Lichtblicke Diako Thüringen gemeinnützige GmbH - Ein Unternehmen der Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach - Diako Thüringen
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Lichtblicke Sommer 2021 Diako Thüringen gemeinnützige GmbH Ein Unternehmen der Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach
Unsere Leser Ludwig Hanik im Spielwarenladen in Eisenach Diese Seite wurde möglich gemacht durch: Karlsplatz 3 · 99817 Eisenach + 03691 203341 · www.crowson.de
Thema dieser Ausgabe: Spielen Vorwort der Geschäftsführung ............................................................. 4 Geschäftsführung Spielen und Religionspädagogik ......................................................... 6 Pastoraler Dienst Gott baut einen Spielplatz ..................................................................... 10 Pastoraler Dienst Was macht eigentlich... .......................................................................... 12 Interview Spielerisch Aktivieren ............................................................................. 14 Seniorenhilfe Präventionsmaßnahme .......................................................................... 15 Seniorenhilfe Wir spielen mit Senioren ........................................................................ 16 Seniorenhilfe Informationen aus dem Mutterhaus .................................................... 17 Mutterhausbrief Spielen ist Lernen ................................................................................... 21 Kinder- und Jugendhilfe Spielverhalten ........................................................................................... 22 Kinder- und Jugendhilfe Das Spiel im Vorschulalter .................................................................... 23 Kinder- und Jugendhilfe Die spielen ja nur! ................................................................................... 24 Eingliederungshilfe Werden unsere Kinder in der Corona-Pandemie mediensüchtig? 26 Beratung und Therapie Spendenprojekt zur Glockensanierung .............................................. 28 Diako hilft Das Sportteam ......................................................................................... 29 Sportteam Spielen lernen? – Na klar! ..................................................................... 30 Diakonisches Bildungsinstitut Jubiläumsgottesdienst / Neue digitale Spielwelten .......................... 32 Seniorenhilfe Unser neues Preisrätsel ......................................................................... 34 Rätselspaß Impressum ................................................................................................ 36 Impressum 3
Vorwort der Geschäftsführung Spielen! Liebe Leserinnen, liebe Leser W ir haben Sommer und die meisten Menschen sagen es sei die schönste der vier Jahreszeiten. Die Tage sind lang und sen Leichtigkeit. Die Eltern unter uns werden bestätigen, dass wir oft auch von den eige- nen Kindern lernen– ob bei der Handhabung hell, die Temperaturen laden ein zum lange von digitalen Endgeräten zum Beispiel oder draußen sein, der Fernseher oder das Smart- bei den Spielregeln eines klassisch analogen phone werden einfach links liegen gelassen Gesellschaftsspiels. Ein Effekt stellt sich auch und man trifft sich ganz analog mit Freunden da in jedem Fall ein: Vergnügen und gemein- und der Familie und verbringt gemeinsam samer Zeitvertreib. Mag sein, dass manch Zeit mit den unterschiedlichsten Aktivitäten. einer von Ihnen nach eineinhalb Jahren Für viele von Ihnen gehört zu diesem Zeitver- Corona davon gerade mächtig die Nase voll treib sicherlich auch das Spielen!? hat ;-), aber wir dürfen sicher sein, dass Das Spielen verortet man als Erwachsener die Lust an Spieleabenden oder der Schnit- sehr schnell in der „Kinderecke“, bestenfalls zeljagd (die moderne Version ist das Geo- vielleicht noch in den Freizeitsport mit Spie- caching) im Freien mit der Familie zurück- len wie Fußball, Handball, Volleyball, Boccia, kehrt, spätestens wenn unser Alltag wieder etc… in normalen Bahnen verläuft. Umso reizvoller fanden wir es daher uns in Das Spielen hat selbstverständlich immer den aktuellen LICHTBLICKEN diesem Thema auch etwas mit Gewinnen und Verlieren zu zu nähern und aus ganz unterschiedlichen tun. Wer von Ihnen verliert gerne? Niemand Perspektiven das Spielen zu betrachten. wahrscheinlich, aber: Entscheidend ist doch Wir meinen nämlich: Zum Spielen ist man nie der Umgang mit einer Niederlage, bestenfalls zu alt. Wir alle tragen eine gewisse Spiellust geht man gestärkt und mit einem Augen- in uns, egal wie alt wir sind. Es mag daran zwinkern daraus hervor. „Es war doch nur liegen, dass Spielen im Regelfall auch immer ein Spiel“ ist ein oft benutzter Satz in dieser etwas mit Spaß und Ausgelassensein zu tun Situation. Stimmt, aber es liegt wohl in der hat und genau das im Alltag selten seinen Natur von uns Menschen, dass wir alle lieber Platz findet, oft zu kurz kommt, obwohl wir Gewinner sind. es doch alle besser wissen müssten. Noch etwas ist beim Spielen sehr entschei- Spiel und Spaß machen gute Laune, fördern dend: Es geht um das Einhalten von Regeln. die Motivation zur körperlichen und geistigen Eigentlich eine gute Sache, weil allen betei- Bewegung, sind Ausgleich zum oft ernsten, ligten Mitspieler:innen klar ist „wie der Hase“ disziplinierten, strukturierten und durchge- läuft. Dennoch fällt es uns nicht immer leicht takteten Alltag. Es werden andere Sinne an- Regeln einzuhalten. Im Idealfall erkennen wir gesprochen, unser Körper und unser Geist deren Sinnhaftigkeit und akzeptieren die Vor- werden aus eingefahrenen Bahnen heraus- gaben. Wir erkennen, dass Regeln Sicherheit geholt, wir spüren uns neu, entdecken im geben, unnötige Diskussionen vermeiden besten Fall neue Talente in uns und gehen und die Voraussetzung bieten, dass alle Be- auf spielerische Art und Weise in Interaktion teiligten in einem beschriebenen Rahmen mit unseren Mitmenschen. gemeinsam miteinander „unterwegs“ sind. Spielen bedeutet auch immer Lernen. Und Ein schönes Bild wie wir finden, welches sich wir alle lernen ein Leben lang; oft sprechen auch gut auf den Dienst in unserem Werk wir in dienstlichen Zusammenhängen auch übertragen lässt. Im besten Fall sagen wir vom lebenslangen Lernen. Aber auch im pri- am Ende eines Arbeitstages oder nach Er- vaten Bereich, in unserer Freizeit lernen wir ledigung einer Aufgabe: „Das habe ich spie- ständig, ohne uns dies immer bewusst zu lend geschafft.“ oder „Es war kniffelig, aber machen. Im besten Fall passiert es spielend, lösbar.“ Und bei all dem hatte ich sogar Spaß also verbunden mit Freude und einer gewis- dabei. 4
Vorwort der Geschäftsführung Natürlich wissen wir, dass manches Spiel Anregung beinhalten und Sie erkennen las- auch das Potential in sich trägt Zeit und sen wie viel Vielfalt das Wort SPIELEN in sich Raum zu vergessen, in dessen Bann gezo- trägt. gen zu werden, in eigene Welten einzutau- Der Mensch spielt nur, wo er in voller chen und sich fern aller Realität wiederzu- Bedeutung des Wortes Mensch ist, und finden. Auf dieses Phänomen wollen wir in er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. unserem Vorwort aber nicht näher einge- hen, hier melden sich ganz sicher unsere Mit diesem Wort von Friedrich Schiller grü- Fachkolleg:innen in dieser Ausgabe noch zu ßen wir Sie herzlich aus dem Mutterhaus in Wort. Eisenach. Wir wünschen uns, dass die LICHTBLICKE Sie spielend unterhalten, im besten Fall Ihre Spiellust wecken, die eine oder andere Die Geschäftsführung 5
Pastoraler Dienst Spielen und Religionspädagogik Ein unvergessliches Erlebnis V or meiner berufsbegleitenden Ausbildung zum Diakon, habe ich eine fast 3-jährige Ausbildung in Erlebnispädagogik genossen. verschwinden wird nicht mehr gesprochen. In den sehr frühen Morgenstunden so gegen 2 Uhr wurden wir leise geweckt. In der Nacht Damals war ich beruflich noch in der Jugend- sind wir in die dunkle Kirche geführt worden. hilfe unterwegs und wir hatten eine eigene Nur das Kreuz war als Schatten vor dem Dom- Kletter- und Freizeithalle gebaut. (Die gibt es fenster zu sehen. Das Licht der Stadt schien heute noch in Schmölln). Spiele sind ein Be- schwach herein. Der Text der Kreuzigung standteil von Erlebnispädagogik. Es gibt ihn Jesu wurde gelesen. Dann wieder Stille. auch als eigenen Zweig, die Spielpädagogik. Eine steile schmale Treppe verschwand un- Besonders Kinder und Jugendliche, aber ter dem Fußboden des Doms. Dort war es auch Erwachsene lernen intensiver wenn das, stockdunkel und so mancher von uns such- was sie lernen für sie erlebbar/ greifbar wird. te die Hand des Vordermannes zur eigenen Der eigene Körper und die eigenen Gefühle Sicherheit. Enge Gänge ohne jegliches Licht. spielen dabei eine wichtige Rolle. Erlebnisse Dann ein kleiner Raum; eine Grabkammer? prägen oft unser ganzes Leben und wir ver- Totenstille; bei den Toten! Jesus begraben, gessen sie selten. In der Erlebnispädagogik der Stein davor gerollt. Stockfinster und toten- spielt deshalb die Deutung (Reflexion) und das still. Nur der eigene Herzschlag war zu hören. Gespräch die wichtigste Rolle. Unheimlich und schwer auszuhalten diese Ich erinnere mich an ein besonderes Erlebnis Minuten. im Magdeburger Dom. Mit unserer Ausbil- Gebeugt, um nicht mit dem Kopf anzustoßen, dungsgruppe sind wir abends dort angereist. ging es einige Gänge und dann Stufen wieder Im Kreuzgang des Domes, auf den Steinplat- nach oben. Eine enge, schwindelmachende, ten, haben wir unsere Lager mit Luftmatratze nicht enden wollende Wendeltreppe ging im- und Schlafsack aufgebaut. Kirchenpädagogik mer weiter aufwärts. 433 Stufen, Luftknapp- stand auf dem Plan. Ein Projekt, welches ei- heit. Lautes Atmen. Manchmal traf unseren gentlich mit Konfirmanden in der Passion- und Weg ein kleiner Lichtstrahl aus der Stadt. Osterzeit durchgeführt wird, erwartete uns. Es Oder war es schon die Dämmerung? Leise gab eine Regel: Nachdem wir im Schlafsack Hoffnung. 6
Pastoraler Dienst Dann endlich tat sich eine Tür auf. Frische „Eine spielerische Herangehensweise ist Luft! Aufatmen! Dazu ein atemberaubender die beste Form, mit Leichtigkeit und Freude Blick! Ein sich erhellender Horizont und eine weiterzukommen.“ Ingrid Dankwart Aussicht über eine alte Stadt mit der noch (*1955), ehemals Ingrid Goroll, Leichtig- älteren Elbe. Wir standen auf dem Turm des keitscoach Magdeburger Doms in fast 82 Metern Höhe. Unglaublich aber wahr, an diesem Tag ging „Wer nicht spielen kann, verzweifelt am nach ein paar Minuten der Stille – die SON- Ernst des Lebens.“ NE auf. Was für ein Wunder! Von den Toten Karl Feldkamp (*1943), Supervisor und zum immer wiederkehrenden Licht des Le- Kommunikationstrainer bens! Die frische Morgensonne! Die ersten Worte die wir sprachen: „Der Herr ist aufer- „Spielen ist ein Katalysator der Seele.“ standen, er ist wahrhaftig auferstanden“. Die Uli Geißler (*1956), Deutscher Spiel- und Osterbotschaft für alle Menschen erlebten Kulturpädagoge wir am eigenen Körper in dieser Nacht. Und das obwohl es kalendarisch gar nicht Ostern „Spiel ist notwendig zur Führung eines war. Obwohl es ein „Spiel“ war und wir es alle menschlichen Lebens.“ wussten, waren wir sehr bewegt über dieses Thomas von Aquin (1224 – 1274) unvergessliche Erlebnis. An diese Erfahrung denke ich noch oft und „Beim Spiel kann man einen Menschen in natürlich zu Ostern. Der Weg über Leiden, To- einer Stunde besser kennenlernen, als im desangst, Dunkelheit, Luftnot führt zum Licht. Gespräch in einem Jahr.“ Jesus ist ihn für uns in echt gegangen. Wir Platon (427 - um 348 v. Chr.) können es nur etwas nachempfinden. Aber wir können hoffnungsvoll, mutig und dankbar „Spielen ist keine Trägheit, es ist vielmehr im Leben sein. Selbst im Tod gibt es diese höchste Kraft“ Hoffnung des Lichtes, am Ende des dunklen Peter Lippert (1879 - 1936), deutscher Je- Ganges. Es gibt ein bekanntes Abschiedslied, suit dass das Leben als Spiel beschreibt: Nehmt Abschied Brüder, schließt den Kreis, Auch in der Bibel geht es ums spielen: das Leben ist ein Spiel, Und wer es recht zu spielen weiß, gelangt ans große Ziel. „Und die Plätze der Stadt werden voller Knaben und Mädchen sein, die auf ihren Viele Sprichworte oder Wortspiele gibt es Plätzen spielen.“ Sachaja 8,5 (Eine Ver- zum Stichwort „Spielen“. Ich habe einmal heißung aus dem Alten Testament) einige gesammelt für Sie. Vielleicht regen sie zum Nachdenken an oder fordern Sie heraus. Ich will den HERRN loben in meinem Leben, meinem Gott singen und spielen, solange „Wechselpiel des Lebens“ ich da bin. „Gutes oder böses Spiel“ Psalm 146,2 (Natürlich geht es hier um Ins- „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Be- trumente „spielen“). deutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Friedrich von Schiller „Der Mensch hört nicht auf zu spielen, weil Christoph Schmidt er älter wird. Er wird alt, weil er aufhört zu Diakon, Pastoraler Dienst, spielen.“ Oliver Wendell Holmes Diakonat im Kirchenkreis Altenburger Land 7
Daselbst gehen die Schiffe; da sind Walfische, die du gemacht hast, daß sie darin spielen. Psalm 104.26
Pastoraler Dienst Gott baut einen Spielplatz für das Leben W ie zahlreich sind deine Werke, Herr. In Weisheit hast du sie alle gemacht. Die Erde ist voll von deinen Gütern. Hier wird das Meer besungen als ein von Gottes Weisheit erdachter und geschaffener Spielplatz für alles mögliche Leben. Damit sind alle Meereslebewesen gemeint: ange- D a ist das Meer, so groß und unermesslich fangen bei Bakterien und Plankton bis hin zu weit. den größten Tieren, die man kannte. Zuerst Dort wimmelt es von Lebewesen ohne Zahl – wird über die Vielfalt der Meereslebewesen von kleinen und großen Meerestieren. gestaunt. In dieser nicht überschaubaren Menge wird Gottes Größe, Weisheit, Weitsicht D ort ziehen Schiffe ihre Bahn – und Planungsfähigkeit besungen, die dieses auch der Leviatan, den du geschaffen hast. komplexe System erdacht und geschaffen hat, So kann er im Meer sein Spiel treiben. diese bewahrt und ernährt. Psalm 104 ist ein spannender Psalm. Wer ihn Es steckt aber noch ein weiterer staunender aufmerksam verfolgt, bemerkt die Anordnung Gedanke dahinter, der mehr meint als nur die nach den Schöpfungstagen. Menge, Größe und Vielfalt der Lebewesen. Die Verse 24 – 26 besingen also den fünften Schöpfungstag: der Tag, an dem Vögel und Bewusst wird der Leviatan erwähnt. Ob es die- Meereslebewesen geschaffen wurden. sen gegeben haben mag oder er nur ein mythi- sches Lebewesen ist – darum soll es nicht ge- Hinter den Versen ist aber etwas versteckt: ein hen. Wofür er steht, ist dabei das interessante. tiefes Staunen über Gottes Größe. Er ist das große Ungeheuer der See: unbe- rechenbar, unbezwungen, nicht bekämpfbar Damals gab es folgende Denkweise: – ein Lebewesen, dem man sich nicht nähern sollte. Es verkörpert die pure Gefahr der See. Das Meer war eine Grenze – eine chaotische Der Leviatan wird so beeindruckend beschrie- und unberechenbare Grenze. Sie galt es zu ben, dass man meint, der Mensch stehe an respektieren und zu fürchten. Zwar gab es einem anderen Ende der Nahrungskette. Die damals so manches Volk, welches zu See Beschreibungen beinhalten Züge eines Kro- reiste – doch sanken ihre Schiffe immer wie- kodils, eines Drachens, einer Schlange oder der in Stürmen. eines Wals, als wären diese Tiere nicht an sich schon beeindruckend genug. Für die damaligen Israeliten, die in ihrer Ge- schichte viele Jahre durch die Wüste gewan- Genau über dieses gefährliche Wesen wird dert sind, ist es umso unheimlicher. gesagt, dass Gott es geplant habe. Gott ist sogar größer als das Ungeheuer. Gott hat das Das Meer ist also etwas, das unbezwingbar Meer für ihn als Spielplatz gebaut. Gott ist grö- erschien – eine große Naturgewalt und Aus- ßer – größer als alles, wovor ich mich fürch- druck von Gefahr. In der religiösen Umgebung te – denn er hat alles geschaffen. Er hat alles des damaligen Israels war das Meer diversen erdacht und für gut befunden. Er hat alles ge- Gottheiten untergeordnet, die es nach eige- schaffen und gut beurteilt. Gott erhält und ver- nem Gutdünken regiert haben sollen. sorgt alles in seiner Weisheit und Komplexität, die über den eigenen Horizont hinausgeht. Genau dort ist der große Unterschied zu su- chen. Der Psalm 104 staunt so sehr über die Größe Das Meer – so unbezwingbar es erscheint – Gottes, dass das Meer nur ein kleiner Spiel- ist weder etwas rein chaotisches noch Herr- platz ist – ein Spielplatz selbst für die größten schaftsbereich irgendeiner Gottheit. Lebewesen. 10
Pastoraler Dienst Wer damals also den Psalm gebetet hat, keit um so viel Leben kümmern kann, dann ist wusste oder erkannte dies: es für ihn etwas Kleines sich ebenso um mich Weil Gott alles geschaffen hat, sogar die Din- zu kümmern. ge, die meine Grenzen und Ängste verkörpern, ist er unendlich größer. Ich kann diesem Gott im Leben und Sterben vertrauen. Wenn Gott Diakon Markus Süpke sich in seiner Größe, Weisheit und Unendlich- Pastoraler Dienst, Diako Thüringen 11
Interview Was macht eigentlich... Ein Heilerziehungspfleger in der Tagesstruktur Herr Kudoke? D as Angebot der Tagesstruktur bei uns im Wohnen am Singerweg in Jena hat schon eine lange Geschichte. Angefangen werkstatt von einem anderen Träger. Dort haben wir mit einer Künstlerin gearbeitet, Kurse angeboten, Ausdruckformen gelernt. hat das alles als richtige Ergotherapie mit So verstehen wir die neuen gesetzlichen einem festen Stundenplan. Das war als Vorgaben, dass wir Angebote für die ein- noch viele ältere Menschen hier gelebt ha- zelnen Menschen suchen, die Kontakte au- ben. ßerhalb des Hauses bringen. Die Idee bei Jetzt sind viele Jüngere eingezogen. Die der Kunstwerkstatt war, dass sich jede und kommen nicht einfach so mal pünktlich um jeder entsprechend der persönlichen Inter- 8.30 Uhr. Für diese wurden dann viele su- essen dort engagiert und selbst Wege findet per Angebote gemacht und ich bin meinen das Angebot zu nutzen, sich dort für Kurse Vorgängerinnen sehr dankbar, was sie da selbst anmeldet. Noch mehr für sich aus alles auf die Beine gestellt haben. den sozialen Kontakten herausholt. Und dann kam Corona und wir mussten vieles zurückfahren. Wie hat sich das Angebot verändert? Uns war klar, dass wir noch viel individu-Wie soll es jetzt weiter gehen? eller werden müssen und dass wir noch Heute, wo wir wieder mehr Hoffnung auf ein mehr die Angebote in der Stadt einbinden Ende der Beschränkungen haben, müssen müssen. Es gibt jetzt feste Termine wie ein wir entscheiden, was wir gezielt einzelnen Backangebot und den Wochenabschluss Personen bieten, was wir als großes Event aber auch große Events mit offenem Cha- für alle aufziehen und was in der Nachbar- rakter. schaft an Kontakten genutzt werden kann. Und dann müssen wir auch zusehen, dass Was meint das, die Angebote der Stadt? die Menschen sich in einem geregelten Ab- Wir haben hier zum Beispiel eine Kreativ- lauf wieder finden. Sie machen das alles allein? Nein, ich sagte ja schon, wie wichtig es war, dass alle die vorher hier gearbeitet haben, so wichtige Fundamente gelegt haben. Und ganz wichtig ist, dass alle im Haus mitma- chen, dass alle eingebunden sind. Und da bin ich wirklich allen sehr dankbar. Neulich hat ein Kollege ein Tischtennisturnier orga- nisiert, das lief ganz prima, da ist die Tages- struktur nur ein kleiner Baustein in diesem Ganzen. Spiele sind das Thema dieses Heftes – wird bei Ihnen auch gespielt? Spielen spielt eine große Rolle. Dazu kann man alle Menschen schnell bewegen. Es kommt keine Langeweile auf, man fin- det Kontakt zu anderen und findet schnell zusammen. Bei uns wird viel Rommé ge- spielt, Rommé Cup und auch Spiele, bei 12
Interview denen man sich bewegen muss wie mit der Haben Sie Haustiere? Wii oder Mölkky. Ich hätte gerne einen Hund, das geht aber in einer Neubauwohnung nicht. Und wir bei- Spielen Sie selbst auch gerne? de arbeiten ja auch in Schichten, da geht Als Zivi musste ich viel Mensch-ärgere- kein Hund. dich-nicht spielen. Das brauche ich jetzt nicht mehr. Ich bin lieber für Spiele drau- Können Sie kochen? ßen, mit Bewegung wie Wikingerschach Ich bin kein Spitzenkoch, kann das aber oder eben auch Mölkky. ganz gut. Die Thüringer Küche mit allem Drum und Dran. Lieber backe ich. Deshalb Noch ein paar persönliche Fragen: Wo habe ich auch ein Rezept von meiner Mut- geht’s im Urlaub hin, Meer oder Berge? ter mitgebracht: Tante Ruths Stachelbeer- Eher an die See. Meine Gegend ist die Ost- kuchen mit Bienenstich. Ist viel leichter zu see. Am Wasser wandern ist das Schönste. backen als es aussieht. Haben Sie Familie? Ich lebe seit 26 Jahren mit meiner Partne- Vielen Dank für das Gespräch! rin zusammen. Wir haben eine Tochter und Enkel. Interview: Dr. Günter Wild Prokurist, Diako Diakonie-Verbund Eisenach Rezept – Stachelbeerkuchen mit Bienenstich Zutaten für ein Backblech: ist, die Stachelbeeren dazu geben und die 150 g Quark Masse auf dem Boden verteilen. 300 g Mehl Für den Bienenstich 250 g Butter, 200 g 75 g Zucker Zucker, 250 g Geriebene Mandeln, 2 Eier, Esslöffel Milch Kondensmilch. Die Butter schmelzen, den Esslöffel Öl Zucker hinzufügen, kurz aufkochen. Danach 1 Ei, ein Teelöffel Backpulver die geriebenen Mandeln dazugeben und mit 1 Prise Salz der Butter-Zuckermasse verrühren. Wenn alles abgekühlt ist, die Eier und ein Schuss Zubereitung: Kondensmilch unterrühren. Diese Masse auf Die Zutaten zu einer Masse verkneten und die Stachelbeeren geben. auf dem Backblech verteilen. Im Backofen Umluft bei 150 bis 160 Grad Für die Füllung 2 Gläser Stachelbeeren, 60-90 Minuten backen. 1 Pck. Puddingpulver. Den Saft der Stachel- beeren mit dem Puddingpulver andicken und kurz aufkochen. Wenn der Pudding abgekühlt Guten Appetit! 13
Seniorenhilfe Spielerisch Aktivieren mit Alltagsmaterialien E in Bedürfnis nach Beschäftigung besteht auch im Alter, vor allem bei Bewohnern, die an Demenz erkrankt sind. Spiele sollen in ständen bringt einen hohen Motivationscha- rakter, Freude und Spaß mit sich. Man kann sie auf den Kopf setzen, Auto fahren, Luft fä- erster Linie Spaß machen. Deshalb achten wir chern oder als Schläger benutzen. Während darauf, dass Mitspielende mit Demenz nicht der Aktivierungsrunde werden zusätzlich auch überfordert werden und kleine Erfolgserleb- aktive Bewegungsübungen für die Arme mit nisse haben. eingebaut. Es entsteht meist eine interessante Die Mitarbeitenden in der Ergotherapie der Gruppendynamik und die Bewohner agieren Diako Hospitalstiftung zu Altenburg nutzen und kommunizieren miteinander. gern unterschiedliche Materialien, um die Be- Durch dieses Spiel wird viel gelacht und es wohner zu begeistern. Ein besonderer, lustiger scheint schier endlose Ideen für den Einsatz und den Alltag bereichernder Moment soll mit den einfachen Papptellern zu geben. So geschaffen werden. Ein einfaches Mittel dafür konnten wir hoffentlich einen kleinen An- ist eine Aktivierungsrunde am Tisch mit Papp- stoß dazu geben ihre Umgebung mit offenen tellern. So wird aus einem Alltagsgegenstand Augen zu sehen und scheinbar simple All- ein Sport- und Spielgerät. Zu Beginn denken tagsgegenstände in die Aktivierungsrunden die Bewohner meist, dass es etwas zu Essen einzubeziehen. Haben Sie Mut eigene Ideen gibt und nicht selten wird dann das Lied „Wir umzusetzen und die eigene Fantasie mit ein- haben Hunger, haben Durst“ angestimmt. zubringen! Doch natürlich kann man mit diesen Tellern noch andere lustige Dinge vollbringen. Der Sarah Schaaf spielerische Umgang mit bekannten Gegen- Ergotherapeutin / Diako Hospitalstiftung zu Altenburg 14
Präventionsmaßnahme Seniorenhilfe „Es war einmal… MÄRCHEN UND DEMENZ“ D as MÄRCHENLAND – Zentrum für Präven- tion und Gesundheitsförderung GmbH in Berlin führt im Auftrag des Bundesministeri- das kognitive Gedächtnistraining sowie die emotionale Aktivierung. Abschließend stellt MÄRCHENLAND GmbH jeder Pflegeeinrich- ums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend tung eine Dokumentation und Auswertung der eine vierjährige Studie durch, die die positive durchgeführten Maßnahme zur Verfügung. Wirkung von Märchen auf das mentale Wohl- befinden von Demenzkranken sowie auf das Märchen bieten einen niedrigschwelligen und Pflegepersonal belegt. Auf Basis der gewon- emotionalen Zugang zu Demenzkranken. Sie nenen Erkenntnisse hat MÄRCHENLAND das tragen u.a. durch Stärkung kognitiver Fä- in Deutschland neuartige Gesundheitsförde- higkeiten sowie Unterstützung der Gemein- rungskonzept „Es war einmal… MÄRCHEN schaftsbildung und Teilhabe zur Förderung UND DEMENZ“ erarbeitet. des Wohlbefindens und Vorbeugung von De- Als eine von 25 Einrichtungen in Thüringen pressionen bei. kamen wir, das Seniorenwohnen Am Villen- Wir freuen uns sehr, von MÄRCHENLAND für gang in Jena, seit Februar in den Genuss diese Maßnahme ausgewählt worden zu sein! dieser Präventionsmaßnahme. In deren Rah- men wurden an acht aufeinanderfolgenden Silke Janouschkowetz Wochen in den teilnehmenden Einrichtungen Mitarbeiterin Sozialdienst Seniorenwohnen Am Villengang, Jena strukturierte, professionelle Märchenstunden durchgeführt. Dafür hat MÄRCHENLAND GmbH das sogenannte „Partizipative De- menzerzählen“ entwickelt und spezielle MÄR- CHENLAND-Demenzerzähler ausgebildet. Lei- der konnten diese Demenzerzähler aufgrund der aktuellen Corona-Regelungen nicht wie vorgesehen persönlich in unsere Einrichtung kommen. Die Märchenstunden wurden daher virtuell (per Video) durchgeführt. Der Verlauf jeder einzelnen Märchenstunde, insbeson- dere die Reaktionen der teilnehmenden Be- wohnerinnen und Bewohner, wurden durch die Mitarbeitenden der Pflegeeinrichtung do- kumentiert und für eine Evaluierung an MÄR- CHENLAND GmbH rückgemeldet. Im Anschluss an die acht Wochen wurde die Pflegeeinrichtung in die Lage versetzt Mär- chenstunden selbständig durchzuführen. Die von der Einrichtung ausgewählten Betreu- ungskräfte wurden in Multiplikator-Schulun- gen zu Märchenvorlesern bzw. –vorleserin- nen ausgebildet, um das Medium Märchen als psychosoziale Intervention auch weiterhin einsetzen zu können. Darüber hinaus erhalten die teilnehmenden Pflegeinrichtungen MÄR- CHENLAND-Boxen, welche unter dem Motto Sehen-Hören-Merken-Malen-Spielen diver- se Beschäftigungsmaterialien zu bekannten Märchen enthalten. Die Boxen unterstützen 15
Seniorenhilfe Wir spielen mit Senioren und haben Freude dran S pielen ist eine Tätigkeit, die zum Vergnü- gen, zur Entspannung, allein aus Freude an ihrer Ausübung, durchgeführt wird. Es ist bringen die grauen Zellen in Schwung, Musik und Märchen erinnern uns an die Kinderzeit und lassen uns ganz entspannt in den Tag eine Beschäftigung, die oft als spielerische gehen. Auseinandersetzung in Gemeinschaft mit an- deren vorgenommen wird. Es bringt Lebens- Wir veranstalten Sportfeste mit Medaillenge- freude, regt die Fähigkeiten zu denken neu an winn, bringen Orffsche Instrumente zum Klin- und hilft mit, die Beweglichkeit zu trainieren gen oder rätseln an Quizfragen herum. Vor al- und mit anderen Menschen in Austausch zu lem haben wir Freude am gemeinsamen Tun. treten. Denn Lachen lockert Muskeln, Freude bringt Schwung in den Alltag. Und das ist es, was Also spielen wir auch im Käthe Kollwitz Haus wir wollen. in Jena: zur Freude, als Wettbewerb, in Erin- nerung an Früher, zur Pflege unserer Fähig- keiten. Und das ist ein weites Feld. Sportspiele Gabriele Pilling, Kultur verbessern die Bewegung und machen Spaß, Esther Groer, Ergotherapie Gesellschaftsspiele mit Würfeln und Karten DO Wohn- und Seniorenzentrum Käthe Kollwitz 16
Ev.-Luth. Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach Mutterhausbrief Mutterhausbrief Nr. 31, Juni 2021 W erden wie die Kinder Werdet wie die Kinder, die nach vorne schaun, Neues lernen wollen und dabei vertraun, Matthäus 18 1-5 dass auch in Gefahren Vaters Hand sie hält. In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus Werdet wie die Kinder – reif für Gottes Welt! und fragten: Wer ist denn im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stell- Werdet wie die Kinder, die zum Vater gehen, te es in ihre Mitte und sagte: Amen, ich ihm die Sorgen bringen, bitten jammern flehn. sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und Die ihm alles sagen, ehrlich nicht gestellt. werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in Werdet wie die Kinder – reif für Gottes Welt! das Himmelreich hineinkommen. Wer sich so klein macht wie dieses Kind, der ist Text von Christoph Zehender im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, Das Lied lädt mich ein, auf meine eigene der nimmt mich auf. Kindheit zurückzuschauen. Manches schien damals sorgloser. Es gab immer einen Vater, eine Mutter oder einen anderen Erwachse- Welches Kind freut sich nicht, wenn es groß nen, dem wir vertrauten. Die Tage waren aus- wird: „Ich bin doch schon so groß“, „Ich bin gefüllt. Und ich habe mich nicht gefragt, ob ein Schulkind“. An manchen Zimmertüren mein Tun sinnvoll oder nützlich ist. Ich konnte erzählen die Einkerbungen von Generationen, Dinge tun, die mir in dem Moment wichtig wer wie schnell gewachsen ist. Groß werden. waren – Burgen bauen, Kirschkerne weitspu- Erwachsen sein. Ernstgenommen werden. cken, durch Flüsse waden. Meine Gedanken Das sind vielleicht nicht nur die Fragen der und Emotionen waren offen. Ich brauchte Kinder. Die Jünger Jesu möchten dies auch. mich nicht zurückhalten oder verstellen, das Sie möchten „Groß sein“ im Himmelreich. Sie konnte ich vielleicht auch noch nicht. Natür- wollen erwachsen genug für den Himmel sein. lich hatte mancher Wutausbruch auch seine Doch Jesus kehrt es um. Die Erwachsenen Konsequenz, aber der Rauch war wenigstens des Himmels sind die Kinder – die Kleinen, verflogen. Und meine Tränen wurden durch Kinder, die Fragen stellen, Kinder mit Vertrau- manches Taschentuch getröstet. en. Und Jesus geht noch weiter. Er sagt: Dort, Als Erwachsene müssen wir unser Leben wo solch ein kleines Kind Heimat findet, da bin selbst im Griff haben. Unser Tun wird oft auch ich zu Hause. Wie ein Kind werden und bestimmt von Effizienz. Und unsere Gefühle Kinder aufnehmen- dann sind wir erwachsen lassen wir nicht mal in Supervisionen heraus. genug für den Himmel. Seit vielen Jahren Selbständig, kontrolliert und nüchtern – heißt habe ich ein Lieblingslied, was mich in mei- das Erwachsensein? nem Glauben immer wieder inspiriert: Jesus möchte, dass wir uns ein Stück unsere Wie ein Kind vertrauen, kleine Schritte gehen. Kindheit bewahren. Ab und zu uns die Freiheit Offen, voller Staunen mit Kinderaugen sehn. geben, zu spielen, zu versagen, zu jammern. Spielen, lachen, weinen, lernen und verstehn. Und dann dürfen wir voll Vertrauen zu ihm An der Hand des Vaters neue Wege gehen. kommen. Bei ihm dürfen wir Kind sein und Mensch sein. Werdet wie die Kinder, so lädt Jesus ein, Im Erwachsenwerden das Vertrauen des Kin- wagt es zu versagen, schwach und klein zu des bewahren, so können wir zu Gott kommen. sein. Lernt, dass Macht und Größe vor Gott nicht viel zählt. Werdet wie die Kinder- reif für diese Welt! Oberin, Sr. Annegret Bachmann 17
Mutterhausbrief Wollen wir ein Spielchen machen? Vorhang auf... für ein Theaterstück S o oder ähnlich verabreden sich spielbe- geisterte Menschen. Das Spielen wurde im Mutterhaus, besonders während es das denken. Die Königsdisziplin des Spielens war allerdings das Theaterspielen. Es fand kein El- ternsonntag und kein Basar statt, an dem nicht Internat noch gab, großgeschrieben. Es ver- ein Theaterstück aufgeführt wurde. Lange vor- gingen wenige Sonntagabende, wo sich nicht her wurden Rollen gelernt, geprobt, Kulissen in den Wohnzimmern der Schülerinnenkurse gebaut und aus dem Fundus Kostüme ausge- zum Spielen getroffen wurde. In den Schub- sucht, anprobiert und passend gemacht. Die laden konnte man jede Menge Spiele finden. damalige Nähstube oder auch die Bügelstube Brettspiele, Kartenspiele und besonders das neben der Wäscherei wurden kurzerhand zum „Mensch ärgere Dich nicht“ wurden sehr gern Theatersaal. gespielt. Diese Spielabende förderten die Ge- So manch Einer entdeckte sein schlummern- meinschaft unter den Schülerinnen. des Talent und wurde in seinem Selbstbe- wusstsein gestärkt. So lernten Schüler und Schülerinnen „neben- bei“ ihre Stärken und Schwächen kennen und Auch an anspruchsvolle Dichter, wie Shake- mancher lernte, praktisch „spielend“, logischer speare, haben sich die Schülerinnen heran- zu denken, mit Niederlagen fertig zu werden getraut. Der Applaus der Zuschauer war den und sich über Erfolge zu freuen. Spielerinnen und Spielern immer sicher. Lange wurde noch über die Aufführungen be- Mannschaftsspiele waren auch sehr beliebt. geistert gesprochen. Das machte besonders viel Spaß. So wurde gemeinsam gewonnen und auch mal verloren. Manch ein Mitglied der Diakonischen Gemein- Auch das will gelernt sein. Die schwächeren schaft würde das Theaterspielen gern wieder Mitspielerinnen wurden von den Stärkeren aufleben lassen. Mal sehen, vielleicht heißt es mitgezogen und konnten am Erfolg teilhaben. bald „Vorhang auf“ und Sie können sich an ei- Auch Misserfolge waren gemeinsam leichter nem Theaterstück erfreuen. zu ertragen. Ganz toll fanden wir es, wenn es Preise gab. Und (unter uns gesagt) es ging keiner leer aus. Noch heute sind in unseren Sr. Christine Schulze-Schrön Ferienfreizeiten die Spielabende nicht wegzu- 18
Der Schatz im Blumenbeet Mutterhausbrief Geocaching F ür einen Menschen wie mich ist die Welt voller Schätze! Nein, ich meine diesmal nicht den blühenden Weißdornbusch, den Straßenlaternen zählen. Alles nur, damit man die Koordinaten der nächsten Station erhält. Und so bewegt man sich fort, von Station zu Grashüpfer am Wegesrand oder die beeindru- Station, wie eben bei einer Schnitzeljagd, bis ckende Wolkenformation, die man entdecken man am sogenannten Final ankommt, am kann, wenn man mit offenen Augen durch die Schatz. Solch einen „Multi-Cache“ hatte ich Welt geht. Ich spiele nämlich ein Spiel namens eines Tages begonnen zu suchen. Er hatte „Geocaching“ und rede von kleinen oder größe- den schönen Namen „Augen auf in Eisenach“. ren Behältern mit einem Logbuch, die andere Ich weiß noch, wie ich durch die Stadt lief. Es Menschen für solche wie mich versteckt ha- wurden so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten ben, und die ich in meiner freien Zeit suchen gezeigt, die Eisenach zu bieten hat. Ein wirklich gehe. Es ist wie eine moderne Schnitzeljagd. langer Multi, der einem einiges an Zählen und Mein GPS-Gerät (inzwischen können das auch Rechnen abverlangt hat. die meisten Smartphones) führt mich an die Und dann standen die Koordinaten für den Stelle, wo etwas versteckt worden ist. Und finalen Schatz auf dem Papier. Nanu, konnte dann brauche ich nur noch zu suchen. Manch- das stimmen? Aufgeregt und plötzlich mit ei- mal liegt der Schatz dann schon deutlich sicht- nem ungewohnt fremden Gefühl beschritt ich bar vor mir. Ein anderes Mal ist er sehr schwer den Garten des Mutterhauses. Schaute mich zu finden, zum Beispiel, weil er ganz anders um, ob mich auch niemand beobachtet, wie aussieht, als ich ihn mir vorstelle. Die Freu- man das als Geocacher eben so macht – die de über einen Fund ist nach langem Suchen Schätze sollen ja im Verborgenen bleiben, da- dann um so größer. Aber manchmal geht man mit sie auch andere nach mir finden können. auch leer aus. Man kann einfach nichts finden, Und schlich mich zum Blumenbeet. Und siehe, obwohl man extra bis hierher zwei Kilometer da grinste mich ein auffälliger Stein mit einer durch den Wald gelaufen ist. Das muss man Tür an. Ob der schon immer dort war? Das gibt aushalten. Auch mal zu verlieren gehört zu den es doch gar nicht! Ich öffnete vorsichtig die Tür meisten Spielen dazu. und hielt den Schatz in der Hand! Manchmal Besonders spannend finde ich es, wenn der muss man eben einen langen Umweg gehen... Schatz nicht einfach unten an einem Baum liegt, sondern oben in dessen Krone hängt. Diakon Marc Scheidig Dann kommt zu dem Spiel auch noch ein we- nig Sport hinzu. Dann klettere ich hoch in den Baum. Manchmal brauche ich dafür mein Seil und den Klettergurt. Wenn ich dann 25 Meter über dem Boden im Seil hänge, kommen die großen Fragen des Lebens in meinen Kopf, und ich merke hier besonders intensiv, dass ohne Vertrauen in dieser Situation nichts geht. Vertrauen zu Gott, dass er mich beschützt, aber auch zu meinen Freunden, die mich begleiten und letztlich auch in die Technik, an der ich hänge, und mein Können, dass ich alles richtig eingebaut habe, um nicht abzustürzen. Manchmal findet man beim Geocaching den Schatz auch nicht sofort, sondern man geht Schritt für Schritt darauf zu. Da findet man einen Zettel mit einer Rechenaufgabe, die zu lösen ist. Oder man muss an dieser Stelle die 19
Mutterhausbrief Gefüllter Truthahn oder Stadt, Land, Diakon D as Spielen ist so alt wie der Mensch selbst. Die ältesten Spiele datierten Archäologen auf ein Alter von etwa 5000 Jahren. Wobei hier nicht an einem Tisch mit 4 oder 5 Menschen eine Runde Siedler spielen, sondern während eines Videochats. Ich habe mich unzählige nur Spiele zur Kenntnis genommen wurden, zu Male mit Freunden und meiner Familie online denen auch Spielmaterialien gefunden wurden. getroffen und wir haben miteinander gespielt. Bewegungsspiele, wir würden wahrscheinlich Und wir wurden erfinderisch. Wir überlegten, heute Sport dazu sagen, sind viel älter. welche der Spiele, die wir sonst spielten, sich Und das Schöne am Spiel ist bis heute, dass auch für ein Onlineformat eigneten. Wir haben es zu unserem Vergnügen, zur Entspannung viel ausprobiert. Wir haben z.B. Krimidinner ge- und zur Freude dient. Aber nicht nur das. Das spielt. Ein Spiel bei dem jeder die Rolle einer Spiel ermöglicht uns von klein auf Kompeten- bestimmten Person einnimmt und die Gruppe zen aufzubauen. Spielen ist Lernen. Es fördert zusammen einen Mordfall aufklären muss. Des unsere physische und kognitive Leistung. Es Weiteren haben wir diverse Würfelspiele, wie ist kommunikativ und verbindet Menschen Kniffel oder Quixx getestet. Das hat viel Spaß über alle Grenzen hinweg. gemacht und klappt auch prima. Auch Black Genau diese Grenzen haben wir in den letzten Stories eignen sich. Beim klassischen Wer bin 15 Monaten spüren dürfen. Gar nicht nur im ich? denkt man sich einfach einen Namen für globalen Sinn, sondern vor allem im privaten sich aus und die anderen müssen raten wer Bereich. 3 x Lockdown, 3 x Kontaktbeschrän- man ist. Bei Nobody’s perfect ein Wort im kungen u.v.m. Wir mussten lernen, dass ein Fremdwörterlexikon suchen und alle denken Großteil dessen was wir vorher mit Freunden sich aus, was der/die/das wohl sein könnte und Familie ganz real getan haben, auch und schreiben es dem Spielleiter im Chat. Die irgendwie von zu Hause aus und digital gehen größte Freude haben uns aber Schreibspiele muss. Auch viele Firmen, Vereine, Netzwerke bereitet. Sei es das klassische Stadt-Land- und unsere Bundesregierung haben digitale Fluss mit selbsterdachten Kategorien oder Sitzungen abgehalten. Die Erfahrung dessen, Gefüllter Truthahn. Da wir diese Spiele nicht natürlich nach diversen gescheiterten Versu- auf Zeit spielten, sondern mit der Maßgabe der chen, ist aber durchaus positiv zu betrachten. größtmöglichen Kreativität, hatten auch alle Zum einen bin ich dankbar für den techni- Beteiligten, egal welchen Alters, riesigen Spaß. schen Fortschritt unserer Gesellschaft, dass Diese Spiele eignen sich auch hervorragend digitale Kommunikation überhaupt möglich ist. für Onlinesitzungen als Opener oder für zwi- Zum anderen tat diese Zeit unserer Umwelt schendurch, um die Teilnehmer bei Laune zu und unserem Bewusstsein für unsere Mitmen- halten. schen gut. Viel Spaß! Aber zurück zum eigentlichen Thema: digita- les Spielen. Der aktuellen Situation geschuldet Diakonin Caroline Häußler Wir gedenken unseres Verstorbenen „Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich.“ Psalm 25,5 Nach einem erfüllten Leben als Diakon verstarb unser Diakonischer Bruder Andreas Börner * 11.05.1964 · † 19.04.2021 20
Spielen ist Lernen Kinder- und Jugendhilfe Spielen bedeutet Entwicklung S pielend lernen Kinder beim Beobachten, Im Spiel finden u. a. individuelle Lernprozesse, Nachahmen, Ausprobieren und bei unter- Identitätsfindung, Materialerprobung und das schiedlichen Spielformen, wie: Erfassen von Zusammenhängen statt. Spielen als elementarste und umfassendste Lernform • Material-/ Experimentierspiele initiiert Bildungsprozesse in allen Bildungsbe- • Rollenspiele / Bewegungsspiele / reichen. Musikspiele • Entspannungsspiele „Spiel ist die wichtigste Lebensäußerung des • Beobachtungs- und Wahrnehmungsspiele Kindes. Es fördert Selbstbestimmung und • Reaktionsspiele / Spaßspiele Selbstständigkeit.“ (Friedrich Fröbel) • Gruppenspiele • Konstruktionsspiele / Konzentrationsspiele Im Evangelischen Kinderhaus „Hedwig von • Sprachspiele / Rätsel- und Ratespiele Eichel“ spielen und lernen aktuell 130 Kinder von 11 Monaten bis 7 Jahren. Im Haus stehen „Kinder spielen, weil sie sich entwickeln, und ihnen dafür 4 Etagen und im Außengelände sie entwickeln sich, weil sie spielen.“ ca. 4000 m2 zur Verfügung. Die Kinder kön- (Thüringer Bildungsplan bis 18 S. 54 ) nen in ihrer jeweiligen Gruppe, aber auch mit Kindern aus anderen Gruppen gemeinsam Kinder erkennen, erobern und reflektieren die spielen. Es gibt „fertiges“ Spielmaterial, aber Welt im Spiel und können sich in sozialen Ver- auch Dinge aus der Natur, der Werkstatt, dem haltensweisen üben. Baumarkt, der Küche, dem Papier- und Stoff- Im Spiel können alle Fähigkeiten erworben handel, dem Kleiderschrank... werden, die wichtige Grundlagen für die wei- Neben dem alltäglichen Tagesablauf und sei- tere Entwicklung sind. Das heißt, es können nen Herausforderungen geben die Erzieher auch alle Kompetenzen erworben werden, die den Kindern ausreichend Zeit zum Spielen Kinder schulfähig machen. und somit auch zum Lernen. Im Spiel wird die kindliche Sicht der Welt als Rekonstruktion dargestellt, wie in einem Spie- gel. Die eigene Lebenssituation wird verarbei- Heike Martin tet und kreativ weiter entworfen. Einrichtungsleitung, Ev. Kinderhaus Hedwig von Eichel 21
Kinder- und Jugendhilfe Spielverhalten bei Kleinkindern D as Spielverhalten ist ein elementarer Be- standteil zur geistigen, seelischen und kör- perlichen Entwicklung eines Kindes. Gerade vertreten. Die Kinder widmen sich ihrem Spiel dem Alter entsprechend unterschiedlich. Bei den 2-jährigen werden zunehmend Steck- bei Kleinkindern zeigt sich hier ein hohes Maß und Legespiele interessanter. Dabei werden an natürlicher Neugierde, um neue Sachen die verschiedenen Teile wiederholt in ande- zu erforschen und zu erkunden. Das Spiel- ren Formen positioniert, mit dem Ziel dass es verhalten ist ein fester Baustein zum inneren endlich passt, manchmal wird auch darauf Gleichgeweicht eines jeden Kindes. Es wirkt gehämmert, weil die Geduld schwindet. Aber sich positiv auf die gesamte Entwicklung aus, auch Bausteine werden sehr gerne zum Erfor- da es hilft Erfahrungen in spielerischer Form schen und Bebauen genutzt. Hier fangen die zu verarbeiten. Kinder an sie zu stapeln und Türme zu bauen. Dadurch lernt das Kind erste physikalische Besonders der Erwerb der Fähigkeiten beim Grundlagen spielerisch kennen. Die Bausteine Spielen ist von großer Bedeutung für das spä- werden halt solange übereinandergestapelt, tere Leben eines Kindes. Deshalb versuchen bis sie umfallen. Dieses geschieht natürlich wir als Erzieher in das Spielverhalten kaum mit begeisterten Lachen und Quietschen, bis gar nicht einzugreifen, dabei gewinnen die öfter als gedacht, manchmal vielleicht auch Kinder ein eigenes, aktiv erlebtes Spielgefühl. mit Absicht. Bei Kleinkindern steht in den ersten Lebens- jahren vor allem die Erkundung der physika- Die Kleinsten der Gruppe suchen sich bevor- lischen Eigenschaften im Mittelpunkt, dies zugt Spielsachen, die sie greifen, berühren geschieht vorwiegend über die Sinneswahr- oder drücken können. Das sind unter ande- nehmung. Das Kind beginnt in den ersten rem Fahrzeuge in schönen Farben, kleinere Lebensjahren vieles über die Hände und den Spieltiere, die Geräusche machen, oder Bälle, Mund zu erforschen. In unserem Vogelnest die man dem Kind hin rollt. sind Kinder von einem bis zu zwei Jahren Unsere Vogelnestkinder lieben es auch sich sportlich zu betätigen. Deshalb bauen wir ger- ne für sie in unserer Sporteinheit mit großen Bausteinen, kleinem Trampolin und Bänken eine Bewegungsbaustelle. Dabei krabbeln, klettern oder hüpfen sie begeistert und wild umher. Wenn Musik läuft, kann man unseren Vogel- nestkindern die Freude im Gesicht ansehen. Sie tanzen, bewegen, spielen oder laufen wild durch den Raum, so wie sie wollen. Kindertagesstätte Arche Noah 22
Das Spiel Kinder- und Jugendhilfe im Vorschulalter M ut, Entdeckerfreude und Forschergeist- Wie die Regelspiele haben auch Bewegungs- so könnte man die Zeit in der Vorschule spiele klare Regeln, zudem schulen sie meh- beschreiben. rere motorische Bereiche wie Kraftdosierung, Koordination oder Gleichgewicht. Sehr belieb- Die Spiel- und Erlebniswelt von Kindern im te Spiele sind dabei zumeist „Feuer, Wasser, Alter von 5 bis 6 Jahren ist vielfältig. Je äl- Sand“, Gruppenspiele wie Fußball oder Ket- ter ein Kind wird, umso vielfältiger sein Spiel. tenhaschen aber auch die „Reise nach Jeru- Motorik, Kognition und Sprachvermögen sind salem“. gut entwickelt und es steht vor dem nächs- ten großen Lebensabschnitt, dem Übergang Im Bereich der Sprachförderung gibt es viel- zur Schule. Grundsätzlich kann man zwischen fältige Möglichkeiten die Kinder spielerisch Funktionsspiel, Konstruktionsspiel, Rollen- zu begleiten, anzuregen und zu fördern. Eine spiel, Regelspiel sowie Bewegungsspiel unter- schöne Möglichkeit bieten die sogenann- scheiden. Durch das Funktionsspiel, auch als ten „Geschichtensäckchen“. Sie sind meist sensomotorisches Spiel bekannt, kann das themenspezifisch angelegt, so kann es Ge- Kind erleben, wie durch seine Handlung eine schichtensäckchen zum Thema Jahreszeiten, bestimmte Wirkung erzielt wird. Vorschulkin- Märchen oder auch zum Erlernen neuer Lie- der machen diese Erfahrung z.B. beim Schau- der oder Gedichte geben. Durch die einzelnen keln oder Wippen im Gartenbereich oder beim Gegenstände, welche darin enthalten sind, Experimentieren. können die Kinder von alltäglichen Situatio- nen und eigenen Erlebnissen berichten sowie Das Konstruktionsspiel schult die feinmotori- Wortschatz und Grammatik schulen. schen Fähigkeiten, aber auch Kreativität und Und nun hinaus in die Welt – das Leben ent- Fantasie werden dabei angeregt. Vorschulkin- decken! der können bereits anhand von Vorlagen Bau- werke entstehen lassen, Steckbilder kreieren Kindertagesstätte Arche Noah und Formen richtig zuordnen. Hierbei steht auch nicht selten die mathematische Bildung im Vordergrund. Im Rollenspiel von Vorschulkindern nimmt häufig die Schule einen großen Stellenwert ein. So erproben sie bereits im Vorfeld die neue Situation. Das Rollenspiel ist durch um- fassende Kommunikation und Interaktion ge- kennzeichnet, somit ist die sprachliche Kom- ponente sehr wichtig. Es kann rein fiktiv sein, aber auch einen realen Hintergrund beinhal- ten, sodass die Kinder damit ihre Emotionen verarbeiten können. Im Vorschulalter nimmt auch das Regelspiel einen hohen Stellenwert ein. Es dient dazu, soziale, kognitive oder motorische Kompeten- zen zu stärken, auch fördern sie die Selbstre- gulation des Kindes. Empfehlenswerte Spiele für dieses Alter wären z.B. „Ubongo“ oder „Wackelturm“. 23
Eingliederungshilfe Die spielen ja nur! Das Spiel als wichtiges therapeutisches Mittel D as „Dietrich-Bonhoeffer-Haus“ in Behrin- gen gehört zum Fachbereich Wohnen in- nerhalb der Diako Diakonie-Verbund Eisenach Zu unserem Angebot zählt auch ein Therapie- und Begegnungszentrum „TRAPEZ“. Das Gebäude befindet sich auf dem Einrich- gem. GmbH. tungsgelände. Es befindet sich in Behringen. Der Ort liegt Während der Tagesbetreuung in unserem zwischen den Städten Eisenach, Gotha und TRAPEZ wird sehr gerne das Spielangebot Bad Langensalza. Wir bieten insgesamt 48 angenommen. Das liegt auch daran, dass Menschen ein zu Hause. Unser Angebot wir alle sehr gerne spielen. Spielen ist immer richtet sich an Menschen, die volljährig sind, freiwillig, spielen ist nicht alltäglich, Spiele sind und an einer seelischen Behinderung oder an abgrenzbar und endlich. chronisch psychischen Störungen leiden und Spielen ist eine freiwillige Handlung oder Be- aufgrund ihrer Behinderung Hilfe benötigen, schäftigung. die durch ambulante betreute Wohnform nicht „Die spielen ja nur“, heißt es immer, wenn bzw. nicht mehr oder noch nicht sichergestellt uns jemand besucht, aber Spielen hat viele werden. Die Einrichtung besteht aus zwei wichti-ge Aspekte und deckt viele Kompe- Häusern, wobei in jedem Objekt 24 Menschen tenzen ab. Spiele sind gerade am Anfang für in einer gemeinschaftlichen Wohnform leben. neue Bewohner wichtig. Ob im Bereich der 24
Eingliederungshilfe Handlungskompetenzen (Selbstwertgefühl, Wir spielen natürlich nicht nur, aber es nimmt Aushalten von Widersprüchen), der Sozialen ein Teil unseres Alltags ein. Zu den Aufgaben Kompetenz (Freundschaft, Hilfsbereitschaft, des TRAPEZ gehören auch andere Tätigkeits- Regeln einzuhalten), der Motorischen Kom- felder. Wir kochen jeden Tag frisch und die petenz (Geschicklichkeit, Grob-, Feinmotorik, Bewohner bereiten das Essen selbständig zu. Koordination) und der Kognitiven Kompetenz Sie sollen lernen, Aufgaben zu übernehmen (Sprache, Zusammenhänge, Logik). oder Aufgaben an andere abzugeben. Ob Ein- Über das Spielen lernt man sich kennen und kaufstraining, Spaziergang oder Ausflüge, wir man knüpft bzw. erweitert seine sozialen begleiten jeden individuell nach seinen Mög- Kontakte. Psychisch kranken Menschen fällt lichkeiten. es oft schwer, neue Dinge zuzulassen. Aber spätestens nach der zweiten Runde Rommee oder einem „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel Nicole Schädlich sind die ersten Kontakte hergestellt und man Heilpädagogin im Trapez kommt ins Gespräch. Über Spiele kann man Menschen erreichen, sie machen Spaß und sind herausfordernd. 25
Beratung und Therapie Werden unsere Kinder... während der Corona-Pandemie mediensüchtig? V ormittags digitaler Unterricht, nachmittags Freunde treffen auf WhatsApp, FIFA zo- cken statt Fußballtraining - zahlreiche Eltern tiefgreifende Einschnitte in den Alltag der Kin- der und Jugendlichen zur Folge. Die Schlie- ßung der Schulen und somit das Ausbleiben beobachten derzeit einen sorgenerregenden des Präsenzunterrichtes führt zur Nutzung Medienkonsum ihrer Kinder. Während des von online Plattformen. Zahlreiche Freizeitak- von Corona geprägten Jahres ist die Medien- tivitäten im Sportverein oder der Musikschule nutzung extrem angestiegen. Gefühlt ist das können nicht in Präsenz, wenn überhaupt Handy mit Sekundenkleber an den Händen nur in digitaler Form, angeboten werden. Die fixiert und ein Leben ohne den WLAN-Router Möglichkeiten sich außer Haus zu bewegen nicht mehr denkbar. Die Spielekonsole wird und mit Freunden zu treffen, werden durch zum lebensnotwendigen Elixier, Jugendliche die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen verbringen mehr Zeit mit den Stars auf You- stark vermindert. Der seit November 2020 Tube, Instagram und TikTok als mit ihren Ge- anhaltende Lockdown rückt ein Ende der Co- schwistern. Die Jugendlichen nehmen kaum rona-Pandemie weiterhin in die Ferne. Unter noch am „realen“ Leben teil und verlieren Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte, wer- sich in virtuellen Welten. Sind diese Sorgen den die Ergebnisse der Studien verständlich. der Eltern und pädagogischen Fachkräfte Die Kinder und Jugendlichen müssen sich in berechtigt? Sollten Eltern und pädagogische diesem völlig veränderten Lebensalltag zu- Fachkräfte eingreifen? Und falls ja – was wür- rechtfinden und sind mitunter mit Langewei- de sich dadurch verändern? Dazu versuchen le, Einsamkeit und Sorgen konfrontiert. Dazu zwei aktuelle Studien, welche die Mediennut- kommt erschwerend, dass sich Jugendliche zung von Jugendlichen während der Corona- in der Pubertät befinden. Wichtige Entwick- Krise untersucht haben, Aufschluss zu geben. lungsaufgaben können unter pandemischen Zum einen wurde die „JIMplus 2020 Corona- Bedingungen nur unzureichend bzw. nur Zusatzuntersuchung“ vom medienpädagogi- medial bewältigt werden, denn wie beispiels- schen Forschungsverbund Südwest durchge- weise die Orientierung an Gleichaltrigen des führt und zum anderen die „DAK-Studie zur eigenen Freundeskreises ist im „analogen Le- Gaming- und Social Media-Nutzung“. Die Be- ben“ momentan stark eingeschränkt. Dieser funde sind relativ eindeutig und überraschen Fakt wird oft von den Eltern und Fachkräften gleichzeitig wenig: Die Nutzung von Medien unterschätzt, nicht gesehen oder zu negativ hat unter dem corona-bedingten Lockdown beurteilt. Schließlich heißen soziale Medien seit dem Frühjahr 2020 deutlich zugenom- genau deshalb auch „soziale“ Medien. Der men. Im Vergleich zum Herbst 2019 nehmen Austausch mit und über Medien stellt ein die Spielzeiten unter dem Corona-Lockdown grundlegendes Bedürfnis dar. Aus suchtbera- werktags um bis zu 75 Prozent zu. Laut der terischer Sicht würden wir einen gesteigerten JIM-Studie 2020 verbrachten Jugendliche Medienkonsum (bis zu einem gewissen Grad) montags bis freitags rund 260 Minuten täg- deshalb zunächst als ein durchaus jugendty- lich online, das ist ein Anstieg von einer Stun- pisches Konsumverhalten bewerten. de im Vergleich zum Jahr 2019. Nur wie erkennen Eltern wann es den- Doch haben wir nun einen Grund zur noch zu viel ist? Sorge? Unser Medienverhalten wird von unterschied- Wie so oft gibt es auf diese Frage keine ein- lichen Gründen beeinflusst. Das kann das ge- deutige Antwort. Die auf den ersten Blick sehr rade neu veröffentlichte Spiel sein, Stress mit besorgniserregenden Ergebnisse der Studien, den Eltern oder ganz allgemein: Langeweile. müssen vor dem Hintergrund der aktuellen Vielleicht auch der Druck, mich ständig in Corona-Pandemie gesehen werden, welche den sozialen Medien präsentieren zu müssen, für jeden eine außergewöhnliche Zeit darstellt. um persönliche Anerkennung zu bekommen. Die umfassenden Beschränkungen haben Dabei ist es immer wichtig, das typisch jug- 26
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