Ausbildungssituation im Landkreis St. Wendel - Ergebnisse einer Betriebsbefragung

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Ausbildungssituation im Landkreis St. Wendel - Ergebnisse einer Betriebsbefragung
Ausbildungssituation
im Landkreis St. Wendel

Ergebnisse einer Betriebsbefragung
Franciska Mahl
Ausbildungssituation im Landkreis St. Wendel - Ergebnisse einer Betriebsbefragung
Die Betriebsbefragung wurde im Auftrag des Regionalen Übergangsmanagements (RÜM) des
Landkreises St. Wendel durchgeführt. Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung und aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union
gefördert (www.perspektive-berufsabschluss.de). Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale
arbeitsmarktpolitische Förderinstrument der Europäischen Union. Er leistet einen Beitrag zur
Entwicklung der Beschäftigungsfähigkeit, des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit
sowie der Chancengleichheit und der Investition in die Humanressourcen.

Franciska Mahl:

Ausbildungssituation im Landkreis St. Wendel –
Ergebnisse einer Betriebsbefragung

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                                                           Franckeplatz 1
                                                           Haus 12–13
                                                           06110 Halle (Saale)
                                                           Tel. (0345) 681 78-0
                                                           www.dji.de
Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung .................................................................................................................. 1
2. Untersuchungsziele und Forschungsfragen ..................................................... 2
3. Untersuchungsdesign und Ablauf der Befragung ............................................ 3
4. Betriebliche Strukturmerkmale ............................................................................. 4
  4.1 Betriebliche Ausbildungsbeteiligung ......................................................................... 4
  4.2 Wirtschaftszweig ....................................................................................................... 4
  4.3 Zuständigkeitsbereich ............................................................................................... 5
  4.4 Betriebsgröße ........................................................................................................... 6
5. Betriebe ohne Ausbildungsbeteiligung .............................................................. 8
  5.1 Zurückliegende Ausbildungsbeteiligung .................................................................... 8
  5.2 Ausbildungshemmnisse ............................................................................................ 9
  5.3 Ausbildungspläne ....................................................................................................10
6. Betriebe mit Ausbildungsbeteiligung ............................................................ 11
  6.1 Betriebliche Ausbildungssituation ............................................................................11
      6.1.1 Merkmale der Auszubildenden ..............................................................................11
      6.1.2 Ausbildungsformen ..............................................................................................17
      6.1.3 Ausbildungsberufe ...............................................................................................19
      6.1.4 Übernahme von Ausbildungsabsolventen ...............................................................23
  6.2 Rekrutierungspraxis .................................................................................................25
      6.2.1 Rekrutierungswege ..............................................................................................25
      6.2.2 Kriterien bei der Auswahl von Auszubildenden ........................................................27
      6.2.3 Einschätzungen der Vorkenntnisse von Bewerbern .................................................29
  6.3 Entwicklung des Ausbildungsplatzangebotes, Besetzungsschwierigkeiten und
      Personalprobleme ...................................................................................................31
      6.3.1 Zurückliegendes Ausbildungsplatzangebot .............................................................31
      6.3.2 Besetzungsschwierigkeiten...................................................................................33
      6.3.3 Ausbildungspläne ................................................................................................35
      6.3.4 Erwartete Personalprobleme.................................................................................36
      6.3.5 Betriebliche Strategien zur Sicherung des Nachwuchses .........................................38
  6.4 Unterstützungsangebote in der betrieblichen Berufsausbildung ...............................40
      6.4.1 Unterstützungsbedarfe der Betriebe ......................................................................40
      6.4.2 Bekannte und genutzte Unterstützungsangebote ....................................................43
  6.5 Bildungs- und Projektangebote in der Berufsorientierung, -vorbereitung und
      beruflichen Ausbildung ............................................................................................48
7. Zusammenfassung und Fazit ...............................................................................54
8. Literaturverzeichnis ...............................................................................................58
1. Einleitung
Der Ausbildungsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Während
noch vor zehn Jahren der Lehrstellenmangel das zentrale Problem war, ist nun die
gegenteilige Situation vorzufinden: Die Betriebe fürchten, dass ihnen der Nachwuchs
ausgeht und es künftig zu verstärkten Engpässen in der Fachkräfteversorgung kommt.
Ursache für diese Entwicklung ist der demografische Wandel, der dazu führt, dass immer
weniger Absolventen und Abgänger die allgemeinbildenden Schulen verlassen und als
potentielle Nachfrager von Ausbildungsstellen in Erscheinung treten.
Das Bundesland Saarland ist vom demografischen Wandel stärker betroffen als andere
westdeutsche Bundesländer. Bis 2030 wird die Zahl der 16- bis 18-Jährigen im Saarland
um 35 Prozent zurückgehen. Im Landkreis St. Wendel wird sich diese Altersgruppe sogar
um 43,5 Prozent verringern (vgl. Bertelsmann Stiftung 2011).
Die Tatsache, dass trotz des demografisch bedingten Bewerberrückgangs und der
verbesserten Situation auf dem Ausbildungsmarkt auf Seiten der ausbildungs-
interessierten Jugendlichen nach wie vor viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben,
macht es erforderlich, geeignete Maßnahmen zu ergreifen und die Übergangsprozesse
von der Schule in die Berufsausbildung aktiv mitzugestalten.
Um die aktuelle Ausbildungssituation im Landkreis St. Wendel zu erfassen und Hinweise
auf mögliche Handlungsbedarfe zu erhalten, wie die berufliche Integration von jungen
Menschen verbessert werden kann, hat der Landkreis St. Wendel das Deutsche
Jugendinstitut e.V. (DJI) beauftragt, eine regionale Betriebsbefragung durchzuführen. Die
Ergebnisse der Befragung dienen als Datengrundlage für das Regionale Übergangs-
management im Landkreis St. Wendel und liefern ergänzende Informationen zur
Angebotsseite des Ausbildungsmarktes.
Der vorliegende Bericht enthält die Untersuchungsergebnisse der regionalen Betriebs-
befragung im Landkreis St. Wendel. Zu Beginn des Berichts werden zunächst die
Untersuchungsziele und das Forschungsdesign der Befragung vorgestellt. Anschließend
wird die Zusammensetzung der Untersuchungsstichprobe näher erläutert. Der fünfte
Abschnitt des Berichts widmet sich den nicht ausbildungsaktiven Betrieben. Es wird u.a.
der Frage nachgegangen, welche Ausbildungshemmnisse aus Sicht der Unternehmen
bestehen. Im sechsten Kapitel liegt der Fokus auf den ausbildenden Betrieben. In diesem
Teil des Berichts wird näher auf die Ausbildungsstruktur in den Unternehmen und das
betriebliche Rekrutierungsverhalten bei der Besetzung von Ausbildungsstellen einge-
gangen. Es folgt eine Auswertung von betrieblichen Einschätzungen zu künftigen
Personalproblemen sowie Erfahrungen mit vorhandenen Unterstützungsangeboten in der
beruflichen Ausbildung. Abschließend werden die wichtigsten Untersuchungsergebnisse
zusammengefasst.

                                                                                       1
2. Untersuchungsziele und Forschungsfragen
Ziel der Betriebsbefragung war es, Einschätzungen der regional ansässigen Betriebe im
Landkreis St. Wendel zur gegenwärtigen Ausbildungssituation und zur künftigen Entwick-
lung zu gewinnen, um frühzeitig Bedarfe und Lücken sichtbar zu machen.
Wichtige Fragestellungen waren in diesem Zusammenhang:
    In welchen Berufen bilden die Betriebe aktuell aus? Welche Ausbildungsformen
    werden von den Unternehmen angeboten?
    Wie verteilen sich die Auszubildenden in Abhängigkeit soziodemografischer
    Merkmale (Geschlecht, Migrationshintergrund, schulische Vorbildung) auf die
    einzelnen Ausbildungsbereiche?
    Wie sehen die betrieblichen Übernahmeabsichten von Ausbildungsabsolventen aus?
    Welche Strategien nutzen Ausbildungsbetriebe bei der Suche nach geeigneten
    Bewerbern für ihre Ausbildungsstellen?
    Welche Auswahlkriterien sind den ausbildenden Betrieben bei der Einstellung von
    zukünftigen Auszubildenden wichtig?
    Wie werden die Vorkenntnisse der Lehrstellenbewerber eingeschätzt?
    Wie hoch ist die Bereitschaft (mehr) Jugendliche mit Förderbedarf auszubilden?
    Welche Voraussetzungen müssten aus Sicht der Unternehmen gegeben sein?
    Wie bekannt sind den Unternehmen verschiedene Unterstützungsangebote in der
    beruflichen Ausbildung? Inwieweit werden diese Fördermöglichkeiten in den
    Betrieben tatsächlich genutzt?
    Wie hat sich das betriebliche Ausbildungsplatzangebot in den letzten Jahren
    entwickelt?
    Inwieweit hatten die Betriebe Schwierigkeiten bei der Besetzung von Lehrstellen?
    Wie reagieren die ausbildungsaktiven Betriebe auf rückläufige Bewerberzahlen?
    Wie sehen die aktuellen Ausbildungspläne der Unternehmen aus? Welche
    Personalprobleme werden erwartet?

Das Hauptinteresse der Untersuchung galt den Ausbildungsbetrieben im Landkreis St.
Wendel. Der Schwerpunkt der Befragung von Nichtausbildungsbetrieben lag auf
vorhandenen Ausbildungshemmnissen, die ein Engagement der Unternehmen in der
eigenen Qualifizierung von Nachwuchskräften erschweren.

2
3. Untersuchungsdesign und Ablauf der Befragung
Um eine zeitnah verfügbare Datengrundlage zu erhalten, wurde die Betriebsbefragung im
Landkreis St. Wendel als Online-Befragung durchgeführt. Eine internetbasierte Befragung
hat den Vorteil, dass der Erhebungszeitpunkt und die Auswertung der Daten zeitlich eng
beieinander liegen und somit aktuelle und aussagekräftige Ergebnisse vorliegen.
Insgesamt wurden ca. 1450 Betriebe im Landkreis St. Wendel in die Befragung mit
einbezogen. Unter ihnen befanden sich sowohl ausbildungsaktive als auch nicht
ausbildende Betriebe. Die Ansprache der Unternehmen erfolgte durch den Landkreis St.
Wendel (Kommunale Arbeitsförderung-Jobcenter, Regionales Übergangsmanagement).
Die Unternehmen erhielten ein postalisches Informationsschreiben, das Erläuterungen zu
den Zielen der Untersuchung, dem Datenschutz sowie dem Zugang zum Online-
Fragebogen beinhaltete. Jedem Betrieb wurde ein individuelles Kenn- und Passwort zum
Fragebogen übermittelt, um sicherzustellen, dass sich nur die anvisierte Zielgruppe an der
Befragung beteiligt und Doppelbeantwortungen ausgeschlossen werden konnten.
In der Mehrheit der Fälle wurde der Fragebogen vom Inhaber bzw. Geschäftsführer sowie
von Personalverantwortlichen im Unternehmen beantwortet. Viele Befragte hatten in den
ausbildenden Betrieben Doppelfunktionen inne und waren beispielsweise neben der
Geschäftsführung auch im Ausbildungsbereich ihres Betriebes z.B. als Ausbildungsleiter
oder Ausbilder tätig.
Der Erhebungszeitraum der Betriebsbefragung lag zwischen September und Dezember
2011. Im November 2011 wurde begonnen, an die Betriebe Erinnerungsschreiben per
Email zu versenden. Ein Teil der Unternehmen ohne verfügbare Email-Kontaktdaten
wurden zudem telefonisch kontaktiert, um nochmals auf die Befragung hinzuweisen.
Insgesamt haben sich 341 Betriebe im Landkreis St. Wendel an der Unternehmens-
befragung beteiligt. Dies entspricht einer Ausschöpfung von ca. 24 Prozent der
Bruttostichprobe und fällt im Vergleich zu Betriebsbefragungen mit ähnlicher Vorgehens-
weise eher hoch aus (vgl. Troltsch/Gericke 2009: 8).
Wie sich die befragte Untersuchungsgruppe der Unternehmen konkret zusammensetzt,
wird im nachfolgenden Abschnitt beschrieben.

                                                                                        3
4. Betriebliche Strukturmerkmale

4.1 Betriebliche Ausbildungsbeteiligung
Ein für die Untersuchung wesentliches Differenzierungsmerkmal bildete die aktuelle
Ausbildungsbeteiligung der befragten Unternehmen. Zum Zeitpunkt der Erhebung gaben
43 Prozent (N=145) der Betriebe an, gegenwärtig auszubilden. Von den übrigen
Unternehmen, die momentan nicht ausbildeten (N=196), war nur ein geringer Teil in den
letzten fünf Jahren ausbildungsaktiv (vgl. Kap. 5.1).
Diagramm 4.1: Betriebliche Ausbildungsbeteiligung (in Prozent)

                     Ausbildung
        keine
                        43%
      Ausbildung
         57%

4.2 Wirtschaftszweig
Hinsichtlich des Wirtschaftszweiges1 der befragten Unternehmen stellen die Betriebe, die
im verarbeitenden Gewerbe oder im Baugewerbe tätig sind die zwei größten Gruppen in
der Stichprobe (verarbeitendes Gewerbe: 24 Prozent, Baugewerbe: 20 Prozent, vgl.
Tabelle 4.1). Betriebe im Bereich Handel/Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahr-
zeugen sowie der Erbringung sonstiger Dienstleistungen (z.B. Friseur-/ Kosmetiksalons,
Bestattungswesen) bilden mit jeweils 17 Prozent zwei weitere größere Gruppen in der
Untersuchungsstichprobe. Nur eine geringe Zahl der befragten Betriebe entfällt auf die
verbliebenen Berufsbereiche wie z.B. dem Gesundheits- und Sozialwesen (5 Prozent),
dem Bereich „Information und Kommunikation“ (3 Prozent) oder dem Gastgebewerbe (2
Prozent).
Unter den Unternehmen, die zum Zeitpunkt der Erhebung ausbilden, befinden sich
anteilig mehr Betriebe, die dem Wirtschaftszweig des verarbeitenden Gewerbes
zuzurechnen sind (28 gegenüber 21 Prozent). Betriebe ohne aktuelle Ausbildungs-
beteiligung sind stärker unter den sonstigen Dienstleistungen vertreten (21 gegenüber 10
Prozent), seltener dagegen im Tätigkeitsfeld der Finanz- und Versicherungs-
dienstleistungen (0,5 gegenüber 3,5 Prozent).

1
    Die Einordnung der Betriebe richtet sich nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008) des
    Bundesamtes für Statistik. Die WZ 2008 baut auf der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der
    Europäischen Gemeinschaft (NACE Rev. 2) auf und besteht aus fünf Ebenen (Statistisches Bundesamt
    2008). In der Befragung wurde die oberste Ebene der Klassifikation mit insgesamt 21 Wirtschaftsabschnitten
    zur Einordnung der Betriebe genutzt.

4
Tabelle 4.1: Wirtschaftszweig der Betriebe nach Ausbildungsaktivität (in Prozent)

                                                                                  mit              ohne
    Wirtschaftszweig                                               gesamt     Ausbildungs-      Ausbildungs-
                                                                                aktivität         aktivität
    Verarbeitendes Gewerbe                                           23,8          27,8              20,9
    Baugewerbe                                                       22,1          22,9              21,4
    Handel; Instandhaltung und Reparatur von
                    2                                                17,1          16,0              17,9
    Kraftfahrzeugen
    Erbringung von sonstigen Dienstleistungen                        16,8          10,4              21,4
    Gesundheits- und Sozialwesen                                     4,7            5,6               4,1
    Information und Kommunikation                                    2,6            2,8               2,6
    Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und
                                                                     2,4            1,4               3,1
    technischen Dienstleistungen
    Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen
                                                                     2,4            2,8               2,0
    Dienstleistungen
    Gastgewerbe                                                      2,1            2,1               2,0
    Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienst-
                                                                     1,8            3,5               0,5
    leistungen
    Energieversorgung                                                1,5            2,1               1,0
    Verkehr und Lagerei                                              1,2            1,4               1,0
    Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung
                                                                     0,6            0,7               0,5
    und Beseitigung von Umweltverschmutzungen
    Land- und Forstwirtschaft, Fischerei                             0,3             -                0,5
    Kunst, Unterhaltung und Erholung                                 0,3            0,7                -
    Grundstücks- und Wohnungswesen                                   0,3             -                0,5
    Erziehung und Unterricht                                         0,3             -                0.5
fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau

4.3 Zuständigkeitsbereich
Etwa jeder zweite befragte Betrieb fällt in den Zuständigkeitsbereich der Handwerks-
kammer (HwK) (vgl. Tabelle 4.2). Gut ein Drittel der Unternehmen gehört der Industrie-
und Handelskammer an. Ein geringer Teil der Betriebe (14 Prozent) sind sogenannte
Mischbetriebe3, die sowohl handwerkliche als auch nichthandwerkliche Tätigkeiten
ausüben. Für drei Prozent der Betriebe ist eine sonstige Stelle4 außerhalb der HwK und
IHK zuständig.

2
    Der Wirtschaftszweig „Handel/Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ wird im Folgenden zur
    einfacheren Lesbarkeit mit der Bezeichnung „Handel“ abgekürzt. Die Kategorie schließt in den folgenden
    Auswertungen den Bereich „Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ mit ein.
3
    Betriebe, die sowohl IHK-zugehörige Tätigkeiten (z.B. Industrie, Handel oder Dienstleistungen) als auch
    handwerkliche oder handwerksähnliche Tätigkeiten ausüben, gehören mit ihrem jeweiligen Betriebsteil der
    IHK bzw. der HwK an (vgl. DIHK 2010b).
4
    Zu den genannten sonstigen zuständigen Stellen zählen folgende Kammern bzw. Verbände:
    Steuerberaterkammer, Notarkammer, Landwirtschaftskammer, Ingenieurkammer, Architektenkammer, Der
    Paritätische Wohlfahrtsverband, Hebammenverband und Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste
    e.V. (bpa).

                                                                                                            5
Während sich das Verhältnis von IHK- und HwK-zugehörigen Betrieben in der Gruppe der
ausbildenden Unternehmen ausgeglichen darstellt (jeweils 42 Prozent), fällt der Anteil an
Betrieben im Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammer bei den nicht ausbildungs-
aktiven Unternehmen deutlich höher aus (51 Prozent). Unter den Handwerks-
unternehmen, die meist Kleinbetriebe sind, liegt die Ausbildungsbeteiligung grundsätzlich
niedriger.5 Die meisten Ausbildungsverträge werden in Industrie- und Handel abge-
schlossen (vgl. Ulrich et al. 2011: 8).6
Tabelle 4.2: Zuständigkeitsbereich der Betriebe nach Ausbildungsaktivität (in Prozent)
                                                               mit              ohne
    zuständige Stelle                          gesamt      Ausbildungs-      Ausbildungs-
                                                             aktivität         aktivität
    Handwerkskammer (HwK)                         47            42                51
    Industrie- und Handelskammer (IHK)            35            42                31
    HwK und IHK (Mischbetrieb)                    14            13                14
    sonstige zuständige Stelle                    4              3                 4
fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau

4.4 Betriebsgröße
Der Blick auf die Größe der befragten Unternehmen zeigt eine vorwiegend kleinbe-
triebliche Struktur (vgl. Tabelle 4.3). Der Großteil der Betriebe zählt zu den
Kleinstunternehmen mit unter zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (64
Prozent). Nur ein geringer Anteil der Gesamtgruppe besteht aus Betrieben mit mehr als
50 Mitarbeiter/innen (11 Prozent).
Tabelle 4.3: Anzahl der Beschäftigten nach Ausbildungsaktivität (in Prozent)
                                       mit                ohne
    Beschäftigte        gesamt     Ausbildungs-        Ausbildungs-
                                     aktivität           aktivität
    bis 3                 39              7                63
    4 bis 9               25             31                21
    10 bis 19             16             24                 9
    20 bis 49              9             17                 4
    50 bis 99              5             10                 2
    100 bis 249            3              7                 -
    250 bis 499            1              1                 -
    500 und mehr           2              3                 1
fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau

Hinsichtlich der Beschäftigtenzahl ergeben sich beträchtliche Unterschiede zwischen
ausbildungsaktiven und nicht ausbildenden Betrieben: Der überwiegende Teil der
Unternehmen ohne Ausbildungsbeteiligung beschäftigt maximal drei Personen (63
Prozent). Es handelt sich bei dieser Gruppe größtenteils um Selbständige. Kleinstbetriebe
mit weniger als zehn Beschäftigten umfassen in der Gruppe der Ausbildungsbetriebe

5
    Unter den befragten Unternehmen im Landkreis St. Wendel liegt die betriebliche Ausbildungsbeteiligung der
    Handwerksbetriebe bei 38 Prozent, die der IHK-Unternehmen bei 50 Prozent. Da jedoch von einer unter-
    schiedlichen Teilnahme von ausbildenden und nicht ausbildungsaktiven Betrieben an der Untersuchung
    ausgegangen werden muss, sind diese Werte nur richtungsweisend.
6
    Insgesamt zeigt sich eine günstigere Ausbildungslage des Handels gegenüber der Industrie. Im Industriebe-
    reich ist die Zahl der Neuverträge bei Ausbildungsstellen etwas zurückgegangen (DIHK 2010a: 19).

6
immerhin ein gutes Drittel. Ähnlich groß fällt auch der Anteil an Kleinunternehmen mit
zehn bis 49 Beschäftigten aus (41 Prozent). Etwa jeder sechste ausbildungsaktive Betrieb
zählt 50 bis 249 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Großbetriebe mit mehr als 249
Arbeitnehmer/innen sind in beiden Teilstichproben nur in sehr geringem Umfang
enthalten. Bei den Ausbildungsbetrieben machen sie einen Anteil von gerade mal vier
Prozent aus.
Mit der Größe des Unternehmens nimmt die betriebliche Ausbildungsbeteiligung deutlich
zu7. Sie liegt bei Kleinstbetrieben in der Untersuchungsstichprobe bei einem Viertel und
erreicht einen Wert von 90 Prozent bei den mittleren Betrieben. Zu beachten ist, dass die
betriebliche Ausbildungsbeteiligung mit der Größe des Unternehmens zwar steigt, die
Zahl der Auszubildenden im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten im
Unternehmen jedoch geringer ausfällt. Insofern könnte die tatsächliche Ausbildungs-
leistung bei kleinen Betrieben gemessen an der Zahl ihrer Beschäftigten weitaus höher
liegen.
Im Branchenvergleich zeigt sich, dass Betriebe im Bereich des verarbeitenden Gewerbes
häufiger eine höhere Zahl an Mitarbeitern beschäftigen (vgl. Tabelle 4.4). Im Bau sowie im
Berufsfeld der sonstigen Dienstleistungen ist dagegen der Anteil an Kleinstunternehmen
mit höchstens neun Beschäftigten überrepräsentiert (über 70 Prozent). Auch im Hinblick
auf den Zuständigkeitsbereich des Betriebes sind gravierende Unterschiede hinsichtlich
der Betriebsgrößen erkennbar: So sind fast 80 Prozent der handwerklichen Betriebe
Kleinstbetriebe, jedoch nur jedes zweite IHK-Unternehmen. Der Anteil an Handwerks-
betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten nimmt unter den ausbildenden Betrieben
deutlich ab (53 Prozent), übersteigt aber dennoch den entsprechenden Anteil bei den
IHK-zugehörigen Unternehmen (25 Prozent).
Tabelle 4.4: Betriebsgrößenklasse nach Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent)

                                      Kleinstbetriebe    Kleinbetriebe   Mittelbetriebe    Großbetriebe
    Teilgruppen                            (bis 9         (10 bis 49      (50 bis 249     (250 und mehr
                                       Beschäftigte)     Beschäftigte)   Beschäftigte)     Beschäftigte)

    HwK                                      79               18               2                1
    IHK                                      50               33              14                3
    Mischbetrieb                             57               32              11                -
    Verarbeitendes Gewerbe                   58               25              11                6
    Handel                                   62               33               5                -
    Baugewerbe                               73*              23               4                -
    Sonst. Dienstleistungen                  72               19               7                2
fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau

7
    Korrelationskoeffizient 0.6 Spearman (p
5. Betriebe ohne Ausbildungsbeteiligung
Im folgenden Abschnitt liegt das Hauptaugenmerk auf Unternehmen ohne eigene
betriebliche Ausbildungsbeteiligung. Es wird der Frage nachgegangen, welche Ursachen
für eine fehlende Berufsausbildung aus Sicht der Unternehmen verantwortlich sind und
welche aktuellen Ausbildungsperspektiven die Betriebe besitzen.

5.1 Zurückliegende Ausbildungsbeteiligung
Unter den Unternehmen, die in der Befragung angaben, dass sie momentan nicht
ausbilden, besitzt fast jeder vierte Betrieb Ausbildungserfahrungen in den vergangenen
fünf Jahren. Drei von vier Unternehmen haben auch in den letzten Jahren nicht aus-
gebildet.
Diagramm 5.1: Betriebliche Ausbildungsbeteiligung in den letzten fünf Jahren (in Prozent)

                      zurück-
                     liegende
                    Ausbildung
    keine zurück-       27%
      liegende
     Ausbildung
         73%

Aus Tabelle 5.1 wird ersichtlich, dass Betriebe mit einer höheren Anzahl an Beschäftigten
in der Vergangenheit häufiger ausgebildet haben. Wie in Kap. 4.4 bereits festgestellt, liegt
die Ausbildungsbeteiligung bei Betrieben höherer Größenklassen grundsätzlich höher.
Tabelle 5.1: Unternehmen mit betrieblicher Ausbildungsbeteiligung in den letzten fünf
             Jahren nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent)
 Teilgruppen                        Anteil
 Kleinstbetriebe                      25*
 Kleinbetriebe                        41
 HwK                                  26
 IHK                                  22
 Mischbetrieb                         38
 Verarbeitendes Gewerbe               34
 Handel                               21
 Baugewerbe                           26
 sonst. Dienstleistungen              29
* signifikanter Unterschied auf 10%-Niveau

8
5.2 Ausbildungshemmnisse
Ein besonderes Interesse in Bezug auf die Gruppe der Unternehmen ohne aktuelle
berufliche Ausbildungsaktivität liegt darin, herauszufinden, welche Hindernisse aus Sicht
der Betriebe für eine berufliche Ausbildung bestehen. Den Befragten wurde in der
Erhebung eine Reihe unterschiedlicher Gründe vorgegeben, zu denen sie ihre
Zustimmung abgeben konnten (vgl. Tabelle 5.2). Die Möglichkeit darüber hinaus weitere
Ursachen zu benennen, wurde von einem kleinen Teil der Betriebe wahrgenommen.
Wie die Tabelle 5.2 veranschaulicht, ist das Spektrum an Ausbildungshemmnissen aus
Sicht der befragten Betriebe sehr breit gefächert. So sprechen einerseits betriebs-
strukturelle Faktoren wie z.B. eine nicht vorhandene Ausbildungsberechtigung (24
Prozent), fehlendes Ausbildungspersonal8 (9 Prozent) oder die unzureichende
Möglichkeit, alle nötigen Ausbildungsinhalte im eigenen Betrieb zu vermitteln (8 Prozent)
gegen eine (aktuelle) berufliche Ausbildung. Zusätzlich zu den genannten Gründen
werden fehlende Ressourcen im Bereich der Organisation (13 Prozent) als auch zu hohe
finanzielle Aufwendungen (24 Prozent) von den Betrieben angeführt. Einen weiteren
Schwerpunkt bilden externe Bedingungen, wie die aktuelle oder erwartete wirtschaftliche
Entwicklung (27 Prozent). Ein häufig genannter Grund ist der aus Sicht einiger
Unternehmen bestehende Mangel an geeigneten Bewerbern für Ausbildungsstellen (22
Prozent). Gut ein Viertel der Betriebe sieht in unzureichenden Übernahmemöglichkeiten
von Ausbildungsabsolventen eine wichtige Ursache, die sie an einer Ausbildungsaktivität
hindert. Bei etwa jedem 14. Betrieb wird der Personalbedarf überwiegend über externe
Fachkräfte gedeckt, so dass eine eigene Nachwuchsqualifikation nicht in Betracht kommt.
Tabelle 5.2: Ausbildungshemmnisse aus Sicht der Betriebe (Mehrfachnennungen möglich),
             (in Prozent)
    Ausbildungshemmnisse                                                          Anteil
    unsichere wirtschaftliche Perspektive                                           27
    keine Übernahmemöglichkeiten der Auszubildenden                                 26
    keine Ausbildungsberechtigung                                                   24
    zu hohe Ausbildungskosten                                                       24
    keine geeigneten Bewerber                                                       22
    zu hoher bürokratischer Aufwand                                                 13
    kein geeignetes Ausbildungspersonal                                             9
    unzureichende Vermittlung von Ausbildungsinhalten                               8
    Bedarfsdeckung erfolgt über externe Fachkräfte                                  7
    Sonstige Nennungen:
     Ein-Mann-Betrieb                                                               7
     Bedarf an Hochschulabsolventen o. ungelernten Arbeitskräften                   5
     kein Personalbedarf                                                            4
     Zeitmangel                                                                     3
     Altersgründe                                                                   2
     schlechte Erfahrungen bei der beruflichen Ausbildung                           2

8
    In der Regel wird zum Nachweis der berufs- und arbeitspädagogischen Eignung als Ausbilder eine Prüfung
    nach der Ausbilder-Eignungs-Verordnung (AEVO) abgelegt.

                                                                                                             9
Unter den sonstigen Nennungen der Betriebe lassen sich wiederum betriebsstrukturelle
Ursachen identifizieren, die eine eigene Ausbildungsbeteiligung erschweren (z.B. keine
personellen Ressourcen, fehlender Fachkräftebedarf). Als weitere Gründe für aktuelle
Ausbildungshemmnisse werden zudem zeitliche Engpässe, das Alter des Betriebs-
inhabers oder vorhandene ungünstige Erfahrungen in der beruflichen Ausbildung ange-
geben.
Aus der Perspektive von Betrieben, die über Ausbildungserfahrungen in den letzten fünf
Jahren verfügen, wird in der mangelnden Eignung der Bewerber/innen die mit Abstand
wichtigste Ursache für die fehlende betriebliche Ausbildungsbeteiligung gesehen (64
Prozent). In diesem Zusammenhang zeigen sich Betriebe im Baugewerbe besonders
unzufrieden mit der Qualifikation der Stellensuchenden (90 Prozent) und führen ihre
fehlende Ausbildungsbeteiligung auf dieses Problem zurück.
Von den Unternehmen ohne zurückliegende Ausbildung sieht nur etwa jeder elfte Betrieb
in der fehlenden Eignung der Lehrstellenbewerber eine entscheidende Ursache.
Bedeutender ist für diese Betriebe der erhöhte bürokratische Aufwand (26 Prozent) oder
das fehlende Ausbildungspersonal (17 Prozent). Vier von zehn Betrieben, ohne
Ausbildungsbeteiligung in den vergangenen fünf Jahren, besitzen nicht die gesetzlichen
Voraussetzungen für eine berufliche Ausbildung.

5.3 Ausbildungspläne
Inwieweit die befragten Betriebe ohne aktuelles Engagement in der betrieblichen
Ausbildung über Ausbildungspläne für die nächsten zwei Jahre verfügen, zeigt die
nachstehende Grafik.
Diagramm 5.2: Ausbildungspläne in den nächsten zwei Jahren nach zurückliegender
              Ausbildungsbeteiligung (in Prozent)

       mit Ausbildungsbeteiligung                 ohne Ausbildungsbeteiligung
                                                                   unklar
                                                                    9%    ja
                                                                         5%
           unklar           ja
            34%            34%
                                                         nein
                                                         86%
                    nein
                    32%

Etwa ein Drittel der ausbildungserfahrenen Betriebe beabsichtigt in der nahen Zukunft
keine betriebliche Ausbildungsbeteiligung oder ist sich im Unklaren darüber. Von einer
zukünftigen betrieblichen Ausbildungsaktivität geht ebenfalls jedes dritte Unternehmen
aus.
Auf Seiten der Unternehmen, die in den letzten fünf Jahren nicht ausgebildet haben, plant
nur ein minimaler Anteil von 5 Prozent eine berufliche Ausbildung in nächster Zeit
durchzuführen. Jeder zehnte Betrieb ist sich bei den eigenen Ausbildungsabsichten noch
unsicher. Mit mehr als 80 Prozent schließt der größte Teil der Unternehmen eine
Berufsausbildung in den kommenden zwei Jahren grundsätzlich aus.

10
6. Betriebe mit Ausbildungsbeteiligung
Im folgenden Kapitel wird ausschließlich auf die Gruppe der Betriebe Bezug genommen,
die zum Zeitpunkt der Befragung Auszubildende beschäftigten.
Wie bereits in Kap. 4 beschrieben, setzt sich die Gruppe der aktuell ausbildenden
Unternehmen in der Stichprobe aus 145 Betrieben zusammen. Ein Großteil dieser
Betriebe arbeitet im verarbeitenden Gewerbe (28 Prozent), im Baugewerbe (23 Prozent)
oder im Wirtschaftsbereich Handel/Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (16
Prozent). Die Unternehmen verteilen sich gleichmäßig auf die Zuständigkeitsbereiche der
Handwerkskammer (HwK) und der Industrie- und Handelskammer (IHK) (jeweils 42
Prozent). Nur ein geringer Teil gehört gleichzeitig der IHK und HwK an (sogenannter
Mischbetrieb, 13 Prozent). Unter den Ausbildungsbetrieben sind seltener mittelgroße
Betriebe anzutreffen (50 bis 249 Beschäftigte: 18 Prozent), hingegen häufiger Kleinst-
(unter zehn Beschäftigte: 38 Prozent) oder Kleinbetriebe (zwischen zehn und 49
Beschäftigte: 41 Prozent).

6.1 Betriebliche Ausbildungssituation

6.1.1 Merkmale der Auszubildenden

Bestand an Auszubildenden
Die Angaben der Betriebe zur aktuellen Zahl der von ihnen beschäftigten Auszubildenden
umfassen eine Spanne von ein bis 38 Lehrlingen. Die durchschnittliche Zahl der Auszubil-
denden im Betrieb liegt bei insgesamt 4,1 (vgl. Tabelle 6.1). In den meisten Unternehmen
wird zum Zeitpunkt der Befragung ein Lehrling ausgebildet (37 Prozent). In nur jedem
dritten Betrieb liegt der Bestand an Auszubildenden über drei.
Tabelle 6.1: Bestand an Auszubildenden im laufenden Ausbildungsjahr (2011/2012) nach
             Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent)
                                   Durch-                              vier/   sechs bis   mehr als
 Teilgruppen                                  ein/e      zwei   drei
                                   schnitt                             fünf      zehn       zehn
 Gesamt                              4,1       37        14     16      15        11          7
 Kleinstbetrieb                      1,5       70        20      4      6         0           0
 Kleinbetrieb                        3,1       21        15     33      19        12          0
 Mittelbetrieb                       7,9        8         0      4      32        32         24
 HwK                                 2,7       48        12     13      15        12          0
 IHK                                 5,8       22        19     19      17        10         13
 Mischbetrieb                        3,6       42        11     21      11        5          10
 Verarbeitendes Gewerbe              6,6       30        20     10      15        8          18
 Handel                              2,9       27        18     36      9         9           0
 Baugewerbe                          3,2       39         9     18      18        12          3
fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau

Die Anzahl der Auszubildenden wächst kontinuierlich mit der Größe des Betriebes: So
liegt die durchschnittliche Zahl der Auszubildenden in Kleinstbetrieben bei unter zwei, bei
Kleinunternehmen bei ca. drei und bei Betrieben mittlerer Größe bei rund acht
Auszubildenden. Da sich unter den ausbildungsaktiven Betrieben im Handwerksbereich
überwiegend kleinere Betriebe befinden, fällt bei dieser Gruppe die durchschnittliche Zahl
an Lehrlingen weitaus niedriger aus (2,7 Auszubildende). Umgekehrt liegt der Auszubil-

                                                                                                      11
dendenbestand in IHK-Betrieben eher hoch (5,8 Auszubildende), weil hier die größeren
Betriebe dominieren.

Geschlechtsspezifische Verteilung
Bundesweit liegt der weibliche Anteil an allen Auszubildenden des dualen Systems bei 40
Prozent und ist damit im Verhältnis zum Frauenanteil in der Bevölkerung derselben
Altersgruppe weitaus unterrepräsentiert (BIBB 2011: 118). Junge Frauen streben häufiger
als ihre männlichen Altersgenossen Berufe an, die im Rahmen einer vollzeitschulischen
Berufsausbildung angeboten werden. Der geringe Anteil junger Frauen in der dualen
Ausbildung hält sich beharrlich und hat sich in den letzten Jahren nur minimal verändert.
Auch in der vorliegenden Untersuchungsstichprobe überwiegt die Zahl männlicher
Auszubildender in den Betrieben. Der durchschnittliche Anteil weiblicher Azubis an allen
Lehrlingen erreicht lediglich 29 Prozent. Im Vergleich dazu lag die Quote der weiblichen
Jugendlichen 2010 unter den Absolventen und Abgängern von allgemeinbildenden
Schulen im Landkreis St. Wendel bei 46 Prozent.9
Bemerkenswert ist, dass in jedem zweiten Ausbildungsbetrieb zum Zeitpunkt der
Befragung keine weiblichen Auszubildenden beschäftigt werden. Nur bei jedem vierten
Unternehmen erreicht die Frauenquote unter den Lehrlingen einen Wert über 50.
Diagramm 6.1: Anteil weiblicher Auszubildender an alle Auszubildenden im Betrieb
              (in Prozent)

            über 50
            Prozent
              24%     keine weibl.
                       Auszubil-
                        denden
          1 bis 50        52%
          Prozent
            24%

In Tabelle 6.2 sind die Anteile an weiblichen Auszubildenden in Abhängigkeit verschie-
dener Betriebsmerkmale ausgewiesen. Erkennbar ist, dass die Frauenquote in den
einzelnen Gruppen stark variiert. Während der Anteil an weiblichen Auszubildenden im
Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammer mit 18 Prozent weit unterproportional
ausfällt, liegt er im Bereich Industrie- und Handel mehr als doppelt so hoch (40 Prozent).
Innerhalb der einzelnen Wirtschaftszweige erreicht die Frauenquote unter den
Auszubildenden im Baugewerbe den niedrigsten Wert: Hier ist nur jeder 14. Lehrling
weiblich. Die Ergebnisse entsprechen hier den Befunden für Gesamtdeutschland,
nachdem die Ausbildungsverhältnisse in Industrie und Handel relativ gemischt besetzt
sind und im Handwerk überwiegend Vertragsabschlüsse mit jungen Männern erfolgen
(BIBB 2011: 35).
Die abweichenden Frauenquoten in den Betriebsgrößenklassen resultieren aus dem
unterschiedlichen Anteil an Handwerksbetrieben. Da sich unter den Kleinstunternehmen
mehr handwerkliche Betriebe befinden, liegt der weibliche Anteil an Auszubildenden
entsprechend niedriger.

9
    Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank (eigene Berechnungen)

12
Tabelle 6.2: Anteil weiblicher Auszubildender nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und
             Wirtschaftszweig (in Prozent)

 Teilgruppen                         Anteil
 Gesamt                                29
 Kleinstbetriebe                       22*
 Kleinbetriebe                         31
 Mittelbetriebe                        41*
 HwK                                   18
 IHK                                   40
 Mischbetrieb                          26
 Verarbeitendes Gewerbe                28
 Handel                                22
 Baugewerbe                            7
fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau, * signifikanter Unterschied auf 10%-Niveau

Verteilung nach Migrationshintergrund
Neben dem Merkmal Geschlecht der Auszubildenden wurde im Rahmen der Befragung
erhoben, wie viele betriebliche Ausbildungsverhältnisse aktuell mit ausländischen
Personen bestehen. Die Ausbildungsbeteiligung von jungen Menschen mit Migrations-
hintergrund fällt bundesweit im Verhältnis zu Jugendlichen deutscher Herkunft weitaus
geringer aus (31 gegenüber 64 Prozent im Jahr 2009, BIBB 2011: 153).
In der vorliegenden Stichprobe liegt der durchschnittliche Anteil an Auszubildenden mit
Migrationshintergrund an allen Lehrlingen bei 8,1 Prozent. Im Jahr 2010 betrug der Anteil
ausländischer Personen in der Altersgruppe der 15 bis unter 25-Jährigen im Landkreis St.
Wendel fünf Prozent.10 Zu beachten ist, dass es sich bei der angegebenen Zahl von
Lehrlingen mit Migrationshintergrund um eine subjektive Einschätzung der Befragten
handelt.
Diagramm 6.2: Anteil der Auszubildenden mit Migrationshintergrund (MH) (in Prozent)

                                  1 bis 33
                                  Prozent
                                    12%
           keine
          Auszubil-                   über 33
         denden mit                   Prozent
            MH                          9%
            79%

Etwa jeder fünfte Betrieb beschäftigte zum Zeitpunkt der Befragung mindestens einen
Auszubildenden nichtdeutscher Herkunft. Der Migrantenanteil an den Auszubildenden
erreicht bei Betrieben mit bis zu 49 Beschäftigten einen höheren Wert (ca. 9 Prozent). In
Betrieben mittlerer Größe (50 und mehr Beschäftigte) entspricht der Anteil von Lehrlingen
mit Migrationshintergrund nur vier Prozent. Darüber hinaus sind junge Migranten unter

10
     Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank (eigene Berechnungen)

                                                                                                     13
den Auszubildenden im Handel mit elf Prozent etwas häufiger vertreten als im Bau- oder
im verarbeitenden Gewerbe.

Tabelle 6.3: Anteil der Auszubildenden mit Migrationshintergrund nach Betriebsgröße,
             Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent)
 Teilgruppen                         Anteil
 Gesamt                               8,4
 Kleinstbetriebe                      9,8
 Kleinbetriebe                        9,2
 Mittelbetriebe                       4,4
 HwK                                  8,3
 IHK                                  8,3
 Mischbetrieb                         7,8
 Verarbeitendes Gewerbe               6,2
 Handel                               10,5
 Baugewerbe                           8,0

Schulische Vorbildung der Auszubildenden
Um Hinweise zu erhalten, aus welchen Absolventengruppen sich die Auszubildenden der
befragten Betriebe zusammensetzen, wurde erhoben, inwieweit die Unternehmen in der
Vergangenheit Jugendliche mit unterschiedlichem Schulabschlussniveaus als Lehrlinge
eingestellt haben. Aus der Literatur ist bekannt, dass die unterschiedlichen Anteile von
Auszubildenden nach ihrem Bildungsabschluss nicht allein das Ergebnis einer
Berufswahlentscheidung der Jugendlichen ist, sondern durch ein komplexes Zusammen-
spiel von angebots- und nachfrageseitigen Faktoren bestimmt wird (BIBB 2011: 164). In
diesem Zusammenhang spielt auch das Rekrutierungsverhalten der Betriebe eine
wichtige Rolle (vgl. Kap. 6.2).
Tabelle 6.4: Einstellungspraxis in Bezug auf unterschiedliche Absolventengruppen
             (in Prozent)
 Schulabschluss                        nie        selten      häufiger     meistens
 Hauptschulabschluss                   18           21           30           31
 Mittlerer Bildungsabschluss            9           29           38           24
 (Fach-)Hochschulreife                 35           30           18           17
 ohne Schulabschluss                   87           10            2            1

Die Mehrheit der Betriebe hat in der Vergangenheit am häufigsten Ausbildungsplätze mit
Jugendlichen besetzt, die einen Haupt- oder Realschulabschluss besitzen. Weitaus
seltener wurden dagegen Ausbildungsverträge mit Fach-/Abiturienten abgeschlossen. Nur
ein sehr geringer Teil der Betriebe hat bisher Jugendliche ohne Schulabschluss
ausgebildet.11 Lediglich 13 Prozent der ausbildungsaktiven Unternehmen haben in der
zurückliegenden Zeit Ausbildungsplätze schon einmal mit Schulabgängern ohne
Abschluss besetzt. Dies deutet auf sehr geringe Chancen dieser Bewerbergruppe beim
Zugang zu einer dualen Ausbildung hin.
11
     Im Jahr 2010 verließen im Landkreis St. Wendel 5,1 Prozent der Schulabgänger die allgemeinbildende
     Schule ohne Schulabschluss, 24,3 Prozent mit Hauptschulabschluss, 37,2 Prozent mit Realschulabschluss
     und 33,3 Prozent mit (Fach-)Hochschulreife (Statistische Ämter des Bundes und der Länder,
     Regionaldatenbank, eigene Berechnungen).

14
In der nachfolgenden Grafik (Diagramm 6.3) werden die Betriebe hinsichtlich ihrer
bevorzugten Bewerbergruppen differenziert. Die größte Gruppe stellen diejenigen
Betriebe dar, die schwerpunktmäßig Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluss (RSA)
einstellen, aber unter den Auszubildenden auch Absolventen mit Hauptschulabschluss
(HSA) anzutreffen sind. Jeder dritte Betrieb rekrutiert hauptsächlich Jugendliche ohne
einen Schulabschluss (ohne SA) oder mit Hauptschulabschluss, seltener dagegen
Bewerber mit mittleren Bildungsabschlüssen. Etwa jeder vierte Betrieb beschäftigt vor
allem Jugendliche mit höherer schulischer Vorbildung (Fach-/Hochschulreife und
Realschulabsolventen) als Auszubildende. Unter die sonstige Gruppe fallen überwiegend
Betriebe, die aus dem Kreis aller Schulabsolventen häufiger rekrutiert haben (6 Prozent).
Diagramm 6.3: Einstellungspraxis in Bezug auf unterschiedliche Absolventengruppen
              (in Prozent)
  40%            38

                                  33

  30%

                                                     23

  20%

  10%
                                                                        6

   0%
            HSA/RSA             SA/HSA             RSA/Abi           Sonstige

In Tabelle 6.5 sind die bevorzugten Rekrutierungsgruppen in Abhängigkeit verschiedener
betrieblicher Merkmale dargestellt. Sehr oft zählen Jugendliche mit Hauptschulabschluss
zur Zielgruppe von Handwerksbetrieben (78 Prozent). Mit Abstand bilden Absolventen mit
Hauptschulabschluss die wichtigste Rekrutierungsgruppe von Betrieben im Baugewerbe
(88 Prozent). Seltener finden sich ehemalige Hauptschüler dagegen unter den
Auszubildenden im Industrie- und Handelsbereich wieder (40 Prozent).
Tabelle 6.5: Einstellungspraxis in Bezug auf unterschiedliche Absolventengruppen (Anteil
             „häufiger/meistens“) nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig
             (in Prozent)
                                                    Mittlerer       (Fach-)           ohne
                                 Hauptschul-                                         Schulab-
 Teilgruppen                                       Bildungs-       Hochschul-
                                  abschluss
                                                   abschluss          reife          schluss
 Kleinstbetriebe                       58              48               24               3
 Kleinbetriebe                         62              65               31               4
 Mittelbetriebe                        70              72               52               0
 HwK                                   78              45               9                2
 IHK                                   40              75               63               2
 Mischbetrieb                          69              74               38               0
 Verarbeitendes Gewerbe                68              69               35               3
 Handel                                67              63               42*              0
 Baugewerbe                            88              48*              8                4
fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau, * signifikanter Unterschied auf 10%-Niveau

                                                                                                     15
Absolventen mit mittlerem Schulabschluss werden bevorzugt von Betrieben im IHK-
Bereich (75 Prozent) sowie im Bereich des verarbeitenden Gewerbes als Lehrlinge
eingestellt (69 Prozent). Dass sich Studienberechtigte häufiger unter den Auszubildenden
größerer Unternehmen wieder finden (52 Prozent), könnte zum einen mit einem höheren
Qualifikationsbedarf dieser Betriebe zusammenhängen. Zum anderen ist denkbar, dass
größere Unternehmen für leistungsstärkere Bewerber/innen eine höhere Attraktivität
aufweisen (IW 2010: 17). Tendenziell zeigen sich die kleineren Betriebe in der Stichprobe
für niedriger qualifizierte Jugendliche aufgeschlossener.
In Tabelle 6.6 werden zwei weitere Bewerbergruppen für Ausbildungsplätze näher
betrachtet: die spezifische Gruppe der Absolventen einer Berufsvorbereitung wie z.B. dem
Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) und die Gruppe der Ausbildungssuchenden, die außerhalb
des Landkreises St. Wendel stammen.
Tabelle 6.6: Einstellungspraxis bei Absolventen von berufsvorbereitenden Angeboten und
             Bewerbern außerhalb des Landkreises St. Wendel (in Prozent)
 Bewerbergruppen                                    nie       selten    häufiger   meistens
 Absolventen einer Berufsvorbereitung               30          43         21         6
 Bewerber außerhalb des LK St. Wendel               24          44         25         7

Die Einstellungspraxis der Betriebe in Bezug auf Absolventen berufsvorbereitender
Angebote fällt eher zurückhaltend aus: Nur gut ein Viertel der Betriebe schließt häufiger
mit ehemaligen Teilnehmer/innen von berufsvorbereitenden Maßnahmen Ausbildungs-
verträge ab.
Tabelle 6.7: Einstellungspraxis bei Absolventen von berufsvorbereitenden Angeboten und
             Bewerbern außerhalb des LK St. Wendel (Anteil „häufiger“/„meistens“) nach
             Betriebsgröße, Zuständigkeit und Wirtschaftszweig (in Prozent)

                                 Absolventen einer        Bewerber außerhalb
 Teilgruppen
                                 Berufsvorbereitung        des LK St. Wendel
 Kleinstbetriebe                          38                     26
 Kleinbetriebe                            24                     37
 Mittelbetriebe                            6                     27
 HwK                                      38                     31
 IHK                                      12                     34
 Mischbetrieb                             31                     43
 Verarbeitendes Gewerbe                   25                     35
 Handel                                   41                     28
 Baugewerbe                               41                     31
fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau

Die Ergebnisse zu den Stellensuchenden außerhalb des Landkreises St. Wendel deuten
darauf hin, dass eine gewisse Zahl an Betrieben auch überregional nach Auszubildenden
sucht. Bewerber aus anderen Regionen werden von etwa jedem dritten Betrieb häufiger
als Lehrlinge rekrutiert. Während sich in Bezug auf diese Gruppe zwischen den Betrieben
unterschiedlicher Größenklassen, dem Zuständigkeitsbereich oder der Branche nur
geringfügige Unterschiede konstatieren lassen, ergeben sich für Lehrstellenbewerber mit
Teilnahme an einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme größere Differenzen: Unter
den Auszubildenden ist diese Personengruppe bei den Kleinstbetrieben mit bis zu neun
Beschäftigten deutlich überrepräsentiert (38 Prozent). Auch Handwerksbetriebe haben

16
sich unabhängig von der Größe des Betriebes häufiger zugunsten dieser Zielgruppe
entschieden (38 Prozent). Ausgesprochen selten werden Ausbildungsverträge mit
Absolventen einer Berufsvorbereitung in mittleren Betrieben abgeschlossen (6 Prozent).
6.1.2 Ausbildungsformen
In der beruflichen Ausbildung werden unterschiedliche Ausbildungsformen praktiziert, die
zu einem Berufsabschluss führen können. Im Rahmen der Betriebsbefragung wurde
überprüft, inwieweit verschiedene Ausbildungsarten bekannt sind und in welchem Maße
sie im eigenen Betrieb genutzt werden.
Tabelle 6.8: Bekanntheitsgrad und Nutzung verschiedener Ausbildungsformen
             (Mehrfachnennungen möglich) nach Betriebsgröße, Zuständigkeit und
             Wirtschaftszweig (in Prozent)

                                                                             bekannt                                                                                                          genutzt

                                                                                                   Ausbildung für Menschen

                                                                                                                                                                                                                    Ausbildung für Menschen
                                 zweijährige Ausbildung

                                                                                                                                                  zweijährige Ausbildung
                                                                               Verbundausbildung

                                                                                                                                                                                                Verbundausbildung
                                                                                                                             Teilzeitausbildung

                                                                                                                                                                                                                                              Teilzeitausbildung
                                                          Berufsausbildung

                                                                                                                                                                           Berufsausbildung
                                                                                                   mit Behinderung

                                                                                                                                                                                                                    mit Behinderung
 Teilgruppen
                                                          Kooperative

                                                                                                                                                                           Kooperative
 Gesamt                         53                          43                 31                      21                    14                   21                         22                 10                         2                   2
 Kleinstbetrieb                 40                          46                 27                      19                    15                   13                         25                  8                         4                   0
 Kleinbetrieb                   57                          43                 29                      21                    12                   19                         21                 3*                         2                   2
 Mittelbetrieb                  65                          31                 35                      23                    19                   27                         19                 19                         0                   8
 HwK                            38                          43                 24*                     12                    10                    5                         28                  3                         0                   0
 IHK                            66                          41                 47                      29                    19*                  36                         14                 19                        3*                   5
 Mischbetrieb                   58                          47                  5                      21                     5                   16                         32                  5                         0                   0
 Verarb. Gewerbe                59*                         44                 49                      18                     8                   21                         23                 23                         3                   0
 Handel                         61                          39                 17                      22                    13                   39                         22                  4                         0                   0
 Baugewerbe                     25                          47                  6                         9                  13                    9                         25                  0                         3                   0
fett markiert: signifikanter Unterschied auf 5%-Niveau, * signifikanter Unterschied auf 10%-Niveau

Zweijährige Ausbildungen
Die Anzahl der Ausbildungsberufe mit einer Ausbildungsdauer von 24 Monaten ist in den
letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Im Jahr 2010 gab es insgesamt 40 zweijährige
Berufsausbildungen (z.B. Fachkraft im Gastgewerbe, Fachlagerist/in, Maschinen- und
Anlagenführer/in, Bauten- und Objektbeschichter/in, BIBB 2011: 108). Berufliche Ausbil-
dungen mit einer Ausbildungszeit von zwei Jahren sind im Vergleich zu längeren
Berufsausbildungen theoriegemindert und richten sich vor allem an leistungsschwächere
Jugendliche.
Ein Teil der zweijährigen Berufsausbildungen ist mit der Möglichkeit verbunden, nach
erfolgreichem Abschluss eine aufbauende Ausbildung zu absolvieren. Die zweijährige
Ausbildung kann somit auf eine weitere Ausbildung angerechnet werden. Laut
Berufsbildungsbericht schließen jedoch in der Praxis verhältnismäßig wenige Jugendliche
(gut ein Viertel) eine fortführende Berufsausbildung tatsächlich an (BIBB 2011: 146).

                                                                                                                                                                                                                                                                   17
Wie die Ergebnisse für die vorliegende Untersuchungsgruppe zeigen (vgl. Tabelle 6.8,
Spalte 1), sind Berufsausbildungen, die eine zweijährige Ausbildungsdauer vorsehen,
etwa jedem zweiten Betrieb bekannt. Eher selten sind kleinere Betriebe im Handwerk und
Bauunternehmen über zweijährige Berufsausbildungen informiert (40 bzw. 25 Prozent).
Tatsächlich nutzt jeder vierte Ausbildungsbetrieb zweijährige Berufsausbildungen in der
eigenen Nachwuchsqualifizierung, darunter häufiger Unternehmen im Handelsbereich (39
Prozent, vgl. Tabelle 6.8, Spalte 6).

Kooperative Berufsausbildung
Die kooperative außerbetriebliche Berufsausbildung (BaE) richtet sich an lernbeein-
trächtigte und sozial benachteiligte Jugendliche. Im Gegensatz zur außerbetrieblichen
Berufsausbildung in integrativer Form werden im kooperativen Modell die fachpraktischen
Ausbildungsinhalte in geeigneten Kooperationsbetrieben vermittelt. Von den befragten
Betrieben kennen ca. vier von zehn diese Ausbildungsart (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 2).
Etwa zwei von zehn Unternehmen beteiligen sich an dieser Form der beruflichen
Ausbildung, darunter seltener Betriebe, die in den Zuständigkeitsbereich der Industrie-
und Handelskammer fallen (17 Prozent, vgl. Tabelle 6.8, Spalte 7).

Verbundausbildung
Bei der Verbundausbildung arbeiten einzelne Betriebe untereinander bzw. Betriebe und
Bildungsträger bei der beruflichen Ausbildung zusammen. Die Betriebe bzw.
Bildungsträger des Verbunds ergänzen sich bei der fachpraktischen Berufsausbildung
gegenseitig, wenn der Ausbildungsbetrieb nicht alle Ausbildungsinhalte allein vermitteln
kann. Von den Betrieben in der Untersuchungsstichprobe sind drei von zehn Betrieben
über die Möglichkeit einer Verbundausbildung informiert (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 3).
Ausbildungen im Verbund sind unter den IHK-Betrieben bekannter als bei Unternehmen
im Handwerksbereich (47 gegenüber 24 Prozent). Mittelgroße Betriebe und Unternehmen
im Berufsfeld des verarbeitenden Gewerbes nutzen die Verbundausbildung in höherem
Maße als andere Betriebe (19 bzw. 23 Prozent, vgl. Tabelle 6.8, Spalte 8).

Ausbildung für Menschen mit Behinderung
Berufsausbildungen für Menschen mit Behinderungen (z.B. Hauswirtschaftshelfer/in)
richten sich an Jugendliche, für die wegen Art und Schwere ihrer Behinderung eine
Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf nicht in Betracht kommt (§ 66 BBiG, §
42m HwO). Entsprechende Ausbildungsregelungen werden vorwiegend im Handwerk,
Industrie, Landwirtschaft und der Hauswirtschaft angeboten (BIBB 2011: 111). Nur jeder
fünfte Betrieb kennt diese Ausbildungsart (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 4), IHK-Betriebe
vergleichsweise häufiger (29 Prozent). Nur zwei Prozent der befragten Betriebe bilden
Menschen mit Behinderungen in ihrem Betrieb aus (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 9).

Teilzeitberufsausbildung
Teilzeitberufsausbildungen bieten die Möglichkeit, die tägliche oder wöchentliche
Ausbildungszeit zu verkürzen. Bislang machen sie nur einen sehr geringen Anteil an
Berufsausbildungsverhältnissen aus. So befanden sich 2009 unter den Ausbildungs-
neuabschlüssen nur 0,1 Prozent Berufsausbildungen, die in Teilzeit durchgeführt wurden
(BIBB 2011: 131). Teilzeitausbildungen haben mit 14 Prozent in der vorliegenden Stich-
probe nur einen geringen Bekanntheitswert (vgl. Tabelle 6.8, Spalte 5). Am ehesten
besitzen Betriebe im Bereich Handel und Industrie von dieser Ausbildungsform Kenntnis
(19 Prozent). IHK-Betriebe und Unternehmen mit einer höheren Zahl an Beschäftigen

18
setzen diese Ausbildungsmöglichkeit auch am ehesten in der betrieblichen
Ausbildungspraxis um (5 bzw. 8 Prozent, vgl. Tabelle 6.8, Spalte 10). Der Teilzeitanteil ist
bei Betrieben mit einer höheren Zahl an weiblichen Auszubildenden (über 70 Prozent)
ausgeprägter als bei Betrieben mit überwiegend männlichen Auszubildenden (4
gegenüber 1 Prozent).

6.1.3 Ausbildungsberufe
Neben soziodemografischen Merkmalen der Auszubildenden und den vorhandenen
Ausbildungsformen im Betrieb wurden in der Befragung alle Ausbildungsberufe erfasst, in
denen die befragten Unternehmen ausbilden. Insgesamt wurden 74 unterschiedliche
Berufe angegeben. Die Anzahl genannter Ausbildungsberufe in den einzelnen Betrieben
lag bei bis zu fünf, wobei die Mehrheit der Unternehmen einen (58 Prozent) oder zwei
Berufsbilder (29 Prozent) nannte. Nur ein geringer Teil der Ausbildungsbetriebe (13
Prozent) gab mehr als drei Berufe zu Protokoll. Hinsichtlich der Ausbildungsdauer der
genannten Berufe lässt sich eine hohe Konzentration an dreijährigen Berufsausbildungen
feststellen (70 Prozent). Etwa jeder vierte Ausbildungsberuf hat eine Dauer von
dreieinhalb Jahren. Nur sechs Prozent der Berufe entfallen auf zweijährige Berufsaus-
bildungen.
Die genannten Ausbildungsberufe der Betriebe wurden anhand der Klassifikation der
Berufe 2010 (KldB 2010) geordnet.12 Tabelle 6.9 gibt einen Überblick über die Verteilung
der Ausbildungsberufe auf verschiedene Berufsbereiche und Berufshauptgruppen.
Mehr als ein Drittel der genannten Ausbildungsberufe verteilt sich auf den Berufsbereich
„Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung“, darunter insbesondere Maschinen- und
Fahrzeugtechnikberufe (z.B. Maschinen- und Anlagenführer/in) sowie Metall- und
Elektroberufe (z.B. Metallbauer/in, Elektroniker/in Energie- und Gebäudetechnik).
Ausbildungsplätze werden sehr häufig im Bereich der Unternehmensführung und -orga-
nisation (z.B. Industriekaufmann/-frau) sowie in den kaufmännischen Dienstleistungen
(z.B. Fachverkäufer/in Lebensmittelhandwerk) angeboten. Unter den Ausbildungsberufen
findet sich darüber hinaus ein größerer Anteil an (Innen-) Ausbauberufen (z.B.
Stuckateur/in).
Die genannten Berufe sind seltener dem Bereich der Informations- und Kommunikations-
technologie, Verkehr sowie dem Berufsfeld Gesundheit zuzuordnen. Insgesamt ist festzu-
stellen, dass der Schwerpunkt der angebotenen Ausbildungsberufe im Bereich der
Produktions- und Fertigungsberufe liegt.

12
     Die Klassifikation der Berufe 2010 (KldB 2010) ist eine von der Bundesagentur für Arbeit entwickelte
     hierarchische Klassifikation mit fünf Gliederungsebenen. Auf der obersten Klassifikationsebene besteht sie
     aus zehn Berufsbereichen, auf der zweiten Ebene aus 37 Berufshauptgruppen (Paulus et al. 2010: 6f).

                                                                                                             19
Tabelle 6.9: Berufsbereiche und Berufshauptgruppen der Ausbildungsberufe (in Prozent)

 Berufsbereiche und -hauptgruppen                                                        Anteil
 Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung                                             36,2
     Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe                                                 9,8
     Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbauberufe                                    9,3
     Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe                                             8,4
     Lebensmittelherstellung und -verarbeitung                                            3,6
     Kunststoffherstellung und -verarbeitung, Holzbe- und -verarbeitung                   2,2
     Papier- und Druckberufe, technische Mediengestaltung                                 1,8
     Techn. Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufe    1,8
 Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung                             16,2
     Berufe in Unternehmensführung und -organisation                                     12,9
     Berufe in Recht und Verwaltung                                                       3,6
     Berufe in Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen und Steuerberatung                  1,8
 Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus              15,3
     Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe                                              2,7
     Verkaufsberufe                                                                       8,4
     Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe                                             3,1
 Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik                                         14,8
     (Innen-)Ausbauberufe                                                                 7,1
     Gebäude- und versorgungstechnische Berufe                                            4,0
     Hoch- und Tiefbauberufe                                                              3,6
     Bauplanungs-, Architektur- und Vermessungsberufe                                     0,4
 Naturwissenschaft, Geografie und Informatik                                              5,2
     Mathematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberufe                                     0,9
     Geologie-, Geografie- und Umweltschutzberufe                                         1,3
     Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufe                       2,7
 Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit                                                 5,2
     Verkehrs- und Logistikberufe (außer Fahrzeugführung)                                 4,4
     Führer/innen von Fahrzeug- und Transportgeräten                                      0,9
 Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung                                                3,9
     Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessberufe, Medizintechnik     3,1
     Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie                         0,4
     Medizinische Gesundheitsberufe                                                       0,4
 Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien,
 Kunst, Kultur und Gestaltung
                                                                                          1,7

     Darstellende und unterhaltende Berufe                                                0,9
     Werbung, Marketing, kaufmännische und redaktionelle Medienberufe                     0,4
     Produktdesign und kunsthandwerkliche Berufe, bildende Kunst, Musikinstrumentenbau    0,4
 Land-, Forst- und Tierwirtschaft und Gartenbau                                           1,3
     Gartenbauberufe und Floristik                                                        1,3

Die nachfolgende Tabelle 6.10 veranschaulicht die am häufigsten genannten Ausbil-
dungsberufe der Betriebe. Unter den am stärksten vertretenen Berufsbildern finden sich
besonders viele Kaufleute. Jeweils fünf Prozent betreffen die Ausbildungsberufe Industrie-
und Bürokaufmann/-frau. Sehr häufig wird von den befragten Betrieben auch der Beruf
des Kfz-Mechatronikers im Rahmen der beruflichen Ausbildung angeboten.

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