Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - BFW

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Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - BFW
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem   1

   Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft
                 in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt Wien

             Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder

  Grundlagen für ein österreichisches Wald-Immissions-Informationssystem

 Ein Projekt des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und
                                        Umwelt

                                         Stefan Smidt (BFW)
                                Wolfgang Spangl (Umweltbundesamt)
                                 Christian Nagl (Umweltbundesamt)
                          Mitarbeit: Bernhard Schwarzl (Umweltbundesamt)

                                              FDK 425.1: (436)
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Inhalt
1    Vorwort..................................................................................................................................................... 7
2    Waldschädigende Luftverunreinigungen ............................................................................................. 9
  2.1     Einleitung.......................................................................................................................................... 9
  2.2     Gesetzlicher Schutz des Waldes, Critical Levels und Critical Loads............................................... 9
  2.3     Ozon ............................................................................................................................................... 15
  2.4     Stickstoffoxide ................................................................................................................................ 19
  2.5     Ammoniak ...................................................................................................................................... 22
  2.6     Schwefeldioxid ............................................................................................................................... 22
  2.7     Einträge (Deposition) von Stickstoff- und Schwefelverbindungen ................................................. 24
  2.8     Fluorwasserstoff und Chlorwasserstoff .......................................................................................... 28
  2.9     Schwermetalle................................................................................................................................ 29
  2.10    Flüchtige organische Verbindungen............................................................................................... 30
  2.11    Auftausalze..................................................................................................................................... 30
  2.12    Immissionseinwirkungen und Ernährungssituation........................................................................ 30
3    Messnetze und Datenquellen............................................................................................................... 31
  3.1     Immissionsmessnetze der Bundesländer und des Umweltbundesamt gemäß IG-L und
  Ozongesetz ................................................................................................................................................. 31
  3.2     Österreichisches Level II Depositionsmessnetz ............................................................................ 34
  3.3     WADOS-Messnetz der Bundesländer und EMEP-Stationen......................................................... 35
  3.4     Österreichisches Bioindikatornetz.................................................................................................. 37
  3.5     Österreichische Waldbodenzustandsinventur (BFW) .................................................................... 38
  3.6     Weitere Erhebungen ...................................................................................................................... 40
4    Schlussfolgerungen und Empfehlungen............................................................................................ 43
  4.1     Verfügbare Datensätze .................................................................................................................. 43
  4.2     Aussagekraft der Monitoringnetze ................................................................................................. 43
  4.3     Optimierung der Aussagekraft der Datensätze.............................................................................. 44
  4.4     Bedarf an weiteren gesetzlichen Regelungen ............................................................................... 45
  4.5     Verankerung im Walddialog ........................................................................................................... 46
  4.6     Ausblick .......................................................................................................................................... 47
5    Literatur.................................................................................................................................................. 48
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Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder
Grundlagen für ein österreichisches Wald-Immissions-Informationssystem

Stefan Smidt *), Wolfgang Spangl **), Christian Nagl **), Bernhard Schwarz **)

*)    Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft, Seckendorff-
      Gudent Weg 8, A-1131 Wien
**)   Umweltbundesamt Wien, Spittelauer Lände 5, A-1090 Wien

Kurzfassung

Luftschadstoffe sind in Österreich - trotz umfassender Emissionsreduktionen in den
vergangenen 25 Jahren - ein wesentlicher Belastungsfaktor für Wälder. Zu den wichtigsten
phytotoxischen    Schadstoffen     zählen   Ozon,      Schwefeldioxid,   Stickstoffoxide,
Fluorwasserstoff sowie Einträge von Schwefel, Stickstoff und Schwermetallen

Zum Schutz der Vegetation dienen in Österreich das Immissionsschutzgesetz Luft, das
Ozongesetz und das Forstgesetz. Zur Beurteilung der Umweltrelevanz gemessener
Konzentrationen und Einträge können ferner wirkungsbezogene Critical Levels und Critical
Loads herangezogen werden. Weiters sieht das Forstgesetz (Zweite Verordnung gegen
forstschädliche Luftverunreinigungen) Grenzwerte für Schadstoffgehalte in Blattorganen
von Waldbäumen vor.

Mehrere nationale und internationale Monitoringnetze liefern umfassende Daten zur
Immissionsbelastung von Wäldern: Es sind dies die Immissionsmessnetze der
Bundesländer, das Level II- und das WADOS- Depositionsmessnetz, die österreichischen
EMEP-Stationen, das Österreichische Bioindikatornetz und das Messnetz der
Österreichischen Waldbodenzustandsinventur sowie ergänzend die Kronenzustands-
erhebungen.

Die Aussagekraft der einzelnen Monitoringaktivitäten könnte durch eine entsprechende
Koordination der Institutionen, eine Optimierung der Messpunkte sowie eine Verknüpfung
der Datensätze verbessert werden.

Schlüsselworte: Monitoring, Luftschadstoffe, Messnetze
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1 Vorwort
Die österreichischen Wälder sind trotz tief greifender Emissionsminderungen in den letzten
30 Jahren Immissionseinwirkungen ausgesetzt, sodass langfristige Schädigungen nicht
ausgeschlossen werden können. Zur Überwachung der Belastungen durch
Luftschadstoffe wurden in Österreich schon in den 1980er Jahren u.a. durch die
Bundesländer, das Umweltbundesamt, das BFW und andere Forschungseinrichtungen
Messnetze mit unterschiedlichen Zielsetzungen eingerichtet. Darüber hinaus wird der
Wald bzw. der „Waldzustand“ im Rahmen der Österreichischen Waldinventur und der
europaweiten Kronenzustandserhebungen (ICP-Forests1, Level II; FutMon2) erfasst.

Im Rahmen eines Projektes, das vom Lebensministerium (Bundesministerium für Land-
und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft) initiiert wurde und finanziert wird, soll
eine immissionsbezogene Risikobewertung in der Form einer raumbezogenen Aussage
erstellt werden. Diese fußt auf der Darstellung des Ist-Zustandes und baut auf den aus
den Messnetzen gewonnenen Daten auf.

Der vorliegende Bericht stellt den ersten Teil dieses Projektes dar, in dem die allgemeinen
Grundlagen der waldschädigenden Schadstoffe, zugehörige gesetzliche Grundlagen und
die aktuellen Immissionsnetzwerke beschrieben werden. Grundlage dieses Berichts sind
u. a. die Ergebnisse der Fachtagung „Immissionsschutz des Waldes in Österreich“, die am
21. November 2007 in Mariabrunn – organisiert vom Bundesamt für Wald – stattfand.

In einem nächsten Schritt soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, die den allfälligen
Bedarf an zusätzlichen Monitoringaktivitäten sowie legistische Mängel (Gesetzeslücken)
bzw. Erfordernisse und alternative Messstrategien aufzeigt. Weiters sollen Vorschläge für
ein Wald-Immissions-Informationssystem erarbeitet werden, das eine möglichst klar
verständliche Aufbereitung und „benutzerfreundliche“ Abbildung der Immissionssituation/-
gefährdung der österreichischen Wälder zum Ziel hat.

1
    International Co-operative Programme on Assessment and Monitoring of Air Pollution Effects on Forests im Rahmen der UNECE
    Konvention über weiträumige, grenzüberschreitende Luftverunreinigungen, http://www.icp-forests.org/
2
    LIFE+ Projekt „Further Development and Implementation of an EU-level Forest Monitoring System“
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2 Waldschädigende Luftverunreinigungen
2.1 Einleitung
Waldschädigende Luftverunreinigungen und ihre negativen Auswirkungen auf den Wald
werden seit mehr als 150 Jahren systematisch erforscht. „Rauchschäden“ an
Waldbäumen in der Umgebung von Industriebetrieben, die schon im 19. Jahrhundert
identifiziert wurden, waren lokal begrenzt und der Zusammenhang zwischen dem
Verursacher und den Waldschäden war eindeutig. Als wichtigste Luftschadstoffe wurden
im 20. Jahrhundert Schwefeldioxid (SO2), Fluorwasserstoff (HF) und Schwermetallstäube
erkannt. Weitere akut und lokal bis regional wirkende und aggressive Schadstoffe sind
Ammoniak (NH3) und der sekundäre Luftschadstoff Ozon (O3). Durch die „Politik der
hohen Schornsteine“ in den 1950er und 1960er Jahren wurden die Schadstoffe auf
größere Gebiete verteilt. Durch den gleichzeitigen starken Anstieg der Emissionen stieg
damit gegen Ende des 20. Jahrhunderts die geschädigte Waldfläche dramatisch an.
Anthropogene Quellen von Luftschadstoffen sind neben Kraftwerken und der Industrie der
KFZ-Verkehr und die Landwirtschaft; natürliche Quellen sind im Hinblick auf direkte
Wirkungen bedeutungslos.

Neben den oben genannten „klassischen“ Luftschadstoffen treten die Auswirkungen des
anthropogenen Klimawandels auf Waldökosysteme zunehmend in den Blickpunkt der
Waldschadensforschung. Damit gewinnen auch die Emissionen der Treibhausgase
Kohlendioxid (CO2), Lachgas (N2O), Methan (CH4) und Fluorchlorkohlenwasserstoffe
(FCKWs) Relevanz für einen langfristigen Waldschutz. Die Konzentrationen der
treibhauswirksamen Spurengase nehmen global zu. Die Hauptverursacher sind Industrie,
Verkehr, Haushalte, Kleinverbraucher, die Landwirtschaft bzw. Änderungen der
Landnutzung.

            ) Luftschadstoff- und Depositionsmessungen zeigen, dass die Wälder in
            Österreich trotz der Emissionsreduktionen noch immer mit Schadstoffen
            belastet sind.

2.2 Gesetzlicher Schutz des Waldes, Critical Levels und Critical Loads
Grundlage für die Beurteilung der Immissionseinwirkungen sind wirkungsbezogene
Immissionsgrenzwerte, die in den folgenden Abschnitten angeführt sind. Zum Teil sind
diese in Gesetzen festgeschrieben, zum Teil liegen sie als Critical Levels3 bzw. Critical
Loads4 vor. Neben solchen für Luftschadstoffe (Schwefeldioxid, Stickstoffoxide, Ozon,
Staubniederschläge) wurden auch Grenzwerte für Schadstoffgehalte in Blattorganen von
Waldbäumen gesetzlich festgelegt. Darüber hinaus existieren Beurteilungswerte für
Schadstoffgehalte in Böden.

3
    Critical Levels sind Schwellenwerte für den direkten Wirkungspfad nicht sedimentierender Komponenten (Gase, Aerosole). Bei ihrer
    Überschreitung sind negative Wirkungen zu erwarten. Sie sind meist so formuliert, dass bei ihrer Einhaltung der Großteil aller
    Pflanzen, wenn auch nicht jedes einzelne Individuum, geschützt wird.
4
    Kritische Belastungsgrenze für Einträge bzw. jener Eintrag von Schadstoffen aus der Atmosphäre, bei dessen Überschreitung nach
    derzeitigem Kenntnisstand langfristige negative Effekte bei bestimmten Wirkobjekten oder Rezeptoren auftreten können.
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Immissionsschutzgesetz-Luft
Basis für die Charakterisierung der Luftgütesituation in Österreich sind die
Immissionsmessungen, die im Rahmen des Vollzugs des Immissionsschutzgesetzes Luft
(IG-L; BGBl. I 115/97 i.d.g.F.) sowie der dazugehörigen Verordnung über das
Messkonzept (Messkonzept-VO; BGBl. II 263/2004) durchgeführt werden.

Das IG-L legt Grenzwerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit für die
Luftschadstoffe Schwefeldioxid (SO2), PM10 (Partikel, die einen größenselektierenden
Lufteinlass passieren, der für einen aerodynamischen Durchmesser von 10 µm eine
Abscheidewirksamkeit von 50 % aufweist) Stickstoffdioxid (NOx bzw. NO2),
Kohlenmonoxid (CO), Blei (Pb) in PM10, Benzol sowie für den Staubniederschlag und
dessen Inhaltsstoffe Blei und Cadmium fest. Für NO2 und SO2 sind Alarmwerte
festgesetzt, für die Schadstoffe PM10, NO2, B(a)P, Arsen, Nickel und Cadmium im PM10
darüber hinaus Zielwerte zum langfristigen Schutz der menschlichen Gesundheit. In einer
Verordnung zum IG-L sind Immissionsgrenzwerte und Immissionszielwerte zum Schutz der
Ökosysteme und der Vegetation festgelegt (BGBl. II 298/2001; Tabelle 1).

Tabelle 1: Grenzwerte und Zielwerte gemäß IG-L-Verordnung (BGBl. II 298/2001) zum Schutz der
Ökosysteme und der Vegetation.

    Schadstoff            Konzentration         Mittelungszeit                                  Art
    NOx5                     30 µg/m³           Jahresmittelwert                                Grenzwert
    SO2                      20 µg/m³           Jahresmittelwert und Wintermittelwert           Grenzwert
    NO2                      80 µg/m³           Tagesmittelwert                                 Zielwert
    SO2                      50 µg/m³           Tagesmittelwert                                 Zielwert

Ozongesetz
Zielwerte und langfristige Ziele für Ozon wurden im Ozongesetz (BGBl. I 210/92 i.d.g.F.)
festgelegt (Tabelle 2). Der Zielwert zum Schutz der Vegetation wird in der Ozon-Richtlinie
der EU und damit auch im Ozongesetz als AOT40-Wert6 definiert. Das Konzept der
kumulativen Ozonbelastung wurde von der UN-ECE (1994) übernommen. Zur Berechnung
des AOT40 wird die Summe der Differenz zwischen Ozonkonzentrationen (MW1) über
40 ppb und 40 ppb (sofern die Ozonkonzentration über 40 ppb liegt) in einem bestimmten
Zeitraum innerhalb der Vegetationsperiode gebildet. Dafür wurde der von der UN-ECE
ausgearbeitete AOT40-Wert für den Schutz landwirtschaftlicher Pflanzen herangezogen,
der Berechnungszeitraum aber von Tageslichtstunden auf das europaweit einheitliche
Zeitfenster von 08:00 bis 20:00 Uhr (MEZ) leicht verändert7. Unterschiedliche
Referenzzeiträume (jeweils über Tageslichtstunden) werden von der UN-ECE für die
Bewertung der Ozonbelastung für Wald einerseits, für landwirtschaftliche Nutzpflanzen,
Weiden und natürliche Vegetation andererseits herangezogen.

5                                                                                                        -3
    Zu berechnen als Summe der Volumensanteile von NO und NO2 (addiert als ppb), angegeben als NO2(µg m )
6
    AOT40: accumulated exposure over a threshold of 40 ppb.
7
    Bei der Berechnung der AOT40-Werte hat dieser Unterschied nur Änderungen im Bereich weniger Prozent zur Folge.
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Tabelle 2: Definitionen von AOT40-Werten.

                                                   Zeitfenster                   Zielwert
    UN-ECE (1994), Schutz des Waldes               April–September,
                                                   Tageslichtstunden             10 ppm.h = 20.000 µg m-³ h8
    UN-ECE (1994), Schutz                          Mai–Juli, Tageslichtstunden   3 ppm.h
    landwirtschaftlicher Pflanzen
    Ozonrichtlinie und Ozongesetz,                 Mai–Juli, 08:00–20:00 Uhr     9 ppm.h = 18.000 µg m-³ h,
    Zielwert zum Schutz der Vegetation                                           gemittelt über 5 Jahre
    Ozonrichtlinie und Ozongesetz,                 Mai–Juli, 08:00–20:00 Uhr     3 ppm.h = 6.000 µg m-³ h
    langfristiges Ziel zum Schutz der
    Vegetation
    Ozonrichtlinie, Schutz des Waldes              April–September,              10 ppm.h = 20.000 µg m-³ h
                                                   08:00–20:00 Uhr

Zweite Verordnung gegen forstschädliche Luftverunreinigungen
Tabelle 3 führt die in der Zweiten Verordnung gegen forstschädliche Luftverunreinigungen
festgelegten Grenzwerte für Schwefeldioxid an; weiters sind in dieser Verordnung die
Grenzwerte für die gasförmigen Verbindungen Chlorwasserstoff (HCl), Fluorwasserstoff
(HF) und Ammoniak (NH3) sowie für Staubniederschläge (Ca, Mg; Cu, Zn, Pb, Cd)
enthalten.

Tabelle 3: Grenzwerte bzw. Zielwerte der Zweiten Verordnung gegen forstschädliche Luftverunreinigungen
(BGBl. 199/1984) für SO2. Römische Ziffern: Monate.

                              Grenzwert/Zielwert
Vegetationszeit               Halbstundenmittel: IV-IX: 70 µg SO2 m-3 (97,5 Perzentil);
                              die zulässige Überschreitung, die sich aus der Perzentilregelung ergibt, darf
                              höchstens 100% betragen
                              Tagesmittel: IV-X: 50 µg SO2/m3
Vegetationsruhe               Halbstundenmittel: XI-III: 150 µg SO2 m-3 (97,5 Perzentil);
                              die zulässige Überschreitung, die sich aus der Perzentilregelung ergibt, darf
                              höchstens 100% betragen
                              Tagesmittel: XI-III: 100 µg SO2 m-3

8
    UN-ECE (1994): Critical Level
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Critical Loads
Die kritischen Belastungsgrenzen für eutrophierende Stickstoffeinträge („Critical Loads“
gemäß Achermann und Bobbink 2003) für verschiedene Ökosysteme sind in Tabelle 4
dargestellt.
Tabelle 4: Critical Loads für Stickstoff für natürliche und “halbnatürliche” forstliche Ökosysteme (Habitate).
##: verlässlich, # ziemlich verlässlich, (#) Expertenbeurteilung .9

Ecosystem type                      kg N ha-1 yr-1    Reliability   Indication of exceedance
Soil processes
Deciduous & coniferous                 10 - 15             #        Increased N mineralization, nitrification
Coniferous forests                     10 - 15            ##        Increased nitrate leaching
Deciduous forests                      10 - 15            (#)       Increased nitrate leaching

Trees
Deciduous & coniferous                 15 - 20             #        Changed N/macro nutrients ratios, decreased
                                                                    P, K, Mg and increased N concentrations in
                                                                    foliar tissue
Temperate forests                      15 - 20            (#)       Increased susceptibility to pathogens and
                                                                    pests, change in fungistatic phenolics

Mycorrhiza
Temperate and boreal                   10 - 20            (#)       Reduced sporocarp production,
forests                                                             changed/reduced below-ground species
                                                                    composition

Ground vegetation
Temperate and boreal                   10 - 15             #        Changed species composition, increase of
forests                                                             nitrophilous species, increased susceptibility
                                                                    to parasites

Lichens and algae
Temperate and boreal                   10 - 15            (#)       Increase of algae, decrease of lichens
forests

Overall
Temperate forests                      10 - 20             #        Changes in soil processes, ground vegetation
                                                                    mycorrhiza and increased risk of nutrient
                                                                    imbalances and susceptibility to parasites
Boreal forests                         10 - 20             #        Changes in soil processes, ground vegetation
                                                                    mycorrhiza and increased risk of nutrient
                                                                    imbalances and susceptibility to parasites,
                                                                    increase in free algae

9
    ACHERMANN B., BOBBINK R. (EDS.) 2003: Empirical Critical Loads for Nitrogen: Expert workshop, Berne, 11-13 November
    2002. Workshop Summary. Environmental Documentation 164, Swiss Agency for the Environment, Forests and
    Landscape, 11-18.
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Grenzwerte für Schadstoffgehalte in Fichtennadeln und Buchenblättern

Tabelle 5a führt die in der Zweiten Verordnung gegen forstschädliche
Luftverunreinigungen festgelegten Grenzwerte für Schadstoffe in Blattorganen an. Die
Gehalte an den Hauptnährelementen Stickstoff, Phosphor, Kalium, Calcium und
Magnesium wurden im Hinblick auf Schadstoffeinwirkungen bzw. Staubablagerungen
aufgestellt. Die Tabellen 5b und 5c liefern die Grundlage zur Beurteilung der
Schwefelgehalte in Fichtennadeln unter Berücksichtigung der Gehalte der Nadeljahrgänge
1 und 2.

Tabelle 5a: Gesetzliche Grenzwerte für Höchstwerte an Schadstoffgehalten (% TS) in Fichtennadeln und
Buchenblättern gemäß Zweiter Verordnung gegen forstschädliche Luftverunreinigungen (BGBl. 199/1984).
                             Indikatorbaumart      Nadeljahrgang 1      Nadeljahrgang 2      Nadeljahrgang 3

Sulfat-S                           Fichte               0,08 %               0,11 %                0,14 %
Gesamt-S                           Fichte               0,11 %               0,14 %                0,17 %
Gesamt-S                           Buche                0,08 %
Fluor                              Fichte              0,8 mg%              1,0 mg%               1,0 mg%
Fluor                              Buche               0,8 mg%
Chlor                              Fichte               0,1 %                 0,1 %                0,1 %
Chlor                              Buche                0,1 %
Stickstoff                         Fichte                2,2 %
Phosphor                           Fichte               0,3 %
Kalium                             Fichte               0,85 %
Kalzium                            Fichte               0,9 %
Magnesium                          Fichte               0,2 %

Tabelle 5b: Klassifikation für Schwefelgehalte in Fichtennadeln (Nadeljahrgänge 1 und 2).
Klasse                             Nadeljahrgang 1                Nadeljahrgang 2
1                                     < 0,081 %                      < 0,101 %
2                                  0,081 – 0,110 %                0,101 – 0,140 %
3                                  0,111 – 0,150 %                0,141 – 0,190 %
4                                     > 0,150 %                      > 0,190 %

Tabelle 5c: Gesamtklassifikation für Schwefelgehalte (Nadeljahrgänge 1 und 2, basierend auf den in Tabelle
5b angegebenen Klassen).10
Gesamtklassifikation          Summe der Klassenwerte         SO2-Immissionseinwirkung
                                 gemäß Tabelle 5b
1                                       2                          auszuschließen
2                                     3, 4                            möglich
3                                     5, 6                           vorhanden
4                                     7, 8                              stark

10
      STEFAN K., FÜRST A. 1998: Indication of S and N Inputs by means of needle analyses based on the Austrian Bio
     Indicator Grid. Enviromental Science and Pollution Research, Special Issue No. 1, 63-70.
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Schwermetallgehalte im Boden

Tabelle 6 gibt für die einzelnen Schwermetalle bzw. Halbmetalle Klassen unterschiedlicher
Belastungen wieder.

Tabelle 6: Bewertungen für Schwermetallgehalte im Boden. 11
                           sehr niedrig         niedrig            mittel              hoch            sehr hoch
Austauschbare                   28
Kationen
                             mg kg-1            mg kg-1            mg kg-1            mg kg-1            mg kg-1
Arsen                           20
Blei                          < 10              10 - 20            20 - 50            50 - 100           > 100
Cadmium                      < 0,10           0,10 - 0,25        0,25 - 0,50        0,50 - 1,00          > 1,00
Chrom                         < 30              30 - 50            50 - 60           60 - 100            > 100
Cobalt                          50
Kupfer                        < 15              15 - 25            25 - 50            50 - 100           > 100
Nickel                        < 20              20 - 30            30 - 40            40 - 60             > 60
Molybdän                      < 0,3            0,3 - 0,6          0,6 - 2,0          2,0 - 5,0            > 5,0
Quecksilber                  < 0,15           0,15 - 0,25        0,25 - 0,50         0,50 - 1,0           > 1,0
Selen                        < 0,15           0,15 - 0,30        0,30 - 1,00         1,0 - 5,0            > 5,0
Zink                          < 60              60 - 90           90 - 150           150 - 300           > 300

Tabelle 7 zeigt kritische Schwermetallkonzentrationen im Hinblick auf die mikrobielle
Aktivität und die Bodenfauna auf.

Tabelle 7: Kritische Schwermetallkonzentrationen im Boden im Hinblick auf die mikrobielle Aktivität (nicht
gesetzliche Grenzwerte)..12
                                              Cu        Zn        Pb       Cd         Ni         Hg    Cr(III)
                                            Kritische Konzentrationen in Humusauflagen (mg kg-1) getrockneter
                                                       Böden (nach Taler 1992, in Elling et al. 2007)
Aktivität Bodenenzyme                          20       600      ≥ 500     20                   0,75    > 30
Bodenatmung                                    20       600      ≥ 500     20                  0,75?    > 30
Stickstoffumsatz                               20                          20                   1,25
Mikroflora                                  20 – 35    300?      ≥ 500   20 - 35
Bodeninvertebraten                           < 100     < 500      150     < 100                < 500
Grenzwerte in Waldböden im Hinblick            60       170      100 -               95               75 - 100
auf die Gefährdung von                                            400
Mikroorganismen (nach Empfehlung
von Van Mechelen et al. 1997).
*) Originaleinheiten umgerechnet auf die Jahreseinträge der Elemente

11
     BLUM W.E.H., KLAGHOFER E., KOCHL A., RUCKENBAUER P. 1997: Bodenschutz in Österreich. Bundesministerium für
     Land- und Forstwirtschaft.
12
  ELLING W., HEBER U., POLLE A., BEESE F. 2007: Schädigung von Waldökosystemen. Auswirkungen anthropogener
Umweltveränderungen und Schutzmaßnahmen. Elsevier Amsterdam, New York, Tokio.
VAN MECHELEN L., GROENEMANS R., VAN RANST E. 1997: Forest soil condition in Europe, results of a large soil survey.
Technical Report. EC, UN-ECE.
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem    15

2.3 Ozon
Wirkung
Ozon bzw. seine aggressiven Reaktionsprodukte (Radikale) greifen Biomembranen,
Eiweißkörper und Chlorophyll an, wodurch die Photosynthese und damit die
Stoffproduktion beeinträchtigt wird. Bei erhöhter Dosis wird das Palisadengewebe
geschädigt, was je nach Pflanzenart helle oder dunkle Punktierungen hervorruft. Bei
Pflanzen können bereits kurzfristig erhöhte Ozonkonzentrationen zu Schädigungen der
Blattorgane führen, bei langfristiger Belastung treten Wachstums- bzw. Ernteverluste auf.
Troposphärisches Ozon ist zudem – obschon im Kyoto-Protokoll nicht geregelt – eines der
bedeutendsten Treibhausgase.

Herkunft
Ozon entsteht als sekundärer Luftschadstoff durch die Einwirkung von Sonnenlicht im
Zuge komplexer chemischer Prozesse in der Atmosphäre. Ozonvorläufersubstanzen sind
Stickstoffoxide und flüchtige organische Verbindungen ohne Methan (NMVOC, non-
methane volatile organic compounds); global tragen auch Methan und CO zur
Ozonbildung bei.
Die in Mitteleuropa herrschende Ozonbelastung setzt sich aus einer großräumigen – die
gesamte Nordhalbkugel umfassenden – und einer mitteleuropäischen Hintergrund-
konzentration zusammen. Zusätzlich kommt es im weiteren Umkreis großer
Ballungsräume zu einer verstärkten regionalen Ozonbildung. Diese ist vor allem für hohe
kurzzeitige Spitzenkonzentrationen, z. B. Überschreitungen der Vorwarnstufe,
verantwortlich. Die Überschreitungen der Zielwerte zum Schutz der menschlichen
Gesundheit und zum Schutz der Vegetation gehen wesentlich auf das großflächig – d. h.
auf mitteleuropäischem Maßstab – erhöhte Konzentrationsniveau zurück.

Aktuelle Belastungssituation
Für die Beurteilung der Ozonbelastung werden aufgrund der unterschiedlichen Lang- und
Kurzzeitwirkung auf Mensch und Vegetation verschiedene Schwellenwerte und Zielwerte
herangezogen.
   • Die aktuelle Information der Bevölkerung über kurzzeitig erhöhte Ozonkonzen-
       trationen – in Hinblick auf akute Gesundheitsbeeinträchtigungen empfindlicher
       Personengruppen – basiert auf Einstundenmittelwerten (Informations- und
       Alarmschwellenwerte von 180 bzw. 240 µg m-³).
   • Langfristige gesundheitliche Auswirkungen werden in Bezug auf den Zielwert
       gemäß IG-L beurteilt, der als Achtstundenmittelwert von 120 µg m-³ festgelegt ist.
   • Langfristige Auswirkungen auf die Vegetation werden anhand der kumulativen
       Ozonbelastung (AOT40) bewertet.

Zur Überwachung der Belastung von Menschen und Vegetation durch Ozon wurden im
Jahr 2007 in Österreich 115 Ozonmessstellen gemäß Ozongesetz betrieben.
Die Information der Öffentlichkeit sowie die Beurteilung der Ozonbelastung orientieren sich
an den acht Ozonüberwachungsgebieten (Abbildung 1). Dieser regionalen Einteilung folgt
auch die Auswertung in den folgenden Kapiteln.
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem                       16

Abbildung 1: Ozon-Überwachungsgebiete.

Der Zielwert zum Schutz der Vegetation wurde in der Periode 2003–2007 an 79 Ozon-
messstellen – d. h. an 69 % der Messstellen – überschritten, das langfristige Ziel zum
Schutz der Vegetation an allen Messstellen außer an der verkehrsnahen Station Enns A1.
Tabelle 8 gibt für die einzelnen Ozonüberwachungsgebiete die Messstellen mit den
höchsten AOT40-Werten (Mai–Juli, 08:00–20:00 Uhr) an. Der Bereich über 1.500 m
Seehöhe, der sich durch besonders hohe AOT40-Werte charakterisiert, wird gesondert
ausgewiesen. Abbildung 2 zeigt die AOT40-Werte (Mai–Juli, 08:00–20:00 Uhr), gemittelt
über den Zeitraum 2003–2007.

Tabelle 8: Höchste AOT40-Werte (Mai–Juli) in den einzelnen Ozonüberwachungsgebieten, in µg m-³ h (die
Messstelle über 1.500 m Seehöhe ist gesondert ausgewiesen), Mittel 2003–2007 bzw. 2007 für die Station
Grebenzen.

 Gebiet                             Mittel 2003–2007                                   2007
                       Messstelle                   AOT40           Messstelle                 AOT40
                                                   (µg m-³ h)                                 (µg m-³ h)
          1            Wiesmath                      32.002         Wiesmath                   30.750
          2            Klöch                         31.242         Klöch                      31.785
          3            Haunsberg                     26.842         Grünbach                   26.019
          4            Grundlsee                     20.564         Grundlsee                  16.444
          5            Kufstein                      19.961         Kufstein                   17.225
          6            Sulzberg                      30.074         Sulzberg                   23.711
          7            Vorhegg                       27.171         Soboth                     24.368
                                                                                *
          8            Judenburg                     17.011         Grebenzen                  22.909
      > 1.500 m        Sonnblick                     37.068         Sonnblick                  33.935

*) Die Station Grebenzen wurde im Sommer 2006 in Betrieb genommen, daher kann kein Mittelwert 2003–
2007 gebildet werden.
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem                  17

Abbildung 2: AOT40-Werte (Mai–Juli, 08:00–20:00 Uhr), Mittel über den Zeitraum 2003–2007 (in µg m-³ h-1).

Die Belastungsschwerpunkte hinsichtlich des AOT40-Wertes (Beurteilungszeitraum Mai–
Juli) liegen einerseits im Osten Österreichs, andererseits im Hoch- und Mittelgebirge
(Gerlitzen, Sonnblick, Nordkette, Karwendel West, Sulzberg, Masenberg und Rennfeld); dort
wurden besonders hohe Werte (> 30.000 µg m-³ h) registriert, was zu einer zusätzlichen
Belastung für Ökosysteme in höheren Lagen führt, in denen die Lebensbedingungen
schwieriger als in tiefen Lagen sind. Auch an außeralpinen Stationen (llmitz, Wiesmath,
Arnfels, Graz Platte und Klöch) überschritten AOT40-Werte 30.000 µg m-³ h.

Keine Überschreitungen des Zielwertes wurden an zahlreichen Messstellen in alpinen
Tälern (Oberdrauburg, Obervellach, Spittal a.d.D., Wietersdorf, Bad Ischl, St. Johann i.P.,
Tamsweg, Zell a.S., Judenburg, Liezen, Kramsach, Lienz, Bludenz), an verkehrsnahen
Messstellen (Zederhaus, Wald a.A.) sowie an mehreren städtischen Messstellen, die für den
Schutz der Vegetation aber nicht repräsentativ sind, registriert.

Der in der Ozonrichtlinie festgelegte AOT40-Wert zum Schutz der Wälder ist mit
20.000 µg m-³ h – bezogen auf den Zeitraum April–September (Tageslichtstunden) – ident
mit dem von der UN-ECE (1994) festgelegten AOT40-Wert (Tabelle 2).
Er wurde im Jahr 2007 in Österreich an 110 Messstellen (95 %) überschritten, wobei die
höchsten Überschreitungen im Hoch- und Mittelgebirge (neben Sonnblick v. a. Gerlitzen,
Nordkette, Karwendel West) sowie in Ostösterreich (Wiesmath, Klöch, Graz Platte,
Masenberg, Hainburg, Bad Vöslau, Payerbach, Irnfritz) beobachtet wurden.
Überschreitungen um mehr als das Doppelte registrierten die 37 Messstellen Illmitz,
Kittsee, Gerlitzen, Bad Vöslau, Forsthof, Gänserndorf, Hainburg, Heidenreichstein,
Himberg, Irnfritz, Klosterneuburg, Kollmitzberg, Mistelbach, Payerbach, Pillersdorf,
Stixneusiedl, Wiener Neustadt, Wiesmath, Ziersdorf, Grünbach, Haunsberg, Sonnblick,
Arnfels, Bockberg, Graz Platte, Graz Schlossberg, Grebenzen, Höchgössnitz, Klöch,
Masenberg, Rennfeld, Karwendel West, Nordkette, St. Sigmund, Zillertaler Alpen,
Sulzberg und Wien Hermannskogel.
Der höchste AOT40-Wert (April–September) wurde - abgesehen vom Sonnblick - an der
Messstelle Gerlitzen mit 59.488 µg m-³ h registriert. Im Nordosten Österreichs lag der
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem                      18

höchste AOT40 bei 51.951 µg m-³ h in Wiesmath, im Südosten Österreichs bei
50.331 µg/m³ in Klöch.
AOT40-Werte unter 20.000 µg m-³ h wurden an wenigen Messstellen in alpinen Tälern –
Wolfsberg, Spittal a.d.D., Tamsweg – sowie an einzelnen verkehrsnahen Messstellen
(Zederhaus, Villach, Innsbruck Reichenau) beobachtet.

Trends
Die Trends der AOT40-Werte weisen in nahezu allen ausgewerteten Gebieten keine
statistische Signifikanz auf. Lediglich im Ozonüberwachungsgebiet 4 ergibt sich – auf
einem Signifikanzniveau von 90 % – eine mittlere Zunahme von 400 µg m-³ h pro Jahr. Im
Mittel über alle Messstellen stieg der AOT40-Wert 1992–2007 um 200 µg m-³ h pro Jahr.
Der Verlauf der AOT40-Werte zeigt hohe Belastungen in den Jahren 1994, 2000, 2006
und vor allem im extremen Trockenjahr 2003 sowie niedrige Werte 1997, 1999 und 2004.
Der Trend der AOT40-Werte gemäß Ozongesetz bzw. der Ozonrichtlinie (Mai – Juli, 08:00–
20:00 Uhr), gemittelt für die einzelnen Ozonüberwachungsgebiete sowie für die Messstellen
über 1.500 m Seehöhe, ist für den Zeitraum 1992–2007 in Abbildung 3 dargestellt; im
Hinblick auf die spezifisch hohe langzeitige Ozonbelastung im Hoch- und Mittelgebirge ist
die gesonderte Auswertung dieses Gebietes sinnvoll.
Im Verlauf der letzten 15 Jahre zeichnen sich einige regionale Unterschiede ab; so wiesen
die Täler in Nordtirol, Salzburg und der Nordsteiermark (Ozonüberwachungsgebiete 4 und
5) in den mittleren 1990er Jahren vergleichsweise niedrige AOT40-Werte auf, der
Südosten Österreichs (Gebiet 2) hingegen relativ hohe.

           40,000

           35,000

           30,000

         ) 25,000
         h
         ³.
          /m
           g
           (µ 20,000
            0
            4
            T
            O 15,000
            A

           10,000

             5,000

                  0
                       1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

                            OÜG1     OÜG2     OÜG3     OÜG4     OÜG5      OÜG6         OÜG7+8   Gebirge

Abbildung 3: Mittlere AOT40-Werte (Mai–Juli) gemäß Ozongesetz in den Jahren 1992–2007, gemittelt über
die einzelnen Ozonüberwachungsgebiete (OÜG) (in µg m-³ h-1). Gebirge: Messstellen > 1.500 m.

In Abbildung 4 sind die Trends der über den Zeitraum von April bis September summierten
AOT40-Werte (Schutz des Waldes) für die Jahre 1992–2007 dargestellt. Während der
1990er Jahre zeigten die AOT40-Werte keine deutliche Veränderung, ehe 2000 in den
Ozonüberwachungsgebieten 2 und 3 – im Gebirge schon 1998 – ein Anstieg festzustellen
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem                                                          19

war. Das Jahr 2003 wies an fast allen unter 1.500 m gelegenen Messstellen eine
herausragend hohe Belastung auf, nur im Hoch- und Mittelgebirge wurde 2003 eine
ähnliche Belastung wie bereits in den Jahren seit 2000 beobachtet. Im Jahr 2004 gingen
die AOT40-Werte überall markant zurück, in den meisten Ozonüberwachungsgebieten
sowie im Gebirge wurde 2004 die niedrigste Belastung seit Beginn der Messreihen
registriert. Seitdem stiegen die AOT40-Werte zum Schutz des Waldes wieder leicht an,
blieben aber bis 2007 zumeist auf einem mittleren Niveau. Im Jahr 2007 wies
Nordostösterreich eine überdurchschnittliche, die Messstellen im Gebirge eine
unterdurchschnittliche Belastung auf.
Die Entwicklung der AOT40-Werte zeigt lediglich in den Ozonüberwachungsgebieten 4
und 5 signifikante Anstiege, im Gebiet 4 (Signifikanzniveau 99 %) um 520 µg m-³ h pro
Jahr und im Gebiet 5 (Signifikanzniveau 90 %) um 330 µg m-³ h pro Jahr. Im Mittel über
alle 73 Messstellen veränderte sich der AOT40-Wert zwischen 1992 und 2007 nicht.

                                                              AOT40 (April - September)

            80,000

            70,000

            60,000

            50,000
           )
           .h
            ³
            m
            /
            g 40,000
            µ
            (
            0
            4
            T
            O
            A30,000

            20,000

            10,000

                  0
                       1992   1993   1994    1995     1996   1997     1998    1999   2000   2001    2002   2003   2004   2005   2006   2007

                                     OÜG 1          OÜG 2     OÜG 3          OÜG 4    OÜG 5        OÜG 6     OÜG 7+8      Gebirge

Abbildung 4: Mittlere AOT40-Werte zum Schutz des Waldes (April – September) in den Jahren 1992–2007,
gemittelt über die einzelnen Ozonüberwachungsgebiete (OÜG; in µg m-³ h). Gebirge: Messstellen > 1.500 m.

2.4 Stickstoffoxide
Wirkung
Die Stickstoffoxide NOx sind bedeutende Ozonvorläufer und tragen überdies zur
Versauerung und Eutrophierung (Überdüngung) von Böden und Gewässern bei. Sie bilden
aggressive membran- und enzymzerstörende Radikale in der Zelle und hemmen die
Photosynthese. Partikelförmiges Ammoniumnitrat, das aus gasförmigen Stickoxiden und
Ammoniak in der Atmosphäre entstehen kann, liefert vor allem in der kalten Jahreszeit, als
Vorläufersubstanz für die Bildung von partikulärem Nitrat, einen erheblichen Beitrag zu der
großräumigen Belastung durch PM10.
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem   20

Herkunft
Stickstoffoxide entstehen überwiegend als unerwünschtes Nebenprodukt bei der
Verbrennung von Brenn- und Treibstoffen bei hoher Temperatur, die Hauptquelle ist der
Straßenverkehr.
Die NOx-Emissionen verringerten sich zunächst von 226.700 t im Jahr 1985 auf 181.400 t
(1995), um danach wieder 225.160 t (2006) zu erreichen (UMWELTBUNDESAMT 2008a); der
Grund dafür ist die Zunahme des Schwerverkehrs und der Diesel-PKW. Berücksichtigt
man den preisbedingten Kraftstoffexport („Tanktourismus“, im Zuge dessen Treibstoffe in
Österreich getankt, aber im Ausland verbraucht werden), so sinken die NOx-Emissionen
seit 1980 kontinuierlich, aber langsam auf 173.000 t ab.
Die im Emissionshöchstmengengesetz geforderten maximalen NOx-Emissionen von
103.000 t werden derzeit noch weit überschritten. Die Notwendigkeit der Reduktion der
relevanten Schadstoffemissionen beruht auch auf der Tatsache, dass Immissions-
Grenzwerte und Zielwerte – v.a. für Ozon – nach wie vor überschritten werden und sich
daraus ein Gefährdungspotenzial für Waldökosysteme ergibt.

Aktuelle Belastungssituation
Zur Überwachung der Konzentration an Stickstoffoxiden wurden im Jahr 2007 in
Österreich 142 NO2- bzw. NOx-Messstellen gemäß IG-L betrieben, 18 davon zudem zur
Überwachung der Grenzwerte zum Schutz der Ökosysteme und der Vegetation.
Unter den zur Überwachung der Grenz- und Zielwerte zum Schutz der Ökosysteme und
der Vegetation betriebenen Messstellen registrierte 2007 Kramsach Angerberg eine
Überschreitung des Grenzwertes von 30 µg m-³ NOx (berechnet als NO2). Der NOx-
Jahresmittelwert lag bei an diesem Standort bei 43 µg m-³. An den anderen ähnlich stark
belasteten Messstellen wurde der Grenzwert eingehalten; neben Kramsach wiesen
Obervellach (19 µg m-³) und St. Georgen i.L. (16 µg m-³) die höchsten NOx-
Jahresmittelwerte unter den zur Überwachung der Grenz- und Zielwerte zum Schutz der
Ökosysteme und der Vegetation betriebenen Messstellen auf.
Der Zielwert von 80 µg m-³ als Tagesmittelwert (er ist ident mit dem Zielwert zum Schutz
der menschlichen Gesundheit) wurde an allen Messstellen eingehalten. Die höchsten
TMW unter den zur Überwachung der Grenz- und Zielwerte zum Schutz der Ökosysteme
und der Vegetation betriebenen Messstellen wurden in Kramsach (64 µg m-³), St. Georgen
i.L. (46 µg m-³) und Forsthof (45 µg m-³) gemessen.

Trends
Die NO2-Belastung nahm in Österreich im Zeitraum von den späten 1980er Jahren bis
2000, besonders stark an städtischen verkehrsnahen Standorten, zumeist ab. Die jährlichen
NOx-Emissionen Österreichs (ohne preisbedingten Kraftstoffexport, UMWELTBUNDESAMT
2008a) sanken in diesem Zeitraum nahezu kontinuierlich. Seit 2000 ist jedoch an
zahlreichen Messstellen, vor allem an höher belasteten und verkehrsnahen Standorten,
wieder eine Zunahme der NO2-Konzentrationen festzustellen.

Tabelle 9 und die Abbildungen 5a und 5b geben die statistische Auswertung aller NO2-
Messstellen an, die seit 1993 durchgehend in Betrieb sind. Dargestellt sind Maximum, 95-
Perzentil, Mittelwert und Minimum der NO2- sowie der NOx-Jahresmittelwerte dieser
80 NO2-Messstellen.
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem                                21

Tabelle 9: Maxima, 95-Perzentile, Mittelwerte und Minima der Jahresmittelwerte von NO2 und NOx
(in µg m-³) an den durchgehend betriebenen NO2-Messstellen 1993–2007.

     NO2                             93   94   95   96   97   98   99   00   01   02   03   04   05        06       07
     Maximum                         74   73   72   72   64   67   59   58   58   57   64   68   73        74      71
     P95                             47   47   45   48   45   44   42   43   43   43   46   44   49        49      45
     Mittel                          30   27   26   27   26   26   25   25   24   25   27   25   26        27      25
     Minimum                         6    5    4    5    4    4    5    4    2    2    4    4    5         5        4

     NOx                             93   94   95   96   97   98   99   00   01   02   03   04   05        06       07
     Maximum                         347 319 315 302 277 265 262 267 253 249 248 264 260                 243       222
     P95                             136 131 134 125 114 122 109 109 108 116 115 116 119                 127       106
     Mittel                          67   61   57   56   56   55   53   53   53   54   55   52   52        55      49
     Minimum                         9    5    6    6    4    4    5    4    3    3    5    4    5         5        5

Die mittlere NO2-Konzentration über alle Messstellen in Österreich veränderte sich im
Zeitraum von 1993 bis 2007 praktisch nicht; sie variierte zwischen 24 und 30 µg m-³. An den
höher belasteten Messstellen nahm die mittlere NO2-Konzentration hingegen von den
späten 1990er Jahren bis 2005 zu.
Demgegenüber nahm die mittlere NOx-Konzentration13 im Verlauf der 1990er Jahre
kontinuierlich ab, von 77 µg m-³ 1990 über 67 µg m-³ 1993 und 56 µg m-³ 1996 auf
53 µg m-³ 1999 bzw. 2000. Zwischen 2000 und 2006 veränderte sich die NOx-
Konzentration, gemittelt über alle Messstellen, kaum, sie variierte zwischen 52 und
55 µg m-³.
Auch die NOx-Konzentrationen stiegen an den höher belasteten Messstellen zwischen
2000 und 2006 wieder an, wenngleich nicht so stark wie jene des NO2.

                                80
                                                                                                     Maximum
                                70
                                                                                                     P95
                                60
              NO2 JMW [µg/m³]

                                                                                                     Mittelw ert
                                50                                                                   Minimum
                                40

                                30

                                20
                                10

                                0

Abbildung 5a: Maxima, 95-Perzentile, Mittelwerte und Minima der Jahresmittelwerte von NO2 an den
durchgehend betriebenen NO2-Messstellen 1993–2007 (in µg m-³).

13                                        -
     NOx jeweils angegeben in µg m ³ als NO2
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem                                                                22

                       350
                                                                                                                                      Maximum
                       300                                                                                                            P95
  NOX JMW [µgNO2/m³]

                       250                                                                                                            Mittelw ert
                                                                                                                                      Minimum
                       200

                       150
                       100

                       50

                        0
                             1993

                                    1994

                                           1995

                                                  1996

                                                         1997

                                                                1998

                                                                       1999

                                                                              2000

                                                                                     2001

                                                                                            2002

                                                                                                   2003

                                                                                                          2004

                                                                                                                 2005

                                                                                                                        2006

                                                                                                                               2007
Abbildung 5b: Maxima, 95-Perzentile, Mittelwerte und Minima der Jahresmittelwerte von NOx an den
durchgehend betriebenen NO2-Messstellen 1993–2007 (in µg m-³).

2.5 Ammoniak
Ammoniak entsteht vor allem bei der Tierintensivhaltung und trägt wie die Stickstoffoxide
zur Bildung von Stickstoffeinträgen bei. Es hemmt die Chlorophyllbildung und
beeinträchtigt damit die Photosynthese. Die NH3-Emissionen verringerten sich zwischen
1995 und 2006 von 75.350 t auf 65.810 t (UMWELTBUNDESAMT 2008a). Über die aktuelle
Belastung der Luft liegen in Österreich derzeit nur punktuelle Messungen vor. An Tiroler
Höhenprofilen konnte gezeigt werden, dass im Nahbereich von Tierhaltungen zu bis zu
siebenfach erhöhte Konzentrationen gegenüber Reinluftgebieten auftreten (Smidt et al.
2008).

2.6 Schwefeldioxid
Wirkung
In hohen Konzentrationen hat SO2 direkte negative Auswirkungen auf die Atmungsfunktion
von Mensch und Tier sowie auf Pflanzen. SO2 bildet wie die meisten Schadstoffe Radikale
und beeinträchtigt die Photosynthese. SO2 und seine Oxidationsprodukte können Schäden
an Gebäuden und anderen Sach- und Kulturgütern verursachen sowie zur Versauerung
von Böden beitragen. Darüber hinaus erhöht SO2 zusammen mit Ammoniak durch die
Bildung von partikelförmigem Ammoniumsulfat die Belastung mit Feinstaub fallweise
erheblich.

Herkunft
SO2 entsteht hauptsächlich beim Verbrennen von schwefelhaltigen Brenn- und
Treibstoffen, bei den Produktionsprozessen der Eisen- und Stahlindustrie sowie bei der
Erzeugung von Schwefelsäure in der chemischen Industrie. Ein beträchtlicher Teil der SO2-
Belastung in Österreich ist aber auf Emissionen im benachbarten Ausland zurückzuführen.

Durch die Förderung von emissionsmindernden Maßnahmen v.a. im Bereich der Industrie
und der Kraftwerke veränderte sich die Emissionssituation in Österreich seit dem Beginn
der 1980er Jahre: Die SO2-Emissionen gingen von 179.810 t (1985) auf 28.460 t (2006)
zurück (UMWELTBUNDESAMT 2008a).
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem    23

Aktuelle Belastungssituation
Luftqualität: Zur Überwachung der Belastung durch SO2 wurden im Jahr 2007 in
Österreich 102 Messstellen gemäß IG-L betrieben, darunter 14 Messstellen für die
Überwachung der Einhaltung der Grenzwerte für die Ökosysteme.
Die Grenzwerte zum Schutz der Ökosysteme und der Vegetation (20 µg m-³ als Jahres- und
als Wintermittelwert) wurden an allen Messstellen eingehalten.
Der höchste Jahresmittelwert trat mit 14 µg/m³ in Straßengel (industrienah) auf. Unter den
ökosystemrelevanten Messstellen wurde am Forsthof, in Heidenreichstein und Grünbach
mit jeweils 3 µg m-³ der höchste Jahresmittelwert registriert.
Der höchste Wintermittelwert (Oktober 2006 bis März 2007) wurde mit 22 µg m-³ ebenfalls
in Straßengel gemessen. An den ökosystemrelevanten Messstellen Forsthof,
Heidenreichstein und Grünbach wurde jeweils 3 µg m-³ als höchster Wintermittelwert
registriert.

Immissionseinwirkungen        (Bioindikatornetz):   Trotz   der      rückläufigen   SO2-
Konzentrationen in der Luft können Schwefel-Immissionseinwirkungen auf der Basis von
Nadelanalysen des Österreichischen Bioindikatornetzes (BIN) noch immer nachgewiesen
werden: In den letzten Jahren lag der Anteil der Punkte mit Grenzwertüberschreitungen
zwischen 5 und 10 %. Verursacht werden erhöhte Schwefel-Immissionseinwirkungen
durch Importe v.a. aus Ostmitteleuropa und durch „hausgemachte“ Emissionen.
Verbesserungen konnten im Norden Österreichs (Waldviertel) sowie im Südosten des
Bundesgebietes       nachgewiesen       werden.      Im       Jahr       2006      waren
Schwefelimmissionseinwirkungen im Donauraum (Linz), im Wienerwald, im Waldviertel, im
Burgenland, der Südsteiermark und im Ostteil Kärntens und im Inntal festzustellen.

Trends
Luftqualität: Die SO2-Belastung der Luft zeigt in Österreich in den letzten 20 Jahren einen
unregelmäßigen und regional unterschiedlichen, insgesamt aber deutlich rückläufigen
Trend. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war zunächst die deutliche Reduktion der
SO2-Emissionen in Österreich, v. a. in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. In den 1990er
Jahren begannen die Emissionen in den nördlichen und östlichen Nachbarstaaten zu
sinken, am stärksten zunächst im östlichen Deutschland und in Tschechien, später auch in
Slowenien, Ungarn, der Slowakei und Polen.
Maßnahmen bei einzelnen Industriestandorten in Österreich wirkten sich unterschiedlich
aus, in Linz etwa konnte bereits in den späten 1980er Jahren eine starke Reduktion der
SO2-Belastung erzielt werden.
Lang anhaltende winterliche Hochdruckwetterlagen mit Transport sehr kalter, stabil
geschichteter Luftmassen aus Osteuropa nach Österreich führten zuletzt im Winter
1996/97     zu    starken    Schadstoffanreicherungen     in   Bodennähe      und    zu
Schadstoffverfrachtungen     von    Osten    nach   Österreich.   Vom     großflächigen
Schadstoffferntransport war – mit verbreiteten Grenzwertüberschreitungen zuletzt im
Jänner 1997 – vor allem der Nordosten Österreichs betroffen. Ungünstige
Witterungsbedingungen führten im Winter 2002/03 sowie 2005/06 wieder zu vergleichsweise
höheren SO2-Belastungen. Dank der mittlerweile aber deutlich zurückgegangenen SO2-
Emissionen lagen allerdings in den Jahren 2003 und 2006 die SO2-Belastungen weit unter
dem Niveau, das in den 1990er Jahren bei ähnlichen Wetterlagen beobachtet wurde.
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem                             24

Immissionseinwirkungen (Bioindikatornetz): Die Abnahme der SO2-Emissionen und der
Immissionskonzentrationen spiegelt sich nicht in den Mittelwerten der der Grundnetzpunkte
wider, wohl aber in den Maximalwerten v.a. im Nadeljahrgang 2. Die nur sehr schwache
Abnahme der Mittelwerte beider Nadeljahrgänge erklärt sich aus der Lage der meist
emittentenfernen Punkte und damit der Verteilung der Einzelwerte (niedrigere Werte sind
relativ häufiger) und aus der leichten Zunahme der Minimalwerte. Bei den hohen Werten im
NJ.2 kommt hinzu, dass diese einen Winter lang relativ hohen SO2-
Immissionseinwirkungen ausgesetzt waren (Abbildung 6).

Abbildung 6: Entwicklung der mittleren Schwefelgehalte im NJ. 1 (links) und NJ.2, Mittel und Bandbreiten,
Grundnetz.

2.7 Einträge (Deposition) von Stickstoff- und Schwefelverbindungen
Wirkung
Stickstoffeinträge, die sekundär aus NOx und NH3 entstehen, wirken versauernd und
eutrophierend (überdüngend). Da Waldökosysteme - wie auch andere Ökosysteme - an
Stickstoffarmut angepasst sind, kann ein Zuviel an Stickstoff zu Veränderungen und
Beeinträchtigung führen, z.B. zu Vergrasung, erhöhter Empfindlichkeit gegenüber
Stressoren und zu gestörten Nährstoffbilanzen.

Aktuelle Belastungssituation
EMEP-Messstellen
Die Messstellen Illmitz, Zöbelboden (ersetzte 2004 die EMEP14-Messstelle St. Koloman)
und Vorhegg sind Teil des internationalen EMEP-Messnetzes, dessen Ziel die Erfassung
der weiträumigen, grenzüberschreitenden Luftverunreinigung ist. An diesen Standorten
werden neben den klassischen Luftschadstoffen auch die Konzentrationen von
Regeninhaltsstoffen bestimmt, aus denen die Einträge von Schadstoffen, die zur
Versauerung und Eutrophierung von Ökosystemen führen können, berechnet werden.
Tabelle 10 gibt einen Überblick über die 2007 gemessenen Ionenkonzentrationen von
ausgesuchten Inhaltsstoffen im Regenwasser in mg pro Liter und den daraus berechneten
Schadstoffeinträgen in kg pro Hektar und Jahr an den Messstellen Illmitz, Vorhegg und
Zöbelboden.
Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass neben der nassen Deposition auch die trockene
und die okkulte15 Deposition wesentlich zum Eintrag der genannten Schadstoffe in
Ökosysteme beitragen.
14
     Co-operative programme for monitoring and evaluation of the long-range transmissions of air pollutants in Europe
   (http://www.emep.int/)
15
   Deposition aus Nebeltröpfchen
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem                                         25

Tabelle 10: Niederschlag, pH-Wert, Leitfähigkeit und Ionenkonzentrationen (in mg pro Liter) und
Schadstoffeinträge (in kg pro Hektar und Jahr) im Jahr 2007.

                                                 Illmitz                   Vorhegg                     Zöbelboden
    Niederschlag*                              557 mm                       969 mm                      1.521 mm
    pH-Wert**                                       5,4                         5,7                           5,5
                                                            -1                         -1
    Leitfähigkeit**                          13,1 µS cm                   8,8 µS cm                    10,7 µs cm-1
                                           mg l-1     kg ha-1 a        mg l-1    kg ha-1 a-1         mg l-1    kg ha-1 a-1
    SO42--S                                 0,48          2,69          0,30          2,93           0,27           4,17
    NO3--N                                  0,38          2,14          0,29          2,82           0,40           6,13
    NH4+-N                                  0,49          2,73          0,36          3,53           0,45           6,81
            +
    Na                                      0,15          0,83          0,11          1,09           0,12           1,83
            2+
    Mg                                      0,06          0,31          0,05          0,52           0,03           0,51
            2+
    Ca                                      0,29          1,62          0,30          2,89           0,15           2,21
        -
    Cl                                      0,25          1,41          0,22          2,09           0,18           2,78
     +
    K                                       0,08          0,44          0,04          0,37           0,04           0,68
*                Diese Menge gibt nicht die Gesamtniederschlagsmenge wieder, sondern jenen Anteil, der für chemische
                 Analysen des Niederschlagswassers verwendet wurde.
**               pH-Wert und Leitfähigkeit: Niederschlagsgewichteter Durchschnitt über alle Proben

In Tabelle 11 sind die Beiträge der verschiedenen Schadstoffgruppen zum Gesamteintrag
versauernder bzw. eutrophierender Schadstoffe durch die nasse Deposition an den
genannten Standorten angegeben. Der höchste Beitrag stammt jeweils von Ammonium.
Tabelle 11: Beitrag verschiedener Schadstoffgruppen in der nassen Deposition an
Versauerungs- bzw. Eutrophierungsäquivalenten in Illmitz, Vorhegg und
Zöbelboden, 2007 (in Prozent).

    Standort                                     Versauerung                           Eutrophierung
                                           Sulfat          Nitrat    Ammonium          Nitrat    Ammonium

    Illmitz                                33 %            30 %       38 %             44 %          56 %
    Vorhegg                                29 %            32 %       40 %             44 %          56 %
    Zöbelboden                             22 %            37 %       41 %             47 %          53 %

Level II - Beobachtungsflächen
Tabelle 12 ist eine Aufstellung der Gesamtmittelwerte und Maxima (1996-2005) der
Konzentrationen und Einträge der 20 Level II-Flächen (Smidt 2007). 1996 - 2005 war
meist ein Rückgang der Ionenkonzentrationen und der Einträge festzustellen. Fallweise
wurden Zunahmen beobachtet, besonders beim Nitrat-N-Eintrag. Der vorwiegend
abnehmende Trend der Säureniederschläge als Folge der Emissionsreduktionen ist in den
letzten zehn Jahren evident. Die Zunahmen bei den Stickstoff- bzw. Nitrat-N-Einträgen
waren v.a. im Nordosten Österreichs – also nicht an höher gelegenen Stationen –
festzustellen, hinsichtlich der Nitrat-N-Einträge auch in Greifenburg (PF 4), Fresach (PF 5)
und Hochburg (PF 10).
Luftschadstoffbelastung österreichischer Wälder - Wald-Immissions-Informationssystem                      26

Tabelle 12: Gesamtmittelwerte und Maxima (1996-2005) der Konzentrationen und Einträge.
Niederschlagsmengen (mm), pH-Werte, Leitfähigkeiten (µS cm-1), Ionenkonzentrationen (mg Ion L-1) und
Alkalinität (µeq L-1); Einträge (kg Element ha-1 a-1); ALK: Summe an Ca-, Mg- und K-Eintrag (keq ha-1 a-1),
Säure: molc ha-1 a-1.

 Konzentrationen                  mm    pH     Cl      NO3      SO4      Na       NH4    K      Mg      Ca

 Freiland                        1011   4,88   0,67   1,42     1,43     0,50     0,53   0,41    0,25   1,29

 Kronendurchlass                  818   4,94   0,88   2,33     2,86     0,51     0,75   2,08    0,47   1,92

 Einträge                                H     Cl     NO3N       S       Na      NH4N    K      Mg      Ca

 Freiland                               0,15   6,73   3,12     4,36     4,87     3,86   3,76    2,40   12,45

 Kronendurchlass                        0,11   6,69   4,53     5,37     3,93     4,09   14,16   3,40   14,26

Die in Österreich festgestellten Einträge sind in mehreren Regionen hoch genug, um
solche Veränderungen hervorzurufen.

Die sauren Einträge als Folgeprodukt von SO2 und NOx überschreiten mitunter die
kritischen Belastungsgrenzen (Critical Loads) auf empfindlichen bzw. schlecht gepufferten
Waldstandorten, das sind besonders jene auf Quarzit- und Granit-Grundgestein. Auf der
Basis der Österreichischen Waldboden-Zustandsinventur konnte gezeigt werden, dass
6 % der 514 Probeflächen durch Säureeinträge potentiell gefährdet sind und dass auf
15 % eine Gefährdung möglich ist (MUTSCH und SMIDT 1994).

Trends an den österreichischen EMEP-Messstellen
Der Eintrag oxidierter Stickstoffverbindungen (NO3--N) nahm in Illmitz und St. Koloman seit
1984 tendenziell leicht ab, wobei in St. Koloman starke Variationen im Verlauf der 1980er
Jahre eine Bewertung des Trends erschweren. In Illmitz ist seit den 1980er Jahren ein
Rückgang des oxidierten N-Eintrags um fast die Hälfte festzustellen. Der abnehmende
Trend bei NO3--N weist in Illmitz ein Signifikanzniveau16 von 99,9 % auf (im Mittel –
 0,06 kg ha-1 a-1), bei der kombinierten Messreihe von St. Koloman und Zöbelboden von
90 %.
Auch der Eintrag von reduzierten Stickstoffverbindungen (NH4+-N) zeigt in Illmitz und St.
Koloman (dort bei starken Variationen von Jahr zu Jahr) tendenziell einen Rückgang. Der
abnehmende Trend weist in Illmitz ein Signifikanzniveau von 99,9 % auf (im Mittel
-0,12 kg ha-1 a-1), an den anderen Messstellen liegt es unter 90 %.
Der Eintrag von Schwefel (SO42--S) nahm in Illmitz und St. Koloman zu Beginn der 1990er
Jahre deutlich ab, seitdem ist ein relativ gleichmäßiger leichter Rückgang zu beobachten. In
Illmitz sowie bei der kombinierten Messreihe von St. Koloman und Zöbelboden ist der
abnehmende Trend statistisch hoch signifikant (99,9 %-Konfidenzniveau), wobei die mittlere
Abnahme pro Jahr in Illmitz – 0,26 kg ha-1 a-1, bei der kombinierten Messreihe von St.
Koloman und Zöbelboden – 0,49 kg ha-1 a-1 beträgt. Gegenüber den 1980er Jahren nahm
der Schwefeleintrag in Illmitz um ca. 50 %, in St. Koloman bzw. Zöbelboden um ca. 70 %
ab. In Vorhegg weist der Trend des Sulfat-Eintrags bei einer mittleren Abnahme von –
 0,28 kg ha-1 a-1 ein Signifikanzniveau von 90 % auf. Seit 2003 ist an keiner dieser
Messstellen eine signifikante Veränderung der Sulfat-Deposition festzustellen
(Abbildung 7).

16
     berechnet mit Mann-Kendall-Test
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