Marktbericht 4. Quartal 2021 - Den Zenit überschritten - Baloise Asset Management
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Marktbericht 4. Quartal 2021 Den Zenit überschritten Konjunkturausblick › Der globale Konjunkturaufschwung hat den Zenit überschritten. Wir erwarten, dass die weitere Erholung regional unterschiedlich stark ausfallen wird, da sie vom lokalen Impffortschritt, der Abhängigkeit vom verarbeitenden Gewerbe und der Normalisierung globaler Lieferketten geprägt sein wird. › Hartnäckige Material- und Lieferengpässe liessen die Inflationsraten weltweit massiv ansteigen. Eine Abkehr von dieser Entwicklung ist erst ab 2022 zu erwarten. Finanzmarktimplikationen › Die Geldpolitik wird weniger expansiv, wodurch die Langfristzinsen ansteigen. › Die Realzinsen bleiben vielerorts aber negativ, was die Jagd nach Rendite weiter anfeuert. Aktien, Unternehmensanleihen und Immobilien bleiben somit relativ betrachtet attraktiv, aber Selektivität wird zunehmend wichtiger. Risiken › Tiefe Impfquoten in Schwellenländern bedrohen die Normalisierung der globalen Lieferketten und der Produktionskapazitäten, was wiederum eine Entspannung der Inflationsdynamik verzögern könnte. › Sollten temporäre Preisanstiege in einen anhaltenden Preisdruck mit stark steigenden Zinsen münden, käme es zu Kurskorrekturen an den Finanzmärkten und die konjunkturelle Erholung würde abgewürgt werden. › Das Auftreten von neuen impfstoffresistenten Virusmutationen hätte neue Lockdowns zur Folge. Für die Märkte wäre ein solches Szenario auf breiter Front negativ. Eine erneute rasche Reaktion der Zentralbanken und der Fiskalpolitik wäre jedoch zu erwarten. Weltwirtschaft: Die Mangelwirtschaft Die globale Konjunkturdynamik ebbt ab, aber die wir bereits in unserem letzten Marktbericht Erholung dürfte sich fortsetzen. Die Lockerungen thematisiert haben. der Covid-19-Restriktionen und der Impffortschritt, • Stromausfälle in verschiedenen Regionen Chinas, besonders in Industrieländern, führten zu einem dem Produktionszentrum der Welt, haben starken, globalen Konjunkturaufschwung Mitte des zusätzlich für Angebotsengpässe gesorgt. Jahres. Der globale Einkaufsmanagerindex (PMI) hat sich aber, nach einem 15-Jahres-Hoch im Mai Grafik 1 (58,5 Punkte), in den letzten Monaten abgeschwächt. Im September lag der Index bei 53 Punkten und deutet somit zwar immer noch auf eine globale Expansion der Wirtschaftsaktivität hin. Lieferengpässe und die daraus entstehenden höheren Kosten bremsen aber zunehmend das Wachstum. Eine Reihe von Faktoren haben diese Lieferengpässe und -verzögerungen ausgelöst: • Die starke Nachfrage angesichts der wirtschaftlichen Wiedereröffnung hat dazu geführt, dass sich eine Rekordzahl von Frachtschiffen vor Import-Häfen staut. Dies hat zusammen mit einem Mangel an Frachtcontainern zu explodierenden Frachtkosten geführt (Grafik 1). • Die globalen Produktionskapazitäten sind Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 11.10.2021 aufgrund der Pandemie nach wie vor eingeschränkt. Zudem verzögern regionale Covid- 19-Ausbrüche in Schwellenländern mit tiefen Auch der positive Impuls des privaten Konsums, der Impfquoten, besonders in Südostasien, den wichtigste Motor der Erholung, verliert an Schwung. Wiederaufbau dieser Kapazitäten. Ein Risiko, das Einerseits wurde das während der Lockdowns ersparte Vermögen nach der Wiedereröffnung der Wirtschaft 2
bereits ausgegeben, das heisst, signifikante Dezember 2021 abgewendet werden. Dann braucht es zusätzliche Aufholeffekte sind nicht zu erwarten. jedoch bereits neue Massnahmen, um die Andererseits hat sich die Zuversicht der Haushalte in Finanzierung der Regierung sicherzustellen. den grossen Volkswirtschaften angesichts der hohen Dank günstiger Finanzierungsbedingen und einer Inflationsraten und der anhaltenden Pandemie leicht unterstützenden Fiskalpolitik konnte die US-Wirtschaft eingetrübt. Das heisst, Konsumenten sind hinsichtlich eine, im internationalen Vergleich, äussert dynamische grösserer Ausgaben wieder etwas zögerlicher Erholung verzeichnen. So konnten in den ersten geworden. sieben Monaten des Jahres im Schnitt monatlich 636’000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Dieser Dank des Impffortschritts und der weiterhin Fortschritt hat sich in den letzten Monaten stark unterstützenden wirtschaftspolitischen Massnahmen verlangsamt. Im September wurden nur noch 194’000 gehen wir dennoch von einer Fortsetzung der Erholung neue Stellen besetzt. Schuld daran ist zum einen die aus, auch wenn diese weniger dynamisch als in den Delta-Variante und zum anderen Inneffizienzen am vergangenen Monaten und je nach Region und Sektor Arbeitsmarkt. unterschiedlich stark ausfallen dürfte. Viele Unternehmen melden, dass es aktuell schwierig In Bezug auf die Inflationsentwicklung gehen wir in ist, geeignete Arbeitskräfte zu finden, denn das unserem Basisszenario davon aus, dass Produktions- Angebot übertrifft die Nachfrage. Im August standen kapazitäten weiter aufgebaut werden können und den knapp 10,4 Millionen ausgeschrieben Stellen nur Konsumenten gleichzeitig ihren Konsum zunehmend 8,4 Millionen Arbeitssuchende gegenüber. Diverse von Gütern hin zu Dienstleistungen verlagern werden. Faktoren halten einige Amerikaner davon ab, einen Die Angebotsengpässe sollten sich somit über die Job anzunehmen, obwohl sie leicht verfügbar wären. nächsten Quartale etwas lösen und als Folge dürfte Dazu gehören die Angst vor Covid-19, die Impfpflicht auch die Teuerung wieder abnehmen. Dieses Szenario seitens gewisser Arbeitgeber, der Mangel an für die Weltwirtschaft unterliegt jedoch hoher Kinderbetreuung und bis vor kurzem auch das erhöhte Unsicherheit, denn die Dauer der Engpässe ist Arbeitslosengeld. schwierig abzuschätzen und ist auch je nach Produkt Dieser Fachkräftemangel übt einen Aufwärtsdruck auf bzw. Lieferweg unterschiedlich. Zudem sind tiefe die Löhne und somit auf die Inflation aus. Die grössten Impfraten nach wie vor ein Risiko für Schwellenländer Treiber der Teuerung können jedoch weiterhin auf und die Normalisierung der globalen Lieferketten sowie folglich für die Inflationsraten. Sondereffekte wie den Chip-Mangel und auf die wirtschaftliche Wiedereröffnung zurückgeführt werden. Schweiz: Der coronabedingte Wirtschaftseinbruch Wir erwarten, dass die Inflation in diesem Jahr ihren ist überwunden. Das Vorkrisenniveau des Schweizer Höchstwert erreichen wird und insgesamt, gemessen Bruttoinlandprodukts (BIP) dürfte im 3. Quartal am Konsumdeflator, Ende Jahr noch deutlich über dem überschritten worden sein. Auch die Lage am langfristigen Ziel der US-Notenbank von Arbeitsmarkt verbessert sich kontinuierlich. Im durchschnittlich 2 % liegt. Für 2022 ist dann mit einem September lag die Arbeitslosenquote bei 2,6 %, rund 1 Rückgang zu rechnen. Prozentpunkt unter dem Höchststand im Jahr 2020. Zahlen im Überblick, in % gegenüber Vorjahr Die Quote liegt zwar noch über dem Tief von 2,1 % vor 2022 2020 2021 der Krise, ist aber tiefer als die Raten, die wir zwischen BIP-Wachstum –3,50 % 5,90 % 4,10 % 2012 und 2017 gesehen haben. Die Schweiz kann sich Inflation* aber den globalen Trends nicht entziehen. So haben 1,20 % 4,20 % 2,00 % (Jahresendwert) * Gemessen am Konsumdeflator. eine schwächere Auslandsnachfrage sowie die Engpässe bei gewissen Vorprodukten für die Industrie Euroraum: Abkühlung auf hohem Niveau. Gegen zu einer Abkühlung der Schweizer Wirtschaft geführt. Ende des Sommers verlor der Wirtschaftsboom an Fahrt. Die jüngsten PMIs zeigen, dass Länder wie Die Inflation lag im September bei 0,9 %. Das sind Deutschland, welche stark auf das verarbeitende 1,7 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. Wir Gewerbe angewiesen sind, für einmal die erwarten, dass die Teuerung in den nächsten Monaten Schlusslichter sind. Bei den dienstleistungsorientierten noch etwas weiter anzieht, glauben aber nicht, dass die Mitgliedsstaaten, wie Irland oder Spanien, fiel der Inflation weit über die 1% -Marke steigen wird. Rückgang hingegen moderater aus. Im Aggregat ist Zahlen im Überblick, in % gegenüber Vorjahr aber nach wie vor mit einem robusten 2020 2021 2022 Wirtschaftswachstum im Euroraum zu rechnen, u.a. BIP-Wachstum –2,70 % 3,50 % 3,00 % dank einer expansiven Notenbankpolitik und des Inflation –1,70 % 1,20 % 0,65 % milliardenschweren Covid-19-Rettungsfonds (Jahresendwert) (NextGenerationEU) seitens der EU. Die Arbeitslosenquote ging weiter zurück und lag mit USA: Das konjunkturelle und politische Umfeld 7,5 % im August nur noch 0,4 Prozentpunkte über dem wird anspruchsvoller. Im Streit über die Vorkrisenniveau. Die Löhne und Lohnnebenkosten im Schuldenobergrenze in den USA haben Demokraten Euroraum sind aber im Sommer um 0,1 % gegenüber und Republikaner eine Einigung erzielt. Damit konnte dem Vorjahr geschrumpft. Dies steht im Gegensatz zu ein Zahlungsausfall der USA zumindest bis Anfang 3
den Befürchtungen, dass die jüngste Beschleunigung Die Inflation ist weltweit angestiegen. Treiber dafür der Teuerung und ein verbesserter Arbeitsmarkt zu sind u.a. die höheren Rohstoff- und Lebensmittelpreise höheren Lohnforderungen der Arbeitnehmer führen sowie das Ungleichgewicht zwischen Angebot und könnten. Lohnverhandlungen in den nächsten Nachfrage, was zu Engpässen führt. In gewissen Monaten dürften diesen Trend aber wieder umdrehen. Schwellenländern haben auch Währungsabwertungen eine zentrale Rolle gespielt. Die Inflation erreichte im September 3,4 %. Rund 44 % dieses Anstiegs ist jedoch rein auf die Während Notenbanken in Schwellenländern wie Energiepreisentwicklung zurückzuführen. Auch gegen Brasilien, Russland oder Mexiko daher bereits eine Ende des Jahres ist zu erwarten, dass die Raten noch Zinswende eingeläutet haben, sind Zentralbanken in überdurchschnittlich hoch sein werden, bevor die den meisten Industrieländern zögerlicher (Grafik 2). Teuerung sich 2022 wieder etwas legt. Ihre Einschätzung ist nach wie vor, dass der Inflationsanstieg ein vorübergehendes Phänomen ist. Zahlen im Überblick, in % gegenüber Vorjahr In diesem Fall würde eine Straffung der Geldpolitik die 2020 2021 2022 Konjunkturerholung abwürgen. BIP-Wachstum –6,50 % 5,00 % 4,30 % Inflation –0,30 % 3,20 % 1,30 % Grafik 2 (Jahresendwert) China: diverse Stolpersteine auf dem Erholungspfad. Seit Jahren warnen Ökonomen vor den Risiken des aufgeblähten Immobiliensektors. Die Evergrande-Krise rückte diese nun wieder in den Vordergrund. Der Immobiliensektor, inkl. der zugehörigen Dienstleistungen, macht knapp 30 % des chinesischen BIP aus und ist somit von grosser Bedeutung. Wir gehen davon aus, dass die Regierung versuchen wird, einen Preiszerfall bei Immobilien abzuwenden, um negative Auswirkungen auf den privaten Konsum zu verhindern. Nach Schätzungen von Moody’s ist nämlich der Grossteil des Vermögens der chinesischen Haushalte in Immobilien gebunden (etwa 70 bis 80 %). Aber auch nur bei einer Abkühlung der Branche hat dies kurzfristig negative Konsequenzen für die Gesamtwirtschaft. Mehr dazu im Hinweis: Zentralbanken der Länder, welche in der Analyse berücksichtig wurden: nachfolgenden Fokusthema. Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, Schweiz, Chile, China, Kolumbien, Tschechische Republik, Dänemark, Vereinigtes Königreich, Hongkong SAR, Weitere Covid-19-Ausbrüche, gefolgt von Lockdowns, Ungarn, Indonesien, Israel, Indien, Island, Japan, Südkorea, Mexiko, Malaysia, Norwegen, Neuseeland, Peru, Philippinen, Polen, Rumänien, Serbien, Russland, sowie eine Reihe von Stromausfällen haben aber Saudi-Arabien, Schweden, Thailand, Türkei, Vereinigte Staaten, Eurozone, Fabriken in verschiedenen Regionen Chinas Südafrika Quellen: Baloise Asset Management, BIS, per 10.10.2021 gezwungen, die Produktion vorübergehend zu drosseln oder ganz einzustellen. Das hat die Im September revidierte die US-Notenbank (Fed) ihre chinesische Wirtschaft zusätzlich belastet, v.a., da die Inflationsprognosen nach oben und betonte, dass in konjunkturelle Erholung in den vergangenen Monaten Bezug auf das Beschäftigungsmandat und das primär von der Industrie und den Exporten getragen Inflationsziel substanzielle Fortschritte erzielt worden wurde. Das erwartete BIP-Wachstum für das laufende sind. Ein Herunterfahren des Anleihekaufprogramms, Jahr wurde daher von den meisten Analysten nach das sogenannte Tapering, könnte daher bereits im unten revidiert. November beginnen. Aktuell kauft die Zentralbank Steigende Rohstoffpreise sowie hohe Fracht- und noch Anleihen im Umfang von USD 120 Mrd. pro Versandkosten haben die Produzentenpreise stark in Monat. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell meinte an die Höhe getrieben. Dieser Anstieg wird aber bisher der letzten Sitzung der Fed, dass das Kaufprogramm nur zu einem geringen Mass an die Konsumenten bereits Mitte 2022 beendet werden könnte, falls die weitergegeben. So lag die Konsumentenpreisinflation Erholung der Konjunktur und besonders die des im September bei mageren 0,7 %. Arbeitsmarkts weiterhin robust verlaufen. Die Hälfte der Teilnehmer an der Fed-Sitzung halten Zahlen im Überblick, in % gegenüber Vorjahr 2020 2021 2022 entsprechend auch eine erste Zinserhöhung Ende 2022 für angemessen. Die anderen Komitee-Mitglieder BIP-Wachstum 2,30 % 8,30 % 5,50 % Inflation würden es bevorzugen, bis 2023 abzuwarten. 0,10 % 2,10 % 2,25 % (Jahresendwert) Etwas zögerlicher ist die Europäische Zentralbank (EZB). Sie kündigte im September zwar an, dass sie Geldpolitik: Der Fuss wird langsam im 4. Quartal 2021 das Tempo der Anleihekäufe im vom Gaspedal genommen Rahmen des während der Pandemie eingeführten Notfallkaufprogramms (PEPP) etwas drosseln will. 4
Dies ist aber nicht ganz zu vergleichen mit dem Spekulieren» da. Evergrande war daraufhin mit Tapering der Fed. Das Gesamtvolumen des PEPP- Liquiditätsengpässen konfrontiert. Programms, welches bis mindestens Ende März 2022 Die Schulden liegen grösstenteils bei chinesischen läuft, bleibt unverändert bei EUR 1’850 Mrd. Auch das Banken und dadurch, dass Evergrande und der langjährige Anleihekaufprogramm (APP), bei welchem chinesische Bankenmarkt nur begrenzt in das monatlich EUR 20 Mrd. an Wertpapieren erworben internationale Finanzsystem integriert sind, dürften werden, wird nicht angepasst und soll bis kurz vor einer sich die weltweiten Auswirkungen bei einem Anhebung der Leitzinsen fortgesetzt werden. Kreditausfall grösstenteils in Grenzen halten. Die jüngsten Inflationsprognosen der Ein weiteres, bekanntes Beispiel ist der gescheiterte Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigen, dass Börsengang von Ant Financial, dem Finanzarm des die Inflation nach einem moderaten Anstieg in den Tech-Giganten Alibaba. Nach langer Wartezeit wurde nächsten Monaten auch im Jahr 2024 unter der 1%- der Börsengang von den chinesischen Behörden im Marke verweilt, sogar unter der Annahme, dass der Oktober 2020 bewilligt, nur um zwei Tage vor dem Leitzins bei –0,75 % bleibt. Trotz Sondereffekten steht geplanten Börsengang wieder abgesagt zu werden. In die Entwicklung der Teuerung mit dem Ziel der diesem Jahr wurden Technologieunternehmen Preisstabilität im Einklang. Bis zum Ende der zunehmend mit neuen regulatorischen Vorschriften Negativzinsen in der Schweiz dürfte es daher noch konfrontiert, welche die Monopolpraktiken bekämpfen dauern. und den Datenschutz verbessern sollen. Das Risiko besteht, dass sich die Inflationsentwicklung Grafik 3 in den Industrieländern als nachhaltig entpuppt und somit Notenbanken zwingt, ihre lockere Geldpolitik schneller als erwartet zurückzufahren. Dies hätte einen deutlichen Kursrückgang an den Finanzmärkten zur Folge. Fokus: Damoklesschwert schwebt über der chinesischen Wirtschaft Nach Jahrzehnten scheinbar unendlichen Wachstums steht die chinesische Wirtschaft an einem Scheideweg. Galt der Einfluss des Staates insbesondere durch die starken Förderungen von Infrastrukturprojekten früher noch als Segen, so hat sich dies in den letzten Monaten stark gewandelt. Der in diesem Jahr implementiere Fünfjahresplan der Regierung markiert eine Abkehr von den stark Quelle: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 11.10.2021 quantitativen Wachstumszielen hin zu einem nachhaltigeren Wachstum. Im Fokus steht die Idee Diese Einschnitte in die Privatwirtschaft haben klare eines «gemeinsamen Wohlstands». Der zunehmende finanzielle Konsequenzen. Chinesische Aktien, Einfluss des Staates auf die mächtigsten Branchen ist gemessen am MSCI China Index, haben bspw. von die Folge. Anfang Jahr bis Mitte Oktober rund 16 % an Wert verloren, während der globale Aktienmarkt eine Insbesondere diejenigen Unternehmen, die sich auf Wertsteigerung von 13 % verzeichnet hat. einer ausländischen Börse notieren liessen oder welche ihre Marktmacht missbrauchten, werden von Längerfristig kann dieser Kurswechsel der Regierung der Regierung mit Argusaugen beobachtet. durchaus auch positive Folgen für Chinas Wirtschaft nach sich ziehen. So mindert z.B. die Bestrebung, die Ein Beispiel für den neuen Kurs der Regierung ist im hohe Verschuldung der Immobilienbranche zu hoch verschuldeten Immobiliensektor zu sehen. verringern, das systemische finanzielle Risiko auf Evergrande, das zweitgrösste Immobilienunternehmen lange Frist. Chinas, schuldet seinen Gläubigern rund USD 300 Mrd. und könnte kurz vor der Pleite stehen. Zudem versucht China, gewissermassen die Durch den starken Immobilienboom wurden in China wirtschaftspolitischen Fehler anderer Länder zu immer grössere Projekte mit Schulden finanziert. Dafür vermeiden. So wird die teilweise marktbeherrschende musste Evergrande sich Geld bei Banken, Investoren Stellung der Technologie- und Finanzunternehmen in sowie potenziellen Wohnungskäufern leihen. Vor westlichen Ländern schon länger angeprangert, jedoch kurzem hat jedoch die chinesische Regierung die nicht mit Konsequenz angegangen. Die grösste Vorgaben für den Verschuldungsgrad von Herausforderung wird es wohl sein, die freie Unternehmen angepasst, denn wie Xi Jinping öfters Marktwirtschaft und die damit einhergehende betont hat, «sind Häuser zum Wohnen, nicht zum Innovation nicht zu stark einzugrenzen, gleichzeitig aber trotzdem gewisse Grenzen zu etablieren. 5
Druck auf die Zinsen in Europa etwas gedämpfter Anleihen: Steigende Zinsen, aber ausfallen als in den USA. Aufgrund der hoch verschuldeten Peripherieländer in Europa wird die EZB kein Evergrande-Spillover versuchen zu erreichen, dass die Zinsen kein Niveau überschreiten, welches die durch die Corona-Krise Rückblick: Die Fed und andere Zentralbanken nochmals angestiegene Staatsverschuldung dieser signalisieren, dass sie vorsichtig den Fuss etwas vom Länder untragbar gestalten würde. Gaspedal nehmen wollen. Zurückhaltender bleibt EZB- Präsidentin Christine Lagarde. Sie betonte jüngst, dass Angesichts steigender Corona-Impfraten erwarten wir eine geldpolitische Überreaktion, in anderen Worten im 4. Quartal 2021 keine wesentliche Ausweitung der eine zu stark restriktive Geldpolitik, die wirtschaftliche Kreditaufschläge. Sollten die Erholung im Euroraum gefährden könnte (siehe Lieferkettenschwierigkeiten und die Güterknappheit Abschnitt «Geldpolitik»). weiter andauern und damit das prognostizierte starke positive Wirtschafts-wachstum in den USA und im Auf die Kommentare der Fed reagierten die Zinssätze Euroraum nachhaltig dämpfen, könnten die entsprechend. Die Rendite 10-jähriger US- Kreditaufschläge etwas Druck erfahren und damit Staatsanleihen stieg allein im September um würden die gerade zu beobachtenden historischen 18 Basispunkte (BP) und lag per Mitte Oktober bei Tiefststände wieder der Vergangenheit angehören. 1,6 %. Trotz der vorsichtigeren Töne der EZB legte auch die 10-jährige deutsche Bundesanleihe in diesem Zeitraum um 18 BP zu und kletterte bis Mitte Oktober Aktien: Mit mehr Volatilität zu auf –0,12 %. rechnen An der Kreditfront gab es kurzzeitig grosse Bedenken, Rückblick: Nach einem erfreulichen 1. Halbjahr als die Zahlungsschwierigkeiten des zweitgrössten nahmen die täglichen Kursschwankungen im chinesischen Immobilienentwicklers, Evergrande 3. Quartal zu. Sorgen um das globale Wirtschafts- Group, publik wurden. Die Beteiligung ausländischer wachstum, den Inflationsausblick und Chinas Banken ist jedoch begrenzt, weshalb grössere Immobilienmarkt verunsicherten die Anleger. So verlor Verwerfungen auf den internationalen Finanzmärkten der globale Aktienmarkt, gemessen am MSCI All ausgeblieben sind. Die Kreditaufschläge von Euro- und Country Index, im 3. Quartal 1,5 % an Wert. Über das US-Dollar-Anleihen bewegten sich trotz dieser Jahr sieht die Performance der meisten grossen Meldung seitwärts und verharren weiterhin auf ihrem Märkte dennoch positiv aus. Die Wertentwicklung des historisch niedrigen Niveau (siehe Grafik 4). Swiss Market Index (SMI) seit Anfang Jahr lag per Ende September bei 8,8 %. Besonders stark zeigten Grafik 4 sich in dieser Zeit der EuroStoxx 50 und der S&P 500 mit einer Performance von 13,3 % respektive 15,4 %. Schlechter sieht die Lage bei den Schwellenländern aus. Höhere Zinsen und einschneidende Pandemiemassnahmen aufgrund von tiefen Impfquoten belasteten diese Länder. Chinas Schwäche war ein weiterer starker Dämpfer, da China ca. 34 % des MSCI Emerging Markets Index ausmacht (siehe Fokusthema). Grafik 5 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 30.09.2021 Ausblick: Im September sind die Zinssätze weltweit deutlich gestiegen und wir sehen mittelfristig keine Rückkehr zu einem wesentlich niedrigeren Niveau. Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Zentralbanken schrittweise zu einer restriktiveren Geldpolitik zurückkehren werden. Mit der Aussicht, dass z.B. die Fed schon im November dieses Jahres beginnen wird, die Anleihekäufe graduell zu reduzieren, sehen wir potenzielle Auswirkungen auf das Zinsniveau der Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 11.10.2021 Europäischen Währungsunion. Allerdings könnte der 6
Ausblick: Das Niedrigzinsumfeld, welches besonders am Markt breit machte und Anleger somit nach in Europa intakt bleibt, und eine robuste sicheren Häfen suchten. Unternehmensgewinnentwicklung stützen die Märkte weiterhin. Die stark positiven Impulse seitens der Ausblick: Dank des Zinsvorteils dürfte die Stärke des Geldpolitik und der wirtschaftlichen Wiedereröffnung, US-Dollars auch noch bis Ende Jahr anhalten. Anfang die wir noch Anfang Jahr gesehen haben, lassen Oktober erwarteten von Bloomberg befragte Analysten jedoch nach. Überraschend hohe Inflationsraten sind zum Jahresende einen Euro-/US-Dollar-Kurs von 1,16 in den nächsten Monaten eine zusätzliche Belastung und einen US-Dollar-/Schweizer-Franken-Kurs von für die Aktien, denn steigende Kosten drücken auf die 0,93. Margen und somit auf die Gewinne, wenn Unternehmen diese nicht an ihre Konsumenten Da wir von einem weiterhin eher volatilen Marktumfeld weitergeben können (Grafik 6). ausgehen, dürfte auch die jüngste Aufwertung des Schweizer Frankens vis-à-vis dem Euro nur wenig Die Bewertungen sind jüngst aufgrund von nachlassen. Einen allzu starken Aufwärtsdruck dürfte Kursrückgängen etwas zurückgekommen, sind meist der Franken aber auch nicht verspüren, da die SNB aber historisch betrachtet immer noch teuer. nach wie vor bereit ist, am Devisenmarkt zu Schwellenländeraktien sind aus einer intervenieren. Zudem sind die Zinsaussichten für die Bewertungsperspektive im Vergleich zu Schweiz mit denen des Euroraums im Einklang. Wir Industrieländern und der eigenen Historie aktuell gehen daher von einer Seitwärtsbewegung des Euro- attraktiv. Die Lage in China gibt jedoch Anlass zur /Schweizer-Franken-Kurses aus. Sorge und birgt signifikante Risiken für andere Schwellenländer (siehe Fokusthema). Grafik 7 In diesem Umfeld erwarten wir höhere Kursschwankungen als noch im 1. Halbjahr. Spezifisch sehen wir die Inflationsentwicklung und das Tapering der Fed als Quellen für weitere Volatilität an den Börsen. Grafik 6 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 11.10.2021 Immobilien Schweiz Rückblick: Immobilienanlagen werden weiter durch den anhaltenden tiefzinsinduzierten Anlagenotstand Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 11.10.2021 gestützt. Immobilienfonds haben sich deutlich besser von der Corona-Krise erholt als Immobilienaktien. Die Währungen: US-Dollar-Stärke dank Fonds hatten im Jahresverlauf 2021 neue Geldpolitik Rekordhochs mit +9,2 % erreicht und sanken im September wieder, wobei sie zum Quartalsende eine Performance von 6,6 % verzeichneten (siehe Grafik). Rückblick: Der US-Dollar hat handelsgewichtet im 3. Quartal um 1,9 % zugelegt. So lag der Greenback Unbeeindruckt vom Corona-Virus setzt der per Ende September bei CHF 0,9317 und pro Euro gab Mietwohnungsmarkt seine sanfte Landung fort. es USD 1,1580. Ein wichtiger Treiber dieser Investoren präferieren weiterhin Wohnimmobilien, Entwicklung ist, dass die Fed in Bezug auf die ungeachtet der Mietzins- und Leerstandsentwicklung Zinspolitik der EU und der Schweiz voraus ist. sowie der sinkenden Renditeerwartungen. Der minimale reale Diskontsatz einer neuwertigen Im gleichen Zeitraum legte der Schweizer Franken mittelgrossen Wohnrenditeliegenschaft an bester Lage gegenüber dem Euro ca. 1,7 % zu. Dies vor allem in in Zürich lag im August 2021 bei 1,81 %. Gegenüber den Tagen, in denen sich zunehmende Unsicherheit Januar 2021 mit 1,89 % und April 2021 mit 1,88 % ist dieser um rund 8 BP zurückgegangen. 7
Grafik 8 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 11.10.2021 Ausblick: Der Büroflächenmarkt bleibt vorerst stabil im Hinblick auf die Entwicklung der Büromieten (Transaktionsmieten). Mittelfristig dürfte trotz der sinkenden Angebotsausweitung ein Anstieg der Leerstände zu erwarten sein, angesichts der grossen Unsicherheit bezüglich des Flächenbedarfs von Firmen im Nachgang der Pandemie und der Homeoffice-Empfehlung. Gleichzeitig dürfte der durch Homeoffice wegfallende Flächenbedarf von den Firmen teils wieder durch Begegnungszonen kompensiert werden, falls Mitarbeiter gleichzeitig vor Ort sind. Die einzelnen Segmente des Retailsektors sind sehr unterschiedlich von der Corona-Krise betroffen. Während der Handel mit Lebensmitteln und Elektronikprodukten gegenüber den Vorjahren grosse Zuwächse verzeichnete, erlebten Non-Food-Bereiche, wie beispielsweise der Schuh- und Kleiderhandel, grosse Umsatzeinbrüche. Neben Online-Shopping und Einkaufstourismus dürfte Covid-19 die Abnahme des stationären Handels in der Schweiz weiter beschleunigen. Während der Corona-Krise haben sich die Leerstände von Verkaufsflächen schweizweit zwischen 5 und 6 % eingependelt. Im stationären Handel konnte eine Konkurswelle aufgrund von staatlichen Unterstützungsmassnahmen (Kurzarbeitsentschädigung, Covid-19-Kredite und Härtefallzahlungen) sowie Mietzinserlassen seitens Vermietern, (vorerst) verhindert werden. Aktuell gibt es bereits erste Anzeichen, dass der Leerstand bei Retailflächen mittelfristig zunimmt, sobald die staatlichen Zuschüsse wegfallen. 8
Redaktion Melanie Rama Dominik Schmidlin Alexander Wallach Senior Economist, Investment Strategy Head of Investment Strategy Trainee, Investment Strategy melanie.rama@baloise.com dominik.schmidlin@baloise.com alexander.wallach@baloise.ch Philipp Karstens Dominik Sacherer Blaise Roduit Immobilien-Portfoliomanager (Drittkundenmandate) Junior Credit Analyst Head of Fixed Income philipp.karstens@baloise.com dominik.sacherer@baloise.com blaise.roduit@baloise.com Baloise Asset Management Schweiz AG Aeschengraben 21, 4002 Basel baloise-asset-management.com Erscheinung Viermal pro Jahr, Redaktionsschluss: 12.10.2021 Disclaimer Baloise Asset Management AG übernimmt keine Gewähr für die verwendeten Kennzahlen und Performance-Angaben. Der Inhalt der Publikation beinhaltet Meinungen zur Marktentwicklung und dient ausschliesslich zu Informationszwecken und nicht zur Anlageberatung. Insbesondere stellen die Informationen in keiner Weise ein Kaufangebot, eine Anlageempfehlung oder eine Entscheidungshilfe in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen dar. Es wird keine Haftung für Verluste oder entgangene Gewinne übernommen, die aus einer Nutzung der Informationen entstehen könnten. Die SIX Swiss Exchange AG («SIX Swiss Exchange») ist die Quelle des Swiss Market Index (SMI) und der darin enthaltenen Daten. SIX Swiss Exchange war in keinerlei Form an der Erstellung der in dieser Berichterstattung enthaltenen Informationen beteiligt. SIX Swiss Exchange übernimmt keinerlei Gewährleistung und schliesst jegliche Haftung (sowohl aus fahrlässigem als auch aus anderem Verhalten) in Bezug auf die in dieser Berichterstattung enthaltenen Informationen – wie unter anderem für die Genauigkeit, Angemessenheit, Richtigkeit, Vollständigkeit, Rechtzeitigkeit und Eignung für beliebige Zwecke – sowie hinsichtlich Fehlern, Auslassungen oder Unterbrechungen im SMI oder dessen Daten aus. Jegliche Verbreitung oder Weitergabe der von SIX Swiss Exchange stammenden Informationen ist untersagt. 9
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