G8- und G9-Schüler getestet - Intelligenzleistungen: 2018 - Profil - Das Magazin für Gymnasium ...

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Junge Philologen: Kooperation von Gymnasien und Wirtschaft

                                                  5 / 2018

Intelligenzleistungen:
G8- und G9-Schüler
getestet

                                                             Pädagogik & Hochschul Verlag . Graf-Adolf-Straße 84 . 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
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PROFIL > auf ein wort

                                  Wir haben es geschafft!
                                  Sie haben es geschafft!
                                  Liebe Kollegen und Kolleginnen,             Dankbar sind wir an dieser Stelle auch
                                                                              explizit der DAK (Deutsche Angestell-
                                  lassen Sie mich an dieser Stelle mei-
                                                                              ten-Krankenkasse), hier Frau Winter-
                                  nen großen Dank ausdrücken: Wir ha-
                                                                              stein und Herrn Storm, die unsere Stu-
                                  ben unser Ziel erreicht! Der Deutsche
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing,                                               die großzügig unterstützt haben und
                                  Philologenverband wollte im Interesse
Bundesvorsitzende                                                             damit ihren Beitrag und ihr besonde-
des Deutschen                     aller gymnasialen Lehrkräfte die erste
                                                                              res Interesse an der Gesundheit von
Philologenverbandes               bundesweite Befragung zur Arbeits-
                                                                              Lehrerinnen und Lehrern deutlich
                                  zeit, Belastung und Gesundheit durch-
                                                                              gemacht haben. Hier wird das gesell-
                                  führen – und es ist uns gelungen!
                                                                              schaftliche Interesse an der Bildung
                                  Deutlich mehr gymnasiale Lehrkräfte         der Schülerinnen und Schüler am
                                  als für eine aussagekräftige Studie für     Gymnasium deutlich, die ohne gute
                                  die Bundesrepublik Deutschland erfor-       und gesunde Lehrkräfte nicht glücken
                                  derlich sind, haben an unserer LaiW-        kann!
                                  Studie (Lehrerarbeitszeit im Wandel)
                                                                              Gleichwohl müssen Sie, müssen wir
                                  teilgenommen. Ihnen gebührt Dank
                                                                              uns nun noch eine ganze Weile gedul-
                                  und Respekt! Dank dafür, dass Sie sich
                                                                              den: Die Auswertung steht ja noch be-
                                  inmitten aller Belastungen drange-
                                                                              vor! Sie wird lange Monate in An-
                                  setzt haben und drangeblieben sind,
                                                                              spruch nehmen, bevor Zwischen-
                                  um sowohl den Fragebogen als auch
                                                                              und Endergebnisse vorliegen. Was
                                  das Arbeitszeitprotokoll auszufüllen!
                                                                              herauskommt, wissen wir nicht! Das
                                  Dank gebührt auch Rainer Starke,            Rostocker Wissenschaftlerinnenteam
                                  Steffen Pabst vom Deutschen Philolo-        untersucht, wertet aus und teilt uns
                                  genverband, Dr. Reingard Seibt,             die Ergebnisse mit. Wir werden auf
                                  Dr. Steffi Kreuzfeldt und Institutsleite-   jeden Fall gespannt, aber auch zuver-
                                  rin Prof. Dr. Regina Stoll vom Institut     sichtlich die Ergebnisse abwarten!
                                  für Präventivmedizin in Rostock, dass
                                                                              Wir gehen davon aus, dass die gestie-
                                  sie sich an die Konzeption, Begleitung
                                                                              genen Anforderungen an die gymna-
                                  und Durchführung der Studie ge-
                                                                              sialen Lehrkräfte zusätzlich zum Kern-
                                  macht haben! Insbesondere Rainer
                                                                              geschäft Unterricht im Arbeitszeitpro-
                                  Starke sei für etliche Nachtschichten
                                                                              tokoll deutlich sichtbar werden, zu-
                                  gedankt, in denen er sich gemeinsam
                                                                              sätzlich zur kontinuierlichen Zunahme
                                  mit den nimmermüden Rostockerin-
                                                                              statt Abnahme der wöchentlichen Un-
                                  nen an die Beantwortung vieler Fra-
                                                                              terrichtsverpflichtung seit dem zwei-
                                  gen der interessierten Kollegen und
                                                                              ten Weltkrieg! Wenn es so belegbar ist,
                                  Kolleginnen gesetzt hat!
                                                                              werden die für Bildung und Finanzen
                                  In der Vorbereitung und Durchführung        verantwortlichen Politikerinnen und
                                  dieser Studie haben wir alle sicherlich     Politiker in den Ländern handeln und
                                  viel gelernt. Jetzt dürfen wir zunächst     zeigen müssen, wie sie mit der angeb-
                                  einmal froh, dankbar und zufrieden          lich so wichtigen Ressource Bildung in
                                  sein, dass der wichtigste Schritt für       der Schule neu umgehen wollen!
                                  diese Studie erfolgreich verlaufen ist:
                                  Gymnasiallehrkräften der ganzen             Mit herzlichen Grüßen
                                  Republik war es wichtig, Rechenschaft
                                  über ihre Tätigkeiten, ihre Arbeitszeit,
                                  ihre Belastungen, ihren Gesundheits-        Ihre
                                  zustand abzugeben.                          Susanne Lin-Klitzing

                                                                                           > PROFIL | Mai 2018   3
G8- und G9-Schüler getestet - Intelligenzleistungen: 2018 - Profil - Das Magazin für Gymnasium ...
PROFIL > inhalt                                    >    dphv
                                                                  Expertin fordert: Abiturnoten müssen
                                                                  neu berechnet werden                                          5
                                                                  DPhV fordert: Einstellungspflicht
                                                                  für die besten Lehramtsstudenten                              5
                                                                  Sollen Grundschullehrer so viel verdienen
                                                                  wie Gymnasiallehrkräfte?                                      5
                                                                  Gleichmacherei verschiedener Lehrämter
                                 Seminar der Länder
                                                                  aus ökonomischen Gründen in Hamburg                           6
                                 Ost: Wertschätzende
                                 Kommunikation                >    dphv-gremien
                                                    Seite 8       Steffen Pabst: Seminar der Länder Ost:
                                                                  Wertschätzende Kommunikation
                                                                  Eine Voraussetzung für Gesundheit und
                                                                  Belastungsfähigkeit von Gymnasiallehrkräften                  8
                                                              >    tarifpolitik
                                                                  Steffen Pabst: Erfolgreicher Abschluss der
                                                                  Tarifrunde 2018 bei Bund und Kommunen:
                                                                  Abstand zu den Entgelttabellen des TV-L
                                                                  vergrößert sich                                             10
                                                              >    lehrerarbeitszeitstudie
                                                                  Steffi Kreuzfeld, Reingard Seibt & Rainer Starke:
                                                                  LaiW-Studie 2018: Was sagen Lehrkräfte
                                                                  zur Studie ‘Lehrerarbeit im Wandel?’                        12
Frühjahrstagung der Jungen                                    >    junge philologen
Philologen: Kooperation von
                                                                  Georg Hoffmann: Kooperation von Gymnasium
 Gymnasium und Wirtschaft
                                                                  und Wirtschaft: Moderne Gymnasien brauchen
                      Seite 15
                                                                  starke außerschulische Partner                              15
                                                              >    studie
                                                                  Sebastian Bergold, Linda Wurthwein,
                                                                  Detlef H. Rost & Ricarda Steinmayr:
                                                                  G8 versus G9
                                                                  Schulbesuchsdauer und kognitive Leistungsfähigkeit          18
                                                              >    vor ort
                                                                  Niedersachsen: Korrekturtage zur Sicherung
                                                                  der Abiturkorrekturen gefordert
                                                                  Kultusminister Tonne verstößt gegen Fürsorgeflicht          34
                                                                  Schleswig-Holstein: Reform der Lehrerbildung
                                                                  im Ansatz richtig, in der Durchführung
                                                                  inkonsequent
                                                                  ‘Grüne’ verkennen die Realität an den Gymnasien             34
               G8 versus G9:                                      Sachsen: Auftakt zu Gesprächen mit
    Schulbesuchsdauer und                                         Kultusminister Christian Piwarz                             37
kognitive Leistungsfähigkeit
                      Seite 18
                                                              >    glosse
                                                                  Rainer Dollase: Endlich: Schluss mit der
                                                                  Langeweile im Bildungsfeuilleton:
                                                                  Lieber fakes als Fakten
                                                                  Die außeruniversitäre Bildungsforschuung
                                                                  als Motor des Populismus                                    38
                                                              >    impressum                                                 40
                                                              >    nachrichten                                         dbb magazin

                                                                  Öffentlicher Dienst der Zukunft:
                                                                  Mobil, agil, divers und digital                             41
                                                                  Mehr Wertschätzung für öffentlichen Dienst:
                                                                  Privat vor Staat ist vorbei                                 41
                                                                  Neuregelung der Grundsteuererhebung:
                                 Glosse: Lieber fakes             Keine Mehrbelastung für Finanzämter und Bürger              42
                                 als Fakten     Seite 38
                                                                  Spitzengespräch im Bundesarbeitsministerium                 42
                                                              >    senioren                                            dbb magazin

                                                                  Bundesversicherungsamt rügt Krankenkasse:
                                                                  Alte und Kranke unerwünscht?                                44
                                                              >    brennpunkt                                          dbb magazin

                                                                  Beihilfe und ‘Hamburger Modell’:
                                                                  Bürgerversicherung durch die Hintertür                      46
    4      > PROFIL | Mai 2018
G8- und G9-Schüler getestet - Intelligenzleistungen: 2018 - Profil - Das Magazin für Gymnasium ...
PROFIL > dphv

                                                                                                                      >
                                                                                                                           Bernd Saur, Vorsitzender des Landes-
                                                                                                                           verbandes Baden-Württemberg, und
                                                                                                                           Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing (r.), Bun-
                                                                                                                           desvorsitzende des DPhV, im Gespräch
                                                                                                                           mit der Ministerin für Kultus, Jugend
                                                                                                                           und Sport des Landes Baden-Würt-
                                                                                                                           temberg Dr. Susanne Eisenmann.

                                                                                                                               DPhV fordert:
                                                                                                                          Einstellungspflicht
                                                                                                                             für die besten
Expertin fordert:                                                                Fo
                                                                                    t   o:
                                                                                                                          Lehramtsstudenten
                                                                                             Ad
                                                                                                  ob

Abiturnoten                                                                                                           Angesichts des Lehrermangels
                                                                                                       eS
                                                                                                            to
                                                                                                                 ck
                                                                                                                      in Deutschland hat der Deut-
                                                                                                                      sche Philologenverband eine
müssen neu berechnet werden                                                                                           Einstellungspflicht für die
                                                                                                                      jahrgangsbesten Lehramts-
Tausende deutsche Schüler sind in diesen Tagen im Abi-Stress,                                                         studenten gefordert. Dabei
                                                                                                                      sei es egal, ob diese Lehrer ak-
doch die Kritik von Bildungsexperten hält an: Das deutsche Abitur                                                     tuell auch gebraucht würden
ist innerhalb Deutschlands nicht vergleichbar – und damit ungerecht.                                                  oder nicht, sagte Verbands-
                                                                                                                      chefin Susanne Lin-Klitzing

D   erzeit setzt sich die Abi-
    Note zu einem Drittel aus
den schriftlichen und mündli-
                                 (54), Chefin des Deutschen
                                 Philologenverbandes: »Für die
                                 zwei Drittel werden abhängig
                                                                   Schulformen, die zum Abitur
                                                                   führen, sollten deshalb ver-
                                                                   bindlich alle Oberstufenkurse
                                                                                                                      der Presse. Eine solche Rege-
                                                                                                                      lung solle zudem in jedem
                                                                                                                      Bundesland und für jedes
chen Prüfungsnoten und zu        von der Schulform zwischen        in Deutsch, Mathe, Fremd-                          Fach gelten. »Das kostet uns
zwei Drittel aus den Noten       32 und 40 unterschiedliche        sprache und einer Naturwis-                        jedes Jahr Geld«, räumte Lin-
der Oberstufenkurse zusam-       Kurse eingebracht. Wir brau-      senschaft sowie die gleiche                        Klitzing ein. Dies sei »aber we-
men, allerdings überall an-      chen aber eine einheitliche       Anzahl an Kursen einbringen,                       niger, als Quereinsteiger bis
ders. Susanne Lin-Klitzing       Einbringungspflicht.« Alle        fordert Lin-Klitzing.        ■                     zur Rente zu finanzieren«. ■

            Sollen Grundschullehrer so viel verdienen
                    wie Gymnasiallehrkräfte?
 »Die Forderung, Grundschullehrer genauso zu besolden wie Gymnasiallehrer, geht in die falsche Rich-
tung«, so die Bundesvorsitzende des DPhV, Susanne Lin-Klitzing, gegenüber den Medien auf Nachfrage.

>   Gleiche Bezahlung              zu promovieren. Das ist            einen höheren Korrektur-                        Schulabschlüssen: der Mitt-
    für ungleiche Arbeit           beim Grundschullehramt             aufwand.                                        leren Reife und des Abiturs.
                                   gewöhnlich nicht der Fall.«      • Außerdem hätten Gymnasi-                        Das bedeutet aber nicht, be-
In drei Punkten unterschei-      • Die beruflichen Anforderun-        allehrkräfte eine hohe Ver-                     tont Lin-Klitzing, dass der
den sich beide Gruppen er-         gen am Gymnasium seien             antwortung, weil sie die                        Philologenverband den
heblich:                           höher, auch weil Kinder von        Schüler auf Studium und                         Grund- und Hauptschullehr-
• Die nötige Ausbildung mit        der fünften bis zur 13. Klas-      Beruf vorbereiteten. Sie ver-                   kräften nicht mehr Geld gön-
   dem vertieften Studium          se unterrichtet würden und         geben zudem im Laufe der                        nen würde. »Aus unserer
   mindestens zweier Fächer        damit über eine große Al-          Gymnasialzeit auch ver-                         Sicht wäre es aber nicht ak-
   sowie den Erziehungswis-        terspanne hinweg adäquat           schiedene Schulabschlüsse:                      zeptabel, wenn nur diese
   senschaften sei komplexer.      betreut werden müssten.            die Mittlere Reife, das Fa-                     Lehrämter finanziell aufge-
   »Dieses vertiefte Studium       Außerdem lassen Gymnasi-           chabitur und originär das                       wertet würden. Also wenn
   ermöglicht es den Studie-       allehrer viele und sehr an-        Abitur.                                         die einen in A13 eingestuft,
   renden, im Prinzip in je-       spruchsvolle Klausuren           Sie sind zudem verantwortlich                     müssten die anderen auf
   dem der studierten Fächer       schreiben und haben damit        für die Vergabe von zwei                          A14 angehoben werden.« ■

                                                                                                                           > PROFIL | Mai 2018         5
G8- und G9-Schüler getestet - Intelligenzleistungen: 2018 - Profil - Das Magazin für Gymnasium ...
PROFIL > dphv

Gleichmacherei verschiedener
Lehrämter aus ökonomischen
    Gründen in Hamburg
Der Deutsche Philologenverband äußert sich
entsetzt über die Pläne des Hamburger Senats,
eine einheitliche Lehramtsausbildung für die
Lehrkräfte an Gymnasien und Stadtteilschulen
zu schaffen.

»M        it dieser offensichtli-

                                    Foto: AdobeStock
          chen Gleichmacherei
zweier grundverschiedener
Schularten mit je spezifi-
schem Bildungsauftrag auf
dem Weg über die Lehrerbil-
dung reiht sich Hamburg in
die unrühmliche Reihe der
beiden anderen bildungspoli-
tisch defizitären Stadtstaaten
Bremen und Berlin ein« sagte
die Vorsitzende des Verban-
des, Susanne Lin-Klitzing, in
einer ersten Stellungnahme.
Der Bedeutung Hamburgs als
Wirtschafts- und Wissen-
schaftsstandort sei ein diffe-
renziertes Schulwesen und ei-
ne dementsprechende diffe-
renzierte Lehrerausbildung              >
                                                       Auch der Deutsche Lehrerverband
angemessen, nicht das Ge-
                                                       übte heftige Kritik an den Plänen
genteil, ergänzte Lin-Klitzing.
                                                       des rot-grünen Hamburger Senats
Die Lehrerausbildung richtet                           zur Abschaffung der bisherigen
sich sinnvollerweise an den                            schulartspezifischen Lehrerbildung
Zielen der jeweiligen Schular-                         für Stadtteilschulen und Gymna-
                                                       sien und der Schaffung eines Ein-
ten aus. Das wird hier – entge-
                                                       heitsschullehramts für die Sekun-
gen der Empfehlung der wis-
                                                       darstufe.
senschaftlichen Expertenkom-
mission – aufgegeben. Zudem         Lehrämter Hamburgs und sei-
zeigen die Ergebnisse in den        ner Lehramtsstudierenden mit
verschiedensten bundeswei-          denen der Mehrzahl der ande-
ten Vergleichsstudien von           ren Länder erhalten«, machte
Schulleistungen, dass die Län-      Lin-Klitzing deutlich.
der mit einem guten Differen-
                               »Wir sind eins mit der Ham-
zierungssystem erfolgreicher
                               burger Elternschaft, so wie da-
sind.
                               mals gegen den politisch ge-
»Ich fordere die verantwortli- wollten und dann verhinder-
chen Politiker der Hansestadt  ten Übertritt erst nach Klasse
Hamburg dringend auf, die      6, so auch heute gegen die Ein-
jetzt bekannt gewordenen Plä- führung einer Einheitslehrer-
ne zu stoppen und in eine ech- ausbildung und für die diffe-
te zukunftsweisende Lehrer-    renzierte, schulartspezifische
ausbildung zu investieren. Ab- Lehramtsausbildung und be-
gesehen davon bleibt auch nur halten uns öffentlichkeitswirk-
so die Vergleichbarkeit der    same Maßnahmen vor!«           ■

6       > PROFIL | Mai 2018
G8- und G9-Schüler getestet - Intelligenzleistungen: 2018 - Profil - Das Magazin für Gymnasium ...
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PROFIL > dphv-gremien

Seminar der Länder Ost:

Wertschätzende
Kommunikation
Eine Voraussetzung für Gesundheit und                                                                            >
                                                                                                                       Seminarleiterin Alice
Belastungsfähigkeit von Gymnasiallehrkräften                                                                           Westphal konnte klären,
                                                                                                                       was die Themen ‘Wert-
                                                                                                                       schätzende Kommunikati-
 »Die Schönheit in                      physischen Gleichgewicht als        hat. Wer sich über längere                 on’ und ‘Lehrkräfte im
                                        Vorbild’ miteinander zu tun, so     Zeit nicht im psychischen                  psychischen und physi-
 einem Menschen
                                        dachte mancher der Teilneh-         Gleichgewicht befindet, spürt              schen Gleichgewicht als
 zu sehen ist dann                      mer, als sie das Programm des       dies später auch in seinem                 Vorbild’ miteinander zu
 am nötigsten, wenn                     diesjährigen Seminars der Län-      körperlichen Befinden. Nicht               tun haben.
 er auf eine Weise                      der Ost in Erfurt gelesen hat-      zuletzt waren auch im Frage-
                                        ten. Auf den ersten Blick           bogen, der ein Bestandteil der
 kommuniziert, die                                                                                               >     Eine Leitlinie für
                                        scheint es, dass es zwei sepa-      Studie zu Arbeitszeit, Belas-
 es am schwierigsten                    rate Themen sind. Schon nach        tung und Gesundheit bei
                                                                                                                       alle am Schulleben
 macht, sie zu                          kurzer Zeit wurde den Teilneh-      Gymnasiallehrkräften war, die              Beteiligten
 sehen.«                                mern deutlich, dass es hier um      vom Deutschen Philologen-           »Die gewaltfreie Kommunika-
                                        einen wichtigen Zusammen-           verband im ersten Quartal           tion ist die verlorene Sprache
     Marshall Bertram Rosenberg
                                        hang geht, der entscheidende        2018 durchgeführt wurde, As-        der Menschheit, durch die wir
                                        Auswirkungen auf die Gesund-        pekte der Wertschätzung und         lernen können, rücksichtsvoll
          von STEFFEN PABST             heit und auf die Belastbarkeit      Anerkennung betrachtet wor-         miteinander umzugehen und
                                        von uns Lehrkräften hat. Ärger      den. Die Studie wird jetzt von      in Balance mit uns selbst und

W
          as haben die Themen           schlägt auf den Magen, lautet       dem Institut für Präventivme-       mit anderen zu leben.«, äu-
          ‘Wertschätzende               ein Sprichwort, das fast jeder      dizin der Universitätsmedizin       ßerte der amerikanische Mar-
          Kommunikation’ und            von uns kennt und auch schon        ausgewertet und von der DAK         shall Bertram Rosenberg
‘Lehrkräfte im psychischen und          einmal bei sich selbst erlebt       Gesundheit gefördert.               (1934 bis 2015), der als erster

 >
         Netzwerkbildung: Die gewaltfreie oder wertschätzende Kommunikation ist nicht nur auf Lehrkräfte beschränkt,
         sondern muss Leitlinie in der Interaktion aller am Schulleben Beteiligten sein.

     8        > PROFIL | Mai 2018
G8- und G9-Schüler getestet - Intelligenzleistungen: 2018 - Profil - Das Magazin für Gymnasium ...
PROFIL > dphv-gremien

das Konzept der gewaltfreien     Was fühle ich beim Handeln         Adressaten. »Um einen inte-       durch die regelmäßigen Wie-
Kommunikation entwickelte.       des anderen, was macht es          ressanten Unterricht zu ge-       derholungen zu Stundenbe-
Unter Gewalt versteht man        mit mir? »Die Fachlehrer ha-       stalten, benötige ich eine ho-    ginn gelangweilt.« »Ich benö-
in diesem Zusammenhang je-       ben mir berichtet, dass sie        he Konzentration ohne stö-        tige bereits zum Stundenan-
de Art des Sprechens, das        sich durch das Zuspätkom-          rende Unterbrechungen.« In        fang Aufgaben, die mich zu
moralische Wertungen ent-        men in ihrer Konzentration         dieser Form werden im Bei-        weiterführenden Erkenntnis-
hält oder wo man ohne Rück-      auf den Unterricht gestört         spiel die eigenen Bedürfnisse     sen führen.« Mit der gegen-
sicht auf die Bedürfnisse an-    fühlen.« ist besser formuliert     dem Schüler gegenüber be-         seitigen Äußerung von den je-
derer Menschen die Erfüllung     statt »Die Fachlehrer haben        gründet formuliert.               weiligen Gefühlen und Be-
der eigenen Bedürfnisse in       das Gefühl, dass du sie är-                                          dürfnissen wird der Weg für
den Mittelpunkt stellt. Die      gern willst und dir Pünktlich-     Der letzte Schritt der wert-      eine Lösung bereitet. Mit ei-
gewaltfreie oder wertschät-      keit egal ist.« Der zweite Satz    schätzenden Kommunikation         ner wertschätzenden Kommu-
zende Kommunikation ist          beinhaltet schon eine Inter-       ist das Formulieren von Bit-      nikation gelingt es, offen Kon-
nicht nur auf Lehrkräfte be-     pretation derart, dass davon       ten zur Erfüllung der Bedürf-     flikte anzusprechen, ohne den
schränkt, sondern muss Leit-     ausgegangen wird, das der          nisse. Ziel einer wertschät-      anderen zu verletzen. Konflik-
linie in der Interaktion aller   Schüler die Lehrkräfte ärgern      zenden Kommunikation ist          te gehören zum Leben und
am Schulleben Beteiligten,       will. Durch die geäußerte Ver-     es, den anderen Gesprächs-        bringen uns weiter. Sie zu ver-
von Lehrerkräften, Eltern und    mutung wird der andere so-         partner für die eigenen Ge-       drängen, führt zu negativen
Schülern sein.                                                                                        psychischen und physischen
                                                                                                      Beschwerden. Dies muss ver-
>   Vier Schritte zu einer                                                                            hindert werden.
    wertschätzenden
    Kommunikation                                                                                     Im Schulalltag kommt es nicht
                                                                                                      nur zwischen Schülern und
Von Rosenberg stammen vier                                                                            Lehrkräften zu Konflikten.
Schritte, um eine wertschät-                                                                          Auch zwischen den Lehrkräf-
zende Kommunikation zu                                                                                ten sind diese vorhanden und
entwickeln. Der erste Schritt                                                                         werden nicht immer auf der
ist das Beobachten ohne zu                                                                            Basis einer wertschätzenden
bewerten. Wie oft verbinden                                                                           Kommunikation ausgetragen.
wir eine Beobachtung mit ei-                                                                          »Ich bin genervt, weil du
ner Schuldzuweisung oder ei-                                                                          schon wieder nicht dein Stun-
ner Verurteilung. Ein Schüler                                                                         denthema in das Klassenbuch
kommt innerhalb von zwei                                                                              eingetragen hast.« Solche und
Wochen mehrfach zu spät                                                                               auch andere Äußerungen sind
zum Unterricht und die Kolle-                                                                         Ihnen bestimmt bekannt und
ginnen und Kollegen be-                                                                               sorgen, wenn sie früh einem
schweren sich bei Ihnen als                                                                           als Erstes zur Begrüßung im
                                  >
Klassenleiter. Ein Problem,           Neben der Vermittlung der theoretischen Grundlagen gab es
                                                                                                      Lehrerzimmer entgegenschal-
wie es tagtäglich an unseren          auch die Möglichkeit wertschätzende und damit gewaltfreie
                                      Kommunikation zu üben.
                                                                                                      len, dafür, dass man den
Gymnasien vorkommen kann                                                                              Schultag gleich mit schlechter
und das einer Lösung und da-     fort in eine Abwehrposition        fühle und Bedürfnisse aufzu-      Laune beginnt.
mit eines Gespräches bedarf:     gehen. Entscheidend ist es         schließen. »Ich möchte, dass
Im ersten Schritt geht es nur    deshalb im zweiten Schritt         du zukünftig pünktlich er-        >    Das Üben von
um die Beobachtung des           seine Gefühle ohne Schuld-         scheinst, damit für alle ein           verschiedenen
Sachverhaltes. Eine Beurtei-     zuweisungen zu formulieren.        interessanter und sinnerfüll-          Situationen
lung oder Übertreibung »Du                                          ter Unterricht stattfindet.« In
                                 Der dritte Schritt beinhaltet                                        Lehrkräfte tragen für eine gu-
kommst ja immer zu spät                                             so einem Gesprächsklima ist
                                 die Formulierung von Bedürf-                                         te Arbeitsatmosphäre Verant-
zum Unterricht.« oder »Wa-                                          es für beide Seiten leichter,
                                 nissen, ohne jedoch bereits                                          wortung. Eine wertschätzen-
rum kommst du schon wie-                                            gemeinsam nach Lösungen
                                 Lösungsstrategien zu artiku-                                         de Kommunikation ist eine
der zu spät zum Unterricht?«                                        für einen Konflikt zu suchen.
                                 lieren. Je besser es uns ge-                                         Maßnahme, dies zu realisie-
zu diesem Zeitpunkt führen                                                                            ren. Im Seminar, das von Alice
                                 lingt unsere Gefühle mit den
meist dazu, dass der andere                                          >   Offene Konflikte
                                 eigenen Bedürfnissen zu be-                                          Westphal geleitet wurde, hat-
blockiert und in eine Abwehr-                                            ansprechen ohne              ten wir neben der Vermittlung
                                 gründen, desto leichter kann
haltung geht. Gleichzeitig
                                 der andere Gesprächspartner
                                                                         andere zu verletzen          der theoretischen Grundlagen
werden auch negative Erwar-                                                                           die Möglichkeit, uns auch an-
                                 darauf reagieren. Bedürfnisse      So wie die Lehrkraft ihre Ge-
tungen des Schülers bedient.                                                                          hand von verschiedenen Si-
                                 sind immer positiv besetzt.        fühle und Bedürfnisse artiku-
Der zweite Schritt ist ge-       Sie sind für unser Handeln         liert, wird dies auch der Schü-   tuationen in der wertschät-
prägt, Gefühle zu artikulie-     motivierend und geben ein          ler in unserem Beispiel tun       zenden und damit gewaltfrei-
ren, ohne zu interpretieren.     wichtiges Signal an den            können: »Ich fühle mich           en Kommunikation zu üben. ■

                                                                                                          > PROFIL | Mai 2018   9
G8- und G9-Schüler getestet - Intelligenzleistungen: 2018 - Profil - Das Magazin für Gymnasium ...
PROFIL > tarifpolitik

                                                                             >
                                                                                 Die Vertreter des Deutschen Philologenverbandes während der
                                                                                 BTK-Sitzung zur Einkommensrunde 2018 in Potsdam.

            Erfolgreicher Abschluss der Tarifrunde 2018 bei Bund und Kommunen:

       Abstand zu den Entgelttabellen
          des TV-L vergrößert sich
       von STEFFEN PABST
                                      finden, werden deren Entgelte      >   Öffentlicher Dienst             zeitig wird damit der öffentli-
                                      mit dem Erhöhungssatz der              für junge Fachkräfte            che Dienst für junge Fachkräf-

B
       ei den Verhandlungen           regulären Stufe 6 angepasst.           attraktiver                     te attraktiver. Weiterhin wird
       im Rahmen der Entgelt-         Es erfolgt keine Verrechnung                                           im Bereich der Vereinigung
       runden bei Bund und            der individuellen Endstufe mit    Gegenüber März 2018 werden           der kommunalen Arbeitgeber
Kommunen wurde ein Ergeb-             den Erhöhungen. Die neu ge-       Tarifbeschäftigte in der EG 13       die Jahressonderzahlung im
nis erzielt, das für alle Be-         schaffenen Tabellen im TVöD       einen Einkommenszuwachs              Tarifgebiet Ost an das Tarifge-
schäftigten deutlich über der         beseitigen Unwuchten inner-       zwischen 6,8 Prozent (Erfah-         biet West bis 2022 vollständig
Inflationsrate liegt. Besonders       halb einer Entgeltgruppe, die     rungsstufen 5 und 6) und             angeglichen und damit nach
Beschäftigte, die in den Beruf        in der alten Tabelle vorhanden    11,34 Prozent (Erfahrungsstu-        über dreißig Jahren auch in
einsteigen bzw. erst wenige           waren und die durch verschie-     fe 3) haben. Gerade für junge        der Vergütung die deutsche
Dienstjahre besitzen, profitie-       dene Sockel- und Mindestbe-       Beschäftigte, die sich in der        Einheit vollendet.
ren überproportional. Bei den         träge der vergangenen Ein-        Phase der Familiengründung
älteren Kollegen, die sich in ei-     kommensrunden verstärkt           befinden, ist der Einkom-
                                                                                                              >   Anschluss an den
ner individuellen Endstufe be-        wurden.                           menszuwachs wichtig. Gleich-              TVöD halten
                                                                                                             Aus Sicht des Deutschen Phi-
                                 Vergleich EG 13 TVöD zum TV-L März 2018                                     lologenverbandes ist dieser
EG 13                                  Stufe 1    Stufe 2    Stufe 3    Stufe 4      Stufe 5    Stufe 6      Tarifabschluss für die Beschäf-
Lineare Steigerung gegenüber                                                                                 tigten bei Bund und Kommu-
                                        4,64 %    3,44 %     4,82 %     4,25 %       2,89 %     2,89 %
02/2018                                                                                                      nen ein guter Kompromiss
Tabellenwerte TVöD-Bund                                                                                      und positiv zu bewerten. Ei-
                                       3.827,03 4.196,02 4.479,41 4.893,73 5.433,88 5.683,28                 nen Wermutstropfen gibt es
03/2018
                                                                                                             jedoch. Es ist nicht gelungen,
Tabellenwerte TV-L 03/2018             3.672,02 4.075,76 4.293,17 4.715,55 5.299,43 5.378,92
                                                                                                             den Abstand zwischen EG 12
Differenz absolut                      - 155,01   - 120,26   - 186,24   - 178,18    - 134,45    - 304,36
                                                                                                             und EG 13 ähnlich wie bei an-
Differenz zum TVöD- Bund in %           4,22 %    2,95 %     4,34 %     3,78 %       2,54 %     5,66 %       deren Entgeltgruppen zu ge-
                                                                                                             stalten. Anfang 2019 stehen
                    Vergleich EG 13 TVöD (April 2019) zum TV-L (Dezember 2018)                               die Gewerkschaften bei den
EG 13                                  Stufe 1    Stufe 2    Stufe 3    Stufe 4      Stufe 5    Stufe 6      Verhandlungen für die Be-
Tabellenwerte TVöD-Bund                                                                                      schäftigten im Bereich der
                                       3.996,72 4.335,42 4.685,32 5.093,03 5.586,51 5.842,91                 Länder vor einer großen He-
04/2019
                                                                                                             rausforderung, gilt es doch,
Tabellenwerte TV-L 12/2018             3.672,02 4.075,76 4.293,17 4.715,55 5.299,43 5.458,41
                                                                                                             Anschluss an den TVöD zu hal-
Differenz zum TVöD- Bund in %           8,84 %    6,37 %     9,13 %     8,01 %       5,42 %     7,04 %       ten.                         ■

  10       > PROFIL | Mai 2018
PROFIL > lehrerarbeitszeitstudie

LaiW-Studie 2018:                                                                                                                    ich parallel noch Übungsaufsätze
                                                                                                                                     und Schulaufgaben korrigieren muss,
                                                                                                                                     denn das kann gut und gerne zehn bis

Was sagen Lehrkräfte zur                                                                                                             fünfzehn Stunden plus pro Woche aus-
                                                                                                                                     machen. Es wäre mir also wichtig, dass
                                                                                                                                     dies nicht ganz aus den Augen genom-

Studie ‘Lehrerarbeit im Wandel?’                                                                                                     men wird bei der Auswertung der Er-
                                                                                                                                     gebnisse. Vielen Dank an dieser Stelle
                                                                                                                                     im Voraus!«
                                                                                                                                                    Anonymisierte Zuschriften
                                    allehrkäften würde bewegen                          tatsächlich geleistet werden müssen.
     von STEFFI KREUZFELD,                                                              Das persönliche Deputat wird so in ei-      Den Untersuchungszeitraum
      REINGARD SEIBT und            lassen, sich an einer so zeitauf-
                                                                                        nem völlig anderen Licht gesehen, erst      unter Berücksichtigung der Fe-
        RAINER STARKE               wendigen Studie zu beteiligen,                      recht die Begriffe gebundene und unge-
                                    sodass am Ende belastbare Er-                       bundene Arbeitszeit.«                       rien- und Prüfungszeiten in

D    ie Studie des Deutschen        gebnisse vorgelegt werden                                           Anonymisierte Zuschriften   den Ländern so zu wählen,
     Philologenverbandes zur                                                                                                        dass eine bundesweite Daten-
                                    können,« so Prof. Dr. Susanne                   >      Gründe für die
Arbeitszeit, Belastung und Ge-                                                                                                      erfassung über vier zusam-
                                    Lin-Klitzing. »Umso glücklicher                        Nichtteilnahme an
sundheit ist am 1. Mai dieses       bin ich jetzt! Äußerst gespannt                                                                 menhängende Wochen über-
                                                                                           der LaiW-Studie                          haupt möglich ist, war eine
Jahres abgeschlossen worden.        warte ich – wie auch viele Teil-
                                                                                    Gegenüber Dr. Reingard Seibt                    ‘Herausforderung’. Als Zeit-
Bundesweit haben sich an der        nehmerinnen und Teilnehmer
                                                                                    und Dr. Steffi Kreuzfeld (beide                 raum für die Durchführung der
LaiW-Studie deutlich mehr           – auf die ersten Auswertungs-
                                                                                    Institut für Präventivmedizin)                  LaiW-Studie wurde von allen
Lehrkräfte der Gymnasien als        ergebnisse. Natürlich wird die
                                                                                    wurden aber auch zahlreiche                     Landesverbänden des Deut-
erwartet beteiligt. Prof. Dr. Su-   Auswertung Wochen, ja Mona-
                                                                                    Äußerungen getroffen, warum                     schen Philologenverbandes ge-
sanne Lin-Klitzing, Bundesvor-      te in Anspruch nehmen.«
                                                                                    bewusst von einer Teilnahme                     meinsam das 1. Quartal 2018
sitzende des Deutschen Philo-
logenverbandes, dankt allen
                                    >      Viele positive                           abgesehen wurde. Anmerkun-                      festgelegt. Dabei mussten
                                           Rückmeldungen                            gen wie »Der Zeitraum der Stu-                  auch länderspezifische Beson-
Lehrkräften, die zum Erfolg der
                                    Im Institut für Präventivmedi-                  die ist falsch gewählt.«, »Es än-               derheiten – wie zum Beispiel
Durchführung der Studie bei-
                                    zin der Universitätsmedizin                     dert sich ja doch nichts.«, »Ich                Winterferien oder der Einfluss
getragen haben (siehe Seite 3
                                    Rostock, das die wissenschaft-                  möchte gar nicht wissen, wie                    des Karnevals – berücksichtigt
in diesem Heft).
                                    liche Betreuung der LaiW-Stu-                   viele Stunden ich hier leiste; es               werden.
>    Die Herausforderung            die und die Auswertung über-                    würde mich nur wütend ma-
                                                                                                                                    Natürlich gibt es Zeiträume in-
     einer bundesweiten             nommen hat, gingen im Unter-                    chen.« oder »Ich habe so viel zu
                                                                                                                                    nerhalb eines Schuljahres, die
     Arbeitszeitstudie              suchungszeitraum viele Anfra-                   tun, da noch Zeit für eine Stu-
                                                                                                                                    belastender sind. Beispielsweise
                                    gen und Kommentare von Teil-                    die aufzuwenden, habe ich
Mit der Durchführung der Stu-                                                                                                       ist die Phase der Abiturprüfun-
                                    nehmerinnen und Teilnehmern                     nicht den Nerv.« spiegeln das
die ist der Deutsche Philologen-                                                                                                    gen mit den knappen Fristen für
                                    ein. Neben technischen Fragen                   Spektrum der Gründe für eine
verband bewusst neue Wege                                                                                                           die Korrekturen durch extreme
                                    und inhaltlichen Hinweisen                      Nichtteilnahme an der Studie
gegangen. Noch nie wurden                                                                                                           zeitliche Belastungen gekenn-
                                    gab es viele positive Rückmel-                  wider. Sind Lehrkräfte mit ihrer
Lehrkräfte in allen deutschen                                                                                                       zeichnet. Wäre dieser Zeitraum
                                    dungen von Lehrkräften, die                     Belastung am Limit? Befinden
Bundesländern in etwa zum                                                                                                           für die Studie ausgewählt wor-
                                    die Notwendigkeit einer sol-                    sich einige Lehrkräfte bereits
gleichen Zeitpunkt so umfas-                                                                                                        den, wäre sofort der Vorwurf der
                                    chen Studie bekräftigten.                       jenseits der Belastungsgrenze?
send befragt. Im Einzelnen ist                                                                                                      Unwissenschaftlichkeit aufge-
                                                                                    Die Auswertung wird uns Hin-
die LaiW-Studie in Profil 4/2018        »Vielen Dank für die Erstellung und                                                         kommen. Und wahrscheinlich
                                        Betreuung der Studie zur Arbeitsbelas-      weise dazu geben.
‘Erste Etappe abgeschlossen:                                                                                                        hätten dann auch viele Lehrkräf-
                                        tung von Lehrkräften. Ich freue mich
Auswertung der Arbeitszeitstu-          schon auf die Teilnahme.«
                                                                                    >      Der Zeitraum der Stu-                    te nicht an der Studie teilge-
die beginnt’, Seite 20ff darge-                                                            die ist falsch gewählt?                  nommen, weil sie in dieser Zeit
                                        »Vielen Dank nochmal für Ihre Infor-
stellt. Bisherige Untersuchun-          mationen. Ich würde nach wie vor                »Zum Arbeitszeitprotokoll möchte ich        zu belastet gewesen wären und
gen haben nur einzelne Ge-              gern an der Studie teilnehmen und bin           anmerken, dass dieser Zeitraum nicht        keine Zeit für die Studie hätten
                                        gestern Abend aus der Kur zurückge-             repräsentativ für die Lehrerarbeitszeit
sichtspunkte der Lehrerarbeit                                                           ist. Elternversammlungen, Elternge-
                                                                                                                                    aufbringen können.
                                        kehrt und seit heute wieder im Dienst.
betrachtet oder fanden nur in           Somit könnte ich am Montag anfan-               spräche, Erarbeitung von Stoffvertei-       Die Studie ist bewusst so ange-
einem Bundesland statt.                 gen. Den Fragebogen habe ich schon              lungsplänen, umfangreiche Fach-
                                                                                                                                    legt, dass die Arbeitszeit in ei-
                                        ausgefüllt – die TANs wurden dann ja            schaftssitzungen unter anderes finden
Da Schule und Bildung Länder-           nochmal zugeschickt vom Philologen-             vorrangig in anderen Monaten statt.         nem Zeitraum von vier ‘relativ
sache sind, war eine der größ-          verband. Es wäre prima von Ihnen ei-            Auch die Mehrarbeitszeit durch das          normalen’ Unterrichtswochen
                                        nen Link zu bekommen, damit ich doch            schriftliche Abitur wird nicht erfasst.
ten Herausforderungen, die                                                                                                          erfasst werden soll, wohl wis-
                                        noch teilnehmen kann. Ich hoffe aller-          Ich bitte dies bei der Erfassung der Leh-
Studie so zu gestalten, dass sie        dings auch, dass viele Kolleginnen und          rerarbeitszeit zu berücksichtigen.«         send, dass die Arbeitsbelastung
einerseits für alle Bundeslän-          Kollegen in Deutschland an der Studie
                                                                                        »Ich habe bei der Erfassung der Arbeits-    innerhalb des Schuljahres er-
                                        teilnehmen.«
der zutreffend ist und anderer-                                                         zeit teilgenommen. Ich wollte an die-       heblichen Schwankungen un-
                                        »Die Arbeitszeiterfassung liegt hinter          ser Stelle nur anmerken, dass der Zeit-     terliegt, und es innerhalb eines
seits nach einheitlichen Krite-
                                        uns und war häufig Gesprächsthema im            punkt der Erfassung für das Bundes-
rien ausgewertet werden                 Lehrerzimmer. Es ist sehr begrüßenswert,        land nicht ganz authentisch gewählt         Schuljahres Phasen deutlich
kann. »Das größte Wagnis war            dass eine solche Datenerhebung endlich          war, denn das Zwischenzeugnis ist ge-       höherer Belastung gibt. Aber
                                        einmal durchgeführt wurde! Durch das            rade abgeschlossen gewesen und es           auch die intensiven Arbeitspha-
aber ohne Zweifel die Ein-
                                        minutiöse Erfassen der persönlichen Ar-         war nun kein Schulaufgabenzeitraum.
schätzung, ob sich eine hinrei-         beitszeit ist einem sehr deutlich bewusst       Gerade für mich als Deutschlehrerin ist     sen sind nicht repräsentativ für
chend große Zahl an Gymnasi-            geworden, wie viele Wochenstunden               das natürlich schon entscheidend, ob        ein ganzes Schuljahr! Für die >

    12    > PROFIL | Mai 2018
PROFIL > lehrerarbeitszeitstudie

Beurteilung der Arbeitsbelas-      bisherige Studien zur Lehrerar-     lich, dass eine beständige Zu-                     »Diese Studie ist längst überfällig
                                                                                                                          und ich würde gerne daran teilneh-
tung wird der Untersuchungs-       beitszeit und -belastung, wie       nahme der geforderten Tätig-
                                                                                                                          men – aber wann? Allein in dieser
zeitraum in den einzelnen Bun-     die von Knight-Wegenstein           keiten sehr wohl wahrgenom-                        Woche habe ich dreißig Wochenstun-
desländern retrospektiv genau      1993, Mummert & Partner             men wird. Zugleich wird eine                       den aufgrund einer Planänderung
                                                                                                                          und Vertretungen; mit zwei Haupt-
definiert und bei der Interpre-    1999 oder Schaarschmidt             Reduzierung von Tätigkeiten an
                                                                                                                          fächern muss ich in diesem Monat
tation der Ergebnisse zur Ar-      2003 und 2006, ungehört ver-        anderen Stellen oder eine Sen-                     sechs Arbeiten schreiben lassen, drei
beitszeit berücksichtigt.          hallten. Die Arbeitszeitanalyse     kung des Pflichtstundenanteils                     davon habe ich in der Ferienwoche
                                                                                                                          gerade noch so korrigieren können. ...
Ein Korrektiv ist der ONLINE-      im Rahmen des Projektes             vermisst. Dies kommt in der
                                                                                                                          Zurzeit bereite ich die nächsten bei-
Fragebogen, durch den Ar-          ‘LANGE LEHREN’ 2006 brachte         Nebenaussage »Es würde mich                        den vor. ... Zwischendurch Telefonate

beitszeit und -belastung äu-       allerdings für Gymnasiallehr-       nur wütend machen.« zum Aus-                       mit Eltern (Klassenlehrerin in jedem
                                                                                                                          Jahr!), Vorbereitung des Wandertags
ßerst umfassend für eine ‘nor-     kräfte eine Stundenreduzie-         druck. Zugleich wird in dem Ne-
                                                                                                                          ..., einer Klassenkonferenz ... Ich kann
male’ Schulwoche im Schuljahr      rung von einer Stunde.              bensatz Resignation sichtbar:                      mich nicht noch mit einer weiteren

erhoben werden. So werden                                              »Die da oben tun ja doch nichts                    Dokumentation belasten. Und dies
                                   Die Teilnehmerinnen und Teil-                                                          wird – wie immer – zu meinen Lasten
vergleichbare Aussagen gene-                                           für uns.« Es ist daher dringend
                                   nehmer an der LaiW-Studie                                                              gehen, schade. Dennoch: Ich wünsche
riert, die die Lehrerarbeitszeit                                       notwendig, die Diskussion um                       Ihnen viel Erfolg, damit zumindest
                                   haben einen wichtigen Beitrag
in einer ‘normalen’ Schulwo-                                           die Lehrerarbeitszeit jetzt auf                    meine jüngeren Kolleginnen und Kol-
                                   zur Ermittlung der Arbeitszeit,                                                        legen einmal eine geringere Belas-
che im Schuljahr ausmachen.                                            einer aktuellen empirischen Ba-
                                   Belastung und Gesundheit                                                               tung haben werden. Ich selbst … bin
                                                                       sis weiterzuführen. Weder die                      gesundheitlich angeschlagen und
Arbeitszeitprotokoll und Frage-    von Gymnasiallehrkräften ge-
                                                                       Landesregierungen noch die                         hoffe, die letzten Jahre noch durch-
bogen bilden eine Einheit und      leistet. Die empirischen Be-                                                           zuhalten, denn mein Beruf macht
                                                                       Kultusministerkonferenz waren
werden durch den persönli-         funde der Studie sollen bei                                                            mir trotz allem immer noch Spaß!«
                                                                       oder sind bereit, eine solche                                     Anonymisierte Zuschriften
chen Code zusammengeführt.         entsprechendem Ergebnis da-
                                                                       Untersuchung zu veranlassen
Jedes Instrument hat seine Be-     zu dienen, von den politischen                                                     So bedauerlich es ist, dass
                                                                       und damit ihrer Fürsorgepflicht
deutung in der Studie und er-      Entscheidungsträgern eine                                                          sich Lehrkräfte, die der Studie
                                                                       gegenüber den Lehrkräften
möglicht den Abgleich zwi-         Entlastung der Kolleginnen                                                         positiv gegenüberstehen,
                                                                       nachzukommen. Der Deutsche
schen ‘geschätzter’ und konkre-    und Kollegen einzufordern.                                                         nicht zur Teilnahme durchrin-
                                                                       Philologenverband als Dachver-
ter wöchentlicher Arbeitszeit.                                                                                        gen konnten, so ist dies an-
                                   >   Haltung: »Ich möchte            band aller Landesverbände hat
                                                                                                                      hand der geschilderten zeitli-
Ein weiteres Korrektiv sind die        es gar nicht wissen!«           sich deshalb dazu entschlossen,
                                                                                                                      chen Belastung doch nach-
Bundesländer untereinander.                                            nicht weiter auf die Politik zu
                                   Im Laufe der letzten Jahrzehn-                                                     vollziehbar. Ein Kennzeichen
Im Untersuchungszeitraum                                               warten, sondern das Großpro-
                                   te haben sich die Tätigkeitsfel-                                                   des Lehrerberufs ist es gerade,
sind die in den einzelnen Bun-                                         jekt einer bundesweiten Ar-
                                   der und Arbeitsbelastungen                                                         nie mit der Arbeit fertig zu
desländern durchzuführenden                                            beitszeit- und Arbeitsbelas-
                                   an den Gymnasien beständig                                                         werden. Immer ist noch etwas
Tätigkeiten unterschiedlich in-                                        tungsuntersuchung selbst in
                                   erhöht und gewandelt. Vor al-                                                      liegen geblieben, immer jagt
tensiv, sodass ein breites Spek-                                       Angriff zu nehmen.
                                   lem sind verwaltungsspezifi-                                                       die eine Tätigkeit die nächste
trum schulischer Belastungen                                           Die Haltung »Ich möchte es gar
                                   sche, organisatorische Aufga-                                                      wie die Zuschriften eindring-
abgebildet wird. In Rheinland-                                         nicht wissen.« hängt eng mit
                                   ben hinzugekommen. Zu nen-                                                         lich bestätigen.
Pfalz ist die Studie in die kor-                                       der Wahrnehmung »Ich habe
                                   nen sind aber auch die Auswir-
rekturintensive Abiturzeit ge-
                                   kungen heterogenerer Klassen        so viel zu tun, …« zusammen.                   >      Gesundheits-
fallen. Zudem werden in die                                                                                                  gefährdung
                                   mit dem Zwang der inneren           >      Wahrnehmung: »Ich
Analysen auch Langzeiterhe-
bungen (Dokumentationen der
                                   Differenzierung und des zu-                habe so viel zu tun, …« Die beständige Arbeit an der
                                   nehmenden Einsatzes vielfälti-          »Ich unterstütze ihre Studie voll und      oder sogar jenseits der Belas-
Arbeitszeit über ein bis zehn
                                   ger Medien. Vor zusätzlichen            ganz, denn es gibt so viele falsche Vor-   tungsgrenze birgt für die be-
Jahre), die uns vorliegen, ein-                                            stellungen von den Bedingungen/Ar-
                                   pädagogischen und didakti-                                                         treffenden Lehrkräfte die Ge-
fließen. Auch wenn diese nur                                               beitszeiten im Lehrerberuf. Leider muss
                                   schen Herausforderungen ste-            ich Ihnen aber mitteilen, dass ich nicht   fährdung ihrer Gesundheit.
exemplarisch sind, so bieten
                                   hen die Lehrkräfte aktuell bei          teilnehmen werde, dabei hatte ich ver-     Burnout ist nur eine der Ge-
sie doch eine zielführende Ori-                                            gangene Woche schon damit begon-
                                   der Umsetzung der UN-Behin-                                                        fährdungen. Der Deutschen
entierung für die Arbeitsbelas-                                            nen, den Fragebogen auszufüllen.
                                   dertenrechtskonvention und              … Ich bin momentan sehr eingespannt        Angestellten Krankenkasse
tung der Gymnasiallehrkräfte
                                   der Integration von minder-             in der Schule, es stehen wichtige Ter-     (DAK-Gesundheit) ist die Ge-
im Jahresverlauf.                                                          mine an – unter anderem Abitur, ich
                                   jährigen Flüchtlingen, da die                                                      sundheit der Lehrkräfte ein
                                                                           bin mit vielen Dingen im Rückstau,
>    Resignation:                  soziale Heterogenität in den            nun auch mit Ihrem Arbeitszeitproto-       ernstes Anliegen. Sie unter-
     »Es ändert sich               Klassen einen weiteren Belas-           koll, sodass ich mich entschlossen         stützt die LaiW-Studie des
                                                                           abe, mich damit nicht auch noch zu be-     Deutschen Philologenverban-
     ja doch nichts!«              tungsfaktor darstellt. In die-
                                                                           lasten.
                                   sem Zusammenhang ist auch                                                          des.
Diese resignative Haltung                                                  Ich weiß, das klingt wie die Geschichte
müsste den Kultusministern         der zunehmend komplexer                 mit den Holzfällern mit den stumpfen
                                                                                                                      »Die Auswertung der Studie
der Länder zu denken geben.        werdende Umgang mit den El-             Äxten, die so viel zu tun hatten, dass
                                                                           sie keine Zeit fanden, ihre Werkzeuge      bleibt jetzt abzuwarten. Hof-
Letztendlich haben sie gegen-      tern zu nennen.
                                                                           zu schärfen, aber ich schaffe das zur      fen wir«, so Prof. Dr. Susanne
über den Lehrkräften auch ei-      Aus der Aussage »Ich möchte es          Zeit nicht. Tut mir leid. Ich wünsche
                                                                                                                      Lin-Klitzing, »dass die Lage
                                                                           Ihnen viel Erfolg mit Ihrer Studie. Was
ne Fürsorgepflicht. Nachvoll-      gar nicht wissen, wie viele Stun-       passiert eigentlich mit den Ergebnis-      nur für Einzelne so prekär
ziehbar ist diese Haltung, da      den ich hier leiste.« wird deut-        sen?«                                      ist.«                         ■

    14    > PROFIL | Mai 2018
PROFIL > junge philologen

                                  Kooperation von Gymnasium und Wissenschaft:

      Moderne Gymnasien brauchen
      starke außerschulische Partner
   von GEORG HOFFMANN                                                                         >
                                                                                                  Die Jungen Philologen im DPhV Mitte März
                                                                                                  auf ihrer Frühjahrstagung in Bremerhaven.

B
       ereits unmittelbar in der
       Zeit nach Alexander von
       Humboldt lag der
Schwerpunkt des allgemein
bildenden Gymnasiums auf
dem Erlangen der allgemei-
nen Hochschulreife und auf
der Vorbereitung eines wis-
senschaftlichen Hochschul-
studiums. Nach wie vor sind
vertiefte Allgemeinbildung,
Wissenschaftspropädeutik
und allgemeine Studierfähig-
keit drei Kernelemente gym-
nasialer Bildung. Insbesonde-
re der Unterricht der gymna-
sialen Oberstufe führt exem-
plarisch in wissenschaftliche
Fragestellungen, Kategorien
und Methoden ein. Hierzu ge-
hört ebenso eine Ermögli-            spiel Verknüpfung von Theorie     konzept des Gymnasiums               Das High-Sea-Projekt3 ist ei-
chung von Wahlangeboten,             und Praxis, Technikverständ-      dazu.2                               ne Kooperation der gymna-
Freiräumen und Vernetzung            nis, Fähigkeit zu Kommunika-                                           sialen Oberstufe des Carl von
mit außerschulischen Institu-        tion und zur Zusammenarbeit,
                                                                        >   Möglichkeit                     Ossietzky Schulzentrums
tionen, in denen die Schüle-         Ausdauer, Konzentration, Ge-           und Grenzen der                 (CvO GyO)4 mit dem Alfred-
rinnen und Schüler sich mu-          nauigkeit, und Leistungsfreu-          Kooperation von                 Wegener-Institut (AWI).5 In
sisch, künstlerisch, sportlich,      de. Diese und andere Schlüs-           Gymnasium und                   enger Kooperation zwischen
erfinderisch und experimen-          selkompetenzen gehören zu              Wissenschaft                    der Stiftung Alfred-Wegener-
tell entfalten können.1 Hierbei      einem modernen Bildungs-                                               Institut für Polar- und Mee-
stehen verschiedene Schlüs-                                            Wie kann jedoch ein moder-
                                                                                                            resforschung (AWI) und den
selqualifikationen im Vorder-         >
                                                                       nes Gymnasium eine Vernet-
                                          Stabübergabe: Thomas                                              Bremerhavener Schulbehör-
grund. Dazu zählen zum Bei-                                            zung von Schule, Wissen-
                                          Langer (l.) übergibt nach                                         den ist dieses Unterrichts-
                                                                       schaft, Theorie und Praxis
                                          acht Jahren erfolgreicher                                         projekt entstanden. Seit Au-
1 Vgl. Grundsatzpapier
                                                                       umsetzen? Mit dieser Frage-
                                          Arbeit den Vorsitz der Ju-                                        gust 2002 bereiten sich na-
  Gymnasiale Bildung des PhV NW           phis an Georg Hoffmann.
                                                                       stellung haben sich die Jun-
                                                                                                            turwissenschaftlich beson-
                                                                       gen Philologen Mitte März
                                                                                                            ders interessierte und in ei-
                                                                       auf Ihrer Frühjahrstagung in
                                                                                                            nem mehrstufigen Verfahren
                                                                       Bremerhaven auseinander-
                                                                                                            ausgewählte Schülerinnen
                                                                       gesetzt, um am Beispiel des
                                                                                                            und Schüler außer in der
                                                                       Projektes ‘High Sea’ den
                                                                                                            Schule auch am AWI auf        >
                                                                       Möglichkeiten und Grenzen
                                                                       der Kooperation von Gymna-
                                                                       sium und Wissenschaft auf            3 https://www.cvo-gyo.de/awi-
                                                                       den Grund zu gehen.                    projekt-highsea/
                                                                                                              letzter Zugriff: 4. April 2018, 19:35 Uhr

                                                                                                            4 https://www.cvo-gyo.de/
                                                                                                              letzter Zugriff: 4. April 2018,19:38 Uhr
                                                                       2 Vgl. Grundsatzpapier               5 https://www.awi.de/
                                                                         Gymnasiale Bildung des PhV NW        letzter Zugriff: 4. April 2018, 19:50 Uhr

                                                                                                                > PROFIL | Mai 2018                       15
PROFIL
                                  >
                                         Oberstudiendirektor Ingo Beck(l.), Schulleiter
                                         der CvO GyO Bremerhaven und Kerstin von
                                         Engeln, Studienrätin für Biologie und Chemie
das Abitur vor. Sie erarbeiten           am CvO GyO (v.l.n.r) und Leitung des ‘High
während der gesamten Ober-               Sea’-Projektes machten deutlich, dass die
                                         Identifikation mit dem Projekt ‘High Sea’ bei
stufe (E- und Q-Phase) for-
                                         allen Kolleginnen und Kollegen sowie Schüle-
schend-experimentell Unter-
                                         rinnen und Schüler der Schule sehr hoch ist.
richtsgegenstände. AWI-Wis-
senschaftlerinnen und AWI-
Wissenschaftler nehmen ak-
tiv an der Unterrichtsgestal-
tung teil und gewährleisten
eine enge Anknüpfung des
Unterrichts an laufende Pro-
jekte des Instituts. In dauer-
haft fächerübergreifendem
Unterricht arbeiten vom
Schulamt freigestellte Biolo-
gie-, Chemie-, Physik-, Mathe-
matik-, und Englischlehrkräf-
te in Form des Teamteaching
zusammen. Der Unterricht in
den genannten Fächern fin-       • Vier Schülerinnen und Schü-            und Schülern und den Teilneh-     richt Besonderheiten geben
det ohne festen Stundenplan        ler des Highsea-Projekts               merinnen und Teilnehmern          kann, die teilweise Sonderlö-
an zwei Tagen pro Woche im         (Klassenstufe 11 bis 13)               des Projektes nahezu de-          sungen notwendig machen«,
AWI statt und erfordert ein                                               ckungsgleich ist, was auch auf    erläutert OStD Beck. Insge-
hohes Maß an Flexibilität und    Rede und Antwort.                        die besonderen Anforderun-        samt ist dieses Projekt ein gu-
Teamfähigkeit bei Schülerin-                                              gen zurückzuführen ist. Die       tes Beispiel für eine gelunge-
                                 >       Das Projekt
nen, Schülern, Lehrerinnen                                                Lehrkräfte fühlen sich laut       ne Kooperation von Gymna-
und Lehrern. In allen anderen
                                         ‘High Sea’                       OStD Beck an der CvO GyO          sien und Naturwissenschaft,
Fächern findet der Unterricht    Kerstin von Engeln führte zu-            sehr wohl und das, obwohl         erfordert jedoch die ent-
an den anderen drei Tagen        nächst aus, dass sich das Pro-           mitunter längere Abwesen-         schlossene und konzentrierte
der Woche in der Gymnasia-       jekt ‘High Sea’ nicht als Förde-         heit einiger Schülerinnen und     Unterstützung durch Bil-
len Oberstufe des Schulzen-      rung für begabte oder hoch-              Schüler eine hohe Sensibilität    dungspolitik, Wissenschaft,
trums Carl von                   begabte Schülerinnen und                 und Flexibilität bei den Kolle-   Lehrkräfte und Eltern. Die Grö-
Ossietzky statt.                 Schüler versteht, sondern al-            ginnen und Kollegen des CvO       ße der Lerngruppen ermög-
                                 len Schülerinnen und Schü-               GyO im Umgang mit diesen          licht optimale Lernbedingun-
Als Referentinnen und Refe-
                                 lern, die die notwendige Be-             im Vergleich zu den anderen       gen. Nach Rainer Dollase (Was
renten/Diskussionsteilneh-
                                 geisterung und Leistungsbe-              Schülerinnen und Schülern er-     macht erfolgreichen Unter-
merinnen und -teilnehmer
                                 reitschaft mitbringen, eine              fordert. Der Schulleiter führt    richt aus? 2004, S. 11) verbes-
standen uns
                                 Teilnahme am Projekt offen               dies darauf zurück, dass »die     sert sich der Lernerfolg einer
• Oberstudiendirektor Ingo       steht. Nach den Aussagen der             Identifikation mit dem Projekt    Lerngruppe dramatisch bei ei-
  Beck, Schulleiter der CvO      anwesenden Schülerinnen                  ‘High Sea’ bei allen Kollegin-    ner Gruppengröße, die bei
  GyO Bremerhaven;               und Schüler scheint es aller-            nen, Kollegen, Schülerinnen       siebzehn Teilnehmerinnen
                                 dings so, als ob die Schnitt-            und Schülern der Schule sehr      und Teilnehmern liegt oder
• Kerstin von Engeln, Studien-
                                 menge zwischen besonders                 hoch ist. Somit ist allen klar,   darunter. Zusammenfassend
  rätin für Biologie und Che-
                                 leistungsstarken Schülerinnen            dass es für den eigenen Unter-    ist das Projekt ‘High Sea’, trotz
  mie am CvO GyO und Lei-
                                                                                                            des hohen Aufwandes, ein
  tung ‘High Sea’-Projekt;           >
                                         Die vier anwesenden Schülerinnen und Schüler des ‘High Sea’-       best practice Beispiel für die
                                         Projekts (Klassenstufe 11-13) stellten sich den Fragen des         Kooperation von Wissenschaft
                                         Gremiums: Für den eigenen Unterricht gebe es Besonderheiten,       und Gymnasium, das den
                                         die teilweise auch Sonderlösungen notwendig mache.                 Kernelementen gymnasialer
                                                                                                            Bildung in besonderem Maße
                                                                                                            entspricht. Es ermöglicht,
                                                                                                            wenn auch nicht intendiert,
                                                                                                            gerade den Schülerinnen und
                                                                                                            Schülern, die eine besondere
                                                                                                            Neigung zu und Begabung für
                                                                                                            naturwissenschaftliche The-
                                                                                                            men sowie die notwendige
                                                                                                            Leistungsbereitschaft mitbrin-
                                                                                                            gen, die vorhandenen Schlüs-
                                                                                                            selkompetenzen zu vertiefen.

 16       > PROFIL | Mai 2018
PROFIL > junge philologen

>   ‘Profil des                  diums ist, da die Schülerinnen   senschaft gelingen kann. Sie       Schulgesetz beschriebene Auf-
    Gymnasiums’                  und Schüler von Beginn an        kann dort gelingen, wo es aus-     trag des Gymnasiums, einer
                                 systematisch auf die gymna-      reichende finanzielle und per-     »vertieften allgemeinen Bil-
Am Abend des ersten Tages
                                 siale Oberstufe und das Abitur   sonelle Ressourcen gibt. Ferner    dung gerecht zu werden«
der Bundestagung wurde ein
                                 vorbereitet werden.« Hierin      müssen feste Rahmenbedin-          (§ 16, 1) weiterhin gesichert
neuer Vorstand gewählt und
                                 liegt laut Prof. Dr. Susanne     gungen geschaffen werden,          bleibt, und nicht zu Gunsten
Thomas Langer nach acht Jah-
                                 Lin-Klitzing eine der Stärken    die verhindern, dass es bei ver-   einzelner Fachbereiche aufge-
ren erfolgreicher Arbeit als
                                 des Gymnasiums im Unter-         einzelten Leuchtturmschulen        hoben wird. Die Kernelemente
Vorsitzender der Juphis ge-
                                 schied zu anderen Schulfor-      bleibt. Es bedarf vielmehr ei-     gymnasialer Bildung müssen
bührend verabschiedet.
                                 men, die ebenfalls zum Abitur    ner breiten Vernetzung zwi-        darüber hinaus wieder ge-
Am Freitag konnten wir Prof.     führen und gleichzeitig die      schen Wissenschaft und Schu-       stärkt und fest in den Lehrplä-
Dr. Susanne Lin-Klitzing, Pro-   Ansprüche gymnasialer Bil-       le, ohne dass die Wissenschaft     nen und Richtlinien in allen
fessorin für das Gymnasium       dung erfüllen müssen. Daraus     die Schülerinnen und Schüler       Bundesländern verankert wer-
an der Universität Marburg       lässt sich aber auch die Not-    als Humankapital betrachtet.       den.                          ■
und neue Bundesvorsitzende       wendigkeit einer Kooperation     Die Projekte müssen nachhal-
des Deutschen Philologenver-     für alle Schulen, die zum Abi-   tig im Schulprogramm veran-
                                                                                                     FAZIT
bandes bei uns als Referentin    tur führen, ableiten.            kert werden. Hierfür werden            Die Kooperation von Gym-
begrüßen. Der Vortrag und die                                     zusätzliche Lehrkräfte und             nasium und Wissenschaft
anschließende Diskussion be-
                                 >   Stärkung der                 Ressourcen benötigt. Dabei             ist ein systemimmanenter
schäftigten sich mit dem The-        Kernelemente                 sollte nicht nur der MINT-Be-          Bestandteil gymnasialer Bil-
ma ‘Profil des Gymnasiums’.          gymnasialer Bildung          reich, sondern der gesamte Fä-         dung. Diese Kooperation
                                                                                                         muss gefördert werden, um
Prof. Dr. Lin-Klitzing machte    Zum Abschluss der Tagung for-    cherkanon der Gymnasialen
                                                                                                         den Ansprüchen gymnasia-
deutlich, »dass das Abitur am    mulierten die Jungen Philolo-    Oberstufe berücksichtigt wer-
                                                                                                         ler Bildung gerecht zu wer-
Gymnasium der höchste Prä-       gen eine Antwort auf die Fra-    den. Ferner muss der reguläre          den und das Profil des Gym-
diktor für den erfolgreichen     gestellung, wie eine Koopera-    Fachunterricht unbedingt er-           nasiums zu stärken.
Abschluss eines Hochschulstu-    tion von Gymnasium und Wis-      halten bleiben, damit der im

                                                                                                       > PROFIL | Mai 2018      17
PROFIL > studie

                 Mehrere Studien
                haben gezeigt, dass
               jedes Jahr Beschu-
              lung einen signifikan-
             ten positiven Einfluss
            auf den IQ hat.

Schulbesuchsdauer und
                            1
kognitive Leistungsfähigkeit
                                                                   terrichtsstunden unverändert blieben. In zwei Untersuchungen
         von SEBASTIAN BERGOLD, LINDA WIRTHWEIN,
                                                                   wurde die G8-Reform als natürliches Quasi-Experiment genutzt,
            DETLEF H. ROST & RICARDA STEINMAYR
                                                                   um zu untersuchen, ob die Schulbesuchsdauer die Leistungen in
                                                                   Intelligenztests steigert, auch wenn Schüler1 mit unterschiedli-

M
          ehrere Studien haben gezeigt, dass jedes Jahr Beschu-    cher Beschulungsdauer dieselben curricularen Inhalte in ver-
          lung einen signifikanten positiven Einfluss auf den IQ   gleichbarer Gesamtzahl der Unterrichtsstunden absolviert ha-
          hat. Es wird debattiert, wie dieser Effekt zu erklären   ben. In Studie A wurden n = 81 nach G8 und n = 80 nach G9 be-
ist. Mit der G8-Reform wurde die Schulbesuchsdauer an Gym-         schulte Jugendliche hinsichtlich ihrer Leistungen im Berliner In-
nasien von neun (G9) auf acht (G8) Jahre verkürzt, während
gleichzeitig die curricularen Inhalte und die Gesamtzahl der Un-   Fußnoten finden Sie auf Seite 32

 18       > PROFIL | Mai 2018
PROFIL > studie

                                                                                                                                    Foto: pictworks/AdobeStock
telligenzstruktur-Test verglichen. In Studie B wurden die Leis-    re Beschulung die Leistung von Schülern2 in Intelligenztests
tungen von n = 244 nach G8 und n = 204 nach G9 beschulten          steigert (zum Beispiel Brinch & Galloway, 2012; Cahan & Co-
Jugendlichen im Intelligenz-Struktur-Test 2000 R untersucht. Im    hen, 1989; Hansen, Heckman, & Mullen, 2004; Merz, Remer &
Mittel schnitten die nach G9 beschulten Jugendlichen trotz glei-   Ehlers, 1985).
cher Curricula in fast allen gemessenen kognitiven Fähigkeiten
                                                                   Die Prozesse, die hinter diesem Beschulungseffekt stehen, sind
besser ab als die nach G8 beschulten. Der Beschulungseffekt
                                                                   noch ungeklärt. In der vorliegenden Studie nutzten wir die G8-
auf Intelligenztestwerte geht sehr wahrscheinlich vorrangig auf
                                                                   Reform als natürliches Quasi-Experiment, um die Frage zu klä-
die Förderung intelligenznaher Fähigkeiten, die unabhängig von
                                                                   ren, ob der Beschulungseffekt auf Intelligenztestwerte durch
formellen Curricula sind, zurück.
                                                                   die Vermittlung spezifischer, curriculumsgebundener Fähigkei-
>   1. Einleitung                                                  ten oder durch die Förderung allgemeiner, intelligenznaher Fä-
Die Beschulungsdauer wirkt sich auf zahlreiche Lebensbereiche      higkeiten, die unabhängig von formalen Curricula sind, zustan-
positiv aus, etwa auf die Beteiligung am Arbeitsmarkt und die      de kommt.
Höhe des Einkommens (Schnittker & Behrman, 2012), die Ge-
                                                                   1.1 Schulbesuchsdauer und Intelligenz
sundheit (Amin, Behrman & Spector, 2013; Kemptner, Jürges &
Reinhold, 2011) oder die Entwicklung sozialer Kompetenzen          Bekanntlich besteht in unausgelesenen Stichproben zwischen
(Bowles & Gintis, 2002). Mehrere Studien konnten außerdem          Schulbesuchsdauer und Schülerleistungen in Intelligenztests
belegen, dass bei sonst vergleichbaren Bedingungen eine länge-     ein substantieller Zusammenhang von etwa r = 0,50 bis r =   >

                                                                                                      > PROFIL | Mai 2018   19
PROFIL > studie
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            es-Pic/Adob
            eStock

                                                       Inzwischen legen nationale und internationale Studien nahe, Intelligenz nicht
                                                       nur als Bedingung (‘unabhängige Variable’), sondern auch als Konsequenz (‘ab-
                                                       hängige Variable’) der Schulbesuchsdauer zu verstehen.

    0,60 (Ceci, 1991; Rost, 2013). Ein Einfluss der Schulbesuchsdau-     ein ganzes Schuljahr hinweg gelang es Rost und Wild (1995),
    er auf die intellektuelle Entwicklung galt jedoch lange Zeit als     den Einfluss der Beschulungsdauer vom Lebensalter und der
    unwahrscheinlich. Die Korrelation zwischen Schulbesuchsdauer         Wechselwirkung dieser beiden Faktoren zu separieren. All diese
    und Intelligenz wurde auf Selektionseffekte (intelligentere          Studien fanden übereinstimmend, dass die Beschulung einen
    Schüler gehen länger zur Schule) und auf den Einfluss von Dritt-     deutlichen positiven Effekt auf die Leistungen in Intelligenz-
    variablen (wie dem sozioökonomischen Status), die gleichför-         tests hatte. Jedoch variierten die Effektstärken zwischen den
    mig auf Schulbesuchsdauer und Intelligenz einwirken, zurück-         Studien, auch innerhalb ähnlicher Altersgruppen und derselben
    geführt (vgl. Ceci, 1991).                                           untersuchten intellektuellen Fähigkeit. Merz et al. (1998) fan-
                                                                         den, dass bei Viertklässlern ein Jahr Beschulung je nach unter-
    Inzwischen legen nationale und internationale Studien nahe,
                                                                         suchter intellektueller Fähigkeit 5,9 bis 8,6 IQ-Punkte ausmach-
    Intelligenz nicht nur als Bedingung (‘unabhängige Variable’),
                                                                         te. Für die allgemeine Intelligenz betrug der Effekt 7,6 IQ-Punk-
    sondern auch als Konsequenz (‘abhängige Variable’) der Schul-
                                                                         te. Rost und Wild (1995) untersuchten die allgemeine Intelli-
    besuchsdauer zu verstehen (Brinch & Galloway, 2012; Cahan &
                                                                         genz einer großen Stichprobe von Drittklässlern. Sie fanden,
    Cohen, 1989; Cliffordson & Gustafsson, 2008; Merz et al., 1985;
                                                                         dass jeder Monat an Beschulung rund 0,4 IQ-Punkte ausmachte
    Rost & Wild, 1995).
                                                                         (was rund 4 IQ-Punkten pro Schuljahr entspricht). In einem
    Die Bestimmung des Ausmaßes des Beschulungseffekts gestal-           Sammelreferat schätzte Rindermann (2011) den Mittelwert des
    tet sich allerdings schwierig, da die Beschulungsdauer mit zahl-     Beschulungseffekts höher ein, nämlich auf 5,6 IQ-Punkte. Eine
    reichen anderen Variablen vermengt ist, die ebenfalls mit dem        frühere Übersicht (Ceci, 1991) schätzte den Intelligenzverlust
    chronologischen Alter einhergehen und für die intellektuelle         pro versäumtes Schuljahr auf 0,25 bis 6 IQ-Punkte.
    Entwicklung relevant sind, wie zum Beispiel biologische Reifung
                                                                         Auch wenn die Studien hinsichtlich der Stärke des Beschulungs-
    oder intellektuelle Anregungen außerhalb der Schule (durch die
                                                                         effekts variierten, zeigten sie dennoch übereinstimmend, dass
    Familie, Massenmedien usw.). Experimentelle Untersuchungen
                                                                         der Beschulungseffekt mindestens doppelt so groß war wie der
    zur Schulbesuchsdauer sind aus ethischen Gründen nicht mög-
                                                                         Effekt des chronologischen Alters. Einige methodisch überzeu-
    lich. Es liegen jedoch quasi-experimentelle Studien vor, in denen
                                                                         gende Studien fanden, dass das chronologische Alter keinen
    das chronologische Alter konstant gehalten wurde, um den Be-
                                                                         nennenswerten Effekt auf Intelligenztestwerte hatte. In der
    schulungseffekt zu isolieren: Die in vielen Ländern vorherr-
                                                                         Studie von Rost und Wild (1995) waren beispielsweise der Al-
    schende Stichtagsregelung für den Schuleintritt ermöglicht die
                                                                         terseffekt und seine Interaktion mit der Schulbesuchsdauer ver-
    Schätzung des Beschulungseffekts über einen Vergleich der
                                                                         nachlässigbar. Merz et al. (1985) verglichen den geschätzten Ef-
    Schüler, die sich in ihrem Lebensalter nicht oder nur geringfügig
                                                                         fekt eines Schuljahrs mit dem Gesamt-Anstieg im IQ in einem
    unterscheiden, jedoch in der Beschulungsdauer bis zu einem
                                                                         Jahr, den sie aus den Normtabellen der von ihnen verwendeten
    Schuljahr differieren. Testet man zum Beispiel alle Schüler zeit-
                                                                         Instrumente berechneten. Für fluide Intelligenz ging der Ge-
    nah zu ihrem zehnten Geburtstag, so sind diese zwar alle gleich
                                                                         samt-Anstieg vollständig auf die Beschulung zurück, bei den an-
    alt, ihre Beschulungsdauer kann aber um mehrere Monate vari-
                                                                         deren Facetten der kognitiven Leistungsfähigkeit etwa zu 75
    ieren. So sind zum Beispiel Merz et al. (1985) vorgegangen. Eine
                                                                         Prozent.
    Studie von Cahan und Cohen (1989) nutzte dagegen den soge-
    nannten Regressions-Diskontinuitäts-Untersuchungsplan, in            Cliffordson und Gustafsson (2008) analysierten den Beschu-
    dem der Intelligenztestwert separat in mindestens zwei aufei-        lungs- und den Alterseffekt auf die Intelligenz an einer schwedi-
    nanderfolgenden Jahrgangsstufen mit dem Alter der Schüler            schen Stichprobe von 48 269 Männern, bei denen Alter und Be-
    vorhergesagt wird. Die Steigung der Regressionsgeraden zeigt         schulung unabhängig voneinander variierten. Ermöglicht wurde
    dann den Alterseffekt an, während die Differenz zwischen den         dies dadurch, dass die Untersuchungsteilnehmer an einem von
    vorhergesagten Werten des ältesten Schülers der unteren Jahr-        mehreren möglichen Zeitpunkten innerhalb des Jahres, in dem
    gangsstufe und des jüngsten Schülers der darauffolgenden             sie achtzehn Jahre alt wurden, an einer Testung teilnahmen. So-
    Jahrgangsstufe (beide sind gleich alt) den Beschulungseffekt re-     mit variierten die Dauer der Beschulung (gemessen in Tagen in-
    präsentiert. Durch eine Streckung der Intelligenztestungen über      nerhalb dieses Jahres) und das Alter (gemessen in Tagen vor     >

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