Zeb.Private-Banking-Studie 2017 - DAS SCHWEIZER PRIVATE BANKING - EINE BRANCHE IM UMBRUCH - BankingHub

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zeb.Private-Banking-Studie
DAS SCHWEIZER PRIVATE BANKING – EINE BRANCHE IM UMBRUCH

2017
INHALT

Vorwort                                                                        4

Management-Summary                                                             5

1 Rückblick: Markt- und Sampleanalyse                                          6
  1.1 Entwicklung des Gesamtmarkts (2012–2016)                                 6
  1.2 E ntwicklung des Bankensamples                                          8
      1.2.1 Entwicklung des Volumens (AuM)                                     8
      1.2.2 Ergebnisentwicklung                                                9
      1.2.3 Quantitative Analyse nach Marktbreite des Geschäftsmodells        10
      1.2.4 Performancedilemma vermögensverwaltender Fonds                    12
  1.3 Fazit                                                                   14

2 Ausblick: Szenarioanalysen und Ergebnissimulation                           15
  2.1 Annahmen und Szenarien                                                  15
  2.2 Ergebnisse                                                               17
  2.3 Fazit                                                                   18

3 Einblick: Strategische Handlungsempfehlungen                                19
  3.1 Handlungsoptionen auf Basis der Marktbreite des Geschäftsmodells       19
      3.1.1 Neue digitale Nähe                                                20
      3.1.2 Steigerung der Vertriebsleistung                                  20
      3.1.3 Individuelle Kundenansprache                                      20
      3.1.4 Holistisches Advisory Model                                       22
      3.1.5 Digital unterstützter Beratungsprozess                            22
      3.1.6 Systematisches Account Planning                                   24
      3.1.7 Komplexitätsreduktion                                             24
      3.1.8 E2E-Digitalisierung/Robotics                                      25
      3.1.9 Nachhaltiges Kostenmanagement                                     25
      3.1.10 Big Data im Asset-Management                                     26
      3.1.11 Aufbrechen der Wertschöpfungskette                               26
  3.2 Fazit                                                                   26

4 Prognose 2021: Anhaltende Konsolidierung                                    27

Abbildungsverzeichnis                                                         29

Abkürzungsverzeichnis                                                         30

Kontakt                                                                       31

                                                                                    3
VORWORT

    Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    es ist uns bei zeb ein Anliegen, unsere Märkte und Kun-        Die schweizerische Private-Banking-Industrie hat den
    den langfristig und nachhaltig zu begleiten. Dazu ge-          Paradigmenwechsel noch nicht vollständig vollzogen.
    hört es, den Märkten und unseren Geschäftspartnern             Manch liebgewordene historische Entwicklung verfängt
    regelmässig – darunter verstehen wir alle zwei Jahre –         noch. Hinzu kommen notwendige Investitionen in Di-
    den Puls zu messen. In diesem Sinne freuen wir uns,            gitalisierung, ggf. «teures» anorganisches Wachstum
    Ihnen unsere «Private-Banking-Studie 2017» vorstellen          sowie ein engeres regulatorisches Korsett – und schon
    zu dürfen.                                                     steigen die Kosten um jährlich 5 %. Aus diesem Grund
                                                                   zeigen unsere Simulationen, dass es Zeit ist, zu han-
    Die Bankenindustrie in der Schweiz befindet sich in            deln – jedenfalls, sofern das Bestreben besteht, dies
    einer ungewöhnlichen Lage. Einerseits zeigen geopoliti-        unter freundlichen Rahmenbedingungen zu tun. Man-
    sche Entwicklungen – konkreter: geopolitische Unsicher-        cher Manager soll ja erst unter Druck zur Hochform auf-
    heit –, wo der nur schwer kopierbare USP der Schweiz           laufen, nur ist das nicht jedermanns Sache!
    liegt: Sicherheit, Stabilität, Vertrauen und Tradition. Es
    würde wohl viele Jahrzehnte dauern, bis andere Stand-          Wie auch immer die Industrie sich entscheidet – gemein-
    orte auf Augenhöhe agieren könnten. Nicht umsonst              sam werden wir uns mit Ihnen die Ergebnisse 2019
    wachsen die verwalteten Vermögen in der Schweiz mit            wieder ansehen. Wir freuen uns über Ihr Interesse an
    einer grösseren Geschwindigkeit als das globale BIP.           der Studie und stehen Ihnen für vertiefende Gespräche
    Weissgeldstrategie – war da etwas? Längst vergangene           gerne zur Verfügung.
    Zeiten ...!

    Andererseits hat diese Medaille eine Kehrseite – «erfolgrei-
    che Vermögensverwaltung ohne Gewinn». Wenn am Ende
    eines siebenjährigen, aussergewöhnlichen Boom-Zyklus,
    der erhebliche Rückschläge wie Brexit, Trump, Nordkorea
    etc. ohne grössere Bremsspuren wegsteckt, im Durch-
    schnitt keine auskömmlichen Gewinne erwirtschaftet
    wurden – ist dann alles in Ordnung?

    Im Namen des Studienteams

    Heinz Rubin                         Axel Oliver Sarnitz
    Partner                             Partner

4
MANAGEMENT-SUMMARY

EINBLICK – BRUTTO- UND ERGEBNIS-                           AUSBLICK – «WEITER WIE BISHER»
MARGEN WEITER SINKEND                                      IST KEINE LÖSUNG

Die Anzahl Privatbanken in der Schweiz hat sich in den     Die Ergebnisse unserer vorwärtsgerichteten Szena-
letzten zehn Jahren um fast ein Drittel von 186 Banken     riosimulation verdeutlichen, dass der «Dreiklang» aus
auf nunmehr 130 Banken reduziert. Die zeb.Private-         sinkender Bruttomarge, konstant wachsenden AuM
Banking-Studie 2017 zeigt, dass die AuM im Private-        und proportional ansteigenden Kosten in den nächs-
Banking-Markt Schweiz trotz Konsolidierung in den ver-     ten Jahren zu einer weiteren Verschärfung der Ergeb-
gangenen fünf Jahren um rund 3.2 % p. a. wuchsen,          nissituation führen wird. Dies gilt sowohl für global als
wovon – wie unser untersuchtes Bankensample ver-           auch selektiv und lokal agierende Schweizer Banken.
deutlicht – insbesondere einige wenige Einzelinstitute     Für all diese Institutstypen besteht somit ein hoher
mit stark überproportionalem AuM-Wachstum profitier-       Zeitdruck, der weiteren Erosion der Bruttomargen ent-
ten. Dieses Wachstum basiert jedoch zu einem Gross-        gegenzuwirken.
teil auf M&A – die reine Vertriebsleistung der Institute
ist insgesamt als ungenügend zu bewerten.
                                                           STRATEGIE – AUF WIRKUNGSVOLLE
Die Profitabilität der Privatbanken ist weiter stark un-   HEBEL SETZEN
ter Druck – die Bruttomarge im Schweizer Private-Ban-
king-Markt ist mittlerweile auf rund 82 bps gesunken.      Für die genannten Herausforderungen gibt es aus Sicht
Trotz steigender AuM konnten kaum Skaleneffekte reali-     von zeb sowohl auf der Erlös- als auch auf der Kos-
siert werden, was in einer proportional mitwachsenden      tenseite wirkungsvolle Ansätze. Wesentliche Erfolgs-
Kostenbasis resultierte. Insgesamt weist unser unter-      faktoren werden stark fokussierte Business Models,
suchtes Bankensample nur noch eine durchschnittliche       einfache Operating Models mit hoher Standardisierung
Ergebnismarge von rund 20 bps auf – aus Sicht von zeb      sowie ein hoher Grad an Digitalisierung sein. Allerdings
ein kritischer Wert!                                       gibt es bei der Priorisierung der Massnahmen kein «one
                                                           size fits all» – je nach aktueller und angestrebter Posi-
                                                           tionierung sowie bestehenden Stärken und Schwächen
                                                           gilt es, die einzuleitenden Handlungsmassnahmen ins-
                                                           titutsspezifisch zu definieren.

                                                                                                                       5
1 RÜCKBLICK: MARKT- & SAMPLEANALYSE

    1.1 ENTWICKLUNG DES GESAMTMARKTS                          Seitdem haben sich weder die zentralen Heraus-
    (2012–2016)                                               forderungen noch der Private-Banking-Markt in der
                                                              Schweiz wesentlich verändert. Einschneidende Ver-
    Schon in unserer letzten Studie aus dem Jahre 2015        änderungen wie z. B. die Implementierung von FiDLEG
    befand sich das Schweizer Private Banking in einem        stehen erst noch an und werden den Markt nochmals
    herausfordernden Marktumfeld: Andauernde Niedrig-         stark aufwühlen. Auch in den letzten beiden Jahren
    zinsphase, zunehmende regulatorische Anforderungen,       entwickelten sich die Kapitalmärkte positiv, was wei-
    die Entkopplung des Schweizer Franken vom Euro und        terhin wesentlich zu einer positiven Entwicklung der
    zahlreiche bilaterale Steuerabkommen erschwerten          AuM im Schweizer Private Banking beitrug. Im Fünf-
    das Geschäft der Privatbanken am Finanzplatz Schweiz.     Jahres-Zeitraum von 2012–2016 stiegen diese von
    Trotzdem konnten die Banken damals ein deutliches         3’080 Mia. CHF auf ca. 3’500 Mia. CHF. Im selben
    Wachstum des Ertragspools vorweisen. Dieses Wachs-        Zeitraum sanken die Bruttomargen von 93 auf 82 bps.
    tum war allerdings durch die positive Entwicklung der     Die Kombination dieser Effekte führte zu einem nahe-
    Assets under Management im Zuge des freundlichen          zu konstanten Ertragspool in Höhe von 28.6 Mia. CHF
    Kapitalmarktumfelds gestützt, denn die Bruttomar-         im Jahr 2016, wobei dieser nach einem Anstieg bis
    gen im Schweizer Private Banking hatten spürbar ab-       2014 in den letzten beiden Jahren wieder rückläufig
    genommen.                                                 war (vgl. Abbildung 1).

    Gesamtmarkt

                                      3.2

                      3’080   3’230   3’388   3’421   3’489

    AuM
    in Mia. CHF

                                      –3.1

                       93      89      87      84      82

    Bruttomargen
    in bps

                                      –0.1

                      28.7    28.8    29.5    28.7    28.6

    Ertragspool
    in Mia. CHF
                      2012    2013    2014    2015    2016
          CAGR in %
    Quelle: zeb.research

    Abbildung 1: Übersicht Gesamtmarktentwicklung 2012–2016

6
Bei näherer Betrachtung der Bruttomarge lässt sich          am «safe haven» Schweiz bezahlten, ist nun durch die
feststellen, dass deren Abnahme der letzten Jahre           veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen (Weiss-
neben dem allgemeinen Druck auf den Schweizer Pri-          geldstrategie, automatisierter Informationsaustausch)
vate-Banking-Markt auch wesentlich durch die Ero-           sowie durch die zunehmende Preistransparenz im Zuge
sion des Offshore-Premiums verursacht wurde (vgl.           der Digitalisierung deutlich abgeschmolzen. Heute sind
Abbildung 2). Dieser Aufschlag, den ausländische Ka-        Offshore-Kunden der Schweizer Privatbanken kaum
pitalanleger historisch für die Möglichkeit einer Anlage    mehr bereit, einen Margenaufschlag in Kauf zu nehmen.

Bruttomargen und Offshore-Premium
in bps

                                                                                  Ab 2015 keine grundsätzliche Unter-
                                                                                  scheidung zwischen Offshore- und
Offshore                    ≈ 107                                                 Onshore-Margen!
                                           ≈ 104
                                                           ≈ 101
                                                                       ≈ 97
Durchschnitt                ≈ 101
                                           ≈ 99                                    ≈ 93
                                                           ≈ 93
                                                                       ≈ 89
                                                                                   ≈ 87
                            ≈ 84                                                                 ≈ 84
Onshore                                    ≈ 83            ≈ 82                                               ≈ 82
                                                                       ≈ 80
                                                                                   ≈ 78

                                                                                  Abschmelzen des Offshore-Premiums
                                                                                  auf unter 10 bps! Europäische Länder
                                                                                  mit Offshore-Premium gegen null.
                            ≈ 23
                                          ≈ 21
                                                   ≈ 19    ≈ 18
                                                                       ≈ 15        ≈ 15

Offshore-Premium
                           2009           2010     2011    2012        2013        2014          2015         2016
Quelle: zeb.research und Expertenschätzungen

Abbildung 2: Bruttomargen (On-/Offshore) sowie Offshore-Premium zwischen 2009 und 2016

                                                                                                                         7
1.2 ENTWICKLUNG DES BANKENSAMPLES                                     von Sample und Gesamtmarkt jedoch auf einem fast
                                                                          identischen Niveau (82 bps Gesamtmarkt vs. 81 bps
    Um detaillierte Analysen vornehmen zu können, haben                   Bankensample). Die Konsolidierung des AuM- und des
    wir ein Bankensample bestehend aus 24 Privatbanken                    Bruttomargeneffekts führt im Gegensatz zum Gesamt-
    erstellt. Dieses umfasst 1.45 Billionen CHF AuM und                   markt für das Bankensample zu einem deutlich gestie-
    repräsentiert somit in etwa 40 % des Schweizer Pri-                   genen Ertragspool (4.9 % p. a.), was ebenfalls auf die
    vate-Banking-Markts. Im Vergleich zum Gesamtmarkt                     M&A-Tätigkeit unseres Bankensamples zurückzuführen
    entwickelte sich das Bankensample im Durchschnitt                     ist (vgl. Abbildung 3).
    positiver, was zumindest teilweise durch das Profitie-
    ren unserer Samplebanken von der Konsolidierung im                    1.2.1 ENTWICKLUNG DES VOLUMENS (AUM)
    Markt begründet ist.                                                  Wie bereits erwähnt war in unserem Bankensample zwi-
                                                                          schen 2012 und 2016 ein deutliches Wachstum der AuM
    Die AuM unseres Bankensamples sind in den vergan-                     von 1’122 auf 1’434 Mia. CHF zu beobachten. Bei näherer
    genen fünf Jahren um 6.3 % p. a. gewachsen, was in                    Analyse zeigt sich, dass dieses Wachstum jedoch nur zu
    etwa einem doppelt so hohen Wachstum wie dem des                      etwa einem Drittel (32 %) auf Nettoneugeld (und somit
    Schweizer Gesamtmarkts entspricht. Wie der Gesamt-                    auf die Vertriebsleistung der Banken im engeren Sinne)
    markt war auch unser Bankensample vom Bruttomar-                      zurückzuführen ist. Weitere 43 % des AuM-Wachstums
    genverfall betroffen, jedoch lag das Ausmass mit 1.3 %                resultieren aus der M&A-Tätigkeit einiger Banken, wäh-
    p. a. deutlich unter dem des Gesamtmarkts (ca. 3.1 %                  rend der Rest auf die Performance bestehender Assets
    p. a.). Im Jahr 2016 lagen die absoluten Bruttomargen                 zurückzuführen ist (vgl. Abbildung 4).

    Sample                                                                Volumenentwicklung AuM
                                                                          in Mia. CHF

                                            6.3                                                                                            1’434
                                                                                          Rund 70 % nicht durch
                                                                                          Vertriebsleistung i. e. S.
                      1’122     1’240      1’333     1’369      1’434                                                       78
    AuM                                                                                   getrieben                       (25 %)
    in Mia. CHF

                                            –1.3
                                                                                                               135
                       86        84                                                                           (43 %)
                                            82         82            81

    Bruttomargen
    in bps
                                                                                                  98
                                                                                                (32 %)
                                            4.9
                                                                                  1’122

                       9.6       10.4      10.9       11.3       11.6

    Revenue Pool
    in Mia. CHF                                                                   2012          NNM1)         M&A         Asset-           2016
                      2012      2013       2014       2015      2016
                                                                                                             (KAUF)    Performance

          CAGR in %                                                       1)
                                                                               NNM = Net New Money (Nettoneugeld), inkl. Mittelabflüsse.
    Quelle: E igene Berechnung auf Basis Sample/Geschäftsberichte        Quelle: zeb.research
            der Banken (n = 24)

                                                                          Abbildung 4: Z usammensetzung AuM-Wachstum
    Abbildung 3: Entwicklung des Bankensamples 2012–2016                               Bankensample 2012–2016

8
Betrachtet man das AuM-Wachstum des Jahres 2016                                 1.2.2 ERGEBNISENTWICKLUNG
isoliert, wird deutlich, dass das Wachstum der AuM zu                           Die Erlöse der 24 Banken unseres Samples sind zwi-
einem noch geringeren Anteil auf Nettoneugeld zurück-                           schen 2012 und 2016 um etwa 6 % p. a. gewachsen.
zuführen ist (ca. 25 %), d. h. die Vertriebsleistung unse-                      Das Wachstum der absoluten Kosten war prozentual
rer Samplebanken noch deutliches Potenzial aufweist.                            ähnlich stark, was insgesamt zu einem Ergebniswachs-
Die starke Asset-Performance insbesondere zum Ende                              tum von 5 % p. a. führte. Die Ergebnismarge (Bruttoge-
des vergangenen Jahres kann zum Teil auf die US-ame-                            winn im Verhältnis zu AuM) sank allerdings um ca. 3 %
rikanischen Wahlen und den daraus resultierenden                                p. a. und liegt 2016 im Durchschnitt unseres Banken-
«Trump-Effekt» zurückgeführt werden, welcher jedoch                             samples bei 20 bps – ein Wert, der für Privatbanken aus
eher von kurzer Dauer sein dürfte.                                              zeb-Sicht überlebenskritisch ist. Bereits heute liegen 17
                                                                                Institute unterhalb dieser kritischen Grenze (davon wei-
                                                                                sen drei Institute sogar negative Ergebnismargen auf),
                                                                                während sieben Institute darüberliegen. Allerdings lässt
                                                                                sich bei keinem Institut eine wirklich komfortable Ergeb-
                                                                                nissituation beobachten (vgl. Abbildung 5).

                                               +6

                                1’122                       1’434                                                                                  36
AuM                                                                                                                                               33
in Mia. CHF                                                                                                                                  27
                                                                                                                                            25
                                                                                                                                            24
                                               +5
                                                                                                                                            24
                                                                                        Kritisch aus                                        24
                                 9.6                        11.6                        zeb-Sicht:
                                                                                                                                       16           Ø 20 bps
                                                                                        20 bps
Erlöse                                                                                                                                 16
in Mia. CHF                                                                            Bruttomarge: 81 bps                             16
                                                                                                                                      15
                                                                                       Kostenmarge: 61 bps
                                                                                                                                      15
                                               +5                                                                                     15
                                                             8.7                                                                     13
                                 7.2
                                                                                                                                     13
Kosten                                                                                                                               13
in Mia. CHF                                                                                                                         11
                                                                                                                                   10
                                                                                                                                   8
                                               +5
                                                                                                                               5
                                 2.4                         2.9                                                               5
Ergebnis                                                                                                          –2
in Mia. CHF                                                                                                 –11
                                                                                             –34
                                               –2

                                  22
                                                                                                       Pos.            Krit.          Neg.
                                                             20
Ergebnismarge1)                                                                                         7               14              3
in bps                          2012                        2016
        CAGR 2012–2016 in %
1)
     E rgebnismarge: Bruttogewinn/AuM. Im Gesamtsample aller 24 Institute beträgt die Ergebnismarge (Gesamtbruttogewinn/Gesamt-AuM) 20 bps.
      Der Durchschnitt der individuellen Ergebnismargen aller 24 Institute beträgt hingegen 13 bps (durch Übergewichtung geringer Ergebnismargen, insbe-
     sondere bei lokal agierenden Instituten).
Quelle: zeb.research

Abbildung 5: Ergebnisübersicht 2012–2016 Bankensample und Ergebnismargen 2016 je Institut

                                                                                                                                                               9
Die durchschnittliche Ergebnismarge der Institute sank                   1.2.3 QUANTITATIVE ANALYSE
     von 2012–2015 von 22 bps auf 17 bps. 2016 wende-                         NACH MARKTBREITE DES GESCHÄFTSMODELLS
     te sich dieser Trend, und die Ergebnismarge stieg im                     Für eine weitere quantitative Analyse des Status quo
     Durchschnitt wieder auf den kritischen Level von 20 bps                  des Bankensamples unterteilen wir die Institute je nach
     an. Wie bereits erläutert sank die durchschnittliche                     Marktbreite ihres Geschäftsmodells in drei Gruppen:
     Bruttomarge von 2012–2016 stetig. Eine erste Be-                         global, selektiv und lokal agierende Banken. Die erste
     trachtung der Kostenmarge legt nahe, dass die Kosten-                    Gruppe verfügt über mehrere Niederlassungen auf un-
     situation der Banken sich von 2012–2016 verbessert                       terschiedlichen Kontinenten, wohingegen sich selektiv
     hat (von 64 auf 60 bps). Bei näherer Untersuchung                        agierende Institute auf den Schweizer Markt und nur
     ist jedoch festzustellen, dass dies nur aufgrund stark                   einzelne zusätzliche Niederlassungen in ausländi-
     gestiegener AuM der Fall ist. Die um AuM-Effekte be-                     schen Märkten beschränken. Die dritte Gruppe agiert
     reinigte Kostenmarge (d. h. die Kosten eines Jahres                      lediglich auf lokaler Ebene mit einem entsprechenden
     im Verhältnis zu den AuM des Jahres 2012) stieg von                      Cross-Border-Ansatz. Bei Anwendung dieser Definition
     2012–2016 deutlich von 64 bps auf 78 bps (22 %), wo-                     sind acht Institute unseres Samples der Gruppe global
     bei zu bemerken ist, dass die bereinigte Kostenmarge                     agierender Banken, neun Institute der Gruppe selektiv
     2016 erstmalig wieder sank. Dies erklärt auch die po-                    agierender Banken und sieben Institute der Gruppe lo-
     sitive Entwicklung der Ergebnismarge des Jahres 2016                     kal agierender Banken zuzuordnen.
     (vgl. Abbildung 6).

     Bruttomarge                     86
                                                       84
     in bps                                                            82            82            81
                    bereinigt1) um AuM-Effekt                                        80
                    auf Ausgangsbasis 2012                             73                          78
                                                       71
                                                                        22
     Kostenmarge                     64                                              65
                                                       64
                                                                       62
     in bps                                                                                        60

                    unbereinigt um AuM-Effekte

                                                                        –7

                                     22
                                                       20              20                          20
                                                                                     17

     Ergebnismarge2)
     in bps                        2012               2013             2014         2015          2016
             in %
     1)
          Bereinigt = Marge auf konstanter AuM-Basis 2012 gerechnet.
     2)
          Ergebnismarge = Bruttogewinn/AuM.

     Abbildung 6: Entwicklung der Ergebnismarge des Bankensamples 2012–2016

10
Abbildung 7 zeigt in allen Gruppen einen Rückgang der                             wiegt der Effekt der sinkenden Bruttomargen den Effekt
Ertragsseite von 2012–2016. Während dieser bei glo-                               der verbesserten Kostenmargen, d. h., alle Instituts-
balen und selektiven Instituten noch moderat ausfiel                              typen sahen sich 2012–2016 mit Ergebniseinbussen
(Rückgang um 4 bzw. 6 bps), hatten lokal agierende                                konfrontiert. Während diese bei globalen und selekti-
Institute mit einem deutlich ausgeprägteren Verfall der                           ven Instituten vergleichsweise moderat ausfielen, litten
Bruttomargen zu kämpfen (Rückgang um 18 bps). Die                                 die lokal agierenden Institute – getrieben vom starken
Bruttomarge der lokalen Banken ist jedoch durch die                               Bruttomargenverfall – unter einem Ergebniseinbruch
schlechte Performance zweier Auslandsbanken ver-                                  von durchschnittlich 20 auf durchschnittlich 8 bps.
zerrt. Insgesamt lässt sich eine Angleichung der Brutto-                          Hierfür verantwortlich ist insbesondere die negative
margen der verschiedenen Institutstypen beobachten.                               Ergebnismarge zweier Auslandsbanken des Samples,
                                                                                  welche unter einem dramatischen Einbruch ihrer Brut-
Die Kostenmarge ist im Betrachtungszeitraum bei allen                             tomargen (insbesondere Zinserträge) und Assets zu
Institutstypen in vergleichbarem Ausmass gesunken.                                leiden haben. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass die
Tendenziell lässt sich bei lokal agierenden Banken eine                           durchschnittliche Ergebnismarge aller Gruppen 2016
etwas höhere Kostenmarge als in den beiden anderen                                auf einem niedrigen Niveau lag.
Gruppen beobachten. Bei allen Institutstypen über-

                                           GLOBAL                                     SELEKTIV                          LOKAL

                                            –5                                          –7                              –18
                                 86                                                                             96
                                                       82                    83                    77                            78

Bruttomarge
in bps

                                            –4                                          –5                              –7

                                                                             67                    63           76               70
                                 63                    60

Kostenmarge
in bps

                                            –4                                         –14                              –60

                                 23                    22                    16                    14           20               8
Ergebnismarge1)
in bps                         2012                   2016                 2012                   2016         2012             2016

      in %
1)
     Klassifizierung nach AuM: Lokal (< 10 Mia. CHF), Selektiv (10–50 Mia. CHF), Global (> 50 Mia. CHF).

Abbildung 7: Entwicklung der Brutto-, Kosten- und Ergebnismargen nach Marktbreite des Geschäftsmodells

                                                                                                                                             11
1.2.4 PERFORMANCEDILEMMA                                                  sche Benchmark) bzw. 6.3 % p. a. (globale Benchmark)
     VERMÖGENSVERWALTENDER FONDS                                               erzielt. Das bedeutet, dass die Nettorendite der vermö-
     Die durchschnittliche Nettorendite (Rendite nach Kos-                     gensverwaltenden Fonds nur etwa die Hälfte der pas-
     ten) der vermögensverwaltenden Fonds unseres Ban-                         siven ETF-Benchmark beträgt. Kein einziger Fonds war
     kensamples in den ausgewogenen Anlagestrategien                           über den fünfjährigen Betrachtungszeitraum nach Kos-
     über die letzten fünf Jahre liegt bei gerade einmal 3.0 %                 ten in der Lage, die passive globale ETF-Benchmark zu
     jährlich. Anleger hätten bei einem Investment in eine                     schlagen. Nur ein Fonds schlug die europäische passive
     der einfachst möglichen Benchmarks (Anlage von 50 %                       Benchmark (vgl. Abbildung 8). Eine Professionalisierung
     des Vermögens in Aktien-ETF und 50 % in Staatsanlei-                      des Asset-Managements, d. h. die Verbesserung der Per-
     hen-ETF) über denselben Zeitraum 5.4 % p. a. (europäi-                    formance, erscheint somit alternativlos.

     Nettorendite1) vermögensverwaltender Fonds                                Nettorendite1)
     in % p. a.                                                                in % p. a.

                                                                    5.9
                                                                5.3                                            –52
                                                                5.2
                                                          4.4                                6.3
                                                      3.8
                                                      3.7                                                       5.4      –44
                                                      3.7
                                                     3.5
                                                     3.5
                                                 2.8                                                                              3.0
                                                 2.8
                                                 2.7
                                           2.1
                                     1.1
                                     1.0
                              0.3
                                                                                             ETF 2)            ETF 2)        Ø vermögens-
                  –0.8
                                                                                            global          europäisch        verwaltende
                                                 Ø 3.0 % p. a.                                                                  Fonds

          in %
     1)
        Nettorendite p. a. über die letzten fünf Jahre (01.04.2012–30.03.2017) für drei Fonds wegen kürzerer Lebensdauer seit Auflage.
     2)
        ETF europäisch = 50 % EuroStoxx 50 + 50 % Euro Government Bonds, ETF global = 50 % MSCI World + Global Government Bonds, unhedgt in CHF.
     Quelle: Reuters, zeb.research

     Abbildung 8: Performancevergleich der VV-Fonds des Bankensamples mit ETF-Benchmarks

12
Trotz der gerade beschriebenen schlechteren Perfor-
mance vermögensverwaltender Fonds im Vergleich zu
ETF liegt deren Gesamtkostenquote um ca. 800 % hö-
her. Dadurch reduziert sich die direkte Rendite des Kun-
den bei VV-Fonds um ca. 38 %, während der Kostenan-
teil von ETF bei lediglich 3–4 % liegt (vgl. Abbildung 9).
Dies macht neben der Professionalisierung der Perfor-
manceseite auch eine Anpassung der Preisstrategie im
Asset-Management notwendig.

Nettorendite1)                                                            TER3)/[Gesamtkostenquote]
in % p. a.                                                                in % p. a.
               6.3
                                   5.4

                                                  3.0                                                        +800

                                                                                                                             1.8

                                                                                                0.2          0.2

              ETF 2)
                                   ETF2)
                                              Ø vermögens-                                    ETF 2)
                                                                                                          ETF 2)         Ø vermögens-
             global             europäisch     verwaltende                                   global    europäisch         verwaltende
                                                  Fonds                                                                      Fonds

Bruttorendite (= Nettorendite + TER3)/[Gesamtkostenquote])                Kostenbelastung
in % p. a.                                                                in % p. a.

                                                                                        –3
                                                                                                             –4
               6.5                                                              6.5             6.3                                –38
                                   5.6                                                                 5.6         5.4
                                                  4.8                                                                        4.8

                                                                                                                                         3.0

              ETF 2)               ETF 2)     Ø vermögens-                             ETF 2)             ETF 2)             Ø vermögens-
             global             europäisch     verwaltende                            global           europäisch             verwaltende
                                                  Fonds                                                                          Fonds
      in %
1)
   Nettorendite p. a. über die letzten fünf Jahre (01.04.2012–30.03.2017) für drei Fonds wegen kürzerer Lebensdauer seit Auflage.
2)
   ETF europäisch = 50 % EuroStoxx 50 + 50 % Euro Government Bonds, ETF global = 50 % MSCI World + Global Government Bonds, unhedgt in CHF.
3)
   TER = Total Expense Ratio, Gesamtkostenquote laut Fonds-Factsheet.
Quelle: Reuters, zeb.research

Abbildung 9: Kostenvergleich der VV-Fonds des Bankensamples mit ETF-Benchmarks

                                                                                                                                               13
1.3 FAZIT                                                                       Das herausfordernde Marktumfeld spiegelt sich auch in
                                                                                     einer starken Konsolidierung des Sektors wider. Die An-
     Die Entwicklungen im Schweizer Private Banking geben                            zahl der Privatbanken in der Schweiz hat sich von 2006
     Anlass zum Nachdenken: Die Branche steht auch weiter-                           bis 2016 um 30 % von 186 auf 130 reduziert. 39 der 56
     hin vor einer neuen Realität mit nachhaltig geänderten                          geschlossenen Privatbanken waren Teil der Gruppe der
     Rahmenbedingungen. Die Branche scheint hierfür immer                            sogenannten «ausländisch beherrschten» Banken. Aber
     noch keine Antworten gefunden zu haben: Der Druck auf                           auch die Anzahl der inländischen Privatbankiers hat sich
     das Ergebnis der Banken bleibt – selbst in Zeiten sehr                          um acht Institute verringert, was einer Halbierung dieser
     freundlicher Rahmenbedingungen – unerfreulich hoch.                             Gruppe entspricht. Allerdings ist hierbei anzumerken,
                                                                                     dass darunter einzelne Gesellschaften durch Umwand-
                                                                                     lung in eine Aktiengesellschaft in die Gruppe der Börsen-
                                                                                     banken aufgenommen wurden (vgl. Abbildung 10).

     Total Privatbanken in CH                                              Hiervon Entwicklung einzelner Bankengruppen

                                                                                                                             –57
                                                                                                          14            7             7      6
                                                                           Privatbankiers

                                  –30
                                                                                                                             –33
              186
                                                                                                         120
                           145           136          130                                                              91            85     81

                                                                           Ausländisch
                                                                           beherrschte Banken

             2006          2014         2015          2016
                                                                                                                             –17

                                                                                                          52           47            44     43
                                                                           Börsenbanken     1)

                                                                                                        2006          2014           2015   2016
           in %
     1)
          SNB-Definition Börsenbanken: Institute, die auf Börsen-, Effekten- und Vermögensverwaltungsgeschäfte spezialisiert sind.
     Quelle: Schweizerische Nationalbank (SNB)

     Abbildung 10: Anzahl Banken im Schweizer Markt nach Bankencluster

14
2 AUSBLICK: SZENARIOANALYSEN
                                                             UND ERGEBNISSIMULATION

2.1 ANNAHMEN UND SZENARIEN                                                        SZENARIO 0: FORTSCHREIBUNG – TREND
                                                                                  Für dieses Szenario werden die aktuell im Schweizer
Um die Entwicklung der Private-Banking-Landschaft                                 Private-Banking-Markt beobachtbaren Trends fortge-
der Schweiz weiter analysieren und Prognosen für die                              schrieben. Dies bedeutet insbesondere hinsichtlich
Zukunft treffen zu können, nehmen wir mithilfe unseres                            der makroökonomischen Parameter gleichbleibende
Bankensamples im folgenden Kapitel eine Szenariosi-                               – teilweise instabile – politische Rahmenbedingungen,
mulation (Zeithorizont: fünf Jahre bis 2021) vor. Diese                           von welchen die Schweiz als «safe haven» profitiert, ein
Simulation umfasst drei Szenarien, die sich durch ver-                            anhaltend niedriges Zinsniveau sowie eine stetige Ent-
schiedene Ausprägungen makroökonomischer und ge-                                  wicklung der Aktienmärkte. Bezogen auf das Private-
schäftsfeldspezifischer Annahmen unterscheiden (vgl.                              Banking-Umfeld wird angenommen, dass die aktuelle
Abbildung 11).                                                                    Wettbewerbslandschaft unverändert fortbesteht. Das
                                                                                  heißt, dass der Markt sich auch weiterhin konsolidiert
                                                                                  und insbesondere Aufwendungen für M&A-Tätigkeiten/
                                                                                  Integrationen vergleichbar hoch bleiben. Weiterhin
                                                                                  bleibt das Kundeninteresse am Schweizer Finanzplatz
                                                                                  als «safe haven» unverändert bestehen, und die Digita-
                                                                                  lisierung findet langsam Akzeptanz im Markt.

                                                                                  Die Annahmen bezüglich zentraler Simulationspara-
                                                                                  meter spiegeln folglich weitgehend deren Entwicklung
                                                                                  der vergangenen Jahre bezogen auf das Bankensample
                                                                                  wider: Es wird angenommen, dass das AuM-Wachstum
                                                                                  weiterhin auf dem hohen Niveau von 6.3 % p. a. bleibt,
                                                                                  die Bruttomarge jährlich um 1.3 % p. a. sinkt und die
                                                                                  absoluten Kosten um 5 % p. a. steigen.

Simulation bis 2021
in % p. a.

                                                                                           SZENARIO 1
                                                                                            «POSITIV»

                                                                               Annahme: AuM-Wachstum
                                             SZENARIO 0                        durch Vertriebsleistung
                                                                               getrieben und weniger durch                           SZENARIO 2
                                          «FORTSCHREIBUNG –
                                                                               M&A ( geringere Kosten-                               «NEGATIV»
                                               TREND»
Simulationsparameter                                                           steigerung zu Status quo)

AuM1)                                           +6.3                                         +5.0                                          –2.0

Bruttomarge1)                                    –1.3                                       +/–0.0                                         –1.5

Absolute Kosten1)                               +5.0                                         +2.0                                         +/–0.0

Sondereffekte                                           Einmaleffekt FIDLEG/MiFID II: zusätzlich –2.0 Basispunkte auf die Ergebnismarge

1)
     Durchschnittswerte – effektive Szenarioberechnung mit spezifischen Werten der drei Bankencluster lokal/selektiv/global.

Abbildung 11: Szenarienübersicht

                                                                                                                                                   15
SZENARIO 1: «POSITIV»                                     SZENARIO 2: «NEGATIV»
     Szenario 1 zeichnet dagegen ein positives Zukunfts-       Im negativen Szenario wird eine Verschlechterung
     bild: Wie im Trendszenario wird die Schweiz weiterhin     der Verhältnisse sowohl auf makroökonomischer als
     von ihrer Rolle als «safe haven» profitieren können. Es   auch geschäftsfeldspezifischer Ebene unterstellt
     wird zudem ein moderat steigendes Zinsniveau sowie        («Krisenszenario»): Die weltpolitische und wirtschaft-
     eine anhaltend positive Entwicklung an den Aktien-        liche Lage wird als insgesamt unsicherer angesehen,
     märkten angenommen. Geschäftsfeldspezifisch wird          wodurch die Aktienmärkte stark unter Druck geraten.
     von einem starken USP der Schweizer Banken und ei-        Auch das Zinsniveau bleibt anhaltend niedrig. Neben
     ner starken Positionierung des Finanzplatzes Schweiz      negativen Auswirkungen auf die Schweiz aufgrund der
     ausgegangen, was in einer deutlichen Steigerung der       weltwirtschaftlichen Lage verschärft sich zusätzlich
     Vertriebsleistung der Samplebanken resultiert. Hin-       das Wettbewerbsumfeld der Schweizer Banken durch
     sichtlich der Digitalisierung nehmen wir an, dass das     zunehmend internationalen Wettbewerb und die Hinzu-
     Schweizer Private Banking von den technischen Neu-        gewinnung von Marktanteilen durch FinTechs im Zuge
     erungen profitiert.                                       einer stärkeren Akzeptanz neuer Technologien durch
                                                               die Kunden. Das Interesse der Kunden am Finanzplatz
     Demzufolge unterstellen wir in Szenario 1 ein – im        Schweiz nimmt aufgrund eines erodierenden USPs ab,
     Vergleich zum deutlich teureren M&A – stark von der       und die Ausweitung des automatisierten Informations-
     Vertriebsleistung getriebenes AuM-Wachstum (5 % p. a.),   austauschs auf weitere Länder führt ebenfalls zu spür-
     wodurch die künftige Kostensteigerung deutlich re-        baren Geldabflüssen. Dies resultiert in der Annahme,
     duziert werden kann (nur noch 2 % p. a.). Zusätzlich      dass sich die Assets under Management bei konstanten
     wird von einer Stabilisierung der Bruttomarge auf dem     Kosten um 2 % pro Jahr reduzieren. Die durchschnitt-
     aktuellen Niveau des Bankensamples von 81 bps aus-        liche Bruttomarge sinkt um jährlich weitere 1.5 % auf
     gegangen.                                                 75 bps.

                                                               Zusätzlich zu den szenariospezifischen Annahmen wird
                                                               aufgrund der regulatorischen Entwicklung (FIDLEG/
                                                               MiFID II) ein Einmaleffekt unterstellt: Die Ergebnismar-
                                                               ge reduziert sich in allen Szenarien einmalig um 2 bps.

16
2.2 ERGEBNISSE                                                          Geradezu verheerend präsentiert sich das Szenario
                                                                          «Negativ»: Keine einzige unserer Samplebanken würde
  Die Ergebnisse der Szenariosimulation bis 2021 zei-                     in diesem Szenario noch über dem kritischen Schwel-
  gen, dass in zwei der drei Szenarien die Ergebnismar-                   lenwert von 20 bps liegen. Selbst im Szenario «Posi-
  gen auch weiterhin stark unter Druck wären. Bei Fort-                   tiv» würde immer noch ca. ein Drittel der Banken eine
  schreibung des aktuellen Trends (Szenario 0) würde die                  Ergebnismarge unter diesem Schwellenwert aufweisen
  durchschnittliche Ergebnismarge bis 2021 um weitere                     – allerdings wären nur noch zwei Banken von negativen
  3 Basispunkte sinken, und 20 der 24 Samplebanken                        Margen betroffen (vgl. Abbildung 12).
  würden im kritischen bzw. negativen Bereich liegen.

  Ergebnismarge1)
  in bps

                       SZENARIO 0                                    SZENARIO 1                               SZENARIO 2
                «FORTSCHREIBUNG – TREND»                              «POSITIV»                                «NEGATIV»

                                                 29                                      44                                         19
                                              23                                        42                                     13
                                              22                                   32                                          12
                                             21                                    31                                          12
                                            19                                     31                                          12
                                            19                                    29                                          11
                                           17                                    28                                          9
                                                 Ø 17                                    Ø 26                                        Ø6
                                        13                                     24                                        4
                                        12                                     24                                      2
                                       11                                      23                                      1
                                      10                                      22                                       1
                                      9                                       21                                   0
                                      9                                       21                                  –1
                                      9                                      20                                   –1
                                      9                                      20                                   –1
                                      8                                     18                                  –3
                                  4                                         17                                  –3
                                 2                                         16                                   –3
                                 2                                        14                                    –4
                            –4                                            13                                   –5
                           –6                                           10                              –18
                     –13                                                9                            –23
               –20                                              –4                                  –25
–44                                                       –21                                 –54

        in bps 2)
  1)
       Ergebnismarge in Basispunkten: Bruttogewinn/AuM.
  2)
       Gewichteter Durchschnitt.
  Quelle: zeb.research

  Abbildung 12: Entwicklung Ergebnismargen bis 2021 je Szenario

                                                                                                                                          17
2.3 FAZIT                                                              Hohe Kosten: Die absoluten Kosten stei-
                                                                            gen im Gleichschritt mit den AuM – eine
     Unsere Analyse des Status quo und die durchgeführte                    Realisierung von Skaleneffekten oder po-
     Szenariosimulation verdeutlichen, dass sich das Pri-                   sitiven Effekten der Integration zugekaufter
     vate Banking in der Schweiz immer noch in einer Phase                  Banken bzw. Kunden hat sich (in geringem
     des Umbruchs befindet. Stetig steigende Assets des                     Masse) erst im Jahr 2016 abgezeichnet.
     Bankensamples – getrieben durch M&A und Marktper-
     formance – «verschleiern» die abnehmende Ergebnis-                     Sinkende Ergebnismargen: Eine Weiter-
     qualität. Bruttomargen sind stetig sinkend und absolu-                 führung des Status quo (gleichlaufende
     te Kosten steigend. Das Private Banking in der Schweiz                 AuM- und Kostensteigerung bei sinken-
     kann sich aber weder auf eine konstante Steigerung der                 den Bruttomargen) ist mittel- bis langfris-
     AuM durch die Marktperformance verlassen noch ein                      tig kein tragfähiges Modell. Bis 2021 wird
     Wachstum durch M&A als die (einzige) Lösung der Pro-                   die heutige durchschnittliche Ergebnis-
     bleme sehen.                                                           marge von 17 bps weiter sinken.

     Fünf zentrale Erkenntnisse lassen sich aus unserer        Diese Herausforderungen sind weitgehend unabhängig
     Analyse ableiten:                                         vom Institutstyp. Alle Gruppen sollten sich um eine In-
                                                               tensivierung der Kundenansprache, die Digitalisierung
                 Schwache Vertriebsleistung der Schweizer      der Kundenschnittstelle sowie die Überarbeitung ihres
                 Privatbanken: Der Anteil der Vertriebsleis-   Advisory-Ansatzes bemühen, um die Bruttomargen hal-
                 tung am AuM-Wachstum ist im Vergleich         ten bzw. verbessern zu können. Bei global und selektiv
                 zu Performance und M&A eher gering.           agierenden Instituten sollte ein zusätzlicher Fokus auf
                                                               der Kosten- und Komplexitätsreduktion durch E2E-Di-
                 Schwache Produktperformance und wenig         gitalisierung liegen, während lokal agierende Banken
                 angemessene Preise: Aktives Management        besonders auf die ganzheitliche Beratung ihrer Kunden
                 bringt kein «alpha» – über einen Fünf-Jah-    fokussieren sollten. Auslandsbanken hingegen stehen
                 res-Horizont hinkt die Performance der        vor der Aufgabe, ihr gesamtes Schweizer Geschäftsmo-
                 vermögensverwaltenden Fonds der Privat-       dell neu zu definieren.
                 banken der passiven Benchmark deutlich
                 hinterher. Zusätzlich wird die Rendite der
                 Kunden durch sehr hohe Gebühren be-
                 lastet.

                 Bruttomarge nimmt weiter ab: Unter an-
                 derem durch den Wegfall des Bankge-
                 heimnisses, insbesondere im Offshore-
                 Geschäft, unterliegen die Bruttomargen
                 einem deutlichen Verfall – dieser Trend
                 wird sich vermutlich auch weiterhin fort-
                 setzen.

18
3 EINBLICK: STRATEGISCHE
                                                           HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

3.1 HANDLUNGSOPTIONEN AUF BASIS DER                                      Wie Abbildung 13 zeigt hat zeb auf Ebene der Insti-
MARKTBREITE DES GESCHÄFTSMODELLS                                         tutstypen eine erste Priorisierung notwendiger Hand-
                                                                         lungsmassnahmen vorgenommen. Ob, mit welcher
Die geringe Profitabilität des Schweizer Private-Ban-                    Priorität und in welcher Form eine Massnahme von
king-Sektors macht eine Weiterentwicklung der Ge-                        einer bestimmten Privatbank angegangen werden
schäftsmodelle unumgänglich. Welche strategischen                        sollte, ist jedoch höchst individuell und auf Basis der
Massnahmen eine Privatbank angehen sollte – vor al-                      gegenwärtigen und angestrebten Positionierung der
lem aber auch welche Massnahmen mit nachgelager-                         Bank sowie der bestehenden Stärken und Schwächen
ter Priorität umgesetzt oder gar gänzlich unterlassen                    zu entscheiden.
werden können –, ist oftmals nicht leicht zu sagen. Die
Aufgabe des Managements in einer Welt begrenzter
monetärer und kapazitärer Ressourcen liegt deshalb in
der Priorisierung.

Marktbreite des Geschäftsmodells

                 GLOBAL                                            SELEKTIV                                   LOKAL

  1                                                            «Neue digitale Nähe»

  2                                                    Steigerung der Vertriebsleistung

  3                                                        Individuelle Kundenansprache

  4                                                         Holistisches Advisory Model

  5                                                 Digital unterstützter Beratungsprozess

  6                          Systematisches Account Planning

  7                                Komplexitätsreduktion

  8                            E2E-Digitalisierung/Robotics

  9                          Nachhaltiges Kostenmanagement

  10                         Big Data im Asset-Management

                                                                                             11   Aufbrechen der Wertschöpfungskette

Abbildung 13: Handlungsoptionen nach Marktbreite des Geschäftsmodells

                                                                                                                                       19
3.1.1 NEUE DIGITALE NÄHE                                    3.1.2 STEIGERUNG DER VERTRIEBSLEISTUNG
     Eine hohe Kundenbindung ist essenziell für das stark        Typische Ansätze zur Steigerung der Vertriebsleistung
     vertrauensbasierte Geschäft der Privatbanken. Um eine       in Banken zeigen oftmals nur überschaubare Wirkung.
     hohe Kundenbindung zu erreichen, spielen neue Tech-         Zentrale Steuerung und Vorgaben der Führungskräfte
     nologien und Digitalisierung eine zunehmend wichtige        führen zum Verlust der Selbstbestimmung der Kunden-
     Rolle. Obwohl die neuen Medien auf den ersten Blick         betreuer und können einen Mangel an Eigenmotivation
     eher unpersönlich erscheinen, erkennt man bei nähe-         bedeuten. Ergebnisorientierte Coachingansätze, in de-
     rem Hinsehen, welch entscheidenden Beitrag die «neue        nen relevante Fähigkeiten zur Steigerung der Vertriebs-
     digitale Nähe» zur Kundenbindung leisten kann:              leistung vermittelt werden, sind meist wenig nachhaltig
                                                                 und scheitern langfristig am Transfer des Gelernten in
     • Persönliche Nähe: Digitalisierung hilft, den Kunden-      den Alltag.
       berater auch ohne seine physische Präsenz zum zen-
       tralen Bezugspunkt eines Kunden zu machen. Hierfür        zeb hat daher einen wissenschaftlich fundierten und
       sollten digitale Kanäle wie Apps, Chat und Co-Brow-       vielfach praxiserprobten Ansatz zur messbaren Stei-
       sing genutzt werden – Kanalwechsel sind möglichst         gerung der Vertriebsleistung entwickelt, der die oben
       friktionsfrei zu gestalten.                               beschriebenen Hindernisse überwindet. Im Rahmen ei-
     • Emotionale Nähe: Neue Technologien können zur             nes mehrstufigen Coachingprozesses wird bei den Mit-
       emotionalen Ansprache eines Kunden beitragen –            arbeitern eine Selbstreflexion eingeleitet und somit ein
       u. a. bietet Big Data die Möglichkeit, den Kunden         Problembewusstsein erzeugt. Die Mitarbeiter setzen
       besser zu verstehen und ihn gezielt und individuell       sich – begleitet von einem Coach – eigene Team- und
       nach seinen Präferenzen anzusprechen. Auch auf            Individualziele. Eigeninitiative erzeugt Handlungsab-
       digitalen Kanälen sollte sich die Exklusivität der        sicht (Volition), während das Kollektiv das Individuum
       Kundenbetreuung widerspiegeln. Ausgewählte Netz-          unterstützt, motiviert und – losgelöst von formalisierter
       werke können ebenfalls einen hohen Mehrwert für           Steuerung und Führung – neben anderen Mechanismen
       Kunden bieten.                                            zur Erfolgskontrolle beiträgt. Die individuelle und regel-
     • Zeitliche Nähe: Digitalisierung ermöglicht eine Prä-      mässige Begleitung der Mitarbeiter durch einen Coach
       senz der Bank für den Kunden auch ausserhalb der          (auch virtuell) stellt sicher, dass neu erlerntes Verhalten
       klassischen Öffnungszeiten. Privatbanken sollten          zur neuen Routine der Mitarbeiter wird («Verstetigung»).
       insbesondere eine 24/7-Erreichbarkeit und -Hand-          Parallel dazu werden die Führungskräfte befähigt, die
       lungsfähigkeit für Notfälle sicherstellen, d. h. insbe-   Mitarbeiter in ihrem persönlichen Transformationspro-
       sondere dann verfügbar sein, «wenn es für den Kun-        zess zu unterstützen (vgl. Abbildung 14).
       den darauf ankommt».
     • Vertrauensbasierte Nähe: Digitalisierung kann ent-
       scheidend dazu beitragen, dem gesteigerten Infor-         3.1.3 INDIVIDUELLE KUNDENANSPRACHE
       mationsbedürfnis von Kunden gerecht zu werden.            Heute wie früher liegt der Schlüssel zur Erschliessung
       Zudem ist es z. B. durch die Nutzung algorithmusba-       neuer Ertragspotenziale beim Kunden mit seinen indi-
       sierter und wissenschaftlich erprobter Tools möglich,     viduellen Bedürfnissen und Präferenzen. Kundenver-
       eine hohe Objektivität und Neutralität der Beratung       ständnis ist daher zentral. Das Wissen der Banken über
       zu gewährleisten.                                         ihre Kunden basiert heute stark auf den von den Kunden
                                                                 weitergegebenen Daten (z. B. Stammdaten) und den von
                                                                 der Bank gewonnenen Daten (z. B. Produktnutzungs-
                                                                 verhalten). Die Datennutzung geschieht oftmals nur im
                                                                 Rahmen einfacher Auswertungen wie Transaktionsanaly-
                                                                 sen und Analysen zum Kanalnutzungsverhalten, welche
                                                                 von Banken nur teilweise in kundenindividuelle Angebo-
                                                                 te umgesetzt werden. Die Verwendung solcher Ansätze
                                                                 kann zu einer um 20 % erhöhten Kundendurchdringung
                                                                 p. a. in den ersten Jahren führen.

20
SIE ALS FÜHRUNGSKRAFT SOLLTEN
             SIE ARBEITEN VOR ORT                            SIE BAUEN VERHALTEN UND
                                                                                                           IHRE MITARBEITENDEN NOCH BESSER
       AN DER SCHNITTSTELLE ZUM KUNDEN                     KOMPETENZEN INDIVIDUELL AUS
                                                                                                                     UNTERSTÜTZEN

 Vom Kaskadischen …                                  Vom Distanzierten …                              Vom Uninspirierten …

                                                                           «Das sollten Sie                                   «Planen und
                            «Ihr solltet!»
                                                                            verbessern.»                                       Steuern.»

 … zum Kollektiven.                                  … zum Handelnden.                                … zum Ergebnisorientierten.

                                                                                                                               «Unterstützen
                                                                             «Das ist mein
                           «Wir wollen!»                                                                                      durch Führungs-
                                                                                Ziel.»
                                                                                                                                  kraft.»

       zeb-Vertriebsexzellenz-Ansatz1) schafft nachhaltige Steigerung von Volumina und Erträgen:
       Empowerment der Mitarbeitenden und spezifische Unterstützung durch die Führungskräfte als Erfolgsfaktoren!

1)
     zeb-Ansatz ist Gold-Preisträger des Internationalen Deutschen Trainings-Preises 2014/2015 des BDVT.

Abbildung 14: zeb-Ansatz Vertriebsexzellenz (ausgezeichnet mit Internationalem Deutschen Trainings-Preis in Gold 2014/2015)

Es existieren jedoch zunehmend neue Möglichkeiten                              Aus dem so generierten holistischen Kundenprofil
der individuellen Kundenansprache durch Big Data. Big                          können dann mittels massgeschneiderter Algorithmen
Data und Advanced Analytics erlauben es in weit grös-                          (multidimensionale Kundenklassifizierung und geeig-
serem Ausmass als bisher, neue Kundendaten automa-                             nete Triggerpoints) einerseits sogenannte Life-Cycle-
tisiert zu gewinnen und auszuwerten. Als Quelle steht                          Events vorweggenommen und anderseits personali-
den Banken nicht mehr nur das bankspezifische Kun-                             sierte 1:1-Angebote erstellt werden. In der Ausbaustufe
denverhalten, sondern die gesamte online verfügbare                            führt dies zum Aufbau eines Bank-Ökosystems rund
Lebenswelt des Kunden zur Disposition: Sowohl aus                              um den Kunden, durch das bedarfsgerechte Produkt-
Informationen, die der Kunde aktiv teilt, als auch aus                         angebote, personalisierte Preise und eine geeignete
solchen, die der Kunde nur unterbewusst teilt, können                          personalisierte Ansprache möglich werden. Durch die
wertvolle Folgerungen (z. B. über Produktbedarfe und                           konsequente Nutzung neuer Möglichkeiten durch Big
Kanalaffinitäten) gezogen werden. Dies erlaubt einen                           Data ist mittel- bis langfristig eine Verdreifachung der
360°-Blick auf den Kunden.                                                     Kundendurchdringung möglich – eine deutliche Steige-
                                                                               rung im Vergleich zu den Resultaten, die auf den heuti-
                                                                               gen Ansätzen basieren.

                                                                                                                                                21
3.1.4 HOLISTISCHES ADVISORY MODEL                                    3.1.5 DIGITAL UNTERSTÜTZTER
     Eine weitere, aus Sicht von zeb wichtige Massnahme für               BERATUNGSPROZESS
     Privatbanken stellt die Anwendung eines holistischen                 Die Verwendung eines holistischen Advisory Model
     Beratungsansatzes im Sinne eines «Family Office light»               geht wie oben beschrieben deutlich über die klassische
     dar. Dies gilt im Onshore-Geschäft noch mehr als bei                 Wertpapierberatung hinaus. Die Berücksichtigung wei-
     Offshore-Kunden. Im ersten Schritt ist es wichtig, ein               terer Vermögenswerte und Verbindlichkeiten steigert
     umfassendes Verständnis über den Kunden zu erlan-                    die Komplexität sowohl für den Berater als auch für den
     gen. Dies umfasst neben seiner aktuellen Lebenssitua-                Kunden. Erfolgsentscheidend in der konsequenten Um-
     tion und seinen Zielen die Gesamtvermögenssituation:                 setzung eines «Family Office light»-Ansatzes wird daher
     Oftmals haben Banken nur einen Blick auf das Vermö-                  die Integration in einen digital unterstützten Beratungs-
     gen, das sie selbst verwalten, und vernachlässigen das               prozess sein. Dieser ist sowohl für den Kundenberater
     Vermögen bei anderen Banken, Immobilienvermögen,                     als auch für den Kunden über deren jeweilige Anbin-
     Unternehmensanteile etc. und Verbindlichkeiten. Die                  dung an die Banksysteme abrufbar und bildet im We-
     gesammelten Informationen gilt es dann, im zweiten                   sentlichen zwei unterschiedliche Anwendungsfälle ab:
     Schritt in ein holistisches Bild des Kunden zu über-
     führen. Darauf basierend sollen dann in einem dritten                Der erste Anwendungsfall befasst sich mit der Struk-
     Schritt eine ganzheitliche Optimierung über alle Vermö-              turierung des Vermögens. Hierbei geht es darum, die
     genswerte und Verbindlichkeiten vorgenommen und die                  individuelle Kundensituation mit den jeweiligen steu-
     Bedarfe des Kunden ganzheitlich abgeleitet werden –                  erlichen, regulatorischen und vorsorgerechtlichen Rah-
     dies umfasst neben Produktbedarfen auch Themen wie                   menbedingungen abzustimmen und darauf basierend
     z. B. Steueroptimierung, Nachfolgeplanung, Versiche-                 verschiedene Szenarien zu simulieren. Ist die optimale
     rungen und Vorsorgeplanung, Philanthropie bis hin zu                 Struktur definiert, wird die Einhaltung der entsprechen-
     Concierge Services etc. (vgl. Abbildung 15).                         den Vorgaben im Rahmen des zweiten Anwendungs-

           KUNDENVERSTÄNDNIS                    LEBENSSITUATION                 AKTUELLER BEDARF                LEISTUNGSANGEBOT

                                       Bedürfnisse
       In der Pension möchte ich                                         Vermögen sichern u. ausbauen
       mehr Zeit am Meer ver-
       bringen …                                                              Vorsorge absichern
     ZIELE
                     Mein Sohn                                    G3
                     geht zur Uni
                     nächstes Jahr                                                 Steuern
                     …                                                                                          Leistungsangebot
                                                                  G2         Immobilienverwaltung               entsprechend der
                                                                                                             Bedarfsfelder ausrichten
                                                                        Unterstützung bei Kauf/Verkauf
                                                                         von Vermögensgegenstände
       VERMÖGEN
                                                         Generation 1
                                                                               Concierge Service

                                                                                    weitere
                                                                  t

      Kunden sprechen über Träume,     Die Aufgabe des Beraters ist     … und daraus konkrete, aktu-     … die im Rahmen von Dienst-
      Pläne, Ideen und Vermögen – je   es, die Themen zu einem gene-    elle Bedarfe abzuleiten, …       leistungen und Produkten mit
      nach Vertrauensverhältnis auch   rationsübergreifenden Gesamt-                                     wirklichem Mehrwert für den
      über Probleme.                   bild zusammenzufügen …                                            Kunden umgesetzt werden.

     Abbildung 15: Holistisches Advisory Model

22
falls, des kontinuierlichen Vermögens-Monitorings,                                     Anforderungen für den Vertrieb von Vermögensver-
sichergestellt. Tritt ein Ereignis ein, welches einen ne-                              waltungsdienstleistungen liefert. Die Verarbeitung der
gativen Einfluss auf die Vermögenssituation hat, wird                                  Informationen erfolgt hierbei nicht nur im Rahmen der
dem Kunden oder Kundenberater automatisch eine                                         in Kapitel 3.1.3 bereits erläuterten 360°-Sicht auf den
Benachrichtigung mit möglichen Lösungsvorschlägen                                      Kunden, sondern führt durch quantitative Modelle auch
zugestellt.                                                                            zur Renditeoptimierung (vgl. Abbildung 16).

Damit beide Anwendungsfälle reibungslos durchgeführt                                   Der beschriebene Prozess ist kein fernes Zukunftsthe-
werden können, muss gewährleistet sein, dass sämt-                                     ma mehr. Bestehende technologische Lösungen im
liche Vermögenswerte und Verbindlichkeiten, die bei                                    Markt (z. B. auch durch europäische FinTechs) zeigen,
Drittinstituten oder anderen Einrichtungen gehalten                                    dass die einzelnen Elemente (z. B. Drittbank-Anbin-
werden, korrekt in die Gesamtbetrachtung einfliessen.                                  dung, Vermögenssimulationen oder auch «industriali-
Um die regulatorischen Rahmenbedingungen richtig                                       siertes» Portfoliomanagement mit automatischer Risi-
einzuschätzen, bedarf es zusätzlich einer Datenbank,                                   koüberwachung) bereits bestehen. Es existieren jedoch
die nicht nur nationale Unterschiede in Bezug auf                                      noch Schwachstellen in der Verknüpfung, welche dazu
Altersvorsorge und Steuern enthält, sondern auch                                       führen, dass der maximal mögliche Mehrwert für den
Informationen zu jeweils geltenden regulatorischen                                     Kunden momentan noch nicht erreicht wird.

               INTERAKTION                               ANGEBOTSAUSWAHL                                         UMSETZUNG

                                                                                                                               hläg
                                                                                                                                      e         ion         ng          ing
                                                     Kundensituation                                                       c               ula t m s e t z u o ni t o r
              Berater-Tablet                                                                                         Vor s             Sim        U          M
                                             Ziele     Vermögen        Lebens-
                                                                       situation                VV-Mandat                                                 

              Berater-PC                       Auswahlprozess                      Angebot    Advisory-Mandat                                             
                                                                                               Execution Only        X           
                                                                                                                                        1)
                                                                                                                                                
                                                                                                                                                    1)
                                                                                                                                                              X
                                                                        Alters-
                                           Steuern     Regulatorik
              Kunden-E-Plattform                                       vorsorge
                                                                                                                                                          
                                                                                                                         2)                         2)
                                                                                              Weitere Services
                                                 Rahmenbedingungen

     DIGITALE UNTERSTÜTZUNG
                           Kunde und Berater nutzen Tool, um gemeinsam eine optimale         Treten negative externe Ereignisse auf, wird dem Kunden/
      Kundennutzen         Vermögensstruktur zu entwickeln, indem sie unterschiedliche       Berater automatisch eine Benachrichtigung mit Lösungsvor-
                           Szenarien simulieren                                              schlägen zugestellt

                           Data: Bankunabhängige Erfassung von Gesamtvermögen und potenziellen Klumpenrisiken
         System-
                           Suitability: Automatische Anpassung des Angebots an die jeweiligen Marktspezifika und Regularien
       unterstützung
                           Analytics: Nutzung der 360°-Kundensicht zwecks Vorbereitung und Priorisierung von Inhalten
                           Rechenkern: Simulation unterschiedlicher Szenarien und Berechnung optimaler Asset-Allokation

1)
     Durch Kunde selber im E-Banking.
2)
     Abhängig von DL-Portfolio.

Abbildung 16: Digitaler Beratungsprozess

                                                                                                                                                                              23
3.1.6 SYSTEMATISCHES ACCOUNT PLANNING                                   3.1.7 KOMPLEXITÄTSREDUKTION
     Privatbanken verfügen typischerweise über ein histo-                    Die Realisierung wirklich spürbarer Kostensenkungs-
     risch gewachsenes, sehr heterogenes Kundenportfolio                     potenziale geht insbesondere bei global und selektiv
     ohne eine vertiefte Systematisierung der Kunden nach                    agierenden Instituten zwingend mit einer deutlichen
     ihrem Wert oder Potenzial. Die Betreuungsintensitäten                   Komplexitätsreduktion im Operating Model einher.
     werden oft subjektiv durch den Berater entschieden –
     Elemente wie die empfundene Nähe des Beraters zum                       In Anbetracht historisch gewachsener Strukturen und
     Kunden spielen hierbei oft eine deutlich entscheiden-                   oftmals überlappender Zuständigkeiten in der Betreu-
     dere Rolle als dessen Vermögen o. ä.                                    ung einzelner Märkte sind viele Funktionen mehrfach
                                                                             vorhanden und dezentral verteilt. Dies hat nicht nur feh-
     Um die Erträge des bestehenden Kundenportfolios zu                      lende Transparenz hinsichtlich der Aufgabenverteilung
     maximieren bzw. zu verbessern, ist es wichtig, in einem                 und unklare Verantwortlichkeiten zur Folge, sondern
     ersten Schritt Transparenz darüber zu erlangen. Kunden                  führt zu uneinheitlichen Geschäftsprozessen, einem
     können beispielsweise anhand ihres Deckungsbeitrags                     deutlichen Mehraufwand und letztlich höheren Kosten.
     und Potenzials eingeordnet werden. Eine solche Eintei-                  Dies betrifft insbesondere auch die IT, welche oftmals
     lung kann dann als Basis für die systematisierte Planung                länder- und institutsspezifisch ausgestaltet ist, was auf
     und Bearbeitung von Kundenverbünden, aber auch als                      globaler Ebene zu einer hohen Komplexität führt.
     Basis für die Neukundenakquise dienen. Mithilfe einer
     solchen Einteilung ist es nämlich möglich, die knappen                  Will man diese Probleme konsequent angehen, bedarf
     Betreuungsressourcen optimal zu allozieren und spe-                     es einer engen Verzahnung von Business und Operating
     zifische Betreuungsstossrichtungen und -strategien je                   Model. In einem ersten Schritt ist es daher notwendig,
     Kundencluster abzuleiten (vgl. Abbildung 17).                           dass Privatbanken ihr Business Model gezielt auf be-
                                                                             stimmte Zielgruppen, Märkte und Buchungszentren
                                                                             fokussieren, um die Voraussetzung für die Industriali-
                                                  Ausschöpfung               sierung der dahinter liegenden Prozesse zu schaffen.
           Offenes Potenzial                        forcieren                Dann gilt es, sich Transparenz über alle bestehenden
                                                                             Funktionen und Prozesse zu verschaffen, damit diese
                                     Potenzialkunden                         weitestgehend harmonisiert werden können. Die ent-
                                         ≈ 15 %
                                                                             sprechend vereinheitlichte Ausgangslage ermöglicht es
                                                                             sodann, im letzten Schritt mittels Zentralisierung und
       Wertauf-                                                              Automatisierung wichtiger Prozesse ein schlankes und
        holer                                                                effizientes Operating Model aufzusetzen.
3.1.8 E2E-DIGITALISIERUNG/ROBOTICS                              3.1.9 NACHHALTIGES KOSTENMANAGEMENT
E2E-Digitalisierung und Robotics können gleichzeitig            Ein Kostenbenchmarking unter den Instituten unseres
dazu beitragen, das Kundenerlebnis zu verbessern                Bankensamples zeigt eine hohe Streuung in deren Kos-
(z. B. durch sekundenschnelle Bearbeitungszeiten)               ten je Milliarde AuM. Während das durchschnittliche
und die Kosten für die Banken zu senken (z. B. durch            Institut 2016 hier bei 6.1 Mio. CHF Kosten je Milliarde
einen hohen Automatisierungsgrad). Ansatzpunkte                 AuM lag, war der Spitzenwert bei 4.3 Mio. CHF und der
hierfür sind:                                                   schlechteste Wert unseres Samples bei 11.3 Mio. CHF
                                                                (vgl. Abbildung 18). Somit besteht gemäss Benchmar-
• Robotics: Ablösung menschlicher durch virtuelle               king für das durchschnittliche Institut ein Kostensen-
  Sachbearbeiter (Roboter) bei standardisierten Tä-             kungspotenzial von 29 %, für Institute mit höheren
  tigkeiten                                                     Kosten weit mehr.
• E2E-Automatisierung: Optimierung kompletter Pro-
  zesse von der unterstützten Dateneingabe im Kun-              Typische Ansatzpunkte liegen hierbei vor allem im
  den-/Vertriebs-Front-End bis zur Prozessierung im             Middle-/Backoffice, in den Zentralbereichen und in der
  Back-End                                                      Organisationsstruktur. Im Middle-/Backoffice gibt es bei
• Workflow-Management-System: Infrastruktur für                 typischen Instituten hohe Ineffizienzen durch komplexe
  Robotics- und Automatisierungslösungen, welche                Arbeitsprozesse zwischen verschiedenen Standorten
  Voraussetzung für arbeitsteilige, effiziente Prozess-         und Einheiten. Ferner führen manuelle Buchungen und
  automatisierung, Orchestrierung der Instrumente               manuelle Arbeitsschritte zwischen IT-Systemen oftmals
  und Prozess-/Ressourcensteuerung sind.                        zu erheblichem Aufwand. Auch die Bericht-/Reporting-
                                                                erstellung ist häufig aufwändig. In der Konsequenz
                                                                besteht im Bereich Middle-/Backoffice oftmals ein hohes
                                                                Vereinheitlichungs-, Standardisierungs- und Automati-
                                                                sierungspotenzial. Auch die Zentralfunktionen sind viel-
                                                                fach auf mehrere Standorte verteilt, wodurch Doppelar-
                                                                beiten entstehen, die meist weitgehend abgebaut oder
                                                                durch eine Zusammenlegung von Standorten eliminiert
                                                                werden können. Organisationsstrukturen beinhalten
                                                                typischerweise ein breites Middle Management, das
                                                                zum Teil ohne Ergebnis- oder Budgetverantwortung ist –
                                                                hier besteht ein Kostensenkungspotenzial durch die
                                                                Reduktion von Führungsebenen.

Kosten je Mia. AuM
in Mio. CHF

                                                                                      –46
                                                                                                                 11.3

                              –29
                                                          6.1
     4.3

    best                                                  Ø                                                     worst
   in %

Abbildung 18: Kostenbenchmarking Bankensample

                                                                                                                           25
3.1.10 BIG DATA IM ASSET-MANAGEMENT                       Das Aufbrechen oder Neudenken der Wertschöpfungs-
     Eine überdurchschnittliche und nachhaltige Perfor-        kette ist aber nicht nur auf die verarbeitenden Einheiten
     mance ist ein bedeutender Wettbewerbsfaktor im            beschränkt. In Bezug auf die Kundenschnittstelle und
     Private Banking. Allerdings zeigt sich, dass die Mehr-    die Produkte kann ebenfalls über Anpassungsbedarf
     zahl der Banken und Asset-Manager nicht in der Lage       bei der Wertschöpfungskette nachgedacht werden, mit
     ist, eine Überrendite im Vergleich zum Markt («alpha»)    dem primären Ziel, das Produktportfolio punktuell zu
     zu generieren. Erfolgversprechende Ansätze für aktive     ergänzen und den USP der Bank zu schärfen. In diesem
     Portfoliomanager ergeben sich durch die Kombination       Kontext zeigten sich in den vergangenen Monaten eini-
     von Big Data und Artificial Intelligence. Durch die ge-   ge Innovationen. Klassische (Privat-)Banken ergänzen
     zielte Sammlung und Analyse hochaktueller strukturier-    das Produktportfolio mit externen Produkten, gehen
     ter (z. B. Unternehmens- und Marktdaten wie Preise,       Partnerschaften ein oder holen Investoren an Bord,
     Kennzahlen etc. und Kreditratings) und unstrukturierter   welche die Erweiterung des Dienstleistungsportfolios in
     Daten (z. B. Presse, Social Media etc.) lassen sich at-   der Breite ermöglichen.
     traktive Investmentopportunitäten identifizieren. Dies
     geschieht durch Kombination unterschiedlicher Analy-      Das Aufbrechen der Wertschöpfungskette ist somit
     semethoden wie der klassischen Kennzahlenanalyse,         nicht alleinig ein Kostensparthema des Backoffice,
     der Erkennung von Mustern («machine learning»), der       sondern ebenso ein Thema der spezifischen Weiterent-
     Analyse von Kreditratings und Textanalysen in verschie-   wicklung von kleineren Banken mit begrenzten Investi-
     denen Kontexten.                                          tionsmöglichkeiten, welche gezielte Partnerschaften zu
                                                               nutzen wissen.

     3.1.11 AUFBRECHEN DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE
     Für grössere Institute bedeutet die (gewachsene)          3.2 FAZIT
     Komplexität häufig eine zentrale Herausforderung für
     nachhaltige Effizienzsteigerung. Kleineren Instituten     Wie unsere Szenariosimulation zeigt stehen den
     dagegen fehlt es an Skaleneffekten, und es entstehen      Schweizer Private-Banking-Instituten möglicherweise
     Abhängigkeiten von einzelnen Mitarbeiterkapazitäten.      unstetige Zeiten bevor – eine Vielzahl der Banken wird
     Das Aufbrechen der Wertschöpfungskette ist insbeson-      sehr nahe an oder unterhalb der Profitabilitätsgrenze
     dere für kleinere Institute zu beachten.                  operieren. Ein schnelles Einleiten von Gegenmassnah-
                                                               men ist deshalb essenziell. Die wesentlichen Erfolgs-
     Backoffice-bezogen stellt sich die Frage nach Ausla-      faktoren werden dabei in Zukunft stark fokussierte
     gerung (oder Eingehen von Partnerschaften) bei Tätig-     Business Models, einfache Operating Models mit hoher
     keiten, welche kaum eine sichtbare Differenzierung zu     Standardisierung sowie ein hoher Grad an Digitalisie-
     anderen Banken (und somit gegenüber dem Kunden)           rung sein. Wie auch schon in unserer letzten Studie gilt
     ermöglichen. Dadurch können Skaleneffekte gehoben         der Grundsatz: «Focus on the client, keep things simple
     und die Kostenmarge, welche gemäss Studie bei den         and do them in a smart way!»
     kleinen Instituten relativ hoch ist, reduziert werden.

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