Kontakt - OKey Winterthur
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Kontakt Geschäftsstelle Stiftung OKey St. Gallerstrasse 42 8400 Winterthur Geschäftsleitung: simone.brunschwiler@okeywinterthur.ch 052 245 04 01 Fachstelle OKey fachstelle.okey@hin.ch 052 245 04 04 Leitung: gabriela.kaiser@okeywinterthur.ch 052 245 04 02 Jahresbericht/20 Die Fachstelle OKey hat zwei Standorte Post bitte an Adresse Sidiareal: Sidiareal St. Gallerstrasse 42, 8400 Winterthur Kantonsspital Winterthur Albanistrasse 24, 8400 Winterthur Krisenwohngruppe Winterthur Waldhofstrasse 40 OKey OKey 8400 Winterthur 052 245 04 30 Leitung: elsbeth.ball@kwgwinterthur.ch 052 245 04 30 Administration: Stiftung Stiftung im sozialpädagogischen und beraterischen Alltag admin@kwgwinterthur.ch Mit Input zum Thema «Bindung und Beziehung» 052 245 04 31 für das Kind in Not für das Kind in Not www.okeywinterthur.ch Impressum Gestaltung: Peter Hajnoczky Redaktion: Simone Brunschwiler Druck: printcorner ag Auflage: 1'500 28
Die Stiftung setzt sich mit ihren Inhalt Editorial Angeboten (Fachstelle für Opferhilfe- Liebe Leserinnen und Leser Die Stiftung OKey bleibt in Bewegung. Isabel Signer, beratung & Kinderschutz und Krisen- unsere Geschäftsführerin, hat uns Anfang 2021 ver- wohngruppe Winterthur) für einen Ein besonderes und hoch anspruchsvolles Jahr lassen, um sich ihr Traum zu erfüllen. Wir danken ihr liegt hinter uns. Es hat uns in vielen Bereichen ge- herzlich für das grosses Engagement bis zum letzten wirksamen und koordinierten Schutz fordert und uns wohl auch auf eine ganz neue Arbeitstag. Mit Simone Brunschwiler konnten wir Weise zu uns selbst geführt. Durch die COVID-19- eine erfahrene Person als Nachfolgerin gewinnen. von Kindern und Jugendlichen ein, Pandemie bekamen Beziehungen eine neue Bedeu- Wir wünschen ihr eine gute Einarbeitungszeit und die körperlich, sexuell oder psychisch tung und Wichtigkeit. Wir spürten dies besonders viel Freude bei ihrem Wirken. Rolf Zehnder hat sich während jener Zeit, in der es nicht möglich war, per Ende 2020 aus dem Stiftungsrat verabschiedet, misshandelt oder vernachlässigt ausserhalb der Familie Kontakte zu pflegen. Dies wir danken ihm sehr für sein Mitwirken seit der war für viele Menschen und insbesondere Familien Gründungszeit. Seine Nachfolgerin, Susanna Oechs- werden. sehr anspruchsvoll. Kein erweitertes Netz für die lin, sowie die zusätzlich gewählte Monica Meyer- Kinder, keine Freunde, um wieder einmal zu klagen Meier heissen wir herzlich willkommen. Den im Jahr oder zu lachen, keine Konzerte, um abzuschalten. 2020 begonnenen Prozess der Organisationsent- Jahresbericht/20 Darüber hinaus kann die Stiftung wicklung führen wir gemeinsam weiter und packen Marianne Egloff Unsere Fachstelle war und ist gefordert. Besonders die anstehenden Aufgaben Schritt für Schritt an. überall aktiv werden, wo Kinder und in den letzten Monaten spürten wir die Belastungen Jugendliche in Not sind und kein der Familiensysteme. Sie werden durch die Pande- Mit Schwung und Energie widmen wir uns folglich 3 Editorial mie vor enorme Herausforderungen gestellt. Wir einem nächsten Arbeitsjahr und hoffen, dass die ausreichendes öffentliches Versor- sind deshalb sehr froh, dass die Fachstelle seit An- Begegnungen mit Menschen, seien sie altbekannt 4 Fachinput: «Bindung und Beziehung» fang 2020 mit zusätzlichen Stellenprozenten ausge- oder neu, uns helfen, wieder vermehrt in Beziehung gungsangebot existiert. 6 Bindung und Beziehung in der Arbeit mit stattet ist und mit diesen Ressourcen Unterstützung zu treten und uns gemeinsam für das Wohl von traumatisierten Kindern und Jugentlichen bieten kann. Ein hoch engagiertes und fachlich Kindern und Jugendlichen einzusetzen. versiertes Team bewältigt die Aufgabe mit Bravour! 8 Fachstelle OKey: Im Sinne des Sprichwortes «Um ein Kind aufzuzie- Zwischen dem Bedürfnis nach Beziehung Die Krisenwohngruppe ist aus ihren Kinderschuhen hen, braucht es ein ganzes Dorf» möchte ich allen OKey und dem Kampf um eigene Grenzen geschlüpft. Dank eines stabilen und engagierten Menschen, die uns im letzten Jahr finanziell unter- 10 Ein Einblick in den Alltag Teams hat sich das neue Angebot im Jahr 2020 stützt haben, einen besonderen Dank aussprechen. etabliert. Die Auslastung war sehr gut und wir konn- Nur mit gemeinsamem Engagement ist es möglich, 12 Krisenwohngruppe Winterthur: ten auch in Zeiten der Pandemie die Betreuung der Kinderschutz in diesem Umfang zu gestalten! Geprägt von frühen, ersten Kinder und Jugendlichen sicherstellen. Anfang Jahr Stiftung Beziehungserfahrungen wurden wir vom Kanton (AJB) für unseren Einsatz Ihnen allen wünsche ich ein belebtes Jahr mit vielen für das Kind in Not 14 Ein Einblick in den Alltag belohnt. Die Zusicherung der Subventionen für das wertvollen, spannenden Beziehungen sowie gute Jahr 2021 bestätigt den Bedarf dieses Angebots im Gesundheit! 16 Fallzahlen Fachstelle OKey Raum Winterthur. Den vielen Spender*innen, die und Krisenwohngruppe Winterthur den Aufbau ermöglicht haben, danke ich an dieser Marianne Egloff Stelle ganz herzlich! Präsidentin des Stiftungsrates 18 Jahresrechnung 18 Bilanz 19 Erfolgsrechnung Nicht gleich gross, aber gleich wichtig 20 Anhang zur Jahresrechnung 23 Bericht der Revisionsstelle 24 Finanzierung der Stiftung 25 Impulse zum Thema «Bindung und Beziehung» 26 Aufbau der Stiftung OKey 28 Kontakt 2|3
Fachinput Bindung und Beziehung In der Fachstelle für Opferhilfeberatung und Kinderschutz wie auch in der Krisenwohngruppe arbeiten die Fachpersonen der Stiftung OKey mit Kindern und Jugendlichen, die von körperlicher, psychischer oder sexueller Gewalt und/oder Vernachlässigung betroffen sind. Gewalt und Vernachlässigung sind traumatisierende Erfahrungen, die weitreichende körperliche und seelische Verletzungen hinterlassen können. Deshalb ist es enorm wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen in der Beratung und im sozialpädagogischen Alltag positive und stärkende (Gegen-) Erfahrungen machen. 4|5
Fachinput Bindung und Beziehung in der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen Jede Geschichte ist einzigartig und so auch das machtsgefühlen verbunden sein müssen, dass Befinden der jeweiligen Kinder und Jugendlichen in Konflikte auch gewaltfrei und zu ihren Gunsten aus- Not. Angst, Ohnmacht, Einsamkeit, wenig Vertrauen getragen werden können, dass die grundlegende in sich selbst, in Andere und in die Zukunft sind Wertschätzung ihrer Person beständig ist und Gefühle, die Gewalt und Vernachlässigung in vielen so fort. Fällen auslösen. Immer auch abhängig davon, wie massiv und lange Kinder und Jugendliche Gewalt Inwiefern es Kindern und Jugendlichen möglich ist, und Vernachlässigung ausgesetzt waren, ist ihre Bindungen zu anderen Menschen einzugehen, Fähigkeit, soziale Beziehungen und Bindungen ein- wurzelt meist tief in früheren Erfahrungen. Von zugehen, nachhaltig beeinträchtigt. Negative Ge- Geburt an ist die psychosoziale Entwicklung des fühle traumatisierender Beziehungen wirken hinein Kindes auf gelingende Interaktionen in einem in aktuelle und künftige Beziehungen. Sie können Gefüge emotional ansprechbarer Bindungsperso- vielfältig zum Ausdruck kommen, so etwa durch nen angewiesen. Neben der Stillung allgemeiner tiefes Misstrauen, Unbeständigkeit oder ein wech- körperlicher, geistiger und seelischer Bedürfnisse, selhaftes Nähe- und Distanzbedürfnis. bewirken Bindungspersonen auch in belastenden Situationen Beruhigung, Trost und Schutz für Deshalb ist die positive Beziehungsgestaltung mit das Kind. Finden Misshandlungen oder Vernach- Kindern und Jugendlichen eine zentrale Aufgabe lässigung in der Familie statt, durch Menschen, der Krisenwohngruppe und der Fachstelle. Kindern von denen das Kind existenziell abhängig ist, die und Jugendlichen wird mit viel Empathie und Ver- eigentlich Sicherheit und Geborgenheit vermitteln ständnis für ihre Lebenserfahrungen begegnet. sollten, kann daraus eine schwerwiegende Bin- Durch ein rücksichtsvolles, gegenseitiges Kennen- dungstraumatisierung erfolgen. Die Entwicklung lernen können Vertrauen und Zuversicht entstehen. von Kindern und Jugendlichen kann durch die Abwe- Die Kinder und Jugendlichen sollen sich in der senheit stabiler Bindungspersonen so stark geprägt Beratung beziehungsweise in der Krisenwohn- sein, dass sie wenig innere Sicherheit verspüren. Die Fachpersonen arbeiten mit Geduld und Acht- Kinder und Jugendlichen im Beziehungsgefüge gruppe handlungsfähig und selbstwirksam erfah- Dies wiederum hat Auswirkungen auf ihre emotio- samkeit auf eine Beziehung zu den Kindern und der Beratung respektive in der Krisenwohngruppe ren. Hierfür schaffen die Fachpersonen nale Bewältigung herausfordernder Situationen und Jugendlichen hin, die Sicherheit, Orientierung, sicher, ist es ihnen eher möglich, über eigene grösstmögliche Transparenz gegenüber den Kin- Stress wie auch auf die unterschiedlichsten Vor- Schutz und Verlässlichkeit vermittelt und emotio- Bedürfnisse und Interessen nachzudenken, sich dern und Jugendlichen, besonders in Belangen, die gänge ihres Denkens und Handelns. In Situationen, nale Nähe zulässt. Nur im individuellen Tempo und Neuem zuzuwenden und Perspektiven für eine sie selbst betreffen. Sie lassen die jungen Men- die aufgrund vergangener Erfahrungen bedrohlich durch die Kinder und Jugendlichen gesteuert kann hoffnungsvolle Zukunft zu entwickeln. schen mitwirken, mitgestalten und wo immer mög- erscheinen und einen Kontrollverlust verursachen, eine solche Beziehung erwachsen. Dabei wird der lich mitbestimmen. Uneinigkeiten und Konflikte reagieren der Körper und die Psyche traumatisierter Beziehungsaufbau durch Ambivalenzen in Nähe werden dialogisch und beziehungsorientiert ausge- Menschen rasch mit Angst, die Verhaltensweisen und Distanzierung, Fortschritte und Rückschläge Sibille Hartmann handelt und Lösungen dafür gemeinsam gesucht. wie Überregung, Erstarren oder geistiges Wegdrif- gezeichnet sein. «Und ich bin bedingungslos (trotz- ehemalige Mitarbeiterin Kinder und Jugendliche werden über ihre Rechte ten auslösen kann. Kinder und Jugendliche, die eine dem) für dich da», lautet die professionelle Bot- Krisenwohngruppe aufgeklärt sowie ermutigt und unterstützt, ihre Be- Bindungstraumatisierung aufweisen, zeigen sich schaft an die Kinder und Jugendlichen. Familiäre dürfnisse und Anliegen wahrzunehmen, auszudrü- unterschiedlich und auch wechselhaft: unnahbar, oder freundschaftliche Beziehungen kann die eher cken und einzubringen. Wichtig sind auch genügend scheinbar autonom oder aber anhänglich und kurzfristige professionelle Beziehung und Bindung Raum und Zeit für spielerische, kreative und Freude ängstlich, usw. zwar nicht ersetzen. Ausserdem sind schwerwie- bereitende Tätigkeiten und Aktivitäten; im sozial- gende Bindungsstörungen nicht so leicht zu über- pädagogischen Wohngruppenalltag ohnehin und Die Fachpersonen der Fachstelle und der Krisen- winden, sondern erfordern meist eine längerfristige altersentsprechend auch im Rahmen der Beratung. wohngruppe sind sich bewusst, dass situativ unpas- psychologische und soziale Begleitung. Dennoch Bei all dem geht es mithin darum, dass die trau- send erscheinendes Verhalten der Kinder und soll den Kindern und Jugendlichen Zuversicht und matisierten jungen Menschen bindungssichere Jugendlichen traumabedingt sein und auf Schwie- Mut mitgegeben werden, auch künftig wohltuende Beziehungserfahrungen machen und Vertrauen rigkeiten in der Bindungsfähigkeit hinweisen kann. soziale Beziehungen einzugehen respektive zu gegenüber den Fachpersonen entwickeln können. Zur Förderung des Selbstverständnisses, des Selbst- erhalten. In diesem Sinne geht es in der Arbeit der Gleichzeitig soll für die Kinder und Jugendlichen gefühls und der Selbstakzeptanz werden entspre- Krisenwohngruppe und der Fachstelle im Grunde Literatur: Weiss, Wilma, Kessler Tanja & Gahleitner, erkennbar werden, dass soziale Beziehungen – chende fachliche Einschätzungen und theoretisches darum, korrektive beziehungsweise alternative Silke B. (Hrsg). 2016. Handbuch Traumapädagogik. auch zu Erwachsenen – nicht mit Willkür und Ohn- Wissen mit den Kindern und Jugendlichen ange- Beziehungsangebote zu machen. Fühlen sich die Weinheim und Basel: Beltz Verlag. messen thematisiert und reflektiert. 6|7
Fachstelle OKey Zwischen dem Bedürfnis nach Beziehung und dem Kampf um eigene Grenzen Mia ist im Alter von elf Jahren fremdplatziert wor- Beziehungen ein; man könne so mit ihr nicht ar- Zwei Tage später hatte sich die Krise beruhigt und den und hat bis zur Volljährigkeit 17 Umplatzie- beiten. Mia meinte zu mir: «Es stimmt, ich habe es war möglich, unsere eigentliche Beratung wie- rungen erlebt. Sie war in Pflegefamilien, Krisen- sehr grosse Mühe, Menschen zu vertrauen. Und wie der aufzunehmen.Meldet sich Mia nicht wie abge- heimen, Schulheimen, teilbetreuten Wohngruppen, soll ich mich auf Beziehungen einlassen, wenn macht bei mir der verpasst sie einen Termin, weiss Notunterkünften und vorübergehend bei verschie- diese sowieso immer wieder beendet werden und ich, dass sie einmal mehr auf sich selber wütend denen Verwandten; einzig ein psychiatrischer Auf- ich wegen Regelverstössen immer wieder rausge- oder von sich enttäuscht ist, vielleicht nicht die enthalt hatte noch gefehlt. Seit dem 18. Geburtstag schmissen werde?» Kraft gefunden hat, aufzustehen. Mias negative ist die Wohnsituation unverändert. Innerhalb von Gefühle und destruktive gedankliche Konzepte will neun Monaten hat Mia in zwei Notunterkünften, Würde heute bei Mia eine Diagnostik gemacht, ich nicht verstärken, indem ich ihr gegenüber vor- bei einer Freundin und in vier verschiedenen Wohn- wäre eine komplexe posttraumatische Belastungs- wurfsvoll auftrete. Allerdings unterstütze ich Mias gruppen gelebt. Im Moment weiss sie nicht, wie störung kombiniert mit Borderline-Persönlichkeits- Bemühungen, Verantwortung zu übernehmen. es weitergehen soll. Eine Ausbildung konnte Mia störung denkbar. Beide Diagnosen können jetzt Von aussen betrachtet mögen diese Bemühungen bisher nicht machen; ein Arbeitsintegrationspro- parallel vergeben werden. Beiden ist gemeinsam, klein erscheinen; für Mia bedeuten sie viel und gramm hat sie kürzlich abgebrochen. dass (nahe) Beziehungen für die Betroffenen sehr weisen in die richtige Richtung. schwierig sind. Für Mia ist das nicht anders. Sie hat Mias Eltern haben sich früh getrennt. Mia ist mit verschiedene Beziehungen auch mit gewalttätigen Ich muss Mias Verhalten mit Hilfe meines Hinter- ihren beiden jüngeren Brüdern bei der Mutter Männern hinter sich. Freundschaften kann sie grundwissens zu komplexen Traumafolgestörungen geblieben. Der Kontakt zum Vater war schwierig, schlecht halten, da auch kleine Differenzen starke reflektieren – Gewalterfahrungen, welche das Kind weil die Mutter diesen immer wieder zu verhindern negative Emotionen wie grosse Traurigkeit, Wut, und die Jugendliche dazu gezwungen haben, zu suchte. Die Mutter konsumierte Drogen und han- Aggressionen oder Zustände wie innere Leere und überleben, anstatt sich innerhalb einer bestimmten delte wahrscheinlich auch damit. Fremde Personen Erschöpfung auslösen. Mia bleibt mitunter lieber Norm und ihrem Alter entsprechend entwickeln zu gingen in der Wohnung ein und aus. Mia war oft für sich, als enttäuscht zu werden, oder schliesst können. Im Vergleich zu den Sozialpädagoginnen sich selber überlassen, kümmerte sich teilweise sich kurzfristig anderen Menschen an. und Sozialpädagogen ist meine Aufgabe leichter, um die jüngeren Geschwister. Die Mutter verprü- da eben nicht erzieherisch und weiter weg vom gelte Mia immer wieder mit brachialer Gewalt, Wie ist unter diesen Voraussetzungen eine Arbeits- alle sehr fordernden Alltag. oft aus nichtigem Anlass, oft wenn sie betrunken beziehung zwischen Mia und mir möglich? Für war oder Drogen konsumiert hatte. Mia ist bestimmt von Vorteil, dass ich keine erzie- Mia selber ist interessiert an diesem Wissen, herische Funktion habe, dass Sanktionen bei uns möchte sich verstehen, fragt nach, reflektiert. 2017 kam Mia zu mir in die Opferhilfeberatung, kein Thema sein können, dass ich konsequent für Auch wenn sie schulisch viel verpasst hat, ist sie nachdem sie ihrer Psychologin erzählt hatte, dass sie als Opfer von Gewalt Partei ergreife. Ich will ihr verbal gewandt und kann sich je nach Verfassung sie im Alter von zehn Jahren von einem «Freund vermitteln, dass sie mich als Mensch interessiert, zum Beispiel über ihre Beziehung zu mir äussern. der Familie» brutal vergewaltigt worden sei. Sie mit all ihren Facetten, mit ihrer Geschichte, ihren Einmal hat sie mir ein selbst gebasteltes Geschenk hatte damals versucht, ihren Eltern davon zu erzäh- Eigenheiten. Mia soll nicht den Eindruck haben, und einen bewegenden Brief überreicht. len. Sowohl die Mutter als auch der Vater schenk- auf ihre Opfererfahrungen reduziert zu werden. ten ihr keinen Glauben. Erstaunlicherweise ent- Ich werde Mia weiterhin Beziehungsangebote schied sich Mia im Laufe der Beratung dazu, eine Mit Mias Erlaubnis bleibe ich mit dem sich dau- machen, aktiv auf sie zugehen, gerade wenn sie Strafanzeige einzureichen. Das Verfahren ist bis ernd verändernden Helfernetz in Kontakt, um eine eine Abmachung nicht einhält, und weiterhin die heute nicht abgeschlossen. Wegen der immer einigermassen kontinuierliche Zusammenarbeit Fäden des Strafverfahrens – in Zusammenarbeit mit wieder wechselnden Wohn- und Betreuungssitua- möglich zu ma chen. Meldet sich Mia in einer der Rechtsanwältin – zusammenhalten. Je weniger tion und Mias damit verbundenen grossen Ambi- Notsituation, höre ich zu und versuche, sie im Rah- Konstanz Mia bieten kann, desto mehr muss ihr valenzen bezüglich Bindung und Beziehung ist bis men meiner Rolle und in Zusammenarbeit mit den Umfeld bereit sein, immer wieder neu anzufangen. heute keine psychotherapeutische Begleitung situativ zuständigen Personen zu unterstützen. Als Ich hoffe, dass sie baldmöglichst in einem der mehr möglich gewesen. Eine Beistandschaft wurde Erstes will ich wissen, ob Mia suizidal sein könnte; grossen Lebensbereiche über eine längere Zeit erst errichtet, als Mia schon 17 Jahre alt war. Jetzt dann bestimmen wir die ersten Schritte zu einer Stabilität erreichen kann, was dann die anderen ist sie knapp 19 und hat bereits fünf Beistands- Lösung. Es ist vorgekommen, dass ich meinen Auf- Bereiche positiv beeinflussen könnte. Mia denkt wechsel erlebt. trag in einer Krise erweitert habe, beispielsweise zurzeit ernsthaft über einen Klinikaufenthalt nach. als ich Mia zu einer Einvernahme bei der Jugend- Mia hat mir zu Beginn unserer Beratungs- oder anwaltschaft (Bagatelldelikt) begleitet habe. Gabriela Kaiser Arbeitsbeziehung einmal erzählt, ein Sozialpäd- Leiterin Fachstelle agoge habe ihr gesagt, sie lasse sich nicht auf 8|9
Fachstelle OKey Ein Einblick in den Alltag Der Stiftungsrat im Gespräch Was bleibt vom letzten Jahr in positiver und Ihr habt früher beide im stationären Bereich aber damit hadern, Rückschritte machen, Fehlentscheidungen was in negativer Erinnerung? gearbeitet. In der Beziehungsgestaltung gibt man treffen oder Massnahmen abbrechen und irgendwann wieder- mit Sina Zach und Neil Hrermann, Sina: Ich arbeite seit Mai 2020 in der Fachstelle OKey. Natür- viel von sich persönlich preis. Wie schützt ihr euch kommen. Mitarbeiter*innen lich war letztes Jahr die Corona- Situation sehr prägend in unse- davor, auszubrennen, krank zu werden oder die der Fachstelle rem Alltag. Ich schätzte es sehr, dass wir Beratungen nach wie Lust verlieren? Sina: Langfristige Fälle stammen meistens aus Strafverfahren. vor persönlich durchführen konnten. In diesem Berufsfeld finde Sina: Beziehungsarbeit gibt mir sehr viel und ich habe nicht Es handelt sich um Jugendliche, die die Therapie abgebrochen Welchen Herausforderungen begegnet ihr ich es wichtig, dass man den Menschen persönlich begegnen das Gefühl, dass ich viel machen muss, um nicht auszubren- haben oder andere Massnahmen erlebten, die nicht gefruchtet in der Beziehungsgestaltung während einer kann. Das war für mich das Positive in der ganzen Situation. nen. Ich bekomme viel Dankbarkeit von den Klient*innen. haben. Solche Klient*innen begleite ich dann weiter. akuten Krisensituation? Ich reflektiere und hinterfrage mich und mein Handeln, das Neil: In einer Akutsituation ist es überspitzt, von Beziehungs- Neil: Unsere Arbeit war geprägt durch die Corona-Pandemie, hilft mir. Ich grenze mich mit geregelten Arbeitszeiten ab, das Wie gelingt es euch, Opfer (zum Beispiel von häus- gestaltung zu sprechen. Ich einer solchen Situation bin ich die sich auf viele Prozesse auswirkte. Arbeitsabläufe mussten ist mein Rahmen. Eine Krise ist vorübergehend, sie beginnt licher Gewalt) weiter zu beraten, die wieder zu froh, wenn ein gewisser Vertrauensaufbau gelingt, um mög- abgeändert werden, Arbeiten neu geplant, neu erfunden und und sie hat wieder ein Ende, die Situation beruhigt sich, die euch zurückkommen, ohne dass sich etwas in ihrer lichst schnell ein möglichst produktives Arbeitsbündnis zu er- hinterfragt werden. Während des Lockdowns vermissten wir Klient* innen werden weiterverwiesen. Das Abschliessen oder Situation verändert hat? reichen, das genug stark ist und genügend Vertrauen bietet, den Austausch mit unsern Teamkollegen, suchten aber nach Weitergeben eines Falles hat für mich auch mit Loslassen zu tun. Neil: Es braucht ganz viel Respekt für die Entscheidung oder auf die Akutsituation eizugehen. In erster Linie geht es um kreativen Lösungen, um die Zusammenarbeit auf Distanz Situation der Menschen. Ein Opfer häuslicher Gewalt ist in eine Art sachliche Rollenklärung: Wer bin ich, was ist meine weiterzuführen. Wir trafen uns online, richteten Chats ein und Neil: Egal wo man arbeitet, als Sozialarbeiter*in oder Sozial- einer anderen Welt mit ganz vielen Sorgen oder Nöten. Dies Aufgabe und zu welchen Bedingungen? Ich vermittle ein Bild lebten unsere Teamkultur sehr bewusst. Für uns Sozialarbeiter - pädagog*in ist man sein eigenes Werkzeug. Ich arbeite als Per- gilt es zu respektieren und zu warten, bis die Person bereit ist, meiner Arbeit, damit Klient*innen wissen, mit wem sie es zu pädagog*innen ist der gegenseitige Austausch ein sehr wichti- son mit mir selber. In der Ausbildung reflektiert man früh sein einen Schritt weiterzugehen. Und es gilt es zu respektieren, tun haben. Ich erkläre ihnen, dass ich an eine Schweigepflicht ges Instrument. Alleine im Büro arbeiten zu müssen, war eine professionelles Rollenmodell. Man lernt sich abzugrenzen und wenn sie eine Entscheidung trifft, die ich selbst als nicht opti- gebunden bin und mich mit solchen Situationen auskenne. besondere Herausforderung. Wir haben uns darauf besonnen, entwickelt eine eigene Haltung. Ich gehe als Fachperson mit mal betrachte. Ich löse die Entscheidung der Person ab von Der Klient, die Klientin erfährt mit diesem Problem nicht al- was wir wirklich brauchen, wo wir Dinge vermissen, aber auch einer klaren Grundeinstellung an meine Arbeit – sie ist mein meiner Beratung. Die Entscheidung hat nicht mit der Qualität leine zu sein. Das gibt der Person meist eine gewisse Sicher- was es nicht braucht. Wir wurden flexibel, kreativ, und das Werkzeug, sie schützt mich aber auch. Es funktioniert nicht, meiner Beratung zu tun. Die Person ist Experte ihrer Situation heit und macht es möglich, über heikle Themen zu sprechen waren gute Prozesse. Es gab Optimierungen von Arbeitsprozes- wenn ich zu emotional oder zu mitleidig bin. Sonst bin ich nicht und ich bevormunde sie nicht. Ich begleite und zeige Möglich- und zu schauen, wie es weitergeht. Vertrauen zu gewinnen sen und aus der Not entstanden sehr gute und nachhaltige mehr handlungsfähig. Die Arbeit tagsüber darf mich abends keiten auf. Die Entscheidung aber trifft der Klient/die Klientin gelingt, indem ich Bedürfnisse, Wünsche und Ängste der Ideen. Auch für die Klient*innenarbeit mussten wir uns anpas- nicht mehr beschäftigen, sonst bin ich am nächsten Tag nicht selbst. Das sind die Grenzen meines Einflusses. Es schützt Klient* innen aufnehme und berücksichtige. Generell gebe sen. Die Beziehungsgestaltung zu Kindern ist durch das Tragen fit. Natürlich gibt es spezielle Fälle, die einen belasten, der mich aber auch vor Frust. ich der Person einen Vertrauensvorschuss und nehme ihre einer Maske besonders erschwert. Sie erleben mich als gross- normale Alltag aber nicht. Erzählungen ohne wertende Äusserung auf. Ich lasse sie er- gewachsenen und maskierten Mann mit einer tiefen Stimme. Sina: Es ist das Menschenbild, einem Menschen auf Augen- zählen und gebe ein Gefäss im Sinne von «du bist hier aufge- Mein Lachen ist unter der Maske versteckt. Deshalb braucht Hilft Intervision oder der Austausch im Team höhe zu begegnen, das die Beratung ausmacht. Ich als Bera- hoben und ich verstehe dich». der Einstieg in Gespräche mehr Zeit. Diese Zeit rechne ich be- bei der Verarbeitung? terin weiss nicht, was für die Klient*innen das Richtige ist. Sie wusst ein. Um Kinder ankommen zu lassen, versuche iches mit Sina: Der Austausch im Team macht es mir auf jeden Fall leich- sind die Experten. Ich muss vom Gegenüber spüren, dass es Sina: Möglichst rasch Vertrauen aufzubauen und zu einer Ver- einem Spiel, bis sie einordnen können, warum ich ihnen gegen- ter, dem Menschen in der Krise Halt zu vermitteln und auch die in einem Prozess ist. Das müssen aber nicht die Schritte sein, trauensperson zu werden, ist für mich sehr wichtig, weil es übersitze. Erwachsene können dies besser erfassen. Eltern gut begleiten zu können. Wir können alles besprechen, die ich mir vorstelle. In der Beziehungsarbeit kann ich mein um sehr persönliche Themen geht. Mit meiner Haltung, wie ich das ist eine grosse Entlastung und hilft mir bei der Verarbeitung. Gegenüber spiegeln und konfrontieren, ohne es zu verurteilen. auf Klient*innen zugehe, ihnen Sicherheit gebe, trage ich viel Sina: Ich hatte das Gefühl, wir übernahmen mehr Aufgaben zum Vertrauensgewinn bei. Mit dem Hinweis auf die Einhal- in der Beratung, weil viele Angebote reduziert oder geschlossen Neil: Mir hilft es, weil wir wenig alleine tragen. Wir treffen ge- Neil: Ich bin ein Fan von «Empowerment». Ich gebe Hilfe zur tung der Schweigepflicht und der Erklärung des Settings gebe waren. Unser Angebot blieb bestehen, jedoch niederschwellige meinsame Entscheidungen, ich werde von Teamkolleg*innen Selbsthilfe, nehme mein Gegenüber als vollwertig und selb- ich einen Rahmen der Sicherheit. Dafür brauch es zu Beginn und freiwillige Angebote waren geschlossen; so entstanden getragen, gerade bei schweren Fällen. Wir haben viele verschie- ständig wahr. Ich befähige mein Gegenüber, Selbstwirksamkeit meist enge Begleitung und emotionalen Beistand. Dem Opfer Lücken im Helfernetz. Die Vernetzung mit Therapeuten und un- dene Gefässe, um solche Fälle und das weitere Vorgehen zu zu erleben, was gerade für Opfer ein extrem wichtiger Punkt ist. uneingeschränkt Glauben zu schenken, ohne es in Frage zu terstützenden Institutionen wurde dadurch schwierig. Als die besprechen, einerseits die wöchentliche Teamsitzung, die stellen, wird geschätzt. Wir müssen nicht über diese Wahrheit Schulen geschlossen waren, fiel ein wichtiger Ort weg, an dem Intervision im Team einmal monatlich, eine externe Supervision Möchtet ihr noch ein letztes wichtiges entscheiden. Das subjektive Empfinden wird ernst genommen auffällt, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Ich denke auch, die und regelmässige Einzelsitzungen mit Gabriela Kaiser (Leiterin Statement abgeben? und wir können denjenigen Themen Raum geben, die im Mo- Hemmschwelle, in eine Beratung zu kommen und Hilfe zu Fachstelle). Wenn wir im Team nicht weiterkommen, nehmen Neil: Beziehungsgestaltung und Vertrauensaufbau sind Haupt- ment wichtig sind und zur Sprache kommen. holen, war höher. Wir haben aktuell deutlich mehr Meldungen wir den Fall mit in die Kinderschutzgruppe, wo wir uns auf gründe, warum Menschen in der Sozialen Arbeit tätig sind. aus Schulen oder von der Polizei, die häusliche Gewalt betref- weitere Fachpersonen aus anderen beruflichen Bereichen ab- Das Fachliche, wie zum Beispiel die Kenntnis der Rechts- Neil: Wir ermitteln nicht, wir hören zuerst einmal zu. Häufig fen. Jetzt kommen Fälle, die lange hinausgezögert wurden. stützen können. So können wir die Verantwortung oder Über- grundlagen, ist rasch angeeignet. Den Menschen aber als kennen wir die Ängste und Sorgen bereits aus anderen, ähnli- Das Defizit an Kindertherapieplätzen macht es für uns schwie- legungen teilen. Intervisionssitzungen nutzen wir eher als Ganzes aufzufangen, ihm Unterstützung zu bieten, Lösun- chen Fällen und können relativieren, dass gewisse Reaktionen rig, traumatisierte Kinder einer Therapie zuzuführen. Zudem rückblickende Reflexion des Prozesses. gen und Möglichkeiten aufzuzeigen und den Menschen und Ängste normal sind. Das hilft den Klient*innen, sich ver- sind für uns wichtige Pfeiler wie freiwillige Familienberatungen «ma- chen zu lassen», das macht die Arbeit in diesem Set- standen zu fühlen. noch nicht vorhanden respektive immer noch deutlich redu- Habt ihr auch langfristige Fälle? ting aus. Die Klient*innen kommen freiwillig zu uns und ziert. Wir haben das Glück, mit dem SPZ der Kinderklinik des Neil: Meistens klären wir ab, erarbeiten eine Lösung und geben sind sehr dankbar für unser Angebot. Kantonsspitals zur Überbrückung zusammenarbeiten zu den Fall an eine andere Fachstelle ab. Seltener aber habe ich können, bis wir einen anderen Therapieplatz gefunden haben. Klient*innen, die ich längere Zeit betreue. Das sind meistens Urs Hunziker Die Vernetzung mit dem SPZ funktioniert sehr gut. Opfer von häuslicher Gewalt, die den nächsten Schritt kennen, Vizepräsident Stiftungsrat 10|11
Krisenwohngruppe Winterthur Geprägt von frühen, ersten Beziehungserfahrungen Das Ankommen und sich Einfinden in der Krisen- gegangene Abklärungsbericht des Kinder- und Zugleich sind wir überzeugt, dass die kurzen, wohngruppe (KWG), wenn auch nur für die be- Ju-gendhilfezentrums (kiz) half uns, mehr über Ce- nahen und weichen Momente mit ihm wichtige grenzte Zeit von drei Monaten, stellt für die Kinder drics Geschichte zu erfahren. Es wurden gravieren- Beziehungserfahrungen waren, die ihn in einer und Jugendlichen einen vulnerablen Moment dar. de Vernachlässigungen von relevanten Bindungs- nächsten Begegnung begleiten werden. Zu seiner Die ersten Begegnungen, das Erkannt- und Wahr- erfahrungen in der noch jungen Lebensgeschichte Familie hatte er trotz all der Belastungen und genommenwerden, sind meist relevant für die von Cedric sichtbar. Wir konnten davon ausgehen, Verletzungen über die ganze Zeit einen verbindli- weitere Form einer möglichen Beziehung. Wir be- dass er nicht auf verlässliche und zugewandte Be- chen, zugewandten und nach seinen Möglich- gleiten die Kinder und Jugendlichen während des zugspersonen vertrauen konnte und dass seine keiten, liebevollen Kontakt gepflegt. Ankommens in den ersten Stunden und Tagen nah Bedürfnisse allenfalls bereits als Baby, aber sicher und achtsam. Wir zeigen ihnen das ganze Haus, als kleines Kind kaum adäquat erkannt und befrie- Wir wünschen uns für Cedric, dass er zu seinen die Umgebung und machen sie mit allen Mitbe- digt worden sind. Zudem mussten wir vermuten, zarten Fähigkeiten des Mitgefühls und der Empa- wohner*innen der Wohngruppe bekannt. dass er bereits früh physischer und psychischer thie weiterhin einen Zugang finden kann. Gewalt ausgesetzt war. Mit Cedric kam ein zu Beginn sehr scheuer, wort- karger und zurückgezogener Jugendlicher von Die KWG setzt sich zum Ziel, für die Kinder und Elsbeth Ball 16 Jahren in die KWG. Sehr still, sich kaum mit Jugendlichen einen sicheren Ort zu schaffen, Institutionsleiterin Krisenwohngruppe einer eigenen Meinung äussernd, bewegte er sich wo ihrer Individualität und ihren teilweise trauma- wie eine scheue Katze im Haus. Die Kontaktauf- tischen Beziehungserfahrungen mit Achtsamkeit nahme mit den Jugendlichen und mit den Kindern und Verständnis begegnet wird. Die offene und war in den ersten Stunden zurückhaltend. Ziemlich transparente Kommunikation und Reflexion im All- schnell konnten wir beobachten, dass er sich ihnen tag, der grösstmögliche Einbezug und die Mitbe- gegenüber zunehmend ungezwungen und offen stimmung, die Erfahrung ihrer Selbstwirksamkeit zeigen konnte. Beim gemeinsamen Essen blieb er und so weiter, sollen ihnen Orientierung, Schutz in Gegenwart von uns Erwachsenen zunächst still, und Verlässlichkeit vermitteln. sass mit gesenktem Kopf am Tisch und traute sich kaum, seinen Teller ein zweites Mal zu füllen. Cedric konnte sich zu Beginn vor allem innerhalb Seine Mimik zeigte uns jedoch, dass er aufmerk- der Gruppe von Jugendlichen langsam öffnen. sam dabei war und zuhörte, was gesprochen Damit war er jedoch auch der Dynamik dieser Peer- wurde. Wir nutzten unsere Beobachtungen und group ausgesetzt und wollte unbedingt dazuge- versuchten fortan während der Tischgespräche mit hören. Er ging unvoreingenommen und naiv mit allen, relevante Themen des Gruppenlebens an- ihnen mit, konnte sich meist kaum abgrenzen und zusprechen sowie Gesprächsbereitschaft und ging immer wieder grosse Risiken ein. Die Validie- Offenheit zu vermitteln. Die Zurückhaltung und rung seines besorgniserregenden Risikoverhaltens anfängliche Scheu von Cedric, lies ein Misstrauen nahm viel Zeit und Energie in Anspruch. Mögliche gegenüber Fremden und unbekannten Situationen andere Verhaltensweisen und risikominimierende erahnen. Strategien sind immer und immer wieder bespro- chen worden. Leider ist er mit seinen guten Vor- Normalerweise erstellen wir zu Beginn eines sätzen aber oft nicht weit gekommen. Die Beziehung Aufenthaltes mit den Kindern und Jugendlichen zu Cedric wurde während dieser intensiven Zeit eine Netzwerkkarte und ein Genogramm (graphi von Mal zu Mal enger und er konnte sich in den sche Darstellungsform). Damit tragen wir alle Auseinandersetzungen immer mehr öffnen. Inner- relevanten Informationen über das Familiensystem, halb dieses Prozesses konnte er zunehmend die wesentlichen und unterstützenden Personen die verletzten, verunsicherten, vernachlässigten aus ihrem Umfeld, die Schule und die Fachperso- Anteile seiner Person zeigen. nen zusammen. Auf diese Weise verschaffen wir uns einen ersten individuellen Überblick über das Leider standen schon bald der Austritt aus der System rund um das Kind, die/den Jugendlichen. KWG und der Übertritt in eine andere Organisation Im Falle von Cedric konnten wir in ersten Gesprä- an. Damit verschloss er sich uns gegenüber wieder chen mit ihm kaum etwas in Erfahrung bringen. vermehrt. Wir konnten erkennen, dass er in dieser Er äusserte sich nur sehr einsilbig zu seiner Fami- ungewissen Übergangsphase wieder auf seine liensituation und zu seiner Herkunft. Der voraus- langjährigen, von Misstrauen und Unsicherheit geprägten Beziehungsmuster zurückgriff. 12|13
Krisenwohngruppe Winterthur Ein Einblick in den Alltag Der Stiftungsrat im Gespräch und die niemanden an sich heranlassen. Die Mitar- dern wird, tut das weh und ist nicht immer leicht mit Nuria Gheza und Sergio Caputo, beiter*innen können den Kindern und Jugendlichen zu akzeptieren.» Für Nuria ist der Austausch im Beziehungen anbieten, welche sie so in ihrem Leben Team deshalb sehr wichtig: «Man investiert viel in Mitarbeiter*innen selten erfahren durften. Beim Austritt des Kindes einen Prozess und trotzdem kommt es nicht so, wie der Krisenwohngruppe aus der KWG wissen die Mitarbeiter*innen nicht man es sich erhofft hat. Wir als Team tragen die immer, wie «erfolgreich» der Aufenthalt war. «Es Verantwortung», meint sie. Sergio ergänzt: «Die Es ist ein kalter, windiger Aprilmorgen, als ich zu gibt leider Fallverläufe, in denen wir die aus unserer Institutionsleiterin ist in akuten Fällen immer für uns Fuss Richtung Krisenwohngruppe Winterthur (KWG) Sicht optimale Anschlusslösung nicht gefunden erreichbar. Neben den wöchentlichen Teamsitzun- in die Waldhofstrasse einbiege. Die Schneeflocken haben. Unsere Hoffnung ist, dass das Kind sich viel- gen machen wir Fallbesprechungen und Supervi- wirbeln, oben am Hang sehe ich das Haus und ich leicht in zehn Jahren an die Zeit bei uns erinnert sion.» Beide finden, dass sich das Team gegenseitig bin gespannt, was mich in der Nummer 40 erwartet. und daraus Kraft schöpfen kann», meint Sergio. Sie sehr gut auffängt und sich bei Elsbeth Ball (Insti- Als neu gewählte Stiftungsrätin der Stiftung OKey möchten für das Kind da sein und ihm eine gute tutionsleiterin) aufgehoben fühlt. Die Gewissheit, habe ich die Aufgabe übernommen, mit zwei Mitar- und gewinnbringende Zeit ermöglichen. Dafür sind dass das Team gut funktioniert, vereinfacht das beiter*innen für den Jahresbericht ein Interview zu immer zwei Prozessverantwortliche zuständig. Abschalten nach Feierabend. führen. Ich freue mich, die KWG kennen zu lernen. Die täglichen Herausforderungen werden aber im Team besprochen. Je länger ein Kind in der KWG bleibt, desto mehr Velos parken im Ständer, Schuhe, Schirme vor dem können die Mitarbeiter*innen ihm mitgeben. Sergio Haus, ein Ball in der Wiese, Gartenstühle. Ich läute Der Umgang in der KWG ist sehr familiär. Das Team merkt oft, wie schwer einem Kind danach das Ab- und bald werde ich freundlich ins Haus gebeten. versucht Lebensfreude zu vermitteln und in Ritualen schiednehmen fällt. Es hat sich zu Hause gefühlt, Wasser, Kaffee, nur noch einen kurzen Moment, die aufzuzeigen, wie Beziehungen auch gelebt werden konnte Beziehungen knüpfen und Bindungen einge- Leiterin wird gleich bei mir sein. Bald kommt Els- können. Das gemeinsame Kochen, das Spielen hen. Sich nun auf eine neue Institution einzustellen, beth Ball auf mich zu, begrüsst mich herzlich und im Garten, in die Badi Gehen, ein Museumsbesuch bereitet ihm Mühe. Darum wird jeder Abschied be- führt mich in die Küche. Nuria, die eine Interview- und so weiter sind für die Kinder und Jugendlichen wusst gestaltet. Nuria: «Für das Kind wird ein Ab- partnerin, ist schon da, sie kommt strahlend (ja, schöne Erlebnisse. «Sie erfahren hier Reaktionen, schlussabend organisiert. Es darf sich das Essen auch unter Maske zu erkennen) auf mich zu. Dann die sie so meist kaum kennen. Sei dies ein Trösten wünschen. Im Team wird nochmals besprochen, wo trifft auch schon Sergio ein, aufgestellt und herzlich in der Nacht, ein Auffangen nach dem Ausgang oder das Kind heute steht. Bei Bedarf wird ein Notfallplan auch er, begrüsst mich – ich fühle mich willkommen ein Zuhören», meint Nuria. Es ist für die Arbeit erstellt. Das Kind weiss nach einem Austritt, dass und gleich aufgehoben, fast wie in einer Familie, essenziell, dass sich dabei auch das Team wohl tung und scheu in die KWG eintreten, nach kurzer es sich jederzeit in der KWG melden, telefonieren die man schon lange kennt. fühlt. «Wir sind alle im gleichen Boot.» Das gelingt, Zeit bei uns stabil sind und beim Austritt selbstbe- oder zu Besuch kommen kann. Zwei Wochen später wie ich erfahren durfte, in der KWG sehr gut. wusst sagen können, wohin sie wollen, stärken un- fragen wir immer nach, wie es ihm geht.» Das führt mich bereits zum Thema des Interviews: sere Arbeit.» sagt Sergio. Das Team ist sich bewusst, «Bindung und Beziehung im sozialpädagogischen Während Corona hat sich die Beziehungsgestaltung dass es das Kind nur kurz auf seinem Lebensweg be- Für Sergio gibt es Fälle, die ihn stärker berühren Alltag». Beide Mitarbeiter*innen wissen, dass zu den Kindern und Jugendlichen lange nicht verän- gleitet. Und doch ist es schön, so viele Kinder und als andere. «Nach Abschluss eines Falles werden wir der Aufenthalt der Kinder und Jugendlichen auf drei dert, da im ersten Lockdown alle ganz normal im Jugendliche zu unterstützen und sie zu befähigen, aber schnell vom Alltag überrollt und wir nehmen Monate begrenzt ist und sie meist zu wenig Zeit Haus unterwegs waren, ohne Masken. Heute gelten sich für sich selbst und ihr Wohl einzusetzen. uns der nächsten 'Geschichte' an.» – «Da nach haben für einen Beziehungsaufbau. Ausserdem sind Masken- und klare Distanz-Regeln. «Im Alltag gibt einem Austritt gleich wieder ein neues Kind in die viele administrative Aufgaben zu erledigen, um es aber oft Situationen, in denen es eine Umarmung, Leider mussten sie im Corona-Jahr vermehrt viele KWG eintritt, ist es einfacher, loszulassen», meint einen reibungslosen Ablauf garantieren zu können. eine Nähe braucht. Corona ist immer im Hinterkopf, Anfragen ablehnen. Sergio: «Oft war die KWG die auch Nuria. Und doch ist es immer wieder erstaunlich, wie aber die Nähe ist dann wichtiger», sagt Nuria. letztmögliche Institution, die angefragt wurde.» schnell eine tiefe Beziehung möglich ist. In der Re- Es war in dieser Zeit schön, dass die Kinder mehr Beim Anhören der Problematik wurde den Mitarbei- Ich habe mit Nuria und Sergio ein spannendes Ge- gel bleiben die Kinder und Jugendlichen die ganzen zu Hause waren, es war belebter. Auch die Jugendli- ter*innen bewusst, wie dringend das Kind einen spräch geführt. Spürbar wird sofort, dass die beiden drei Monate in der KWG. Es bedarf dieser Zeit, um chen, die normalerweise mehr ausser Haus sind, Platz benötigen würde, in welch schlimmer Krise es ihre Arbeit sehr gerne machen und mit ihrer aufge- die notwendigen Schritte aufzugleisen. Schon früh mussten plötzlich sehr viel von der KWG aus erledi- steckt und was es bis jetzt in Bewegung setzen stellten und doch ernsthaften Art gut auf die ihnen im Prozess muss nach einer passenden Anschluss- gen. So waren Team, Kinder und Jugendliche ver- musste, damit es überhaupt gehört wird. Es braucht anvertrauten Kinder und Jugendlichen zugehen lösung gesucht werden. Bereits nach zirka sechs mehrt im Kontakt und konnten einander besser Mut, sich gegen die eigene Familie zu stellen können, sofern der Platz reicht. Der Besuch in der Wochen sollte klar sein, wohin ihr Weg führen wird. wahrnehmen. Das Homeschooling allerdings war und für seine Rechte einzustehen. Solche Kinder KWG hat mich beeindruckt und gefreut! Das Team für das Team eine Herausforderung und musste gut und Jugendlichen nicht aufnehmen zu können, arbeitet sehr engagiert. Es gelingt, trotz kurzem Die Kinder und Jugendlichen haben in ihrem jungen organisiert werden. «Leider konnten wir auch das ist schmerzlich. Aufenthalt der Kinder Beziehungen zu knüpfen, Leben bereits vieles erlebt, das ihre Beziehungs- Aktivitätsprogramm nicht mehr so ausgiebig anbie- mit ihnen in einen Dialog zu treten, da zu sein, sie und Bindungsfähigkeit beeinflusst. Einige von ihnen ten», resümiert Sergio. Auch die schlechten Verläufe belasten die Mitarbei- wahrzunehmen, vorurteilslos auf sie zuzugehen sind sofort bereit und fähig, in eine Beziehung zu ter*innen. Nuria: «Wenn sich eine 16-jährige Jugend- und ihnen dadurch Geborgenheit, Zuversicht und treten und sich mit den Mitarbeiter*innen auf einen Trotz Corona hatten sie viele positive Verläufe. Die liche bei uns meldet und nach drei Monaten ins glei- ein Stück Familienalltag zu geben. neuen Weg zu begeben. Dann gibt es die Anderen, Rückmeldungen der Jugendlichen sind sehrmotivie- che Umfeld zurückkehrt, obwohl wir uns bewusst welche das Team auch nach Wochen nicht kennt rend für die Arbeit. «Kinder, die in gebückter Hal- sind, dass sich die Situation zu Hause nicht verän- Monica Meyer-Meier Stiftungsrätin 14|15
Fallzahlen 2019 und 2020 Fallzahlen 2019 und 2020 Fachstelle OKey Krisenwohngruppe Winterthur 2019 2020 2019* 2020 Behandelte Fälle OKey KidsPunkt OKey KidsPunkt Platzierungen Total Zur Unterscheidung Angebot 80% 642 20% 145 84% 678 16% 125 Total 35 56 OKey und KidsPunkt: Aufenthaltstage 1245 2705 Art der Anmeldung Die Beratungsleistungen OKey Durchschn. Auslastung 67,5% 82,12% Durch das Opfer und sein Umfeld richten sich an Kinder und Opfer oder ihm gleichgestellte Person (Vater, Mutter, Eltern) 22%138 26% 37 23% 154 33% 41 Jugendliche und deren Angehö- Plazierungsgründe Dem Opfer vertraute Person (Freundin, erweiterte Familie) rige, welche von psychischer, (erst ab 2020 erfasst, Mehrfachnennungen sind möglich) 4 % 26 6% 8 5% 35 6% 7 Durch Fachpersonen körperlicher und/oder sexueller Amt für Jugend- 2,6% 2 Gewalt direkt betroffen sind und Berufsberatung (ajb) Kinderklinik 15% 99 15% 102 sowie an Fachpersonen, welche Ärzteschaft 8% 54 11% 79 Kinder- und 31,6% 24 um Gewalt an Kindern wissen Schule/Kindergarten 25% 158 20% 136 oder einen entsprechenden Jugendhilfezentren (kiz) Familienergänzungen (KiTa, Hort, Heim) 1% 7 1% 4 Verdacht haben. Familie 5,3% 4 Soziale Institution (kjz, SPD, KJPD u.a.) 12% 76 4% 6 10% 66 5% 6 Polizei 9,2% 7 Polizei/Justiz 8% 52 34% 49 11% 75 25% 32 Die Beratungsleistungen Kids- Selbstmeldung 22,4% 17 Punkt richten sich an Kinder verdeckte Platzierung 28,9% 22 Beratungsstelle Frauen-Nottelefon 8% 12 6% 8 und Jugendliche, welche Part- Frauenhaus 1% 2 4% 5 nerschaftsgewalt zwischen Durch andere 5% 32 21% 31 4% 27 21% 26 ihren Eltern miterlebt haben. Aufenthaltsdauer bis 7 Tage 42,9% 15 14,3% 8 Allgemeine Leistungen bis 30 Tage 11,4% 4 28,6% 16 Begleitung zu Polizei/Gericht/Anwalt 9 0 11 1 bis 90 Tage 25,7% 9 41,1% 23 Helferkonferenzen 87 7 96 5 über 90 Tage 20% 7 16,1% 9 Vorübergehende Hospitalisation 33 2 29 1 Durchsch. Aufenthalts-Tage 35,6 48,3 Beratungen Fachpersonen Schule 119 9 127 4 * Neueröffnung im 2019, Beratungen Fachpersonen Hort/KiTa 9 0 8 1 deshalb Zeitspanne vom 10.6.-31.12.2019 Beratungen von anderen Fachpersonen 177 35 163 18 Gesetzlicher Wohnsitz Geschlecht Gesetzlicher Wohnsitz Geschlecht Anderer Kanton (34) . . (437) Stadt Winterthur Männlich (256) . Anderer Kanton (2) . . (19) Stadt Winterthur Männlich (23) . unbekannt (6) . Andere Gemeinden Kanton Zürich (30) . Weiblich (33) . Andere Gemeinden Weiblich (545) . Kanton Zürich (208) . Bezirk Winterthur (124) . 2019 2019 2019 . 2019 (5) Bezirk Winterthur 2020 2020 2020 2020 Art der Misshandlung* Alter Art der Misshandlung* Alter Psychische Misshandlung (98) . .. (2) Münchhausensyndrom Älter als 18 Jahre (110) . Sexuelle . (12) Familiäre Konflikte Älter als 18 Jahre (3) . Ausbeutung (5) . Bis 4 Jahre (2) . . Drogenschädigung (16) . Körperliche (279) Misshandlung Bis 4 Jahre (167) . Körperliche . (40) Vernachlässigung 5 – 9 Jahre (5) Sexuelle . Misshandlung (28) . Ausbeutung (178) 10 – 13 Jahre (11) . 14 – 17 Jahre (205) . 2019 10 – 13 Jahre (128) . Psychische Misshandlung (31) . 14 – 17 Jahre (35) . 2019 2019 2020 . (105) Vernachlässigung 5 – 9 Jahre (194) . 2020 2020 2020 * Mehrfachnennungen sind möglich * Mehrfachnennungen sind möglich; erst ab 2020 erfasst 16|17
Jahresrechnung 2020 Jahresrechnung 2020 Erfolgsrechnung 2020 2019 Bilanz 31.12.2020 31.12.2019 CHF % CHF % Aktiven CHF % CHF % Personalaufwand Umlaufvermögen Bruttolöhne A10 -1'175'102 -47.5 -648'205 -36.4 Flüssige Mittel A01 1'146'786 64.1 1'614'380 70.8 Sozialversicherungsaufwand -162'174 -6.6 -89'851 -5.0 Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 115'247 6.4 118'259 5.2 Diverser Personalaufwand A11 -29'852 -1.2 -31'052 -1.7 Aktive Rechnungsabgrenzungen A02 19'721 1.1 21'968 1.0 Arbeitsleistungen Dritte (Personalverleih KSW) -732'981 -29.6 -653'320 -36.7 Total Umlaufvermögen 1'281'754 71.6 1'754'606 77.0 Total Personalaufwand -2'100'109 -55.3 -1'422'429 -43.2 Sachaufwand Anlagevermögen Medizinischer Bedarf -1'493 -0.1 -983 -0.1 Sachanlagen A03 492'690 27.5 509'201 22.3 Lebensmittel und Getränke -30'609 -1.2 -13'016 -0.7 Mietkautionen A04 15'022 0.8 15'020 0.7 Haushalt -20'454 -0.8 -10'770 -0.6 Total Anlagevermögen 507'712 28.4 524'221 23.0 Unterhalt und Ersatz immob. und mob. Sachanlagen -8'932 -0.4 -6'976 -0.4 Miete -120'650 -4.9 -90'641 -5.1 Kapitalzinsen -238 0.0 -399 0.0 Total Aktiven 1'789'466 100.0 2'278'827 100.0 Abschreibungen -31'355 -1.3 0 0.0 Strom -446 0.0 -659 0.0 Schulung, Ausbildung, Freizeit -4'526 -0.2 -2'873 -0.2 Büro und Verwaltung A12 -98'419 -4.0 -93'847 -5.3 Passiven Übriger Sachaufwand A13 -73'136 -3.0 -140'414 -7.9 Kurzfristiges Fremdkapital Total Sachaufwand -390'257 -15.8 -360'576 -20.2 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 75'449 4.2 243'357 10.7 Verrechenbarer Aufwand Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten A05 53'106 3.0 48'905 2.1 Soforthilfe -9'633 -0.4 -5'883 -0.3 Passive Rechnungsabgrenzung A06 5'000 0.3 10'080 0.4 Aufwand für Übersetzungen -7'600 -0.3 -4'912 -0.3 Total Kurzfristiges Fremdkapital 133'555 7.5 302'342 13.3 Total verrechenbarer Aufwand -17'233 -0.7 -10'794 -0.6 Organisationskapital Total Aufwand -2'507'599 -101.3 -1'793'800 -100.7 Stiftungskapital 300'000 16.8 300'000 13.2 Reserven 124'979 7.0 137'614 6.0 Betriebsertrag Jahresergebnis - 33'162 - 1.9 - 12'635 - 0.6 Leistungsabgeltung Krisenwohngruppe A14 949'950 38.4 436'062 24.5 Total Organisationskapital 391'818 21.9 424'979 18.6 Ertrag Soforthilfe 9'633 0.4 5'883 0.3 Ertrag Übersetzungen 7'600 0.3 4'912 0.3 Fondskapital Ertrag Nothilfe 26'130 1.1 29'165 1.6 Fonds Krisenwohngruppe Winterthur A07 655'403 36.6 955'983 42.0 Leistungsauftrag KOH 702'800 28.4 640'420 36.0 Fonds Krisenwohngruppe Bau/Ausstattung A08 541'077 30.2 564'181 24.8 Subvention AJB 178'200 7.2 160'105 9.0 Allgemeiner Fonds OKey A09 67'613 3.8 31'341 1.4 Übrige 0 0.0 440 0.0 Total Fondskapital 1'264'093 70.6 1'551'506 68.1 Total Ertrag 1'874'313 75.7 1'276'986 71.7 Betriebsergebnis vor Fondsveränderung -633'287 -25.6 -516'813 -29.0 Total Passiven 1'789'466 100.0 2'278'827 100.0 Spenden 10'000 0.4 Beiträge aus den OKey-Stiftungs-Fonds A15 590'125 23.8 504'178 28.3 Total Beiträge aus den OKey-Stiftungs-Fonds 600'125 23.8 504'178 28.3 Total Betriebsertrag 2'474'438 99.6 1'781'165 100.0 Betriebsergebnis nach Fondsveränderung -33'162 -1.3 -12'635 -0.7 Entnahme Fonds -590'125 -23.8 -504'178 -28.3 Zuweisung Fonds 302'713 12.2 1'034'599 58.1 Bestandesänderung Fonds 287'412 11.6 -530'420 -29.8 Total Veränderung Fondskapital 0 0.0 0 0.0 Betriebsergebnis nach Fondsveränderung -33'162 -1.3 -12'635 -0.7 Jahresergebnis -33'162 -1.3 -12'635 -0.7 18|19
Jahresrechnung 2020 Jahresrechnung 2020 Anhang zur Jahresrechnung Allgemeine Angaben zur Stiftung Fachstelle/Krisenwohngruppe unterteilt. Der Konto- Angaben, Aufschlüsselungen und Erläuterungen 31.12.2020 % 31.12.2019 % plan ist neu (vorher KMU-Kontoplan) nach dem zu Positionen der Bilanz CHF CHF Firma / Rechtsform / Sitz Kontenrahmen für «Soziale Einrichtungen IVSE» von OKey – Stiftung für das Kind in Not Curaviva (Branchenverband für Heime) gegliedert. A01 Flüssige Mittel c/o Kantonsspital Winterthur KSW Kassen 2'718 0.2 1'061 0.1 Brauerstrasse 15, 8400 Winterthur Auflagen der Aufsichtsbehörden Postfinance 296'668 25.9 376'905 23.3 Errichtungsdatum: 28.03.2013 Mit der letzten Rechenschaftsabnahme wurden von Zürcher Kantonalbank 452'708 39.5 498'873 30.9 Unternehmens-Identifikationsnummer (UID): der Aufsichtsbehörde am 24.09.2020 keine Auflagen UBS 394'692 34.4 737'542 45.7 CHE-419.457.740 formuliert. Die verlangten Reglemente wurden Total 1'146'786 100.0 1'614'380 100.0 nachgeliefert. A02 Aktive Rechnungsabgrenzungen Zweck der Organisation Opferhilfe Kanton Zürich 17'233 87.4 10'794 49.1 Die Stiftung setzt sich für einen wirksamen und Erläuterungen zu ausserordentlichen, perioden- Miete Januar 2020 Brühlberg 0 0.0 4'100 18.7 koordinierten Schutz von Kindern und Jugendlichen fremden oder einmaligen Positionen Diverse 2'488 12.6 7'074 32.2 vor Gefährdung und Misshandlung ein. Die Stiftung Im Berichtsjahr lagen keine ausserordentlichen, Total 19'721 100.0 21'968 100.0 bezweckt insbesondere den Aufbau, die Sicher- periodenfremden oder einmaligen Ereignisse vor. A03 Sachanlagen stellung und die Weiterentwicklung von Beratungs- Umbau Waldhof Brühlberg 470'849 95.6 466'552 91.6 angeboten im Einzugsgebiet des Kantonsspitals Weitere Informationen: Wertberichtigung Waldhof Brühlberg -18'834 -3.8 0 0 Winterthur: Für Kinder und Jugendliche, die köper- Mobiliar 39'079 7.9 31'548 6.2 lich, sexuell oder psychisch misshandelt oder ver- Revisionsstelle Wertberichtigung Mobiliar -7'815 -1.6 0 0 nachlässigt worden sind, sowie für deren Angehöri- Schnell Treuhand AG, Stäfa Informatik und Kommunikation 14'117 2.9 11'101 2.2 ge. Zur Prävention von entsprechenden Übergriffen Wertberichtigung Informatik und Kommunikation -4'706 -1.0 0 0 auf Kinder und Jugendliche. Die Stiftung arbeitet Aufsichtsbehörde Total 492'690 100.0 509'201 100.0 dabei eng mit den dafür zuständigen Institutionen BVG- und Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich A04 Mietkautionen (insbesondere dem Kantonsspital Winterthur und Mietkaution Sidiareal 9'021 60.1 9'020 60.1 den kantonalen Ämtern) sowie weiteren Partnern Subventionsbehörden Mietkaution Brühlberg 6'000 39.9 6'000 39.9 zusammen. Darüber hinaus kann die Stiftung über- Kantonale Opferhilfestelle des Kantons Zürich Total 15'021 100.0 15'020 100.0 all aktiv werden, wo Kinder und Jugendliche in Not Amt für Jugend und Berufsberatung, Bildungsdirek- A05 Übrige Verbindlichkeiten sind und kein ausreichendes öffentliches Versor- tion des Kantons Zürich Sozialversicherungen 53'106 100.0 31'017 63.4 gungsangebot existiert. Die Stiftung kann im Rah- Personalverpflichtungen 0 0.0 17'888 36.6 men dieses Stiftungszweckes auch Dritte beauf- Fonds Krisenwohngruppe Winterthur (errichtet Total 53'106 100.0 48'905 100.0 tragen. Die Stiftung verfolgt weder Erwerbs- noch 2014, Namensänderung 2017) A06 Passive Abgrenzungen Selbsthilfezwecke. Der Fonds Krisenwohngruppe Winterthur soll Bei- Revision und Buchhaltung 5'000 100.0 9'000 89.3 träge im Rahmen des Projektes für die «Krisenwohn- Diverse 0 0.0 1'080 10.7 Anzahl Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt gruppe Winterthur» finanzieren. Die sozialpädago- Total 5'000 100.0 10'080 100.0 Die Anzahl Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt gische Krisenwohngruppe Winterthur bietet Kindern A07 Fonds Krisenwohngruppe Winterthur liegt zwischen 10 und 50 (Vorjahr unter 10) Mitar- und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter, welche Anfangsbestand 955'983 145.9 619'344 64.8 beitenden. Parallel dazu arbeitet die Stiftung sich in einer akuten innerfamiliären Krise befinden, Zuweisungen (Spenden) 251'441 38.4 744'979 77.9 mit Personalverleih. wirksame Betreuung, Schutz und Unterkunft, bis der Entnahmen für laufenden Betrieb -550'083 -83.9 -382'980 -40.1 definitive Aufenthaltsort geklärt und gefunden ist. Entnahmen für Fundraising -1'939 -0.3 -25'360 -2.7 Grundsätze der Rechnungslegung / Endbestand 655'403 100.0 955'983 100.0 Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze Fonds Krisenwohngruppe Bau/Ausstattung A08 Fonds Krisenwohngruppe Bau/Ausstattung Die vorliegende Jahresrechnung wurde gemäss den (errichtet 2018) Anfangsbestand 564'181 104.3 380'000 70.2 Vorschriften des Schweizer Gesetzes, insbesondere Der Fonds Krisenwohngruppe Bau/Ausstattung soll Zuweisungen (Spenden) 0 0.0 270'278 47.9 der Artikel über die kaufmännische Buchführung Beiträge im Rahmen des Bauprojektes und der Entnahmen für Erstausstattung -23'104 -4.3 -86'098 -15.9 und Rechnungslegung des Obligationenrechts Ausstattung für die «Krisenwohngruppe Winterthur» Endbestand 541'077 100.0 564'181 102.2 (Art. 957 bis 962) in Übereinstimmung mit den Fach- finanzieren. A09 Allgemeiner Fonds OKey empfehlungen zur Rechnungslegung CURAVIVA Anfangsbestand 31'341 46.4 0 0.0 Schweiz, erstellt. Die Jahresrechnung bestehend Allgemeiner Fonds OKey (errichtet 2019) Zuführung aufgelöste Fonds (Präv./Fachstelle) 0 0.0 21'741 69.4 aus Bilanz, Erfolgsrechnung und Anhang, vermittelt Der Fonds finanziert Aufwände im Zusammenhang Zuweisungen (Spenden) 51'272 75.8 19'341 61.7 einen möglichst sicheren Einblick in die wirtschaft- mit Leistungen im Kinderschutz, der Prävention Entnahmen für laufender Betrieb Fachstelle -15'000 -22.2 -9'741 -31.1 liche Lage der Stiftung. Zur Schaffung höchstmög- oder der Öffentlichkeitsarbeit, welche nicht durch Endbestand 67'613 100.0 31'341 100.0 licher Transparenz ist die Rechnungslegung der ordentliche Staatsbeiträge gedeckt werden. Stiftung OKey im Hinblick auf die Eröffnung der Die Fonds Prävention und Fachstelle wurden per Krisenwohngruppe (Kinderheim) per 01.01.2019 01.01.2019 aufgelöst und die entsprechenden Fonds- organisatorisch in die Geschäftsbereiche Stiftung/ vermögen in den Allgemeinen Fonds OKey überführt. 20|21
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