Machbarkeitsstudie GESCHÄFTSMODELLENTWICKLUNG FÜR GLEICHSTROM-BASIERTE SMART GRIDS IN WOHNGEBIETEN - Zukunftsagentur ...

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Machbarkeitsstudie

 zur

GESCHÄFTSMODELLENTWICKLUNG FÜR GLEICHSTROM-
 BASIERTE SMART GRIDS IN WOHNGEBIETEN

 Autoren:
 Herr Dr. Christian Haag (hgDEV)
 Frau Gonca Gürses (FEN)
Machbarkeitsstudie GESCHÄFTSMODELLENTWICKLUNG FÜR GLEICHSTROM-BASIERTE SMART GRIDS IN WOHNGEBIETEN - Zukunftsagentur ...
Verzeichnisse II

Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort ....................................................................................................... 7
 1.1 Motivation ............................................................................................. 7
 1.2 Vorteile der Gleichstromtechnologie .................................................... 9
 1.3 Zielsetzung der Studie seitens der IRR .............................................. 11

2 Betrachtungsraum der vorliegenden Studie ......................................... 13
 2.1 Definition eines typischen Einfamilienhauses in der Siedlung ............ 13
 2.2 Definition der Siedlung ....................................................................... 15
 2.3 Anbindung an das öffentliche Netz..................................................... 16
 2.4 Vorstellung relevanter Netznutzungsfälle ........................................... 16
 2.5 Stakeholderbetrachtung ..................................................................... 17

3 Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle .................................. 20
 3.1 Investitionsbedarf ............................................................................... 20
 3.1.1 Anschaffungskosten für das DC-Haus .................................. 21
 3.1.2 Anschaffungskosten für die Siedlung .................................... 24
 3.1.3 EE-Dienstleister .................................................................... 24
 3.2 Energiesteuern und Abgaben............................................................. 25
 3.2.1 Umsatzsteuer ........................................................................ 26
 3.2.2 Stromsteuer .......................................................................... 26
 3.2.3 Einkommens- & Gewerbesteuer ........................................... 26

4 Vorstellung der Geschäftsmodelle......................................................... 28
 4.1 All-Electric Haus ................................................................................. 28
 4.2 All-Electric-Haus mit internem DC-Netz ............................................. 31
 4.3 DC-Siedlung mit DC-Straßenbeleuchtung.......................................... 35
 4.4 DC-Siedlung mit DC-Mini-Windturbine ............................................... 38
 4.5 DC-Siedlung mit zentraler Batterie ..................................................... 41
 4.6 DC-Siedlung mit E-Auto-Flotte ........................................................... 44
 4.7 DC-Siedlung mit Wasserstoffelektrolyse ............................................ 46
 4.8 Bewertung der entwickelten Geschäftsmodelle.................................. 48

5 Klärung grundsätzlicher Fragestellungen ............................................. 50

6 Executive Summary................................................................................. 52
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Verzeichnisse III

 6.1 Deutsche Version ............................................................................... 52
 6.2 English Version .................................................................................. 53

7 Literaturverzeichnis................................................................................. 55

8 Anhang ..................................................................................................... 56
 8.1 Berechnungsgrundlage der Geschäftsmodelle .................................. 56
 8.2 Technische Daten .............................................................................. 58
 8.2.1 Datenblatt Windanlage .......................................................... 58
 8.2.2 Datenblatt DC Spannungswandler ........................................ 59
 8.2.3 Ladesteckervorrichtung Typ 2 ............................................... 60
 8.2.4 Windauswertung ................................................................... 60
 8.3 Auszug weiterer DC-Gebäudeprojekte ............................................... 62
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Verzeichnisse IV

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1-1: Exemplarische Darstellung der Interdependenzen zwischen
 Energiebedarf und wachsendem BIP ....................................... 8

Abbildung 1-2: Exemplarischer Vergleich zwischen einem AC- und DC-
 Hausnetz mit Batterie ............................................................. 10

Abbildung 1-3: Energiesparpotenzial verschiedener DC-Anwendungen
 (Pantano et al. 2016) .............................................................. 11

Abbildung 2-1: Exemplarischer Lastprofilvergleich zwischen Winter und
 Sommer.................................................................................. 14

Abbildung 2-2: Zusammensetzung der Kosten pro kWh ................................. 18

Abbildung 3-1: Referenz Wohngebäude.......................................................... 20

Abbildung 4-1: Vorstellung der Varianten ........................................................ 28

Abbildung 4-2: Schematische Darstellung des All-Electric-Hauses ................. 29

Abbildung 4-3: Vergleich zwischen Winter und Sommer ................................. 30

Abbildung 4-4: Kosten- und Erlösgegenüberstellung....................................... 30

Abbildung 4-5: All-Electric-Haus mit internem DC-Netz................................... 32

Abbildung 4-6: Kosten- und Erlösgegenüberstellung....................................... 32

Abbildung 4-7: Vergleich zwischen Winter und Sommer ................................. 33

Abbildung 4-8: Kabelbelegung für eine 5-adrige Hausverteilung ..................... 33

Abbildung 4-9: Logo für Endgerät mit DC Potenzial ........................................ 33

Abbildung 4-10: Darstellung der DC-Siedlung im DC-Inselnetz....................... 35

Abbildung 4-11: Kabelquerschnitt für die DC-Straßenbeleuchtung ................. 35

Abbildung 4-12: Kabelführung im Verbund der Siedlung ................................. 36

Abbildung 4-13: Kosten und Erlöse der vorgestellten Variante ....................... 37

Abbildung 4-14: Winter-/Sommervergleich ...................................................... 38

Abbildung 4-15: Aufbau des DC-Hauses in Verbindung mit einer Mini-
 Windturbine ............................................................................ 39
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Verzeichnisse V

Abbildung 4-16: Siedlungsdarstellung der DC-Siedlung mit DC-Mini-
 Windturbine ............................................................................ 40

Abbildung 4-17: Vergleich zw. Winter- und Sommertrag inkl. Überschuss ...... 41

Abbildung 4-18: DC-Haus in Kombination mit einer zentralen Batterie ........... 42

Abbildung 4-19: DC-Siedlung mit einer zentralen Batterie .............................. 42

Abbildung 4-20: Winter-/Sommervergleich ...................................................... 43

Abbildung 4-21: DC-Siedlung mit E-Auto-Flotte .............................................. 45

Abbildung 4-22: DC- Siedlung mit Wasserstoffspeicher .................................. 47

Abbildung 7-1 Steckerbelegung bei der Combo-2 Ladung .............................. 60
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Verzeichnisse VI

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2-1: Spezifizierung der Nutzer und Ausstattung.................................. 13

Tabelle 3-1: Vergleich unterschiedlicher Leuchtmittel [Quelle: vz-nrw]............ 23

Tabelle 4-1: Vor- und Nachteile der vorgestellten Variante ............................. 31

Tabelle 4-2: Vor- und Nachteile der vorgestellten Variante ............................. 34

Tabelle 4-3: Vor- und Nachteile der vorgestellten Variante ............................. 37

Tabelle 4-4: Vor- und Nachteile der vorgestellten Variante ............................. 40

Tabelle 4-5: Vor- und Nachteile der vorgestellten Variante ............................. 42

Tabelle 4-6: Vor- und Nachteile der vorgestellten Variante ............................. 46

Tabelle 4-7: Vor- und Nachteile der vorgestellten Variante ............................. 47

Tabelle 4-8: Spezifizierung der Bewertungskriterien ....................................... 48

Tabelle 4-9: Bewertung der einzelnen Geschäftsmodelle ............................... 49

Tabelle 7-1: Gegenüberstellung der Ersparnis und Investitionen .................... 57

Tabelle 7-2 Vertikalachsen Eindturbine Produktdatenblatt .............................. 58

Tabelle 7-3: Ausgewertetes Windprofil ............................................................ 60
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Vorwort 7

1 Vorwort

 „Das Wirtschaften hat seinen Ursprung in der Not;
 sein Ziel ist Bedürfnisbefriedigung.
 Urgrund des Forschens ist die Neugier;
 seine Ziele sind Wahrheitssuche und Erkenntnis.
 (Erhardt, 2007, S. 5)

1.1 Motivation

Die deutsche Energiewirtschaft befindet sich in einem Umbruch. Bis 2050 soll der
Energieverbrauch um 50% gesenkt und aus 80% erneuerbaren Energien (EE) abge-
deckt werden, während die CO2-Emmisionen - gegenüber 1990 - um 90% gesenkt
werden sollen (Bundesregierung, 2016). Des Weiteren ratifizieren 2015 erstmalig
auch Länder wie USA, China, Brasilien und Indien ein Klimaabkommen in Paris. Zent-
rales Ziel der insgesamt 195 Länder ist es, die Erderwärmung auf deutlich unter 2
Grad Celsius pro Jahrhundert zu begrenzen (Zschiesche, 2016, S. 1-2).
Die Mitgliedsstaaten der EU haben vereinbart, bis 2030 mindestens 40% weniger
Treibhausgase auszustoßen als 1990. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts soll ein
Gleichgewicht erreicht werden zwischen dem menschgemachten Ausstoß von Treib-
hausgasen und der CO2-Bindung. Vor dem Klimagipfel im November 2015 in Paris
haben 186 Staaten freiwillige nationale Klima-Ziele vorgelegt. Der Vertrag sieht vor,
dass die selbstgesteckten Ziele ab 2023 alle fünf Jahre überprüft und verschärft wer-
den. In den Jahren 2020 bis 2025 sollen die Industriestaaten jährlich 100 Milliarden
Dollar für Entwicklungsländer bereitstellen. Für die Jahre danach soll ein neues, hö-
heres Ziel festgelegt werden (BMZ, 2016, S. 1; Zschiesche, 2016, S. 1-2). Es wächst
global der politische Wille, fossile und nukleare Energieträger verstärkt aus der Nut-
zung zu nehmen und das mit teils sehr ambitionierten zeitlichen Zielen (FORUM Zeit-
schriften und Spezialmedien GmbH, 2014, S. 2; Rosenkranz, 2015, S. 21-22).
Die Zielrichtung der Energiewende bleibt auch im siebten Jahr ihrer Umsetzung trei-
bende Kraft für die Strom- und Gasmärkte in Deutschland. Bis zum Jahr 2022 sollen
alle Kernkraftwerke abgeschaltet und die Stromerzeugung mehrheitlich durch erneu-
erbare Energieträger gewährleistet werden. Um diese Ziele zu erreichen, müssen
mehr Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien an dafür optimalen Standorten
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Vorwort 8

errichtet und der Ausbau der Stromnetze auf allen Netzebenen vorangetrieben wer-
den (Agora Energiewende, 2014, S. 1).
Allerdings sind diese Entwicklungen stark gegenläufig zu den Prognosen über den
zukünftigen weltweit wachsenden Energiebedarf. Hier kommen mehrere Faktoren zu-
sammen, z.B. eine schnell voranschreitende Elektrifizierung des allgemeinen Ver-
kehrswesens sowohl auf der Schiene als auch auf der Straße sowie der stetig wach-
sende Wohlstand und die Industrialisierung von Entwicklungs- und Schwellenländern
und den daran geknüpften Bedarf an (elektrischer) Energie, wie Abbildung 1-1 dar-
stellt (Prognos, 2005, S. 5; The World Bank Group, 2016).
Auch die Baubranche, sowohl für gewerbliche wie auch für private Gebäude, setzt
zunehmend auf elektrische Energie zum Heizen und Kühlen von Gebäuden. Dieser
Trend wird durch entsprechende Gebäudecodes verstärkt. So erhalten in Deutschland
private Gebäude nur noch einen KfW 55-Standard, wenn auf fossile Energieträger
verzichtet wird. Der Staat unterstützt diese Maßnahme durch entsprechende Förde-
rungen bei Niedrig-Energiehäusern (KfW, 2016).

 Deutschland
 8000 4000
 7000 3500

 US $ (in Mrd.)
 kWh pro Kopf

 6000 3000
 5000 2500
 4000 2000
 3000 1500
 2000 1000
 1000 500
 0 0
 1960 1970 1980 1990 2000 2010
 Jahr

 China Chile
 3500 7000 3500 250

 3000 6000 3000
 200
 US $ (in Mrd.)

 2500
 kWh pro Kopf

 2500 5000
 US $ (in Mrd.)
 kWh pro Kopf

 2000 150
 2000 4000
 1500 100
 1500 3000
 1000
 1000 2000 50
 500
 500 1000 0 0
 1960 1970 1980 1990 2000 2010
 0 0
 1960 1970 1980 1990 2000 2010
 Jahr

Abbildung 1-1: Exemplarische Darstellung der Interdependenzen zwischen Ener-
 giebedarf und wachsendem BIP
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Vorwort 9

Es besteht eine Notwendigkeit für neue Geschäftsmodelle in Kontext der Energie-
wende, die besonderen Fokus auf die positiven Elemente der Energiewende legen.
Ziel der Energiewende sind nicht Verbote oder Restriktionen, es sollten vielmehr die
Chancen und Möglichkeiten durch die Transformation dargestellt werden. Die
Menschheit und auch Deutschland hat bereits mehrere Energiewenden durchlebt,
z.B. die Dampfmaschine, Atomenergie oder Kohleenergie.
Der Fokus in dieser Studie liegt auf elektrischer Energie. Den Autoren ist durchaus
die Wichtigkeit der Sektorenkopplung bekannt, sie wird aber in diesem Rahmen nur
durch den Aspekt Verkehr berücksichtigt. In den nachfolgenden Varianten wird nur
elektrisch erzeugte Wärmeenergie einbezogen.

1.2 Vorteile der Gleichstromtechnologie

Die Geschäftsmodelle haben als zentralen Bestandteil die Gleichstrom (DC)-
Technologie. Dabei werden wesentliche Vorteile wie bessere Effizienz und höhere
Zuverlässigkeit des Gesamtsystems adressiert. Zum einen kann durch eine DC-Haus-
Installationslösung eine Reihe an Umwandlungsschritten von Gleichstrom zu Wech-
selstrom vermieden werden. Dies beruht darauf, dass sowohl Photovoltaik- als auch
Batterieeinheiten die Energie in Form von Gleichstrom produzieren oder respektive
speichern. Zudem ist in einer Vielzahl von Netzteilen der Haushalts- und Unterhal-
tungselektronik eine Transformation von Wechselstrom zu Gleichstrom nötig. Exper-
ten schätzen, dass es mehr als 80% der Geräte im Haushalt sind. Abbildung 1-2 stellt
die Umsetzung einer konventionellen Hausinstallation mit einem Wechselspannungs-
netz (AC) einer DC-Haus Variante gegenüber. Zum einen wird dabei deutlich, dass in
der DC-Lösung Komponenten wie AC/DC-Wandler eingespart werden und somit In-
stallationskosten reduziert werden. Zum anderen kann signifikant ein höherer Wir-
kungsgrad des Gesamtsystems erreicht werden, sodass die Energieerzeugung, -spei-
cherung und -nutzung weniger Verluste aufweist. Somit kann sowohl die Energieab-
nahme reduziert als auch das Potenzial dezentraler Energieerzeugung stärker ausge-
schöpft werden. Des Weiteren gelten AC/DC-Wandler als Hauptursache für einen De-
fekt an Geräten.
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Vorwort 10

 Abbildung 1-2: Exemplarischer Vergleich zwischen einem AC- und DC-Hausnetz mit
 Batterie

In der heutigen Zeit würde die AC-Installation nicht zurückgebaut, sondern weiterhin
als Backup-System genutzt, indem die traditionelle Wechselstromanbindung zum Ba-
ckup-System wird und das DC-System hauptsächlich die Stromversorgung über-
nimmt.
Ein Großteil mobiler Geräte wie Tablets und Smartphones werden bereits über eine
klassische USB 2.0 oder 3.0 mit 5V DC versorgt. Der neuste USB-Standard, USB 3.1
Typ- C-, bietet sogar die Möglichkeit Geräte mit ca. 100W zu versorgen. Dieser Stan-
dard könnte als Ergänzung im Haus für Spezial-Steckdosen mit USB-Anschluss die-
nen.
Vorwort 11

 DC Haus

 DC Haus &
 PV- Anlage

 DC Haus & PV-
 Anlage &
 Batteriespeicher

 0% 5% 10% 15 % 20 %

Abbildung 1-3: Energiesparpotenzial verschiedener DC-Anwendungen (Pantano et al.
 2016)

Abbildung 1-3 spiegelt das Einsparpotenzial von DC-Verteilung inkl. einer PV-Anlage
und/oder Batterie dar. Hier wird deutlich, dass die Effizienzsteigerung im Vergleich zu
einem klassischen AC-Netz signifikant ist.

1.3 Zielsetzung der Studie seitens der IRR

Im Themenfeld der Energiewende werden u.a. Projekte entwickelt, in denen neben
einem größeren Einsatz regenerativer Energiequellen zur Stromproduktion auch die
Stromnetze optimiert werden. Hier kann durch die Weiterentwicklung der Gleichstrom-
Technologie in intelligenten Inselnetzen ein wesentlicher Beitrag geleistet werden. Da-
für sind Pilotprojekte erforderlich, die sich im Rheinischen Revier im Zuge von konkre-
ten Vorhaben zu Klimaschutzsiedlungsprojekten umsetzen lassen. Hier soll der An-
satz verfolgt werden, eine Quartierslösung mit gleichstrom-basierten Smart Grids
für Prosumersysteme zu entwickeln. Der Energiebedarf soll dabei weitestgehend
durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Durch Speicherlösungen soll das
System eine optimierte Auslegung erfahren. Aufgrund der komplexen Verhältnisse im
Hinblick auf energiewirtschaftliche und energierechtliche Rahmenbedingungen und
Weiterentwicklungen sowie auf den innovativen Einsatz der DC-Technologie ist zur
optimalen Gestaltung des Prototyps eine Machbarkeitsstudie erforderlich. Mittels ei-
nes fiktiven Projekts für eine Klimaschutzsiedlung im Rheinischen Revier soll darge-
stellt werden, welche Aspekte zu berücksichtigen sind und welche Schlussfolgerun-
Vorwort 12

gen daraus für die Gestaltung des Konzepts erwachsen und welche sinnvollen Ver-
marktungsmodelle sich ergeben. Dabei sollen zwei Varianten betrachtet werden. In
einer ersten Stufe soll die Situation für die Realisierung an einem Haus, in der zwei-
ten Stufe die bei der Verwirklichung als Verbund mit mehreren Gebäuden im
Schwarm untersucht werden.
Ziel der Studie ist es, erste Ansätze für optimierte Geschäftsmodelle zu beschreiben.
Dabei werden die aktuell geltenden Rahmenbedingungen berücksichtigt und die sich
für die Zukunft abzeichnenden Veränderungen abgeschätzt, soweit dies möglich ist.
In dem Zusammenhang stellen sich eine Reihe konkreter Fragen. Die nachfolgenden
Kapitel widmen sich zuerst den Modellrechnungen und anschließend den grundsätz-
lichen Fragen, die auf Basis des gegenwärtigen Kenntnisstandes soweit wie möglich
beantwortet werden. Diese Schlüsselfragen, die sich aus der Stakeholder Perspektive
ergeben, würde ich in einem gesonderten Kapitel beantworten sowie in der Zusam-
menfassung aufgreifen.

 • Ist ein DC-Inselnetz in einem Haus möglich? Wenn ja, welche Umbaumaßnah-
 men müssen ergriffen werden? Gibt es schon weltweite Referenzobjekte, die
 einem deutschen Sicherheitskonzept entsprechen? Welche technischen Mög-
 lichkeiten und Voraussetzungen für Sicherung, Kabel, Endgeräte, Geräte für den
 Betrieb eines DC-Inselnetzes gibt es?
 • Ist der Austausch des üblichen Straßenbeleuchtungskabels im gesamten Quar-
 tier gegen ein fünfadriges Kabel ausreichend, an welches die DC-Abnehmer
 (Straßenbeleuchtung/Haushalte) angeschlossen werden oder müssen weiterge-
 hende technische Voraussetzungen geschaffen werden?

Hier ist auch noch die Frage nach der Ortsnetzstation sowie nach dem Stand der
Normung von Bedeutung. Es ergibt sich in den Diskussionen z.B. die konkrete Frage
'Kann man einfach ein fünfadriges Kabel verbauen, wie sehen die Farben aus, ist das
genormt und kann man ein Haus versichern?
In den nachfolgenden Kapiteln werden diese Fragen beantwortet sowie weiterge-
hende Untersuchungen und Überlegungen vorgestellt.
Betrachtungsraum der vorliegenden Studie 13

2 Betrachtungsraum der vorliegenden Studie

2.1 Definition eines typischen Einfamilienhauses in der
Siedlung

Nachfolgend werden die Nutzer/Bewohner und die Struktur sowie die technische Aus-
stattung der Gebäude beschrieben. Die hier zugrunde gelegten Werte sind modellty-
pisch und stellen keinen repräsentativen Durchschnitt dar. Jedoch zeigen sie die typi-
sche Struktur von Neubaugebieten auf.
Der Fokus der Aufgabenstellung liegt auf der Entwicklung von Geschäftsmodellen im
urbanen Lebensraum und in Wohnneubaugebieten. Es handelt sich hierbei um den
sog. „green field approach“. Durch diesen Ansatz können eine Vielzahl von Restrikti-
onen, die sonst bei Modernisierungen oder Restrukturierungen zu berücksichtigen
sind, außer Acht gelassen werden.

 Tabelle 2-1: Spezifizierung der Nutzer und Ausstattung

 Annahme Grund
 4-köpfige Familie (2 Erwachsene (eine Person Nutzung von realen Lastprofilen
 erwerbstätig)/2 schulpflichtige Kinder)

 Neubau nach KfW55, kein Öltank oder Gasanschluss, Identifikation des Primärenergieträgers und Gesamtenergiebedarf
 Wärme und Warmwasser über Luft-Wasser-Wärmepumpe

 Wohnfläche: 250 m², umbauter Raum: 600 m³ Heizbedarf im Gebäude, Größe des Quartiers in Bezug auf
 Kabellängen, Belüftungsanlagen

 Haus ist mit PV 7,8 kWpeak und 9kWh Batterie (Li-Ion)

 E-Fahrzeug (Verbrauch von E-Autos: 15-25 kWh/100 km) E-Autos fungieren als Speicher der eigenerzeugten Leistung

 Typischer Energiebedarf eines modernen Hauses: 11.000 kWh/Jahr (ca. 30 kWh/Tag), selbsterzeugter PV-
 Strom 8.500 kWh (ca. 23,3 kWh/Tag), 5.000 kWh (ca. 13,7 kWh/Tag)
 aus dem öffentlichen Netz und 2500 kWh (ca. 6,8 kWh/Tag) werden einspeist.

 Häuser wurden früher mit Öl oder Gas und elektrischer Energie versorgt/betrieben. Es entfielen ca. 4000 Liter auf Öl
 (äquivalent 40.000 kWh elektrischer Energie) und ca. 5.000 kWh auf elektrische Energie für Endgeräte. Moderne Häuser
 benötigen nur noch ein Viertel der Energie. Gas/Öl-Heizungen sind in dieser kleinen Dimensionierung nicht effizient zu
 betreiben und entsprechende Anschlüsse zu teuer.

Für die weiteren Berechnungen werden diese Standardlastprofile verwendet. Um auf
die saisonalen Schwankungen in Bezug auf Erzeugung und Verbrauch einzugehen,
wird exemplarisch ein Profil an einem sommerlichen Tag und eins im Winter verwen-
det.
Betrachtungsraum der vorliegenden Studie 14

Messdatum: 21.12.2016 Messdatum: 22.06.2017

Erzeugung 13,35 kWh Erzeugung 44,63 kWh

Verbrauch 46,98 kWh Verbrauch 16,37 kWh

 Abbildung 2-1: Exemplarischer Lastprofilvergleich zwischen Winter und
 Sommer
Betrachtungsraum der vorliegenden Studie 15

Wie die Abbildungen zeigen, besteht ein signifikanter Unterschied zwischen einem
Sommer- und Wintertag.

 • Sommer: Viel PV, mäßige Windstärke, wenig Verbrauch.
 • Winter: wenig PV (1/3-1/4), moderate Windstärke (2x), viel Verbrauch (3-4x)
In der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wird keine 100%ige Autonomie eines einzelnen
Hauses angestrebt. Jedoch könnte die Kombination mit anderen Häusern und einer
zentralen Windturbine oder zentraler Speicher eine Autonomie der Siedlung ermögli-
chen.

2.2 Definition der Siedlung

Nachfolgend werden diese Rahmenbedingungen für die weitere Betrachtung zu-
grunde gelegt. Die Siedlung verfügt über eine moderne Straßenbeleuchtung basie-
rend auf Gleichstromtechnik unter Einsatz von LED Leuchtmitteln. In der Siedlung
werden insgesamt zehn Häuser miteinander elektrisch verbunden. Da das Wohnge-
biet befahrbar sein soll und einen Gehweg aufweist, entspricht die Beleuchtungssitu-
ation D3 bzw. D4 nach DIN 13201. Dabei ist eine mittlere Beleuchtungsstärke von 2-
15 Lux erforderlich, um entgegenkommende Personen rechtzeitig zu erkennen und
Kriminalitätsfälle einzudämmen. Pro Modul ergibt sich durchschnittlich eine Leistungs-
aufnahme von 18-24W für die Straßenbeleuchtung. Zur Berechnung des Strombe-
darfs dieser Beleuchtung wurde pro Haus eine Leuchte eingeplant, sodass zehn La-
ternen mit einem durchschnittlichen Abstand von 20-25 Metern in die Siedlungspla-
nung eingehen. Für eine Umsetzung der vorgestellten Siedlung sind zur Einhaltung
von Mindest- und Maximalabständen die Richtlinien des jeweiligen Tiefbau- und Ver-
kehrsamtes zu beachten (Scheffler 2002).

Bei aktuellen Bauvorhaben werden mehrheitlich PVC isolierte 4-adrige Niederspan-
nung-Kabel mit je 10 oder 50 mm² Querschnitt Aluminium Leitern verwendet (Tiefbau-
und Verkehrsamt Erfurt 2014). Aus elektrotechnischer Sicht sollte die Einbindung des
Straßenbeleuchtungskabels, welches gleichzeitig zum Gleichstromtransport zwischen
den Häusern dient, in die vorhandenen Kabelkanäle des öffentlichen Netzes problem-
los möglich sein. Für eine detaillierte anwendungsspezifische Beurteilung unter Be-
trachtung möglicher Überspannungssituationen wären weitere Untersuchungen not-
wendig. Um daher möglichen Risiken aufgrund kapazitiver Beeinflussung (bei gerin-
gen Abständen) vorzubeugen, schlagen die Autoren die Planung eines separaten Ka-
belkanals vor, gesetzt den Fall überschaubarer Zusatzinvestition.
Betrachtungsraum der vorliegenden Studie 16

2.3 Anbindung an das öffentliche Netz

In der Regel besitzt jeder Haushalt einen Anschluss an das öffentliche Wechselstrom-
netz.
Die Siedlung bezieht aus dem öffentlichen Netz Strom. Je nach Spezifikation, wird
aus der Siedlung keine Elektrizität in das Netz eingespeist. Zusammengefasst kann
man festhalten:

 • Es wird elektrische Energie aus dem öffentlichen Netz bezogen.

 • Es werden Siedlungsvarianten vorgestellt, die eine Einspeisung ins
 öffentliche Netz ausschließen, um möglichst die lokal erzeugte Energie
 zu einem hohen Grad lokal zu verbrauchen.

 • Die primäre Funktion der Siedlung ist weder netzdienlich noch netz-
 schädlich.

2.4 Vorstellung relevanter Netznutzungsfälle

Um die Auswirkungen der Smart Community auf das öffentliche Netz zu betrachten,
werden unterschiedliche Netznutzungsfälle vorgestellt. Diese Netznutzungsfälle die-
nen ebenfalls der Vereinfachung der regulatorischen Anforderungen des/der Betrei-
ber(s) der Erneuerbaren Energieanlage.
Fall 1: Gesamtverbrauch > Siedlungsenergie
  Energie wird aus dem öffentlichen Netz bezogen
Fall 2: Gesamtverbrauch < Siedlungsenergie
  Energie wird gespeichert. Wie diese Speicherung erfolgt wird in den
 nachfolgenden Abschnitten vorgestellt.
Fall 3: Vereinzelt verbrauchen Nutzer mehr Strom, als sie erzeugt/gespeichert
 haben
  Nachbarn geben diesen Nutzern Energie ab
Fall 4: Alle verbrauchen zu wenig und die Speicher sind voll (auch E-Fahr-
 zeug-Batterien)
  Runterregelung der PV-Anlagen
Betrachtungsraum der vorliegenden Studie 17

2.5 Stakeholderbetrachtung

Die zentralen Stakeholder dieser Studie sind Hausbesitzer, die ihre Immobilie selber
nutzen. Des Weiteren werden EE-Dienstleister, Flächenvermarkter, Siedlungsent-
wickler, Netzbetreiber, Gemeinde und Politik in die Betrachtung einbezogen. Nachfol-
gend werden aller Stakeholder vorgestellt, deren mögliche Interessenslagen und Vor-
teile dargestellt.

 • Hausbesitzer (Eigenversorger)
 Aufgrund der günstigen Zinslage für Immobilien ist ein Bauboom ausgebrochen,
 jedoch denken vermehrt Hauseigentümer auch über spätere Kosten nach, ins-
 besondere sind Betriebskosten und mögliche Differenzierung im Immobilien-
 markt für eine spätere Veräußerung von Relevanz. Hier kommt das Thema Ener-
 gieeffizienz, Unabhängigkeit von Energiepreisen und damit direkt verbunden die
 Betriebskosten zum Tragen. Hausbesitzer streben eine Eigenversorgung mit
 elektrischer Energie an und versuchen ebenfalls schwankende Öl-/Gaspreise zu
 vermeiden. Des Weiteren sehen die modernen deutschen Gebäudestandards
 eine Vermeidung von fossilen Energieträgern vor. Bei einem späteren Verkauf
 der Immobilie kommt dieses Thema verstärkt zu tragen, da Unsicherheiten und
 Unwägbarkeiten reduziert werden.
 Somit finden Hausbesitzer das Tauschen von Energie mit Nachbarn überaus in-
 teressant, zum einen als Verbraucher und zum anderen als Anbieter. Als Ver-
 braucher erhalten Sie einen kWh-Preis, der geringer ist als der Marktpreis (bun-
 deseinheitlicher Durchschnittspreis: 0,295 €/kWh (Bund der Energieverbraucher
 2017). Als Erzeuger können zusätzliche Einnahmen generiert werden, entweder
 durch schnellere Amortisation der EE-Anlagen oder als direkte Einnahmen. Hier
 muss der Verdienst über der heutigen Einspeisevergütung von 0,123 €/kWh lie-
 gen (Stand: 25.6.2017). Des Weiteren hat die Eigenversorgung den Vorteil, dass
 keine netznutzungsbezogenen Abgaben und Steueranteile anfallen (siehe dazu
 Abbildung 2-2) [Grundlage: Strompreis 2017 von 29,5 Cent / kWh, Datenquelle:
 Bund der Energieverbraucher]. Bedingung hierfür ist vor allem, dass der Anla-
 genbetreiber auch der Letztverbraucher der Energie ist.
Betrachtungsraum der vorliegenden Studie 18

 100%

 80%

 60%

 40%

 20%

 0%
 Kategorie 1
 Stromsteuer Konzessionsabgabe
 KWK - Umlage EEG - Umlage
 § 19 Umlage Umsatzsteuer
 Erzeugung / Vertrieb Netzentgelte, Messung, Abrechnung

 Abbildung 2-2: Zusammensetzung der Kosten pro kWh

 • EE-Dienstleister
 Der Erneuerbare Energie-Betreiber ist ein Dienstleister, der in die EE-Anlagen
 investiert und diese anschließend betreibt. Dieser wird hier vorgestellt, da mög-
 liche Geschäftsmodelle ihn mit einbeziehen. Eine Rendite erzielt der Betreiber
 über die Vermietung oder Verpachtung der Anlage an die Hausbesitzer oder
 durch den Handel des Stroms der Hausbesitzer untereinander. Durch die räum-
 liche Nähe der Stromkonsumenten können ggf. Netzentgelte oder EEG-Anteile
 entfallen. Dies ist, sofern relevant, nachfolgend zu prüfen.
 • Flächenvermarkter
 Ein Flächenentwickler entwickelt ein Konzept für die Siedlung und könnte die
 Vermarktung direkt an Privatpersonen forcieren oder das Konzept an den Sied-
 lungsentwickler veräußern.
 • Siedlungsentwickler
 Der Siedlungsentwickler könnte ein Investor darstellen, der Häuser errichtet und
 verkauft, vom Rohbau bis hin zu schlüsselfertigen Häusern. Durch die innovative
 und nachhaltige Technik und Nutzungsmöglichkeiten der Siedlung können hier
 Differenzierungsmerkmale geschaffen werden, die sich positiv auf eine spätere
 Vermarktung auswirken.
Betrachtungsraum der vorliegenden Studie 19

 • Netzbetreiber
 Der lokale Netzbetreiber muss in die Entwicklung der Siedlung mit einbezogen
 werden, da sich durch die neue Energieversorgungsstruktur auch andere Rah-
 menbedingungen für diesen ergeben. Die Siedlung wird nur bei Energieknapp-
 heit Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen. Außerdem wird unter anderem
 in späteren Geschäftsmodellvarianten davon ausgegangen, dass keine Energie
 aus EE-Anlagen ins Netz eingespeist wird. In diesen Modellen, reduziert sich der
 Aufwand seitens Netzbetreiber wesentlich. Des Weiteren ist hier zu klären, wer
 den AC/DC-Wandler für die Straßenbeleuchtung errichtet und betreibt sowie die
 Wartung der Leuchten vornimmt.
 • Gemeinde und Politik
 Im Rahmen dieser Studie werden urbane Lebensräume untersucht. Durch den
 Wegzug von Menschen in große Städte stehen ländliche Gemeinden zuneh-
 mend vor dem Problem der Bevölkerungsreduzierung. 1 Hier besteht ein Inte-
 resse, insbesondere jungen Familien einen kostengünstigen, nachhaltigen Le-
 bensraum/Lebensmittelpunkt anzubieten. 2

Auf Basis der Stakeholderbetrachtung werden in den nachfolgenden Kapiteln 3 und 4
die Geschäftsmodelle entwickelt. Kapitel 3 befasst sich mit den Rahmenbedingungen
der Geschäftsmodelle und Kapitel 4 stellt die eigentlichen Geschäftsmodelle vor.

1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/199605/umfrage/anteil-der-in-grossstaedten-lebenden-bevoelke-
 rung-weltweit/
2 http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/File:Population_pyra-
 mids,_EU,_1_January_2010_(1)_(%25_of_total_population)-de.png
Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle 20

3 Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle

Wie bereits in der Einleitung dargestellt, werden in dieser Studie bereits vorab Rand-
bedingungen gesetzt. Diese Randbedingungen sind die Fokussierung auf die Gleich-
stromtechnologie und der Austausch von Energie innerhalb der Siedlung über ein
Gleichstromkabel der Straßenbeleuchtung.

 Abbildung 3-1: Referenz Wohngebäude

Abbildung 3-1 zeigt eine schematische Darstellung des umzusetzenden DC-Hauses,
welches, wie zuvor beschrieben, einen Großteil des eigenen Energieverbrauchs durch
dezentrale Wind- und PV-Anlagen deckt. Um die Einspeisung von Überschussenergie
in das öffentliche Netz zu vermeiden, wird diese in Form von Strom (Batteriespeicher)
oder Wärme (Wassertank) gespeichert.

3.1 Investitionsbedarf

Der Investitionsbedarf, der sich für die einzelnen Stakeholder ergibt, wird nachfolgend
benannt und orientiert sich an aktuell branchenüblichen Preisen. Es dient im weiteren
Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle 21

Verlauf zur Einschätzung über die Wirtschaftlichkeit der identifizierten Geschäftsmo-
delle. Die entsprechenden Produktunterlagen befinden sich im Anhang der Studie.

3.1.1 Anschaffungskosten für das DC-Haus

Alle Preise sind Endkundenpreise und unterliegen marktüblichen Schwankungen.
Mögliche Großabnehmerrabatte sind nicht berücksichtigt. Nachfolgend werden die er-
forderlichen Komponenten angegeben und Marktpreise benannt. Entsprechende
Mehrkosten im Vergleich zu einem AC-System sind kenntlich gemacht.

• Solaranlage inkl. Lieferung, Montage und Servicedienstleistungen

 o 50 m² Dachfläche mit 28 Modulen á 280 Watt insgesamt 7,84 kW peak: 11.000
 Euro

• Windturbine

 o 3kW Turbinenleistung per Siedlung

 o Kosten für herkömmliche Turbinen im Handel: 3.000-8.000 Euro

 o Variante Enessere Pegasus inkl. Installation, inkl. USt.: 60.000 Euro

• Gleichrichter (DC/AC Wandler nötig von PV/Batterie zu Steckdosen), AC/DC
 Wandler für Batterieladung in Anbetracht volatiler Strompreise,

 o SMA Tripower ca. 2100-2400 Euro

• Batterie (Li-Ion)

 o 9 kWh: 10.000 Euro

 o Alternativ Enessere Wind/Batterie Kombination mit Tesla Powerwall (5kWh)
 11.000-12.000 Euro

• Größerer Wassertank der Effizienzklasse B oder besser 3

 o 200l Tank ohne Solaranbindung: 935 Euro

 o 500l Tank mit Solaranbindung: 1576 Euro

• DC-fähige Endgeräte

3 Mittelwert zwischen baugleichen Warmwasserspeichern der Firmen Buderus, Vaillant, Viessmann und
 Junckers
Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle 22

 o Klimaanlagen, Waschmaschinen sowie Kühlschränke: Ein bürstenloser
 DC-Motor, wie er beispielweise in DC-Klimaanlagen und Wärmepumpen exis-
 tiert, weist Spulen am Stator und Permanentmagneten am Rotor auf. Da weder
 Bürsten noch Kommutator existieren, ist die Anwendung wesentlich geräusch-
 ärmer und langlebiger als vergleichbare Drehstrommaschinen, da die Abnut-
 zung der Bürsten nicht auftritt. Durch die an die Windungen angeschlossene
 Leistungselektronik und Mikrocontroller wird die Geschwindigkeit des Motors
 eingestellt. Diese Technologie findet (im Hause Samsung) schon seit 1999
 auch im Haushalts-Marktsegment der Kühlschränke Anwendung. Der Energie-
 verbrauch eines Digital-Inverter-Kompressors der fünften Generation kann da-
 bei bis zu 46.9% geringer sein, und das Gerät ist um 3 dB leiser (Samsung
 Newsroom 2015). Der bürstenlose Gleichstrommotor findet aus denselben
 Gründen ebenso in der Produktion von Waschmaschinen Anwendung (beko
 2017). Somit zeigt sich, dass derzeit DC-fähige Haushaltselektronik im Handel
 vertrieben wird, wobei der Anschluss eventuell von einem besonders geschul-
 ten Elektriker durchgeführt werden müsste. Mit einer zukünftig steigenden
 Nachfrage von DC-Haushaltsprodukten könnten die Investitionskosten gegen-
 über der AC-Variante sinken, da die Bauteilezahl und damit der Herstellpreis
 der Geräte wesentlich reduziert würde. Bei derzeitigem Stand der Technik kann
 kein wesentlicher Mehr- oder Minderaufwand gegenüber der AC-Installation
 festgestellt werden (Glasgo et al. 2016; Shivakumar et al. 2015; Ardani et al.
 2017).

 o LED Beleuchtung: Bei der Beleuchtungsinstallation ist darauf zu achten, wel-
 che Lichtverhältnisse in den einzelnen Räumlichkeiten gewünscht sind. In
 Wohnräumen erweisen sich 100 lm/m² als angemessene Grundbeleuchtung,
 während in Küche und Badezimmern ca. 300 lm/m² nötig sind. In diesem An-
 wendungsfall wird ein Haus mit einer Wohnfläche von 250 m² betrachtet. Zu-
 sätzlich wird angenommen, dass 1/3 der Wohnfläche als Küche bzw. Bad ge-
 plant wurde. Somit gilt:

 250 2 ∗ 2 100 250 2 300 
 ℎ ä ∶ ∗ + ∗ = 41.667 
 3 2 3 2
 Des Weiteren ist zu beachten, dass Halogenlampen lediglich 15-30 lm/W errei-
 chen, während LEDs und Energiesparlampen 50-80 lm/W aufweisen. Tabelle
 3-1 zeigt das Einsparpotenzial von LED von etwa 180 Euro pro Lampe
 (Verbraucherzentrale 2016). Intrinsisch sind LED Leuchten gleichstrombasiert.
 Die Mehrheit der LEDs kann dennoch zusätzlich mit AC betrieben werden. Der
 Unterschied bei der Installation liegt daher nur bei der Wahl des Trafos. In der
 Regel sind die Anschaffungskosten für DC-Trafos geringfügig preiswerter.
Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle 23

 Tabelle 3-1: Vergleich unterschiedlicher Leuchtmittel [Quelle: vz-nrw]

 Strompreis- 11 W Ener-
 46 W Halo-
 steigerung gie- spar- 9,5 W LED
 gen
 [%] lampe
Lebensdauer [h] 2.000 8.000 15.000
Nutzungszeit bei
 2,0 8,1 15,2
2,7h/Tag [a]
Kaufpreis / Stück [€] 3,35 5,69 7,79
Anzahl der Leuchtmit-
tel für 15000 Stunden 7,5 1,9 1
[Stk.]
Investitionskosten
 25,13 10,67 7,79
über 15000h [€]
Investitionseinsparung
 -17,34 -2,88
ggü. LED [€]
Stromverbrauch/Jahr
 45 10,84 9,36
[kWh/a]
Stromkosten/Jahr
 13,6 3,25 2,81
(30ct/kWh) [€/a]
Einsparung Stromkos-
 10,35 10,79
ten im ersten Jahr [€]
 0,00 165,56 172,66
Einsparung Stromkos-
 3,00 208,58 217,52
ten über 15 Jahre [€]
 5,00 244,8 515,03
Beleuchtungskosten
 229,12 59,45 49,92
über 15 Jahre [€]

• DC-Verbrauchsmessung zu Handels- und Abrechnungszwecken

 o Leistungs- und Energierecorder für DC-Stromkreis: Chauvin Arnoux PEL 102
 ca. 1400€

• LWWP

 o Es sind bereits einige Luft-Wasser-Wärmepumpen auf dem Markt, die direkt
 via DC angeschlossen werden können. So zum Beispiel das Gerät der Firma
 Stiebel Eltron WPL15. Somit sind hier keine Mehrkosten zu erwarten.

• Elektriker mit DC-Ausbildung

 o Da es bereits Fachbetriebe für die Installation von Solaranlage gibt, werden
 voraussichtlich keine Extrakosten anfallen. Selbstverständlich muss hier die
 Handwerkskammer auf eine gesonderte Ausbildung achten.
Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle 24

Wie zuvor gezeigt, fallen keine oder nur moderate Zusatzkosten durch die DC-
Installation an. Des Weiteren zeigen die Geschäftsmodelle, wer die Kosten und das
Risiko für eine entsprechende DC-Installation übernimmt. Hier könnte für den Haus-
besitzer ggf. eine Kosteneinsparung realisiert werden, wenn die EE-Anlagen für einen
separaten Betreiber aufgebaut und betrieben werden.

3.1.2 Anschaffungskosten für die Siedlung

• Elektriker mit DC-Ausbildung

 o Auch hier gelten die Aussagen von Abschnitt 3.1.1 analog.

• Straßenlaternen

 o Das Bundesprogramm Ladeinfrastruktur ist Teil des Maßnahmenpakets, mit
 dem das BMVI den Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge mit rund
 30 Millionen Euro pro Jahr für die Kommunen unterstützt (BMVI 2017).

 o Energiekabel bei Verwendung des Kabeltyps NAYY-J 4x50 SE: 4,65 €/m 4

Diese Maßnahmen haben auch Einfluss auf die Ortsnetzstationen. In diesem Zusam-
menhang könnte die Ortnetzstation kleiner dimensioniert werden, ist jedoch im Be-
stand nicht sinnvoll. Bei Neubaugebieten besteht grundsätzlich die Möglichkeit diesen
kleiner zu dimensionieren. Die Studie gibt aber keine Auskunft um den Reduktions-
grad.

3.1.3 EE-Dienstleister

Ein zuvor beschriebener EE-Dienstleister würde sowohl in PV-Anlagen und Batterie-
speicher investieren und diese den Nutzern der Häuser zur Verfügung stellen. Des
Weiteren könnte hier zur Vereinfachung der regulatorischen Rahmenbedingungen
dieser auch das DC-Netz der Straßenleuchten und gleichzeitig die eMobil-Ladesäulen
betreiben und besitzen. Der EE-Dienstleister erzeugt somit Strom, verkauft diesen und
besitzt auch das entsprechende elektrische Netz, um den Strom zu verteilen. Grund-
sätzlich würde diese Konstellation dem Unbundling widersprechen, allerdings gelten

4 Einkaufspreis im Handel (Stand 27.06.2017)
Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle 25

für Verteilernetzbetreiber mit weniger als 100.000 angeschlossenen Kunden ent-
schärfte Vorschriften und sind von dieser Vorgabe ausgenommen.

3.2 Energiesteuern und Abgaben

Die unterschiedlichen, möglichen Geschäftsmodelle weisen sehr stark variierende
Konstellationen hinsichtlich der zu entrichtenden Energiesteuern und Abgaben auf,
wie die Abbildung 2-2 veranschaulicht. Bei Anlagengrößen von >10 kW peak wird die
EEG-Umlage auf 40% reduziert, darunter entfällt sie bei Eigenversorgern. Bei gepach-
teten Anlagen, die vom Endstromverbraucher betrieben werden, handelt es sich um
Eigenversorgung. Bei Anlagengrößen
Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle 26

3.2.1 Umsatzsteuer

Falls eine Verbindung mit dem Stromnetz besteht, ist der Anlagenbetreiber ein Unter-
nehmer im steuerrechtlichen Sinn und grundsätzlich umsatzsteuerpflichtig. Bei priva-
ter Eigennutzung des Solarstroms sind pro kWh noch 19% USt. auf dessen fiktiven
Preis abzuführen
Der Anlagenbetreiber kann als sog. Kleinunternehmer behandelt werden, sofern der
Vorjahresumsatz 17.500 € und die Umsätze des laufenden Jahres voraussichtlich
50.000 € (Stand 1.1.2016) nicht überschreiten. Auf die Umsätze wird dann keine Um-
satzsteuer erhoben. Übt der Anlagenbetreiber neben dieser Tätigkeit keine weitere
umsatzsatzsteuerpflichtigen Tätigkeiten aus, wird er regelmäßig unter die Kleinunter-
nehmerregelung fallen.
Bei Anwendung der Kleinunternehmerregelung kann keine Vorsteuer aus den Ein-
gangsrechnungen (auch nicht aus dem Erwerb der Ladesäule) vom Finanzamt erstat-
tet werden und es dürfen auch keine Rechnungen mit gesondertem Umsatzsteuer-
ausweis ausgestellt werden. Auf diese Vereinfachungsregel kann der Betreiber einer
Ladesäule allerdings verzichten (Option zur so genannten Regelbesteuerung).
Der Ladesäulenbetreiber ist als Unternehmer verpflichtet, auf Verlangen ordnungsge-
mäße Rechnungen über die von ihm erbrachte Leistung zu erstellen und Kopien hier-
von über 10 Jahre aufzubewahren.“

3.2.2 Stromsteuer

Liefert der Betreiber einer Stromerzeugungsanlage Strom, den er in der Anlage er-
zeugt hat, an einen Dritten, so benötigt der Betreiber der Anlage grundsätzliche eine
Versorgererlaubnis (§ 4 Abs. 1 StromStG), die beim örtlich zuständigen Hauptzollamt
zu beantragen ist (§ 4 Abs. 2 StromStG). Je nach Ausgestaltung des Eigenversor-
gungsmodells können sich erhebliche Unterschiede bei den Vorgaben des Stromsteu-
errechts ergeben. Bei kleinen Anlagen der Eigenversorgung (
Rahmenbedingungen für die Geschäftsmodelle 27

selbständig, nachhaltig und mit Gewinnerzielungsabsicht ausgeführt wird und auf Be-
teiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr ausgelegt ist.
Über die Lebensdauer der Unternehmung ist ein Totalgewinn zu erzielen. Erfolgt dies
nicht, kann das Finanzamt von Liebhaberei ausgehen. Gewerbliche Einkünfte liegen
in diesem Fall nicht vor, allerdings können im Gegenzug auch keine Verluste einkom-
mensmindernd berücksichtigt werden.
Liegen gewerbliche Einkünfte vor, ist neben der Versteuerung über die Einkommen-
steuererklärung auch an die Abgabe der Gewerbesteuererklärung zu denken. Hier
gibt es für natürliche Personen und Personengesellschaften allerdings einen Freibe-
trag in Höhe von 24.500 Euro, bis zu dem keine Gewerbesteuer anfällt.“
Vorstellung der Geschäftsmodelle 28

4 Vorstellung der Geschäftsmodelle

Es wurden im Rahmen von Experteninterviews, der persönlichen Expertise der Auto-
ren und anhand einer Literaturrecherche eine Vielzahl von Geschäftsmodellen identi-
fiziert. Um eine logische und sinnvolle Auswahl, entsprechend den Vorgaben, zu tref-
fen, wurde eine Bewertungsmatrix abgeleitet. Diese Matrix dient im späteren Verlauf
zur Validierung der Ergebnisse.
 Einzelhaus

 V1: All-Electric Haus
  Eisspeicher
  Persönliches Elektrofahrzeug
 V2: DC-Inselnetz

 V3: 10x V2-Häuser mit DC-Straßenlaternen
 Siedlung

 V4: V3 + zentrales Mini-Windrad

 V5: V4 + zentrale Batterie
 Ausblick

 V6a: V5 + E-Auto Flotte

 V6b: V5 + Wasserstofferzeugung
 Innovationsgrad

 Abbildung 4-1: Vorstellung der Varianten

In den nachfolgenden Abschnitten 4.1-4.7 werden die Geschäftsmodelle und die Ele-
mente der Matrix in Abschnitt 4.8 vorgestellt.

4.1 All-Electric Haus

Diese Variante entspricht dem klassischen Aufbau, wie zurzeit Einfamilienhäuser er-
richtet und betrieben werden. Die Verkabelung entspricht ebenfalls dem aktuellen
Standard. Hier investiert der Hausbesitzer in eine Photovoltaik-Anlage und in ein Bat-
teriesystem. Ziel hierbei ist, einen möglichst großen Anteil des Eigenverbrauchs zu
decken und die Stromüberschüsse direkt an den Netzbetreiber zu verkaufen. Dafür
erhält der Hausbesitzer, der gleichzeitig der PV-Anlagenbetreiber ist, eine auf 20
Jahre festgesetzte Einspeisevergütung von aktuell 0,123 Euro. Es findet kein Handel
Vorstellung der Geschäftsmodelle 29

zwischen Nachbarn der Siedlung statt. Es wird empfohlen, dass der Hausbesitzer ei-
nen größeren Warmwassertank von 500 Litern anstatt der sonst üblichen 200 oder
300 Liter zu installiert.

 Abbildung 4-2: Schematische Darstellung des All-Electric-Hauses

Abbildung 4-3 stellt sowohl den Verbrauch wie auch die Erzeugung für einen Winter-
und Sommertag gegenüber. Durch diese Darstellung werden die massiven Unter-
schiede zwischen Sommer (hohe PV-Erzeugung und geringer Verbrauch) und Winter
(Geringe PV-Erzeugung und hoher Verbrauch) sichtbar. Im gesamten Jahr müssen
trotz Speicher ca. 4.900 kWh eingespeist werden. Diese Einspeisung findet vornehm-
lich, wie zu erwarten, im Sommer statt.
Vorstellung der Geschäftsmodelle 30

 Normales Haus Wintertag Normales Haus Sommertag
 7000,00
 5000

 6000,00 4500

 4000
 5000,00
 3500

 Leistung [W]
 3000
Leistung [W]

 4000,00
 2500
 Netzeinspeisung Netzeinspeisung
 3000,00 2000
 Netzbezug Netzbezug
 Verbrauch 1500
 2000,00
 Verbrauch
 1000

 1000,00
 500

 0

 00:00:00
 00:45:00
 01:30:00
 02:15:00
 03:00:00
 03:45:00
 04:30:00
 05:15:00
 06:00:00
 06:45:00
 07:30:00
 08:15:00
 09:00:00
 09:45:00
 10:30:00
 11:15:00
 12:00:00
 12:45:00
 13:30:00
 14:15:00
 15:00:00
 15:45:00
 16:30:00
 17:15:00
 18:00:00
 18:45:00
 19:30:00
 20:15:00
 21:00:00
 21:45:00
 22:30:00
 23:15:00
 0,00

 Zeit Zeit

 Energiebezug (kWh): 51,02 Energiebezug (kWh): 1,10
 Energieverbrauch (kWh): 71,32 Energieverbrauch(kWh): 21,88
 Autarkiegrad: 28% Autarkiegrad: 95%

 Szenario V1 Jahreswerte
 Energiebezug [kWh/a] 7.078,52
 Energieverbrauch [kWh/a] 12.548,69
 Einspeisung [kWh/a] 4.909,28

 Abbildung 4-3: Vergleich zwischen Winter und Sommer

Wie Abbildung 4-4 darstellt, kann durch die getroffenen Annahmen und exemplari-
schen Erzeugungs- und Verbrauchsdaten eine Ersparnis von über 2.000 Euro pro
Jahr realisiert werden.

 Kosten Erlös

  PV-Anlage inkl. Montage: 10.000 Euro  Eigenverbrauch: 6.000 kWh
  Batteriespeicher Li-Ion 9 kWh inkl.  Einspeisevergütung: 0,123 Euro/kWh
 Förderung: 9.000 Euro  Steuerrückerstattung: 300 Euro
  Größerer Warmwasserspeicher 200l   Staatliche Förderung Batterie: ca. 3.000
 500l: 700 Euro Euro
  Wartung/Reparatur/Versicherung:
 250 Euro/Jahr
  Strom aus öffentlichen Netz:
 0,295 Euro/kWh

 Ersparnis: ca. 2.127 Euro/Jahr

 Abbildung 4-4: Kosten- und Erlösgegenüberstellung

Tabelle 4-1 fasst die Vor- und Nachteile der Variante zusammen.
Vorstellung der Geschäftsmodelle 31

 Tabelle 4-1: Vor- und Nachteile der vorgestellten Variante

 Vorteile Nachteile

  Amortisationszeit < 10 Jahre  Hohe Investitionskosten
  Lebensdauer der PV-Anlage  Nur anfänglicher steuerlicher
 und Batteriesystem Vorteil
 wahrscheinlich > 10 Jahre  Hoher Stromzukauf
  Staatliche Batterieförderung  Winter/Sommer-Dilemma
  Kostengünstige kann nicht aufgebrochen
 Energiespeicherung durch werden
 größeren Warmwassertank

Aufgrund der identifizierten Nachteile, wird versucht in den weiteren Varianten zum
einen mehr Speichermöglichkeiten im Sommer zur Verfügung zu stellen und im Winter
eine andere Erzeugungsquelle als Photovoltaik zu identifizieren.

4.2 All-Electric-Haus mit internem DC-Netz

Das zuvor dargestellte Haus wird um ein Gleichstromnetz ergänzt. Bei dieser Variante
werden alle Verbraucher, die über Gleichstrom angeschlossen werden können, direkt
miteinander verbunden. Die PV-Anlage und das Batteriesystem sind die ersten Bau-
steine des DC-Netzes. Um weitere Geräte in der Zukunft anzuschliessen, wird emp-
fohlen, eine 5-adrige anstatt einer 3-adrige Verkabelung im Haus vorzunehmen. Des
Weiteren werden alle großen und schwer beweglichen Elektrogeräte, wenn geeignet,
ebenfalls an das DC-Netz angeschlossen. Abbildung 4-5 visualisiert eine entspre-
chende Verkabelung. So können häufige Transformationsschritte zwischen Wechsel-
und Gleichstrom gespart werden.
Der Hausnutzer kauft die Komplettanlage (PV+Batterie), ggf. abzüglich staatlicher
Förderung und muss entsprechende ausgewählte Endgeräte mit DC-Anschluss an-
schaffen. Dies kann über Bar-Kauf oder Finanzierung erfolgen. Die jeweiligen Förde-
Vorstellung der Geschäftsmodelle 32

rungen sind hier ebenfalls zu berücksichtigen. Ziel ist die maximale Deckung des Ei-
genverbrauchs, erst danach wird der überschüssige Strom ins öffentliche Netz einge-
speist. Es findet noch kein Handel zwischen Nachbarn statt.

 Abbildung 4-5: All-Electric-Haus mit internem DC-Netz

Abbildung 4-6 stellt die Kosten und den Erlös gegenüber. Es ist ersichtlich, dass zum
vorherigen Geschäftsmodell die Ersparnis nicht signifikant gestiegen ist.

 Kosten Erlös

  PV-Anlage inkl. Montage: 10.000 Euro  Eigenverbrauch: 6.000 kWh
  Batteriespeicher Li-Ion 9 kWh:  Einspeisevergütung: 0,123 Euro/kWh
 9.000 Euro  Steuerrückerstattung: 300 Euro
  SMA Wechselrichter: 2.200 Euro
  Wartung/Reparatur/Versicherung: 250
 Euro/Jahr
  Strom aus öffentlichen Netz:
 0,295 Euro/kWh

 Ersparnis: ca. 2.158 Euro/Jahr

 Abbildung 4-6: Kosten- und Erlösgegenüberstellung
Vorstellung der Geschäftsmodelle 33

Abbildung 4-7 zeigt den Zusammenhang zwischen Winter und Sommer. Hier ist, wie
zuvor auch, eine massive Unterversorgung im Winter zu erkennen. Im Sommer ist es
genau umgekehrt.
 DC-Inselhaus Sommertag
 Insel-Haus Wintertag
 5000
 7000
 4500

 6000 4000

 5000 3500
Leistung [W]

 3000
 4000

 Leistung [W]
 2500
 3000 Netzbezug Verbrauch
 2000 Bezug
 Verbrauch
 2000 Netzeinspeisung
 Netzeinspeisung 1500

 1000 1000

 0 500
 00:00:00
 00:45:00
 01:30:00
 02:15:00
 03:00:00
 03:45:00
 04:30:00
 05:15:00
 06:00:00
 06:45:00
 07:30:00
 08:15:00
 09:00:00
 09:45:00
 10:30:00
 11:15:00
 12:00:00
 12:45:00
 13:30:00
 14:15:00
 15:00:00
 15:45:00
 16:30:00
 17:15:00
 18:00:00
 18:45:00
 19:30:00
 20:15:00
 21:00:00
 21:45:00
 22:30:00
 23:15:00
 0

 00:00:00
 00:30:00
 01:00:00
 01:30:00
 02:00:00
 02:30:00
 03:00:00
 03:30:00
 04:00:00
 04:30:00
 05:00:00
 05:30:00
 06:00:00
 06:30:00
 07:00:00
 07:30:00
 08:00:00
 08:30:00
 09:00:00
 09:30:00
 10:00:00
 10:30:00
 11:00:00
 11:30:00
 12:00:00
 12:30:00
 13:00:00
 13:30:00
 14:00:00
 14:30:00
 15:00:00
 15:30:00
 16:00:00
 16:30:00
 17:00:00
 17:30:00
 18:00:00
 18:30:00
 19:00:00
 19:30:00
 20:00:00
 20:30:00
 21:00:00
 21:30:00
 22:00:00
 22:30:00
 23:00:00
 23:30:00
 Zeit [h] Zeit

 Energiebezug (kWh): 47,97 Energiebezug (kWh): 0,86
 Energieverbrauch (kWh): 67,75 Energieverbrauch (kWh): 20,78
 Autarkiegrad: 29% Autarkiegrad: 96%

 Szenario V2 Jahreswerte
 Energiebezug [kWh/a] 6.669,95
 Energieverbrauch [kWh/a] 11.921,25
 Einspeisung [kWh/a] 5.074,38

 Abbildung 4-7: Vergleich zwischen Winter und Sommer

Abbildung 4-8 stellt das 5-adrige Kabel dar, welches eine zukünftige Nutzung von
Gleichstrom im Haus ermöglicht. Die Kabelfarben „grau“ und „braun“ sind im Moment
durch die VDE anders klassifiziert.

 Abbildung 4-8: Kabelbelegung für eine 5-adrige Hausverteilung

 DC
Hier ist eine einfache Umwidmung nicht möglich.
Die entsprechenden Normen und Standards
müssen auf die neuen Herausforderungen in der
Verkabelung mit Gleichstrom angepasst werden.
Hier ist durchaus denkbar, dass die DC-
Kabelfarben eher rot, violett oder 2-farbige sind, Abbildung 4-9: Logo für Endgerät
 mit DC Potenzial
wie im Moment das Erdungskabel.
Das in Abbildung 4-9 dargestellte Logo könnte eine Möglichkeit sein, Geräte, die in
Zukunft gleichstromfähig sind, zu kennzeichnen. Durch dieses Logo wird die Kompa-
Vorstellung der Geschäftsmodelle 34

tibilität mit modernen DC-Häusern kenntlich gemacht. Insbesondere wären hier Ge-
räte des täglichen Lebens von Interesse, wie z.B. Fernseher mit entsprechendem Zu-
behör, Beleuchtung oder Küchengeräte.
 Tabelle 4-2: Vor- und Nachteile der vorgestellten Variante

 Vorteile Nachteile

  Amortisationszeit < 10 Jahre  Hohe Investitionskosten
  Lebensdauer der PV-Anlage  Nur anfänglicher steuerlicher
 und Batteriesystem Vorteil
 wahrscheinlich > 10 Jahre  Signifikanter Stromzukauf
  Staatliche Batterieförderung  Nur ausgewählte
  Effizienzgewinn von ca. 10% Elektrobetriebe qualifiziert
  Keine komplexe oder teure  Geringe Anzahl an DC-
 Steuerungstechnik notwendig Endgeräten
  Zukunftsfähig, wenn DC
 stärkere Verbreitung findet

Tabelle 4-2 stellt die Vor- und Nachteile der Variante 2 dar. Hier ist besonders zu
erwähnen, dass die Verkabelung meist nur von ausgewählten Fachbetrieben vorge-
nommen werden kann und dass die begrenzte Anzahl an DC-Endgerät dem Kunden
eine echte Auswahlmöglichkeit nicht ermöglicht.
Um eine Speicherlösung unter Einsatz von Eisspeichern umzusetzen, benötigt man
einen Wasserinhalt von 10 m³ für ein Einfamilienhaus. Der Energiegehalt dieses Eis-
speichers entspricht ca. 120l Heizöl und die dazugehörige Wärmepumpe kann Nenn-
Wärmeleistungen von 6-17,2 kW aufweisen. Der Kostenpunkt liegt bei rund 10.000
Euro 5. Die Eisspeicher-Lösung adressiert den Aspekt, dass ein Großteil der ver-
brauchten Energie im Wohnhaus, für die Raumbeheizung verwendet wird. Außerdem
ist der Effekt dieses Speichers über das gesamte Jahr hinweg zu betrachten, da die
saisonalen Wetterbedingungen hier direkt einen Einfluss auf die eingespeicherte und
ausgespeicherte Wärmemenge haben. Der Einsatz eines Eisspeichers wurde in die-
ser Geschäftsmodell-Variante jedoch nicht quantitativ analysiert und ist somit nicht in
den oben dargestellten Lastprofilen und Kosten enthalten.

5 Anwendung Vitofriocal Eisspeicher System von Viessmann, Kostenpunkt ca. 9600 € (Stand 2017)
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