Love it, change it, or leave it

Die Seite wird erstellt Lilly Böhme
 
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Love it, change it, or leave it
Love it, change it, or leave it
	
  
Jeder Mensch hat die Freiheit zu entscheiden und in den Verlauf seines Lebens einzugreifen,
und zwar in der Reihenfolge: „Love it, change it, or leave it“ – zu deutsch etwa: „Nimm es an,
verändere es oder lass es sein.“
Love it: Bei diesem Schritt geht es darum, in einer bestimmten Situation Aspekte zu
erkennen, die sie sinnvoll erscheinen lassen. Im Zusammenhang mit den Energievampiren
habe ich darüber ausführlich gesprochen. Ziel ist nicht, andere Dinge oder Menschen zu
verändern, sondern unsere Einstellung zu ihnen. Eine Situation können wir ablehnen,
annehmen oder sogar lieben, es kommt nur auf unseren Blickwinkel an.
Wenn Sie jemanden nicht mögen und für dumm oder schlecht halten, haben Sie die
Möglichkeit wahrzunehmen, welche anderen Menschen ihn mögen. Nehmen Sie deren
Sichtweise ein oder lernen Sie ihn in einem anderen Zusammenhang kennen. Vielleicht
können Sie ihn mit einer anderen Einstellung doch annehmen, vielleicht auch lernen, mit den
Eigenschaften umzugehen, die Ihnen nicht gefallen, und sich so selbst ein Stück
weiterzuentwickeln. Die Seiten, die uns an anderen Menschen stören, sind manchmal
Spiegelbilder unserer eigenen Charakterzüge, und wenn wir uns mit dem anderen versöhnen,
versöhnen wir uns auch mit dem ungeliebten Teil in uns.
Change it: Viele unzufriedene Menschen verharren in der Lebenssituation, die sie unglücklich
macht, und jammern einfach nur. Dadurch verlieren sie Energie und zapfen ihrerseits den
Menschen in ihrer Umgebung Energie ab. Das passive Versinken in einer Situation, mit der
man nicht zufrieden ist, und die ständige Jammerei darüber führen zum Verlust der Balance.
Anstatt über eine missliche Situation zu jammern, können wir gestalterisch eingreifen (siehe
auch Kapitel „Do it“). Handeln bedeutet verändern. Sie erinnern sich: Allein das Ansprechen
eines Konflikts löst im Konfliktpartner eine Reaktion aus, wodurch sich die gesamte Situation
verändert. Die Veränderung, das „Change it“, sollte zur Folge haben, dass Sie die neue
Situation annehmen können. Überprüfen Sie also anschließend, ob die Forderung „Love it“
ebenfalls erfüllt ist.
Leave it: Diesen Weg sollten Sie erst einschlagen, wenn Sie die anderen beiden Schritte
ernsthaft getestet und verworfen haben. Haben Sie verschiedene Möglichkeiten des „Change
it“ ausprobiert und festgestellt, dass Sie eine Situation auch nach mehrmaliger Veränderung
und Anpassung nicht akzeptieren können, sollten Sie den Weg des „Leave it“ gehen, nämlich
die ungute Situation dann völlig verlassen.

            Auszug aus dem Buch "Effizientes Selbstmanagement" von Ferry Fischer
                       © by FERRY FISCHER CONSULTING, www.ffco.at
	
  
Aus meiner Coaching-Erfahrung weiß ich, dass dieser Schritt besonders schwer ist, bedeutet
er doch meist eine starke Zäsur im Lebensweg. Ehepartnern, denen es trotz ernst gemeinter
Versuche nicht gelingt, miteinander zurechtzukommen, fällt der konsequente Schritt, d. h. die
Trennung oft sehr schwer. Wie viele unglückliche Ehen gibt es, in denen das „Leave it“
gescheitert ist. Wer es nicht schafft, abgestorbene Zweige des eigenen Lebenswegs
aufzugeben und diese zu kappen, schwächt sich sehr. Er verliert seine Balance und seine
Leistungsfähigkeit und entwickelt eine negative zynische Einstellung. Menschen, die sich
gegenseitig das Leben zur Hölle machen, waren zu ängstlich, um das dringend nötige „Leave
it“ zu realisieren. „Leave it“ bedeutet auch: Platz schaffen für Neues. Gehen Sie davon aus,
dass das Leben immer wieder neue positive Aspekte und große Chancen zu bieten hat, und
Sie werden sich vor Veränderungen nicht mehr fürchten.
Nicht nur privat, sondern auch beruflich sollte man vor letzten Konsequenzen nicht
zurückschrecken. Ein mir bekannter Manager einer großen Firma äußerte einmal, ihm sei
wichtig, dass die „innere Kündigung“ seiner Mitarbeiter und die tatsächlich ausgesprochene
Kündigung möglichst nahe beisammen liegen. Wer an seinem Arbeitsplatz resigniert,
„innerlich gekündigt“ hat, der macht Dienst nach Vorschrift, erledigt seine Arbeit
mechanisch, gleichgültig und ohne Engagement – ein Schaden nicht nur für das
Unternehmen, sondern auch für den Betroffenen, der wertvolle Lebenszeit verliert: Fünf Tage
in der Woche verliert er Energie, die er dann an zwei Tagen notdürftig wieder zu tanken
versucht. Diese Art zu arbeiten hat nichts mit Berufung zu tun. Jeder Beruf aber sollte doch
Berufung sein, damit er zum Lebensglück beiträgt, erfüllend und bestätigend ist.
Während meiner Berufstätigkeit war ich einige Jahre lang Personalberater und konnte die
Wirkungen von solchen Konsequenzen erleben. Eine Firma zu verlassen ist kein Zeichen von
Versagen oder Unglück. Es hat nicht unbedingt mit dem Unternehmen und auch nicht mit
einem selbst zu tun, sondern mit der Kombination von beidem. Manche Betriebe verändern
sich im Laufe der Zeit in einer Weise, die nicht jeder mittragen möchte, und manchmal
verändert sich auch der Einzelne. In einer solchen Situation sich eine passendere Stelle zu
suchen ist konsequent und richtig. Oft konnte ich beobachten, dass Menschen, die sich in
ihrer alten Firma unwohl fühlten, in einem neuen Beruf aufblühten und leistungsmäßig
„durchstarteten“. Umso erschreckender finde ich, dass Menschen sich an ihrem alten Beruf
festhalten, obwohl sie darin unglücklich sind. Sie kommen mir vor wie jemand, der in einen
reißenden Fluss gefallen ist und sich ebenso verzweifelt wie aussichtslos an einem Ast
festhält. Das bringt ihn nicht weiter und kostet nur unnötige Kraft. Besser wäre es, sich von

          Auszug aus dem Buch "Effizientes Selbstmanagement" von Ferry Fischer
                     © by FERRY FISCHER CONSULTING, www.ffco.at
	
  
der Strömung forttragen zu lassen, bis man an eine Stelle gerät, an der man leicht das rettende
Ufer erreicht.
Halten Sie unbedingt immer die Reihenfolge des „Love it, change it, or leave it“ ein.
Überprüfen Sie also zuerst, ob die Veränderung Ihrer Sichtweise reicht, um Sie zufriedener zu
machen. Erst wenn Sie keine für Sie akzeptable Perspektive finden, greifen Sie aktiv in eine
Situation ein und führen eine Veränderung herbei. Bietet auch eine Veränderung keine
grundsätzliche Lösung eines Problems, so bleibt Ihnen am Schluss immer noch, das gesamte
System zu verlassen: den Arbeitsplatz, den Partner usw. und sich dem Neuen und
Unbekannten anzuvertrauen und die neue Chance darin zu finden.
Zu diesem Bereich möchte ich Ihnen eine effektive Coaching-Übung vorstellen. Sie hilft uns,
unsere Position in einem Netz aus Kraftfeldern zu analysieren und durch die Visualisierung
von Beziehungen die rechte Gehirnhälfte zu aktivieren, sodass wir unsere Situation
anschließend klarer erkennen und verändern können.

ÜBUNG: Die Kraftfeldanalyse
       Schritt 1: Zeichnen Sie einen kleinen Kreis auf die Mitte ein Blatts Papier und nennen Sie
       ihn „Ich“.

       Schritt 2: Tragen Sie um diesen Kreis herum in weitere Kreise alle für Sie wichtigen
       Personen und Situationen ein, die Sie betrachten möchten, die für Sie momentan wichtig
       sind (egal ob positiv oder negativ): z. B. den Partner/die Partnerin, Kind Nr. 1, Kind Nr. 2,
       Kollege X, Kollegin Y, Kunde A, Kunde B, Ihren Arbeitsplatz, Ihre Wohnung, Ihr Auto,
       die Akquisition, der Monatsabschluss ... Gehen Sie so detailliert wie möglich vor und
       verzichten Sie auf Sammelbegriffe wie „meine Kinder“, wenn Sie zu diesen
       unterschiedliche Beziehungen haben, oder „meine Hobbys“, wenn diese für Sie
       unterschiedlich wichtig sind. Notieren Sie stattdessen „Schwimmen“, „Ski fahren“ etc.

       Schritt 3: Verbinden Sie jetzt diese Punkte mit dem „Ich“-Kreis in der Mitte und ergänzen
       Sie die Kreise mit den Wertungen +, 0 oder –. „+“ bedeutet: Dieser Mensch/diese Situation
       gibt Ihnen Energie; „0“ bedeutet: ist energetisch neutral, und „–“ bedeutet, dass diese
       Beziehung Ihnen Energie raubt. Diese Wertungen sind auf die Gegenwart bezogen.
       Wichtig ist, dass Sie intuitiv und ohne nachzudenken vorgehen. Niemand wird Ihre
       Aufzeichnungen lesen, Sie können ganz ehrlich sein.

              Auszug aus dem Buch "Effizientes Selbstmanagement" von Ferry Fischer
                         © by FERRY FISCHER CONSULTING, www.ffco.at
	
  
Schritt 4: Nun suchen Sie sich ein bis maximal drei solcher Negativ- oder Neutral-
       Beziehungen heraus, die Sie näher betrachten und verändern möchten. Markieren Sie diese
       Verbindungen farblich.

       Schritt 5: Überlegen Sie, ob Sie diese Beziehung(en) mit Hilfe des „Love it, change it, oder
       leave it“ positiv verändern können, sodass Sie das „–“ durch ein „+“ oder wenigstens eine
       „0“ ersetzen können. Notieren Sie Ihre Überlegungen schriftlich: Gibt es neue Aspekte,
       unter denen Sie die Beziehung betrachten können? Welche Veränderungen können Ihre
       Beziehung verbessern? Und falls Sie sich keine neuen Aspekte oder positiven Änderungen
       vorstellen können: Wie können Sie ein „Leave it“ einleiten? Welche positiven und
       negativen Konsequenzen würde eine grundsätzliche Veränderung mit sich bringen?

                                 Beispiel für eine mögliche Kraftfeldanalyse

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Die	
  Kraftfeldanalyse	
  können	
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  auch	
  auf	
  spezielle	
  Gebiete	
  anwenden,	
  z.	
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Arbeitsplatz,	
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  Finanzen,	
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  Freizeit,	
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  die	
  
Stelle	
  des	
  „Ich“-­‐Kreises	
  in	
  der	
  Mitte	
  einen	
  entsprechenden	
  anderen	
  Begriff	
  einsetzen.	
  
	
  
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