KOMMUNIKATIVES KROKODIL - EINVIERTEL
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Bilder: Jürg Zimmermann 21 WINTERTHUR 106 Meter lang, 65 Meter breit, bis zu acht Geschosse: der Neubau «Krokodil» in der Winterthurer Lokstadt, die in den nächsten Jahren entsteht. Rechts grenzt die noch leere Fläche des künftigen Dialogplatzes an. Gaiwo und Gesewo beziehen Neubau in der Winterthurer Lokstadt Kommunikatives Krokodil Schritt für Schritt entsteht bis 2024 auf dem Areal der ehemaligen Lokomotivfabrik in Winterthur das neue Quartier «Lokstadt». Mit dazu gehört das Gebäude «Krokodil». Im imposanten Holzbau bieten die beiden Genossenschaften Gaiwo und Gesewo 121 preisgünstige Wohnungen an. In ihrem Hausteil «EinViertel» lotet die Gesewo die kommunikative Architektur neu aus. Von Reto Westermann Im Oktober 1920 zog erstmals eine Lokomotive al. Im Norden klaffen Baugruben, aus denen vom Typ Ce 6/8 II einen Zug über die Gotthard- weitere Gebäude hinaufwachsen werden, im strecke. Aufgrund ihrer speziellen Form mit Westen wird gerade eine Häuserzeile hochge- den langen Vorbauten und ihrer grünen Farbe zogen, und im Osten grenzt die noch leere Flä- verlieh man ihr schon bald den Spitznamen che für den künftigen Dialogplatz an. Trotz der «Krokodil». Gebaut wurden insgesamt 64 Ma- noch etwas unwirtlichen Umgebung wird im schinen dieses Modells, und zwar in den Hallen Krokodil bereits gewohnt. Zwischen August der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschi- und November 2020 zogen die Mieterinnen nenfabrik (SLM) in Winterthur. Die Krokodil- und Mieter der Genossenschaft für selbstver- Lokomotiven sind heute ebenso Geschichte waltetes Wohnen (Gesewo), der Genossen- wie die Fabrik. Dort, wo einst Tausende Loko- schaft für Alters- und Invalidenwohnungen motiven das Licht der Schienenwelt erblickten, (Gaiwo), die Besitzer der Eigentumswohnun- entsteht derzeit ein neues Quartier – die Lok- gen sowie die Mieterinnen und Mieter der An- stadt (siehe Separatbeitrag Seite 28). lagestiftung Adimora ein. Insgesamt umfasst Als Reminiszenz an die industrielle Vergan- das Krokodil 248 Wohneinheiten, 121 davon genheit ihres Standorts tragen sämtliche Neu- gehören den beiden Genossenschaften. Die WOHNEN NOVEMBER 2020 bauten Namen berühmter Lokomotiven. Gesewo, deren Hausverein sein Projekt «Ein- «Krokodil» heisst der erste fertiggestellte Neu- Viertel» getauft hat, besitzt den nördlichen Ge- bau in der Lokstadt. Trotz seinen eindrückli- bäudeteil, die Gaiwo den westlichen. chen Dimensionen – 106 Meter lang, 65 Meter breit und bis zu acht Geschosse hoch – steht Dreissig Prozent gemeinnützig das Gebäude derzeit noch etwas verloren auf Dass die beiden Genossenschaften im Krokodil dem rund zwanzig Fussballfelder grossen Are- heute vergleichsweise preiswerten Wohnraum
22 WINTERTHUR Ein Grossteil des Gemeinschaftslebens wird im 2000 Quadratmeter grossen Innenhof stattfinden. Hier ist ersichtlich, dass der Bau zu grossen Teilen aus vorgefertigten Holzelementen besteht. anbieten können, ist dem Regionalverband rich festgelegt. «Dadurch waren die Land- so- Winterthur von Wohnbaugenossenschaften wie Baukosten gedeckelt, was faire Mieten Schweiz zu verdanken. Dieser intervenierte möglich macht», sagt Andreas Wirz. Er beglei- 2012 während des Gestaltungsplanverfahrens tete mit seiner Firma Archipel das Projekt seit und verlangte einen Mindestanteil an gemein- 2012, zuerst als Berater von WBG Winterthur nützigen Wohnungen. Schliesslich einigte man bei der Einwendung zum Gestaltungsplan, bei sich mit der Grundeigentümerin Implenia und der Erarbeitung des Vertrags mit Implenia so- der Stadt auf dreissig Prozent. Die Details sind wie als Begleitung der Winterthurer Genossen- in einem privatrechtlichen Vertrag zwischen schaften im von Implenia durchgeführten Bie- WBG Winterthur und Implenia festgehalten. terverfahren für die Vergabe der Hausteile. Seit Als Rahmenbedingungen wurden einerseits 2015 und noch bis 2021 ist er von der Gesewo die Mindestgrössen der Wohnungen und ande- als externer Gesamtprojektleiter fürs «EinVier- rerseits die maximalen Investitionskosten ge- tel» mandatiert. Nachdem die Winterthurer mäss der Wohnbauförderung des Kantons Zü- Stimmbevölkerung 2015 den Gestaltungsplan Grundriss Obergeschoss Gaiwo M1/200 WOHNEN NOVEMBER 2020 Grund Grundrisse im Gaiwo- (links) und im Gesewo-Teil. Grundriss Obergeschoss Gesewo M1/200
23 WINTERTHUR Die Gaiwo bietet fünfzig altersgerechte Wohnungen, die mit einer Ausnahme über zwei und zweieinhalb Zimmer verfügen. angenommen hatte, konnten sich die lokalen zum Einsatz: Statt wie üblich zuerst die Ele- Baugenossenschaften als Mitinvestoren für das mente aus Beton zu erstellen und danach die Krokodil bewerben. Gesewo und Gaiwo wur- vorgefertigten Bauteile aus Holz daran anzu- den schliesslich ausgewählt, kauften von Imp- docken, wurde der Arbeitsablauf bei den lenia die jeweiligen Grundstücke und konnten Treppenhäusern umgekehrt: Dort dienten die Anforderungen an ihre künftigen Gebäude- die zuerst aufgerichteten Holzelemente gleich teile direkt ins Programm des Architekturwett- als Schalung für den Beton. Der Vorteil: Holz bewerbs einfliessen lassen. Dabei wünschte die und Beton passen so exakt aufeinander, wäh- Gesewo möglichst kommunikative Wohnfor- rend beim traditionellen Vorgehen das Zu- men und ein breites Wohnungsspektrum. Die sammenfügen der sehr präzisen Holz- mit Gaiwo hingegen bestellte knapp bemessene, den weniger präzisen Betonbauteilen manch- altersgerechte Wohnungen. «Wir vermieten vor mal zu Problemen führt. allem an Menschen, die im Schnitt achtzig Jah- Im Gebäudeinnern wurden die Wände und re alt sind und ein begrenztes Budget haben», das Holzwerk farblich differenziert und in den erklärt Gaiwo-Geschäftsführer Samuel Schwit- Wohnungen von Gaiwo, Gesewo sowie Adimo- ter. ra gestrichen. Die Fassadengestaltung des Kro- kodil-Gebäudes nimmt Elemente aus der in- Neuartiger Holzbau dustriellen Bebauung auf – beispielsweise die Das Rennen machte schliesslich das Projekt vertikale Gruppierung der Öffnungen, die an der Architekturbüros Baumberger & Stegmeier die grossen Fenster der ehemaligen Industrie- aus Zürich und KilgaPopp aus Winterthur. Ba- hallen erinnert. Der Materialwechsel in der sierend auf dem im Gestaltungsplan definier- Fortsetzung auf Seite 26 ten Volumen entwarfen sie ein Hofhaus. Es ist nach Minergie P zertifiziert und erfüllt alle Vor- gaben bezüglich Nachhaltigkeit und Energie- Baudaten Gaiwo effizienz für 2000-Watt-Areale. Das Haus um- Bauträgerin: Umfang: schliesst einen 2000 Quadratmeter grossen Genossenschaft für Alters- und Invali- 50 Wohnungen, Treffpunktraum Innenhof. Rein von der äusseren Optik her denwohnungen (Gaiwo), Winterthur Baukosten (BKP 1–5): würde man hinter den Fassaden einen Massiv- Architektur: 15,5 Mio. CHF total WOHNEN NOVEMBER 2020 bau erwarten. Doch die Decken, Wände und Baumberger & Stegmeier AG, Zürich; 5200 CHF/m2 HNF Stützen bestehen zu grossen Teilen aus vorge- KilgaPopp Architekten AG, Winterthur Mietzinsbeispiele: fertigten Holzelementen. Nur die Unterge- Landschaftsarchitektur: 2-Zimmer-Wohnung (50 m2): schosse, einzelne Bereiche des Erdgeschosses Hager Partner AG, Zürich 1133 CHF plus 140 CHF NK sowie ein Teil der Treppenhaus- und Liftkerne 2 ½-Zimmer-Wohnung (61 m2): Totalunternehmerin: wurde in Beton erstellt. Bei dieser kombinier- 1324 CHF plus 150 CHF NK Implenia AG, Dietlikon ten Bauweise kamen auch neue Techniken
26 WINTERTHUR Das Angebot der Gesewo reicht von Kleinwohnungen über die klassische Familienwohnung bis hin zu Clusterwohnungen und WG. Die Wohnungen bieten sowohl Ausblicke auf den grossen Haushof als auch auf die Lichthöfe mit den Treppenhäusern. Fassade und der Balkon auf der Seite zum Dia- sowie Decken in Weiss, graue Wände und au- logplatz hin wiederum markieren die Höhe, auf berginefarbige Forster-Metallküchen. «Par- der sich einst die Kranbahnen der Fabrik befan- kett wird von unserer Mieterschaft sehr ge- den. schätzt und hat sich in anderen Liegenschaf- ten bewährt», sagt Gaiwo-Geschäftsführer Gaiwo: günstige Kleinwohnungen Samuel Schwitter. In den Gesewo-Wohnun- Bei der Materialisierung ihrer Wohnungen gen hingegen sind helle Anhydritböden ver- entschieden sich die beiden Genossenschaf- legt, dazu kommen weisse Einbauküchen. Die ten für unterschiedliche Konzepte: Die Gaiwo Wände sind ebenfalls grau und das Holzwerk wählte klassische Parkettböden, Holzstützen weiss. Bei den Grundrissen entwarfen die Ar- chitekten für die Gaiwo eine Lösung mit drei minimal gehaltenen Treppenhauskernen. An Baudaten Gesewo diesen docken pro Stockwerk drei Wohnun- gen an. Das Angebot umfasst eine Dreizim- Bauträgerin: Umfang: Gesewo, Genossenschaft für selbstver- 71 Wohnungen und Jokerzimmer merwohnung und 49 kleinere Wohnungen waltetes Wohnen, Winterthur (6597 m2 HNF), Ateliers, Gemeinschafts- mit drei verschiedenen Grundrisstypen. und Gewerberäume (975 m2 HNF), Die eine bietet zweieinhalb Zimmer mit ei- Betreiberin: Dachterrasse und Innenhof ner Wohnfläche von 61 Quadratmetern. Sie Hausverein EinViertel, www.einviertel-gesewo.ch Baukosten (BKP 1–5, prov.): reicht von Fassade zu Fassade und bietet so- 34,7 Mio. CHF total (exkl. Parkierung) wohl zum Innenhof einen Balkon als auch zur Gesamtprojektleitung: 4600 CHF/m2 HNF angrenzenden Gasse eine Loggia. Die anderen Andreas Wirz, Archipel GmbH, Zürich Mietzinsbeispiele (Pflichtdarlehen Wohnungstypen haben zwei Zimmer mit einer Architektur: siehe Haupttext): Gesamtfläche von 55 oder 61 Quadratmetern Baumberger & Stegmeier AG, Zürich; 2 ½-Zimmer-Wohnung (61,5 m2): WOHNEN NOVEMBER 2020 KilgaPopp Architekten AG, Winterthur und orientieren sich entweder zum Innenhof 1417 CHF plus 208 CHF NK (subventio- Landschaftsarchitektur: niert: 959 CHF plus 138 CHF) oder zur Gasse hin. Die Mietpreise ohne Ne- Hager Partner AG, Zürich 4 ½-Zimmer-Wohnung (100,5 m2): benkosten betragen beispielsweise für eine 1929 CHF plus 333 CHF NK (subventio- Zweizimmerwohnung im ersten Obergeschoss Totalunternehmerin: niert 1323 CHF plus 230 CHF) zum Hof hin 1133 Franken. Dieselbe Wohnung Implenia AG, Dietlikon 8 ½-Zimmer-Wohnung (6-Personen-WG, kostet im fünften Stock 1350 Franken. Gemein- 188,5 m2): 3452 CHF plus 616 CHF NK schaftlich genutzt werden die Waschküchen
27 WINTERTHUR Der grosszügige Eingangsbereich im Gesewo-Teil wird mit seinen Tischen, Sesseln und einer kleinen Bar An die Eingangshalle schliessen auch der Gemeinschaftlichkeit dienen. zwei Lichthöfe an, wo sich die Treppenhäuser mit den Woh- nungszugängen befinden. im Keller und ein kleiner Treffpunkt im fünften ten Innenhof blicken. Das Wohnungsangebot Stock. Zudem hat die Gaiwo die Möglichkeit, ist sehr breit: Kleine Wohnungen mit zweiein- den Gemeinschaftsraum im Hausteil der Ge- halb Zimmern sind ebenso dabei wie klassi- sewo zu nutzen. Dafür konnte diese nicht be- sche Familienwohnungen mit viereinhalb nötigte Veloabstellräume von der Gaiwo über- Zimmern oder Wohnraum für eine Cluster- nehmen. wohnung und zwei grosse WG mit bis zu elf- einhalb Zimmern. Gesewo: kommunikatives Wohnen Der Mietzins für eine 4 ½-Zimmer-Wohnung Ganz anders als der Hausteil der Gaiwo kommt mit 101 Quadratmetern Wohnfläche im dritten das «EinViertel» der Gesewo im Innern daher. Obergeschoss beträgt beispielsweise knapp Das beginnt bereits im Eingangsbereich: Die- zweitausend Franken ohne Nebenkosten. Dazu ser erinnert mit seinen meergrünen Wänden, kommen ein Pflichtdarlehen und ein freies den grosszügigen Platzverhältnissen, den Ti- Darlehen. Für eine Familienwohnung beläuft schen, Sesseln und einer kleinen Bar eher an sich die aufzutreibende Summe auf rund 65 000 eine Hotelhalle als an ein Wohnhaus. Ihre Franken. «Es ist sicher so, dass dies den Kreis Fortsetzung findet diese Grosszügigkeit in den der potenziellen Mieter ein Stück weit ein- beiden je sechs Geschosse hohen Lichthöfen schränkt», sagt Gesewo-Geschäftsführerin Ka- mit offenen Treppenaufgängen. Diese schlies- tharina Gander. Die Genossenschaft verfügt sen links und rechts an die Eingangshalle an. aber über einen Pflichtdarlehensfonds, der bei Sie machen das von der Gesewo gewünschte Mietenden mit beschränkten finanziellen Ver- kommunikative Wohnen trotz der Gebäude- hältnissen den grössten Teil des Darlehens tiefe von 25 Metern überhaupt möglich. Damit übernehmen kann. Die Darlehen der Mieter- erhalten die Wohnungen Tageslicht auch über schaft sind notwendig, um zusammen mit Ei- WOHNEN NOVEMBER 2020 die zu den Lichthöfen orientierten Fenster im genkapital aus dem Vermögen der Gesewo das Bereich der Küchen, Garderoben und Loggi- Projekt zu finanzieren. Neben den Wohnungen en. Diese Fenster schaffen zugleich Ein- und stehen den Gesewo-Mieterinnen und -Mietern Ausblicke sowie Sichtkontakte. So kann man im «EinViertel» auch zwei Ateliers und ein Ge- beispielsweise von der Küche aus über den meinschaftsraum im Erdgeschoss, Joker- und Lichthof und durch das Fenster der Loggia der Gästezimmer sowie eine Dachterrasse zur Ver- dortigen Wohnung hinweg bis in den begrün- fügung. Die Genossenschaft vermietet im Erd-
28 geschoss zudem Gewerberäume – beispiels- kauft oder baut dann die Liegenschaft. Die Ini- WINTERTHUR weise an die Confiserie Vollenweider, die zum tianten gründen jeweils einen Hausverein, der Dialogplatz hin ein Café einrichten wird. Die anschliessend den Betrieb des Gebäudes und Gesewo selber betreibt seit September im die Vermietung der Wohnungen übernimmt. «EinViertel» auch ihre Geschäftsstelle. Nach diesem Rezept wurde vor zehn Jahren in Winterthur beispielsweise auch das Projekt Neuland für die Gesewo «Giesserei» mit 140 Wohnungen realisiert. «Die Mit der Planung und Realisierung des «Ein- Genossenschaft ist eigentlich in erster Linie Viertel» betrat die Gesewo Neuland, nicht nur eine Dienstleisterin, welche die Hausgemein- aufgrund der für die relativ kleine Genossen- schaft bei der Umsetzung ihrer Idee unterstützt schaft hohen Investitionskosten – die Gesamt- und den Kauf oder Bau einer Liegenschaft anlagekosten belaufen sich voraussichtlich auf überhaupt erst möglich macht», sagt Geschäfts- 46,7 Millionen Franken –, sondern auch wegen führerin Katharina Gander. des ungewohnten Planungsablaufs: Üblicher- Beim Neubau in der Lokstadt war es gerade weise kommt eine Gruppe mit einem konkre- umgekehrt: Hier gab es zum Zeitpunkt des Re- ten Projekt auf die Genossenschaft zu. Diese alisierungsentscheids keine Initianten und kei- Von der Loki zur Lokstadt Das ehemalige Areal der Lokomotiv- und Maschinenfabrik bildet den letzten Akt der Umnutzung des Sulzer-Areals Stadtmitte in Winterthur. Eine kurze Abhandlung des langen Wegs vom Industriestandort zum Wohn- und Geschäftsquartier «Lokstadt». Von Üsé Meyer Dialogplatz Das grüne Herz der Lokstadt: Rocket Der zentrale, verkehrsfreie «Lokianer» nannten sie Bild: Implenia Das bis zu 100 Meter hohe Stadtplatz wird mit seinem Dialogplatz sich selbst, die Angestell- Wahrzeichen der Lokstadt ist nicht nach einer Winterthurer dichten, grünen Baumdach zum Schlendern und Verwei- ten der Schweizerischen Lok, sondernRocket nach der welt- len einladen. Elefant weit ersten gebauten Loko- Lokomotiv- und Maschi- An der Ecke Zürcherstrasse/ motive benannt. Das Wohnge- Krokodil nenfabrik (SLM) in Win- Elefant Katharina-Sulzer-Platz gele- bäude verfügt über ein öffent- Krokodil Die erste Wohnüberbauung gen, werden hinter denkmal- liches Dachgeschoss. der Lokstadt ist ein grosser terthur. Die Arbeit war geschützten Fassaden neue, Holzbau und besitzt einen In- attraktive Dienstleistungsflä- nenhof. Sie fasst vier unter- lang und hart – Pausen gab chen entstehen. Dazu gehört Tigerli schiedliche Wohnformen un- Tigerli es kaum. Trotzdem wurde auch die Halle «Rapide», ein Hotel vorgesehen ist. in der ter einem Dach zusammen. es als Privileg erachtet, ein Drehscheibe Teil der «Loki» zu sein, Drehscheibe Technopark Technopark man war stolz, an den Lo- Bigboy Bigboy Rapide komotiven mitzuarbeiten, Rapide Habersack die schliesslich auf den Habersack Das Tor zur Lokstadt: Die öffentliche, denkmal- Geleisen in aller Welt un- geschützte Halle soll eine terwegs waren. Gegründet Vielfalt von Gastronomie- Draisine Draisine und Einkaufsangeboten Stadthäuser wurde die SLM 1871 von bieten und das neue Herz- Stadthäuser Die Verknüpfung von bestehen- stück der Lokstadt werden. Tender Tender der Bausubstanz und moderner Charles Brown, sie stieg Architektur schafft ein einzig zum grössten Lokomotiv- Roter Pfeil Roter Pfeil artiges Immobilienangebot. hersteller in der Schweiz auf und beschäftigte zu ih- Lokhaus rer besten Zeit rund 1500 Lokhaus Informations- und Veranstaltungs- raum in einem. Hier erfahren Sie «Lokianer». Dann verän- alles über die Lokstadt. Aktuelle In- Haltestelle HaltestelleLoki Loki derte sich das internatio- fos finden Sie stets auch auf der Website: www.lokstadt.ch nale Lokomotivgeschäft sehr schnell zu ungunsten Übersichtsplan der Lokstadt, die bis 2024 entsteht. Sie umfasst Neubauten ebenso wie erhaltenswerte der SLM, weshalb die einst historische Gebäude. stolze Firma 1998 vom Markt verschwand und ihre Geschäfts- baulichen Leitbildes angestossen. Im sel- zent der Wohnflächen dem gemeinnützi- WOHNEN NOVEMBER 2020 sparten entweder geschlossen, verselb- ben Jahr kaufte der Immobilienkonzern gen oder preisgünstigen Wohnen vorbe- ständigt oder veräussert wurden. Das Implenia das Areal und erarbeitete mit halten sein müssen. Ende der SLM machte Platz für neue, vor- der Stadt Winterthur einen Gestaltungs- erst temporäre Nutzungen auf dem Areal, plan, der 2015 von der Stadtbevölkerung Neues Leben das bald «Werk 1» genannt wurde. Die angenommen wurde. Ein wichtiges Ele- Der weitere Planungsprozess erwies sich definitive Umnutzung des «Werk 1» wur- ment des Gestaltungsplans bildete die als herausfordernd. Es gab etwa Diskussi- de 2010 mit der Erarbeitung eines städte- Regelung, dass mindestens dreissig Pro- onen zu Anzahl und Höhe der Hochhäu-
29 nen Hausverein. Dieser wurde für einmal vom WINTERTHUR Vorstand der Genossenschaft mit einem eigens dafür eingestellten Projektleiter selber ins Le- ben gerufen. Es entstand zwar rasch eine Grup- pe Interessierter, die im Rahmen von zahlrei- chen Workshops auch in die Planung des Ge- Die Fassadengestaltung des Krokodil-Neubaus nimmt Elemente des bäudes mit einbezogen wurde. Der eigentliche industriellen Erbes auf. Hausverein – der heute für das Gebäude zu- ständig ist – wurde erst 2016 gegründet, als vie- sondern auch langfristig für einen Grossteil der le Entscheide längst gefällt waren. «Wir planten Mieterschaft passen würde. «Die jetzige Lö- zu Beginn zusammen mit Leuten, die später sung mit den Lichthöfen und den grossen ge- nicht unbedingt zu den Nutzern gehören wür- meinschaftlichen Räumen im Erdgeschoss den», sagt Andreas Wirz. Eine Herausforderung lässt eine breite Vielfalt zu, und es wird span- dabei war etwa, ein Konzept für die Wohnun- nend sein zu sehen, wie der Hausverein diese gen und Gemeinschaftsräume zu entwickeln, Flächen künftig in Beschlag nimmt», sagt Ge- das nicht partikulären Interessen entsprach, sewo-Gesamtprojektleiter Andreas Wirz. ser, über die Erhaltung des Fabrikkirchen- Bild: Alessandro Della Bella gebäudes wurde debattiert, und schliess- lich sagte 2017 mit der Fachhochschule ZHAW auch noch einer der ursprünglich eingeplanten Hauptnutzer ab. Für einen Teil der Flächen konnte als Ersatz die Krankenkasse Swica als Ankermieterin gewonnen werden. Schliesslich erfolgte im Jahr 2018 die Grundsteinlegung für das erste Gebäude (siehe Haupttext). In der «Lokstadt», wie das ehemalige «Werk 1» heute heisst, werden Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit hochge- halten: Beispielsweise wird der neue Stadtteil das erste 2000-Watt-Areal von Winterthur sein. Sorge trägt man auch der alten Bausubstanz – diverse unter Schutz stehende Gebäude und Hallen bleiben bestehen und sorgen damit für die Erhaltung des industriellen Charak- ters des Areals. Die historischen Gebäu- de, genauso wie die Neubauten, werden Namen von bekannten Lokomotiven tra- Lokstadt-Baustelle im Juni 2020: Als erstes Haus wird das «Krokodil» fertig. gen, von denen der grösste Teil auf eben diesem Areal gebaut wurde: Krokodil, Bild: winbib Elefant, Habersack, Tigerli oder Roter Pfeil sind nur einige davon. Als Eingangs- tor zur «Lokstadt» dient künftig die denk- malgeschützte Halle «Habersack» mit Gastronomie- und Einkaufsangeboten. Sie führt direkt zum Herz des Areals, zum «Dialogplatz». Ein grünes Dach aus rund 150 Bäumen soll dort zum Schlendern und Verweilen einladen. Während mit dem Gebäude «Krokodil» der erste Neu- bau des Areals dieses Jahr fertiggestellt wurde, soll mit dem Hochhaus «Rocket» 2025 der letzte Bau bezugsbereit sein. WOHNEN NOVEMBER 2020 Dann werden auf den 120 000 Quadrat- metern der «Lokstadt» in 750 Wohnun- gen rund 1500 Menschen leben und ein Vielfaches davon in den Büros, Co-Wor- king-Spaces, Gastronomiebetrieben, Ver- kaufsläden oder im Hotel arbeiten. Sie Die 1871 gegründete Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM). Sie beschäftigte alle sind dann die neuen «Lokianer». bis zu 1500 Menschen.
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