Hitze und Wasser Trinkwasserversorgung im heißen Sommer 2018
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ZEITSCHRIFT DER ÖSTERREICHISCHEN VEREINIGUNG FÜR DAS GAS- UND WASSERFACH UND DES FACHVERBANDES DER GAS- UND WÄRMEVERSORGUNGSUNTERNEHMUNGEN Hitze und Wasser Trinkwasserversorgung im heißen Sommer 2018 Durchflusszytometrie in der Wasserversorgung | LNG: Die Zukunft nimmt Fahrt auf | Gas sichert Stromversorgung | Fernkälte: massiver Ausbau | Biomasse in der Energie- versorgung | Serie: Champions der nachhaltigen Fernwärme: TIGAS IT in der Energieversorgung | Sicherheitsrohrsysteme aus Kunststoff | Drucksicher- heitsventile in Erdgasreduzierstationen | Kampf dem Plastikmüll im Meer ÖVGW Werkleitertagung Wasser in Schladming | 5 th EU Water Conference in Wien | Blockchain in der Energiewirtschaft Generation Blue: Videos zum Wasserkreislauf | FGW Zahlenspiegel 2018 P.b.b. – MZ 18Z041331 M 5 /2018
S IN E SS. MEIN BU MEIN TA RIF . h S ie uns e re Tarif-Vielfalt c Entdecken au : wienenergie.at/business ss für Ihr Busine SonnenStrom Energie-Tarife für jeden e Bedarf und jed e ensg röß Unternehm MEGA NachtStrom Float Cap www.wienenergie.at Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria. Wasserkraft 43,40 % Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG Windenergie 10,45 % im Zeitraum 1.1.2017 – 31.12.2017 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle feste oder flüssige Biomasse 3,47 % angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Gemäß § 78 Sonnenenergie 1,04 % Abs. 2 ElWOG 2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der Strom- Erdgas 40,63 % erzeugung in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Die sonstige Ökoenergie 1,01 % Herkunftsnachweise stammen zu 100 % aus Österreich. Unsere Lieferungen CO2-Emissionen 134,88 g/kWh sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle. radioaktiver Abfall 0,00000 mg/kWh Das Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraft werken zur gleich- zeitigen Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt.
HEFT 5/2018 – 15. JAHRGANG / 85. AUSGABE – 8. OKTOBER 2018 INHALT FACHFORUM THEMA Hitze und Wasser 6 Kein „Sommer wie damals“: Die Sommermonate bleiben mittlerwei- le offenbar Jahr für Jahr anders. Erneut wurde an Rekorden gekratzt. Welche Auswirkungen hat all das auf die Wasserversorgung? Klimawandel: sichtbare Auswirkungen auf Grundwasser-Stand 11 BMNT unterstützt Projekte zur Erhöhung der Versorgungssicherheit FACHFORUM INNOVATIONSFORUM BOKU Wien 16 IT in der Versorgungswirtschaft 29 Durchflusszytometrie in der Wasser Energieversorgung der Zukunft ist digital versorgung Hagenberg: FH-Studiengang Energy Informatics Interview mit Studiengangsleiter Schaffer 30 LNG im Schiffsverkehr 18 Die Zukunft nimmt Fahrt auf Sicherheitsrohrsysteme aus Kunststoff 32 Unverzichtbar bei extremer 20 Die thermische Absicherung 34 Hitze und Kälte Drucksicherheitsventile in Erdgasreduzier- Gaskraftwerke sichern stationen Stromversorgung Plastikmüll im Meer – Kampfansage mit 38 Großprojekte in Wien, Linz und St. Pölten 22 österreichischer Beteiligung Fernkälte: massiver Ausbau Biomasse in der 24 VERANSTALTUNGSFORUM Energieversorgung Der Stellenwert von Holz imh: Blockchain in der Energiewirtschaft 39 Serie: Champions der n achhaltigen Fernwärme 26 5th EU Water Conference in Wien 41 Teil 4: TIGAS Fernwärmetransportschiene Innsbruck–Wattens ÖVGW Werkleitertagung 2018 42 in Schladming Forum für aktuelle technische KOLUMNEN UND RUBRIKEN und organisatorische Fragen Editorial 5 ÖVGW auf der Kommunalmesse in Dornbirn 44 Impressum 37 Veranstaltungskalender 44 VERBÄNDEFORUM im Focus 45 FGW Zahlenspiegel 2018 46 Präsidententreffen 47 Ende der Stromwende? Gas und Fernwärme DVGW–ÖVGW–SVGW in Österreich Generation Blue 46 Zuerkennung der ÖVGW- 47 Wasserkreislauf-Videos Qualitätsmarke FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018 3
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EDITORIAL www.denso.de Hitze, Wasser, Strom – und Digitalisierung Führender, weltweit agierender Anbieter für Korrosionsschutz-Produkte und innovative Dichtmittel. O b nun Rekord oder doch nicht ganz oder in Teilberei- chen – nach einem Sommer wie diesem darf es nicht Wunder nehmen, wenn eine Fachzeitschrift der Versor- gungswirtschaft die Hitze zum Thema macht: Lang anhaltend www.gmt.de hohe Temperaturen und das Ausbleiben von Niederschlägen Kompetenter Partner für stellen naturgemäß eine Herausforderung für die unterbre- Gasmess- und Regeltechnik in der Erdgasversorgung. chungsfreie Bereitstellung von Trinkwasser in ausreichender Menge dar. Das ist auch der Branche in einem von der Natur be- günstigten Land durchaus bewusst, und sie sorgt entsprechend vor. Dank dieser Vorsorge kam es zu keinen nennenswerten Ver- sorgungsengpässen. Wir informieren anhand von Beispielen aus verschiedenen Regionen über die Lage. Wie sich die Wit- terungsverhältnisse auf die Verbräuche konkret auswirkten, ist info@ipu.co.at Gegenstand einer Analyse an der BOKU Wien, deren Ergebnisse • RMA – Pipeline Equipment voraussichtlich am ÖVGW-Symposium Wasser im Jänner 2019 • GHIBSON – Absperrklappen • HUBER – Druckmessgeräte veröffentlicht werden. • BERNARD – Stellantriebe Darüber hinaus besteht – und auch das hat der heurigen Som- mer gezeigt – ein (auf den ersten Blick vielleicht nicht so evi- denter) Zusammenhang zwischen Hitze und Gasverbrauchsstei- gerung. Extrem hohe Temperaturen bewirken nämlich ebenso wie Extremwerte unter Null niedrige Pegelstände der Flüsse und www.pipelife.at damit einen Rückgang der Stromerzeugung aus Wasserkraft – Kunststoff-Rohrsysteme von Pipelife was, vor allem wenn sich dazu noch Flauten gesellen, durch – diese starken Lebensadern sorgen den Einsatz von Gaskraftwerken kompensiert werden muss. Die für eine sichere Gasversorgung. Heute und in Zukunft. Erkenntnis, dass Gas einen unverzichtbaren, stabilen Partner der Erneuerbaren hinsichtlich Versorgungssicherheit darstellt, bedarf also nicht nur der Erfahrung kalter Winter (wie beispiels- weise jenem von 2016/17), sondern ist auch in heißen Sommern zu gewinnen. www.vc-austria.com Weitgehend unabhängig von Witterung und Außentemperatu- www.tpa-kks.at ren hingegen vollzieht sich – man erzählt hier nichts Neues – Seit über 40 Jahren führender An- bieter von Kathodischen Korrosions- die unaufhaltsame Digitalisierung der Unternehmensprozesse schutzsystemen für Rohrleitungen, auch in der Energie- und Trinkwasserversorgung. Diesem wei- Behälter und Stahlbetonbauwerke. ten Themenfeld wollen wir künftig unter dem Schlagwort „IT in der Versorgungswirtschaft“ Platz im InnovationsForum geben und in lockerer Abfolge Beiträge zu unterschiedlichen Aspekten bringen. In der vorliegenden Ausgabe stellen wir den Studien- gang Energy Informatics an der FH Oberösterreich vor. FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018 5
FACHFOR UM : THEMA Foto: shutterstock.com Kein Sommer wie damals Die Sommermonate bleiben mittlerweile offenbar Jahr für Jahr anders. Erneut wurde an einigen Rekorden gekratzt. Welche Auswirkungen hat all das auf die Wasserversorgung? Mag. Christian Fell und Mag. Erich J. Papp Er kam uns wieder einmal wie ein Rekordsom- Sommerlichstes Sommerhalbjahr seit 1767 mer vor, wenn er auch nicht die durchschnitt- lichen Höchstwerte anderer Jahre erreichte: In Den veröffentlichten Daten der Zentralanstalt Österreich verzeichneten wir den viertheißes- für Meteorologie und Geodynamik ZAMG las- ten, in Deutschland den zweitheißesten Som- sen sich weitere Besonderheiten des Sommers mer der Geschichte. Überdies ließen uns die 2018 entnehmen. Sie hängen allerdings sehr vier heißesten Sommer aller Zeiten (also seit es davon ab, wen man fragt. Je nach Standort gab Messungen gibt – die ältesten Aufzeichnungen es in Österreich zwei bis drei Mal so viele Hitze- umfassen die letzten 252 Jahre) und insgesamt tage (über 30 °C) als im „vieljährigen Mittel“. In sechs der zehn heißesten Sommer allesamt den meisten Großstädten konnten die Höchst- in den letzten 15 Jahren schwitzen. Nach dem werte von 2015 oder 2003 nicht übertroffen wer- Spitzenreiter 2003 häuften sich die tropischen den. So erreichte die Wiener Innenstadt dies- Ausreißer nach oben zuletzt 2015, 2017 und mal 42 Hitzetage (gegenüber 46 im Jahr 2015), 2018. Ausreißer? Wer daran glaubt und immer Linz und Salzburg brachten es auf 34, Graz noch bezweifelt, dass uns die globale Wetter- auf nur 24 – bei Rekorden von jeweils über 40. lage zunehmend einheizt, ist entweder gene- Dazu können die hitzegeplagten Einwohner rell sehr schwer von etwas zu überzeugen oder von Hohenau an der March nur müde lächeln, residiert möglicherweise am anderen Ende der sie erzielten mit 51 Hitzetagen 2018 eine neue Erdscheibe in einem gut klimatisierten weißen Höchstmarke, die schon knapp an das absolu- Haus. te österreichische Maximum (56 Hitzetage in 6 FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018
FACH F O RUM : T HEM A Leibnitz 2003) herankommt. Doch haben Sie Von Wein zu Wasser Wien schon bei Tropennacht gesehen? Heuer gab es 41 Gelegenheiten dazu – neuer Rekord. Landwirte wissen, dass dies ein außergewöhn- Wieder einmal wartete der Sommer auch mit liches Jahr war: Nach einem langen und kalten – zumindest gefühlt – zahlreichen Unwettern Winter überholte sich die Vegetation in der da- und Überschwemmungen auf. Im Gegensatz rauffolgenden Wärmeperiode selbst und be- zum überdurchschnittlichen Frühjahr gab es scherte bei vielen Erzeugnissen extrem schnel- allerdings laut Meteorologen sommers sogar le Reifung. Der Schwarze Holunder brauchte weniger Blitze zu zählen als im Mittel. von der Blüte bis zur Reife nur noch 73 Tage (im Durchschnitt sind es 93), nie wurde ein kürze- Rekordsommer rer Verlauf beobachtet. In Deutschland gab es (Abweichung vom Mittelwert 1981–2010) die früheste Weinlese aller Zeiten, und in Ös- 2003: + 2,8 °C terreich sah es nicht wesentlich anders aus. In 2015: + 2,4 °C manchen Regionen war der Vegetationsverlauf 2017: + 2,1 °C der Reben seiner Zeit um bis zu drei Wochen 2018: + 2,0 °C voraus. Das lag nun nicht nur am heißen und trockenen Sommer, sondern eben auch am Sommerrekorde besonders warmen Frühjahr. Weintrinker und Sonnenschein: + 12 % Weinmacher eint die Zuversicht, dass dies für Hitzetage: + 200–300 % den Jahrgang 2018 Gutes bedeutet – und den Niederschlag: – 20–25 % Winzern waren nach den Hagel- und Spätfrost- Wiener Tropennächte: 41 (Rekord) Katastrophen von 2016 die „Sorgen“ perfekter Sommertage Andau: 127 (Rekord) Reifung, die auch noch besonders schnell von- statten ging, durchaus zu wünschen. Auch die am 9. August in Enns gemessene ma- Die ÖsterreicherInnen trinken nun bekanntlich ximale Temperatur von 37,3 °C kam nicht an die viel und gern Wein, jedoch nicht ausschließ- österreichischen Höchstwerte von 2013 (bis zu lich. Vom Baby bis zum Greis konsumieren wir 40,5 °C) heran. Warum sich 2018 für viele den- rund 27 Liter pro Jahr, allerdings auch ca. 130 noch extrem heiß anfühlte, ist schnell erklärt: Liter Wasser pro Tag (davon ca. drei Liter zum Im Westen wie Osten, in Bregenz wie Wien fie- Trinken)! Welche Auswirkungen hatte dieser len die Rekorde für die längste zusammenhän- erneut sehr heiße Sommer also auf die heimi- gende Hitzewelle (von einer solchen spricht sche Wasserversorgung? In einer ersten Zu- man ab drei Hitzetagen hintereinander), in sammenfassung lässt sich sagen: Auch wenn Wien dauerte sie sogar über 30 Tage an. In der es kleinere Problembereiche gab, lief die Ver- Bundeshauptstadt gab es auch um etwa 50 % sorgung klaglos. mehr Sommertage (über 25 °C). Spitzenreiter bei den Sommertagen war übrigens die burgen- Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigen ländische Weinbaugemeinde Andau mit sensa- die Beispiele Spanien, Rom und Kapstadt. tionellen 127 – neuer Rekord. FORUM GWW hat bereits (in Ausgabe 2/2018) aus der südafrikanischen Metropole berichtet, Einen solchen bekommen wir auch, wenn wir als die kommunale Wasserversorgung kurz vor großzügig nicht nur den Sommer, sondern dem völligen Zusammenbruch („Day Zero“) auch den Frühling berücksichtigen: Mit einer stand. Zunächst verschwenderisch hoher Was- Abweichung von +2,6 °C waren die Monate Ap- serverbrauch traf auf starken Bevölkerungs- ril bis September das wärmste Sommerhalb- anstieg und schließlich eine lang anhaltende jahr der Messgeschichte. Dürre, auf die Cape Town nicht entsprechend FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018 7
FACHFOR UM : THEMA ten. Hier geht es auch um einen Konflikt der Regionen, genauer: Das Gebiet am Mittelmeer möchte aus den genannten Gründen noch mehr Wasser aus dem südlichen Zentralspa- nien abzapfen. Wenn dort zur Versorgung zum Teil schon die Tankwagen auffahren müssen, zeigt sich, dass Wasser nicht nur Lebensmittel Grafik: Ruck ist, sondern immer mehr auch wertvoller Wohl- standswahrer wird. Damit sind entsprechende Verteilungskämpfe vorprogrammiert. vorbereitet war. Drakonische Sparmaßnahmen und schließlich doch einsetzender Regen ha- Lokal knapp, nicht kritisch ben das Schlimmste verhindert – zumindest vorerst. In Österreich gab es keine wirklich beunruhi- genden Engpässe in diesem rekordverdächti- Man muss allerdings nicht so weit reisen, um gen Sommer. Das lag einerseits daran, dass ein massive Versorgungsprobleme zu finden: Der relativ regenreiches Frühjahr für hinreichend vergangene Hitzesommer 2017 setzte den jun- hohe Grundwasserpegel sorgte. Andererseits gen und alten Römern derart zu, dass das Was- aber auch daran, dass die österreichischen ser fast zur Neige ging und rationiert werden Wasserversorger seit Jahrzehnten um die Opti- musste. Die Bürgermeisterin rief die dortige mierung ihres Angebots bemüht sind. Was EVN Bundesregierung zu Hilfe, um Notstandsmaß- Wasser-Geschäftsführer und ÖVGW-Vizepräsi- nahmen einzuleiten. Mit den Folgen war die dent DI Franz Dinhobl in einer Aussendung im Bevölkerung weniger als glücklich: In den Vorjahr zum damaligen Hitzesommer zu sagen Nachtstunden wurde der Wasserdruck redu- hatte, gilt genauso für den diesjährigen: „Vor ziert, in höheren Etagen wurde es generell eng allem bei Hitzewellen steigt der Wasserbedarf, mit der Versorgung. Ein Grund für die Proble- und es kommt zu enormen Spitzenverbräu- me dort (neben einer im Jahr 2017 um mehr als chen. Die Wasserversorger haben ihre Haus- zwei Drittel geringeren Regenmenge) sind auch aufgaben gemacht und sind für Hitzeperioden veraltete lecke Leitungen, in denen über 40 % bestens gerüstet, das haben die letzten Tage des Wassers auf dem Weg zum Verbraucher und Wochen klar gezeigt.“ verloren gehen sollen. Das bedeutet nicht, dass es nicht regional eng Noch massiver dürfte die Wasserversorgung werden kann und Vorsichtsmaßnahmen gebo- Spaniens, besonders Zentral- und Südspani- ten sind. Die Energie AG Oberösterreich regis- ens, unter Druck stehen. Seit einem Vierteljahr- trierte einen um 15–20 % höheren Verbrauch hundert gab es dort keine vergleichbare Tro- als im Durchschnitt, aber keine ernsten Versor- ckenheit. Dazu kommt nun ein immer stärkerer gungsengpässe. Dennoch sah sich die Landes- Verteilungskonflikt: Neben Massentourismus regierung veranlasst, der Bevölkerung zu ra- ist es vor allem die allgegenwärtige Landwirt- ten, sparsam mit Wasser umzugehen. schaft, die um die rare Ressource rittert. Durch- aus streitbar, denn während das Wasser aus Einige niederösterreichische Gemeinden kom- mehreren Stauseen zunehmend für den Anbau munizierten Ähnliches: So richtete etwa Horn verwendet und dadurch der Trinkwasserver- seinen Waldviertler Bewohnerinnen und Be- sorgung entzogen wird, gingen im vergange- wohnern in einer „eindringlichen Bitte“ aus, nen März tausende Bäuerinnen und Bauern auf den Wasserverbrauch auf das notwendige Maß die Straße, weil sie noch mehr Wasser verlang- zu beschränken. Das ist nun ein Stück weit von 8 FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018
125 JAHRE Linzer Wasserversorgung Wasserwerk Plesching Hochbehälter Froschberg Wasserwerk Heilham 1902 Im Jahr 1893, vor genau 125 Jahren, war es in Linz soweit: Das Wasserwerk Scharlinz wurde feierlich in Betrieb genommen und läutete damit den Beginn der öffentlichen Wasserversorgung ein. In den Folgejahren wurde diese konsequent ausgebaut und leistet seit damals einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit und Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Am Puls der Zeit Bereit für die Zukunft – damals, heute, morgen Die Anlagen der Linzer Trinkwasserversorgung spiegelten schon immer den Heute wie damals ist die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser ein jeweiligen Stand der Technik wider. Nach Inbetriebnahme der maschinellen wesentlicher Faktor für Gesundheit, Hygiene und Sicherheit von Menschen Anlagen 1893 kam es bald zur Elektrifizierung (1902 Wasserwerk Heilham, und Betrieben. Der erste wichtige Schritt in die Zukunft der öffentlichen 1919 Wasserwerk Scharlinz). Später folgte eine Teilautomatisierung und ab Trinkwasserversorgung ließ die Stadtregierung und Bevölkerung 1893 auf- 2009 wurden die Prozesse vollautomatisiert. 2018 sind wir mitten in der Welt atmen. Inzwischen ist frisches Trinkwasser in Linz immer noch ein wertvoller der Digitalisierung angelangt. Mit dem 2017 neu errichteten „Jungbrunnen“ in Genuss und Energiespender – nur selbstverständlicher. Plesching verfügt die LINZ AG über ein topmodernes Wasserwerk mit ausge- feilter Technik. Der Bevölkerungszuwachs aber auch die Klimaerwärmung wirken sich in steigenden Jahresabgabemengen aus. Insbesondere die Zunahme an Hitze- Beste Qualität – frisch gezapft tagen wird künftig die technische Infrastruktur durch Lastspitzen stärker Die Qualität des Linzer Trinkwassers – das 2003 in Brüssel mit dem Prädikat fordern. LINZ AG WASSER ist diesbezüglich gut aufgestellt und Ressourcen „Bestes Trinkwasser Europas“ ausgezeichnet wurde – ist längst über die stehen in Linz ausreichend zur Verfügung. Auch der Umgang mit unserer Stadtgrenzen hinaus willkommen. Seit den 1970er Jahren werden auch Umwelt, insbesondere mit unseren Landflächen zeigt sich im Wasser. Grund- umliegende Gemeinden versorgt. bzw. Trinkwasserschutz sind daher ein zentrales Thema. Entsprechende Schutzvorkehrungen und ein umfangreiches Monitoring gewährleisten auch Aktuell nutzen 24 Umlandgemeinden, von Ennsdorf bis Thalheim das Ange- für die Zukunft ausgezeichnete Wasserqualität. bot der LINZ AG. Mit der Versorgung der Umlandgemeinden wächst auch das Wasserrohrnetz, das mittlerweile eine Gesamtlänge von über 1.200 km auf- weist. Das entspricht etwa der Entfernung von Linz nach Barcelona.
FACHFOR UM : THEMA Während es keine Probleme in den Ballungs- räumen gab und Innsbruck (ähnlich wie Wien und die Donau) etwa zwei Drittel seines Quell- wassers in den Inn fließen lassen konnte, war die Lage in einigen abgeschiedenen Landge- meinden angespannter – das gilt auch für das diesmal besonders von Trockenheit geplagte Grafik: Ruck Vorarlberg. Spektakuläre Aktionen wie in der benachbarten Ostschweiz konnten allerdings unterbleiben: Dort flogen die Schweizer Armee Rationierung entfernt – oder auch von der Ver- und private Unternehmer mehrere Dutzend sorgung durch Tankwagen, wie stellenweise im Hubschraubereinsätze, um durstigen Kühen Rekordjahr 2003. auf höher gelegenen Almen Wasser per Luft- post zu bringen. Und Kühe sind sehr durstig, An den Zahlen des Wasserleitungsverbands sie verarbeiten 50–100 Liter pro Tag (mit Gras) Nördliches Burgenland lässt sich zeigen, dass zu Milch und Kuhfladen. die Anlagen gefordert, aber nicht überfordert waren: Die 66 angeschlossenen Gemeinden Lob der Ungleichzeitigkeit verbrauchten am Höhepunkt der Hitzewelle rund 70.000 m³ Wasser pro Tag. Das entspricht „Guat is gangen, nix is gschehn“ ist natürlich zwar dem doppelten Bedarf eines durch- keine geeignete Devise für eine nachhaltige schnittlichen Wintertages, liegt aber auch noch und vorausschauende Wasserversorgung. Das deutlich unter der Maximalkapazität von rund gilt auch für eines der wasserreichsten Länder 90.000 m³ täglich. Als 2013 die höchsten je in Europas, das nur ca. 1 % seiner Ressourcen für Österreich gemessenen Temperaturen auftra- Trinkwasserzwecke nutzt. Die Wasserversor- ten, war man dieser Grenze mit 84.000 m³/Tag gungsunternehmen haben aus den Erfahrun- schon ein wenig näher gerückt gewesen. Aller- gen einer steigenden Zahl von Hitzetagen und dings gibt es für den Fall der Fälle zusätzliche wachsender Trockenheit seit 2003 die richti- Verbindungen mit den Versorgungssystemen gen Schlüsse gezogen. Die Anpassungen, die von Wiener Neustadt und dem ungarischen So- seither getroffen wurden, haben sich bewährt. pron – ein gutes Beispiel, wie man sich (mit al- Kam es damals noch vereinzelt zu Knappheit, lerdings erheblichem Aufwand) wechselseitig funktioniert die Wasserversorgung heute sehr absichern kann. gut − unter anderem durch überregionale Ver- sorgungsleitungen wie im Burgenland. Solche An ihre Grenzen kam die Versorgung in Öster- Verbesserungen müssen freilich finanziert und reich 2018 nur kleinräumig: „In Thalgau wird dann laufend instandgehalten werden. das Wasser knapp“, meldeten die Salzburger Nachrichten am 3. August. Man reagierte umge- Was sind weitere Maßnahmen, die für Hit- hend, in einem Rundschreiben an die Einwoh- zeperioden angedacht werden könnten? Die ner wurde das Spritzen von Rasenflächen und Branche hat etwa ein Auge auf Gärten und die das Reinigen von Vorplätzen untersagt, das Swimmingpools darin geworfen. Für ÖVGW- Gießen von Gemüsegärten und Blumen sollte Geschäftsführer Mag. Michael Mock hat „die auf ein Mindestmaß beschränkt und unnötiger öffentliche Versorgung mit Trinkwasser jeden- Wasserverbrauch generell unterlassen werden. falls Vorrang vor anderen Wasserentnahmen. Das betraf auch die Landwirte, denen etwa Das muss in Zukunft auch so bleiben.“ Sollte es die Verdünnung von Gülle (zur Düngung) mit notwendig werden, die Trinkwasserversorgung Trinkwasser streng verboten wurde. zu entlasten, kann er sich vorstellen, dass Gar- 10 FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018
FACH F O RUM : T HEM A Klimawandel: Grundwasser-Situation bereits sichtbare A uswirkungen (Stand: 27.9.2018) Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Versor- Grundwasser-Stand im Ver- gungssicherheit im BMNT geplant gleich zu den bisher gemes- senen Werten am jeweili- gen Tag Die hohen Temperaturen zwischen April und Sep- tember hatten laut Zentralanstalt für Meteorolo- sehr hoch gie und Geodynamik in Österreich das wärmste hoch Sommerhalbjahr der Messgeschichte als Folge. mittel Damit zeigen sich schon heute die Auswirkun- niedrig gen des Klimawandels. Die Hitze und Trockenheit sehr niedrig sorgten im Sommer 2018 gemäß einer Aussen- (Quelle: https://ehyd.gv.at) dung des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) für sinkende Grundwas- serpegel und niedrige Wasserstände bei fast al- Im Westen und nördlich der Alpen regnete Schneeschmelze in den alpinen Einzugsgebieten len Gewässern Österreichs. es seit 6 Monaten auffallend wenig bereits Anfang April begonnen und war im Juni Um den Klimawandel und seine Folgen zu be- Von Vorarlberg bis Oberösterreich hat es im Zeit- abgeschlossen. kämpfen, müssen wirksame Maßnahmen gesetzt raum Februar–August 2018 in Bezug auf den viel- werden. „Aufgrund seiner alpinen Lage wird Ös- jährigen Vergleichswert um ca. 50 % weniger ge- Trinkwasser-Versorgungssicherheit fördern terreich auch in Zukunft im Vergleich zum euro- regnet. Länger anhaltende Niederschlagsperi- Um Schäden zu vermindern, setzt das BMNT au- päischen Durchschnitt stärker vom Klimawan- oden über wenige Tage blieben aus. Das über- ßer in der Landwirtschaft auch Maßnahmen im del betroffen sein. Land-, Forst- und Wasserwirt- durchschnittlich feuchte Frühjahr im östlichen Bereich der öffentlichen Trinkwasserversorgung. schaft sowie der Tourismus spüren die Folgen Kärnten und in der Südsteiermark war die Aus- heute schon. Die Klimawandelanpassung ist des- nahme. Aber auch hier waren es lokal wieder- Gerade in länger andauernden Hitzeperioden ist halb ein zentrales Element der österreichischen holt aufgetretene Starkniederschläge an weni- es wichtig, dass die Bevölkerung in ausreichen- Klima- und Energiestrategie „#mission2030“. gen Tagen, die zu überdurchschnittlichen Nieder- der Qualität und Menge versorgt werden kann. Österreich ist jetzt schon europäischer Vorreiter schlagssummen und zu kleinräumigen Hochwas- Projekte zur Erhöhung der Versorgungssicherheit auf diesem Gebiet, aber darauf wollen wir uns serereignissen führten. Die hohen Temperaturen – etwa Wasserschienen oder Verbundleitungen nicht ausruhen“, unterstreicht Josef Plank, Gene- verstärkten zudem die Verdunstung, die Abflüs- zwischen Versorgern in Österreich – werden vom ralsekretär des BMNT. se gingen rasch zurück. Im heurigen Jahr hat die BMNT prioritär gefördert. tenbewässerungen in den Nachtstunden und dem Trockenstress auszugehen ist, setzen die das Anfüllen von Pools in Zukunft gestaffelt Experten das Plus an Wasserbedarf für Bewäs- zu erfolgen haben. FORUM GWW berichtete in serung bei 13 % an. Als Reaktion auf diese er- Ausgabe 4/2018 bereits von einer neuen BOKU- wartbaren Entwicklungen empfehlen sie die Studie zum Wasserbedarf von Pool und Gar- Einmeldung geplanter privater Poolfüllungen, ten. Es klingt ein wenig läppisch, wenn diese danach würden die Wasserversorger gegebe- von einem „hohen Maß an Gleichzeitigkeit“ nenfalls Poolfüllungspläne oder eine Zeitstaf- spricht, doch meinen die Autoren DI Dr. Ro- felung ausgeben oder sie nur nachts gestatten. man Neunteufel und DI Dr. Reinhard Perfler, Ähnlich wie dabei ist auch für die Steuerung dass dadurch tatsächlich die Versorgungssi- der Bewässerung hohes Problembewusstsein cherheit gefährdet sein kann. Während die fürs und -verständnis der Bevölkerung wichtig, Einlassen der Schwimmbecken entnommene wenn sie den Zeitplänen der WVU folgen soll – Menge theoretisch nur 2–3 % der Jahresein- Steuerungscomputer und Zeitschaltuhren wä- speisung betrifft, summiert sie sich de facto an ren hier natürlich hilfreich. einigen wenigen Schönwetter-Wochenenden im Frühjahr zu 10–15 % des Bedarfs. Und auch Wasser wird wärmer der Planschbedarf steigt bis 2050: In „Pool-Ge- bieten“ werden 35–40 (in Ausnahmefällen bis Andere interessante Aspekte als die Menge an über 50) von 100 Anschlüssen solche von Pool- Trinkwasser bei höheren Temperaturen brin- besitzern sein. Da in Zukunft auch von steigen- gen höhere Temperaturen des Trinkwassers FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018 11
FACHFOR UM : THEMA gesehenen 25 °C. Dieses schmale Fenster relati- viert die auf den ersten Blick vielleicht klein er- scheinende Temperaturerhöhung von 1–1,6 °C, die für Herlicskas Wasserleitungsverband in den letzten 40 Jahren zu verzeichnen war. Dies deckt sich mit Zahlen des Umweltbundesamts Wien, das eine mittlere Temperaturerhöhung Grafik: Ruck des Grundwassers von 0,7 °C im Zeitraum 1997– 2009 konstatierte. Aufgrund aktueller Studien wird von offizieller Seite (BMLFUW) bis 2100 selbst mit sich. Sowohl in Österreich als auch mit einem Temperaturanstieg von 4 °C in Ös- in Deutschland beschäftigte man sich zuletzt terreich gerechnet – ein Faktum, das sich auch intensiver mit dieser Problematik. In ihrer auf die Grundwassertemperatur niederschla- September-Ausgabe berichtete die DVGW-Zeit- gen muss. Zumal gleichzeitig von einer Abnah- schrift energie wasser praxis von einer Studie, me der Grundwasserneubildung ausgegangen die gemeinsam von den Hochschulen Rotten- wird. „Insgesamt ist somit zukünftig mit deutli- burg, Esslingen und Stuttgart durchgeführt chen weiteren klimatischen Auswirkungen auf worden war. Zu beachten ist, dass das Fenster die Trinkwassertemperaturen zu rechnen“, so für die „richtige“ Wassertemperatur gar nicht Herlicska. so groß scheint, wie man vielleicht anneh- men möchte. Einerseits gilt es, Sicherheit ge- Was sind nun die wichtigen Einflussfaktoren? genüber Frost zu schaffen. Andererseits soll Auf der Hand liegt: die Bodentemperatur, die Trinkwasser nicht über 25 °C warm werden, da natürlich direkt von der Sonneneinstrahlung ab dieser Temperatur die Voraussetzungen für abhängig ist. Erst ab einer Tiefe von 10–15 Me- Verkeimungen deutlich günstiger werden. Die tern bleiben die Temperaturen konstant, für deutsche Studie gibt an, dass unter 20 °C prak- Wasserleitungen ist aber der Bereich von etwa tisch keine Vermehrung etwa von Legionellen zwei Metern relevant. Dazu wirken sommerli- stattfindet, während zwischen 25 °C und 45 °C che Hitzeperioden in einer Tiefe von ca. 1,5 Me- „optimale Wachstumsbedingungen“ vorliegen. tern noch ungefähr einen Monat nach – Tempe- De facto ist das Fenster aber noch kleiner, da raturerhöhungen treten hier auch zeitverzögert der Geschmack von Wasser über 15 °C als fad auf. Ein weiterer Punkt ist die Beschaffenheit und nicht mehr kühlend empfunden wird. Ers- der Oberflächen: Begrünte Flächen speichern te Auswertungen der deutschen Untersuchun- nur einen Bruchteil der Wärme von Asphalt gen ergaben in manchen Wassertürmen bereits – und da ist nichts so „wärmewirksam“ wie Temperaturen von 19 °C und in der Folge sol- dunkler Asphalt. Als Folge beginnt man im che im Bereich von Versorgungs- und Haus- sonnenverwöhnten Südkalifornien, die Stra- anschlussleitungen, die sich bereits im uner- ßen von Los Angeles weiß zu streichen. Auch wünschten Bereich von über 25 °C bewegten. in der Gebäudetechnik gilt es, vieles zu beach- ten: Ausreichender Abstand von Fernwärme- Interessante Zahlen zu den Verhältnissen in und Erdwärmeleitungen ist ebenso wichtig wie Österreich referierte der technische Leiter des das Material, mit dem ausgehobene Grabungen WLV Nördl. Burgenland DI Dr. Helmut Herlics- gefüllt werden. ka in seinem Beitrag am ÖVGW-Kongress im Juni 2018. Auch er meinte, Wasser werde als ge- Die von Herlicska vorgeschlagenen Maßnah- schmacklich gut empfunden, wenn es in einem men und Empfehlungen geben einen Einblick Bereich von 8–15 °C geliefert wird, also weit in die Menge an Überlegungen, die die Wasser- unter den in der Trinkwasserverordnung vor- wirtschaft anstellen muss, damit am Ende er- 12 FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018
FACH F O RUM : T HEM A frischendes Trinkwasser aus dem Wasserhahn gierung, die eigentlich aus der Kohlestrompro- kommt: duktion aussteigen möchte, unlängst versuch- ∙∙ Die Verlegung von Rohrleitungen sollte te, einen seit sechs Jahren besetzten Wald von grundsätzlich mit einer Überdeckung von Protestierern frei zu machen – für die Kohleför- mindestens 1,5 Metern erfolgen, gegebe- derung. nenfalls (z.B. an Brücken) mit entsprechen- der Isolierung. Kapstadt bleibt in Südafrika ∙∙ Auch Hausanschlüsse benötigen eine Über- deckung von mindestens 1,3 Metern, dabei Natürlich ist Österreich mit seinen über 5.000 ist ein Auffüllen mit grobem Rollschotter Wasserversorgern und riesigen Ressourcen be- (besonders große Frost- und Erwärmungs- sonders gut aufgestellt, doch gilt das nicht für gefahr) zu vermeiden. alle Regionen gleichermaßen. Hier ist seit dem ∙∙ Bei paralleler Verlegung von Fernwärme- Rekordsommer unter den Rekordsommern und Wasserleitungen müssen Letztere (2003) viel passiert, das mit der Weitsicht der isoliert oder in ausreichendem Abstand Branche, aber auch der Behörden zu tun hat: gelegt werden – Ähnliches gilt für Erdwär- Verbindungsleitungen zur gegenseitigen Absi- meleitungen. cherung wurden errichtet. Man bemüht sich, ∙∙ „Stagnationszonen“ in Versorgungsleitun- Versorger mit nur einem Brunnen oder einer gen sind nach Möglichkeit ebenso zu ver- Quelle bei der Erschließung alternativer Quel- meiden wie die Verlegung unterhalb von len zu unterstützen und damit generell die Asphaltflächen. Versorgung der wachsenden Bevölkerung an- ∙∙ Nötigenfalls hat man auch für die Beschat- zupassen. Anders als andere Staaten verfügt tung relevanter Flächen zu sorgen. Österreich über ein sehr strenges Wasserrechts- gesetz, das unser Wasser sowohl in qualitativer Eine weitere Forderung – das weiß natürlich wie auch quantitativer Hinsicht schützt – und auch Herlicska – sind umfangreiche, globale Behörden, die nötigenfalls auch durchaus Klimaschutzmaßnahmen, doch muss man be- eingreifen können. Das und laufende Verbes- fürchten, dass dies sich nicht rechtzeitig auf serungen durch die Branche selbst machen dem ganzen Planeten herumsprechen wird. ÖVGW-Vize Franz Dinhobl sicher: „Kapstadt Es sei daran erinnert, dass die deutsche Re- kann in Österreich nicht passieren.“ ◂ DIEHL METERING – Lösungsanbieter für Wasser, Wärme, Gas und Strom Ob Narrowband LTE, LoRa, Wireless M-Bus oder unser IZAR Sytem, wir erstellen Ihnen ein Konzept, welche Kommunikationstechnologie Ihre Anforderungen erfüllen kann. Diehl Metering GesmbH Hainburger Strasse 33, 1030 Wien, www.diehl.com/metering
Herbstlich wandern auf den Spuren des Wiener Wassers Wien ist die einzige Millionenstadt, die flächendeckend mit Quellwasser versorgt wird. Wer auf den historischen Spuren des köstlichen Nasses wandeln will, entdecken möchte, wo das Wiener Wasser seinen Ursprung hat, kann dies entlang des 1. Wiener Wasserleitungsweges durch das Höllental tun. Die wunderschöne Landschaft, in der das Wiener Wasser seinen Vergangenheit der Wasserversorgung werfen. Wie bereits im Ursprung hat, gilt als wahres Wanderparadies. Und wann, wenn 19. Jahrhundert mit dem kühlen Nass umgegangen wurde, erfährt nicht jetzt, sollte man diesen prächtigen Flecken Österreich man etwa im Wasserleitungsmuseum in Kaiserbrunn (Kaiserbrunn erkunden. Eine herbstliche Wanderung auf dem 1. Wiener 5, 2651 Reichenau/Rax). Das Haus des ersten Wasseraufsehers, Wasserleitungswanderweg durch das Höllental führt am besten erbaut noch vor der vorletzten Jahrhundertwende, über Kaiserbrunn entlang des alpinen Steigs, bei dem man den wurde als Museumsgebäude selbst zum Ausblick über die Schwarza genießen kann, und schließlich Ausstellungsstück. Pläne, Bilder und Objekte vorbei an der Talstation der Raxseilbahn bis nach Gloggnitz. dokumentieren die Entstehungsgeschichte der I. Hochquellenleitung und damit der Highlights rund um das Wiener Wasser Wiener Wasserversorgung. Die Stadt Wien investiert pro Jahr rund 50 Millionen Euro in Natürlich können sich Besucherinnen und die Infrastruktur der Wasserleitungen. Enorm viel Geld, um die Besucher auch über den aktuellen Stand moderne Versorgung einer Millionenstadt mit frischem, gesun- der Wasserversorgung der Stadt sowie dem Wasser zu gewährleisten. Beste Wasserqualität, über die erforderlichen Aktivitäten im extrem hohe Versorgungssicherheit werden so garan- alpinen Schutzgebiet für die Sicherung tiert. Auf dem 1. Wiener Wasserleitungswanderweg von Wasservorkommen schlaumachen. kann man auch einen Blick zurück in die Zusätzlich gibt es Wissenswertes zu den Mehr zur Wiener Trinkwasserversorgung unter www.wienerwasser.at
Themen Wasserverbrauch und Wanderkarte & Infos Wasserqualität zu erfahren. Und Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn wer gerne möchte, kann auch die 1. Mai bis Anfang November, Kaiserbrunnquelle besichtigen. Sa., So. und Feiertag von 10 bis 17 Uhr, Museum als Erlebnis Führungen für Gruppen ab zehn Auch die II. Wiener Hochquellenleitung hat ihre Personen nach Anmeldung. Eintritt frei! eigene Geschichte. Im Museum HochQuellenWasser in Kaiserbrunn 5, 2651 Reichenau/Rax, der Steiermark (Säusenbach 14, 8924 Wildalpen) wird diese Tel.: +43/(0)2666/525 48 interaktiv, multimedial und kindgerecht präsentiert. Die Gäste des Museums erhalten durch einen 7-minütigen 3D-Film einen guten Museum HochQuellenWasser Fotos: Wiener Wasser/Novotny, Zinner Überblick über die Wiener Wasserversorgung. Satte 60 % des 1. Mai bis 26. Oktober, Wiener Leitungswassers fließen vom Hochschwabgebiet in die Mo. bis Fr. von 10 bis 12 Uhr, Bundeshauptstadt. In Verbindung mit einem Museumsbesuch Eintritt: 3 Euro (Erwachsene), kann übrigens auch die Kläfferquelle besichtigt oder erwandert Kinder von 6 bis 15 Jahren: 1,50 Euro, werden. Sie ist die größte und ergiebigste Quelle im steirischen Kinder unter 6 Jahre frei. Quellschutzgebiet und sollte unbedingt Teil ausgiebigerer Wanderungen sein. Zum besonderen Spektakel mausert sich Führungen: pro Gruppe 18 Euro. Bezahlte Anzeige die Kläfferquelle übrigens im Frühjahr unmittelbar nach der Säusenbach 14, 8924 Wildalpen, Schneeschmelze oder nach starkem Regen. Dann liefern die Tel.: +43/(0)3636/451-31871 gewaltigen Wassermengen ein tolles Naturschauspiel. www.wienerwasser.at
FACHFOR UM Durchflusszytometrie in der Wasserversorgung Erste umfassende Zustandserfassung österreichischer Wasserressourcen – die Universität für Bodenkultur (BOKU) ermittelt die Zellzahlen in unserem Wasser Marija Zunabovic-Pichler und Ernest Mayr Moderne Messmethoden Zustandserfassung österreichischer Wasser- ressourcen Die mikrobiologische Beurteilung von Grund- und Trinkwasser beruht auf Untersuchung von Das Institut für Siedlungswasserbau als Teil wenigen kultivierungsabhängigen Parametern, des BOKU-VIBT (Vienna Institute of BioTechno- wie etwa den Kolonie Bildenden Einheiten logy) hat sich mit der Anwendung der Durch- (KBE) bei 22 °C und 37 °C oder den coliformen flusszytometrie in der Wasserversorgung die Bakterien. In einer Vielzahl von Studien konn- Aufgabe gestellt, die vielfältigen Möglichkeiten te gezeigt werden, dass der weit überwiegen- dieser Messmethode zu untersuchen und sie de Teil der lebenden und vermehrungsfähigen einer breiten Nutzung in der österreichischen Zellen im Wasser mit diesen Methoden nicht Wasserversorgung zugänglich zu machen. Zu nachzuweisen ist. Die bestehenden Metho- diesem Zweck wurden in den letzten 2 Jahren den schränken sich auf bestimmte Medien der ca. 5 000 Proben von Roh- und Reinwässern aus Anzucht und Temperaturen ein, daher ist ein sieben Bundesländern analysiert sowie umfas- Großteil der Mikroorganismen nicht kultivier- send die methodische Qualitätssicherung im bar. Zusätzlich enthält Wasser eingeschränk- Ablauf Probenahme-Messung-Datenauswer- te Nährstoffbedingungen. Ein Blick unter dem tung untersucht. Dies stellt die erste umfassen- Mikroskop zeigt aber, dass weitaus mehr Zellen de Zustandserfassung österreichischer Wasser- als KBE sichtbar sind („Great Plate Anomaly“). ressourcen mittels Durchflusszytometrie dar. Unser Trinkwasser enthält also deutlich mehr Mikroorganismen, als es die KBE vermuten las- Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten sen, wenngleich dies nicht mit einer vermin- derten Qualität gleichzusetzten ist. Die Messergebnisse zeigen klar, dass für die Moderne mikrobiologische Nachweisme- einzelnen Messstellen sehr charakteristische thoden erlauben einen vertiefenden Einblick Zellzahlen in Abhängigkeit vom Ressourcentyp in diese bislang „unsichtbare“ mikrobielle Dy- (Uferfiltrat, Porengrundwasser, Quellen) zu er- namik. So lässt sich mithilfe der Durchflusszy- warten sind. Auf Basis von typischen Schwan- tometrie die Anzahl aller in einer Wasserprobe kungsbreiten einer Wasserressource ist ein enthaltenen Zellen in kürzester Zeit und ohne sehr sensitives mikrobiologisches Monitoring aufwändige Kultivierung durch Angabe der möglich, und ungewöhnliche Veränderungen Zellzahl (Total Cell Count) genau erfassen. Da- können frühzeitig und sehr zeitnah erkannt rüber hinaus kann auch der Vital-Zustand (In- werden. Die Einsatzmöglichkeiten beschrän- tact Cell Count) der erfassten Zellen beschrie- ken sich dabei nicht nur auf Rohwässer. Ge- ben werden und damit etwa die Wirkung von rade Aufbereitungsmaßnahmen (Wirksamkeit Desinfektionsmaßnahmen unmittelbar so- der Desinfektion, Kontrolle von Filterrückspü- wie die Wirkung auf die biologische Stabilität lungen) und die Kontrolle von Behältern und sichtbar gemacht werden. Netzabschnitten (Wiederverkeimung in Stag 16 FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018
nationszonen) sind vielversprechende Anwendungen. Die unmittelbare Beurteilung von Sanierungsmaßnahmen oder die Begleitung der Wiederinbetriebnahme von Lei- World first in tungen nach Rohrbrüchen ergänzen diese Möglichkeiten – ohne langes Warten auf die Ergebnisse der Kultivierungs- PE 100-RC. parameter. Im Rahmen von Prozessoptimierungen, etwa für die optimale Dosierung von Desinfektionsmitteln, kön- nen Effizienzsteigerungen untersucht werden. Einfache Anwendung Die bisherigen Untersuchungen haben bestätigt, dass die Ermittlung der Zellzahl mittels Durchflusszytometrie in AGRULINE methodischer Hinsicht einen äußerst robusten und aus- sagekräftigen Summenparameter darstellt. Bei der Probe- Formteile & Rohre nahme müssen nur geringe Volumina abgefüllt werden, für überragende und eine gekühlte Lagerung bis zu 4 Tagen ist möglich. Da- Rissbeständigkeit rüber hinaus sind moderne Durchflusszytometer kompakt und einfach zu bedienen und erlauben dabei einen hohen Probendurchsatz bei direkt verfügbaren Ergebnissen. Die HÖHERE LEBENSDAUER Online-Durchflusszytometrie als aktuelle Weiterentwick- im Vergleich zu Formteilen aus PE 100 lung, bei der vor Ort automatisiert gemessen wird, verfolgt KOSTENEFFIZIENT diesen Weg weiter. Die bereits nach wenigen Minuten er- durchgehend sandbettfreie Verlegung haltenen Resultate ermöglichen den Einsatz als mikrobio- möglich logisch-sensitiven Steuerungsparameter und Frühwarn- BESSERE SCHWEISSVERBINDUNGEN system im Rahmen des Wasserwerksbetriebs. bei Heizwendel- und Stumpfschwei- ßung von PE 100-RC „Österreichisches Protokoll“ ALLES AUS EINER HAND ein komplettes Rohrsystem für Gas, Die im Rahmen der Untersuchungen erarbeiteten Me- Wasser, Abwasser & chemische Medien thoden für die Anwendung im praktischen Betrieb wur- den als „österreichisches Protokoll“ zur Anwendung der Durchflusszytometrie in der Wasserversorgung allgemein verfügbar gemacht und können auf der Homepage des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus heruntergeladen werden: https://www.bmnt.gv.at/service/ publikationen/wasser/Durchflusszytometrie-in-der-Wasser- versorgung.html ◂ www.agru.at Danksagung Das Institut für Siedlungswasserbau möchte sich an dieser Stelle beim Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, der ÖVGW und den einzel- nen Wasserwerken für die Unterstützung sehr herzlich bedanken. Für das Durchflusszytometrie-Team: Marija Zunabovic-Pichler & Ernest Mayr Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Siedlungswasserbau, Alle AGRULINE Formteile Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz, 1190 Wien, Muthgasse 18 sind aus PE 100-RC gefertigt marija.zunabovic@boku.ac.at / ernest.mayr@boku.ac.at agru Kunststofftechnik Gesellschaft m.b.H. T. +43 7258 7900 FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018 Ing.-Pesendorfer-Strasse 31 F. +43 7258 790 - 2850 4540 Bad Hall, Österreich office@agru.at
FACHFOR UM Die Zukunft nimmt Fahrt auf Mit dem Einsatz von LNG setzt die Reederei AIDA Cruises neue Maßstäbe für eine umweltfreundliche Schifffahrt. Mag. Helmut Ruck Vor der ersten Reise der AIDAnova Richtung Weltverkehrsforums (ITF) verursacht der Ver- Nordsee hat AIDA Cruises am 31. August 2018 kehrssektor derzeit etwa 14 % der globalen ihr jüngstes „Kussmund“-Schiff im Rahmen CO2-Emissionen, auf die Schifffahrt entfallen eines Groß-Events auf der Meyer Werft in Pa- rund 3 %. Zudem sind 15 % der globalen Stick- penburg getauft. Mehr als 20.000 Zuschauer oxid- und 13 % der Schwefeldioxidemissionen erlebten einen spektakulären Abend, den Star- auf den Schiffsverkehr zurückzuführen. Die In- DJ David Guetta mit seinem einzigen Open-Air- ternationale Schifffahrtsorganisation (IMO) hat Solokonzert 2018 in Deutschland zu einem krö- daher neue Grenzwerte für Schadstoffemissio- nenden Abschluss brachte. nen festgelegt, die ab 2020 in Kraft treten. AIDA Cruises Schiff ahoi LNG statt Marinediesel „AIDA Cruises“ ist eine Marke des britisch-amerikanischen Ende September stach die AIDAnova in See Mit der AIDAnova geht das weltweit erste Kreuzfahrtunternehmens Car- und nahm Kurs auf Eemshaven in den Nieder- Kreuzfahrtschiff auf große Fahrt, das vollstän- nival Corporation & plc für den landen zur Endausrüstung und Seeerprobung. dig mit verflüssigtem Gas (LNG) betrieben wer- deutschsprachigen Markt. Als AIDA Cruises wird das neue, 337 Meter lange den kann – im Hafen und auf See. „Von allen Logo dient ein „Kussmund“ mit Schriftzug AIDA aus Buch- Flaggschiff am 15. November 2018 in Bremerha- fossilen Brennstoffen ist LNG die derzeit um- staben in vier verschiedenen ven von der Meyer-Werft übernehmen. An die- weltfreundlichste Option zur Verringerung von Farben, nach einem Entwurf sem Tag werden auch die ersten Gäste erwartet, Emissionen, die in der Praxis einsetzbar ist“, des Grafikers Feliks Büttner die sich auf eine Vielfalt an neuen Kulinarik- begründet Felix Eichhorn, Präsident von AIDA aus dem Jahr 1996. Eigentümer der Schiffe ist Costa Crociere, und Entertainmentangeboten freuen dürfen, Cruises, den Umstieg von Schweröl und Mari- die Südeuropa-Tochter des wie beispielsweise eine Street Food Meile zum nediesel auf LNG. LNG (Liquefied Natural Gas) Konzerns mit Sitz in Genua. Für Schlemmen, das erste schwimmende TV-Stu- ist de facto der sauberste fossile Brennstoff den Betrieb der unter italieni- dio oder das Time Machine Restaurant. Das – und der einzige, der durch den Einsatz von scher Flagge fahrenden Flotte der Marken Aida Cruises, Costa beliebte Theatrium, der Aktivbereich Four Ele- Biogas und synthetischem Erdgas selbst konti- Crociere und Costa Asia ist die ments mit Klettergarten und Wasserrutschen nuierlich grüner wird. Erdgas verursacht nahe- im Februar 2015 gegründete sowie der Beach Club zum Entspannen sind auf zu keine Schwefelemissionen und fast keinen Carnival Maritime GmbH in der AIDAnova ebenfalls zu finden. Außerdem Feinstaub, auch die freigesetzten Stickoxide Hamburg verantwortlich. AIDA an Bord: ein rund 3.500 Quadratmeter großer sinken um etwa 85 %. Zudem sind bis zu 25 % Cruises bietet Kreuzfahrten nach Nordamerika, Nordeuro- Wellnessbereich, Outdoor-Fitnessstudio, eine weniger CO2 gegenüber üblichen Kraftstoffen pa, Westeuropa, Südostasien, Penthouse Suite über zwei Decks, Singlekabi- möglich. Selbst bei Betrachtung aller inner- Kanaren, Mittelmeer, Adria, nen, 17 Restaurants und 23 Bars. halb der Wertschöpfungskette erzeugten Emis- Karibik, Ostsee, Orient, Indien sionen verursacht LNG 10–20 % weniger CO2 und Dubai an. Umweltschutz ist angesagt als Dieselmotoren, wie eine Studie des europä- Infos und Filme zum LNG-Be- trieb und zum Umweltengage ischen Gasfahrzeugverbands (NGVA) zeigt. ment von AIDA Cruises sind Der Umbau des Energiesystems schreitet welt- im aktuellen AIDA Nachhaltig- weit voran. Besonders im Verkehr müssen die Sauber auf Kurs keitsbericht auf www.aida.de/ Emissionen gesenkt werden, um das Klima aidacares einzusehen. nachhaltig zu schonen. Nach Angaben des Im Juni 2017 wurde mit der AIDAperla in Pal- 18 FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018
FACHFORUM Foto: AIDA Cruises Foto: Meyer Werft ma de Mallorca ein Schiff in Dienst gestellt, bereits im kommenden Jahr zwei weitere Schif- Das LNG-betriebene Kreuzfahrt- das während der Hafenliegezeit emissionsarm fe der AIDA-Flotte grünen Landstrom nutzen schiff AIDAnova in der Papenbur- mit Flüssigerdgas betrieben werden kann. Zeit- könnten. Die Reederei hat sich das Ziel gesetzt, ger Meyer-Werft und bei Einfahrt in den Hamburger Hafen gleich gab die Muttergesellschaft Carnival Cor- dass 2020 jedes ihrer Schiffe Landstrom bezie- poration & plc den Startschuss „für ein in der hen kann. Geschichte der Kreuzfahrt einmaliges Neubau- programm von aktuell elf LNG-Schiffen für vier Nachholbedarf in Sachen Klimaschutz der zum Carnival-Verbund gehörenden Kreuz- fahrtmarken“. Schon 2023 sollen zwei weitere Immer mehr Akteure der Seefahrtsbranche er- Cruiseliner der neuen Generation mit LNG-An- kennen die Zeichen der Zeit; neben AIDA Crui- trieb Fahrt aufnehmen. Mehr als die Hälfte aller ses satteln daher auch andere Reedereien auf Gäste von AIDA Cruises wird dann auf Schiffen LNG-Antrieb um. Der Trend in Richtung einer reisen, „die ganz oder teilweise mit emissions- emissionsarmen Schifffahrt spiegelt sich auch armem LNG betrieben werden können“, so der in den Zahlen: Allein die deutsche Meyer-Werft CEO von AIDA Cruises. verzeichnet derzeit über ein Dutzend LNG- Neben den kostspieligen Neubauten hat Cruiseliner in ihren Auftragsbüchern. AIDA Cruises auch die Verbesserung der Um- Timm Kehler, Vorstand von Zukunft ERD- weltbilanz der bestehenden Flotte fest im Blick: GAS zeigt sich über die positive Entwicklung Neun von zwölf Schiffen verfügen bereits heu- erfreut: Durch den Einsatz des umweltfreundli- te über einen Landstromanschluss bzw. sind chen Treibstoffes „können Reedereien ihre Um- technisch dafür vorbereitet. Nach dem erfolg- weltbilanz schlagartig verbessern und zu mehr reichen Abschluss der Testphase im Jahr 2016 Klimaschutz auf unseren Weltmeeren beitra- wird die AIDAsol seit April 2017 in Hamburg-Al- gen.“ Derzeit erfolgten 90 % des globalen Han- tona über eine Landstromanlage mit Ökostrom dels auf dem Seeweg. Mit wachsendem Welt- versorgt. 2018 sind insgesamt 22 Anläufe der handel würden auch der Schiffsverkehr und AIDAsol in Hamburg-Altona geplant. Im Rah- die Nachfrage nach umweltfreundlichen Schif- men einer Modernisierungspartnerschaft mit fen zunehmen. Dass sich deutsche Schiffsbau- dem Land Schleswig-Holstein sowie der Stadt er hier als Technologieführer etablieren, sei und dem Hafen Kiel ist 2019 der Aufbau einer „ein zusätzlicher Bonus für den Industries- Landstrominfrastruktur in Kiel geplant, sodass tandort Deutschland“, betont Kehler. ◂ FORUM GAS WASSER WÄRME 5/2018 19
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