KMH - Kleine und mittlere Hotels der Schweiz - Schlussbericht Modul
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Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) Schlussbericht Modul 1: KMH – Kleine und mittlere Hotels der Schweiz Typisierung, volkswirtschaftliche Bedeutung und Marktfähigkeit Auftraggeber GastroSuisse, Zürich Unterstützung InnoTour, seco, Bern Auftragnehmer Universität Bern Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) Hansruedi Müller, Prof. Dr. (Leitung) Beatrice Keller, MScEc (Sachbearbeitung) Lukas Brunner, Lic.rer.oec. (Sachbearbeitung) Projektausschuss: Florian Hew, Dr., GastroSuisse (Vorsitz) Heidi Holdener, GastroSuisse Daniel C. Jung, GastroSuisse Christian Laesser, Prof. Dr., IDT Universität St.Gallen Walter Lengwiler, Lic.oec.HSG, Gastroconsult Bern, 22. Oktober 2008
I Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................I 1 Zusammenfassung ........................................................................................................1 1.1 Ausgangslage, Zielsetzung und Vorgehen ..................................................................1 1.2 Typisierung der Hotelbetriebe .....................................................................................1 1.3 Volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Hotellerie ........................................... 3 1.4 Marktfähigkeit von Hotelbetrieben ...............................................................................3 1.5 Fazit ............................................................................................................................5 2 Einleitung .......................................................................................................................6 2.1 Ausgangslage .............................................................................................................6 2.2 Problemstellung und Ziel der Arbeit ............................................................................6 2.3 Forschungsfragen .......................................................................................................8 2.4 Methodik, Vorgehen und Aufbau .................................................................................9 3 Typisierung der Hotelbetriebe ....................................................................................10 3.1 Der Datensatz ...........................................................................................................10 3.2 Die Schweizer Hotellandschaft..................................................................................11 3.2.1 Abgrenzung nach Grössenkriterien ...................................................................... 11 3.2.2 Abgrenzung nach geographischer Verteilung ....................................................... 20 3.3 Definition kleine und mittlere Hotels .......................................................................... 28 4 Volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Hotellerie ....................................... 29 4.1 Definition von Wertschöpfung ...................................................................................29 4.2 Bruttowertschöpfung der Hotelbetriebe ..................................................................... 31 4.3 Bruttowertschöpfung der reinen Beherbergungsleistung ........................................... 35 5 Marktfähigkeit von Hotelbetrieben ............................................................................. 42 5.1 Begründung ..............................................................................................................42 5.2 Kriterien zur Unterscheidung der Hotelbetriebe ......................................................... 43 5.2.1 Schritt 1: Zimmer-Auslastung im Gemeindevergleich ........................................... 43 5.2.2 Schritt 2: Zimmer-Auslastung im Grössenvergleich .............................................. 44 5.2.3 Schritt 3: Klassifizierte Betriebe ............................................................................ 46 5.2.4 Schritt 4: Überdurchschnittliche Einnahmen pro Person und Nacht ...................... 48 5.2.5 Marktfähige Betriebe ............................................................................................49 5.3 Schlussfolgerungen und Empfehlungen .................................................................... 51
II 5.4 Zusammenfassung ...................................................................................................53 6 Schlussfolgerungen ....................................................................................................55 Anhang ................................................................................................................................57 A Hesta-Fragen ............................................................................................................57 B Touristische Gemeinden ...........................................................................................59 C Städtische Gemeinden ..............................................................................................60 Literaturverzeichnis ...........................................................................................................61 Abkürzungsverzeichnis .....................................................................................................62 Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................63
Zusammenfassung 1 1 Zusammenfassung 1.1 Ausgangslage, Zielsetzung und Vorgehen GastroSuisse hat 1998 das Projekt "SchweizDirekt" lanciert und für den Aufbau dieses Mar- ketinginstrumentes von InnoTour eine Finanzhilfe erhalten. Mit dieser Anschubfinanzierung ist es GastroSuisse gelungen, aus der ursprünglich bescheidenen Plattform ein anerkanntes und wirksames Instrument der gemeinsamen Vermarktung zu schaffen. Nach fast 10 Jahren erfolgreicher Praxis ist die Zeit gekommen, eine weitere Entwicklungsetappe vorzubereiten. Mit dem Fokus auf die Kleine und Mittlere Hotellerie (KMH) soll eine umfassende Strategie entwickelt werden, die sich auf solide empirische Forschungsergebnisse abstützt. Für dieses anspruchsvolle Vorhaben war wiederum die Unterstützung durch InnoTour notwendig. Das Projekt verfolgt im Kern folgende Zielsetzungen: • Erhellen wichtiger Strukturmerkmale der KMH, ihrer wirtschaftlichen Bedeutung sowie der Marktfähigkeit. • Aufdecken von KMH-spezifischem Handlungsbedarf. • Klären der möglichen Marktsegmentierung und verbessern der Positionierung der KMH im Markt. • Ausarbeiten innovativer Instrumente zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der marktfähigen KMH. Zur Erreichung dieser Zielsetzung sind im Wesentlichen drei Module geplant: • Modul 1: Abgrenzung und Charakterisierung der KMH, Berechnung der volkswirtschaftli- chen Bedeutung und Bestimmung der Marktfähigkeit (untersucht durch das FIF der Uni- versität Bern) • Modul 2: Zukünftige Herausforderungen der KMH, betriebswirtschaftliche Problemfelder, konkrete Fallbeispiele, Lösungsvorschläge (untersucht durch das IDT der Universität St.Gallen) • Modul 3: Impulsprogramm und Implementierungs-Instrumente (erarbeitet in gemeinsa- mer Kooperation zwischen FIF, IDT, GastroSuisse/Gastroconsult, Schweiz Tourismus und privaten Institutionen). Dabei sollen Hilfsmittel entwickelt werden, um die Wettbe- werbsfähigkeit der marktfähigen KMH zu stärken. Ziel ist es, Hilfestellungen zur Selbst- hilfe anzubieten. 1.2 Typisierung der Hotelbetriebe Das Bundesamt für Statistik stellt mit der Beherbergungsstatistik (HESTA) monatliche Zahlen zur Hotellerie der Schweiz zur Verfügung. Der vorliegende Bericht nutzt primär diese statisti- schen Zahlen des Jahres 2007 sowie jene aus dem Betriebs- und Unternehmensregister (BUR). Der vollständige Datensatz besteht aus 5‘675 Betrieben. Davon wurden jene Betriebe abgezogen, die 2007 keine Logiernächte registrierten (163 Betriebe) oder weniger als 5 Zimmer ausweisen (466 Betriebe). Die Studie basiert demnach auf der Grundgesamtheit von 5‘046 echten und geöffneten Ho- telbetrieben der Schweiz. Alternativ zur üblichen Unterscheidung nach Sternekategorie wur- den die Hotelbetriebe aufgrund ihrer Anzahl Zimmer in sechs Grössenkategorien eingeteilt: • Kleine Kleinbetriebe (kK): 5 – 10 Zimmer (1‘601 Betriebe oder 32%) • Grosse Kleinbetriebe (gK): 11 – 20 Zimmer (1‘381 Betriebe oder 27%) • Kleine Mittelbetriebe (kM): 21 – 35 Zimmer (964 Betriebe oder 19%) • Grosse Mittelbetriebe (gM): 36 – 50 Zimmer (443 Betriebe oder 9%) • Kleine Grossbetriebe (kG): 51 – 100 Zimmer (476 Betriebe oder 9%) • Grosse Grossbetriebe (gG): über 100 Zimmer (181 Betriebe oder 4%) Die KMH vereinen somit 4‘389 Betriebe oder 87% aller echten Hotelbetriebe der Schweiz.
Zusammenfassung 2 Struktur der Grössenklassen bei verschiedenen Unterscheidungskriterien Anzahl 3'964'011 6'362'063 5'231'250 9'944'220 9'178'555 Logiernächte 1'523'351 Anzahl Betten 25'176 42'490 50'100 34'803 59'336 51'634 Anzahl Zimmer 11'817 20'774 25'919 18'694 32'803 28'804 Anzahl Betriebe 1'601 1'381 964 443 476 181 0% 20% 40% 60% 80% 100% kK gK kM gM kG gG Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Darstellung Die KMH weisen folgende wichtigen Strukturmerkmale auf: • KMH generieren beinahe 50% aller Logiernächte. • KMH sind vor allem in ländlichen Gebieten stark. • Die Zimmerauslastung steigt linear mit der Betriebsgrösse. • Die durchschnittlich erzielten Preise steigen linear mit der Betriebsgrösse - KMH sind also preiswert. • Der Gästeanteil aus der Schweiz steigt linear mit der Betriebsgrösse. • Die Aufenthaltsdauer steigt bei den KMH mit der Betriebsgrösse. • KMH sind nur selten (Sterne-)klassifiziert. Die nähere Betrachtung der geographischen Verteilung bezogen auf die drei Typen „Städ- tisch“, „Touristischen“ und „Ländlich resp. Übrige“ ergibt folgende Merkmale: • Die 58 Kernstadt-Gemeinden haben 835 Hotelbetriebe und generieren rund 30% der Logiernächte. • Die 160 touristischen und semitouristischen Gemeinden habe 1‘770 Hotelbetriebe und generieren 42% der Logiernächte. • Die 2‘678 übrigen v.a. ländlichen Gemeinden haben 2‘441 Hotelbetriebe und generieren rund 28% der Logiernächte. • Städtische Betriebe haben durchschnittlich 45 Zimmer, touristischen 31 und ländliche 19. • In städtischen Betrieben beträgt der Anteil der Gäste aus der Schweiz rund 28% aus, in ländlichen beinahe das Doppelte. • Während touristische Gemeinden nur rund 30% Ganzjahresbetriebe aufweisen, ist der Anteil in ländlichen Gebieten beinahe doppelt so hoch. • Die Unterschiede zwischen den einzelnen Kategorien sind sowohl bei der Aufteilung anhand der Grössenklassen wie auch bei der geographischen Verteilung signifikant.
Zusammenfassung 3 1.3 Volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Hotellerie Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Hotellerie in der Schweiz wurde mit Hilfe der Wert- schöpfung berechnet. Dabei wurde in drei Schritten vorgegangen: • Direkten Umsatz der Hotelbetriebe, • Direkte Wertschöpfung mit Hilfe eines Vorleistungskoeffizienten, • Indirekte Wertschöpfung mit Hilfe eines Wertschöpfungsmultiplikators. Direkte und indirekte Bruttowertschöpfung der Hotelbetriebe (inkl. Restauration) Direkter Umsatz Direkte Bruttowert- schöpfung - Vorleistungsanteil 34% Direkter Umsatz Beher- Total: bergung Total: 7‘841 × Umsatzanteil Beher- 5‘167 Mio. Mio. bergung Indirekte Bruttowertschöpfung * Wertschöpfungs- Total: (inkl. Vorleistungen, In- multiplikator vestitionen und Einkommensef- fekte) 2.003% 5‘183 Mio. Totale Bruttowertschöp- fung Total: 10‘350 Mio. Quelle: Berechnung in Anlehnung an Rütter+Partner 2008, Darstellung in Anlehnung an Rütter et. al. 1996, S. 54 Die Hotelbetriebe der Schweiz erwirtschaften (über die Beherbergungsleistung und die Res- tauration) jährlich eine direkte Bruttowertschöpfung von rund CHF 5,2 Mia. oder rund 1% des BIP, wovon rund 2 Mia. CHF oder 40% von KMH stammen, eine totale Bruttowertschöpfung (direkt + indirekt) von rund 10,4 Mia. CHF. Wird die Wertschöpfung ausschliesslich auf die Beherbergungsleistung der Schweizer Hotelbetriebe bezogen, so kommt die Studie zu fol- genden Ergebnissen: • Direkte Bruttowertschöpfung der Beherbergungsleistung von rund 2,4 Mia. CHF oder 0,5% des BIP, davon rund 0,8 Mia. CHF durch die KMH oder rund 34%. • Direkte und indirekte Bruttowertschöpfung der Beherbergungsleistung von rund 4,9 Mia. CHF, davon rund 1,7 Mia. CHF durch die KMH. • Im Durchschnitt erwirtschaftet ein Hotelzimmer eine direkte Bruttowertschöpfung von ca. 15‘000 CHF, die KMH eine von rund 10‘000 CHF. • Der Exportanteil an der Beherbergungsleistung beträgt rund 2,3 Mia. CHF. Das sind 63% des Beherbergungsumsatzes. 1.4 Marktfähigkeit von Hotelbetrieben Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass ein grosser Teil der Hotelbetriebe im härter gewordenen Wettbewerb nicht bestehen könne. Es stellt sich daher die Frage, welcher Anteil der Hotelbetriebe marktfähig ist, also eine längerfristige Wettbewerbsfähigkeit aufweist oder eine spezielle gesellschaftliche Bedeutung hat. Eine Annäherung an diese Fragestellung wurde in der vorliegenden Studie in vier Schritten vorgenommen:
Zusammenfassung 4 • Schritt 1: Ein Hotelbetrieb sollte mindestens eine Zimmerauslastung von 90% innerhalb der Standortgemeinde aufweisen. Dieses Kriterium erreichen 3‘210 Hotelbetriebe, davon 2‘684 KMH. • Schritt 2: Ein Hotelbetrieb kann zudem als marktfähig erachtet werden, wenn er eine Zimmerauslastung von 90% im Grössenvergleich erreicht. Dieses Kriterium erreichen zusätzlich 438 Hotelbetriebe, davon 432 KMH. Mit Hilfe dieser beiden Kriterien wird die Marktfähigkeit im engeren Sinne beschrieben. Marktfähige Hotelbetriebe im engeren Sinn (2 Schritte: 90%-Auslastung im Gemeinde- vergleich oder 90%-Auslastung im Grössenvergleich) • Schritt 3: Zudem könnte man alle Hotelbetriebe, die sich einer (Sterne-)Klassifizierung unterzogen haben, als marktfähig bezeichnen. So kommen weitere 251 Hotelbetriebe dazu, davon 197 KMH. • Schritt 4: Schliesslich könnte man auch noch alle Hotelbetriebe als marktfähig bezeich- nen, die in ihrer Grössenklasse ausserordentlich hohe Beherbergungserträge erwirt- schaften können. Geht man von einer 120%-Schwelle aus, so kommen nochmals 84 Hotelbetriebe dazu, davon 83 KMH. Mit einer derartigen Umschreibung der Marktfähigkeit im weiteren Sinne ergibt sich eine Gesamtzahl von 3‘991 marktfähiger Hotelbetriebe. Das sind 79% der in dieser Studie be- rücksichtigen Hotels oder 70% der in der HESTA 2007 ausgewiesenen Hotelbetriebe. Bezo- gen auf die KMH wird diese weite Schwelle der Marktfähigkeit von 3‘374 KMH oder 77% aller KMH in dieser Studie erreicht.
Zusammenfassung 5 1.5 Fazit Die rund 4‘400 KMH • machen 87% der Hotelbetriebe aus, • gerieren fast 50% der Hotellogiernächte, • sind bezüglich vieler Kennziffern zwar unterdurchschnittlich, • sind jedoch oft „klein aber fein“ und v.a. preiswert, • sind vor allem im ländlichen Raum bedeutungsvoll, • schaffen eine direkte Wertschöpfung von beinahe 2 Mia. CHF, • sind nicht alle marktfähig. Dennoch: Zwischen 3‘650 (eng) und 4‘000 Hotelbetriebe (weit) resp. 3‘100 (eng) und 3‘400 KMH (weit) sind marktfähig! Die nachfolgenden Module der Gesamtstudie beschäftigen sich mit den zukünftigen Heraus- forderungen der KMH und den betriebswirtschaftlichen Problemfeldern (Modul 2). Anschlies- send wird ein Impulsprogramm mit Implementierungs-Instrumenten erarbeitet, um die Wett- bewerbsfähigkeit der marktfähigen KMH zu stärken, mit den Schwerpunkten Management, Angebotsentwicklung, Marketing, Mitarbeiterführung und Finanzierung (Modul 3).
Einleitung 6 2 Einleitung 2.1 Ausgangslage Beim Branchenverband GastroSuisse sind neben den klassischen gastronomischen Betrie- ben sehr viele Beherbergungsbetriebe angeschlossen. GastroSuisse möchte sich vermehrt für diese Mitglieder engagieren und startet eine Initiative zugunsten kleiner und mittlerer Ho- tels (KMH). In einem umfangreichen, von Innotour unterstützten Projekt soll mit Hilfe von internen und externen Kompetenzen eine bessere Positionierung derjenigen KMH im Markt erreicht werden, die wettbewerbsfähig sind, sich aber zurzeit nicht entsprechend ihrem Po- tential vermarkten können. Zur Identifikation dieser Betriebe wird in einem ersten Schritt anhand einer wissenschaftli- chen Studie abgeklärt, wie die Schweizer Hotellerie zurzeit strukturiert ist und welche volks- wirtschaftliche Bedeutung sie hat. Ausserdem wird untersucht, welche Kriterien förderungs- würdige Hotels und speziell KMH erfüllen sollten, um als marktfähig eingestuft zu werden und wie viele solche Hotels bzw. KMH es in der Schweiz gibt. In einem zweiten Schritt werden die spezifischen Herausforderungen der KMH mit Hilfe einer schriftlichen Umfrage bei den Hoteliers, in Workshops und mit Hilfe von Fallbeispielen identi- fiziert. Daraus werden konkrete Problemlösungsvorschläge erarbeitet und anhand von Pra- xis-Beispielen erläutert. Als dritter Schritt sollen aufgrund der vorangegangenen Vorschläge Instrumente und Projek- te entwickelt werden, die den interessierten Mitgliedern von GastroSuisse zur Verfügung gestellt werden. Übergeordnetes Ziel dieser Umsetzung sind der verbesserte Marktzugang, die Professionalisierung der Betriebsleitung und die Sicherstellung einer hohen Servicequali- tät in den KMH. Die vorliegende Arbeit widmet sich nur dem ersten Schritt. Die Schritte zwei und drei werden im Anschluss unter der Co-Leitung von GastroSuisse und FIF durch das IDT der Universität St. Gallen sowie durch die Mitarbeitende von GastroSuisse und GastroConsult erarbeitet. 2.2 Problemstellung und Ziel der Arbeit Die Hotels in der Schweiz sind sehr heterogen. Bei allen gängigen Auswertungen wird aber primär zwischen den fünf Sternekategorien unterschieden. Alle nicht-klassifizierten Betriebe werden in einer Restkategorie zusammen gefasst. Man verzichtet jeweils auf eine genauere Analyse der nicht-klassifizierten Hotels in der Annahme, dass ein grosser Teil dieser Betrie- be keine „echten“ Hotels seien. Dieser Rest umfasst aber in der Schweiz einen Anteil von beinahe 60%. Aus der Publikation „Schweizer Tourismus in Zahlen“ (Schweizer Tourismus- Verband, 2008 S. 21) kann man einen ersten Überblick über diese ungleichmässige Vertei- lung erhalten:
Einleitung 7 Abb. 1: Übersicht Hotelbetriebe Schweiz Quelle: Schweizer Tourismus-Verband 2008, eigene Darstellung Aus dieser Abbildung kann man erkennen, dass die Sterneklassifizierung zu wenig verbreitet ist, um als alleiniges Unterscheidungskriterium verwendet zu werden. Das Ziel ist es, die in
Einleitung 8 Abb. 1 dargestellte Struktur der Schweizer Hotellerie anhand eines umfangreichen Datensatz des Bundesamts für Statistik zu überprüfen und zusätzliche aussagekräftigere Kategorien für die Unterscheidung verschiedener Hotels zu erarbeiten. Ein besonderes Augenmerk wird jeweils auf den kleinen und mittleren Hotels (KMH) als neue Analyseeinheit liegen. Weiter soll die volkswirtschaftliche Bedeutung der Beherbergungsleistung und der Hotelbe- triebe insgesamt geschätzt werden. Es gilt zu zeigen, welche Relevanz die KMH bezüglich nationaler Wertschöpfung sowie bezüglich Exportfaktor haben. Ausserdem wird eine Mög- lichkeit aufgezeigt, wie die Wettbewerbsfähigkeit von Hotelbetrieben abgeschätzt werden kann. Verschiedene Indikatoren geben Hinweise darauf, ob ein Hotel genug Umsatz generie- ren kann, um langfristig erfolgreich arbeiten zu können. Auch hier liegt ein spezieller Fokus auf den KMH. 2.3 Forschungsfragen Die Forschungsfragen lassen sich auftragsgemäss in drei Kategorien unterteilen: Typisierung der Schweizer Hotelbetriebe • Welche Kategorien ermöglichen eine sinnvolle und breite Strukturierung der Schweizer Hotelbetriebe? • Welche Kriterien sind nötig, um eindeutig auf ein kleines oder mittleres Hotel schliessen zu können? • Wie viele Betriebe fallen unter diese Definition von KMH? Volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Hotellerie • Wie gross ist die Bruttowertschöpfung der KMH im Vergleich zur gesamten Schweizer Hotellerie? • Wie viele Arbeitsplätze generieren die KMH und wie gross ist die Zahl im Vergleich zur gesamten Hotellerie? • Gibt es Unterschiede in der Bruttowertschöpfung zwischen städtischen und ländlichen, zwischen touristischen und nicht touristischen Gebieten? Marktfähigkeit von Hotelbetrieben • Welche Eigenschaften müssen Hotels besitzen, um langfristig überlebensfähig zu sein? • Wie viele dieser marktfähigen Hotels bzw. KMH gibt es in der Schweiz? • Welches sind die grössten Schwachstellen dieser marktfähigen KMH und mit welchen Strategien können diese behoben werden?
Einleitung 9 2.4 Methodik, Vorgehen und Aufbau Der erste Teil über die Schweizer Hotellandschaft wird vor allem anhand eines umfangrei- chen Datensatzes aus der Beherbergungsstatistik (HESTA) und dem Betriebs- und Unter- nehmensregister (BUR) bearbeitet. Ergänzend kommen Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) über die Regionalstruktur der Schweiz dazu. Es wird anhand der zwei Unterschei- dungskriterien Grösse (Anzahl Zimmer) und geographische Verteilung (Standort-Gemeinde) eine umfassende Beschreibung der Schweizer Hotellerie vorgenommen. Anschliessend wird die neue Analyse-Einheit der kleinen und mittleren Hotels eingeführt, die in den folgenden Abschnitten eine besondere Beachtung erhält. Für die Untersuchung der volkswirtschaftlichen Bedeutung im zweiten Teil wird anhand der Beherbergungsumsätze, durch Abzug eines Vorleistungsanteils, die direkte Bruttowertschöp- fung der einzelnen Betriebe geschätzt und auf die gesamte Hotellandschaft hochgerechnet. Via Wertschöpfungsmultiplikator erhält man die gesamte Wertschöpfung der Beherbergungs- leistung, inklusive der indirekten und der induzierten Wertschöpfung. Auf Basis der direkten Wertschöpfung kann mit Hilfe der Arbeitsproduktivität die direkte Beschäftigung für den Be- herbergungsbereich geschätzt werden. Das gewählte Vorgehen entspricht den Schritten acht bis elf im „Wertschöpfer Tourismus“ (Rütter, et al., 1996 S. 55). Die benötigten Vorleistungs- anteile, Multiplikatoren und Arbeitsproduktivitäten wurden von Rütter+Partner in Rüschlikon zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wird auch noch die Wertschöpfung der gesamten Betriebe berechnet, indem zum Beherbergungsumsatz ein Restaurantanteil geschätzt wird. Dieser Anteil wird aus dem Ho- telbenchmark der SGH (2007 S. 16) abgeleitet. So kommt man zu Umsatz- und Wertschöp- fungszahlen, die einen Vergleich mit anderen Studien über Schweizer Hotellerie zulassen. Anhand der Grössenklassen und der geographischen Verteilung können Vergleiche zwi- schen den unterschiedlichen Betrieben vorgenommen werden. Der dritte Schritt über die Abgrenzung marktfähiger Hotelbetriebe wird aufgrund der Diskus- sionen im Projektausschuss, mit Hilfe der vier drei Grössen „Zimmerauslastung in der Standortgemeinde“, „Zimmerauslastung in der Kategorie“, „Sternekategorisierung“ und „Ein- nahmen pro Person und Nacht“ definiert. Es wird eine enge und eine weite Definition der Marktfähigkeit der Betriebe angestrebt.
Typisierung der Hotelbetriebe 10 3 Typisierung der Hotelbetriebe Als Grundlage dieser Analyse dient die monatliche Erhebung bei allen Schweizer Hotelbe- trieben, die das Bundesamt für Statistik (BFS) durchführt, und zwar bezogen auf das Kalen- derjahr 2007. 3.1 Der Datensatz Ausgangspunkt dieser gesamten Untersuchung ist ein Datensatz des BFS, welcher aus der Schweizer Beherbergungsstatistik (HESTA) und dem Betriebs- und Unternehmensregister (BUR) gebildet wird. Das BFS macht seit Januar 2005 eine obligatorische Erhebung bei allen Hotel-, Kur- und Campingbetrieben sowie bei den Schweizer Jugendherbergen und fragt monatlich die wichtigsten Kennzahlen ab (vgl. Anhang A). Unter anderem werden die Anzahl Zimmer/ Campingstandplätze, die Öffnungstage, die durchschnittlichen Einnahmen pro Nacht, die Anzahl besetzte Zimmer sowie die Anzahl Ankünfte und Logiernächte erhoben. Die Auswertung wird für jeden Betrieb separat geführt und lässt damit individuelle Vergleiche eines Betriebs sowohl räumlich wie über die Zeit zu. (Bundesamt für Statistik, 2008) Alle An- gaben in der HESTA werden von den Betrieben selbst gemacht. Das BFS verfügt über keine Kontrollmechanismen. Häufig sind die Fragebogen nicht vollständig ausgefüllt. Das BUR wird ebenfalls vom BFS geführt und enthält alle örtlichen Einheiten und Unterneh- men, die in der Schweiz eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben. Es dient als Adresskartei für alle statistischen Erhebungen des BFS und enthält die folgenden wirtschaftlichen Kenngrös- sen: Anzahl Mitarbeitende, Rechtsform, NOGA-Code, Eintragung bzw. Löschung aus dem Handelsregister, Grundkapital bei Aktiengesellschaften, Umsatzzahlen und Hinweise auf die Landfläche bei land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. (Bundesamt für Statistik, 2008) Der verwendete Datensatz umfasst die anonymisierten Zahlen pro Hotel für das Jahr 2007. Folgende Angaben werden, wo vorhanden für jeden Betrieb ausgewiesen: • PLZ/Ort/Gemeinde-Nummer/Kanton/MS-Region (HESTA/BUR) • Anzahl Zimmer/Betten (HESTA) • Letzte Schliessungsperiode (HESTA) • Sterne-Kategorie (HESTA) • Ankünfte/Logiernächte pro Land (HESTA) • Anzahl Zimmernächte (HESTA) • Anzahl Mitarbeiter (VZÄ) nach NOGA 2002 und NOGA 2008 (BUR) • NOGA –Code 2002 und 2008 (BUR) • Anzahl Öffnungstage im Jahr 2007 (HESTA) • Durchschnittliche Einnahmen pro verkaufte Nacht ohne Frühstück (HESTA) • Verbandsmitgliedschaften (HESTA) Vor allem bei der Angabe der Verbandsmitgliedschaften entstehen häufig Missverständ- nisse. Relevante Verbände für Hotelbetriebe wären nur die Branchenverbände hotelleriesu- isse und GastroSuisse. Diese werden aber von den Hoteliers häufig nicht erwähnt. Dafür stehen die Namen von Marketingkooperationen, Hotelketten und Vereinen in diesem Feld. Aufgrund dieser hohen „Fehlerquote“ ist die Aussagekraft hier sehr beschränkt und es wird auf eine weitere Auswertung verzichtet. Wenn man bessere Ergebnisse erhalten möchte, müsste eine Ankreuz-Option auf dem Fragebogen zur Verfügung gestellt werden. Mit Hilfe der Gemeinde-Nummer konnte jedem Betriebe ein Raumtyp (Städtische/Ländliche Gebiete) und ein Gemeindetyp (Touristische/Nicht-Touristische Gemeinde) gemäss der räumlichen Gliederung des BFS zugewiesen werden (Schuler, et al., 2005 S. 76 und 115). Dies erlaubt die Unterscheidung der Hotelbetriebe nach geographischen und strukturellen Merkmalen.
Typisierung der Hotelbetriebe 11 Der Datensatz enthält insgesamt 5'675 Betriebe, wobei diverse Angaben nicht für alle Be- triebe vorhanden sind. Für die folgenden Auswertungen ist die Anzahl Logiernächte die ent- scheidende Kenngrösse dafür, ob ein Hotel überhaupt geöffnet ist und muss positiv sein. Deshalb werden 163 Betriebe ohne entsprechende Angaben ab sofort nicht mehr berück- sichtigt. Gemäss Richtlinien über die Sterneklassifikation von hotelleriesuisse (2008) muss ein Be- trieb mindestens fünf Gäste-Zimmer besitzen, um als Hotel eingestuft zu werden. Aufgrund dieses Kriteriums fallen weitere 466 Betriebe mit weniger als fünf Zimmern oder ohne ent- sprechende Angaben für die weiteren Untersuchungen weg. Bei der folgenden Analyse der Schweizer Hotellandschaft geht man vom entsprechend redu- zierten Datensatz mit nunmehr 5'046 „echten“ und geöffneten Hotels aus. 3.2 Die Schweizer Hotellandschaft 3.2.1 Abgrenzung nach Grössenkriterien Hotelbetriebe können neben der gängigsten Unterscheidung nach Sterne-Kategorien zusätz- lich über die Anzahl Zimmer, die Anzahl Betten, die Anzahl Logiernächte oder die Anzahl Mitarbeitende nach Vollzeitäquivalent differenziert werden. In dieser Untersuchung werden alle Hotelbetriebe über ihre Anzahl Zimmer beurteilt. Diese sind für den Hotelier die relevan- ten Verkaufseinheiten, denn wenn ein Zimmer mit einer Person belegt ist, kann es trotz eines freien Betts nicht ein zweites Mal verkauft werden. Aufgrund einer ersten Analyse der Zimmerzahlen werden die 5'046 Betriebe in die drei Gruppen Klein-, Mittel-, und Grossbetriebe eingeteilt. Wegen der grossen Anzahl vor allem bei den Kleinbetrieben, wird jede Gruppe noch einmal unterteilt, so dass die folgenden sechs Grössenklassen entstehen: Abb. 2: Definition der Grössenklassen kleine Kleinbetriebe (kK) 5 bis 10 Zimmer 1'601 Betriebe 32% grosse Kleinbetriebe (gK) 11 bis 20 Zimmer 1‘381 Betriebe 27% kleine Mittelbetriebe (kM) 21 bis 35 Zimmer 964 Betriebe 19% grosse Mittelbetriebe (gM) 36 bis 50 Zimmer 443 Betriebe 9% kleine Grossbetriebe (kG) 51 bis 100 Zimmer 476 Betriebe 9% grosse Grossbetriebe (gG) ab 101 Zimmer 181 Betriebe 4% Quelle: eigene Darstellung Obwohl die Anzahl Betriebe pro Kategorie nicht überall gleich gross ist, wurde diese Abgren- zung gewählt. Sie ist gut nachvollziehbar und entspricht dem allgemeinen Grössenverständ- nis der Branchenverbände. Weiter spricht für fixe Klassengrenzen, dass die Argumente der Aufteilung bei einer späteren Wieder- oder Weiterverarbeitung neuer Daten immer noch gel- ten und die Untersuchungen so vergleichbar sind.
Typisierung der Hotelbetriebe 12 Abb. 3: Struktur der Grössenklassen bei verschiedenen Unterscheidungskriterien Anzahl 3'964'011 6'362'063 5'231'250 9'944'220 9'178'555 Logiernächte 1'523'351 Anzahl Betten 25'176 42'490 50'100 34'803 59'336 51'634 Anzahl Zimmer 11'817 20'774 25'919 18'694 32'803 28'804 Anzahl Betriebe 1'601 1'381 964 443 476 181 0% 20% 40% 60% 80% 100% kK gK kM gM kG gG Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Darstellung In der Abb. 3. wurde der Datensatz anhand der Anzahl Zimmer in die einzelnen Grössen- klassen unterteilt. So konnte für die Kategorien „Anzahl Betriebe“, „Anzahl Zimmer“, „Anzahl Betten“ und „Anzahl Logiernächte“ jeweils die Summe des Angebots gebildet werden. Es wird ersichtlich, wie stark eine bestimmte Grössenklasse in einer Kategorie vertreten ist. Zum Beispiel sind die kleinen Kleinbetriebe bei der Anzahl Betriebe noch relativ dominant, verlie- ren aber bereits bei den Zimmern/Betten stark an Einfluss und machen bei den Logiernäch- ten nur noch eine Minderheit aus. Der unterste Balken enthält die Anzahl Hotels und zeigt, dass 59% der Betriebe als klein eingestuft werden und dass 28% in den Bereich der mittleren Hotels fallen. Die beiden näch- sten Balken weisen darauf hin, dass bei der Unterscheidung nach Anzahl Zimmer bzw. An- zahl Betten die Dominanz der kleinen und mittleren Betriebe deutlich geringer ist. Nur noch 25% der Zimmer/Betten sind in kleinen und 32% der Zimmer/Betten in mittleren Hotels zu finden. Entsprechend steigt der Anteil in Grossbetrieben von 13% bei der Anzahl Betriebe auf 45% für den Zimmer/Betten-Anteil. Noch stärker ist diese Tendenz bei Analyse der Lo- giernächte. Die kleinen Betriebe generieren nur noch 15%, die mittleren 32% und die gros- sen Hotels 52% der Übernachtungen in der Schweiz. Diese Betrachtung der Logiernächte- Verteilung rechtfertigt auch die grosse absolute Anzahl Kleinbetriebe. Sie sind zwar auf Be- triebsebene übermächtig, machen aber nur knapp einen Viertel aller Logiernächte aus. Diesen stärkeren Anteil Grossbetriebe bei der Übernachtungszahl kann man in der folgen- den Abb. 4 ebenfalls wiederfinden. Hier werden die Zimmer- und die Bettenauslastung be- rechnet. Die jeweils erste Säule bildet die durchschnittliche Zimmerauslastung pro Grössen- klasse ab. Sie wird aufgrund der in der HESTA erhobenen Zimmernächte (Anzahl Nächte, die die Zimmer belegt waren) mit der folgenden Formel berechnet:
Typisierung der Hotelbetriebe 13 In Abb. 4 aufgeführt sind die jeweiligen Mittelwerte pro Grössenklasse. Gut erkennbar ist der Anstieg der Zimmerauslastung mit zunehmender Betriebsgrösse. Kleine Kleinbetriebe errei- chen eine Durchschnittsauslastung von 26%, bei den grossen Grossbetrieben ist sie mit ei- nem Wert von 67% mehr als doppelt so hoch. Sie ist in jeder Grössenklassen deutlich über derjenigen der Bettenauslastung. Die Spannweite zwischen dem tiefsten und dem höchsten Betrag ist ebenfalls grösser als bei den Betten. Im Durchschnitt über alle Betriebe wird eine Zimmerauslastung von 41% erreicht. Abb. 4: Zimmer- und Bettenauslastung 60% 40% 67% 61% 56% 56% 49% 52% 48% 20% 42% 37% 31% 26% 21% 0% kK gK kM gM kG gG Ø Zimmerauslastung Ø Bettenauslastung Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Berechnung und Darstellung Analog zur Zimmerauslastung wird die Bettenauslastung pro Betrieb berechnet: Anschliessend wird für jede Grössenklasse der Mittelwert gebildet. Diese beginnen bei einer Durchschnittsauslastung von 21% bei den kleinen Kleinbetrieben und steigen von einer Grössenklasse zur nächsten an bis sie bei den grossen Grossbetrieben einen Wert von 56% erreichen. Im Durchschnitt erreichen die Schweizer Hotels eine Bettenauslastung von 35%. Sowohl die Zimmer- wie die Bettenauslastung ist tiefer als in der Publikation Schweizer Tou- rismus in Zahlen (2008 S. 21) ausgewiesen (53.3% bzw. 43.6%). Dies liegt daran, dass man bei dieser Untersuchung von einer anderen Grundgesamtheit an Betrieben ausgeht (Aus- schluss von geschlossenen Betrieben und solchen mit weniger als 5 Zimmern). Die Differenz zwischen Zimmer- und Bettenauslastung von fast zehn Prozentpunkten gilt aber für beide Berechnungsarten. Die höheren Werte für grössere Betriebe bei beiden Säulen in Abb. 4 zeigen, dass diese die vorhandenen Kapazitäten besser auslasten können und damit ihr Potential besser nutzen. Für grössere Betriebe sind die Übernachtungsgäste denn auch die zentrale Einnahmequelle, wohingegen kleinere Betriebe mehrheitlich vom Restaurant-Umsatz oder von alternativen Erträgen leben und das Hotel nur nebenbei betrieben wird.
Typisierung der Hotelbetriebe 14 Einen Hinweis auf die bessere Ressourcennutzung findet man auch in Abb. 5. Sie zeigt, dass in grossen Betrieben pro Übernachtung mehr Umsatz gemacht werden kann als in klei- nen Betrieben. Abb. 5: Einnahmen pro Person und Nacht ohne Frühstück 150 100 CHF 179 117 50 96 80 66 56 0 kK gK kM gM kG gG Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Berechnung und Darstellung Basis dieser Abbildung ist eine Rubrik, die im HESTA-Fragebogen direkt auszufüllen ist. Ge- fragt wird nach den durchschnittlichen Einnahmen pro Person und Nacht ohne Frühstück in CHF. Die Aussagekraft dieser Kennziffer ist beschränkt, da längst nicht jeder Betrieb diese Frage beantwortet und die Ergebnisse nicht verifiziert werden. Trotzdem zeigen diese Ein- nahmen ein Bild der Schweizer Hotellerie, das plausibel erscheint. Bei der Betrachtung der Mittelwerte pro Grössenklasse ist ein direkter Zusammenhang zwischen Betriebsgrösse, Sternekategorie und Preis erkennbar, je grösser ein Hotel ist, desto wahrscheinlicher ist es gut klassifiziert und kann einen entsprechend höheren Preis pro Übernachtung verlangen. Analog sind kleine Betriebe eher gering oder gar nicht klassifiziert und müssen mit weniger Einnahmen pro Nacht auskommen. Als weiteren Anhaltspunkt für die Struktur der Schweizer Hotellerie werden die Herkunftslän- der der Gäste analysiert. In Abb. 6 findet man die Ankünfte und die Logiernächte aufgeteilt nach den drei Kategorien Schweiz, Europa und Übersee. In beiden Graphiken kann man sehen, dass der Anteil Schweizer Gäste mit zunehmender Betriebsgrösse kleiner wird. Bei den Ankünften fällt er von 63% bei den kleinen Kleinbetrie- ben auf 35% bei den grossen Grossbetrieben und bei den Logiernächten sinkt der Anteil Schweizer Übernachtungen von 56% für kleine Kleinbetriebe auf 32% bei den grossen Grossbetrieben. Dass der Prozentsatz bei den Logiernächten kleiner ist als bei den Ankünf- ten deutet darauf hin, dass die durchschnittliche Anzahl Übernachtungen pro Aufenthalt bei Schweizern unterhalb derjenigen der ausländischen Gäste liegt.
Typisierung der Hotelbetriebe 15 Abb. 6: Ankünfte und Logiernächte nach Herkunftsländer Ankünfte nach Herkunft 100% 28'000 99'000 262'000 295'000 680'000 918'000 80% 243'000 611'000 1'000'000 867'000 1'682'000 60% 1'731'000 40% 463'000 1'028'000 1'392'000 1'003'000 1'851'000 20% 1'398'000 0% kK gK kM gM kG gG Schweiz Europa Übersee Logiernächt nach Herkunft 100% 64'000 242'000 575'000 654'000 1'532'000 2'006'000 80% 601'000 1'575'000 2'656'000 2'314'000 60% 4'388'000 4'234'000 40% 859'000 2'146'000 3'131'000 20% 2'263'000 4'024'000 2'939'000 0% kK gK kM gM kG gG Schweiz Europa Übersee Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Berechnung und Darstellung Der Anteil europäischer Gäste steigt bei den Ankünften von 33% in den kleinen Kleinbetrie- ben auf 43% bei den grossen Grossbetrieben, bei den Logiernächten von 39% auf 46%. Ab der Klasse der grossen Mittelbetriebe generieren sie am meisten Logiernächte, bei den An- künften ist dies erst für die grossen Grossbetriebe der Fall. Die Gäste aus Übersee machen den kleinsten Teil der Hotelgäste aus, sowohl bei den An- künften (4% bei den kleinen Kleinbetrieben bis 23% bei den grossen Grossbetrieben) wie bei
Typisierung der Hotelbetriebe 16 den Logiernächten (4% bis 22%) ist ihr Anteil gering. Die durchschnittliche Verweildauer in einem Betrieb ist bei diesen Gästen wieder tiefer als bei den Europäern, aber immer noch höher als bei den Schweizern. Grossen Anteil an dieser geringen Aufenthaltsdauer haben die Reisegruppen aus Asien, die selten länger als eine Nacht in einem Betrieb verweilen. Als nächstes wird in Abb. 7 die geographische Verteilung der Hotels innerhalb der jeweiligen Grössenklassen analysiert und verglichen. Abb. 7: Geographische Verteilung der Hotelbetriebe 100% 109 33 117 327 80% 715 1140 69 60% 205 202 40% 455 508 20% 79 331 162 124 182 130 158 0% kK gK kM gM kG gG Stadt Touristisch Land Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Berechnung und Darstellung Für jede Grössenklasse wurden die touristischen und die städtischen Gebiete abgegrenzt und alle übrigen Regionen als ländlicher Raum eingestuft. Die Graphik zeigt eindeutig, dass anteilmässig die meisten Kleinbetriebe in ländlichen Regionen liegen, die Mittelbetriebe am häufigsten in touristischen Gebieten vorkommen und Grossbetriebe in städtischen Gebieten ihre prozentual grösste Verbreitung haben. Eine detaillierte Erläuterung zur Abgrenzung und weitere Analysen über die geographische Verteilung der Schweizer Hotelbetriebe befinden sich weiter hinten. Ein Indiz für den Betriebstyp eines Hotels liefert die Anzahl Öffnungstage pro Jahr. Es soll hier zwischen Ein- bzw. Zwei-Saison-Betrieben und Ganzjahresbetrieben unterschieden werden.
Typisierung der Hotelbetriebe 17 Abb. 8: Öffnungsperioden 100% 77 75 33 413 329 230 80% 80 20 97 392 229 60% 514 40% 321 128 269 660 505 20% 674 0% kK gK kM gM kG gG Ganzjahr 9 - 11 Monate - 9 Monate Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Berechnung und Darstellung Als Ein-Saison-Betriebe gelten bei diesen Berechnungen Hotels, die maximal neun Monate im Jahr bzw. 270 Tage geöffnet haben. Zwei-Saison-Betriebe sind zwischen neun und elf Monaten (270 bis 330 Tage) geöffnet. Ganzjahresbetriebe öffnen entsprechend für minde- stens elf Monate oder über 330 Tage. Wie Abb. 8 zeigt, ist der Anteil Ein-Saisonbetriebe für alle Grössenklassen ungefähr konstant bei 20%. Dafür gibt es viele Kleinbetriebe, die für zwei bis drei Monate im Jahr schliessen, sie machen bei den kleinen Kleinbetrieben fast 40% aus, demgegenüber bei den Grossbetrieben nur 5-10%. Entsprechend steigt der Anteil Ganzjahresbetriebe mit zunehmender Betriebsgrösse von 40% bei den kleinen Kleinbetrie- ben auf über 70% bei den grossen Grossbetrieben. Diese Abbildung deutet darauf hin, dass vor allem die grösseren Betriebe sich so organisie- ren können, dass es rentiert, das ganze Jahr über geöffnet zu haben. Neben den klassi- schen touristischen Gebieten, wo sich der Saisonbetrieb aufdrängt, sind die kleinen Hotels auch geschlossen, wenn grössere Renovationen notwendig werden oder wenn die Füh- rungskräfte (meistens Besitzer) Ferien machen. Gäste, die mehr als eine Nacht in einem Betrieb bleiben, verursachen weniger Aufwand pro Übernachtung und sind so für ein Hotel interessanter. In Abb. 9 wird eine entsprechende Analyse der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der Gäste vorgenommen.
Typisierung der Hotelbetriebe 18 Abb. 9: Aufenthaltsdauer im Betrieb 100% 324 329 299 153 163 58 80% 522 60% 604 445 77 40% 209 230 755 20% 448 220 46 81 83 0% kK gK kM gM kG gG -1.75 Nächte 1.75 - 3 Nächte > 3 Nächte Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Berechnung und Darstellung Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Gastes im Betrieb wird als Verhältnis zwischen der Anzahl Logiernächte und der Anzahl Ankünfte berechnet. Danach werden Schranken festgelegt. In einem ersten Schritt unterscheidet man nach Hotels mit mehrheitlich Kurzauf- enthaltern (unter drei Nächten) und hauptsächlich Langaufenthaltern mit mehr als drei Über- nachtungen. Da die Gruppe der Betriebe mit vorwiegend Kurzaufenthalter sehr gross aus- fällt, wird sie noch einmal geteilt in Betriebe mit mehrheitlich Ein-Nacht-Gäste (durchschnittli- che Aufenthaltsdauer kleiner als 1.75 Nächte) und Betriebe mit einer Gäste-Aufenthaltsdauer von durchschnittlich 1.75 bis drei Nächte. Es ist erkennbar, dass die grossen Mittelbetriebe und die kleinen Grossbetriebe mit durch- schnittlich je fast 40% am meisten Hotels mit mehrheitlich Langaufenthalter ausweisen. Die- se beiden Klassen sind es auch, die die wenigsten Betriebe mit hauptsächlich Ein-Nacht- Gästen ausweisen (weniger als 20%). Der Anteil Betriebe mit durchschnittlich Ein-Nacht-Gä- sten steigt in Richtung grosse Grossbetriebe sowie in Richtung Kleinbetriebe an. So gibt es bei den grossen Grossbetrieben und bei den kleinen Mittelbetrieben jeweils ca. 25% Hotels mit mehrheitlich Ein-Nacht-Gästen und gut 30% Betriebe mit einer Dominanz bei Langaufenthaltern. Bei den grossen Kleinbetrieben sinkt die durchschnittliche Aufenthalts- dauer noch weiter und man erhält etwa 30% Betriebe mit hauptsächlich Ein-Nacht-Gästen und nur noch 24% Hotels mit mehrheitlich Langzeitaufenthaltern. Noch ausgeprägter wird diese Tendenz bei der kleinsten Kategorie. Hier haben fast 50% aller Betriebe eine durch- schnittliche Aufenthaltsdauer von weniger als 1.75 Nächten (Ein-Nacht-Gäste) und nur noch knapp 20% der Betriebe erreichen im Mittel mehr als drei Übernachtungen pro Gast. Um sicherzustellen, dass die Resultate nicht durch Betriebe mit Langzeitvermietung der Zimmer verfälscht sind, werden diejenigen Hotels mit einer durchschnittlichen Aufenthalts- dauer von über 3 Monaten oder 90 Tagen herausgefiltert. Es sind nur 12 solche Betriebe im Datensatz vorhanden, die ihre Zimmer wahrscheinlich nicht an Hotelgäste vermieten. Da diese geringe Anzahl Hotels auf diese Analyse des Gesamtdatensatzes keinen Einfluss hat, werden diese Betriebe nicht gesondert betrachtet und nicht aus dem Datensatz entfernt.
Typisierung der Hotelbetriebe 19 In einer weiteren Graphik wird die Verteilung der Sterne-Klassifizierung in den Grössenkate- gorien untersucht. Wie Abb. 10 zeigt, sind deutliche Unterschiede auszumachen. Abb. 10: Betriebe mit Sterne-Klassifizierung 100% 103 122 69 80% 413 971 60% 1494 40% 373 321 149 551 20% 410 107 0% kK gK kM gM kG gG Klassifiziert Nicht Klassifiziert Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Berechnung und Darstellung Es ist deutlich erkennbar, dass bei den kleinen Hotels der Anteil nicht-klassifizierter Betriebe dominant ist und dass der Anteil Betriebe mit Klassifizierung mit der Grösse der Hotels zu- nimmt. Bei den grossen Grossbetrieben sinkt der Anteil wieder ganz leicht auf knapp 70%, vermutlich, da sich in dieser Grössenklasse viele Ketten-Hotels befinden, die sich bewusst nicht klassifizieren lassen. Abb. 10 zeigt die grossen Zahl von kleinen und mittleren Betrie- ben, die sich durch eine Klassifizierung resp. Kategorisierung besser positionieren und ver- markten könnten. Die Mitarbeiterzahl, die das BFS zur Verfügung gestellt hat, beinhaltet neben dem Beherber- gungsbereich auch die angeschlossenen Restaurants und weitere angebotene Dienstleis- tungen. Über den Umfang dieses Zusatzangebots ist aber weiter nichts bekannt. Deshalb basiert die Mitarbeiterzahl in jedem Hotel auf einer anderen Grundlage, was Vergleiche zwi- schen den einzelnen Betrieben auf diesem Abstraktionsniveau verunmöglicht.
Typisierung der Hotelbetriebe 20 3.2.2 Abgrenzung nach geographischer Verteilung Neben der Grösse eines Hotels sind räumliche Kriterien entscheidend, um Aussagen über die Schweizer Hotellandschaft machen zu können. Einerseits muss zwischen Betrieben in touristischen und nicht touristischen Regionen, andererseits zwischen Hotels in städtischen und ländlichen Gebieten unterschieden werden. Grundlage dieser Unterteilung ist die Raumgliederung der Schweiz nach (Schuler, et al., 2005), in der diverse räumliche Aufteilungen anhand von Daten der Volkszählung 2000 er- klärt und begründet werden. Für diese Arbeit wurden die Kategorien „Typologie der Gemein- den“ zur Abgrenzung der touristischen Gemeinden und „Raumdefinition“ zur Aufteilung in städtische und ländliche Gebiete verwendet. Die „Typologie der Gemeinden“ unterteilt alle 2‘896 Schweizer Gemeinden in 22 Typen (Schuler, et al., 2005 S. 117f). Relevant für die vorliegende Analyse sind zwei Typen: • Typ 6: Touristische Gemeinden (TT) • Typ 7: Semitouristische Gemeinden (TST) Damit eine Gemeinde unter eine dieser beiden Typen fällt, braucht sie eine hohe Anzahl Lo- giernächte pro Einwohner (Schuler, et al., 2005 S. 124f). Bei touristischen Gemeinden (Typ 6) gelten folgende Kriterien: • darf keiner metropolitanen Agglomeration angehören • Einwohner: 500-2‘000 mind. 180 Logiernächte pro Einwohner 2‘000-5‘000 mind. 45 Logiernächte pro Einwohner über 5‘000 mind. 30 Logiernächte pro Einwohner. Für semitouristische Gemeinden (Typ 7) ist die Abgrenzung wie folgt: • darf keiner metropolitanen Agglomeration angehören • Einwohner: bis 100 mind. 150 Logiernächte pro Einwohner 100-200 mind. 100 Logiernächte pro Einwohner 200-300 mind. 80 Logiernächte pro Einwohner 300-500 mind. 60 Logiernächte pro Einwohner 500-2‘000 mind. 45 Logiernächte pro Einwohner über 2‘000 mind. 30 Logiernächte pro Einwohner Aufgrund dieser Einteilung gibt es 54 touristische und 106 semitouristische Gemeinden (vgl. Anhang B), welche in der Folge als touristische Gebiete deklariert werden. Der HESTA- Datensatz enthält 1‘770 Betriebe, die in diesen touristischen Gemeinden liegen. Diese Be- triebe stellen 40% der Zimmer zur Verfügung und generieren 42% aller Logiernächte. (vgl. Abb. 11) Zur weiteren Segmentierung der Raumstruktur werden nur noch die Gemeinden ausserhalb der touristischen Zonen und ihren Hotelbetrieben berücksichtigt.
Typisierung der Hotelbetriebe 21 Die Städte werden ebenfalls anhand eines Kriteriums aus der Publikation „die Raumgliede- rung der Schweiz“ (Schuler, et al., 2005) ausgewählt. Für die Aufteilung zwischen Stadt und Land werden vor allem die Agglomerationen betrachtet. Als Agglomeration gelten Gemein- den, die drei der folgenden fünf Kriterien erfüllen: • baulicher Zusammenhang mit Kernstadt • hohe kombinierte Bevölkerungs- und Arbeitsplatzdichte • überdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung • tiefer Landwirtschaftsanteil • starke Pendlerverflechtung mit der Kernzone der Agglomeration Die Schweiz hat gemäss dieser Definition 50 Agglomerationen, die insgesamt 979 der 2‘896 Gemeinden umfassen und in welchen mehr als 73% der Bevölkerung leben. (Schuler, et al., 2005 S. 77ff) Die Betriebsstrukturen und die Herausforderungen für Schweizer Hotels in Kernstädten sind nicht vergleichbar mit Betrieben in Agglomerationsgemeinden. Deshalb werden, für diese Unterscheidung zwischen Stadt und Land, die Agglomerationsgemeinden zum ländlichen Raum gezählt. Es bleiben die 58 Kernstädte (vgl. Anhang C), welche für die nachfolgenden Berechnungen berücksichtigt werden. Die Anzahl Kernstädte ist höher als die Anzahl Ag- glomerationen, da eine Agglomeration mehrere Kernstädte enthalten kann. Städte verfügen über insgesamt 835 Hotels mit insgesamt 55‘713 Zimmern, die 11‘556‘773 Logiernächte generieren. Dies sind gut 30% aller in der Schweiz im Jahr 2007 generierten Logiernächte, die in 16% der Hotels erreicht wurden (vgl. Abb. 11).Es gibt Gemeinden in der Schweiz, die sowohl die Bedingungen für touristisches Gebiet wie für eine Stadt erfüllen (z.B.: Davos oder Interlaken). Es wird darauf verzichtet, diese Gemeinden in beiden Katego- rien aufzunehmen, da dies zu einer Aufblähung der Zahlen führen würde. Da der touristische Faktor in allen Fällen dominant ist, werden diese Gemeinden dem touristischen Gebiet zu- geordnet. Dies erreicht man, indem zuerst die touristischen Gemeinden und danach die Städte ausgewählt werden. Abb. 11: Geographische Verteilung bei verschiedenen Unterscheidungskriterien Anzahl 11'556'773 15'350'764 9'295'913 Logiernächte Anzahl Betten 64'540 112'493 86'506 Anzahl Zimmer 37'496 55'713 45'602 Anzahl Betriebe 835 1'770 2'441 0% 20% 40% 60% 80% 100% Stadt Touristisch Land Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Berechnung und Darstellung
Typisierung der Hotelbetriebe 22 Nach dieser Abgrenzung der touristischen Orte und der Städte bleiben 2‘678 Gemeinden übrig, die als ländlich eingestuft werden. Trotz der grossen Anzahl Gemeinden (92%) im Vergleich zu den vorhergehenden Kategorien, sind nur 2‘441 Betriebe (48%) dort ansässig, die 33% der Zimmer zur Verfügung stellen und für 26% aller Logiernächte verantwortlich sind. Diese Kleinstrukturiertheit und schwache Auslastung von ländlichen Betrieben ist Abb. 11 gut erkennbar und wird in den folgenden Abschnitten weiter untermauert. Unter dieser Dreiteilung der Hotels wurden die gleichen Analysen durchgeführt wie im Kapi- tel 3.2.1 bei der Verteilung nach Grössenklassen. Als erstes sieht man in Abb. 12 die durch- schnittliche Zimmer- und Bettenauslastung in den verschiedenen Gebieten. Abb. 12: Zimmer- und Bettenauslastung 60% 40% 55% 49% 45% 43% 20% 30% 25% 0% Stadt Touristisch Land Ø Zimmerauslastung Ø Bettenauslastung Quelle: Bundesamt für Statistik 2008, eigene Berechnung und Darstellung Die mittlere Zimmerauslastung wurde wiederum anhand der Formel geschätzt. Sie ist sowohl in der Stadt mit 55% wie in touristischen Gemeinden mit 49% deut- lich höher als in ländlichen Regionen (30%). Bei der durchschnittlichen Bettenauslastung verhalten sich die Ergebnisse ähnlich, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt; auch hier sind die städtischen und touristischen Gemeinden mit einer Auslastung von 45 bzw. 43% deutlich höher als die ländlichen Gebiete mit 25% Bettenauslastung. Die Differenz zwischen Zimmer- auslastung und Bettenauslastung ist in den städtischen Gebieten am grössten. Dies ist ein Hinweis darauf, dass in der Stadthotellerie häufiger Doppelzimmer zur Einzelbenutzung ver- kauft werden als in touristischen oder ländlichen Betrieben.
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