Langzeitpflege Globale Anstrengungen und internationale Aufmerksamkeit aus Sicht des Gesundheitswesens - International Social Security Association ...

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Langzeitpflege Globale Anstrengungen und internationale Aufmerksamkeit aus Sicht des Gesundheitswesens - International Social Security Association ...
Langzeitpflege
     Globale Anstrengungen und internationale
Aufmerksamkeit aus Sicht des Gesundheitswesens

         INTERNATIONALE VEREINIGUNG FÜR SOZIALE SICHERHEIT
Dieser Bericht wurde im Namen der Internationalen
Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) von Dalya
Elziniy und Doaa Oraby erstellt. Er stützt sich außerdem
auf Kommentare von Mitgliedern des Fachausschusses
für Gesundheitsleistungen und Krankenversicherung.

Die hier verwendeten Bezeichnungen, die der Praxis
der Vereinten Nationen entsprechen, sind nicht als
Meinungsäußerung der IVSS zur rechtlichen Situation
eines Landes, einer Region oder eines Territoriums oder
deren Behörden, oder betreffend die Festlegung ihrer
Grenzen zu verstehen.

Obwohl die Erstellung und Aufbereitung der hier
veröffentlichten Daten mit Sorgfalt erfolgte, lehnt die
IVSS jede Verantwortung ab für Ungenauigkeiten,
Auslassungen oder andere Fehler in den Daten und für
etwaige finanzielle oder andere Verluste oder Schäden,
die sich aus der Benutzung dieser Publikation ergeben.

Diese Veröffentlichung wird unter der Lizenz „Creative
Commons Namensnennung – Keine kommerzielle
Nutzung – Keine Bearbeitungen 4,0 International (CC
BYNC-ND 4,0)“ zur Verfügung gestellt.

Die in diesem Dokument vertretenen Meinungen
spiegeln nicht unbedingt die der IVSS oder ihrer
Mitgliederorganisationen wider.

Der Bericht ist in elektronischem Format verfügbar unter:
www.issa.int.

Ebenfalls erhältlich auf Englisch, Französisch und
Spanish.

© Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit 2021
Langzeitpflege
Globale Anstrengungen und internationale
Aufmerksamkeit aus Sicht des Gesundheitswesens

Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit
Genf, 2021
Contents
1. Einleitung                                                       2
2. Übersicht über die Bereiche der Langzeitpflege                   3
   2.1. Bevölkerungsalterung                                         3
   2.2. Soziale Fürsorge und Sozialschutz                            4
   2.3. Medizinische Versorgung und Gesundheitsversorgung            4
   2.4. Langzeitpflegedienstleistungen                               5
   2.5. Soziale Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und Ziele
        nachhaltiger Entwicklung                                     5
   2.6. Herausforderungen                                            6
3. Initiativen internationaler Organisationen
   in ausgewählten Bereichen                                        7
   3.1. Soziale Fürsorge und Sozialschutz                            8
   3.2. Langzeitpflegedienstleistungen                               9
   3.3. Soziale Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und Ziele für
        nachhaltige Entwicklung                                     11
   3.4. Herausforderungen für internationale und globale
        Gesundheitsorganisationen                                   12
4. Abschlussbemerkungen                                             13
Literaturverzeichnis                                                14
Anhänge18
Vorwort
Die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) erkennt die zunehmende Dringlichkeit
der Herausforderungen rund um die Langzeitpflege an und hat sich in ihrer Berichtreihe Zehn globale
Herausforderungen für die soziale Sicherheit sowie im Rahmen ihrer Prioritäten für das Triennium
2020-2022 zentral mit den Themen Bevölkerungsalterung, Gesundheit und Langzeitpflege befasst.
Die Bevölkerungsalterung ist ein wichtiger globaler Trend, der alle Länder gleichsam betrifft und der
die Langzeitpflege zu einem vorrangigen Thema bei den Reformen der sozialen Sicherheit macht. Es
werden dringend Strategien und Lösungen zur Unterstützung der politischen Entscheidungsträger und
der Institutionen der sozialen Sicherheit benötigt, damit sich sicherstellen lässt, dass ältere Menschen
nicht zurückgelassen werden.
Das IVSS-Projekt über Langzeitpflege berücksichtigt auch den multidisziplinären Charakter der Thematik,
der erforderlich macht, dass sie aus unterschiedlichen Perspektiven, insbesondere denjenigen des
Gesundheitswesens, der Versicherungsmathematik und der Rentenversicherungen und Vereine auf
Gegenseitigkeit betrachtet wird, um nur einige wenige zu nennen. Innerhalb des Projekts geht es unter
anderem um mögliche Arten von Pflegedienstleistungen, die angeboten werden sollten, die für deren
Umsetzung erforderliche Organisationsstruktur sowie die Angemessenheit, Qualität und finanzielle
Tragfähigkeit der Langzeitpflege und im Besonderen der Dienstleistungen unter dem Label „zu Hause
älter werden“. Verschiedene IVSS-Fachausschüsse liefern wichtige Diskussionsbeiträge, untersuchen die
entsprechenden Herausforderungen und schlagen innovative Lösungen für unterschiedliche Bereiche vor.
Die IVSS sammelt das vorhandene Wissen aus mehreren Blickwinkeln und stützt sich dabei auf eine
Reihe von Publikationen über die Langzeitpflege, etwa den Technischen Bericht über Langzeitpflege
und das „Älterwerden zu Hause“ (Yoon und Elizniy, 2019), sowie auf wichtige Themen und gute
Praxis, über die an verschiedenen Online-Veranstaltungen über Langzeitpflege (2020-21) diskutiert
wurde. Diese Erkenntnisse dienen sodann als Grundlage für die Erarbeitung der demnächst
erscheinenden Leitlinien der IVSS über Langzeitpflege.
Der vorliegende Fachbericht bezieht sich auf frühere Arbeiten über die Langzeitpflege und dreht sich um
globale Anstrengungen und internationale Aufmerksamkeit aus Sicht des Gesundheitswesens. Er beschreibt
die aktuellen Perspektiven internationaler Gesundheitsorganisationen auf Langzeitpflegeangebote
für eine alternde Bevölkerung und fasst zusammen, welche Anstrengungen derzeit unternommen
werden, um die globale Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass der wachsende Langzeitpflegebedarf
gedeckt werden muss. Internationale Organisationen, die sich mit dem Thema Langzeitpflege befassen,
stehen vor verschiedenen Herausforderungen, darunter das Fehlen eines Regulierungsrahmens für die
Langzeitpflege, die mangelnde Finanzierung, die Notwendigkeit der Stärkung des politischen Willens
und die Bewältigung des Personalmangels in der Langzeitpflege.
Die Webinare und Austauschmöglichkeiten, die vom IVSS-Generalsekretariat unter anderem organisiert
werden, um Rückmeldungen von den Mitgliedsinstitutionen zu erhalten, tragen dazu bei, dass die
Langzeitpflege für ältere Menschen laufend verbessert und weiterentwickelt wird und dass die Themen
Bevölkerungsalterung und Langzeitpflege erörtert werden, auch um eine Unterstützung anzubieten und
sich über innovative Strategien auszutauschen.
                                                                                               Raúl Ruggia-Frick
                                                  Direktor, Abteilung für die Entwicklung der sozialen Sicherheit

           IVSS • Langzeitpflege: Globale Anstrengungen und internationale Aufmerksamkeit aus Sicht des Gesundheitswesens   | 1
1. Einleitung
In den letzten Jahren ist die Lebenserwartung stark gestiegen, wobei der Anteil der über 60- Jährigen
deutlich schneller gewachsen ist als die jüngeren Altersgruppen. Dies ist hauptsächlich auf die
bedeutenden Fortschritte in der menschlichen Entwicklung zurückzuführen, wie die verbesserte
Gesundheit, die längere Lebensdauer und die gesunkene Sterblichkeit. Menschen über 60 Jahre machten
2015 insgesamt 12,3 Prozent der Weltbevölkerung aus. Bis 2030 soll diese Bevölkerungsgruppe gar
einen Anteil von 16,5 Prozent erreichen. Die globale Lebenserwartung wird weiter steigen, da sich
der Gesundheitszustand der Menschen in den meisten Ländern verbessern dürfte, so dass es in allen
Weltteilen mehr ältere Menschen geben wird. Weltweit hat sich die Zahl der über 60-Jährigen seit 1980
mehr als verdoppelt. Während es 1980 noch 382 Millionen Menschen über 60 Jahre gab, waren es 2017
bereits 962 Millionen. Diese Zahl wird Vorhersagen zufolge bis 2030 1,4 Milliarden erreichen und bis
2050 sogar 2,1 Milliarden (UNDESA, 2017).
Die stetige Zunahme der Zahl älterer Menschen stellt die politischen Entscheidungsträger und die
Gesundheitsdienstanbieter auf der ganzen Welt vor zahlreiche Herausforderungen und hat auch
für viele gesellschaftliche Bereiche Folgen. Im Vordergrund steht dabei die nötige Anpassung der
Langzeitpflegedienstleistungen für Menschen mit ernsthaften und anhaltenden Gesundheitsproblemen
oder Behinderungen. Dieser Bericht konzentriert sich deshalb auf die Langzeitpflege für ältere Menschen.
Da sehr viele Menschen im Alter bedeutende Verluste ihrer intrinsischen Kapazitäten hinnehmen müssen,
ist ein Leben mit Sinn und in Würde oft nur dank Pflege und Unterstützung anderer möglich, sei dies
innerhalb einer Institution, durch die Familie oder in einer Gemeinschaft.
Dieser Bericht beleuchtet aktuelle Perspektiven internationaler Gesundheitsorganisationen im
Zusammenhang mit der Langzeitpflege für eine alternde Bevölkerung und fasst die Anstrengungen
zusammen, mit denen sie die globale Aufmerksamkeit auf den wachsenden Bedarf der vielen Betagten
richten wollen. Im Bericht wird innerhalb der für die Kapazitäten und Arbeitsbereiche der IVSS-
Mitgliedsinstitutionen wichtigen Ergebnisse auch auf bestimmte gemeinsame Ziele, Empfehlungen und
Standards in der Langzeitpflege hingewiesen. Anhand dieser Ergebnisse wird die IVSS in der Lage sein,
ihren Standpunkt zur Zukunft der Langzeitpflege zu bestimmen und zu ermitteln, welche Vorteile sie der
Verwaltung der sozialen Sicherheit in diesem Bereich bieten kann.
Es sei darauf hingewiesen, dass sich dieser Bericht vorrangig mit der Rolle internationaler
Gesundheitsorganisationen befasst. Die Beschreibung der Rolle gewisser weiterer Institutionen würde
über den Rahmen dieses Berichts hinausgehen und ist deshalb nicht Gegenstand der Untersuchungen
und der zugrundeliegenden Analysearbeiten. Zu den nicht berücksichtigten Institutionen gehören:
§       nationale und öffentliche Einrichtungen;
§       privatwirtschaftliche und gewinnorientierte Institutionen;
§       gemeinnützige und familiengeführte Stiftungen;
§       Universitäten und Forschungsinstitute;
§       lokale Nichtregierungsorganisationen.
Der Fachbericht gliedert sich in vier Teile. Auf diese Einleitung folgt in einem zweiten Abschnitt eine
globale Übersicht über die Anstrengungen, die zur Bewältigung der Herausforderungen der Langzeitpflege

2 |      IVSS • Langzeitpflege: Globale Anstrengungen und internationale Aufmerksamkeit aus Sicht des Gesundheitswesens
unternommen werden. Der dritte Abschnitt befasst sich mit den Initiativen und Hindernissen internationaler
Organisationen im Umgang mit den globalen Herausforderungen der Langzeitpflege in Bereichen, die
für die soziale Sicherheit relevant sind. Im letzten Abschnitt schließlich werden Abschlussbemerkungen
präsentiert.

2. Übersicht über die Bereiche der Langzeitpflege
Da sich internationale und globale Gesundheitsorganisationen mit diesem Problem je nach Mandat,
Strategien und komparativen Vorteilen aus unterschiedlichen Blickwinkeln befassen, werden die globalen
Anstrengungen nachfolgend unter verschiedenen Themenbereichen zusammengefasst (siehe Kasten).
Wenn eine internationale oder globale Gesundheitsorganisation das Problem der Bevölkerungsalterung
als eine Priorität erkannt hat, dann geht sie die Herausforderung meist durch verschiedene Arbeiten und
Tätigkeiten innerhalb dieser Themenbereiche an, unabhängig von der Art der Arbeit.

       THEMENBEREICHE
       1. Bevölkerungsalterung
       2. Soziale Fürsorge und Sozialschutz
       3. Medizinische Versorgung und Gesundheitsversorgung
       4. Langzeitpflegedienstleistungen
       5. Soziale Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und Ziele für nachhaltige Entwicklung

2.1. Bevölkerungsalterung
Die Bevölkerungsalterung ist ein wesentlicher globaler Trend, der alle Länder betrifft und sich aus der
abnehmenden Fruchtbarkeit und der steigenden Lebenserwartung ergibt. Ein wichtiger Aspekt der
Bevölkerungsalterung ist der Frauenanteil in der älteren Bevölkerung. Frauen leben im Durchschnitt
länger als Männer und machen daher den Großteil der älteren Menschen aus. 2015 waren 54 Prozent
der globalen Bevölkerung über 60 Jahre und 61 Prozent der Menschen über 80 Jahre weiblich (UNDESA,
2015). Die Bevölkerungsalterung gehört zusammen mit den Veränderungen des Lebensstils und
den damit einhergehenden epidemiologischen Veränderungen zu den wichtigsten Faktoren für die
zunehmende Verbreitung und Häufigkeit nichtübertragbarer Krankheiten. Damit steigt der Druck auf die
öffentlichen Gesundheitssysteme, die sich anpassen müssen, um der steigenden Nachfrage nach einer
altersgerechten Pflege, einschließlich Langzeitpflege, Präventionsdienstleistungen und -technologien,
Krankheitserkennung und -behandlung, nachzukommen.
Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (United Nations Population Fund – UNFPA) und
HelpAge International haben zusammen mit 20 Organisationen der Vereinten Nationen und weiteren
wichtigen internationalen Organisationen (International Federation on Ageing, Global Action on Aging,
International Network for the Prevention of Elder Abuse) aus dem Bereich der Bevölkerungsalterung
einen Bericht verfasst, der Lücken aufdeckt und Empfehlungen gibt, wie sichergestellt werden kann,
dass ältere Menschen zur Entwicklung beitragen und an ihren Gewinnen teilhaben können (UNFPA und

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HelpAge International, 2012). Ein besonderes Merkmal dieses Berichts ist, dass er sich mit den Aussagen
älterer Menschen befasst, die immer wieder betonen, was für sie wichtig ist: Einkommenssicherheit;
flexible Beschäftigungsbedingungen; Zugang zu bezahlbaren Gesundheitsleistungen und Arzneimitteln;
altersgerechtes Wohnen und altersgerechte Verkehrsmittel; Ausmerzung von Diskriminierung, Gewalt und
Missbrauch gegen ältere Menschen und fortgesetzte Aktivität und Respekt als Mitglieder der Gesellschaft.
Die Internationale Vereinigung der Hilfsvereine auf Gegenseitigkeit (International Association of Mutual
Benefit Societies – AIM) hielt fest, dass die alternden Bevölkerungen tiefgreifende Veränderungen
nötig machen, und dazu gehören auch die Erhaltung der Würde älterer Menschen, die Bekämpfung der
Stigmatisierung Betagter und die Stärkung der Beziehungen zwischen den Generationen (AIM, 2020).

2.2. Soziale Fürsorge und Sozialschutz
Aufgrund der schnellen Bevölkerungsalterung und der sich verändernden Familienstrukturen wird die
Betreuung älterer Menschen nicht mehr allein als Aufgabe der Angehörigen angesehen, sondern als
Verantwortung der gesamten Gesellschaft. Die Lage ist in allen Ländern mehr oder weniger ähnlich, auch
in traditioneller geprägten Gesellschaften. So etwa entwickelten das UNFPA für die arabischen Staaten
und die Liga der arabischen Staaten eine Arabische Strategie für Bevölkerungsalterung (2019–2029), die
flexible Arbeitszeiten und eine finanzielle Unterstützung für informelle Pflegepersonen fordert (UNFPA
und Liga der arabischen Staaten, 2019).
Soziale Sicherheit spielt als Haupteinkommensquelle älterer Personen eine besonders wichtige Rolle,
da diese weniger Erwerbseinkommen beziehen. Gleichzeitig nehmen die Einkommensunterstützung
und andere Formen herkömmlicher Unterstützung durch jüngere Mitglieder in größeren Familien
derzeit aufgrund demografischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Entwicklungen weltweit ab.
Angemessene Altersrenten sind deshalb ein entscheidender Faktor, um das Recht auf eine grundlegende
Einkommenssicherheit und ein Leben in Würde im Alter sicherzustellen. Laut dem Weltsozialschutzbericht
2017-2019 der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) beziehen weltweit 68 Prozent der Menschen
im Rentenalter eine Rente, sei diese beitragsabhängig oder beitragsunabhängig finanziert. In vielen
Entwicklungsländern ist jedoch ein großer Teil der Bevölkerung weiterhin stark von einer Unterstützung
aus dem familiären Umfeld abhängig (IAO, 2017).

2.3. Medizinische Versorgung und Gesundheitsversorgung
Mit der Bevölkerungsalterung wächst auch der Anteil an der allgemeinen Gesundheitsbelastung,
der durch nichtübertragbare Krankheiten bedingt ist. Zu den altersbedingten nichtübertragbaren
Krankheiten gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und Atemwegserkrankungen sowie
weitere wichtige Invaliditätsursachen wie Arthritis, Hör- und Sehbeeinträchtigungen, Depressionen,
Demenz und Alzheimer. Angesichts der Besonderheiten nichtübertragbarer Krankheiten und der
Gebrechlichkeit älterer Menschen sind die Gesundheitssysteme oft nicht ausreichend ausgestattet, um
die erforderliche Pflege erbringen zu können. Die Japanische internationale Kooperationsagentur (Japan
International Cooperation Agency – JICA) konzentriert sich ausgehend von den langjährigen Erfahrungen
Japans mit der Versorgung seiner älteren Bevölkerung darauf, die regionale Gesundheitsförderung für
ältere Menschen in Südostasien auszubauen, da die Bevölkerungsalterung dort schnell voranschreitet
(JICA, 2021). Personen, die im Alter leichten Zugang zu medizinischen Dienstleistungen haben, haben
bessere Chancen, bestimmte Gesundheitsrisiken frühzeitig zu bewältigen und weiterhin aktiv am
Gemeinschaftsleben teilzuhaben.

4 |      IVSS • Langzeitpflege: Globale Anstrengungen und internationale Aufmerksamkeit aus Sicht des Gesundheitswesens
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Leitlinien entwickelt, mit denen sich der allgemeine Abbau
der Fähigkeiten im Alter kontrollieren lässt. Dabei geht es um Mobilität, Ernährung und Vitalität, Sehkraft,
Gehör, Kognition und Stimmungsschwankungen sowie um die wichtigen Altersbeschwerden Inkontinenz
und Sturzrisiko (WHO, 2017). Diese Leitlinien stehen auch im Einklang mit dem neuen Konzept für
gesundes Altern der WHO, das auf den intrinsischen Kapazitäten und funktionalen Fähigkeiten älterer
Menschen anstatt auf dem Freisein von Krankheit beruht. Die Anwendung der Empfehlungen aus den
Leitlinien hängt allerdings von den Gesundheitssystemen der einzelnen Länder ab.

2.4. Langzeitpflegedienstleistungen
Gemäß der Definition der WHO umfasst die Langzeitpflege „Tätigkeiten anderer, die sicherstellen
sollen, dass Menschen mit dem Risiko oder mit der Gefahr eines bedeutenden anhaltenden Verlusts
ihrer intrinsischen Kapazitäten ein Niveau funktionaler Fähigkeiten aufrechterhalten können, das ihren
Grundrechten, ihren Grundfreiheiten und ihrer Menschenwürde entspricht“ (WHO, 2015). Die IAO
definiert Langzeitpflege als Unterstützung, die von älteren Menschen benötigt wird, welche aufgrund
körperlicher oder psychischer Beschwerden wie chronischer Krankheiten oder Mehrfacherkrankungen nur
beschränkt in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen (IAO, 2021). Die IAO hat jedoch noch keine rechtliche
Definition der Langzeitpflege in Form einer internationalen Rechtsnorm vorgelegt. Die Langzeitpflege
hat zum Ziel, die funktionalen Fähigkeiten der Menschen zu unterstützen, anstatt dass man sich lediglich
darauf konzentriert, die wichtigsten Gesundheitsbedürfnisse zu decken. Die erweiterte Familie leistete in
der Vergangenheit viel Unterstützung für Betagte. Die veränderten Familienstrukturen, die abnehmende
Geburtenrate, die neuen Anforderungen der Arbeitsmärkte, die zunehmende Arbeitsmarktbeteiligung
von Frauen sowie der immer größer werdende Bevölkerungsteil Älterer haben jedoch dazu geführt,
dass das Reservoir an möglichen Pflegepersonen aus dem Familienkreis kleiner geworden ist, was die
Altenpflege vor eine große Herausforderung stellt.
Ein kostengünstiger Ansatz für die Erbringung personenzentrierter Langzeitpflegedienstleistungen ist
das Modell des Älterwerdens zu Hause, da dabei die Kosten für die institutionelle Pflege entfallen und
so eine Nachhaltigkeit der Dienstleistungen sichergestellt werden kann. Die Langzeitpflege ist in den
Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu
einem der sich am schnellsten entwickelnden Politikbereiche geworden, und in vielen Staaten wurden
neben der bestehenden einrichtungsgebundenen Pflege Programme zur Unterstützung der häuslichen
Pflege umgesetzt (Joshua, 2017). Aufgrund des wachsenden Anteils älterer Menschen auf der ganzen
Welt ist es für die Regierungen und öffentlichen Gesundheitssysteme entscheidend, dass sie sich darauf
konzentrieren, wie sich bessere Langzeitpflegedienstleistungen und ein besserer Sozialschutz für ältere
Menschen umsetzen lassen.

2.5. Soziale Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und Ziele nachhaltiger
     Entwicklung
Für viele ältere Menschen ist der tägliche Bewegungsradius auf die Gemeinschaft oder das Zuhause
beschränkt, so dass der Zugang zu weiter entfernten Altenpflegedienstleistungen oft schwierig ist. Für
ältere Menschen mit Behinderung, mit geringem Einkommen oder mit chronischen Mehrfacherkrankungen
ist die Lage noch schwieriger. Laut WHO bestimmen vor allem das physische und soziale Umfeld, ob
Menschen weit ins Alter hinein gesund, unabhängig und selbstständig bleiben können (WHO, 2017).
Die WHO führte deshalb 2005 das Programm „Altersfreundliche Städte“ sowie Leitlinien ein, mit denen

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sich ein altersfreundliches Umfeld fördern lässt. Dabei wird die Alltagsumgebung an die Bedürfnisse
der alternden Bevölkerung angepasst, da viele Gemeinschaften, in denen ältere Menschen leben, nicht
deren Bedürfnissen entsprechen (WHO, 2007). Das Globale Netzwerk für altersfreundliche Städte und
Gemeinschaften der WHO wurde 2010 eingerichtet, um Städte, Gemeinschaften und Organisationen
weltweit miteinander zu vernetzen, mit dem gemeinsamen Ziel, die Gemeinschaften zu „großartigen Orten
zum Älterwerden“ zu machen. Die WHO verwies auf altersfreundliche Städte, in denen sowohl aktive als auch
gebrechliche ältere Personen aktiv beteiligt, wertgeschätzt und mit Infrastrukturen und Dienstleistungen
unterstützt werden, die gut auf ihre sich wandelnden Bedürfnisse abgestimmt sind. Dazu gehören die
Verfügbarkeit zugänglicher und bezahlbarer Verkehrsmittel, Wohnungen, Gesundheitsdienstleistungen,
Sicherheitsmaßnahmen und Möglichkeiten zur Teilhabe an der Gemeinschaft. In der vom UNFPA und
von der Liga der arabischen Staaten entwickelten Arabischen Strategie für Bevölkerungsalterung (2019–
2029) wurden bereits altersfreundliche Städte in allen arabischen Ländern gefordert (UNFPA und Liga
der arabischen Staaten, 2019).
Die vorherrschenden Geschlechternormen und die Tatsache, dass Frauen meist länger leben als mit
ihnen verheiratete oder zusammenwohnende Männer, haben zur Folge, dass die Hauptlast der
unbezahlten Pflege für alternde Partner vorwiegend von Frauen übernommen wird. Ältere Frauen sind
meist stärker marginalisiert und benachteiligt als ältere Männer, und die Armut bei älteren Frauen ist
sowohl in entwickelten Ländern als auch in Entwicklungsländern höher. Frauen haben während ihres
ganzen Lebens mit Ungleichheiten bezüglich Einkommen und Zugang zu Bildung, menschenwürdiger
Arbeit und Gesundheitsversorgung zu kämpfen, so dass viele Frauen mit Altersarmut konfrontiert sind
(Dugarova et al., 2017). Die Lage verschärft sich weiter durch den fehlenden oder beschränkten Zugang
zu Ansprüchen der sozialen Sicherheit sowie in einigen Kulturen durch die fehlende Kontrolle über die
finanziellen Ressourcen und ein nicht zuerkanntes Recht auf Besitz und vererbten Grundbesitz.
Da die Alterung sich auch darauf auswirkt, ob Armutsbekämpfung, gute Gesundheit, Geschlechtergleichheit,
wirtschaftliches Wachstum, menschenwürdige Arbeit, weniger Ungleichheiten und nachhaltige Städte
verwirklicht werden können, ist die Vorbereitung auf eine alternde Bevölkerung entscheidend dafür, ob
die Ziele für nachhaltige Entwicklung 2030 erreicht werden können.

2.6. Herausforderungen
Die Risiken und Herausforderungen der Bevölkerungsalterung, der Gesundheitsversorgung und
der Langzeitpflege wurden bereits in der IVSS-Berichtreihe Zehn globale Herausforderungen für die
soziale Sicherheit beschrieben (IVSS, 2019). Die Bevölkerungsalterung hat die Sorge wachsen lassen,
inwieweit die Länder in der Lage sind, allen älteren Menschen einen angemessenen Sozialschutz und
ein angemessenes Einkommen anzubieten, ohne dass vor allem in Entwicklungsländern, wo nur ein
kleiner Bevölkerungsteil durch beitragsabhängige Systeme gedeckt ist, die finanziellen Möglichkeiten
der jüngeren Generationen überbeansprucht werden. Eine Herausforderung, deren Bewältigung noch
ansteht, ist die Einbindung von Zusatzversicherungssystemen für die Langzeitpflege.
Die Organisation und Finanzierung der sozialen Fürsorge in alternden Gesellschaften ist eine politische
Herausforderung, die eine nationale Strategie, einen starken politischen Willen und technische
Fähigkeiten für die Systemintegration verlangt. Die Langzeitpflege mag eine geringe politische Priorität
haben, und es kann sein, dass die politische Aufmerksamkeit für sie unterhalb derjenigen für die
Gesundheitsversorgung eingeordnet wird. Der Austausch von Ländererfahrungen, mit denen sich eine
tragfähige politische Unterstützung für Langzeitpflegeprogramme sicherstellen lässt, ist deshalb sehr

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wichtig, insbesondere in Ländern, in denen Dienstleistungen für Betagte auf der politischen Agenda als
weniger dringend angesehen werden. Der Personalmangel und die gleichzeitig steigende Nachfrage
nach Langzeitpflegedienstleistungen aufgrund des Bevölkerungswandels stellen allerdings ebenfalls
große Herausforderungen dar.
Die Corona-Pandemie hat lange bestehende Lücken bei der Versorgung mit zugänglicher, bezahlbarer
und hochqualitativer Langzeitpflege offengelegt. Kommt es in einem Seniorenheim zu einem
Infektionsausbruch, ist es aufgrund des Personalmangels oft nicht möglich, diejenigen, die Infizierte
pflegen, von denjenigen zu trennen, die für die gesunden Bewohner zuständig sind, und so die Ausbreitung
der Krankheit zu stoppen. Außerdem besteht das Risiko, dass sich die Pflegenden untereinander
anstecken, wodurch sich die Personalsituation noch weiter verschlechtert. Die meisten Seniorenheime
waren medizinisch nicht auf die Pandemie vorbereitet, was zu Problemen führte, wenn eine Überweisung
in ein Krankenhaus anstand, insbesondere während der ersten Welle (Cafagna et al., 2019). Die Corona-
Pandemie hat jedoch Möglichkeiten für Innovationen im Bereich der Langzeitpflege geschaffen, darunter
Fernkonsultationen, die bei Abstandsregeln eine vorübergehende Lösung darstellen können. Diese
Möglichkeiten werden in künftigen Berichten im Detail analysiert.
Eine weitere anhaltende Herausforderung aufgrund der Bevölkerungsalterung ist die Diskriminierung
älterer Menschen, wodurch unter anderem ihr Recht auf Gesundheit und soziale Fürsorge beschnitten
wird. Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch gegen Ältere haben in den politischen Strategien und
Untersuchungen leider nur wenig Aufmerksamkeit erhalten, und die meisten Studien über Gewalt gegen
Frauen konzentrieren sich auf Frauen im gebärfähigen Alter, so dass die Gewalt im Leben älterer Frauen
oft übersehen wird (WHO, 2015).
Die Lücken in den Daten und Statistiken über ältere Menschen stellen für die Langzeitpflege und die
Gesundheitsversorgungsprogramme eine bedeutende Erschwerung dar (WHO, 2015). Wir verfügen
deshalb über ein nur sehr unvollständiges Bild dessen, womit ältere Personen konfrontiert sind, und laufen
Gefahr, dass wir den älteren Frauen und Männern die grundlegenden Dienstleistungen vorenthalten, auf
die sie eigentlich Anrecht hätten. Dies zeigt, wie wichtig es ist, nationale Erhebungen über die ältere
Bevölkerung in Auftrag zu geben, um die Datenbestände und Statistiken zu vervollständigen, die für die
Entwicklung wirksamer Langzeitpflegeprogramme benötigt werden.

3. Initiativen internationaler Organisationen
   in ausgewählten Bereichen
Dieser Teil des Berichts befasst sich mit den Initiativen internationaler und globaler
Gesundheitsorganisationen, die die Verwaltungen bei der Bewältigung der Herausforderungen für die
Langzeitpflege in Bereichen unterstützen, die für die soziale Sicherheit relevant sind. Zu diesen Bereichen
gehören i) soziale Fürsorge und Sozialschutz, ii) Langzeitpflegedienstleistungen und iii) soziale Inklusion,
Geschlechtergerechtigkeit und Ziele für nachhaltige Entwicklung. Am Schluss dieses Kapitels werden
die Herausforderungen der Organisationen bei der Umsetzung und Aufrechterhaltung dieser Initiativen
beschrieben.

           IVSS • Langzeitpflege: Globale Anstrengungen und internationale Aufmerksamkeit aus Sicht des Gesundheitswesens   | 7
3.1. Soziale Fürsorge und Sozialschutz
Wenn das System der sozialen Sicherheit entweder nur eine beschränkte oder gar keine Unterstützung
für die Langzeitpflege bietet, dann werden diese Aufgaben meist von informellen Pflegepersonen
übernommen. Dies kann dazu führen, dass diese informellen Pflegepersonen aus dem Arbeitsmarkt
austreten müssen, mit den damit einhergehenden Verlusten bei Einkommen und beitragsabhängiger
Deckung durch soziale Sicherheit. Die IAO fördert aktiv politische Strategien von Ländern, um ihnen dabei
zu helfen, ein angemessenes Sozialschutzniveau, einschließlich des Zugangs zu Gesundheitsversorgung
und zu Einkommenssicherheit, auf alle Mitglieder der Gesellschaft auszuweiten, insbesondere auf ältere
Menschen (Scheil-Adlung, 2015). Die Internationale Vereinigung der Hilfsvereine auf Gegenseitigkeit
(AIM) hält sich an denselben Grundsatz um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Die
AIM hat deshalb empfohlen, solidaritätsbasierte Sozialschutzsysteme zu stärken, um deren finanzielle
Tragfähigkeit zu gewährleisten, und die Sozialfürsorge- und Gesundheitsversorgungsmodelle neu zu
gestalten, indem der Personalmangel beseitigt und der Zugang zu einer personenzentrierten Pflege
verbessert wird (AIM, 2020).
Das globale Vorzeigeprogramm der IAO für den Aufbau eines sozialen Basisschutzes für alle, das
Anfang 2016 aufgelegt wurde, unterstützte die Umsetzung von Sozialschutzsystemen im Einklang mit
den Normen über soziale Sicherheit der IAO (IAO, 2017). Ziel des Programms war es, 130 Millionen
Menschen bis 2020 mit einem besseren Zugang zu Sozialschutz zu versorgen und eine Plattform für die
Verpflichtung zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung anzubieten. Die Weltbank arbeitet ebenfalls
an der Finanzierung von Sozialschutzsystemen und der Entwicklung von Studien über die finanzielle
Belastung im Alter. Dabei konzentriert sie sich besonders auf die Finanzierung der Langzeitpflege und
auf die Lehren, die aus den Erfahrungen von OECD-Ländern gezogen werden können, welche bereits
über längere Erfahrungen in diesem Bereich verfügen (Joshua, 2017).
Das Regionalbüro der WHO für die Region östliches Mittelmeer (WHO EMRO) untersuchte die gesundheitliche
Gleichstellung älterer Menschen und stellte dabei in der Region eine deutliche Diskrepanz fest. Das
Ausgabenniveau für Renten und andere Leistungen für ältere Menschen ist hier relativ niedrig, in den
meisten Ländern bei unter 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), verglichen mit dem Durchschnitt
der OECD-Länder aus dem Jahr 2015, der bei 8 Prozent liegt. Im Durchschnitt beziehen in der Region
nur 24,2 Prozent aller Menschen im Rentenalter eine Rente, was deutlich unter dem weltweiten Mittel
für die Jahre 2017-2019 von 60 Prozent liegt. Die meisten Renten in der Region sind beitragsabhängig
und werden durch Beiträge aus dem formellen Verdienst während des Arbeitslebens finanziert. Für
Beschäftigte mit geringen Einkommen oder mit unterbrochenen Erwerbsbiografien, Arbeitnehmer im
informellen Sektor und Arbeitsmigranten besteht in der Regel kein Anspruch auf eine Altersrente. Das
WHO EMRO hat deshalb die Empfehlung ausgegeben, dass die Versorgung mit öffentlich finanzierter
Pflege für ältere Menschen ausgeweitet wird (WHO, 2021a).
Die Asiatische Entwicklungsbank (Asian Development Bank – ADB) stellte fest, dass die Bevölkerungs-
alterung in verschiedenen Ländern in Asien und im Pazifik schnell voranschreitet und dass viele Länder
noch vor der Entwicklung von Sozialschutzsystemen stehen, die eine ausreichende Unterstützung für
Ältere und ihre Familien bieten und verhindern könnten, dass größere Ungleichheiten und zunehmende
Prekarität entstehen. Um die Kapazitäten der Altenpflege zu erhöhen, ist es laut ADB nötig, dass
Hochschulen und Forschungsinstitute Studien in Auftrag geben und finanzieren, in denen die Bedürfnisse,
die Nachfrage und die Kosten im Bereich der Langzeitpflegedienstleistungen prognostiziert und die

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Faktoren untersucht werden, die sich auf den Bedarf und die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen
auswirken (Yukiko und Walker, 2016).
Um ältere Menschen, die während der Corona-Pandemie Renten bezogen, zu schützen, stellte HelpAge
International eine Anleitung dafür bereit, wie Rentenzahlungen sicher bezogen werden können
und wie die entsprechenden Zahlungsagenturen mit Gremien in den Gemeinschaften, staatlichen
Gesundheitsbehörden und weiteren Dienstleistern zusammenarbeiten sollten, um angemessene und
koordinierte Maßnahmen einzuleiten (HelpAge International, 2021a).

3.2. Langzeitpflegedienstleistungen
Die schnelle Bevölkerungsalterung hat die Langzeitpflege auf der Agenda der Reformen der sozialen
Sicherheit weit nach oben geschoben. Langzeitpflegeprogramme sollten Teil des Systems der sozialen
Sicherheit werden, damit sich wirksame Mechanismen einrichten lassen, die sicherstellen, dass ältere
Menschen ohne übermäßige finanzielle Auslagen Zugang zu Langzeitpflegedienstleistungen haben. Die
Bewältigung der Herausforderung der Langzeitpflege bedeutet, dass die Institutionen der sozialen Sicherheit
Maßnahmen mit folgenden Zielen einleiten müssen: eine bessere Koordination der Einrichtungen,
Gerichtsbarkeiten und Dienstleister; eine stärkere Rolle von Prävention, Gesundheitsförderung,
Rehabilitation und Strategien für ein „Älterwerden zu Hause“ sowie ein innovativer Einsatz neuer
Technologien.
Die IAO empfiehlt, die Langzeitpflege als soziales Recht anzuerkennen, das einen Anspruch auf
einen universellen Schutz durch Langzeitpflegeleistungen, die Teilhabe älterer Menschen an
der Entscheidungsfindung zur Langzeitpflege, die Berücksichtigung der Langzeitpflege in den
globalen und nationalen politischen und entwicklungsbezogenen Agenden und die Einbettung von
Langzeitpflegestrategien in allgemeinere Strategien für eine soziale Grundsicherung beinhaltet, damit
alle Bedürftigen finanziell entsprechend abgesichert sind (IAO, 2017). Darüber hinaus empfiehlt die IAO,
einen Zugang zu Dienstleistungen hoher Qualität und zu Geldleistungen bereitzustellen und den Mangel
an Pflegefachkräften zu beseitigen (Schätzungen zufolge werden umgerechnet mindestens 4,2 formelle
Langzeitpflegende pro 100 Menschen über 65 Jahre benötigt). Des Weiteren wird empfohlen, den
Pflegefachkräften menschenwürdige Arbeitsbedingungen anzubieten und statistische Daten zu sammeln,
die den politischen Entscheidungsträgern in Fragen der Langzeitpflege behilflich sein können.
Die Europäische Kommission (EK) betont, wie wichtig es ist, über eine angemessene Personaldecke
zu verfügen, um dem steigenden Bedarf nach Dienstleistungen hoher Qualität gerecht zu werden, da
die Qualität der Pflege stark von den beteiligten Fachkräften abhängt. Die Kommission weist darauf
hin, dass Frauen fast 90 Prozent der in der Langzeitpflege Beschäftigten ausmachen. Diese arbeiten
unter schwierigen Arbeitsbedingungen und beziehen auch in der formellen Pflege oft geringe Löhne,
wobei die informell erbrachte Pflege eine volle Arbeitsmarktbeteiligung erschwert, was oft zu einem
beträchtlichen Geschlechtergefälle bei Bezahlung und Rentenansprüchen beiträgt. Könnten die
Herausforderungen der Langzeitpflegenden bewältigt werden, dann würde dies auch dazu beitragen,
die Geschlechterunterschiede zu verringern. Die Kommission empfiehlt, anstatt primär reaktiver
vermehrt proaktive politische Maßnahmen einzuführen, um das zunehmende Auseinanderklaffen von
Angebot und Nachfrage in der Langzeitpflege anzugehen (EK, 2021). Diese proaktiven Maßnahmen
umfassen auch Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen, mit denen sich die schnelle Zunahme
der Zahl älterer Menschen, die auf Langzeitpflege angewiesen sind, bremsen lässt, sowie Maßnahmen

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zur Verbesserung der Wirksamkeit der Leistungserbringung, zum Einsatz neuer Technologien und zur
Schaffung altersfreundlicher Umgebungen.
Die Weltbank hat darauf hingewiesen, dass die schnelle Bevölkerungsalterung in Ländern mit geringen und
mittleren Einkommen unweigerlich zu einer steigenden Nachfrage nach Langzeitpflegedienstleistungen
führen wird (Weltbank, 2010). Es gebe keine Patentlösung für die Bereitstellung von Langzeitpflege,
doch die Länder könnten damit beginnen, ihre Erfahrungen auszutauschen sowie proaktiv zu handeln,
verschiedene Strategien zu prüfen und mit deren Umsetzung anzufangen. Entsprechend empfahl die
Weltbank auch, Lehren aus den sehr unterschiedlichen Mustern der Langzeitpflege in Ländern mit hohen
Einkommen zu ziehen und dabei die Finanzierungsmechanismen, die Verteilung zwischen formellen und
informellen Angeboten, den Anteil der staatlichen Beteiligung und den allgemeinen Versorgungsgrad
zu berücksichtigen.
Die WHO unterstützt weltweit die Entwicklung tragfähiger und gerechter Langzeitpflegesysteme, indem
sie den regionalen Erfahrungsaustausch fördert und Leitlinien für die Einführung, Erweiterung und
Verbesserung von Langzeitpflegedienstleistungen entwickelt sowie Instrumente und Schulungspakete
zur Unterstützung formeller und informeller Pflegepersonen anbietet (WHO, 2021b). Die WHO betont,
wie wichtig es ist, dass die Langzeitpflege sowohl gesellschaftlich als auch politisch als öffentliches Gut
anerkannt wird, und dass die Langzeitpflege durch die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts
und der Geschlechtergerechtigkeit nicht nur für die abhängigen älteren Menschen, sondern auch
für die Pflegenden eine neue Betrachtung verdient hätte. Die WHO hat erkannt, wie enorm hoch die
gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Kosten einer Vernachlässigung der Langzeitpflegebedürfnisse
sein können.
Das US-amerikanische Zentrum für Seuchenbekämpfung und Prävention (Center for Disease Control
and Prevention – CDC) unterstützt den Ansatz des Älterwerdens zu Hause, da er den Vorteil einer
vertrauten Umgebung und einer stärkeren sozialen Interaktion zusammen mit kostengünstigeren
Pflegedienstleistungen mit sich bringt (CDC, 2009). Das CDC empfiehlt eine lückenlose Betreuung,
die bauliche Anpassungen des Heims, Gesundheitsfernüberwachung, koordinierte Dienstleistungen
auf Gemeinschaftsebene und ein altersfreundliches Umfeld umfassen, um die Zeit des Älterwerdens zu
Hause möglichst zu verlängern.
Der Grundsatz der lückenlosen Betreuung wurde auch vom Institut für die Erforschung öffentlicher
Politik (Institute for Research on Public Policy – IRPP) in Kanada unterstützt, das ausführt, dass die
Langzeitpflege nicht erst dann beginnen sollte, wenn die Menschen schwer beeinträchtigt sind, sondern
früh genug, damit die älteren Menschen länger in der Lage sind, unabhängig zu leben. Dieser Ansatz
verzögert und verringert die Notwendigkeit einer kostenaufwendigen institutionellen Pflege und hält
die Menschen noch länger fern von den Heimen mit vielen Bewohnern, in denen sich auch während der
Corona-Pandemie Infektionen leicht ausbreiten konnten.
Die Interamerikanische Entwicklungsbank (Inter-American Development Bank – IDB) hat sich mit den
theoretischen und praktischen Aspekten der Langzeitpflege in Lateinamerika befasst und ist der Ansicht,
dass die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen steigen werde (Aranco et al., 2018; Cafagna et al.,
2019). Die IDB hat erkannt, dass die privatwirtschaftlichen Versicherungsmärkte schlecht aufgestellt
sind, um eine Deckung des Langzeitpflegebedarfs sicherzustellen, und dass der Betrag an persönlichen
Ansparungen, der erforderlich ist, damit man sich eine freiwillige Selbstversicherung leisten kann,
untragbar hoch ist. Die IDB untersuchte, wie die Volkswirtschaften der Industrieländer mit der Frage

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der Langzeitpflege umgehen und wie die wichtigsten Elemente der politischen Gestaltung Einfluss
auf die Kosteneffizienz der Langzeitpflegeprogramme haben, und richtete ihr Augenmerk sodann auf
Lateinamerika. Sie stellte fest, dass Programme für ärmere Leute kosteneffizienter sind, wenn die Menschen
die Möglichkeit haben, Geldbeihilfen zu erhalten, und dass die gesamten Programmkosten durch die
Verfügbarkeit von Sach- und Geldbeihilfen sinken. Die IDB empfahl, die Langzeitpflegeprogramme mit
häuslichen Pflegedienstleistungen beginnen zu lassen und die Leistungsempfänger nach dem Grad ihres
Angewiesenseins auf Pflege auszuwählen anstatt nach ihrem Alter. Sie wies zudem auf die gestiegene
Belastung der Pflege während der Corona-Pandemie und auf den dabei verursachten Stress hin, der
sich negativ auf die psychische und körperliche Gesundheit der pflegenden Angehörigen auswirken
kann. Ältere Menschen laufen Gefahr, dass sie niemanden haben, der sich um sie kümmert, wenn
ihre Hauptpflegeperson – üblicherweise eine weibliche Angehörige – krank wird oder aufgrund der
Abstandsmaßnahmen keine Besuche abstatten kann. Darum erklärte die IDB auch, wie wichtig es ist, die
Privatwirtschaft zu beteiligen, um formelle Arbeitsplätze für Langzeitpflegedienstleistungen zu schaffen,
das Personal weiterzubilden und Qualitätsstandards für Pflegedienstanbieter festzulegen.

3.3. Soziale Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und Ziele für
     nachhaltige Entwicklung
Eine von der AARP (die frühere Amerikanische Vereinigung der Personen im Ruhestand, American
Association of Retired Persons) finanzierte Studie aus dem Jahr 2017 ergab, dass ältere Menschen,
die kaum mehr über soziale Kontakte verfügten, höhere Sterblichkeitsraten aufwiesen und mehr für
Gesundheitsversorgung ausgaben als ihre vernetzteren Altersgenossen, und dass soziale Isolation in
den Vereinigten Staaten von Amerika zusätzliche Staatsausgaben von schätzungsweise 6,7 Milliarden
US-Dollar verursachte (Flowers et al., 2017). Die AARP entwickelte einen Beurteilungsleitfaden für
„lebenswerte Gemeinschaften“, um den Menschen zu helfen, Bereiche zu finden, in denen sie ihre Energie
darauf richten können, dass ihre Gemeinschaft für sie und andere lebenswerter wird. Die WHO beschrieb
die Vorteile und Hindernisse für ältere Menschen in Städten in verschiedenen Entwicklungsstadien im
Leitfaden Global age-friendly cities: The guide (Altersfreundliche Städte weltweit: ein Leitfaden), der den
Städten hilft zu erkennen, wo und wie sie altersfreundlicher werden können (WHO, 2007).
Einige bilaterale Organisationen konzentrieren ihre Anstrengungen auf die Bereitstellung von
Finanzierungsmöglichkeiten für andere Organisationen, die über Erfahrung in der Programmumsetzung
verfügen. Das frühere Ministerium für internationale Entwicklung des Vereinigten Königreichs (Department
for International Development – DFID), heute bekannt als Amt für Äußeres, Commonwealth und Entwicklung
(Foreign, Commonwealth & Development Office – FCDO), und die Behörde der Vereinigten Staaten
von Amerika für Entwicklungszusammenarbeit (United States Agency for International Development –
USAID) beschlossen, sich dem Thema der sozialen Inklusion älterer Menschen zu widmen, indem sie das
Programm für Fähigkeiten im Alter und bei Behinderung (Age and Disability Capacity Programme –
ADCAP) mitfinanzierten, das von HelpAge International geführt wird (HelpAge International, 2021b). Das
ADCAP soll sicherstellen, dass ältere Personen bei Notfallmaßnahmen berücksichtigt werden, da diese
bei humanitären Einsätzen oft vernachlässigt werden, was ihre Überlebens- und Genesungschancen stark
beeinträchtigt.
Die Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen (United Nations
Department of Economic and Social Affairs – UNDESA) verwies auf die Marginalisierung älterer Frauen,
wobei die Daten zeigen, dass ältere Frauen sowohl in entwickelten Ländern als auch in Entwicklungsländern

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stärker von Armut betroffen sind (UNDESA, 2020). Die UN-Organisationen empfehlen einerseits eine
Berücksichtigung des Alters in allen geschlechterspezifischen politischen Strategien und andererseits
der Geschlechtergerechtigkeit in den altersbezogenen politischen Strategien. Dabei gelte es auch,
die besonderen Anforderungen älterer Frauen und Männer zu beachten und sicherzustellen, dass die
Bedürfnisse und Fähigkeiten der Betagten bei humanitären und notfallbezogenen Einsätzen systematisch
berücksichtigt würden (UNECE, 2021).
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme – UNDP)
hat erkannt, wie wichtig es ist, sich um die Bedürfnisse und Anfälligkeiten älterer Menschen zu kümmern,
damit die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen 2030 erreicht werden können. Das
UNDP stellte überdies fest, dass der Schutz und die Förderung der Rechte von Älteren einen wichtigen
Beitrag zum Erreichen dieser Ziele leisten (UNDP, 2016). Die Rechte älterer Menschen sind gegenwärtig
auf verschiedene internationale Menschenrechtsinstrumente verstreut, und es gibt kaum koordinierte
Anstrengungen zur Frage, wie diese für die Menschen im Alter anzuwenden sind.
Um die Inklusion älterer Menschen in die Entwicklungsprozesse zu integrieren und die Menschenrechte
dieser Personengruppe zu schützen (einschließlich das Recht auf Gesundheit und das Recht auf
Einkommenssicherheit), wirbt HelpAge International für ein Übereinkommen der Vereinten Nationen
über die Rechte älterer Menschen (HelpAge International, 2021c). HelpAge International betont, dass
ein solches Übereinkommen zu rechtlichen und sozialen Veränderungen führen würde und dass auch
Anpassungen in den innerstaatlichen Gesetzestexten, politischen Konzepten und Strategien nötig seien,
um diese rechtlichen Veränderungen in die Praxis umzusetzen. Dieses Übereinkommen würde zudem
die Rechte älterer Menschen an einer zentralen Stelle bündeln, und es würde klar festgelegt, wie sie
im einzigartigen und besonderen Kontext des fortgeschrittenen Alters anzuwenden seien. Die UN-
Organisationen unterstützen Impulse für die Entwicklung internationaler Menschenrechtsinstrumente und
weisen darauf hin, dass diese dann auch in die nationalen Gesetze, Bestimmungen und Fördermaßnahmen
Eingang finden müssten. Die Afrikanische Entwicklungsbank (African Development Bank – AfDB) trat
ebenfalls für die Entwicklung und Unterstützung eines UN-Übereinkommens über die Menschenrechte
älterer Menschen ein, da das Protokoll zur Afrikanischen Charta der Menschenrechte zu den Rechten
älterer Menschen in Afrika (African Charter of Human and Peoples’ Rights on the Rights of Older Persons
in Africa) dadurch gestärkt und erweitert würde (Afrikanische Union, 2016).

3.4. Herausforderungen für internationale und globale
     Gesundheitsorganisationen
Internationale Organisationen, die sich in den Bereichen Sozialschutz, soziale Fürsorge und Langzeitpflege
engagieren, stehen vor verschiedenen Herausforderungen, darunter der mangelnde Regulierungsrahmen,
das Fehlen politischer Strategien, die knappen Finanzmittel, die ungenügende Personalausstattung, der
fehlende politische Wille und der schwierige nationale Dialog mit politischen Entscheidungsträgern und
Nichtregierungsorganisationen vor Ort für die Umsetzung von Initiativen.
Ältere Menschen leiden aufgrund ihrer eingeschränkten physischen Fähigkeiten und ihrer beschränkten
Mobilität besonders unter Vertreibungen aufgrund von Konflikten und Naturkatastrophen, und sie werden
bei humanitären Einsätzen oft vernachlässigt, was für die internationalen Organisationen im Bereich der
humanitären Hilfe eine große Herausforderung darstellt. Die Corona-Pandemie war für Organisationen,
die sich für ältere Menschen einsetzen, ebenfalls herausfordernd, da Finanzmittel umgeleitet wurden
und Tätigkeiten verschoben werden mussten. Lücken in den Datenbeständen und Statistiken über

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ältere Menschen stellen eine weitere Herausforderung dar, wenn es um die Planung, Budgetierung und
Beurteilung von Maßnahmen für Betagte geht. Jede Gruppe älterer Menschen hat eigene Bedürfnisse und
Interessen, auf die gesondert durch maßgeschneiderte Programme und Eingriffsmodelle eingegangen
werden muss.
In den internationalen Menschenrechtstexten, die die Regierungen dazu verpflichten, die Rechte
aller Menschen umzusetzen, werden ältere Menschen nicht ausdrücklich berücksichtigt. Zwar gibt es
Erklärungen, sich für die Rechte älterer Menschen einzusetzen, wie etwa der Internationale Aktionsplan
von Madrid über Alterung (Madrid International Plan of Action on Ageing – MIPAA), aber sie sind nicht
rechtsverbindlich und die Regierungen sehen sich durch sie lediglich moralisch in der Pflicht, sie zu
verwirklichen.

4. Abschlussbemerkungen
Die Alterung der Bevölkerungen macht tiefgreifende Veränderungen der Gesundheitsversorgung und der
sozialen Fürsorge erforderlich. Die Langzeitpflege älterer Menschen zeichnet sich oft durch eine fragmentierte
Verantwortung und eine mangelnde Koordination der gesundheitlichen und sozialfürsorglichen Aspekte
aus. Alle Länder haben es derzeit mit einer steigenden Nachfrage nach Langzeitpflegedienstleistungen zu
tun, und dafür gibt es leider keine Patentlösung. Die IVSS-Mitgliedsinstitutionen stehen alle gemeinsam
vor diesen Herausforderungen und haben bereits interessante Strategien und Maßnahmen entwickelt,
um dem drängenden Langzeitpflegebedarf entgegenzutreten.
Der unmittelbare Langzeitpflegebedarf der sozialen Sicherheit ist noch nicht gedeckt.
Langzeitpflegeprogramme sollten Teil des jeweiligen Systems der sozialen Sicherheit sein, und dieses
System der sozialen Sicherheit sollte einen ganzheitlichen Ansatz einschließlich Sozialschutzleistungen,
Pflegedienstleistungen, Urlaubsregelungen, familienfreundlicher Arbeitsbedingungen und öffentlicher
Pflegeinfrastrukturen verfolgen. Bei den immer wichtigeren häuslichen Pflegedienstleistungen können
vermehrt neue Technologien eingesetzt werden, die jedoch eine robuste Plattform mit sicheren
Verbindungen und mit einem sicheren Datenmanagement erfordern.
Die Modelle für die soziale Fürsorge und die Gesundheitsversorgung müssen überarbeitet werden, so
dass Prävention, Personalmangel und Zugang zu einer personenbezogenen Pflege hoher Qualität stärker
in den Mittelpunkt rücken. Eine umfassende Integration der Gesundheitsversorgung und der Betreuung
für die Patienten würde helfen, die Kosten einzudämmen und die Pflegequalität zu verbessern. Dafür
braucht es jedoch neue Koordinationsstrategien, in die das gesamte Spektrum der Akteure im Bereich
Langzeitpflegedienstleistungen eingebunden wird, und insbesondere braucht es neue Ansätze für
öffentlich-private Partnerschaften auf nationaler Ebene. Auch die institutionellen Kapazitäten der
sozialen Sicherheit und der Gesundheitsorganisationen sollten erhöht werden.
Die internationale Zusammenarbeit ist entscheidend, wenn es darum geht, Erfahrungen und Lehren
aus der Vergangenheit auszutauschen und maßgeschneiderte, wirksame und effiziente Maßnahmen
zu entwerfen. Die IVSS kann die Koordination und Zusammenarbeit mit bilateralen und multilateralen
Entwicklungspartnern sowie nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen fördern,
damit tragfähige Partnerschaften aufgebaut werden können und das Konzept des Alterns in Würde
gefördert wird.

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