NAB-REGIONALSTUDIE AARGAU 2013 - STANDORTVORTEILE DURCH MOBILITÄT UND VERKEHR

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NAB-REGIONALSTUDIE AARGAU 2013 - STANDORTVORTEILE DURCH MOBILITÄT UND VERKEHR
NAB-RegionalStudie Aargau 2013
Standortvorteile durch
Mobilität und Verkehr

Wir lösen das. | nab.ch
Inhaltsverzeichnis

        3   Einleitung

       		Infrastruktur
        4 Aargau: das Herz der Schweizer Verkehrsnetze
        5 Einflussreiche Verkehrsplanung
        6 Überlastung der Infrastruktur: Stau
        9 Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur
       10 Engpässe bei der Verkehrsinfrastruktur: Lösungsansätze

       		 Standortfaktor Erreichbarkeit
       12 Messung der Standortqualität
       14 Verkehrstechnische Erreichbarkeit
       19 Erreichbarkeit und Immobilienpreise
       19 Ausblick

       		Pendlermobilität
       20 Pendleraufkommen
       21 Regionale Pendleraktivitäten
       24 Pendlerregionen im Detail
       25 Wohnen und Pendeln
       26 Exkurs: die Kosten des Pendelns

       30   Fazit

       31   Impressum

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Einleitung

      Mit über acht Millionen Einwohnern und einem stetig         In der letztjährigen NAB-Regionalstudie zu Demografie,
      wachsenden Mobilitätsbedürfnis steigt das Ver­
                                                   kehrs­         Wohnen und Immobilienmarkt zeigten wir, wo und wes­
      auf­kom­men in der Schweiz merklich. Mobilität und der      halb die Bevölkerung im Aargau wächst und welche Aus­
      daraus entstehende Verkehr nehmen deshalb in unse­          wirkungen dies auf die lokalen Immobilienmärkte hat.
      rer Gesell­
                schaft eine zunehmend wichtigere Position         Mit dem Bevölkerungswachstum hat auch das Pendler­
      ein. Die Entflechtung von Wohn- und Arbeitsort sowie        aufkommen im Kanton Aargau stark zugenommen. Der
      eine e­rhöhte Reisebereitschaft in der Freizeit resultie­   Kanton und die Aargauer Gemeinden profitieren zwar
      ren direkt in ­einem grösseren Verkehrsaufkommen. Die       von höheren Steuereinnahmen, stehen aber auch vor der
      Ansprüche an die Infrastruktur steigen dadurch rapide.      Aufgabe, die Infrastruktur entsprechend der wachsenden
      Neben den Vor­zü­gen der Mobilität hat der Verkehr auch     Nachfrage auszubauen. Die diesjährige Studie knüpft
      seine Schatten­sei­ten. Insbesondere Lärm, Emissionen,      ­direkt an die letztjährige Thematik an: Wir hinterfragen,
      Platz­bedarf und direkte Kosten sind negative Effekte.      welche Bedeutung Verkehr und Mobilität für die Regio­
      Mit zuneh­men­der Auslastung der Infrastruktur kommen       nen haben und welche direkten und indirekten Entwick­
      Stau, Gedränge und Stress im Pendelverkehr dazu. Die        lungen zu erwarten sind. Als Einstieg wird die aktuelle
      Frage, wie die ­zukünftige Belastung im Strassen- und       Situation der Infrastruktur im Kanton und in den angren­
      Schienenverkehr gehandhabt werden soll, ist für Poli­       zenden Gebieten skizziert. Darauf aufbauend zeigen wir,
      tik und Wirtschaft deshalb zentral. Der Kanton Aargau       welche Standortvorteile sich aus der verkehrstechnischen
      – mit seiner Lage an den wichtigsten Verkehrsachsen der     Erreichbarkeit für Private und Unternehmen ergeben. Ein
      Schweiz – steht ­dabei im Mittelpunkt der Diskussion.       besonderes Augenmerk gilt der Pendlermobilität. Im Rah­
                                                                  men der vorliegenden Studie nehmen wir somit eine für
                                                                  die Wirtschaft des Kantons prägende Komponente unter
                                                                  die Lupe.

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Infrastruktur

           d   Die wichtigsten Schweizer Verkehrsachsen verlaufen durch den Aargau – mit allen Vor- und Nachteilen für den
               Kanton.
           d   Das Verkehrsaufkommen kennt nur eine Richtung: nach oben.
           d   Die Zahl an Staustunden hat sich schweizweit in fünf Jahren verdoppelt.
           d   Stau: Von den Aargauer Pendlern sind vor allem diejenigen mit Arbeitsort Zürich und Baden betroffen.

          Ökonomen verstehen Mobilität als Produkt, das entsteht,                     Aargau: das Herz der Schweizer Verkehrsnetze
          wenn sich Personen und Güter auf Verkehrsnetzen und                         Die Jahrzehnte seit der Industrialisierung waren geprägt
          Infrastrukturen bewegen. Neben den Verkehrsmitteln                          von einem starken Bevölkerungs- und Wirtschafts­
          ist die Infrastruktur der zentrale Inputfaktor. Zusätzlich                  wachstum. Entsprechend wurden auch die Schweizer
          zu ihrer eigentlichen Funktion nimmt die Verkehrsinfra­                     Verkehrsnetze ausgebaut, zuerst die Schienen-, dann
          struktur oft eine gestaltende Rolle ein, d. h. sie wirkt sich               die Strassennetze. Seit 1960 hat das gesamte Schweizer
          beispielsweise auf die Raumplanung, die regionale Aus­                      Strassennetz um 28 % an Länge gewonnen, während
          dehnung der Arbeitsmärkte, die Güterflüsse und sogar                        das Schienennetz längenmässig stagnierte. Mit seiner
          die individuelle Lebensgestaltung aus.                                      Lage zwischen den Wirtschaftszentren Zürich, Basel,

          Abbildung 1

          Verkehrsaufkommen auf Schweizer Strassen
          Durchschnittlicher Tagesverkehr pro Zählstelle 2012, Anzahl Fahrzeuge. Blau: Zählstellen im Aargau

                                                                                                                                      Frauenfeld
                      Basel

                              Liestal

                                                              Aarau
                                                                                                                Zürich

          Solothurn                                                                                            Zug
                                                                                                                         0 – 10 000
                                                                                                                         10 001 – 30 000
                                                                                                                         30 001 – 50 000
                                                                                                                         50 001 – 100 000
                                                                                              Luzern
                                                                                                                          Schwyz
                                                                                                                         100 001 – 140 845

          Quelle: Astra, Geostat

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4
Abbildung 2

Bevölkerungsentwicklung Zofingen und Olten
1850 – 2010: Gemeindewerte, Schweiz und Kantone indexiert

22 500

20 000                                                                                                                          in den vergangenen zehn Jahren um rund 6 % zunahm,
17 500                                                                                                                          ­belief sich der Anstieg in Zurzach auf rund 19 %.

15 000
                                                                                                                                Einflussreiche Verkehrsplanung
12 500                                                                                                                          Die raumplanerische Wirkung der Verkehrsinfrastruktur
                                                                                                                                lässt sich am Beispiel der beiden Städte Olten und Zofin­
10 000
                                                                                                                                gen zeigen. Olten war vor dem Eisenbahnzeitalter eine
 7500                                                                                                                           Kleinstadt mit rund 1 900 Einwohnern, Zofingen hingegen

 5 000
                                                                                                                                eine stolze Handelsstadt mit rund der dreifachen Einwoh­
                                                                                                                                nerzahl. Die Schweizerische Centralbahn – eine Vorgän­
 2 500
                                                                                                                                gergesellschaft der heutigen SBB – setzte ihren «Bahn­
     0                                                                                                                          kilometerstein 0» dennoch in Olten. Zofingen unter­lag
                              1880

                                                          1920
         1850
                1860
                       1870

                                     1888
                                            1900
                                                   1910

                                                                 1930
                                                                        1941
                                                                               1950
                                                                                      1960
                                                                                             1970
                                                                                                    1980
                                                                                                           1990
                                                                                                                  2000
                                                                                                                         2010
                                                                                                                                im Standortwettbewerb, unter anderem aufgrund der
                                                                                                                                weniger direkten Ost-West-Verbindung. In der Folge
                Zofingen
                AG (Skala an Zofingen angeglichen)                                                                              entwickelte sich Olten zur grössten Stadt des Kantons
                Olten
                                                                                                                                Solothurn (Abbildung 2). Ihre Bevölkerung nahm seit der
                SO (Skala an Olten angeglichen)
                CH (Skala an Zofingen angeglichen)                                                                              Jahrhundertwende stark zu und verzehnfachte sich bis in
                                                                                                                                die 1960er-Jahre. Auf kantonaler Ebene und südlich des
Quelle: BFS, Credit Suisse                                                                                                      Engelbergs verlief die Entwicklung gemächlicher. Wenn
                                                                                                                                auch der in Zofingen fehlende Eisenbahnknoten nicht die
                                                                                                                                einzige Ursache für das unterschiedliche Wachstum ist, so
Zug und Bern kommt dem Aargau damit eine zentrale                                                                               war er dennoch einer der zentralen Treiber. Die Rolle des
Rolle zu: Nicht weniger als drei der fünf meistbefahrenen                                                                       öffentlichen Verkehrs (und im geringeren Masse des Pri­
Auto­bahn­strecken liegen im Kanton Aargau. Abgesehen                                                                           vatverkehrs) als «heimlicher Raumplaner» ist auch heute
von den Stadtkantonen Basel-Stadt und Genf sowie dem                                                                            noch deutlich zu erkennen. Der «Achsenkanton» Aargau
Flughafenkanton Zürich weist der Aargau den höchsten                                                                            wächst am stärksten am Rand der Wirtschaftszentren Zü-
Anteil von Verkehrsflächen am Kantonsgebiet auf – rund                                                                          rich, Basel und Zug sowie an den ­Verkehrsknotenpunkten.1
5 % im Vergleich zu 2 % für die Gesamtschweiz.                                                                                  Im Gegensatz zum Strassennetz wirkt der öffentliche
Die höchsten Fahrzeugaufkommen im Kanton Aargau                                                                                 Verkehr vor allem kleinräumig um die hochfrequentierten
verzeichnen die Zählstellen Neuenhof, Würenlos, Baden                                                                           Stationen. In den grösseren Zentren zeigt sich dies etwa
und Bareggtunnel (Abbildung 1). Pro Tag passieren durch­                                                                        im Büroflächenmarkt: An Standorten mit einer hohen
schnittlich über 120 000 Fahrzeuge diese Stellen. Einzig                                                                        ÖV-Lagegüte können Büroflächen schneller abgesetzt
in Wallisellen (ZH) und Muttenz (BL) wurden 2012 landes­                                                                        werden.2 Die Lagegüte eines Standortes berechnet sich
weit höhere Werte gemessen. Vor zehn Jahren lagen die                                                                           im Hinblick auf den öffentlichen Verkehr aus der Dis­
Werte am Baregg mit rund 80 000 Fahrzeugen noch 50 %                                                                            tanz und der Verkehrsfrequenz der Bahnhöfe, Bus- und
tiefer. Einerseits wurde die Kapazitätserhöhung infolge                                                                         Tramstationen im unmittelbaren Umfeld. Die höchste
der dritten Tunnelröhre umgehend durch ein höheres                                                                              ÖV-Lagegüte im Kanton Aargau weisen die Räume A
                                                                                                                                                                              ­ arau
Verkehrsaufkommen absorbiert. Andererseits zeigt dies                                                                           und Baden auf: Das dichte Netz im Limmattal führt zu
eindrücklich die weiterhin zunehmende Belastung der                                                                             einem annähernd zusammenhängenden Wirtschafts­
                                                                                                                                ­
Infrastruktur. Neben der Autobahn A1 trägt die A3 zwi­                                                                          raum von Zürich bis Baden (Abbildung 3 und Abbildung
schen Basel und der Verzweigung Birrfeld die höchste                                                                            4). Im Raum Aarau-Olten-Zofingen sind die einzelnen
Verkehrslast im Aargau. Abseits der Nationalstrassen hat
                                                                                                                                1
                                                                                                                                    Weitere Informationen: NAB-Regionalstudie 2012.
sich das Verkehrsaufkommen unterschiedlich entwickelt:                                                                          2
                                                                                                                                    Weitere Informationen: Immobilienmarkt 2013 – Strukturen und
Während der durchschnittliche Tagesverkehr in Muri                                                                                  Perspektiven, Credit Suisse Global Research 2013.

                                                                   NEUE AARGAUER BANK | www.nab.ch
                                                                                                                                                                                                   5
Abbildung 3                                                        Abbildung 4
    ÖV-Lagegüte Raum Aarau                                             ÖV-Lagegüte Raum Baden
    Lagegüte pro ha nach Frequenzqualität und Entfernung der ÖV-       Lagegüte pro ha nach Frequenzqualität und Entfernung der ÖV-
    Haltestellen                                                       Haltestellen

                                                                                                                                      Bülach
                                                    Aarau

                                                              Suhr                       Brugg          Baden
                                                                                                         Wettingen

                              Olten
                                                                                                                                    Regensdorf
                                                                                                         Spreitenbach            Oberengstringen
                    Aarburg
                                                                                                             Dietikon
                                Oftringen                                                                                        Schlieren
                                                                                   Lenzburg                             Urdorf
                  Rothrist
     ÖV-Lagegüte                      Zofingen                          ÖV-Lagegüte                Wohlen
       hoch                                                               hoch

                                                                                                                                     Adliswil
        tief                                                               tief

    Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung, swisstopo, Credit Suisse    Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung, swisstopo, Credit Suisse

    ÖV-Hotspots weniger dicht verwoben. Er schöpft seine               Abbildung 5

    Lagegüte stärker aus den Fernverkehrsstationen.                    Strassenverkehrszählung
    Obschon der Aargau im Bahnverkehr die wichtigsten                  Anzahl Fahrzeuge, durchschnittlicher Tagesverkehr Montag bis
                                                                       Sonntag, ausgewählte Zählstellen im Aargau
    Ost-West-Achsen beherbergt, liegen die Passagierfre­
    quenzen der Aargauer Bahnhöfe klar unter denjenigen                140000
                                                                                       2002      2004    2006        2008         2010       2012
    der landesweit relevanten Zentren. Der Zürcher Haupt­
    bahnhof weist rund zehnmal höhere Frequenzen auf als               120000
    Aarau, und auch der Bahnknotenpunkt Olten kommt auf
    rund das Doppelte an Ein- und Aussteigern. Dennoch
                                                                       100000
    zählen Aarau und Baden zu den 20 höchstfrequentierten
    Bahnhöfen in der Schweiz. An den meisten Stationen sind
                                                                        80000
    die Passagierzahlen zunehmend; unter den bedeutenden
    Aargauer Haltestellen verzeichnen einzig Zofingen und
    Frick rückläufige Passagierfrequenzen.                              60000

    Überlastung der Infrastruktur: Stau                                 40000
    Die Belastung der Verkehrsinfrastruktur kennt nur eine
    Richtung: nach oben. Unabhängig von der Zählweise                   20000
    signa­li­si­eren sämtliche Indikatoren einen Anstieg der Ver­
    kehrsleistung. Einerseits wachsen die Bevölkerung und
                                                                             0
    die Beschäftigung vor Ort stark, was den Binnenverkehr                           Baden,      Oftringen      Rheinfelden Schinznach-Dorf
                                                                                  Bareggtunnel
    innerhalb des Kantons erhöht. Andererseits nimmt das
    Verkehrsaufkommen auf den nationalen Achsen zu. Als                Quelle: ASTRA

                                             NEUE AARGAUER BANK | www.nab.ch
6
Abbildung 6

Staustunden nach Nationalstrasse
Summe aller Staustunden pro Jahr für die grössten Schweizer Strassen

9 000
                 A1          A2      A3        A4          A5-A21
8 000

7 000

6 000

5 000

4000

3 000

2 000

1 000

   0
          2003             2004       2005          2006            2007      2008        2009       2010         2011     2012

Quelle: Viasuisse, ASTRA

dritter Faktor tragen die gestiegenen Mobilitätsbedürf­                    übrigen Nationalstrassen zeigt die Entwicklung ebenfalls
nisse der Privaten zur Verkehrszunahme bei. Die Ana­lyse                   nach oben, wenn auch nicht so steil.
der Strassenverkehrszählung deutet darauf hin, dass das                    Unsere Fahrzeitenberechnung, die auch Staus berück­
Verkehrsaufkommen deutlich stärker gewachsen ist als                       sichtigt, erlaubt eine regionalspezifische Auswertung.
die Bevölkerung: An den Aargauer Zählstellen Baregg­                       Ausgehend von jedem Aargauer Quadratkilometer ver­
tunnel, Oftringen, Rheinfelden und Schinznach-Dorf                         gleichen wir die Fahrzeiten in die wichtigsten Zentren
wurden 2012 bis zu 33 % mehr Fahrzeuge gezählt als zehn                    an einem staufreien Zeitpunkt mit denjenigen während
Jahre zuvor (Abbildung 5). Während die Zahl am Baregg                      des Morgenstaus an Wochentagen (Abbildung 7 bis
aufgrund der Eröffnung der dritten Tunnelröhre wach­                       Abbildung 10). Pendelwege nach Aarau sind nur wenig
sen konnte, lässt sich die Entwicklung am Bözberg und in                   von Stau betroffen. In Richtung Baden müssen die meis­
Rheinfelden nicht mit einer Kapazitätserweiterung erklä­                   ten Aargauer Pendler mit Zeitzuschlägen von 10 % – 17 %
ren. Die Aargauer Bevölkerung ist in der gleichen Zeit­                    rechnen. Gründe hierfür sind die Fahrtrichtung und die
periode lediglich um 12 % gewachsen, jene der Schweiz                      Autobahn A1, auf der sich der Verkehr vor allem gegen
als Ganzes um 10 %.                                                        Osten staut. Am stärksten betroffen sind Startpunkte
Die Aargauer Verkehrsinfrastruktur trägt eine stei­gende                   südlich des Badener Schulhausplatzes, des neuralgi­
Verkehrslast: 2012 wurde in der Schweiz ein neuer                          schen Stauschwerpunkts im Stadtzentrum.
Höchststand von 19 900 so genannten «Staustunden»                          Pendelwege aus dem Aargau nach Basel sind von Stau
verzeichnet. Die Grösse bezeichnet die Summe aller Stun­                   nur wenig betroffen. Fahrten aus dem unteren Fricktal
den mit Stau an den neuralgischen Punkten der grös­                                                                las­
                                                                           sind noch am ehesten staugefährdet. Über­  tungs­
se­ren Schweizer Strassen. Rund 80 % aller Staustunden                     bedingte Staus betreffen vor allem Fahrten aus den
sind gemäss Viasuisse auf Überlastung zurückzuführen,                      Regio­nen Mutschellen und Freiamt nach Zürich: Wäh­
weitere 10 % werden von Unfällen verursacht. Baustellen                    rend der Üetli­berg­tunnel kaum von Staus betroffen ist,
und weitere Faktoren teilen sich die restlichen 10 %. Auf                  sieht die Situation an der Verzweigung Brunau deutlich
den Autobahnen A1 und A4 hat sich die Anzahl Staustun­                     anders aus. Die Auswirkungen erstrecken sich bis ins
den seit 2008 mehr als verdoppelt (Abbildung 6). Bei den                   Obere Freiamt und in den Kanton Zug. Angesichts von

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                                                                                                                                  7
Abbildung 7                                                                 Abbildung 8
    Relative Stauzeiten nach Aarau                                              Relative Stauzeiten nach Baden
    Relative verkehrsbedingte Verlängerung der Fahrzeit um 7.15 Uhr in          Relative verkehrsbedingte Verlängerung der Fahrzeit um 7.15 Uhr in
    Prozent                                                                     Prozent

                                                     Bad Zurzach                                                              Bad Zurzach
              Basel     Rheinfelden                                                       Basel     Rheinfelden
                                       Frick                                                                      Frick
                                                Brugg Baden                                                               Brugg Baden
             Liestal                                                                      Liestal
         0% – 5%                                                                     0% – 5%
         5.1% – 7.5%                  Aarau Lenzburg                                 5.1% – 7.5%                   Aarau Lenzburg
                                                                    Zürich                                                                   Zürich
         7.6% – 10%                                                                  7.6% – 10%
         10.1% – 12.5%           Oftringen                Bremgarten (AG)            10.1% – 12.5%          Oftringen             Bremgarten (AG)
         12.6% – 15%                                                                 12.6% – 15%
         15.1% – 17.5%                                                               15.1% – 17.5%
         17.6% – 20%                                                                 17.6% – 20%                                      Sins
                                                             Sins
         20.1% – 22.5%                                              Zug              20.1% – 22.5%                                           Zug
         22.6% – 25%                                                                 22.6% – 25%
         25.1% – 27.5%                                                               25.1% – 27.5%
         Wirtschaftsregionen                             Luzern                      Wirtschaftsregionen                          Luzern
         Strassennetz                                                  Schwyz        Strassennetz                                            Schwyz

    Quelle: Geostat, Navteq, Credit Suisse                                      Quelle: Geostat, Navteq, Credit Suisse

    Abbildung 9                                                                 Abbildung 10
    Relative Stauzeiten nach Basel                                              Relative Stauzeiten nach Zürich
    Relative verkehrsbedingte Verlängerung der Fahrzeit um 7.15 Uhr in          Relative verkehrsbedingte Verlängerung der Fahrzeit um 7.15 Uhr in
    Prozent                                                                     Prozent

                                                     Bad Zurzach                                                              Bad Zurzach
              Basel     Rheinfelden                                                       Basel     Rheinfelden
                                       Frick                                                                      Frick
                       Liestal                   Brugg                                    Liestal                         Brugg
                                                                                                                                  Baden
                                                         Baden
         0% – 5%                                                                     0% – 5%
         5.1% – 7.5%                   AarauLenzburg                                 5.1% – 7.5%                  Aarau Lenzburg
                                                                    Zürich                                                                   Zürich
         7.6% – 10%                                                                  7.6% – 10%
         10.1% – 12.5%           Oftringen               Bremgarten (AG)             10.1% – 12.5%          Oftringen             Bremgarten (AG)
         12.6% – 15%                                                                 12.6% – 15%
         15.1% – 17.5%                                                               15.1% – 17.5%
         Solothurn
         17.6% – 20%
                                                             Sins
                                                                                     Solothurn
                                                                                     17.6% – 20%
                                                                                                                                      Sins
         20.1% – 22.5%                                              Zug              20.1% – 22.5%                                           Zug
         22.6% – 25%                                                                 22.6% – 25%
         25.1% – 27.5%                                                               25.1% – 27.5%
         Wirtschaftsregionen                             Luzern                      Wirtschaftsregionen                          Luzern
         Strassennetz                                               Schwyz           Strassennetz                                            Schwyz

    Quelle: Geostat, Navteq, Credit Suisse                                      Quelle: Geostat, Navteq, Credit Suisse

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8
Abbildung 11

Mehrjahresplanung Verkehrsinfrastruktur
Wichtigste Grossprojekte, Investitionen nach Projekt und Jahr, netto (d. h. Kantonsanteil), in Mio. CHF

240
                                                                         Mellingen, Umfahrung
                        Brugg, Südwestumfahrung
220
                                                                                                                                      Baden, Verkehrssanierung
                                                        Bad Zurzach,
                                                                                                                                      und Massnahmen Netzstrategien
                                                        Ostumfahrung
200
                                                       Lenzburg,
                                                       Knoten Neuhof
180

                                                                          Sins,
160                                   Baden, Schulhausplatz               Südwestumfahrung

140                        Übrige Grossprojekte
                           Kantonsstrassen

                                                                                                                               Windisch, Nordumfahrung
120                Grossprojekte ÖV-Infrastruktur                  Grossprojekte
                                                                   Verkehrsbeeinflussung

100
                                  Übrige Kleinprojekte (Lärmsanierung, Radrouten, ÖV-Infrastruktur, Verkehrsbeeinflussung)

 80

                                  Kleinprojekte Kantonsstrassen
 60

                                  Kleinprojekte Werterhalt
 40

 20                               Betrieb inkl. allg. Verwaltung

  0
   2013             2014              2015             2016             2017             2018             2019          2020          2021           2022         2023

Quelle: Kanton Aargau

                           staubedingten Zeitzuschlägen von 20 % und mehr hat                             grössere Entlastungsmassnahmen geplant. Zusätzlich
                           die Verkehrssituation einen massgeblichen Einfluss auf                         wird an verschiedenen Orten ins Verkehrsmanagement
                           die Wohn- und Standortqualität in den entsprechenden                           investiert. Mit Beeinflussungsmassnahmen soll der Ver­
                           Regionen. Eine ähnliche Situation herrscht an der Zürcher                      kehr besser gelenkt und dadurch verflüssigt werden, was
                           Nordumfahrung, wobei deren Effekte bis in den Raum                             auch dem öffentlichen Verkehr zugutekommt.
                           Winterthur und in die Ostschweiz spürbar sind. Besser                          Für den öffentlichen Verkehr fällt in der Mehrjahrespla­
                           ergeht es den Bewoh­nern des Limmattals und des Raums                          nung anteilsmässig nur ein kleiner Betrag an. Dieser
                           Baden: Fahrten nach Zürich werden mit Stau zwar um                             kann sich jedoch um rund 40 Mio. CHF erhöhen, falls der
                           über 10 % länger, im Vergleich zu den südlich gelegenen                        Grosse Rat im Herbst 2013 dem Projekt «S-Bahn 2016ff.»
                           Gebieten sind dies jedoch relativ niedrige Werte.                              zustimmt. Den Grossteil der Investitionen würde dabei
                                                                                                          der Bund übernehmen. Neben verschiedenen Takterhö­
                           Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur                                     hungen würde das Freiamt mit einer neuen S-Bahn-­Linie
                           Der Kanton Aargau investiert in nächster Zeit zwischen                         erschlossen. Darüber hinaus stimmte der Grosse Rat
                           120 Mio. CHF und 240 Mio. CHF pro Jahr in seine Ver­                           Ende 2012 zwei Grosskrediten für Infrastrukturinvestitio­
                           kehrsinfrastruktur (Abbildung 11). Dazu kommen die                             nen der Wynental- und Suhrentalbahn (WSB) im Umfang
                           Investitionen der Gemeinden sowie des Bundes. Neben                            von 9.6 Mio. CHF sowie der Bremgarten-Dietikon-Bahn
                           Sanierungsprojekten in Baden sind in Lenzburg und Sins                         (BDWM) in Höhe von 7.2 Mio. CHF zu.

                                                                    NEUE AARGAUER BANK | www.nab.ch
                                                                                                                                                                      9
SBB und ZVV: Grossprojekte betreffen auch den Aargau
      Die Vorlage FABI («Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur») wurde in der diesjährigen Sommersession von
      den eidgenössischen Räten gutgeheissen, voraussichtlich wird das Volk 2014 über die Vorlage abstimmen.

      FABI enthält drei Elemente:
      d   Einen «Bahninfrastrukturfonds», der Betrieb, Unterhalt und Ausbau finanziert
      d   Das Strategische Entwicklungsprogramm STEP
      d   Ein erster STEP-Ausbauschritt mit Investitionen bis 2025 (Umfang 6.4 Mrd. CHF)

      Für den Aargau sind vor allem zwei Ausbauten im Rahmen des STEP-Ausbauschritts relevant:
      d   Halbstundentakt der S-Bahn-Linie Aarau-Zürich
      d   Vierspuriger Ausbau der Fernverkehrsstrecke Aarau-Olten
      d   Kapazitätserhöhung der Güterverkehrsstrecke Basel-Chiasso, die durch das Freiamt führt

      Zusätzlich dürften die Aargauer von indirekten Effekten durch Fahrzeitverkürzungen und Kapazitätserhöhungen im
      Fernverkehr profitieren.
      Das Limmattal von der Zürcher Stadtgrenze bis nach Baden ist ein dynamischer Wohn- und Wirtschaftsraum.
      ­Obschon entlang der Limmat die wichtigste Ost-West-Bahnachse der Schweiz verläuft, ist die Feinverteilung im
      öffentlichen Verkehr verbesserungsfähig. Die Limmattalbahn zwischen Zürich-Altstetten und Killwangen-Spreiten­
      bach soll diesen Zustand ab 2019 verbessern. Noch ist die genaue Linienführung umstritten, aus Aargauer Sicht ist
      jedoch die verbesserte Erschliessung der Einkaufszentren in Spreitenbach hervorzuheben. Aus den Erfahrungen mit
      der Glattalbahn ist ausserdem mit einer erhöhten Bautätigkeit im Umfeld der zukünftigen Haltestellen zu rechnen.
      Die bereits heute baulich verwachsene Region Limmattal dürfte sich zu einem noch enger zusammenhängenden
      urbanen Raum entwickeln.

     Engpässe bei der Verkehrsinfrastruktur:                       im Zürcher Knonaueramt) oder Ausbauten nur punk­tuell
     Lösungsansätze                                                erfolgen und sich die Überlast ans nächste Nadelöhr ver­
     Seit dem Sommer 2012 hat die Schweiz über acht Mil­lio­       schiebt (z. B. Verlagerung des Staus vom Bareggtunnel
     nen Einwohner. Gleichzeitig sind die Mobilitätsbedürf­        ans Limmat­taler Kreuz).
     nisse von Wirtschaft und Bevölkerung gestiegen, was           Aus ökonomischer Sicht sollte ein Kapazitätsausbau
     stellenweise zu Überlastungen der Infrastruktur führt.        unter dem Gesichtspunkt der Effizienz geplant werden.
     Obschon die hiesigen Staus und ÖV-Überlastungen im            Die Orientierung an kurzfristig auftretenden Spitzen­
     inter­natio­na­len Vergleich und in absoluten Zahlen nach     belas­tun­gen (etwa Feierabendstaus oder Urlaubsstaus
     wie vor ­milde erscheinen, wird die Situation verschie­       am Gotthard) ist kaum sinnvoll, da die Infrastruktur wäh­
     dentlich als unbefriedigend betrachtet. Der Ausbau der        rend der restlichen Zeit nur wenig ausgelastet wird. Neue
     Infrastruktur in der Schweiz ist schwieriger als in anderen   Lösun­gen sind gefragt! In den nachstehenden Textboxen
     Ländern: Einer­seits sind die betreffenden Räume bereits      sind Lösungsansätze jenseits von reinen Kapazitätsaus­
     dicht besiedelt, andererseits erschweren die föderalis­       bauten aufgeführt.
     tische Staatsordnung und die zahlreichen Einsprache­
     möglichkeiten die Umsetzung «grosser Würfe». Die Ver­
     gangenheit hat gezeigt, dass sich Infrastrukturprojekte
     dadurch entweder massiv verzögern (z. B. Autobahn A4

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Technisches Mobilitätsmanagement: Adaptive Steuerungselemente (Ampeln, Geschwindigkeitstafeln, Fahrstrei­
fensignale, adaptive ÖV-Anschlüsse und Informations-Apps für Fahrgäste) können die Kapazität bestehender Stras­
sen und Schienen erhöhen. Der ehemals für Staus berüchtigte Bareggtunnel oder die geplanten Pilotprojekte im
Raum Baden-Wettingen sind Beispiele für die erfolgreiche Anwendung technischer Steuerungsmassnahmen. Ver­
kehrsüberwachung und ein detailliertes Verständnis der Verkehrsflüsse erlauben die Steuerung des Verkehrs über
Geschwindigkeitstafeln und weitere Leitelemente. Die Verkehrsleitzentrale kann bei Unfällen und Über­las­tungs­
situa­tio­nen optimal in den Verkehr eingreifen.
Ein weiteres Beispiel für technisches Mobilitätsmanagement sind Informationssysteme (z. B. Anzeigetafeln oder
Smartphone-Apps), die es Pendlern ermöglichen, den je nach aktueller Verkehrslage optimalen Modal-Split von Ver­
kehrsmitteln (Auto, Bahn, Velo, Fussweg) im Detail zu planen. Der Bund hat kürzlich die Swisscom beauftragt, eine
entsprechende Lösung zu entwickeln. Auf Basis der Bewegungen der Mobiltelefone von Antenne zu Antenne sollen
präzise Wartezeitprognosen möglich werden, die dann wiederum an Navigationsgeräte und Smartphones gesendet
werden.

Ökonomisches Mobilitätsmanagement: Das «Road Pricing»-System in Singapur und Carpool-Spuren sind Bei­
spiele für bewährte Anreizmechanismen, die Strassen für alle Beteiligten effizienter machen, ohne dass grössere
Infra­struktur­inves­ti­tio­nen notwendig wären. Momentan verbietet die Bundesverfassung das Erheben von Strassen­
zöllen. Für eine grossflächige Implementation wäre also eine Verfassungsänderung erforderlich. Ein ähnlicher Ansatz
ist das «Mobility Pricing», das neben der Preissteuerung für Strassen auch eine solche für den öffentlichen Verkehr
und für Parkplätze anstrebt.
Weitere ökonomische Lösungsansätze stammen aus der Privatwirtschaft: Der Trend der «Sharing Economy»
hat neue Geschäftsmodelle vorangebracht, etwa das Carsharing-System «Mobility» oder Fahrradverleih- und
­-Sharing-Modelle in London und San Francisco. Via Smartphone-App können Nutzer ausserdem Informationen über
Störfälle und Staus austauschen (z. B. die Verkehrs-App Waze in den USA).

Technische Innovationen: Die jüngsten Entwicklungen in der Informationstechnologie lassen neue Lösungen bald
als realistisch erscheinen: Interagierende Fahrzeuge können sich für längere Strecken zu «Zügen» formieren, was
den Strassenverkehr effizienter und ökologischer macht. Ein weiterer Schritt ist das fahrerlose Auto. Dieses entlastet
den Fahrer, sodass er während der Fahrt schlafen oder arbeiten kann. Da das Fahrzeug autonom parkiert, können die
Parkplätze vom Ziel weit entfernt sein, was die raumplanerische Flexibilität der Städte stark erhöht und eine effizien­
tere Flächennutzung erlaubt. Ein weiteres Beispiel ist die kürzlich geäusserte Idee einer Verlagerung des Güterver­
kehrs in einen unterirdischen Tunnel zwischen Bern und Zürich, in welchem autonome Fahrzeuge die Grobverteilung
von Lieferungen automatisch ausführen.

Neue ÖV-Systeme: Die Effizienz von Zügen kann massiv gesteigert werden, wenn diese nicht mehr anhalten müs­
sen. Das Designbüro priestmangoode in London schlägt ein System vor, bei dem Trams vorübergehend seitlich an
fahrende Schnellzüge ankoppeln und damit gleichzeitig die Rolle des Perrons und der Feinverteilung wahrnehmen.
Weitere Ideen sind neuartige Eisenbahnsysteme, wie etwa die (verworfene) Swissmetro, welche die Grossstädte der
Schweiz mit unterirdischen Vakuum-Schnellzugstunnels hätte verbinden sollen.

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                                                                                                                      11
Standortfaktor Erreichbarkeit

            d   Die Standortqualität ist in allen Aargauer Regionen hoch.
            d   Die verkehrstechnische Erreichbarkeit ist eine der wichtigsten Komponenten der Standortqualität.
            d   Dank ihrer Lage zwischen den Zentren und der gut ausgebauten Infrastruktur haben die meisten Standorte im
                Aargau hohe Erreichbarkeitswerte.
            d   In Zukunft wird die Erreichbarkeit im Kanton Aargau weiter zunehmen.

           Entscheidend für die wirtschaftliche Effizienz der ins­          Die Rahmenbedingungen für Unternehmen umfassen
           tallierten Infrastruktur sind nicht nur die Kapazität und        die geltenden Gesetze, die Marktbedingungen, die natür­
           das Geschwindigkeitspotenzial, sondern auch, welche              li­chen und geografischen Gegebenheiten, die Preise und
           Standorte mit dieser verbunden werden. Auch die brei­            weitere Grundlagen der Geschäftstätigkeit. Während
           teste Auto­bahn oder der schnellste Zug ist nur so wirk­         etwa die Topografie oder die geografischen Distanzen zu
           sam, wie dies die Grösse der Beschäftigungs- und Bevöl­          anderen Standorten unveränderbar sind, kann die Poli­
           kerungspotenziale, die miteinander verbunden werden,             tik einen Teil der Rahmenbedingungen gestalten (z. B.
           erlaubt. Für die Beurteilung der Standortqualität ist die        Steuer­
                                                                                  poli­
                                                                                      tik) oder zumindest beeinflussen (z. B. Ver­
           verkehrstechnische Erreichbarkeit deshalb einer der              kehrs­inves­ti­tio­nen zur Erhöhung der Erreichbarkeit).
           wichtigsten Faktoren. In unserem Standortqualitätsindi­          Auf Basis der gebotenen Rahmenbedingungen hat sich
           kator fällt der Erreichbarkeit der Beschäftigten und der         in jeder Region über die Zeit eine Wirtschafts- und Bevöl­
           Bevölkerung sowie der Flughäfen eine tragende Rolle              ke­rungs­struk­tur gebildet. Steuersensitive Unterneh­
           zu. Für ein vertieftes Verständnis des Standortfaktors           men und Privatpersonen suchen beispielsweise gezielt
           Erreich­bar­keit ist dessen Einfluss auf die Standortqualität          güns­
                                                                            steuer­   tige Regionen. Zentrale Lagen eignen sich
           von zentraler Bedeutung.                                         etwa für Dienstleistungs- und Verkaufsgeschäfte, logis­
                                                                            tik­inten­sive Firmen bevorzugen achsennahe Stand­orte.
           Messung der Standortqualität                                     Das regio­nale Kostenniveau kann Unternehmen zur Ver­
           Regierungen versprechen ihren Wählern Wohlstand. Die­
           se Zielgrösse steht im Mittelpunkt aller Regierungspro­
           gramme in Demokratien und damit auch in der Schweiz.
           Die Frage ist jedoch: Wie lassen sich der versprochene           Abbildung 12

           Wohlstand und die Wertschöpfung erreichen oder stei­             Wirkungsmodell regionale Wirtschaft
           gern? Konsens ist, dass die wirtschaftlichen Rahmen­             Indikative Darstellung

           bedingungen eine zentrale Rolle spielen, denn jeder
           Wohlstand basiert auf einer vorgängig erbrachten Wert­
           schöpfung.                                                        Rahmenbedingungen
                                                                                                                       Strukturen
           Nicht alle Schweizer Regionen sind wirtschaftlich gleich            für Unternehmen

           erfolgreich. Die Standortqualität legt den Grundstein                                                     Sozio-Ökonomie
                                                                                  Standortqualität
                                                                                                                     Branchenstruktur
           für das wirtschaftliche Potenzial einer Region. In Abhän­                   Preise

           gigkeit der gebotenen Rahmenbedingungen und der
           ­darauf gewachsenen Strukturen erreichen die Regionen
           unter­schied­liche Resultate (Abbildung 12). An attraktiven
           Orten siedeln sich neue Unternehmen an, und bereits                                         Resultate
           ansässige Firmen investieren mehr als in weniger attrak­                                   Wohlstand
           tiven Gebieten. Ansiedlungen oder Investitionen erhöhen                                   Wertschöpfung
           das Wertschöpfungspotenzial einer Region und schaffen
           Arbeitsplätze und Einkommen für die Einwohner.                   Quelle: Credit Suisse

                                            NEUE AARGAUER BANK | www.nab.ch
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lagerung von Tätigkeiten in günstigere Gebiete oder ins     Moderne Dienstleistungsbetriebe sind vor allem auf
                        Ausland zwingen, was den Wegzug der Industrie aus den       hochqualifizierte Mitarbeiter, eine günstige Besteuerung
                        Städten erklärt. Arbeitnehmer suchen ihren Wohnort in       und eine hohe verkehrstechnische Erreichbarkeit ange­
                        Abhängigkeit des Arbeitsorts, des resultierenden Pen­          sen. Da der Standortwettbewerb vorwiegend auf
                                                                                    wie­
                        delwegs, der finanziellen Wohnattraktivität sowie weite­    wertschöpfungsstarke Unternehmen abzielt, nehmen
                        rer Kriterien, was die sozio-demografische Struktur einer   wir hauptsächlich deren Sichtweise ein. Wir fokussieren
                        ­Region prägt. Der Standortwettbewerb ist ein Markt wie     auf die Bereiche Verfügbarkeit von Arbeitskräften, das
                        jeder andere: Unternehmen wählen aus unterschiedli­         Geschäftsumfeld und den Staat. Sämtliche Unternehmen
                        chen Standorten einen geeigneten und bezahlen dafür         sind in der einen oder anderen Form auf diese Standort­
                        einen Marktpreis. Die Standortqualität stellt somit die     faktoren angewiesen, weshalb die Kriterien in Abbildung
                        Summe aller Vorteile dar, die ein bestimmter Ort im Ver­    13 allgemeingültigen Charakter haben.
                        gleich zu anderen Standorten anbietet                       Die Kosten einer Ansiedlung sind ein wichtiger Standort­
                        In früheren Epochen standen bezüglich Standortquali­        faktor. Preise verhalten sich jedoch weitgehend als Spie­
                        tät Kriterien wie Ackerland, die Nähe zu Rohstoffen oder    gelbild der Qualität: An besonders begehrten Standorten
                        der Zugang zu Energie aus Fliessgewässern im Zentrum.       sind beispielsweise höhere Immobilienpreise zu erwar­
                        Mit Blick auf die heutige Branchenstruktur sind jedoch      ten. Für die Berechnung der Standortqualität werden
                        andere Standortfaktoren in den Vordergrund gerückt:         Preise daher bewusst ausgeklammert.
                                                                                    Der Standortqualitätsindikator (SQI) drückt die Attrakti­
                                                                                    vität der Schweizer Kantone und Regionen als syntheti­
Abbildung 13                                                                        schen Indikator im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt
Die Faktoren der Standortqualität                                                   von null aus. Werte zwischen –0.3 und +0.3 können als
                                                                                    Mittelfeld bezeichnet werden, höhere Werte signalisie­
Steuerbelastung der         Die Gewinn- und Kapitalbelastung ist für Unterneh­      ren eine überdurchschnittliche Attraktivität, tiefere Werte
juristischen Personen       men direkt erfolgsrelevant.                             eine geringere. Die höchste Standortqualität weist mit
Steuerbelastung der         Eine tiefe steuerliche Belastung von Einkommen und      einigem Abstand der Kanton Zug auf, gefolgt von Zürich
natürlichen Personen        Vermögen erleichtert den Zuzug von qualifizierten       (Abbildung 14). Auf den nächsten fünf Rängen folgen die
                            Arbeitskräften.                                         Kantone Basel-Stadt, Schwyz, Aargau, Nidwalden und

Verfügbarkeit von           Produktionsnahe oder kaufmännische Unterneh­            Luzern. Im breiten Mittelfeld finden sich eine Reihe von

Fachkräften                 men sind auf Arbeitskräfte mit Berufsausbildung         Agglomerationskantonen sowie der Stadtkanton Genf.

                            angewiesen.                                             Der Aargau rangiert im Standortqualitätsindikator auf
                                                                                    dem fünften Platz. Der Kanton profitiert von hohen Wer­
Verfügbarkeit von           In wissensintensiven Wirtschaftsbereichen sind
                                                                                    ten für die Erreichbarkeit der Beschäftigten und der Bevöl­
Hochqualifizierten          hochqualifizierte Mitarbeiter der zentrale Pro­duk­
                                                                                    kerung sowie einer unterdurchschnittlichen Steuerbelas­
                            tions­fak­tor.
                                                                                    tung für natürliche und juristische Personen. Aufgrund
Erreichbarkeit der          Je grösser das Einzugsgebiet und je effizienter die     einer neuen Methodik bei der Berechnung des Indikators
Bevölkerung                 Infra­struk­turen, desto grösser die Nähe zu Endkun­    verliert der Aargau gegenüber der Bewertung von 2012
                            den und Arbeitskräften.                                 allerdings zwei Plätze zugunsten von Basel-Stadt und
Erreichbarkeit der          Nähe zu anderen Unternehmen vereinfacht die fir­        Schwyz.
Beschäftigten               menübergreifende Zusammenarbeit und den Han­            Abbildung 15 zeigt die Resultate der Standortqualität wie
                            del von Firma zu Firma.                                 auch der einzelnen Teilfaktoren für die Aargauer Regio­
                                                                                    nen. Die Region Baden sticht mit dem fünfthöchsten
Erreichbarkeit von          Ein zentraler Standortfaktor für international tätige
                                                                                    Wert aller 110 Schweizer Regionen heraus. Aber auch das
Flughäfen                   Unternehmen.
                                                                                    Standortqualitätsniveau der anderen Aargauer Regio­
Quelle: Credit Suisse                                                               nen ist hoch: Alle befinden sich innerhalb der ersten 30

                                                          NEUE AARGAUER BANK | www.nab.ch
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Abbildung 14

Standortqualität der Schweizer Kantone 2013
Synthetischer Indikator, CH = 0

 2.5
         ZG
     2
                                                                                                                     ­Ränge. Die höchste Attraktivität weisen die Regionen um
              ZH
 1.5                                                                                                                 den ­Zürichsee, Lorzenebene/Ennetsee und das Glatt­
                   BS
                                                                                                                     tal auf. Sie profitieren von der Nähe zum Ballungsraum
     1
                        SZ AG NW
                                 LU                                                                                  ­Zürich sowie zum Flughafen. Die Rolle der Topografie als
 0.5                                  OW
                                             BL AR SH
                                                      TG                                                             prägender Standortfaktor zeigt sich an der durchwegs
     0                                                                                                               unter­durch­schnitt­li­chen Bewertung der Regionen im
                                                           SG SO GE AI                                               Alpen­raum und im Jurabogen.
–0.5
                                                                         GL BE UR
 –1                                                                                 VD TI
                                                                                            FR
                                                                                                 GR NE
                                                                                                                     Verkehrstechnische Erreichbarkeit
–1.5                                                                                                                 Die Qualität eines Standortes erklärt sich neben den loka­

 –2
                                                                                                         VS
                                                                                                              JU     len, standortspezifischen Rahmenbedingungen erheb­
                                                                                                                     lich aus dessen Interaktion mit den Nachbarstandorten.
Quelle: Credit Suisse                                                                                                Selbst der steuergünstigste Standort mit hohem Bil­

Abbildung 15

Standortqualität der Aargauer Regionen 2013
SQI und Teilindikatoren

          –2.3 – –2.0            0.1 – 0.5
          –1.9 – –1.0            0.6 – 1.0
          –0.9 – –0.5            1.1 – 1.5
          –0.4 – 0.0             1.6 – 3.3
                                                                                                                                                    Brugg/
           AG                                                                                                                                       Zurzach
                                                                                                    Fricktal                                                     Unterland
              Wirtschaftsregionen
                                                                                                                                           Baden
                          Erreichbarkeit der
                          Bevölkerung
                          Erreichbarkeit der                                                                                                                  Furttal
                                                                          Oberes Baselbiet
                          Beschäftigten
                          Erreichbarkeit von                                                                                                Mutschellen
                          Flughäfen                                                                                                                       Limmattal

                                                                                      Olten/Gösgen/Gäu

                                                                                                                          Aarau
                                                                                                                                                   Freiamt
                                                                                                                                                              Knonaueramt
                         Verfügbarkeit von
                         Hochqualifizierten
                        Verfügbarkeit von                                                                                                                      Lorzenebene/
                              Fachkräften
                                                                                                                           Sursee/Seetal                         Ennetsee
                 Steuerliche Attraktivität
                  für juristische Personen                                Oberaargau
                 Steuerliche Attraktivität
                  für natürliche Personen                                                                      Willisau
                             Schweizer Mittel
                                                                                                                                                 Luzern

Quelle: Geostat, Credit Suisse

                                                                           NEUE AARGAUER BANK | www.nab.ch
14
dungsniveau kann für ein Unternehmen ungeeignet sein,        die von einem signifikanten Einfluss aus dem Ausland
wenn ein entsprechendes Geschäftsumfeld fehlt. Auch          profitiert. Im Vergleich zu Zürich nehmen die Resultate
bei Privatpersonen ist der Wohnortsentscheid in den          mit zunehmender Entfernung aber schneller ab. Dank der
meisten Fällen abhängig von der zeitlichen Distanz zum       verkehrstechnisch idealen Lage zwischen den Zentren
Arbeitsplatz. Somit ist die verkehrstechnische Erreichbar­   Basel, Bern und Zürich sind die Erreich­bar­keits­werte für
keit sowohl für Unternehmen als auch für private Perso­      den ganzen Kanton Aargau überdurchschnittlich hoch.
nen ein entscheidender Faktor bei der Standortwahl. Die      Die höchsten Erreichbarkeitswerte der Westschweiz ent­
installierte Infrastruktur und die daraus entstehenden       fallen auf die Ufer des Genfersees, die jedoch ein tieferes
Möglichkeiten der Mobilität haben somit einen direkten       Niveau aufweisen als vergleichbare Regionen im nörd­
Einfluss auf die Standortqualität.                           lichen Teil der Schweiz. Die Region zwischen Lausanne
Die höchsten Erreichbarkeitswerte, insbesondere hin­         und Genf ist zu weit von den Deutschschweizer Zentren
sichtlich der Beschäftigten, ergeben sich für das Zentrum    entfernt und kann nicht auf grosse ausländische Poten­
der Stadt Zürich (Abbildung 16). Neben dem sehr hohen        ziale zählen. Obwohl das Tessin ebenfalls zu weit ent­
eigenen Potenzial profitiert Zürich von einem nahezu 360     fernt ist, um von den Bevölkerungs- und Beschäftigungs­
Grad umspannenden, dicht besiedelten Umfeld. Beschäf­        potenzialen der restlichen Schweiz zu profitieren, ist die
tigungsreiche Teile der Zentralschweiz, des Aargaus und      Erreichbarkeit im südlichen Tessin vergleichbar mit jener
der Ostschweiz sind mit einem geringen Zeitaufwand           der Zentren im Mittelland. Grundsätzlich kann beobach­
von Zürich aus erreichbar, wodurch auch die gesamte          tet werden, dass die Erreichbarkeit entlang der Hauptver­
­Region ein hohes Niveau aufweist. Ebenfalls hohe Erreich­   kehrsachsen (Strasse und Schiene) sowie auch in Zentren
barkeitswerte der Beschäftigten erreicht die Stadt Basel,    deutlich höher ist als in peripheren Regionen. Folglich

 Ein Blick in die Methodik                                   gebiet. Beide Teilindikatoren, die Erreichbarkeit sowohl
 Wir unterscheiden bei der Erreichbarkeit zwischen j­ ener   der Beschäftigten als auch der Bevölkerung, sind auf
 des Arbeitsumfeldes (d. h. der Beschäftigten), jener der    Basis der Fahrzeiten des motorisierten Individualver­
 umliegenden Bevölkerung und jener von Flughäfen.            kehrs (MIV) und des öffentlichen Verkehrs (ÖV) berech­
 Produktionsseitig sind die meisten Unternehmen auf          net worden. Da das Zurücklegen eines Weges mit Zeit
 Zulieferer, Geschäftspartner und subsidiäre Dienstleis­     und anderen Kosten verbunden ist, werden die zu errei­
 ter angewiesen. Zudem fördert die räumliche Nähe zu         chenden Beschäftigungs- und Bevölkerungspotenziale
 anderen Unternehmen, insbesondere in gleichen oder          mit zunehmender Fahrzeit geringer gewichtet. Die dazu
 verwandten Branchen, den Austausch und die Kumu­            verwendeten Gewichtungsfunktionen sind aus empiri­
 lation von Wissen. Diese Komponenten werden mit der         schen Daten zum Pendel- und Geschäftsverkehr abge­
 Erreichbarkeit der Beschäftigten abgebildet. Aus Sicht      lei­
                                                                tet und unterscheiden sich nach Trans­
                                                                                                     port­
                                                                                                         modus
 der Privatperson zeigt dieser Indikator die Grösse des      und dem zu erreichenden Potenzial. Grosse Wohn- oder
 potenziellen Arbeitsmarktes auf. Die Erreichbarkeit der            zentren und effiziente Verkehrsanbindungen
                                                             Arbeits­
 Bevölkerung versinnbildlicht einem Unternehmen die          beeinflussen die jeweilige Erreichbarkeit deshalb ­positiv.
 relative Grösse des lokalen Absatzmarktes und zeigt         Sämtliche Resultate wurden auf der geografischen Gra­
 das Potenzial des Arbeitsmarktes auf. Zudem können          nularität des Quadratkilometers berechnet, sowohl für
 beide Erreichbarkeitsindikatoren gewissermassen als         den MIV wie auch für den ÖV. Ebenfalls berücksichtigt
 Mass der Zentralität interpretiert werden.                  wurde die Erreichbarkeit des benachbarten Auslands.
 Rechnerisch gesehen ist die Erreichbarkeit eines Stand­     Für jeden besiedelten Quadratkilometer der Schweiz
 ortes die Summe aller Beschäftigungs- oder Bevölke­         liegt somit ein präzises Resultat für die Erreichbarkeit
 rungspotenziale im in- und ausländischen Ein­
                                             zugs­           der Bevölkerung sowie der Beschäftigten vor.

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                                                                                                                       15
Abbildung 16

     Erreichbarkeit der Beschäftigten in der Schweiz
     Resultate pro besiedelten Quadratkilometer, MIV und ÖV kombiniert

         Erreichbarkeit                                                                       Schaffhausen
              hoch
                                                                                                        Frauenfeld
                                                       Basel
                                                               Liestal                                       Herisau
                                                                          Aarau           Zürich
                                                      Delémont                                                           Appenzell

                                                            Solothurn
                                                                                          Zug
              tief
                                                                                   Luzern                    Glarus
                                                                                               Schwyz
                                        Neuchâtel
                                                          Bern                        Stans
                                                                                  Sarnen      Altdorf                        Chur
                                               Fribourg

                              Lausanne

               Genève                                Sion
                                                                                                            Bellinzona

                                                                                                                                     AG
                                                                                                                                     Strassennetz
                                                                                                                                     Schienennetz

     Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, Navteq, search.ch, Credit Suisse

     weisen die Siedlungsgebiete im Alpenraum die tiefsten                          Gegen­satz zu den anderen Erreichbarkeitskarten wur­
     Erreichbarkeitswerte auf.                                                      den in diesen Abbildungen die Gemeinden als Betrach­
     Die Resultate zur Erreichbarkeit der Bevölkerung und                           tungsebene gewählt. Bei der Erreichbarkeit der Beschäf­
     der Beschäftigten weisen eine ähnliche Tendenz auf.                            tigten weist der Kanton Aargau für fast alle Gemeinden
     Die Standorte mit den höchsten und tiefsten Erreich­                           ein ­hohes bis sehr hohes Erreichbarkeitsniveau auf. Den
     barkeiten sind in etwa dieselben, unterscheiden sich                           höchsten Wert erreicht die Gemeinde Würenlos. Ebenfalls
     aber im Detail. Einerseits ist die geografische Verteilung                     hohe Werte haben die nahe der Stadt Zürich gelegenen
     der beiden Gruppen unterschiedlich: Die Beschäftigten                          Gemeinden in der Region Mutschellen, die Gemeinden
     sind stärker in und rund um Zentren angesiedelt, wäh­                          nahe der Natio­nal­strasse A1 und einzelne Gemeinden im
     rend die Bevölkerung flächiger verteilt ist. Andererseits                      Fricktal. Aufgrund der stärker abfallenden Gewichtungs­
     folgen die Gewichtungsfunktionen der Fahrzeit bei den                          funktion resultieren bei der Erreichbarkeit der Bevöl­ke­
     Beschäftigten einem flacheren Verlauf, weshalb entfern­                        rung hauptsächlich in und um Zentren hohe Werte. Inner­
     tere Beschäftigungspotenziale höher gewichtet werden                           halb des Aargaus fallen besonders die Gemeinden an der
     als entsprechende Bevölkerungspotenziale. Letztlich ist                        östlichen Kantonsgrenze zwischen Baden und Arni sowie
     auch die Gewichtung der Transportmodi unterschiedlich:                         rund um Lenzburg und Aarau mit hohen Erreich­bar­keits­
     Im Falle der Beschäftigten werden 72 % aller Strecken mit                      werten auf.
     dem MIV absolviert, bei der Bevölkerung sind dies bloss                        Die Resultate in Bezug auf die Erreichbarkeit der Beschäf­
     54 %.                                                                          tigten und der Bevölkerung zeigen, wie ausgeprägt der
     In Abbildung 17 und Abbildung 18 sind die Erreichbar­                          Standortvorteil des Aargaus gegenüber anderen Regio­
     keit der Beschäftigten bzw. der Bevölkerung im Kanton                          nen der Schweiz ist. Die hervorragende Lage zwischen
     Aargau und in umliegenden Regionen abgebildet. Im                              den Zentren Basel, Bern und Zürich und die effiziente

                                             NEUE AARGAUER BANK | www.nab.ch
16
Abbildung 17                                                                   Abbildung 18

Erreichbarkeit der Beschäftigten                                               Erreichbarkeit der Bevölkerung
Resultate pro Gemeinde, MIV und ÖV kombiniert                                  Resultate pro Gemeinde, MIV und ÖV kombiniert

                                                         Wirtschaftsregionen                                                            Wirtschaftsregionen
                                    Bad Zurzach          Strassennetz                                              Bad Zurzach          Strassennetz
Basel        Rheinfelden                                 Schienennetz          Basel        Rheinfelden                                 Schienennetz
                            Frick                                                                          Frick
        Liestal                     Brugg                                              Liestal                     Brugg
                                            Baden                                                                          Baden

                           Aarau Lenzburg                                                                 Aarau Lenzburg
                                                          Zürich                                                                        Zürich
  Erreichbarkeit   Oftringen                Bremgarten (AG)                      Erreichbarkeit   Oftringen                Bremgarten (AG)
      hoch                                                                           hoch

                                                  Sins                                                                           Sins
                                                          Zug                                                                           Zug

      tief                                  Luzern                                   tief                                  Luzern

Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, Navteq, search.ch, Credit Suisse     Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, Navteq, search.ch, Credit Suisse

Infrastruktur dazwischen generieren erhebliche Anreize                         unter­schei­den sich dabei markant von den Werten des
für Firmen wie auch private Personen, sich im Aargau an­                       ÖV (Abbildung 20). Während bei den MIV-Resultaten
zusiedeln.                                                                     grossflächige Gebiete hohe Erreichbarkeitswerte aufwei­
Die bisher betrachteten Resultate beinhalteten Resul­                          sen, fokussieren sich diese beim ÖV hauptsächlich auf
tate für den motorisierten Individualverkehr wie auch                          Zentren und Standorte entlang des Schienennetzes. Im
den öffentlichen Verkehr. Die Quadratkilometerwerte der                        Aargau ist die ÖV-Erreichbarkeit somit am höchsten im
beiden Transportmodi wurden dabei nach deren tatsäch­                          Umkreis der Mittelzentrums-Bahnhöfe auf den L­inien
lichen Verwendungsquoten gewichtet und aufsummiert.                            ­Zürich – Basel (Baden, Brugg, Frick und Rheinfelden) und
Für die Berechnungen des öffentlichen Verkehrs wurden                          Zürich – Bern (Lenzburg und Aarau). Oftringen und Zofin­
sämtliche Fahrzeiten zwischen allen Haltestellen in der                        gen können vom hervorragenden ÖV-Anschluss der
Schweiz – dies sind mehr als 200 Mio. Verbindungen –                           ­nahen Stadt Olten profitieren und verzeichnen ebenfalls
erfasst. Zusätzlich wurde berücksichtigt, dass jede Halte­                     hohe ÖV-Erreich­bar­keits­werte. Die MIV-Erreichbarkeit
stelle bis zu einem Kilometer Distanz auch zu Fuss e­ rreicht                  ist im Gegensatz zum ÖV im gesamten Kanton flächen­
werden kann. Die Berechnungen des motorisierten Indi­                          deckend auf einem sehr hohen Niveau. Einerseits sorgt
vidualverkehrs beziehen ebenfalls sämtliche möglichen                          die effiziente Infrastruktur für kurze Fahrzeiten in alle
Verbindungen zwischen allen besiedelten Quadratkilo­                           Richtungen, andererseits können von fast jedem Stand­
metern der Schweiz sowie dem angrenzenden Ausland                              ort im Kanton Aargau innerhalb einer Stunde mehrere
ein. Aufgrund der nun technischen Machbarkeit konnte                           Zentren erreicht werden. Von diesem hohen Niveau
der Einfluss von Verkehrsüberlastungen in den Berech­                          nochmals abheben können sich Standorte entlang den
nungen berücksichtigt werden. Mit zunehmendem                                  Nationalstrassen A1 von Zürich Richtung Bern und A3
Verkehrsaufkommen und der daraus resultierenden                                von Zürich Richtung Basel.
Überlastung der Infrastruktur weichen die tatsächlichen                        Bevölkerung und Beschäftigte im Ausland haben einen
Fahrzeiten des MIV teils markant von den theoretischen                         erheblichen Einfluss auf die Erreichbarkeit in grenz­
Werten ab. In sämtlichen Resultaten sind die MIV-Fahr­                         nahen Regionen. Am deutlichsten kommt dieser Effekt
zeiten um Stau und Verkehrsverlangsamung korrigiert.                           im ­Tessin und im Raum Basel (Abbildung 21) zum Tragen.
Die Erreichbarkeitswerte für den MIV (Abbildung 19)                            Insbesondere das südliche Tessin profitiert von der nahen

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                                                                                                                                                         17
Abbildung 19                                                                 Abbildung 20

     MIV: Erreichbarkeit der Beschäftigten                                        ÖV: Erreichbarkeit der Beschäftigten
     Resultate pro besiedelten Quadratkilometer                                   Resultate pro besiedelten Quadratkilometer

                                                           Wirtschaftsregionen                                                             Wirtschaftsregionen
                                        Bad Zurzach        Strassennetz                                               Bad Zurzach          Schienennetz
     Basel        Rheinfelden                                                     Basel        Rheinfelden
                                Frick                                                                         Frick
                                        Brugg                                                                         Brugg
          Liestal                               Baden                                  Liestal                                 Baden

                            Aarau Lenzburg                                                                   Aarau Lenzburg
                                                            Zürich                                                                          Zürich
       Erreichbarkeit   Oftringen               Bremgarten (AG)                     Erreichbarkeit   Oftringen                Bremgarten (AG)
           hoch                                                                         hoch

                                                    Sins                                                                            Sins
                                                           Zug                                                                              Zug

           tief                               Luzern                                    tief                                  Luzern

     Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, Navteq, Credit Suisse              Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, Credit Suisse

     Abbildung 21                                                                 Abbildung 22

     Erreichbarkeit der ausländischen Bevölkerung                                 Erreichbarkeit der ausländischen Bevölkerung
     Resultate pro besiedelten Quadratkilometer, MIV und ÖV kombiniert            Resultate pro besiedelten Quadratkilometer, MIV und ÖV kombiniert

       Erreichbarkeit                                                                                                                      Wirtschaftsregionen
          hoch                                                                                                        Bad Zurzach          Strassennetz
                                                                                  Basel        Rheinfelden                                 Schienennetz
                                                                                                              Frick
                                                                                                                      Brugg
                                                                                        Liestal                               Baden

          tief                                                                                           Aarau Lenzburg                     Zürich
                                                                                    Erreichbarkeit   Oftringen                Bremgarten (AG)
                                                                                        hoch

                                                                                                                                    Sins
                                                                                                                                            Zug
                                                                  AG
                                                                  Strassennetz
                                                                  Schienennetz          tief                                  Luzern

     Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, Navteq, search.ch, Credit Suisse   Quelle: Bundesamt für Statistik, Geostat, Navteq, search.ch, Credit Suisse

     Metro­pol­region Mailand. Im Gegensatz dazu beschränkt                       Erreichbarkeit der Region Fricktal profitiert von dicht be­
     sich der ausländische Einfluss im Raum Genf auf weniger                      siedelten Regionen im nahen Ausland. Obwohl auch an
     bevöl­ke­rungs- und beschäftigungsstarke Regionen. Dies                      der Landesgrenze gelegen, profitiert die Region Brugg/
     ist einer der Gründe, weshalb die Calvinstadt im Vergleich                   Zurzach deutlich weniger vom ausländischen Einfluss. In
     zu den anderen Schweizer Städten eine unterdurch­                            den anderen vier Aargauer Regionen ist der ausländische
     schnittliche Erreichbarkeit aufweist. In der vergrösser­                     Einfluss auf die Erreichbarkeit eher marginal.
     ten Betrachtung des Kantons Aargau werden regionale
     Unterschiede deutlich (Abbildung 22). Insbesondere die

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Abbildung 23

Zusammenhang von Erreichbarkeit und Immobilienpreisen
Korrigierte Einfamilienhauspreise in CHF (mittleres Objekt) für alle Gemeinden der Schweiz

3 000 000

                                               Agglomeration Genf
                                                                                                      Zürich/Pfannenstiel
2 500 000

               Engadin
2000 000

1 500 000

1000 000

 500 000

                                                                                      Gemeinden CH               Gemeinden AG
       0
            Tief                                                     Erreichbarkeit                                             Hoch

Quelle: Bundesamt für Statistik, Wüest und Partner, Credit Suisse

Erreichbarkeit und Immobilienpreise                                          tren und vor allem in den direkt angrenzenden Gebieten
Die These, dass die Erreichbarkeit einen erheblichen Ein­                    erwartet. Die Erreichbarkeit des Kantons Aargau wird
fluss auf die Standortqualität hat, impliziert eine e­ rhöhte                sich dank seiner Lage zwischen den Zentren also weiter
Nachfrage nach Wohnraum und Geschäftsimmobilien                              erhöhen. Bei der Bevölkerung erwarten wir überdurch­
an Standorten mit hohen Erreichbarkeitswerten. Die                           schnittliches Wachstum insbesondere in den erweiter­
erhöhte Nachfrage sollte wiederum ein hohes Preis­
­                                                                            ten Agglomerationen der Arbeitszentren Genf, Lausanne
niveau bewirken. Hohe Erreichbarkeitswerte lassen also                       und Zürich. Vom Wachstum des Einzugsgebiets um die
erhöhte P­ reise für Wohneigentum erwarten.                                  Stadt Zürich wird die Erreichbarkeit der Bevölkerung
Abbildung 23 stellt das Niveau der Ein­fami­lien­haus­preise                 im Kanton Aargau direkt profitieren können: einerseits
der Erreichbarkeit gegenüber. Die abgebildeten Preise                        durch die zeitliche Nähe zu den Zürcher Regionen, ande­
sind mittels eines Regressionsmodells um den Einfluss                        rer­seits durch das Bevölkerungswachstum der innerkan­
der Steuerbelastung natürlicher Personen, Seeanstoss                         tonalen Regionen nahe der Stadt Zürich. Das höchste
und Tourismus bereinigt. Die eingefügte Trendlinie ver­                      Bevölkerungswachstum innerhalb des Aargaus wird in
deutlicht den Zusammenhang zwischen der Erreich­                             den nächsten 20 Jahren allerdings für die Region Fricktal
barkeit und den Immobilienpreisen. Zu den systemati­                         erwar­tet.
schen Ausreissern gehören insbesondere Regionen mit                          An Standorten, an denen die Bevölkerung zwar wächst,
­«Glamour»-Charakter, beispielsweise das Engadin, einige                     aber die Infrastruktur überlastet ist, wirkt die Zunahme
Gemeinden der Agglomeration Genf sowie Zürich und die                        von Stauzeiten der Verbesserung der Erreichbarkeiten
Region Pfannenstiel.                                                         diametral entgegen. Die bereits im vorhergehenden Kapi­
                                                                             tel vorgestellten Massnahmen zur Effizienzsteigerung
Ausblick                                                                     der Infrastruktur werden mittelfristig ebenfalls einen Ein­
Entscheidend für die zukünftige Entwicklung der Erreich­                     fluss auf die Erreichbarkeit haben. Auf lange Sicht werden
barkeit sind die räumliche Verteilung des Bevölkerungs-                      wohl andere Lösungen nötig sein, um die wachsenden
und Beschäftigungswachstums in der Schweiz sowie                             Personenströme bewältigen zu können. Visionäre Sys­
Effizienzsteigerungen im Schienen- und Strassenverkehr.                      teme, welche die Mobilitätskapazität zu erhöhen vermö­
Zukünftiges Beschäftigungswachstum wird in den Zen­                          gen, sind in der Entwicklungsphase.

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