Energiegemeinschaften als Bestandteil smarter und nachhaltiger Stadtquartiere

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Energiegemeinschaften als Bestandteil smarter und nachhaltiger Stadtquartiere
Energiegemeinschaften
als Bestandteil smarter und
nachhaltiger Stadtquartiere
Energiegemeinschaften als Bestandteil smarter und nachhaltiger Stadtquartiere
Energiegemeinschaften | Inhalt                                                           Energiegemeinschaften | Inhalt

Inhalt
        04         Key Findings                                                                           36
                                                         Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

       06         Einleitung, Hintergrund
                  und Methodik                                      Agenda für eine erfolgreiche          42
                                                                Umsetzung von Energiegemein-
                                                             schaften und Plusenergiequartieren
        14         Erfahrungen aus der Praxis

                  Die wichtigsten Ergebnisse                   Literatur- und Quellenverzeichnis          46
       22
                  der Untersuchung
                   Organisatorischer Rahmen
                   Smarte Energieversorgung
                   Infrastruktur (Anlagen & IT)                                      Impressum            47
                   Sozialwissenschaftliche Perspektive

2                                                                                                                         3
Energiegemeinschaften als Bestandteil smarter und nachhaltiger Stadtquartiere
Energiegemeinschaften | Key Findings                                                                                                                                                                         Energiegemeinschaften | Key Findings

                                       Smarte Energieversorgung
                                       Ziel ist es, lokal verfügbare erneuerbare Energien vor Ort zu er-                                                                         Organisatorischer Rahmen

Key Findings
                                       zeugen und zu verbrauchen.
                                                                                                                                                                                 Die Gründung und Teilnahme an einer Energiegemeinschaft ist so einfach
                                       Energiegemeinschaften tragen zur Effizienzsteigerung und Ver-                                                                             wie möglich zu gestalten.
                                       meidung von CO2-Emissionen bei.
                                                                                                                                                                                 Die Rechtsform soll frei wählbar sein (jedenfalls möglich: Verein, Genossen-
                                       Dezentrale Erzeugungsanlagen spielen eine zentrale Rolle                                                                                  schaft, GmbH).
                                       zur Gewährleistung einer flexiblen Versorgung sowie der Opti-
                                                                                                                                                                                 Die Verwaltung der Energiegemeinschaft soll zentral über einen Betreiber
                                       mierung des Eigenverbrauchs.
                                                                                                                                                                                 organisiert werden.
                                       Eine intelligente Vernetzung der Infrastrukturanlagen ist er-
                                                                                                                                                                                 Wesentlich für die Umsetzung ist ein zentraler Akteur / eine zentrale Ak-
                                       forderlich, um die Daten von unterschiedlichen AkteurInnen
                                                                                                                                                                                 teurin („Kümmerer“), der/die die Initiative übernimmt, potenzielle Teilneh-
                                       flexibel und nahezu in Echtzeit miteinander zu verknüpfen,
                                                                                                                                                                                 mende mobilisiert und Partner einbindet.
                                       damit der Energiebedarf aller VerbraucherInnen intelligent abge-
                                       schätzt und auf dieser Basis die Energieerzeugung und Bereit-                                                                             Für Erneuerbare Energiegemeinschaften ist eine gewisse Mindestanzahl an
                                       stellung dynamisch angepasst werden kann.                                                                                                 Teilnehmenden notwendig, um zu gewährleisten, dass dadurch keine finan-
                                                                                                                                                                                 ziellen Nachteile entstehen.
                                       Durch den Anschluss an ein öffentliches Netz können Bedarfs-
                                       spitzen ausgeglichen und Engpässe abgefedert werden, wodurch
                                       Energiegemeinschaften zur Netzstabilität beitragen und die
                                       Versorgungssicherheit vor Ort stärken können.
                                       Mögliche Energiedienstleistungen in der Gemeinschaft sind:
                                       Strom, Wärme und Elektromobilität bzw. als Gesamtpaket.
                                       Energiegemeinschaften können neue Tarif- und Geschäftsmo-
                                       delle entwickeln, wobei diese nicht gewinnorientiert, sondern
                                       gemeinwohlorientiert auszurichten sind.

                                            Infrastruktur (Anlagen & IT)
                                            Bei den Eigentumsverhältnissen werden unterschiedli-
                                            che Modelle verfolgt. In der Praxis hat sich gezeigt, dass
                                            sich die Energieinfrastruktur großteils im Besitz der Ge-
                                            bäudeeigentümerInnen befindet. Ein weiteres Mod-
                                            ell, in dem die Anlagen im Eigentum eines Contrac-
                                            tors oder Leasingunternehmers z.B. eines Energiever-
                                            sorgungsunternehmens (EVUs) verbleiben, verringert das
                                            wirtschaftliche Risiko für die Teilnehmenden.
                                            Die Möglichkeiten zur Durchführung der notwendigen In-         Motive für die Gründung von
                                            standhaltungsmaßnahmen (Service, Wartung) und auch
                                            der Energieabrechnung sind: organisationsintern oder Ver-      Renewable Energy Communities
                                            gabe an einen externen Dienstleister.                          Die Community-Gründung & Entwicklung erfolgt größtenteils ausgehend
                                                                                                           von Organisationen (Forschung, Wirtschaft), nicht durch Individuen.
                                            Digitale Applikationen/Web-Dashboards werden zur
                                            Visualisierung der Energieverbräuche und/oder zur Ver-         Die Motivationen für die Teilnahme sind unterschiedliche:
                                            wendung als Handelsplattform in der Energiegemeinschaft
                                                                                                           •    Umweltgründe
                                            gerne verwendet und von den Teilnehmenden positiv ange-
                                            nommen.                                                        •    Early-Adopter, First Mover, Interesse an Innovation
                                            Blockchain-basierter Stromhandel ist bei Peer-to-Peer          •    Kosten nicht entscheidend (solange kein Nachteil)
                                            Lösungen möglich.
                                                                                                           •    Energie/Community-Thematik als ‘nettes’ Zusatzfeature

                                                                                                           In der Analyse wurde eine eher traditionelle Kommunikationsstruk-
                                                                                                           tur festgestellt ausgehend vom Anbieter/Communityträger zum Kun-
                                                                                                           den / zur Kundin. Kommunikation unter den Teilnehmenden wurde
                                                                                                           weniger beobachtet.

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Energiegemeinschaften | Hintergrund und Methodik    Energiegemeinschaften | Hintergrund und Methodik

Einleitung,hintergrund
und methodik
                                                   Das zentrale Ziel der österreichischen Bundesregierung,
                                                   Österreich bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu machen,
                                                   erfordert de facto die vollständige Dekarbonisierung
                                                   des Energiesystems. Ein ambitionierter Meilenstein auf
                                                   diesem Weg ist die Umstellung der Stromversorgung
                                                   bis 2030 aus 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen
                                                   (bilanziell) [1].

                                                   Diese Studie gibt einen Überblick über den Stand des
                                                   Wissens und der Technik im Hinblick auf die Planung
                                                   und Umsetzung von innovativen (Stadt-)Quartieren im
                                                   europäischen Raum, die im Quartier gesamtheitliche
                                                   energieeffiziente Lösungen umsetzen. Diese Lösungen
                                                   sind beispielsweise Energiegemeinschaften, in denen
                                                   gemeinschaftlich und proaktiv erneuerbare Energie
                                                   produziert, verbraucht, gespeichert und innerhalb eines
                                                   lokalen Marktes untereinander verkauft wird. (Stadt-)
                                                   Quartiere, die mehr Energie lokal erzeugen, als sie ver-
                                                   brauchen, so genannte Plusenergiequartiere, gelten
                                                   ebenfalls als wichtiger Bestandteil zukünftiger Pla-
                                                   nungen, um einerseits lokale verfügbare Energieträger
                                                   bestmöglich zu verwerten und andererseits eine un-
                                                   abhängige Energieversorgung zu gewährleisten.

© Liviu C.
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Energiegemeinschaften | Hintergrund und Methodik                                                                                                                                            Energiegemeinschaften | Hintergrund und Methodik

Hintergrund                                                                                                                         Energiegemeinschaften ...                              Plusenergiequartiere

Die Europäische Union hat im Rahmen des Clean Energy                 In der EE-RL ist die Möglichkeit vorgesehen, „Erneuer-              ... revolutionieren den Energiemarkt: Die         Plusenergiequartiere sind Stadtquartiere, die in der
Package („Saubere Energie für alle Europäer“) die recht-             bare Energiegemeinschaften“ zu gründen. In der EB-                  neuen europäischen Richtlinien schaffen           Lage sind, ihren gesamten Energiebedarf aus erneuer-
liche Grundlage für die Gründung von Energiegemein-                  RL gibt es eine ähnliche Regelung für die Etablierung               einen Rahmen, in dem Teilnehmende proak-          baren Quellen zu decken und ihren BewohnerInnen ein
schaften geschaffen. Die darin beschlossene Richtlinie               von sogenannten „Bürgerenergiegemeinschaften“.                      tiv gemeinschaftlich (erneuerbare) Energie        Höchstmaß an Lebensqualität zu bieten. Ein möglichst
für den Ausbau erneuerbarer Energien (Erneuerbare                                                                                        produzieren, verbrauchen, speichern und           großer Teil der erneuerbaren Energie wird dabei im
Energie-Richtlinie: EE-RL (RL (EU) 2018/2001)) und                                                                                       verkaufen können.                                 Quartier selbst erzeugt. Durch Flexibilisierung des End-
die Richtlinie mit gemeinsamen Vorschriften für den                                                                                                                                        verbrauchs in Verbindung mit der Nutzung von Spei-
Elektrizitätsbinnenmarkt (Elektrizitätsbinnenmarkt-                                                                                                                                        chern und Synergieeffekten von Infrastrukturen wird
richtlinie: EB-RL (RL (EU)) 2019/944) sollen im Rahmen                                                                                   … tragen dazu bei, dass erneuerbare Ener-         diese überwiegend lokal genutzt. Die Ausschöpfung der
des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) umgesetzt                                                                                         gie regional erzeugt und direkt vor Ort ver-      Möglichkeiten der Digitalisierung sowie der Einsatz von
werden:                                                                                                                                  braucht werden.                                   Plusenergie-Gebäuden spielt bei der Entwicklung und
                                                                                                                                                                                           Umsetzung eine wesentliche Rolle. Plusenergiequar-
•   EB-RL bis zum 31. Dezember 2020                                                                                                                                                        tiere stellen eine wichtige Voraussetzung für CO2-neu-
•   EE-RL bis zum 30. Juni 2021                                                                                                          … fokussieren die Stärkung der lokalen und        trale Städte dar. [5]
                                                                                                                                         regionalen Wertschöpfung und unterstützen
                                                                                                                                         den Zugang zu einer freien, gemeinschaft-         Plusenergiequartiere [6]…
                               Erneuerbare Energiegemeinschaften                 Bürgerenergiegemeinschaften                             lichen Energieversorgung. Der von der Ener-
                                                                                                                                         giegemeinschaft erzeugte Strom kann über                    ... zielen auf eine positive Jahres-Energiebi-
Energieform                    100% Erneuerbare Energien                         ausschließlich Strom, schließen nicht-erneuer-          das öffentliche Netz unter den Teilnehmen-
                                                                                 bare Technologien per se nicht aus                                                                                  lanz.
                                                                                                                                         den verteilt werden. Dieses neue Instrument
                                                                                                                                         fördert die Transformation in Richtung eines
Lokalität                      räumliche Nähe zur Erneuerbaren-Produktion        keine Einschränkung                                     erneuerbaren klimaverträglichen Energie-                     ... nutzen erneuerbare Energie, Sektorkop-
                                                                                                                                         versorgungssystems.                                          plung und sind energieflexibel.
                               Natürliche Personen, lokale Behörden ein-
Anteilseigner und Mitglieder   schließlich Gemeinden, kleine und mittlere Un-    keine Einschränkung
                               ternehmen (KMU)                                                                                                                                                       ... sind netzverträglich, netzdienlich und
                                                                                                                                         … ermöglichen aktive Beteiligung und
                                                                                                                                                                                                     leisten einen essentiellen Beitrag für das er-
                                                                                                                                         Mitsprache der Bevölkerung bei Initiierung,
                               Anteilseigner oder Mitglieder in der Nähe der     Natürliche Personen, Gebietskörperschaften, ein-                                                                    neuerbare Energiesystem.
Entscheidungsträger
                                                                                                                                         Umsetzung und Betrieb von Projekten.
                               Projekte                                          schließlich Gemeinden und KMUs, die nicht primär
                                                                                 im Energiesektor tätig sind
                                                                                                                                                                                                     ... umfassen mehrere Gebäude und nutzen
                                                                                                                                         … ermöglichen neue Energiekonzepte und                      Synergien der Nutzungsmischungen.
                                                                                                                                         Geschäftsmodelle.

                                                                                                                                                                                                     ... streben nach höchster Gebäudequalität
                                                                                                                                         … zielen darauf ab, ökologische, wirtschaft-                im Neubau und Sanierung.
                                                                                                                                         liche oder gemeinschaftliche Vorteile für die
                                                                                                                                         Teilnehmenden sowie die Region zu schaffen
                                                                                                                                                                                                     ... erzielen einen hohen Eigennutzungsgrad
                                                                                                                                         und nicht darauf, betriebswirtschaftliche Ge-
                                                                                                                                                                                                     der vor Ort oder regional bereitgestellten
                                                                                                                                         winne zu erzielen.
                                                                                                                                                                                                     Energie.
                                                                                                                                                                           [2], [3], [4]
                                                                                                                                                                                                     ... verwenden nachhaltige Geschäftsmo-
                                                                                                                                                                                                     delle für Gebäude, Energieeffizienz und die
                                                                                                                                                                                                     Produktion von erneuerbarer Energie sowie
                                                                                                                                                                                                     deren Nutzung.
8                                                                                                                                                                                                                                                 9
Energiegemeinschaften | Hintergrund und Methodik                                                                                                          Energiegemeinschaften | Hintergrund und Methodik

                                                                                                                                                                 Clustering der Länder

Methodik I                                                                                                                                                            SE, 6                    AT, 5

                                                                                                                                 NO, 9               IT, 8
                                                                                                              DE, 12                                                                              DK, 2
                                                                                                                                                                                  FR, 2
In einem ersten Schritt wurden knapp 80 bestehende     oder online recherchiert werden konnten, wie zum
europäische Projekte im Themenfeld Energiegemein-      Beispiel Größe der Stadt und des Areals, Neubau oder
schaften und Plusenergiequartiere systematisch er-     Bestandssanierung, Stand der Umsetzung, Energie-
fasst. Um einen Überblick zu bekommen, erfolgte eine   konzept und innovative Aspekte (Energietechnologien,                                                                       BE, 1        RO, 1    HU, 1
Klassifizierung der Projekte anhand von ausgewählten   Prozesse, Geschäftsmodelle).
Kriterien, die in Projektdatenbanken hinterlegt sind
                                                                                                              CH, 9              FI, 8                NL, 6           ES, 5       EE, 1    GR, 1        IE, 1

                                                                                                                                                    Clustering des Projektstatus

                                                                                                              in Umsetzung, 28           in Planung, 19           umgesetzt, 19                NA, 12

                                                                                                                                               Clustering der räumlichen Lage

                                                                                                                                                                                   rural, 10

                                                                                                               urban, 59                                                           suburban, 9
© AIT
10                                                                                                                                                                                                              11
Energiegemeinschaften | Hintergrund und Methodik                                                                                                                             Energiegemeinschaften | Hintergrund und Methodik

Methodik II

Im zweiten Schritt wurden sieben bedeutende Pro-             gieversorgung, Infrastruktur & Anlagen, Community      Folgende Forschungsfragen wurden im Rahmen der In-
jekte für eine vertiefende Analyse ausgewählt und leit-      Management. Die Ergebnisse sind in den einzelnen Ab-   terviews behandelt.
fadengestützte ExpertInneninterviews mit Projekt-            schnitten der Studie zusammengefasst.
leiterInnen und ProjektmitarbeiterInnen zu folgenden                                                                •   Wer sind die zentralen AkteurInnen und was sind
Themenfeldern geführt: Organisation, Smarte Ener-                                                                       ihre Rollen im Aufbau und Unterhalt der Energiege-
                                                                                                                        meinschaften bzw. smarten (Stadt-)Quartiere?

                                                                                                                    •   Wie sind die Quartiere organisatorisch verankert
                                                                                                                        (Gründung, Organisationsform, Rechtsform)?

                                                                                                                    •   Welche technischen Mittel zur Umsetzung kom-
                                                                                                                        men zum Einsatz? (Anlagen- bzw. IT-Infrastruktur
                                                                                                                        wie Software, Plattform, PV-Anlagen, Speicher
                                                                                                                        etc.)

                                                                                                                    •   Welche Motivation steckt hinter der Beteiligung
                                                                                                                        der NutzerInnen an diesen Gemeinschaften? Und
                                                                                                                        wie funktionieren die Kooperationen soziopsycho-
                                                                                                                        logisch, ökonomisch, politisch, etc.?

                                                                                                                    •   Wie wichtig ist der Community-Gedanke und wie
                                                                                                                        intensiv wird er gefördert? Gibt es professionelle
                                                                                                                        Community-Managementmaßnahmen, wie wirken
                                                                                                                        sich diese aus und was sind die größten Heraus-
                                                 Amsterdam                                                              forderungen?

                                              Landshut                 Steyr                                        •   Welche Erfolgsfaktoren und Hindernisse lassen
                                       Huttwil                                                                          sich dabei identifizieren?
                                                                         Wien
                                                          Walenstadt

                Évora

© AIT
12                                                                                                                                                                                                                         13
Energiegemeinschaften | Erfahrungen aus der Praxis   Energiegemeinschaften | Erfahrungen aus der Praxis

Erfahrungen aus der
Praxis

© Szabo Viktor
14                                                                                                   15
Wien, Österreich
Projektlaufzeit: 2017 - offen

Die Urban Pioneers Community ist ein gemeinsames         eines der ersten Europas für Energiegemeinschaften.
Innovations- und Forschungsprojekt von Wien Energie,     Insgesamt nehmen etwa 100 Haushalte an diesem Pilot-     Die Umsetzung war mit einigen Hürden verbunden. So
dem größten regionalen Energieanbieter Österreichs,      projekt Teil von denen 48 einen Forschungs-Stromtarif    waren etwa Smart Meter derzeit noch nicht flächen-
und dem Immobilienentwickler Value One bzw. der Vi-      nutzen, während die anderen Testkunden Angebote,         deckend ausgerollt, die eine mit ihren Messungen eine
enna Contracting, deren Fokus auf Standortentwick-       wie beispielsweise Internet oder Telekommunikations-     grundlegende Voraussetzung moderner Stromtar-
lung, Geschäftsentwicklung und Marketing liegt. Weit-    dienstleistungen beziehen.                               if-Modelle darstellen. Auch schränken die bestehenden
ere Partner aus Forschung und Industrie spielen in der                                                            rechtlichen Rahmenbedingungen die Möglichkeiten für
Umsetzung spezialisiertere Rollen, insbesondere bei      Energie und Technik                                      innovative Entwicklungen oft ein, da das Projekt nicht
Forschung und der technischen Umsetzung.                 Im Projekt wurden verschiedene, experimentelle           mit den Freiheiten einer ‚Regulatory Sandbox‘ umge-
                                                         Stromtarife entwickelt und getestet. Dazu gehören        setzt werden konnte.
Der Standort ist das Viertel Zwei, ein Stadterweiter-    neben Tarifen, die von der Zeit der Nutzung oder dem
ungsgebiet im zweiten Wiener Gemeindebezirk in di-       Großmarktpreis abhängen, auch eine verbrauchsuna-        Dennoch war über die gesamte bisherige Laufzeit das
rekter Nachbarschaft zum Naherholungsgebiet Grüner       bhängige Flatrate sowie Tarife, die eine Nutzung von     Interesse und Engagement der teilnehmenden Pilot-
                                                                                                                                                                           Bewohnerin im Viertel Zwei
Prater und dem Campus der Wirtschaftsuniversität         Sonnenenergie ermöglichen. Dazu wurde eine lokale        kundInnen ungebrochen hoch. Das zeigt das laufende
                                                                                                                                                                           © Wien Energie/Hofer
Wien. Das Projekt wurde gleichzeitig mit dem Erstbe-     PV-Anlage in das Projekt eingebunden und deren Pro-      Feedback im Projekt ebenso wie die anhaltende Teil-
zug der neuen Wohnungen gestartet und war damit von      duktion anteilig auf alle KundInnen mit diesem Tarif     nahmebereitschaft für die regelmäßig stattfindenden
Anfang an ein Teil dieses Stadtquartiers.                aufgeteilt.                                              Workshops.

In diesem längerfristig angelegten Vorhaben liegt der    Um den Anteil der Eigennutzung des Sonnenstroms
Fokus von Anfang an auf einem innovativen Zugang, bei    zu erhöhen, wurde dieses Modell in einem Peer-to-
dem die Expertise von Fachleuten aus verschiedenen       Peer-Forschungsprojekt weiterentwickelt. Ein eigens
beteiligten Organisationen genauso berücksichtigt        entwickelter Algorithmus optimiert dabei die Energief-
wird, wie das Wissen und die Bedürfnisse der teilneh-    lüsse und sorgt dafür, dass ungenutzte Stromkontin-
menden ‚Pioneers‘. In dieser praxisnahen Arbeitsweise    gente innerhalb der Gemeinschaft gehandelt werden
werden neben dem Thema Energie auch andere Bere-         können. Dabei kommt auch ein im Viertel errichteter
iche, wie Mobilität und Smart Living bearbeitet und      Quartierspeicher zum Einsatz, der die Möglichkeiten
Geschäftsmodelle, Services und Produkte entwickelt.      der lokalen Nutzung des Solarstroms noch erweitert.
In dieser gesamtheitlichen Betrachtung ist das Projekt   Die vorgenommenen Transaktionen werden mittels
                                                         Blockchain-Technologie gespeichert, um diese trans-
                                                         parent und nachvollziehbar zu gestalten.

                                                         Umsetzung und Rahmenbedingungen
                                                         Für eine optimale Usability kommt ein eigenes User
                                                         Interface zum Einsatz. Dieses bildet die Schnittstelle
                                                         zwischen allen Beteiligten. Es ermöglicht den Nutze-
                                                         rInnen Zugriff auf die verschiedenen Angebote, wie
                                                         Veranstaltungen und das Bonuspunkteprogramm, In-
                                                         formationen und Verbrauchsdaten in Echtzeit, ist aber
                                                         gleichzeitig auch ein wichtiger Kommunikationskanal.
                                                         Die Plattform wird in Abstimmung mit den NutzerInnen
                                                         sowie den aktuellen Anforderungen im Projekt laufend
                                                         weiterentwickelt und um Funktionalitäten ergänzt.
Viertel Zwei PV Anlage                                                                                            Viertel Zwei Wohngebäude
© Wien Energie                                                                                                    © Wien Energie/Hofer
16                                                                                                                                                                                                      17
Energiegemeinschaften | Erfahrungen aus der Praxis                                                                                                                                        Energiegemeinschaften | Erfahrungen aus der Praxis

                                                                                                                                Walenstadt, Schweiz
Steyr, Österreich                                                                                                               Projektlaufzeit: 01.09.2017 - 31.03.2020
Projektlaufzeit: 01.04.2019 - 31.03.2022                                                                                        (Pilotbetrieb von Januar 2019 bis Februar 2020)

Das Demonstrationsprojekt „LEC Steyr - Entwicklung           entwickelt. Durch den Betrieb der Energiegemeinschaft              Im Quartier Schwemmiweg in Walenstadt haben sich         Haushalt wurden 1-3 „SmartPIs“ (Smart Meter) ver-
& Erprobung von Finanzierungs- und Geschäftsmo-              soll sichergestellt werden, dass für alle beteiligten Mit-         im Zuge des Forschungsprojektes „Quartierstrom“ 37       baut (ein Gerät zur Messung des Verbrauchs, bei Prosu-
dellen einer Local Energy Community in der Stadtge-          glieder ein wirtschaftlicher Vorteil resultiert.                   Parteien zu einem lokalen Strommarkt zusammenge-         menten ein weiteres für die PV-Produktion und ggf. ein
meinde Steyr” wird im Rahmen des Smart Cities Demo                                                                              schlossen. Lokal produzierter Solarstrom soll            drittes Gerät, wenn der Haushalt über eine Batterie ver-
Förderprogramms durch den Klima- und Energiefonds            Die Energiegemeinschaften sollen dazu beitragen, dass              nicht     mehr    dem      Stromversorgungsunterneh-     fügt). Diese Geräte messen Stromverbrauch und -pro-
gefördert. Das Projekt zielt darauf ab, Betreiber-, Finan-   der Ausbau der Erneuerbaren in Steyr vorangetrieben                men verkauft werden, sondern direkt im                   duktion und agieren als Schnittstelle zur Blockchain.
zierungs- und Geschäftsmodelle für den Betrieb einer         wird. Im Rahmen des Projektes ist es daher geplant,                Quartier, zu einem Preis, der von Angebot und            Über den SmartPI können die Haushalte miteinander
erneuerbaren Energiegemeinschaft in der Industrie-           mindestens 2.000 kWp an Photovoltaik in der Stadt zu               Nachfrage bestimmt wird. Der Handel wird automatisch     kommunizieren und Transaktionen ausführen. Im Pro-
stadt Steyr zu entwickeln und im Realbetrieb zu              errichten und mindestens zehn Mitglieder für die Ener-             über eine Blockchain abgewickelt. 28 Teilnehmende        jekt wird analysiert, welche Art von Blockchain sich für
demonstrieren. Das Konzept wird für drei Anwendungs-         giegemeinschaft zu lukrieren.                                      haben eine eigene Solarstromanlage, neun sind reine      einen lokalen Strommarkt eignet.
felder entwickelt und in weiterer Folge erprobt:                                                                                Konsumenten, darunter ein Alters- und Pflegeheim.
                                                             Die Bewertung der entwickelten Tarif- und Betriebs-                Über eine Web-Plattform können die teilnehmenden         Verhalten und NutzerInnenakzeptanz
•    Stadtgut Steyr: Industrie- und Gewerbepark              modelle für die erneuerbaren Energiegemeinschaften                 Haushalte ihre individuellen Kaufs- und Verkaufspreise   Neben den technischen Aspekten beschäftigt sich das
•    Kommunale Gebäude (Kindergarten, Senioren-              wird mittels techno-ökonomischer Simulationsmo-                    angeben: Betreiber von Solaranlagen bestimmen ihren      Projektteam u.a. mit sozialwissenschaftlichen Fra-
     heim)                                                   delle durchgeführt. Für den Realbetrieb wird ein Monitor-          minimalen Verkaufspreis, also zu welchen Bedingungen     gestellungen zum Verhalten der Mitglieder und deren
•    Private Haushalte                                       ing-Konzept entwickelt, welches ein begleitendes Mo-               sie den überschüssigen Solarstrom im Quartier abge-      Akzeptanz gegenüber dem innovativen Konzept:
                                                             nitoring des Betriebs der Energiegemeinschaften er-                ben wollen. Die Stromkonsumenten legen umgekehrt         Welche Bedürfnisse an einen lokalen Strommarkt ha-
In der Entwicklung spielt die Einbindung der potenziel-      möglichen wird. Das begleitende Monitoring soll die                den maximalen Einkaufspreis fest, also bis zu welchem    ben die BesitzerInnen von Photovoltaikanlagen, und
len zukünftigen Mitglieder der Energiegemeinschaft           technischen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf-                 Preis sie Strom aus dem Quartier beziehen wollen.        welche die StromkäuferInnen? Mit welchen Argument-
eine wesentliche Rolle, da sie die Energiegemeinschaft       zeigen (für NutzerInnen, Netz, Energiesystem etc.).                                                                         en lassen sich potenzielle Marktteilnehmende überzeu-
ausmachen und eine steuernde Funktion innehaben              Außerdem werden die verschiedenen Betriebsar-                      Das Projekt wird im Rahmen des Pilot-, Demonstra-        gen mitzumachen? Wie muss die Nutzeroberfläche der
werden. Ausgehend von den bekannten rechtlichen              ten und Zielgruppen (z. B. Gewerbe/Industrie, Ge-                  tions- und Leuchtturmprogramms vom Bundesamt für         Handelsplattform konzipiert sein? Wie intensiv setzen
Rahmenbedingungen werden die Bedürfnisse, An-                meinde, Haushalte) wissenschaftlich analysiert sowie               Energie BFE unterstützt und vom „Bits to Energy Lab      sich die Teilnehmenden mit den dargestellten Informa-
forderungen und Erwartungen der Stakeholder erar-            Verbesserungs- bzw. Adaptierungsmaßnahmen erar-                    ETH Zürich“ geleitet.                                    tionen auseinander?
beitet und gemeinsam mit ihnen ein oder mehrere              beitet.
geeignete/s Modell/e für eine Energiegemeinschaft                                                                               Blockchain und Technik                                   Markt und Preisgestaltung
                                                                                                                                Die Blockchain verbindet alle Teilnehmenden im loka-     Die Mitglieder haben durch den direkten Handel
                                                                                                                                len Strommarkt miteinander. In jedem teilnehmenden       über die Blockchain die Möglichkeit, die Preise inner-
                                                                                                                                                                                         halb des lokalen Marktes zu beeinflussen. Im Rahmen
                                                                                                                                                                                         des Forschungsprojekts wird analysiert, in welchem
                                                                                Schwerpunkte LEC Steyr
                                                                                                                                                                                         Ausmaß diese Einflussnahme sinnvoll ist und wie die
                                                                                                                                                                                         Preisfindung mittels Algorithmen gelöst werden kann.
                                                                     Open              Local Energy
                                                                                                                 rations-                                                                Rechtliches und Rahmenbedingungen
                                                                   Innovation          Communities       Demonst
                                                                                                            betrieb
                                                                                                                                                                                         Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen, die die
                                                                                                                                                                                         Gründung einer Energiegemeinschaft ermöglichen,
                                                                                                                                                                                         wird auch analysiert, wie die Marktverhältnisse ge-
                                                                                                                                                                                         staltet sein müssen, damit sowohl Teilnehmende als
                                                                                                                                                                                         auch externe Dienstleister einer Energiegemeinschaft
                                                                                                                                                                                         Vorteile daraus ziehen können. Dementsprechend
                                                              Co Creation             Betriebs- +         Testphase von Local                                                            werden Businesspläne erarbeitet und untersucht, unter
                                                              + Partizipation         Tarifmodelle        Energy Communities                                                             welchen Bedingungen lokale Strommärkte aufgebaut
Industrie- und Gewerbepark Stadtgut Steyr                    © eigene Darstellung nach [7]                                      Quartier Schwemmiweg © [8]                               und betrieben werden können.
© Maximilan Ehrengruber
18                                                                                                                                                                                                                                             19
Energiegemeinschaften | Erfahrungen aus der Praxis                                                                                                                                     Energiegemeinschaften | Erfahrungen aus der Praxis

Huttwil, Schweiz
Projektlaufzeit: Start 2016
                                                                                                                      landshut, Deutschland
(Baustart der Wohngebäude: Sommer/Herbst 2020)                                                                        Projektlaufzeit: 2010 - 2014

Im Quartier Hohlen in Huttwil soll das erste eigen-         Zur Deckung des Wärmebedarfs werden mit Hilfe             Im Forschungsvorhaben „+Eins“ (Plusenergiesiedlung              Zur Energieerzeugung wurden Photovoltaikanlagen auf
ständige Energiequartier der Schweiz entstehen. Das         von elektrischer Energie Wärmepumpen angetrie-            Ludmilla-Wohnpark Landshut), das vom Bundesmi-                  den Dächern des Wohnparks, ein Blockheizkraftwerk
Energiequartier wird als Eigenverbrauchsgemein-             ben. Ein erweiterbarer 112-kWh-Batteriespeicher           nisterium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert           (BHKW), Wärmepumpen und eine Brennwerttherme
schaft realisiert, die das Ziel verfolgt, den Strom- bzw.   sorgt dafür, dass ein möglichst hoher Anteil der selbst   wurde, entstand auf einer Industriebrache eine Wohn-            als Spitzenlastkessel eingesetzt. Als Wärmespeicher
Wärmebedarf durch die Eigenerzeugung im Quartier zu         produzierten Energie im Quartier verbraucht werden        siedlung (Ludmilla-Wohnpark-Landshut) mit mehr als              dient ein 10.000 Liter Wasser-Pufferspeicher. Der nicht
decken.                                                     kann und Bezugsspitzen aus dem Netz ausgeglichen          180 Wohneinheiten in Plusenergie-Bauweise. Dabei                im Wohnpark verbrauchte Strom aus den PV-Anlagen
                                                            werden. Außerdem wird ein E-Carsharing System             wurde das primäre Ziel verfolgt, neue Erkenntnisse über         und dem BHKW wird in das öffentliche Stromnetz ge-
Das Energiequartier Hohlen umfasst 7 Mehrfamilien-          etabliert, das den BewohnerInnen des Quartiers die        Plusenergiesiedlungen in der realen Umsetzung zu ge-            speist.
häuser mit 76 Eigentumswohnungen, 12 Einfamilien-           Nutzung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln            winnen und Aussagen zum effizienten Betrieb bzw. zum
häuser und 6 Doppeleinfamilienhäuser. Hierbei sollen        ermöglicht. Die noch benötigte bzw. überschüssige         NutzerInnenverhalten treffen zu können. Durch inten-            Im Rahmen des Projekts und den gewonnen Erkennt-
alle Gebäude im Quartier mittels Photovoltaikmodulen        Energie wird letztendlich über einen Anschluss der        sives Monitoring wurde festgestellt, dass die NutzerIn-         nissen hat sich gezeigt, dass eine positive Energiebi-
elektrische Energie erzeugen, welche mit Hilfe eines        Energiegemeinschaft an das öffentliche Netz bezogen       nen einen erheblichen Einfluss auf den Nutzenergiebe-           lanz für Siedlungen und Quartiere aus ökologischer,
elektrischen Netzes innerhalb der Energiegemeinschaft       bzw. abgegeben.                                           darf haben.                                                     ökonomischer und technischer Sicht nicht zwingend
verteilt und genutzt werden soll. 22 individuell auf                                                                                                                                  den einzig zielführenden Weg darstellt. Essentiell
die einzelnen Dachflächen ausgelegte Photovoltaik-                                                                                                                                    ist die Ermittlung von Eigenversorgungspotentialen
Systeme und dazu 580 Meter SOLEa-Balkongeländer                                                                                                                                       sowie die Abstimmung erforderlicher Maßnahmen in
produzieren jährlich 464.000 kWh Solarstrom.                                                                                                                                          einer frühen Projektphase. [10]

                                                                                                                      Energieverbund des Ludmilla-Wohnparks © Dr. Volker Stockinger

Energiequartier Hohlen © [9]                                                                                          Luftaufnahme © Ludmilla Wohnbau GmbH                            Lageplan © Ludmilla Wohnbau GmbH

20                                                                                                                                                                                                                                         21
Energiegemeinschaften | Erfahrungen aus der Praxis                                                                                                                                                Energiegemeinschaften | Erfahrungen aus der Praxis

Amsterdam,
Die Niederlande                                                                                                         Évora, Portugal
Projektlaufzeit: 01.11.2019 - 31.10.2024
                                                                                                                        Projektlaufzeit: 01.10.2019 - 30.09.2024

Amsterdam, die größte Stadt der Niederlande, setzt          Beteiligten, dass die beiden Baublöcke des Plusener-        Évora ist eine in der portugiesischen Region                            Energias de Portugal (EDP), Portugals größtes Ener-
im Rahmen des europäischen Smart City Lighthouse            giequartiers zu wenig TeilnehmerInnen für eine funk-        Alentejo gelegene Stadt mit rund 57.000 EinwohnerIn-                    gieversorgungsunternehmen, sowie die Stadt Évora.
Projekts ATELIER ein Plusenergiequartier und eine           tionsfähige Erneuerbare Energiegemeinschaft auf-            nen, deren historisches Zentrum zum Weltkulturerbe                      Außerdem sind verschiedene lokale Industriepartner
Erneuerbare Energiegemeinschaft im Norden des               weisen. Derzeit wird diskutiert, ob die Erneuerbare En-     gehört. Die Stadt arbeitet seit vielen Jahren an inno-                  in das Projekt eingebunden. Am Ende des Projekts soll
Stadtgebiets um. Dieses umfasst zwei Baublöcke mit          ergiegemeinschaft auf der Stadtteil- oder einer anderen     vativen Energielösungen und war der erste Smart Grid                    ein tragfähiges Geschäftsmodell für Plusenergiequar-
insgesamt 22.000m² Geschossfläche. Die Baublöcke            großräumigen Ebenen organisiert wird. Auch die zu-          Demonstrator auf der iberischen Halbinsel. Die Stadt                    tiere vorliegen. Aus Verteilnetzbetreibersicht können
sollen zwischen den Jahren 2020 und 2022 realisiert         künftige Rechtsform ist noch unklar. Da es in den Nied-     ist Partner im europäischen Smart City Lighthouse Pro-                  durch die neu geschaffene Flexibilität beim zukünftigen
werden.                                                     erlanden noch keine Rechtsgrundlage gibt, wird derzeit      jekt POCITYF und entwickelt im Rahmen dieses Pro-                       Netzausbau Kosten vermieden werden. Aus Energie-
                                                            eine Sonderregulierungszone geplant, die den Handel         jekts drei Plusenergiequartiere. Darüber hinaus ist der                 dienstleistersicht wird eine Optimierung des Portfoli-
Wesentliche Komponenten des Plusenergiequar-                von Energie zwischen den verschiedenen Beteiligten          Aufbau einer Erneuerbaren Energiegemeinschaft in                        os ermöglicht. Kosten lassen sich dadurch einsparen,
tiers sind sehr ambitionierte Energiestandards, ge-         ermöglichen soll. Vorschläge für die Ausgestaltung der      Vorbereitung. Die drei geplanten Plusenergiequartiere                   dass der Zukauf von Energie bei Lastspitzen vermieden
bäudeintegrierte PV-Anlagen, Batteriespeichersy-            Erneuerbaren Energiegemeinschaft sollen im Rahmen           weisen unterschiedliche Strukturen auf:                                 werden kann. Die gesammelten Daten auf der digitalen
steme, Wärmegewinnung aus Abwasser und Elektro-             des Smart City Lighthouse Projekts ATELIER erarbeitet                                                                               Plattform sollen es erleichtern, Ausschreibungen für
mobilität. Derzeit wird geprüft, ob zusätzlich Klein-       werden.                                                     •   Das Stadtzentrum, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.             bestimmte Anlagen wie z.B. die oben erwähnte Frei-
                                                                                                                        •   Valverde ist ein kleines Dorf auf dem Land: etwa 450 EinwohnerIn-
windkraftanlagen realisiert werden können.                                                                                                                                                      flächensolaranlage vorzubereiten und InvestoreInnen
                                                                                                                            nen und 200 Gebäude, die alle an das öffentliche Stromnetz ange-
                                                            Die Infrastruktur für die Erzeugung und Speicherung von         schlossen sind.                                                     zu gewinnen.
Die Energiedienstleistungen der Erneuerbaren Ener-          erneuerbarer Energie wird sich nach gegenwärtigemWis-       •   Industrie- und Gewerbegebiet: ausgestattet mit den mo-
giegemeinschaft sollen die Bereitstellung von Strom         senstand im Eigentum der GebäudeeigentümerInnen                 dernsten IKT-Infrastrukturen (z.B. Datenzentren) mit einer          In Portugal gibt es bereits eine Rechtsgrundlage für Er-
und Wärme, Energiemanagement, Energiespeicherung            befinden. Für das Energiemanagement wird es eine di-            Fläche von 8.900 m² (Science- und Technology Park als Demo-         neuerbare Energiegemeinschaften, allerdings sind nach
                                                                                                                            Gebäude); und ein Gewerbegebiet mit 3.833m²
und Elektromobilität umfassen.                              gitale Plattform geben, die von verschiedenen lokalen                                                                               Aussage von EDP noch manche für die Umsetzung re-
                                                            IT-Firmen entwickelt wird. Für den Energiehandel soll       Die Energieerzeugung beruht auf mehreren Photo-                         levante Fragen offen, weshalb die Rechtsform
Das Projekt wurde von der Stadt Amsterdam initiiert,        auch die Blockchain-Technologie zum Einsatz kommen.         voltaik-Anlagen unterschiedlicher Größe. Eine Frei-                     und die mögichen Beteiligten erst im Rahmen
die in diesem Projekt beispielhaft demonstrieren will,      Das künftige Geschäftsmodell soll ebenfalls im Rahmen       flächensolaranlage mit einer Kapazität von 5MW soll                     des     laufenden     Projekts     bestimmt    werden.
wie ambitionierte städtische Klimaschutzziele erre-         des Projekts entwickelt werden. Derzeit agiert das Pro-     auf einem stadtnahgelegenen öffentlichen Grundstück                     Bereits klar ist, dass die Infrastrukturen unter-
icht werden können. Die Einbindung eines Energiever-        jekt gemeinwohl- und nicht gewinnorientiert.                errichtet und Teil einer virtuellen Energiegemein-                      schiedlichen EigentümerInnen gehören werden.
sorgungsunternehmens und ggf. eines Netzbetreibers                                                                      schaft werden. Die BewohnerInnen Évoras werden die                      Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Umset-
soll im Laufe des Projekts erfolgen.                        Amsterdam-Nord ist ein Stadtteil mit einer wohlhaben-       Möglichkeit haben, Anteile an der Freiflächensolaran-                   zung der Plusenergiequartiere sehr herausfordernd ist,
                                                            den und gut ausgebildeten Bewohnerschaft. Dies er-          lage zu erwerben. Darüber hinaus sollen verschiedene                    weil neben technischen und ökonomischen Themen
Das Plusenergiequartier soll Teil einer Erneuerbaren        leichtert es aus Sicht der Projektleitung, die Bewohner-    gebäudeintegrierte Solaranlagen errichtet werden                        auch Fragestellungen der Energiemarktregulierung,
Energiegemeinschaft werden, wobei derzeit nicht klar        Innen aktiv in das Projekt einzubinden. Diese frühzeitige   sowie Batteriespeicher und mehrere Ladestationen für                    der Interoperabilität und des Denkmalschutzes gelöst
ist, wie diese genau abgegrenzt werden soll. Klar ist den   Einbindung wird als Grundvoraussetzung für den Pro-         Elektrofahrzeuge, die auch bidirektionales Laden er-                    werden müssen. Die frühzeitige Einbindung aller re-
                                                            jekterfolg angesehen.                                       möglichen. Ziel des Projektes ist es, den Energiehandel                 levantenAkteurInnen sind aus Sicht von EDP erforderlich,
                                                                                                                        (Peer-to-Peer) zwischen den beteiligten Haushalten,                     um Erneuerbare Energiegemeinschaften und Plusener-
                                                                                                                        GebäudeeigentümerInnen und Unternehmen er-                              giequartiere erfolgreich zu realisieren.
                                                                                                                        möglichen und zu erreichen, dass die drei Plusener-
                                                                                                                        giequartiere über das Jahr betrachtet im Durchschnitt
                                                                                                                        mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen. Zentral-
                                                                                                                        er Bestandteil ist daher die Entwicklung einer digi-
                                                                                                                        talen Energiehandelsplattform, um mithilfe eines to-
                                                                                                                        ken-basierten Anreizsystems zur aktiven Beteiligung
                                                                                                                        am Energiehandel zu motivieren. Haushalte, die sich
                                                                                                                        besonders intensiv beteiligen, werden Preise gewin-
Plusenergiequartier Amsterdam © www.smartcity-atelier.eu                                                                                                                                        Panorama von Evora © www.wikipedia.org
                                                                                                                        nen können. Die treibende Kraft hinter dem Projekt ist
22                                                                                                                                                                                                                                                    23
Energiegemeinschaften | Ergebnisse                       Energiegemeinschaften | Ergebnisse

Die wichtigsten
Ergebnisse der
Untersuchung                         In diesem Kapitel werden die wichtigsten Ergebnisse
                                     aus den Fallstudien überblicksartig zusammengefasst.
                                     Es gliedert sich in die Punkte:
                                     •   Organisatorischer Rahmen
                                     •   Smarte Energieversorgung
                                     •   Infrastruktur
                                     •   Sozialwissenschaftliche Perspektive

© Diego PH
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Energiegemeinschaften | Ergebnisse                                                                                                                                                          Energiegemeinschaften | Ergebnisse

Organisatorischer
Rahmen für Erneuerbare
Energiegemeinschaften

Die Umsetzung einer Energiegemeinschaft erfordert       Gründung                                                 Rechtsform                                                Letztendlich wird die Rechtsform von der innerstaat-
umfangreiche Vorarbeiten und bedarf einer langfristi-   Damit eine koordinierte Vorgehensweise gewährleistet     Erneuerbare Energiegemeinschaften können unter-           lichen Umsetzung der europäischen bzw. nationalen
gen Planung. Neben der Definition der Ziele bzw. der    werden kann, braucht es einen „Kümmerer“, der von        schiedliche Rechtsformen haben. Sie können beispiels-     Richtlinien abhängen bzw. von den jeweiligen loka-
Art der Energiegemeinschaft (Erneuerbare Energiege-     Beginn an involviert ist, die Schritte koordiniert und   weise als Verein, als Genossenschaft oder als GmbH or-    len Bedürfnissen, Haftungsfragen sowie Rechten und
meinschaft, Bürgerenergiegemeinschaft) ist ein erster   mögliche Teilnehmende aktiv mobilisiert.                 ganisiert sein.                                           Pflichten der Teilnehmenden. Insbesondere sollten sich
wichtiger Meilenstein die Mobilisierung der Teilneh-                                                                                                                       Energiegemeinschaften als Verein oder Genossenschaft
menden und Klärung deren Konstellation (Produzent-                                                               Die organisatorischen Ausgestaltungen von Ener-           organisieren können, aber auch als GmbH.
en, Konsumenten, Prosumer). Darauf aufbauend folgt         Gemeinsamkeit aller Projekte:                         giegemeinschaften können aufgrund unterschiedlicher
die Wahl bzw. Gründung einer geeigneten Rechtsform         innovative Kümmerer wie z.B.                          Rechtsformen, Zusammensetzung der Mitglieder und          Verwaltung und mögliche Mitglieder
und die Vertragserstellung zwischen den Teilnehmen-                                                              damit einhergehenden wirtschaftlichen Auswirkungen        An einer Energiegemeinschaft können natürliche Per-
den.                                                       •   (Forschungs-)ProjektleiterIn                      sehr unterschiedlich sein.                                sonen, lokale Behörden einschließlich Gemeinden oder
                                                           •   Bauträger                                                                                                   KMU teilnehmen. Die Teilnahme ist offen und basiert
                                                           •   städtische Verwaltung                             In der Schweiz gibt es ebenfalls die Möglichkeit selbst   auf freiwilliger Beteiligung. Innerhalb einer Energiege-
                                                           •   BürgerInnen                                       produzierten Strom lokal zu verbrauchen über einen        meinschaft sollen die Mitglieder über einen Betreiber
                                                           •   EVUs                                              vertraglichen Zusammenschluss mehrerer Endver-            verwaltet werden.
                                                                                                                 braucher, den sog. „Zusammenschluss zum Eigenver-
                                                        Damit InitiatorInnen und Teilnehmende vor Gründung       brauch (ZEV)“.                                            Energiegemeinschaften sind nach dem Grundsatz der
                                                        einer Energiegemeinschaft nicht durch einen hohen                                                                  Gemeinnützigkeit ausgelegt, ihr Ziel besteht darin,
                                                                                                                 Mit den ab 1.1.2018 gültigen Regelungen im Energiege-     ihren Mitgliedern ökologische, wirtschaftliche oder so-
                                                        bürokratischen Aufwand abgeschreckt werden, sollten
                                                                                                                 setz (EnG) bzw. der Energieverordnung (EnV), Art. 16      zialgemeinschaftliche Vorteile zu bringen [13].
                                                        die Gründung sowie die Teilnahme an einer Energiege-
                                                                                                                 ff. EnG und Art. 14 ff. EnV wurde das neue Instrument
                                                        meinschaft so einfach wie möglich gestaltet und kom-
                                                                                                                 eingeführt, durch das der gemeinsame Eigenverbrauch       EVUs können für Energiegemeinschaften als Dienst-
                                                        plexe Einstiegshürden vermieden werden.
                                                                                                                 von Solarstrom explizit geregelt wird [11]. Damit wird    leister tätig werden, indem sie beispielsweise im
                                                                                                                 ermöglicht, dass sich nicht nur Mehrfamilienhäuser,       Gründungsprozess unterstützen, Systeme zur Visual-
                                                        Die praktische Umsetzung eines als Forschungsvor-
                                                                                                                 sondern auch mehrere aneinandergrenzende Grund-           isierung von Energieverbräuchen entwickeln, PV-An-
                                                        haben gestarteten Projektes wurde bei einigen Pra-
                                                                                                                 stücke zusammenschließen und gegenüber dem En-            lagen-Konzepte aufsetzen und die Infrastruktur instal-
                                                        xis-Beispielen als besondere Herausforderung her-
                                                                                                                 ergieversorgungsunternehmen als ein einziger Kunde/       lieren oder die Abrechnungsprozesse übernehmen. Als
                                                        vorgehoben, da es speziell bei der Umsetzung in eine
                                                                                                                 Endverbraucher auftreten können. Für die Gründung         Abnehmer von Überschussstrom, der nicht innerhalb
                                                        wirtschaftlich verwertbare Gemeinschaft engagierte
                                                                                                                 eines ZEV muss die Solarproduktion der PV-Anlage          der Gemeinschaft verbraucht werden kann, spielen
                                                        AkteurInnen braucht, die die Initiative übernehmen,
                                                                                                                 mind. 10% der maximalen Netzanschlusskapazität            EVUs ebenfalls eine große Rolle.
                                                        um ein langwährendes Bestehen der Gemeinschaft zu
                                                                                                                 betragen. Wenn die EVG mehr als 100.000 Kilowatt-
                                                        gewährleisten.
                                                                                                                 stunden pro Jahr verbraucht, kann die Gemeinschaft
                                                                                                                 den Reststrom am freien Strommarkt einkaufen.
                                                                                                                 So profitieren MieterInnen sowohl beim Solarstrom
                                                                                                                 als auch beim Strom aus dem Netz von günstigen
                                                                                                                 Preisen. In Gesetz und Verordnung wird die Wahl der
                                                                                                                 Rechtsform für den ZEV offengelassen. Am häufig-
                                                                                                                 sten ist jedoch die „einfache Gesellschaft“ verbrei-
                                                                                                                 tet [12]. Im Leitfaden Eigenverbrauch [11] wird für den
                                                                                                                 Zusammenschluss von GrundeigentümerInnen die
                                                                                                                 Lösung über einen Dienstbarkeitsvertrag mit entspre-
                                                                                                                 chendem Reglement und für den Zusammenschluss
                                                                                                                 von GrundeigentümerInnen und MieterInnen eine miet-
                                                                                                                 vertragliche Lösung vorgeschlagen.
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Energiegemeinschaften | Ergebnisse                                                                                                                                                                Energiegemeinschaften | Ergebnisse

Smarte Energiever-
sorgung für Erneuerbare
Energiegemeinschaften

Zukunftsträchtige Energiekonzepte verfolgen das Ziel,     Energieinfrastruktur                                      Energiedienstleistungen                                      Flexibilisierung durch Lastmanagement
lokal Energie zu erzeugen und zu verbrauchen, um die      Als Energieerzeugungssysteme der Energiegemein-           Als Hauptservice für jedes Mitglied einer Energiege-         Der Einsatz von Lastausgleichsspeichern in Form von
Effizienz zu erhöhen und Abhängigkeiten von fossilen      schaften werden bei den betrachteten Beispielen aus       meinschaft gilt der Energieaustausch bzw. Peer-to-           Akkumulatoren beziehungsweise die Ein- und Aus-
Brennstoffen aus externen Quellen zu minimieren und       der Praxis hauptsächlich dezentrale Photovoltaikanla-     Peer Handel von Strom, was z.B. über einen Energie-          schaltung von Verbrauchern (Demand Side Manage-
somit CO2-Emissionen zu vermeiden. Die Eigenver-          gen zur Gewinnung von Strom, welcher innerhalb der        contractor oder über den direkten aktiven Handel der         ment) ist Teil des Lastmanagements der untersuchten
sorgung von Quartieren aus lokal verfügbaren Ener-        Energiegemeinschaft verteilt und gehandelt wird, ver-     Teilnehmenden untereinander erfolgen kann. Außer-            Energiequartiere. Das Ziel des Lastmanagements sind
gieressourcen kann aber in der Regel nicht aus-           wendet. PV-Anlagen haben den großen Vorteil, dass die     dem gibt es Energiequartiere, in denen im Sinne eines        tiefe elektrische Monatsspitzen und niedrige netz-
schließlich durch mit auf Dächern installierten So-       Sonne als Energiequelle keine Kosten verursacht und       „Gesamtpakets“ den Mitgliedern zusätzlich Wärme und          seitige Energiekosten. Als Beispiel des Demand Side
laranlagen gewährleistet werden. Zusätzliche Ener-        während ihres Betriebs keine Treibhausgase, kein Lärm     Kälte durch den Contractor angeboten und verrechnet          Managements können Wärmepumpen, die zur Deckung
giequellen und eine intelligente Vernetzung der An-       und keine Schadstoffe emittiert werden. Der Haupt-        wird. Eine weitere Möglichkeit, die zur Erhöhung des         des Wärmebedarfs vom Contractor installiert wurden,
lagen sind erforderlich, um den Bedarf auch in Zeiten     nachteil dieser Art des Systems ist die Volatilität der   Energieeigenverbrauchs beiträgt, ist die Einbindung          in gestaffelter Reihenfolge eingesetzt werden. Die
geringer Produktion in der Nacht oder bei schlechtem      Energiequelle an bewölkten Tagen sowie in der Nacht,      von E-Mobilitätskonzepten im Quartier/in der Gemein-         Staffelung des Einsatzes der Wärmepumpen verringert
Wetter abzudecken. Dezentrale Erzeugungsanlagen           was dazu führt, dass sich die Zeiten hoher Energie-       schaft in Form von Elektroautos, die im Zuge eines Car-      durch das nicht gleichzeitige Auftreten der elektrischen
spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. Durch die Er-     nachfrage nicht mit jenen decken, an denen viel Energie   Sharing-Systems miteinander genutzt werden können            Anlaufspitzen die Belastung des elektrischen Netzes.
richtung zusammenhängender kleiner und mittlerer          produziert wird. Aus diesem Grund ist bei der Nutzung     und zumeist im Eigentum des Contractors sind.                Als weitere Flexibilität des Demand Side Managements
Erzeugungsanlagen sowie Speichersysteme kann eine         einer PV-Anlage ein Anschluss einer Energiegemein-                                                                     werden in Energiequartieren E-Ladestationen je nach
flexible Versorgung gewährleistet und der Eigenver-       schaft beziehungsweise eines Quartiers an das öffent-     Beim europäischen „Smart City Lighthouse“-Pro-               Netzzustand ein- beziehungsweise ausgeschalten.
brauch optimiert werden.                                  liche Stromnetz notwendig, was auch in den meisten        jekt in Évora wird im Zuge des Projekts POCITYF das          Bei einem Energiequartier mit unterschiedlichen
                                                          untersuchten Beispielen realisiert wurde. Zur Erhöhung    Modell Vehicle-to-Grid getestet. Vehicle-to-Grid er-         Nutzungsstrukturen (Haushalte, Industrie, Gew-
Durch die Unterstützung des jeweils regionalen En-        des Eigenverbrauchsanteils eines Quartiers können         möglicht, dass ein Elektroauto als elektrischer Speicher     erbe, etc.) ist es möglich, dass Flexibilitäten beim
ergieversorgungsunternehmens an ein öffentliches          Lastausgleichspeicher in Form von beispielsweise Ak-      dient, der bei Engpässen im Stromnetz als Einspeiser         Lastmanagement bei Bereitschaft bei Industrien bezie-
Netz, um Bedarfsspitzen auszugleichen und Eng-            kumulatoren oder andere nicht volatile Erzeugungssys-     dient. Hierzu wird in Évora eine intelligente E-Lade-        hungsweise Gewerbebetrieben abrufbar sind. Diese
pässe abzufedern, können Energiegemeinschaften            teme, wie zum Beispiel ein Blockheizkraftwerk (BHKW),     station installiert, die im Ladezustand die elektrischen     Flexibilisierung kann beispielsweise im Industriesektor
zur Netzstabilität beitragen und die Energiesicher-       eingesetzt werden. Die Energieverbrauchsmessung           Fahrzeuge mit Strom aus PV- Anlagen versorgt und bi-         bei einem Überschuss an elektrischer Energie im Netz
heit vor Ort stärken. Die notwendigen Investitionen für   beziehungsweise die Messung der Energieerzeugung          direktional, je nach Netzzustand, E-Autos mit Strom          zu einer höheren Produktion führen.
weitere Anlagen zum Aufbau eines smarten Energiever-      wird in allen untersuchten Beispielen über Smart Me-      auflädt oder den Strom aus den Fahrzeugen in das elek-
sorgungssystems können in einer Energiegemeinschaft       ter realisiert. Zur Deckung des Wärmebedarfs werden       trische Netz speist. Dies stellt auch einen Teil des Last-
auf die Teilnehmenden aufgeteilt werden.                  oftmals strombetriebene Anlagen wie Wärmepumpen           managements dar, da Leistungsspitzen im elektrischen
                                                          eingesetzt. Dies hat den Vorteil, dass bei einem Über-    Netz dadurch verringert werden. Über eine Energiema-
                                                          schuss an elektrischem Strom im lokalen Netz die elek-    nagement-Plattform wird die Steuerung der E-Ladesta-
                                                          trische Energie genutzt werden kann und somit der         tion durchgeführt [14].
                                                          Eigenverbrauchsanteil steigt.

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Energiegemeinschaften | Ergebnisse                                                                                                                                       Energiegemeinschaften | Ergebnisse

Tarif- und Geschäftsmodelle
Das Binnenverhältnis der erneuerbaren Energiege-
meinschaft (betrifft auch die Tarif- und Geschäftsmo-
delle) kann in den untersuchten Beispielen weitgehend
frei gestaltet werden. Die Gemeinsamkeit aller unter-
suchten Energiegemeinschaften ist, dass die Tarif- und

                                                                                                                                                                                                        }

                                                                                                                                                                                                            Einspraung Mitglieder
Geschäftsmodelle nicht gewinnorientiert, sondern ge-
meinwohlorientiert gestaltet sind. Ziel ist es, die Strom-
tarife innerhalb eines Energiequartiers geringer als den

                                                                                     Energie + Grundgebühr
Markttarif des lokalen Energieversorgungsunterneh-
mens zu gestalten.

                                                                                                                                           Spielraum e-Ge Arbeitspreis
Einer der untersuchten Erneuerbaren Energiegemein-
schaften verfolgt den Delta-Tarif-Ansatz [15]. Die
Mitglieder bekommen den Strom aus der Energiege-
meinschaft um einen gewissen Betrag (Delta-Tarif)

                                                                                                                                                                                    E-Ge Arbeitspreis
günstiger als von ihrem regulär bestehenden Energie-
lieferanten. Dieser Energietarif enthält, wie der
Benchmark-Tarif des lokalen Energieversorgungs-

                                                                                                             0 - 12,87 cent/kWh
unternehmens, Netzgebühren, Abgaben und Steuern.

                                                             23,4 cent/kWh
Wenn die Mitglieder als Energieerzeuger agieren, er-
halten diese einen Stromtarif, der um einen gewissen

                                                                                    Netz
Betrag (Delta-Tarif) höher ist als der Tarif des regulären
Abnehmers ihres Überschusses. Die Energiegemein-
schaft generiert Einnahmen durch den Verkauf der Ener-
gie an die Mitglieder. Bei Abnahme eines Überschusses
von Mitgliedern, sind die Kosten dafür den Einnahmen

                                                                                                                                                                                    Netz
                                                                                                                                          Netz
gegenüberzustellen. In der folgenden Abbildung ist das
Tarifmodell im Vergleich zum Benchmark-Tarif des En-

                                                                                     Steuern und Abgaben
ergieversorgungsunternehmens dargestellt.

                                                                                                                                        Steuern und

                                                                                                                                                                                  Steuern und
                                                                                                                                        Abgaben

                                                                                                                                                                                  Abgaben
                                                                              Bedarfstarif inkl.                                  Möglichkeiten der                      Delta-Tarif = 4 cent/kWh
                                                                             aller Fixkosten etc.                                 Tarifgestaltung in
                                                                              bezogen auf den                                         einer e-Ge
                                                                                  Verbrauch
                                                                                                                                                                                        © eigene Darstellung nach [13]
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Energiegemeinschaften | Ergebnisse                                                                                                                                                      Energiegemeinschaften | Ergebnisse

Ein weiteres Tarifmodell ist das Contracting. Der Con-             Bei einem weiteren Tarifmodell (Bottom-up-Netztarif)     Kritische Größe
tractor einer Energiegemeinschaft bietet den Mit-                  der Energiequartiere zahlen die Prosumer als Teilneh-    Wie im Fallbeispiel Amsterdam erwähnt, scheint es
gliedern die Dienstleistungen Strom und Wärme als                  mende der Energiegemeinschaft einen ermäßigten           für Erneuerbare Energiegemeinschaften eine kritische
Gesamtpaket an und verrechnet einen Gesamtpreis je                 Tarif für die Netznutzung, wenn der erzeugte Strom       Mindestgröße zu geben. Hierauf deutet auch eine wis-
nach Energieverbrauch und Zusatzverträgen, wo unter                an andere Teilnehmende verkauft wird, die sich auf der   senschaftliche Studie hin:
anderem zusätzliche Dienstleistungen wie E-Mobilität               gleichen Netz-Spannungsebene befinden. Bei diesem
verrechnet werden. In der Abbildung unten sind die Be-             Tarifmodell konnte der minimale Verkaufspreis und der    Ein bereits in Simulationen untersuchtes Beispiel stellt
standteile des Contracting-Modells dargestellt.                    maximale Einkaufspreis von den Teilnehmenden selbst      eine erneuerbare Energiegemeinschaft, die als Verein
                                                                   festgelegt werden. Aus dem Mittelwert dieser Preise      gegründet ist, dar. Dabei wurden laufende Kosten für
Das Preismodell Contracting setzt sich aus Fixkosten und           ergibt sich der tatsächliche Stromtarif der Energiege-   Kontoführung und Haftpflichtversicherung zugrunde
variablen Kosten wie dem Energiepreis und den Kosten               meinschaft. Die Grundidee dieses Modells ist, dass die   gelegt. Diese wurden in Summe mit 180 € festgelegt.
für Zusatzverträge zusammen. Die Fixkosten werden                  Käufer beziehungsweise Verkäufer Mitspracherecht bei     Für die Mitglieder der Energiegemeinschaft wurde
allen Mitgliedern zum gleichen Preis verrechnet und                der Stromtarifgestaltung haben sollen. Eine Analyse      angenommen, dass 0,5 € pro Monat an Kosten für die
beinhalten unter anderem die Kapitalkosten mit Ver-                der Preisgestaltung eines Beispiels aus der Praxis hat   Messung und Verrechnung durch den Netzbetreiber
zinsung und die Kosten fürs Risiko (=Grundpreis für die            ergeben, dass durch dieses Tarifmodell weniger als 10%   anfallen. Die Berechnungen ergaben, dass für die
Finanzierung), den Grundpreis für die Betriebsführung              der Stromangebote über dem Benchmark-Stromtarif          Schaffung einer Energiegemeinschaft von 10 Mitglie-
und die Gestehungskosten der Energieanlagen. Der                   lagen, obwohl viele in vorangegangenen Befragungen       dern (100% Haushalte) kaum wirtschaftliche Anreize
Energiepreis ist je nach Verbrauch der Mitglieder der              ihre Bereitschaft angegeben hatten, mehr für lokalen     bestehen, da nur bei wenigen Teilnehmern die Be-
Energiegemeinschaft variabel. Die Kosten für Zusatz-               Solarstrom zu zahlen [16].                               triebskosten (Aufwand) geringer als der wirtschaftliche
verträge sind je nach Bedürfnis der Teilnehmenden (z.B.                                                                     Nutzen (Gewinn) sind. Anders verhält sich die Situation
Nutzung einer E- Ladestation) optional und müssen                                                                           bei gemischten Energiegemeinschaften mit höheren
nicht angenommen werden.                                                                                                    innergemeinschaftlichen Verbräuchen, hier gibt es sehr
                                                                                                                            wohl wirtschaftliche Anreize, jedoch verteilen sich diese
                                                                                                                            aufgrund der heterogenen Verbrauchsstruktur sehr un-
                                                                                                                            gleich auf die Energiegemeinschaftsmitglieder [15].

     Grundpreis für        Grundpreis für                             Gestehungs-
          die
     Finanzierung     +          die
                          Betriebsführung
                                            +   Energiepreis
                                                 (variabel)
                                                               +        kosten
                                                                     Energieanlage
                                                                                     +     Kosten für
                                                                                         Zusatzverträge
                                                                                           (variabel)
                                                                                                          =   GESAMTPREIS

         (fix)                  (fix)                                     (fix)

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Energiegemeinschaften | Ergebnisse                                                                                                                                                                Energiegemeinschaften | Ergebnisse

Infrastruktur
(Anlagen & IT)

Eigenstumsverhältnisse                                     Vergleich zur Vergabe an einen externen Dienstleister,    Blockchain                                                 Zählerinfrastruktur installiert wurden. Trotz der fortge-
Bei den Eigentumsverhältnissen werden in den unter-        eine organisationsinterne Abrechnung kostengünstiger      Die Energiewende erfordert Kommunikation –                 schrittenen Smart Meter Infrastruktur waren erhebliche
suchten Energiequartieren unterschiedliche Modelle         ist. Die Übermittlung der Abrechnung an die Mitglieder    sowohl zwischen einzelnen AkteurInnen als auch aus         Anstrengungen erforderlich, um die Fehleranfälligkeit
verfolgt:                                                  erfolgte in den Beispielen per Post, E-Mail oder über     technischer Perspektive, um die nötige Interaktion         zu minimieren, die Datenbereitstellung zu gewährleis-
                                                           eine digitale Applikation.                                zwischen Erzeugern, Konsumenten, Prosumern und             ten und eine stabile Kommunikation zwischen den
In einem Modell befindet sich die Energieinfrastruktur                                                               der technischen Anlageninfrastruktur zu gewährleisten.     eingesetzten intelligenten Zählern aufrechtzuerhalten,
im Besitz der GebäudeeigentümerInnen. Die Energiein-       Digitale Plattformen                                      Blockchain-basierte Systeme machen diese Interak-          wodurch sich der Aufwand für die Wartung erheblich
frastruktur beinhaltet ein Energiesystem, zumeist ther-    In den meisten untersuchten Energieverbrauchs-            tionen möglich mit dem Vorteil, dass Zwischenhändler       höher gestaltete als erwartet [18].
mische beziehungsweise elektrische Energiespeicher         gemeinschaften wird eine digitale Plattform verwen-       wegfallen. Es muss keine dritte Partei involviert werden
und Smart Meter zur Energieverbrauchsmessung. Die          det. Diese dient in erster Linie zur Visualisierung der   und Transaktionen können somit direkt abgehandelt          Das Projekt zeigt die Machbarkeit einer block-
Energiesysteme in den Energiequartieren bestehen aus       Energieverbräuche der Mitglieder des Energiequartiers,    werden.                                                    chain-basierten Lösung für lokale Energiemärkte,
elektrischen Energieanlagen in Form von zum Beispiel       wodurch einerseits eine bessere Nachvollziehbarkeit                                                                  gleichzeitig muss aber auch der Nutzen dem hohen
einer PV-Anlage und aus thermischen Energieanlagen in      und Dokumentation gewährleistet wird, andererseits        In Walenstadt hat das Projektteam von „Quar-               Aufwand in der Entwicklung im Betrieb der Infrastruk-
Form von zum Beispiel dezentralen Wärmepumpen. Des         aber auch ein Anreiz zum Energiesparen geschaffen         tierstrom“ gemeinsam mit dem lokalen Energiever-           tur gegenübergestellt und abgewogen werden. Auch
Weiteren bieten manche Energiequartiere als Energie-       wird, in dem die NutzerInnen die (aggregierten und        sorgungsunternehmen EW Walenstadt den ersten               aufgrund der Tatsache, dass im Projektgebiet bezie-
infrastruktur eine E-Ladestation für E-Mobilität an, die   anonymisierten) Verbräuche ihrer Nachbarn einsehen        Peer-to-Peer-Energiemarkt der Schweiz auf der Basis        hungsweise allgemein in der Schweiz ein hohes Ver-
im Eigentum des Energiecontractors ist. Bei den Mehr-      können und somit eine gewisse Wettbewerbssituation        der Blockchain-Technologie entwickelt. Da keine ge-        trauen gegenüber dem Energieversorgungsunterneh-
familienhäusern werden die Kosten der Energieinfras-       entstehen kann. Neben den personalisierten Energie-       eignete marktreife Hardware-Lösung für das Quar-           men besteht und somit keine Bedenken bestehen,
truktur anteilsmäßig auf die BewohnerInnen aufgeteilt.     verbräuchen eines einzelnen Teilnehmenden, kann auch      tierstrom-System verfügbar war, realisierte das Team       wenn mehrere Parteien involviert sind, ist der Einsatz
Die Kosten der Infrastruktur auf kommunalen Ge-            der quartiersinterne Eigenverbrauchsanteil und der En-    eine selbstentwickelte prototypische Hardwarelösung        einer Blockchain zu überlegen. Auch in Amsterdam ist
bäuden werden durch die Stadt beziehungsweise Ge-          ergiebezug aus dem öffentlichen Stromnetz dargestellt     und dafür geeignete Steuerung. Sie bestand aus in-         ein Einsatz von Blockchain-Technologie geplant.
meinde übernommen. Bei einem anderen Modell                werden. Im Energiequartier Huttwil ist auch beispiels-    telligenten Zählern, die zusätzlich zur bestehenden
befindet sich die Energieinfrastruktur im Besitz des       weise geplant, eine digitale Plattform, zum Beispiel
Energiecontractors, der den TeilnehmerInnen der Ener-      eine QR- App, zu nutzen, auf der die Teilnehmenden ihre
giegemeinschaft somit ein Gesamtpaket an Dienstleis-       Rechnungen abrufen können. Dies ist jedoch noch in
tungen (Strom, Wärme und E-Mobilität) anbieten kann.       der Erprobungsphase, da viele Teilnehmende aufgrund
                                                           geringer Kenntnisse in der Bedienung von Online-Ap-
Abrechnung                                                 plikationen Schwierigkeiten bei der Nutzung haben.
Als Basis für die Abrechnung werden in den untersuch-
ten Beispielen die gemessenen Energieflüsse (Ener-         In jenen Energiegemeinschaften, die ihren Strom über
gieverbrauch und Energieeinspeisung), die bei den un-      Peer-to-Peer-Handel eigenständig verkaufen, ist eine
tersuchten Energiegemeinschaften über Smart Meter          digitale Plattform nicht nur zur Visualisierung der En-
erfasst werden, herangezogen. Die Abrechnung erfolgt       ergieflüsse, sondern insbesondere auch zur Festlegung
entweder organisationsintern und wird innerhalb ein-       der Ein- und Verkaufspreise notwendig. Als digitale
er Energiegemeinschaft durch mehrere Teilnehmende          Plattformen werden Online-Dashboards sowie andere
(z.B.     Verein/Genossenschaft/Personengesellschaft)      Applikationen in Form von Apps, die über Smartphones
beziehungsweise durch einen Teilnehmenden (z.B.            und PCs aufgerufen werden können, genutzt. Die Apps
Rechtsperson der EG) durchgeführt oder erfolgt über        wurden in den untersuchten Energiegemeinschaften
die Vergabe an einen externen Dienstleister. Im Ener-      sowohl kostenpflichtig als auch kostenlos angeboten.
giequartier Hohlen in Huttwil wird als externer Dienst-    Eine Analyse der Nutzungsintensität der beiden Vari-
leister der Energiecontractor beziehungsweise das lo-      anten zeigte eine höhere Nutzung der kostenlosten
kale Energieversorgungsunternehmen herangezogen.           Apps im Vergleich zu den kostenpflichtigen.
Die Untersuchung der Energiequartiere ergab, dass im
                                                                                                                     Quartierstrom-App © Gian Vaitl [17]
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