KONJUNKTURBAROMETER WIEN - Frühjahr 2020 Ergebnisse der halbjährlichen Unternehmensbefragung - WKO
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Methodik Die vorliegende Broschüre stützt sich auf eine regionale Sonderauswertung des Wirtschaftsbarometers Austria (WBA) der WKÖ. Das WBA ist eine direkte Unternehmensbefragung auf Stichprobenbasis, welche halbjährlich online durchgeführt wird. Die Auswertungen für Wien beruhen auf 998 retournierten Fragebögen. Im Rahmen der Umfrage wurden überwiegend Konjunkturtestfragen zu verschiedenen Indikatoren mit jeweils drei qualitativen Antwortmöglichkeiten (steigen, gleichbleiben, sinken) gestellt. Befragungszeitraum: 13. – 29. Mai 2020 Erstellt von: Wirtschaftspolitik Autoren: Dr. Helmut Naumann, Dipl.-Vw. Julia Bader Medieninhaber/Herausgeber: Wirtschaftskammer Wien Straße der Wiener Wirtschaft 1| 1020 Wien 2
Inhaltsverzeichnis Methodik ..............................................................................................2 Inhaltsverzeichnis ................................................................................3 Management Summary .........................................................................4 Konjunktur mit Corona ........................................................................5 UMFRAGEERGEBNISSE – Frühjahr 2020 ...............................................7 Gesamtstimmung ...................................................................................7 Entwicklung der einzelnen Indikatoren ....................................................8 Wirtschaftsklima .....................................................................................8 Gesamtumsatz....................................................................................... 10 Inlandsumsatz ...................................................................................... 12 Exportumsatz........................................................................................ 13 Beschäftigung ....................................................................................... 15 Investitionen......................................................................................... 17 Sonderteil Corona ................................................................................. 19 3
MANAGEMENT SUMMARY Die Corona-Pandemie stellt die Wirtschaft vor die größte Herausforderung seit der Finanzkrise 2008/09. Aktuellen Prognose zufolge, wurde die Talsohle jedoch bereits passiert. Der COVID-bedingte Wirtschaftseinbruch wird zwar massiver als in den Krisenjahren 2008 und 2009 ausfallen, sollte jedoch von vergleichsweise kurzer Dauer sein. Strukturell bedingt zeigt sich die Wiener Stadtwirtschaft etwas robuster in der Krise als der österreichweite Durchschnitt. Einerseits hat der Corona-Shutdown auch Branchen stark betroffen, die in der Hauptstadt überdurchschnittliches Gewicht haben, wie Kunst, Unterhaltung und Gastronomie, andererseits sind aber auch viele Wirtschaftsbereiche vertreten, die von den Beschränkungen wenig bis gar nicht betroffen waren, wie öffentliche Verwaltung, Sozialwesen oder der IKT-Sektor. Überraschend zeigt sich die Stimmung der Wiener Wirtschaft hinsichtlich der bisherigen Lage, die –angesichts der Situation- vergleichsweise positiv wirkt. Insbesondere die Entwicklungen von Inlandsnachfrage und die Investitionstätigkeit liegen über den Erwartungen und befinden sich bis dato sogar im Plus-Bereich. Auch die Bewertung des allgemeinen Wirtschaftsklimas hat sich seit der Herbstumfrage nicht verschlechtert. Auf dem Arbeitsmarkt sorgt vor allem die Kurzarbeit für eine Dämpfung der negativen Auswirkungen. Der Ausblick der Wiener Betriebe auf das kommende Jahr zeichnet aber ein anderes, der aktuellen Situation entsprechenderes Bild. Die Erwartungen stürzen tief ins Minus und erreichen einen negativen Rekordwert seit Bestehen des Konjunkturbarometers. Auch die Wiener Unternehmen gehen überwiegend davon aus, dass der Wachstumseinbruch stärker ausfallen wird als während der Finanzkrise. Darauf deuten vor allem die Erwartungen hinsichtlich des Wirtschaftsklimas und der Umsatzentwicklung hin. Auch die Investitionen in Wien werden –zwar mit einiger Verzögerung- zurückgefahren. Rund die Hälfte der Wiener Betriebe wird die eigene Investitionstätigkeit reduzieren und fast ein Drittel verzichtet gänzlich auf Investitionen. Der Großteil der geplanten Investitionen fließt in nicht verschiebbaren Ersatzbedarf. Hauptgrund für Investitionen sind nach wie vor Innovationstätigkeiten. Fast zwei Drittel der Wiener Betriebe nutz(t)en die Maßnahme der Corona-Kurzarbeit. Auch die Möglichkeit der Stundung von Steuern und Abgaben wurde/wird häufig genutzt. Nur ein Viertel der Betriebe hat den speziell für KleinstunternehmerInnen vorgesehenen Härtefall- Fonds beantragt. Aus unternehmerischer Sicht am deutlichsten bemerkbar macht sich die Krise durch Auftragsstornierung, Absage von Veranstaltungen und aufgrund von Reisebeschränkungen. Covid-bedingte Betriebsschließungen und Insolvenzen spielen bisher aber kaum eine Rolle innerhalb der Wiener Wirtschaft. Mittelfristig erachten die Betriebe wirtschaftspolitische Maßnahmen, die den Faktor Arbeit vergünstigten und die private Nachfrage ankurbeln als am wichtigsten. Der Großteil hofft auf ein baldiges Ende der Reisebeschränkungen und wünscht sich eine Senkung der Unternehmenssteuern, eine Aufrechterhaltung der Corona-Kurzarbeit und eine Arbeitszeitflexibilisierung. 4
Konjunktur mit Corona Reale Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen (Veränderung gegen das Vorjahr in %) 4,0 2,0 0,0 -2,0 -4,0 -6,0 Wien Österreich -8,0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019* 2020* *) Prognose Quelle: (WIFO, Austria; Statistik Stand: Juni *) 2020) Prognose WIFO (Wien: Stand Mai 2020; Österreich: Stand Juni 2020) Der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 und die notwendigen aber drastischen Gegenmaßnahmen stellten und stellen eine nie zuvor dagewesene Herausforderung für die Wirtschaft auf globaler, nationaler und regionaler Ebene dar. Seit der Finanzkrise 2008/2009 zeigte sich aus konjunktureller Sicht keine gravierendere Rezessionsphase mehr. Vielmehr erschwerte eine anschließende langjährige Stagnationsphase ab 2010 mit nur vergleichsweise leichten Auf- und Abwärtsbewegungen das unternehmerische Dasein. Mit 2016 kündigte sich endlich der langersehnte Wirtschaftsaufschwung an, der sich für die darauffolgenden drei Jahre hielt. In der zweiten Hälfte des letzten Jahres zeigte sich wieder eine Eintrübung dieser Hochkonjunkturphase, wobei sich abzeichnete, dass die Wiener Wirtschaft -strukturell bedingt- noch etwas länger vom Fahrtwind profitieren würde. Im Jahresdurchschnitt 2019 wuchs die Wiener Wirtschaft noch um +1,5%, für 2020 wurde sogar eine weitere leichte konjunkturelle Erholung erwartet, die jedoch mit Ausbruch der COVID 19-Pandemie abrupt beendet wurde. Durch die massiven Beschränkungsmaßnahmen kamen manche Branchen, wie der Tourismus, persönliche Dienstleistungen sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung gänzlich zum Erliegen. Ein historischer Wirtschaftseinbruch ist heuer daher unvermeidlich. Auch auf dem Wiener Arbeitsmarkt wird die Krise deutliche Spuren hinterlassen. Trotz hoher Inanspruchnahme der Kurzarbeit zeigt sich die Beschäftigung mit -3,4% in Wien und - 2,9% in Österreich (Stand: Juni 2020) bereits deutlich rückläufig, was die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2020 auf den höchsten Wert der Nachkriegszeit treiben wird (Wien: 13,7%; Österreich: 9,7%). Nichtsdestotrotz dürfe der Krisenverlauf 2020 in Wien mit -4,1% Rückgang der Bruttowertschöpfung moderater als österreichweit (-6,7%) ausfallen. Zwar ist die Stadtwirtschaft auch auf Branchen spezialisiert, die vom Shutdown empfindlich betroffen 5
waren bzw. sind, wie etwa Kunst und Unterhaltung sowie Gastronomie, aber eben auch in Bereichen, die von den Beschränkungen wenig bis gar nicht betroffen waren, wie öffentliche Verwaltung, Sozialwesen oder der IKT-Sektor. Zudem dürfte vor allem die exportorientierte Industrie deutliche Einbußen zu verzeichnen haben, welche in der Hauptstadt nur unterdurchschnittlich von Bedeutung ist. Wie es aktuelle Prognosen verlauten lassen, scheint der Tiefpunkt der Krise bereits ausgestanden zu sein. Der Einbruch ist massiv und das konjunkturelle Tal damit auch tiefer als in der Finanzkrise, aber die Rezession sollte zumindest von vergleichsweise kurzer Dauer sein. So wird 2021 bereits wieder mit einem Wachstum der österreichischen Bruttowertschöpfung von +4,4% gerechnet – ein vergleichsweise dynamischer Wert, jedoch wird das Vorkrisenniveau im kommenden Jahr noch nicht wieder erreicht werden. Mit der wiedereinsetzenden konjunkturellen Erholung wird sich auch –etwas verzögert- auf dem Arbeitsmarkt wieder eine Entspannung zeigen. Österreichweit wird für 2021 mit einer Arbeitslosenquote von 7,4% gerechnet. Konjunkturprognose Wien Österreich 2019 2020 2019 2020 2021 Bruttowertschöpfung, real in % +1,5 -4,1 +1,6 -6,7 +4,4 Arbeitslosenquote in % 11,7 13,7 7,4 9,7 8,9 Quelle: WIFO-Prognose (Wien: Stand Mai 2020; Österreich: Stand Juni 2020) 6
UMFRAGEERGEBNISSE – Frü hjahr 2020 Gesamtstimmung: Aktuelle Lage überraschend positiv – stärkerer Einbruch als in Finanzkrise erwartet Bisherige Lage Trendindikator 60 Erwartungen 40 20 0 -20 -40 -60 Trendindikator: Durchschnitt aus bisheriger Lage und Erwartungen der Indikatoren Gesamtumsätze, Auftragslage, Investitionen und Wirtschaftsklima Der Verlauf des Trendindikators folgt dem konjunkturellen Muster. Im Hinblick auf die Herbstumfrage, haben sich die zu diesem Zeitpunkt leicht negativen Erwartungen gesamtwirtschaftlich gesehen erfüllt. Angesichts der vorherrschenden Ausnahmesituation, bewerten die Wiener Betriebe die bisherige Lage jedoch vergleichsweise positiv. Die Erwartungen für das kommende Jahr dagegen machen eine noch nie dagewesene Talfahrt und erreichen einen negativen Rekordwert seit Bestehen des Konjunkturbarometers. Über alle Einzelindikatoren hinweg ist der Ausblick aufs kommende Jahr deutlich pessimistischer als die Bewertung der bisherigen Situation. Die derzeitige Gesamtstimmung der Wiener Wirtschaft scheint also weniger getrübt als man angesichts der vorherrschenden Krise meinen möchte – stattdessen scheint das große Fragezeichen in Bezug auf die weitere Entwicklung mehr zu verunsichern. Die Wiener Wirtschaft geht davon aus, dass die Rezession massiver ausfallen wird als während der Finanzkrise. Diese Einschätzung deckt sich auch mit den offiziellen Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute, die mit einer tieferen aber auch kürzeren Rezession als 2009 rechnen. 7
Entwicklung der einzelnen Indikatoren Wirtschaftsklima – Erwartungen erreichen Negativrekord Wirtschaftsklima, Saldo aus positiven und negativen Antworten (in %) 60 40 20 0 -20 -40 -60 -80 bisherige Entwicklung erwartete Entwicklung -100 H07 FJ08 H08 FJ09 H09 FJ10 H10 FJ11 H11 FJ12 H12 FJ13 H13 FJ14 H14 FJ15 H15 FJ16 H16 FJ17 H17 FJ18 H18 FJ19 H19 FJ20 H20 Einschätzungen der Wiener Unternehmen im Detail: Bewertung der letzten 12 Erwartungen für die Monate kommenden 12 Monate besser derzeit 5% nicht abschätzbar 0% konstant besser 23% 9% schlechter 42% konstant 35% schlechter 86% Überraschend sind auch die Ergebnisse der Befragung in Bezug auf den Indikator „Wirtschaftsklima“ – die Entwicklung ist sogar leicht positiver als noch im Herbst 2019 erwartet wurde. Zu diesem Zeitpunkt gingen nur 5% der Wiener Unternehmen von einer Verbesserung des Wirtschaftsklimas aus, aktuell bewerten sogar 23% die allgemeinen Rahmenbedingungen als besser als zuvor. Allerdings ist auch der Anteil der Betriebe, die von einer Verschlechterung der Lage ausgingen (33%) angestiegen. 42% schätzen die derzeitige Lage schlechter ein als zuvor. Hinsichtlich der Erwartungen schlägt der Indikator Wirtschaftsklima alle bisherigen negativen Rekorde und fällt auch nochmal deutlich unter den Wert während der Finanzkrise im Frühjahr 2009. Es handelt sich um den am schlechtesten bewerteten Indikator im Rahmen der Umfrage: 86% der Wiener Betriebe gehen von einer Verschlechterung der allgemeinen Rahmenbedingungen in den kommenden 12 Monaten aus. Bei Betrachtung der Sparten zeigt sich, dass Unternehmen der Sparte Handel (46% bewerten das Wirtschaftsklima als besser) und der Sparte Information und Consulting (36% sehen aktuell bessere Rahmenbedingungen) derzeit am besten gestimmt sind. 8
Verhältnismäßig schwer trifft es –wenig überraschend- den Tourismus, 72% der Betriebe bewerten die aktuelle Wirtschaftslage als schlechter als zuvor, während sich kaum ein Unternehmen eine Einschätzung für das kommende Jahr zutraut. 9
Gesamtumsatz — massive Verluste, weitere Talfahrt erwartet Während der Indikator „Wirtschaftsklima“ die gesamtwirtschaftliche Stimmung misst, bildet der Indikator „Gesamtumsatz“ die einzelbetriebliche Situation ab. Gesamtumsatz, Saldo aus positiven und negativen Antworten (in %) 80 60 40 20 0 -20 -40 -60 bisherige Entwicklung erwartete Entwicklung -80 Einschätzungen der Wiener Unternehmen im Detail: Bewertung der letzten 12 Erwartungen für die Monate kommenden 12 Monate derzeit besser nicht 4% abschätzbar 13% besser konstant 29% 18% schlechter 43% konstant 28% schlechter 65% Im Vergleich zur Herbstumfrage entwickelte sich der Indikator Gesamtumsatz schlechter als erwartet. Zuletzt gingen 18% von einem Umsatzrückgang aus, während sich dieser schließlich bei 43% realisierte. Von diesen erwartet nur ein Viertel, dass der Nachfragerückgang (teilweise) wieder aufgeholt werden kann. Bei fast 60% der Unternehmen, die ein Umsatzminus einstecken müssen, fällt der Rückgang mit mindestens 50% massiv aus. Allerdings konnten auch anstatt der 16% an Wiener Betrieben, die eine Umsatzsteigerung erwarteten, 30% ein Plus einfahren. Die Erwartungen, die sich seit Einführung der Befragung selten im negativen Bereich befanden, schlittern sehr deutlich ins Minus. Fast zwei Drittel der Wiener Betriebe gehen von einer weiteren Verschlechterung des Gesamtumsatzes aus. 10
Mit Blick auf die unterschiedlichen Branchen profitieren vor allem Unternehmen der Sparte Information und Consulting: 38% konnten Umsatzzuwächse generieren, aber nur mehr 9% gehen auch im kommenden Jahr davon aus. Falls Ihre Gesamtumsätze SINKEN: Wie stark erwarten Sie aus derzeitiger Sicht die Rückgänge in Ihrem Unternehmen? derzeit nicht abschätzbar 4% mehr als 90 % 8% ca. 75 % 18% ca. 50 % 31% ca. 30 % 11% ca. 20% 10% weniger als 10 % 20% 11
Inlandsumsatz — inländische Kaufkraft als Krisenstütze Inlandsumsatz, Saldo aus positiven und negativen Antworten (in %) 80 60 40 20 0 -20 -40 bisherige Entwicklung erwartete Entwicklung -60 Einschätzungen der Wiener Unternehmen im Detail: Bewertung der letzten 12 Erwartungen für die Monate kommenden 12 Monate derzeit nicht besser abschätzbar 2% 13% schlechter 25% besser 41% schlechter 27% konstant 58% konstant 34% Die inländische Kaufkraft wirkt in der Krise stabilisierend. Der Inlandsumsatz entwickelte sich sogar deutlich positiver als zuletzt angenommen – gesamtwirtschaftlich gesehen ist die Inlandsnachfrage gestiegen. Im Herbst gingen nur 12% der Wiener Betriebe von einem höheren Umsatz aus, aktuell können ganze 41% ein Plus verzeichnen. Im Gegensatz zum Export- bleibt der Inlandsumsatz bisher im positiven Bereich. Allerdings sinken auch hier die Erwartungen in den negativen Bereich ab, wenn auch weniger tief als bei allen anderen Indikatoren. Die Wiener Betriebe gehen von einem Einbruch der Inlandsnachfrage von etwa in einem Ausmaß wie in der Finanzkrise aus. Deutlich unterdurchschnittlich zeigen sich die Werte im Tourismus: 73% der Betriebe rechnen mit weiteren Rückgängen im kommenden Jahr, während 23% keine Abschätzung treffen können oder wollen – die Gastro- und Beherbergungsbetriebe glauben bis dato nicht an die Inlandsnachfrage als finanzielle Stütze. 12
Exportumsatz — keine Erholung erwartet Exportumsatz, Saldo aus positiven und negativen Antworten (in %) 100 80 60 40 20 0 -20 -40 bisherige Entwicklung erwartete Entwicklung -60 Die Coronakrise hat einen weltweiten Konjunktureinbruch ausgelöst, entsprechend sind auch die Exporte gesunken. Da insbesondere die Konjunkturlokomotive USA weiterhin stark von der Pandemie belastet ist, halten die Wiener Unternehmerinnen und Unternehmer eine baldige Erholung für kaum wahrscheinlich. Einschätzungen der Wiener Unternehmen im Detail: Bewertung der letzten 12 Erwartungen für die Monate kommenden 12 Monate derzeit nicht besser abschätzbar 4% 8% besser 35% schlechter schlechter konstant 44% 33% 55% konstant 21% In den letzten 12 Monaten war die Entwicklung etwas schwächer als erwartet. Neben 44% mit schlechteren Exportumsätzen konnte aber mehr als ein Drittel der Befragten (35%) sogar steigende Exportumsätze verzeichnen. Für das kommende Jahr geht zwar ein Drittel der Befragten von weiterhin sinkenden Exportumsätzen aus, mehr als die Hälfte (55%) glaubt aber, dass die Talsohle des Konjunktureinbruchs bereits erreicht ist und die Exportumsätze daher nicht mehr weiter sinken werden. 13
Eine konstante Entwicklung des Exportumsatzes erwartet die Mehrheit der Unternehmen in den Sparten Handel (55%) und Information und Consulting (41%). 14
Beschäftigung — weitere Arbeitsplatzverluste zu erwarten Anzahl der Beschäftigten, Saldo aus positiven und negativen Antworten (in %) 60 40 20 0 -20 -40 bisherige Entwicklung erwartete Entwicklung -60 In den vergangenen Rezessionen hat sich regelmäßig gezeigt, dass die Arbeitsmarkteffekte des Abschwungs meist verzögert einsetzen, dann aber relativ lang nachwirken. Aktuell werden die negativen Effekte noch zusätzlich durch Kurzarbeit gedämpft. Trotz dieser wirtschaftspolitischen Interventionen sind die Erwartungen der Wiener Betriebe in Bezug auf die weitere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in der Corona-Krise deutlich negativer als während der Finanzkrise. Einschätzungen der Wiener Unternehmen im Detail: Bewertung der letzten 12 Erwartungen für die Monate kommenden 12 Monate derzeit nicht Ausweitung abschätzbar 2% 16% Abbau Ausweitung 22% 16% keine Veränderung 36% keine Veränderung 62% Abbau 46% Der Vergleich der vergangenen 12 Monate mit den Erwartungen für das kommende Jahr zeigt den vollständigen Umbruch auf dem Wiener Arbeitsmarkt sehr deutlich: Während in den letzten 12 Monaten knapp zwei Drittel (62%) ihren Personalstand hielten und nur ein Fünftel (22%) Mitarbeiter abbauten, planen nun mehr als doppelt so viele Betriebe (46%) einen Abbau, etwa die Hälfte will gleich halten oder kann die Reaktion noch nicht abschätzen. 15
Der Anteil der Betriebe mit geplantem Mitarbeiterabbau ist in den vom Corona Virus besonders betroffenen Sparten am höchsten – so sind es in Tourismus und Freizeitwirtschaft fast drei Viertel (73%), in Transport und Verkehr knapp die Hälfte (49%). 16
Investitionen — Einbruch zu erwarten Investitionsvolumen, Saldo aus positiven und negativen Antworten (in %) 60 40 20 0 -20 -40 bisherige Entwicklung erwartete Entwicklung -60 Angesichts des Wirtschaftseinbruchs ist die Rücknahme der Investitionen eine logische Folge. Allerdings erfolgt diese Rücknahme in Wien mit einer auffallenden Verzögerung. Einschätzungen der Wiener Unternehmen im Detail: Bewertung der letzten 12 Erwartungen für die Monate kommenden 12 Monate derzeit nicht abschätzbar 11% Erhöhung 8% Reduzierung 28% keine Erhöhung Veränderung 36% 32% keine Reduzierung Veränderung 49% 36% Die Investitionstätigkeit der Wiener Unternehmen in den letzten 12 Monaten lag – wie in den letzten 4 Befragungen – deutlich über den Erwartungen. Insbesondere war der Anteil der Betriebe mit höheren Investitionen (36%) größer als der Anteil der Betriebe mit reduzierten Investitionen (28%). Für die kommenden 12 Monate dreht sich das Bild erwartungsgemäß vollständig: Knapp die Hälfte (49%) der Wiener Betriebe plant eine Reduzierung der Investitionen, bescheidene 8% werden diese voraussichtlich ausweiten. Diese Unternehmenserwartungen sind deutlich negativer als in der Finanzkrise 2008/09. 17
Hauptmotive für Investitionen in den kommenden 12 Monaten (Mehrfachantworten möglich) 80% Ersatzbedarf Kapazitätserweiterungen 70% Rationalisierung keine Investitionen geplant 60% 50% 45% 40% 34% 30% 32% 26% 20% 10% 0% FJ15 H15 FJ16 H16 FJ17 H17 FJ2018 H18 FJ19 H19 FJ20 H20 Bei den Motiven für Investitionen liegen wenig überraschend die – nicht verschiebbaren – Ersatzinvestitionen mit 45% an der Spitze, dahinter folgen bereits die Rationalisierungsinvestitionen (34%), welche eine Verbesserung der Wettbewerbssituation im nächsten Aufschwung ermöglichen sollen. Fast ein Drittel (32%) verzichtet in der aktuellen Konjunkturlage auf Investitionen. Nur 26% der Nennungen betreffen Kapazitätserweiterungen. Diese werden vor allem infolge von Innovationen (77%) bzw. ausgelasteter Kapazitäten (53%) erforderlich. Marktausblick Gewinnerwartungen Gründe für Kapazitätserweiterungen Kapazitätsauslastung in den kommenden 12 Monaten Innovation Finanzierungsbedingungen (Mehrfachantworten möglich) Investitionen in ausländischen Standort 100% 90% 80% 77% 70% 60% 53% 50% 50% 40% 38% 30% 20% 10% 3% 0% 1% FJ16 H16 FJ17 H17 FJ18 H19 FJ20 H20 18
Sonderteil Corona Welche konkreten negativen wirtschaftlichen Auswirkungen hat COVID-19 auf Ihr Unternehmen? (Mehrfachnennungen möglich) Inanspruchnahme von Kurzarbeit 64% Nachfragerückgang (z.B. Stornierung von Aufträgen und Buchungen) 60% Absage von Messen oder Veranstaltungen 52% Reiseeinschränkungen 42% Aufschiebung von geplanten Investitionen 37% Liquiditätsengpässe (z.B. Kreditrückzahlung, Steuerstundung für Lohn- und Umsatzsteuer) 31% Zustellungsprobleme von Waren an Kunden 29% Zusätzlich Lageraufstockung wegen fehlender Abnehmer 22% Quarantäne von Mitarbeitern 19% Fehlende Waren und Dienstleistungen aufgrund von Zulieferungsproblemen 18% Personalabbau 18% Vermehrt Zahlungsausfälle meiner Kunden 12% (Drohende) Betriebsschließung 7% Keine 6% (Drohende) Insolvenz 3% Welche der folgenden Maßnahmen haben Sie beantragt bzw. zugesagt bekommen? 15% 75% Härtefall-Fonds 10% 9% Zuschüsse (zB 62% 28% Fixkostenzuschüsse) 23% Kreditgarantien und 56% zugesagt 21% nicht beantragt Haftungen beantragt 44% Stundungen Steuern und 32% 24% Abgaben 58% 25% Corona-Kurzarbeit verlängern 17% 3% Sonstige finanzielle 72% 25% Maßnahmen 1% Maßnahmen der 84% 15% Landesregierung Die meistgenutzte Hilfsmaßnahme in der Corona-Krise ist unangefochten die Kurzarbeit. Fast zwei Drittel der Wiener Unternehmen haben die vorübergehende Verringerung der regelmäßigen Arbeitszeit ihrer ArbeitnehmerInnen in Anspruch genommen, um Entlassungen zu vermeiden. Wiederum 58% haben eine Verlängerung der Kurzarbeit zugesagt bekommen. Auch die Möglichkeit der Stundung von Steuern und Abgaben wurde und wird häufig genutzt (44% der Unternehmen). Weiteren 23% wurden ihre Anträge für Garantien und Haftungen genehmigt. Für den speziell für Kleinstunternehmer (weniger als 10 Beschäftigte) zur Verfügung gestellte Härtefall-Fonds haben bis dato nur ein Viertel der Wiener Betriebe eingereicht - das Ergebnis deckt sich auch mit den offiziellen Zahlen der Wirtschaftskammer Wien. Zuschüsse und sonstige finanzielle Unterstützung erhielten bisher die wenigsten Wiener Betriebe. 19
Am meisten bemerkbar macht sich die Corona-Krise aus unternehmerischer Sicht durch Stornierung von Aufträgen und Buchungen (60%) und Absage von Messen und Veranstaltungen (52%). 42% der Wiener Betriebe sind von den COVID-bedingten Reisebeschränkungen betroffen. Betriebsschließungen und Insolvenzen sind bis dato kein großes Thema in der Wiener Wirtschaft. Welche Maßnahmen würden Sie mittelfristig unterstützen? Liqudidität stärken und Investitionen unterstützen Senkung der Lohnnebenkosten 88% Rasche Wiederherstellung der Reisefreiheit mit den Nachbarländern 57% Senkung der Unternehmenssteuern, z.B. Vorziehen der Steuerreform 57% Einführung einer Investitions(zuwachs)prämie 33% Mehr Beraten statt Strafen 30% Mehrwertsteuer in besonders betroffenen Bereichen senken 29% Flexibleres Abschreibungsmodell für Investitionen 26% Investitionen der öffentlichen Hand gezielt einsetzen 22% Verlängerung der Stundungen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen 21% Zusätzliche Exportförderinstrumente / Zollformalitäten vereinfachen 21% Insolvenzrechtsreform 5% Beschäftigung und Konsum Nachfrage anregen, z.B. durch Abschaffen der kalten Progression, Senkung Lohnsteuersätze 80% Corona-Kurzarbeit verlängern 59% Auszahlungen der Corona-Kurzarbeitsbeihilfe beschleunigen 59% Arbeitszeit flexibilisieren 45% Befristete Lockerung der Zumutbarkeitsbestimmungen bei der Vermittlung von Arbeitslosen 33% Zusätzliche Lehrbetriebsförderung bei Aufnahme von Lehrlingen 27% Flexibilisierung der Öffnungszeiten 13% Als wichtigste mittelfristig zu setztende Schritte zum Weg durch und aus der Krise werden seitens der Wiener Unternehmen zu oberst Maßnahmen gesehen, die den Faktor Arbeit vergünstigten, wie eine Senkung der Lohnnebenkosten sowie Anreize, die die private Nachfrage anregen, wie z.B. die Abschaffung der kalten Progression. Des Weiteren hofft der Großteil der Wiener UnternehmerInnen auf eine baldige Wiederherstellung der Reisefreiheit und wünscht sich eine Senkung der Unternehmenssteuern. Um die Beschäftigung durch die Krise weiter möglichst aufrecht erhalten, plädieren die Betriebe weiterhin für eine Unterstützung in Form der der Corona-Kurzarbeit sowie für eine Arbeitszeitflexibilisierung. 20
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