KREATIVITÄT NICHT ÜBERTRAGEN, COOPERATION: ChatGrape
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COOPERATION: KREATIVITÄT LÄSST SICH NICHT ÜBERTRAGEN, BEGEISTERUNG SCHON 24 DIGITAL BUSINESS LEADER 1/2018
CORPORATES & STARTUPS TEXT: MICHAEL DVORAK F UND MICHAELA ORTIS FOTOS: LISA RESATZ elix Häusler bringt Dynamik ins Fotoshooting. Der Gründer des Start- ups GRAPE wirft sich mit vollem Einsatz ins Bild auf einen der bunten Polster- bausteine im Creative Room der Wiener Stadtwerke. Mit ähnlich viel Schwung und wenig Zurückhaltung platzte er am Ran- de eines Kongresses auch ins Manage- ment-Leben von Rainer Kegel ... mit der direkten Frage: „Wie komme ich als Start- up bei den Wiener Stadtwerken hinein?“ Wenn man als Group CIO von Öster- reichs größtem kommunalen Infrastruk- turdienstleister bei Business-Veranstal- tungen wandelndes Ziel unzähliger An- bieter-Anfragen ist, liegt einem da für ge- wöhnlich automatisch eine ähnlich direk- te Antwort auf der Zunge, nämlich: „Gar nicht.“ Bei Rainer Kegel war es diesmal jedoch anders: „Ich hatte zuvor den Pitch von GRAPE gesehen und dachte mir, vielleicht können die tatsächlich ein paar Probleme für uns lösen.“ > Immer wieder wird den Corporates und ihren Managern erklärt, dass sie sich von Startups eine ganze Menge abschauen können und sollten. Die Wiener Stadtwerke haben dazu nun schon eine Weile Gelegenheit. Vor knapp einem Jahr hat man begonnen, den intelligenten Chat Messenger des heimischen Startups GRAPE zum konzernweiten Kommunikations-Tool in Sachen Projektmanagement auszubauen. Die Gefahr, dass der kleine Partner mit den Anforderun- gen des großen nicht Schritt halten kann, bestand dabei nicht. Ganz im Gegenteil: Durch die unbefangene Herangehensweise an Probleme legten GRAPE-Gründer Felix Häusler und sein Team ein enormes Tempo vor. Das lag aber auch daran, dass es auf der anderen Seite mit CIO Rainer Kegel einen Auftraggeber gab, der dem Partner nicht zu schweren Ballast auflud … an Erwartungen und an Bedenken. Lerneffekte gab es auf beiden Seiten. CORPORATES & STARTUPS 25
Konkret hatte der Chat Messenger, der möglich macht, ein anderer und der von Felix Häusler vorgestellt worden war, wurde für ihn schon beim ersten Meeting das Interesse des CIO geweckt: Eine mit dem eigenen IT-Team offensichtlich. Kommunikations- und Collaboration-Lö- sung, die in alle bestehenden Software- Kegel: „Einige unserer Kollegen brach- Anwendungen integriert werden kann. ten da eigene sehr konkrete Lösungs- Der Clou dabei: Die Nachrichten werden vorschläge und Anforderungen für Funk- mittels künstlicher Intelligenz analysiert tionalitäten mit und orientierten sich da- und per Knopfdruck wird daraus eine bei an bekannten Tools wie Outlook und Aufgabe erstellt. Sharepoint. Was wir damit jedoch nicht bekommen hätten, war etwas wirklich Kegel: „Das wahre Potenzial, das sich Neues. Also habe ich vorgeschlagen: Wir daraus ergibt, hatte ich zunächst noch erzählen dem Startup jetzt einfach nur, gar nicht im Auge. Uns ging es um neue welche Probleme wir haben und nicht effizientere Tools für die Zusammenar- schon, wie die Lösung aussehen soll. beit und unser erster Use Case war das Und die Lösung von GRAPE war dann Projektmanagement und da vor allem die besser und umfassender, als sich das Auftragsverwaltung. Da wurden Fluten jeder von uns vorgestellt hatte. Das war von Mails ausgetauscht, in denen irgend- ein wichtiger Lerneffekt, weil man gerade wo ganz unten im Text ein To-do oder ein in der Technologie gewohnt ist, schon in Termin zu einem Projekt steht. Dass die bekannten Umsetzungsbahnen voraus- so unter den Tisch fallen können, liegt zudenken. Damit schließt man jedoch auf der Hand. Gleichzeitig müssen all die- eine Reihe von ganz anderen neuen se Nachrichten chronologisch und revisi- Ansätzen aus. Genau da liegt die Stärke „ onssicher abgelegt werden und bei Be- der Startups, nämlich sich einem Pro- darf leicht gefunden und gelesen werden blem ohne Scheuklappen ergebnisoffen können. Das war unsere Grundsituation.“ anzunähern.“ Gerade in der Häusler: „Für uns ist es wiederum wich- Technologie ist man Ein fertiger Lösungsvorschlag tig, einen Auftraggeber in einem großen gewohnt, in bekann- statt eines Pflichtenheftes und Unternehmen zu haben, der das versteht ten Umsetzungsbahnen langwieriger Vertragsverhandlungen und der einer jungen Firma, ihrem Pro- vorauszudenken. Damit dukt und auch ihrer Vision das nötige schließt man jedoch eine Genau die schilderte Rainer Kegel dem Vertrauen schenkt. Wenn man als Start- Reihe von ganz anderen forschen jungen Startup-Gründer im ers- up dieses Vertrauen bekommt, dann geht neuen Ansätzen aus. ten Gespräch. Darauf folgte ein Monat man so richtig in der Ownership-Rolle auf Genau da liegt die Stärke Funkstille. Der CIO hatte mit so ziemlich und kommt dadurch auch sehr schnell zu der Startups, nämlich allem gerechnet: mit Fragen, Anforde- Ergebnissen.“ sich einem Problem ohne rungen für ein Pflichtenheft oder auch Scheuklappen ergebnis- mit Preis- und Vertragsverhandlungen, Auch den Weg von der Gründung 2013 offen anzunähern.“ wie er es von vielen Umsetzungspart- bis zum heute 20-köpfigen Team, das nern gewohnt war. Was dann nach vier schon eine Reihe von Großkunden aus Rainer Kegel, Wochen tatsächlich kam, war allerdings unterschiedlichsten Bereichen betreut Group CIO eine Überraschung: nämlich ein fertiger und Investoren wie Betaworks anlockte, Wiener Stadtwerke Vorschlag, wie die Lösung ausschauen die zum Beispiel auch Twitter finanzie- könnte. Wenige Wochen später testete ren, bewältigte GRAPE im Eiltempo. Am man schon einen Prototyp. Ein halbes Anfang stand die Vision der Gründer: Jahr darauf, Anfang 2018, startete man Messaging ist einer der am schnellsten damit den Chat Messenger von GRAPE wachsenden Märkte, der auch im B2B konzernweit für 10.000 Endgeräte als und gerade in großen Unternehmen rich- zentrales Kommunikations-Tool auszu- tig boomen wird, weil hier viel zu viel Zeit rollen. Dass da vom Startup in SCRUM- für das Suchen und Zusammenführen Sprints entwickelt wird, versteht sich von von Informationen aufgewendet wird. selbst. Für Rainer Kegel ist der eigent- Das sagte den GRAPE-Gründern nicht liche Faktor, der so ein hohes Tempo nur ihr Bauchgefühl, sondern auch alle 26 DIGITAL BUSINESS LEADER 1/2018
Studien von Gartner bis McKinsey. Klar System übernommen. Gerade für Groß- war aber auch, dass es im Unterschied kunden ist diese Integration ein entschei- zur privaten Messaging-Nutzung im Busi- dender Faktor. ness nicht darum geht, dass die User etwas liken, sondern dass sie im Tages- Kegel: „Die Daten werden ja nicht auf geschäft besser und schneller miteinan- einer grünen Wiese generiert, ausge- der arbeiten. Und zwar mit Produkten, tauscht und verarbeitet, sondern in der die das sehr rasch und einfach ermög- bestehenden Architektur, in Systemen lichen. Um solch ein Produkt zu entwi- und über Schnittstellen. Die üblichen ckeln, stellten sich für Felix Häusler und Messenger-Lösungen bieten lediglich seine Kollegen zwei Kernfragen: eine Chat-Funktion. Wie integriere ich aber so ein Tool in die Anwendungen Häusler: „Wie kommen aus meiner Kom- meines Unternehmens oder auch in munikation die To-dos in einen Kalender eine konzernweite Suchmaschine? Die oder in ein Projektmanagement-Tool? Lösung, die wir brauchten, musste also „ Antwort: Durch automatische Analyse mehr sein als nur ein Messenger, näm- mit erweiterter Intelligenz. Und wie kann lich eine, bei der viel mehr Intelligenz im ich, während ich kommuniziere, auf diese Chat steckt, und die genau diese Integra- Systeme zugreifen, also eine schnelle tion ermöglicht. Und GRAPE konnte uns Suche in Sharepoint absetzen und in Für uns ist es solche eine Lösung liefern.“ meinen Chat holen? Antwort: Es muss extrem wichtig, bidirektional laufen.“ die Probleme unserer Häusler: „Unser Ansatz ist, dass wir die Kunden, die schon auf- Software-Struktur des Unternehmens Den technologischen USP, der das er- grund ihrer Größe oft umarmen. Wenn die Mitarbeiter quasi möglichte und die GRAPE-Lösung von anders ticken als wir, nur ein anderes WhatsApp bekommen, den herkömmlichen Messaging-Lösun- zu verstehen. Erst dann wo ist dann der Nutzen? Das bedeutet gen unterscheidet, entwickelte das Start- können wir ihnen die aber auch, dass wir einen Ansatz gehen, up in Zusammenarbeit mit der ÖFAI, richtige Lösung für ihre der nicht unbedingt typisch für Startups der Österreichischen Gesellschaft für Probleme liefern. ist. Viele bauen eine Lösung und sind Künstliche Intelligenz: ein NLP-System Unser Ansatz ist, dass davon überzeugt, dass sie genau damit – die Abkürzung steht hier für Natural wir die Software-Struktur ein Problem des Kunden lösen. Für uns Language Processing. Damit werden des Unternehmens dagegen ist es extrem wichtig, die Pro- Chats analysiert und mit Schlagwörtern, umarmen.“ bleme unserer Kunden, die schon auf- Kontaktdaten und To-dos versehen. So grund ihrer Größe oft anders ticken als wird etwa aus der Bitte um Rückruf auf Felix Häusler, wir, zu verstehen. Erst dann können wir Knopfdruck eine Aufgabe erstellt, die CEO und Co-Founder ihnen die richtige Lösung für ihre Pro- dann im Projektmanagement-Tool auf- GRAPE bleme liefern.“ scheint. Zeitangaben generieren einen Eintrag im Kalender, Prioritäten werden Zu verstehen gibt es bei einem Kunden herausgefiltert. Alle Entscheidungen, To- wie den Wiener Stadtwerken eine Menge. dos oder Fragen in einem Projekt können Mit rund 16.000 Mitarbeitern zählen sie wie in einem Besprechungsprotokoll zu den 25 größten Unternehmen Öster- über die Schlagworte automatisch mit reichs und sind dafür verantwortlich, einem Klick aufgelistet werden. Keine Auf- dass in der Millionenstadt Wien U-Bahn, gabe verschwindet vom Radar. Und vor Busse und Straßenbahnen fahren und allem schafft der Chat-Messenger noch dass die Energieversorgung funktioniert. etwas ganz Wesentliches: die Integra- Gerade für ein Startup ist es da beson- tion in alle gängigen Anwendungen. Mit ders wichtig und herausfordernd, sich als GRAPE Search können Inhalte aus Fir- stabiler Partner zu erweisen. men-Datenbanken oder -Applikationen wie SAP, Sharepoint oder Outlook eben- Häusler: „Wenn man in Wien auf den so wie aus externen Quellen wie Wikipe- Lichtschalter drückt, muss es hell werden, dia gesucht und in den Chat eingebun- ohne Wenn und Aber. Klarerweise ist den werden. Die entsprechenden Berech- man als Startup mit Bedenken konfron- tigungen werden dazu vom führenden tiert, ob man die erforderliche Stabilität > CORPORATES & STARTUPS 27
und Zuverlässigkeit mit den nötigen Res- aus, und zwar dann, wenn sie gerade ge- sourcen für Service, Wartung und Stör- braucht werden. Und einen erfreulichen fälle abdecken kann. Letztlich muss man Nebeneffekt gibt es noch obendrauf: Die sich dieses Vertrauen erarbeiten, dazu Mitarbeiter haben keinen Grund mehr, muss man jedoch zunächst einmal die so wie in vielen anderen Unternehmen Chance bekommen.“ inoffizielle Kommunikations-Tools wie Messenger oder WhatsApp zu verwen- Rainer Kegel gab dem Startup diese den. Dass dies gerade für Großkunden Chance ... mit einem Prototyp für eine auch ein wichtiges Argument ist, war den 50-köpfige Testgruppe aus IT-Verant- GRAPE-Gründern bis dahin gar nicht wortlichen der Konzerntöchter. Durch bewusst. den direkten Kontakt, den die User von Anfang an zu GRAPE hatten, konnte das Und das war nicht der einzige Lerneffekt Startup zeigen, dass es Fehler extrem beim Zusammenspiel Groß und Klein. schnell behob. Genauso konnten die Ganz von selbst setzt sich ein Projekt „ Tester aber auch Ideen einwerfen und auch da nicht um. So kann zum Beispiel bekamen so das Gefühl, in die Entwick- der große Pragmatismus, der ein Startup lung miteingebunden zu sein. Und sie bei der Lösungsfindung auszeichnet, bei erlebten, wie GRAPE auch diese Ideen bestimmten Themen auch zum Bume- viel schneller umsetzte, als man das von Bei der Zu- rang werden. Security ist so ein Thema. traditionellen in 3-Monatszyklen arbeiten- sammenarbeit mit den Dienstleistern gewohnt war. Damit einem Startup muss Kegel: „Große Unternehmen laufen Ge- wurde nicht nur das Vertrauen geschaf- der Ansatz ein anderer fahr alles selbst neu erfinden zu wollen. fen, sondern auch Lust auf mehr ge- sein: Es wäre kontrapro- Das tut ein Startup nicht. Die nehmen, macht. Genau diesen Effekt hatte sich duktiv, ihm aufzuladen, ähnlich wie bei einem Lego-Baukasten, der CIO von dem Pilotprojekt erhofft. sämtliche Security- alle möglichen Teile, die schon da sind Anforderungen auf dem und fügen sie zu etwas Neuem zusam- Kegel: „Man kann Technologie nicht Radar zu haben. men. Das bringt bei der Innovation, der immer theoretisch argumentieren, son- Solche Dinge muss Integration und der Geschwindigkeit ex- dern muss den Apple-Effekt nutzen, die man selber checken und trem positive Effekte. Manchmal schlei- Kollegen fragen: Kennt ihr schon das dann hart, aber herzlich chen sich jedoch auch Legosteine wie neue GRAPE-Tool fürs Projektmanage- einfordern.“ ein Cloud Service hosted in den USA ein, ment? Nein? Dann zeig ich es euch kurz. das gerade im öffentlichen Bereich da auf Eine Woche später kommen die wieder Rainer Kegel, keinen Fall reingehört. Bei einem großen und sagen: Das will ich auch haben, und Group CIO Systemintegrator hätten wir gesagt: Das ich hätte dazu für meinen Bereich noch Wiener Stadtwerke kann nicht sein. Bei der Zusammenar- eine Idee. Ich habe das Projekt in jedem beit mit einem Startup muss der Ansatz Gremium eingestreut. Ab einem gewis- ein anderer sein: Es wäre kontraproduk- sen Verbreitungsgrad begann es ein tiv, ihm aufzuladen, sämtliche Security- Selbstläufer zu werden. Täglich kamen Anforderungen auf dem Radar zu haben. Anwender aus den verschiedensten Be- Solche Dinge muss man selber checken reichen dazu.“ und dann hart, aber herzlich einfordern.“ Häusler: „Eine Zeit lang sind drei Viertel Kurze prägnante Kommunikation unserer Ressourcen in diese Security- und Lerneffekte auf beiden Seiten Themen geflossen, weil das für uns in dieser Form neu war ..., aber auch sehr Schon bald war der Nutzen des Chat- wichtig. In der Abstimmung mit unseren Messengers, der heute auf allen Rech- großen Kunden lernen wir, wie unser nern läuft, klar zu sehen. Statt mit Produkt stabil wird und wir lassen das ausführlichen Mails im Monatsrhythmus, auch immer gleich in unsere Weiterent- in die alle möglichen Punkte reingepackt wicklung und Roadmap einfließen.“ wurden, läuft die Kommunikation über den Chat-Messenger kurz und prägnant. Dass man dadurch zum Referenzkun- Die User tauschen kleine Info-Portionen den wird, bei dem das eine oder andere 28 DIGITAL BUSINESS LEADER 1/2018
zum ersten Mal erprobt wird, stört Rainer Häusler: „Viele Manager in Corporates Kegel nicht. Die Konditionierung der betrachten ein Startup als etwas ganz großen Unternehmen, sich gegen jeden Exotisches. Was sie dabei anscheinend denkbaren Fall vertraglich abzusichern, manchmal vergessen, ist, dass Startups funktioniert aus seiner Sicht bei der auch nur Unternehmen sind, und nicht Zusammenarbeit mit Startups nicht. Weil alle haben nur den einen Wunsch, ins man damit die Innovationskraft und das, Silicon Valley zu übersiedeln. Wir selbst was Startups und ihren Mehrwert aus- hatten auch rasch solche Angebote, aber macht, zerstören würde. aus heutiger Sicht war es goldrichtig in Wien und innerhalb der EU und nahe Kegel: „Dafür stürzen sich Startups sofort an unseren Kunden zu bleiben. Unser auf das Problem und auf einen Prototy- Ziel ist es, ein europäischer Collabo- pen und nicht erst zunächst auf Vertrags- ration-Suite-Anbieter „made in Austria“ und Preisverhandlungen. Wenn man zu werden und 2018 eine Zahl von 100 Innovationen schaffen möchte, besteht Mitarbeitern zu erreichen. Dazu gehört immer ein Risiko, das etwas nicht klappt. es, klare Arbeitsabläufe zu definieren, Auch in der Wissenschaft gibt es fehlge- vom Erstkundengespräch bis zur Instal- schlagene Experimente, die aber gleich- lation. Dazu gehört aber auch, dass wir zeitig auch neue Erkenntnisse bringen. nicht mehr alle möglichen Workshops Und wenn von zehn Piloten zwei nicht gratis bieten können, wenn daraus gute den erhofften Erfolg bringen, ist das ver- Projekte werden sollen. Dabei können kraftbar. Das finanzielle Risiko, das man wir uns selbst natürlich auch einiges von mit einem Pilotprojekt eingeht, ist ja in unseren Kunden abschauen. Was wir in „ der Regel überschaubar, in unserem der Praxis allerdings schon beobachten, Fall lag das beispielsweise bei maxi- ist, dass Großunternehmen oft von ihren mal 50.000 Euro. Und wir haben nur für eigenen Strukturen und Rahmenbedin- das bezahlt, was wir konkret bekommen gungen und damit auch stark von Vor- haben, nämlich einen Prototyp und eine sicht geprägt sind und gebremst werden. In der Abstim- Menge dazu entwickelter Features. Mitt- Wenn bei uns zum Beispiel das Marke- mung mit unseren lerweile arbeiten wir auch mit anderen ting eine gute Idee umsetzen will, braucht großen Kunden Startups zusammen, aber ich habe nie es dazu keine großartige Freigabe der lernen wir, wie unser überzogene Preisvorstellungen erlebt.“ Geschäftsführung.“ Produkt stabil wird und wir lassen das auch Den Corporates und ihren Managern Kegel: „Was man aus der Zusammenar- immer gleich in unsere wird oft erzählt, dass sie sich einiges beit mit einem Startup mitnehmen kann, Weiterentwicklung und von Startups abschauen könnten, vor ist auf jeden Fall die Motivation, mit viel Roadmap einfließen.“ allem, wenn es um Innovationskraft und mehr Begeisterung und offen an neue Geschwindigkeit im Digital Business Ideen heranzugehen und sie nicht sofort Felix Häusler, geht. Aus der Erfahrung einer mittlerweile mit einer Diskussion über Hindernisse CEO und Co-Founder fast einjährigen Zusammenarbeit: Was abzuwürgen. Dass eine gewachsene Or- GRAPE kann man sich tatsächlich abschauen ganisation durch die Zusammenarbeit und was nicht? mit einem Startup aber plötzlich agiler und kreativer wird, bezweifle ich jedoch. Kegel: „Mir gefällt, dass Startups keine Kreativität kann man nicht von außen Angst haben, Probleme zu benennen importieren ... und muss man auch nicht. und sie einfach anzupacken, ohne alle Innovation kann und muss an vielen ver- Hindernisse von A bis Z durchzudenken. schiedenen Ecken in einem Unterneh- Das macht die Teilaufgaben weniger men entstehen. Und ein traditionelles komplex und sorgt für eine schnellere KMU kann genauso kreativ sein wie ein Umsetzung. Und wenn wirklich ein neues Digital Player. Unternehmen sind da wie Problem auftaucht, das sie selbst viel- Menschen: Es gibt 60-Jährige, die hoch- leicht nicht abdecken können, holen sie kreativ sind, und junge Menschen, die ohne falsches Konkurrenzdenken ein- nicht einmal ihren eigenen Teller über- fach ein anderes Startup an Bord, das blicken, geschweige denn über den Tel- dieses Spezialwissen mitbringt.“ lerrand hinausschauen.“ c CORPORATES & STARTUPS 29
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