: BAK Economics, eigene Berechnungen

                                                                                                          20 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / März 2021
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