KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK

Die Seite wird erstellt Lars Beck
 
WEITER LESEN
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
KoMoD – Kooperative
                         Mobilität im digitalen
                         Testfeld Düsseldorf
                         USE CASES IM ÜBERBLICK

WWW.KOMOD-TESTFELD.ORG
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
STARKE PARTNER                                                    Impressum
                                                                      Herausgeber
                                                                      Landeshauptstadt Düsseldorf
                                                                      Amt für Verkehrsmanagement
    In KoMoD arbeiten 16 Partner im Aufbau und im Be-                 Verkehrssystemmanagement, Forschungsprojekte
    trieb des Testfeldes zusammen. Neben den beteiligten              (66/6.3)
    Baulastträgern sind Partner aus den Bereichen Tele-               Auf’m Hennekamp 45
    kommunikation und Verkehrstechnik, sowie Automobil-               40200 Düsseldorf

    hersteller und Systemhersteller von Fahrzeugkompo-                Kontakt Projektbüro KoMoD
    nenten und Forschungseinrichtungen beteiligt.                     c/o Heusch/Boesefeldt GmbH
                                                                      Torben Hilgers
                                                                      Zieglersteg 12
                                                                      52078 Aachen
    FÖRDERUNG                                                         komod.pb@heuboe.de
    Das Projekt KoMoD wird mit ca. 9 Mio. Euro durch das              Telefon: 0241 9669-0
    Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruk-
    tur im Rahmen der Förderrichtlinie „Automatisiertes und
    vernetztes Fahren auf digitalen Testfeldern in Deutschland“
    gefördert .

    PROJEKTLAUFZEIT
    Juni 2017 bis Juni 2019

    PROJEKTVOLUMEN
    14.846.832 €

    FÖRDERVOLUMEN
    9.039.221 €

WWW.KOMOD-TESTFELD.ORG
                                                                  2
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
INHALT
Projektpartner..............................................................................................................................................................................................2
Vorwort ..............................................................................................................................................................................................................4

USE CASES
Strategiekonformes Routing und Parkhausinformationen...................................................................................6
Virtuelle Verkehrsbeeinflussung zentralenbasiert ........................................................................................................10
Virtuelle Verkehrsbeeinflussung RSU basiert & Staumeldungen über RSU ...........................................14
Tunnelsperrung und Tunnelsteuerung ....................................................................................................................................18
eCall+ Unfall-Alarm und Rettungsgassen-Assistent...................................................................................................22
Kooperative Lichtsignalanlagen ..................................................................................................................................................26
ÖPNV-Priorisierung und C2X-Assistenz an der kooperativen LSA .................................................................30
Zentrale Schaltzeitprognose ...........................................................................................................................................................34
Smart Cycling ...............................................................................................................................................................................................38
Smart Parking – Stellplatzgenaue Zielführung ...............................................................................................................42
Fahrzeugbasierte Verkehrsdatenerfassung ......................................................................................................................46
Digitale Karte ..............................................................................................................................................................................................50
Evaluation ........................................................................................................................................................................................................54

Impressum ......................................................................................................................................................................................................59

   3
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
VORWORT

Im Rahmen der Förderbekanntmachung              Ziel des Forschungsvorhabens ist die
„Automatisiertes und vernetztes Fahren auf      Bereitstellung eines Testfeldes zur Erpro-
digitalen Testfeldern in Deutschland“ des       bung neuer Technologien der Fahrzeug-In-
Bundesministeriums für Verkehr und digitale     frastrukturvernetzung sowie des teil- und
Infrastruktur (BMVI) wurde ein Konsortium       hochautomatisierten Fahrens unter realen
um die beiden Baulastträger Landesbe-           Verkehrsbedingungen.
trieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen und
Landeshauptstadt Düsseldorf ausgewählt,         Adressiert wurden insbesondere folgende
gemeinsam das Forschungsvorhaben                Aufgabenbereiche:
„Kooperative Mobilität im digitalen Testfeld      Erprobung der Datenbereitstellung und
Düsseldorf (KoMoD)“ umzusetzen.                 Kommunikation.
                                                  Analyse des Zusammenspiels von Infor-
Das Forschungsvorhaben KoMoD startete           mationsbereitstellung durch die Infrastruk-
im Juni 2017 mit einer Laufzeit von 25 Mona-    tur und Erfassung durch die bordautonome
ten. Das Gesamtprojektvolumen beträgt           Sensorik im Fahrzeug.
14,8 Mio. € bei einem Fördervolumen von           Analyse des Zusammenspiels der fahr-
9 Mio. €.                                       zeugseitigen Systeme mit hochpräzisem
                                                Kartenmaterial unter Nutzung geeigneter
Das Testfeld Düsseldorf repräsentiert den       Ortungstechnologien.
typischen Ballungsraum mit regionalem             Bewertung der umgesetzten Anwendun-
und überregionalem Verkehr auf den              gen zur Unterstützung von automatisierten
Autobahnen und gleichzeitig ausgeprägten        Fahrfunktionen hinsichtlich der Auswirkun-
Pendlerströmen in den Netzen der beiden         gen auf Verkehrseffizienz, Verkehrssicher-
beteiligten Baulastträger. Das Testfeld er-     heit sowie auf Umwelteinträge.
streckt sich auf einer Länge von 20 km vom
AK Meerbusch (A57/A44) über die A57 und         Das Testfeld Düsseldorf zeichnet sich ins-
weiterführend über das AK Kaarst und die        besondere dadurch aus, dass die Initiierung
A52, die planfreie Bundesstraße B7 in städti-   des Projektes durch die Infrastrukturbetrei-
scher Baulast, den Rheinalleetunnel und die     ber (Stadt Düsseldorf und Land NRW) er-
Rheinkniebrücke bis in den innerstädtischen     folgte. Die Infrastrukturbetreiber wollen den
Bereich von Düsseldorf-Friedrichstadt. Das      Prozess der zunehmenden Automatisierung
linksrheinische Vodafone Parkhaus ist eben-     aktiv mitgestalten und die eigenen Anfor-
falls Teil des Testfeldes.                      derungen in die Entwicklungen einfließen

                                                                                                4
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
lassen. Auf diese Weise und aufgrund der In-   Es gilt nun, diese Entwicklungen in einen
    tegration der Applikationen in die bestehen-   kontinuierlichen Innovationsprozess zu
    den, im Betrieb befindlichen Zentralen und     überführen, der nicht nur die fahrzeugseitige
    Feldgeräte sind die Voraussetzungen einer      Entwicklung berücksichtigt, sondern auch
    baldigen Marktreife der entwickelten Appli-    technische, organisatorische und betrieb-
    kationen und Technologien deutlich höher,      liche Rahmenbedingungen auf Seiten der
    als bei einer reinen Anwendung in separaten    Infrastrukturbetreiber und der Anbieter
    Forschungsumgebungen.                          verkehrstechnischer Infrastruktur schafft.
                                                   Die Projektpartner danken dem Bundesmi-
    Bei der Umsetzung wurde zudem auf die          nisterium für Verkehr und digitale Infrastruk-
    Verwendung existierender Standards ge-         tur (BMVI) als Fördermittelgeber, dem Pro-
    setzt, um die Zugänglichkeit des Testfeldes    jektträger VDI/VDE Innovation und Technik
    für interessierte Dritte zu gewährleisten.     GmbH und der Projektsteuerung Heusch/
    Noch während der Projektlaufzeit waren mit     Boesefeldt GmbH für die hervorragende Un-
    Audi und Daimler zwei prominente Nutzer im     terstützung und somit für ihren wertvollen
    Testfeld Düsseldorf aktiv.                     Beitrag zum Projekterfolg.
    Im Testbetrieb konnten wertvolle Erfahrun-     Ich persönlich möchte mich ganz herzlich
    gen darüber gesammelt werden, wie die          bei den Projektpartnern für die spannende
    bereitgestellten Informationen fahrzeugsei-    und stets konstruktive Zusammenarbeit
    tig in automatisierten Fahrfunktionen ver-     bedanken. Wir haben trotz der relativ kurzen
    arbeitet werden können. Durch die zum Teil     Projektlaufzeit und der heterogenen Zusam-
    redundante Umsetzung einzelner Use Cases       mensetzung des Projektkonsortiums schnell
    konnten außerdem die beiden unterschiedli-     zusammengefunden, tragfähige Lösungen
    chen Kommunikations- und Systemansätze         erarbeitet und diese in Form von Use Cases
    verglichen werden:                             erfolgreich umgesetzt. Hierfür sage ich:
      Dezentraler Ansatz mittels WLAN ITS-G5       „Danke!“
    Kommunikation zwischen Fahrzeug und            Mit der heutigen Abschlussveranstaltung
    Infrastruktur                                  freuen wir uns, Ihnen die umgesetzten Use
      Zentraler Ansatz mittels Mobilfunkkommuni-   Cases zu präsentieren und erfahrbar zu
    kation und Einbindung eines Serviceproviders   machen.
    Mit KoMoD wurde ein weiterer Schritt in
    Richtung des vernetzten und automatisier-      Heiko Böhme
    ten Fahrens in Ballungsräumen umgesetzt.       Projekt-Koordinator KoMoD
                                                   Landeshauptstadt Düsseldorf

5
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
USE CASE 1

Strategiekonformes
Routing und Parkhaus-
informationen

                        6
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
Ein mit dem Testfeld Düsseldorf über Mobilfunk
    vernetztes Fahrzeug mit dem Fahrtziel eines
    Parkhauses in Düsseldorf-Friedrichstadt nähert
    sich auf der A57 aus Norden kommend dem
    Autobahnkreuz Meerbusch.
    Der Fahrer hat zuvor auf seinem Endgerät im Fahrzeug den Wunsch akti-
    viert, im Falle einer (kollektiven) Umleitungsempfehlung des Straßenbetrei-
    bers informiert zu werden. Liegt ein detektierter Störfall vor, werden auto-
    matisch die Empfehlungen für Alternativrouten über dynamische Anzeigen
    (dWiSta, Freitexttafeln) geschaltet sowie im Routing Client zur Auswahl
    angeboten. Das Routing wird entlang der gewählten Strecke fortgesetzt.

    Am Heerdter Dreieck folgt ein weiterer Entscheidungspunkt. Sollte eine
    Alternativroute geschaltet sein, werden dem Fahrer wieder beide Routen
    angezeigt und das Routing entlang der gewählten Strecke fortgesetzt.
    Im Zielbereich wird der Füllstand des gewählten Parkhauses abgefragt.
    Bei Überschreitung des Grenzfüllstandes wird dem Fahrer während der
    Anfahrt automatisch ein umliegendes Alternativparkhaus angeboten. Nach
    Bestätigung des neuen Ziels, wird das Routing entsprechend angepasst.

    Parallel zum obigen Vorgang fragt der Routing-Client im Fahrzeug in
    Abhängigkeit der aktuellen Geoposition des Fahrzeugs sowie der Fahrt-
    richtung per Webservice beim Provider (hier die HAV-Schicht) nach, ob
    und welche verkehrsbeeinflussenden Schilder, wie z.B. dWiSta oder Park-
    leitinformationen, relevant sind. Die aktuellen Inhalte dieser Schilder wer-
    den dann als Bild auf der Applikation im Fahrzeug bzw. Smartphone zur
    Anzeige gebracht.

7
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
57   44

44        57

52   52

                         8
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
Technik
     Bereitstellung der strategischen Routen und Schaltbilder aus
     Strategiemanagementsystemen von Stadt und Land am MDM (DATEX II – Format)
     Abfrage der Routen und Schaltbilder durch Provider (DATEX II – Format)
     Abfrage der Routen und Schaltbilder durch Fahrzeuge über
     Mobilfunk beim Provider (DATEX II – Format)
     Fahrzeugseitige Informationsverarbeitung im Routing Client

    Nutzen
     Eine Abstimmung zwischen fahrzeugseitiger Navigation und
     kollektiver Routenempfehlung erhöht deren Befolgungsgrad
     Dem Fahrer wird eine leistungsfähige Alternativroute angeboten
     Im Störfall können die Baulastträger Einfluss auf die Routenwahl nehmen
     und Verkehrsströme gezielt umlenken

    Beitrag zum vernetzten und
    automatisierten Fahren
     Vorausschauende Planung der Fahrmanöver in Verbindung mit einer
     hochgenauen digitalen Karte und fahrzeugseitiger Sensorik
     Automatisierung der Fahrmanöver inklusive neuer Routenwahl
     Reduzierung des Parksuchverkehrs durch frühzeitige Informationen

9
KOMOD - KOOPERATIVE MOBILITÄT IM DIGITALEN TESTFELD DÜSSELDORF - USE CASES IM ÜBERBLICK
USE CASE 2

Virtuelle Verkehrsbeein-
flussung zentralenbasiert

                            10
Ein Fahrzeug fährt auf der A57 vom Kreuz Meerbusch
     in Richtung Süden. Abhängig von seiner Position ruft
     es die Anzeigen der Streckenbeeinflussung auf der
     A57 wie zulässige Höchstgeschwindigkeiten oder
     Überholverbote über eine Mobilfunkverbindung ab.
     Bei einer definierten Annährung wird über ein fahrzeugseitiges Display das Schalt-
     bild auf der vorausliegenden Schilderbrücke angezeigt. Sobald der Anzeigestandort
     passiert wurde, wird das aktuelle Schaltbild „eingefroren“ und damit dem Fahrer bis
     zum Erreichen der folgenden Schilderbrücke weiterhin als verkehrsrechtlich bindend
     angezeigt.

     Gleichzeitig wird das Schaltbild der nächstfolgenden Schilderbrücke im fahrzeugseiti-
     gen Display hinzugefügt. Die Schildinhalte weiter entfernt liegender Anzeigestandorte
     sind für den Fahrer nicht von Bedeutung und werden ihm daher nicht präsentiert.

     Einem automatisiert fahrenden Fahrzeug stehen auch die Schaltbilder der nach-
     folgenden Anzeigequerschnitte zur Verfügung. Auf Basis dieser vorausschauenden
     Informationen kann im Fahrzeug eine Fahrstrategie gewählt werden, die eine Durch-
     fahrt durch den gesamten Streckenabschnitt komfortabel und ressourcenschonend
     mit möglichst wenigen Brems- und Beschleunigungsvorgängen ermöglicht.

11
12
Technik
      Bereitstellung der Schaltbilder der Anzeigequerschnitte der Verkehrsbeeinflussungsanlagen
      von der Verkehrszentrale des Landes Nordrhein-Westfalen über den MDM (DATEX II - Format)
      Abfrage der Schaltbilder durch Provider (DATEX II – Format)
      Abfrage der Schaltbilder durch Fahrzeuge über Mobilfunk bei der HAV-Schicht
      (DATEX II - Format)
      Fahrzeugseitige Informationsverarbeitung und Darstellung

     Nutzen
      Zweifelsfreie Kenntnis der dynamischen Verkehrsschilder
      (Vorschrift- und Gefahrzeichen) durch Redundanz bei Erkennung mittels Fahrzeugsensorik
      Verringerung von Brems- und Beschleunigungsvorgängen durch Vorausschau
      Erhöhung der Verkehrssicherheit bei Zufahrt auf Stau- und Gefahrensituationen

     Beitrag zum vernetzten und
     automatisierten Fahren
      Umgehende digitale Bereitstellung der Anzeigen (Geschwindigkeit, Überholverbot, etc.)
      als Voraussetzung für die Automatisierung von Fahrfunktionen
      Vorausschauende Planung der Fahrmanöver und Fahrstrategien auf Basis der aktuellen
      Informationen für den Streckenabschnitt
      Wahl von Fahrstrategien insbesondere im Vorfeld und im Bereich von Gefahrensituationen
      (z.B. Stauende, Unfall)
      Verringerung der Anzahl und Intensität von Brems- und Beschleunigungsvorgängen.
      Initiierung von frühzeitigen Fahrstreifenwechseln im Falle von
      Fahrstreifensperrungen

13
USE CASE 3

Virtuelle Verkehrs-
beeinflussung RSU
basiert & Staumeldungen
über RSU

                          14
Ein Fahrzeug des Testfeldes bewegt sich von der A52
     kommend auf die B7 Richtung stadteinwärts. Ab der
     Anschlussstelle Büderich ist das Fahrzeug im Kommu-
     nikationsbereich einer Road Side Unit (RSU) des Test-
     feldes.
     Broadcast virtuelle VBA
     Das Fahrzeug erhält bei Einfahrt in den Wirkbereich der RSU die für den Streckenab-
     schnitt geltende Geschwindigkeitsbegrenzung als sogenannte In-Vehicle-Information
     (IVI). Diese von der RSU versendete IVI wird durch die Onboard-Unit (OBU) im Fahrzeug
     interpretiert und visualisiert.

     Ermittlung einer Verkehrslage mit RSU und Broadcast einer Stauwarnung
     Die Fahrzeuge liefern der RSU ihrerseits die eigene Position, Fahrtrichtung und Ge-
     schwindigkeit als sog. Cooperative Awareness Message (CAM). Eine auf der RSU akti-
     ve Anwendung ermittelt auf Basis der eingehenden CAM Nachrichten der Fahrzeuge
     eine Verkehrslage. Wenn ein definierter Schwellenwert erreicht wird, generiert die
     RSU eine lokale Staumeldung als Decentralised Environmental Notification Messages
     (DENM) und gibt diese als Broadcast zurück. Die von der RSU versendete DENM wird
     durch die OBU im Fahrzeug interpretiert und visualisiert.

15
16
Technik
      Übertragung von fahrzeugseitig generierten Meldungen (CAM) an die RSU
      via ITS-G5
      RSU überträgt Geschwindigkeitsinformationen an die Fahrzeuge mittels ITS-G5
      (IVI - Format)
      RSU errechnet eine lokale Verkehrslage und generiert bei Erkennen einer
      Stausituation eine Stauwarnung als DENM-Nachricht
      RSU überträgt Stauwarnung an die Fahrzeuge mittels ITS-G5 (DENM - Format)
      Fahrzeugseitige Interpretation und Verarbeitung der ITS-G5 Meldungen

     Nutzen
      Erhöhung der Verkehrssicherheit bei Zufahrt auf Stau- und Gefahrensituationen

     Beitrag zum vernetzten
     und automatisierten Fahren
      Vorausschauende Planung der Fahrmanöver und Fahrstrategien auf Basis
      der aktuellen Informationen für den Streckenabschnitt
      Wahl von Fahrstrategien insbesondere im Vorfeld und im Bereich von
      Gefahrensituationen (z.B. Stauende, Unfall)

17
USE CASE 4

Tunnelsperrung und
Tunnelsteuerung

                     18
Ein mit entsprechender Kommunikationstechnik ausgestatte-
     tes Fahrzeug fährt auf der B7 stadteinwärts in Richtung Rhei-
     nalleetunnel. Im Annäherungsbereich des Tunnels erhält der
     Fahrer über ein fahrzeugseitiges Display Informationen über
     ggf. vorherrschende verkehrliche Besonderheiten im Tunnel
     (z.B. liegengebliebenes Fahrzeug, Personen auf der Fahrbahn)
     sowie die aktuell geschaltete Tunnelschaltung (z.B. Tunnel-
     sperrung, zulässige Höchstgeschwindigkeit).
     Die Informationen zwischen Tunnel und Fahrzeug werden hierbei sowohl über Mobilfunk (4G/5G)
     als auch über den WLAN Standard IEEE 802.11p / ITS-G5 übertragen. Das Fahrzeug nutzt diesel-
     ben Übertragungswege um seinerseits fahrzeugseitig generierte Status- (CAM) und Warnmel-
     dungen (DENM) zu übermitteln. Die übermittelten Warnmeldungen können dabei Informationen
     über das Fahrzeug selbst (Ego-Informationen: z.B. Bin liegen geblieben, Tank leer) oder vom
     Fahrzeug beobachtete Informationen (Observer-Informationen: z.B. Personen auf der Fahrbahn)
     enthalten. Alle Status- und Warnmeldungen für den Tunnelbereich werden an den Datenkonzen-
     trator übergeben und dort mit infrastrukturseitig (Messsensor: Intelligente Induktionsschleife)
     erhobenen Verkehrsdaten (z. B. liegengebliebenes Fahrzeug) fusioniert. Das infrastrukturseitige
     Erfassungssystem Intelligente Induktionsschleife erfasst dabei alle Fahrzeuge. Eine besondere
     Ausstattung der zu erfassenden Fahrzeuge ist nicht nötig. Der Datenkonzentrator stellt diese
     fusionierten Verkehrsinformationen der Tunnelzentrale mittels TLSoIP zur Verfügung. Basierend
     auf diesen detaillierten Verkehrsinformationen können dann in der Tunnelzentrale bei Bedarf
     entsprechende Tunnelschaltungen geschaltet werden und/oder entsprechenden Informationen
     über aktuell vorherrschende verkehrliche Besonderheiten an die entsprechenden Fahrzeuge im
     Tunnelbereich übermittelt werden.

     Stadteinwärts
     Im Falle einer Sperrung des Rheinalleetunnels wird eine Umleitungsempfehlung am Heerdter
     Dreieck über die Theodor-Heuss-Brücke geschaltet. Der Fahrer erhält im Annäherungsbereich
     zum Heerdter Dreieck bereits die Information, dass der Rheinalleetunnel gesperrt ist. Zusätzlich
     werden das Schaltbild, welches auf den straßenseitigen Wechselzeichengeber (WZG) angezeigt
     wird, sowie Informationen über die aktuelle Fahrstreifenzuordnung auf dem fahrzeugseitigen
     Display angezeigt.

     Stadtauswärts
     Mit der Sperrung des Rheinalleetunnels wird gleichzeitig die Ausleitung des stadtauswärtigen
     Verkehrs nach Oberkassel initiiert. Die Anzeigen des dortigen WZG werden in das Fahrzeug
     übertragen und die empfohlene Fahrstreifenzuweisung sowie die Ausleitung auf dem fahr-
     zeugseitigen Display angezeigt.

19
20
Technik
      Übertragung von fahrzeugseitig generierten Statusmeldungen (CAM) und Warnmeldungen
      (DENM) an den Datenkonzentrator (via Mobilfunk: 4G/5G ; via WLAN Standard:
      IEEE 802.11p/ ITS-G5)
      Übertragung von infrastrukturseitig generierten Verkehrsdaten an den Datenkonzentrator
      (proprietäres Format)
      Übertragung von detaillierten Verkehrsinformationen vom Datenkonzentrator an die
      Tunnelzentrale (TLSoIP - Format)
      Bereitstellung aktueller Schaltbilder der für den Rheinalleetunnelrelevanten WZG durch
      die Verkehrssystemmanagement-Zentrale Düsseldorf. Die entsprechenden Daten werden auf
      dem Mobilitätsdatenmarktplatz (MDM) bereitgestellt (DATEX II - Format)
      Abfrage der Schaltbilder auf dem MDM durch den Provider HAV-Schicht (DATEX II - Format)
      Abruf der Schaltbilder von der HAV-Schicht durch die Fahrzeuge mittels Mobilfunk
      (DATEX II - Format)
      Bereitstellung der Schaltbilder an den Tunnelportalen über Road-Side-Units (RSU) und WLAN
      Standard (IVI - Format)

     Nutzen
      Generierung und Bereitstellung von hochwertigen und detaillierten Verkehrsinformationen
      für den Tunnelbereich
      Optimierung der Verkehrslageerfassung im Tunnel (fahrzeug- und infrastrukturseitig)
      Signifikante Steigerung der Verkehrssicherheit im Annäherungsbereich auf den Tunnel
      z.B. durch frühzeitige Informationen über Tunnelsperrungen und Umleitungsempfehlungen
      Signifikante Steigerung der Verkehrssicherheit im Tunnel z.B. durch frühzeitige Warnung vor
      vorausliegenden Stau- und/oder Gefahrensituationen im Tunnel
      Frühzeitiges Anpassen des Fahrverhaltens. Hierdurch ist eine Verringerung von unnötigen
      Brems- und Beschleunigungsvorgängen möglich

     Beitrag zum vernetzten und
     automatisierten Fahren
       Bereitstellung von infrastruktur- und fahrzeugseitig erfassten Verkehrsinformationen, die für
     das automatisierte Durchfahren der sicherheitskritischen Infrastruktur Tunnel wichtig sind. Hier-
     bei handelt es sich speziell um sicherheitsrelevante Informationen, welche vom gerade in den
     Tunnel einfahrenden Fahrzeug mittels eigener Bordsensorik nicht bzw. noch nicht erfasst werden
     können. Derartige Informationen können z.B. liegen gebliebene (brennende) Fahrzeuge, Perso-
     nen auf der Fahrbahn oder Geisterfahrer sein
       Bereitstellung von Informationen zur frühzeitigen Reaktion des automatisiert fahrenden Fahr-
     zeugs auf vorausliegende Gefahrensituationen im Tunnel. Einleiten von geeigneten Maßnahmen
     von z.B. einem Fahrstreifenwechsel bei eingeschränkter Befahrbarkeit des Tunnels, über das au-
     tomatisierte Anhalten des Fahrzeugs vor dem Tunnel bis hin zur Übergabe der automatisierten
     Fahrfunktion an den Fahrer
       Bereitstellung von potentiellen Umfahrungsmöglichkeiten im Falle einer Tunnelsperrung

21
USE CASE 5

eCall+
Unfall-Alarm und
Rettungsgassen-Assistent

                           22
Ein mit dem Unfall-Alarm (eCall+) ausgestattetes Fahrzeug
     fährt im Testfeld KoMoD und hat einen Störfall mit Stillstand
     („Crash“). Das Fahrzeug sendet per C2X-Technologie (Mo-
     bilfunk) einen Unfall-voraus-Alarm an umliegende Fahrzeu-
     ge zur Einleitung entsprechender Fahrstrategien.
     Ebenso wird der Alarm an die Verkehrssystemmanagement-Zentrale der Stadt Düsseldorf zur
     Generierung einer kollektiven Verkehrsmeldung und gegebenenfalls Einleitung von Verkehrs-
     managementstrategien gesendet. Gleichzeitig geht der Alarm bei der KoMoD-Notrufzentrale
     von Vodafone (PSAP – Public Safety Answering Point) ein. Ein Rettungswagen informiert per
     Mobilfunk automatisch die Fahrzeuge, die auf der Strecke zwischen Rettungswagen und Unfall-
     ort fahren, über die Einsatzfahrt und fordert die Bildung einer Rettungsgasse an. Das Einsatz-
     fahrzeug erhält freie Fahrt, um störungsfrei zum Unfallort zu gelangen.

23
24
Technik
      Übertragung von fahrzeugseitig generierten Warnmeldungen (eCall+) an den
      C2X-Server via Mobilfunk
      Weiterleitung der Meldungen an die Verkehrssystemmanagement-Zentrale der
      Stadt Düsseldorf via MDM (DATEX II - Format)
      Warnung der Fahrzeuge im Umfeld des Unfalls über C2X-Server via Mobilfunk
      Übertragung von fahrzeugseitig generierten Warnmeldungen (Rettungsgassenruf)
      an den C2X-Server via Mobilfunk
      Anforderung Rettungsgasse im Umfeld des Unfalls über C2X-Server via Mobilfunk

     Nutzen
      Vermeidung von (Folge-) Unfällen und Massenkarambolagen, weil Verkehrsteilnehmer
      vorrausschauend vor Gefahren gewarnt werden
      Schnellere Einleitung von Rettungsmaßnahmen durch Einsatzzentralen
      Reduzierung der Anfahrtszeit für Rettungsfahrzeuge
      Reduzierung der Verlustzeiten durch frühzeitige Verkehrslenkungsmaßnahmen

     Beitrag zum vernetzten und
     automatisierten Fahren
      Aussenden und Empfangen von Gefahrenmeldungen und Sicherheitshinweisen, um
      das eigene Fahrverhalten anzupassen und (Folge-) Unfälle zu vermeiden

25
USE CASE 6

Kooperative
Lichtsignalanlagen

                     26
Ein mit einer Onboard-Unit ausgestattetes Fahrzeug
     nähert sich einer mit einer Road-Side-Unit (RSU) aus-
     gerüsteten Lichtsignalanlage (LSA). Während der Zufahrt
     auf die LSA erhält das Fahrzeug mittels ITS-G5 Nachrichten
     zur Kreuzungstopologie (MAP) sowie Zustands- und Prog-
     noseinformationen (SPAT).
     Die bereitgestellten Daten zur Kreuzungstopologie beinhalten Informationen zur Anzahl der
     Fahrstreifen, Positionen der Haltlinien, zulässige Fahrbeziehungen, etc. Mit Hilfe der Kreu-
     zungstopologie kann sich das Fahrzeug in Relation zu den festen Positionen von Fahrstrei-
     fen, Haltlinien und Signalgebern verorten. Zudem kann das Fahrzeug die für seine Zufahrt
     relevanten Signalgruppen identifizieren.

     Die Zustands- und Prognoseinformationen beinhalten den aktuellen Zustand aller Signale
     der Kreuzung sowie eine Prognose der Restgrün- und -rotzeit. Die Ermittlung der Schaltzeit-
     prognose erfolgt entweder lokal im Steuergerät der LSA oder zentral in der Verkehrssystem-
     management-Zentrale. Die Nachrichten werden sekündlich aktualisiert und vom Fahrzeug
     empfangen.

     Die für den Fahrer relevanten Informationen werden im Fahrzeug zur Anzeige gebracht. Mit
     Hilfe dieser Informationen kann der Fahrer seine Geschwindigkeit entsprechend anpassen,
     um unnötige Brems- und Beschleunigungsvorgänge zu vermeiden. Im Falle eines unvermeid-
     baren Haltes wird dem Fahrer die für ihn relevante Restrotzeit angezeigt. Sämtliche Daten
     sind Grundlage für einen Kreuzungsassistenten im Fahrzeug, um eine verbrauchsoptimierte
     Fahrstrategie umzusetzen.

     Bei der ITS-G5 Kommunikation zwischen Fahrzeug und RSU übermittelt die RSU die relevan-
     ten Daten, sobald sich das Fahrzeug in deren Empfangsbereich befindet.

27
Technik
SPAT / MAP
 Signalzustand und MAP: Echtzeit Signalphaseninformation wird dem LSA Steuergerät lokal
 entnommen und gemeinsam mit der auf der RSU liegenden Kreuzungstopologie an alle PKW
 und ÖV Fahrzeuge ausgesendet (sekündlicher Broadcast)
 Prognose von Restrotzeit und Restgrünzeit: lokal am LSA Steuergerät wird eine Prognose der
 Restrotzeit und Restgrünzeit errechnet und an alle PKW und ÖV-Fahrzeuge ausgesendet
 (sekündlicher Broadcast)
 Kreuzungstopologie kommt aus der Verkehrsplanung der Stadt Düsseldorf

Fahrzeugseitige Umsetzung
 PKWs setzen in der eigenen Fahrzeugeinheit Kreuzungsassistents-Funktionalität um
 ÖV Fahrzeuge setzen auf C2X OBU Betriebs- und Fahrerassistenzanwendungen um

Nutzen
 Vermeidung von Halte- sowie Brems- und Beschleunigungsvorgängen
 Reduktion von Fahrzeugemissionen
 Erhöhung der Verkehrssicherheit
 Reduzierung des Unfallrisikos

Beitrag zum vernetzten und automatisierten Fahren
 Umsetzung von Prognoseinformationen in Fahrstrategie (automatisierte Zufahrt/Durchfahrt)

                                                                                              28
29
USE CASE 7

ÖPNV-Priorisierung
und C2X-Assistenz an der
kooperativen LSA

                           30
Anwendungsfälle mit C2X Onboard-Units
     Ein mit einer C2X OBU ausgestatteter Rheinbahn-Linienbus (in Summe sind 16 Busse ausgestat-
     tet) nähert sich einer LSA. Sobald der Bus in Reichweite der an der Kreuzung befindlichen RSU ist,
     kommunizieren die OBU und RSU miteinander mittels ITS-G5.

     Use Case 1 – ÖPNV Priorisierung
     In der RSU werden Detektionszonen definiert, die Meldepunkte für die ÖPNV Bevorrechtigung an
     LSA darstellen. Bei Überfahren eines Meldepunktes (Voranmelder, Hauptanmelder, Abmelder)
     erfolgt fahrzeugseitig (C2X OBU) die Aussendung einer Nachricht mit Informationen zur aktuel-
     len Position, Fahrtrichtung, Geschwindigkeit sowie die Kennung von Linie und Kurs. Nach Entge-
     gennahme dieser Nachricht durch die RSU erfolgt eine Vorrangschaltung für das ÖV-Fahrzeug
     mittels Signalwechsel oder Grünzeitverlängerung im LSA Steuergerät.

     Use Case 2 – ÖPNV Fahrerassistenzfunktionen an der kooperativen LSA
     Ein sich im Wirkbereich der RSU befindendes ÖV-Fahrzeug mit C2X OBU erhält bei Zufahrt auf
     den Knoten sekündlich Signalzustand (SPAT) und Kreuzungstopologie (MAP) des vor ihm liegen-
     den Knotens, sowie Prognosedaten zur Restrotzeit und Restgrünzeit dieser LSA (SPAT). Auf Basis
     dieser Meldungen werden auf der C2X OBU Assistenzfunktionen umgesetzt und für den Fahrer
     visualisiert.

     Kreuzungsassistent
     Der Kreuzungsassistent unterstützt den Fahrer mit einer auf der OBU visualisierten Geschwindig-
     keitsempfehlung im Zulauf auf die LSA, welche auf Basis der Prognosedaten zu Restrotzeit und
     Restgrünzeit ermittelt wird.

     Kreuzungsassistent im Expertenmodus zu Analyse- und Vorführungszwecken
     Für Analyse und Vorführzwecke ist ein Kreuzungsassistent umgesetzt, welcher detailliertere
     Informationen auf der C2X OBU visualisiert: Entfernung zum Knoten, Countdown Restrotzeit und
     Restgrünzeit der LSA, Kreuzungstopologie mit Hervorheben des Linienverlaufs am Knoten und
     LSA-Zustand.

     Haltestellenassistent
     Der Haltestellenassistent unterstützt den Fahrer mit einem auf der C2X OBU visualisierten Tür-
     schluss-Countdown in der Haltestelle. Auf Basis der ermittelten Prognosedaten zur Restrotzeit und
     Restgrünzeit wird der Fahrer informiert, wie lange er in der Haltestelle verbleiben kann (späteste
     Abfahrt in Sekunden, früheste Abfahrt in Sekunden).

     Anwendungsfall ÖV Priorisierung über Mobilfunk
     Alternativ zur ÖV-Priorisierung mittels ITS-G5 wird eine zentrale ÖV-Priorisierung über Mobilfunk
     realisiert. Hierfür ist der Rheinbahnbus mit einer weiteren OBU ausgestattet. Diese ermittelt mit
     Hilfe von Satellitenortung die Position des Busses und vergleicht diese mit Meldepunkten, welche
     im Verkehrsrechnersystem konfiguriert und auf der OBU hinterlegt werden.

     Überfährt der Bus einen Meldepunkt, wird der Priorisierungsprozess angestoßen. In der Regel sind
     es drei Meldepunkte, welche bei Zufahrt auf die Kreuzung von einem Bus passiert werden.

31
32
Technik
     Kooperativ dezentral
      C2X OBU im Bus versendet zur Anforderung der Priorisierung eine Nachricht mit Informationen
      zur aktuellen Position, Fahrtrichtung, Geschwindigkeit sowie Kennung mit Linie und Kurs an die
      RSU der LSA mittels ITS-G5
      Umsetzung der ÖV-Priorisierung in der LSA
      Die RSU an der LSA überträgt Kreuzungstopologie-Informationen (MAP) sowie Zustands- und
      Prognoseinformationen (SPAT) an die Busse mittels ITS-G5
      Visualisierung von Fahrerassistenzfunktionen auf der C2X OBU

     Zentral
      OBU im Bus versendet zur Anforderung der Priorisierung eine Nachricht an einen Zentralen-
      server über Mobilfunk
      Kombinierter Betrieb von GPS – GLONASS
      Beschleunigungssensorik für die Positionierungsalgorithmik
      Flexible Anpassung und Versorgung von Meldepunkten über Zentrale
      Zentrale überträgt Priorisierungswunsch an die LSA
      Umsetzung der ÖV-Priorisierung in der LSA

     Nutzen
      Verbesserung des (Linien-)Betriebes des ÖV durch Umsetzung neuer Assistenz-Anwendungen
      im ÖV-Fahrzeug
      Erhöhung der Attraktivität des ÖV
      Erneuerung und Erweiterung der ÖV-Priorisierung

     Beitrag zum vernetzten und
     automatisierten Fahren
      Digitalisierung der ÖV-Priorisierung (lokal und zentral)
      Standardisierung und Erneuerung der ÖV-Priorisierung
      Nutzung von Potentialen von erweiterten und integrierten Anwendungsfällen für den ÖV am Knoten
      Integration des ÖV in ein kooperatives Ökosystem mit Hilfe von C2X-Technologie

33
USE CASE 8

Zentrale
Schaltzeitprognose

                     34
Ein mit einer Onboard-Unit ausgestattetes Fahrzeug bzw.
     ein mit einem mobilen Endgerät ausgestattetes Fahrrad
     nähert sich einer Lichtsignalanlage (LSA). Während der
     Zufahrt auf die LSA erhält der Fahrer die Informationen,
     mit welcher Geschwindigkeit er die nächste LSA ohne Halt
     passieren kann. Im Falle eines unvermeidbaren Haltes wird
     dem Fahrer die für ihn relevante Restrotzeit angezeigt.
     Die Schaltzeitprognosen dafür werden für alle an die Lichtsignalsteuerungszentrale ange-
     schlossenen LSA zentral erstellt, basierend auf den über die Zentrale erhaltenen LSA-Rohdaten.
     Die Prognosen werden auch zentral verbreitet, dazu werden sie zunächst an ein Backend eines
     Service Providers übermittelt. Von dort werden sie über das Mobilfunknetz an die Verkehrsteil-
     nehmer (Endnutzer) weitergeleitet, wobei anhand deren Position die relevanten Prognosen
     ausgewählt werden.

                            Bild 1: Kommunikationskette zentrale Schaltzeitprognose

35
Technik
  Prognoseerstellung für die Schaltzeiten nahezu aller LSA des Stadtgebiets Düsseldorf
  in der VSM-Zentrale
  Keine Erweiterung der Feldgeräte notwendig
  Keine Ausstattung der LSA mit RSU erforderlich
  Bereitstellung der LSA-Prognosen für den Use-Case Smart Cycling
  Bereitstellung der LSA-Prognosedaten über den Service Provider HAV-Schicht an die
  Versuchsträgerfahrzeuge für die Verwendung in verschiedenen Use-Cases

Nutzen
  Vermeidung von Halte- sowie Brems- und Beschleunigungsvorgängen
  Reduktion von Fahrzeugemissionen
  Erhöhung der Verkehrssicherheit
  Reduzierung des Unfallrisikos

Beitrag zum vernetzten und automatisierten Fahren
  Umsetzung von Prognoseinformationen in Fahrstrategien (automatisierte Zufahrt/Durchfahrt)

Beispiel: Referenzimplementierung für ein amerikanisches Testfeld

Web-App GEVAS/TTS

                                                                                              36
37
USE CASE 9

Smart Cycling

                38
Zeigt die nächste Ampel in ein paar Sekunden Grün? Durch-
     fahren oder Bremsen? Lieber etwas langsamer fahren, um
     in der Grünen Welle zu bleiben? Oder ausrollen lassen, weil
     es bis zum Grün noch dauert? Und wann genau wird es wie-
     der Grün?
     Gerade beim Radfahren in der Stadt stellt man sich diese Fragen, weil ständiges Bremsen und
     wieder Anfahren vor den Ampeln besonders unangenehm ist und den Spaß am Radfahren
     reduziert. Die Smart Cycling Applikation nutzt die in KoMoD entwickelten C2I-Technologien, um
     einen Ampel-Phasen-Assistenten für die Radfahrer in Düsseldorf zu realisieren.

     Die Smartphone-App signalisiert dem Fahrer visuell und akustisch, mit welcher Geschwin-
     digkeit er die nächste LSA ohne Halt passieren kann. Mit Einhaltung der Geschwindigkeits-
     empfehlung kann der Radfahrer seine Halte- sowie Brems- und Beschleunigungsvorgänge
     reduzieren. Muss er vor der Ampel halten, so wird ihm die verbleibende Wartezeit bis zum
     nächsten Grün angezeigt.

     „Erleben Sie Smart Cycling in Düsseldorf! Holen Sie sich die traf-
     ficpilot App auf Ihr Smartphone!“

39
Technik
 Smartphone zur Positionsbestimmung und Anzeige/Ansage der Rot-Grün-Prognose
 Mobilfunk zum Prognose-Abruf vom Server
 Digitale Karten (serverseitig) mit Rad-Infos
 Funktionen zur automatischen Kartenanalyse und zur Bestimmung der in Fahrtrichtung
 voraus liegenden LSA (serverseitig)
 Abruf von LSA-Daten über den Verkehrsrechner
 Automatische LSA-Daten-Analyse zur Prognose-Erstellung und -Optimierung in der
 Zentrale

Nutzen
 Verhinderung unnötiger Stopps
 Vermeidung von starken Brems- oder Beschleunigungsmanövern
 Verringerung des Kraftaufwands beim Radfahren (bzw. von Kraftstoffverbrauch und
 Emissionen beim Auto)
 Entspanntes und gleichmäßigeres Fahren durch die Stadt
 Radfahren wird weniger anstrengend und folglich komfortabler, so dass in Zukunft
 häufiger vom Pkw auf das Fahrrad umgestiegen wird

Beitrag zum vernetzten und automatisierten Fahren
 Unterstützung beim Fahren durch Anzeige bzw. Ansage der passenden Geschwindigkeit
 für die Grüne Welle und weiterer Informationen

                                                                                      40
41
USE CASE 10

Smart Parking
Stellplatzgenaue
Zielführung

                   42
Beim automatisierten Valet Parken steuert der Fahrer mit
     dem Testfahrzeug zunächst eine Übergabezone (Drop-off
     Zone) im Bereich der Parkhauseinfahrt an. Anmeldung an
     einen Server und Abgabe des Fahrzeugs geschehen dann
     über das Smartphone.
     Der Server weist dem Fahrzeug anschließend eine freie Parklücke zu und übermittelt
     entsprechende Wegpunkte von der Übergabezone zum zugewiesenen Parkplatz an das
     Fahrzeug über Mobilfunk (4G und 5G). An den Parklücken angebrachte Ultraschallsensoren
     detektieren kontinuierlich den Belegungsstatus der Parklücken und senden diesen über eine
     Narrowband IoT Mobilfunkverbindung zum Server.
     Nach Zuweisung einer Parklücke fährt das Fahrzeug diese vollautomatisiert an und parkt
     dort selbstständig ein. Wird das Fahrzeug vom Fahrer über das Smartphone wieder ange-
     fordert, erhält es vom Server eine Route zurück zur Übergabezone und folgt dieser vollauto-
     matisiert. Am Übergabepunkt übernimmt der Fahrer dann das Fahrzeug wieder und setzt die
     Fahrt ohne Automatisierung fort.

     Für die automatisierte Fahrzeugführung, muss das Fahrzeug zunächst seine Position im
     Parkhaus bestimmen. Hierfür nutzt es fahrzeugseitig verbaute Sensoren (wie zum Beispiel
     Lidar und Kamera) und vergleicht das von den Sensoren erfasste Bild mit vorab bekannten
     Informationen aus einer hochgenauen Karte. Entlang der übermittelten Wegpunkte plant
     das Fahrzeug kontinuierlich einen Pfad, um auch statischen Hindernissen ausweichen zu kön-
     nen. Auf Basis des geplanten Pfades wird dann eine passende Trajektorie generiert, welche
     sowohl andere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger als auch entsprechende Restriktionen von
     Fahrzeugseite (wie zum Beispiel maximale Lenkraten) berücksichtigt. Über entsprechende
     Aktoren wird die geplante Fahrzeugbewegung dann vom Testfahrzeug umgesetzt.

43
Technik
 Vernetzung des Vodafone-Parkhauses im Maschinennetz von Vodafone (Narrowband IoT)
 Smarte NB-IoT Parksensoren auf den Stellflächen zur Erkennung freier/belegter Parkplätze
 Server mit Schnittstelle zu den Fahrzeugen und Informationsaustausch per Mobilfunk
 (4G und 5G)
 Hochgenaue digitale Karte des Parkhauses
 Vollautomatisierung des RWTH-Versuchsfahrzeugs
 Lokalisierung des Fahrzeugs im Parkhaus
 Umgebungserfassung zur Interaktion mit anderen Fahrzeugen und Fußgängern

Nutzen
 Maximale Parkplatzausnutzung in Städten und Parkhäusern
 Zeitersparnis und Komfortgewinn für Autofahrer
 Vermeidung von Unfällen in Parkhäusern

Beitrag zum vernetzten und automatisierten Fahren
 Bereitstellung von Echtzeit-Informationen zur Belegung von
 Verfügbarkeit von Stellplätzen im Parkhaus
 Umsetzung von automatisierten Parkservices und fahrerloser
 Indoor-Navigation in Parkhäuser

                                                                                            44
45
USE CASE 11

Fahrzeugbasierte
Verkehrsdatenerfassung

                         46
Eine heterogene Fahrzeugflotte (ca. 90 Fahrzeuge) wur-
     de mit einer Aftermarket-Lösung zur fahrzeug- und
     kamerabasierten Verkehrserfassung ausgerüstet. Die
     Fahrzeuge agieren als mobile Sensoren im Verkehr und
     stellen die georeferenzierten Informationen wie z.B.
     Hindernisse auf der Fahrbahn/ Liegengebliebene Fahr-
     zeuge, Fußgänger, Geisterfahrer (auf Autobahnen und
     autobahnähnlichen Abschnitten) den Projektpartnern zur
     weiteren Verwendung zur Verfügung.

     Über Mobilfunk werden die detektierten Ereignisse an eine Cloud zur weiteren Verarbei-
     tung/Aggregierung gesendet. Relevante Meldungen im Bereich des Rheinalleetunnels
     werden über eine Internetanbindung via Server an den Datenkonzentrator des Tunnels zur
     direkten Tunnelsteuerung übertragen.
     Im Bereich der weiteren autobahnähnlichen Abschnitte erfolgt die Weiterleitung via Server
     und MDM an die Verkehrssystemmanagement-Zentrale der Stadt Düsseldorf zur Generie-
     rung kollektiver Verkehrsmeldungen und gegebenenfalls zur Einleitung von Verkehrsma-
     nagementstrategien.

     Die Aftermarket-Lösung unterstützt den Fahrer in Form eines „dritten Auges“, kontinuierlich
     das Geschehen vor dem Fahrzeug im Blick zu behalten. Das System identifiziert bestimm-
     te potentielle Gefahrensituationen und warnt den Fahrer durch akustische und optische
     Signale, um eine Kollision zu verhindern oder die Unfallschwere zu reduzieren.

47
Technik
 Erfassung des Umfelds mittels bordeigener Sensorik (Kamera)
 Übertragung der Daten via Mobilfunk an eine Cloud
 Weiterleitung der Meldungen an den Datenkonzentrator des Rheinalleetunnels
 via Server
 Weiterleitung der Meldungen an die Verkehrssystemmanagement-Zentrale der Stadt
 Düsseldorf via Server und MDM (DATEX II - Format)

Nutzen
 Schnelle Lokalisierung und Kommunikation von Gefahrenstellen
 Optimierung der Meldekette bei Gefahrenwarnungen
 Frühzeitiges Schalten von Verkehrsmanagementstrategien (Tunnelsperrung,
 Umleitungsempfehlungen)
 Gefahrenwarnung und Unfallprävention für den Fahrer

Beitrag zum vernetzten und automatisierten Fahren
 Identifizierung und Georeferenzierung kritischer Verkehrssituationen mit Hilfe
 des Kamerasystems
 Frühzeitige Kommunikation von Gefahrenwarnungen
 Reduzierung von Unfallrisiken sowie eine Erhöhung der Verkehrssicherheit
 Mischverkehrsszenarien: nicht ausgestattete Fahrzeuge erhalten über die
 Informationskanäle der Landeshauptstadt Düsseldorf die detektierten Informationen

                                                                                     48
49
USE CASE 12

Digitale Karte

                 50
Eine der Hauptanforderungen bei der Automatisierung
     von Systemen besteht darin, dass die Regelungstechnik
     der beteiligten Objekte (hier: Fahrzeuge im Verkehrs-
     system) Kenntnisse über alle relevanten statischen und
     dynamischen Objekte im aktuellen Manöverraum in Zeit
     und Ort haben.
     Während die dynamischen Objekte (z.B. Autos, Fußgänger) durch Bordsensorik und/oder
     Echtzeit-Kommunikation in das Fahrzeug eingespielt werden können, bietet sich für die
     statischen Objekte eine hochgenaue digitale Karte an, aus der unter Kenntnis der Egoposi-
     tion des Fahrzeugs die relevanten manöverleitenden Bebauungen („Features“) ausgelesen
     und mit der Manöverplanung in Einklang gebracht werden können.

51
Technik
 Vermessungsfahrten durch Spezialmesstechnik und Überführung der gemessenen
 Punkte in spezielle Objektdaten
 Konvertierung in das spezielle Kartenformat für HD-Maps: OpenDRIVE V1.4
 Abrufmöglichkeit der gesamten Karte oder von Abschnitten vom DLR Geoserver

Anwendungsgebiete
 Planung der Fahrtrajektorie durch Kenntnis über den möglichen
 Manöverraum. Dies setzt eine exakte Egoposition voraus, z.B. durch D-GPS und
 Koppelnavigation
 Rejustage der aktuellen Egoposition durch Vergleich der durch die Bordsensorik
 erkannten Objekte mit denen der im Manöverraum „vermuteten“ Objekte der digitalen
 Karte (sogenannte „Optische Relativortung“). Dies setzt eine grobe Kenntnis über die
 Egoposition des Fahrzeugs voraus (10m Genauigkeit sind hier ausreichend, also genügt
 normale GPS-Position und Stützung durch Bordodometrie)
 Anwendung der Karte für Road-Maintenance, also automatisches Erkennen von
 Abweichungen der Karte mit der Realität durch sensorisch passend ausgestattete
 Fahrzeuge
 Nutzung der Karte für Simulationen von Verkehrsszenarien im mikroskopischen Bereich.
 Dies können sowohl Verkehrsflusssimulationen (z.B. SUMO, VISSIM) sein, aber auch
 Fahrten mit Probanden in Fahrsimulatoren zum Testen z.B. von innovativen Assistenz-
 systemen oder VR-Komponenten in einem realistischen Umfeld

Beitrag zum vernetzten und automatisierten Fahren
 Vorausschauende Planung der Fahrmanöver in Verbindung mit einer hochgenauen
 digitalen Karte und fahrzeugseitiger Sensorik
 Automatisierung der Fahrmanöver inklusive neuer Routenwahl
 Visualisierung und Verarbeitung von Karteninhalten in GIS-Anwendungen
 Automatisierung der Fahrmanöver inklusive neuer Routenwahl
 Simulation von Verkehrssituationen auf dem digitalen Testfeld Düsseldorf

                                                                                        52
53
EVALUATION

Die Bewertung in KoMoD betrachtet infra-        die hiermit einhergehende Bereitstellung
strukturgestützte Services zur Unterstützung    von fahrzeuggenerierten Daten, zuverlässi-
von automatisierten Fahrfunktionen und          ge Informationen liefern und so die Infra-
Fahrmanövern unter den Gesichtspunkten          struktursysteme sinnvoll ergänzen können.
der Verkehrseffizienz, der Verkehrssicherheit   Gleiches gilt für die Bereitstellung von Daten
sowie der Wirkungen auf die Umwelt. Die im      und Informationen für die Unterstützung
Testfeld erhobenen Fahrzeug- und Infra-         von automatisierten Fahrfunktionen, die
strukturdaten gehen in die Beschreibung         zumindest eine Redundanzebene zu der
des Verkehrsprozesses sowie in die Abbil-       bordautonomen Sensorik bilden.
dung der Sollfunktionen der automatisier-
ten Fahrzeuge ein. Auf diese Weise werden       Die Realisierung der Use Cases im Testfeld
sowohl die Systemfunktionen als auch die        zielte vor allem auf die Umsetzung der
Systemrealisierung, unter Berücksichtigung      Vernetzung selbst, sodass automatisierte
der eingangs genannten Bewertungskrite-         Fahrfunktionen für die Bewertung nur im
rien, betrachtet. Hierzu erfolgte eine De-      Use Case Parken zur Verfügung standen.
komposition der Fahrtverläufe in typische       Die Analyse der Verkehrsprozesse erfolge
Verkehrssituationen sowie eine umfang-          daher vornehmlich über Simulationsstudien,
reiche Analyse der Systemarchitektur. Die       die auch eine Abbildung unterschiedlicher
Systemeinführung wird zudem durch ein           Flottenzusammensetzungen ermöglichten.
Rollen- und Prozessmodell zur integrierten      Die Vorbereitung, sowie die Durchführung
Betrachtung von technischen, rechtlichen        der Simulationen, zeigte aber deutlich, dass
und betrieblichen Aspekten unterstützt.         neben der zuverlässigen Bereitstellung von
Weiterhin erfolgte eine Prozessevaluation,      Information und der hieraus resultierenden
die den Ablauf der Forschungsarbeiten           Abbildung des Fahrzeugumfeldes natürlich
betrachtete.                                    die fahrzeugspezifische Implementierung
                                                der Fahrfunktion große Auswirkungen auf
Verkehrsprozess                                 die, für die Beschreibung des Verkehrspro-
Die Applikationsentwicklung in KoMoD            zesses relevanten, Parameter haben. Die
zielte nur begrenzt auf die Entwicklung         Wirkungszusammenhänge sollen hier exem-
neuer verkehrstechnischer Steuerungsver-        plarisch am Beispiel des Use Cases Koope-
fahren, sondern vielmehr auf die Nutzung        rative Lichtsignalanlagen gezeigt werden:
fahrzeuggenerierter Daten in bestehenden           Die Anzahl der Halte kann in einem ge-
Steuerungsverfahren sowie die Bereitstel-       radeaus fahrenden Strom je nach Fahr-
lung von Infrastrukturinformationen an die      strategie bis zu 50 % reduziert werden. Die
Fahrzeugsysteme. Die Ergebnisse zeigen,         menschliche oder automatisierte Logik des
dass zukünftig eine umfassende Vernetzung       Fahrprozesses muss jedoch entscheiden,
der Fahrzeuge mit der Infrastruktur, sowie      ob ein „Durchsegeln“ des Streckenabschnit-

                                                                                                 54
                                                                                                 54
tes mit sehr geringer Geschwindigkeit oder      Die Kapazität kann bei einem rechts
     alternativ ein Halt an der Lichtsignalanlage   abbiegenden Strom um rund 80% erhöht
     die individuell sinnvolle Strategie ist.       werden.

       Die Wahl der Geschwindigkeit beeinflusst       Dieser Wert fällt mit nur rund 50% Kapazi-
     die Zeitlücken, die dem den Geradeaus-         tätssteigerung deutlich niedriger aus, wenn
     strom querenden Strom zur Verfügung            aufgrund eines hohen Aufkommens von
     stehen. Simulationsszenarien zeigen, dass      Fußgängern und Radfahrern das Fahrzeug
     sich durch eine geringe Geschwindigkeit im     eine risikovermeidende Fahrstrategie wählt,
     Geradeausstrom die Anzahl der Halte beim       d.h. auf größere Zeitlücken bei Fußgängern
     bedingt verträglichen Linksabbiegerstrom       und Radfahrern wartet.
     um bis zu 25% erhöhen kann.
                                                      Eine weitere Reduktion von rund 30% der
       Automatisierte Fahrzeuge können auf-         Kapazitätssteigerung ist zu erwarten, wenn
     grund geringer Abstände und wiederum aus       die Geschwindigkeit beim Abbiegen auf-
     der hieraus resultierenden Pulkbildung die     grund von Sicherheitsüberlegungen weiter
     Nachteile kompensieren, sodass die Anzahl      gesenkt wird.
     der Halte des querenden Linksabbiegers
     sich wieder dem Ausgangsniveau anglei-         Auch die Untersuchungen der übrigen Use
     chen.                                          Cases zeigen, dass die Wirkungen nicht
                                                    zuletzt durch die Umsetzung der Informati-
       Der situative Vergleich der Ausstattungs-    on in eine ggf. automatisierte Fahrstrategie
     grade zeigt, dass bereits Ausstattungsgrade    abhängen. So kann die Umsetzung des Use
     von 10 % zu den genannten positiven Effek-     Cases Parken im Quartier den Parksuchver-
     ten im Geradeausstrom führen. Aufgrund         kehr reduzieren. Die Automatisierung der
     der hieraus resultierenden Beeinflussung       Fahrt in das Parkhaus und das Aussteigen
     der Pulkbildung im Hauptstrom machen sich      von Personen kann die Qualität des Ver-
     höhere Ausstattungsraten positiv bemerk-       kehrsflusses auf der Strecke verschlechtern.
     bar, die zusätzlichen Wirkungen fallen doch
     deutlich geringer aus.                         Systemfunktion, Systemrealisierung und
     Mit Blick auf die Automatisierung sind in      Rollenmodell
     der Zukunft auch stärker die Zusammen-         Die Systemarchitektur wurde im Zuge der
     hänge zwischen den Sicherheitsstrategien       Bewertung der Systemsystemrealisierung
     im Fahrzeug und den Steuerungsstrategien       mittels Sequenzdiagrammen, die mit den
     der Lichtsignalanlage zu berücksichtigen.      jeweils für die Use Cases verantwortlichen
     Auch dies soll exemplarisch am Beispiel der    Partnern in einem iterativen Prozess erar-
     LSA-Steuerung gezeigt werden:                  beitet wurden, bewertet. Eng verknüpft mit

55
dieser technisch-systemischen Sicht sind       Bewertung ohne das Wissen der Rahmen-
die organisatorischen Rollenmodelle, die       bedingungen, die nicht zuletzt auch einen
Verantwortlichkeiten in dem System wie-        politischen Aushandlungsprozess darstellen,
derspiegeln. In diesem Zusammenhang galt       nur bedingt möglich.
es, die Vor- und Nachteile eines stärker auf
Mobilfunk (aktuell 4G) sowie Service-Pro-      Prozessevaluation
vider gestützten Ansatzes mit dem eines        Neben den verkehrlichen und technischen
dezentralen Ansatzes zu vergleichen, der       Wirkungen erfolgte eine Bewertung des Pro-
die Fahrzeuge mit der Infrastruktur mittels    jektes hinsichtlich der internen Prozesse und
WLAN (ITS-G5) verbindet.                       der mit ihnen verbundenen Zielsetzungen.
                                               So zeigt sich, dass trotz Nutzung bekannter
Die Testergebnisse zeigen, dass beide          Standards im Rahmen der Entwicklung eine
Ansätze generell geeignet sind. Hinsichtlich   Vielzahl von Abstimmungen zur Realisierung
des Systemverhaltens (Latenzzeiten) zeigt      der Infrastruktursysteme erforderlich war.
der Service-Provider gestützte Ansatz eine     Die im Projekt realisierten Infrastruktur-
ausreichende Performance, wobei für eine       services bewerten die Partner, die auf die
abschließende Bewertung auch hier wieder       Realisierung von Fahrzeugsystemen zielen
gilt, dass die genauen Realisierungsformen     jedoch sehr positiv und sehen hierin einen
und somit die Systemanforderungen zu-          wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung
künftig automatisiert fahrender Fahrzeuge      automatisierter Fahrfunktionen. Diese Sicht
noch nicht bekannt sind. Der schnellen Ver-    auf den Forschungs- und Entwicklungspro-
fügbarkeit von Infrastrukturdaten, aufgrund    zess zeigt die Notwendigkeit neuer For-
der Bereitstellung über einen zentralen        schungsdesigns, die stärker einen konti-
Verkehrsrechner, steht eine vergleichsweise    nuierlichen Betrieb einer technischen und
komplexe Wertschöpfungskette gegenüber.        organisatorischen Forschungs-Basisinfra-
WLAN-basierte Systeme zeichnen sich hier       struktur vorsehen, die kontinuierlich durch
durch eine geringere Komplexität aus, sind     innovative Infrastrukturfunktionen ergänzt
jedoch aufwändiger in der Realisierung.        werden kann, die aber auch eine stetige
Diese müssen mit Blick auf die Systemlauf-     fahrzeugseitige Entwicklung, sowie die
zeiten sowie der notwendigen Governance        Schärfung der Rollenverständnisse der
Regeln zwischen den beteiligten Partnern,      beteiligten Akteure, sowie den Aufbau trag-
unter Berücksichtigung neuer fahrzeugseiti-    fähiger Kooperationsstrukturen ermöglicht.
ger Systemanforderungen, weiter betrach-
tet werden. Aktuell ist eine abschließende

                                                                                               56
57
58
Sie können auch lesen