MÜNCHEN ENTWICKLUNG EINER MESSMETHODE ZUR QUANTIFIZIERUNG DES SCHNALLENSCHLUSSES IN SKISCHUHEN - DGZFP
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
ZfP-Sonderpreis der DGZfP beim Regionalwettbewerb Jugend forscht MÜNCHEN Entwicklung einer Messmethode zur Quantifizierung des Schnallenschlusses in Skischuhen Robin Mautner Schule: Wener-Heisenberg Gymnasium Garching (bei München) Jugend forscht 2018
Werner-Heisenberg-Gymnasium Garching Forschungsarbeit im Rahmen des TUMKollegs 2016/18 Entwicklung einer Messmethode zur Quantifizierung des Schnallenschlusses in Skischuhen Verfasser: Robin Mautner Kursleiter: StR Markus Harant Lehrstuhl: Sportgeräte und Sportmaterialien Betreuer: Michael Knye Abgabetermin: 05.12.2017 Abgabe am: 05.12.2017 Punktzahl für die schriftliche Arbeit (einfach): ________ Punktzahl für die Präsentation (einfach): ________ Summe (schriftliche Arbeit x 3 + Präsentation x 1): ________ Endergebnis (Summe : 2): ________ ________________________________ Unterschrift des Kursleiters
Erklärung zur Forschungsarbeit Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken als solche kenntlich gemacht habe. Dies gilt auch für beigegebene Zeichnungen, bildliche Darstellungen, Skizzen und dergleichen. Garching, den _____________________ ______________________________ Unterschrift 2
Inhaltsverzeichnis Erklärung zur Forschungsarbeit Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 5 2. Definition 7 2.1. Druck 7 2.2. Allgemeine Druckmessmethoden 7 3. Prothese 8 4. Bisheriger Forschungsstand 10 4.1. Flexible Messmatten 10 4.2. Druckmesssohle 11 4.3. Druckmessmatten 13 5. Anforderungen 14 6. Vorgehen und Handlungsschwerpunkte 16 7. Mögliche Problemstellungen 17 8. Ermittlung von Lösungsideen 18 8.1. Schläuche mit druckempfindlichen Kappen einarbeiten 18 8.2. Aufkleben von Farbfolien auf die Prothese 18 8.3. Anbringen von FSR-Sensoren 20 8.4. Druckmessmatten 21 9. Ermittlung von Eigenschaften 22 9.1. Schläuche mit druckempfindlichen Kappen einarbeiten 22 9.2. Aufkleben von Farbfolien 23 9.3. Anbringen von FSR-Sensoren 23 9.4. Druckmessmatten 25 10. Validierung 26 10.1. Schläuche mit druckempfindlichen Kappen einarbeiten 26 10.2. Aufkleben von Farbfolien 26 10.3. Anbringen von FSR-Sensoren 28 10.4. Druckmessmatten 28 11. Ziel erreichen 29 11.1. Testen der FSR-Sensoren 29 11.1.1. Wiederholbarkeit eines einzelnen Sensors 30 11.1.2. Vergleich der Sensoren untereinander 31 3
11.2. Sensorkennlinie 32 11.3. Versuchsaufbau 34 11.3.1. Positionierung der Sensoren auf der Prothese 33 11.4. Schnallenstellung 36 11.5. Wiederholbarkeit des finalen Setups 36 11.5.1. Aufbau 36 11.5.2. Messablauf 37 11.5.3. Auswertung 38 11.6. Einstellen der Skischuhe auf eine bestimmte Schuhverteilung 39 11.6.1. Mittlere Schnallenstellung 39 11.6.2. Feste Schnallenstellung 41 12. Diskussion 44 Abbildungsverzeichnis 47 Tabellenverzeichnis 48 Literaturverzeichnis 49 Anhang 52 4
1. Einleitung Skifahren zählt mit über 115 Millionen aktiven Sportlern zu den beliebtesten Wintersportarten weltweit (Vanat 2014, S. 11,12). Trotz der stetig steigenden Anzahl an Skiläufern ist das Verletzungsrisiko rückläufig. In der Abbildung 1 wird diese, im Durchschnitt, konstante Abnahme an Verletzten im alpinen Skisport in Deutschland verdeutlicht. Abbildung 1 Verletze im alpinen Skisport (Schulz 2016) Das Verletzungsrisiko hat im Vergleich zum Ausgangspunkt im Jahr 1980 um 60% abgenommen. Das entspricht hochgerechnet auf 4,2 Millionen Skifahrer/-innen in der Skisaison 2015/16 41.000 bis 42.000 Verletzte (Schulz 2016). Ein Grund für diese starke Abnahme an Verletzungen beim Skisport ist die ständige Verbesserung der Ausrüstung und der Materialien (Hecht 2013, S. 1-3). Jonson et. al. stellt in den 1970er Jahren eine Verringerung der Sprunggelenksverletzungen um 92% und der Tibiafrakturen (Schienbeinfrakturen) um 80 % fest. Zur gleichen Zeit wurde der erste Plastikskischuh entwickelt (Johnson et al. 1997). Im Kontrast dazu hat sich die Häufigkeit von Knieverletzungen zwischen 1972 und 1997 um 228% erhöht. Ein entscheidender Grund für diesen Verlauf ist die Entwicklung höherer und steiferer Skischuhe. Diese übertragen die Kraft zum größten Teil nicht mehr auf die Ferse und das Schienbein, sondern auf das Knie. Zudem besitzen die Skischuhe nicht mehr die Flexibilität von älteren Schuhen. Diese hatten den Vorteil, dass sie bei hohen Belastungen dem Druck nachgegeben haben. Somit traten weniger Knieverletzungen auf, jedoch wurden die unteren Gliedmaßen umso mehr beansprucht. (Natri et al. 1999) 5
Dies ist ein Beispiel dafür, dass die Steifigkeit von Skischuhen beim Skifahren, genauso wie beim Skitouren gehen, eine große Rolle spielen. Diese beeinflussen unter anderem den Komfort, die Übertragung der Kräfte zwischen Fuß und Ski sowie die Sicherheit beziehungsweise das Verletzungsrisiko. Trotz der Wichtigkeit dieses Parameters gibt es keine standardisierte und von allen Herstellern akzeptierte Messmethode, um das Biegeverhalten, auch Flex-Index genannt, messen und quantifizieren zu können. Somit sind die Angaben der Skischuhhersteller untereinander nur bedingt vergleichbar und können sogar innerhalb dieser, bei unterschiedlichen Modellen, variieren. Aus diesem Grund entwickelt die Professur für Sportgeräte und -materialien der TU München einen neuen Prüfstand, der bisherige Einschränkungen überwinden und unter anderem den Einfluss des Körpergewichts berücksichtigen soll. Des Weiteren werden die Bodenreaktionskräfte sowie die Verschiebung des Körperschwerpunkts in der Sagittalebene simuliert, um möglichst realitätsnahe Ergebnisse zu erlangen. (Knye et al. 2016) Wie bei jedem Test muss die Validität, Objektivität sowie Reliabilität gegeben sein. Damit diese Parameter eingehalten werden, müssen bei jeder Messung gleiche Voraussetzungen herrschen. Konkret heißt das, dass die Prothese von jedem Schuh gleich fest umschlossen sein muss, um stets den gleichen Druck auf den Skischuh übertragen zu können. Laut den Erfahrungswerten guter Skifahrer sind Unterschiede bei dem Flexionsverhalten und damit auch beim Fahrverhalten bereits bei der Änderung der Schnallenstellung um lediglich eine Position erkennbar. Dazu kommen die unterschiedlichen Formen und Materialien der Skischuhe, die die Prothese bereits bei offenen Schnallen unterschiedlich fest umschließen. Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung einer Messmethode zur Quantifizierung des Schnallenschlusses. Dazu soll der Druck zwischen Prothese und Skischuh gemessen werden. Die Ergebnisse ermöglichen, gleiche Voraussetzungen bei der Flex-Index Messung zu schaffen, sowie den Einfluss der Schnallenstellung auf das Flexionsverhalten zu berücksichtigen. 6
2. Definition 2.1. Druck Der Druck bezeichnet eine Kraft, die auf eine bestimmte Fläche wirkt. Mathematisch lässt sich der Druck als Quotient p aus der Kraft F und der Fläche A beschreiben. = 2.2. Allgemeine Druckmessmethoden Bei den Druckmessgeräten muss zwischen mittelbaren und unmittelbaren Messverfahren unterschieden werden. Erst genannte sind auf der einen Seite mechanische Druckmessgeräte mit einem federelastischen Messglied, zum Beispiel das Bourdonrohr. Auf der anderen Seite stehen elektronische Drucksensoren. Diese nutzen verschieden Sensoreffekte, wie piezoresisitve, resistive, kapazitive und DMS- Mikrosensorik, aus. Unmittelbare Druckmessgeräte sind Flüssigkeits-Druckmessgeräte, bei denen durch das Verschieben einer Flüssigkeitssäule der Druck angezeigt wird. Kolbenmanometer gehören auch zu den unmittelbaren Druckmessverfahren. Hier wird der Druck durch einen Kolben angezeigt, der sich gegen eine Kraft, beispielsweise eine Feder oder die Gewichtskraft des Kolbens, verschiebt. (Czichos 2015, S. 138) 7
3. Prothese Für die Entwicklung der Messmethode wird eine Unterschenkelprothese verwendet. Sie wurde „für den Einsatz in der Entwicklung von Skischuh- und Skibindungssystemen in der Industrie und andererseits für deren technischen Überprüfung (TÜV)“ entwickelt und validiert (Knauer 2004, S. 6). In Abbildung 2 wird der Aufbau veranschaulicht. Abbildung 2 Zusammenbau der Messprothese (Knauer 2004, S. 55) Die Prothese besteht aus drei Modulen, Fuß, Sprunggelenk und Unterschenkel. Die Freiheitsgrade des Sprunggelenks entsprechen denen eines menschlichen Sprunggelenks. Zudem ist es zur Messung der Gelenkposition mit Winkelsensoren ausgestattet. Der Fuß besteht aus dem Rist, der auf der Grundplatte befestigt ist. Er entspricht der männlichen Durchschnittsschuhgröße 42. Der Unterschenkel simuliert die Knochenstruktur eines Menschen. Dieser besteht im Wesentlichen aus dem Unterschenkelschaft (in der 3D-Simulation in Grün dargestellt), dem Tibia-Implantat (in der 3D-Simulation in Rot dargestellt) sowie der Halteplatte mit Schnittstellen zum 8
Tibiaknochen und Unterschenkelschaft. (Knauer 2004, S. 55-100) Nach einer Überarbeitung der Prothese wurde der Fuß verbessert. Dabei wurde die Beweglichkeit des Vorfußes und der Zehen hinzugefügt. Das zusätzliche Gelenk ist in der Abbildung nicht dargestellt. Zur Simulation der Weichteile wird Silikon, mit dem Mischungsverhältnis nach Institutsstandard der TUM, verwendet. Dadurch werden die Weichteile möglichst realitätsnah simuliert. Die Verhältnisse sind 5 % Härter T21, 75 % Elastosil M4511 und 20 % Öl Ak 35. Das Datenblatt vom Hersteller Wacker gibt ein Mischungsverhältnis von 5 % Härter T21 und 95% Elastosil M4511 an (Wacker Chemie AG). Das beigemischte Öl ist für die Anpassung der Härte des Silikons verantwortlich. 9
4. Bisheriger Forschungsstand 4.1. Flexible Messmatten Wie bereits oben erwähnt, wurde im Bereich der Druckmessung bei Skischuhen bis zum jetzigen Stand erst wenig geforscht. Ein relevantes Forschungsprojekt wurde von P. Schaff und W. Hauser durchgeführt. In der 1987 veröffentlichen wissenschaftlichen Arbeit „Dynamische Druckverteilungsmessung mit flexiblen Meßmatten- ein innovatives Meßverfahren in der Sportorthopädie und Traumatologie“ werden „die Aussagemöglichkeiten mit einem neuen kapazitiven Meßverfahren zur Druckverteilungsmessung auf gekrümmten Oberflächen“ aufgezeigt, sowie „die je nach Anwendungsgebiet erzielbare Reproduzierbarkeit und Praktikabilität anhand von Ergebnissen darzustellen“ (Schaff et al. 1987). Die verwendeten kapazitiven Messsensoren bestehen aus sich kreuzenden, flächenförmigen Leitern. Diese Leiterbahnen sind durch ein Dialektrum getrennt und bilden einen Kondensator. Durch Druckänderung ändert sich der Abstand und damit die Kapazität. Der daraus resultierende Spannungsunterschied kann gemessen werden. Das Dialektrum kann durch unterschiedliche Auslegung, beispielsweise verschieden harte Gummimaterialien, dem benötigten Messbereich angepasst werden. Ein Vorteil der Verwendung von flexiblen Messmatten ist, dass sie für unterschiedliche Bereiche und auf unterschiedlichen Untergrundformen eingesetzt werden können. Die verwendete Prothese mit den Druckmesssensoren wird in Abbildung 3 veranschaulicht. Ein von ihnen durchgeführter Test ist die Messung des Drucks, den ein Skischuh bei einer bestimmten Vorlage auf den Fuß ausübt. Der maximale Druck am menschlichen Schienbein sollte bei Männern 31 N/cm² und am Rist 10 N/cm² bei einer Vorlage Abbildung 3 Messprothese zur von 35° nicht überschreiten. Druckverteilungsmessung mit 8 Messpunkten (Schaff et al. 1987) 10
Diese Drücke beschreiben die Schmerzgrenze und werden bereits als unangenehm bezeichnet. Nichtsdestotrotz können auch niedrigere Werte anfangs unmerkliche Verletzungen hervorrufen. Eine Beispielmessung bei 15°, 25° und 35° Vorlage ist in Abbildung 4 verdeutlicht. Abbildung 4 Beispielmessung der Druckverteilung mit der Norm- Prothese (Schaff et al. 1987) Die gemessenen Maximalwerte liegen bei 30N/cm², gemessen bei 35° Vorlage. (Schaff et al. 1987) 4.2. Druckmesssohle Um trotz der geringen Anzahl an Forschungsprojekten einen Überblick im Bereich der Druckmessung zu schaffen, werden im Folgenden weitere Anwendungen der Druckmessung aufgeführt. Druckmesssohlen und Kraftmessplatten, wie sie von Nakazato et. al. getestet wurden, sind ein Beispiel dafür. Das Ziel der Forschung war der Vergleich des Kraftangriffspunktes, gemessen mit der Kraftmessplatte und dem Bereich des größten Drucks, gemessen mit der Druckmesssohle. Dafür wurden die Messsysteme anhand der gemessenen Bodenreaktionskräfte verglichen, sowie die Frage beantwortet ob die Differenz der Messergebnisse von dem Können des Skifahrers, der Skitechnik oder der Piste abhängt. 11
Die verwendete Druckmesssohle wurde von Novel (Pedar, Novel, München, Deutschland) entwickelt und ist weit verbreitet. (Nakazato et al. 2011) In der Abbildung 5 wird diese veranschaulicht. Abbildung 5 Druckmesssohle Pedar-X von Novel (Universität Wien) Die verwendete Druckmesssohle besteht aus 85 bis 99 kapazitiven Sensoren, die in der insgesamt 1,9 mm dicken Schuhsohle verbaut sind. Bei Novel ist die Sohle in den Schuhgrößen 22-49 EU erhältlich und wird für einen Druckbereich von 1,5 N/cm² bis 60N /cm² und 3,0 N/cm² bis 120 N/cm² angeboten. (Novel GmbH 2017) Nakazato et. al. haben für ihre Messungen den geringeren Druckbereich verwendet. Jedoch wird erwähnt, dass Drücke unter 2 N/cm² nicht gemessen werden können. Der externe Akku, sowie die Datenspeicherung der Sohle, wiegen 1,0 kg. Bei der Messplatte sind es insgesamt 4,0kg. Diese werden direkt an der Testperson befestigt. Die maximale Aufnahmefrequenz beträgt bei beiden Messgeräten 100 Hz. Der größte Vorteil der Kraftmessplatten, im Vergleich mit Druckmesssohlen, ist die Möglichkeit, dreidimensionale Drücke messen zu können. Durch die Höhe von 36 mm und das Gewicht der Platten von je 0,9kg, kommen die Forscher jedoch zum Ergebnis, dass Druckmesssohlen für dynamische Messungen wie beim Skifahren besser geeignet sind. (Nakazato et al. 2011). Dieses Messverfahren ist weit verbreitet. Für die „Frauenspezifische Laufschuhkonzeption“ (Krauß 2006) wurden Druckmesssohlen ebenso verwendet, wie für die Druckmessung beim Ski (Bruhin 2016) bzw. Snowboard fahren (Lindenhofer et al.) 12
4.3. Druckmessmatten Eine weitere Anwendung von Druckmesssensoren wird von Kruse beschrieben. Das Thema der Diplomarbeit ist die „Perzeptionsadäquate Parametrisierung von objektiven Sitzdruckverteilungen beim Menschen“ (Kruse 2001, S. 1). Ein Teil der Arbeit besteht darin, die Sitzdruckverteilung vom Menschen zu messen. Als Messmethoden werden Einzelsensoren und Messfolien in Betracht gezogen. Erstere „bestehen aus Kontaktflächen, etwa auf Mylarfolien aufgedampften Silberflächen, zwischen denen sich bei kapazitiven Sensoren das Elastomer, bei resitiven Sensoren die druckempfindliche Farbe befindet. Diese Einzelsensoren werden matrixförmig auf einem Träger, z.B. ein Textiltuch befestigt und über Litzen miteinander verbunden.“ (Kruse 2001, S. 11) Hersteller sind beispielsweise Novel für kapazitive und GeBioM für resistive Systeme. In Abbildung 6 ist ein Set der Tactilus Druckmessmatte abgebildet. Zu sehen sind verschiedene Ausführungen und Größen der Sensortechnik. Abbildung 6 Einzelsensor Messmatte Tactilus (Tiedemann % Betz GmbH & Co. KG) Folienmessmatten bestehen aus einzelnen Sensoren, die zwischen zwei Kunststofffolien liegen und mit Leiterbahnen verbunden sind. Vorteilhaft sind die höhere Auflösung im Vergleich zu Einzelsensoren und die preisgünstige Herstellung. Im Gegenzug können sie sich nicht so gut dem Untergrund anpassen. Hergestellt werden Foliensysteme unter anderem von der Firma Tekscan (resitiv). Beide Messsysteme werden durch einen analog / digital Wandler sowie speziell einwickelten Programmen am Computer ausgewertet. (Kruse 2001, S. 11-13) 13
5. Anforderungen Durch den festgelegten Zeitrahmen erstreckt sich der Zeitraum für die praktische Arbeit vom 27.04.2017 bis einschließlich 30.06.2017. In dieser Zeit soll ein Prototyp des Messsystems angefertigt werden. Da dieses Projekt rein zu Forschungszwecken der TU München durchgeführt wird und diese die Kosten ohne externe Finanzierung tragen muss, sollten diese möglichst gering ausfallen und 500 € nicht überschreiten. Eine der wichtigsten Eigenschaft der Messmethode ist deren Robustheit. Diese ist aus mehrerlei Hinsicht notwendig. So wird die Prothese häufig in den Schuh hinein und wieder herausgenommen. Dadurch wird sie stark beansprucht und ist einer großen Reibung an der Prothesenoberfläche ausgesetzt. Zudem muss die Messtechnik während der Messung im Schuh bleiben, da sich sonst der Druck des Schuhs auf die Prothese, trotz identischer Schnallenstellung, beim Öffnen und erneuten Schließen ändert. Das hat zur Folge, dass das Druckmesssystem einem hohen Druck standhalten muss, der zwar nicht zu messen, jedoch ohne Veränderung der Messeigenschaften zu überstehen, ist. Dieser Bereich erstreckt sich von 30 N/cm² bis maximal 50 N/cm². Um eine möglichst realitätsnahe Messung des Flex-Indexes zu schaffen, müssen die Umgebungstemperaturen bei der Messung berücksichtigt werden, da sich das Plastik vom Skischuh bei Kälte verhärtet und in der Wärme an Verformbarkeit zulegt. Dadurch verändert sich der Vorlagewiderstand und damit auch die Steifigkeit des Schuhes. (Schaff et al. 1987) Aus diesem Grund ist es erforderlich, dass die Messvorrichtung von -20 °C bis 30 °C ohne Einschränkungen messen kann. Die Druckmessvorrichtung darf keinen Einfluss auf die Druckverteilung haben und muss lediglich für eine bestimmte Prothese entwickelt werden, bei der sie zum Einsatz kommt. Eine einfache und schnelle Auswertung ist nicht nur von Vorteil, sondern auch notwendig. So muss bei der Einstellung der Schnallen eine Echtzeitmessung und Visualisierung der Druckänderung möglich sein, um die Prothese exakt in den Skischuh einspannen zu können. Darüber hinaus muss die Druckmessvorrichtung bei unterschiedlichen Schuhen einsetzbar sein. Das ist nicht selbstverständlich, wie man vom Schuhkaufen kennt. Häufig werden mehrere Schuhe anprobiert, um die optimale Passform für den Fuß zu finden, die diesen gleichmäßig umschließt. Bei Skischuhen kann die Passform durch Erwärmen noch besser an den menschlichen Fuß angepasst werden. 14
Dadurch wird der Druck über eine größere Fläche auf den Fuß übertragen, so dass er angenehmer zu tragen ist. Als unangenehm oder drückend werden Schuhe mit ungleichmäßiger, punktueller Druckverteilung beschrieben. Da die Prothese nur eine bestimmte Passform besitzt, aber in unterschiedlichen Skischuhmodellen zum Einsatz kommen soll, muss die Messvorrichtung, sowohl bei punktueller Druckverteilung als auch bei großflächigem Druck, diese messen und visualisieren können. Die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Druckverteilungen ist eine Voraussetzung, um die gleiche Festigkeit der Prothese im Schuh, bei unterschiedlichen Modellen, mit unterschiedlicher Druckverteilung, herstellen zu können. Eine flexible Positionierung der Messpunkte ist von Vorteil, um diese individuell und bestmöglich auf der Prothese anpassen zu können, sodass sie nicht verändert, bzw. neu gegossen werden muss, was einen zusätzlichen Zeitaufwand und eine Kostenerhöhung mit sich bringen würde. Die Reliabilität, Validität sowie die Objektivität müssen bei der Entwicklung der Messmethode berücksichtigt werden und bei den Test- bzw. Messverfahren stets vorhanden sein. Die Genauigkeit und die Reliabilität werden im Druckbereich von 0 N/cm² bis 30 N/cm² vorausgesetzt (Schaff et al. 1987). Um beim Entwicklungsprozess Prioritäten setzen und bei Zielkonflikten leichter eine Entscheidung herbeiführen zu können, ist die Gewichtung der Anforderungen erforderlich (Baumberger 2007, S. 95). Da das Ziel des gesamten Projekts darin besteht, die Steifigkeit unterschiedlicher Schuhmodelle zu vergleichen, ist die Einsetzbarkeit der Druckmessmethode in verschiedenen Schuhen grundlegend und somit das wichtigste Kriterium. Der zur Verfügung stehende Zeitraum ist festgelegt und muss somit eingehalten werden, genauso wie der finanzielle Part, der möglichst gering ausfallen sollte. Nicht zuletzt spielt dabei auch die Robustheit des Messsystems eine Rolle. Dadurch werden Kosten und Zeit gespart und ausführliche Messungen mit hoher Beanspruchung des Messsystems ermöglicht. 15
6. Vorgehen und Handlungsschwerpunkte Das primäre Ziel der Forschungsarbeit ist das Finden und Validieren einer geeigneten Messtechnik zur Druckmessung in Skischuhen. Zusätzlich soll ein Prototyp konstruiert werden, der mithilfe einer Testreihe getestet und anschließend validiert wird. Aus diesem Grund wird folgendermaßen vorgegangen. 1. Auswahl einer geeigneten Messmethode. 2. Konstruieren eines Prototyps. 3. Validierung des Prototyps und Praxistest. 16
7. Mögliche Problemstellungen Wie bereits oben erwähnt ist eine Limitierung das zur Verfügung stehende Budget. Dies beschränkt die Auswahlmöglichkeiten der Druckmesstechnik. Das heißt, dass eventuell Einschränkungen in der Genauigkeit der Druckmessung in Kauf genommen werden müssen, da durchschnittlich der Preis der Druckmesstechnik mit der Genauigkeit und Exaktheit dieser steigt. Infolge dessen müssen Qualität und Quantität optimal vereint werden, sodass ausreichend Messergebnisse zur Verfügung stehen, diese aber auch zuverlässig in ihrer Genauigkeit und Richtigkeit sind. Die Eigenschaften der Prothese dürfen selbstverständlich nicht beeinflusst werden, da sonst die Ergebnisse nicht mit einem menschlichen Fuß vergleichbar sind. Das heißt die Verformbarkeit des Silikons, die Beweglichkeit und die Größe der Prothese müssen gewahrt werden. Die Druckverteilung sowie dessen Stärke im Skischuh darf die Messtechnik nicht beeinträchtigen. Ein Beispiel wäre das sogenannte Phänomen des „Steinchens im Schuh“, bei dem der Druck nur noch punktuell, über kleine Druckbereiche übertragen wird. 17
8. Ermittlung von Lösungsideen 8.1. Schläuche mit druckempfindlichen Kappen in das Silikon einarbeiten Das Ziel dieser Lösungsidee ist das Messen des Drucks durch, mit einem Medium gefüllte, in die Prothese eingearbeitete Plastikschläuche. Dafür werden mehrere flexible Schläuche in das Silikon eingegossen. Ein Ende führt oben aus der Prothese hinaus, das andere Ende endet am gewünschten Messpunkt und schließt mit der Silikonoberfläche ab. Dieses Ende ist mit einer Kuppe versehen, die minimal aus dem Silikon hervorsteht und den Schlauch luftdicht abdichtet. Das andere Ende ist jeweils an ein Druckmanometer angeschlossen. Alternativ kann man auch einen Schlauch senkrecht in die Mitte der Prothese einarbeiten und von diesem aus Schläuche waagrecht an die Silikonoberfläche abzweigen lassen. Dann ist lediglich ein Druckmessmanometer notwendig. Die Schläuche werden mit einem Medium gefüllt, sodass die Kraft um das Silikon und die Kuppe pro Längeneinheit einzudrücken gleich ist. Dies kann auch durch einen eingebauten Druckregler geschehen. Der Druck, der auf die Prothese ausgeübt wird, wird durch den Druckunterschied des Mediums, verursacht durch die flexiblen Kuppen am Ende der Schläuche, mithilfe der Druckmessgeräte, gemessen. Um das Phänomen des „Steinchens im Schuh“ zu vermeiden, kann ein Gewinde eingebaut werden, sodass der Schlauch aus dem Silikon heraus-, bzw. wieder hereingefahren werden kann. 8.2. Aufkleben von Farbfolien auf die Prothese Farbfolien bestehen aus einer ein- oder zweilagigen Filmfolie mit in Mikrokapseln eingeschlossenem Färbematerial, welches mit einem Farbentwickler zu roten Farbflächen auf dem Folienträger reagiert, wenn diese durch Druck aufplatzen. Die Farbdichte ist abhängig vom anliegenden Druck. Zur Auswertung muss die gefärbte Folie eingescannt und mit einer Software am Computer analysiert werden. Ein Anbieter ist Fujifilm mit der Messfolie Prescale. (Fujifilm Corporataion 2010) 18
Die Abbildung 7 zeigt Druckmessfolien mit unterschiedlichen Messbereichen. Abbildung 7 Druckmessfolien Fujifilm Prescale (Tiedemann & Betz GmbH & Co. KG) Diese sind von 0,2 N/cm² bis 300 N/cm² erhältlich. Die druckempfindlicheren Folien bis 50 N/cm² bestehen aus Doppelbögen, also aus 2 Filmfolien, die bei der Messung aufeinandergelegt werden müssen. Sie haben jeweils eine Dicke von 90 µm. Alle Folien mit einem höheren Druckbereich sind einlagig und 110 µm dick. Die Genauigkeit ist mit +/- 10% angegeben und die Auflösung beträgt bei allen Folien 0,1 mm. Bei der Druckmessung ist es wichtig, die Umgebungstemperatur sowie die Luftfeuchtigkeit zu beachten, da sie die Farbintensität der Folien beeinflussen. (Fujifilm Corporataion 2010) Die Folien können beliebig zugeschnitten und somit an die Prothese angepasst werden. Bei der Druckmessung werden die Folien, wie auf der nebenstehenden Abbildung 8 zu sehen, mit Klebeband auf dem Fuß oder der Prothese befestigt. Der vom Innenschuh auf die Druckmessfolie übertragene Druck löst die Farbentwicklung aus. Abbildung 8 Aufkleben der Precale Farbfolien auf die Versuchsperson 19
8.3. Anbringen von FSR-Sensoren „Force Sensing Resistors“ sind resistive Messelemente, die unter Druck ihren elektrischen Widerstand ändern. FSR-Sensoren bestehen aus 2 Folien. Auf einer der beiden Trägerfolien ist die schwarze FSR-Schicht (in Abbildung 9 Nr. 1), ein halbleitendes Polymer, auf die Innenseite gedruckt. Auf der anderen Trägerfolie befinden sich auf der Innenseite die Finger der Elektroden (in Abbildung 9 Nr. 3), welche ineinander verschachtelt sind, sich jedoch nicht berühren. Zusammengehalten werden die Folien durch eine doppelseitige Klebeschicht (in Abbildung 9 Nr. 2), mit welcher der konstante Abstand der Trägerfolien sichergestellt wird. Durch Druck treten die Elektroden in Kontakt mit der FSR–Schicht, die Widerstandsbrücken zwischen den Kontaktfingern herstellt. Das heißt der anliegende Widerstand verändert sich in Abhängigkeit von der auf die Sensoroberfläche ausgeübten Kraft. Die gemessenen Daten werden am Computer mithilfe eines Analog-Digitalwandlers ausgelesen. Es gibt zwei Möglichkeiten die Sensoren auf der Prothese anzubringen, entweder auf oder unter dem Silikon. Um die Sensoren unter dem Silikon zu positionieren, müssen flache Aussparungen bei der gewünschten Messposition gefertigt werden. Dadurch wird das Verfälschen der Messergebnisse vorgebeugt und die Langlebigkeit der Sensoren gewährleistet. (Conrad Electronic 2009) Abbildung 9 Querschnitt mit Aufbau der FSR-Sensoren 1. Trägerfolie mit FSR-Schicht 2. Klebeschicht 3. Trägerfolie mit Elektroden (Conrad Electronic 2009) 20
8.4. Druckmessmatten Bei den Druckmessmatten werden Systeme aus Einzelsensoren in Betracht gezogen. Dieses Messsystem ist bereits unter 4.1, bisheriger Forschungsstand, erläutert. Die Abbildung 10 zeigt die Tactilus Stretch Druckmessfolie. Diese passt sich faltenfrei jeder Oberfläche an und überträgt die Daten aller Messpunkte über einen Verstärker an einen Computer, wo diese in Echtzeit ausgewertet werden. Die Mattengröße ist beliebig variierbar und kann individuell gefertigt werden. (Tiedemann & Betz GmbH & Co. KG) Die Positionierung auf der Prothese ist ähnlich wie bei den Farbfolien. Das Kabel wird seitlich oben aus der Prothese herausgeführt. Abbildung 10 Tactilus Strech zum Messen auf unebenen Untergrund (Tiedemann % Betz GmbH & Co. KG) 21
9. Ermittlung von Eigenschaften 9.1. Schläuche mit druckempfindlichen Kappen in das Silikon einarbeiten Bei der punktuellen Druckmessung besteht die Gefahr des Auftretens des Phänomens des „Steinchens im Schuh“. Das heißt, die Schläuche stehen minimal aus dem Silikon heraus oder das umliegende Silikon absorbiert den Druck, sodass keine optimale Messung erfolgen kann. Beide Probleme können durch das Einbauen eines Gewindes behoben werden, wodurch der Schlauch flexibel eingestellt werden kann. Bei dieser Art der Druckmessung muss das komplette Messsystem in das Silikon eingearbeitet werden. Das hat zur Folge, dass das Skelett der Prothese angepasst werden muss, um die Simulation der Weichteile weiterhin zu gewährleisten. Dies gilt auch für die vom Spann kommenden Schläuche, die über das Sprunggelenk nach oben geführt werden müssen. Die verformbaren Kappen am Ende der Schläuche stellen ein weiteres Problem dar. Sind sie mit Luft gefüllt, ist es erforderlich, dass diese luftdicht abgeschlossen, einem hohen Druck standhalten und robust sind. Eine weitere Möglichkeit ist das Füllen der Schläuche mit einer Flüssigkeit, sodass ein geringerer Eigendruck nötig ist. Die richtige Spannung und Höhe der Kuppen ist entscheidend für die Druckmessung. Bei der punktuellen Druckmessung muss die optimale Position der Druck- bzw. Messpunkte von vornherein festgelegt werden. Beim Gießen der Prothese dürfen sich daher die Schläuche nicht verschieben, da sonst die Druckverteilung nicht exakt widergespiegelt wird. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Realisierung dieser Druckmessmethode sehr zeitaufwendig ist, da es sich um eine Neukonstruktion handelt. 22
9.2. Aufkleben von Farbfolien auf die Prothese Die Verwendung von Farbfolien ist eine indirekte Druckmessmethode, da sie über die Farbintensität der Folie auf den ausgeübten Druck schließt. Da lediglich der Maximaldruck gemessen werden kann, sind viele statische Einzelmessungen notwendig. Die Folge ist eine schwierige und aufwendige Auswertung, da die Folien nach jeder Messung aus dem Schuh herausgenommen werden müssen, um sie anschließend mit einem Scanner und einem speziellen Programm analysieren zu können. Die vom Hersteller angegebene Abweichung beträgt +/- 10%. Farbfolien können beliebig zugeschnitten werden, wobei man aufpassen muss, dass die Farbentwicklung nicht versehentlich ausgelöst und damit die Folie unbrauchbar wird. Die Verfärbung der Folien hängt nicht nur vom anliegenden Druck, sondern auch von der Zeit, in der der Druck ausgeübt wird, ab. Die Luftfeuchtigkeit und die Umgebungstemperatur müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Zusätzlich zu den Anschaffungskosten kommen die hohen Unterhaltskosten. Diese ergeben sich aus der einmaligen Verwendung der Folien, die nach jeder Messung ausgetauscht werden müssen. 9.3. Anbringen von FSR-Sensoren FSR-Sensoren werden von der Firma Interlinks Elektronics in unterschiedlichen Größen und Formen angeboten. Einige davon sind in der Abbildung 11 dargestellt. Abbildung 11 Größen und Formen der FSR-Sensoren (Interling Elektronics. 2015) Im Ruhezustand hat der FSR-Sensor einen Widerstand von ca. 1 MOhm. Bei steigender Krafteinwirkung sinkt dieser bis zur Sättigung von 1 kOhm bei 100 N/cm². Der Minimaldruck beträgt, abhängig vom Sensor 0,1 - 0,2 N/cm². 23
Die Dicke liegt zwischen 200 µm und 750 µm. Im Vergleich mit anderen Druckmessgeräten sind sie in der Anschaffung kostengünstig und mit geringem Programmieraufwand in LabVIEW auswertbar. Durch die limitierte Größe der Sensoren ist lediglich eine punktuelle Druckmessung möglich. Je größer der Sensor, desto größer die Fläche, auf der der Druck gemessen wird. Jedoch gibt der Sensor nur den gesamten Druck, der auf die Sensormessfläche ausgeübt wird, an. Bei großen Sensoren wird somit die genaue Druckverteilung vernachlässigt. Der Sensor ist nicht für statische Lasten geeignet. Nach einigen Stunden kann sich, durch das auftretende „Kriechverhalten“, der Widerstandswert um bis zu 20 % verringert haben. Der Hersteller gibt eine Lebensdauer von > 10 Mio. Schaltzyklen an. Die Betriebstemperatur liegt zwischen – 40 °C und +80 °C. Bei 10 N, 23 °C und einer Sonde von 1 cm² liegt die Wiederholbarkeit von Sensor zu Sensor bei +/-30 % und bei einem einzigen Sensor bei +/-15% . Je höher der auf den Sensor ausgeübte Druck wird, desto besser wird die Wiederholbarkeit. Der Sensor muss auf einer ebenen und glatten Fläche, beispielsweise mit Klebeband, befestigt werden. Das Knicken des Sensors oder das Montieren dieses auf einer gekrümmten Oberfläche kann zu einer Vorlast führen, obwohl der Sensor unbelastet ist. In Abbildung 12 sieht man eine typische Kurve eines Sensors bezüglich der Kraft, die auf diesen wirkt und dem daraus resultierenden Widerstand. Diese variiert von Sensor zu Sensor. Im Einschaltbereich, hier von 0,1 N bis 0,7 N, nimmt der Widerstand rasch ab. Deren obere Grenze markiert den Anfang des dynamischen Messbereiches, welcher einer Exponentialkurve ähnelt. Bei hoher Krafteinwirkung, in der Abbildung entsprechend über 100 N, liegt nun keine Exponentialkurve mehr vor. Stattdessen nähert sich die Kennlinie der Sättigung. (Conrad Elektronic 2009) Abbildung 12 Kraft- Widerstandskennlinie des FSR-Sensors 152 (Conrad Electronic 2009) 24
9.4. Druckmessmatten Durch das bereits in 4.3, bisheriger Forschungsstand, genannte schlechtere Anpassungsvermögen der Folienmessmatten, werden diese von vornherein ausgeschlossen und somit nur die Einzelmessmatte in Betracht gezogen. Mit dieser Druckmessmethode sind großflächige Druckmessungen mit hoher Präzision möglich. Das bedeutet, dass viele Messdaten erfasst werden, was zu einer zeitaufwendigen Auswertung führt. Die Messdaten können in Echtzeit erfasst werden, jedoch sind solche Systeme, unter anderem auch durch die spezielle Software, die zur Auswertung notwendig ist, sehr teuer. (Tiedemann & Betz GmbH & Co. KG) Auf eine Kostenanfrage bei CMV Hoher für das TecScan Messsystem wurde ein Kostenanschlag von 17 5 00€ genannt. Bei Tiedemann & Betz wurden Preise in Höhe von 15 000€ und 17 000€ mitgeteilt. Die elektronischen Druckmessmatten sind in unterschiedlichen Größen und Auflösungen erhältlich. Die Dicke beträgt ca. 0,25 mm, der Druckbereich geht je nach Ausführung von 0 N/cm² bis mindestens 110 N/cm². Die Auflösung beträgt 1 mm², je nach Kundenwunsch sind auch feinere Auflösungen möglich. Gemessen wird mit bis zu 100 Hz. Die Genauigkeit ist mit +/- 10% und die Reproduzierbarkeit mit +/- 2% angegeben. Die verwendete Sensortechnik ist piezoresistiv. Zusätzlich sind die Messmatten auch 20 % oder 60 % dehnbar. (Tiedemann & Betz GmbH & Co. KG) 25
10. Validierung 10.1. Schläuche mit druckempfindlichen Kappen in das Silikon einarbeiten Diese Idee zur Druckmessung in Skischuhen ist sehr komplex und noch nicht auf dem Markt. Die Realisierung ist eine Neuentwicklung und dadurch sehr zeitaufwendig. Das vorhandene Skelett muss angepasst und die Prothese anschließend neu gegossen werden. Da bis zu diesem Zeitpunkt zu dem Thema, Druckmessung in Skischuhen, wenig geforscht wurde, müssen zu Beginn die Positionen der Messpunkte ermittelt werden. Nachteilig ist, dass im Nachhinein keine Reparatur der Schläuche und Veränderungen in der Positionierung möglich sind. Die Dichtheit stellt eine große Herausforderung dar, genauso wie die Kappen am Ende der Schläuche, für die eine Lösung gefunden werden muss. Bei den Kosten fallen die Druckmanometer, das Material für die Kappen und die Schläuche, das erneute Gießen sowie die Unterhaltskosten durch das Aufrechterhalten der Dichtheit ins Gewicht. Diese sind jedoch nicht ausschlaggebend, sondern der, mit dieser Messmethode verbundene, hohe Zeitaufwand. 10.2. Aufkleben von Farbfolien Ein Test mit den Prescale Folien von Fujifilm haben ergeben, dass Farbfolien für die Druckmessung nicht verwendet werden können. Auf Anfrage wurde ein Testpaket mit unterschiedlichen Folien zugesendet. Der Versuch wurde mit LLLW (Druckbereich: 20 N/cm² – 60 N/cm²) und LLW (Druckbereich: 50 N/cm² – 250 N/cm²) Folien durchgeführt. Fujifilm bietet noch eine 4LW Folie an miteinem Druckbereich von 5 N/cm² bis 20 N/cm² an. Diese war im Testpaket nicht enthalten. Bei der Versuchsdurchführung wurden einer männlichen Person zweilagige Folien mit einem Klebeband auf das Schienbein und dem Rist befestigt. Anschließend zog er sich einen passenden Skistiefel an. Die Versuchsperson hat die Schnallen zuerst leicht, dann wie beim Skifahren üblich und zuletzt so fest wie möglich eingestellt. Zwischendurch wurde der Skischuh ausgezogen und die Verfärbung analysiert. 26
Nur bei festen Schnallenstellung haben sich die Folien verfärbt (siehe Abbildung 13). Abbildung 13 Verfärbung der Prescale Farbfolien nach dem Skischuhtest Die Verfärbungen sind allerdings nicht brauchbar, da sie keine auswertbaren Ergebnisse zulassen. Eine mögliche Erklärung ist, dass das weiche Material der Innenschuhe den Druck nicht eindeutig auf die Folie übertragen kann. Die Positionierung und das Zuschneiden der Folien stellen sich als schwierig heraus, da sich die Folien an den Schnittkanten schnell verfärben. Dies könnte bei der Verwendung der feineren Folie 4LW zu einem Problem werden. Farbfolien sind durch ihre hohen Unterhaltskosten eine sehr kostenintensive Messmethode, da die Folien immer nur einmal verwendet werden können. Die Software und damit auch der hochauflösende Scanner ist für die Auswertung und den Vergleich der Messergebnisse nötig. Die Messmethode unterliegt vielen Einflussfaktoren und ist nicht zuletzt durch die indirekte Druckmessung relativ ungenau. Da sich die Druckverteilung beim Herausnehmen bzw. Hineingeben der Prothese ständig verändert, ist eine Anpassung des Skischuhs auf eine bestimmte Druckverteilung mit dieser Messmethode nicht möglich. 27
10.3. Anbringen von FSR-Sensoren FSR-Sensoren sind die voraussichtlich kostengünstigste Variante der Druckmessung in Skischuhen. Der Stückpreis eines Sensors liegt bei 6-10 Euro. Temperaturbeständigkeit, hohe Variabilität beim Druckbereich und der Positionierung der Sensoren und die einfache sowie schnelle Echtzeitauswertung und Visualisierung in Diagrammen mit LabVIEW zählen zu den Stärken der FSR–Sensoren. Nachteilig ist die Limitierung auf eine punktuelle Druckmessung. Diese kann mit der Anzahl an Sensoren zum Teil kompensiert werden. Durch die geringe Höhe sollten die Sensoren keinen Einfluss auf die Druckverteilung haben. Bei der Wiederholbarkeit und der Genauigkeit müssen jedoch Abstriche gemacht werden. 10.4. Druckmessmatte Die hohe Auflösung ermöglicht eine genaue Bestimmung der Druckverteilung. Die geringe Dicke und die Flexibilität der Matten sind weitere Pluspunkte. Der Druckbereich ist optimal, genauso wie die angegebene Reproduzierbarkeit. Von den Daten ausgehend, sind die Einzelsensormatten für die Druckmessung im Schuh sehr gut geeignet. Das Ausschlusskriterium der Einzelsensormessmatten ist der Preis. Für die Auswertung ist eine spezielle Soft- und Hardware erforderlich. 28
11. Ziel erreichen 11.1. Testen der FSR-Sesoren Für die Druckmessung werden, wegen der oben genannten Gründen, FSR-Sensoren verwendet. Um festzustellen, ob diese Methode für die Verwendung zur Druckmessung in Skischuhen geeignet ist, werden zwei unterschiedliche Tests durchgeführt. Zuerst werden die Sensoren auf ihre Genauigkeit und Reproduzierbarkeit überprüft. Der zweite Test zielt auf den Vergleich der Sensoren untereinander ab. Für diese beiden Tests wurde ein eigenständiger Teststand aufgebaut. Dieser besteht aus einem Stempel, der Druck auf den Sensor ausübt. Zur Auswertung der Daten ist der Sensor an einen Computer angeschlossen und auf einer Waage befestigt. Der Stempel ist an einen Gewindestab angebracht, sodass er in der Höhe beliebig verstellbar ist. Die Kraft, die der Stempel auf den Sensor ausübt, kann mithilfe der Waage ermittelt werden. So erhält man die Kraft und die dazugehörige Widerstandsänderung. Um möglichst realitätsnahe Bedingungen wie im Skischuh zu schaffen, werden Silikonzylinder mit einem Durchmesser von 4 cm und einer Dicke von 1 cm verwendet. Drei verschiedene Setups werden getestet. Messablauf 1. Einstellen des Stempels auf ein Gewicht, mittels Waage. 2. Messen des Widerstands des Sensors. Setups • Hart-Hart: Der Stempel drückt direkt auf den Sensor, der auf der Waage liegt. • Hart-Weich: Der Stempel drückt auf eine Aluminiumplatte. Diese überträgt die Kraft auf die komplette Fläche des Silikonzylinders. Der Sensor ist zwischen der Platte und der Mitte des Silikons befestigt. • Weich-Weich: Der FSR-Sensor ist zwischen zwei Silikonzylindern in der Mitte eingeklemmt. Der Stempel drückt von oben auf eine Platte, die die Kraft auf die komplette Fläche der oberen Silikonplatte überträgt. Vortests zeigen, dass die Messung Hart-Hart auf kleinste Veränderungen sehr empfindlich reagiert, nicht realitätsnah und somit zum Testen der FSR-Sensoren nicht geeignet ist. 29
Beim Setup Weich-Weich tritt das „Kriechverhalten“, vermutlich aufgrund des Nachgebens der Silikonplättchen unter Einfluss des Drucks, besonders stark auf, womit die Vergleichbarkeit der Messung schwierig ist. Die Hart-Weich-Messung eignet sich aufgrund der Realitätsnähe und des geringer auftretenden „Kriechverhaltens“ am besten. Sie wird für weitere Tests eingesetzt. 11.1.1. Wiederholbarkeit eines einzelnen Sensors Um die Wiederholbarkeit der Sensoren zu testen, wird die Messung Hart-Weich mit einem Sensor, bei gleichen Bedingungen, zweimal durchgeführt. Der Ablauf erfolgt, wie oben beschrieben (siehe 11.1. Messablauf). Das Diagramm (siehe Abbildung 14) veranschaulicht die Messergebnisse. 1. Messung 2. Messung 4 3,5 3 2,218 Spannung in V 2,5 2 1,244 2,186 1,5 1 1,111 1,4% 0,5 12% 0 1500 3000 4500 6000 7500 9000 10500 12000 13500 15000 Gewicht in g Abbildung 14 Messunterschied bei der Wiederholbarkeitsmessung eines Sensors Wird der blaue Graph als Bezugspunkt betrachtet, so beträgt bei 2000 g die Abweichung des orangenen Graphs 12 %. Bis 6000 g nimmt diese nahezu konstant bis auf 1,5 % ab und bleibt bis 14000 g unter 2 %. Das Ergebnis stimmt mit der Angabe des Herstellers überein, dass die Wiederholbarkeit mit dem anliegenden Druck steigt. Aus diesem Grund sollten Messungen mit möglichst hohen Drücken durchgeführt werden, um eine optimale Genauigkeit der Sensoren zu erhalten. 30
11.1.2. Vergleich der Sensoren untereinander Beim Vergleich der Sensoren untereinander wird die Messung Hart-Weich mit sieben Sensoren durchgeführt. Der Ablauf erfolgt wie oben beschrieben (siehe 11.1. Messablauf). Das ausgeübte Gewicht auf die Sensoren wird in Druck umgerechnet. Das Diagramm (siehe Abbildung 15) veranschaulicht die große Abweichung der resultierenden Spannung bei gleichem Druck bei unterschiedlichen Sensoren. Im niedrigen Druckbereich ist festzustellen, dass die Graphen der Sensoren 2,3,5,6 und 7 sehr nah beieinanderliegen. Die Graphen von Sensor 4 und 1 sind dagegen stark nach oben verschoben und als Ausreißer zu bezeichnen. Je höher der anliegende Druck wird, desto weiter fächern sich die Graphen auf, wobei der Graph von Sensor 1 stets die obere Grenze markiert. Der Graph mit der niedrigsten Spannung, im Verhältnis zum Druck, dient jeweils als Bezugspunkt. Bei ca. 1,3 N/cm² beträgt die Abweichung zwischen Sensor 2 und Sensor 1 496 %. Dies entspricht einem Spannungsunterschied von 0,595 V. Im Bereich von 3,3 N/cm² beträgt die Abweichung zwischen Sensor 5 und Sensor 1 23 % und bei ca. 11,1 N/cm² 11 % oder 0,242 V. Aufgrund dieser starken Abweichung zwischen den Sensoren können diese nur verglichen werden, wenn jeder Sensor eine eigene Umrechnungsformel hat. Mit dieser Kennlinie kann die Differenz ausgeglichen werden. 2,5 11% 2,25 2 1,75 Sensor 7 Spannung in V 1,5 Sensor 1 23% 1,25 Sensor 2 Sensor 3 1 Sensor 4 0,75 Sensor 5 Sensor 6 0,5 0,25 496% 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Druck in N/cm² Abbildung 15 Messunterschied Sensor - Sensor 31
11.2. Sensor Kennlinie Wie bereits oben erwähnt, ist eine Umrechnungsformel notwendig, wenn man die Sensoren untereinander vergleichen möchte. Dafür muss man zuerst eine Trendlinie an den Graphen des Sensors annähern, um diesen mit einer Formel beschreiben zu können. Eine logarithmische Funktion hat sich als am besten geeignet herausgestellt, da sie den Graphen der Sensoren am meisten ähnelt. Ein Beispielgraph ist im Diagramm (siehe Abbildung 16) abgebildet. y = 1,0033ln(x) - 0,0588 2,5 2 Spannung in V 1,5 1 0,5 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Druck in N/cm² Abbildung 16 Abweichung der Trendlinie vom Graph (Sensor 2) Logarithmische: Funktion: = ∙ ln( ) + Umrechnungsformel: − ∙ ∙ 9,81 ∙ 10−3 2 = 12,32 2 = [ 2 ] = [ ] Wie im untenstehenden Diagramm zu sehen, beträgt die Abweichung der angenäherten Funktion zum Graphen teilweise über 0,15 V. Zudem steigt der Graph der logarithmischen Funktion bei höheren Drücken schneller an, als der Graph des Sensors. 32
Das heißt, die Abweichung der beiden Funktionen wird bei steigendem Druck immer großer. Das hat zur Folge, dass zusätzlich zur vorhandenen Ungenauigkeit der Sensoren noch eine Abweichung hinzukommt. Dadurch werden die Ungenauigkeit und somit die Wiederholbarkeit des Messsystems zu groß und die Messergebnisse so weit verfälscht, dass diese unbrauchbar werden. Aus diesem Grund müssen die Sensoren einzeln betrachtet werden und sind nicht miteinander vergleichbar. Außerdem werden nachfolgend nicht die berechneten Drücke, sondern nur die gemessenen Spannungen verglichen. 11.3. Versuchsaufbau Das finale Produkt besteht aus acht FSR-Sensoren des Typs FSR400 kurz. Diese sind jeweils, über einen sechs Ohm Widerstand, mit einem Multiplexer an ein USB- Datenerfassungsgerät angeschlossen. Mit LabVIEW werden die Daten anschließend visualisiert. Das Bild (siehe Abbildung 17) zeigt die Kabelverbindungen von den Sensoren (15-poliger D-Sub-Stecker) zum 6-poligen DIN-Stecker, welches bei der USB- Datenerfassungsbox endet. 18 Kabelverbindungen zwischen den Sensoren und dem USB-Datenerfassungsgerät Abbildung 17 11.3.1. Positionierung der Sensoren auf der Prothese Die ideale Position der Sensoren wird durch Testversuche herausgefunden. Das Ziel ist, die Sensoren so zu platzieren, dass alle einen Druck messen und somit jedes Messergebnis zur Projektion der Druckverteilung im Schuh beiträgt. Vier Skischuhe der EU-Größe 42 dienen zur Justierung. Zwei Schuhe sind von Atomic, einer von Head und einer von Salomon. Als Grundlage wird die Positionierung der Messpunkte bei den Messungen von P. Schaff und W. Hauser verwendet. 33
Die Abbildung 18 zeigt diese Messpunkte anhand eines Querschnitts von einem Skischuh. Abbildung 18 Position der Messpunkte im Skischuh (Schaff et al. 1987) Die Sensoren werden mit Klebeband auf der Prothese befestigt. Die von den Sensoren weggehenden Kabeln verlaufen an der Seite der Prothese. (siehe Abbildung 19) Abbildung 19 Aufbau der Prothese mit montierter Messvorrichtung (Seitenansicht) 34
Im Folgenden wird die genaue Positionierung der Sensoren erläutert. Die FSR- Sensoren der Messmethode sind von 1 bis 7 durchnummeriert. Die Nummern entsprechen den Bezeichnungen der Sensoren bei den bereits durchgeführten Tests. In der Abbildung 20 ist das erste Setup der Sensoren zu sehen. Vier der insgesamt sieben Sensoren sind auf dem Schienbein angebracht. Der oberste (Sensor 3) und der unterste Messpunkt (Sensor 1) sitzen exakt auf der tastbaren Kante des Tibiaknochens. Sensor 3 ist auf der Höhe des Kompressionsbandes vom Skischuh. Dazwischen sind zwei Sensoren auf gleicher Höhe angebracht. Der Abstand von diesen beiden Messpunkten beträgt 1,5 cm, mittig dazwischen liegt die Kante des Knochens. Medial befindet sich Sensor 4, der laterale Sensor hat die Nummer 2. Auf dem Rist des Fußes sind drei weitere Sensoren platziert. Sie sind in einer Reihe mit einem Abstand von ca. 1,5cm leicht unterhalb des Rists aufgeklebt. Auf dem vorderen Rist misst Sensor 5, darüber Sensor 6 und kurz unterhalb der Silikonkante liegt Sensor 7. 3 5 3 2 4 1 2 1 4 7 7 6 6 5 Abbildung 20 Position der Abbildung 21 Position der Messpunkte auf der Prothese Messpunkte auf der Prothese (Setup 4) (Setup 1) 35
Die Abbildung 21 zeigt Setup 4 mit der endgültigen Positionierung der Sensoren. Auf dem Schienbein befindet sich im Vergleich zu Setup 1 ein Sensor mehr. Sensor 3 ist in mediale Richtung verschoben. Auf gleicher Höhe ca. 3 cm in lateraler Richtung wurde Sensor 5 platziert. Die unteren Sensoren sind einmal im Uhrzeigersinn rotiert. Zusätzlich sind die Sensoren 1 bis 5 um ca. 1,5 cm nach unten verschoben. Auf dem Rist befinden sich nunmehr Sensor 6 und 7. Beide wurden leicht in medialer Richtung auf den Rist des Fußes gerückt. 11.4. Schnallenstellungen Bei der Flex-Index Messung soll der Einfluss der Änderung der Schnallenstellung auf das Flexionsverhalten bestimmt werden. Aus diesem Grund ist die Reproduzierbarkeit der Messergebnisse bei unterschiedlichen Schnallenstellungen wichtig. Diese unterscheiden sich in ihrer Festigkeit. Leicht geschlossen bedeutet, dass die Schnallen komplett ohne Kraftaufwand in die Ösen eingehängt werden. Die mittlere Schnallenstellung entspricht dem Schließen der Schnallen mit leichtem Kraftaufwand. Ein leichter Abdruck der Schnallen auf der Hand ist erkennbar. Bei der festen Schnallenstellung werden die Skischuhschnallen so fest wie möglich geschlossen. Ein deutlicher Schnallenabdruck ist durch den hohen Kraftaufwand auf der Hand festzustellen. 11.5. Wiederholbarkeit des finalen Setups 11.5.1. Aufbau Im Folgenden wird die finale Ausführung der Messmethode auf ihre Wiederholbarkeit im Skischuh getestet. Der verwendete Skischuh ist von der Marke Head. Durchgeführt wurden jeweils fünf Messungen bei den Schnallenstellungen leicht, mittel und fest geschlossen. Für jede Testbedingung wird die Schnallenstellung notiert, um in den folgenden Messungen den gleichen Schnallenschluss zu garantieren. Eine Messung beinhaltet sieben gemessene Spannungswerte der Sensoren zu einem bestimmten Zeitpunkt. Neben der Schnallenstellung kann auch die Vorlast verändert werden. Diese beträgt bei allen Messungen konstant 2,5 kg. 36
Die Abbildung 22 zeigt den Teststand inklusiv Auswertung am Computer. Abbildung 22 Teststand für die Wiederholbarkeitsmessung der Messmethode Ersteres besteht aus einem fest auf dem Tisch eingespannten Skischuh. Die Vorlast ist über eine Umlenkrolle und einem Seil mit der Prothese im Schuh verbunden. Die resultierende Kraft auf die Prothese greift horizontal am obersten Punkt der Tibia an und erzeugt ein Drehmoment im Sprunggelenk. Die Auswertung der Daten erfolgt über den Computer und wird zeitgleich auf dem Bildschirm in einem Diagramm veranschaulicht. 11.5.2. Messablauf Der Messablauf verläuft folgendermaßen. Zuallererst wird der Schuh ausreichend bewegt. Dafür wird die Vorlast auf 10 kg erhöht. Nachdem der Skischuh mit dem festen Schnallenschluss mehrmals mit der Vorlast be- und entlastet wurde, erfolgt eine Messung, die nicht aufgezeichnet wird. Vor jeder Messung wird die Prothese aus dem Schuh entnommen und wieder hineingesteckt, die Schnallen und das Kompressionsband geschlossen und die Prothese nach hinten in den Skischuh gedrückt. Anschließend wird der Schuh dreimal mit 2,5 kg Vorlast belastet. Erst dann kann die eigentliche Messung durchgeführt werden. Um die Abweichung berechnen zu können, wird der Test fünfmal mit den gleichen Variablen und Einstellungen durchgeführt und der Mittelwert der einzelnen Sensoren, sowie deren Standartabweichung berechnet. 37
11.5.3. Auswertung Das Diagramm (siehe Abbildung 23) beschreibt die prozentuale Abweichung bei den Schnallenstellungen leicht, mittel und fest. leicht mittel fest Abbildung 23 Prozentuale Abweichung der Sensoren bei den Schnallenstellungen leicht, mittel und fest Der Boxplot verdeutlicht die Aussage, dass die Wiederholbarkeit und damit die Genauigkeit der Sensoren mit zunehmendem Druck, ausgeübt durch die Festigkeit der Schnallen, steiget. Obwohl das Quartil mit dem Maximum und dem Mittelwert der Abweichung bei der Schnallenstellung mittel größer und höher ist, als bei leicht geschlossenem Schuh, befindet sich der Median deutlich unter dem der lockeren Schnallenstellung. Bei der festen Schnallenstellung ist der Median am niedrigsten und das Quartil am kleinsten. Bei jeder Schnallenstellung ist ein Ausreißer vorhanden, der sich von den anderen Messwerten deutlich abhebt. Die dafür verantwortlichen Sensoren haben die Nummer 3 und 6. Bei der leichten Schnallenstellung ist Letzterer nicht erfasst, da dieser bei allen Messungen keinen Druck gemessen hat. Sensor 3 beschreibt den Ausreißer mit 78 % Abweichung. Durchschnittlich weichen die Sensoren 22 %, ohne Sensor 3 11 % vom errechneten Mittelwert ab. Bei der mittleren Schnallenstellung markiert Sensor 3 das Maximum mit 35 %, darunter folgt mit großem Abstand Sensor 2 mit 8 %. Der extreme Ausreißer ist Sensor 6 mit 123 % Abweichung. Dies ist auch der Grund warum die durchschnittliche Abweichung bei 26 % und nicht bei den ohne Sensor 6 errechneten 10 % liegt. Die feste Schnallenstellung weist die niedrigste Abweichung auf. Der Ausreißer fällt im Vergleich zu den beiden anderen mit 31 % relativ gering aus. Der Mittelwert der prozentualen Abweichung beträgt mit Ausreißer 10 % und ohne Ausreißer 6 %. Obwohl das Setup mehrmals angepasst wurde, um eine bestmögliche 38
Sie können auch lesen