Lichtblicke Diako Thüringen gemeinnützige GmbH - Ein Unternehmen der Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach - Diako Thüringen

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Lichtblicke Diako Thüringen gemeinnützige GmbH - Ein Unternehmen der Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach - Diako Thüringen
Lichtblicke
Sommer 2021

Diako Thüringen gemeinnützige GmbH
Ein Unternehmen der Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach
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Unsere Leser
          Ludwig Hanik
          im Spielwarenladen in Eisenach

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Thema dieser Ausgabe:
Spielen

Vorwort der Geschäftsführung .............................................................                4     Geschäftsführung

Spielen und Religionspädagogik .........................................................                  6     Pastoraler Dienst

Gott baut einen Spielplatz ..................................................................... 10             Pastoraler Dienst

Was macht eigentlich... .......................................................................... 12           Interview

Spielerisch Aktivieren ............................................................................. 14         Seniorenhilfe

Präventionsmaßnahme .......................................................................... 15               Seniorenhilfe

Wir spielen mit Senioren ........................................................................ 16            Seniorenhilfe

Informationen aus dem Mutterhaus .................................................... 17                        Mutterhausbrief

Spielen ist Lernen ................................................................................... 21       Kinder- und Jugendhilfe

Spielverhalten ........................................................................................... 22   Kinder- und Jugendhilfe

Das Spiel im Vorschulalter .................................................................... 23              Kinder- und Jugendhilfe

Die spielen ja nur! ................................................................................... 24      Eingliederungshilfe

Werden unsere Kinder in der Corona-Pandemie mediensüchtig? 26                                                   Beratung und Therapie

Spendenprojekt zur Glockensanierung .............................................. 28                           Diako hilft

Das Sportteam ......................................................................................... 29      Sportteam

Spielen lernen? – Na klar! ..................................................................... 30             Diakonisches Bildungsinstitut

Jubiläumsgottesdienst / Neue digitale Spielwelten .......................... 32                                 Seniorenhilfe

Unser neues Preisrätsel ......................................................................... 34            Rätselspaß

Impressum ................................................................................................ 36   Impressum

                                                                                                                                                3
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Vorwort der Geschäftsführung   Spielen!
                                   Liebe Leserinnen, liebe Leser

                                   W      ir haben Sommer und die meisten
                                          Menschen sagen es sei die schönste
                                   der vier Jahreszeiten. Die Tage sind lang und
                                                                                    sen Leichtigkeit. Die Eltern unter uns werden
                                                                                    bestätigen, dass wir oft auch von den eige-
                                                                                    nen Kindern lernen– ob bei der Handhabung
                                   hell, die Temperaturen laden ein zum lange       von digitalen Endgeräten zum Beispiel oder
                                   draußen sein, der Fernseher oder das Smart-      bei den Spielregeln eines klassisch analogen
                                   phone werden einfach links liegen gelassen       Gesellschaftsspiels. Ein Effekt stellt sich auch
                                   und man trifft sich ganz analog mit Freunden     da in jedem Fall ein: Vergnügen und gemein-
                                   und der Familie und verbringt gemeinsam          samer Zeitvertreib. Mag sein, dass manch
                                   Zeit mit den unterschiedlichsten Aktivitäten.    einer von Ihnen nach eineinhalb Jahren
                                   Für viele von Ihnen gehört zu diesem Zeitver-    Corona davon gerade mächtig die Nase voll
                                   treib sicherlich auch das Spielen!?              hat ;-), aber wir dürfen sicher sein, dass
                                   Das Spielen verortet man als Erwachsener         die Lust an Spieleabenden oder der Schnit-
                                   sehr schnell in der „Kinderecke“, bestenfalls    zeljagd (die moderne Version ist das Geo-
                                   vielleicht noch in den Freizeitsport mit Spie-   caching) im Freien mit der Familie zurück-
                                   len wie Fußball, Handball, Volleyball, Boccia,   kehrt, spätestens wenn unser Alltag wieder
                                   etc…                                             in normalen Bahnen verläuft.
                                   Umso reizvoller fanden wir es daher uns in       Das Spielen hat selbstverständlich immer
                                   den aktuellen LICHTBLICKEN diesem Thema          auch etwas mit Gewinnen und Verlieren zu
                                   zu nähern und aus ganz unterschiedlichen         tun. Wer von Ihnen verliert gerne? Niemand
                                   Perspektiven das Spielen zu betrachten.          wahrscheinlich, aber: Entscheidend ist doch
                                   Wir meinen nämlich: Zum Spielen ist man nie      der Umgang mit einer Niederlage, bestenfalls
                                   zu alt. Wir alle tragen eine gewisse Spiellust   geht man gestärkt und mit einem Augen-
                                   in uns, egal wie alt wir sind. Es mag daran      zwinkern daraus hervor. „Es war doch nur
                                   liegen, dass Spielen im Regelfall auch immer     ein Spiel“ ist ein oft benutzter Satz in dieser
                                   etwas mit Spaß und Ausgelassensein zu tun        Situation. Stimmt, aber es liegt wohl in der
                                   hat und genau das im Alltag selten seinen        Natur von uns Menschen, dass wir alle lieber
                                   Platz findet, oft zu kurz kommt, obwohl wir      Gewinner sind.
                                   es doch alle besser wissen müssten.              Noch etwas ist beim Spielen sehr entschei-
                                   Spiel und Spaß machen gute Laune, fördern        dend: Es geht um das Einhalten von Regeln.
                                   die Motivation zur körperlichen und geistigen    Eigentlich eine gute Sache, weil allen betei-
                                   Bewegung, sind Ausgleich zum oft ernsten,        ligten Mitspieler:innen klar ist „wie der Hase“
                                   disziplinierten, strukturierten und durchge-     läuft. Dennoch fällt es uns nicht immer leicht
                                   takteten Alltag. Es werden andere Sinne an-      Regeln einzuhalten. Im Idealfall erkennen wir
                                   gesprochen, unser Körper und unser Geist         deren Sinnhaftigkeit und akzeptieren die Vor-
                                   werden aus eingefahrenen Bahnen heraus-          gaben. Wir erkennen, dass Regeln Sicherheit
                                   geholt, wir spüren uns neu, entdecken im         geben, unnötige Diskussionen vermeiden
                                   besten Fall neue Talente in uns und gehen        und die Voraussetzung bieten, dass alle Be-
                                   auf spielerische Art und Weise in Interaktion    teiligten in einem beschriebenen Rahmen
                                   mit unseren Mitmenschen.                         gemeinsam miteinander „unterwegs“ sind.
                                   Spielen bedeutet auch immer Lernen. Und          Ein schönes Bild wie wir finden, welches sich
                                   wir alle lernen ein Leben lang; oft sprechen     auch gut auf den Dienst in unserem Werk
                                   wir in dienstlichen Zusammenhängen auch          übertragen lässt. Im besten Fall sagen wir
                                   vom lebenslangen Lernen. Aber auch im pri-       am Ende eines Arbeitstages oder nach Er-
                                   vaten Bereich, in unserer Freizeit lernen wir    ledigung einer Aufgabe: „Das habe ich spie-
                                   ständig, ohne uns dies immer bewusst zu          lend geschafft.“ oder „Es war kniffelig, aber
                                   machen. Im besten Fall passiert es spielend,     lösbar.“ Und bei all dem hatte ich sogar Spaß
                                   also verbunden mit Freude und einer gewis-       dabei.

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Vorwort der Geschäftsführung

Natürlich wissen wir, dass manches Spiel      Anregung beinhalten und Sie erkennen las-
auch das Potential in sich trägt Zeit und     sen wie viel Vielfalt das Wort SPIELEN in sich
Raum zu vergessen, in dessen Bann gezo-       trägt.
gen zu werden, in eigene Welten einzutau-     Der Mensch spielt nur, wo er in voller
chen und sich fern aller Realität wiederzu-   Bedeutung des Wortes Mensch ist, und
finden. Auf dieses Phänomen wollen wir in     er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
unserem Vorwort aber nicht näher einge-
hen, hier melden sich ganz sicher unsere      Mit diesem Wort von Friedrich Schiller grü-
Fachkolleg:innen in dieser Ausgabe noch zu    ßen wir Sie herzlich aus dem Mutterhaus in
Wort.                                         Eisenach.
Wir wünschen uns, dass die LICHTBLICKE
Sie spielend unterhalten, im besten Fall
Ihre Spiellust wecken, die eine oder andere   Die Geschäftsführung

                                                                                                                         5
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Pastoraler Dienst   Spielen und Religionspädagogik
                        Ein unvergessliches Erlebnis

                        V    or meiner berufsbegleitenden Ausbildung
                             zum Diakon, habe ich eine fast 3-jährige
                        Ausbildung in Erlebnispädagogik genossen.
                                                                          verschwinden wird nicht mehr gesprochen.
                                                                          In den sehr frühen Morgenstunden so gegen
                                                                          2 Uhr wurden wir leise geweckt. In der Nacht
                        Damals war ich beruflich noch in der Jugend-      sind wir in die dunkle Kirche geführt worden.
                        hilfe unterwegs und wir hatten eine eigene        Nur das Kreuz war als Schatten vor dem Dom-
                        Kletter- und Freizeithalle gebaut. (Die gibt es   fenster zu sehen. Das Licht der Stadt schien
                        heute noch in Schmölln). Spiele sind ein Be-      schwach herein. Der Text der Kreuzigung
                        standteil von Erlebnispädagogik. Es gibt ihn      Jesu wurde gelesen. Dann wieder Stille.
                        auch als eigenen Zweig, die Spielpädagogik.       Eine steile schmale Treppe verschwand un-
                        Besonders Kinder und Jugendliche, aber            ter dem Fußboden des Doms. Dort war es
                        auch Erwachsene lernen intensiver wenn das,       stockdunkel und so mancher von uns such-
                        was sie lernen für sie erlebbar/ greifbar wird.   te die Hand des Vordermannes zur eigenen
                        Der eigene Körper und die eigenen Gefühle         Sicherheit. Enge Gänge ohne jegliches Licht.
                        spielen dabei eine wichtige Rolle. Erlebnisse     Dann ein kleiner Raum; eine Grabkammer?
                        prägen oft unser ganzes Leben und wir ver-        Totenstille; bei den Toten! Jesus begraben,
                        gessen sie selten. In der Erlebnispädagogik       der Stein davor gerollt. Stockfinster und toten-
                        spielt deshalb die Deutung (Reflexion) und das    still. Nur der eigene Herzschlag war zu hören.
                        Gespräch die wichtigste Rolle.                    Unheimlich und schwer auszuhalten diese
                        Ich erinnere mich an ein besonderes Erlebnis      Minuten.
                        im Magdeburger Dom. Mit unserer Ausbil-           Gebeugt, um nicht mit dem Kopf anzustoßen,
                        dungsgruppe sind wir abends dort angereist.       ging es einige Gänge und dann Stufen wieder
                        Im Kreuzgang des Domes, auf den Steinplat-        nach oben. Eine enge, schwindelmachende,
                        ten, haben wir unsere Lager mit Luftmatratze      nicht enden wollende Wendeltreppe ging im-
                        und Schlafsack aufgebaut. Kirchenpädagogik        mer weiter aufwärts. 433 Stufen, Luftknapp-
                        stand auf dem Plan. Ein Projekt, welches ei-      heit. Lautes Atmen. Manchmal traf unseren
                        gentlich mit Konfirmanden in der Passion- und     Weg ein kleiner Lichtstrahl aus der Stadt.
                        Osterzeit durchgeführt wird, erwartete uns. Es    Oder war es schon die Dämmerung? Leise
                        gab eine Regel: Nachdem wir im Schlafsack         Hoffnung.

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Pastoraler Dienst

 Dann endlich tat sich eine Tür auf. Frische     „Eine spielerische Herangehensweise ist
 Luft! Aufatmen! Dazu ein atemberaubender        die beste Form, mit Leichtigkeit und Freude
 Blick! Ein sich erhellender Horizont und eine   weiterzukommen.“            Ingrid Dankwart
 Aussicht über eine alte Stadt mit der noch      (*1955), ehemals Ingrid Goroll, Leichtig-
 älteren Elbe. Wir standen auf dem Turm des      keitscoach
 Magdeburger Doms in fast 82 Metern Höhe.
 Unglaublich aber wahr, an diesem Tag ging       „Wer nicht spielen kann, verzweifelt am
 nach ein paar Minuten der Stille – die SON- Ernst des Lebens.“
 NE auf. Was für ein Wunder! Von den Toten       Karl Feldkamp (*1943), Supervisor und
 zum immer wiederkehrenden Licht des Le- Kommunikationstrainer
 bens! Die frische Morgensonne! Die ersten
 Worte die wir sprachen: „Der Herr ist aufer- „Spielen ist ein Katalysator der Seele.“
 standen, er ist wahrhaftig auferstanden“. Die   Uli Geißler (*1956), Deutscher Spiel- und
 Osterbotschaft für alle Menschen erlebten       Kulturpädagoge
 wir am eigenen Körper in dieser Nacht. Und
 das obwohl es kalendarisch gar nicht Ostern     „Spiel ist notwendig zur Führung eines
 war. Obwohl es ein „Spiel“ war und wir es alle  menschlichen Lebens.“
 wussten, waren wir sehr bewegt über dieses      Thomas von Aquin (1224 – 1274)
 unvergessliche Erlebnis.
 An diese Erfahrung denke ich noch oft und       „Beim Spiel kann man einen Menschen in
 natürlich zu Ostern. Der Weg über Leiden, To- einer Stunde besser kennenlernen, als im
 desangst, Dunkelheit, Luftnot führt zum Licht.  Gespräch in einem Jahr.“
 Jesus ist ihn für uns in echt gegangen. Wir     Platon (427 - um 348 v. Chr.)
 können es nur etwas nachempfinden. Aber
 wir können hoffnungsvoll, mutig und dankbar     „Spielen ist keine Trägheit, es ist vielmehr
 im Leben sein. Selbst im Tod gibt es diese      höchste Kraft“
 Hoffnung des Lichtes, am Ende des dunklen       Peter Lippert (1879 - 1936), deutscher Je-
 Ganges. Es gibt ein bekanntes Abschiedslied,    suit
 dass das Leben als Spiel beschreibt:
 Nehmt Abschied Brüder, schließt den Kreis,     Auch in der Bibel geht es ums spielen:
 das Leben ist ein Spiel, Und wer es recht zu
 spielen weiß, gelangt ans große Ziel.           „Und die Plätze der Stadt werden voller
                                                 Knaben und Mädchen sein, die auf ihren
 Viele Sprichworte oder Wortspiele gibt es       Plätzen spielen.“ Sachaja 8,5 (Eine Ver-
 zum Stichwort „Spielen“. Ich habe einmal        heißung aus dem Alten Testament)
 einige gesammelt für Sie. Vielleicht regen sie
 zum Nachdenken an oder fordern Sie heraus.      Ich will den HERRN loben in meinem Leben,
                                                 meinem Gott singen und spielen, solange
„Wechselpiel des Lebens“                         ich da bin.
  „Gutes oder böses Spiel“                       Psalm 146,2 (Natürlich geht es hier um Ins-
  „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Be- trumente „spielen“).
   deutung des Wortes Mensch ist, und er ist
   nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
   Friedrich von Schiller

  „Der Mensch hört nicht auf zu spielen, weil      Christoph Schmidt
  er älter wird. Er wird alt, weil er aufhört zu   Diakon, Pastoraler Dienst,
  spielen.“ Oliver Wendell Holmes                  Diakonat im Kirchenkreis Altenburger Land

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Daselbst gehen die Schiffe;
da sind Walfische, die du gemacht hast,
daß sie darin spielen. Psalm 104.26
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Pastoraler Dienst   Gott baut einen Spielplatz
                         für das Leben

                         W     ie zahlreich sind deine Werke, Herr.
                               In Weisheit hast du sie alle gemacht.
                         Die Erde ist voll von deinen Gütern.
                                                                       Hier wird das Meer besungen als ein von
                                                                       Gottes Weisheit erdachter und geschaffener
                                                                       Spielplatz für alles mögliche Leben. Damit
                                                                       sind alle Meereslebewesen gemeint: ange-

                         D  a ist das Meer, so groß und unermesslich fangen bei Bakterien und Plankton bis hin zu
                            weit.                                      den größten Tieren, die man kannte. Zuerst
                         Dort wimmelt es von Lebewesen ohne Zahl – wird über die Vielfalt der Meereslebewesen
                         von kleinen und großen Meerestieren.          gestaunt. In dieser nicht überschaubaren
                                                                       Menge wird Gottes Größe, Weisheit, Weitsicht

                         D  ort ziehen Schiffe ihre Bahn –             und Planungsfähigkeit besungen, die dieses
                            auch der Leviatan, den du geschaffen hast. komplexe System erdacht und geschaffen hat,
                         So kann er im Meer sein Spiel treiben.        diese bewahrt und ernährt.

                         Psalm 104 ist ein spannender Psalm. Wer ihn Es steckt aber noch ein weiterer staunender
                         aufmerksam verfolgt, bemerkt die Anordnung Gedanke dahinter, der mehr meint als nur die
                         nach den Schöpfungstagen.                        Menge, Größe und Vielfalt der Lebewesen.
                         Die Verse 24 – 26 besingen also den fünften
                         Schöpfungstag: der Tag, an dem Vögel und Bewusst wird der Leviatan erwähnt. Ob es die-
                         Meereslebewesen geschaffen wurden.               sen gegeben haben mag oder er nur ein mythi-
                                                                          sches Lebewesen ist – darum soll es nicht ge-
                         Hinter den Versen ist aber etwas versteckt: ein hen. Wofür er steht, ist dabei das interessante.
                         tiefes Staunen über Gottes Größe.                Er ist das große Ungeheuer der See: unbe-
                                                                          rechenbar, unbezwungen, nicht bekämpfbar
                         Damals gab es folgende Denkweise:               – ein Lebewesen, dem man sich nicht nähern
                                                                          sollte. Es verkörpert die pure Gefahr der See.
                         Das Meer war eine Grenze – eine chaotische Der Leviatan wird so beeindruckend beschrie-
                         und unberechenbare Grenze. Sie galt es zu ben, dass man meint, der Mensch stehe an
                         respektieren und zu fürchten. Zwar gab es einem anderen Ende der Nahrungskette. Die
                         damals so manches Volk, welches zu See Beschreibungen beinhalten Züge eines Kro-
                         reiste – doch sanken ihre Schiffe immer wie- kodils, eines Drachens, einer Schlange oder
                         der in Stürmen.                                  eines Wals, als wären diese Tiere nicht an sich
                                                                          schon beeindruckend genug.
                         Für die damaligen Israeliten, die in ihrer Ge-
                         schichte viele Jahre durch die Wüste gewan- Genau über dieses gefährliche Wesen wird
                         dert sind, ist es umso unheimlicher.             gesagt, dass Gott es geplant habe. Gott ist
                                                                          sogar größer als das Ungeheuer. Gott hat das
                         Das Meer ist also etwas, das unbezwingbar Meer für ihn als Spielplatz gebaut. Gott ist grö-
                         erschien – eine große Naturgewalt und Aus- ßer – größer als alles, wovor ich mich fürch-
                         druck von Gefahr. In der religiösen Umgebung te – denn er hat alles geschaffen. Er hat alles
                         des damaligen Israels war das Meer diversen erdacht und für gut befunden. Er hat alles ge-
                         Gottheiten untergeordnet, die es nach eige- schaffen und gut beurteilt. Gott erhält und ver-
                         nem Gutdünken regiert haben sollen.              sorgt alles in seiner Weisheit und Komplexität,
                                                                          die über den eigenen Horizont hinausgeht.
                         Genau dort ist der große Unterschied zu su-
                         chen.                                            Der Psalm 104 staunt so sehr über die Größe
                         Das Meer – so unbezwingbar es erscheint – Gottes, dass das Meer nur ein kleiner Spiel-
                         ist weder etwas rein chaotisches noch Herr- platz ist – ein Spielplatz selbst für die größten
                         schaftsbereich irgendeiner Gottheit.             Lebewesen.

10
Pastoraler Dienst

Wer damals also den Psalm gebetet hat,           keit um so viel Leben kümmern kann, dann ist
wusste oder erkannte dies:                       es für ihn etwas Kleines sich ebenso um mich
Weil Gott alles geschaffen hat, sogar die Din-   zu kümmern.
ge, die meine Grenzen und Ängste verkörpern,
ist er unendlich größer. Ich kann diesem Gott
im Leben und Sterben vertrauen. Wenn Gott        Diakon Markus Süpke
sich in seiner Größe, Weisheit und Unendlich-    Pastoraler Dienst, Diako Thüringen

                                                                                                                    11
Interview   Was macht eigentlich...
                 Ein Heilerziehungspfleger in der Tagesstruktur Herr Kudoke?

                 D   as Angebot der Tagesstruktur bei uns
                     im Wohnen am Singerweg in Jena hat
                 schon eine lange Geschichte. Angefangen
                                                               werkstatt von einem anderen Träger. Dort
                                                               haben wir mit einer Künstlerin gearbeitet,
                                                               Kurse angeboten, Ausdruckformen gelernt.
                 hat das alles als richtige Ergotherapie mit   So verstehen wir die neuen gesetzlichen
                 einem festen Stundenplan. Das war als         Vorgaben, dass wir Angebote für die ein-
                 noch viele ältere Menschen hier gelebt ha-    zelnen Menschen suchen, die Kontakte au-
                 ben.                                          ßerhalb des Hauses bringen. Die Idee bei
                 Jetzt sind viele Jüngere eingezogen. Die      der Kunstwerkstatt war, dass sich jede und
                 kommen nicht einfach so mal pünktlich um      jeder entsprechend der persönlichen Inter-
                 8.30 Uhr. Für diese wurden dann viele su-     essen dort engagiert und selbst Wege findet
                 per Angebote gemacht und ich bin meinen       das Angebot zu nutzen, sich dort für Kurse
                 Vorgängerinnen sehr dankbar, was sie da       selbst anmeldet. Noch mehr für sich aus
                 alles auf die Beine gestellt haben.           den sozialen Kontakten herausholt. Und
                                                               dann kam Corona und wir mussten vieles
                                                               zurückfahren.
                 Wie hat sich das Angebot verändert?
                 Uns war klar, dass wir noch viel individu-Wie soll es jetzt weiter gehen?
                 eller werden müssen und dass wir noch     Heute, wo wir wieder mehr Hoffnung auf ein
                 mehr die Angebote in der Stadt einbinden  Ende der Beschränkungen haben, müssen
                 müssen. Es gibt jetzt feste Termine wie ein
                                                           wir entscheiden, was wir gezielt einzelnen
                 Backangebot und den Wochenabschluss       Personen bieten, was wir als großes Event
                 aber auch große Events mit offenem Cha-   für alle aufziehen und was in der Nachbar-
                 rakter.                                   schaft an Kontakten genutzt werden kann.
                                                           Und dann müssen wir auch zusehen, dass
                 Was meint das, die Angebote der Stadt?    die Menschen sich in einem geregelten Ab-
                 Wir haben hier zum Beispiel eine Kreativ- lauf wieder finden.

                                                               Sie machen das alles allein?
                                                               Nein, ich sagte ja schon, wie wichtig es war,
                                                               dass alle die vorher hier gearbeitet haben,
                                                               so wichtige Fundamente gelegt haben. Und
                                                               ganz wichtig ist, dass alle im Haus mitma-
                                                               chen, dass alle eingebunden sind. Und da
                                                               bin ich wirklich allen sehr dankbar. Neulich
                                                               hat ein Kollege ein Tischtennisturnier orga-
                                                               nisiert, das lief ganz prima, da ist die Tages-
                                                               struktur nur ein kleiner Baustein in diesem
                                                               Ganzen.

                                                               Spiele sind das Thema dieses Heftes –
                                                               wird bei Ihnen auch gespielt?
                                                               Spielen spielt eine große Rolle. Dazu kann
                                                               man alle Menschen schnell bewegen. Es
                                                               kommt keine Langeweile auf, man fin-
                                                               det Kontakt zu anderen und findet schnell
                                                               zusammen. Bei uns wird viel Rommé ge-
                                                               spielt, Rommé Cup und auch Spiele, bei

12
Interview

denen man sich bewegen muss wie mit der Haben Sie Haustiere?
Wii oder Mölkky.                            Ich hätte gerne einen Hund, das geht aber
                                            in einer Neubauwohnung nicht. Und wir bei-
Spielen Sie selbst auch gerne?              de arbeiten ja auch in Schichten, da geht
Als Zivi musste ich viel Mensch-ärgere- kein Hund.
dich-nicht spielen. Das brauche ich jetzt
nicht mehr. Ich bin lieber für Spiele drau- Können Sie kochen?
ßen, mit Bewegung wie Wikingerschach Ich bin kein Spitzenkoch, kann das aber
oder eben auch Mölkky.                      ganz gut. Die Thüringer Küche mit allem
                                            Drum und Dran. Lieber backe ich. Deshalb
Noch ein paar persönliche Fragen: Wo habe ich auch ein Rezept von meiner Mut-
geht’s im Urlaub hin, Meer oder Berge?      ter mitgebracht: Tante Ruths Stachelbeer-
Eher an die See. Meine Gegend ist die Ost- kuchen mit Bienenstich. Ist viel leichter zu
see. Am Wasser wandern ist das Schönste. backen als es aussieht.

Haben Sie Familie?
Ich lebe seit 26 Jahren mit meiner Partne- Vielen Dank für das Gespräch!
rin zusammen. Wir haben eine Tochter und
Enkel.                                     Interview: Dr. Günter Wild
                                            Prokurist, Diako Diakonie-Verbund Eisenach

Rezept – Stachelbeerkuchen mit Bienenstich
Zutaten für ein Backblech:                   ist, die Stachelbeeren dazu geben und die
 150 g Quark                                 Masse auf dem Boden verteilen.
 300 g Mehl                                  Für den Bienenstich 250 g Butter, 200 g
 75 g Zucker                                 Zucker, 250 g Geriebene Mandeln, 2 Eier,
 Esslöffel Milch                             Kondensmilch. Die Butter schmelzen, den
 Esslöffel Öl                                Zucker hinzufügen, kurz aufkochen. Danach
 1 Ei, ein Teelöffel Backpulver              die geriebenen Mandeln dazugeben und mit
 1 Prise Salz                                der Butter-Zuckermasse verrühren. Wenn
                                             alles abgekühlt ist, die Eier und ein Schuss
Zubereitung:                                 Kondensmilch unterrühren. Diese Masse auf
Die Zutaten zu einer Masse verkneten und     die Stachelbeeren geben.
auf dem Backblech verteilen.                 Im Backofen Umluft bei 150 bis 160 Grad
Für die Füllung 2 Gläser Stachelbeeren,      60-90 Minuten backen.
1 Pck. Puddingpulver. Den Saft der Stachel-
beeren mit dem Puddingpulver andicken und
kurz aufkochen. Wenn der Pudding abgekühlt Guten Appetit!

                                                                                                        13
Seniorenhilfe   Spielerisch Aktivieren
                     mit Alltagsmaterialien

                     E   in Bedürfnis nach Beschäftigung besteht
                         auch im Alter, vor allem bei Bewohnern,
                     die an Demenz erkrankt sind. Spiele sollen in
                                                                      ständen bringt einen hohen Motivationscha-
                                                                      rakter, Freude und Spaß mit sich. Man kann
                                                                      sie auf den Kopf setzen, Auto fahren, Luft fä-
                     erster Linie Spaß machen. Deshalb achten wir     chern oder als Schläger benutzen. Während
                     darauf, dass Mitspielende mit Demenz nicht       der Aktivierungsrunde werden zusätzlich auch
                     überfordert werden und kleine Erfolgserleb-      aktive Bewegungsübungen für die Arme mit
                     nisse haben.                                     eingebaut. Es entsteht meist eine interessante
                     Die Mitarbeitenden in der Ergotherapie der       Gruppendynamik und die Bewohner agieren
                     Diako Hospitalstiftung zu Altenburg nutzen       und kommunizieren miteinander.
                     gern unterschiedliche Materialien, um die Be-    Durch dieses Spiel wird viel gelacht und es
                     wohner zu begeistern. Ein besonderer, lustiger   scheint schier endlose Ideen für den Einsatz
                     und den Alltag bereichernder Moment soll         mit den einfachen Papptellern zu geben. So
                     geschaffen werden. Ein einfaches Mittel dafür    konnten wir hoffentlich einen kleinen An-
                     ist eine Aktivierungsrunde am Tisch mit Papp-    stoß dazu geben ihre Umgebung mit offenen
                     tellern. So wird aus einem Alltagsgegenstand     Augen zu sehen und scheinbar simple All-
                     ein Sport- und Spielgerät. Zu Beginn denken      tagsgegenstände in die Aktivierungsrunden
                     die Bewohner meist, dass es etwas zu Essen       einzubeziehen. Haben Sie Mut eigene Ideen
                     gibt und nicht selten wird dann das Lied „Wir    umzusetzen und die eigene Fantasie mit ein-
                     haben Hunger, haben Durst“ angestimmt.           zubringen!
                     Doch natürlich kann man mit diesen Tellern
                     noch andere lustige Dinge vollbringen. Der       Sarah Schaaf
                     spielerische Umgang mit bekannten Gegen-         Ergotherapeutin / Diako Hospitalstiftung zu Altenburg

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Präventionsmaßnahme                                                                             Seniorenhilfe
„Es war einmal… MÄRCHEN UND DEMENZ“

D    as MÄRCHENLAND – Zentrum für Präven-
     tion und Gesundheitsförderung GmbH in
Berlin führt im Auftrag des Bundesministeri-
                                                  das kognitive Gedächtnistraining sowie die
                                                  emotionale Aktivierung. Abschließend stellt
                                                  MÄRCHENLAND GmbH jeder Pflegeeinrich-
ums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend      tung eine Dokumentation und Auswertung der
eine vierjährige Studie durch, die die positive   durchgeführten Maßnahme zur Verfügung.
Wirkung von Märchen auf das mentale Wohl-
befinden von Demenzkranken sowie auf das          Märchen bieten einen niedrigschwelligen und
Pflegepersonal belegt. Auf Basis der gewon-       emotionalen Zugang zu Demenzkranken. Sie
nenen Erkenntnisse hat MÄRCHENLAND das            tragen u.a. durch Stärkung kognitiver Fä-
in Deutschland neuartige Gesundheitsförde-        higkeiten sowie Unterstützung der Gemein-
rungskonzept „Es war einmal… MÄRCHEN              schaftsbildung und Teilhabe zur Förderung
UND DEMENZ“ erarbeitet.                           des Wohlbefindens und Vorbeugung von De-
Als eine von 25 Einrichtungen in Thüringen        pressionen bei.
kamen wir, das Seniorenwohnen Am Villen-          Wir freuen uns sehr, von MÄRCHENLAND für
gang in Jena, seit Februar in den Genuss          diese Maßnahme ausgewählt worden zu sein!
dieser Präventionsmaßnahme. In deren Rah-
men wurden an acht aufeinanderfolgenden           Silke Janouschkowetz
Wochen in den teilnehmenden Einrichtungen         Mitarbeiterin Sozialdienst
                                                  Seniorenwohnen Am Villengang, Jena
strukturierte, professionelle Märchenstunden
durchgeführt. Dafür hat MÄRCHENLAND
GmbH das sogenannte „Partizipative De-
menzerzählen“ entwickelt und spezielle MÄR-
CHENLAND-Demenzerzähler ausgebildet. Lei-
der konnten diese Demenzerzähler aufgrund
der aktuellen Corona-Regelungen nicht wie
vorgesehen persönlich in unsere Einrichtung
kommen. Die Märchenstunden wurden daher
virtuell (per Video) durchgeführt. Der Verlauf
jeder einzelnen Märchenstunde, insbeson-
dere die Reaktionen der teilnehmenden Be-
wohnerinnen und Bewohner, wurden durch
die Mitarbeitenden der Pflegeeinrichtung do-
kumentiert und für eine Evaluierung an MÄR-
CHENLAND GmbH rückgemeldet.
Im Anschluss an die acht Wochen wurde die
Pflegeeinrichtung in die Lage versetzt Mär-
chenstunden selbständig durchzuführen. Die
von der Einrichtung ausgewählten Betreu-
ungskräfte wurden in Multiplikator-Schulun-
gen zu Märchenvorlesern bzw. –vorleserin-
nen ausgebildet, um das Medium Märchen
als psychosoziale Intervention auch weiterhin
einsetzen zu können. Darüber hinaus erhalten
die teilnehmenden Pflegeinrichtungen MÄR-
CHENLAND-Boxen, welche unter dem Motto
Sehen-Hören-Merken-Malen-Spielen diver-
se Beschäftigungsmaterialien zu bekannten
Märchen enthalten. Die Boxen unterstützen

                                                                                                                15
Seniorenhilfe   Wir   spielen mit Senioren
                     und haben Freude dran

                     S   pielen ist eine Tätigkeit, die zum Vergnü-
                         gen, zur Entspannung, allein aus Freude
                     an ihrer Ausübung, durchgeführt wird. Es ist
                                                                      bringen die grauen Zellen in Schwung, Musik
                                                                      und Märchen erinnern uns an die Kinderzeit
                                                                      und lassen uns ganz entspannt in den Tag
                     eine Beschäftigung, die oft als spielerische     gehen.
                     Auseinandersetzung in Gemeinschaft mit an-
                     deren vorgenommen wird. Es bringt Lebens-        Wir veranstalten Sportfeste mit Medaillenge-
                     freude, regt die Fähigkeiten zu denken neu an    winn, bringen Orffsche Instrumente zum Klin-
                     und hilft mit, die Beweglichkeit zu trainieren   gen oder rätseln an Quizfragen herum. Vor al-
                     und mit anderen Menschen in Austausch zu         lem haben wir Freude am gemeinsamen Tun.
                     treten.                                          Denn Lachen lockert Muskeln, Freude bringt
                                                                      Schwung in den Alltag. Und das ist es, was
                     Also spielen wir auch im Käthe Kollwitz Haus wir wollen.
                     in Jena: zur Freude, als Wettbewerb, in Erin-
                     nerung an Früher, zur Pflege unserer Fähig-
                     keiten. Und das ist ein weites Feld. Sportspiele Gabriele Pilling, Kultur
                     verbessern die Bewegung und machen Spaß, Esther Groer, Ergotherapie
                     Gesellschaftsspiele mit Würfeln und Karten DO Wohn- und Seniorenzentrum Käthe Kollwitz

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Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach                                                        Mutterhausbrief
Mutterhausbrief Nr. 31, Juni 2021

W     erden
      wie die Kinder                               Werdet wie die Kinder, die nach vorne schaun,
                                                   Neues lernen wollen und dabei vertraun,
Matthäus 18 1-5                                    dass auch in Gefahren Vaters Hand sie hält.
   In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus Werdet wie die Kinder – reif für Gottes Welt!
    und fragten: Wer ist denn im Himmelreich
    der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stell- Werdet wie die Kinder, die zum Vater gehen,
    te es in ihre Mitte und sagte: Amen, ich ihm die Sorgen bringen, bitten jammern flehn.
    sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und Die ihm alles sagen, ehrlich nicht gestellt.
    werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in Werdet wie die Kinder – reif für Gottes Welt!
    das Himmelreich hineinkommen. Wer sich
    so klein macht wie dieses Kind, der ist Text von Christoph Zehender
    im Himmelreich der Größte. Und wer ein
    solches Kind in meinem Namen aufnimmt, Das Lied lädt mich ein, auf meine eigene
    der nimmt mich auf.                            Kindheit zurückzuschauen. Manches schien
                                                   damals sorgloser. Es gab immer einen Vater,
                                                   eine Mutter oder einen anderen Erwachse-
Welches Kind freut sich nicht, wenn es groß nen, dem wir vertrauten. Die Tage waren aus-
wird: „Ich bin doch schon so groß“, „Ich bin gefüllt. Und ich habe mich nicht gefragt, ob
ein Schulkind“. An manchen Zimmertüren mein Tun sinnvoll oder nützlich ist. Ich konnte
erzählen die Einkerbungen von Generationen, Dinge tun, die mir in dem Moment wichtig
wer wie schnell gewachsen ist. Groß werden. waren – Burgen bauen, Kirschkerne weitspu-
Erwachsen sein. Ernstgenommen werden. cken, durch Flüsse waden. Meine Gedanken
Das sind vielleicht nicht nur die Fragen der und Emotionen waren offen. Ich brauchte
Kinder. Die Jünger Jesu möchten dies auch. mich nicht zurückhalten oder verstellen, das
Sie möchten „Groß sein“ im Himmelreich. Sie konnte ich vielleicht auch noch nicht. Natür-
wollen erwachsen genug für den Himmel sein. lich hatte mancher Wutausbruch auch seine
Doch Jesus kehrt es um. Die Erwachsenen Konsequenz, aber der Rauch war wenigstens
des Himmels sind die Kinder – die Kleinen, verflogen. Und meine Tränen wurden durch
Kinder, die Fragen stellen, Kinder mit Vertrau- manches Taschentuch getröstet.
en. Und Jesus geht noch weiter. Er sagt: Dort, Als Erwachsene müssen wir unser Leben
wo solch ein kleines Kind Heimat findet, da bin selbst im Griff haben. Unser Tun wird oft
auch ich zu Hause. Wie ein Kind werden und bestimmt von Effizienz. Und unsere Gefühle
Kinder aufnehmen- dann sind wir erwachsen lassen wir nicht mal in Supervisionen heraus.
genug für den Himmel. Seit vielen Jahren Selbständig, kontrolliert und nüchtern – heißt
habe ich ein Lieblingslied, was mich in mei- das Erwachsensein?
nem Glauben immer wieder inspiriert:
                                                   Jesus möchte, dass wir uns ein Stück unsere
Wie ein Kind vertrauen, kleine Schritte gehen. Kindheit bewahren. Ab und zu uns die Freiheit
Offen, voller Staunen mit Kinderaugen sehn.        geben, zu spielen, zu versagen, zu jammern.
Spielen, lachen, weinen, lernen und verstehn. Und dann dürfen wir voll Vertrauen zu ihm
An der Hand des Vaters neue Wege gehen.            kommen.
                                                   Bei ihm dürfen wir Kind sein und Mensch sein.
Werdet wie die Kinder, so lädt Jesus ein,          Im Erwachsenwerden das Vertrauen des Kin-
wagt es zu versagen, schwach und klein zu des bewahren, so können wir zu Gott kommen.
sein. Lernt, dass Macht und Größe vor Gott
nicht viel zählt. Werdet wie die Kinder- reif für
diese Welt!                                        Oberin, Sr. Annegret Bachmann

                                                                                                                     17
Mutterhausbrief   Wollen wir ein Spielchen machen?
                       Vorhang auf... für ein Theaterstück

                       S    o oder ähnlich verabreden sich spielbe-
                            geisterte Menschen. Das Spielen wurde
                        im Mutterhaus, besonders während es das
                                                                         denken. Die Königsdisziplin des Spielens war
                                                                         allerdings das Theaterspielen. Es fand kein El-
                                                                         ternsonntag und kein Basar statt, an dem nicht
                        Internat noch gab, großgeschrieben. Es ver-      ein Theaterstück aufgeführt wurde. Lange vor-
                        gingen wenige Sonntagabende, wo sich nicht       her wurden Rollen gelernt, geprobt, Kulissen
                        in den Wohnzimmern der Schülerinnenkurse         gebaut und aus dem Fundus Kostüme ausge-
                        zum Spielen getroffen wurde. In den Schub-       sucht, anprobiert und passend gemacht. Die
                        laden konnte man jede Menge Spiele finden.       damalige Nähstube oder auch die Bügelstube
                        Brettspiele, Kartenspiele und besonders das      neben der Wäscherei wurden kurzerhand zum
                       „Mensch ärgere Dich nicht“ wurden sehr gern       Theatersaal.
                        gespielt. Diese Spielabende förderten die Ge-    So manch Einer entdeckte sein schlummern-
                        meinschaft unter den Schülerinnen.               des Talent und wurde in seinem Selbstbe-
                                                                         wusstsein gestärkt.
                       So lernten Schüler und Schülerinnen „neben-
                       bei“ ihre Stärken und Schwächen kennen und    Auch an anspruchsvolle Dichter, wie Shake-
                       mancher lernte, praktisch „spielend“, logischer
                                                                     speare, haben sich die Schülerinnen heran-
                       zu denken, mit Niederlagen fertig zu werden   getraut. Der Applaus der Zuschauer war den
                       und sich über Erfolge zu freuen.              Spielerinnen und Spielern immer sicher.
                                                                     Lange wurde noch über die Aufführungen be-
                       Mannschaftsspiele waren auch sehr beliebt. geistert gesprochen.
                       Das machte besonders viel Spaß. So wurde
                       gemeinsam gewonnen und auch mal verloren. Manch ein Mitglied der Diakonischen Gemein-
                       Auch das will gelernt sein. Die schwächeren schaft würde das Theaterspielen gern wieder
                       Mitspielerinnen wurden von den Stärkeren aufleben lassen. Mal sehen, vielleicht heißt es
                       mitgezogen und konnten am Erfolg teilhaben. bald „Vorhang auf“ und Sie können sich an ei-
                       Auch Misserfolge waren gemeinsam leichter nem Theaterstück erfreuen.
                       zu ertragen. Ganz toll fanden wir es, wenn es
                       Preise gab. Und (unter uns gesagt) es ging
                       keiner leer aus. Noch heute sind in unseren Sr. Christine Schulze-Schrön
                       Ferienfreizeiten die Spielabende nicht wegzu-

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Der Schatz im Blumenbeet                                                                               Mutterhausbrief
Geocaching

F    ür einen Menschen wie mich ist die Welt
     voller Schätze! Nein, ich meine diesmal
 nicht den blühenden Weißdornbusch, den
                                                   Straßenlaternen zählen. Alles nur, damit man
                                                   die Koordinaten der nächsten Station erhält.
                                                   Und so bewegt man sich fort, von Station zu
 Grashüpfer am Wegesrand oder die beeindru-        Station, wie eben bei einer Schnitzeljagd, bis
 ckende Wolkenformation, die man entdecken         man am sogenannten Final ankommt, am
 kann, wenn man mit offenen Augen durch die        Schatz. Solch einen „Multi-Cache“ hatte ich
 Welt geht. Ich spiele nämlich ein Spiel namens    eines Tages begonnen zu suchen. Er hatte
„Geocaching“ und rede von kleinen oder größe-      den schönen Namen „Augen auf in Eisenach“.
 ren Behältern mit einem Logbuch, die andere       Ich weiß noch, wie ich durch die Stadt lief. Es
 Menschen für solche wie mich versteckt ha-        wurden so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten
 ben, und die ich in meiner freien Zeit suchen     gezeigt, die Eisenach zu bieten hat. Ein wirklich
 gehe. Es ist wie eine moderne Schnitzeljagd.      langer Multi, der einem einiges an Zählen und
 Mein GPS-Gerät (inzwischen können das auch        Rechnen abverlangt hat.
 die meisten Smartphones) führt mich an die        Und dann standen die Koordinaten für den
 Stelle, wo etwas versteckt worden ist. Und        finalen Schatz auf dem Papier. Nanu, konnte
 dann brauche ich nur noch zu suchen. Manch-       das stimmen? Aufgeregt und plötzlich mit ei-
 mal liegt der Schatz dann schon deutlich sicht-   nem ungewohnt fremden Gefühl beschritt ich
 bar vor mir. Ein anderes Mal ist er sehr schwer   den Garten des Mutterhauses. Schaute mich
 zu finden, zum Beispiel, weil er ganz anders      um, ob mich auch niemand beobachtet, wie
 aussieht, als ich ihn mir vorstelle. Die Freu-    man das als Geocacher eben so macht – die
 de über einen Fund ist nach langem Suchen         Schätze sollen ja im Verborgenen bleiben, da-
 dann um so größer. Aber manchmal geht man         mit sie auch andere nach mir finden können.
 auch leer aus. Man kann einfach nichts finden,    Und schlich mich zum Blumenbeet. Und siehe,
 obwohl man extra bis hierher zwei Kilometer       da grinste mich ein auffälliger Stein mit einer
 durch den Wald gelaufen ist. Das muss man         Tür an. Ob der schon immer dort war? Das gibt
 aushalten. Auch mal zu verlieren gehört zu den    es doch gar nicht! Ich öffnete vorsichtig die Tür
 meisten Spielen dazu.                             und hielt den Schatz in der Hand! Manchmal
 Besonders spannend finde ich es, wenn der         muss man eben einen langen Umweg gehen...
 Schatz nicht einfach unten an einem Baum
 liegt, sondern oben in dessen Krone hängt.        Diakon Marc Scheidig
 Dann kommt zu dem Spiel auch noch ein we-
 nig Sport hinzu. Dann klettere ich hoch in den
 Baum. Manchmal brauche ich dafür mein Seil
 und den Klettergurt. Wenn ich dann 25 Meter
 über dem Boden im Seil hänge, kommen die
 großen Fragen des Lebens in meinen Kopf,
 und ich merke hier besonders intensiv, dass
 ohne Vertrauen in dieser Situation nichts geht.
 Vertrauen zu Gott, dass er mich beschützt, aber
 auch zu meinen Freunden, die mich begleiten
 und letztlich auch in die Technik, an der ich
 hänge, und mein Können, dass ich alles richtig
 eingebaut habe, um nicht abzustürzen.
 Manchmal findet man beim Geocaching den
 Schatz auch nicht sofort, sondern man geht
 Schritt für Schritt darauf zu. Da findet man
 einen Zettel mit einer Rechenaufgabe, die zu
 lösen ist. Oder man muss an dieser Stelle die

                                                                                                                         19
Mutterhausbrief   Gefüllter Truthahn
                       oder Stadt, Land, Diakon

                       D   as Spielen ist so alt wie der Mensch selbst.
                           Die ältesten Spiele datierten Archäologen
                       auf ein Alter von etwa 5000 Jahren. Wobei hier
                                                                          nicht an einem Tisch mit 4 oder 5 Menschen
                                                                          eine Runde Siedler spielen, sondern während
                                                                          eines Videochats. Ich habe mich unzählige
                       nur Spiele zur Kenntnis genommen wurden, zu        Male mit Freunden und meiner Familie online
                       denen auch Spielmaterialien gefunden wurden.       getroffen und wir haben miteinander gespielt.
                       Bewegungsspiele, wir würden wahrscheinlich         Und wir wurden erfinderisch. Wir überlegten,
                       heute Sport dazu sagen, sind viel älter.           welche der Spiele, die wir sonst spielten, sich
                       Und das Schöne am Spiel ist bis heute, dass        auch für ein Onlineformat eigneten. Wir haben
                       es zu unserem Vergnügen, zur Entspannung           viel ausprobiert. Wir haben z.B. Krimidinner ge-
                       und zur Freude dient. Aber nicht nur das. Das      spielt. Ein Spiel bei dem jeder die Rolle einer
                       Spiel ermöglicht uns von klein auf Kompeten-       bestimmten Person einnimmt und die Gruppe
                       zen aufzubauen. Spielen ist Lernen. Es fördert     zusammen einen Mordfall aufklären muss. Des
                       unsere physische und kognitive Leistung. Es        Weiteren haben wir diverse Würfelspiele, wie
                       ist kommunikativ und verbindet Menschen            Kniffel oder Quixx getestet. Das hat viel Spaß
                       über alle Grenzen hinweg.                          gemacht und klappt auch prima. Auch Black
                       Genau diese Grenzen haben wir in den letzten       Stories eignen sich. Beim klassischen Wer bin
                       15 Monaten spüren dürfen. Gar nicht nur im         ich? denkt man sich einfach einen Namen für
                       globalen Sinn, sondern vor allem im privaten       sich aus und die anderen müssen raten wer
                       Bereich. 3 x Lockdown, 3 x Kontaktbeschrän-        man ist. Bei Nobody’s perfect ein Wort im
                       kungen u.v.m. Wir mussten lernen, dass ein         Fremdwörterlexikon suchen und alle denken
                       Großteil dessen was wir vorher mit Freunden        sich aus, was der/die/das wohl sein könnte
                       und Familie ganz real getan haben, auch            und schreiben es dem Spielleiter im Chat. Die
                       irgendwie von zu Hause aus und digital gehen       größte Freude haben uns aber Schreibspiele
                       muss. Auch viele Firmen, Vereine, Netzwerke        bereitet. Sei es das klassische Stadt-Land-
                       und unsere Bundesregierung haben digitale          Fluss mit selbsterdachten Kategorien oder
                       Sitzungen abgehalten. Die Erfahrung dessen,        Gefüllter Truthahn. Da wir diese Spiele nicht
                       natürlich nach diversen gescheiterten Versu-       auf Zeit spielten, sondern mit der Maßgabe der
                       chen, ist aber durchaus positiv zu betrachten.     größtmöglichen Kreativität, hatten auch alle
                       Zum einen bin ich dankbar für den techni-          Beteiligten, egal welchen Alters, riesigen Spaß.
                       schen Fortschritt unserer Gesellschaft, dass       Diese Spiele eignen sich auch hervorragend
                       digitale Kommunikation überhaupt möglich ist.      für Onlinesitzungen als Opener oder für zwi-
                       Zum anderen tat diese Zeit unserer Umwelt          schendurch, um die Teilnehmer bei Laune zu
                       und unserem Bewusstsein für unsere Mitmen-         halten.
                       schen gut.                                         Viel Spaß!
                       Aber zurück zum eigentlichen Thema: digita-
                       les Spielen. Der aktuellen Situation geschuldet    Diakonin Caroline Häußler

                                                 Wir gedenken unseres Verstorbenen

                                             „Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich!
                                    Denn du bist Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich.“   Psalm 25,5

                                 Nach einem erfüllten Leben als Diakon verstarb unser Diakonischer Bruder

                                        Andreas Börner                 * 11.05.1964 · † 19.04.2021

20
Spielen ist Lernen                                                                                       Kinder- und Jugendhilfe
 Spielen bedeutet Entwicklung

S    pielend lernen Kinder beim Beobachten, Im Spiel finden u. a. individuelle Lernprozesse,
     Nachahmen, Ausprobieren und bei unter- Identitätsfindung, Materialerprobung und das
 schiedlichen Spielformen, wie:                  Erfassen von Zusammenhängen statt. Spielen
                                                 als elementarste und umfassendste Lernform
• Material-/ Experimentierspiele                 initiiert Bildungsprozesse in allen Bildungsbe-
• Rollenspiele / Bewegungsspiele /               reichen.
   Musikspiele
• Entspannungsspiele                            „Spiel ist die wichtigste Lebensäußerung des
• Beobachtungs- und Wahrnehmungsspiele           Kindes. Es fördert Selbstbestimmung und
• Reaktionsspiele / Spaßspiele                   Selbstständigkeit.“ (Friedrich Fröbel)
• Gruppenspiele
• Konstruktionsspiele / Konzentrationsspiele Im Evangelischen Kinderhaus „Hedwig von
• Sprachspiele / Rätsel- und Ratespiele          Eichel“ spielen und lernen aktuell 130 Kinder
                                                 von 11 Monaten bis 7 Jahren. Im Haus stehen
„Kinder spielen, weil sie sich entwickeln, und ihnen dafür 4 Etagen und im Außengelände
 sie entwickeln sich, weil sie spielen.“         ca. 4000 m2 zur Verfügung. Die Kinder kön-
 (Thüringer Bildungsplan bis 18 S. 54 )          nen in ihrer jeweiligen Gruppe, aber auch mit
                                                 Kindern aus anderen Gruppen gemeinsam
 Kinder erkennen, erobern und reflektieren die spielen. Es gibt „fertiges“ Spielmaterial, aber
 Welt im Spiel und können sich in sozialen Ver- auch Dinge aus der Natur, der Werkstatt, dem
 haltensweisen üben.                             Baumarkt, der Küche, dem Papier- und Stoff-
 Im Spiel können alle Fähigkeiten erworben handel, dem Kleiderschrank...
 werden, die wichtige Grundlagen für die wei- Neben dem alltäglichen Tagesablauf und sei-
 tere Entwicklung sind. Das heißt, es können nen Herausforderungen geben die Erzieher
 auch alle Kompetenzen erworben werden, die den Kindern ausreichend Zeit zum Spielen
 Kinder schulfähig machen.                       und somit auch zum Lernen.
 Im Spiel wird die kindliche Sicht der Welt als
 Rekonstruktion dargestellt, wie in einem Spie-
 gel. Die eigene Lebenssituation wird verarbei- Heike Martin
 tet und kreativ weiter entworfen.               Einrichtungsleitung, Ev. Kinderhaus Hedwig von Eichel

                                                                                                                             21
Kinder- und Jugendhilfe   Spielverhalten
                               bei Kleinkindern

                               D   as Spielverhalten ist ein elementarer Be-
                                   standteil zur geistigen, seelischen und kör-
                               perlichen Entwicklung eines Kindes. Gerade
                                                                                  vertreten. Die Kinder widmen sich ihrem Spiel
                                                                                  dem Alter entsprechend unterschiedlich. Bei
                                                                                  den 2-jährigen werden zunehmend Steck-
                               bei Kleinkindern zeigt sich hier ein hohes Maß     und Legespiele interessanter. Dabei werden
                               an natürlicher Neugierde, um neue Sachen           die verschiedenen Teile wiederholt in ande-
                               zu erforschen und zu erkunden. Das Spiel-          ren Formen positioniert, mit dem Ziel dass es
                               verhalten ist ein fester Baustein zum inneren      endlich passt, manchmal wird auch darauf
                               Gleichgeweicht eines jeden Kindes. Es wirkt        gehämmert, weil die Geduld schwindet. Aber
                               sich positiv auf die gesamte Entwicklung aus,      auch Bausteine werden sehr gerne zum Erfor-
                               da es hilft Erfahrungen in spielerischer Form      schen und Bebauen genutzt. Hier fangen die
                               zu verarbeiten.                                    Kinder an sie zu stapeln und Türme zu bauen.
                                                                                  Dadurch lernt das Kind erste physikalische
                               Besonders der Erwerb der Fähigkeiten beim          Grundlagen spielerisch kennen. Die Bausteine
                               Spielen ist von großer Bedeutung für das spä-      werden halt solange übereinandergestapelt,
                               tere Leben eines Kindes. Deshalb versuchen         bis sie umfallen. Dieses geschieht natürlich
                               wir als Erzieher in das Spielverhalten kaum        mit begeisterten Lachen und Quietschen,
                               bis gar nicht einzugreifen, dabei gewinnen die     öfter als gedacht, manchmal vielleicht auch
                               Kinder ein eigenes, aktiv erlebtes Spielgefühl.    mit Absicht.
                               Bei Kleinkindern steht in den ersten Lebens-
                               jahren vor allem die Erkundung der physika-        Die Kleinsten der Gruppe suchen sich bevor-
                               lischen Eigenschaften im Mittelpunkt, dies         zugt Spielsachen, die sie greifen, berühren
                               geschieht vorwiegend über die Sinneswahr-          oder drücken können. Das sind unter ande-
                               nehmung. Das Kind beginnt in den ersten            rem Fahrzeuge in schönen Farben, kleinere
                               Lebensjahren vieles über die Hände und den         Spieltiere, die Geräusche machen, oder Bälle,
                               Mund zu erforschen. In unserem Vogelnest           die man dem Kind hin rollt.
                               sind Kinder von einem bis zu zwei Jahren
                                                                                  Unsere Vogelnestkinder lieben es auch sich
                                                                                  sportlich zu betätigen. Deshalb bauen wir ger-
                                                                                  ne für sie in unserer Sporteinheit mit großen
                                                                                  Bausteinen, kleinem Trampolin und Bänken
                                                                                  eine Bewegungsbaustelle. Dabei krabbeln,
                                                                                  klettern oder hüpfen sie begeistert und wild
                                                                                  umher.

                                                                                  Wenn Musik läuft, kann man unseren Vogel-
                                                                                  nestkindern die Freude im Gesicht ansehen.
                                                                                  Sie tanzen, bewegen, spielen oder laufen wild
                                                                                  durch den Raum, so wie sie wollen.

                                                                                  Kindertagesstätte Arche Noah

22
Das Spiel                                                                                        Kinder- und Jugendhilfe
 im Vorschulalter

M     ut, Entdeckerfreude und Forschergeist- Wie die Regelspiele haben auch Bewegungs-
      so könnte man die Zeit in der Vorschule spiele klare Regeln, zudem schulen sie meh-
beschreiben.                                     rere motorische Bereiche wie Kraftdosierung,
                                                 Koordination oder Gleichgewicht. Sehr belieb-
Die Spiel- und Erlebniswelt von Kindern im te Spiele sind dabei zumeist „Feuer, Wasser,
Alter von 5 bis 6 Jahren ist vielfältig. Je äl- Sand“, Gruppenspiele wie Fußball oder Ket-
ter ein Kind wird, umso vielfältiger sein Spiel. tenhaschen aber auch die „Reise nach Jeru-
Motorik, Kognition und Sprachvermögen sind salem“.
gut entwickelt und es steht vor dem nächs-
ten großen Lebensabschnitt, dem Übergang Im Bereich der Sprachförderung gibt es viel-
zur Schule. Grundsätzlich kann man zwischen fältige Möglichkeiten die Kinder spielerisch
Funktionsspiel, Konstruktionsspiel, Rollen- zu begleiten, anzuregen und zu fördern. Eine
spiel, Regelspiel sowie Bewegungsspiel unter- schöne Möglichkeit bieten die sogenann-
scheiden. Durch das Funktionsspiel, auch als ten „Geschichtensäckchen“. Sie sind meist
sensomotorisches Spiel bekannt, kann das themenspezifisch angelegt, so kann es Ge-
Kind erleben, wie durch seine Handlung eine schichtensäckchen zum Thema Jahreszeiten,
bestimmte Wirkung erzielt wird. Vorschulkin- Märchen oder auch zum Erlernen neuer Lie-
der machen diese Erfahrung z.B. beim Schau- der oder Gedichte geben. Durch die einzelnen
keln oder Wippen im Gartenbereich oder beim Gegenstände, welche darin enthalten sind,
Experimentieren.                                 können die Kinder von alltäglichen Situatio-
                                                 nen und eigenen Erlebnissen berichten sowie
Das Konstruktionsspiel schult die feinmotori- Wortschatz und Grammatik schulen.
schen Fähigkeiten, aber auch Kreativität und Und nun hinaus in die Welt – das Leben ent-
Fantasie werden dabei angeregt. Vorschulkin- decken!
der können bereits anhand von Vorlagen Bau-
werke entstehen lassen, Steckbilder kreieren Kindertagesstätte Arche Noah
und Formen richtig zuordnen. Hierbei steht
auch nicht selten die mathematische Bildung
im Vordergrund.

Im Rollenspiel von Vorschulkindern nimmt
häufig die Schule einen großen Stellenwert
ein. So erproben sie bereits im Vorfeld die
neue Situation. Das Rollenspiel ist durch um-
fassende Kommunikation und Interaktion ge-
kennzeichnet, somit ist die sprachliche Kom-
ponente sehr wichtig. Es kann rein fiktiv sein,
aber auch einen realen Hintergrund beinhal-
ten, sodass die Kinder damit ihre Emotionen
verarbeiten können.

 Im Vorschulalter nimmt auch das Regelspiel
 einen hohen Stellenwert ein. Es dient dazu,
 soziale, kognitive oder motorische Kompeten-
 zen zu stärken, auch fördern sie die Selbstre-
 gulation des Kindes. Empfehlenswerte Spiele
 für dieses Alter wären z.B. „Ubongo“ oder
„Wackelturm“.

                                                                                                                     23
Eingliederungshilfe   Die spielen ja nur!
                           Das Spiel als wichtiges therapeutisches Mittel

                           D   as „Dietrich-Bonhoeffer-Haus“ in Behrin-
                               gen gehört zum Fachbereich Wohnen in-
                           nerhalb der Diako Diakonie-Verbund Eisenach
                                                                             Zu unserem Angebot zählt auch ein Therapie-
                                                                             und Begegnungszentrum „TRAPEZ“.
                                                                             Das Gebäude befindet sich auf dem Einrich-
                           gem. GmbH.                                        tungsgelände.
                           Es befindet sich in Behringen. Der Ort liegt      Während der Tagesbetreuung in unserem
                           zwischen den Städten Eisenach, Gotha und          TRAPEZ wird sehr gerne das Spielangebot
                           Bad Langensalza. Wir bieten insgesamt 48          angenommen. Das liegt auch daran, dass
                           Menschen ein zu Hause. Unser Angebot              wir alle sehr gerne spielen. Spielen ist immer
                           richtet sich an Menschen, die volljährig sind,    freiwillig, spielen ist nicht alltäglich, Spiele sind
                           und an einer seelischen Behinderung oder an       abgrenzbar und endlich.
                           chronisch psychischen Störungen leiden und        Spielen ist eine freiwillige Handlung oder Be-
                           aufgrund ihrer Behinderung Hilfe benötigen,       schäftigung.
                           die durch ambulante betreute Wohnform nicht      „Die spielen ja nur“, heißt es immer, wenn
                           bzw. nicht mehr oder noch nicht sichergestellt    uns jemand besucht, aber Spielen hat viele
                           werden. Die Einrichtung besteht aus zwei          wichti-ge Aspekte und deckt viele Kompe-
                           Häusern, wobei in jedem Objekt 24 Menschen        tenzen ab. Spiele sind gerade am Anfang für
                           in einer gemeinschaftlichen Wohnform leben.       neue Bewohner wichtig. Ob im Bereich der

24
Eingliederungshilfe

Handlungskompetenzen (Selbstwertgefühl,         Wir spielen natürlich nicht nur, aber es nimmt
Aushalten von Widersprüchen), der Sozialen      ein Teil unseres Alltags ein. Zu den Aufgaben
Kompetenz (Freundschaft, Hilfsbereitschaft,     des TRAPEZ gehören auch andere Tätigkeits-
Regeln einzuhalten), der Motorischen Kom-       felder. Wir kochen jeden Tag frisch und die
petenz (Geschicklichkeit, Grob-, Feinmotorik,   Bewohner bereiten das Essen selbständig zu.
Koordination) und der Kognitiven Kompetenz      Sie sollen lernen, Aufgaben zu übernehmen
(Sprache, Zusammenhänge, Logik).                oder Aufgaben an andere abzugeben. Ob Ein-
Über das Spielen lernt man sich kennen und      kaufstraining, Spaziergang oder Ausflüge, wir
man knüpft bzw. erweitert seine sozialen        begleiten jeden individuell nach seinen Mög-
Kontakte. Psychisch kranken Menschen fällt      lichkeiten.
es oft schwer, neue Dinge zuzulassen. Aber
spätestens nach der zweiten Runde Rommee
oder einem „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel     Nicole Schädlich
sind die ersten Kontakte hergestellt und man    Heilpädagogin im Trapez

kommt ins Gespräch. Über Spiele kann man
Menschen erreichen, sie machen Spaß und
sind herausfordernd.

                                                                                                                 25
Beratung und Therapie   Werden unsere Kinder...
                             während der Corona-Pandemie mediensüchtig?

                             V    ormittags digitaler Unterricht, nachmittags
                                  Freunde treffen auf WhatsApp, FIFA zo-
                             cken statt Fußballtraining - zahlreiche Eltern
                                                                                tiefgreifende Einschnitte in den Alltag der Kin-
                                                                                der und Jugendlichen zur Folge. Die Schlie-
                                                                                ßung der Schulen und somit das Ausbleiben
                             beobachten derzeit einen sorgenerregenden          des Präsenzunterrichtes führt zur Nutzung
                             Medienkonsum ihrer Kinder. Während des             von online Plattformen. Zahlreiche Freizeitak-
                             von Corona geprägten Jahres ist die Medien-        tivitäten im Sportverein oder der Musikschule
                             nutzung extrem angestiegen. Gefühlt ist das        können nicht in Präsenz, wenn überhaupt
                             Handy mit Sekundenkleber an den Händen             nur in digitaler Form, angeboten werden. Die
                             fixiert und ein Leben ohne den WLAN-Router         Möglichkeiten sich außer Haus zu bewegen
                             nicht mehr denkbar. Die Spielekonsole wird         und mit Freunden zu treffen, werden durch
                             zum lebensnotwendigen Elixier, Jugendliche         die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen
                             verbringen mehr Zeit mit den Stars auf You-        stark vermindert. Der seit November 2020
                             Tube, Instagram und TikTok als mit ihren Ge-       anhaltende Lockdown rückt ein Ende der Co-
                             schwistern. Die Jugendlichen nehmen kaum           rona-Pandemie weiterhin in die Ferne. Unter
                             noch am „realen“ Leben teil und verlieren          Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte, wer-
                             sich in virtuellen Welten. Sind diese Sorgen       den die Ergebnisse der Studien verständlich.
                             der Eltern und pädagogischen Fachkräfte            Die Kinder und Jugendlichen müssen sich in
                             berechtigt? Sollten Eltern und pädagogische        diesem völlig veränderten Lebensalltag zu-
                             Fachkräfte eingreifen? Und falls ja – was wür-     rechtfinden und sind mitunter mit Langewei-
                             de sich dadurch verändern? Dazu versuchen          le, Einsamkeit und Sorgen konfrontiert. Dazu
                             zwei aktuelle Studien, welche die Mediennut-       kommt erschwerend, dass sich Jugendliche
                             zung von Jugendlichen während der Corona-          in der Pubertät befinden. Wichtige Entwick-
                             Krise untersucht haben, Aufschluss zu geben.       lungsaufgaben können unter pandemischen
                             Zum einen wurde die „JIMplus 2020 Corona-          Bedingungen nur unzureichend bzw. nur
                             Zusatzuntersuchung“ vom medienpädagogi-            medial bewältigt werden, denn wie beispiels-
                             schen Forschungsverbund Südwest durchge-           weise die Orientierung an Gleichaltrigen des
                             führt und zum anderen die „DAK-Studie zur          eigenen Freundeskreises ist im „analogen Le-
                             Gaming- und Social Media-Nutzung“. Die Be-         ben“ momentan stark eingeschränkt. Dieser
                             funde sind relativ eindeutig und überraschen       Fakt wird oft von den Eltern und Fachkräften
                             gleichzeitig wenig: Die Nutzung von Medien         unterschätzt, nicht gesehen oder zu negativ
                             hat unter dem corona-bedingten Lockdown            beurteilt. Schließlich heißen soziale Medien
                             seit dem Frühjahr 2020 deutlich zugenom-           genau deshalb auch „soziale“ Medien. Der
                             men. Im Vergleich zum Herbst 2019 nehmen           Austausch mit und über Medien stellt ein
                             die Spielzeiten unter dem Corona-Lockdown          grundlegendes Bedürfnis dar. Aus suchtbera-
                             werktags um bis zu 75 Prozent zu. Laut der         terischer Sicht würden wir einen gesteigerten
                             JIM-Studie 2020 verbrachten Jugendliche            Medienkonsum (bis zu einem gewissen Grad)
                             montags bis freitags rund 260 Minuten täg-         deshalb zunächst als ein durchaus jugendty-
                             lich online, das ist ein Anstieg von einer Stun-   pisches Konsumverhalten bewerten.
                             de im Vergleich zum Jahr 2019.                     Nur wie erkennen Eltern wann es den-
                             Doch haben wir nun einen Grund zur                 noch zu viel ist?
                             Sorge?                                             Unser Medienverhalten wird von unterschied-
                             Wie so oft gibt es auf diese Frage keine ein-      lichen Gründen beeinflusst. Das kann das ge-
                             deutige Antwort. Die auf den ersten Blick sehr     rade neu veröffentlichte Spiel sein, Stress mit
                             besorgniserregenden Ergebnisse der Studien,        den Eltern oder ganz allgemein: Langeweile.
                             müssen vor dem Hintergrund der aktuellen           Vielleicht auch der Druck, mich ständig in
                             Corona-Pandemie gesehen werden, welche             den sozialen Medien präsentieren zu müssen,
                             für jeden eine außergewöhnliche Zeit darstellt.    um persönliche Anerkennung zu bekommen.
                             Die umfassenden Beschränkungen haben               Dabei ist es immer wichtig, das typisch jug-

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