Seite seite seite - Stadtreinigung Hamburg

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Ausgabe 2 | 2021

                                              seite
 Das Kundenmagazin für Wohnungswirtschaft,
         Gewerbe & öffentliche Auftraggeber

                                              Fortschrittlich: Wasserstoff made by SRH Seite 2 und 3

                                              Interessant: Prof. Dr. Werner Beba im Gespräch Seite 6

                                              Vorteilhaft: Sperrmüllabholung für Vermieter Seite 7

                                              Ausgezeichnet: NachhaltigkeitsAWARD für SRH Seite 8
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EDITORIAL          Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

                         Europa will der erste klimaneutrale Kontinent werden. Bis
                         zum Jahr 2050 sollen die Netto-Emissionen an Treibhaus-
                         gasen auf Null sinken und erneuerbare Energien fossile
                         Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas ablösen. Bei dieser
                         Transformation unserer Energieversorgung rückt Wasser-
                         stoff verstärkt in den Fokus. Das zeigt sich auch auf poli-
                         tischer Ebene. So hat das Bundeskabinett im vergangenen
                         Jahr eine Strategie verabschiedet, die mit rechtlichen Er-
                         leichterungen und Zuschüssen die Entwicklung der Wasser-
                         stofftechnologie vorantreiben soll. In Hamburg steht Wasserstoff ebenfalls ganz oben auf
                         der Tagesordnung. Vor allem bei der Produktion von sogenanntem grünen, also mit Hilfe
                         erneuerbarer Energien hergestelltem Wasserstoff, will die Hansestadt eine Vorreiterrolle
                         einnehmen. Als größter Dienstleister für nachhaltige Ressourcenwirtschaft der Stadt unter-
                         stützen auch wir die ehrgeizigen Anstrengungen, um den Klimawandel aufzuhalten. Über
                         unser Engagement als Mitglied der Wasserstoffgesellschaft Hamburg e.V. hinaus verfolgen
                         wir aktiv mehrere Projekte, um Produktion und Verwendung von Wasserstoff im Betrieb der
                         Stadtreinigung Hamburg zu entwickeln und zu testen. Dabei konzentrieren wir uns vor allem
                         auf eine intelligente Verwendung von Wasserstoff, die über den einfachen Ersatz fossiler
                         Energieträger hinaus geht. Ein Beispiel dafür ist unser Projekt am Biogas- und Kompostwerk
                         Bützberg, bei dem Wasserstoff aus überschüssigem Strom mit „grünem CO2“ in speicher-
                         bares Biogas umgesetzt wird. Ein höchst innovatives Verfahren, das meines Erachtens am
                         ehesten dem Transformationscharakter der Energiewende entspricht. Erfahren Sie mehr über
                         dieses und viele andere interessante Themen in dieser neuen Ausgabe der kehrseite – ich
                         wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

                         Ihr Prof. Dr. Rüdiger Siechau
                         Sprecher der Geschäftsführung
seite

                            Klares Ziel
                            Null Emissionen
                             Die Stadt Hamburg hat ambitionierte Ziele für den Klimaschutz definiert:
                             Bis zum Jahr 2030 sollen die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um
                             55 Prozent reduziert werden. Bei diesen Plänen spielt auch Wasserstoff
                             eine immer größere Rolle. Die Stadtreinigung Hamburg unterstützt die
                             ökologischen Bestrebungen der Stadt – und plant die Entwicklung eigener
                             Wasserstoffkapazitäten.

                             Die Zeichen stehen auf Grün: Mitte April       sollen in Hamburg, Schleswig-Holstein und
                             übergab Bundeswirtschaftsminister Alt-         Mecklenburg-Vorpommern insgesamt
                             maier bei einer virtuellen Auftaktveranstal-   300 Millionen Euro investiert werden, um
                             tung den symbolischen Förderbescheid           die zukünftige Energieversorgung für
                             über mehr als 50 Millionen Euro für das        Industrie, Wärme und Mobilität klima-
                             Norddeutsche Reallabor. Das Norddeut-          neutraler zu gestalten.
                             sche Reallabor ist eines der größten der
                             sogenannten Reallabore der Energiewen-         Vorreiterprojekt Bützberg
                             de im Rahmen des siebten Energiefor-           Eines der Teilprojekte des Norddeutschen
                             schungsprogramms der Bundesregie-              Reallabors wird am Biogas- und Kom-
                             rung. Zusammen mit den Fördermitteln           postwerk Bützberg der Stadtreinigung

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AKTUELLES

Hamburg umgesetzt. Wo aus Hamburger             An der Anlage, die sich seit vergangenem        Mit dem am ZRE produzierten Wasserstoff
Bioabfällen Biogas und hochwertiger Kom-        Jahr zu 100 Prozent im Besitz der SRH           und dem bei der Rauchgasreinigung der
post erzeugt werden, soll in Zukunft eine       befindet, soll noch in diesem Jahr mit der      Anlage gesammelten CO2 könnte Methanol
Elektrolyseanlage mit Überschussstrom           Planung eines 5-MW-Elektrolyseurs be-           produziert werden, der sich als Ersatz für
Wasserstoff produzieren. Dieser wird in         gonnen werden. So soll mit dem bei der          Benzin oder als Beimischung zu Diesel eig-
den Fermentationsprozess der Bioab-             thermischen Abfallbehandlung klimafreund-       net. Derzeit sieht die Planung eine Anlage
fälle eingebracht, dort die Aktivität der       lich erzeugten Strom künftig auch Wasser-       zur Methanolsynthese mit einer Kapazität
Bakterien erhöhen und so unter Nutzung          stoff produziert werden. Mit diesem könnten     von 1.700 Litern pro Stunde vor – aus-
des natürlich vorhandenen CO2 den Me-           schon im Jahr 2023 im Hamburger Hafen           reichend für die Tankfüllung von mehr als
thananteil im Biogas deutlich erhöhen. Das      Fähren oder auch die Powerbarge für die         40 Kleinwagen.
führt zum einen zu einer Reduzierung der        Stromversorgung von Kreuzfahrtschiffen
CO2-Emissionen des Werks und zu einer           emissionsfrei betrieben werden. Aus dem         Wird diese Planung realisiert, werden
realen Senkung des CO2-Anteils in der           bewährten Konzept Waste to Energy würde         in Zukunft am ZRE mit klimafreundlich
Atmosphäre. Zum anderen ermöglicht es           so Waste to Wasserstoff – und ein wei-          erzeugtem Strom grüner Wasserstoff
dieses Vorhaben, überschüssigen Strom           terer wichtiger Beitrag zum Klimaschutz         produziert, die CO2-Emissionen der Anlage
umzuwandeln und im Erdgasnetz, dem              in Hamburg.                                     reduziert, der Energiebedarf für Teile des
größten Energiereservoir Deutschlands,                                                          SRH-Fuhrparks gedeckt und darüber
zu speichern.                                   Kreislaufwirtschaft ohne Kompromisse            hinaus sogar ein umweltfreundlicher
                                                Noch weiter in die Zukunft reichen die Vor-     Kraftstoff gewonnen. „Wir wollen die Stadt
„Auch wenn die Kennzahlen dieses Pro-           haben für das auf dem Gelände der ehe-          Hamburg beim Erreichen ihrer Klimaziele
jekts nicht mit denen anderer Vorhaben          maligen Müllverwertungsanlage Stellinger        unterstützen und den Markthochlauf der
vergleichbar sind, haben wir hier einen         Moor geplante Zentrum für Ressourcen            Wasserstofftechnologie fördern“, fasst
wichtigen Schritt in der Forschung erzielt“,    und Energie (ZRE). Werden die Fördermittel      SRH-Geschäftsführer Prof. Dr. Rüdiger
äußert sich SRH-Geschäftsführer Prof. Dr.       bewilligt, könnte hier in einigen Jahren eine   Siechau das Engagement seines Unter-
Rüdiger Siechau zufrieden, „die effiziente      Anlage zur Elektrolyse mit fast 25 MW in        nehmens zusammen, „deshalb erproben
Umwandlung und Speicherung von En-              Betrieb gehen. Wie bei der MVR soll dann        wir sowohl die klimafreundliche Wasser-
ergie kann eine wertvolle Blaupause für         mit dem aus der thermischen Abfallbe-           stoffproduktion als auch sektorübergrei-
die rund 10.000 Biogasanlagen in ganz           handlung erzeugten Strom Wasserstoff            fende Verwendungsmöglichkeiten.“
Deutschland werden.“                            erzeugt und u. a. für Mobilität verwendet
                                                werden. Etwa für die SRH-Entsorgungs-
Waste to Wasserstoff                            fahrzeuge der Region West und für Busse
Ein weiteres Projekt steht an der Müllverwer-   mit Brennstoffzellentechnologie, für die der
tungsanlage Rugenberger Damm (MVR)              HVV in der Nähe des ZRE einen eigenen
in den Startlöchern.                            Betriebshof plant. Ein weiterer Clou:

                                                                                                                 kehrseite 2 | 2021     3
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SERIE                                 Hamburgs tägliche
                                               Herausforderungen
Schadstoffhaltige Problemstoffe
wie Farben, Lacke, Löse- und
Pflanzenschutzmittel sowie ähn-
liche Stoffe belasten die Umwelt
und dürfen deshalb nicht über die
Restmülltonne entsorgt werden.
Unternehmen und Privatpersonen
können Schadstoffe an den zwölf
Recyclinghöfen der Stadtreinigung
Hamburg abgeben – oder die
Mobile Problemstoffsammlung
nutzen.

Gleich zwei Problemstoffmobile mit einem       eine Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirt-   Standorte und Termine informieren und
zulässigen Gesamtgewicht von jeweils           schaft. Diese berät vor Ort, was als Problem-   haushaltsübliche Mengen ohne Anmel-
zwölf Tonnen sind in Hamburg für die           stoff entsorgt werden muss und was in           dung kostenlos abgeben. Darüber hinaus
Mobile Problemstoffsammlung unterwegs.         die Restmülltonne gegeben werden kann.          steht die Mobile Problemstoffsammlung
Um die gesammelten Problemstoffe sicher        Das Pensum ist hoch: Die Mobile Problem-        Haushalten, Gewerbebetrieben und Unter-
im Straßenverkehr transportieren zu kön-       stoffsammlung macht über 800-mal an             nehmen der Wohnungswirtschaft auch auf
nen, verfügen beide Fahrzeuge über einen       rund 170 Standorten halt. Auch bei den          Abruf zur Verfügung – schon ab 50 Euro
speziellen Sonderaufbau nach TRGS 520          Sperrmüllaktionstagen der SRH (s. Seite 7)      zzgl. Mehrwertsteuer und Entsorgungs-
und Verpackungsgebinde in Blech- oder          waren die Problemstoffmobile vor Ort. Zu-       kosten.
Kunststoffausführung mit einem Volumen         dem lässt die wachsende Stadt die Nach-
von 30 bis 120 Litern. Immer an Bord:          frage weiter steigen. Privatpersonen kön-
ein Berufskraftfahrer oder -fahrerin und       nen sich online und in der Abfallfibel über

                                                                                                                                      EINI
                                                                                                                                 TR          G

Meilenstein
                                                                                                                             D

                                                                                                                                               U
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für ein sauberes Hamburg                                                                                                     H
                                                                                                                                 A
                                                                                                                                     JAHRE

                                                                                                                                     M B U R
                                                                                                                                                 G

Im Jahr 1996, nur zwei Jahre nach              worden – private Abfälle der Mieter blieben     gung – und einheitliche Antworten. „Früher
der Gründung der SRH als Anstalt               aber hoheitlich. So stand die SRH zum           sprachen wir von Gebührenpflichtigen“,
öffentlichen Rechts (AöR), erließ              einen im Wettbewerb mit privaten Ent-           erinnert sich SRH-Vertriebsleiter Jan Pelka,
                                               sorgern, zum anderen mussten für den            „heute sind wir für unsere Kunden nicht nur
das damalige Bundeskabinett das
                                               rentablen Betrieb Deckungsbeiträge              einer der leistungsstärksten, sondern auch
Kreislaufwirtschafts- und Abfallge-
                                               erwirtschaftet werden. Die SRH reagierte        einer der servicestärksten Dienstleister in
setz. Was den Weg von der Wegwerf-             mit der gezielten Akquise und Betreuung         der Ressourcenwirtschaft.“
gesellschaft in eine Kreislaufwirt-            von Kunden aus Gewerbe und Wohnungs-
schaft ebnete, stellte die Stadtreini-         wirtschaft. War diese Aufgabe in puncto
gung Hamburg vor neue Herausfor-               Gewerbe zunächst bei der Tochtergesell-
derungen – die das Unternehmen                 schaft HEG angesiedelt, wurde später bei
wegweisend meisterte.                          der SRH der Zentrale Vertrieb aufgebaut.
                                               Dieser begann mit sechs Kräften und besteht
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz veränderte      heute aus drei Teams mit rund 30 Mitar-
die Entsorgungswirtschaft schlagartig. Die     beiterinnen und Mitarbeitern für die spezi-
Überlassungspflicht von Abfällen an den        fischen Belange von Wohnungswirtschaft
öffentlich-rechtlichen Entsorger wurde         und Gewerbe. Auch das 2005 gegründete
aufgeweicht. Gewerbekunden konnten             Service Center Privatkunden (SCP) stand
Entsorger frei wählen. Und auch viele Unter-   ganz im Zeichen der Neuausrichtung der
nehmen aus der Wohnungswirtschaft              SRH. Erstmals gab es eine zentrale Anlauf-
wären gern als Gewerbekunden eingestuft        stelle für alle Fragen rund um die Entsor-

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INTERNES

       Mehr Schnee –
       mehr Einsätze
Der Winterdienst der Stadtreini-                 in der Stadt wurden 1.400-mal gesichert.    Hinzu kommt die Bautätigkeit in Hamburg,
gung Hamburg war in der zurück-                  Zudem klingelten fast 800 -mal die          die auch bei vielen Gewerbekunden für
                                                 Telefone in der Winterdienst-Hotline –      neue Gegebenheiten sorgt. So kommen
liegenden Saison deutlich mehr
                                                 rund die Hälfte der Anrufe meldete          Flächen hinzu oder die Durchfahrtsbreite
gefragt als in den vergangenen Jah-
                                                 glatte Gefahrenstellen, die gesichert       von Wegen kann sich ändern. Das alles
ren. Dank der guten Organisation                 werden mussten.                             wird rückwärts geplant – nach dem Ham-
konnten sowohl öffentliche Wege                                                              burger Wegegesetz muss die Räumung
und Straßen als auch gewerbliche                 Rechtzeitige Planung gibt                   werktags bis 8 Uhr 30 erfolgt sein. All dies
Flächen sicher von Schnee und Eis                Gewerbekunden Sicherheit                    koordiniert Mathias Welge vom SRH-Team
befreit werden. Die Vorbereitungen               Neben dem hoheitlichen Winterdienst auf     Großkunden. „Je früher uns Kunden und
für den nächsten Winter laufen                   öffentlichen Wegen und Fahrbahnen über-     Interessenten über ihren Bedarf sowie
bereits jetzt auf Hochtouren.                    nimmt die SRH auch für viele Großkunden     die Verhältnisse und Besonderheiten vor
                                                 die Sicherung von Wegen und Flächen         Ort informieren“, erklärt er, „umso besser
                                                 im Winter. Zu den etwa 800 Objekten,        können wir planen. Dann sind Standort-
Kommt der Winter oder kommt er nicht –           die im vergangenen Winter betreut wurden,   begehungen und ggfs. Abstimmungen
diese Frage beschäftigt die Verantwort-          zählen z. B. Schulen, Hafen- und große      mit Verantwor tlichen rechtzeitig vor
lichen in der Winterdienstzentrale der SRH       Betriebsflächen mit zahlreichen Liegen-     Saisonstart abgeschlossen.“
jedes Jahr aufs Neue. Die Zentrale ist jeweils   schaften. Die damit verbundenen Auf-
vom 1. November bis 31. März und rund um         gaben sind so komplex, dass schon im
                                                                                               Rechtzeitig buchen
die Uhr besetzt. Die Mitarbeiterinnen und        Frühjahr die Planungen für den nächsten
                                                                                               Kunden und Interessenten informieren
Mitarbeiter stehen in dieser Zeit im stän-       Winter beginnen. Touren müssen geplant
                                                                                               sich am besten schon jetzt zu den
digen Austausch mit mehreren meteoro-            und je nach Einsatzdauer vor Ort auf-
                                                                                               gewerblichen Winterdienstleistungen
logischen Diensten, verfolgen die Ent-           einander abgestimmt werden. Die Ein-
                                                                                               unter 040 / 2576-2040
wicklung des Wetters und rufen ggf. die          satzplanung passgenauer Fahrzeuge
Kolleginnen und Kollegen aus den Rufbe-          und Ressourcen ist dabei maßgeblich.
reitschaften in den Einsatz. Das passierte
im letzten Winter wesentlich häufiger als
in der Vergangenheit. Vor allem die kräftigen       Eiskalte Bilanz: Großeinsätze im Jahresvergleich
Schneefälle Ende Januar und in der ersten
Februarhälfte hielten die fast 850 Einsatz-                                    2020/2021        2019/2020             2018/2019
kräfte in Atem. Insgesamt 23-mal musste
der Winterdienst zu Großeinsätzen auf den           Gehwege                    11               nur Einzeleinsätze 2
Hauptverkehrsstraßen und Strecken mit               Gestreuter Kies (t)        2.000            80                 500
Buslinienverkehr ausrücken. Hinzu kamen             Fußgängerüberwege          11               0                     2
elf Einsätze auf verkehrswichtigen Geh-             Gestreuter Kies (t)        900              20                    250
wegstrecken ohne Anlieger und auf
ausgewählten Radwegen sowie an Bus-                 Fahrbahnen                 23               10                    5
haltestellen und Zuwegen zu ÖPNV-                   Gestreutes Salz (t)        7.350            1.300                 2.600
Haltestellen. Einzelne glatte Stellen auf           Hotline-Anrufe             760              100                   240
Fahrbahnen und auf anderen Strecken

                                                                                                               kehrseite 2 | 2021      5
Seite seite seite - Stadtreinigung Hamburg
IM GESPRÄCH                                 „Bützberg halte
                                                 ich für extrem
Im Rahmen des Norddeutschen Real-                fortschrittlich.“
labors starten mehrere Projekte zur
Erforschung einer ökologisch und öko-
nomisch sinnvollen Verwendung von
Wasserstoff. Welche Rolle dabei auch
die Ressourcenwirtschaft spielen kann,
diskutierte SRH-Vertriebsleiter Sven
Winterberg mit Prof. Dr. Werner Beba
von der HAW Hamburg.

Sven Winterberg: Danke, dass Sie sich
Zeit für unser Videogespräch genommen
haben. Herr Prof. Dr. Beba, Sie haben viele
Forschungsprojekte zu neuen Energien und
der Energiewende in Deutschland geleitet.
Wird aus Ihrer Sicht Wasserstoff der Energie-   Sven Winterberg: Nun könnte man kritisie-        Sven Winterberg: Bei unserem Projekt
träger der Zukunft?                             ren, dass für grünen Wasserstoff relativ viel    werden wir Wasserstoff für eine effizientere
                                                erneuerbare Energie benötigt wird, die man       Erzeugung von Biogas nutzen und dieses
Prof. Dr. Werner Beba: Bis Mitte des Jahr-      woanders wertvoller verwenden könnte.            ins Erdgasnetz einspeisen. Wenn zukünftig
hunderts soll Deutschland klimaneutral                                                           ein reines Wasserstoffnetz angestrebt wird,
werden – das heißt, wir reden über null         Prof. Dr. Werner Beba: Genau deshalb             ist unser Ansatz nur Teil einer Übergangs-
CO2-Emissionen. Vom Basisjahr 1990 aus          muss sehr differenziert betrachtet werden,       phase?
gerechnet, haben wir schon viel erreicht.       wie Wasserstoff erzeugt und verwendet wird.
Wenn wir aber z. B. den Strommarkt betrach-     Grundsätzlich ist Wasserstoff ein Energie-       Prof. Dr. Werner Beba: Wir werden diese
ten, der nur rund ein Viertel des Energie-      träger mit einer sehr hohen Energiedichte.       Übergangsphase brauchen. Niemand weiß,
verbrauchs ausmacht, benötigen wir eine         Der besondere Vorteil von Wasserstoff sind       welche Technologie sich bis 2050 durchset-
Verdreifachung bis Vervierfachung der           aber die verschiedenen Nutzungspfade.            zen wird. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt
Produktion von grünem Strom. Nehmen wir                                                          Projekte starten, bei denen wir im großen
dann noch Verkehr, Wärme, Gebäude und           Es gibt Beispiele, bei denen eine Elektro-       Maßstab Skaleneffekte testen können. Nur
Industrie hinzu, sehen wir, dass die Verwen-    lyseanlage Wasserstoff erzeugt, der in der       so lässt sich ermitteln, ob sich Wasser-
dung von Strom sehr ineffizient sein kann. An   Bus- und Schwerlastmobilität verwendet,          stoff effizient erzeugen und verwenden lässt,
dieser Stelle kommt Wasserstoff ins Spiel.      dem Erdgas beigemischt, direkt ins Haus-         ob ein Markt entsteht, der Unternehmen
                                                haltsgasnetz eingespeist oder in einem ther-     auch zu Investitionen ermutigt, und ob wir
                                                mischen Kraftwerk für die Fernwärmever-          in der Lage sein werden, den Bedarf in
                                                sorgung genutzt wird. Es gibt im Reallabor       Deutschland selbst zu decken. Die Nutzung
                                                sogar Projekte, um all diese Prozesse parallel   biogener Rohstoffe erhöht die Effizienz von
                                                zu bedienen. In der Industrie kann Wasser-       Wasserstoff deutlich.
                                                stoff in unterschiedlichsten Prozessverfahren
                                                CO2-Emissionen reduzieren, indem grauer          Sven Winterberg: Im Strommarkt werden
                                                Wasserstoff, d. h. aus Erdgas erzeugt, durch     wir uns mit den Projekten im Wettbewerb
                                                grünen Wasserstoff ersetzt wird. Und auch        um günstige Strommengen wiederfinden.
                                                das Projekt in Bützberg halte ich für extrem     Wie sehen Sie unsere Chancen?
                                                fortschrittlich.
    Prof. Dr. Werner Beba                                                                        Prof. Dr. Werner Beba: Das ist der große
    Leiter Competence Center für Erneu-         Sven Winterberg: Sie meinen die geplante         Vorteil des Norddeutschen Reallabors: Dort
    erbare Energien und Energieeffizienz        Produktion von Wasserstoff mit Überschuss-       sind alle Beteiligten zusammengeführt, um in
    (CC4E) an der HAW Hamburg                   strom, der dann der Fermentation von Bio-        einer Kooperation diese Projekte erfolgreich
                                                abfällen zugeführt werden soll. Wo genau         voranzubringen.
    Prof. Dr. Beba studierte Wirtschafts-       sehen Sie dort die Vorteile?
    und Organisationswissenschaften                                                              Sven Winterberg: Herr Prof. Dr. Beba, ich
    an der Helmut-Schmidt-Universität           Prof. Dr. Werner Beba: Die Beimengung            bedanke mich herzlich für Ihre interessanten
    (HSU). Nach verschiedenen Manage-           von Biogas oder biogenen Reststoffen erhöht      Ausführungen und wünsche Ihnen und uns
    mentfunktionen bei Gruner + Jahr            den Wirkungsgrad von Wasserstoff und da-         weiterhin viel Erfolg bei diesen Forschungs-
    wechselte er 2008 zur HAW Ham-              mit die Energieeffizienz. Zum anderen wird       projekten.
    burg. Dort leitet er das Competence         bei diesem Projekt das bei der Erzeugung
    Center für Erneuerbare Energien und         von Biogas entstehende CO2 nicht emittiert,                           „Ich freue mich schon auf
    Energieeffizienz (CC4E) und treibt das      sondern mit Wasserstoff zu Methan verar-                              meinen nächsten Gast.“
    Norddeutsche Reallabor voran. Prof.         beitet. Das ist wiederum im Hinblick auf die
    Dr. Beba ist Sprecher des Energie-          angestrebte Klimaneutralität von Vorteil.
    netzbeirats des Hamburger Senats
    und des Energieforschungsverbunds
    Hamburg (EFH).

6      kehrseite 2 | 2021
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WOHNUNGSWIRTSCHAFT

Sperrmüll Aktionstage
Ausgediente Sofas, alte Kühlschränke – gerade in größeren Wohnanlagen kommt es immer wieder zu Sperr-
müllablagerungen, die Wohngesellschaften und Verwaltungen belasten. Mit den Sperrmüllaktionstagen hat die
Stadtreinigung Hamburg eine Initiative gestartet, die der Wohnungswirtschaft einen echten Mehrwert bietet.

Rund 30 kg Sperrmüll fallen jedes Jahr in
Deutschland pro Kopf an. In Hamburg kön-
nen Privatpersonen Sperrmüll kostenlos
auf den zwölf Recyclinghöfen der SRH
abgeben oder diesen auf Bestellung ab-
holen lassen. Unter normalen Umständen
klingeln so jedes Jahr etwa 75.000-mal
die Telefone in der Sperrmüllberatung
und über 100 Kräfte bewerkstelligen die
ca. 35.000 Sperrmüllabholungen. Doch
die Pandemie hat auch die Sperrmüllent-
sorgung vor neue Herausforderungen
gestellt. Zum einen ist das Aufkommen
gestiegen. Bedingt durch Lockdown und
Homeoffice haben viele Menschen mehr
Zeit zu Hause verbracht und diese auch für
die Entrümpelung genutzt. Zum anderen
ist die Sperrmüllabholung aus Wohnungen
und Kellern aufgrund der notwendigen
Sicherheitsvorkehrungen nicht möglich.
In manchen Stadtteilen fehlt es zudem        An den Abholtagen war die SRH jeweils mit      Ein Erfolg, der mehr verspricht
häufig an der Möglichkeit, sperrige Ab-      einem Pressfahrzeug und einem Koffer-          Das Ergebnis des Dulsberger Pilotprojekts
fälle zu den auch während der gesamten       wagen vor Ort, um Sperrmüll zu entsorgen       überzeugt auf der ganzen Linie. An den
Pandemie durchgängig geöffneten Recy-        und Elektrogeräte etc. getrennt zu erfassen.   vier Aktionstagen wurden insgesamt fast
clinghöfen zu bringen.                       Die Abfälle wurden von den Mieterinnen         35 Tonnen Sperrmüll entsorgt. Hinzu kamen
                                             und Mietern vor den Fahrzeugen abgestellt      knapp 80 Autoreifen und 130 Säcke mit
Kontaktlose Abholung vor Ort                 und anschließend vom Personal der SRH          Alttextilien. An drei der vier Aktionstagen
Die Stadtreinigung Hamburg reagierte         verladen. Problemstoffe wurden in einem        mussten die Fahrzeuge der SRH sogar
auf dieses Problem mit den Sperrmüll-        abgeschlossenen Raum deponiert und am          zwischendurch entleert werden. Auffal-
aktionstagen, die in einem Dulsberger        Ende der Aktionstage abgeholt. Neben           lend viel Sperrmüll stammte aus Keller-
Pilotprojekt erfolgreich getestet wurden.    der SRH waren auch Mitarbeiterinnen            räumen oder von Dachböden, wo er offen-
Idee: An zuvor angekündigten Terminen        und Mitarbeiter der SAGA vor Ort, die mit      bar schon länger lag. „Die Resonanz bei
ist die SRH in ausgewählten Objekten vor     darauf achteten, dass Maskenpflicht und        unserem Kunden sowie den Mieterinnen
Ort, um Sperrmüll und Problemstoffe wie      Abstand eingehalten wurden und bei der         und Mietern war großartig“, freut sich
Farben und Lacke kontaktlos entgegen-        Entsorgung halfen.                             Alexander Stallbaum vom SRH-Team
zunehmen. Im Vorfeld erhielten insge-                                                       Wohnungswirtschaft, „wir werden unsere
samt 1.000 Wohnungen der SAGA Infor-                                                        Sperrmüllaktionstage auch anderen Unter-
mationen über die Abholtermine, zu den                                                      nehmen aus der Wohnungswirtschaft an-
entsorgungsfähigen Abfallarten und den                                                      bieten und damit dazu beitragen, illegale
Hygienemaßnahmen bei der kontaktlosen                                                       Ablagerungen zu reduzieren.“
Sperrmüllabholung. Diese Informationen
erhielten die Mieterinnen und Mieter durch
Briefkasteneinwurf und Aushang in den
Treppenhäusern. So konnte sichergestellt                                                      Sperrmüll Aktionstage
werden, dass keine unbefugten Personen                                                        Das Team Wohnungswirtschaft berät
die Abholung nutzten.                                                                         umfassend zum Angebot
                                                                                              für Vermieter. Jetzt anrufen!
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                                                                                                              kehrseite 2 | 2021     7
Seite seite seite - Stadtreinigung Hamburg
Was macht eigentlich …
     SAM M EL S TE LLE

Kurz vermerkt:
Alternative Antriebe
Bereits seit Langem geht die
Stadtreinigung Hamburg bei der                                                                   Thomas Maas,
                                                                                                 Abteilungsleiter Technischer Service
Erprobung und beim Einsatz
neuer Mobilitätskonzepte im täg-                                                                 Die Aufgaben der SRH erfordern einen
lichen Einsatz voran. Im Rahmen                                                                  großen Fuhr- und Gerätepark – von der
                                                                                                 Kleinkehrmaschine bis hin zum Entsor-
eines Förderprojekts wird das
                                                                                                 gungsfahrzeug. Diese gesamte mobile
Unternehmen sein Engagement                                                                      Technik verantwortet seit 2010 Thomas
jetzt intensivieren.                                                                             Maas als Abteilungsleiter Technischer
E-Lastenbikes, über 100 Elektrofahr-                                                             Service (TS). Gemeinsam mit seinem
zeuge, ein Pressfahrzeug mit elektrisch                                                          Team stellt er der SRH die notwen-
betriebenem Aufbau, ein vollelektrisches                                                         digen Betriebsmittel zur Verfügung.
Drehtrommelfahrzeug sowie eine vollelek-       Foto: FAUN-Gruppe (Symbolfoto)                    Zu den konkreten Aufgaben gehören
trische und drei Hybrid-Großkehrmaschi-                                                          die Beschaffung, Indienststellung
nen – kaum ein Unternehmen der Branche         Jahres geplanten Auslieferung der Fahr-           und Übergabe von Fahrzeugen und
setzt sich so für die ökologische Erneu-       zeuge werden diese unter realen Alltags-          Geräten, Einweisung des Personals
erung des Fuhrparks ein wie die SRH.           bedingungen getestet. „Ziel ist es“, erklärt      und natürlich die technischen Untersu-
Über die batterieelektrisch elektrifizierten   der Abteilungsleiter Technischer Service          chungen, Wartungen und Instandset-
Fahrzeuge hinaus wird die SRH nun wei-         Thomas Maas, „die für das Unternehmen             zungen während der Nutzungsdauer.
tere Alternativen testen. Mit Bundesför-       und die jeweilige Aufgabe wirtschaftlichste       Auch die interne und externe Weiter-
dermitteln wird das Unternehmen zwei           Lösung zu finden. Auf dieser Basis kön-           bildung der Fahrerinnen und Fahrer
mit Brennstoffzellen betriebene Müllfahr-      nen wir dann entscheiden, wie wir unser           fällt in seinen Aufgabenbereich. Bei
zeuge sowie zwei Großkehrmaschinen mit         Ziel des immer weiter klimaschonenderen           der Beschaffung von Fahrzeugen
derselben Technologie ordern. Nach der         Betriebs unseres Fuhrparks am besten er-          spielen neben wirtschaftlichen auch
für Anfang bzw. Mitte des kommenden            reichen können.“                                  immer mehr ökologische Aspekte eine
                                                                                                 Rolle, etwa bei der Entscheidung für

Wussten Sie, dass …                                                                              alternative Antriebe wie E-Mobile oder
                                                                                                 Wasserstoff. In diesen Fragen berät
                                                                                                 Thomas Maas die Geschäftsführung
das Engagement der SRH für Nachhaltigkeit Gold wert ist?                                         der SRH und steht auch den Partnern
Stellvertretend für das Bündnis                                                                  des Unternehmens zur Verfügung.
Hamburgs Wer tstoff Initiative                                                                   „Die technische und ökologische

                                                                                                                                              Gedruckt auf 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel
(HWI) wurde die Stadtreinigung                                                                   Weiterentwicklung des Fuhrparks ist
Hamburg mit dem ZfK-Nachhal-                                                                     für mich eine spannende Herausforde-
                                                                                                 rung“, erklärt Thomas Maas seine Mo-
tigkeitsAWARD in Gold ausge-
                                                                                                 tivation, „deshalb engagiere ich mich
zeichnet. Der Preis wird von der                                                                 auch seit vielen Jahren im Verband
Zeitung für kommunale Wirtschaft,                                                                kommunaler Unternehmen e.V. (VKU)
dem Leitmedium der Wasser-,                                                                      und leite dort einen Fachausschuss.“
Energie- und Entsorgungsbranche,
verliehen.
                                                                                                 Impressum
                                               Foto: Weimer Media Group

Die erste regionale Waschmittelflasche aus     Generationen“, das in Hamburg in über
100 % recyceltem Kunststoff – bereits im       100 Budni Filialen erhältlich ist. Dieses fort-   Herausgeber:
vergangenen Jahr berichtete die kehrseite      schrittliche Projekt wurde jetzt von der ZfK      Stadtreinigung Hamburg
vom Erfolgsprojekt der gemeinsam von           mit dem Leserpreis in Gold gewürdigt. Zur         Bullerdeich 19 • 20537 Hamburg
Budni, Veolia, Unilever, TU Hamburg und        Begründung hieß es: „Die Stadtreinigung           Telefon: 040 / 25 76 0
der SRH gegründeten Hamburgs Wert-             Hamburg schließt mit einem innovativen            vertrieb@stadtreinigung.hamburg
stoff Initiative. Das Prinzip: Die von der     und lokalen Ansatz erfolgreich den Wert-          www.stadtreinigung.hamburg
SRH in der Hamburger Wertstofftonne und        stoffkreislauf.“ Das freute SRH-Presse-           Redaktion:
                                                                                                 Kay Goetze (verantwortlich)
                                                                                                                                              ZV0444-01/06.21/3,65

dem Gelben Sack gesammelten Verpa-             sprecher Kay Goetze, der den Preis ent-
ckungsabfälle werden von Veolia sortiert,      gegennahm: „Auszeichnungen wie diese              und Michaela Seidel
                                                                                                 Gestaltung:
aufbereitet und später zu sogenannten Re-      spornen uns an, weiterhin die Maßstäbe
                                                                                                 mlv werbung GmbH
granulaten weiterverarbeitet. Aus diesen       für Nachhaltigkeit zu setzen und durch
                                                                                                 Erscheinungstermin:
produziert Unilever exklusiv die Flasche       best practice andere Unternehmen zum
                                                                                                 Juni 2021
für das Waschmittel der Marke „Sieben          Mitmachen zu motivieren.“

                                                                                                                 kehrseite 2 | 2021       8
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