Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Slavische Philologie Sommersemester 2020
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INHALTSVERZEICHNIS Prof. Dr. Ulrich Schweier.……………………………………………………………….. 3 Dr. Elena Graf…… ……………………………………………………………………... 5 Dr. Jadwiga Piskorz-Simon.....…………………………………………………………… 6 Dr. Kinga Piskorz…........………………………………………………………………… 6 Anastasia Meermann..............……………………………………………………………. 7 Prof. Dr. Riccardo Nicolosi ……………………………………………………………... 8 Jun.-Prof. Dr. Svetlana Efimova………………………………………………………….. 9 Apl. Prof. Dr. Raoul Eshelman........……………………………………………………… 10 Apl. Prof. Dr. Svetlana Kazakova………………………………………………………. 12 Dr. Anke Niederbudde …………………………………………………………………... 14 Dr. Anja Burghardt ……………………………………………………………………… 16 Dr. Jeanette Fabian-Winko ………………………………………………………………. 17 Dr. Philipp Kohl.... ……………………………………………………………………… 18 Peter Hilkes ……………………………………………………………………………... 19 Dr. Marc Stegherr ……………………………………………………………………….. 20 Nina Kozlowski ..……………………………………………………………………….. 20 Dr. Jan Jiroušek ………………………………………………………………………….. 21 Dr. Ilja Kukuj…………………………………………………………………………….. 21 Anna Shibarova …………………………………………………………………………. 22 Tatiana Ushakova/ Alina Katzmann-Döring................................................................................. 22 Dr. Susanne Fabich-Hederer...................................................................................................... ...... 23 Dr. Olena Novikova .......................................................................................................................... 23 Agnieszka Stanko………………………………………………………………………... 24 Dr. Małgorzata Zemła......................................................................................................... .............. 24 Dr. Galina Vondráčková ………………………………………………………………… 25 Radana Dielmann…………. …………………………………………………………… 25 2
PROF. DR. ULRICH SCHWEIER Sprechstunde: Di 12:30–13:30 Uhr I Hgb. I E 312 (Alt-)Kirchenslavisch BA WP 1.3, WP 2.4, SLK WP 3, WP 5, MA WP Sla 2, WP Sla 4, LA Russisch P 8.3, LA Tschechisch, LA Polnisch 2-stündig | Mo 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | DZ 001 Für Studierende aller Studiengänge (Bachelor, Master) gilt praktisch international und gerade auch im Hinblick auf einen etwaigen Wechsel des Studienortes, dass ein fundiertes Slavistikstudium bzw. die ernsthafte Beschäfti- gung mit slavischen Sprachen Kenntnisse des (Alt-)Kirchenslavischen notwendig miteinschließen sollte. Dar- über herrscht u.a. deswegen Übereinstimmung, weil das Altksl. die älteste slavische Schriftsprache darstellt und somit dem schriftlich nicht-belegten Urslavischen als dem gemeinsamen Ursprung aller heutigen slavischen Sprachen am nächsten steht. Da sich die meisten der slavischen Literatur- und häufig auch die entsprechenden Volkssprachen (mit unter- schiedlicher Intensität) in oft jahrhundertelanger Auseinandersetzung mit dem Ksl. entwickelt haben, geht es also keinesfalls nur um einen historischen Rückblick (alt-ksl. > urslav.); vielmehr soll stets nach vorne gewandt gefragt werden, wie Kenntnisse des Ksl. bzw. urslav. Entwicklungen nutzbringend für das Verständnis der his- torischen und der neueren Entwicklungen der slavischen Sprachen eingesetzt werden können. In der Veranstaltung soll einerseits, vergleichbar einem kleinen Sprachkurs, die Grammatik des Ksl. im Zent- rum stehen – ‘aufgelockert’ durch die Betrachtung dieser Sprache als eines Transportmediums der orthodoxen (genuin byzantinischen) Kultur; gleichzeitig soll das erworbene Wissen anhand der Lektüre und Analyse von ksl. Texten verschiedener Epochen und Redaktionen praktisch angewandt und vertieft werden. Beide Schwer- punkte sind notwendig ineinander verzahnt und sollen sich ständig ergänzen. Wichtige Hinweise: Fragen zur Organisation der Veranstaltung und zu den genaueren Bedingungen für den Punkteerwerb bzw. zu den Prüfungsanforderungen werden in der 1. Sitzung behandelt, so dass alle InteressentInnen unbedingt daran teilnehmen sollten. Kenntnisse einer slavischen Sprache sind erwünscht, aber nicht notwendige Bedingung für die Teilnahme und das ‘Verstehen’ der Veranstaltung. Übung zu (Alt-)Kirchenslavisch BA WP 1.3, WP 2.4, SLK WP 3 und 5, MA WP Sla 2, LA Russisch P 8.3, LA Tschechisch, LA Polnisch 2-stündig | Mo 16-18 Uhr c.t. | Hgb. | DZ 001 Der Besuch dieses unmittelbar anschließenden Begleitkurses wird allen TeilnehmerInnen der Veranstaltung zum (Alt-)Kirchenslavischen wärmstens empfohlen. Er dient generell der Wiederholung und Ver-tiefung der Kenntnisse des (Alt-)Kirchenslavischen sowie der Beschäftigung mit weiteren Textbeispielen. Im Mittelpunkt wird stets die Beantwortung aller möglichen Fragen der TeilnehmerInnen stehen. Eine weitere wichtige Funktion des Begleitkurses ist die Vorbereitung der Abschlussklausur. Kolloquium slavistische Sprachwissenschaft BA WP 7.2, MA (2017) WP 18.2, WP 24.2 1-stündig | 14-tägl. | Fr 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Teilnahme an diesem Kolloquium ist obligatorisch für jene Studierenden, die bereits ein Thema für eine schriftliche Studienabschlussarbeit (Bachelor, Master) mit linguistischem Schwerpunkt bearbeiten. Sie ist aber auch für all diejenigen Studierenden der Bachelor- und Masterstudiengänge zu empfehlen, die sich in absehba- rer Zeit auf eine Abschlussprüfung vorbereiten. In dem Kolloquium wird es zum einen darum gehen, laufende Arbeiten vorzustellen und zu diskutieren; zum anderen können zukünftige schrift-liche Arbeiten, aber auch mündliche Prüfungsleistungen wie z.B. Disputationen abgesprochen und in den Grundzügen geplant werden. 3
Die Welt der Prototypen: Kognitive Semantik BA WP 7.1, WP 3.2, SLK WP 3, MA (2017) WP 11.1, WP 13.1, WP 18.1., WP 24.1, MA WP Sla 1, WP Sla 8, WP Sla 13 2-stündig | Di 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die vergleichsweise junge Disziplin der kognitiven Linguistik versteht sich als Teil einer umfassenden Kogniti- onswissenschaft, also einer ganz modernen Wissenschaft, die sich grundlegend mit Fragen der Informations- verarbeitung beschäftigt. Die kognitive Linguistik interessiert sich dabei vor allem für die Verarbeitung von Spra- che bei Produktion, Speicherung und Rezeption bzw. für die Modellierung von sprachlichem Wissen (Sprache und Wissen). Ziel der Veranstaltung ist es zunächst, eine allgemeine Einführung in die Kognitionsproblematik zu leisten. Daran schließt sich eine gründliche Einführung zunächst in traditionelle, dann in neuere Konzeptionen und Theorien der kognitiven Semantik an. Dies wiederum bildet die Grundlage für eine genauere Betrachtung und kritische Analyse ausgewählter semantischer Ansätze, die aus dem Bereich der Slavistik stammen bzw. die anhand slavi- scher Sprachen entwickelt wurden: Moskauer semantische Schule (Mel’čuk, Apresjan) und ‘Erklärend-kombinatorisches Wörterbuch’; Semantik und Kategorisierung (Frumkina/Micheev/Mostovaja/Rjumina); Kollokationssemantik (Borisova); Kulturvergleichende Semantik/Semantische Primitiva (Wierzbicka u.a.). Die Einzelheiten zu der Punktevergabe werden in der 1. Sitzung erläutert, außerdem erfolgt hier auch die Aus- wahl von Referatsthemen, so dass alle InteressentInnen unbedingt daran teilnehmen sollten. Kenntnisse einer slavischen Sprache sind erwünscht, aber nicht notwendige Bedingung für die Teilnahme und das ‘Verstehen’ der Veranstaltung. Schwarz, M.: Einführung in die kognitive Linguistik. Tübingen, Basel (UTB) 19962. Croft, W., Cruse, D. A.: Cognitive linguistics. Cambridge 2004. Goddard, Ch., Wierzbicka, A.: Sprache, Kultur und Bedeutung: Kulturvergleichende Semantik. In: Pörings, R., Schmitz, U. (Hgg.): Sprache und Sprachwis-senschaft. Eine kognitiv orientierte Einführung. Tübingen 1999, 135-158. ‘Der, die, das’ in slavischen Sprachen? Die (Un-)Bestimmtheit SLK WP 3, MA (2017) WP 11.2, WP 13.2, MA WP Sla 2 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Im Gegensatz zu den meisten slavischen Sprachen (aber mit Ausnahme beispielsweise des Bulgarischen) haben die sogenannten ‘Artikelsprachen’ mit ihrem jeweiligen Bestand an Artikeln ein häufig kompliziert funktionie- rendes Ausdrucksmittel für den Zweck, die referentiell-kontextuelle Bestimmtheit bzw. die Unbestimmtheit einer Nominalphrase zu signalisieren (vgl. dtsch. ‘Ich habe ein / das Auto gekauft’). Zu Beginn der Veranstal- tung sollen deshalb einige ‘Artikel-Theorien’ vorgestellt und kritisch analysiert werden; dabei wird auch erkenn- bar werden, dass die ‘Artikelproblematik’ nur einen Teil eines Phänomens darstellt, das umfassend in den Blick genommen werden muss. Gleichzeitig zeichnen sich die slavischen Sprachen durch ein differenziertes System von Indefinitpronomina aus, das in der Veranstaltung ebenfalls genauer betrachtet werden soll. Schließlich sollen auch einige neuere (In-)Definitheits- bzw. Determinationstheorien Berücksichtigung finden, die die teilweise veraltete slavistische Forschung in diesem Bereich neu beleben können. Ganz ‘praktisch’ werden wir ständig auf die interessante und gerade auch in der Sprachlehre oft vernachlässigte Frage eingehen, wie das Konzept ‘Bestimmtheit/ Unbestimmtheit’ in den slavischen Sprachen ohne Artikel mit einer Vielzahl anderer sprachlicher Mittel (Thema-Rhema-Gliederung, Kasuswechsel, Numerus, Aktionsart, Aspekt etc.) realisiert wird. Die Einzelheiten zu der Punktevergabe werden in der 1. Sitzung erläutert, außerdem erfolgt hier auch die Aus- wahl von Referatsthemen, so dass alle InteressentInnen unbedingt daran teilnehmen sollten. Kenntnisse einer slavischen Sprache sind erwünscht, aber nicht notwendige Bedingung für die Teilnahme und das ‘Verstehen’ der Veranstaltung. Birkenmaier, W.: Artikelfunktionen in einer artikellosen Sprache. München 1979. Haspelmath, M.: Indefinite pronouns. Oxford, New York 2000. 4
DR. ELENA GRAF Sprechstunde: Do 11–12 Uhr I Hgb. I E 304 Einführung in die slavistische Sprachwissenschaft III BA P 3.1, SLK WP 3, LA Russisch P 2.1, LA Tschechisch, LA Polnisch 2-stündig | Mi 16-18 Uhr c.t. | Hgb.| A 325 Die Veranstaltung gibt einen Überblick über die Kurzporträts der slavischen Standard- und Kleinschrift- sprachen sowie ihre Sprecher. Anhand des Vergleichs der slavischen Sprachen auf jeweils einer der sprachli- chen Ebenen bietet die Veranstaltung eine vertiefende Darstellung der Kernbereiche der Sprachwissenschaft: Phonetik und Phonologie, Morphologie, Syntax, Lexikologie, Soziolinguistik und ist für Hauptfachstudierende konzipiert. Der Kurs wird mit einer Klausur abgeschlossen. Geschichte der russischen Sprache BA WP 1.3, SLK WP 3, LA Russisch P 8.3 2-stündig | Do 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Vorlesung bietet einen Überblick über die Herausbildung der russischen Standardsprache von den Anfän- gen bis zur Gegenwart. Dabei wird sowohl auf die „innere“ Sprachgeschichte und die damit verbundene Ent- wicklung des Lautsystems und der Formenlehre (Nominalmorphologie, Verbalmorphologie) sowie auf einzelne Aspekte der historischen Wortkunde und der historischen Syntax eingegangen, als auch werden in der Veran- staltung die „äußeren“ Faktoren behandelt, die die Entwicklung des Russischen beeinflusst haben (wie z. B. Geschichte der Verschriftlichung, das Nebeneinander von Sprachen bzw. Diglossie). Die Veranstaltung wird mit einer Klausur abgeschlossen. Boeck, W./Fleckenstein, Ch./ Freydank, D.: Geschichte der russischen Literatursprache. Düsseldorf 1974. Eckert, R./Crome, E./Fleckenstein, Ch.: Geschichte der russischen Sprache. Leipzig 1983. Issatschenko, A. V.: Geschichte der russischen Sprache. Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Bd. 2: Das 17. und 18. Jahrhundert. Heidelberg 1980 (I)/1983 (II); Kamčatnov, A.M.: Istorija russkogo literaturnogo jazyka: XI - pervaja polovina XIX veka. Moskva 2005. Uspenskij, B.: Istorija russkogo literaturnogo jazyka. (XI - XVII vv.). Moskva 2002. Humor und Ironie in der Sprache SLK WP 3, MA (2017) WP 11.2, WP 13.2, MA WP Sla 2 1-stündig | 14-tägl. | Do 8:30-10 Uhr s.t. | Hgb. | E 318 Die Veranstaltung beschäftigt sich mit Ansätzen zur linguistischen Beschreibung von Ironie und Humor. Dabei wird das Verhältnis zwischen den beiden Phänomenen besprochen und auf die verschiedenen Theorien, wie z.B. Ironie bzw. Humor aus der Sicht der Verletzung konversationeller Maximen (P. Grice 1975), „Echoic Mention Theory“ (Sperber, Wilson 1981), „Pretense Theory“ (Clark, Gerrig 1984), „Implicit Display Theo- ry“ (Utsumi 1996, 2000) sowie S. Attardos (1994) und H. Kotthoffs (1996) zusammenfassende Darstellungen über die linguistischen Theorien des Humors eingegangen. Daneben werden auch die verschiedenen Realisie- rungsformen des Ironischen bzw. Humorhaften (wie z.B. Witz, Spöttelei, Anekdote u. a.) angesprochen und mit Beispielen für die Analyse belegt. Sprache der Politik – Wörter als Instrumente der Meinungsbildung BA WP 7.1, SLK WP 3, MA (2017) WP 11.1, 13.1., 18.1, 24.1, MA WP Sla 1, WP Sla 8 und WP Sla 13 2-stündig | Mi 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | E 341 Mit Worten kann man „Welten bewegen“ – die Veranstaltung fokussiert sich auf die Diskussion und Beschrei- bung der Mechanismen und Strategien in politischen Diskursen. Anhand vielfältiger Beispiele aus dem Slavi- schen und Deutschen werden diese analysiert. 5
DR. JADWIGA PISKORZ-SIMON Sprechstunde: n. V. per Mail I Hgb. I E 312 Morphologie BA WP 4.1, SLK WP 3, LA Russisch P 2.2 2-stündig | Do 12-14 Uhr c. t. | Hgb. | A 325 Das Seminar gibt einen Überblick über die Morphologie der slavischen Sprachen. Im Rahmen der Ver- anstaltung werden die Prinzipien der Wortbildung und der Flexion behandelt. Anhand von zahlreichen Beispie- len werden die Methoden der Wortbildungsanalyse geübt und vertieft. Tutorat zu “Arbeitstechnik” (zusammen mit Dr. Kinga Piskorz) BA P 3.2, LA Russisch 10.0.2, LA Polnisch, LA Tschechisch 1-stündig | 14-tägl. | Fr 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 Im Rahmen des Tutorates werden ausgewählte wissenschaftliche Texte aus den Kernbereichen der Sprachwis- senschaft wie Morphologie, Syntax, Lexikologie, Soziolinguistik, Varietätenlinguistik sowie kontrastiver und historischer Linguistik vorgestellt und diskutiert. Des Weiteren werden anhand von Lektüre wissenschaftliche Techniken der Gestaltung von schriftlichen Arbeiten eingeübt. DR. KINGA PISKORZ Sprechstunde: n. V. per Mail I Hgb. I E 312 Soziolinguistik BA WP 1.4, SLK WP 3, MA WP Sla 2 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Amalienstr. 73A | 216 Im Rahmen der Veranstaltung werden ausgewählte Themen der Soziolinguistik am Beispiel der slavi-schen Sprachen behandelt. Das Seminar widmet sich der Vielfalt der Sprache in gesellschaftlichen Kon-texten sowie den sozialen und kulturellen Faktoren, die sich auf die Sprache auswirken. Dabei richtet sich ein besonderes Augenmerk auf die Beschreibung der sprachlichen Variation wie Dialekte, Soziolek-te und Sprachstile sowie ihre gesellschaftliche Rolle. Ferner werden Themengebiete wie Sprachpolitik, Sprachnormierung, Sprachwandel und Mehrsprachigkeit vorgestellt und diskutiert. Tutorat zu “Arbeitstechnik” (zusammen mit Dr. Jadwiga Piskorz-Simon) BA P 3.2, LA Russisch 10.0.2, LA Polnisch, LA Tschechisch 1-stündig | 14-tägl. | Fr 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | A 325 S. o. 6
ANASTASIA MEERMANN Sprechstunde: Mo 12-13 Uhr I Hgb. I B 002 Phonologie BA WP 1.4, SLK WP 3, LA Russisch P 2.2 2-stündig | Mo 14-16 Uhr c.t. | Amalienstr. 73A | 118 Menschen kommunizieren miteinander indem sie die Zunge bewegen, den Mund öffnen und schließen und ihren Mund verziehen. Auf diese Weise produzieren sie Geräusche und Laute, die je nach Kombination und Ausprägung unterschiedlichste Bedeutungen übermitteln. Die Phonologie beschäftigt sich mit dem zugrunde- liegenden Lautsystem, genauer gesagt, mit den Eigenschaften und den Funktionen von Lauteinheiten. In der Veranstaltung werden einerseits Grundlagen der Phonologie vermittelt, andererseits ausgewählte phonologische Erscheinungen in den slavischen Sprachen beleuchtet. Einen Schwerpunkt bildet die Auseinandersetzung mit der Silbe. Während Sprachbenutzer ein intuitives Verständnis der Silbe haben, erweist sich eine linguistische Erfassung dieser Einheit als schwierig. Ramers, K.: Einführung in die Phonologie. 2. Auflage. München 2001. Zeit in der Sprache BA WP 7.1, SLK WP 3, MA (2017) WP 11.1, WP 13.1, WP 18.1, WP 24.1, MA WP Sla 1, WP Sla 8, WP Sla 13 2-stündig | Mi 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | A 323 Zeit ist allgegenwärtig, zum einen als eine physikalische Größe, die „beim Urknall beginnend und seitdem kon- tinuierlich“ (www.christianlehmann.eu → Deixis) weiterläuft, zum anderen als ein zentrales Konzept zur kogni- tiven Strukturierung der Welt, auf das in nahezu jeder sprachlichen Äußerung implizit oder explizit Bezug ge- nommen wird. In der Veranstaltung geht um die verschiedenen Arten des Ausdrucks des Zeitkonzepts in der gesprochenen Sprache und im Text. Hierbei spielen neben Tempus und Aspekt auch lexikalische Ausdrücke, Metaphern und logische Verknüpfungen im Text eine Rolle. Das Hauptaugenmerk wird vor allem, jedoch nicht ausschließlich, auf die südslavischen Sprachen (Bulgarisch, Makedonisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch) gelegt. Vater, H.: Einführung in die Zeit-Linguistik. Trier 2007. 7
PROF. DR. RICCARDO NICOLOSI Sprechstunde: Mo 18-19 Uhr I Hgb. I E 308 Abenteuerliteratur in Russland (18.-20. Jahrhundert) BA P 4.2, WP 2.3, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 10.1, MA WP Sla 6, LA Russisch P 6.1, P 12.2 2-stündig | Mi 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Die Vorlesung untersucht die wichtige, wenn auch bislang wenig beachtete Rolle des Abenteuers für die Entwicklung des russischen Romans von seinen Anfängen im 18. Jahrhundert bis hin zur spätsowjetischen Literatur. Nach einer Einführung in Theorie und Geschichte der Abenteuerliteratur sollen die wichtigsten Etappen der russischen Tradition behandelt werden, vom pikaresken Roman über den historischen Roman à la Walter Scott, den klassischen europäischen Abenteuerroman des 19. Jahrhunderts und seinen Einfluss auf den russischen Realismus, insbesondere auf Dostoevskijs Texte, bis hin zur frühsowjetischen Abenteuerliteratur der 1920er Jahre und ihrer Weiterentwicklung in der Science Fiction. Besondere Aufmerksamkeit soll der modernen russischen Literaturtheorie gewidmet werden, die sich mit Formen und Funktionen des Abenteuers intensiv beschäftigt hat (Formalismus, M. Bachtin u.a.). Italienischer und russischer Futurismus BA WP 8.1, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 12.1, WP 14.1, WP 19.1., WP 25.1, MA WP Sla 3, 9, 14, LA Russisch WP 4.2 2-stündig | Di 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Der Futurismus ist eine der wichtigsten Strömungen der europäischen Avantgarde. Besonders in Italien, wo diese Bewegung entstand, und in Russland spielte der Futurismus in den Jahren vor und nach dem ersten Weltkrieg eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Literatur und Kunst, aber auch im gesellschaftlichen und politischen Leben. Im Seminar sollen literarische Formen des Futurismus und ihre kulturgeschichtlichen Kontexte in komparatistischer Perspektive untersucht werden. Es sollen u.a. folgende Aspekte behandelt werden: Die Poetik des Futurismus, insbesondere das Wechselspiel zwischen Manifest und Poesie; Aneig- nungs- und Abgrenzungsstrategien des russischen Futurismus gegenüber dem italienischen; die futuristischen Sprachexperimente; Futurismus und Formalismus; Futurismus, Ideologie und Revolution (Faschismus und Kommunismus); der Futurismus in anderen Künsten (Malerei, Architektur, Kino); Futurismus und Gesellschaft (Aktionismus, Skandale). Russische und italienische Texte liegen auch in deutscher bzw. englischer Übersetzung vor. Übung zu: Italienischer und russischer Futurismus MA (2017) WP 12.2, WP 14.2. 1-stündig | 14-tägl. | Di 16-18 Uhr c.t. | Termine: 28.04., 12.05., 26.05., 09.06., 23.06., 07.07., 21.07. Hgb. | E 318 Die Begleitübung wird für Studierende des Masterstudienganges „Slavistik“ angeboten und kann nur in Kombination mit dem Seminar „Italienischer und russischer Futurismus“ belegt werden. In der Begleitübung sollen Aspekte und Probleme, die im Seminar behandelt werden, mit einem russistischen Schwerpunkt vertieft werden. Examenskolloquium für Masterkandidaten MA (2017) WP 19.2, WP 25.2 1-stündig | 14-tägl. | Mi 16-18 Uhr c.t.| Termine: 22.4., 6.5., 20.5., 3.6., 8.07., 15.07. | Hgb. | E 318 Im Rahmen des Examenskolloquiums können fortgeschrittene Masterstudierende der Slavischen Literatur- wissenschaft Konzept, Struktur und erste Kapitel ihrer Abschlussarbeiten vorstellen und diskutieren. Dabei sollen auch methodologische Fragen literaturwissenschaftlicher Arbeit besprochen werden. 8
Forschungskolloquium MA (2017) WP 19.2 1-stündig | 14-tägl. | Mi 16-18 Uhr c.t.| Termine: 29.4., 13.5., 27.5., 10.6., 24.6., 1.7. | Hgb. | E 318 Im Rahmen des Examenskolloquiums können fortgeschrittene Masterstudierende der Slavischen Literatur- wissenschaft Konzept, Struktur und erste Kapitel ihrer Abschlussarbeiten vorstellen und diskutieren. Dabei sollen auch methodologische Fragen literaturwissenschaftlicher Arbeit besprochen werden. Wissensordnungen (mit Prof. Dr. Kärin Nickelsen) MA (2017) WP 12.1, WP 14.1, WP 19.1. WP 25.1 2-stündig | Mo 14-16 Uhr c.t. | Schellingstr. 12 | K022 Am Beispiel des europäischen Darwinismus untersucht das Seminar, wie wissenschaftliches Wissen zur Konstituierung und Dynamisierung kultureller Ordnungen beiträgt - und wie dies wiederum auf die Wissenschaft zurückwirkt. Das Seminar beschäftigt sich mit dem Gehalt des Darwinismus, mit seiner sozialen Dimension und den vielfältigen Kontroversen sowie schließlich mit der Ausprägung in unterschiedlichen kulturellen Kontexten, mit einem Schwerpunkt auf der russischen Kultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Gemäß der interdisziplinären Ausrichtung des Seminars spielt einerseits die diskursive (rhetorische und narrative) Dimension des Darwinismus eine wichtige Rolle - in den wissenschaftlichen Schriften wie auch in zeitgenössischer Literatur. Andererseits nehmen wir Darwins Theorie und ihre Rezeption als wissenschaftliche Beiträge ernst, die in einem historischen Kontext stehen. Neben der Lektüre und Diskussion von Primärtexten werden wir daher verschiedene Ansätze und Begriffe aus Literaturwis-senschaft und Wissenschaftsgeschichte kennenlernen und reflektieren. Das Seminar wird zusammen mit Prof. Kärin Nickelsen (Wissenschafts- geschichte) gehalten. Übung zu: Wissensordnungen MA (2017) WP 12.2, WP 14.2, WP 19.2. WP 25.2 1-stündig | 14-tägl. | Mo 16-18 Uhr c.t.| Termine: 20.04., 04.05., 18.05., 15.06., 29.06., 13.07., 20.07.| Hgb. | E 318 Die Begleitübung wird für Studierende des Masterstudienganges „Slavistik“ angeboten und kann nur in Kombination mit dem Seminar „Wissensordnungen“ belegt werden. In der Begleitübung sollen Aspekte und Probleme, die im Seminar behandelt werden, mit einem slavistischen Schwerpunkt vertieft werden. JUN.-PROF. DR. SVETLANA EFIMOVA Sprechstunde: Mi 11-12 Uhr I Schellingstr. 33 I 2015 Literarische Bilder: Buchillustrationen in der russischen Kultur BA WP 8.1, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 9.1, WP 21.1, MA WP Sla 3, WP Sla 14 2-stündig | Di 12-14 Uhr c.t. | Hgb. | E 318 Buchillustrationen gehören zur Kunstgeschichte: In diesem Bereich haben unterschiedliche Maler gearbeitet, von Ilja Repin bis Marc Chagall und Kazimir Malevič. Gleichzeitig gehören Bilder zur Geschichte des Buchs als kulturelles Objekt. Kann man Illustration als visuelle Interpretation des Textes auffassen oder wird ein Gefüge von Text und Bild zu einem Gesamtkunstwerk? Neben historischen und theoretischen Aspekten werden wir vor allem eine Reihe von Fallbeispielen fokussieren. Zu den graphisch produktivsten Texten gehören das Igorlied (Slovo o polku Igoreve) aus dem 12. Jh. und Aleksandr Bloks Die Zwölf (Dvenadcatʼ, 1918). Was passiert, wenn die Avantgarde-Künstlerin Natalja Gončarova 1923 ein mittelalterliches Epos illustriert? Welche Bilder der Oktoberrevolution sind durch die gemeinsame Arbeit des Dichters Aleksandr Blok und des Graphikers Jurij Annenkov entstanden? 9
Theorien der Intermedialität SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 9.2, WP 21.2., MA WP Sla 2, WP Sla 4 1-stündig | Di 14-15 Uhr c.t.| Hgb. | M 101 Wo es um Übergänge und Interaktionen zwischen einzelnen Medien wie Text, Bild und Ton geht, scheint der Begriff „Intermedialität“ selbstverständlich zu sein. Beim genaueren Hinsehen zeigt sich eine Vielfalt von Ansätzen, in denen die Übung eine Orientierung verschaffen soll. In welchem Verhältnis stehen einzelne Zeichensysteme und menschliche Sinne zueinander? Solche abstrakten Modelle wie Transpositionen, Hybridisierungen und Konfigurationen von Medien werden wir gemeinsam mit Leben füllen. Dabei soll das eigene Nachdenken über die Kernphänomene unserer Kultur unterstützt werden. Krieg und Frieden: Literatur als Historiographie BA WP 2.4, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 14.1, MA WP Sla 4, LA Russisch P 12.1 2-stündig | Mi 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | A 214 Lev Tolstojs Krieg und Frieden (Vojna i mir): Wie lässt sich ein Zugang zu diesem monumentalen Klassiker der Weltliteratur finden? Das Seminar nimmt das Selbstverständnis des Romans ernst, in Konkurrenz zu der Geschichtswissenschaft seiner Zeit zu treten. Tolstojs Darstellung der Napoleonischen Kriege (1805-1812) ist mit einer komplexen Geschichtsphilosophie verbunden: Inwieweit ist ein Mensch in seinem Handeln frei und welche Rolle spielt eine Persönlichkeit in der Geschichte? Neben der Philosophie greift Tolstoj physikalische Gesetze auf und versucht, die Eigenlogiken der Geschichte als ein Theorem zu beweisen. Das daraus entstandene Werk nimmt in seiner ästhetischen Kraft auch einige Innovationen der klassischen Moderne vorweg. Diesen Besonderheiten des Romans werden wir im Seminar anhand exemplarischer Lektüren einzelner Abschnitte nachgehen. Als Lektüregrundlage (neben dem Original) dient die Übersetzung von Barbara Conrad. APL. PROF. DR. RAOUL ESHELMAN Sprechstunde: Do 13-14 Uhr I Hgb. I E 302 Einführung in die Filmanalyse BA P 6.1, SLK WP 4, MA (2017) WP 23.1, LA Russisch P 11.1 2-stündig | Do 10-12 Uhr c.t. | Amalienstr. 73A | 211 Ziel der Veranstaltung ist, eine umfassende theoretische und praktische Einführung in die Filmanalyse anzubieten. Nach einer kurzen Einführung in die wichtigsten filmanalytischen Begriffe sowie in zwei wichtige Filmtheorien (Neoformalismus und psychoanalytische Filmanalyse) werden acht exemplarische Filmen aus verschiedenen Zeiträumen (40er Jahre bis in die Gegenwart) und Gattungstypen (Komödie, Melodram, Thriller, Autorenfilm) besprochen. Die in der Vorlesung besprochenen Filme werden im Voraus zu Hause über Streaming angeschaut. Besondere Sprachkenntnisse sind nicht erforderlich. Zu den behandelten Filmen werden gehören: Written on the Wind (Douglas Sirk, 1956), North by Northwest (Alfred Hitchcock, 1959), Persona (Ingmar Bergman, 1966), Der Spiegel (Andrej Tarkovskij, 1975), American Beauty (Sam Mendes, 1999) und andere. 10
Der Kultroman Dom, v kotorom von Mariam Petrosjan BA WP 8.1, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 19.1, MA WP Sla 3, WP Sla 9, WP Sla 14 2-stündig | Do 14-16 Uhr c.t.| Amalienstr. 73A | 117 Der 2009 erschienene Roman Dom, v kotorom der in Russisch schreibenden Armenierin Mariam Petrosjan handelt von einem mysteriösen Internat für behinderte Kinder. Der enigmatische, mit magischen und mystischen Elementen spielende Roman hat mehrere Literaturpreise gewonnen, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und erlangte bald Kultstatus. Im Seminar wird eine umfassende Interpretation des komplexen, umfangreichen Buches angestrebt. Bitte beachte: Da das Buch sehr lang ist (950 Seiten), wird Teilnehmern empfohlen, vor Semesteranfang mit der Lektüre zu beginnen. Entweder sehr gute russische oder englische Lesekenntnisse werden vorausgesetzt, denn der Roman liegt neben dem russischen Original nur in englischer Übersetzung (The Gray House) vor. Der Realismus als zeitübergreifendes literarisches Phänomen BA WP 81, MA (2017) WP 14.1, MA WP Sla 3, WP Sla 9, WP Sla 14, LA Russisch WP 4.1 2-stündig | Mi 10-12 Uhr c.t. | Ludwigstr. 28 | 025 „Realismus“ ist ein vieldeutiges Wort, das im Verlauf der Literaturgeschichte sehr verschieden verstanden und angewandt worden ist. Im Seminar wird versucht, einen Überblick über verschiedene Realismusvorstellungen und -theorien zu geben, und zwar in Bezug auf die Epochen des Realismus (1860er-70er Jahre), der Moderne (10er und 20er Jahre), (stalinistischer) Spätmoderne (30er und 40er Jahre), der Postmoderne (70er und 80er Jahre) und Postpostmoderne (ab dem Jahr 2000). Zu den behandelten Autoren bzw. Theoretikern werden u.a. gehören: Fjodor Dostoevskij, Lev Tolstoj, Autoren des sozialistischen Realismus, Zachar Prilepin u.v.a.; zu den Theoretikern Černyševskij, Roman Jakobson, Roland Barthes, Graham Harman („Object Oriented Ontology“). Lesekenntnisse des Russischen sind hilfreich, aber nicht unbedingt vonnöten. Falls Interesse von Studierenden besteht, können auch westslavische Beispiele (polnische und tschechische Literatur) in die Veranstaltung miteinbezogen werden. Soviet Lyric Poetry of the 1960s and 1970s / Sowjetische Lyrik der 60er und 70er Jahre (mit Dr. Hasmik Khechikyan) BA WP 8.1, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 19.1, MA WP Sla 3, WP Sla 9, WP Sla 14 2-stündig | Mi 14-16 Uhr c.t. | Schellingstr. 5 | 204 Die Entwicklung der sowjetischen Lyrik der 60er und 70er Jahre spielt sich vor dem politischen Hintergrund des Übergangs vom relativ freien Tauwetter (1956-1968) zur repressiven Stagnationszeit (1968-1985) ab. Im Seminar werden „klassische“, offiziell publizierende Dichter der 60er Jahre wie Evgenij Evtušenko, Andrej Voznesenskij, Robert Roždestvenskij und Bela Achmadulina behandelt, aber auch Dichter wie Josif Brodskij, Gennadij Ajgi oder Genrich Sapgir, deren Lyrik während der Stagnationszeit gar nicht oder nur unvollständig erscheinen konnte. Ein Teilschwerpunkt des Kurses wird die Rolle armenischer Dichtung bzw. Übersetzungen aus dem Armenischen sein. Bitte beachte: Der Kurs setzt gute passive Lesekenntnisse des Russischen voraus. Der Kurs findet in einer Mischung aus Deutsch und Englisch statt, da die Gastdozentin Englisch spricht und Deutsch versteht. 11
APL. PROF. DR. SVETLANA KAZAKOVA Sprechstunde: Mo 16–17 Uhr I Schellingstr. 10 I 406 Südslavistik: Literaturperioden des 19. Jahrhunderts BA WP 2.3 und P 4.2, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 10.1, MA WP Sla 6 2-stündig | Mo 12:30-14 Uhr s.t. | Hgb. | A 325 Die Vorlesung soll einen Überblick über die his- torische Entwicklung der südslavischen Literatu- ren im Rahmen des 19. Jahrhunderts vermitteln. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei große Litera- turperioden: die Romantik und der Realismus. Da die Romantik bei den Südslaven vor allem kulturelles Interesse für das Slaventum bedeutete, artikulierte sich der literarische Nationalismus als Präsentation und Ausleben geistiger Gemeinsam- keiten. Die Vorlesung sieht vor, die künstleri- schen Ideen der serbischen Omladina über die „Velika Slavija“ in der Poesie von J. J. Zmaj, Dž. Jakšić und J. Ilić zu verfolgen. Parallel dazu werden die kroatischen Illyrismus-Dichter be- trachtet, die einen Ausgleich zwischen patrioti- Szene aus der Komödie von J. S. Popović schen, aufklärerischen und literarischen Bestre- „Lüge und Zulüge“, 1830 bungen zu erreichen versuchten. Neben S. Vraz und P. Preradović gilt dem Werk von I. Mažura- nić spezielle Aufmerksamkeit, dessen Poem „Smrt Smailage „Čengića“ eine souveräne Antwort auf die europäi- sche Literatur der Romantik darstellt. Die Vorlesung wird sich außerdem Autoren zuwenden, die zur Festle- gung der eigenen Romantiktradition beigetragen haben: S. Kranjčević in der kroatischen, L. Kostić in der serbi- schen und F. Prešeren in der slowenischen Literatur. Auf der Basis ihrer Werke stehen dann Paradigmen zur Erörterung, die den südslavischen Literaturen weltliche Eigenschaften verliehen. Die Sonderstellung des Ko- mödienautors J. S. Popović wird durch Merkmale seiner Biedermeier-Stilistik betont. Die Etablierung realistischer Stilkonzepte in den südslavischen Literaturen stellte sie vor neue Aufgaben: fortan kritische Projektionen aktueller Probleme in Politik und Gesellschaft abzugeben und zu reflektieren. In der Vorlesung wird die Aufmerksamkeit auf die spannende Figur von A. Šenoa gelenkt, welcher Probleme der bür- gerlichen Gesellschaft und deren Moral in der kroatischen Literatur als aufklärerische Funktion des Realismus konzipierte. Ähnliche Suggestionen erzielten in ihren Kunstprogrammen auch E. Kumičić und A. Kovačić. In den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erreichte die Erzählung in der serbischen Literatur eine Spit- zenstellung. Durch Polemik mit der romantischen Traumwirklichkeit hoben jetzt J. Ignjatović und L. Lazarević die alltägliche Sachlichkeit hervor und erforschten das Außergewöhnliche im „biographischen“ Innenbild des einfachen Menschen. Auch dramaturgisch fand die rea-listische Epoche ihre klassischen Vertreter wie in den Komödien von B. Nušić. Abschließend stellt sich die Veranstaltung die Aufgabe, durch die Überleitung von Romantik- und Realismus- Paradigmen zur modernen Stilentwicklung am Beispiel der naturalistischen Literatur, den Übergang zur Kunst der Jahrhundertwende zu verdeutlichen. Bulgarisch: Soziokulturelle Kompetenz BA WP 11.1 1-stündig | 14-tägl. | Mi 16-17:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Die Veranstaltung hat das Ziel, sich mit Problemen des Textaufbaus ausgewählter Kurzgeschichten der bulgari- schen Klassik auseinanderzusetzen. Parallel dazu werden bereits bestehende Übersetzungen dieser Kurzge- schichten besprochen, aber auch neue übersetzt und diskutiert. Dabei werden vor allem die As-pekte der poeti- schen Sprache unter die Lupe genommen. 12
Russische Dichterinnen der Moderne BA WP 8.1, SLK WP 2, WP 4, MA WP Sla 4, LA Russisch P 12.1 2-stündig | Di 14-15:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Der Poet Sergej Gorodeckij qualifizierte den modernen Menschen in Russland als „verfeinert, zerbrechlich und verbogen“ und fand, dass nur die weibliche Hand bzw. die weibliche Sensibilität (er meinte Anna Ach- matova) die neuen Aufgaben der Kunst lösen könnte. Diese textanalytische Veranstaltung orientiert sich an den weiblichen Stimmen in der modernen russischen Lyrik, wobei die einzelnen Vertre- terinnen dieser Kunst unterschiedliche Zeitperioden repräsentieren sol- len. So steht z.B. die Lyrik von Mira Lochvickaja für die impressionisti- schen Tendenzen in der Poesie der Frühmoderne aus den 1890er Jahren. Eine Parallele dazu bietet die Lyrik von Zinaida Gippius, deren hermeti- sche Kunst den Diskurs der Dekadenz bzw. des Symbolismus zeitgleich vorstellt. Anna Achmatovas Gegenständlichkeit ist ein Teil des akmeisti- schen Programms, findet jedoch ein originelles Korrelat in der verspiel- ten Poetisierung der Alltäglichkeit bei Marina Cvetaeva. Eine dritte Meis- terin der postsymbolistischen Kunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Kubofuturistin Elena Guro, deren Lyrik eine obsessive Mischung Ju. Annenkow, Porträt von A. Achmatova von naturbezogenen und infantilen Assoziationen darstellt. Vor dem Hintergrund der späteren Avantgarde der 1920er Jahre bieten die konstruktivistischen Experimente von Vera Inber eine Möglichkeit, die weiteren Tendenzen in der Literatur der Nachkriegszeit analytisch zu er- fassen, bzw. ihre romantisierte Variante in der Poetik von Bella Achmadulina neuzeitlich begreifbar zu machen. Trauma und Heilung in der slavischen Literatur SLK WP 4, MA (2017) WP 12.1., WP 14.1, WP 19.1, WP 24.1, MA WP Sla 3, WP Sla 12 2-stündig | Di 14-15:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Die Rolle der Psychologie und in der neueren Zeit der Psychiatrie für das bessere Verständnis literarischer Tex- te steht außer Zweifel. Dies basiert vor allem darauf, dass die Unterschiede zwischen sprachlichen und szeni- schen Symbolen in der Dichtung als aufgehoben gelten. Vor allem die doppelte Natur der Sprache, ein diskursi- ves Symbolsystem, jedoch mit der Möglichkeit, präsentative Bildkonstellationen zu vermitteln, bietet nach A. Lorenzer „eine großartige Schwellenkonstellation“. Das Seminar wendet sich literarischen Werken zu, bei denen traumatische Erlebnisse bzw. ihre Überwindung die erwähnte Verschränkung von szenischen Darstellungen und erzählter Sprachlichkeit be-handeln. Diese Tat- sache stellt ins Zentrum der Betrachtung Situationen, die gelegentlich entsozialisierte Interaktionsformen be- treffen. Das erlaubt wiederum, dass die handelnden Personen ihre eigenen Verhaltensgründe problematisieren oder aber operative Mechanismen zur Vervollständigung der Persönlichkeit entwickeln. Wie verarbeitet man Zeiten von Verfolgung, Krieg und sozialer Not? Das gesamte Schaffen von Danilo Kiš ist eine Antwort auf diese Frage, die eine ausgeprägte Externalisierung des Subjektiven fordert. Auch Lena Gorelik gibt in ihrem Buch „Null bis unendlich“ eine „private“ Deutung der neuesten Ereignisse auf der Balkanhalbin- sel. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet Milan Kundera die Brüche des Per-sönlichen, wenn die Adapta- tion seiner Figuren unter der Macht der Umstände scheitert. Ähnlich und doch anders fallen die Figuren von Ljudmila Ulickaja auf, bei denen die Identitätsformung des vernünf-tigen Subjekts gegen rigide Ausgrenzungs- prozesse zu Verlusten führt. Die Veranstaltung akzentuiert vor allem moderne und postmoderne Texte, da bei denen das Zusammenspiel von praxisbezogenen Figuren und Sprache offenkundig erscheint. Sie sind außerdem eine interessante Platt- form von explizierter Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis. Dabei trägt das gesamte soziale und anthropologi- sche Spektrum der vorgestellten Geschichten zur Kultivierung durch Versöhnung von Affektivität und Interak- tion bei, die eine heilende Wirkung auslösen kann. Übung zu: Trauma und Heilung in der slavischen Literatur MA (2017) WP 12.2., WP 14.2, WP 19.2, WP 24.2 1-stündig | Do 15:30-16:15 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Im Rahmen der Begleitübung wird die Grundproblematik, die im gleichnamigen Seminar erläutert wird, weiter besprochen und vertieft. 13
Bulgarisch: Textaufbau und Übersetzen BA WP 11.2, MA (2017) WP 6.2 1-stündig | 14-tägl. | Mi 16-17:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 | Beginn: 29.4 Diese Sprachübung wird so angelegt, dass man Bräuche und Rituale als traditionelle Feste des bulgarischen Ka- lenders in chronologischer Reihenfolge kennenlernt. Die dazugehörigen Texte (Liedtexte, Dialoge, Sprüche) werden dabei übersetzt und kommentiert. In diesem Zusammenhang werden auch die bulgarische Anekdote und der Witz sprachlich studiert und analysiert. Bulgarisch für Fortgeschrittene MA (2017) P 3 2-stündig | Do 16-17:30 Uhr s.t. | Schellingstr. 10 | 404 Die Veranstaltung hat das Ziel, sich mit Problemen des Textaufbaus ausgewählter Kurzgeschichten der bulgari- schen Klassik auseinanderzusetzen. Parallel dazu werden bereits bestehende Übersetzungen dieser Kurzge- schichten besprochen, aber auch neue übersetzt und diskutiert. Dabei werden vor allem die Aspekte der poeti- schen Sprache unter die Lupe genommen. Außerdem werden Bräuche und Rituale als traditionelle Feste des bulgarischen Kalenders in chronologi-scher Reihenfolge kennengelernt. Die dazugehörigen Texte (Liedtexte, Dialoge, Sprüche) werden dabei übersetzt und kommentiert. In diesem Zusammenhang werden auch bulgarische Anekdoten und der Witze sprachlich studiert und analysiert. DR. ANKE NIEDERBUDDE Sprechstunde: Di 16-17 Uhr I Hgb. I E 304 Ut pictura descriptio: Bild und Text in slavischen Literaturen BA WP 2.3, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 23.1, MA WP Sla 6 2-stündig | Mi 14-16 Uhr c.t. | Hgb.| A 323 In der Vorlesung wird verschiedenen Arten der Verbindung von Bild und Text nachgegangen: Erfasst werden systematische Ansätzen der Beschreibungstheorie (Unterschied literarische vs. wissenschaftliche Beschreibung, Beschreibung in antikem Epos, Rhetorik und Poetik), aber auch die Abgrenzung der „descriptio“ von anderen Formen der Bild-Text-Beziehungen (Allegorie, Emblem). Im Hauptteil der Vorlesung betrachten wir die Variationen bildlicher Beschreibung im Wort- bzw. Er- zähltexten intermedial mit Blick auf die Verfahren und Schreibweisen verschiedener Epochen: Wie un- terscheidet sich die „Perspektive“ im Bild vom visuellen Standpunkt in literarischen Formen (Erzählung, Ge- dicht) unterschiedlicher Epochen? Nachgegangen wird auch den diversen Funktionen, die die Einführung eines Bildes (Gemäldes, Photographie) oder eines visuellen Eindrucks in einem literarischen Text erfüllt. Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt auf der Beschreibung von Natur und Kunst in slavischen Lite-raturen des 19. und 20. Jahrhunderts. Ein besonderes Augenmerk wird auf der verfremdenden Beschreibung der Mo- derne sowie auf der Klärung der beschreibungsfeindlichen Haltung der Avantgarde liegen. Schließlich interes- siert auch die umgekehrte Wort-Bild-Beziehungsrichtung, also die Frage nach den Möglichkeiten einer Überset- zung eines Erzähltextes in ein Bild (Illustrationen etc.). Ut pictura description SLK WP 2, WP 4 2-stündig | Hgb.| A 325 | Termine: Fr 24.4., 16-18 Uhr c.t. (Vorbesprechung), Fr 22.5. 14-18 Uhr c.t., Sa 23.5. 10-14 Uhr c.t. , Fr 29.5. 14-18 Uhr c.t., Sa 30.5. 10-14 Uhr c.t. In der Übung werden theoretische Texte aus dem Umfeld der Beschreibungstheorie und Intermediali- tätsforschung besprochen. 14
Kunstmärchen und andere Märchenadaptionen SLK WP 2 und SLK WP 4, MA (2017) WP 16.2, MA WP Sla 12 2-stündig | Do 14-16 Uhr c.t. | Hgb.| A 325 Neben bekannten Kunstmärchen der slavischen Romantik (von A. Puškin, B. Nĕmcová) bilden moderne Mär- chen (für Kinder und/oder Erwachsene) (Sesam-Märchen von Bolesław Leśmian, Robotermärchen von Sta- nisław Lem, Märchen für Erwachsene von Ljudmila Petruševskaja u.a.) einen Schwerpunkt der Übung. Theore- tisch interessieren dabei intertextuelle Verfahren und Transformationen von Märchenstoffen in die Literatur. Auch filmische Märchenadaptionen können in die Veranstaltung mit einbezogen werden. Märchen und Märchentheorie (Schwerpunkt Slavistik) BA WP 2.4, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 10.2, WP 16.1, MA WP Sla 7, LA Russisch P 12.1 2-stündig | Di 14-16 Uhr c.t. | Hgb. | A 323 Ausgehend von Ansätzen der strukturellen Märchentheorie (Propp, Morphologie des Märchens), Theorien der ein- fachen, folkloristischen Erzählformen (Abgrenzung von Märchen, Sage, Legende, Fabeln; André Jolles) und psychoanalytischen Herangehensweisen werden in der Veranstaltung u.a. folgende Themen besprochen: die Akteure des Märchens und ihre (arche-)typische (Be-)Deutung die Funktionen von Helden, Gegenspielern oder Helfern die Magie und das Wunderbare Raumstrukturen und Weg Wiederholungsstrukturen und Zahlen Die behandelten Märchen liegen alle auch in deutscher Übersetzung vor. Ekphrasis – Gedichte über Bilder in den slavischen Literaturen SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 14.2, WP 23.2, MA WP Sla 11 2-stündig | Do 16-18 Uhr c.t. | Hgb.| A 020 Gedichte, die visuelle Kunstwerke (Gemälde oder Statuen) beschreiben, stellen einen speziellen Bereich der Intermedialität dar, der traditionell unter dem Begriff „Ekphrasis“ (griech. Beschreibung) gefasst wird. Wie ge- lingt es dem Künstler, die „natürlichen Zeichen“ der Malerei in den „willkürlichen Zeichen“ der Literatur (Lessing, Laokoon) nachzubilden? Ausgehend von Theorien zum Verhältnis und zur Transformation von visu- ellen Künsten in Texte beschäftigen wir uns in dem Seminar mit Gedichten über Bilder aus dem 19. und 20. Jahrhundert der slavischen Literaturen (Schwerpunkt russische, polnische und tschechische Literatur). Erzählprosa im Realismus (ost- und westslavische Literaturen) SLK WP 2 2-stündig | Hgb.| A 325 | Termine: Fr 24.4. 14-16 Uhr c.t. (Vorbesprechung), Fr 12.6., 19.6., 26.6., 3.7. 14-18 Uhr c.t. Ziel der Veranstaltung ist zum einen eine Auffrischung und Vertiefung in erzähltheoretische Ansätze (Wolf Schmid, Franz Stanzel, Gérard Genette), zum anderen eine Anwendung der besprochenen Theorien zur Analy- se von Erzähltexten der ost- und westslavischen Literaturen (Fedor Dostoevskij, Anton Čechov, Jan Neruda, Bołesław Prus). Erzählprosa im Realismus (ost- und westslavische Literaturen) MA (2017) WP 14.2, MA WP Sla 4, WP Sla 11 2-stündig | Hgb.| A 325 | Termine: Fr 24.4. 14-16 Uhr c.t. (Vorbesprechung), Sa. 13.6., 20.6., 27.6., 4.7. 10-14 Uhr c.t. Ziel der Veranstaltung ist zum einen eine Auffrischung und Vertiefung in erzähltheoretische Ansätze (Wolf Schmid, Franz Stanzel, Gérard Genette), zum anderen eine Anwendung der besprochenen Theorien zur Analy- se von Erzähltexten der ost- und westslavischen Literaturen (Fedor Dostoevskij, Anton Čechov, Jan Neruda, Bołesław Prus). 15
Kolloquium BA WP 8.2 2-stündig | Fr 10-12 Uhr c.t.| Hgb.| A 325 Im Rahmen des BA-Studiums Slavistik ist von jedem/jeder Studierenden selbständig eine wissenschaftliche Arbeit zu erstellen (Bachelorarbeit). Im Kolloquium stellen die Studierenden ihr Bachelorthema vor (Vorstellung eines Thesenpapiers). Die Veranstaltung ist außerdem zur Diskussion und Klärung von wissen- schaftlichen Fragestellungen gedacht. Grundfragen und Methoden der Kultur- und Medienwissenschaften/ der Älteren Sprachen und Kulturen A SLK P 1 & P 2 2-stündig | Mo 10-12 Uhr c.t. | Hgb. | M 118 Grundfragen und Methoden der Kultur- und Medienwissenschaften/ der Älteren Sprachen und Kulturen F SLK P 1 & P 2 2-stündig | Fr 10-12 Uhr c.t. | Schellingstr. 3 | S 005 Die Vorlesung bietet eine Einführung in die Beschäftigung mit älteren Sprachen und Kulturen am Beispiel der Kultur(en) des Mittelalters. Behandelt werden folgende Aspekte: Sprachgeschichte: Sprachensituation und Sprachentwicklung Mediengeschichte: Oralität und Schriftlich- keit, Handschriften und Editionen Bild-Text-Beziehungen: Carmina figurata, Emblemata Von der Handschrift zum Druck: Medienwechsel in der frühen Neuzeit. DR. ANJA BURGHARDT Sprechstunde: Di 16:15-17:15 Uhr | Hgb. | E 306 Einführung in die Literaturwissenschaft BA P 4.1, SLK WP 2, LA Russisch, P 4.3, LA Polnisch 2-stündig | Di 16-18 Uhr c.t.| Hgb.| A 325 Die Veranstaltung baut auf der Einführung in die Literaturwissenschaft aus dem Wintersemester (Einführung in die Geschichte der slavischen Literaturen II) auf und bietet eine Einführung in die Grundlagen der Literatur- wissenschaft anhand slavischer Beispiele. Behandelt werden folgende Themen: Was ist und wozu Literaturwissenschaft? – Russischer Formalismus, Prinzip der Verfremdung (Priem ostranenija) Grundlagen der Verskunst (Metrik, Rhythmus, Strophen, Gedichtgattungen, Bildlichkeit) Grundlagen der Erzählkunst (Fabula und Sujet, Konstruktion und Stil, Standpunkt und Perspektive) Grundlagen der Dramenkomposition (Bühne, Figuren und Dialoge) Grundlagen weiterer literaturwissenschaftlicher Arbeitsfelder (Intertextualität, Raumsemantik…). Die Beispieltexte werden immer auch in deutscher Übersetzung angeboten. Alle Begriffe und Definitionen werden anhand von Textproben demonstriert, die jeweils im Voraus den Hö- rern in Scans zugänglich gemacht werden, sodass jeder Teilnehmer ein Skriptum mit den grundlegenden theo- retischen Texten, Textbeispielen und den wichtigsten Begriffsbestimmungen in Händen hat. Durch einen erhöhten Praxisbezug (gemeinsame Erarbeitung von Primär- und Sekundärtexten, Bei- spielanalysen) wird eine selbständige literaturwissenschaftliche Arbeitsweise geschult. Die Veranstaltung wird durch ein Tutorat begleitet. 16
DR. JEANETTE FABIAN-WINKO Sprechstunde: Di 18-19 Uhr | Hgb. | E 306 Einführung in die Literaturwissenschaft BA P 4.1, SLK WP 2, LA Tschechisch, MA (2017) WP 17.2 2-stündig | Mi 14-16 Uhr c.t.| Schellingstr. 3 | S 242 S. Seite 16 Samizdat. Literarischer Underground in der Tschechoslowakei BA WP 2.3 und P 4.2, SLK WP 2, WP 4, MA (2017) WP 17.1, MA WP Sla 6, LA Tschechisch 2-stündig | Di 16-18 Uhr c.t. | Hgb. | A 323 Der Truppeneinmarsch der Warschauer Pakt Staaten in die Tschechoslowakei am 21. August 1968 stellt eine historische Zäsur in der Nachkriegsgeschichte dar, die nicht nur die Utopie eines demokratischen Sozialismus beendete, sondern auch zu kulturellen Brüchen in der tschechischen Literatur und Kunst führte. Der ‚Prager Frühling‘ wird mit der Besetzung schlagartig beendet und mit den anschließenden Berufs- und Publikationsver- boten sowie der Wiedereinführung der Zensur wird die kulturelle Pluralität und die stilistische Vielfalt der Lite- ratur und Kunst, die für die 1960er Jahre charakteristisch ist, durch eine offizielle Kultur und Ideologie ersetzt, die einerseits Konformität und Loyalität verlangt und zu einer „Zeit der Normalisierung“ führt und die ande- rerseits eine „Parallelkultur“ (V. Havel) hervorbringt, die im Untergrund agiert und als subversiv empfunden wird. Im Mittelpunkt der Vorlesung stehen die im Selbstverlag herausgegebenen Texte des Samizdat bzw. die Litera- tur im Dissens während der 1970er und 1980er Jahre in der Tschechoslowakei. Neben einem Überblick zur Begriffsdefinition und zum Selbstverständnis des tschechoslowakischen Dissens sollen ausgewählte literarische Werke (z.B. von V. Havel, J. Gruša, L. Vaculík) untersucht sowie auch andere Formen des kulturellen Unter- grunds und Widerstands, z.B. politische Manifestationen, Filme, performance art oder Pop-Kultur (The Plastic People of the Universe), behandelt werden. Die vielfältigen kulturellen Erscheinungen der Opposition und des Widerstands in der ČSSR während der Zeit zwischen dem ‚Prager Frühling‘ und der sogenannten ‚Samtenen Revolution‘, die sich in politischen, wissenschaftlichen, künstlerischen, literarischen oder musikalischen Aus- drucksformen manifestieren, können als signifikante soziale Konstruktionen einer Gesellschaft interpretiert werden, in der Zensur, Verfolgung, Unterdrückung und Ausgrenzung herrschte. Welche Bedeutung dem Un- derground und der Samizdat-Literatur samt ihrer Aufarbeitung für das kulturelle Gedächtnis zukommt bzw. zukommen kann, soll den Abschluss der Vorlesung bilden. Bolton, J.: Worlds of Dissent. Charter 77, The Plastic People of the Universe, and Czech Culture under Communism. Cambridge (Mass.) 2012. Goetz-Stankiewicz, M. (ed.): Good-Bye, Samizdat. Twenty Years of Czechoslovak Underground Writing. Evanston 1992. Holý, J.: Geschichte der tschechischen Literatur des 20. Jahrhunderts. o.O. 2003. Kliems, A.: Der Underground, die Wende und die Stadt. Poetiken des Urbanen in Ostmitteleuropa. Bielefeld 2015. Lederer, J.: Tschechische Gespräche. Schriftsteller geben Antwort. Reinbek 1979. Ševčík, J./ Weibel, P. (Hgg.): Utopien und Konflikte. Dokumente und Manifeste zur tschechischen Kunst 1938-1989. Ostfildern 2007. Forschungsstelle Osteuropa (Hg.): SAMIZDAT. Alternative Kultur in Zentral- und Osteuropa: Die 60er bis 80er Jahre, Bre- men 2000. 17
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