Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald - Leistungsbericht 2018 - Wald und Holz NRW
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Lehr- und Versuchsforstamt Institutionen Arnsberger Wald – ➔ ➔ Wir über uns Leistungsbericht 2018 wald-und-holz.nrw.de
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4 Vorwort 5 Vorwort Im August 2018 wurde der Leiter des Lehr- und Versuchsforstamts Arnsberger Wald, Günter Dame, Die Zeit bleibt nicht stehen, und so gibt es auch im Jahr 2019 zahlreiche interessante forstliche Ver- in den Ruhestand verabschiedet. Sein Name und seine Person werden für viele Kolleginnen und anstaltungen und Termine: Kollegen mit der Gründung des Lehr- und Versuchsforstamts verbunden bleiben. n Durchführung der Veranstaltungsreihe „Arnsberger Waldforschung für die Praxis“ Ich freue mich sehr, dass ich Ihnen den ersten Leistungsbericht des Lehr- und Versuchsforstamts n 70 Jahre Waldarbeit in NRW im Wandel – durch Innovation in die Zukunft Arnsberger Wald vorlegen darf. Beiträge aus unterschiedlichen Fachgebieten reflektieren das n Durchführung von Fortbildungen zum Waldbaukonzept NRW, zur natürlichen Verjüngung von vergangene forstliche Jahr und stellen praxisnahe Methoden und Instrumente der naturnahen Be- Kalamitätsflächen, zum Waldumbau und vieles mehr wirtschaftung unserer nordrhein-westfälischen Wälder vor. Ein Fokus unserer Forschung liegt dabei n Mitwirkung an den DLG-Waldtagen in Lichtenau auf der Anpassung der Wälder an den Klimawandel, damit auch für unsere Folgegenerationen alle n Beteiligung an der LIGNA in Hannover Leistungen des Ökosystems Wald sichergestellt werden. n Durchführung der Tagung der Sektion Waldbau im Deutschen Verband Forstlicher Forschungsan- stalten (DVFFA) im Nationalparkforstamt Eifel zum Schwerpunktthema „Was kann der naturna- Dass die Auswirkungen des Klimawandels nicht ferne Zukunft, sondern harte Realität sind, hat he Waldbau von der Naturwaldforschung lernen?“ uns das Jahr 2018 eindrucksvoll vorgeführt. Mit dem Sturm „Friederike“ im Frühjahr und der sich anschließenden, bis in den Winter andauernden Dürreperiode wurde der Wald Nordrhein-Westfa- Mit diesem Ausblick auf das forstliche Jahr 2019 wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre. lens auf eine harte Probe gestellt – und ist dabei vielerorts schwer geschädigt worden. Besonders die Baumart Fichte hat gelitten und war und ist im Widerstand gegen den Borkenkäfer stark ge- Ihr Bertram Leder schwächt. Arnsberg, im April 2019 Der Klimawandel hat weitreichende Folgen für unsere Wälder. Strategien, die unsere Wälder aktiv auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten, sind notwendig. Das neue Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalen beinhaltet Empfehlungen, wie die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Wälder im Klimawandel Schritt für Schritt erhöht werden können, um so das Risiko für die Forst- betriebe zu verringern. Wer im Wald wirtschaftet, steht nun vor der Herausforderung, aus geschädigten Fichtenflächen zukunftsfähige Wälder zu erschaffen. Eine in Kürze erscheinende Broschüre zur waldbaulichen Be- handlung von Kalamitätsflächen gibt praktische Hilfestellungen, wie mit destabilisierten Beständen umgegangen werden kann und dabei weitere Verluste von Holzerträgen minimiert werden können. Ziel ist eine standortgerechte und klimaangepasste Wiederbewaldung auf naturnahem, aber den- noch ökonomisch vorteilhaftem Wege. Dies kann vorrangig mit strukturierten Mischbeständen aus überwiegend heimischen Baumarten geschehen. Ergänzend ist eine Anreicherung des heimischen Baumartenspektrums mit nicht-heimischen Baumarten aus Gründen der Klimaanpassung notwen- dig, soll aber in jedem Fall ökologisch zuträglich sein. Mehrere Forschungsprojekte des Lehr- und Versuchsforstamts beschäftigen sich daher mit den sogenannten eingeführten Baumarten, an deren Anbauwürdigkeit strenge Maßstäbe angelegt werden müssen. Dies soll nur ein Vorgeschmack auf die in diesem Leistungsbericht vorgestellten Projekte und Instrumente sein.
6 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 – Inhalt 7 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 – Inhalt Inhalt Forstliche Dokumentationsstelle Waldplanung, Waldinventuren, Waldbewertung Forsthaus Broichen im Spiegel der Bau- und Zeitgeschichte KlimaWIS.NRW-FE startet Produktivbetrieb Bernward Selter und Michael Lange, Schwerpunktaufgabe Forstliche Dokumentationsstelle 53 Berthold Mertens, Schwerpunktaufgabe Waldplanung, Waldinventuren, Waldbewertung 9 Status-quo-Erfassung historischer Basisdaten der Wildnisgebiete in NRW Sentinel-2 Satelliten eröffnen neue Möglichkeiten der Baumartenerkennung Bernward Selter, Schwerpunktaufgabe Forstliche Dokumentationsstelle 57 Berthold Mertens, Schwerpunktaufgabe Waldplanung, Waldinventuren, Waldbewertung 13 Ermittlung der Erholungsfunktion des Waldes Forstliches Bildungszentrum für Daniel Wagner, Schwerpunktaufgabe Waldplanung, Waldinventuren, Waldbewertung 15 Waldarbeit und Forsttechnik Verbundprojekt: Erhalt bzw. Steigerung der nachhaltigen Holzproduktion unter Zwei Herausforderungen annehmen! Zu den Prüfungen in der Berufsbildung Nutzung von Baumarten aus anderen biogeografischen Regionen Forstwirt/in im Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald Norbert Asche und Lisa Stange, Schwerpunktaufgabe Waldplanung, Waldinventuren, Peter Wiese, Schwerpunktaufgabe Forstliches Bildungszentrum Waldbewertung 20 für Waldarbeit und Forsttechnik 63 Im Themenfeld ressourcenschonender Forstmaschineneinsatz rückt der Faktor Waldbau und Forstvermehrungsgut Kohlenstoff stärker in den Fokus Elke Hübner-Tennhoff und Olaf Müller, Schwerpunktaufgabe Forstliches Bildungszentrum Industriebrachen im Ruhrgebiet – Entwicklung von Waldbeständen für Waldarbeit und Forsttechnik 67 Henning Witt und Bertram Leder, Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forstvermehrungsgut 23 Industrie 4.0 für den Cluster Wald und Holz – Umsetzung zukunftweisender Stand des Projekts „Förderung der Weißtanne in NRW“ Innovationen im Kompetenzzentrum Wald und Holz 4.0 Karoline Flume, Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forstvermehrungsgut 25 Thilo Wagner, Schwerpunktaufgabe Forstliches Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik 71 Saatgutvermarktung in NRW Johannes Jesch und Martin Rogge, Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forstvermehrungsgut 28 Lehr- und Versuchsreviere Arnsberger Wald Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalen Heiner Heile, Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forstvermehrungsgut 30 Bestandsermittlung beim Sikawild im Arnsberger Wald mithilfe der Scheinwerfertaxation Floristische Diversität einer ehemaligen Sturmwurffläche – Zusammenfassung Carsten Arndt, Lehr- und Versuchsreviere Arnsberger Wald 77 Bertram Leder und Henning Witt, Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forstvermehrungsgut 36 Monitoring von Wildtierarten Dokumentation und Beurteilung von eingeführten Baumarten im Klimawandel Carsten Arndt, Lehr- und Versuchsreviere Arnsberger Wald 81 unter besonderer Berücksichtigung waldbaulicher, nutzungsorientierter und naturschutzrelevanter Aspekte Bertram Leder, Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forstvermehrungsgut 39 Genetische Situation von Alteichen in NRW Martin Rogge, Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forstvermehrungsgut 44 Anlage von Demonstrationsflächen (Marteloskopen) für das neue Waldbaukonzept NRW Carolin Stiehl, Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forstvermehrungsgut 47 Nachhaltige Forstwirtschaft ist Klimaschutz Laura Panitz und Nina Grüner, Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald 50
9 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 KlimaWIS.NRW-FE startet Produktivbetrieb Berthold Mertens Die Schwerpunktaufgabe Waldplanung, Waldinventuren, Waldbewertung des Lehr- und Ver- suchsforstamts Arnsberger Wald blickt gespannt auf den 2019 startenden Produktivbetrieb des in den letzten drei Jahren neu entwickelten Forsteinrichtungswerkzeugs. Im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen werden vielfältige, oft widerstreitende Ansprü- che an den Wald gestellt. Försterinnen und Förster müssen bei der Bewirtschaftung des Waldes und der Beratung der Waldbesitzer unterschiedlichste Informationen und Daten über den Wald berücksichtigen. Eine wichtige Grundlage für ihre Arbeit sind die Ergebnisse der alle zehn Jahre wiederholten detaillierten Inventur der betroffenen Waldbestände sowie die von den Forsteinrichtern formulierten Be- wirtschaftungsvorschläge. Das als Forsteinrich- tung bezeichnete Werk liefert genaue Zahlen über vorkommende Baumarten, Holzvorräte Abb. 2: Bildschirmansicht der neuen Forsteinrichtungs-Software und Zuwächse. Dem Kartenteil – der sogenann- ten Forstbetriebskarte – können die Försterin- nen und Förster auf einen Blick entnehmen, welche Baumarten der Waldbestand enthält, wie alt sie etwa sind und welchem Waldbesitzer Das wird in Zukunft einfacher werden. Im neuen WALDPLANUNG die konkrete Fläche gehört. Software-Werkzeug werden alle benötigten Fach- und Geodaten konsequent in einer Be- nutzeroberfläche integriert. Statt Papierbelege auszufüllen, können die Forsteinrichterinnen WALDINVENTUREN und Forsteinrichter demnächst die Daten direkt in einem outdoor-tauglichen Gerät bearbeiten. Wenn sie mit dem neuen Werkzeug KlimaWIS. NRW-FE arbeiten, haben Sie alle benötigten Kar- WALDBEWERTUNG tengrundlagen digital dabei (Luftbilder, topogra- phische Karten, die alte Forstkarte, Bodenkarten, Karten zur Befahrbarkeit der Wuchsbezirke, das Abb. 1: Logo der neuen Software Geländemodell, das Oberflächenmodell etc.). Möglich macht dies die moderne Datenhaltung bei IT.NRW, dem IT-Dienstleister für die Landes- Bis diese Datengrundlagen allerdings vorliegen, behörden in NRW. Dort liegen die Walddaten in vergehen viel Arbeit und Zeit. Bisher ist es so, einer zentralen Datenbank. Für eine konkrete dass die Forsteinrichterinnen und Forsteinrich- Inventur werden sie aus dieser Datenbank ex- ter mit verschiedensten Messwerkzeugen im portiert und auf die mobilen Geräte geladen. Wald unterwegs sind, die erhobenen Daten in Das gilt genauso für die oben angesprochenen Papierbelege eintragen und diese dann im Büro digitalen Kartengrundlagen. Der für das Gebiet in die EDV übertragen. Die Forstbetriebskarten relevante Ausschnitt wird aus den von IT.NRW werden auch heute noch auf Papierluftbildern zur Verfügung gestellten WEB-basierten Kar- im Wald vorskizziert und dann von spezialisier- tendiensten praktisch ausgestanzt und auf das ten Kartographen in die EDV übertragen. Bei mobile Gerät kopiert. So sind alle benötigten Medienbrüchen im Arbeitsprozess passieren Daten im Wald auf dem Gerät vorhanden, auch Fehler, wie sich jeder vorstellen kann. wenn keine Internetverbindung möglich ist.
10 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 11 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 Waldeinteilung bei aktualisierten Katasterdaten die zentrale Forsteinrichtungsdatenbank mit in manchen Fällen komplett entbehrlich. den Forsteinrichtungsdaten aller seit dem Jahr 2008 eingerichteten Betriebe (Staatswald und Wo früher Kartographen mit separaten Pro- Betreuungswald). Bei IT.NRW läuft ebenfalls die grammen Druckvorlagen für die Forstbe- CITRIX-Version der Software KlimaWIS.NRW-FE triebskarten gezeichnet haben, können heute auf einem Applikationsserver. entsprechende PDF-Dateien direkt aus der Datenbank heraus erstellt werden. Kartenrah- Grundlage für alle Arbeiten mit den Forst- men und Legende werden automatisch erzeugt einrichtungsdaten ist das objektorientierte, und die Beschriftung automatisch so intelligent anwendungsunabhängige Datenschema platziert, dass in der Regel keine händische ForestGML. Im Innendienst haben die Forstein- Nachbearbeitung mehr notwendig ist. Funktio- richter von Wald und Holz NRW die Möglich- nen zur Hiebsatzherleitung, zur Erstellung von keit, online über das Landesverwaltungsnetz Berichten und zum Export der Sachdaten nach auf die zentrale Forsteinrichtungsdatenbank MS Excel sind Standardfunktionalitäten eines zuzugreifen, dort bestimmte Datensätze für Forsteinrichtungswerkzeuges und müssen hier eine Bearbeitung auszuchecken und nach der nicht gesondert beschrieben werden. Bearbeitung durch den Außendienst wieder Der heute noch vielfach gebrochene Arbeitspro- einzuchecken. Die Arbeit mit den Forsteinrich- Abb. 3: Darstellung eines Geländeprofils und eines Höhenprofils entlang einer Profillinie zess der Datenerfassung (Vorkolorit, Datenbö- tungsdaten wird dabei durch ein Rollenkonzept gen, EDV-Eingabe, Kartographiearbeiten) kann geregelt. Der Datenaustausch erfolgt in Form Aus dem in NRW im Rahmen der Open-Data- grenzung von Schutzgebieten und geschützten künftig in einer Software von ein und derselben von GML-Dateien. Strategie frei verfügbaren Geländemodell Biotope aus der Landschaftsinformations- Person gemacht werden. Damit werden viel- (DGM1L) werden in der neuen Software für sammlung des LANUV, die Abgrenzung der fältige Fehlerquellen ausgemerzt. Überspitzt Das Forsteinrichtungswerkzeug wurde vom die Unterabteilung Höhenlage, Hangrichtung Wuchsgebiete und Wuchsbezirke, die Informa- formuliert könnte es zukünftig so sein, dass der Landesbetrieb Wald und Holz NRW in Zusam- und Hangneigung automatisiert abgeleitet. tionen zur Befahrbarkeit, die NavLog-Daten, die Forsteinrichter mit den Arbeiten fertig ist, wenn menarbeit mit einem externen IT-Konsortium, Am Bildschirm kann der Nutzer aus den Daten topographischen Karten, die Schummerungs- er den Waldbestand wieder verlässt. u. a. mit Beteiligung der RWTH Aachen, entwi- des DGM1L für eine ausgewählte Profillinie ein karte, die hochauflösenden Orthofotos (RGB ckelt und umgesetzt. Über eine Projektmanage- Geländeprofil darstellen, bei dem die Steigung und CIR) sowie die bereits genannten Daten Technisch ist das neue Forsteinrichtungswerk- mentgruppe waren alle Fachbereiche von Wald durch unterschiedliche Farbtöne visualisiert des Laserscanning (DGM, DOM und nDOM). zeug des Landesbetriebes Wald und Holz NRW und Holz NRW sowie IT.NRW in die Entwicklung wird. Da auch das Oberflächenmodell (DOM1L) zentral bei IT.NRW angesiedelt. Kernstück ist eingebunden. Diese Beteiligung reichte dabei und das Differenzmodell (nDOM) zur Verfügung In dem neuen Werkzeug werden viele Arbeits- stehen, kann neben dem Geländeprofil auch prozesse der Forsteinrichtung ganz oder die Höhe des Aufwuchses dargestellt werden. teilweise automatisiert. Das geht bereits bei Mit diesen Werkzeugen kann sich der Forstein- der Besitzstandserfassung los. Durch Ver- richter oder die Forsteinrichterin bereits vor der schneidung der ALKIS-Daten mit der Wald- Inventur im Wald einen ersten Überblick über einteilung der bestehenden Forsteinrichtung das Gelände und über die Struktur der aufzu- kann der Forsteinrichter die wahrscheinlich nehmenden Waldbestände verschaffen. zu berücksichtigenden Flurstücke mit weni- Bei der Inventur im Wald können die Daten gen Mausklicks vorauswählen. Die Software dann ebenfalls genutzt werden. Der Forst- bietet ebenfalls die Möglichkeit, Mitglieder- einrichter bekommt für die Arbeit mit dem listen von Forstbetriebsgemeinschaften oder mobilen outdoor-tauglichen Gerät ein so- Flurstückslisten einzulesen und darüber den genanntes „Datenprovider-Paket“. Das Paket Besitzstand herzuleiten. Das, was bisher mit enthält neben den Daten der zurückliegenden separaten EDV-Werkzeugen gemacht werden Forsteinrichtung (sofern vorhanden) auch alle musste, kann nun mit demselben Werkzeug für das entsprechende Gebiet verfügbaren erledigt werden, mit dem auch der restliche und relevanten sonstigen Daten. Dazu gehören Prozess bearbeitet wird. Die Software bietet zum Beispiel Informationen über den Stand mit der Funktion „Geometrieverbesserung“ der Landschaftsplanung, über vorhandene auch eine Möglichkeit, die bestehende Waldein- Naturwaldzellen, die ALKIS-Daten, die Daten teilung an die Flurstücksgrenzen automatisiert Abb. 4: Automatisiert erzeugte Forstbetriebskarte der forstlichen Bodenkartierung BK5F, die Ab- anzupassen. Das macht ein Neuzeichnen der
12 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 13 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 Sentinel-2 Satelliten eröffnen neue Möglichkeiten der Baumartenerkennung Berthold Mertens von der Abstimmung eines Pflichtenheftes mit „GRIPS-RLP“ ein vergleichbares Verfahren über die Entwicklung des Datenmodells bis hin realisiert hat. Für 2019 stehen Schulungen der Gemeinsam mit der GAF AG hat die Schwerpunktaufgabe Waldplanung, Waldinventuren, Wald- zur Anbindung an die bisherigen EDV-Syste- Forsteinrichterinnen und Forsteinrichter sowie bewertung des Lehr- und Versuchsforstamts Arnsberger Wald 2018 ein Pilotprojekt zur satelli- me von Wald und Holz NRW. Im Rahmen einer erste Schritte für eine Weiterentwicklung der tengestützen Baumartenerkennung umgesetzt. agilen Softwareentwicklung wurde die Software Software an. Schritt für Schritt entwickelt. In regelmäßigen Im Rahmen des Pilotprojekts hat die GAF AG können diese beiden Baumarten recht gut Abständen wurden Prototypen ausgeliefert und 2018 ein Verfahren zur automatisierten Er- unterschieden werden. von einem Projekt-Kernteam aus der Schwer- kennung der Baumarten Fichte, Buche, Eiche, punktaufgabe Waldplanung und dem Team IT/ Douglasie und Kiefer aus Fernerkundungsdaten Die entwickelten Karten können in dem oben Geodaten getestet. Sachkosten und Fremd- (vor allem aus Satellitenbildern) entwickelt und beschriebenen Forsteinrichtungswerkzeug Kli- leistungen für die Entwicklung wurden vom demonstriert. Testgebiet waren die Forstbe- maWIS.NRW-FE zur automatisierten Ableitung Umweltministerium durch Sonderzuweisungen triebsbezirke Aulgasse und Rodder des Re- von Baumartenzeilen im Rahmen der Forstein- an den Landesbetrieb getragen, Personalkosten gionalforstamts Rhein-Sieg-Erft. Anders als in von Wald und Holz NRW selbst. Die Projektlei- einem bereits laufenden Projekt sollte hier nicht tung lag bei der Schwerpunktaufgabe Waldpla- nur die Unterscheidung zwischen Laubwald, nung, Waldinventuren, Waldbewertung im Lehr- Nadelwald, Mischwald und Gehölz getroffen und Versuchsforstamt Arnsberger Wald. Die werden, sondern es sollte eine Karte mit dem Umsetzung erfolgt in fachlichem Austausch mit Vorkommen der oben genannten fünf Haupt- der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz, die baumarten automatisiert aus den Daten erstellt werden. Dafür wurde von der GAF AG ein maschinelles Lernverfahren entwickelt, bei dem die erkann- ten Strukturen in Satellitenbildern mit Struk- turen in Referenzflächen verglichen werden. Als Referenzflächen dienten Reinbestände der genannten Baumarten in den Forstbetriebs- bezirken Aulgasse und Rodder. Diese wurden von der Schwerpunktaufgabe Waldplanung, Abb. 1: Klassifikation der Waldtypen im Testgebiet, FF-Selektion 2018 Waldinventuren, Waldbewertung anhand der (vgl. Abschlussbericht der GAF AG vom 27. November 2018) Forsteinrichtungsdaten und anhand einer Vor- Ort-Prüfung mit den zuständigen Revierleitern richtung verwendet werden. Das heißt, dass ausgewählt und zur Verfügung gestellt. Forsteinrichterinnen und Forsteinrichter bei ihrer Inventur im Wald bereits vom Programm Die Ergebnisse zeigen, dass die Hauptbaumar- vorgeschlagen bekommen, welche Haupt- ten mit recht hoher Genauigkeit automatisiert baumarten mit welchem Alter, welcher Ertrags- aus Satellitenbildern abgeleitet werden kön- klasse und welchem Mischungsanteil in einem nen. In dem kleinräumigen Testgebiet werden Waldbestand vorhanden sind. Diese Angaben für dichtere Zeitreihen teils sehr hohe Werte können sie dann prüfen, korrigieren oder ganz erreicht (Douglasie 81 %, Buche 87 %, Eiche verwerfen. Abb. 5: IT-Struktur und Anbindung an bisherige EDV-Systeme von Wald und Holz NRW 89 %, Kiefer 91 %, Fichte 92 %). Dies war trotz der sorgfältigen Datenauswahl und der guten In der Darstellung auf der nächsten Seite ist die Abdeckung des Gebietes mit verwertbaren im herkömmlichen Verfahren erstellte Forst- Satellitenbildern nicht unbedingt zu erwarten. betriebskarte einmal der aus Satellitenbildern Als besonders wichtig für die Erkennung der abgeleiteten Karte gegenübergestellt. Hier hier untersuchten Baumarten erwies sich die wird deutlich, dass eine Forsteinrichtung auch Auswahl geeigneter Termine. So spielt zum zukünftig nicht nur am Bildschirm gemacht Beispiel der Zeitpunkt des Laubaustriebs für werden kann. Deutlich wird aber auch, dass die Unterscheidung zwischen Eiche und Buche die Fernerkundung gerade bei der Inventur von eine wichtige Rolle. Wenn zu diesem Zeitpunkt bisher nicht eingerichteten Gebieten eine große verwertbare Satellitenbilder vorhanden sind, Hilfe sein kann.
14 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 15 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 Ermittlung der Erholungsfunktion des Waldes Daniel Wagner Aktuell beschäftigen sich verschiedene For- schungseinrichtungen mit der Ableitung von Im Leitfaden zur Kartierung der Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes ist die Erholungs- Waldstrukturen aus Satellitendaten. Begünstigt funktion folgendermaßen definiert: wird dies dadurch, dass jetzt die Satellitenbilder „Eine besondere Erholungsfunktion leisten im regionalen Vergleich überdurchschnittlich der Sentinel 2-Satelliten kostenlos zur Ver- stark besuchte Wälder (Erholungsfunktionsstufe II). Eine darüber hinausgehende, außeror- dentliche Erholungsfunktion haben Wälder und Waldflächen, die so intensiv besucht werden, fügung stehen. NRW stellt zudem im Rahmen dass ihr forstliches Management maßgeblich von der Erholung mitbestimmt wird (Erholungs- der Open-Data-Strategie auch die Daten des funktionsstufe I).“ Laserscanning kostenlos zur Verfügung. Damit sind gute Voraussetzungen geschaffen, gerade in Nordrhein-Westfalen bei der automatisierten Die Ermittlung der Erholungsfunktion für Nord- Nach den Empfehlungen aus dem bundesein- Baumartenerkennung aus Fernerkundungs- rhein-Westfalen erfolgte in einem zweistufigen heitlichen Leitfaden wurde ein Verfahren ent- daten in den nächsten Jahren einige Schritte Verfahren. In einem ersten Schritt wurden von wickelt, dass im Wesentlichen auf einer vermu- weiterzukommen. 2016 bis 2017 Flächen mit einem Verdacht auf teten Korrelation von definierten Kriterien mit eine besondere Funktion für die Erholung digital der Waldbesucherzahl in angrenzenden Wald- Das Projekt wurde durch eine Sonderzuweisung abgeleitet. Dazu wurden 17 verschiedene Krite- gebieten basiert. Die zugrundeliegenden Daten des nordrhein-westfälischen Umweltministe- rien definiert und auf die gesamte Waldfläche stammen dabei aus einer Vielzahl von Daten- riums finanziert. Die Projektleitung lag bei der des Landes angewandt. Anschließend fand eine sätzen (Abbildung 1), die miteinander kombi- Schwerpunktaufgabe Waldplanung, Waldinven- Überprüfung und Anpassung der Erholungs- niert werden. Insgesamt wurden 17 verschie- turen, Waldbewertung des Lehr- und Versuchs- funktion durch die Forstbetriebsbeamtinnen dene Kriterien definiert, die auf eine Nutzung forstamts Arnsberger Wald. Mitgewirkt haben und Forstbetriebsbeamten des Landesbetrie- von Waldgebieten zum Zwecke der Erholung das Team IT/Geodaten aus Münster sowie die bes Wald und Holz statt. Das Verfahren wurde hindeuten oder eine Nutzung zum Zwecke der Leiter der Forstbetriebsbezirke Aulgasse und zunächst pilotiert und ab Juni 2018 landesweit Erholung attraktiv erscheinen lassen. Rodder des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft. angewandt. Amtliches Freizeitkataster NRW Topographisch- Kartographisches Wanderwege, Premiumwanderwege, Informationssystem Aussichtspunkte, Aussichtsturm, Kirchenruine/Klosterruine, Waldfläche, Wald, Gehölz, Vegetationsmerkmal, Ge- Schloss/Burg, Schloss/Burgruine, wässer, Fließgewässer, Stillgewässer, Freizeitanlage, Schutzhütte, Steingrab, Technische Sehenswürdig- Safaripark, Wildpark, Freizeitpark, Freilichttheater, keit, Wassermühle, Windmühle Abb. 2: Vergleich der nach dem herkömmlichen Verfahren erstellten Forstbetriebskarte mit der aus Satellitendaten abgeleiteten Karte Freilichtmuseum, Wochenend- und Ferienhausflä- che, Campingplatz, Grünanlage, Park, Kleingarten, Siedlungsflächen, Wohnbaufläche, Fläche ge- mischter Nutzung, Straßenachse, Fahrwegsachse, Sonstiges Parkplätze, Ortslage, Tagebau, Grube, Steinbruch, Radwegenetz, Staatlich anerkannte Industrie- und Gewerbeflächen, Landwirtschaftliche Kur- und Erholungsorte, Zensusdaten Nutzfläche, Sonstiges Recht, Truppenübungsplätze zur Einwohneranzahl und -verteilung, EU-Badegewässer, Navlog-Wege OpenStreetMap Abb. 1: Datengrundlage zur digitalen Ableitung von Waldflächen mit Ver- dacht auf eine besondere Funktion für die Erholung der Bevölkerung Gastronomie, Informationstafeln, Mülleimer, Wegekreuze, Schutz- hütten, Spielplätze, Bänke, Wege
16 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 17 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 Die Überprüfung der digital abgeleiteten Wald- durch Waldbesuchende angepasst. Die An- Lärmschutzwald wird kartiert, wo ein schüt- In einem ersten Schritt wurden die Schallquel- flächen mit einem Verdacht auf eine besondere sprüche an eine möglichst objektive Ermittlung zenswertes Objekt innerhalb der Grenzen eines len herangezogen, um damit Richtungs- und Funktion für die Erholung erfolgte durch die dieser Waldfunktion konnten, ohne die örtliche Schallpegelbereichs von entweder > 55 dB(A) Entfernungsraster zu erzeugen. Das Richtungs- Försterinnen und Förster in den jeweiligen Expertise in der Fläche außer Acht zu lassen, LDEN oder > 45 dB(A) LNight liegt. Dies sind auch raster enthält für jede Rasterzelle einen Wert Revieren. Zu diesem Zweck wurde eine brow- mit dem Verfahren erfüllt werden. die Bereiche, die bei der Lärmkartierung gemäß in Grad (0 bis 360). Dieser gibt die Richtung serbasierte GIS-Anwendung entwickelt, in 34. BImSchV (Bundeslärmschutzverordnung) zur nächstgelegenen Schallquelle an. Im der die klassifizierten Waldflächen nach Ihrer mit Isophonen-Bändern (Kurven gleicher Laut- Entfernungsraster enthält jede Zelle die Ent- vermuteten Bedeutung für die Erholung dar- Digitale Ableitung von Lärmschutzwald stärkepegel) dargestellt werden. Schützens- fernung zur nächstgelegenen Schallquelle in gestellt werden. Bei Abweichungen zwischen Im Rahmen der Neuerstellung der Waldfunk- werte Objekte liegen unter Anlehnung an § 47a Meter. In Abbildung 3 ist ein Entfernungs- und dem digital abgeleiteten Ergebnis und den tionenkarte wurde ein Verfahren ermittelt, mit BImSchG insbesondere in: Richtungsraster beispielhaft aufgeführt. Ent- Einschätzungen der ortskundigen Personen dem Lärmschutzwald automatisiert abgeleitet sprechende Rasterberechnungen wurden für fand eine Anpassung des Ergebnisses statt. Die werden kann. Das Verfahren wird im Folgenden n bebauten Gebieten, Bundesautobahnen, sonstige Straßen, Schie- Anpassungsprozesse wurden in der Anwendung skizziert. n öffentlichen Parks oder anderen ruhigen Ge- nenwege des Bundes und sonstige Schienen- dokumentiert und durch die Försterinnen und bieten eines Ballungsraums, wege vorgenommen. Förster begründet. Definition: „Wald, der dem Lärmschutz n der Umgebung von Schulgebäuden, Kran- dient, soll negativ empfundene Geräusche kenhäusern und anderen schutzwürdigen Durch das angewandte Verfahren wurde die Er- von Wohn-, Arbeits- und Erholungsbereichen Gebäuden und Gebieten, die dem Aufenthalt holungsfunktion landesweit nach einheitlichen durch Absenkung des Schalldruckpegels von Menschen dienen. Kriterien digital abgeleitet. Die ortskundigen dämpfen oder fernhalten. Neben dieser Forstbetriebsbeamtinnen und -beamten haben messbaren Schallminderung besitzen auch Jeder Wald zwischen dem zu schützenden Ob- diese Fläche überprüft und an die tatsächlich schmale Waldstreifen aufgrund der opti- jekt und der Schallquelle, in der die genannten örtlich vorhandene Frequentierung des Waldes schen Abschirmung der Lärmquelle eine Zielwerte überschritten werden, wird kartiert. subjektiv empfundene Dämmwirkung für die Dazu gehören auch Waldflächen, die angren- Betroffenen.“ (Leitfaden WFK 2015) zenden Wald mit besonderer Erholungsfunk- tion (siehe Abschnitt 3) vor Umgebungslärm Richtungsraster schützen (vgl. Sondergutachten des Rates von Grad 0 - 45 Sachverständigen für Umweltfragen 1999). 46 - 90 91 - 135 136 - 180 181 - 225 226 - 270 271 - 315 Im Leitfaden zur Kartierung der Schutz- und 316 - 360 Erholungsfunktion des Waldes heißt es zur Er- mittlung dieser funktionalen Waldfläche: „Die Abgrenzung vom Lärmschutzwald kann unter Einsatz von GIS-gestützten Verfahren erfolgen. Dabei werden die in der Lärmkartie- rung festgelegten Isophonen-Bänder mit dem vorhandenen Wald und den Schutzobjekt-Be- reichen verschnitten.“ (Leitfaden WFK 2015) Entfernungsraster Meter bis zur Schallquelle 0 1 - 710 711 - 1.776 Problematisch sind dabei jedoch Waldbereiche, 1.777 - 3.197 3.198 - 4.973 die sich zwar in den Isophonen-Bändern befin- 4.974 - 7.815 7.816 - 13.143 den und auch unmittelbar an ein Schutzobjekt 13.144 - 21.669 21.670 - 36.588 angrenzen, jedoch auf der schallabgewandten 36.589 - 90.582 Seite des Schutzobjektes liegen. Es wurde Abb. 3: Richtungs- und Entfernungsraster zur Ermittlung der daher nach einem Verfahren gesucht, mit dem relativen Lage von Schutzobjekt und Lärmquelle sich ausschließlich der Wald zwischen Schall- quelle und Schutzobjekt ermitteln lässt. Dies erforderte eine umfangreiche Datenanalyse und Abb. 2: Browserbasierte GIS-Anwendung zur Überprüfung der Erholungsfunktion -bearbeitung in mehreren Schritten: (Erholungsfunktions-APP)
18 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 19 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 Daneben wurden alle Schutzobjekte (ATKIS- angrenzenden Waldbereichen in Bezug auf eine lärms für die zu betrachtenden Lärmquellen Der Bereich innerhalb der Isophonen zwischen Objektartenauswahl) innerhalb der Schallpegel- potenzielle Lärmminderung unterschätzt. geschätzt. Als Wirkbereich ist in diesem Zu- Schutzobjekt und Lärmquelle dient als Such- bereiche selektiert und zur weiteren Analyse sammenhang die Breite aller Isophonen zu ver- raum für Wald mit einer besonderen Funktion aufbereitet. Den bearbeiteten Schutzobjekten Es wurde daher ein zusätzliches Verfahren stehen. Die halbe Breite der Isophonen um eine für den Schutz vor Umgebungslärm. wurden in einem Abstand von 10 m zusätzliche gesucht, mit dem der Suchbereich für Lärm- Bundesautobahn ist in der Regel geringer als Stützpunkte hinzugefügt. Die Werte aus dem schutzwald realistischer abgebildet werden 1.000 m. Bei allen übrigen Straßen ist der Wirk- In Abbildung 5 ist die Berechnung des dis- Richtungs- und Entfernungsraster wurden dann kann. Das ermittelte additive Verfahren geht bereich selten größer als 500 m. Vom Schutz- tanzabhängigen Winkels zur Definition des auf die Punkte übertragen. Den Punkten wurden dabei konzeptionell auf die Methodik zur Aus- objekt ausgehend wird ein ideeller Radius / eine Suchraums beispielhaft aufgeführt. Dem Wald weiterhin Angaben zur Lage im Raum (X- und weisung von Lärmschutzwald im Leitfaden zur Schenkellänge definiert, welche deutlich unter innerhalb der objektbezogenen Suchräume Y-Werte) hinzugefügt. Kartierung der Schutz- und Erholungsfunktion den Empfehlungen des alten Leitfadens liegen. wird eine besondere Funktion für den Schutz Aus diesen Punktinformationen der Schutz- des Waldes von 2003 zurück. Zur Ermittlung Es werden folgende Schutzbereiche definiert: vor Umgebungslärm zugewiesen. objekte konnten dann Linien in Richtung der des Lärmschutzwaldes wurden hier ideelle Be- Schallquelle erzeugt werden. Die Länge der trachtungsradien in Abhängigkeit des Straßen- n Bundesautobahnen 1.000 m, Mit dem skizzierten Verfahren wurden Waldbe- Linie entspricht der Entfernung des Punktes typs definiert. So wurde für Bundesautobahnen n Schienen des Bundes 1.000 m, reiche ermittelt, die eine besondere Leistung in zur Schallquelle. Auf Basis aller Linien eines der Wirkbereich des Straßenlärms auf 1.500 n alle anderen Straßen 500 m, Bezug auf die Absorption von Schallemissionen Schutzobjektes wurden dann Flächen berech- m festgelegt. Für alle übrigen vielbefahrenen n sonstige Schienenwege 300 m. erfüllen. net, die diese Linien begrenzen. Straßen wurden 1.000 m betrachtet. Die genannten Radien entsprechen der Schen- Das Ergebnis des Vorgehens ist beispielhaft in Die konzeptionelle Herangehensweise des im kellänge eines Dreiecks. Der vom Schutzobjekt Abbildung 4 aufgeführt. Durch das beschriebe- alten Leitfaden beschriebenen Verfahrens lässt ausgehende Winkel ist dabei nicht konstant, ne Vorgehen kann der Wald zwischen Lärm- sich grundsätzlich in einem Geoinformations- sondern wird in Abhängigkeit der Entfernung quelle und Schutzobjekt ermittelt werden. Im system automatisiert umsetzen. Dafür wird zur Lärmquelle für jedes Schutzobjekt geson- Ergebnis wird dabei jedoch die Leistung von zunächst der Wirkbereich des Umgebungs- dert berechnet: Abb. 5: Skizze und Formel zur Berechnung des ent- fernungsabhängigen Winkels Abb. 4: Beispielhafte Darstellung zur objektbasierten Ermittlung des Suchraums für Wald mit einer besonderen Lärmschutzfunktion
20 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 21 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 Verbundprojekt: Erhalt bzw. Steigerung der nachhaltigen Holzproduktion unter Nutzung von Baumarten aus anderen biogeografischen Regionen Norbert Asche und Lisa Stange Holz ist ein wichtiger nachwachsender Rohstoff, der u.a. in der Bau-, Möbel- und Energiewirt- schaft Verwendung findet. Der aktuelle Bedarf für die Menschen in NRW kann nur zu ca. 30 % durch die Holzernte in heimischen Wäldern gedeckt werden. Hier ist es sowohl aus ökologischen als auch aus ökonomischen Gründen sinnvoll, die Produktion in den heimischen Wäldern auf diesem Niveau zu halten bzw. zu steigern. Ob dies in Zukunft möglich ist, ist ungewiss, Jahren. weil die Waldzustandserhebung auf erhebliche Am 19. April 2018 wurde in Lemgo eine Fach- Beeinträchtigungen der Vitalität der Wald- tagung zum Thema mit rund 100 Teilnehmern bäume hinweist, bisher unbekannte Pilze zum ausgerichtet. Abb. 1: Anlage der Kulturen bei Temperaturen auf der Fläche von ca. 30°C, 20. April 2018 Absterben wichtiger Waldbaumarten führen und Veränderungen von Standortmerkmalen Im Frühjahr 2018 wurden angepflanzt: durch Bodenversauerung und Trockenstress die Produktivität der Wälder beeinflussen. Nadelhölzer: Atlaszeder (Cedrus atlantica), Abb. 2: Kultur der Edelkastanie in Stemel, 5. Juli 2018 Küstentanne (Abies grandis), Hemlocktanne Welche dramatischen Auswirkungen Trocken- (Tsuga heterophylla), Küstenmammutbaum stress auf unsere Wälder hat, wurde im tro- (Sequoia sempervirens), Gebirgsmammutbaum cken-heißen Jahr 2018 deutlich. Insbesondere (Sequoiadendron giganteum), Sicheltanne die Fichte ist auf mehreren Tausend Hektar (Cryptomeria japonica) – aufgrund von Liefer- durch Trocknis und Borkenkäferbefall abge- schwierigkeiten Pflanzung im Frühjahr 2019: storben. Und bei dem erwarteten Klimawandel Araukarie (Araucaria araucana); wird das Risiko, mit der Fichte erfolgreich zu wirtschaften, eher zu- als abnehmen. Laubhölzer: Baumhasel (Corylus colurna), Ess- kastanie (Castanea sativa), Platane (Platanus Um auch in Zukunft die Holzproduktion zu acerifolia), Orientbuche (Fagus orientalis). sichern, ist es erforderlich, vitale, standort- gerechte Baumarten aus anderen biogeografi- Ein erstes Ergebnis der Untersuchung ist, dass schen Regionen am Waldaufbau zu beteiligen die im April angelegten Kulturen (26 ha) trotz und in unsere Wälder zu integrieren. Während der extremen Trockenheit gut angewachsen die Kenntnisse über den Anbau von Douglasien, sind, einige Baumarten erstaunliche Höhenzu- Lärchen und Roteichen recht gut sind, ist das wächse zeigen und lediglich Küstenmammut- Wissen über andere in ihrer Heimat leistungs- baum, Platane und Baumhasel mit 20–50 % starke Baumarten (u.a. Küstenmammutbaum, überdurchschnittliche Ausfallraten aufweisen. Westliche Hemlock, Küstentanne, Atlaszeder, Edelkastanie) noch unzureichend. Über die Ergebnisse der Etablierungsphase der Kulturen dieser Baumarten aus anderen bio- Um die Kenntnisse über die Vitalität, Wuchsleis- geografischen Regionen wird auf einer Tagung tung und waldbauliche Behandlung zu verbes- im Jahr 2020 ausführlich informiert. Abb. 3: Atlaszeder, vital mit ca. 12 cm Jahres- sern, wird vom Bundesministerium für Ernäh- zuwachs, 13. September 2018 rung und Landwirtschaft über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) ein Projekt im Arnsberger Wald und im Weserbergland ge- fördert. Projektpartner ist der Landesverband Abb. 4: Vorstellung des Projekts zur Tagung am 19. April 2018 Lippe. Das Fördervolumen beträgt insgesamt 1,2 Mio. Euro für die Projektlaufzeit von drei
23 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 Industriebrachen im Ruhrgebiet – Entwicklung von Waldbeständen Henning Witt, Bertram Leder Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park von 1995 wurde das Projekt „Restflächen in der Industrielandschaft“, später auch „Industriewald-Projekt“ genannt, begon- nen. 2001 wurden hierfür sechs verschiedene Dauerbeobachtungsflächen auf dem Gelände der ehemaligen Zechen Alma, Rheinelbe und Zollverein angelegt und getrennt nach verschiedenen Modulthemen erstmalig untersucht. Nach mehreren Jahren Unterbrechung konnte derart gerichtete Entwicklung jedoch auf- das Industriewald-Projekt im Sommer 2017 grund menschlicher Einflüsse nicht erkennbar, fortgesetzt und in der gleichen Modulaufteilung oder es ist noch unklar, ob die Fläche bedingt erneut untersucht werden. Zu diesen Modulen durch die anthropogen überformten Boden- gehören „Boden“ (Ruhr-Universität Bochum), typen die dafür notwendigen Voraussetzungen „Fauna“ (Fa. Hamann und Schulte), „Flora/ mitbringt. Daher können mit der Fortführung Vegetation“ (Biologische Station westliches noch ausstehender und dem Beginn weiterer Ruhrgebiet e.V.) und „Waldstruktur“ (Wald und Untersuchungen durch die Schwerpunktauf- Holz NRW, Schwerpunktaufgabe Waldbau und gabe Waldbau und Forstvermehrungsgut im Forstvermehrungsgut). Modul „Waldstruktur“ die Erkenntnisse, wie die Wiederbewaldung und Waldentwicklung auf In- Für die Projektfortsetzung 2017 mussten zu- dustriebrache- und Haldenstandorten abläuft, nächst die alten Dauerbeobachtungsflächen in den nächsten Jahren weiter vervollständigt wieder eingemessen werden, um allen Modulen werden. den Wiedereinstieg zu ermöglichen. Zu den Zielen des Moduls „Waldstruktur“ gehörten die Erforschung des Entwicklungsgangs von Wald- beständen auf brachgefallenem Industriegelän- de und die Einschätzung des dort möglichen Wuchspotenzials der Bäume. Hierfür erfolgte dann nach 16 Jahren eine angepasste Wieder- holungsaufnahme. Besonderes Augenmerk galt dabei den Gehölzarten mit ihrer Durchmesser-, Stammzahl- und Höhenentwicklung. In der wei- teren Auswertung wurden auch die Entstehungs- art der Gehölze und der Totholzanteil betrachtet. WALDBAU Neben der Erhebung von Messdaten wurde die Flächenentwicklung zudem mit Fotos (vgl. Ab- bildungen 1 und 2) dokumentiert. Abb. 1: Rheinelbe III (2001) – Noch deutlicher Vorsprung der Birke in Zahl und Wuchs UND Mittels der Messungen von 2001 und 2017 konnte insgesamt die Entwicklung einer Vielzahl FORSTVERMEHRUNGSGUT von Gehölzarten auf den Dauerbeobachtungs- flächen erfolgreich beobachtet und bezogen auf die einzelne Art interpretiert werden (vgl. Ab- bildungen 3 und 4). Dabei wurden anthropogen oder abiotisch verursachte Besonderheiten auf einzelnen Flächen nicht außer Acht gelassen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich einige der be- trachteten Versuchsflächen jeweils typischen, aufeinanderfolgenden Stadien der Sukzession zuordnen lassen und auch eine begrenzte Prognose ihrer nächsten Entwicklungsstadien Abb. 2: Rheinelbe III (2017) – Erkennbarer Anstieg der Ahorn-Stammzahlen, möglich ist. In den anderen Fällen ist eine Höhen und Durchmesser
24 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 25 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 35 2800 Stand des Projekts „Förderung der Weißtanne in NRW“ 30 2400 Karoline Flume 25 2000 Die Weißtanne ist eine mögliche Ersatzbaumart der Fichte im Klimawandel und kann letztere Stammzahl / ha insbesondere dann ersetzen, wenn der Boden feuchter oder das Lokalklima wärmer und trocke- BHD (cm) ner ist, als für die Fichte jetzt und in Zukunft geeignet ist. Die Baumart Weißtanne spielt daher 20 1600 eine wichtige Rolle im neu vorgestellten Waldbaukonzept Nordrhein-Westfalens und ist darin als Mischbaumart an fünf Waldentwicklungstypen (WET) beteiligt; schwerpunktmäßig im WET 88 15 1200 Tannenmischwald. Drittes Quartil Die Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forst- 10 800 vermehrungsgut (SPA W&F) betreut bereits seit Erstes Quartil 2016 das Projekt „Förderung der Weißtanne in 5 400 Mittelwert Nordrhein-Westfalen“. Ziel des Projekts ist es, mittels Erkenntnissen aus der Forschung und Stammzahl je ha aus Praxisversuchen die Chancen und Grenzen 0 0 dieser Baumart in NRW auszuloten und Know- n e l el Sa der e de ds n e el le r e ge de how zum erfolgreichen Waldbau mit der Weiß- rk os ch or or ch as pp Er ei ie bi un ie ah ßd -R Es irs u- H W Pa tr nd sfl rg ol ra ei tanne praxisgerecht zu vermitteln. Das Projekt nk ar ng W H Be G un H be S. rli r H au setzt sich aus den vier ineinander übergehen- te te Ro Tr et hm A. den Projektzweigen „Grundlagen“, „Waldbau“, Sc „Forstliche Genressourcen“ sowie „Anpassung Abb. 3: Rheinelbe III (2001) – Bestand mit noch geringerem Artenumfang, kleineren Durchmessern und im Wachsen begriffenen Stammzahlen von Rahmenbedingungen und Wissensver- mittlung“ mit unterschiedlichsten Teilaspekten 35 2800 zusammen. Um herauszufinden, wo in NRW Weißtannen 30 2400 bereits über einen längeren Zeitraum überlebt haben, werden im Projektzweig „Grundlagen“ 25 2000 seit 2016 die Weißtannenvorkommen im lan- Abb. 1: Weißtannennaturverjüngung in Mischung mit Buche und Fichte im Stammzahl / ha deseigenen Forstbetrieb ab Alter 60 aufgesucht Habichtswald (Münsterland) BHD (cm) und nach bestimmten Kriterien erfasst. Die 20 1600 Erfassung wurde dieses Jahr in den Regional- Im Projektzweig „Wissensvermittlung“ war die forstämtern Hochstift, Siegen-Wittgenstein und SPA W&F auf verschiedenen Ebenen aktiv: 15 1200 Kurkölnisches Sauerland fortgesetzt, sodass Als Kooperationspartner hat Wald und Holz sie nun im Landesteil Westfalen kurz vor dem NRW gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Drittes Quartil Abschluss steht. Im Zuge der Erfassung wird Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) zwei gut 10 800 zudem darauf geachtet, ob die aufgesuchten besuchte Veranstaltungen im Mai 2018 der Erstes Quartil Weißtannenbestände den Mindestkriterien für durch die FNR geförderten ANW-Weißtannen- 5 400 Mittelwert eine Erntezulassung genügen. Bei qualitativ offensive vorbereitet und durchgeführt. In zufriedenstellenden Beständen werden solche einer Mischung aus Theorie und Praxis wurde Stammzahl je ha formlos der Zulassungskommission gemeldet; Wissenswertes zur Verwendung von Tannen- 0 0 diese kann dann potenziell geeignete Bestän- holz, zu Herkunftsfragen und zu waldbaulichen n e l el Sa der e de ds n e el le r Be che ge de rk os ch or or de gezielt bei einer Zulassungsbereisung in Aspekten vermittelt; im Exkursionsteil wurden as pp Er ei ie bi un ie ah ßd -R Es rs u- H W Pa tr nd sfl ki rg ol ra ei ar Augenschein nehmen. Dies geschieht quasi als schwerpunktmäßig Möglichkeiten vorgestellt, ng en W H G un rH S. rli b H au te Kollateralnutzen für den Projektzweig „Forst- wie die Weißtanne im Bestand durch Saat oder te Ro Tr et hm A. liche Genressourcen“. Pflanzung etabliert werden kann. Veranstal- Sc tungsorte waren das Regionalforstamt Hoch- Abb. 4: Rheinelbe III (2017) – Bestand nach zumeist deutlichem Zuwachs der Durchmesser und Stammzahlen einer gewachsenen Zahl von stift und der Forstbetrieb Schloss Neuenhof. Gehölzarten
26 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 27 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 Bhd [cm] 100 90 WTa2018 WTa 2012 und WTa 2018 Auch 2018 erreichte die SPA W&F erneut posi- Um eine erfolgreiche Weißtannensaat durchzu- Durchmesserentwicklung tives Feedback aus der Praxis zum Verfahren führen, ist eine Bodenverwundung zur Freile- WTa2012 (auf Frischdurchmesser 80 der manuellen Plätzesaat der Weißtanne. Das gung des Mineralbodens nahezu unumgänglich. korrigiert mit Rinde) Verfahren war 2016 von der SPA auf der Tagung Die manuelle Plätzesaat bietet für kleinstflächi- 70 des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttech- ges Vorgehen eine gute Lösung. Soll die Weiß- nik e.V. (KWF) in Roding vorgestellt und 2017 tanne hingegen streifen- oder flächenweise 60 in der Broschüre „Weißtanne – gesät statt ge- gesät werden, sind die Möglichkeiten menschli- pflanzt – Anleitung zur manuellen Plätzesaat“ cher Muskelkraft schnell begrenzt. Eine flächige 50 in schriftlicher Form veröffentlicht worden. Befahrung mittels schwerer Maschinen ist Das Verfahren wurde und wird sowohl außer- allerdings weder sinnvoll noch in den Zertifizie- 40 halb Nordrhein-Westfalens durch Forstleute rungssystemen gestattet. und Waldbesitzende anderer Bundesländer 30 angewendet als auch im eigenen Bundesland Als Alternative dazu können pferdegezogene im Rahmen der Privat- und Kommunalwald- Bodenverwundungsgeräte dienen. Die SPA W&F bereitet in Kooperation mit verschiede- 20 betreuung und der Staatswaldbewirtschaftung von einigen Innovationsfreudigen mit Erfolg nen Partnern, die Flächen, Pferde und Technik umgesetzt. Wie auch bei anderen neueren Ver- beisteuern, mehrere Versuche vor, in denen 10 fahren, bedarf es etwas Gewöhnungszeit und streifenweise oder kleinflächig mit Pferde- und erfolgreicher Vorbilder, bis sich ein Verfahren Manpower Weißtannensaaten durchgeführt 0 werden. Dabei soll zusätzlich noch Weißtannen- 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 als gängige Vorgehensweise etabliert hat. saatgut zweier bestimmter Herkünfte ver- Abb. 3: Entwicklungsgang des Brusthöhendurchmessers (BHD) der beiden Weißtannen zeit ihres Lebens Mit der zunehmenden Bedeutung der Weißtan- wendet werden. So kann später nicht nur die ne als Baumart des Klimawandels steigt auch Wuchsleistung einer thüringischen und einer das Interesse der Waldbewirtschaftenden an rumänischen Herkunft unter nordrhein-west- waldbaulichem Know-how zur Weißtanne. So fälischen Bedingungen verglichen werden, son- Über einen Werkvertrag wurde mittels einer n Die Evaluationsergebnisse sollen in einen erhielt das Seminar „Waldumbau durch manu- dern die Wuchsleistung kann auch noch mit den Stammscheibenanalyse exemplarisch der Waldwissen.net-Artikel zur Tannenplätzesaat elle Plätzesaat von Weißtanne und Buche unter Ergebnissen eines länderübergreifenden Ver- Wachstumsgang zweier alter Weißtannen einfließen, dessen Veröffentlichung für Früh- Fichtenschirm“ eine sehr gute Beurteilung suchs mit denselben und weiteren Herkünften verglichen, die verschiedenen Standorten im jahr 2019 geplant ist. durch die Teilnehmenden und wird im nächsten referenziert werden. So gehen die Aktivitäten Sauerland entstammen. Ein ca. 141-jähriger n Die Durchführung von Saatversuchen mittels Jahr wieder im forstlichen Fortbildungspro- der Projektzweige „Waldbau“ und „Forstliche Baum wurde 2012 im Arnsberger Wald gefällt, pferdegezogener Bodenverwundungsgeräte gramm angeboten. Genressourcen“ fließend ineinander über. der andere ca. 138-jährige Baum 2018 in Brede- wird fortgesetzt. lar vom Sturm „Friederike“ geworfen. Anhand n Über die Sektion Waldbau des Deutschen der Durchmesserentwicklung lässt sich die Verbandes Forstlicher Forschungsanstal- historische Entwicklung beider Bäume in drei ten (DVFFA) sollen die Möglichkeiten eines Lebensphasen unterteilen (vgl. Abbildung 3): Weißtannenverbundversuchs unter der eine wachstumsfreudige Phase in der Jugend, Beteiligung möglichst vieler Forschungs- ein nur mäßiger Zuwachs im mittleren Alter und anstalten eruiert werden. Sofern möglich, eine sehr beachtliche Zuwachssteigerung im sollen Fördermittel der FNR genutzt werden. höheren Alter ab etwa den 1980er-Jahren. Die Ziel des Versuchs soll sein, mehr über die An- gute Reaktionsfähigkeit und Resilienz auch im baumöglichkeiten der Weißtanne außerhalb hohen Alter sind Artmerkmale der Weißtanne. ihres nacheiszeitlichen Verbreitungsgebiets herauszufinden. Für 2019 sind im Rahmen des Projekts weitere n Die Erfassung der Weißtannen ab Alter 60 im Aktivitäten zur Weißtanne in Planung und Vor- landeseigenen Forstbetrieb soll im Rhein- bereitung: land stattfinden. Dabei wird weiterhin nach potenziell zulassungsfähigen Erntebeständen n In den Versuchsflächen der Tannenplätze- Ausschau gehalten. saat soll die Überlebensrate der ein-, zwei-, drei- und vierjährigen Jungtannen nach dem diesjährigen Dürrejahr evaluiert werden. Abb. 2: Weißtannensämlinge aus manueller Plätzesaat zu Beginn ihrer dritten Vegetationsperiode. Zu erkennen ist der Austrieb des ersten Seitenasts.
28 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 29 Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald – Leistungsbericht 2018 Saatgutvermarktung in NRW Johannes Jesch und Martin Rogge Die Schwerpunktaufgabe Waldbau und Forstvermehrungsgut des Lehr- und Versuchsforstamts Die Kooperation mit den Forstämtern und die Arnsberger Wald unterstützt die Kunden mit Liefermöglichkeiten und durch Vermittlung von gute Zusammenarbeit sind Garanten für das Erntemöglichkeiten von hochwertigem Saat- und Pflanzgut als Grundlage erfolgreicher, zu- Ergebnis. kunftsorientierter und klimaangepasster Waldwirtschaft. Aufgrund der extremen Wetterentwicklung Waldbesitzer, Baumschulen, Saatguthandel, Weitere Arbeitsbereiche im Betrieb sind die Ver- 2018 wurde neben der Beerntung zahlreicher Behörden, Forschungseinrichtungen und Bür- marktung von Produkten aus Samenplantagen, Saatgutbestände auch die Beerntung der ger werden zu Fragen rund um das Saat- und Mutterquartieren von autochthonen Weiden- Samenplantagen und Mutterquartiere zur He- Pflanzgut unserer Gehölze informiert. Kernthe- und Pappelvorkommen, aus eigenen Ernten rausforderung, da Reife- und Erntezeitpunkt die men des Arbeitsbereichs „Forstvermehrungs- nach der Aufarbeitung und die Lagerung von verfügbaren Erntefirmen und deren Mitarbei- gut“ sind Prognosen zu Blüh- und Ernte- Gehölz-Saatgut aus dem landeseigenen Wald tenden an die Grenzen der Machbarkeit führten. aussichten von Saatgut, die Beurteilung der von Wald und Holz NRW. Versorgungssituation, eine Qualitätsbeurteilung Eine weitere Herausforderung lieferte die Imple- von Saat- und Pflanzgut und die Vermarktung Die vorhandenen Vermarktungswege wurden mentierung einer innovativen Saatgutvermark- von Vermehrungsgut. mit der Inkraftsetzung der Betriebsanweisung tungssoftware zur Professionalisierung der Ver- zur Vermarktung von Vermehrungsgut aus marktungsabläufe im Herbst 2018. Anfragen, Die Beratung über dem Landeswald in Nordrhein-Westfalen am Kundenberatungen, der Versand von Angebo- n Techniken rund um die Ernte, 14.11.2017 durch eine geänderte Vorgehenswei- ten, Auftragsbestätigungen, die Erstellung von n Aufarbeitung, se, die die aktuellen Marktentwicklungen noch Lieferpapieren sowie die Rechnungslegung und n die Lagerung von Saatgut, stärker berücksichtigen konnte, neu ausgerich- Lagerbuchhaltung werden in der dynamisch n die Marktentwicklung, tet. entwickelten Software abgebildet. Entscheiden- n Anzuchtverfahren in Baumschulen, de Beiträge der IT-Abteilung aus Münster bei n die Sicherung von Qualitätsstandards, Nach intensiver Information der Kunden und der Programmentwicklung sorgen für eine stete n die genetische Vielfalt, einer breit aufgestellten Kommunikation inner- Aktualisierung des Projekts. Abb. 2: Profi bei der Ernte von Küstentannensaatgut im RFA Niederrhein n Anpassungsfähigkeit halb von Wald und Holz NRW wurde zu Beginn sowie Tipps zu Herkunftseignung, zur Identi- des Jahres 2018 die Vermarktung der Ernte- Die Veränderungen durch die Rahmenbedin- tätssicherung des Saat- und Pflanzgutes und rechte in allen 272 für die Saatguternte zugelas- gungen, die die Betriebsanweisung Saatgut mit von Gehölzen gehören ebenfalls zu unseren senen Waldbeständen beworben. sich gebracht hat, dazu die guten Lagerbestän- Aufgaben. de in den Kühlhäusern in Arnsberg und eine Vollmast aller Baumarten bei großer Nachfrage der Kunden aus allen Bundesländern haben Wald und Holz NRW ein außergewöhnlich posi- tives Ergebnis im Jahr 2018 erreichen lassen. Aber der wesentlichste Aspekt für den Erfolg im Erntebestand – der Kontakt mit allen Kunden im steten Dialog im Erntebestand, genauso wie am Telefon und am Rechner – ist der Garant für eine erfolgreiche Vermarktung von einem kost- baren Produkt aus der Natur. Dieses Produkt ist das Fundament für die nächste Phase im wald- Abb. 3: Saatgutkoordinatoren, Saatgutbeauftragte und Ernteprofis von Wald baulichen Wertschöpfungsprozess. und Holz NRW tragen wesentlich dazu bei Abb. 1: Ernteprofis in 50 m Höhe bei der Weißtannenernte in Schanze, Regionalforstamt Oberes Sauerland. WDR Dokumentation, Saatguternte in Schanze, 2018
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