2 Leben und Studieren in Deutschland
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2 Hannah Schieferle - August 2007 Leben und Studieren in Deutschland Ein kultureller Leitfaden für ausländische Studierende
Inhalt „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“ Inhaltsverzeichnis Die Deutschen fahren schnelle und teure Autos. Sie 1. Kulturmerkmale.........................................................03 tragen Dirndl und trinken Bier aus großen Krügen. 2. Deutsche Kultur.........................................................07 Sie sind immer pünktlich und sortieren ihren Müll. 3. Politik.............................................................................14 4. Geschichte...................................................................18 Was ist dran am Bild der Deutschen? Welche Eigen- 5. Feiertage und Feste..................................................20 schaften gehören zur deutschen Kultur? Wo verste- 6. Hochschulsystem......................................................24 cken sich die kulturellen Fettnäpfchen? Wie wird in 7. Kosten...........................................................................27 Deutschland gefeiert, gelacht, gelebt und gearbei- 8. Einkaufen.....................................................................29 tet? Wie verläuft ein Studium und was kommt mit- 9. Essen und Trinken.....................................................31 tags auf den Tisch? 10. Kommunikation.........................................................34 11. Tabus.............................................................................41 Antworten auf diese Fragen gibt der kulturelle Leitfa- 12. Notfall............................................................................43 den für ausländische Studierende. 13. Quellen.........................................................................46 14. Impressum...................................................................47 Ziel des Leitfadens ist es, internationalen Studieren- den das Einleben in Deutschland zu erleichtern. Er erklärt kulturelle Unterschiede, die zu Missverständ- nissen führen können. Er trägt dazu bei, die eigene Kultur und deren Merkmale zu verstehen und diese mit der deutschen Kultur vergleichen zu können, um dann Differenzen zu erkennen und nachzuvollziehen. Mögliche Konflikte sollen so vermieden werden. Der Kabarettist Karl Valentin hat es so formuliert: „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“. Dieser kulturelle Leitfaden hilft den Studierenden über die ersten Hürden in Deutschland hinweg, damit das Wörtchen „fremd“ möglichst schnell zum Fremdwort wird.
Inhalt Wann sind welche Infos wichtig? Vor der Einreise nach Deutschland: Ausländerrecht für Studierende...................................14 Aufenthaltsgenehmigung..............................................14 Nachweis der Finanzierung des Studiums................14 Hochschularten..................................................................24 Abschlüsse...........................................................................24 Studiengebühren und Studienbeitrag.......................25 Kosten für das Studium...................................................27 In Deutschland: Deutsche Kultur..................................................................07 Arbeiten während des Studiums..................................14 Ausländische Bildungsnachweise................................15 Rechte und Pflichten von Studierenden....................25 Monatliche Kosten für den Lebensunterhalt...........27 Bankkonto............................................................................28 Einkaufen..............................................................................29 Essen und Trinken..............................................................31 Leute kennen lernen.........................................................37 Notfall....................................................................................44 Um peinliche Situationen zu vermeiden: Manieren am Tisch............................................................33 Du und Sie............................................................................35 Begrüßung und Verabschiedung.................................36 Tabus......................................................................................41
1 Kulturmerkmale Welche Merkmale haben Kulturen? • Mitarbeiter erwarten Anweisung von oben • Privilegien und Statussymbole für Manager wer- Kulturforscher untersuchen und vergleichen die den erwartet und sind populär Merkmale einzelner Kulturen. Einige von ihnen ha- ben so genannte Kulturstandards entwickelt. Diese Das ist typisch für Kulturen mit hoher Machtdistanz: Deutschland, USA und theoretischen Kulturstandards helfen dabei Kulturen • Es wird viel Wert auf Gleichberechtigung gelegt die Philippinen sind besser einzuordnen, Unterschiede zu erkennen und • Eltern behandeln ihre Kinder wie ihresgleichen Länder mit relativ hoher zu verstehen und somit die möglichen Konflikte und • Menschen mit mehr Bildung neigen zu weniger Machtdistanz Missverständnisse zu vermeiden. Viele dieser kultu- Autorität wie Menschen mit weniger Bildung rellen Merkmale können nicht auf eine gesamte Kul- • Mitarbeiter erwarten in Entscheidungen mit ein- tur übertragen werden. Im Einzelfall kann es auch bezogen zu werden sein, dass ein Merkmal auf eine Person, die dieser Kul- tur angehört, nicht zutrifft. Um kulturelle Tendenzen und starke Unterschiede hervorzuheben, können Individuell oder kollektivistisch Kulturstandards allerdings trotzdem hilfreich sein. Dieser Kulturstandard beschreibt das Ausmaß, in Geert Hofstede, Fons Tromenaars, Richard Lewis und dem Individuen in Gruppen integriert sind. Also Ich- Edward T. Hall haben Kulturstandards entwickelt und Bewusstsein oder Gruppenbewusstsein. einige Länder diesen Standards zugeordnet. Dies sind die wichtigsten davon: Das ist typisch für individualistisch geprägte Kul- USA, Kanada, Deutsch- turen: land, Australien, • Die Freiheit des Einzelnen steht im Mittelpunkt Großbritannien und Verhältnis zu Macht • Die Identität ist im Individuum begründet Dänemark sind indi- Die so genannte Machtdistanz gibt an, in welcher Art • Kinder lernen in „Ich-Begriffen“ zu denken vidualistisch geprägte und Weise eine Gesellschaft mit der Ungleichheit der • Das Ziel der Erziehung ist: Wie lernt man was? Länder Machtverteilung zwischen den Mitglieder der Gesell- • Die eigene Meinung wird geäußert schaft umgeht. Sie zeigt an, in welchem Ausmaß die • Diplome und Titel steigern den wirtschaftlichen weniger mächtigen Mitglieder ungleiche Machtver- Wert und die Selbstachtung teilungen akzeptieren und erwarten. • Verträge müssen eingehalten werden • Aufgaben und Regeln haben Vorrang vor Bezie- Norwegen, Finnland, Das ist typisch für Kulturen mit geringer Machtdi- hung und sozialen Kontakten Dänemark, Nieder- stanz: lande, Frankreich und • Ungleichheit zwischen den Menschen wird er- Das ist typisch für kollektivistisch geprägte Kulturen: China, Bulgarien, Korea, China sind Länder mit wartet und ist erwünscht • Die Mitglieder werden in Großfamilien oder an- Singapur, Portugal, relativ geringer Macht- • Eltern erziehen ihre Kinder zu Gehorsam dere Wir-Gruppen hineingeboren Japan, Mexiko, Taiwan, distanz • Kinder behandeln ihre Eltern mit Respekt • Die Identität ist im sozialen Netzwerk begründet, Kolumbien und Paki- • Große Unterschiede im Gehalt innerhalb der Hi- dem man angehört stan sind kollektivistisch erarchie • Kinder lernen in „Wir-Begriffen“ zu denken geprägte Länder
1 Kulturmerkmale • Harmonie sollte immer gewahrt werden und Risiko werden akzeptiert Auseinandersetzungen werden vermieden • Was anders ist, gilt als seltsam • Ziel der Erziehung ist: Wie macht man etwas? • Es sollte nicht mehr Regeln geben, als unbedingt • Diplome und Titel verschaffen den Zugang zu notwendig Gruppen mit höherem Status • Zeit ist ein Orientierungsrahmen • Beziehung hat Vorrang vor Aufgaben und Re- • Präzision und Pünktlichkeit müssen erlernt wer- geln den • Verträge müssen modifizierbar sein • Toleranz gegenüber abweichenden Verhaltens- weisen Unsicherheit vermeiden oder akzeptieren Die so genannte Unsicherheitsvermeidung gibt an, Maskulin oder Feminin ob sich die Mitglieder einer Kultur durch ungewisse Dieser Kulturstandard sagt etwas über die Rollenver- oder unbekannte Situationen bedroht fühlen. teilung zwischen den Geschlechtern aus und an wel- chen Werten sich eine Kultur orientiert. In maskulinen Deutschland, Grie- Das ist typisch für Kulturen, die Unsicherheit vermei- Kulturen sind die Geschlechterrollen klar getrennt. In chenland, Frankreich, den: femininen Kulturen kommt es zu Überschneidungen Spanien und Israel sind • Unsicherheit wird als ständige Bedrohung emp- der Rollen. Länder, die Unsicherheit funden, die bekämpft werden muss vermeiden • Öffentliches und privates Leben wird durch Re- Das ist typisch für maskulin geprägte Kulturen: Deutschland, USA, geln und Gesetzte beeinflusst • Materieller Erfolg und Geld sind wichtig Japan und Österreich • Aggressionen und Emotionen können bei geeig- • Männer sollen viel Durchsetzungsvermögen und sind maskulin geprägte neten Gelegenheiten herausgelassen werden Leistungsstreben zeigen Länder • Angst vor uneindeutigen Situationen und Ri- • Frauen sollen fürsorglich, sensibel, bescheiden, siken warmherzig sein • Was unbekannt ist, gilt als gefährlich • Frauen sollen sich Männern unterordnen • Es gilt: Zeit ist Geld • In der Familie ist der Vater für Fakten, die Mutter • Präzision und Pünktlichkeit sind natürliche Ei- für Gefühle zuständig genschaften • Jungen und Mädchen wählen verschiedene Fä- cher in der Schule und im Studium China, Hongkong, Sin- Das ist typisch für Kulturen, die Unsicherheit akzep- • Konflikte werden beigelegt, indem man sie aus- gapur, Malaysia, Philip- tieren: trägt pinen und die USA sind • Unsicherheit ist eine normale Erscheinung im Länder, die Unsicherheit Leben Das ist typisch für feminin geprägte Kulturen: Fast alle skandina- akzeptieren • Aggressionen und Emotionen darf man nicht • Das Kümmern um Mitmenschen und das Bewah- vischen Länder sind fe- zeigen ren der Werte ist wichtig minin geprägte Länder • Uneindeutige Situationen mit unbekanntem • Wichtig sind soziale Beziehungen
1 Kulturmerkmale • Männer wie Frauen dürfen sensibel und warm- • Geringe Sparquote herzig sein • Erwartung rascher Ergebnisse • Von jedem wird erwartet bescheiden zu sein • Besitz der Wahrheit ist wichtig • In der Familie sind Vater und Mutter gleicherma- ßen für Gefühle und Fakten zuständig • Jungen und Mädchen dürfen weinen, sollen aber Linear-aktiv - eins nach dem anderen nicht kämpfen Charakteristisch für linear-aktive Kulturen ist, dass • Jungen und Mädchen wählen die gleichen Fä- man aufeinander folgende Handlungsschritte plant, cher in der Schule und in Studium organisiert und durchführt. Es wird immer nur eine • Konflikte werden beigelegt, in dem man mitei- Sache erledigt und nicht mehrere gleichzeitig. nander verhandelt und Kompromisse sucht Das ist typisch für linear-aktive Kulturen: Deutschland, Schweiz • Man hält sich an Pläne und die USA sind linear- Langzeit- oder Kurzzeitorientiert • Man plant methodisch voraus aktive Länder Dieser Kulturstandard sagt aus, wie sich eine Kultur • Man kümmert sich um die eigenen Angelegen- in ihrer Wertevorstellung orientiert. Langzeitorien- heiten tierung ist geprägt durch Traditionsbewusstsein, • Man bevorzugt Zurückgezogenheit Ausdauer, Sparsamkeit. Gesellschaftliche Rituale sind • Mitglieder sind eher introvertiert, geduldig, ru- wichtig. Die Kurzzeitorientierung ist durch ein hohes hig, sachlich, aufgabenorientiert Maß an Flexibilität ausgezeichnet. • Man hält sich an Fakten • Gefälligkeiten werden nur widerstrebend akzep- China gehört zu den Das ist typisch für Kulturen mit Lanzeitorientierung: tiert Ländern mit Langzeito- • Alte Traditionen spielen auch im gegenwärtigen • Bürokratie wird respektiert rientierung Leben eine große Rolle • Man verliert ungern das Gesicht • Handlungen in der Gegenwart haben eine Be- • Man argumentiert logisch deutung für die Zukunft • Körpersprache wird eingeschränkt genutzt • Traditionen werden an moderne Gegebenheiten • Man trennt zwischen Sozialem und Beruflichem angepasst • Man unterbricht Gesprächspartner selten • Sparsamkeit beim Umgang mit Ressourcen • Sparen für Investitionen • Beharrlichkeit beim langsamen Erreichen von Er- Multi-aktiv - alles gleichzeitig gebnissen Mitglieder dieser Kulturen können viele Dinge gleich- zeitig tun. Sie setzen keine Prioritäten nach einem Deutschland und die Das ist typisch für Kulturen mit Kurzzeitorientierung: festen Zeitplan, sondern passen diese flexibel an, je USA gehören zu Län- • Respekt vor Traditionen, diese haben aber keine nach der relativen Unterhaltsamkeit oder Bedeutung dern mit Kurzzeitorien- großen Auswirkungen auf die Gegenwart der Sache, die sie gerade tun. tierung • Soziale Gefüge lassen sich leicht aufbrechen
1 Spanien, Russland, Kulturmerkmale Das ist typisch für multi-aktive Kulturen: • Man verbindet Soziales und Berufliches Lateinamerika und • Man tut mehrere Dinge zeitgleich • Man hört aufmerksam zu und bemüht sich den Afrika sind multi-aktive • Man hat einen unvorhersagbaren Zeitplan anderen zu verstehen Länder • Man verbindet verschiedene Projekte • Schweigen dient dazu, das Gehörte zu bedenken • Man ändert seine Pläne flexibel und zu bewerten • Man plant nur in groben Zügen • Mitglieder sind eher extrovertiert, ungeduldig, gesprächig, neugierig, gesellig, emotional, men- Freiraum und Distanz schenorientiert Raum hat eine physische und eine soziale Bedeu- • Man sucht aktiv nach Gefälligkeiten tung. Man unterscheidet in intime Distanz, persön- • Man ist nie um eine Ausrede verlegen liche Distanz, soziale Distanz und öffentliche Distanz. • Körpersprache wird eingesetzt Kulturen mit großer räumlicher Distanz fordern eine • Man unterbricht häufig den Gesprächspartner größeren Abstand zwischen sich und anderen Men- • Man verbindet Soziales und Berufliches schen ein, um sich wohl zu fühlen, als Kulturen mit kleiner räumlicher Distanz. Deutsche halten norma- lerweise einen Freiraum von 1, 2 Metern um die ei- Reaktiv - gut zuhören genen Person, den ein Fremder nicht betreten sollte. Mitglieder reaktiver Kulturen legen großen Wert auf Ähnlich verhält es sich bei Nordeuropäern. Mexika- Höflichkeit und Respekt. Seinem Gesprächspartner ner und einige andere Lateinamerikaner benötigen hört man ruhig und aufmerksam zu und geht ein- dagegen nur einen Freiraum von 0,5 Metern. fühlsam auf Vorschläge der anderen Seite ein. Man nennt diese Kultur auch die „Zuhörer-Kultur“. Mit- Das waren die wichtigsten Merkmale, an denen Kul- glieder dieser Kultur ergreifen selten die Handlungs- turen unterschieden werden. Doch dieser kulturelle oder Gesprächsinitiative, sonder hören lieber zu. Leitfaden möchte gezielt die deutsche Kultur erläu- tern. Welche Kulturmerkmale werden also speziell mit China, die Türkei und Das ist typisch für reaktive Kulturen: Deutschland in Verbindung gebracht? Im folgenden Finnland sind Länder • Man berücksichtig den Zeitplan des Partners Kapitel werden die Besonderheiten der deutschen mit reaktiver Kultur • Man sieht das Gesamtbild eines Projekts Kultur genauer erklärt. • Man nimmt in festen Plänen nur kleine Verände- rungen vor • Mitglieder sind eher introvertiert, geduldig, schweigsam, respektvoll, pünktlich, menscheno- rientiert, fürsorglich, nachdenklich • Man schützt andere vor Gesichtsverlust • Man darf auch das eigene Gesicht nicht verlie- ren • Man unterbricht seinen Gesprächspartner nicht
2 Deutsche Kultur Welche Merkmale hat die Deutsche Kultur? Einige der Kulturmerkmale, die auf die deutsche Kul- tur zutreffen unterscheiden sich stark von den Kul- turmerkmalen anderer Kulturen. Dazu gehören: • die Sachorientierung • die Wertschätzung von Strukturen und Regeln • die strikte Zeitplanung • die Trennung der Lebensbereiche • die direkte Kommunikation • der Individualismus In diesen Bereichen kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn Menschen anderer Kulturen nach Deutschland kommen und die genannten Kultur- merkmale nicht kennen. Daher werden hier diese Merkmale genauer erläutert. Die Erklärung dieser besonderen Merkmale soll dabei helfen, das Verhal- ten der Deutschen in bestimmten Situationen einzu- schätzen und zu verstehen. Bei all den Kulturstandards und den besonderen Merkmalen der deutschen Kultur sollte man aller- dings eines nicht vergessen: Jede Person ist ein Indi- viduum und verhält sich vielleicht ganz anders als es hier beschrieben wird. Es handelt sich lediglich um theoretische Merkmale einer Kultur, die aber nicht auf alle Mitglieder dieser Kultur zutreffen. Aber Aus- nahmen bestätigen bekanntlich die Regel.
2 Deutsche Kultur „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ „Gleiches Recht für alle“ Sachorientierung Wertschätzung von Strukturen und Regeln Deutsche sind äußerst sachorientiert. Das heißt, sie In Deutschland gibt es eine Menge Regeln, Vor- Siehe auch S. 6 „Reaktiv konzentrieren sich jeweils nur auf eine Sache und er- schriften, Verordnungen und Gesetze. Sie werden - gut zuhören“ ledigen nicht mehrere Dinge gleichzeitig. Dies über- größtenteils eingehalten und Verstöße werden be- trägt sich auch auf das Verhalten zu Mitmenschen. straft. Dahinter steckt ein Bedürfnis nach einer klaren Die Sache an sich ist für Deutsche der Hauptaspekt, und zuverlässigen Orientierung für alle Beteiligten weswegen zum Beispiel an einem Projekt gearbeitet und nach Risikominimierung. Für das soziale Leben wird. Eher zweitrangig ist es dabei, ob sich die Team- bedeutet das, dass sich im zwischenmenschlichen mitglieder sympathisch sind, sonstige gemeinsame Bereich alles klar und nachvollziehbar steuern lässt. Interessen haben oder ein spannendes Privatleben Das Ideal ist die Gleichbehandlung aller. Für jeden führen. Wichtig ist nur das Thema des Projekts und Bürger Deutschlands ist nachvollziehbar welche das Erreichen des gemeinsamen Ziels. Rechte und Pflichten er hat und die Mehrheit hält sich an diese. Das gibt ihnen Sicherheit und schützt Smalltalk ist unüblich Längere Gespräche sollten ebenfalls immer einer be- vor Korruption und Ungerechtigkeit auch wenn die- stimmten Sache dienen. Das kann auch ein gemein- se Regelversessenheit oftmals lähmend und wenig sames Interesse sein. Stundenlang können Deutsche nachvollziehbar ist. sich über technische Fragen, Reisen oder Freizeit- möglichkeiten unterhalten. Jedoch niemals über Wer bei Rot über die Straße geht und von der Poli- Ein Beispiel dafür, dass Belanglosigkeiten. Trifft man sich für eine bestimmte zei angehalten wird, muss eine Geldstrafe bezahlen. Regeln und Gesetze Sache wie zum Beispiel ein gemeinsames Fußball- Auch wenn weit und breit kein Auto kommt. Auch immer und für jeden spiel, dann wird nicht lange herumgeredet. Nach wenn man erklären kann, warum man es so eilig hat. gelten einer kurzen Begrüßung wird umgezogen, warm Auch wenn man der Sohn des Polizeipräsidenten ist. gelaufen, auf den Platz gegangen. Smalltalk und Ab- Gleiches Recht für alle! Siehe auch S. 9 „Zeitpla- schweifungen werden häufig als Zeitverschwendung nung“ gesehen. Erst wenn die Sache, also das Fußballspiel, erledigt ist, ist es möglich, danach bei einem Glas Bier noch andere Themen anzusprechen. Außer es steht schon eine andere Sache im Terminplan... Themen, wie das Wetter oder die Gesundheit, sind übrigens keine Nebensächlichkeiten und können durchaus Inhalt eines langen Gesprächs sein.
2 Deutsche Kultur „Zeit ist Geld“ Zeitplanung Pünktlichkeit Zeit ist ein wichtiges Thema für Deutsche. Sie organi- Pünktlichkeit ist eine weltweit bekannte Tugend sieren ihr berufliches und privates Leben in Terminen der Deutschen. Sie kann dazu dienen auch in zwi- und Zeitplänen. Im Beruf, für Treffen in der Freizeit, schenmenschlichen Beziehungen positive Signale beim Friseur, beim Arzt, mit der Familie. Alles wird zu senden. Wer pünktlich zu einem Treffen erscheint, geplant und terminlich festgehalten. Und sie tun zeigt dem anderen, dass er dessen Zeit nicht einfach alles, um diese Termine und Pläne einzuhalten und vergeudet. Pünktlichkeit hat höchste Priorität in der erscheinen daher im Umgang mit Zeit äußerst unfle- Arbeitswelt, bei privaten Treffen mit einer einzelnen xibel. Das hat Vor- und Nachteile: Oft sind zeitliche Person oder älteren Menschen. Dadurch erweist man Absprachen mit Deutschen verlässlich. Allerdings seinen Respekt, lässt niemanden alleine warten. Man sind spontane Aktionen selten möglich. kommt auf die Minute genau. Bei Partys oder pri- vaten Treffen am Abend mit vielen, vor allem jungen Zeit steht bei den Deutschen auch für die Wichtig- Menschen, ist es allerdings auch in Deutschland üb- keit einer Sache oder einer Person. Wichtigen Dingen lich geworden zwischen 20 Minuten und einer Stun- oder Menschen wird Zeit gewidmet. Nur Menschen, de nach dem vereinbarten Termin zu erscheinen. die ihnen etwas bedeuten, schenken Deutsche et- was von ihrer „knappen“ Freizeit. Gespräche zum „Aufwärmen“ wie Smalltalk werden meist als Zeitver- schwendung betrachtet. Deutsche neigen zu chro- nischem Zeitmangel, denn es werden häufig mehr Terminplanung in der Pläne gemacht, als dann wirklich ausgeführt werden Freizeit können. Das führt zu Stress. Für das Wochenende steht beispielsweise Schwimmen gehen, Fenster put- zen, mit der Schwester telefonieren, die Hausarbeit schreiben und E-Mails checken auf dem Programm. Ist am Sonntagabend die Hausarbeit immer noch nicht fertig, konnte der Zeitplan nicht eingehalten werden und ein Deutscher fühlt sich gestresst. „Dafür habe ich jetzt keine Zeit“, „Ich bin total im Stress“ sind Lieblingssätze der Deutschen. Vor allem in der Arbeitswelt gilt die Devise „Zeit ist Geld“. Zeit soll produktiv genutzt und möglichst in Geld umgewandelt werden. Die Zeit untätig verstrei- chen zu lassen ist für Deutsche unüblich.
2 Deutsche Kultur „Kein Blatt vor den Mund nehmen“ Du stehst mit einem Stadtplan auf einer Kreuzung Ein Beispiel für direkte und weißt nicht weiter. Du hast die Orientierung Kommunikation Direkter Kommunikationsstil verloren und schaust dich suchend um. Warte nicht Was ihnen wichtig ist, fassen Deutsche in klare, di- darauf, bis ein Passant dir seine Hilfe anbietet. Solan- rekte Worte. ge du selbst nicht sagst, dass du Hilfe brauchst, wird dich keiner beachten. Sprich direkt jemanden an und Das sind typische Kommunikationsmerkmale der sage was du möchtest. Du wirst bereitwillig Auskunft Deutschen: erhalten. • Es kommt auf den Inhalt des Gesagten an. Es kommt weniger darauf an, WIE es gesagt wird, Konflikte werden in Deutschland nicht von vornhe- Konflikte austragen sondern WAS gesagt wird. rein als unangenehm betrachtet. Fehler, Probleme, und Kritik äußern. Aber • Was gesagt wird, ist direkt und häufig undiplo- Kritik, Schwierigkeiten werden direkt genannt. Mit- nur solange es sachlich matisch aber ehrlich und aufrichtig. Die Kommu- glieder aus Kulturen, die diese Direktheit nicht ge- bleibt. nikation läuft ohne Umschweife und Umwege. wohnt sind, können dadurch leicht vor den Kopf ge- • Auf mögliche Empfindlichkeiten der Gesprächs- stoßen werden. Allerdings liegt es nicht im Interesse partner wird wenig geachtet. Aussagen können der Deutschen, die Gefühle anderer zu verletzen. Viel- verletzend wirken, obwohl sie so nicht gemeint mehr ist es so, dass es den Deutschen lediglich um sind. die Sache selbst geht. Wer den Fehler verursacht hat, • Es wird wenig Interpretationsspielraum gelas- ist nicht relevant. Wichtig ist lediglich das Problem sen. Deutsche meinen das, was sie sagen; Sie sa- zu erkennen und zu lösen. Dies gilt in Deutschland gen das, was sie meinen. Sie nehmen also „kein als professionell und es ist eine Möglichkeit Interesse Blatt vor den Mund“. Aus dem Kontext des Ge- für eine Sache zu zeigen. Es scheint, als würden Deut- sagten muss nichts entschlüsselt werden, um die sche sehr häufig kritisieren und für Lob und positive Botschaft zu verstehen. Rückmeldungen wenig übrig haben. Das liegt daran, • Wer etwas will oder Hilfe benötigt, muss dies klar dass man in Deutschland tendenziell davon ausgeht, sagen. Andeutungen und Anspielungen werden dass alles wunderbar und bestens ist, solange keiner nicht wahrgenommen, da kaum zwischen den etwas sagt. „Nichts gesagt, ist gelobt genug“ lautet Zeilen gelesen wird. oft die Devise. Das bedeutet: solange nicht darüber geredet wird, tut jeder sein Bestes und alle sind zu- Im Alltag bedeutet das, dass man in Deutschland frieden. Was daher öfter angesprochen wird, sind sehr offen formulieren muss, welche Wünsche, Be- Schwachstellen und wenn Meinungen auseinan- dürfnisse, Nöte man hat. Es genügt beispielsweise der gehen. Über positive Anerkennung freuen sich nicht seine Kopfschmerzen und große Müdigkeit zu selbstverständlich auch die Deutschen, aber zu viel erwähnen, um ein späteres Treffen abzusagen. Viele Lob wird oft als übertrieben und unangenehm emp- Deutsche werden diese Anzeichen nicht deuten kön- funden und abgewehrt. Mit Kritik wird konstruktiv nen. Nur eine klare Absage des Termins wird verstan- umgegangen, solange sie sachlich und kompetent den. ist. Denn diese Kritik zielt nicht auf die Person selbst. 10
2 Deutsche Kultur Doch wird auf der Beziehungsebene kritisiert, dann Der direkte Kommunikationsstil der Deutschen kann Höflich bleiben trotz di- wird das auch von Deutschen als verletzend wahrge- als sehr hart und unfreundlich wahrgenommen wer- rekter Kommunikation nommen. Trotzdem gilt auch auf emotionaler Ebene den, da jeder stets sagt, was er meint, denkt, will, die Einstellung, dass ein offenes Gespräch dazu die- nicht will etc. Das führt schnell zu einem schroffen nen soll einen Konflikt aus dem Weg zu räumen. Umgang. Dies wird allerdings dadurch vermieden, wie Meinungen, Wünsche etc. formuliert werden. Seine eigene Meinung In einer Gruppe beansprucht jeder das gleiche Recht Höflichkeitsfloskeln, der Konjunktiv und Frageformu- frei äußern auf eine eigene Meinung, auch wenn diese von der lierungen sind äußerst wichtig in der Kommunikati- Meinung der anderen abweicht. Und diese Meinung on. wird auch direkt geäußert, ob gefragt oder nicht. Dadurch werden Missverständnisse innerhalb der „Es wäre toll, wenn du mir dabei helfen könntest“ Zwei Beispiele, wie man Gruppe vermieden und die Gleichberechtigung wird heißt soviel wie „Hilf mir.“ höflich aber direkt kom- gewahrt. muniziert „Könntest du bitte das Fenster schließen?“ Ein Beispiel wie in einer Eine Gruppe von fünf Studenten möchte den Abend fordert auf „Mach das Fenster zu.“ Gruppe jeder zu seinem gemeinsam verbringen. Es wird geklärt, wo die Grup- Recht kommt pe hingeht. Zwei schlagen eine Cocktailbar vor. Zwei Bitte und Danke machen die Kommunikation ange- andere möchten aber lieber in einer Disco tanzen nehm, denn Höflichkeit ist ein wichtiger Wert in der gehen, was in der Cocktailbar nicht möglich ist. Der deutschen Kultur. fünfte Student kann sich nicht recht entscheiden und es werden Vor- und Nachteile abgewogen. Er würde gerne tanzen gehen, aber die Disco kostet Eintritt. In der Cocktailbar ist Happy-Hour und die Musik gefällt allen. Vielleicht werden sich die Studenten gemein- sam für die Cocktailbar entscheiden, da sie für jeden etwas bietet, aber erst nachdem jeder seine Mei- nung gesagt hat und das Für und Wieder abgewogen wurde. Es wäre auch möglich, dass sich die Gruppe trennt und den Abend nicht gemeinsam verbringt, wenn die Interessen eben doch zu stark auseinander gehen. Beim nächsten Mal findet man dann wieder ein gemeinsames Programm. Es gilt nicht als unhöf- lich zu sagen, was man möchte und was man nicht Siehe auch S. 12 „Indivi- möchte, auch wenn das nicht der Meinung eines dualismus“ Freundes oder Bekannten entspricht. 11
2 Deutsche Kultur „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“ „Auf eigenen Füßen stehen“ Trennung von Lebensbereichen Individualismus Ein Beispiel, wie Le- Auf einer Party lernst du einen Deutschen kennen. Individualismus ist ein Kulturmerkmal, das auch als bensbereiche getrennt Ihr versteht euch von der ersten Minute an super. Ihr Basis für andere Kulturmerkmale gesehen werden werden vereinbart in Kontakt zu bleiben und am nächsten kann, denn es hat Auswirkungen auf fast alle ande- Wochenende etwas gemeinsam zu unternehmen. ren kulturellen Merkmale. Deutschland ist eine in- Du bist froh, endlich neue Freunde zu finden. Am dividualistische Kultur, das bedeutet, persönliche nächsten Tag triffst du genau diesen Deutschen zu- Unabhängigkeit und Selbständigkeit werden hoch fällig wieder. Er arbeitet in dem Copy-Shop, in dem bewertet. Jedes Mitglied der deutschen Kultur wird du einige Kopien machen willst. Du freust dich riesig als Individuum gesehen, dass unabhängig von Grup- den neuen Bekannten wieder zu sehen und begrüßt pen oder Organisationen ist. ihn schon von der Eingangstüre aus. Doch es kommt keine Reaktion zurück. Der Deutsche lächelt dir nur Die Einstellung der meisten Deutschen sieht so aus: schwach entgegen und widmet sich wieder seiner Jeder hat seine eigenen Ziele und Pläne, seine eige- Arbeit. Er scheint dich nicht mehr zu kennen. ne Geschichte und Erfahrungen. Jeder entscheidet selbst über sein Leben. Konsequenzen aus Fehlern Was dahinter steckt, ist die strikte Trennung verschie- trägt jeder selbst. Eltern erziehen ihre Kinder dazu, dener Lebensbereiche. Bei der Arbeit wird gearbeitet. schnell „auf den eigenen Füßen zu stehen“, also selb- Hier hat die Arbeit Vorrang und sonst nichts. Es geht ständig und unabhängig zu sein. um die Sache, für die gearbeitet wird. In der Freizeit also am Feierabend, am Wochenende, im Urlaub wird Das klingt für einige andere Kulturen egoistisch, doch gelebt, entspannt, genossen. Hier kommt die Bezie- die Grenze zwischen Egoismus und Individualismus hungsebene zum Vorschein. Familie, Freunde, per- liegt dort, wo eine Person eine andere durch indivi- sönliche Neigungen und Interessen kommen jetzt dualistisches Verhalten schädigt oder einschränkt. Siehe auch S. 8 zum tragen. Deutsche zeigen daher je nach Lebens- Diese Grenze wird durch Gesetze, Verordnungen, „Sachorientierung“ und bereich verschiedene Verhaltensmuster in Erschei- Verträge geregelt, die für Fairness und Rücksichtnah- S. 37 „Leute kennen nungsbild, Stimmung, Kommunikationsstil, Verhal- me sorgen. lernen“ ten. Ein Arbeitskollege wird daher auch erstmal nicht als möglicher Freund betrachtet, denn Arbeit und Individualismus bedeutet jedoch nicht, dass alle Die Zugehörigkeit zur Freundschaft sind getrennte Lebensbereiche. Deutschen isoliert und alleine ihr Leben fristen. Auch Familie ist locker Deutsche gehören zu Gruppen, doch diese Zuge- Der Deutsche aus dem Beispiel meint es nicht böse hörigkeit besteht nur so lange, wie eine Person das und möchte niemanden verletzen. Doch er befindet möchte. Die einzige Gruppe, die man nicht einfach sich in seinem Lebensbereich „Arbeit“ und verhält verlassen kann, ist die Familie. Doch auch hier zeigt sich daher anders als auf der Party am Tag zuvor. sich in Deutschland, dass eine eher lockere Verbin- Denn das war ein anderer Lebensbereich. dung zwischen den Familienmitgliedern besteht. 12
2 Deutsche Kultur Häufig zählen Deutsche nur den wirklichen engen Kern der Familie, also Mutter, Vater und die Geschwi- ster zu ihrer Familie. Zu Großeltern, Onkel, Tanten besteht manchmal nur eine distanzierte Verbindung. Lediglich bei großer Sympathie sind diese Verbin- dungen eng. Die Verbindung zu Weitere Gruppen bilden Deutsche beispielsweise mit Freunden ist manchmal dem Lebenspartner, mit Freunden und Bekannten. stärker als zur Familie Bis sich diese Gruppen bilden, dauert es oft lang und es bedarf einem hohen Maß an Vertrauen. Deutsche haben oft einen sehr kleinen Kreis an wirklich guten Freunden. Diese zählen dann zu ihren engsten Ver- bündeten und haben teilweise einen höheren Stel- lenwert als die Familie. Bis sich diese Verbindungen ergeben, dauert es oft einige Jahre. Doch diese Be- ziehungen überdauern dann nicht selten das ge- samte Leben und überwinden auch weite örtliche Distanzen. Weniger verbindliche Gruppen werden mit Interes- sensgemeinschaften gebildet, die beispielsweise mit Sport, Religion, Politik, Kunst etc. zu tun haben. In eine solche Gruppe einzutreten, ist sehr viel ein- facher, da das gemeinsame Interesse im Vordergrund Siehe auch S. 37 „Leute steht. Man kann diesen Gruppen leicht beitreten und kennen lernen“ wieder austreten. Um in Deutschland Kontakt zu an- deren Menschen zu finden, sind sie die einfachste Möglichkeit. Man wird in diesen Gruppen weiterhin als Individuum betrachtet und entscheidet selbst, wie lange man ihnen angehört. 13
3 Politik „Ausnahmen bestätigen die Regel“ pass, die Immatrikulationsbescheinigung der Hoch- schule, einen Krankenkassennachweis sowie einen Ausländerrecht für Studierende Nachweis der Finanzierung des Studiums. Teilweise Die geltenden Regeln im Ausländerrecht sind sehr ist eine Gesundheitsuntersuchung vorgeschrieben, umfangreich und es gibt kaum eine Regel ohne Aus- die noch im Heimatland gemacht werden muss. nahme. Es ist also wichtig in jedem Einzelfall die Ge- Infos im Internet: setze zu beachten. Es sind auch nicht alle Richtlinien 1. www.daad.de für alle Ausländer gleich. Daher kann hier nur ein Nachweis der Finanzierung des Studiums 2. www.campus- kleiner Überblick über die wichtigsten Richtlinien Um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, muss germany.de gegeben werden. Das örtliche Ausländeramt gibt nachgewiesen werden, dass das Studium in Deutsch- 3. www.auswaertiges- im Zweifelsfall weitere Infos für den Aufenthalt in land finanziert werden kann. Das erste Studienjahr amt.de Deutschland. muss dabei vollständig finanziert sein. Momentan gehen die Behörden davon aus, dass dafür 7020 Euro nötig sind. Je nach Hochschule und Bundesland kann Unionsbürger dieser Betrag variieren. Die deutsche Botschaft kann Unionsbürger sind Staatsbürger der Mitgliedstaaten darüber Auskunft geben, wie dieser Nachweis der Fi- der Europäischen Union. Wegen des Europarechtes nanzierung jeweils aussehen muss. gelten für sie weniger strenge Regeln. In den meisten Diese Nachweise sind möglich: Fällen gleichgestellt sind Bürger aus Liechtenstein, 1. Ein Nachweis der Eltern über Einkommen Island, Norwegen und der Schweiz. und Vermögen. 2. Eine Person mit Wohnsitz in Deutschland übernimmt die Kosten für den ausländischen Drittstaatenangehörige Studierenden. Drittstaatenangehörige sind Staatsangehörige aller 3. Ein Sicherheitsbetrag wird auf ein gesperrtes nicht EU-Länder. Für sie gilt normalerweise das nati- Konto eingezahlt. onale Ausländergesetz. Als Studienbewerber benöti- 4. Es wird eine Bürgschaft vorgelegt. gst du als Drittstaatenangehöriger in jedem Fall eine 5. Ein anerkannter Stipendiengeber vergibt ein Aufenthaltsgenehmigung. Stipendium. Aufenthaltsgenehmigung Arbeiten während des Studiums Die Aufenthaltsgenehmigung sollte rechtzeitig vor Während des Studiums darfst du an bis zu 90 ganzen der Einreise nach Deutschland beantragt werden. oder 180 halben Tagen im Jahr arbeiten. Wenn du Sie ist befristet und darf höchstens neun Monate be- dein Studium erfolgreich abgeschlossen hast, kannst tragen. Bist du zum Studium zugelassen, kann eine du deine Aufenthaltserlaubnis für die Suche eines Ar- Aufenthaltserlaubnis für zwei Jahre ausgeschrieben beitsplatzes noch um bis zu einem Jahr verlängern werden. Vorlegen muss man dann den gültigen Reise- lassen. 14
3 Politik Was bedeutet Rechts- und Sozialstaat? Ausländische Bildungsnachweise Das Grundgesetz legt Deutschland als Rechtsstaat Die Anerkennung der ausländischen Bildungsnach- fest. Das Handeln staatlicher Behörden unterliegt der weise (Abschlüsse, Prüfungen, belegte Kurse im Aus- richterlichen Kontrolle. Außerdem ist Deutschland Infos im Internet: land etc.) wird von den einzelnen Bundesländern ge- ein Sozialstaat, der verlangt, dass die Politik sich da- 1. www.bildungsserver.de regelt. Daher unterscheiden sich hier die Richtlinien. rum kümmert, die Bürger auch bei Erwerbslosigkeit, 2. www.europa.eu.int/ Für Hochschulabschlüsse sind die Kultusministerien Behinderung, Krankheit und im Alter ein menschen- citizensrights zuständig. würdiges Leben zu gewährleisten. Das Grundgesetz In den Artikeln des Grundgesetzes sind die grund- legenden staatlichen System- und Wertentschei- dungen festgelegt. Sie umfassen vor allem die dem einzelnen Bürger zustehenden und verfassungsmä- „Die Würde des Men- ßig garantierten Grundrechte. Besondere Bedeu- schen ist unantastbar. tung hat der Artikel 1 des Grundgesetzes. Er sichert Sie zu achten und zu die Würde jedes einzelnen Menschen. Die weiteren schützen ist Verpflich- Grundgesetze garantieren die Freiheit des Handelns tung aller staatlichen im Rahmen der Gesetze, die Gleichheit der Menschen Gewalt.“ (Art. 1 Abs. 1 vor dem Gesetz, die Presse- und Medienfreiheit, die Grundgesetz) Versammlungsfreiheit und den Schutz der Familie. Das Grundgesetz hat den so genannten „Ewigkeits- charakter“. Die Grundrechte dürfen auch durch spä- tere Änderungen oder sogar bei einer neuen Ver- fassung nicht verändert werden. Das Grundgesetz regelt außerdem die Aufgabenverteilung zwischen Siehe auch Schaubild Bund und Ländern. S. 17 Die parlamentarische Demokratie Deutschland hat eine parlamentarische Demokratie. Die Regierung ist vom Vertrauen des Parlaments ab- hängig. Es herrscht Gewaltenteilung, das heißt, Ge- richte sind von Regierung und Parlament unabhän- gig. Die parlamentarische Demokratie umfasst die: 15
3 Politik • Legislative (Gesetze verabschieden - Parlament) 8. Mecklenburg-Vorpommern • Exekutive (Gesetze umsetzen - Regierung) 9. Niedersachsen • Judikative (Rechtsprechung - Bundesverfas- 10. Nordrhein-Westfalen sungsgericht) 11. Rheinland-Pfalz 12. Saarland 13. Sachsen Das Wahlsystem des Bundestages 14. Sachsen-Anhalt Infos im Internet: Gewählt wird nach einer leicht geänderten persona- 15. Schleswig-Holstein www.bpb.de lisierten Verhältniswahl. Das bedeutet: jeder Wahl- 16. Thüringen berechtigte hat zwei Stimmen. Mit der Erststimme wählt man den Kandidaten einer Partei im Wahlkreis. Mit der Zweitstimme werden Parteien gewählt. Die- se Zweitstimmen entscheidet über die Zusammen- 15. setzung des Bundestages. Es werden allerdings nur Bundesländer in 6. 8. die Parteien im Bundestag berücksichtigt, die die so Deutschland genannte Sperrklausel von fünf Prozent der Wähler- 5. stimmen überwunden hat. 4. 9. 3. 14. Die Bundesländer Deutschland ist ein föderaler Bundesstaat. Er besteht 10. aus 16 Bundesländern, die alle eigene Landtage und 13. Landesregierungen haben. Die Regierungschefs sind 16. 7. die Ministerpräsidenten. Die Wahlen zu den Länder- parlamenten finden unabhängig von den Bundes- 11. tagswahlen statt. Die Dauer der Legislaturperioden variiert in den einzelnen Bundesländern. In manchen 12. 2. wird alle vier und in anderen alle fünf Jahre gewählt. 1. So heißen die 16 Bundesländer: 1. Baden-Württemberg 2. Bayern 3. Berlin 4. Brandenburg 5. Bremen 6. Hamburg 7. Hessen 16
3 Politik schlägt vor und ernennt Bundespräsident Infos im Internet: ist Staatsoberhaupt. 1. www.bundestag.de Vertritt die BRD nach 2. www.bundesregier ung.de Bundeskanzler/in innen und nach 3. www.bundesverfassungsgericht.de Bildet das Kabinett außen hin. Hat vor 4. www.bundespraesident.de und leitet die Re- allem repräsentative 5. www.bundeskanzler.de gierung. Erlässt die Aufgaben. Richtlinien der Politik und trägt die Regie- rungsverantwortung. alle Mitglieder sind in wählt auf 5 J. gewählte Vertreter sind in Bundesversammlung BUNDESEBENE LANDESEBENE Ministerpräsident Bundesrat entsendet Regierungschef eines Ist an der Gesetzge- Bundeslandes. bung beteiligt. Bundesverfas- Verfassungsgericht wählt wählt sungsgericht Überprüft die Einhal- besteht aus 16 tung der jeweiligen Bundestag Landesverfassung. Ist auf 4 Jahre ge- Richterinnen und wählt und setzt sich wählt Richtern. Zur Hälfte aus 598 Abgeordne- vom Bundestag und Bundesrat gewählt. wählt ten zusammen. Ge- Sie werden im Landtag setzgebung, Kontrol- „Verfassungsstreit“ Ist das Parlament le der Regierung sind tätig zum Schutz der eines Bundeslandes. die Aufgaben. garantierten Gewal- tenteilung und des Bundesstaates. Wahlberechtigte Bevölkerung wählt wählt (alle Staatsbürger über 18 Jahre.) Wählen die Abgeord- neten in allgemeiner, unmittelbarer und geheimer Wahl. 17
4 Geschichte Deutsche Geschichte in Etappen 1517 1179 Glaubensspaltung 1848/49 Hildegard von Das Reformations- Märzrevolution Die 1883 800 Bingen, Äbtissin und zeitalter beginnt. „Deutsche Revoluti- Sozialsysteme Otto Karl der Große wird Heilkundige, stirbt Martin Luther macht on“ führt zur ersten v. Bismarck führt die zum Römischen Kai- 81-jährig als eine seine 95 Thesen ge- deutschen National- Krankenversicherung ser gekrönt. Später der bedeutendsten gen das Ablasswesen versammlung, die ein. Es folgen die wird er zum „Vater Frauen des deut- in der katholischen in der Frankfurter Unfall- und Renten- Europas“ erklärt. schen Mittelalters. Kirche öffentlich. Paulskirche tagt. versicherung. 8. Jh. 9. Jh. 10. Jh. 11. Jh. 12. Jh. 13. Jh. 14. Jh. 15. Jh. 16. Jh. 17. Jh. 18. Jh. 19. Jh. 962 1452-1454 1618-1648 1871 Otto I. der Große Buchdruck In Mainz Dreißigjähriger Reichsgründung wird zum Kaiser ge- wird von Johannes Krieg Der Religions- Wilhelm I. wird in krönt. Damit beginnt Gutenberg der Buch- krieg endet mit der Versailles zum Deut- die Geschichte des druck erfunden und gleichberechtigten schen Kaiser ausge- „Heiligen Römischen erstmals die Bibel Anerkennung der rufen. Das Deutsche Reichs“. gedruckt. katholischen, luthe- Reich ist eine konsti- rischen und refor- tutionelle Monarchie. mierten Konfession. 18
4 Geschichte 1933 1945 1949 Ein virtueller Rundgang Nationalsozialis- Ende des Zweiten Gründung der 1990 durch die deutsche 1914-1918 mus Die NSDAP Weltkriegs Die Deut- Bundesrepublik Das Wiedervereinigung Geschichte im Internet: Erster Weltkrieg Kai- wird stärkste Partei sche Wehrmacht Grundgesetz wird Deutschlands Am www.dhm.de/lemo/ ser Wilhelm II. isoliert bei den Reichstags- kapituliert am 7./8. verkündet. Kon- 3. Oktober endet die das Land außenpoli- wahlen. Adolf Hitler Mai. Die Siegermäch- rad Adenauer wird Existenz der DDR. tisch. 1919 wird der wird Reichskanzler. te teilen das Land in Bundeskanzler der Helmut Kohl wird Friedensvertrag von Mit dem „Ermächti- 4 Besatzungszonen BRD. Ost- und West- erster Bundeskanzler Versailles unterzeich- gungsgesetz“ be- und Berlin in vier deutschland werden des wiedervereini- net. ginnt die NS-Diktatur. Sektoren. getrennt. gten Deutschlands. 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 20. Jh. 21. Jh. 1918/19 1939 1948 1989 2005 Weimarer Republik Der Zweite Welt- Berlin-Blockade Die Mauerfall Am 9. Angela Merkel Der Sozialdemokrat krieg kostet 60 Mio. Alliierten initiieren November fällt die (CDU) wird als erste Philipp Scheidemann Menschleben. Der eine „Luftbrücke“ Grenze zwischen deutsche Frau zur ruft die Republik aus. Vernichtungspolitik als Reaktion auf Ost- und West- Bundeskanzlerin Am 19. Januar 1919 der Nationalsozia- die Sperrung der deutschland durch gewählt. finden die Wahlen listen fallen 6 Mio. Zufahrtswege nach die friedliche Revolu- zur Nationalver- Juden zum Opfer. West-Berlin durch die tion in der DDR. sammlung statt. Sowjetunion. 19
5 Feiertage und Feste „Die Feste feiern wie sie fallen“ Deutsche Gewerkschaftsbund organisiert an diesem Morgen in großen Städten Demonstrationen und An Feiertagen wird in erster Linie nicht studiert und politische Kundgebungen. Vor allem bei den Studie- nicht gearbeitet. Kinder gehen nicht in die Schule renden dient der 1. Mai aber oft lediglich dazu, sich und Geschäfte haben geschlossen. Doch Feiertage vom „Tanz in den Mai“ auszuruhen. Am Abend vor haben in der Regel auch eine religiöse Bedeutung, dem 1. Mai werden vor allem auf den Marktplätzen die allerdings im Bewusstsein vor allem der Studie- der kleineren Orte Partys zum „Tanz in den Mai“ ver- renden allmählich schwindet. Die freien Tage wer- anstaltet. Dies ist die Weiterentwicklung einer Traditi- den meist zum Entspannen und für Besuche bei der on, mit der der Frühlingsmonat Mai begrüßt werden Familie genutzt. Nur das Weihnachtsfest veranlasst soll. An einigen Orten werden dann auch so genann- immer noch die meisten Familien zu einem Gang in te Maibäume aufgestellt. Dieser ist Symbol für die die Kirche und auch die Vorweihnachtszeit wird sehr Fruchtbarkeit des Monats Mai. intensiv gefeiert. An folgenden Tagen brauchst du also nicht in die Vor- Himmelfahrt lesung zu gehen: 40 Tage nach Ostern ist Christi Himmelfahrt. Wie der Name des Feiertags auf recht altmodisch klingende Weise ausdrückt, wird hier der Aufstieg Jesu zu sei- Ostern nem Vater in den Himmel gefeiert. Himmelfahrt ist Ist jeweils am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvoll- stets an einem Donnerstag und genau neun Tage vor mond. Du weißt nicht, wann das ist? Kein Problem. Pfingsten. Ostern und die damit verbundenen arbeitsfreien Feiertage, Karfreitag, Ostersonntag und Ostermon- tag sind in jedem deutschen Kalender eingetragen. Pfingsten An Ostern feiern die Christen die Auferstehung Jesu 50 Tage nach Ostern und neun Tage nach Christi Him- Christi. Dazu gehören das Osterfeuer und die Oster- melfahrt ist also Pfingsten. Arbeitsfreie Tage sind der kerze. Zwei bekanntere Symbole für Ostern sind in Pfingstsonntag und der Pfingstmontag. Pfingsten ist Deutschland allerdings der Osterhase und die Oster- sozusagen der Geburtstag der Kirche, an dem der eier. Am Ostersonntagmorgen werden die bemalten Heilige Geist zum ersten Mal den Jüngern erschien. Eier mit Schokoladenosterhasen und anderen Süßig- Das war der Ausgangspunkt des missionarischen keiten von den Eltern (eigentlich dem Osterhasen) Wirkens der Jünger Jesu. Gefärbte Ostereier versteckt. Die Kinder müssen diese dann suchen. 3. Oktober 1. Mai und die Nacht davor Der 3. Oktober ist einer der wenigen nicht-religiösen Wie in vielen anderen Ländern ist der 1. Mai auch in Feiertage. An diesem Tag wird die offizielle, vertrag- Deutschland ein Feiertag der Arbeiterbewegung. Der liche Wiedervereinigung von West- und Ostdeutsch- 20
5 Feiertage und Feste land im Jahr 1990 gefeiert. Dieser Nationalfeiertag Laternen durch die Straßen und singen Lieder. Die wird im Vergleich zu Nationalfeiertagen in anderen Legende vom Heiligen Martin sagt, dass der junge Ländern relativ zurückhaltend gefeiert. Es finden kei- Soldat seinen Mantel teilte, um ihn mit einem frie- ne Militärparaden statt. Es gibt lediglich einige poli- renden Bettler zu teilen. Diese Szene wird in einigen tische Reden und kleinere Feste. Städten zum Abschluss des Laternenumzugs nach- gespielt. Das Martinsfeuer soll symbolisch den letz- ten Sommer verbrennen und Platz für das kommen- Weihnachten de Frühjahr schaffen. Weihnachten wird in Deutschland an drei Tagen ge- feiert. Die Feierlichkeiten beginnen am 24. Dezem- Die Adventszeit liegt genau in den vier Wochen vor ber, der allerdings vormittags noch ein normaler dem Heiligen Abend. Viele stellen am 1. Advent, dem Arbeitstag ist. Der Heilige Abend fällt tatsächlich auf 1. Sonntag dieser vier Wochen einen Adventskranz den Abend, an dem auch die Bescherung, also das auf. Dieser trägt vier Kerzen und an jedem der fol- Verteilen der Geschenke stattfindet. Kindern wird al- genden vier Sonntage wird eine neue davon ange- lerdings erzählt, das Christkind oder der Weihnachts- zündet, so dass am 4. und letzten Sonntag vor Heilig mann hätte die Geschenke gebracht. Es wird auch der Abend alle vier Kerzen brennen und „Weihnachten Christbaum, eine echter Nadelbaum, im Wohnzim- vor der Türe steht“. Die Adventszeit dient auch dazu, mer aufgestellt und geschmückt. Dieser bleibt dann süßes Weihnachtsgebäck zu backen und die Woh- meist bis zu den „Heiligen Drei Königen“ am 6. Januar nung mit Weihnachtsschmuck zu dekorieren. Viele stehen. Der 1. und 2. Weihnachtsfeiertag fallen auf Kinder bekommen einen Adventskalender. Dieser den 25. und 26. Dezember. Sie sind arbeitsfreie Tage enthält meist 24 kleine Überraschungen, von denen und werden meist im Kreis der Familie verbracht. An vom 1. bis zum 24. Dezember täglich eine geöffnet den Weihnachtstagen wird die Geburt Jesu Christi werden darf. gefeiert. Am 6. Dezember ist außerdem Nikolaustag. Auch an diesem Tag gibt es kleine Geschenke und Schokolade. Adventskranz, Advents- Vorweihnachtszeit Oft auch Nüsse und Mandarinen oder Orangen. Der kalender, Weihnachts- Wie schon erwähnt, ist Weihnachten für die meisten Nikolaus kommt über Nacht. Daher stellen die Kinder gebäck und Nikolaus Deutschen ein wichtiges Fest. Es wird oft mit Familie, ihren Schuh vom 5. auf den 6. Dezember vor die Türe, gehören zur Vorweih- Liebe, Geborgenheit in Zusammenghang gebracht. so dass er vom Nikolaus befüllt werden kann. Doch nachtszeit Weihnachten wird ausgedehnt auf die „Weihnachts- nicht immer bringt der Nikolaus Geschenke. Da er die zeit“ bzw. „Adventszeit“. So wird schon frühzeitig da- Kinder das ganze Jahr über beobachtet, weiß er über mit begonnen, sich auf Weihnachten einzustimmen die guten aber auch über die bösen Taten der Kinder und eine weihnachtliche Stimmung zu verbreiten. Bescheid. Wer nicht brav war, zu dem kommt der Ni- Schuh am Nikolaustag Dies beginnt mit dem Laternenfest bzw. dem Mar- kolaus nicht mit Geschenken sondern mit der Rute tinstag. Dieser fällt je nach Region auf den 10. oder – doch auch das selbstverständlich nur symbolisch! 11. November. Kinder ziehen am frühen Abend mit 21
5 Feiertage und Feste Neujahr Reformationstag Der Beginn des neuen Jahres wird in der Nacht vom 31. Oktober. Arbeitsfrei in Brandenburg, Mecklen- 31. Dezember auf den 1. Januar gefeiert: der Silve- burg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und sternacht. Es gibt große Silvesterfeiern und um Mit- Thüringen ternacht werden Silvesterfeuerwerke gezündet. Der 1. Januar ist ein Feiertag (Neujahr). Im Gegensatz zu Heilig Abend, der meist im Kreis der engen Familie Allerheiligen gefeiert wird, ist Silvester für Studierende ein Fest, 1. November. Arbeitsfrei in Baden-Württemberg, das man vorwiegend mit den Freunden verbringt. Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Nicht einheitliche Feiertage Einige Feiertage werden Einige Feiertage sind nicht einheitlich in Deutsch- Buß- und Bettag nicht in ganz Deutsch- land. Du solltest wissen, welcher Feiertag in dem Am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchen- land gefeiert Bundesland gefeiert wird, in dem du studierst, denn jahr. Nur in Sachsen arbeitsfrei. in manchen Bundesländer sind diese Tage arbeitsfrei, das heißt, es finden auch keine Vorlesungen statt. Aktionstage und Volksfeste Außer den Feiertagen gibt es in Deutschland noch Feste, die nicht an Feier- Heilige Drei Könige andere Aktionstage und Volksfeste. Manche haben tagen statt finden 6. Januar. Arbeitsfrei in Bayern, Baden-Württemberg eine lange Tradition, andere wurden erst vor einigen und Sachsen-Anhalt. Jahren von anderen Ländern abgeschaut. Fronleichnam Fasching und Karneval Wird am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefei- Der Karneval (im Rheinland), der Fasching oder die ert. Arbeitsfrei in Baden-Württemberg, Bayern, Hes- Fastnacht (in Süddeutschland) werden im Februar sen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, gefeiert. Der Rosenmontag ist der wichtigste Tag, Sachsen und Thüringen. an dem große Straßenumzüge stattfinden. Berühmt sind die Umzüge in Mainz, Köln und Rottweil. Hier werden große Wägen durch die Straßen gezogen. Mariä Himmelfahrt Die Menschen sind verkleidet entweder mit Fantasie- 15. August. Nur in Bayern und im Saarland arbeits- kostümen oder mit traditionellen Trachten und Mas- frei. ken. Die „tollen Tage“ beginnen mit der Weiberfast- nacht und enden am Aschermittwoch. Start dieser Hexen beim Umzug so genannten fünften Jahreszeit ist allerdings bereits am 11. November. Pünktlich wie die Deutschen sind, 22
Sie können auch lesen