KONJUNKTUR-BERICHTE KIELER

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KONJUNKTUR-BERICHTE KIELER
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

KIELER
KONJUNKTUR-
BERICHTE

Weltwirtschaft
im Frühjahr 2023

Abgeschlossen am 15. März 2023
                                   © Angela Husfeld/ IfW Kiel

                                                                   Nr. 99 (2023|Q1)
Klaus-Jürgen Gern, Stefan Kooths, Jan Reents,
Nils Sonnenberg und Ulrich Stolzenburg

                                                                      Forschungszentrum
                                                                Konjunktur und Wachstum
                                                                                   1
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      INHALTSVERZEICHNIS

      Weltkonjunktur im Frühjahr 2023:
      Hartnäckige Inflation, gebremste Expansion

      Überblick ............................................................................................................................... 3

            Ausblick: Weltkonjunktur bleibt zunächst schwach ......................................................... 8
      Die Prognose im Einzelnen.................................................................................................. 10

            Konjunkturtief in den Vereinigten Staaten steht noch bevor .......................................... 10
            China: Erholung von Corona mit Gegenwind ................................................................ 14
            Langsame Belebung in der Europäischen Union .......................................................... 16
            Japan am Rande der Rezession ................................................................................... 17
            Schwache Konjunktur im Vereinigten Königreich .......................................................... 19
            Schwellenländer mit wenig Schwung ............................................................................ 20
      Literatur ............................................................................................................................... 24

                                                                                                                                                     2
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      HARTNÄCKIGE INFLATION, GEBREMSTE EX-
      PANSION
      Klaus-Jürgen Gern, Stefan Kooths, Jan Reents, Nils Sonnenberg und Ulrich Stolzenburg

      Die Erholung der Weltwirtschaft von den Aus-       Überblick
      wirkungen der Corona-Pandemie ist im Jahr
      2022 unter dem Eindruck hoher Energiepreise        Der Anstieg der Weltproduktion hat sich
      und großer Unsicherheit erst einmal zu Ende
                                                         zum Ende des vergangenen Jahres wieder
      gegangen. Bremsend wirkt inzwischen zuneh-
      mend auch die Geldpolitik, die zwar recht spät,    verlangsamt. Die weltwirtschaftliche Expan-
      aber dann ausgesprochen rasch gestrafft            sion schwächte sich im Jahr 2022, bei aller-
      wurde und angesichts eines weiterhin hohen In-     dings unstetem Verlauf, insgesamt deutlich ab.
      flationsdrucks wohl noch weiter angezogen          Im Schlussquartal legte die globale Wirtschafts-
      werden wird. Die Weltproduktion legte zum Jah-     leistung erneut nur wenig zu. Bremsend wirkten
      resende hin nur schwach zu und dürfte im lau-      die gestiegenen Energiepreise, die in Reaktion
      fenden Jahr trotz einer spürbaren Belebung in      auf die hohe Inflation inzwischen deutlich rest-
      China nur mäßig expandieren. Gemessen auf          riktive Geldpolitik und in China nochmals Maß-
      Basis von Kaufkraftparitäten rechnen wir mit ei-   nahmen zur Eindämmung einer Corona-Infekti-
      nem Anstieg von 2,5 Prozent, nach einem Zu-        onswelle. Im Jahresergebnis erhöhte sich die
      wachs von 3,2 Prozent im vergangenen Jahr.
                                                         Weltproduktion mit 3,2 Prozent zwar in etwa so
      Damit haben wir unsere Prognose für das Jahr
                                                         stark wie im mittelfristigen Trend; im Schluss-
      2023 gegenüber unserer Dezemberprognose
      um 0,4 Prozentpunkte erhöht, zum einen weil        quartal lag sie aber nur noch um 1,8 Prozent
      sich die Lage an den Energiemärkten deutlich       höher als ein Jahr zuvor. Zuletzt hat sich die
      entspannt hat, zum anderen weil sich die Wirt-     weltwirtschaftliche Stimmung zwar etwas auf-
      schaft in den Vereinigten Staaten als robuster     gehellt, für das laufende Quartal signalisiert der
      erwiesen hat als erwartet. Für das Jahr 2024       vom IfW Kiel auf der Basis von Stimmungsindi-
      liegt unsere Prognose unverändert bei 3,2 Pro-     katoren aus 42 Ländern berechnete Indikator
      zent. Die Inflation dürfte zwar in den kommen-
      den Monaten dank der wieder niedrigeren Roh-        Abbildung 1:
      stoffpreise deutlich sinken, der zugrunde lie-      Weltwirtschaftliche Aktivität
      gende Preisauftrieb dürfte aber vorerst hoch
                                                                  Prozent                                           Index
      bleiben und allenfalls gegen Ende des Progno-         9                                                               101
      sezeitraum wieder in die Nähe der Zielmarken                      Weltwirtschaftsklima
      sinken.                                               7

                                                                                                                            100
                                                            5

                                                            3
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                                                            1

                                                           -1
                                                                        Bruttoinlandsprodukt                                98
                                                           -3

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                                                                                                                            97

                                                           -7

                                                           -9                                                               96
                                                                2016   2017   2018   2019      2020   2021   2022    2023

                                                          Quartalsdaten; saisonbereinigt; Weltwirtschaftsklima berechnet
                                                          auf Basis von Stimmungsindikatoren aus 42 Ländern;
                                                          Bruttoinlands-produkt: preisbereinigt, Veränderung gegenüber
                                                          dem Vorquartal, 46 Länder, gewichtet nach Kaufkraftparität.
      Kasten 1: Zur Entwicklung am Weltmarkt für LNG
      (S. 22 323)                                         Quelle: OECD, Main Economic Indicators; nationale Quellen;

                                                                                                                                  3
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      für das globale Wirtschaftsklima allerdings eine               Der Welthandel ging spürbar zurück, hat
      weiter nur mäßige Expansion (Abbildung 1).                     sich zuletzt aber gefangen. Der globale Wa-
      Damit ist die Phase der Erholung der Weltwirt-                 renaustausch verringerte sich noch deutlich
      schaft von dem pandemiebedingten Einbruch                      stärker als die Industrieproduktion; im Dezem-
      zunächst einmal zu Ende gegangen.                              ber 2022 war das Welthandelsvolumen nach
      Die Industrieproduktion gab zum Jahres-                        den Zahlen des niederländischen CPB um fast
      ende auf breiter Front nach. Der Anstieg der                   4 Prozent niedriger als im September. Nach un-
      globalen Industrieproduktion, der im Sommer                    seren Berechnungen auf der Basis von Schiffs-
      2022 recht schwungvoll gewesen war, setzte                     bewegungsdaten war der Rückgang beim Volu-
      sich im Herbst nicht weiter fort. Vielmehr ging                men der in Containern gehandelten Waren seit
      die industrielle Erzeugung sowohl in den fortge-               dem Frühsommer sogar noch etwas ausge-
      schrittenen Volkswirtschaften als auch in den                  prägter (Abbildung 3). Die Entwicklung am ak-
      Schwellenländern im vierten Quartal leicht zu-                 tuellen Rand deutet indes darauf hin, dass sich
      rück. Zu der konjunkturellen Abschwächung der                  die Abwärtsdynamik im Welthandel nach dem
      Nachfrage kamen in China erneut die Auswir-                    Jahreswechsel nicht fortgesetzt hat. Nach den
      kungen von Lockdowns, die auch die industri-                   Ergebnissen des Kiel Trade Indicator hat der
      elle Aktivität beeinträchtigt haben dürften. Deut-             Welthandel in den ersten beiden Monaten des
      lich an Schwung verloren hat insbesondere die                  laufenden Jahres wieder angezogen.
      Elektronikindustrie, wo es angesichts erheblich
      ausgebauter Produktionskapazitäten zu einem                    In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften
      Preisverfall bei Halbleitern gekommen ist. Bei                 hat     sich     die    Konjunktur      deutlich
      alledem ließen die Anspannungen in den Logis-                  abgeschwächt. Im vierten Quartal nahm die
      tiknetzwerken weltweit weiter nach. Die Contai-                gesamtwirtschaftliche Produktion in der Gruppe
      ner-Frachtraten im Seeverkehr haben sich in-                   der fortgeschrittenen Volkswirtschaften nur
      zwischen nahezu auf das Niveau verringert,                     noch mit einer Rate von etwa 0,3 Prozent zu,
      das in den Jahren vor der Corona-Krise üblich                  die inländische Verwendung sogar nur um 0,1
      war. Auch die Zahl der Schiffe, die sich vor Hä-               Prozent (Abbildung 4). Zum einen verlor die
      fen stauen, hat inzwischen fast wieder Normal-                 Expansion des privaten Konsums unter dem
      niveau erreicht (Abbildung 2).                                 Eindruck der hohen Inflation weiter an Fahrt,
                                                                     zum anderen wurden die Anlageinvestitionen
       Abbildung 2:
                                                                     verringert. Vor allem in Europa schnallten die
       Anteil blockierter Fracht in der Seeschifffahrt
                                                                     privaten Haushalte angesichts gesunkener
             Prozent                                                 Realeinkommen ihre Gürtel enger, während
        16
                                                                     sich in den Vereinigten Staaten der Anstieg der
        14                                                           Konsumausgaben lediglich verlangsamte. Auch
                                                                     in Japan, wo das Konsumniveau allerdings
        12                                                           immer noch niedriger ist als vor dem Ausbruch
                                                                     der Covid-Pandemie, legte der private Konsum
        10                                                           moderat zu. Bei den Investitionen ist der
                                                                     Rückgang        besonders     ausgeprägt      im
         8
                                                                     Wohnungsbau in den Vereinigten Staaten, wo
                                                                     die Aktivität innerhalb eines Jahres um fast 20
         6
                                                                     Prozent gesunken ist. So ist der mit 0,7 Prozent
         4
                                                                     noch recht kräftige Anstieg des US-
                                                                     Bruttoinlandsprodukts      wesentlich     darauf
         2                                                           zurückzuführen, dass die Lagerbestände
                                                                     wieder      zunahmen.      In    den     übrigen
         0                                                           fortgeschrittenen Volkswirtschaften wurden
          2018         2019      2020   2021      2022      2023
                                                                     kaum           noch        Zuwächse          der
       Monatsdaten. Anteil an Waren, die sich global auf wartenden   gesamtwirtschaftlichen Produktion verzeichnet.
       Containerschiffen befinden.                                   Während die Wirtschaft in Japan leicht um
       Quelle: Kiel Trade Indicator.                                 0,2 Prozent zulegte, stagnierte sie sowohl im

                                                                                                                        4
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      Abbildung 3:                                                         Euroraum als auch im Vereinigten Königreich;
      Globaler Containerhandel                                             in Südkorea schrumpfte sie sogar deutlich.
              Mill. TEU                                                    In den Schwellenländern wurde die ohnehin
      15,00
                                                                           verhaltene Expansion nochmals durch pan-
      14,50                                                                demiebedingte Belastungen in China ge-
                                                                           bremst. Der Produktionsanstieg in den großen
      14,00
                                                                           Schwellenländern verlangsamte sich im vierten
      13,50                                                                Quartal wieder deutlich und war mit knapp 0,5
                                                                           Prozent weniger als halb so hoch wie im länger-
      13,00                                                                fristigen Durchschnitt. In China stagnierte die
      12,50
                                                                           Wirtschaftsleistung infolge abermaliger Lock-
                                                                           downs zur Eindämmung von Covid-Infektionen.
      12,00                                                                Nachdem die Null-Covid-Politik Anfang Dezem-
                                                                           ber beendet worden war, wirkte eine massive
      11,50
                                                                           Infektionswelle bremsend. Inzwischen scheint
      11,00                                                                aber die Pandemie auch in China ihren Einfluss
                                                                           auf die Konjunktur verloren zu haben. In Indien
      10,50
                                                                           legte die gesamtwirtschaftliche Produktion im
      10,00                                                                Quartalsvergleich zwar deutlich zu, im Ver-
           2018           2019      2020       2021      2022       2023   gleich zum Vorjahr erhöhte sie sich aber nur um
                                                                           4,4 Prozent und blieb damit hinter den Erwar-
      Monatsdaten. Menge an global transportierten Containern in
      TEU      (20-Fuß   Standardcontainer)     basierend    auf           tungen zurück. Vor allem der Anstieg des priva-
      Schiffsbewegungsdaten.
                                                                           ten Konsums verlangsamte sich angesichts ge-
      Quelle: Kiel Trade Indicator.                                        stiegener Finanzierungskosten. Höhere Zinsen
                                                                           und verteuerte Lebenshaltung belasteten auch
                                                                           die Konjunktur in den übrigen asiatischen
                                                                           Schwellenländern, wo die Produktion zum Teil
      Abbildung 4:
      Gesamtwirtschaftl. Entwicklung in den G7-Ländern                     sogar empfindlich zurückging. In Lateinamerika
                                                                           war das Bild zuletzt uneinheitlich. Während das
              Prozent                        BIP
       12
                                             Inländische Verwendung        Bruttoinlandsprodukt in Brasilien leicht und in
       10                                                                  Chile deutlich schrumpfte, blieb die Produktion
                                                                           anderswo aufwärtsgerichtet, wenngleich meist
        8
                                                                           nur in moderatem Tempo. In Russland schließ-
        6                                                                  lich legte die gesamtwirtschaftliche Produktion
        4                                                                  gegen Jahresende offenbar spürbar zu, die im
                                                                           Frühjahr verzeichneten starken Einbußen wur-
        2
                                                                           den aber noch nicht wieder wettgemacht.
        0
                                                                           Die Rohstoffpreise sind nur noch moderat
        -2
                                                                           erhöht und dürften im Prognosezeitraum
        -4                                                                 noch etwas nachgeben. Die Lage an den Roh-
        -6                                                                 stoffmärkten hat sich in der zweiten Jahres-
                                                                           hälfte deutlich entspannt. Zunächst begannen
        -8
                                                                           die Preise für Industrierohstoffe unter dem Ein-
      -10                                                                  druck gedämpfter Nachfrage aus China und all-
      -12                                                                  gemein verdüsterter Konjunkturerwartungen zu
             2016   2017     2018     2019   2020     2021   2022          sinken. Der Preis für Kupfer etwa war zeitweise
      Quartalsdaten; preis- und saisonbereinigt; Veränderung gegen-        kaum noch höher als in den Jahren vor Aus-
      über dem Vorquartal; G7: Vereinigte Staaten, Japan, Kanada,
      Deutschland, Frankreich, Italien und Vereinigtes Königreich.         bruch der Corona-Krise. Deutlich erhöht sind
                                                                           zwar immer noch die Preise vieler Nahrungs-
      Quelle: OECD, Main Economic Indicators; Berechnungen des
      IfW Kiel.                                                            mittel, allerdings liegen auch sie zumeist ein gu-
                                                                           tes Stück unterhalb der im Frühjahr 2022

                                                                                                                                5
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      verzeichneten Niveaus. Der Ölpreis ist seit Juni                        mittelfristig steigendem Bedarf hängt die wei-
      tendenziell rückläufig; weder eine Kürzung der                          tere Entwicklung maßgeblich davon ab, in wel-
      Förderquoten durch die OPEC im Oktober noch                             chem Ausmaß die globalen LNG-Produktions-
      die Inkraftsetzung des EU-Embargos und eines                            kapazitäten ausgebaut werden (Kasten 1)
      Preisdeckels für russisches Rohöl Anfang De-
                                                                              Die Inflation hat ihren Höhepunkt zwar wohl
      zember und für Ölprodukte aus Russland An-
                                                                              überschritten, ist aber nach wie vor stark er-
      fang Februar haben diesen Trend gebrochen.
                                                                              höht. Der Preisauftrieb ist zuletzt etwas zurück-
      Die Maßnahmen haben aber dazu geführt, dass
                                                                              gegangen von den historischen Höhen, die er
      sich die Preisdifferenz zwischen Brent und der
                                                                              im Verlauf des Jahres 2022 erreicht hatte. Seit
      russischen Referenzsorte Urals nochmal deut-
                                                                              Oktober 2022 ist die Inflationsrate in den G7-
      lich ausgeweitet und für russisches Rohöl am
                                                                              Ländern von 8,4 Prozent auf 7,4 Prozent (Ja-
      Spotmarkt zeitweise kaum noch 50 US-Dollar
                                                                              nuar) gesunken (Abbildung 6). Maßgeblich für
      gezahlt wurden.1 Seit Jahresbeginn liegt der
                                                                              den Rückgang war die Entspannung an den
      Preis für Öl der Sorte Brent etwas über 80 Dol-
                                                                              Energiemärkten. Ab dem Frühjahr könnte sich
      lar und ist damit kaum noch höher als Durch-
                                                                              von dieser Seite sogar eine Entlastung erge-
      schnitt des Jahres 2021. Der Markt erscheint
                                                                              ben. Hingegen verharrte die Kernrate der Infla-
      weiterhin gut versorgt. Wir rechnen im Einklang
                                                                              tion bis zuletzt auf den im Herbst erreichten ho-
      mit den Finanzmärkten damit, dass sich Rohöl
                                                                              hen Niveaus. Der Preisanstieg bei Nahrungs-
      im Prognosezeitraum weiter allmählich verbilligt
                                                                              mitteln hat sich trotz auch hier in den vergange-
      (Abbildung 5). In den vergangenen Monaten ist
                                                                              nen Monaten wieder niedrigeren Notierungen
      schließlich auch das Preisniveau am europäi-
                                                                              an den Rohstoffmärkten bis zuletzt sogar ver-
      schen Gasmarkt weiter deutlich gesunken, zu-
                                                                              stärkt.
      letzt auf ein Niveau, wie es im Herbst 2021 ver-
      zeichnet wurde. Für dieses und das nächste                              Die Notenbankzinsen werden vorerst weiter
      Jahr sind derzeit angesichts weiterhin eng be-                          erhöht. Die Notenbanken in den großen fortge-
      grenzter Verfügbarkeit von Flüssiggas lediglich                         schrittenen Wirtschaftsräumen haben auf den
      moderate weitere Rückgänge zu erwarten. Bei                             starken Anstieg der Inflation recht spät, dann

          Abbildung 5:                                                        Abbildung 6:
          Rohstoffpreise                                                      Verbraucherpreise in den fortgeschrittenen Volks-
                                                                              wirtschaften
                2015=100                                   US-Dollar
          240                                                          140      9   Prozent                Verbraucherpreise insgesamt
                             Rohstoffpreise ohne Energie                                                   Kernindex
                             Ölpreis (rechte Skala)                             8
                                                                       120
          200                                                                   7

                                                                       100      6

                                                                                5
          160
                                                                       80
                                                                                4

                                                                       60       3
          120
                                                                                2
                                                                       40
                                                                                1
           80
                                                                                0
                                                                       20
                                                                               -1
           40                                                          -         2016          2018           2020           2022
             2012    2014   2016    2018    2020   2022      2024
                                                                              Monatsdaten; Veränderung gegenüber dem Vorjahr der Ver-
                                                                              braucherpreise in den Vereinigten Staaten, im Euroraum, in
          Monatsdaten; Rohstoffpreise: HWWI-Index auf US-Dollarbasis;         Japan und im Vereinigten Königreich, gewichtet mit dem Brutto-
          Ölpreis: Spotpreis Sorte Brent. Grau schattiert: Prognose des       inlandsprodukt zu Preisen und Wechselkursen von 2019; Kern-
          IfW Kiel.                                                           index: Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel.
          Quelle: International Petroleum Exchange          via   Refinitiv   Quelle: OECD, Main Economic Indicators; Berechnungen des
          Datastream; HWWI, Rohstoffpreisindex.
                                                                              IfW Kiel.

      1 Nachdem Russland eine Förderkürzung um 500
      ooo Barrel pro Tag ab März angekündigt hatte, stie-
      gen die Uralsnotierungen zuletzt wieder etwas an.

                                                                                                                                               6
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      aber mit einer historisch sehr steilen Anhebung      abgebaut. Im Ergebnis fällt die finanzielle Rest-
      der Leitzinsen reagiert. In den Vereinigten Staa-    riktion stärker aus, als dies allein durch die Leit-
      ten liegt das Ziel für die Federal Funds Rate in-    zinserhöhungen angelegt ist. Hinzu kommen
      zwischen bei 4,5 bis 4,75 Prozent und damit nur      fiskalische Konsequenzen der Kehrtwende in
      noch wenig niedriger als am Ende der letzten         der Geldpolitik, da die Zentralbanken in den
      ausgeprägten Phase geldpolitischer Restriktion       nächsten Jahren wohl keine Gewinne an die Fi-
      im Jahr 2007. Nachdem die US-Notenbank die           nanzministerien überweisen werden (Sonnen-
      Höhe der Zinsschritte nach und nach reduziert        berg, 2023). Denn die im Zuge der Ankaufpro-
      hatte, waren viele Beobachter zeitweise von ei-      gramme entstandenen hohen Überschussre-
      nem nahen Ende des Zinserhöhungszyklus               serven der Banken werden nun mit den Leitzin-
      ausgegangen. Angesichts von wieder stärkeren         sen verzinst und verursachen bei den Noten-
      Aktivitätsindikatoren und einer hartnäckig ho-       banken Zinsaufwendungen, während die aus
      hen Kerninflationsrate hat die Fed zuletzt aber      dem in der Zeit niedriger Zinsen angehäuften
      weitere Zinsschritte signalisiert. Wir rechnen mit   Anleihebestand entstehenden Zinseinkommen
      einer Kette von weiteren drei Zinserhöhungen         gering sind. Durch diese Konstellation ergeben
      um jeweils 0,25 Prozentpunkte bis zum Juli, be-      sich für die Zentralbanken sehr hohe Verluste,
      vor die Leitzinsen dann einige Zeit auf dem Ni-      die das Eigenkapital mancher Zentralbanken
      veau von 5,25 bis 5,5 Prozent belassen werden        aufzehren dürften.
      (Abbildung 7). Die EZB, die erst im vergange-
                                                            Abbildung 7:
      nen Sommer begonnen hatte, die Zügel anzu-
                                                            Leitzinsen Prognose
      ziehen, hat ihren Leitzins mittlerweile auf 3 Pro-
      zent erhöht und einen weiteren Schritt um 0,5             Prozent
      Prozent für Mitte März angekündigt. Wir rech-         6

      nen damit, dass der Zinsgipfel im Sommer bei                            Euroraum

      4 Prozent erreicht sein wird. Auch die Bank von       5                 USA

      England dürfte ihren Leitzins noch weiter, auf in                       UK
      der Spitze 4,75 Prozent, anheben. Für den Ver-        4
      lauf des kommenden Jahres sind dann bei
      nachlassender Inflation und mäßiger konjunktu-        3
      reller Expansion allmähliche Zinssenkungen
      wahrscheinlich.                                       2

      Zur Zinspolitik kommt eine quantitative
      Straffung der Geldpolitik, die ebenfalls zu           1
      restriktiveren finanziellen Konditionen führt.
      Die Fed führt ihren Anleihebestand derzeit um         0
                                                             2019      2020      2021      2022      2023      2024
      95 Milliarden Dollar pro Monat zurück. Die EZB
      plant für den Zeitraum von März bis Juni einen        Quartalsdaten, Wert am Periodenende. Euroraum: Haupt-
                                                            refinanzierungssatz, USA: Federal Funds Rate, UK:, Japan:
      Umfang von monatlich 15 Milliarden Euro, da-
                                                            Quelle: Refinitiv. grau hinterlegt: Prognose des IfW Kiel.
      nach könnte der Rhythmus auf bis zu 30 Milliar-
      den Euro erhöht werden. Während Fed und
      EZB den Anleihebestand dadurch reduzieren,
      dass die durch auslaufende Anleihen herein-          Die Geldpolitik in den Schwellenländern
      kommenden Mittel nicht erneut reinvestiert wer-      bleibt zumeist stabilitätsorientiert. Einige
      den, geht die Bank von England darüber hinaus        Schwellenländer haben 3 ähnlich wie manche
      und verkauft aktiv Papiere, um die anvisierte        osteuropäischen Volkswirtschaften 3 früh mit
      jährliche Rückführung des Anleihebestandes           ihrem Zinsanhebungszyklus begonnen und ihre
      um 80 Mrd. Pfund zu erreichen. Durch Verrin-         Leitzinsen bereits seit Mitte vergangenen Jah-
      gerung des Anleihebestandes wird der dämp-           res unverändert lassen. Zinssenkungen sind al-
      fende Effekt auf die Terminprämien, der durch        lerdings im Umfeld nach wie vor relativ hoher
      die Ankaufprogramme entstanden war und ei-           Inflation und weiter steigender Zinsen in den
      nen expansiven Impuls setzte, schrittweise           großen fortgeschrittenen Volkswirtschaften

                                                                                                                         7
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      bislang kaum vorgenommen worden. Im Ge-               weniger. In der Folge hat sich die Stimmung bei
      genteil wurden ungünstige Nachrichten von der         Unternehmen und Haushalten weltweit aufge-
      Inflation etwa in Indien oder Mexiko zum Anlass       hellt. Das Risiko eines Abrutschens in eine aus-
      für weitere Zinsanhebungen genommen. Eine             geprägte Rezession ist deutlich gesunken. Al-
      Ausnahme in diesem Bild einer auf monetäre            lerdings ist das Niveau von umfragebasierten
      Stabilität setzender Geldpolitik ist die Türkei, wo   Frühindikatoren wie den Einkaufsmanagerindi-
      die Zinsen trotz sehr hoher Inflation seit dem        zes sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als
      vergangenen Sommer mehrfach gesenkt wur-              auch in den Dienstleistungsbereichen insge-
      den, zuletzt nach dem verheerenden Erdbeben           samt noch recht niedrig und deutet nicht auf
      Ende Februar.                                         eine rasche Belebung der Konjunktur hin. Aus-
                                                            schlaggebend für die nach wie vor gedämpften
      Die stützenden Wirkungen der Finanzpolitik
                                                            wirtschaftlichen Aussichten ist die scharfe Straf-
      laufen aus. Obwohl die hohen Ausgaben zur
                                                            fung der Geldpolitik, die zu deutlich höheren Fi-
      Milderung der wirtschaftlichen Folgen der Pan-
                                                            nanzierungskosten geführt hat und die Ausga-
      demie die Staatsfinanzen in den fortgeschritte-
                                                            beneigung bremst. In den Vereinigten Staaten
      nen Volkswirtschaften, aber auch in vielen
                                                            hat sich die Zinsstrukturkurve inzwischen so
      Schwellenländern, stark belastet haben, blei-
                                                            stark invertiert, dass dies nach den Erfahrungen
      ben ausgeprägte Konsolidierungsanstrengun-
                                                            der Vergangenheit als ein starkes Signal für
      gen derzeit aus. Allerdings werden die Budgets
                                                            eine bevorstehende Rezession gewertet wer-
      dadurch entlastet, dass sich die Energiepreise
                                                            den müsste. Dass wir dennoch keinen scharfen
      wieder verringert haben. Vor allem in Europa
                                                            Konjunktureinbruch erwarten, liegt vor allem an
      hat sich die Wirtschaftspolitik mit einem zum
                                                            dem ungewöhnlich großen finanziellen Polster,
      Teil erheblichen fiskalischen Aufwand darum
                                                            das die privaten Haushalte dank der massiven
      bemüht, die Auswirkungen der Energiekrise auf
                                                            staatlichen Einkommenstransfers in der
      Haushalte und Unternehmen zu begrenzen.
                                                            Coronakrise aufgebaut haben. Die während der
      Andererseits dürften die Verteidigungsausga-
                                                            Pandemie aufgehäuften Extra-Ersparnisse hal-
      ben in der veränderten geopolitischen Lage
                                                            fen im vergangenen Jahr dabei, das Konsumni-
      deutlich steigen. Längerfristige Programme zur
                                                            veau angesichts schrumpfender Realeinkom-
      Förderung der Infrastruktur und insbesondere
                                                            men aufrecht zu erhalten und sind erst zum klei-
      eines Ausbaus erneuerbarer Energien werden
                                                            neren Teil abgeschmolzen.
      zwar zunehmend umgesetzt, bedeuten aber
      wohl keinen erheblichen fiskalischen Impuls.          Die Weltwirtschaft expandiert im laufenden
      Für 2024 rechnen wir mit insgesamt bremsen-           Jahr deutlich verlangsamt. Nachdem im Jahr
      den Wirkungen von der Finanzpolitik.                  2022 wohl noch ein Zuwachs der Weltproduk-
                                                            tion um 3,2 Prozent erreicht wurde, was in etwa
                                                            der mittelfristigen Trendrate entspricht, dürfte
      Ausblick: Weltkonjunktur bleibt                       sie im Jahr 2023 nur um 2,5 Prozent steigen
      zunächst schwach                                      (Tabelle 1). Für 2024 rechnen wir mit einer Be-
                                                            schleunigung der Konjunktur auf 3,2 Prozent.
      Bremsenden Einflüssen auf die Weltwirt-               Auf der Basis von Marktwechselkursen ergeben
      schaft stehen stützende Faktoren gegen-               sich Veränderungsraten der globalen Produk-
      über. Einige der ungünstigen Rahmenbedin-             tion von 2,1 Prozent in diesem und 2,7 Prozent
      gungen, die für die Abschwächung der Welt-            im nächsten Jahr, nach 3,0 Prozent im Jahr
      konjunktur im vergangenen Jahr wesentlich             2022. Damit haben wir unsere Prognose für das
      verantwortlich waren, haben sich zuletzt zwar         Jahr 2023 gegenüber unserer Dezemberprog-
      verbessert. So sind die Rohstoffpreise und ins-       nose (Gern et al, 2022) um 0,4 Prozentpunkte
      besondere die für Energie wieder deutlich ge-         angehoben; für 2024 bleibt sie unverändert. Der
      sunken. In der Folge hat sich die Inflation etwas     weltweite Warenhandel dürfte im Jahr 2023 nur
      verringert. Auch haben sich mit der Abkehr von        um 1,2 Prozent und im nächsten Jahr um 2,7
      der Null-Covid-Politik in China die Aussichten        Prozent steigen, nach einem Zuwachs um 3,2
      verbessert, dass sich die Konjunkturentwick-          Prozent im vergangenen Jahr.
      lung dort verstetigen kann, und Lieferengpässe
      behindern die wirtschaftliche Aktivität immer

                                                                                                                 8
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      In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften          Krise im Immobiliensektor ein bremsender Fak-
      bleibt die Expansion zunächst gedämpft.             tor, so dass die gesamtwirtschaftliche Produk-
      Bremsend wirkt nach wie vor der Kaufkraftent-       tion wohl trotz deutlich expansiver Wirtschafts-
      zug durch die hohe Inflation. Während hier Be-      politik mit 5,2 Prozent für chinesische Verhält-
      lastungen aber allmählich abnehmen, werden          nisse nicht sehr stark zulegen wird. Von der
      sich die verschlechterten monetären Rahmen-         Aufhebung der pandemiebedingten Restriktio-
      bedingungen zunehmend bemerkbar machen.             nen in China wird insbesondere auch der Frem-
      Im Wohnungsbau sind die Auswirkungen der            denverkehr in der Region profitieren, wo chine-
      höheren Zinsen bereits seit einiger Zeit spürbar,   sische Touristen vor der Krise für einen Großteil
      besonders stark in den Vereinigten Staaten,         der Einnahmen gesorgt hatten. Die wirtschaftli-
      aber auch in einigen europäischen Ländern,          che Dynamik in den asiatischen Schwellenlän-
      nicht zuletzt in Deutschland. In Europa dürfte      dern wird aber aufgrund der gedämpften Ex-
      sich die gesamtwirtschaftliche Produktion als       portaussichten für die Industrie und einer auf-
      Folge der Entspannung an den Energiemärkten         grund höherer Zinsen und inflationsbedingt ge-
      dennoch leicht beleben. In den Vereinigten          drückter Realeinkommenszuwächse verhalte-
      Staaten steht hingegen noch eine merkliche          nen Inlandsnachfrage nur mäßig sein. Die ge-
      Abschwächung der Konjunktur bevor, ohne die         nannten Faktoren belasten auch die Konjunktur
      eine nachhaltige Rückführung der Inflation auf      in den übrigen Schwellenländern, wo die Pro-
      ein akzeptables Niveau wohl nicht zu erreichen      duktionszuwächse im laufenden Jahr in der Re-
      ist. Zu hoch war zuletzt noch die Dynamik am        gel deutlich niedriger sein werden als 2022.
      Arbeitsmarkt und damit verbunden bei den Löh-
                                                          Die Risiken für die Prognose liegen zuneh-
      nen. Eine ausgeprägte Rezession erwarten wir
                                                          mend im finanziellen Umfeld. Nach wie vor
      angesichts der nach wie vor hohen finanziellen
                                                          bilden Energieversorgung und Energiepreise
      Puffer der privaten Haushalte jedoch nicht. Al-
                                                          ein Risiko für die Prognose. Gegenwärtig er-
      les in allem dürfte der Anstieg des Bruttoin-
                                                          scheinen uns Aufwärts- und Abwärtsrisiken für
      landsprodukts in den fortgeschrittenen Volks-
                                                          die Rohstoffpreise ausgeglichen. In der kurzen
      wirtschaften im laufenden Jahr auf 0,9 Prozent
                                                          Frist könnte sich die Konjunktur in den Vereinig-
      zurückgehen und auch im Jahr 2024 mit 1,6
                                                          ten Staaten als robuster erweisen als erwartet.
      Prozent recht mäßig ausfallen, nachdem im
                                                          Dies würde über höhere Importe auf die übrige
      vergangenen Jahr trotz der vielfältigen Belas-
                                                          Welt ausstrahlen. Inzwischen scheint allerdings
      tungen als Folge des Ukrainekriegs noch ein
                                                          klar, dass die derzeitige Inflationsdynamik nicht
      Zuwachs um 2,9 Prozent verzeichnet wurde
                                                          ohne eine Phase konjunktureller Schwäche ge-
      (Tabelle 2). Die Inflation auf der Verbraucher-
                                                          brochen werden kann. So dürften dann die US-
      ebene geht bei den getroffenen Annahmen im
                                                          Zinsen stärker angehoben werden und länger
      Verlauf dieses Jahres wieder zurück, liegt im
                                                          hoch bleiben als hier angenommen. Dann
      Jahr 2023 voraussichtlich aber immer noch bei
                                                          könnte sich im weiteren Verlauf des Prognose-
      5,3 Prozent und wird auch im kommenden Jahr
                                                          zeitraums auch die Abwärtsdynamik des Fi-
      mit voraussichtlich 3 Prozent noch höher sein
                                                          nanzzyklus verstärken und daraus resultie-
      als von den Notenbanken angestrebt. Bei alle-
                                                          rende Risiken für die Finanzstabilität noch mehr
      dem erhöht sich die Arbeitslosigkeit ausgehend
                                                          an Gewicht gewinnen. In den Vereinigten Staa-
      von dem derzeitigen sehr niedrigen Niveau et-
                                                          ten sind inzwischen bereits mehrere Banken in
      was, der Anstieg fällt aber mit weniger als ei-
                                                          Schieflage geraten bzw. untergegangen, bei
      nem Prozentpunkt moderat aus.
                                                          denen Kunden angesichts hoher Verluste im
      In den Schwellenländern verstärkt sich die          Anleiheportfolio das Vertrauen verloren und in
      wirtschaftliche Expansion vor allem auf-            großem Stil versucht haben, ihre Einlagen ab-
      grund einer Belebung der chinesischen               zuziehen. In vielen Ländern geben inzwischen
      Konjunktur allmählich wieder. Nachdem die           die Immobilienpreise nach einer langen Phase
      Null-Covid-Politik beendet wurde und die fol-       starken Anstiegs nach. Auch hieraus können
      gende Infektionswelle nun offenbar abgeklun-        sich finanzielle Ungleichgewichte ergeben, die
      gen ist, entfallen nun weitgehend die Belastun-     die wirtschaftliche Aktivität zusätzlich bremsen.
      gen durch die Pandemie. Allerdings bleibt die

                                                                                                              9
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      Tabelle 1:
      Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise in der Welt
                                              Gewicht        Bruttoinlandsprodukt                         Verbraucherpreise
                                                         2021 2022 2023 2024                     2021     2022     2023          2024
      Weltwirtschaft                                100 6,2        3,2    2,5   3,2               7,1      9,4      7,6           5,9
      darunter
      Fortgeschrittene Länder                      58,8 5,4        2,6    0,9   1,5              3,3       7,5       4,8          2,7
      China                                        18,6 8,4        3,0    5,2   5,2              0,9       2,0       2,8          2,7
      Lateinamerika                                  4,7 7,0       3,6    1,0   1,6              28,1     17,2      17,2         16,6
      Indien                                         7,0 8,9       6,7    5,9   6,9              5,5       6,7       5,9          5,5
      Ostasiatische Schwellenländer                  5,0 3,6       4,2    3,4   4,2              3,1       5,1       3,3          2,8
      Russland                                       3,1 4,6      -2,1   -0,4   1,2              5,9      13,8      12,5         14,0
      Afrika                                         2,4 4,9       3,3    3,6   3,7              15,1     15,0      13,8         12,2

      Nachrichtlich:
      Welthandelsvolumen (Waren)                                 10,3   3,2     1,2     2,7
      Weltwirtschaft (gewichtet gemäß Bruttoin-
                                                                 6,0    2,9     2,1     2,7   5,1     8,1         6,2        4,6
      landsprodukt im Jahr 2021 in US-Dollar)
      Prozent. Gewicht: gemäß Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 nach Kaufkraftparität. 4 Bruttoinlandsprodukt, Verbraucher-
      preise: Veränderungen gegenüber dem Vorjahr; Ostasiatische Schwellenländer: Thailand, Malaysia, Indonesien und Philippi-
      nen; Fortgeschrittene Länder: Die Werte stimmen nicht notwendigerweise mit denen in Tabelle 3 überein, da der Länderkreis
      hier breiter gefasst ist und ein anderes Konzept bei der Gewichtung verwandt wird.
      Quelle: IMF, International Financial Statistics; OECD, Main Economic Indicators; Berechnungen des IfW Kiel; grau hinterlegt:
      Prognose des IfW Kiel

      Tabelle 2:
      Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreise, und Arbeitslosenquote in den fortgeschrittenen Ländern
                             Gewicht     Bruttoinlandsprodukt          Verbraucherpreise          Arbeitslosenquote
                                     2021 2022 2023 2024 2021 2022               2023 2024 2021 2022 2023 2024
      Europäische Union         40,3    5,4    3,6     1,0    1,8   2,9     8,9    6,2    2,9   7,1   6,1     6,5   6,9
       Euroraum                 34,4    5,3    3,5     1,1    1,6   2,6     8,3    5,5    2,6   7,8   6,7     6,8   6,8
       Schweden                  1,0    5,2    2,7    -0,1    1,5   2,7     7,8    5,8    3,6   8,8   7,5     8,0   8,3
       Polen                     2,2    6,7    5,2    -0,2    3,7   5,3    12,7    9,4    4,4   3,4   2,9     3,3   3,6

      Vereinigtes
                                    5,2     7,6    4,0     -0,1    1,4     2,6     9,2     7,9      3,8     4,5    3,7     4,4      4,5
      Königreich
      Schweiz                       1,0     4,2    2,1     0,5     1,3     0,6     2,7     2,5      1,2     5,1    4,4     4,6      4,6
      Norwegen                      0,6     4,0    3,2     2,1     2,4     3,5     6,3     4,8      3,0     4,4    3,3     3,4      3,5

      Vereinigte Staaten          35,2      5,9    2,1     0,8     1,0     4,7     8,0     4,4      2,8     5,4    3,6     4,3      4,7
      Kanada                       3,1      5,0    3,4     0,7     1,1     3,4     6,8     4,2      2,5     7,4    5,3     5,5      5,7

      Japan                         8,6     2,3    1,0     0,7     1,6    -0,2     2,5     2,7      1,9     2,8    2,7     2,5      2,4
      Südkorea                      3,8     4,1    2,6     1,2     2,7     2,5     5,3     3,6      2,8     3,6    2,8     3,2      3,0
      Australien                    2,2     5,2    3,7     2,3     2,7     2,8     6,6     4,5      3,0     5,1    3,8     4,1      4,3

      Aufgeführte Länder         100,0      5,5   2,9     0,9    1,6    3,3      8,0     5,3     2,9   6,0    4,8     5,2    5,5
      Prozent. Gewicht gemäß Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 in US-Dollar. 4 Bruttoinlandsprodukt: preisbereinigt, Verände-
      rung gegenüber dem Vorjahr. 4 Verbraucherpreise: Veränderung gegenüber dem Vorjahr, Europäische Union und Norwe-
      gen: harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI). 4 Arbeitslosenquote: standardisiert nach dem ILO-Konzept. Ländergrup-
      pen gewichtet auf der Grundlage der Erwerbspersonenzahl von 2021.
      Quelle: Eurostat, VGR; OECD, Main Economic Indicators; IMF World Economic Outlook Database; Statistics Canada, Cana-
      dian Economic Account; grau hinterlegt: Prognose des IfW Kiel.

      Die Prognose im Einzelnen                                          Maßgeblich für den Anstieg im letzten Quartal
                                                                         des Jahres war ein deutlicher Lageraufbau.
                                                                         Rechnerisch trug auch die Entwicklung im Au-
      Konjunkturtief in den Vereinigten                                  ßenhandel deutlich zum Anstieg des Bruttoin-
      Staaten steht noch bevor                                           landsprodukts bei: die Exporte gingen nur leicht
                                                                         zurück, während die Importe deutlich sanken.
      Nach einem Rückgang im ersten Halbjahr                             Während sich der Anstieg des privaten Kon-
      expandierte das Bruttoinlandsprodukt in der                        sums lediglich verlangsamte, wobei Dienstleis-
      zweiten Jahreshälfte in den Vereinigten                            tungen weiterhin nachgefragt waren, gingen die
      Staaten wieder deutlich. Im dritten und vierten                    Anlageinvestitionen getrieben von weiter kräftig
      Quartal legte die Wirtschaftsleistung um 0,8                       sinkenden Wohnungsbauinvestitionen zurück.
      bzw. um 0,7 Prozent zu (Abbildung 8).                              Für das Gesamtjahr wurde trotz des Rückgangs

                                                                                                                                          10
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      im ersten Halbjahr ein Zuwachs der gesamtwirt-        Abbildung 8:
      schaftlichen Produktion von 2,1 Prozent ver-          Bruttoinlandsprodukt in den Vereinigten Staaten
      zeichnet.                                                   Kettenindex (2015 = 100)                          Prozent
                                                            120                                                                 10
      Zu Beginn des laufenden Jahres zeigt sich                                                    Veränderung
      die Wirtschaft weiter robust. Die Frühindika-                                                Niveau

      toren deuten für das erste Quartal 2023 auf eine      115                                                                 5
      stärkere konjunkturelle Dynamik hin als im
      Quartal zuvor. Der private Konsum stieg im Ja-
                                                            110                                                                 0
      nuar im Vergleich zum Vormonat um 1,1 Pro-
      zent, die Einzelhandelsumsätze sogar um 3,0
      Prozent. Während der Einkaufsmanagerindex             105                                                                 -5
      für Dienstleistungen mit 55,1 Punkten deutlich
      im expansiven Bereich notierte, lag er für die In-
                                                            100                                                                 -10
      dustrie im Januar mit 47,7 Punkten weiter deut-
      lich unterhalb der Expansionsschwelle. Ein
                                                                     -2,8        5,9         2,1         0,8         1,0
      Rückgang bei den Auftragseingängen deutet              95                                                                 -15
      darauf hin, dass die industrielle Aktivität im              I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV

      Laufe des Jahres weiter nachlässt, nachdem                    2020        2021        2022        2023         2024

      die Industrieproduktion bereits im vierten Quar-      Quartalsdaten,    Wert     am   Periodenende.    Euroraum:
                                                            Hauptrefinanzierungssatz, USA: Federal Funds Rate, UK: BoE
      tal spürbar zurückgegangen war.                       base rate.

      Die Talfahrt im Wohnungsbau setzt sich fort,          Quelle: Bureau of Economic Analysis; grau hinterlegt: Prognose
                                                            des IfW Kiel.
      und auch die Unternehmensinvestitionen
      zeigen inzwischen Anzeichen von Schwä-
      che. Die Wohnungsbauinvestitionen sind be-           ten wir für das kommende Sommerhalbjahr
      reits seit fast zwei Jahren rückläufig, und eine     rückläufige Unternehmensinvestitionen.
      Trendwende ist angesichts der im Zuge der
                                                           Der private Konsum verliert im Jahres-ver-
      restriktiven Geldpolitik deutlich gestiegenen
                                                           lauf deutlich an Fahrt. Zu Beginn dieses Jah-
      Kosten für Immobilienfinanzierungen nicht in
                                                           res haben die privaten Haushalte ihren Konsum
      Sicht. Der Wohnungsbau schrumpfte im ver-
                                                           angesichts deutlich gestiegener verfügbarer
      gangenen Jahr um fast 11 Prozent. Die aktuelle
                                                           Einkommen nochmals kräftig ausgeweitet.
      Entwicklung stimmt nicht optimistisch: Die Ver-
                                                           Maßgeblich für den Anstieg war neben höheren
      käufe von Bestandsimmobilien gingen im Ja-
                                                           Löhnen ein ausgeprägter Abgabenrückgang,
      nuar weiter zurück, im Vergleich zum Vorjahr
                                                           bei dem es sich allerdings wohl um einen ein-
      verringerten sie sich um fast 37 Prozent. Gegen
                                                           maligen Effekt handelte (Kasten USA). Der
      den Trend stiegen zuletzt zwar die Verkäufe
                                                           deutliche Rückgang der in der Pandemie zu-
      von Neubauten, sie lagen im Januar aber immer
                                                           sätzlich aufgestauten Ersparnisse, die inzwi-
      noch rund 19 Prozent unter dem Vorjahreswert.
                                                           schen zu rund 40 Prozent aufgebraucht sein
      Ungebrochen ist auch der Abwärtstrend bei den
                                                           dürften, und die weiter hohen Teuerungsraten
      Immobilienpreisen. Die Verkaufspreise von Ein-
                                                           werden den Konsum im Laufe dieses Jahres
      familienhäusern lagen im Januar knapp 14 Pro-
                                                           belasten. Die Sparquote ist zuletzt wieder ge-
      zent unter den im Juli 2022 verzeichneten
                                                           stiegen; sie notierte im Januar bei rund 4,7 Pro-
      Hochständen. Auch die Unternehmensinvestiti-
                                                           zent und damit rund 2 Prozentpunkte über ihren
      onen werden durch die erheblichen Zinserhö-
                                                           Tiefststand im vergangenen Jahr. Wir rechnen
      hungen der Notenbank gebremst. Zudem ha-
                                                           damit, dass die Sparquote in diesem Jahr wei-
      ben die Finanzinstitute die Kreditvergabestan-
                                                           ter zunimmt und im Jahresdurchschnitt 5,5 Pro-
      dards zuletzt weiter verschärft. Insbesondere
                                                           zent erreicht. Stützend wirken zwar die seit ei-
      im Verarbeitenden Gewerbe ist die Stimmung
                                                           niger Zeit wieder steigenden real verfügbare
      gedrückt und die Auftragseingänge waren zu-
                                                           Einkommen, doch dürften die bremsenden Fak-
      letzt tendenziell rückläufig, was auf gedämpfte
                                                           toren überwiegen, zumal sich die Beschäfti-
      Absatzerwartungen schließen lässt. So erwar-
                                                           gungszunahme voraussichtlich verlangsamen

                                                                                                                                      11
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      und die Lohnzuwächse allmählich verringern          Abbildung 9:
      werden.                                             Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten

      Die Dynamik am Arbeitsmarkt lässt dem-                   Prozent                                Millionen
                                                          16                                                      160
      nächst nach. Der Employment Cost Index                          Arbeitslosenquote
                                                                      Beschäftigung (rechte Skala)
      (ECI) stieg im vierten Quartal 2022 im Vergleich
      zum Vorjahr um 5,1 Prozent. Die durchschnittli-
      chen Stundenlöhne erhöhten sich im gleichen         12                                                      150
      Zeitraum um 4,4 Prozent. Damit stiegen die
      Löhne zuletzt etwas verlangsamt. Die Beschäf-
      tigungsentwicklung blieb hingegen bis zuletzt
      robust. Der überaus kräftige Anstieg der Zahl        8                                                      140
      der Beschäftigten im Januar 2023 war aller-
      dings auch auf Sonderfaktoren wie ein beson-
      ders mildes Wetter zurückzuführen. Die Ar-
                                                           4                                                      130
      beitslosenquote fiel im Januar auf 3,4 Prozent,
      den niedrigsten Wert seit 1969 (Abbildung 9).
      Gleichzeitig mehren sich aber Hinweise, dass
      sich die Lage am Arbeitsmarkt in den kommen-         0                                                      120
      den Monaten eintrüben könnte. So sind die Zahl        2016          2018            2020        2022

      der Stellenausschreibungen und die Kündi-           Monatsdaten; saisonbereinigt.

      gungsrate von ihren Höchstständen zurückge-         Quelle: US Department of Labor, Employment Situation.

      gangen, und Indikatoren wie eine abnehmende
      Zahl von Zeitarbeitskräften oder eine Zunahme      Eine merkliche Abnahme des Inflations-
      der Teilzeitbeschäftigung könnten bereits auf      drucks lässt noch auf sich warten. Nachdem
      eine kommende Trendwende am Arbeitsmarkt           die US-Notenbank die Leitzinsen seit März
      hindeuten.                                         2022 in einer raschen Schrittfolge von jeweils
      Die Finanzpolitik ist weiter restriktiv ausge-     50 oder 75 Basispunkten von Null um 4,25 Pro-
      richtet. Maßgeblich für die dämpfende Wirkung      zentpunkte angehoben hatte, reduzierte sie im
      der Finanzpolitik in den USA ist das Auslaufen     Februar 2023 das Tempo und beschloss einen
      der umfangreichen Fiskalprogramme, welche          Anstieg um 25 Basispunkte auf eine Spanne
      während der Corona-Pandemie aufgelegt wor-         von 4,50 bis 4,75 Prozent. Der letzte Zinsschritt
      den waren. Auch vom viel diskutierten „Inflation   erfolgte vor dem Hintergrund eines leichten
      Reduction Act“ gehen per Saldo keine positiven     Rückgangs des Inflationsdrucks. In der zweiten
      konjunkturellen Impulse aus. Das Paket sieht       Hälfte des vergangenen Jahres hatten sich In-
      zwar zusätzliche Ausgaben von rund 470 Mrd.        flation und Kerninflation allmählich verringert
      US-Dollar vor. Diese verteilen sich aber über 10   und lagen deutlich unterhalb ihrer zur Jahres-
      Jahre und haben fallen gemessen an der Wirt-       mitte erreichten Höchststände (Abbildung 10).
      schaftsleistung mit weniger als 2 Promille kaum    An den Finanzmärkten wurde bereits auf ein
      ins Gewicht. Außerdem stehen den zusätzli-         baldiges Ende der Zinserhöhungen spekuliert.
      chen Ausgaben, die vor allem auf die Unterstüt-    Im Januar und Februar 2023 stieg die Teuerung
      zung einer Energiewende in den Vereinigten         im Vergleich zum Vormonat jedoch wieder stär-
      Staaten gerichtet sind, Maßnahmen wie die          ker, um 0,5 bzw. 0,4 Prozent. Im Februar hat
      Einführung eines Mindeststeuersatz für Unter-      die Fed ihren Ton erneut verschärft und ange-
      nehmen und reduzierte Ausgaben für Arznei-         deutet, dass es noch einige Zinsschritte brau-
      mittel gegenüber, die ein veranschlagtes Volu-     chen wird, um die Inflation nachhaltig auf ein
      men von rund 725 Mrd. US-Dollar haben, so          stabilitätsgerechtes Niveau zu bringen. Wir er-
      dass das Budget insgesamt sogar entlastet          warten für die kommenden Monate noch drei
      wird. Die Inflation wird trotz des Namens des      weitere Zinsschritte von jeweils 25 Basispunk-
      Pakets wohl auch nicht spürbar gedämpft.           ten. Einer der Haupttreiber der hohen Inflations-
                                                         rate sind neben den Preisen für Dienstleistun-
                                                         gen die steigenden Wohnkosten. Da

                                                                                                                        12
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

       Abbildung 10:                                            Index, in dem eine Reihe von vorlaufenden In-
       Inflation in den Vereinigten Staaten                     dikatoren zusammengefasst ist, liegt auf Re-
            Prozent
                                                                zessionsniveau. Schrumpfende Wohnungsbau-
        9                                                       investitionen und nachgebende Aufträge in der
                        Verbraucherpreise
        8               Kernindex Verbraucherpreise             Industrie deuten auf einen Rückgang der Aktivi-
                        Deflator des privaten Verbrauchs        tät im Produzierenden Gewerbe hin. Stützend
        7               Kernindex Deflator                      wirkt zurzeit noch der robuste private Konsum,
        6                                                       der durch kräftige Einkommenszuwächse und
                                                                den Puffer an Extra-Ersparnissen gespeist wird.
        5
                                                                Diese stützenden Faktoren werden aber in den
        4                                                       kommenden Monaten voraussichtlich an Ge-
        3
                                                                wicht verlieren. Alles in allem rechnen wir für
                                                                das Sommerhalbjahr 2023 mit einem Rückgang
        2                                                       der gesamtwirtschaftlichen Produktion, der
        1                                                       aber moderat ausfallen dürfte. Für das laufende
                                                                Jahr insgesamt dürfte sich noch ein Zuwachs
        0
                                                                des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent er-
       -1                                                       geben, für 2024 rechnen wir bei dann wieder
         2016          2018            2020           2022
                                                                allmählich anziehender Konjunktur mit einem
        Monatswerte. Veränderung gegenüber dem Vor-jahr.        Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Aktivität um
        Kernindex: ohne Energie und Nahrungsmittel.             1,0 Prozent (Tabelle 3). Die Inflationsrate wird
        Quelle: US Department of Labor, Consumer Price Index.   in diesem Jahr voraussichtlich von 4,4 Prozent
                                                                betragen. Im kommenden Jahr erwarten wir
      Mietpreise, die zur Kalkulation der Wohnkosten            eine Inflationsrate von 2,8 Prozent. Die Arbeits-
      im Verbraucherpreisindex herangezogen wer-                losigkeit steigt im Verlauf des Jahres 2023 spür-
      den, in vergleichsweisen langen zeitlichen Ab-            bar an und wird sich im Jahr 2024 voraussicht-
      ständen angepasst werden, ist die Preisent-               lich auf 4,7 Prozent belaufen.
      wicklung in diesem Sektor sehr träge (Bolhuis
      2022). Der Anteil von Wohnkosten im Waren-                 Tabelle 3:
      korb für die Berechnung der Verbraucher-                   Eckdaten zur Konjunktur in den Vereinigten Staaten
      preisinflation liegt bei rund 35 Prozent. Entspre-                                     2021 2022 2023 2024
      chend groß ist die Bedeutung dieser Kompo-                 Bruttoinlandsprodukt          5,9      2,1   0,8    1,0
                                                                   Inländische Verwendung      7,0      2,4   0,3    1,0
      nente für die Entwicklung der Inflationsrate im              Private Konsumausgaben      8,3      2,8   0,8    0,7
      Prognosezeitraum. Seit Mitte 2022 geht die                   Staatsausgaben              0,6     -0,6   1,3    1,0
                                                                   Anlageinvestitionen         7,4     -0,2  -2,6    1,1
      Teuerungsrate für Mieten in den USA spürbar                   Ausrüstungen              10,3      4,3  -0,9    0,9
      zurück, und es ist zu erwarten, dass sich dies                Geistige Eigentumsrechte   9,7      8,9   4,3    2,0
      im weiteren Verlauf auch zunehmend dämp-                       Gewerbliche Bauten       -6,4     -6,9  -1,3    0,5
                                                                     Wohnbauten               10,7 -10,7 -13,5       0,5
      fend auf die Verbraucherpreise auswirken wird.                Vorratsveränderungen       0,3      0,7   0,0    0,1
                                                                  Außenbeitrag                -1,1     -0,3   0,5    0,1
      Die Konjunktur schwächt sich im Prognose-                     Exporte                    6,1      7,2   1,0    0,8
      zeitraum deutlich ab. Die weiterhin restriktiv                Importe                   14,1      8,2  -2,4    0,5
                                                                 Verbraucherpreise             4,7      8,0   4,4    2,8
      ausgerichtete Geldpolitik dürfte zunehmend                 Arbeitslosenquote             5,4      3,6   4,3    4,7
      bremsend auf die Ausgabebereitschaft von pri-              Leistungsbilanzsaldo         -3,7     -3,7  -3,2   -3,0
                                                                 Budgetsaldo (Bund)          -11,9     -5,3  -4,4   -4,6
      vaten Haushalten und Unternehmen wirken. Ei-
                                                                 Bruttoinlandsprodukt: preisbereinigt, Veränderung ge-
      nige Indikatoren deuten bereits auf eine spür-             genüber dem Vorjahr in Prozent. 4 Außenbeitrag, Vor-
      bare konjunkturelle Abschwächung hin. So sind              ratsveränderungen: Lundberg-Komponente. 4 Arbeits-
                                                                 losenquote: in Prozent der Erwerbspersonen. 4 Leis-
      die Renditen für zweijährige US-Staatsanleihen             tungsbilanzsaldo, Budgetsaldo: in Prozent des nomina-
      seit einiger Zeit deutlich höher als die Renditen          len Bruttoinlandsprodukts. 4 Budgetsaldo: Fiskaljahr.
                                                                 Quelle: Bureau of Economic Analysis; US Department
      für Anleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit. Eine
                                                                 of Labor, Employment Situation and Consumer Price In-
      solch starke Inversion der Zinsstrukturkurve               dex; US Department of the Treasury, Monthly Treasury
      war in der Vergangenheit regelmäßig Vorbote                Statement; Berechnungen des IfW Kiel; grau hinterlegt:
                                                                 Prognose des IfW Kiel.
      einer Rezession. Auch der Leading Economic

                                                                                                                           13
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      China: Erholung von Corona mit
                                                          Abbildung 11:
      Gegenwind                                           China: Bruttoinlandsprodukt und alternative Aktivi-
                                                          tätsmaße
      Die chinesische Wirtschaft expandierte im
      vergangenen Jahr nur schwach. Aufgrund                      Prozent                                       Index
                                                           20                 Bruttoinlandsprodukt (linke Skala)        4
      der strikten Null-Covid-Politik wurde die wirt-                         Keqiang-Index (linke Skala)
      schaftliche Aktivität 2022 weiterhin stark belas-                       Fernald et al. (2015)-Indikator           3
                                                           15
      tet (Abbildung 11). Im vierten Quartal des ver-                                                                   2
      gangenen Jahres stagnierte das chinesische           10

      Bruttoinlandsprodukt. Zunächst bremsten er-                                                                       1
                                                            5
      neut erhebliche Einschränkungen zur Eindäm-                                                                       0
      mung der Pandemie. Nachdem Anfang Dezem-              0
      ber die Restriktionen aufgehoben worden wa-                                                                       -1

      ren, belastete eine enorme Infektionswelle die       -5                                                           -2
      wirtschaftliche Aktivität. Verwendungsseitig litt
      der Konsum besonders. Die Einzelhandelsum-          -10                                                           -3
                                                                2016        2018            2020            2022
      sätze gingen im vierten Quartal um fast 5 Pro-
                                                          Quartalsdaten. Bruttoinlandsprodukt: Veränderung gegenüber
      zent zurück. Stark rückläufig war zudem der Au-     dem Vorjahr. Keqiang-Index: arithmetisches Mittel des Kredit-
      ßenhandel. Das Exportvolumen sank im Ver-           wachstums, der Frachtkargoraten sowie des Stromverbrauchs.
                                                          Fernald et al. (2015)-Indikator: erste Hauptkomponente der
      gleich zum Vorjahr um mehr als 10 Prozent (Ab-      Vor-jahresraten der Stromerzeugung, Einzelhandelsumsätze,
                                                          Schie-nenfrachtverkehrs und Rohmateralpreise (zur Auswahl
      bildung 12). Zusätzlich wurde die Konjunktur        der Variablen, vergleiche Fernald et al. (2015). Is China
      durch die ausbleibende Erholung im Immobili-        Fudging its Figures? Evidence from Trading Partner Data.
                                                          Federal Reserve Bank of San Francisco, Working Paper 2015-
      ensektor belastetet. Maßgeblich für die gesamt-     12).
      wirtschaftliche Expansion war ein Anstieg der       Quelle: National Bureau of Statistics, People's Bank of China;
      Investitionen, wobei hauptsächlich Infrastruk-      Berechnungen des IfW Kiel

      turinvestitionen des Staates und Investitionen
      von Staatsunternehmen sowie die Lagerbe-
                                                          Abbildung 12:
      stände erhöht wurden. Im gesamten Jahr ex-
                                                          Außenhandel China
      pandierte das Bruttoinlandsprodukt um lediglich
      3,0 Prozent. Dies ist eine der niedrigsten Raten           Prozent                                          Exporte
      in Chinas neuerer Geschichte. Abgesehen vom          80                                                     Importe
      Corona-Krisenjahr 2020 wurde eine niedrigere
      Zuwachsrate zuletzt im Jahre 1976 verzeichnet.       60

      Der private Konsum ging sogar um 0,2 Prozent
      zurück.                                              40

      Nach der Abkehr von der Null-Covid Politik
                                                           20
      belebt sich die Wirtschaft aktuell deutlich.
      Aktuelle Indikatoren lassen auf einen kräftigen
                                                            0
      Produktionsanstieg im ersten Quartal dieses
      Jahres schließen. Sowohl in der Industrie als
                                                          -20
      auch im Dienstleistungssektor zeichnet sich
      eine spürbare Erholung ab. Der Caixin
      Einkaufsmanager-Index für das Verarbeitende         -40

      Gewerbe überschritt im Februar mit 51,6
      erstmals seit Juli vergangenen Jahres die           -60
                                                                2016         2018            2020               2022
      Expansionsschwelle von 50 Punkten. Der
      Einkaufsmanager-Index           für         den     Veränderung gegenüber       dem       Vorjahr   auf   Basis   von
      Dienstleistungssektor stieg ebenfalls deutlich      Quartalsdurchschnitten.

      an und markierte mit 55,0 Punkten den               Quelle: Chinesische Zollverwaltung.
      höchsten Wert der letzten sieben Monate.

                                                                                                                              14
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      Der private Verbrauch erholt sich zwar, ent-       der Aufzeichnung in 2007. Zwar wurden von der
      faltet aber nur mäßige Dynamik. Nach dem           Regierung Maßnahmen zur Stabilisierung des
      plötzlichen Ende der Null-Covid-Politik konnte     Sektors beschlossen, sie haben den Abwärts-
      sich das Virus in China zunächst sehr schnell      trend bisher aber noch nicht stoppen können.
      ausbreiten und hat laut offiziellen Angaben be-    Einnahmen aus Landverkäufen waren in der
      reits mehr als 80 Prozent der Bevölkerung infi-    Vergangenheit die wichtigste Einnahmequelle
      ziert. So ist der Höhepunkt der Infektionswelle    der lokalen Gebietskörperschaften. Mit dem
      inzwischen überschritten, und die damit verbun-    Einbruch des Immobiliensektors reduzierten sie
      denen Belastungen für die chinesische Wirt-        sich drastisch, was die lokalen Regierungen
      schaft klingen ab. Besonders der private Kon-      dazu zwingt, Ausgaben einzuschränken.
      sum kann sich nun wieder weitgehend normal
                                                         Die Wirtschaftspolitik bleibt auf expansivem
      entfalten. Nachholeffekte beim Konsum dürften
                                                         Kurs. Auf nationaler Ebene versucht die Regie-
      die wirtschaftliche Aktivität anregen, zumal
                                                         rung seit Anfang 2022 durch mehrfache Locke-
      auch in China die Sparquote während der Pan-
                                                         rungen der Geldpolitik und gezielte Maßnah-
      demie gestiegen ist und Extra-Ersparnisse ge-
                                                         men zur Unterstützung von Immobilienentwick-
      bildet wurden. Allerdings dürfte der Konsum-
                                                         lern die Krise einzudämmen. Dieser Kurs wurde
      schub weniger dynamisch sein als in anderen
                                                         im vierten Quartal fortgesetzt, freilich bislang
      Ländern. Denn Unsicherheiten über die wirt-
                                                         ohne durchgreifenden Erfolg. Die Preisentwick-
      schaftliche Entwicklung und eine hartnäckige
                                                         lung ist bei alledem ruhig. Die Verbraucher-
      Krise im Immobiliensektor belasten den Kon-
                                                         preise waren im Januar dieses Jahres um 2,1
      sum auch nach dem Ende der Null-Covid-Poli-
                                                         Prozent höher als ein Jahr zuvor, die Produzen-
      tik. Die Vermögen der Haushalte sind in China
                                                         tenpreise gingen zuletzt um 0,8 Prozent zurück
      zu rund 80 Prozent im Immobiliensektor gebun-
                                                         (Abbildung 13).
      den und die dort andauernden Probleme dürf-
      ten die Bereitschaft bremsen, die zusätzlichen     Die Nach-Covid-Belebung fällt mäßig aus.
      Ersparnisse für Konsum zu verwenden. Dar-          Nach dem Ende der Null-Covid-Politik dürfte die
      über hinaus haben sich die Ersparnisse ver-
      schiedener Einkommensgruppen während der
                                                          Abbildung 13:
      Pandemiezeit sehr unterschiedlich entwickelt.
                                                          Preisentwicklung in China
      Zusatzersparnisse konnten vor allem in höhe-
      ren Einkommensgruppen gebildet werden,                   Prozent                                        Prozent
                                                           8               Verbraucherpreise                            10
      während niedrigere Einkommensgruppen, die
                                                                           Kernrate
      üblicherweise eine höhere Konsumneigung ha-          7
                                                                           Produzentenpreise (rechte Skala)
                                                                                                                        8
      ben, häufiger Arbeitsunterbrechungen hinneh-
                                                           6                                                            6
      men mussten und damit verbunden größere fi-
      nanzielle Einbußen erlitten.                         5                                                            4

      Die Immobilienkrise ist noch nicht überwun-          4                                                            2
      den. Der Immobiliensektor war in der Vergan-
      genheit einer der Wachstumsmotoren für die           3                                                            0

      chinesische Wirtschaft. Seit Mitte 2021 steht er
                                                           2                                                            -2
      vor großen Herausforderungen. Die Immobi-
      lienpreise in den 70 größten Städten fallen nun      1                                                            -4
      bereits seit fast 1 ½ Jahren, und auch die Bau-
                                                           0                                                            -6
      aktivität ist weiter auf Talfahrt. Im Dezember
      wurden 39 Prozent weniger Wohnimmobilien-            -1                                                           -8
      projekte begonnen als ein Jahr zuvor. Die für          2016           2018             2020         2022

      neue Bauprojekte akquirierten Flächen redu-
      zierten sich im Vergleich zum Vorjahr um mehr      Monatswerte; Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Kernrate:
                                                         Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel.
      als die Hälfte. Das Volumen neu ausgegebener
                                                         Quelle: National Bureau of Statistics.
      Immobilienkredite stieg zuletzt um nur 1,3 Pro-
      zent, dies ist der geringste Anstieg seit Beginn

                                                                                                                             15
KIELER KONJUNKTURBERICHTE NR. 99 (2023|Q1)

      chinesische Wirtschaft auf einen stetigen Ex-       hohe Inflation dürfte weiter abebben. Die Ver-
      pansionskurs einschwenken, der allerdings ge-       braucherpreise steigen im Durchschnitt des lau-
      messen an historischen Maßstäben moderat            fenden Jahres wohl um 5,5 Prozent, nachdem
      bleibt. So dürfte das Bruttoinlandsprodukt im       die Inflation im Vorjahr mit 8,5 Prozent so hoch
      laufenden Jahr um 5,2 Prozent steigen. Dies         war wie nie zuvor seit Bestehen der Währungs-
      entspricht in etwa dem von der chinesischen         union. Im Jahr 2024 dürfte die Teuerungsrate
      Regierung ausgegebenen Wachstumsziel für            mit 2,5 Prozent wieder vergleichsweise mode-
      dieses Jahr von 5 Prozent, ist aber recht mäßig,    rat ausfallen. Die Arbeitslosigkeit bleibt niedrig.
      wenn man bedenkt, dass sich die Wirtschaft
                                                          In der übrigen EU sind insbesondere die Mit-
      von den Belastungen durch die Covid-Politik er-
                                                          gliedsländer in Osteuropa stark von den
      holt. Für das kommende Jahr rechnen wir eben-
                                                          Auswirkungen des Ukraine-Konflikts betrof-
      falls mit einem Anstieg um 5,2 Prozent. Dabei
                                                          fen. In den mittel- und osteuropäischen Län-
      ist unterstellt, dass die Probleme im Immobilien-
                                                          dern ging die Produktion in der zweiten Jahres-
      sektor allmählich an Gewicht verlieren. Sie blei-
                                                          hälfte zum Teil recht deutlich zurück. Beson-
      ben aber ein Risiko für die Konjunktur.
                                                          ders hohe Inflationsraten, ein relativ hoher An-
                                                          teil des Handels mit Russland und der Ukraine,
      Langsame Belebung in der Euro-
                                                          und wohl auch eine besonders hohe Unsicher-
      päischen Union
                                                          heit aufgrund der räumlichen Nähe zu Russland
                                                          belasteten die Konjunktur. Zudem haben die
      Mit Abklingen der Energiekrise haben sich
      die Konjunkturaussichten im Euroraum et-            Notenbanken dort, wo eine eigenständige Geld-
                                                          politik betrieben wird, bereits recht früh und
      was aufgehellt.2 Bis zum Jahresende 2022 wa-
                                                          auch recht deutlich reagiert, so dass sich die
      ren die Auftriebskräfte offenbar stark genug, um
      zu verhindern, dass die Wirtschaftsleistung als     monetären Rahmenbedingungen spürbar ver-
                                                          schlechtert haben. Stützend wirken die seit dem
      Folge der hohen Energiepreise und des damit
                                                          vergangenen Jahr stark steigenden Zuschüsse
      verbundenen Kaufkraftentzugs schrumpft. Die
      bis zur Jahresmitte kräftige Erholung von den       aus dem Gemeinschaftsprogramm „Next Gene-
                                                          ration EU“. Die maßgeblich zur Finanzierung
      pandemiebedingten Einbußen ist aber erst ein-
                                                          von Projekten zur Dekarbonisierung und Digita-
      mal zu Ende gegangen. Angesichts der wieder
      deutlich niedrigeren Energiepreise blicken Un-      lisierung gedachten Mittel gehen deutlich über-
                                                          proportional an die mittel- und osteuropäischen
      ternehmen und Verbraucher inzwischen wieder
                                                          Mitgliedsländer, entlasten dort die Staatshaus-
      etwas optimistischer in die Zukunft, und die
      Konjunktur dürfte nach der zum Jahresende           halte und regen wirtschaftliche Aktivität an. Ent-
                                                          lastung kommt auch von den Preisen, deren
      2022 verzeichneten Stagnation allmählich wie-
                                                          Anstieg sich im Prognosezeitraum deutlich ver-
      der Tritt fassen. Im Prognosezeitraum dürfte die
      Konjunktur von einem stärkeren privaten Ver-        langsamt So dürfte die wirtschaftliche Aktivität
                                                          in diesem und im nächsten Jahr wieder Fahrt
      brauch gekennzeichnet sein, die gesamtwirt-
                                                          aufnehmen. Für 2023 rechnen wir gleichwohl in
      schaftliche Dynamik dürfte jedoch aufgrund der
      deutlichen Straffung der Geldpolitik verhalten      einigen Ländern mit einem Rückgang des Brut-
                                                          toinlandsprodukts im Jahresdurchschnitt (Ta-
      bleiben. Insgesamt wird das Bruttoinlandspro-
                                                          belle 5).
      dukt im laufenden Jahr wohl um 1,1 Prozent zu-
      legen, gefolgt von einem Zuwachs um 1,6 Pro-
      zent im kommenden Jahr. Die zuletzt noch

      2Für eine ausführliche Analyse der Konjunktur im
      Euroraum siehe Boysen-Hogrefe et al. (2023).

                                                                                                                16
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