Gesundheitsziele.de Maßnahmen des Bundesministeriums für Gesundheit zur Umsetzung der nationalen Gesundheitsziele - Bundesgesundheitsministerium
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
gesundheitsziele.de Maßnahmen des Bundesministeriums für Gesundheit zur Umsetzung der nationalen Gesundheitsziele www.bmg.bund.de
In Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Robert Koch-Institut
3 Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................................................................................................................................................................................ 5 Diabetes mellitus Typ 2: Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln ..................................... 7 Brustkrebs: Mortalität vermindern, Lebensqualität erhöhen ........................................................................................................ 12 Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln ................................................................................................ 19 Gesund aufwachsen: Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung .......................................................................................................................... 27 Tabakkonsum reduzieren ...................................................................................................................................................................................... 40 Gesundheitliche Kompetenz erhöhen, Patientensouveränität stärken .......................... 55
4
Einleitung 5 Einleitung Festlegung von Gesundheitszielen lungsorientierte Ziele auf der Grundlage gesicherter Erkenntnisse erarbeitet. Die beteiligten Akteure haben Auf der 72. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) im Jahr sich verpflichtet, in ihren jeweiligen Zuständigkeitsberei- 1999 hatten sich die Gesundheitsminister der Länder chen Maßnahmen zur Umsetzung dieser Ziele durchzu- dafür ausgesprochen, dass Gesundheitspolitik auf allen führen. Ebenen zukünftig zielorientierter als bisher erfolgen solle, und sie plädierten für die Verabschiedung von Gesund- Vertreten sind mehr als 70 Organisationen. In einem wis- heitszielen. sensbasierten, wissenschaftlich gestützten Prozess wur- den von den Beteiligten seitdem einvernehmlich sechs Das Bundesministerium für Gesundheit hat die Initiative Gesundheitsziele zu folgenden Bereichen entwickelt: ergriffen und im Jahr 2000 begonnen, das Projekt gesund- heitsziele.de als Modellprojekt zu fördern. Es ging Diabetes mellitus Typ 2: Erkrankungsrisiko senken, zunächst um die Frage, ob es in einem föderalistisch orga- Erkrankte früh erkennen und behandeln nisierten Staat wie der Bundesrepublik Deutschland mit einem auf dem Prinzip der Selbstverwaltung basierenden Brustkrebs: Mortalität vermindern und Lebensqualität Gesundheitssystem möglich ist, gemeinsame Gesund- erhöhen heitsziele zu entwickeln und umzusetzen. Gesundheits- ziele werden hierbei verstanden als verbindliche Verein- Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, barungen der verantwortlichen Akteure im Gesundheits- nachhaltig behandeln system. Tabakkonsum reduzieren Gemeinsame Ziele in einem gegliederten Gesundheits- system sind erforderlich, um neuen Herausforderungen Gesund aufwachsen und Gesundheitsgefahren mit abgestimmten Strategien begegnen zu können. Die Orientierung an Gesundheits- Patientensouveränität und -kompetenz stärken zielen, die notwendige Vernetzung und die sektorüber- greifende Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure Themenspezifische Arbeitsgruppen haben Ziele, Teilziele sind dabei von grundlegender Bedeutung. und Maßnahmen zu den Gesundheitszielen entwickelt. Überdies haben die Arbeitsgruppen einige hierfür beson- Immer deutlicher wird auch, dass gesundheitspolitische ders geeignete Maßnahmen ausgewählt, die als Starter- Herausforderungen vor Grenzen nicht Halt machen. For- maßnahmen empfohlen werden. Bundesministerin Ulla mulierte Gesundheitsziele erleichtern abgestimmtes Schmidt hat in einem Empfehlungsschreiben an alle Handeln nicht nur im Föderalismus; sie sind darüber hin- Akteure die Wichtigkeit der Umsetzung der Maßnahmen aus eine Voraussetzung für internationales gesundheits- hervorgehoben und zur Beteiligung und Durchführung politisches Agieren. Die Einbindung in übernationale von Maßnahmen zur Umsetzung der Gesundheitsziele – europäische und globale – Entwicklungen erfordert, aufgerufen. eigene, nationale Positionen und Interessen in einem Kon- sens zu entwickeln, der aktives Handeln und Gestalten auf Des Weiteren wurden Evaluationskonzepte für die Ziele internationaler Ebene ermöglicht. „Tabakkonsum reduzieren“ und „Gesundheitliche Kom- petenz erhöhen, Patientensouveränität stärken“ erarbei- Im Juni 2006 sprach sich die GMK erneut für die Weiterent- tet. Konzepte zur Evaluation weiterer Gesundheitsziele wicklung von Gesundheitszielen und prioritären Hand- befinden sich derzeit in der Entwicklung. lungsfeldern als Grundlage einer zielgerichteten Gesund- heitspolitik aus. Umsetzung von Gesundheitszielen Im Projekt gesundheitsziele.de haben Leistungserbrin- Unterstützt durch seine Fachbehörden, das Robert Koch- ger, Kostenträger, Patientinnen- und Patientenvertreter Institut (RKI) und die Bundeszentrale für gesundheitliche sowie Bund, Länder und Gemeinden gemeinsame hand- Aufklärung (BZgA), hat das BMG den Prozess der
6 Einleitung Zielfindung maßgeblich mitgestaltet. Im Rahmen der Umsetzung engagiert sich die BZgA insbesondere bei den Gesundheitszielen „Tabakkonsum reduzieren“ und „Gesund aufwachsen: Ernährung, Bewegung, Stressbe- wältigung“. Das RKI arbeitet intensiv an den Evaluations- konzepten mit und bezieht die Ergebnisse in seine konkre- te Arbeit ein. Dazu gehören nationale Gesundheitsbefra- gungen und -untersuchungen mit entsprechenden the- menspezifischen Modulen als ein Beitrag zur Evaluation sowie die Präsentation von Ergebnissen im Rahmen konti- nuierlicher Gesundheitsberichterstattung. Im Jahr 2007 ist es gelungen, das Modellprojekt in ein von den Akteuren getragenes Kooperationsprojekt umzu- wandeln, um den Prozess von gesundheitsziele.de fortzu- setzen, nachdem die Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit ausgelaufen ist. Damit haben alle beteilig- ten Akteure erneut bekräftigt, dass sie Gesundheitsziele für Deutschland für sinnvoll halten und sich an der Errei- chung der Ziele beteiligen wollen. Im Mittelpunkt der weiteren Aktivitäten der beteiligten Akteure im Kooperationsverbund werden dabei die wirk- same Vernetzung laufender Zieleprozesse, die Weiterent- wicklung dezentraler Umsetzungsaktivitäten und kon- kreter Maßnahmen, die Intensivierung der Öffentlich- keitsarbeit, die Evaluation und die Weiterentwicklung der Gesundheitsziele und des Gesamtprozesses sowie die Festlegung und Überprüfung von Erfolgskriterien stehen. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Gesundheitsziele- prozess machen deutlich, dass diese langfristig angelegt werden müssen, um nachhaltige Ergebnisse zu erreichen. Die Zusammenstellung der Projekte und Aktivitäten zur Umsetzung von gesundheitsziele.de gliedert sich wie folgt: Zu Anfang jeden Kapitels zu einem Gesundheitsziel findet sich eine Übersicht der von den Arbeitsgrup- pen entwickelten Ziele, Teilziele und Startermaß- nahmen. Daran schließen sich die Aktivitäten und Maßnahmen an, mit denen die empfohlenen Star- termaßnahmen und andere Teilziele umgesetzt werden. Zusätzlich wird jeweils angegeben, welche Teilziele die Maßnahme oder Aktivität umsetzt.
Diabetes mellitus Typ 2 7 Diabetes mellitus Typ 2: Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln Wie aus dem im Rahmen der Gesundheitberichterstat- I Ziele, Teilziele und Startermaßnahmen tung des Bundes erstellten Bericht „Gesundheit in Deutschland“ vom Juli 2006 hervorgeht, leben in Ziel 1 – Primärprävention Deutschland schätzungsweise vier Millionen Menschen mit einer diagnostizierten Zuckerkrankheit. Dies ent- Das Auftreten des metabolischen Syndroms und die Inzi- spricht 5 % der Bevölkerung. Es ist davon auszugehen, dass denz des Diabetes mellitus Typ 2 sind reduziert. es viele Fälle gibt, die nicht diagnostiziert werden; inso- fern dürfte die „reale“ Prävalenz noch höher liegen. Teilziel 1.1: Das Bewusstsein der Bevölkerung, insbesondere in Risiko- 80 bis 90 % der Betroffenen sind an einem Diabetes melli- gruppen, über ernährungs- und verhaltensbedingte Risi- tus Typ 2 erkrankt. Dieser tritt in den meisten Fällen im ken ist geschärft. mittleren bis höheren Lebensalter ab 45 Jahren auf. Teilziel 1.2: Obwohl die vorhandenen Daten keine Hinweise darauf Das Verhalten der Bevölkerung verringert das Risiko für geben, dass in den vergangenen Jahren die altersadjus- das Auftreten eines metabolischen Syndroms. tierte Häufigkeit des Diabetes mellitus Typ 2 zugenom- men hat, muss aufgrund der demographischen Entwick- Teilziel 1.3: lung von einem Anstieg der absoluten Zahl der Erkrankun- Gesundheitsfördernde Strukturen und Rahmenbedin- gen ausgegangen werden. gungen für Ernährungs- und Bewegungsverhalten sind vermehrt vorhanden, insbesondere im Lebensumfeld von Die Entstehung des Typ-2-Diabetes wird durch Überge- Risikogruppen. wicht, Fehlernährung, Bewegungsmangel sowie eine schlechte soziale Lage begünstigt. Insofern gibt es hier große präventive Potenziale. Startermaßnahmen: Auch der Früherkennung kommt eine große Bedeutung Bevölkerungsweite Motivation für eine gesunde zu: Je früher mit der Behandlung begonnen wird, umso Lebensweise im Rahmen einer allgemeinen lebens- einfacher die Maßnahmen (Ernährungsumstellung, stilorientierten Präventionskampagne moderates Bewegungstraining) und umso geringer die Wahrscheinlichkeit für Folgeschäden. Programm zur Früherkennung und Intervention bei gesunden Risikoträgern zur Prävention des Darüber hinaus lässt sich die Lebensqualität von Men- Diabetes: Implementation in Modellregionen schen mit Typ-2-Diabetes durch eine adäquate medizini- sche und psychosoziale Behandlung verbessern. Auch so können Spätschäden vermieden werden. Ziel 2 – Sekundärprävention/Früherkennung Aufgrund der großen Zahl der Betroffenen und der Möglichkeit, eine Erkrankung an Diabetes mellitus Typ 2 Der Diabetes mellitus Typ 2 wird häufiger in einem Krank- durch präventive Maßnahmen zu verringern, wurde das heitsstadium diagnostiziert, in dem noch keine Folge- Gesundheitsziel „Diabetes mellitus Typ 2: Erkrankungsrisi- schäden aufgetreten sind. ko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln“ in die Reihe der nationalen Gesundheitsziele aufgenommen Teilziel 2.1: und es wurden Ziele, Teilziele und Maßnahmen ent- Die Strukturen und Rahmenbedingungen zur Früherken- wickelt. nung von Menschen mit Typ-2-Diabetes sind verbessert.
8 Diabetes mellitus Typ 2 Teilziel 2.2: II Umsetzung der Startermaßnahmen Das Bewusstsein der Bevölkerung zur Inanspruchnahme vorhandener Maßnahmen zur Früherkennung ist verbes- sert. Startermaßnahmen: Teilziel 2.3: Bevölkerungsweite Motivation für eine gesunde Der Einsatz qualitätsgesicherter Früherkennung ist ge- Lebensweise im Rahmen einer allgemeinen lebens- steigert. stilorientierten Präventionskampagne Programm zur Früherkennung und Intervention bei Startermaßnahmen: gesunden Risikoträgern zur Prävention des Diabe- tes: Implementation in Modellregionen Einsatz eines „Diabetes-Mobils“ zur Früherkennung des Diabetes mellitus Typ 2 Nationales Aktionsforum Diabetes mellitus (NAFDM) Untersuchung von Patientinnen und Patienten seit Oktober 2004 mit definierten Risikokonstellationen für Diabetes anlässlich anderweitig veranlasster ambulanter Bereits in seinem Gutachten 2000/2001 schrieb der Sach- Arztkontakte. Bevor eine mögliche Umsetzung verständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesund- dieser Maßnahme vorbereitet wird, soll das heitswesen (jetzt: Sachverständigenrat zur Begutach- Konzept einem Health Technology Assessment1) tung der Entwicklung im Gesundheitswesen), dass das zugeführt werden. Hauptproblem der Versorgungssituation von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 darin besteht, dass die „vielen Einzelaktivitäten nicht zu einer flächendeckenden nationalen Aktion gebündelt werden, sondern regional Ziel 3 – Behandlung und Rehabilitation verkümmern. Medizinische Fortschritte für chronische Kranke bleiben Insel-Lösungen“. Die Lebensqualität von Menschen, die an Diabetes melli- tus Typ 2 erkrankt sind, ist erhöht. Folgeprobleme und Der Bundestag hat den Antrag „Ziele für die Qualitätsstei- Komplikationen sind nachweislich verringert. gerung in der Diabetesversorgung vom 10.10.2000“ am 21.6.2001 beschlossen. Die Bundesregierung wurde auf- Teilziel 3.1: gefordert, die Verbesserung der Diabetesversorgung zu Die Fähigkeit zum Krankheitsselbstmanagement und das einem vorrangigen gesundheitspolitischen Gesundheits- Wissen über die Erkrankung ist bei allen an Typ-2-Diabetes ziel zu erklären. erkrankten Menschen verbessert. Aufgrund des hierdurch angestoßenen Prozesses Teilziel 3.2: gesundheitsziele.de hatte das Bundesgesundheitsmini- Eine umfassende angemessene Versorgung aller an Typ-2 - sterium in einem ersten Schritt in prioritären Bereichen Diabetes erkrankten Menschen ist wohnortnah und sek- bereits Teilziele definiert und niedergelegt: torübergreifend gewährleistet. Früherkennung Teilziel 3.3: Einsatz von Massenkommunikationsmitteln als Instru- Die psychosoziale Ebene der Typ-2-Diabetes-Erkrankung mente zur Früherkennung ist integrierter Bestandteil der Behandlung. Entwicklung und Erprobung von Instrumenten und Methoden zur Nutzung des Internets für die Krankheits- früherkennung Management bei Diabetes mellitus 1) Der Begriff Health Technology Assessment (HTA) bezeichnet einen Prozess, mit dem medizinische Verfahren und Technologien systema- Informationen für Patienten und Leistungserbringer tisch ausgewertet werden. über Disease-Management-Programme
Diabetes mellitus Typ 2 9 Schulung – generelle Prävention durch gesünderen Lebensstil in Entwicklung und Erprobung eines internetgestützten der Bevölkerung Patientenschulungsangebots – Identifizierung von Hochrisikopersonen und gezielte Information Schulung zur Vermeidung einer ansonsten sehr wahr- Verlässliche (qualitätsgesicherte) Informationen für die scheinlichen Entwicklung eines Typ-2-Diabetes Bevölkerung – sachgemäße, qualifizierte Diabetes-Therapie bzw. -ver- Zielgruppenspezifische Informationen für Risikogrup- sorgung pen – sachgemäße Früherkennung und Therapie von diabe- Informationen für Betroffene und Patienten (Diabetike- tesbedingten Komplikationen rinnen und Diabetiker) – Versorgungsforschung, klinische Forschung und Grund- Evaluation lagenforschung Möglichkeiten zur Nutzung des Internets für die Evalua- tion von Maßnahmen im Bereich der Prävention und Durch das NAFDM wurden bereits diverse Projekt- gesundheitlichen Aufklärung Strategien zur Prävention des Typ-2-Diabetes und zur Steigerung der Versorgungsqualität angestoßen Um jedoch im pluralistisch strukturierten und von weit- (www.nafdm.de), u. a. ein Pilotprojekt zur Prävention von gefächerten Zuständigkeiten geprägten Gesundheitswe- Hochrisikopersonen in Sachsen. sen Deutschlands zu nachhaltigen Verbesserungen in der Früherkennung und Prävention zu gelangen, ist es erfor- Das NAFDM trägt bisher zur Erfüllung folgender Teilziele derlich, Initiativen zu bündeln und ein gemeinsames, bei: koordiniertes und zielorientiertes Handeln aller Akteure 1.1 Schärfung des Bewusstseins für Risiken zu erreichen. 1.2 Verhaltensänderung der Bevölkerung 2.2 Verbesserung des Bewusstseins zur Inanspruchnah- Vor diesem Hintergrund hat das damalige Bundesministe- me von Früherkennungsmaßnahmen rium für Gesundheit und Soziale Sicherung gemeinsam 3.1 Verbesserung der Fähigkeiten zum Krankheitsselbst- mit der Deutschen Diabetes-Union im Oktober 2004 das management Nationale Aktionsforum Diabetes mellitus (NAFDM) als zentrale Kooperations- und Kommunikationsplattform ins Leben gerufen, an der alle maßgeblichen Akteure Parallel hierzu wurden folgende Maßnahmen initiiert: beteiligt sind. Internetgestützte Kommunikation zu Ziel des NAFDM ist es, bis zum Jahr 2010 in Form eines Akti- Diabetes mellitus Typ 2 und Typ 1 onsplans ein Diabetes-Programm zu konzipieren: Zum einen soll die Öffentlichkeit den Typ-2-Diabetes als Volks- Durch das BMG geförderte Modellprojekte : krankheit deutlicher wahrnehmen und zu entsprechen- der Vorsorge motiviert werden. Zum anderen soll in Etablierung des Bürger- und Patienten-Informations- der Fachwelt die Diabetesprävention, -versorgung und portals www.diabetes-deutschland.de durch das Deut- -forschung koordiniert und gefördert werden. Das sche Diabetes Zentrum (Förderung des BMG abge- NAFDM wird von der Deutschen Diabetes-Union schlossen). (www.diabetes-union.de) koordiniert und u. a. auch vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Modellprogramm zur Implementierung und Evaluation der Vorsorgeunterstützung und Kompetenzentwick- Ein künftiges Diabetes-Programm soll sich im Rahmen lung durch das Deutsche Diabetes Zentrum: Schwer- eines vernetzten, interdisziplinären Aktionsplans ent- punkte sind u. a. die Bereitstellung von expertenge- wickeln. Das heißt, verschiedene Akteure befassen sich steuerten und qualitätsgesicherten Diabetes-Informa- auf nachfolgenden unterschiedlichen Ebenen mit der tionen sowie von strukturierten Online-Kursen für ärztli- Prävention und Versorgung von Typ-2-Diabetes: che Fortbildung zum Diabetes mellitus im Internet.
10 Diabetes mellitus Typ 2 Durch das große Angebot an für die Patientinnen und III Weitere Maßnahmen zur Umsetzung des Patienten relevanten Informationen (Informationen über Gesundheitsziels Entstehung, Verlauf und Interventions- und Behandlungs- möglichkeiten der Krankheit, Kontaktadressen usw.) trägt Disease-Management-Programme der Bereich der internetgestützten Kommunikation außerdem zur Erfüllung folgender Teilziele bei: Es wurden bundesgesetzlich die Rahmenbedingungen geschaffen, mit denen die Versorgungssituation der Dia- 1.1 Schärfung des Bewusstseins für Risiken betespatientinnen und -patienten in der Bundesrepublik 1.2 Verhaltensänderung der Bevölkerung Deutschland nachhaltig verbessert werden kann, wenn 2.2 Verbesserung des Bewusstseins zur Inanspruch- sie durch weitere gezielte Interventionen ergänzt bzw. nahme von Früherkennungsmaßnahmen optimiert werden. 3.1 Verbesserung der Fähigkeiten zum Krankheitsselbst- management In der gesetzlichen Krankenversicherung werden seit dem Jahr 2002 spezielle strukturierte Behandlungspro- gramme (auch Disease-Management-Programme, DMPs genannt) gemäß § 137f Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) entwickelt. Diese werden im Risikostrukturaus- gleich der Krankenkassen finanziell gesondert berück- sichtigt. Strukturierte Behandlungsprogramme dienen einer qua- litätsorientierten und sektorenübergreifenden Versor- gung chronisch kranker Patientinnen und Patienten. Der Zweck der strukturierten Behandlungsprogramme besteht darin, den Behandlungsablauf und die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern. In diesen Programmen werden Behandlungsmethoden einge- setzt, die in wissenschaftlichen Studien auf Wirksamkeit, Sicherheit und Nutzen überprüft worden sind. Die struk- turierten Behandlungsprogramme beinhalten eine Ver- sorgung, die das Risiko von Folgeschäden minimiert, aku- te Verschlechterungen der Krankheit so weit wie möglich verhindert und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessert. Die Anforderungen an die struktu- rierten Behandlungsprogramme werden durch den Gemeinsamen Bundesausschuss erarbeitet und dem BMG zur Festlegung in einer Rechtsverordnung empfohlen. Die Anforderungen an strukturierte Behandlungspro- gramme für Diabetes mellitus Typ 2 wurden erstmals im Juli 2002 festgelegt und im September 2005 aktualisiert und an den aktuellen Erkenntnisstand angepasst. Im März 2004 wurden auch die Anforderungen an qualitätsgesi- cherte strukturierte Behandlungsprogramme für Diabe- tes mellitus Typ 1 festgelegt. Damit wurden die Vorausset- zungen geschaffen, dass strukturierte Behandlungspro- gramme für Patientinnen und Patienten mit Diabetes mel- litus Typ 1 oder Typ 2 angeboten werden, damit sie von einer fachübergreifenden Behandlung auf der Basis des besten verfügbaren wissenschaftlich belegbaren Erkenntnisstandes profitieren können.
Diabetes mellitus Typ 2 11 Die Umsetzung der Behandlungsprogramme ist bereits IV Auswertung weit fortgeschritten. Inzwischen ist ein flächendecken- des DMP-Versorgungsangebot für Patientinnen und Bei der Umsetzung des Gesundheitsziels Diabetes melli- Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 vorhanden. tus Typ 2 hat sich der Bund in seinen bisherigen Aktivitäten Nach der Monatsstatistik der Krankenkassen sind insge- im Wesentlichen auf die Bereiche Primärprävention samt über 1,6 Millionen Versicherte in ein zugelassenes (Ziel 1) sowie Behandlung und Rehabilitation (Ziel 3) kon- DMP für Diabetes mellitus Typ 2 und über 17.000 Versi- zentriert. Bessere Information und bessere Behandlungs- cherte in ein zugelassenes DMP für Diabetes mellitus Typ 1 bedingungen standen mit insgesamt vier oft weitreichen- eingeschrieben (Stand Oktober 2006). den Aktionen im Vordergrund der Bemühungen. Einige Projekte zielen gleichzeitig auf die Verbesserung der Gegenwärtig erfolgt die für die DMPs gesetzlich vorge- Inanspruchnahme von Früherkennungsmaßnahmen ab schriebene Evaluation der Struktur-, Prozess- und Ergeb- (Teilziel 2.2). nisqualität (der medizinischen Inhalte, der Lebensquali- tät) und der Wirkungen auf die Kosten. Erste Ergebnisse So wurde das Informationsangebot über Entstehung, Ver- wurden bereits veröffentlicht (siehe www.aok-bv.de/ lauf, Interventions- und Behandlungsmöglichkeiten der presse/infos/index_10323.html). Unabhängig davon ist Krankheit weiter verbessert: Durch das im Oktober 2004 eine ständige begleitende Qualitätssicherung Bestand- vom damaligen BMGS gemeinsam mit der Deutschen Dia- teil der DMPs. Die veröffentlichten Qualitätsberichte für betes-Union ins Leben gerufene Nationale Aktionsforum strukturierte Behandlungsprogramme für Diabetes melli- Diabetes mellitus (NAFDM) sind bereits diverse Projekt- tus Typ 2 aus den verschiedenen Regionen zeigen z. B., Strategien zur Prävention des Diabetes mellitus Typ 2 dass die vereinbarten Qualitätsziele im Bereich der medi- angestoßen worden. Unterstützend wirkt die internet- zinischen Versorgung weitgehend erreicht wurden und gestützte Kommunikation zu Diabetes mellitus mit den die strukturierten Behandlungskonzepte den Patientin- vom BMG geförderten Modellprojekten. nen und Patienten nutzen. Darüber hinaus hat der Bund im Bereich der Behandlung Die Einführung und gesetzliche Verankerung der DMPs von Diabetes mellitus durch Schaffung geeigneter Rah- tragen zur Erfüllung der Teilziele 3.1 (Verbesserung des menbedingungen wesentlich zur Verbesserung der Ver- Krankheitsselbstmanagements), 3.2 (Gewährleistung an- sorgungssituation beigetragen: Die Einführung und kon- gemessener Versorgung) und 3.3 (Integration der psycho- tinuierliche Anpassung von strukturierten Behandlungs- sozialen Ebene) bei . programmen (Disease-Management-Programme, DMPs) für Diabetes mellitus schuf die Voraussetzungen dafür, dass die Patientinnen und Patienten von einer fachüber- greifenden Behandlung auf der Basis des besten verfüg- baren wissenschaftlich belegbaren Erkenntnisstandes profitieren können. Eine ständige begleitende Qualitäts- sicherung ist Bestandteil des DMP. Eine Auswertung aus verschiedenen Regionen zeigte, dass die vereinbarten Qualitätsziele im Bereich der medizinischen Versorgung weitgehend erreicht wurden und die strukturierten Behandlungskonzepte den Patientinnen und Patienten nutzen.
12 Brustkrebs Brustkrebs: Mortalität vermindern, Lebensqualität erhöhen Brustkrebs ist sowohl in Deutschland als auch weltweit I Ziele, Teilziele und Startermaßnahmen die häufigste Krebserkrankung und die häufigste Krebsto- desursache bei Frauen. Nach Schätzungen des Robert Ziel 1 – Früherkennung/Sekundärprävention Koch-Instituts sind im Jahr 2002 rund 55.000 Frauen neu an Brustkrebs erkrankt (26,8 % aller Krebsneuerkrankun- Brustkrebs wird in einem frühen und damit prognostisch gen). Etwa jede elfte deutsche Frau erkrankt im Laufe günstigeren Stadium erkannt. ihres Lebens an Brustkrebs. Während die Erkrankungsra- ten seit den 1980-er Jahren ansteigen, zeigt sich seit Mitte Teilziel 1.1: der 1990-er Jahre ein Rückgang der Sterblichkeit an Brust- Ein flächendeckendes, an den EU-Leitlinien ausgerichte- krebs. Im Jahr 2002 starben fast 18.000 Frauen in Deutsch- tes Mammographie-Screening-Programm ist eingeführt. land an der Krankheit, im Jahr 2005 waren es knapp 17.500 Hierfür sind die Voraussetzungen erfüllt. Frauen. In der Europäischen Union steht Deutschland an 8. Stelle der Brustkrebssterberaten, nahezu gleichauf mit Frankreich, Österreich und Estland. Ziel 2 – Versorgung Der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Für Patientinnen ist eine qualitativ hochwertige und evi- Gesundheitswesen (jetzt: Sachverständigenrat zur Be- denzbasierte Versorgung flächendeckend und struktu- gutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen) hat riert gewährleistet (Diagnostik, Therapie, Nachsorge). in seinem Gutachten 2000/2001 festgestellt, dass bei Brustkrebs Verbesserungspotenziale zur Steigerung der Teilziel 2.1: Lebenserwartung und Lebensqualität in allen Versor- Die Versorgung weist einen höheren Grad an Standardi- gungsbereichen (Prävention, Früherkennung, Behand- sierung als bisher auf. Dabei werden insbesondere aner- lung, Rehabilitation und Schmerztherapie) existieren. kannte Behandlungskonzepte und Erkenntnisse der evi- denzbasierten Medizin in der Entwicklung, Umsetzung Da dem Auftreten von Brustkrebs nur begrenzt vorge- und Aktualisierung von Leitlinien und Therapiekonzepten beugt werden kann, ist die frühzeitige Erkennung (Sekun- berücksichtigt. Dies betrifft auch die Qualitätssicherung. därprävention) und Therapie von besonderer Bedeutung. Durch die verstärkte Einführung effektiver Früherken- Teilziel 2.2: nungsmaßnahmen (z. B. ein flächendeckendes Mammo- Die Behandlung von Brustkrebspatientinnen erfolgt nur graphie-Screening) soll die Brustkrebsmortalitätsrate in in Einrichtungen, die bestimmten Qualitätsanforderun- Zukunft weiter gesenkt werden. Gleichzeitig gilt es, die gen genügen. Patientinnen im Rahmen der Behandlung umfassend zu informieren und in Entscheidungen einzubinden. Teilziel 2.3: Die Versorgung erfolgt unter Einbeziehung der individu- Mit der Auswahl des Gesundheitsziels „Brustkrebs: Morta- ellen Bedürfnisse der Patientinnen. lität vermindern, Lebensqualität erhöhen“ widmet sich gesundheitsziele.de einer in epidemiologischer und Teilziel 2.4: gesundheitspolitischer Hinsicht bedeutsamen Erkran- Zugang zu Selbsthilfegruppen und deren Aktivitäten als kung. wichtige Möglichkeit der Auseinandersetzung und der Krankheitsbewältigung werden von den Behandlerin- nen/Behandlern aktiv unterstützt. Dies zieht sich durch den gesamten Verlauf der Erkrankung parallel und zusätz- lich zu allen medizinischen und psychosozial notwendi- gen Maßnahmen.
Brustkrebs 13 Ziel 3 – Information Ziel 4 – Patientenrechte Das Wissen über die Erkrankung ist bei den Nichtbetroffe- Die Patientinnen sind über vorhandene Therapieoptionen nen und Patientinnen verbessert. Verständliche, evidenz- informiert und Partnerinnen im medizinischen Entschei- basierte, einheitliche, neutrale und umfassende Informa- dungsprozess (shared decision making/Einbindung der tionen sind für potenzielle und tatsächlich Betroffene Patientinnen in die Therapieentscheidung bzw. Patientin- sowie auch für deren Angehörige vorhanden (Information nenrechte). der Nichtbetroffenen und der Patientinnen). Teilziel 4.1: Teilziel 3.1: Die Patientinnen sind ermutigt und befähigt, ihre Mitwir- Qualitativ hochwertige Informationen, die evidenzba- kungsrechte in allen Teilschritten der Versorgungskette siert, einheitlich und neutral sind, sind verfügbar. Disku- aktiv wahrzunehmen. tierte und tatsächliche Risiken für eine Brustkrebserkran- kung sowie alternativtherapeutische Maßnahmen sind Teilziel 4.2: berücksichtigt. Für alle Teilschritte der Versorgungskette sind Strategien entwickelt und umgesetzt, die die Partizipation der Teilziel 3.2: Patientinnen erleichtern. Verständliche Informationen sind für die verschiedenen Zielgruppen verfügbar. Die soziale Schicht, die Ethnizität, Teilziel 4.3: kognitive Fähigkeiten wie auch die entsprechenden Die Aus- und Fortbildung der Ärztinnen/Ärzte und Pflege- sprachlichen und kulturellen Anforderungen sind dabei kräfte im Bereich der Kommunikation mit den Patientin- berücksichtigt. nen und ihre Einbeziehung in Therapieentscheidungen ist verbessert. Teilziel 3.3: Die Informationen sind umfassend und den Bedürfnissen der Betroffenen und Nichtbetroffenen angemessen. Ziel 5 – Psychische Betreuung Teilziel 3.4: Die Lebensqualität der Patientinnen ist durch eine Öffentlich zugängliche Informationen zur Qualitätsbe- bedarfsgerechte und qualitätsgesicherte psychosoziale wertung der Versorgungseinrichtungen stehen den Betreuung und ggf. psychoonkologische/psychothera- Patientinnen zur Verfügung. peutische Behandlung verbessert (psychosoziale und psy- choonkologische Betreuung von Patientinnen). Teilziel 3.5: Patientinnen und Nichtbetroffene haben in jeder Situati- Teilziel 5.1: on Zugang zu Informationen. Psychosoziale Aspekte sind von Beginn der Behandlung an bis einschließlich Nachsorge und Rehabilitation Teilziel 3.6: berücksichtigt. Alle betroffenen Frauen sind über die Möglichkeiten von Information und Beratung durch Selbsthilfegruppen Teilziel 5.2: zusätzlich zu den Informationen des medizinischen Die psychosoziale und psychoonkologische Basiskompe- Systems informiert und haben nach Möglichkeit Zugang tenz der Behandlerinnen/Behandler ist erhöht (Onkolo- zu einer Selbsthilfegruppe (vgl. auch Ziel „Einbindung der gie, Gynäkologie, Allgemeinmedizin, Pflegekräfte etc.). Patientinnen …“) Teilziel 5.3: Instrumente zur psychoonkologischen Diagnostik sind Startermaßnahmen: den Behandlerinnen/Behandlern bekannt, stehen zur Ver- fügung und werden flächendeckend eingesetzt. Als Startermaßnahmen werden von der Arbeits- gruppe alle dem Ziel 3 zugewiesenen Maßnamen Teilziel 5.4: empfohlen Professionelle Angebote psychosozialer Betreuung sind bundesweit vorhanden und den Frauen bekannt.
14 Brustkrebs Teilziel 5.5: Teilziel 7.2: Alle betroffenen Frauen sind über die Möglichkeiten von Die Vollzähligkeit der Erfassung der Brustkrebsfälle in den Beratung und Unterstützung durch Selbsthilfegruppen bevölkerungsbezogenen Krebsregistern ist erreicht. Die zusätzlich und parallel zu medizinischen und professio- Daten werden für relevante Vorhaben gemäß den Anfor- nell psychosozialen Maßnahmen informiert und haben derungen des Datenschutzes zur Verfügung gestellt. nach Möglichkeit Zugang zu einer Selbsthilfegruppe (vgl. auch Ziele, Diagnostik, Therapie und Nachsorge). Teilziel 7.3: Die Meldung an die klinischen Krebsregister erfolgt nach einem einheitlichen, an der Qualitätssicherung orientier- Ziel 6 – Rehabilitation ten Inhalt und Format. Die für die bevölkerungsbezoge- nen Krebsregister erforderlichen Daten werden diesen Wo immer indiziert, haben Patientinnen mit Mammakar- gemäß den landesrechtlichen Bestimmungen zugeleitet. zinom die Möglichkeit, an flexibilisierten Angeboten in der Rehabilitation teilzunehmen. Teilziel 7.4: Das Meldeverhalten aller Behandlerinnen und Behandler Teilziel 6.1: an das jeweilige klinische Krebsregister ist so verbessert, Wissenschaftlich gesicherte Versorgungsstandards und dass eine weitgehend vollständige Dokumentation jeder -konzepte sind in der stationären und ambulanten Reha- Brustkrebserkrankung einschließlich ihres Verlaufs er- bilitation eingeführt. Die Rehabilitation erfolgt qualitäts- folgt. Die erfassten Daten werden zur Qualitätssicherung gesichert. verwendet. Teilziel 6.2: Das bisherige gute Angebot an stationärer Rehabilitation Ziel 8 – Forschung besteht weiter. Es existieren jedoch zusätzlich flexibilisier- te Angebote für Frauen, die eine stationäre Rehabilitation Es bestehen verbesserte Erkenntnisse über die verursa- nicht durchführen können. chenden Faktoren für Brustkrebs und ihre Zusammenhän- ge (vgl. auch Ziel „Primärprävention/Risikofaktoren“). Die Teilziel 6.3: Versorgungsforschung ist als kontinuierliche Begleitmaß- Das Angebot an ambulanten Rehabilitationsmöglichkei- nahme einer ständigen Qualitätssicherung und Weiter- ten ist bedarfsgerecht erweitert. entwicklung der Diagnostik, Therapie und Nachsorge inklusive Rehabilitation etabliert. Therapiestudien wer- Teilziel 6.4: den in adäquatem Umfang durchgeführt, finanziert und Die Potenziale und Angebote der flexibilisierten Rehabili- von den Patientinnen angenommen. tation sind den behandelnden und überweisenden Ärztin- nen/Ärzten bewusst. Teilziel 6.5: Haushaltshilfen stehen Frauen auch in der ambulanten Rehabilitation zur Verfügung. Ziel 7 – Register Klinische Krebsregister werden in ausreichender Zahl und voll funktionsfähig geführt und genutzt. In den Ländern werden flächendeckend bevölkerungsbezogene und vollzählige Krebsregister geführt. Teilziel 7.1: Alle Länder haben eine flächendeckende bevölkerungs- bezogene Krebsregistrierung gesetzlich eingeführt.
Brustkrebs 15 II Umsetzung der Startermaßnahmen desausschuss – G-BA), am 15.12.2003 beschlossen, ein qua- litätsgesichertes, bundesweites und bevölkerungsbezo- genes Mammographie-Screening einzuführen. Dieser Startermaßnahme: Beschluss trat nach Prüfung und Freigabe durch das vor- malige BMGS am 01.1.2004 in Kraft. Qualitativ hochwertige Informationen, die evidenz- basiert, einheitlich und neutral sind, sind verfügbar. Zur Erprobung der Anwendung der „Europäischen Leitli- Diskutierte und tatsächliche Risiken für eine Brust- nien für die Qualitätssicherung des Mammographie- krebserkrankung sowie alternativtherapeutische Screenings“ unter den Bedingungen des deutschen Maßnahmen sind berücksichtigt. Gesundheitssystems wurden in den Jahren 2001 bis 2003 in drei Regionen Modellprojekte begonnen (Bremen, Wiesbaden und Weser-Ems) und inzwischen abgeschlos- Förderung der sen. WHC-Brustkrebsfrüherkennungsinitiative Die im Jahr 2003 von den Spitzenverbänden der gesetzli- 2003 wurde die Brustkrebsfrüherkennungsinitiative chen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesver- „Brust Check“ der Women's Health Coalition (WHC, einigung gegründete „Kooperationsgemeinschaft Mam- www.w-h-c.de) finanziell durch Übernahme der Druck- mographie in der ambulanten vertragsärztlichen Versor- kosten für die einzusetzenden Materialien gefördert. gung GbR“ hat u. a. die Aufgabe, die Einführung des Damit wurde zur Umsetzung des Teilziels 1.1 (Früherken- Mammographie-Screening-Programms in Deutschland nung) beigetragen. zu koordinieren. Mit dem Mammographie-Screening auf Grundlage der Startermaßnahme: europäischen Leitlinien wird in Deutschland ein neuarti- ges, sehr komplex strukturiertes Früherkennungspro- Patientinnen und Nichtbetroffene haben in jeder gramm eingeführt, das sowohl einen Bevölkerungsbezug Situation Zugang zu Informationen herstellt als auch eine umfassende Kette von Qualitäts- sicherungs- und Qualitätsmanagementinstrumenten sowie eine kontinuierliche Evaluation beinhaltet. Zu den Finanzielle Förderung eines Brustkrebstelefons Qualitätsanforderungen gehört u. a., dass jede Mammo- graphie-Aufnahme von zwei Ärztinnen/Ärzten beurteilt In den Jahren 2002 und 2003 hat das damalige BMGS wird, dass jede(r) Ärztin/Arzt jährlich die Mammographie- zusätzlich zur Förderung des Krebsinformationsdienstes Aufnahmen von mindestens 5.000 Frauen begutachtet am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg ein und dass, im Falle einer Auffälligkeit, ein Verdacht inner- Brustkrebstelefon gefördert, das seither weitergeführt halb des Programms abgeklärt wird. wird. Zusätzlich bietet der Krebsinformationsdienst seit Sommer 2005 eine Mammographie-Hotline an. Diese Das Mammographie-Screening auf Basis der „Europä- Maßnahme dient der Umsetzung der Teilziele 3.1 (Qualita- ischen Leitlinien zur Qualitätssicherung bei Brustkrebs- tiv hochwertige Informationen) und 3.4 (Öffentlich früherkennung und -diagnostik“ befindet sich in der suk- zugängliche Informationen). zessiven Einführungsphase. Diese wird voraussichtlich bis Ende 2007 abgeschlossen sein. In ihren Empfehlungen zu Startermaßnahmen benennt Zur Zeit werden die Frauen zwischen 50 und 69 Jahren die Arbeitsgruppe auch das Mammographie-Screening bereits in 44 von insgesamt 94 bundesweit geplanten und Disease-Management-Programme, die sich bereits in Screening-Einheiten schriftlich zum Mammographie- der Umsetzung befinden. Screening (alle zwei Jahre) eingeladen. Das in der Anlage der Krebsfrüherkennungs-Richtlinie zum Mammogra- Mammographie-Screening phie-Screening des Gemeinsamen Bundesausschusses aufgeführte Merkblatt enthält sowohl allgemeine Infor- Nach Beschluss des Deutschen Bundestags vom mationen als auch Informationen zu Vorteilen und Risiken 28.6.2002 hatte die gemeinsame Selbstverwaltung der des Mammographie-Screenings. Das Merkblatt wird jeder Ärzte und Krankenkassen, der damalige Bundesausschuss anspruchsberechtigten Frau zusammen mit dem Ein- der Ärzte und Krankenkassen (heute Gemeinsamer Bun- ladungsschreiben übersandt.
16 Brustkrebs Mit dem Betrieb der o. g. 44 Screening-Einheiten ist das das Teilziel 2.2 (Qualitätsanforderungen für die Behand- Screening somit bisher in neun Ländern bzw. in zehn KV- lung) umgesetzt. Gebieten angelaufen, und zwar in: Niedersachsen, Bre- men, Nordrhein-Westfalen (zwei KV-Gebiete: Nordrhein Durch die für die DMPs festgesetzten Anforderungen leis- und Westfalen-Lippe), Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vor- ten diese außerdem einen Beitrag zur Umsetzung folgen- pommern, Berlin, Baden-Württemberg und im Saarland. der Teilziele: Im April 2007 werden voraussichtlich die ersten Scree- ning-Einheiten in Thüringen, Schleswig-Holstein und 2.1 Standardisierte Versorgung Rheinland-Pfalz ihre Tätigkeit aufnehmen. Brandenburg 2.3 Einbeziehung der individuellen Bedürfnisse der wird ebenfalls noch im zweiten Quartal 2007 mit dem Patientinnen Screening beginnen. Sachsen und Hamburg werden aller 2.4 Zugang zu den Selbsthilfegruppen Voraussicht nach im dritten Quartal und Sachsen-Anhalt 3.6 Information über Selbsthilfegruppen im vierten Quartal 2007 starten (Stand: 9.2.2007). 4.1 Ermutigung und Befähigung der Patientinnen, ihre Mitwirkungsrechte in allen Teilschritten der Versor- Die Einführung des Mammographie-Screenings in das gungskette aktiv wahrzunehmen gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm dient der 5.1 Berücksichtigung psychosozialer Aspekte Umsetzung des Teilzieles 1.1 (Flächendeckende Einfüh- 6.1 Einführung wissenschaftlich gesicherter Versor- rung und Ausrichtung an EU-Leitlinien). gungsstandards Disease-Management-Programme Die Anforderungen an strukturierte Behandlungspro- gramme für Brustkrebs wurden erstmals im Juli 2002 als Rechtsverordnung festgelegt. Damit wurden die Voraus- setzungen geschaffen, dass DMPs für die Erkrankung Brustkrebs von den Krankenkassen entwickelt und den Patientinnen angeboten werden können. Die Behand- lungsprogramme müssen die in der Rechtsverordnung festgelegten Anforderungen erfüllen, damit sie durch das Bundesversicherungsamt (BVA) zugelassen werden kön- nen. Dies ist Voraussetzung für die besondere Berücksich- tigung der teilnehmenden Versicherten im Risikostruktur- ausgleich (RSA) der gesetzlichen Krankenkassen. Die Anforderungen an strukturierte Behandlungspro- gramme für Brustkrebs wurden im Februar 2006 aktuali- siert. Dabei wurde durch inhaltliche Konkretisierungen sichergestellt, dass die Behandlung der Patientinnen mit Brustkrebs in den strukturierten Programmen dem aktuel- len Stand der medizinischen Wissenschaft und evidenzba- sierten Leitlinien entspricht. Über 62.000 Patientinnen (Stand Oktober 2006) sind bundesweit in eines der 2.605 vom BVA zugelassenen strukturierten Behandlungsprogramme für Brustkrebs eingeschrieben. Damit ist ein flächendeckendes DMP- Versorgungsangebot für Brustkrebs in ganz Deutschland vorhanden. Bundesweit beteiligen sich rund 400 Kran- kenhäuser am DMP Brustkrebs. Die o. a. Anforderungen für DMPs für Brustkrebs implizie- ren, dass die Behandlung nur in Einrichtungen mit bestimmten Qualitätsanforderungen erfolgt. Damit wird
Brustkrebs 17 III Weitere Maßnahmen zur Umsetzung des „Partizipative Entscheidungsfindung“ zwar als Schlag- Gesundheitsziels sind: wort aufgegriffen, das Konzept aber nur ausnahmsweise konsequent umgesetzt wird. Es verlangt von den Patien- Projekt „Evaluation der von Arzt und Patientinnen tinnen und der Ärztin oder dem Arzt ein ehrliches, offenes gemeinsam getroffenen Therapieentscheidungen aber auch vielfach mühsames Annähern an eine umsetz- beim Mammakarzinom“ bare Form. Im Internet finden sich unter der Adresse www.patient- Im Jahre 2001 wurde vom BMG ein Förderschwerpunkt als-partner.de die Ergebnisse des Projektes, alle wissen- „Die Patientin/der Patient als Partner im medizinischen schaftlichen Präsentationen sowie die Pressetexte des Entscheidungsprozess“ geschaffen mit dem Ziel, anwen- BMG hierzu. dungsorientierte Forschungsprojekte zu unterstützen, die sich in unterschiedlichen Krankheitsbereichen auf die Die für eine von Patientinnen und Ärztin/Arzt gemeinsam verstärkte Einbeziehung von Patientinnen in den medi- getroffene Entscheidung notwendige Information der zinischen Entscheidungsprozess konzentrieren. Patientinnen trägt zur Umsetzung folgender Teilziele bei: Im o. g. Projekt der Ludwig-Maximilians-Universitätsklinik 3.1 Qualitativ hochwertige Informationen München wurde in der Laufzeit von 2001 bis 2004 ein Kon- 3.2 Zielgruppenspezifische Informationen zept entwickelt und erprobt, wie der medizinische Ent- 3.3 An die Bedürfnisse der Betroffenen angepasste scheidungsprozess zwischen Patientinnen und den Informationen behandelnden Ärztinnen/Ärzten verbessert werden kann. 4.1 Wahrnehmung der Mitwirkungsrechte Dabei wurden in einer prospektiv randomisiert kontrol- 4.2 Erleichterung der Partizipation der Betroffenen lierten Studie der Effekt von shared decision making mit folgenden Zielvariablen überprüft: Kommunikation mit Patientinnen – Entscheidungsinhalte der Patientinnen, Die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten ist grundsätzlich in der neuen Approbationsordnung für – Zufriedenheit mit Aufklärung und ärztlicher Behand- Ärzte berücksichtigt. Die Berücksichtigung der Kommuni- lung, kation mit Patientinnen und Patienten in der Approbati- onsordnung für Ärzte betrifft das Teilziel 4.3 „Die Aus- und – gesundheitsbezogene Lebensqualität, Fortbildung der Ärztinnen/Ärzte und Pflegekräfte im Bereich der Kommunikation mit den Patientinnen und – Angst- und Depressionssymptome, ihrer Einbeziehung in Therapieentscheidungen ist verbes- sert.“ – gesundheitsbezogene Kontrollüberzeugungen und Richtlinien zu Rehabilitationsleistungen – Krankheitsbewältigungsstrategien. Am 1. April 2004 sind neue Richtlinien über Leistungen zur medizinischen Rehabilitation in Kraft getreten. Die vorlie- Das Projekt zielte darauf ab, dass die Patientinnen besser genden Rehabilitationsrichtlinien schaffen die Rahmen- informiert in das Therapieplangespräch gehen und bedingungen für eine strukturierte Kooperation von Ver- dadurch in die Lage versetzt werden, sich an der Therapie- tragsärztinnen/-ärzten und Krankenkassen bei der Bera- entscheidung zu beteiligen. tung und Einleitung von notwendigen Leistungen zur medizinischen Rehabilitation im Einzelfall. Die wesentli- Beteiligungswünsche, Umsetzung und Wirksamkeit einer chen Elemente der vorliegenden Rehabilitationsricht- gemeinsamen Therapieentscheidung bei Patientinnen linien enthalten eine Definition der inhaltlichen Grundla- mit neu diagnostiziertem Brustkrebs untersuchte eine gen entsprechend dem Stand der medizinischen Erkennt- Studie der Universitätsfrauenklinik München-Großha- nis auf der Basis der Internationalen Klassifikation der dern. Dafür wurden Patientinnen und Ärztinnen und Ärzte Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) interviewt, ihre Gespräche wurden analysiert. In dem Pro- der Weltgesundheitsorganisation sowie eine klare jekt wurden Entscheidungshilfen für vergleichbare Be- Arbeitsteilung und Kompetenzabgrenzung zwischen Ver- handlungswege bei der Primärtherapie von Brustkrebs tragsarzt und Krankenkasse. Auf der Ebene der Bundes- entwickelt. Aus Sicht der Betroffenen zeigt sich, dass arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation haben die betei-
18 Brustkrebs ligten Spitzenverbände indikationsspezifische Rahmen- Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren (2004–2007) empfehlungen zur ambulanten medizinischen Rehabili- und ein Finanzvolumen von sechs Mio. €. tation erarbeitet, darunter auch die onkologische Rehabi- Diese Maßnahmen betreffen die Umsetzung des Ziels 8 litation, die ebenfalls am 1. April 2004 in Kraft getreten (Forschung). sind. In den Richtlinien kommen Überlegungen zur Umsetzung folgender Teilziele vor: IV Auswertung 6.1 Wissenschaftlich gesicherte Versorgungsstandards Bei der Umsetzung des Gesundheitsziels Brustkrebs in der Rehabilitation fächern sich die vom Bund initiierten neun Aktionsberei- 6.3 Bedarfsgerechte Erweiterung des Rehabilitations- che breit auf. Inhaltliche Schwerpunkte liegen hier bei angebotes Information, Früherkennung, Versorgung und Rehabilita- tion. Durch die Einführung des Mammographie-Screenings hat Krebsregister sich der Bund hier besonders bei der Verwirklichung des Zieles 1 (Früherkennung) engagiert. Zur Zeit laden bereits Mit den zuletzt 2005 bzw. 2006 erlassenen gesetzlichen 44 von insgesamt 94 bundesweit geplanten Screening- Regelungen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württem- Einheiten die Frauen zwischen 50 und 69 Jahren schrift- berg und Hessen haben jetzt alle Länder eine flächendek- lich zum Mammographie-Screening ein. Weitere stehen kende Krebsregistrierung eingeführt. Nach den Berech- kurz vor dem Start. nungen des RKI können hinsichtlich Brustkrebs inzwi- schen alle Register mit Ausnahme von Berlin und Bayern Im Bereich der Versorgung – Ziel 2 – nehmen die Disease- als vollzählig erachtet werden, wobei Bayern den interna- Management-Programme (DMPs) für Brustkrebs eine her- tional geforderten Erfassungsgrad von mindestens 90 % ausragende Stellung ein. Über 62.000 Patientinnen nur knapp unterschreitet. Das BMG unterstützte verschie- (Stand Oktober 2006) sind bereits bundesweit in eines der dene Projekte zur Verbesserung der Krebsregistrierung vom Bundesversicherungsamt zugelassenen DMPs für und finanziert die Information der Öffentlichkeit über die Brustkrebs eingeschrieben. Damit ist ein flächendecken- von den Ländern erhobenen und vom RKI für Deutschland des DMP-Versorgungsangebot für Brustkrebs in ganz ausgewerteten Daten. Insgesamt ist man einem wesent- Deutschland vorhanden. lichen Anliegen, nämlich der umfassenden Krebsregistrie- rung in ganz Deutschland, erheblich näher gekommen, Bei Ziel 3 – Information – wurden fünf der sechs Teilziele wodurch zur Umsetzung des Teilzieles 7.2 (Vollzähligkeit bei der Umsetzung bedient. Neben der finanziellen För- der Erfassung) beigetragen wird. derung des Brustkrebstelefons hat sich der Bund hier im Bereich der Arzt-Patienten-Kommunikation besonders Förderung von Forschungsmaßnahmen engagiert. So diente das vom BMG geförderte Projekt „Evaluation der von Arzt und Patient gemeinsam getroffe- Im Rahmen des gemeinsamen Gesundheitsforschungs- nen Therapieentscheidungen beim Mammakarzinom“ programmes wurden vom BMBF entsprechende brust- dazu, Entscheidungshilfen für vergleichbare Behand- krebsspezifische Forschungsmaßnahmen eingeleitet: So lungswege bei der Primärtherapie von Brustkrebs zu ent- zielt das Projekt „Anwendungsorientierte Brustkrebsfor- wickeln. Dabei zeigte sich, dass „Partizipative Entschei- schung“ darauf ab, patientenorientierte und versor- dungsfindung“ zwar als Schlagwort aufgegriffen, das gungsrelevante Brustkrebsforschung zu unterstützen. Konzept aber nur selten konsequent umgesetzt wird. In Dies soll auf der Grundlage einer engen Vernetzung der zu diesem Bereich wie auch bei der neuen Approbationsord- beteiligenden Disziplinen und einer engen Verzahnung nung für Ärzte ist die Kommunikation mit den Patientin- von Forschung und Versorgung geschehen. Zu den rele- nen und Patienten grundsätzlich berücksichtigt und dient vanten Themen zählen die epidemiologische Ursachen- damit der Umsetzung von Ziel 4 (Patientenrechte). forschung und klinische Epidemiologie, die Validierung Der Erreichung von Ziel 6 – Rehabilitation – wurde durch und Verbesserung der Methoden zur Früherkennung und die bedarfsgerechte Erweiterung des Angebotes an Diagnostik, Therapieoptimierungs- und -vergleichsstudi- ambulanten Rehabilitationsmöglichkeiten Rechnung en und die Validierung von Verfahren der Nachsorge zur getragen. optimalen Betreuung und Begleitung von Patientinnen.
Depressive Erkrankungen 19 Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln Depressive Erkrankungen müssen heute zu den großen Störung leiden (und ihrer Angehörigen) sowie eine Stär- Zivilisationskrankheiten gezählt werden. Nach Schätzun- kung der Kompetenz der Betroffenen (und ihrer Angehö- gen der WHO werden Depressionen im Jahr 2020 die rigen) im Umgang mit ihrer Erkrankung. zweithäufigste Krankheit weltweit (nach ischämischen Herzerkrankungen) sein. In den sogenannten entwickel- Daher wurden zu den Bereichen Aufklärung, Prävention, ten Staaten sogar die häufigsten. Schon jetzt sind Depres- Diagnostik und Therapie, Stärkung der Patient(inn)en, sionen die häufigste Ursache für Lebensjahre, die mit Rehabilitation und Versorgungsstruktur Ziele und Teil- einer gesundheitlichen Beeinträchtigung verbracht wer- ziele entwickelt. den (YLDs – Years lost due to disability). Neuere Erhebungen des Robert Koch-Institutes zeigen, dass in Deutschland fast jede siebte Frau und jeder zwölf- I Ziele, Teilziele und Maßnahmen te Mann im Laufe eines Jahres eine depressive Phase durchlebt. Auch wenn es sich in den meisten Fällen um Ziel 1 – Umgang mit Erkrankung und Erkrankten eine sogenannte „leichtere“ Störung handelt, bedeutet dies nicht, dass sie nicht behandlungsbedürftig und ohne Die Bevölkerung verfügt über einen ausreichenden Wis- Folgen für die Lebensqualität des Betroffenen und die sensstand über das Krankheitsbild Depression und seine Gesellschaft ist. Inzwischen wissen wir, dass depressive Folgen, um mit der Erkrankung und den Erkrankten ange- Erkrankungen enorme Kosten im Gesundheitswesen ver- messen umgehen zu können. ursachen, da sie zu einer besonders hohen Inanspruch- nahme medizinischer Einrichtungen führen. Nach Anga- Teilziel 1.1: ben des Statistischen Bundesamtes beliefen sich die Allgemein verfügbares Wissen über depressive Erkrankun- direkten Kosten für depressive Erkrankungen in Deutsch- gen und Suizidalität, Rezidivgefahr und Chronifizierung land im Jahr 2002 auf insgesamt vier Milliarden Euro. Die sowie über Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebo- indirekten Kosten dürften die direkten Kosten noch te ist vorhanden. erheblich übersteigen. Depressionen sind auch ein rele- vanter Risikofaktor für die Chronifizierung anderer Krank- Teilziel 1.2: heiten wie Koronare Herzkrankheit und Diabetes mellitus, Eine unterstützende, verständnisvolle Haltung gegen- und sie können Heilungs- oder Rehabilitationsprozesse über Betroffenen und ihren Angehörigen ist vorhanden. z. B. nach Schlaganfällen beeinträchtigen. Auch sind sie häufig der Grund für Arbeitsunfähigkeit oder sogar Früh- verrentungen. Startermaßnahmen: Die Krankheitslast einer Depression für die Betroffenen ist Verbreitung und Weiterentwicklung von evidenz- erheblich und führt teilweise zum Suizidversuch bzw. Sui- basierten, allgemeinverständlichen Informationen zid. So suizidiert sich etwa einer von sieben schwer über das Krankheitsbild Depression und die Behand- depressiven Patient(inn)en. Auffällig ist, dass mehr Suizid- lungsmöglichkeiten versuche von Frauen unternommen werden, während vollendete Suizide häufiger bei Männern vorkommen. Anstoß, Ausbau und Koordinierung von regionalen Bündnissen gegen Depression Depressive Erkrankungen bergen ein Verbesserungspo- tenzial in allen Bereichen der gesundheitlichen Versor- gung: bei der Prävention, der Früherkennung, der Be- handlung und der Rehabilitation. Notwendig ist auch ein Prozess der Sensibilisierung der gesamten Bevölkerung für die Belange von Menschen, die an einer depressiven
Sie können auch lesen