Ausbildungssituation im Landkreis St. Wendel - Ergebnisse einer Betriebsbefragung
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Die Betriebsbefragung wurde im Auftrag des Regionalen Übergangsmanagements (RÜM) des Landkreises St. Wendel durchgeführt. Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union gefördert (www.perspektive-berufsabschluss.de). Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische Förderinstrument der Europäischen Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung der Beschäftigungsfähigkeit, des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit sowie der Chancengleichheit und der Investition in die Humanressourcen. Franciska Mahl: Ausbildungssituation im Landkreis St. Wendel – Ergebnisse einer Betriebsbefragung © 2012 Deutsches Jugendinstitut e.V. Außenstelle Halle Franckesche Stiftungen Franckeplatz 1 Haus 12–13 06110 Halle (Saale) Tel. (0345) 681 78-0 www.dji.de
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .................................................................................................................. 1 2. Untersuchungsziele und Forschungsfragen ..................................................... 2 3. Untersuchungsdesign und Ablauf der Befragung ............................................ 3 4. Betriebliche Strukturmerkmale ............................................................................. 4 4.1 Betriebliche Ausbildungsbeteiligung ......................................................................... 4 4.2 Wirtschaftszweig ....................................................................................................... 4 4.3 Zuständigkeitsbereich ............................................................................................... 5 4.4 Betriebsgröße ........................................................................................................... 6 5. Betriebe ohne Ausbildungsbeteiligung .............................................................. 8 5.1 Zurückliegende Ausbildungsbeteiligung .................................................................... 8 5.2 Ausbildungshemmnisse ............................................................................................ 9 5.3 Ausbildungspläne ....................................................................................................10 6. Betriebe mit Ausbildungsbeteiligung ............................................................ 11 6.1 Betriebliche Ausbildungssituation ............................................................................11 6.1.1 Merkmale der Auszubildenden ..............................................................................11 6.1.2 Ausbildungsformen ..............................................................................................17 6.1.3 Ausbildungsberufe ...............................................................................................19 6.1.4 Übernahme von Ausbildungsabsolventen ...............................................................23 6.2 Rekrutierungspraxis .................................................................................................25 6.2.1 Rekrutierungswege ..............................................................................................25 6.2.2 Kriterien bei der Auswahl von Auszubildenden ........................................................27 6.2.3 Einschätzungen der Vorkenntnisse von Bewerbern .................................................29 6.3 Entwicklung des Ausbildungsplatzangebotes, Besetzungsschwierigkeiten und Personalprobleme ...................................................................................................31 6.3.1 Zurückliegendes Ausbildungsplatzangebot .............................................................31 6.3.2 Besetzungsschwierigkeiten...................................................................................33 6.3.3 Ausbildungspläne ................................................................................................35 6.3.4 Erwartete Personalprobleme.................................................................................36 6.3.5 Betriebliche Strategien zur Sicherung des Nachwuchses .........................................38 6.4 Unterstützungsangebote in der betrieblichen Berufsausbildung ...............................40 6.4.1 Unterstützungsbedarfe der Betriebe ......................................................................40 6.4.2 Bekannte und genutzte Unterstützungsangebote ....................................................43 6.5 Bildungs- und Projektangebote in der Berufsorientierung, -vorbereitung und beruflichen Ausbildung ............................................................................................48 7. Zusammenfassung und Fazit ...............................................................................54 8. Literaturverzeichnis ...............................................................................................58
1. Einleitung Der Ausbildungsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Während noch vor zehn Jahren der Lehrstellenmangel das zentrale Problem war, ist nun die gegenteilige Situation vorzufinden: Die Betriebe fürchten, dass ihnen der Nachwuchs ausgeht und es künftig zu verstärkten Engpässen in der Fachkräfteversorgung kommt. Ursache für diese Entwicklung ist der demografische Wandel, der dazu führt, dass immer weniger Absolventen und Abgänger die allgemeinbildenden Schulen verlassen und als potentielle Nachfrager von Ausbildungsstellen in Erscheinung treten. Das Bundesland Saarland ist vom demografischen Wandel stärker betroffen als andere westdeutsche Bundesländer. Bis 2030 wird die Zahl der 16- bis 18-Jährigen im Saarland um 35 Prozent zurückgehen. Im Landkreis St. Wendel wird sich diese Altersgruppe sogar um 43,5 Prozent verringern (vgl. Bertelsmann Stiftung 2011). Die Tatsache, dass trotz des demografisch bedingten Bewerberrückgangs und der verbesserten Situation auf dem Ausbildungsmarkt auf Seiten der ausbildungs- interessierten Jugendlichen nach wie vor viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, macht es erforderlich, geeignete Maßnahmen zu ergreifen und die Übergangsprozesse von der Schule in die Berufsausbildung aktiv mitzugestalten. Um die aktuelle Ausbildungssituation im Landkreis St. Wendel zu erfassen und Hinweise auf mögliche Handlungsbedarfe zu erhalten, wie die berufliche Integration von jungen Menschen verbessert werden kann, hat der Landkreis St. Wendel das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) beauftragt, eine regionale Betriebsbefragung durchzuführen. Die Ergebnisse der Befragung dienen als Datengrundlage für das Regionale Übergangs- management im Landkreis St. Wendel und liefern ergänzende Informationen zur Angebotsseite des Ausbildungsmarktes. Der vorliegende Bericht enthält die Untersuchungsergebnisse der regionalen Betriebs- befragung im Landkreis St. Wendel. Zu Beginn des Berichts werden zunächst die Untersuchungsziele und das Forschungsdesign der Befragung vorgestellt. Anschließend wird die Zusammensetzung der Untersuchungsstichprobe näher erläutert. Der fünfte Abschnitt des Berichts widmet sich den nicht ausbildungsaktiven Betrieben. Es wird u.a. der Frage nachgegangen, welche Ausbildungshemmnisse aus Sicht der Unternehmen bestehen. Im sechsten Kapitel liegt der Fokus auf den ausbildenden Betrieben. In diesem Teil des Berichts wird näher auf die Ausbildungsstruktur in den Unternehmen und das betriebliche Rekrutierungsverhalten bei der Besetzung von Ausbildungsstellen einge- gangen. Es folgt eine Auswertung von betrieblichen Einschätzungen zu künftigen Personalproblemen sowie Erfahrungen mit vorhandenen Unterstützungsangeboten in der beruflichen Ausbildung. Abschließend werden die wichtigsten Untersuchungsergebnisse zusammengefasst. 1
2. Untersuchungsziele und Forschungsfragen Ziel der Betriebsbefragung war es, Einschätzungen der regional ansässigen Betriebe im Landkreis St. Wendel zur gegenwärtigen Ausbildungssituation und zur künftigen Entwick- lung zu gewinnen, um frühzeitig Bedarfe und Lücken sichtbar zu machen. Wichtige Fragestellungen waren in diesem Zusammenhang: In welchen Berufen bilden die Betriebe aktuell aus? Welche Ausbildungsformen werden von den Unternehmen angeboten? Wie verteilen sich die Auszubildenden in Abhängigkeit soziodemografischer Merkmale (Geschlecht, Migrationshintergrund, schulische Vorbildung) auf die einzelnen Ausbildungsbereiche? Wie sehen die betrieblichen Übernahmeabsichten von Ausbildungsabsolventen aus? Welche Strategien nutzen Ausbildungsbetriebe bei der Suche nach geeigneten Bewerbern für ihre Ausbildungsstellen? Welche Auswahlkriterien sind den ausbildenden Betrieben bei der Einstellung von zukünftigen Auszubildenden wichtig? Wie werden die Vorkenntnisse der Lehrstellenbewerber eingeschätzt? Wie hoch ist die Bereitschaft (mehr) Jugendliche mit Förderbedarf auszubilden? Welche Voraussetzungen müssten aus Sicht der Unternehmen gegeben sein? Wie bekannt sind den Unternehmen verschiedene Unterstützungsangebote in der beruflichen Ausbildung? Inwieweit werden diese Fördermöglichkeiten in den Betrieben tatsächlich genutzt? Wie hat sich das betriebliche Ausbildungsplatzangebot in den letzten Jahren entwickelt? Inwieweit hatten die Betriebe Schwierigkeiten bei der Besetzung von Lehrstellen? Wie reagieren die ausbildungsaktiven Betriebe auf rückläufige Bewerberzahlen? Wie sehen die aktuellen Ausbildungspläne der Unternehmen aus? Welche Personalprobleme werden erwartet? Das Hauptinteresse der Untersuchung galt den Ausbildungsbetrieben im Landkreis St. Wendel. Der Schwerpunkt der Befragung von Nichtausbildungsbetrieben lag auf vorhandenen Ausbildungshemmnissen, die ein Engagement der Unternehmen in der eigenen Qualifizierung von Nachwuchskräften erschweren. 2
3. Untersuchungsdesign und Ablauf der Befragung Um eine zeitnah verfügbare Datengrundlage zu erhalten, wurde die Betriebsbefragung im Landkreis St. Wendel als Online-Befragung durchgeführt. Eine internetbasierte Befragung hat den Vorteil, dass der Erhebungszeitpunkt und die Auswertung der Daten zeitlich eng beieinander liegen und somit aktuelle und aussagekräftige Ergebnisse vorliegen. Insgesamt wurden ca. 1450 Betriebe im Landkreis St. Wendel in die Befragung mit einbezogen. Unter ihnen befanden sich sowohl ausbildungsaktive als auch nicht ausbildende Betriebe. Die Ansprache der Unternehmen erfolgte durch den Landkreis St. Wendel (Kommunale Arbeitsförderung-Jobcenter, Regionales Übergangsmanagement). Die Unternehmen erhielten ein postalisches Informationsschreiben, das Erläuterungen zu den Zielen der Untersuchung, dem Datenschutz sowie dem Zugang zum Online- Fragebogen beinhaltete. Jedem Betrieb wurde ein individuelles Kenn- und Passwort zum Fragebogen übermittelt, um sicherzustellen, dass sich nur die anvisierte Zielgruppe an der Befragung beteiligt und Doppelbeantwortungen ausgeschlossen werden konnten. In der Mehrheit der Fälle wurde der Fragebogen vom Inhaber bzw. Geschäftsführer sowie von Personalverantwortlichen im Unternehmen beantwortet. Viele Befragte hatten in den ausbildenden Betrieben Doppelfunktionen inne und waren beispielsweise neben der Geschäftsführung auch im Ausbildungsbereich ihres Betriebes z.B. als Ausbildungsleiter oder Ausbilder tätig. Der Erhebungszeitraum der Betriebsbefragung lag zwischen September und Dezember 2011. Im November 2011 wurde begonnen, an die Betriebe Erinnerungsschreiben per Email zu versenden. Ein Teil der Unternehmen ohne verfügbare Email-Kontaktdaten wurden zudem telefonisch kontaktiert, um nochmals auf die Befragung hinzuweisen. Insgesamt haben sich 341 Betriebe im Landkreis St. Wendel an der Unternehmens- befragung beteiligt. Dies entspricht einer Ausschöpfung von ca. 24 Prozent der Bruttostichprobe und fällt im Vergleich zu Betriebsbefragungen mit ähnlicher Vorgehens- weise eher hoch aus (vgl. Troltsch/Gericke 2009: 8). Wie sich die befragte Untersuchungsgruppe der Unternehmen konkret zusammensetzt, wird im nachfolgenden Abschnitt beschrieben. 3
4. Betriebliche Strukturmerkmale 4.1 Betriebliche Ausbildungsbeteiligung Ein für die Untersuchung wesentliches Differenzierungsmerkmal bildete die aktuelle Ausbildungsbeteiligung der befragten Unternehmen. Zum Zeitpunkt der Erhebung gaben 43 Prozent (N=145) der Betriebe an, gegenwärtig auszubilden. Von den übrigen Unternehmen, die momentan nicht ausbildeten (N=196), war nur ein geringer Teil in den letzten fünf Jahren ausbildungsaktiv (vgl. Kap. 5.1). Diagramm 4.1: Betriebliche Ausbildungsbeteiligung (in Prozent) Ausbildung keine 43% Ausbildung 57% 4.2 Wirtschaftszweig Hinsichtlich des Wirtschaftszweiges1 der befragten Unternehmen stellen die Betriebe, die im verarbeitenden Gewerbe oder im Baugewerbe tätig sind die zwei größten Gruppen in der Stichprobe (verarbeitendes Gewerbe: 24 Prozent, Baugewerbe: 20 Prozent, vgl. Tabelle 4.1). Betriebe im Bereich Handel/Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahr- zeugen sowie der Erbringung sonstiger Dienstleistungen (z.B. Friseur-/ Kosmetiksalons, Bestattungswesen) bilden mit jeweils 17 Prozent zwei weitere größere Gruppen in der Untersuchungsstichprobe. Nur eine geringe Zahl der befragten Betriebe entfällt auf die verbliebenen Berufsbereiche wie z.B. dem Gesundheits- und Sozialwesen (5 Prozent), dem Bereich „Information und Kommunikation“ (3 Prozent) oder dem Gastgebewerbe (2 Prozent). Unter den Unternehmen, die zum Zeitpunkt der Erhebung ausbilden, befinden sich anteilig mehr Betriebe, die dem Wirtschaftszweig des verarbeitenden Gewerbes zuzurechnen sind (28 gegenüber 21 Prozent). Betriebe ohne aktuelle Ausbildungs- beteiligung sind stärker unter den sonstigen Dienstleistungen vertreten (21 gegenüber 10 Prozent), seltener dagegen im Tätigkeitsfeld der Finanz- und Versicherungs- dienstleistungen (0,5 gegenüber 3,5 Prozent). 1 Die Einordnung der Betriebe richtet sich nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008) des Bundesamtes für Statistik. Die WZ 2008 baut auf der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE Rev. 2) auf und besteht aus fünf Ebenen (Statistisches Bundesamt 2008). In der Befragung wurde die oberste Ebene der Klassifikation mit insgesamt 21 Wirtschaftsabschnitten zur Einordnung der Betriebe genutzt. 4
Tabelle 4.1: Wirtschaftszweig der Betriebe nach Ausbildungsaktivität (in Prozent) mit ohne Wirtschaftszweig gesamt Ausbildungs- Ausbildungs- aktivität aktivität Verarbeitendes Gewerbe 23,8 27,8 20,9 Baugewerbe 22,1 22,9 21,4 Handel; Instandhaltung und Reparatur von 2 17,1 16,0 17,9 Kraftfahrzeugen Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 16,8 10,4 21,4 Gesundheits- und Sozialwesen 4,7 5,6 4,1 Information und Kommunikation 2,6 2,8 2,6 Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und 2,4 1,4 3,1 technischen Dienstleistungen Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen 2,4 2,8 2,0 Dienstleistungen Gastgewerbe 2,1 2,1 2,0 Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienst- 1,8 3,5 0,5 leistungen Energieversorgung 1,5 2,1 1,0 Verkehr und Lagerei 1,2 1,4 1,0 Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung 0,6 0,7 0,5 und Beseitigung von Umweltverschmutzungen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 0,3 - 0,5 Kunst, Unterhaltung und Erholung 0,3 0,7 - Grundstücks- und Wohnungswesen 0,3 - 0,5 Erziehung und Unterricht 0,3 - 0.5 fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau 4.3 Zuständigkeitsbereich Etwa jeder zweite befragte Betrieb fällt in den Zuständigkeitsbereich der Handwerks- kammer (HwK) (vgl. Tabelle 4.2). Gut ein Drittel der Unternehmen gehört der Industrie- und Handelskammer an. Ein geringer Teil der Betriebe (14 Prozent) sind sogenannte Mischbetriebe3, die sowohl handwerkliche als auch nichthandwerkliche Tätigkeiten ausüben. Für drei Prozent der Betriebe ist eine sonstige Stelle4 außerhalb der HwK und IHK zuständig. 2 Der Wirtschaftszweig „Handel/Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ wird im Folgenden zur einfacheren Lesbarkeit mit der Bezeichnung „Handel“ abgekürzt. Die Kategorie schließt in den folgenden Auswertungen den Bereich „Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ mit ein. 3 Betriebe, die sowohl IHK-zugehörige Tätigkeiten (z.B. Industrie, Handel oder Dienstleistungen) als auch handwerkliche oder handwerksähnliche Tätigkeiten ausüben, gehören mit ihrem jeweiligen Betriebsteil der IHK bzw. der HwK an (vgl. DIHK 2010b). 4 Zu den genannten sonstigen zuständigen Stellen zählen folgende Kammern bzw. Verbände: Steuerberaterkammer, Notarkammer, Landwirtschaftskammer, Ingenieurkammer, Architektenkammer, Der Paritätische Wohlfahrtsverband, Hebammenverband und Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa). 5
Während sich das Verhältnis von IHK- und HwK-zugehörigen Betrieben in der Gruppe der ausbildenden Unternehmen ausgeglichen darstellt (jeweils 42 Prozent), fällt der Anteil an Betrieben im Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammer bei den nicht ausbildungs- aktiven Unternehmen deutlich höher aus (51 Prozent). Unter den Handwerks- unternehmen, die meist Kleinbetriebe sind, liegt die Ausbildungsbeteiligung grundsätzlich niedriger.5 Die meisten Ausbildungsverträge werden in Industrie- und Handel abge- schlossen (vgl. Ulrich et al. 2011: 8).6 Tabelle 4.2: Zuständigkeitsbereich der Betriebe nach Ausbildungsaktivität (in Prozent) mit ohne zuständige Stelle gesamt Ausbildungs- Ausbildungs- aktivität aktivität Handwerkskammer (HwK) 47 42 51 Industrie- und Handelskammer (IHK) 35 42 31 HwK und IHK (Mischbetrieb) 14 13 14 sonstige zuständige Stelle 4 3 4 fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau 4.4 Betriebsgröße Der Blick auf die Größe der befragten Unternehmen zeigt eine vorwiegend kleinbe- triebliche Struktur (vgl. Tabelle 4.3). Der Großteil der Betriebe zählt zu den Kleinstunternehmen mit unter zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (64 Prozent). Nur ein geringer Anteil der Gesamtgruppe besteht aus Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeiter/innen (11 Prozent). Tabelle 4.3: Anzahl der Beschäftigten nach Ausbildungsaktivität (in Prozent) mit ohne Beschäftigte gesamt Ausbildungs- Ausbildungs- aktivität aktivität bis 3 39 7 63 4 bis 9 25 31 21 10 bis 19 16 24 9 20 bis 49 9 17 4 50 bis 99 5 10 2 100 bis 249 3 7 - 250 bis 499 1 1 - 500 und mehr 2 3 1 fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau Hinsichtlich der Beschäftigtenzahl ergeben sich beträchtliche Unterschiede zwischen ausbildungsaktiven und nicht ausbildenden Betrieben: Der überwiegende Teil der Unternehmen ohne Ausbildungsbeteiligung beschäftigt maximal drei Personen (63 Prozent). Es handelt sich bei dieser Gruppe größtenteils um Selbständige. Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten umfassen in der Gruppe der Ausbildungsbetriebe 5 Unter den befragten Unternehmen im Landkreis St. Wendel liegt die betriebliche Ausbildungsbeteiligung der Handwerksbetriebe bei 38 Prozent, die der IHK-Unternehmen bei 50 Prozent. Da jedoch von einer unter- schiedlichen Teilnahme von ausbildenden und nicht ausbildungsaktiven Betrieben an der Untersuchung ausgegangen werden muss, sind diese Werte nur richtungsweisend. 6 Insgesamt zeigt sich eine günstigere Ausbildungslage des Handels gegenüber der Industrie. Im Industriebe- reich ist die Zahl der Neuverträge bei Ausbildungsstellen etwas zurückgegangen (DIHK 2010a: 19). 6
immerhin ein gutes Drittel. Ähnlich groß fällt auch der Anteil an Kleinunternehmen mit zehn bis 49 Beschäftigten aus (41 Prozent). Etwa jeder sechste ausbildungsaktive Betrieb zählt 50 bis 249 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Großbetriebe mit mehr als 249 Arbeitnehmer/innen sind in beiden Teilstichproben nur in sehr geringem Umfang enthalten. Bei den Ausbildungsbetrieben machen sie einen Anteil von gerade mal vier Prozent aus. Mit der Größe des Unternehmens nimmt die betriebliche Ausbildungsbeteiligung deutlich zu7. Sie liegt bei Kleinstbetrieben in der Untersuchungsstichprobe bei einem Viertel und erreicht einen Wert von 90 Prozent bei den mittleren Betrieben. Zu beachten ist, dass die betriebliche Ausbildungsbeteiligung mit der Größe des Unternehmens zwar steigt, die Zahl der Auszubildenden im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten im Unternehmen jedoch geringer ausfällt. Insofern könnte die tatsächliche Ausbildungs- leistung bei kleinen Betrieben gemessen an der Zahl ihrer Beschäftigten weitaus höher liegen. Im Branchenvergleich zeigt sich, dass Betriebe im Bereich des verarbeitenden Gewerbes häufiger eine höhere Zahl an Mitarbeitern beschäftigen (vgl. Tabelle 4.4). Im Bau sowie im Berufsfeld der sonstigen Dienstleistungen ist dagegen der Anteil an Kleinstunternehmen mit höchstens neun Beschäftigten überrepräsentiert (über 70 Prozent). Auch im Hinblick auf den Zuständigkeitsbereich des Betriebes sind gravierende Unterschiede hinsichtlich der Betriebsgrößen erkennbar: So sind fast 80 Prozent der handwerklichen Betriebe Kleinstbetriebe, jedoch nur jedes zweite IHK-Unternehmen. Der Anteil an Handwerks- betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten nimmt unter den ausbildenden Betrieben deutlich ab (53 Prozent), übersteigt aber dennoch den entsprechenden Anteil bei den IHK-zugehörigen Unternehmen (25 Prozent). Tabelle 4.4: Betriebsgrößenklasse nach Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent) Kleinstbetriebe Kleinbetriebe Mittelbetriebe Großbetriebe Teilgruppen (bis 9 (10 bis 49 (50 bis 249 (250 und mehr Beschäftigte) Beschäftigte) Beschäftigte) Beschäftigte) HwK 79 18 2 1 IHK 50 33 14 3 Mischbetrieb 57 32 11 - Verarbeitendes Gewerbe 58 25 11 6 Handel 62 33 5 - Baugewerbe 73* 23 4 - Sonst. Dienstleistungen 72 19 7 2 fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau 7 Korrelationskoeffizient 0.6 Spearman (p
5. Betriebe ohne Ausbildungsbeteiligung Im folgenden Abschnitt liegt das Hauptaugenmerk auf Unternehmen ohne eigene betriebliche Ausbildungsbeteiligung. Es wird der Frage nachgegangen, welche Ursachen für eine fehlende Berufsausbildung aus Sicht der Unternehmen verantwortlich sind und welche aktuellen Ausbildungsperspektiven die Betriebe besitzen. 5.1 Zurückliegende Ausbildungsbeteiligung Unter den Unternehmen, die in der Befragung angaben, dass sie momentan nicht ausbilden, besitzt fast jeder vierte Betrieb Ausbildungserfahrungen in den vergangenen fünf Jahren. Drei von vier Unternehmen haben auch in den letzten Jahren nicht aus- gebildet. Diagramm 5.1: Betriebliche Ausbildungsbeteiligung in den letzten fünf Jahren (in Prozent) zurück- liegende Ausbildung keine zurück- 27% liegende Ausbildung 73% Aus Tabelle 5.1 wird ersichtlich, dass Betriebe mit einer höheren Anzahl an Beschäftigten in der Vergangenheit häufiger ausgebildet haben. Wie in Kap. 4.4 bereits festgestellt, liegt die Ausbildungsbeteiligung bei Betrieben höherer Größenklassen grundsätzlich höher. Tabelle 5.1: Unternehmen mit betrieblicher Ausbildungsbeteiligung in den letzten fünf Jahren nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent) Teilgruppen Anteil Kleinstbetriebe 25* Kleinbetriebe 41 HwK 26 IHK 22 Mischbetrieb 38 Verarbeitendes Gewerbe 34 Handel 21 Baugewerbe 26 sonst. Dienstleistungen 29 * signifikanter Unterschied auf 10%-Niveau 8
5.2 Ausbildungshemmnisse Ein besonderes Interesse in Bezug auf die Gruppe der Unternehmen ohne aktuelle berufliche Ausbildungsaktivität liegt darin, herauszufinden, welche Hindernisse aus Sicht der Betriebe für eine berufliche Ausbildung bestehen. Den Befragten wurde in der Erhebung eine Reihe unterschiedlicher Gründe vorgegeben, zu denen sie ihre Zustimmung abgeben konnten (vgl. Tabelle 5.2). Die Möglichkeit darüber hinaus weitere Ursachen zu benennen, wurde von einem kleinen Teil der Betriebe wahrgenommen. Wie die Tabelle 5.2 veranschaulicht, ist das Spektrum an Ausbildungshemmnissen aus Sicht der befragten Betriebe sehr breit gefächert. So sprechen einerseits betriebs- strukturelle Faktoren wie z.B. eine nicht vorhandene Ausbildungsberechtigung (24 Prozent), fehlendes Ausbildungspersonal8 (9 Prozent) oder die unzureichende Möglichkeit, alle nötigen Ausbildungsinhalte im eigenen Betrieb zu vermitteln (8 Prozent) gegen eine (aktuelle) berufliche Ausbildung. Zusätzlich zu den genannten Gründen werden fehlende Ressourcen im Bereich der Organisation (13 Prozent) als auch zu hohe finanzielle Aufwendungen (24 Prozent) von den Betrieben angeführt. Einen weiteren Schwerpunkt bilden externe Bedingungen, wie die aktuelle oder erwartete wirtschaftliche Entwicklung (27 Prozent). Ein häufig genannter Grund ist der aus Sicht einiger Unternehmen bestehende Mangel an geeigneten Bewerbern für Ausbildungsstellen (22 Prozent). Gut ein Viertel der Betriebe sieht in unzureichenden Übernahmemöglichkeiten von Ausbildungsabsolventen eine wichtige Ursache, die sie an einer Ausbildungsaktivität hindert. Bei etwa jedem 14. Betrieb wird der Personalbedarf überwiegend über externe Fachkräfte gedeckt, so dass eine eigene Nachwuchsqualifikation nicht in Betracht kommt. Tabelle 5.2: Ausbildungshemmnisse aus Sicht der Betriebe (Mehrfachnennungen möglich), (in Prozent) Ausbildungshemmnisse Anteil unsichere wirtschaftliche Perspektive 27 keine Übernahmemöglichkeiten der Auszubildenden 26 keine Ausbildungsberechtigung 24 zu hohe Ausbildungskosten 24 keine geeigneten Bewerber 22 zu hoher bürokratischer Aufwand 13 kein geeignetes Ausbildungspersonal 9 unzureichende Vermittlung von Ausbildungsinhalten 8 Bedarfsdeckung erfolgt über externe Fachkräfte 7 Sonstige Nennungen: Ein-Mann-Betrieb 7 Bedarf an Hochschulabsolventen o. ungelernten Arbeitskräften 5 kein Personalbedarf 4 Zeitmangel 3 Altersgründe 2 schlechte Erfahrungen bei der beruflichen Ausbildung 2 8 In der Regel wird zum Nachweis der berufs- und arbeitspädagogischen Eignung als Ausbilder eine Prüfung nach der Ausbilder-Eignungs-Verordnung (AEVO) abgelegt. 9
Unter den sonstigen Nennungen der Betriebe lassen sich wiederum betriebsstrukturelle Ursachen identifizieren, die eine eigene Ausbildungsbeteiligung erschweren (z.B. keine personellen Ressourcen, fehlender Fachkräftebedarf). Als weitere Gründe für aktuelle Ausbildungshemmnisse werden zudem zeitliche Engpässe, das Alter des Betriebs- inhabers oder vorhandene ungünstige Erfahrungen in der beruflichen Ausbildung ange- geben. Aus der Perspektive von Betrieben, die über Ausbildungserfahrungen in den letzten fünf Jahren verfügen, wird in der mangelnden Eignung der Bewerber/innen die mit Abstand wichtigste Ursache für die fehlende betriebliche Ausbildungsbeteiligung gesehen (64 Prozent). In diesem Zusammenhang zeigen sich Betriebe im Baugewerbe besonders unzufrieden mit der Qualifikation der Stellensuchenden (90 Prozent) und führen ihre fehlende Ausbildungsbeteiligung auf dieses Problem zurück. Von den Unternehmen ohne zurückliegende Ausbildung sieht nur etwa jeder elfte Betrieb in der fehlenden Eignung der Lehrstellenbewerber eine entscheidende Ursache. Bedeutender ist für diese Betriebe der erhöhte bürokratische Aufwand (26 Prozent) oder das fehlende Ausbildungspersonal (17 Prozent). Vier von zehn Betrieben, ohne Ausbildungsbeteiligung in den vergangenen fünf Jahren, besitzen nicht die gesetzlichen Voraussetzungen für eine berufliche Ausbildung. 5.3 Ausbildungspläne Inwieweit die befragten Betriebe ohne aktuelles Engagement in der betrieblichen Ausbildung über Ausbildungspläne für die nächsten zwei Jahre verfügen, zeigt die nachstehende Grafik. Diagramm 5.2: Ausbildungspläne in den nächsten zwei Jahren nach zurückliegender Ausbildungsbeteiligung (in Prozent) mit Ausbildungsbeteiligung ohne Ausbildungsbeteiligung unklar 9% ja 5% unklar ja 34% 34% nein 86% nein 32% Etwa ein Drittel der ausbildungserfahrenen Betriebe beabsichtigt in der nahen Zukunft keine betriebliche Ausbildungsbeteiligung oder ist sich im Unklaren darüber. Von einer zukünftigen betrieblichen Ausbildungsaktivität geht ebenfalls jedes dritte Unternehmen aus. Auf Seiten der Unternehmen, die in den letzten fünf Jahren nicht ausgebildet haben, plant nur ein minimaler Anteil von 5 Prozent eine berufliche Ausbildung in nächster Zeit durchzuführen. Jeder zehnte Betrieb ist sich bei den eigenen Ausbildungsabsichten noch unsicher. Mit mehr als 80 Prozent schließt der größte Teil der Unternehmen eine Berufsausbildung in den kommenden zwei Jahren grundsätzlich aus. 10
6. Betriebe mit Ausbildungsbeteiligung Im folgenden Kapitel wird ausschließlich auf die Gruppe der Betriebe Bezug genommen, die zum Zeitpunkt der Befragung Auszubildende beschäftigten. Wie bereits in Kap. 4 beschrieben, setzt sich die Gruppe der aktuell ausbildenden Unternehmen in der Stichprobe aus 145 Betrieben zusammen. Ein Großteil dieser Betriebe arbeitet im verarbeitenden Gewerbe (28 Prozent), im Baugewerbe (23 Prozent) oder im Wirtschaftsbereich Handel/Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (16 Prozent). Die Unternehmen verteilen sich gleichmäßig auf die Zuständigkeitsbereiche der Handwerkskammer (HwK) und der Industrie- und Handelskammer (IHK) (jeweils 42 Prozent). Nur ein geringer Teil gehört gleichzeitig der IHK und HwK an (sogenannter Mischbetrieb, 13 Prozent). Unter den Ausbildungsbetrieben sind seltener mittelgroße Betriebe anzutreffen (50 bis 249 Beschäftigte: 18 Prozent), hingegen häufiger Kleinst- (unter zehn Beschäftigte: 38 Prozent) oder Kleinbetriebe (zwischen zehn und 49 Beschäftigte: 41 Prozent). 6.1 Betriebliche Ausbildungssituation 6.1.1 Merkmale der Auszubildenden Bestand an Auszubildenden Die Angaben der Betriebe zur aktuellen Zahl der von ihnen beschäftigten Auszubildenden umfassen eine Spanne von ein bis 38 Lehrlingen. Die durchschnittliche Zahl der Auszubil- denden im Betrieb liegt bei insgesamt 4,1 (vgl. Tabelle 6.1). In den meisten Unternehmen wird zum Zeitpunkt der Befragung ein Lehrling ausgebildet (37 Prozent). In nur jedem dritten Betrieb liegt der Bestand an Auszubildenden über drei. Tabelle 6.1: Bestand an Auszubildenden im laufenden Ausbildungsjahr (2011/2012) nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent) Durch- vier/ sechs bis mehr als Teilgruppen ein/e zwei drei schnitt fünf zehn zehn Gesamt 4,1 37 14 16 15 11 7 Kleinstbetrieb 1,5 70 20 4 6 0 0 Kleinbetrieb 3,1 21 15 33 19 12 0 Mittelbetrieb 7,9 8 0 4 32 32 24 HwK 2,7 48 12 13 15 12 0 IHK 5,8 22 19 19 17 10 13 Mischbetrieb 3,6 42 11 21 11 5 10 Verarbeitendes Gewerbe 6,6 30 20 10 15 8 18 Handel 2,9 27 18 36 9 9 0 Baugewerbe 3,2 39 9 18 18 12 3 fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau Die Anzahl der Auszubildenden wächst kontinuierlich mit der Größe des Betriebes: So liegt die durchschnittliche Zahl der Auszubildenden in Kleinstbetrieben bei unter zwei, bei Kleinunternehmen bei ca. drei und bei Betrieben mittlerer Größe bei rund acht Auszubildenden. Da sich unter den ausbildungsaktiven Betrieben im Handwerksbereich überwiegend kleinere Betriebe befinden, fällt bei dieser Gruppe die durchschnittliche Zahl an Lehrlingen weitaus niedriger aus (2,7 Auszubildende). Umgekehrt liegt der Auszubil- 11
dendenbestand in IHK-Betrieben eher hoch (5,8 Auszubildende), weil hier die größeren Betriebe dominieren. Geschlechtsspezifische Verteilung Bundesweit liegt der weibliche Anteil an allen Auszubildenden des dualen Systems bei 40 Prozent und ist damit im Verhältnis zum Frauenanteil in der Bevölkerung derselben Altersgruppe weitaus unterrepräsentiert (BIBB 2011: 118). Junge Frauen streben häufiger als ihre männlichen Altersgenossen Berufe an, die im Rahmen einer vollzeitschulischen Berufsausbildung angeboten werden. Der geringe Anteil junger Frauen in der dualen Ausbildung hält sich beharrlich und hat sich in den letzten Jahren nur minimal verändert. Auch in der vorliegenden Untersuchungsstichprobe überwiegt die Zahl männlicher Auszubildender in den Betrieben. Der durchschnittliche Anteil weiblicher Azubis an allen Lehrlingen erreicht lediglich 29 Prozent. Im Vergleich dazu lag die Quote der weiblichen Jugendlichen 2010 unter den Absolventen und Abgängern von allgemeinbildenden Schulen im Landkreis St. Wendel bei 46 Prozent.9 Bemerkenswert ist, dass in jedem zweiten Ausbildungsbetrieb zum Zeitpunkt der Befragung keine weiblichen Auszubildenden beschäftigt werden. Nur bei jedem vierten Unternehmen erreicht die Frauenquote unter den Lehrlingen einen Wert über 50. Diagramm 6.1: Anteil weiblicher Auszubildender an alle Auszubildenden im Betrieb (in Prozent) über 50 Prozent 24% keine weibl. Auszubil- denden 1 bis 50 52% Prozent 24% In Tabelle 6.2 sind die Anteile an weiblichen Auszubildenden in Abhängigkeit verschie- dener Betriebsmerkmale ausgewiesen. Erkennbar ist, dass die Frauenquote in den einzelnen Gruppen stark variiert. Während der Anteil an weiblichen Auszubildenden im Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammer mit 18 Prozent weit unterproportional ausfällt, liegt er im Bereich Industrie- und Handel mehr als doppelt so hoch (40 Prozent). Innerhalb der einzelnen Wirtschaftszweige erreicht die Frauenquote unter den Auszubildenden im Baugewerbe den niedrigsten Wert: Hier ist nur jeder 14. Lehrling weiblich. Die Ergebnisse entsprechen hier den Befunden für Gesamtdeutschland, nachdem die Ausbildungsverhältnisse in Industrie und Handel relativ gemischt besetzt sind und im Handwerk überwiegend Vertragsabschlüsse mit jungen Männern erfolgen (BIBB 2011: 35). Die abweichenden Frauenquoten in den Betriebsgrößenklassen resultieren aus dem unterschiedlichen Anteil an Handwerksbetrieben. Da sich unter den Kleinstunternehmen mehr handwerkliche Betriebe befinden, liegt der weibliche Anteil an Auszubildenden entsprechend niedriger. 9 Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank (eigene Berechnungen) 12
Tabelle 6.2: Anteil weiblicher Auszubildender nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent) Teilgruppen Anteil Gesamt 29 Kleinstbetriebe 22* Kleinbetriebe 31 Mittelbetriebe 41* HwK 18 IHK 40 Mischbetrieb 26 Verarbeitendes Gewerbe 28 Handel 22 Baugewerbe 7 fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau, * signifikanter Unterschied auf 10%-Niveau Verteilung nach Migrationshintergrund Neben dem Merkmal Geschlecht der Auszubildenden wurde im Rahmen der Befragung erhoben, wie viele betriebliche Ausbildungsverhältnisse aktuell mit ausländischen Personen bestehen. Die Ausbildungsbeteiligung von jungen Menschen mit Migrations- hintergrund fällt bundesweit im Verhältnis zu Jugendlichen deutscher Herkunft weitaus geringer aus (31 gegenüber 64 Prozent im Jahr 2009, BIBB 2011: 153). In der vorliegenden Stichprobe liegt der durchschnittliche Anteil an Auszubildenden mit Migrationshintergrund an allen Lehrlingen bei 8,1 Prozent. Im Jahr 2010 betrug der Anteil ausländischer Personen in der Altersgruppe der 15 bis unter 25-Jährigen im Landkreis St. Wendel fünf Prozent.10 Zu beachten ist, dass es sich bei der angegebenen Zahl von Lehrlingen mit Migrationshintergrund um eine subjektive Einschätzung der Befragten handelt. Diagramm 6.2: Anteil der Auszubildenden mit Migrationshintergrund (MH) (in Prozent) 1 bis 33 Prozent 12% keine Auszubil- über 33 denden mit Prozent MH 9% 79% Etwa jeder fünfte Betrieb beschäftigte zum Zeitpunkt der Befragung mindestens einen Auszubildenden nichtdeutscher Herkunft. Der Migrantenanteil an den Auszubildenden erreicht bei Betrieben mit bis zu 49 Beschäftigten einen höheren Wert (ca. 9 Prozent). In Betrieben mittlerer Größe (50 und mehr Beschäftigte) entspricht der Anteil von Lehrlingen mit Migrationshintergrund nur vier Prozent. Darüber hinaus sind junge Migranten unter 10 Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank (eigene Berechnungen) 13
den Auszubildenden im Handel mit elf Prozent etwas häufiger vertreten als im Bau- oder im verarbeitenden Gewerbe. Tabelle 6.3: Anteil der Auszubildenden mit Migrationshintergrund nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent) Teilgruppen Anteil Gesamt 8,4 Kleinstbetriebe 9,8 Kleinbetriebe 9,2 Mittelbetriebe 4,4 HwK 8,3 IHK 8,3 Mischbetrieb 7,8 Verarbeitendes Gewerbe 6,2 Handel 10,5 Baugewerbe 8,0 Schulische Vorbildung der Auszubildenden Um Hinweise zu erhalten, aus welchen Absolventengruppen sich die Auszubildenden der befragten Betriebe zusammensetzen, wurde erhoben, inwieweit die Unternehmen in der Vergangenheit Jugendliche mit unterschiedlichem Schulabschlussniveaus als Lehrlinge eingestellt haben. Aus der Literatur ist bekannt, dass die unterschiedlichen Anteile von Auszubildenden nach ihrem Bildungsabschluss nicht allein das Ergebnis einer Berufswahlentscheidung der Jugendlichen ist, sondern durch ein komplexes Zusammen- spiel von angebots- und nachfrageseitigen Faktoren bestimmt wird (BIBB 2011: 164). In diesem Zusammenhang spielt auch das Rekrutierungsverhalten der Betriebe eine wichtige Rolle (vgl. Kap. 6.2). Tabelle 6.4: Einstellungspraxis in Bezug auf unterschiedliche Absolventengruppen (in Prozent) Schulabschluss nie selten häufiger meistens Hauptschulabschluss 18 21 30 31 Mittlerer Bildungsabschluss 9 29 38 24 (Fach-)Hochschulreife 35 30 18 17 ohne Schulabschluss 87 10 2 1 Die Mehrheit der Betriebe hat in der Vergangenheit am häufigsten Ausbildungsplätze mit Jugendlichen besetzt, die einen Haupt- oder Realschulabschluss besitzen. Weitaus seltener wurden dagegen Ausbildungsverträge mit Fach-/Abiturienten abgeschlossen. Nur ein sehr geringer Teil der Betriebe hat bisher Jugendliche ohne Schulabschluss ausgebildet.11 Lediglich 13 Prozent der ausbildungsaktiven Unternehmen haben in der zurückliegenden Zeit Ausbildungsplätze schon einmal mit Schulabgängern ohne Abschluss besetzt. Dies deutet auf sehr geringe Chancen dieser Bewerbergruppe beim Zugang zu einer dualen Ausbildung hin. 11 Im Jahr 2010 verließen im Landkreis St. Wendel 5,1 Prozent der Schulabgänger die allgemeinbildende Schule ohne Schulabschluss, 24,3 Prozent mit Hauptschulabschluss, 37,2 Prozent mit Realschulabschluss und 33,3 Prozent mit (Fach-)Hochschulreife (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank, eigene Berechnungen). 14
In der nachfolgenden Grafik (Diagramm 6.3) werden die Betriebe hinsichtlich ihrer bevorzugten Bewerbergruppen differenziert. Die größte Gruppe stellen diejenigen Betriebe dar, die schwerpunktmäßig Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluss (RSA) einstellen, aber unter den Auszubildenden auch Absolventen mit Hauptschulabschluss (HSA) anzutreffen sind. Jeder dritte Betrieb rekrutiert hauptsächlich Jugendliche ohne einen Schulabschluss (ohne SA) oder mit Hauptschulabschluss, seltener dagegen Bewerber mit mittleren Bildungsabschlüssen. Etwa jeder vierte Betrieb beschäftigt vor allem Jugendliche mit höherer schulischer Vorbildung (Fach-/Hochschulreife und Realschulabsolventen) als Auszubildende. Unter die sonstige Gruppe fallen überwiegend Betriebe, die aus dem Kreis aller Schulabsolventen häufiger rekrutiert haben (6 Prozent). Diagramm 6.3: Einstellungspraxis in Bezug auf unterschiedliche Absolventengruppen (in Prozent) 40% 38 33 30% 23 20% 10% 6 0% HSA/RSA SA/HSA RSA/Abi Sonstige In Tabelle 6.5 sind die bevorzugten Rekrutierungsgruppen in Abhängigkeit verschiedener betrieblicher Merkmale dargestellt. Sehr oft zählen Jugendliche mit Hauptschulabschluss zur Zielgruppe von Handwerksbetrieben (78 Prozent). Mit Abstand bilden Absolventen mit Hauptschulabschluss die wichtigste Rekrutierungsgruppe von Betrieben im Baugewerbe (88 Prozent). Seltener finden sich ehemalige Hauptschüler dagegen unter den Auszubildenden im Industrie- und Handelsbereich wieder (40 Prozent). Tabelle 6.5: Einstellungspraxis in Bezug auf unterschiedliche Absolventengruppen (Anteil „häufiger/meistens“) nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent) Mittlerer (Fach-) ohne Hauptschul- Schulab- Teilgruppen Bildungs- Hochschul- abschluss abschluss reife schluss Kleinstbetriebe 58 48 24 3 Kleinbetriebe 62 65 31 4 Mittelbetriebe 70 72 52 0 HwK 78 45 9 2 IHK 40 75 63 2 Mischbetrieb 69 74 38 0 Verarbeitendes Gewerbe 68 69 35 3 Handel 67 63 42* 0 Baugewerbe 88 48* 8 4 fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau, * signifikanter Unterschied auf 10%-Niveau 15
Absolventen mit mittlerem Schulabschluss werden bevorzugt von Betrieben im IHK- Bereich (75 Prozent) sowie im Bereich des verarbeitenden Gewerbes als Lehrlinge eingestellt (69 Prozent). Dass sich Studienberechtigte häufiger unter den Auszubildenden größerer Unternehmen wieder finden (52 Prozent), könnte zum einen mit einem höheren Qualifikationsbedarf dieser Betriebe zusammenhängen. Zum anderen ist denkbar, dass größere Unternehmen für leistungsstärkere Bewerber/innen eine höhere Attraktivität aufweisen (IW 2010: 17). Tendenziell zeigen sich die kleineren Betriebe in der Stichprobe für niedriger qualifizierte Jugendliche aufgeschlossener. In Tabelle 6.6 werden zwei weitere Bewerbergruppen für Ausbildungsplätze näher betrachtet: die spezifische Gruppe der Absolventen einer Berufsvorbereitung wie z.B. dem Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) und die Gruppe der Ausbildungssuchenden, die außerhalb des Landkreises St. Wendel stammen. Tabelle 6.6: Einstellungspraxis bei Absolventen von berufsvorbereitenden Angeboten und Bewerbern außerhalb des Landkreises St. Wendel (in Prozent) Bewerbergruppen nie selten häufiger meistens Absolventen einer Berufsvorbereitung 30 43 21 6 Bewerber außerhalb des LK St. Wendel 24 44 25 7 Die Einstellungspraxis der Betriebe in Bezug auf Absolventen berufsvorbereitender Angebote fällt eher zurückhaltend aus: Nur gut ein Viertel der Betriebe schließt häufiger mit ehemaligen Teilnehmer/innen von berufsvorbereitenden Maßnahmen Ausbildungs- verträge ab. Tabelle 6.7: Einstellungspraxis bei Absolventen von berufsvorbereitenden Angeboten und Bewerbern außerhalb des LK St. Wendel (Anteil „häufiger“/„meistens“) nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent) Absolventen einer Bewerber außerhalb Teilgruppen Berufsvorbereitung des LK St. Wendel Kleinstbetriebe 38 26 Kleinbetriebe 24 37 Mittelbetriebe 6 27 HwK 38 31 IHK 12 34 Mischbetrieb 31 43 Verarbeitendes Gewerbe 25 35 Handel 41 28 Baugewerbe 41 31 fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau Die Ergebnisse zu den Stellensuchenden außerhalb des Landkreises St. Wendel deuten darauf hin, dass eine gewisse Zahl an Betrieben auch überregional nach Auszubildenden sucht. Bewerber aus anderen Regionen werden von etwa jedem dritten Betrieb häufiger als Lehrlinge rekrutiert. Während sich in Bezug auf diese Gruppe zwischen den Betrieben unterschiedlicher Größenklassen, dem Zuständigkeitsbereich oder der Branche nur geringfügige Unterschiede konstatieren lassen, ergeben sich für Lehrstellenbewerber mit Teilnahme an einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme größere Differenzen: Unter den Auszubildenden ist diese Personengruppe bei den Kleinstbetrieben mit bis zu neun Beschäftigten deutlich überrepräsentiert (38 Prozent). Auch Handwerksbetriebe haben 16
sich unabhängig von der Größe des Betriebes häufiger zugunsten dieser Zielgruppe entschieden (38 Prozent). Ausgesprochen selten werden Ausbildungsverträge mit Absolventen einer Berufsvorbereitung in mittleren Betrieben abgeschlossen (6 Prozent). 6.1.2 Ausbildungsformen In der beruflichen Ausbildung werden unterschiedliche Ausbildungsformen praktiziert, die zu einem Berufsabschluss führen können. Im Rahmen der Betriebsbefragung wurde überprüft, inwieweit verschiedene Ausbildungsarten bekannt sind und in welchem Maße sie im eigenen Betrieb genutzt werden. Tabelle 6.8: Bekanntheitsgrad und Nutzung verschiedener Ausbildungsformen (Mehrfachnennungen möglich) nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent) bekannt genutzt Ausbildung für Menschen Ausbildung für Menschen zweijährige Ausbildung zweijährige Ausbildung Verbundausbildung Verbundausbildung Teilzeitausbildung Teilzeitausbildung Berufsausbildung Berufsausbildung mit Behinderung mit Behinderung Teilgruppen Kooperative Kooperative Gesamt 53 43 31 21 14 21 22 10 2 2 Kleinstbetrieb 40 46 27 19 15 13 25 8 4 0 Kleinbetrieb 57 43 29 21 12 19 21 3* 2 2 Mittelbetrieb 65 31 35 23 19 27 19 19 0 8 HwK 38 43 24* 12 10 5 28 3 0 0 IHK 66 41 47 29 19* 36 14 19 3* 5 Mischbetrieb 58 47 5 21 5 16 32 5 0 0 Verarb. Gewerbe 59* 44 49 18 8 21 23 23 3 0 Handel 61 39 17 22 13 39 22 4 0 0 Baugewerbe 25 47 6 9 13 9 25 0 3 0 fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau, * signifikanter Unterschied auf 10%-Niveau Zweijährige Ausbildungen Die Anzahl der Ausbildungsberufe mit einer Ausbildungsdauer von 24 Monaten ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Im Jahr 2010 gab es insgesamt 40 zweijährige Berufsausbildungen (z.B. Fachkraft im Gastgewerbe, Fachlagerist/in, Maschinen- und Anlagenführer/in, Bauten- und Objektbeschichter/in, BIBB 2011: 108). Berufliche Ausbil- dungen mit einer Ausbildungszeit von zwei Jahren sind im Vergleich zu längeren Berufsausbildungen theoriegemindert und richten sich vor allem an leistungsschwächere Jugendliche. Ein Teil der zweijährigen Berufsausbildungen ist mit der Möglichkeit verbunden, nach erfolgreichem Abschluss eine aufbauende Ausbildung zu absolvieren. Die zweijährige Ausbildung kann somit auf eine weitere Ausbildung angerechnet werden. Laut Berufsbildungsbericht schließen jedoch in der Praxis verhältnismäßig wenige Jugendliche (gut ein Viertel) eine fortführende Berufsausbildung tatsächlich an (BIBB 2011: 146). 17
Wie die Ergebnisse für die vorliegende Untersuchungsgruppe zeigen (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 1), sind Berufsausbildungen, die eine zweijährige Ausbildungsdauer vorsehen, etwa jedem zweiten Betrieb bekannt. Eher selten sind kleinere Betriebe im Handwerk und Bauunternehmen über zweijährige Berufsausbildungen informiert (40 bzw. 25 Prozent). Tatsächlich nutzt jeder vierte Ausbildungsbetrieb zweijährige Berufsausbildungen in der eigenen Nachwuchsqualifizierung, darunter häufiger Unternehmen im Handelsbereich (39 Prozent, vgl. Tabelle 6.8, Spalte 6). Kooperative Berufsausbildung Die kooperative außerbetriebliche Berufsausbildung (BaE) richtet sich an lernbeein- trächtigte und sozial benachteiligte Jugendliche. Im Gegensatz zur außerbetrieblichen Berufsausbildung in integrativer Form werden im kooperativen Modell die fachpraktischen Ausbildungsinhalte in geeigneten Kooperationsbetrieben vermittelt. Von den befragten Betrieben kennen ca. vier von zehn diese Ausbildungsart (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 2). Etwa zwei von zehn Unternehmen beteiligen sich an dieser Form der beruflichen Ausbildung, darunter seltener Betriebe, die in den Zuständigkeitsbereich der Industrie- und Handelskammer fallen (17 Prozent, vgl. Tabelle 6.8, Spalte 7). Verbundausbildung Bei der Verbundausbildung arbeiten einzelne Betriebe untereinander bzw. Betriebe und Bildungsträger bei der beruflichen Ausbildung zusammen. Die Betriebe bzw. Bildungsträger des Verbunds ergänzen sich bei der fachpraktischen Berufsausbildung gegenseitig, wenn der Ausbildungsbetrieb nicht alle Ausbildungsinhalte allein vermitteln kann. Von den Betrieben in der Untersuchungsstichprobe sind drei von zehn Betrieben über die Möglichkeit einer Verbundausbildung informiert (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 3). Ausbildungen im Verbund sind unter den IHK-Betrieben bekannter als bei Unternehmen im Handwerksbereich (47 gegenüber 24 Prozent). Mittelgroße Betriebe und Unternehmen im Berufsfeld des verarbeitenden Gewerbes nutzen die Verbundausbildung in höherem Maße als andere Betriebe (19 bzw. 23 Prozent, vgl. Tabelle 6.8, Spalte 8). Ausbildung für Menschen mit Behinderung Berufsausbildungen für Menschen mit Behinderungen (z.B. Hauswirtschaftshelfer/in) richten sich an Jugendliche, für die wegen Art und Schwere ihrer Behinderung eine Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf nicht in Betracht kommt (§ 66 BBiG, § 42m HwO). Entsprechende Ausbildungsregelungen werden vorwiegend im Handwerk, Industrie, Landwirtschaft und der Hauswirtschaft angeboten (BIBB 2011: 111). Nur jeder fünfte Betrieb kennt diese Ausbildungsart (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 4), IHK-Betriebe vergleichsweise häufiger (29 Prozent). Nur zwei Prozent der befragten Betriebe bilden Menschen mit Behinderungen in ihrem Betrieb aus (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 9). Teilzeitberufsausbildung Teilzeitberufsausbildungen bieten die Möglichkeit, die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit zu verkürzen. Bislang machen sie nur einen sehr geringen Anteil an Berufsausbildungsverhältnissen aus. So befanden sich 2009 unter den Ausbildungs- neuabschlüssen nur 0,1 Prozent Berufsausbildungen, die in Teilzeit durchgeführt wurden (BIBB 2011: 131). Teilzeitausbildungen haben mit 14 Prozent in der vorliegenden Stich- probe nur einen geringen Bekanntheitswert (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 5). Am ehesten besitzen Betriebe im Bereich Handel und Industrie von dieser Ausbildungsform Kenntnis (19 Prozent). IHK-Betriebe und Unternehmen mit einer höheren Zahl an Beschäftigen 18
setzen diese Ausbildungsmöglichkeit auch am ehesten in der betrieblichen Ausbildungspraxis um (5 bzw. 8 Prozent, vgl. Tabelle 6.8, Spalte 10). Der Teilzeitanteil ist bei Betrieben mit einer höheren Zahl an weiblichen Auszubildenden (über 70 Prozent) ausgeprägter als bei Betrieben mit überwiegend männlichen Auszubildenden (4 gegenüber 1 Prozent). 6.1.3 Ausbildungsberufe Neben soziodemografischen Merkmalen der Auszubildenden und den vorhandenen Ausbildungsformen im Betrieb wurden in der Befragung alle Ausbildungsberufe erfasst, in denen die befragten Unternehmen ausbilden. Insgesamt wurden 74 unterschiedliche Berufe angegeben. Die Anzahl genannter Ausbildungsberufe in den einzelnen Betrieben lag bei bis zu fünf, wobei die Mehrheit der Unternehmen einen (58 Prozent) oder zwei Berufsbilder (29 Prozent) nannte. Nur ein geringer Teil der Ausbildungsbetriebe (13 Prozent) gab mehr als drei Berufe zu Protokoll. Hinsichtlich der Ausbildungsdauer der genannten Berufe lässt sich eine hohe Konzentration an dreijährigen Berufsausbildungen feststellen (70 Prozent). Etwa jeder vierte Ausbildungsberuf hat eine Dauer von dreieinhalb Jahren. Nur sechs Prozent der Berufe entfallen auf zweijährige Berufsaus- bildungen. Die genannten Ausbildungsberufe der Betriebe wurden anhand der Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010) geordnet.12 Tabelle 6.9 gibt einen Überblick über die Verteilung der Ausbildungsberufe auf verschiedene Berufsbereiche und Berufshauptgruppen. Mehr als ein Drittel der genannten Ausbildungsberufe verteilt sich auf den Berufsbereich „Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung“, darunter insbesondere Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe (z.B. Maschinen- und Anlagenführer/in) sowie Metall- und Elektroberufe (z.B. Metallbauer/in, Elektroniker/in Energie- und Gebäudetechnik). Ausbildungsplätze werden sehr häufig im Bereich der Unternehmensführung und -orga- nisation (z.B. Industriekaufmann/-frau) sowie in den kaufmännischen Dienstleistungen (z.B. Fachverkäufer/in Lebensmittelhandwerk) angeboten. Unter den Ausbildungsberufen findet sich darüber hinaus ein größerer Anteil an (Innen-) Ausbauberufen (z.B. Stuckateur/in). Die genannten Berufe sind seltener dem Bereich der Informations- und Kommunikations- technologie, Verkehr sowie dem Berufsfeld Gesundheit zuzuordnen. Insgesamt ist festzu- stellen, dass der Schwerpunkt der angebotenen Ausbildungsberufe im Bereich der Produktions- und Fertigungsberufe liegt. 12 Die Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010) ist eine von der Bundesagentur für Arbeit entwickelte hierarchische Klassifikation mit fünf Gliederungsebenen. Auf der obersten Klassifikationsebene besteht sie aus zehn Berufsbereichen, auf der zweiten Ebene aus 37 Berufshauptgruppen (Paulus et al. 2010: 6f). 19
Tabelle 6.9: Berufsbereiche und Berufshauptgruppen der Ausbildungsberufe (in Prozent) Berufsbereiche und -hauptgruppen Anteil Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung 36,2 Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe 9,8 Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbauberufe 9,3 Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe 8,4 Lebensmittelherstellung und -verarbeitung 3,6 Kunststoffherstellung und -verarbeitung, Holzbe- und -verarbeitung 2,2 Papier- und Druckberufe, technische Mediengestaltung 1,8 Techn. Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufe 1,8 Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung 16,2 Berufe in Unternehmensführung und -organisation 12,9 Berufe in Recht und Verwaltung 3,6 Berufe in Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen und Steuerberatung 1,8 Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus 15,3 Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe 2,7 Verkaufsberufe 8,4 Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe 3,1 Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik 14,8 (Innen-)Ausbauberufe 7,1 Gebäude- und versorgungstechnische Berufe 4,0 Hoch- und Tiefbauberufe 3,6 Bauplanungs-, Architektur- und Vermessungsberufe 0,4 Naturwissenschaft, Geografie und Informatik 5,2 Mathematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberufe 0,9 Geologie-, Geografie- und Umweltschutzberufe 1,3 Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufe 2,7 Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit 5,2 Verkehrs- und Logistikberufe (außer Fahrzeugführung) 4,4 Führer/innen von Fahrzeug- und Transportgeräten 0,9 Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung 3,9 Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessberufe, Medizintechnik 3,1 Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie 0,4 Medizinische Gesundheitsberufe 0,4 Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst, Kultur und Gestaltung 1,7 Darstellende und unterhaltende Berufe 0,9 Werbung, Marketing, kaufmännische und redaktionelle Medienberufe 0,4 Produktdesign und kunsthandwerkliche Berufe, bildende Kunst, Musikinstrumentenbau 0,4 Land-, Forst- und Tierwirtschaft und Gartenbau 1,3 Gartenbauberufe und Floristik 1,3 Die nachfolgende Tabelle 6.10 veranschaulicht die am häufigsten genannten Ausbil- dungsberufe der Betriebe. Unter den am stärksten vertretenen Berufsbildern finden sich besonders viele Kaufleute. Jeweils fünf Prozent betreffen die Ausbildungsberufe Industrie- und Bürokaufmann/-frau. Sehr häufig wird von den befragten Betrieben auch der Beruf des Kfz-Mechatronikers im Rahmen der beruflichen Ausbildung angeboten. 20
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